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Der Hexenhammer
Heinrich Kramer (Institoris)
Der Hexenhammer Malleus Maleficarum
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Vorwort
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Vorwort Publikationen entstehen nicht im luftleeren Raum. Die vorliegende Neuübersetzung des Malleus Maleficarum verdankt sich den Kontakten zwischen einem der Herausgeber, Wolfgang Behringer (München/York), und dem Deutschen Taschenbuch Verlag in München. Die Neuherausgabe des Dokumentenbandes »Hexen und Hexenprozesse in Deutschland« bot Anlaß zu einer Anfrage beim Verlag, ob man die alte Hexenhammer-Übersetzung des Indologen J.W. Richard Schmidt nicht durch eine brauchbarere ersetzen könnte. Dieser Vorschlag wurde nicht nur begrüßt, sondern mit der Bitte verbunden, dies möglichst zügig ins Werk zu setzen. Um den damit entstandenen Zugzwang ins Positive zu wenden, erfolgte die Kontaktaufnahme mit Günter Jerouschek (Jena), einem durch mehrere Publikationen ausgewiesenen Spezialisten für den Hexenhammer, für die Planung der gemeinsamen Neuausgabe. Für die Neuübersetzung dazugewonnen und im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekts (Leitung Günter Jerouschek) beschäftigt wurde Werner Tschacher (Aachen), ausgewiesen durch seine Dissertation über den Formicarius des Johannes Nider. Eine Rohüberset-
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Vorwort
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zung wurde von den Übersetzern drei arbeitsaufwendigen Korrekturdurchgängen anhand des lateinischen Originals unterworfen, die auf Arbeitstagungen in Jena, Erfurt und München diskutiert wurden. Große Teile der Übersetzung wurden zusätzlich durch Prof. Dr. Othon Scholer (Luxemburg) überprüft. Für seine Bereitschaft zur Mitwirkung waren wir um so dankbarer, als der unerwartete Tod von Prof. Dr. Dr. Winfried Trusen (Würzburg), der seine Mitarbeit bereits zugesagt hatte, für unser Team einen schweren Verlust bedeutet hat. Danken möchten wir auch Sonja Kinzler (München) für die Erstellung des Registers. Besonders nützlich bei der Kommentierung der Übersetzung waren die Vorarbeiten von Prof. Dr. Heide Dienst (Wien), Dr. André Schnyder (Bern) und Prof. Dr. Sönke Lorenz (Tübingen). Wolfgang Behringer (York) Günter Jerouschek (Jena)
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Die Bewertung des Hexenhammers
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»Das unheilvollste Buch der Weltliteratur«? Zur Entstehungs- und Wirkungsgeschichte des Malleus Maleficarum und zu den Anfängen der Hexenverfolgung Die Bewertung des Hexenhammers Der Malleus Maleficarum oder Hexenhammer hat wie kaum ein anderes Buch seine Leser fasziniert und abgestoßen. Sein Ruf verdankt sich dem Umstand, daß er für die Schrecken der beispiellosen und mehrere Jahrhunderte dauernden europäischen Hexenverfolgungen verantwortlich gemacht wird. Im Hexenhammer wurden aus der älteren Literatur systematisch Argumente zusammengetragen, welche die Menschenjagd legitimieren und rechtliche Hinderungsgründe aus dem Weg räumen sollten. Für Befürworter der Hexenverfolgung stellte er die grundlegende Autorität dar. Und unter denen, die an die Möglichkeit von Hexerei glaubten, hat er leidenschaftliche Anhänger gefunden. Noch vor wenigen Jahrzehnten wurde er von seinem englischen Herausgeber Montague Summers als »eines der wichtigsten, weisesten und bedeutsamsten Bücher der Welt« gepriesen.1 Auf der anderen Seite hat der Hexenhammer von
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Die Bewertung des Hexenhammers
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Anfang an Abscheu ausgelöst. Bereits im 16. Jahrhundert erschien er vielen als blutrünstig und inhuman, als wirr und verlogen. Selbst nüchterne Wissenschaftler ließen sich zu emotionalen Reaktionen hinreißen. Der Aufklärer Christian Thomasius (1655–1728), einer der großen Kämpfer gegen den Hexenwahn, hat den Hexenhammer als confusissima disputatio bezeichnet.2 Der Historiker Sigmund Riezler (1843–1927), Autor einer wichtigen Abhandlung zur Geschichte der Hexenverfolgung, nannte es »das verrückteste und dennoch das unheilvollste Buch der Weltliteratur«. 3 Und Joseph Hansen (1862–1943), der wichtigste Protagonist der älteren Hexenforschung, erblickte darin ein »unglaubliches Monstrum voll geistiger Sumpfluft«, in dem sich »ein kaltblütiger und geschwätziger Cynismus, ein erbärmlicher und nichtswürdiger Hang zur Menschenquälerei, der beim Leser immer wieder den Grimm und die äußerste Erbitterung über die Väter dieser eklen Ausgeburt religiösen Wahns wachruft«, 4 Bahn brachen. Derartige Bewertungen ließen sich endlos fortsetzen. Noch in jüngster Zeit wurde der Hexenhammer als »krudes« und »bresthaftes Machwerk« tituliert.5 Der Leser der deutschen Übersetzung des Malleus Maleficarum kann sich unschwer selbst ein Bild machen, inwieweit diese Klassifikationen zutreffen. In allem Ernst wird hier über Schadenszauber, Hexen-
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Die Bewertung des Hexenhammers
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flug, Teufelsbuhlschaft und Tierverwandlung diskutiert. Seiten über Seiten werden damit zugebracht, zu diskutieren, warum die Taten der Hexen schlimmer seien als die schlimmsten Verbrechen und die ärgsten Sünden, schlimmer sogar als die Werke des Teufels selbst. Und von ihren – wie wir heute sagen würden: irrationalen – Prämissen aus ist die Beweisführung nach allen Regeln der scholastischen Argumentationstechnik nicht einmal unschlüssig. Sie ist gelegentlich sogar interessant, etwa wo der Autor über die Unzuverlässigkeit der menschlichen Wahrnehmung räsoniert. Gerade weil es hier um ein Verbrechen geht, das in der europäischen Kultur seit wenigstens zweihundert Jahren als nicht existent, als Wahndelikt erachtet wird, ist es besonders lehrreich zu sehen, mit welchen Argumenten eine außerordentliche Gefahr konstruiert wird, um außerordentliche Gegenmaßnahmen zu propagieren. Diese Argumentationsfigur kennen wir heute noch, sie taucht immer wieder einmal im politischen Diskurs auf. Die Lektüre des Hexenhammers führt die Gefährlichkeit solch scheinbar schlüssiger Argumente vor Augen. Angeklagte wurden wegen eines imaginären Verbrechens hingerichtet, das sie unter der Folter gestehen mußten, und sie waren jeder Verteidigungsmöglichkeit beraubt, wie dies Friedrich Spee (1591–1635) aufgezeigt hat.6 Die Hexenprozesse waren eine der schlimmsten von Menschenhand
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angerichteten Katastrophen der europäischen Geschichte. Der fromme Wunsch, daß man aus der Geschichte lernen kann – hier ist er berechtigt.
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Historische Einordnung
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Historische Einordnung Auch aus heutiger Perspektive wird man sagen können, daß der Hexenhammer das zentrale Buch in der Geschichte der europäischen Hexenverfolgung gewesen ist. Mit etwa dreißig Auflagen zwischen 1486 und 1669 hatte er eine lange und intensive Wirkungsgeschichte. Fast alle Befürworter von Hexenverfolgungen beriefen sich auf ihn, fast alle Gegner polemisierten gegen dieses Buch. Dennoch sieht die heutige Forschung die Rolle des Hexenhammers differenzierter. In inhaltlicher Hinsicht enthält der Hexenhammer, wie schon in seiner Apologia betont wird,7 kaum Neues, er hat überkommene Lehrmeinungen zusammengesucht und neu angeordnet, allerdings in sehr spezifischer Weise. Seine Argumentation befleißigt sich der Prinzipien der scholastischen Methode, wie sie sich in der mittelalterlichen Wissenschaft durchgesetzt hatte und besonders im Dominikanerorden8 gepflegt worden ist. Wenn dieser Disputationsstil auch heute befremdlich erscheinen mag, so unterscheidet er sich doch nicht grundlegend von dem anderer theologischer Traktate der damaligen Zeit.9 In dämonologischer Hinsicht basiert die Argumentation des Hexenhammers auf dem Kirchenvater Augustinus (354–430) und dem dominikanischen Ordenstheolo-
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gen Thomas von Aquin (ca. 1224–1274), welche – allerdings in eher marginalen Passagen ihrer Werke – das Fundament gelegt hatten für die Theorie vom Dämonenpakt. Auf dieser Literatur basierten zahlreiche dämonologische Traktate von italienischen, französischen und spanischen Autoren des 15. Jahrhunderts.10 Auch die Auswirkungen des Hexenhammers sind relativiert worden. In mehreren Regionalstudien ist deutlich geworden, daß er bei der Entwicklung der Hexenverfolgungen eine geringere Rolle gespielt hat, als früher vermutet. In dem Dreiländereck um den Genfer See, wo der neue Hexenbegriff in den Jahrzehnten um 1400 entstanden war, bildete die Publikation des Hexenhammers keine Zäsur. Wie bereits von Hansen herausgearbeitet, wurde dort die Fusion von Ketzerprozeß und Zauberprozeß vollzogen und die Hexerei als die bedrohlichste Erz-Ketzerei gewissermaßen erfunden. Im weiteren Hintergrund stand dabei die Auseinandersetzung der Papstkirche mit der dualistischen Bewegung der Katharer, von der sich der Begriff »Ketzer« überhaupt ableitete.11 Die Hexen wurden oft mit dem Namen einer anderen real existierenden religiösen Gruppierung belegt, der von Rom ebenfalls verketzerten Waldenser (Vaudois).12 Begrifflich spielten bei der Kreation des neuen Hexenstereotyps auch antijüdische Vorstellungen (Sabbat,
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Historische Einordnung
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Synagoge, Ritualmord) eine Rolle.13 Inhaltlich bestand das neue Erz-Verbrechen aus Bestandteilen, die man diesen Ketzersekten angedichtet hatte (Teufelsanbetung, nächtliche Orgien, das Opfern von Kindern), aus Relikten nichtchristlicher Mythologien (magischer Flug, Tierverwandlung) sowie aus jenem Schadenszauber, der in traditionellen Gesellschaften so gefürchtet ist. Das Kernland der frühen Hexenverfolgungen bildeten die Gebiete rund um den Genfer See: das alte Herzogtum Savoyen, das Piemont, der Dauphiné und die angrenzenden Schweizer Kantone Wallis, Waadtland und Bern. Bereits seit den 1430er Jahren wurden dort Traktate geschrieben, die den Hexensabbat stärker betonten als der Hexenhammer. Zusammengefaßt wurden die Erkenntisse dieser frühen Hexenverfolgungen in dem um 1437 verfaßten Formicarius des Baseler Konzilstheologen Johannes Nider (ca. 1385–1438).14 Dieser Traktat zählt im Hexenhammer zu den am häufigsten zitierten Schriften. Der Hexenhammer hat die Hexenverfolgungen also, entgegen früheren Vermutungen, nicht ins Leben gerufen. Vielmehr waren sie bereits zwei bis drei Generationen vorher im Prinzip möglich. Sie blieben zunächst auf bestimmte Regionen beschränkt, wenn auch mit expansiver Tendenz. In diesen Regionen kam es immer wieder zu Hexenprozessen, teils vor In-
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quisitionsgerichten, teils vor weltlichen Richtern. Insgesamt kann man erkennen, daß diese Prozesse nicht gleichmäßig, sondern mit gewissen Konjunkturen stattfanden. Der Hexenhammer fügt sich ein in eine der Prozeßwellen der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.15 Verfolgungen gab es damals bereits in Nordspanien, Südfrankreich, Oberitalien, Burgund sowie im Elsaß und im Herzogtum Lothringen. In Zentraleuropa wurde die neue Hexenvorstellung noch abgelehnt, wie man dem Hexenhammer selbst unschwer entnehmen kann. Die Bedeutung des Malleus Maleficarum lag damit zunächst einmal darin, daß er diese Gebiete mit der neuen, elaborierten Hexenvorstellung vertraut machte. Der Hexenhammer war vor allem für die deutschen Länder von unmittelbarer Bedeutung. Darüber hinaus gehörte er jedoch zu den ersten Dämonologien, die im damals neuen Medium des Buchdrucks erschienen. Die medientheoretischen Diskussionen der letzten Jahre haben herausgearbeitet, in welcher Weise die Verfügbarmachung einer Schrift im Druck deren Rezeption erleichtert hat. Wenn auch bestimmte Obsessionen des Hexenhammers – etwa über weibliche und männliche Impotenz oder gestohlene Penisse – in den späteren Hexenprozessen keine große Bedeutung erlangten, so ermöglichte die Verfügbarkeit in den Bibliotheken doch eine erstaunliche Langzeitwirkung. Durch die Verwendung der mittel-
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alterlichen Universalsprache Latein war der Malleus Maleficarum von den Gelehrten – den Theologen und Juristen – in ganz Europa rezipierbar.16 Eine Zäsur für die Rezeption des Hexenhammers bedeutete das Fundamentalereignis der Reformation, die den Machtanspruch der Papstkirche grundsätzlich in Frage stellte, zugleich aber auch das Wirken des Teufels nachhaltig zu bestätigen schien. In protestantischen Gebieten – etwa im lutherischen Kursachsen oder in Württemberg, in der calvinistischen Stadtrepublik Genf oder in der Kurpfalz – wurde der Hexenhammer als vorreformatorisches, »papistisches« Machwerk entweder rundheraus abgelehnt oder jedenfalls nur ungern als Autorität herangezogen.17 Die evangelischen Freikirchen, die von den großen Konfessionen ihrerseits verketzert wurden und keinen ausgeprägten Teufelsglauben besaßen, standen der Konzeption des Hexenhammers feindlich gegenüber. Dies hatte vor allem dort Auswirkungen, wo diese Gruppierungen einen erheblichen Anteil an der Bevölkerung stellten, wie etwa in Böhmen, auf dem Balkan oder in den Niederlanden.18 Doch auch in altgläubig gebliebenen Gebieten veränderte sich die Lage grundlegend. Seit etwa 1520 gab es arbeitsfähige Inquisitionsgerichte nur noch in Italien und auf der iberischen Halbinsel. Die weltlichen Juristen in den sich herausbildenden Territorial-
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staaten jedoch, etwa in Frankreich, aber auch in Bayern oder Tirol, waren bei der Rezeption des Hexenhammers zurückhaltend, da man seine radikalen Konsequenzen scheute.19 Die Gesetzgebung des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation, die 1532 in der Constitutio Criminalis Carolina kulminierte, überging in ihrer Strafbestimmung (Art. 109) den Hexenhammer und konzentrierte sich auf das alte Delikt des Schadenszaubers. Aber sogar in der katholischen Vormacht Spanien, wo man am ehesten eine geneigte Aufnahme hätte erwarten können, wurde der Hexenhammer gerade von der Behörde abgelehnt, die für Zauberfragen zuständig war, nämlich von der Spanischen Inquisition. Ihre oberste Leitung, die Supremà, stellte 1536 in einer Direktive klar, daß der Hexenhammer keine maßgebliche Autorität darstelle, und unterdrückte seither die von der Bevölkerung gewünschten Strafaktionen gegen Hexen als schweren Glaubensirrtum. Und die Inquisitionsbehörden Portugals und Italiens waren zu demselben Ergebnis gelangt. Über die Auswirkung dieser Richtungsentscheidung besteht heute kein Zweifel mehr. Sowohl in Italien als auch in den iberischen Ländern und ihren Kolonien in Lateinamerika wurden vom 16. bis zum 18. Jahrhundert weit weniger Hexen hingerichtet, als früher angenommen.20 Die portugiesische Inquisition, die auch für die portugiesischen Kolonialgebiete in
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Amerika (Brasilien), Afrika und Asien zuständig war, verhängte in den etwa dreihundert Jahren ihres Bestehens ganze fünf Todesurteile wegen Hexerei.21
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Unmittelbare Rezeption Nach dieser Relativierung der Bedeutung des Hexenhammers scheint nun allerdings mit der konkreten Rezeptionsforschung das Pendel nach der anderen Richtung auszuschlagen.22 Walter Rummel hat in seiner Analyse der ersten Hexenverfolgungen im Hochstift Trier, also dem weltlichen Herrschaftsgebiet des Erzbischofs und Kurfürsten, herausgearbeitet, daß die Publikation des Hexenhammers eine Zäsur bedeutet hat und im Saar-Mosel-Raum in den 1490er Jahren nicht nur ein deutlicher Anstieg der Verfolgungsaktivität zu verzeichnen war, sondern sich in einer lokalen Chronik sogar nachweisen läßt, daß speziell die Lektüre des Malleus Maleficarum wie eine Erlösung auf jene Theologen gewirkt hat, die mit ihren Bauern Hexen verfolgen wollten, aber nach der überkommenen Theologie und Kanonistik keine Handhabe dafür besaßen. Der Hexenhammer war das Werkzeug, mit dem hier die Dämme des Herkommens eingerissen werden konnten.23 Der spektakuläre Fund macht darauf aufmerksam, daß die Rezeptionsgeschichte des Hexenhammers immer noch in den Anfängen steckt. Die 29 Auflagen des Malleus Maleficarum, die bereits Hansen ausgemacht hat24 und die durch die gründlichen Forschun-
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gen André Schnyders im wesentlichen bestätigt worden sind,25 wo sind sie alle geblieben? Dreizehn dieser Auflagen sind allein bis 1523 erschienen, großzügig gerechnet wohl 10000 Exemplare. Sie reichten aus, um sämtliche Kloster-, Fürsten-, Rats- und Universitätsbibliotheken der lateinischen Christenheit und darüber hinaus die Sammlungen zahlreicher Gelehrter zu bestücken. Dies sagt natürlich noch nichts über die Art der Rezeption. Doch offenbar gab es nicht nur ablehnende Reaktionen, wie das ständige Lamento im Hexenhammer über die Gegner der Hexenverfolgungen vermuten läßt. Vielmehr kann man sehen, daß gewichtige Prediger nicht nur aus dem Dominikanerorden, sondern auch der wortgewaltige Straßburger Domprediger Geiler von Kaysersberg (1445–1510)26 oder humanistisch angehauchte Theologen wie der Abt aus dem Benediktinerorden Johannes Trithemius (1462–1516), der um 1508 Kaiser Maximilian und den Kurfürsten Johannes von Brandenburg in dieser Frage beriet, auf den Kurs des Hexenhammers einschwenkten.27 Um 1511 fügte Christoph Tengler in das populäre Rechtshandbuch seines Vaters, den »Layenspiegel«, ein Hexenkapitel explizit auf der Basis des Malleus ein.28 Und einflußreiche dominikanische Theologen wie Silvester Prierias (1460–1523), ein früher Gegner Luthers,29 und dessen Schüler Bartholomaeus de Spina (1480–1546),
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der an der Vorbereitung des Konzils von Trient mitwirkte, beriefen sich in ihren Hexentraktaten auf den Hexenhammer.30 Bis in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts hinein dürfte der Hexenhammer die verbreitetste systematische Dämonologie überhaupt gewesen sein, und danach dürfte er nur durch die 26 Auflagen der Disquisitionum magicarum libri sex des Jesuiten Martin Delrio (1551–1608) in den Schatten gestellt worden sein, die seit 1600 in rascher Folge erschienen. Diese Publikation beruhte jedoch – bei allen Abweichungen en détail – auf dem theoretischen Fundament des Hexenhammers.31 Wenn der Hexenhammer nur auf Ablehnung gestossen wäre, dann hätte er kaum so viele Käufer gefunden. Und daß er Befürworter gefunden hat, ist nicht einmal völlig unverständlich. Denn aufgrund des geschickten Taktierens des Verfassers stellte es sich in der Öffentlichkeit so dar, als genösse der Hexenhammer die Unterstützung des Papsttums, des Kaisers sowie der angesehenen Theologischen Fakultät der Universität Köln: denn deren Urkunden, die den Hexenhammer scheinbar bestätigten, waren seit April 1487 allen Ausgaben des Buches vorangestellt.32 In zahlreichen der erhaltenen Exemplare des Malleus Maleficarum finden sich intensive Benutzungsspuren. Nicht nur das hier für die Neuübersetzung verwendete Exemplar der Erstausgabe aus dem
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Bestand der Niedersächsischen Universitäts- und Staatsbibliothek Göttingen wurde über Jahrzehnte hinweg immer wieder von anderen Benutzern mit Randbemerkungen versehen, die etwas von der Intensität der Auseinandersetzung mit diesem Werk über einen längeren Zeitraum erahnen lassen. Die systematische Erforschung der Eigentumsvermerke, Widmungen, Notizen und Randglossen in den erhaltenen Ausgaben des Hexenhammers wäre der Mühe wert. Wenn nun die Lektüre des Hexenhammers nicht nur heftige Ablehnung hervorrief, sondern intensive Auseinandersetzung, starke Zustimmung und sogar regelrechte Bekehrungserlebnisse auslöste, so zeigt dies, daß der Hexenhammer den Nerv seiner Zeit traf.
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Der Nerv der Zeit Die zentrale Aussage des Hexenhammers besteht darin, daß die Hexen die Schäden, die ihnen zur Last gelegt wurden, auch tatsächlich verübten. Das Aufsehenerregende an dieser Botschaft war, daß sie das Empfinden großer Teile der Bevölkerung widerspiegelte, aber in krassem Widerspruch zur theologischen Tradition stand, in der seit Augustinus die Ansicht vorherrschte, daß Magie keinerlei direkte Wirksamkeit besitze und ihre Anhänger lediglich zu bestrafen seien, weil sie ihr Vertrauen nicht in Gott, sondern in Dämonen setzten. So hatte Regino von Prüm, Verfasser einer einflußreichen Rechtssammlung zu Beginn des 10. Jahrhunderts in einem Kapitel, das mit dem Wort »Bischöfe« (episcopi) beginnt und seit der Aufnahme in das kanonische Recht als Canon Episcopi bezeichnet wird, einen vielleicht gerade in seiner moselromanischen Heimat populären Glauben an die nächtlichen Ausfahrten der Seelen mit gewissen heidnischen Göttinnen, Fortuna oder Holda, als heidnischen Irrtum bezeichnet und mit schweren geistlichen Strafen belegt.33 Diese Bestimmung, die von Burchard von Worms und Ivo von Chartres rezipiert wurde und mit Gratians (ca. 1100 – ca. 1179) Decretum in das kanonische Recht Eingang fand,34 diente
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im Spätmittelalter zur Zurückweisung der realen Möglichkeit magischer Flüge. Der Hexenhammer hingegen behauptete, diese Bestimmungen träfen in der neueren Zeit nicht mehr zu, denn es sei eine neue Sekte von Zauberern aufgekommen, die mit der Erlaubnis Gottes und der Hilfe der Dämonen tatsächlich in der Lage seien, durch die Lüfte zu fliegen und alle nur denkbaren Schäden zu verüben.35 Bereits in der Bulle Summis desiderantes, die Papst Innozenz VIII. am 5. Dezember 1484 auf Anfrage des Inquisitors Heinrich Kramer (ca. 1430–1505) in dessen vorformulierten Worten erlassen hat,36 ist davon die Rede, daß in den fünf deutschen Erzbistümern durch die Taten der Hexen große Schäden verursacht würden, an Mensch, Tier und Feldfrüchten, daß schmerzhafte Krankheiten aufträten und die Frauen, die Männer und die Erde unfruchtbar würden. Im Text des Malleus Maleficarum wird großer Raum darauf verwandt, mit immer neuen Beispielen die Realität des Schadenszaubers, etwa durch Unwetter, Mißernten oder Krankheiten, unter Beweis zu stellen. Und in der Apologia des Hexenhammers wird die Vision einer Endzeit entwickelt, in welcher die Welt gleichsam aus den Fugen geraten sei, wie es in der Offenbarung des Johannes, also dem Buch der Apokalypse, vorhergesagt war. Die Akzentuierung des Schadenszaubers im He-
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xenhammer traf den Nerv der Zeit, weil gerade seit dem Ende der 1470er Jahre eine tatsächliche Häufung von Ernteschäden, Krankheiten und möglicherweise eine Verminderung der Fruchtbarkeit bei Mensch und Tier vorlag. In diesen Jahren setzte nämlich eine neue Welle der Klimaverschlechterung ein, welche in den vergangenen Jahrzehnten im Zusammenhang mit der sogenannten Kleinen Eiszeit in die Literatur eingegangen ist. Viele der klimatischen Erscheinungen, aber auch ihrer Folgen für die Landwirtschaft wurden von den Menschen als »unnatürlich« betrachtet. Das Hexereiparadigma eröffnete nicht nur eine Erklärung für Krankheiten und Ernteschäden, sondern auch die Möglichkeit zu konkreten Gegenaktionen.37 Speziell in Oberdeutschland verzeichnen die Chroniken für 1480 eine ungewöhnliche Preissteigerung, 1481 war ein besonders niederschlagsreiches Jahr, was zu einem Rückgang der Wein- und Getreideernte führte, die Teuerung nahm weiter zu, was Mangelernährung und Hunger zur Folge hatte. 1482 traten dann ungewöhnliche Krankheiten auf. In der drastischen Sprache einer Memminger Chronik heißt es: »Es war in diesem Jahr ein Sterbend hier und flohe des Volcks viel hinauß. So wuchsen den Leuten Würmb im Kopff, daran ihrer viele stürben ...38.« Zwischen 1482 und 1484 grassierten in ganz Oberdeutschland Epidemien, darunter auch die Schwarze Rest, der in
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vielen Städten – etwa Reichsstädten wie Kempten oder Kaufbeuren – bis zu einem Drittel der Bevölkerung zum Opfer fiel. Im Hexenhammer wird auf diese Pestepidemie in drastischer Weise angespielt.39
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Frauenfeindlichkeit im Titel
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Frauenfeindlichkeit im Titel Die vielleicht auffälligste Besonderheit des Hexenhammers gegenüber seinen Vorläufern ist die Zuspitzung auf Frauen. Diese kommt bereits im Titel zum Ausdruck. Wenngleich im Text häufig noch männliche Schadenszauberer erwähnt werden (malefici), wie es auch der Hauptströmung der theologischen Tradition entsprach, so bezieht sich doch die Mehrzahl der Beispiele auf das weibliche Geschlecht (maleficae). Anhand umfangreicher Exkurse, die freilich fast durchweg eine Ausbeute aus älterer frauenfeindlicher Literatur darstellen,40 arbeitet der Autor des Hexenhammers die besondere Anfälligkeit des weiblichen Geschlechts für die Anfechtungen des Teufels heraus. Und er tut dies mit einer derartigen Intensität und mit so vielen Wiederholungen, daß man darin ein besonderes Anliegen des Autors erkennen muß. Es ist kein Zufall, sondern Programm, wenn im Titel des Werkes allein die weibliche Form (maleficarum) verwendet wird. Speziell auf die Frauen zielt dieser Hammer (malleus). Dies wird um so deutlicher, wenn man den Titel in sein literarisches Genre einordnet, eine Literatur, die sich der Bekämpfung von Gegnern der Papstkirche widmete und die man nach ihrem Signalwort als
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Frauenfeindlichkeit im Titel
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Malleus-Literatur bezeichnen könnte. Die älteren Hämmer wandten sich durchweg gegen Männer – zunächst waren sie sogar selbst welche. Der Titel »Ketzerhammer« – Malleus Haereticorum – wurde bereits dem Kirchenvater Hieronymus (ca. 348–420) beigelegt. Im Hoch- und Spätmittelalter wurde er besonders eifrigen Ketzerinquisitoren verliehen, etwa Robert le Bougre, einem Konvertiten, der mit besonderer Grausamkeit gegen die durch Mission vom Balkan gekommene dualistische Religion der Katharer in Südfrankreich vorging. Der Verfasser des berühmten Inquisitionshandbuches Practica Inquisitionis haeretice pravitatis, der – mit Umberto Ecos »Der Name der Rose« zu neuer Berühmtheit gelangte – dominikanische Inquisitor Bernardo Gui, bezeichnete damit seinen Amtsvorgänger Bernhard von Caux. Von der Person bestimmter Inquisitoren wurde der Begriff im 15. Jahrhundert auf Bücher übertragen. So hat um 1420 der Inquisitor Johannes von Frankfurt einem seiner Bücher den Titel Malleus Judaeorum gegeben. Auch bezogen auf die Sekte der Zauberer gab es Vorläufer, etwa das Flagellum maleficorum (»Geißel der Zauberer«) des Petrus Mamoris oder das Flagellum haereticontm fascinariorum (»Geißel der zauberischen Ketzer«) des Dominikaners Nikolaus Jacquier. Die Zuspitzung auf das weibliche Geschlecht war eine Zutat des Hexenhammers,41 der eines der frauenfeindlich-
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Frauenfeindlichkeit im Titel
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sten Bücher der Weltliteratur darstellt. Krasses Beispiel dafür ist die Herleitung des Begriffes femina im Sinne eines scholastischen Begriffsrealismus, demzufolge bereits die Etymologie Aussagen über den Gegenstand zulasse, von fides (lat. Glaube) und minus.42 Die Anthropologie der Frau deutete demzufolge auf eine größere Sündenanfälligkeit hin, ein angeborener Defekt quasi, unreparierbar, der die Frau zum natürlichen Einfallstor der Dämonen in die menschliche, männliche Gesellschaft werden läßt. Auch wenn der Autor des Hexenhammers mit derartigen Ansichten unter den Theologen des Spätmittelalters keineswegs allein steht und nachgewiesen worden ist, woher ein Großteil seiner Zitate stammt,43 so kann man dies doch keinesfalls als Entschuldigung akzeptieren, ganz abgesehen davon, daß keiner der theologischen Vorläufer den Schritt von einem Disziplinierungs- zu einem potentiellen Tötungsprogramm vollzieht. So hat es seit dem Zeitalter der Aufklärung nicht an Stimmen gefehlt, die hervorstechende Frauenfeindschaft des Hexenhammers ihrerseits zu pathologisieren und entweder mit einer individuellen Disposition des Autors oder gar mit seiner Mitgliedschaft in einer zölibatären Ordensgemeinschaft in Verbindung zu bringen. Mag letzteres auch problematisch sein, so werden wir doch sehen, daß der Gedanke an eine psychische Sonderlichkeit des Autors nicht erst
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Frauenfeindlichkeit im Titel
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in späterer Zeit, sondern bereits unter den zeitgenössischen Gegnern aufgekommen ist, wie sich am Beispiel der Innsbrucker Hexenverfolgung zeigen läßt.44
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Drucker, Druckort und Datum
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Drucker, Druckort und Datum der Erstausgabe Zu den Denkwürdigkeiten des Hexenhammers gehört es, daß Druckort, Druckdatum sowie der Verfasser bis in die jüngste Zeit umstritten waren und zum Teil immer noch sind.45 Dies hängt mit der Geschichte des Buchdrucks zusammen, der in der Mitte des 15. Jahrhunderts von Johannes Gutenberg (ca. 1395–1468) erfunden worden ist. Mitte der 1480er Jahre druckte jene zweite Generation von Druckern, die ihre Kunst noch bei Gutenberg selbst oder seinen ersten Gehilfen erlernt hatte. Heute selbstverständliche Merkmale eines Buches wie die Bindung der gedruckten Blätter oder das Titelblatt waren noch nicht allgemein verbreitet. Per Titelblatt identifizierbar ist erst die vierte Auflage des Mallem Maleficarum, die im März 1494 von dem namhaften Nürnberger Drukker und Verleger Anton Koberger (ca. 1440–1513) verfertigt worden ist.46 Sein Verlagshaus gegenüber dem Nürnberger Dominikanerkloster gehörte mit seiner Druckqualität und seinen Verkaufsagenturen in zahlreichen europäischen Städten – z.B. Straßburg, Lyon, Paris, Basel, Mailand, Wien, Budapest, Breslau und Krakau – zu den leistungsfähigsten Unternehmen des ausgehenden 15. Jahrhunderts, was die weite Verbreitung seiner Hexenhammer-Drucke von 1494
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Drucker, Druckort und Datum
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und 1496 erklärt.47 Der Erstdruck enthält dagegen noch nicht einmal den Kolophon, der in der Inkunabelzeit am Ende des Werkes Aufschluß gab über Verfasser, Drucker, Druckort und Druckjahr. Lange hielt man im Gefolge Hansens48 Johann Prüss (1447–1510) in Straßburg für den Drucker der Erstausgabe. Durch den systematischen Vergleich der Drucktypen konnte der Hexenhammer jedoch mittlerweile eindeutig Peter Drach (ca. 1450–1504) in der Reichsstadt Speyer zugeordnet werden.49 Der Ratsherr unterhielt eine Qualitätsdruckerei mit eigenem Vertriebssystem, das zwar an das Kobergers nicht heranreichte, aber immerhin vom Elsaß bis Böhmen reichte und in Köln, Leipzig, Augsburg oder Brünn Bücherlager umfaßte.50 Drach besorgte nicht nur die erste, sondern auch die zweite und dritte Auflage des Hexenhammers, die auf 1490/91 und 1494 datiert werden. In diesem Jahr scheint das Werk seinen Durchbruch auf dem Buchmarkt erreicht zu haben, denn jetzt druckten es der schon erwähnte Koberger und der Kölner Drucker Johannes Koelhoff nach, mit ihren in ganz Europa verkauften Weltchroniken vermutlich die berühmtesten Drucker Deutschlands.51 Ungeklärt blieb bisher das Datum des MalleusErstdrucks. Seit Hansen ist es durch den Termin der gefälschten Approbation des Hexenhammers durch
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Drucker, Druckort und Datum
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die Universität Köln spätestens auf den 19. Mai 1487 datiert worden. Inzwischen wurde jedoch ein anderes Hilfsmittel zur Datierung gefunden. Ausgerechnet von Peter Drach haben sich für die Jahre 1480–1503 Fragmente eines Rechnungsbuches erhalten,52 das seine Abrechnungen mit Kunden, Buchführern oder Vertriebsagenten enthält. Deren Bestellisten geben immer wieder indirekt Auskunft über das aktuelle Verlagsprogramm.53 Darin finden sich in der Karwoche 1487 (8.-14. April) Lieferungen von einem »Tractat von den Zauberine«54 – ganz fraglos der Hexenhammer. Diese Lieferungen gingen zu einem Stückpreis von 12 Albus (Weißpfennigen) in die Reichsstädte Augsburg, Nürnberg und Speyer. Daß der Drucker keinen exakten Titel nennt, ist nicht verwunderlich, denn das tut er auch sonst nicht, dies waren Notizen über die Zahl der verkauften Exemplare. Daß er einen deutschen Titel nennt, kann auch nicht erstaunen, denn Latein beherrschte Drach nur unzulänglich. Die Fahnenkorrekturen an seinen knapp 200 bekannten Druckwerken aus etwa über zwanzig Jahren, darunter vielen theologischen und liturgischen Werken sowie Werken über das weltliche und das Kirchenrecht, wurden von externen Lektoren, Mitgliedern des Mainzer Klerus oder Angehörigen der Heidelberger Universität vorgenommen.55 Erst Mitte des Jahres 1487 schwenkte Drach auf den exakten Titel
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Drucker, Druckort und Datum
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Malleus maleficarum um – wir werden noch sehen warum. Interessant ist nun, wie weit die Belege zu einem Buch über Zauberei oder Zauberinnen zurückreichen. Dies ist nicht ganz einfach zu rekonstruieren, da die Überreste dieser wichtigen Quelle als Einzelblätter aus alten Bucheinbänden gerettet worden sind.56 Ganz klar geht aus dem Rechnungsbuch hervor, daß in den 1470er und frühen 1480er Jahren kein derartiges Werk im Handel war, einschließlich des November 1486. Im Dezember ändert sich jedoch das Bild. Laut Rechnungsbuch empfing Drachs Angestellter Mathis am Tag »nebst noch Lucie«, also am 14. Dezember, zwölf Tractat wider die Zauberern. Allerdings fehlt auf diesem Blatt die Jahreszahl. Die wahrscheinliche Datierung ergibt sich jedoch aus den anschließenden Einträgen, mit denen über die Zeiträume zwischen Lucia und Dreikönig (6. Januar) 1487 abgerechnet wird. Hier wird deutlich, daß nur Lucia des Vorjahres gemeint gewesen sein kann. Am Freitag nach Dreikönig (12. Januar 1487) brach der Handelsdiener Mathis wieder nach Neustadt an der Weinstraße auf, diesmal mit sechs Tractat wider die Zaubernisse im Gepäck.57 Mitte Dezember 1486 wäre damit der frühestmögliche quellenmäßig erschließbare Fertigstellungstermin des Hexenhammer-Erstdrucks, rückwirkend erschlossen aus einem völlig ein-
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deutig datierbaren Beleg für Januar 1487. In der Sache macht dies keinen großen Unterschied, da wegen der zahlreichen Feiertage zwischen Weihnachten und Dreikönig ohnehin nicht viel gedruckt worden sein kann, jedenfalls kaum genug, um ein derart umfangreiches und komplexes Werk fertigzustellen. In beiden Fällen würde eine Fertigstellung des Druckwerks spätestens Mitte Dezember 1486 nahegelegt – unter dem Vorbehalt freilich, daß Drach nicht noch ein anderes, bislang nicht identifiziertes Werk über Zauberei oder Zauberer im Programm gehabt hat. Ein solches ist aber weder im Rechnungsbuch, noch in der zeitgenössisch zitierten Literatur, noch in Bibliotheksbeständen in Sicht.58 Der mit hoher Wahrscheinlichkeit in Betracht kommende frühere Drucktermin bedeutet aber, daß die bibliographische Frühgeschichte des Hexenhammers umzuschreiben ist. Denn die Vorverlegung des Publikationstermins auf Dezember 1486 hat weitere Konsequenzen. Die Edition eines so umfangreichen Buches erforderte Vorarbeiten – Bereitstellung des Papiers und der Lettern, Anfeuchten des Papiers und Anrühren der Farbe, Einstellung des Satzes, Einfärben, Druck der Probeabzüge, Korrekturlesen, Veränderung des Satzes etc. Zusammen mit dem manuellen Druck, dem Trocknen und Legen der Seiten etc. dürfte der gesamte Produktionsvorgang mehrere Wochen in
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Anspruch genommen haben. Die Buchforschung rechnet für die Inkunabelzeit bei einer leistungsfähigen Druckerei nach 1475 mit einer Tagesleistung von maximal 900 Folioseiten pro Tag.59 Bei 128 Folioseiten konnten also rein rechnerisch sieben Exemplare des Malleus täglich produziert werden, bei der Feiertagsdichte der Zeit und rechnerischen 5 Arbeitstagen pro Woche also 35 Ausgaben pro Woche oder ca. 150 im Monat. Rechnet man nur zwei Monate Druckzeit, also eine Erstauflage von nur 300 Exemplaren, dann müßte das Manuskript spätestens Mitte Oktober 1486 in Speyer abgeliefert worden sein, bei höherer Auflage entsprechend früher.60 Paßt dies mit den biographischen Daten zusammen? Notizen zum Leben des Autors findet man im Jahr der Abfassung des Hexenhammers kaum. Im Februar wurde der Inquisitor Kramer aus Innsbruck vertrieben. Daß wir in den nächsten Monaten nichts von ihm hören, ist nachvollziehbar: er muß sich in einer Bibliothek vergraben und konzentriert an seinem Buch geschrieben haben. Erst Anfang November 1486 wird Kramer wieder aktenkundig, und es ist höchst interessant, zu sehen wo: nämlich in Burgund am Hof des neu gewählten jungen Königs und künftigen Kaisers. Belegt ist dies in einer zu Brüssel ausgestellten Urkunde Maximilians I. (1459–1519) vom 6. November 1486 zur Förderung der Hexeninquisition
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und zum Schutz der beiden in der Papstbulle genannten Inquisitoren. Wir können davon ausgehen, daß Kramer diese Privilegierung selbst betrieben hat, denn er war es, der damit durch die Lande zog und sie bei passender Gelegenheit vorwies, beispielsweise zur Erlangung des Kölner Notariatsinstruments und vermutlich wenig später in Mainz, wo er dieses drucken ließ. Daß Kramer sich für die Ausstellung der königlichen Urkunde selbst nach Brüssel bemühen mußte, darf man annehmen. Die Anreise war kein Problem, eingespielte Reisewege führten von Speyer in drei bis vier Tagen in die Hauptstadt der Niederlande, deren Regent Maximilian durch seine Ehe mit Maria von Burgund (1457–1482) geworden war. Für das Datum der Urkunde gab es bisher keine plausible Erklärung. Nach unseren Überlegungen zum Drucktermin fügen sich jedoch die Mosaiksteine zu einem sinnvollen Bild: Mit einiger Wahrscheinlichkeit markiert die Brüsseler Urkunde den Termin der Fertigstellung des Hexenhammers im Manuskript. Der Autor müsste sich im Oktober 1486 in Speyer davon getrennt haben und nach Brüssel gereist sein.61
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Die äußere Form des Hexenhammer-Erstdrucks Der Erstdruck des Hexenhammers wurde, wie wir ausweislich des Rechnungsbuches des Druckers jetzt annehmen dürfen, seit Dezember 1486 über die Buchführer und Agenten Drachs verkauft, offenbar vornehmlich nach Oberdeutschland und ins Rheinland. Vielleicht stieß das Werk auf Widerstand. Jedenfalls entschloß sich der Autor nachträglich, das Prestige und damit die Akzeptanz des Werkes durch Beigabe der päpstlichen Bulle Summis desiderantes affectibus und ein Gutachten der angesehenen Kölner theologischen Fakultät zu erhöhen, genauer gesagt die auf den 19. Mai 1487 datierte Approbatio durch Mitglieder der Theologischen Fakultät der Universität Köln und dem zugehörigen Notariatsinstrument. Die Drucktypen dieser Beigabe konnten der Offizin des Peter Schöffer (ca. 1425–1503) in Mainz zugeordnet werden, einem direkten Schüler Gutenbergs, der oft als Drucker von Ablaßbullen und anderer privilegierter Texte fungierte. Schöffers Werkstatt übernahm öfter Auftragsdrucke für den ausgelasteteren Kollegen aus Speyer, der in den 1480er Jahren im Zenit seiner Produktivität stand.62 Die vermutlich Ende Mai 1487 gedruckten Dokumente wurden nachträglich der Erstauflage des Hexenhammers beigegeben. Seit der
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zweiten Auflage bilden sie einen festen Bestandteil aller Ausgaben des Hexenhammers.63 Da die Blattzählung des Hexenhammers in der vorliegenden Übersetzung und Kommentierung der allerersten Ausgabe, der editio princeps princeps, folgt, beginnt die Zählung zweimal bei Blatt 1 (folio 1): bei dem drei Blätter bzw. sechs Seiten umfassenden Zusatz Schöffers (fol. I recto-III verso), der vermutlich seit Juni 1487 dem ursprünglichen Druck des Hexenhammers vorgebunden wurde. Daß er zu diesem Zweck hergestellt worden ist, geht aus dem letzten Satz hervor. Nach dem Abdruck des Kölner Notariatsinstruments verweist der Mainzer Druck auf das auf der nächsten Seite beginnende Inhaltsverzeichnis des Werkes, die Tabula.64 Der 129 Blätter umfassende Erstdruck des Hexenhammers (fol. 1 recto-129 verso) aus der Speyrer Offizin Drach beginnt auf der Vorderseite von Blatt 1 mit der Apologia (fol. 1 recto). Bereits aus rein formalen Gründen drängt sich hier die nächste Frage auf: Wo ist das gerade angekündigte Inhaltsverzeichnis geblieben? Ist es wahrscheinlich, daß Schöffer über den Aufbau des Werkes nicht informiert war und er den Anschlußhinweis aufs geratewohl hat setzen lassen? Dies ist bei dem Mainzer Präzisionsdrucker kaum glaubhaft. Es gibt eine plausiblere Erklärung, nämlich daß der Hinweis Schöffers zum Zeitpunkt des
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Druckes richtig war und die Apologia auctoris, die Rechtfertigung des Autors noch nicht vorlag! Dann müßte sie nach Erhalt der Mainzer Drucke – als letzter Teil des Gesamtwerkes – Ende Mai oder Anfang Juni 1487 verfaßt worden sein. Dafür, daß auch dieser vorgeschaltete Text eine nachträgliche Beigabe zum Malleus war, spricht einiges: So ist die Rückseite des Blattes auffallenderweise leer (fol. 1 verso), während der Hexenhammer sonst in einer Art horror vacui fast absatzlos durchgedruckt worden ist, was zwar papiersparend war, aber nicht eben leserfreundlich. Selbst zwischen den drei Teilen des Werkes wird kein Zentimeter Raum vergeudet, geschweige denn eine neue Seite begonnen oder gar eine ganze Seite freigelassen, um auf der nächsten Vorderseite beginnen zu können. Auffällig ist auch, daß die Rechtfertigung des Autors wie die Drucke aus der Offizin Schöffers einspaltig gesetzt sind, während die übrigen 128 Blätter bzw. 256 Seiten zweispaltig sind. Die Apologia übernimmt damit optisch eine Brückenfunktion zwischen den Mainzer Drucken und dem Malleus, was voraussetzt, daß alle anderen Teile zuvor gedruckt waren. Und es gibt noch einen gewichtigen Grund zu der Annahme, daß die Apologia auctoris in Malleum maleficarum um Ostern 1487 herum verfaßt worden sein muß: Das Auftauchen dieses Begriffes in den Rechnungsbüchern Peter Drachs
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zu diesem Zeitpunkt. Auch ohne Titelblatt verdeutlichte diese Kopfzeile seither unmißverständlich, wie der Titel des Buches lauten sollte. Auf der Vorderseite von Blatt 2 beginnt der eigentliche Text des Malleus mit der angekündigten Tabula. Die Tabula ist wie der übrige Text zweispaltig, also anscheinend mit diesem zusammen gedruckt worden. Bulle, Approbatio und Apologia sind darin nicht aufgeführt, was ebenfalls für einen frühen Druck zu sprechen scheint. Dennoch weist auch die Inhaltsangabe Besonderheiten auf, die eine Interpretation erfordern. Zunächst einmal fällt auf, daß die Inhaltsangabe nicht mit den Worten beginnt, die Schöffer am Ende seines Drucks angekündigt hat, während dies im frühen Buchdruck üblich war, um dem Buchbinder die Arbeit zu erleichtern. Auch trägt die Tabula keine Überschrift, so daß zunächst unklar bleibt, womit man es hier zu tun hatte. Stattdessen folgt ein Hinweis auf die Bulle des Papstes Innozenz VIII. von 1484, die dem Hexenhammer erst ab April 1487 beigebunden worden sein kann. Danach folgt eine narrative Erklärung für den dreiteiligen Aufbau des Malleus. Erst in Zeile 10 beginnt die eigentliche Inhaltsübersicht. Für einen späten Druck dieser Übersicht spricht, daß sie einigermaßen stimmig ist. So werden für den Teil I 18 Kapitel aufgeführt (I, 1–18), obwohl aus dem Text hervorgeht, daß zunächst nur sechzehn geplant waren.
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Kapitel 17 wird schon in der Überschrift als Erweiterung von Kap. 14 bezeichnet, während Kapitel 18 die Eingangsfrage noch einmal aufgreift. Bei Teil II hat der Autor allerdings den Überblick verloren. Er spricht von 16 Kapiteln unter zwei Fragen. Tatsächlich führten jedoch umfangreiche Erweiterungen des ursprünglich geplanten Aufbaus dazu, daß bereits zur ersten Frage 16 Kapitel entstanden (II/1, 1–16), der ganze Teil in zwei »Hälften« geteilt wurde und für die zweite Frage noch einmal 9 Fragen (II/2, 1–9) aufgeworfen wurden, insgesamt also 25 – statt 16 – beantwortet werden. Noch wirrer ist die Gliederung von Teil III. Dieser wird durch den Autor in drei Drittel mit jeweils eigener Binnenzählung unterteilt, von denen das erste 5, das zweite 12 und das dritte 20 Fragen [= Kapitel] behandelt, was insgesamt 37 Kapitel erwarten läßt. Tatsächlich wird der ersten Frage im Text aber noch eine Frage vorgeschaltet, die nirgends mitgezählt wird. Im Text selbst sind die Kapitel mißlicherweise von 1–35 durchnumeriert, weil der Autor bei der Zählung mehrmals durcheinandergeraten ist. Um dies zu kaschieren, zählt der Autor in der Tabula zunächst die ersten beiden Drittel, zum Teil abweichend von der Numerierung im Text (III/1+2, 1–17), und dann gesondert das letzte Drittel (III/3, 1–20), um auf die korrekten 37 Kapitel (= Fragen) zu gelangen.
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Daß ein derartiges Chaos mit unterschiedlichen, jeweils in sich falschen Gliederungssystemen jeden Herausgeber vor Probleme stellen muß, erweist sich von der Erstausgabe an bis heute. Das größte Rätsel gibt der Autor jedoch mit seiner Behauptung auf, er werde sein Thema »in 48 Fragen erörtern«65, wenn er doch seinen Stoff offensichtlich in 18+25+37=80 Kapitel untergliedert, die eine ungezählte Frage zu Beginn von Teil III auch hier nicht mitgerechnet. Selbst wenn man annehmen wollte, daß er bei den 25 Kapiteln des Teil II, abweichend von seinem sonstigen Verfahren (Frage=Kapitel) tatsächlich nur von »zwei Fragen« spricht, käme man immer noch auf 57 Kapitel. Alle Gedankenspiele, etwa das einer möglicherweise geplanten symmetrischen Gliederung von drei gleichen Teilen zu jeweils 16 Fragen, helfen zur Erklärung nicht viel weiter. Schon die mißratene Gliederung wirft ein bezeichnendes Licht auf die Arbeitsweise des Autors und unterstreicht den Eindruck eines mit hastiger Feder unter enormem Zeitdruck geschriebenen Werkes. Der zweispaltig gedruckte Text des Malleus erfordert beim präzisen Zitat eine Unterscheidung der beiden Spalten (links a, rechts b) auf jeder Seite, der Vorderseite (recto) und der Rückseite (verso) jedes Blattes (also z.B. für die Vorderseite fol. 2ra und fol. 2rb, Rückseite fol. 2va und fol. 2vb). Im Original ver-
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teilen sich die Zusätze aus der Offizin Schöffers (Bulle und Kölner Notariatsinstrument) sowie der Erstdruck des Malleus aus der Druckerei Drachs, die Apologia und die drei Teile des Hexenhammers folgendermaßen: Übersicht über die Teile des Hexenhammers Offizin
Druck
Blatt
Schöffer Bulle fol. Ir-Iv (1 Blatt = Approbatio fol. IIa-IIIb Drach Apologia fol. 1r fol. 1v Tabula fol. 2ra-3va Teil I: fol. 4ra-43rb Teil II: fol. 43rb-92va Teil III: fol. 92va-129vb
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Blattzahl
Seitenzahl
2 Seiten) (2 Blätter = (1 Blatt recto = (leer (2 Blätter = (40 Blätter = (50 Blätter = (38 Blätter =
4 Seiten) 1Seite) 1Seite) 4 Seiten) 80 Seiten) 100 Seiten) 76 Seiten)
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Das Verfasserproblem
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Das Verfasserproblem Nicht weniger schwierig als die Frage des Druckdatums bzw. der Druckdaten der einzelnen Teile ist die Autorenfrage zu beantworten. Konkret geht es darum, ob allein der Schlettstädter Dominikaner Heinrich Kramer, der sich seit 1479 latinisiert auch Institoris (lat. Genitiv von Institor = Kaufmann, Krämer), doch auch immer noch einfach Frater Henricus (Bruder Heinrich) nannte, als Autor zu betrachten ist oder ob auch der Prior des Kölner Dominikanerklosters Jakob Sprenger (1437–1495), der 1487 zum Provinzial der dominikanischen Ordensprovinz Teutonia erwählt wurde, nennenswerten Anteil an der Abfassung des Malleus oder der Apologia gehabt haben kann. Wäre dies nicht der Fall, müßte man davon ausgehen, daß Kramer/Institoris den Namen des angeseheneren Ordensbruders ausnutzte, um das Renommee des Hexenhammers zu erhöhen. In diesem Fall wäre es allerdings befremdlich, daß Sprenger sich nicht öffentlich gegen den Mißbrauch seines Namens verwahrt hat. Von der Titulatur des Buches her läßt sich die Frage nicht lösen. Den frühen Ausgaben des Hexenhammers fehlt der Buchtitel, in der Nürnberger Ausgabe von 1494 wird zwar der Drucker, aber nicht der Autor im Kolophon genannt. Interessanterweise
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Das Verfasserproblem
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spricht der Drucker-Verleger Koberger in seinen Drucken nur von einem Autor im Singular, dem sich der Titel verdanke, nicht von »den Autoren«. Dabei dürfte Koberger den Autor persönlich gekannt haben. Seine Ausgaben des Hexenhammers weisen gegenüber den Speyrer Drucken einige Verbesserungen auf, etwa im Inhaltsverzeichnis des dritten Teils. Zu denken ist hier an Kramer, der seit 1491 versuchte, den Nürnberger Rat von seiner Dämonologie zu überzeugen, mehrmals im dortigen Dominikanerkloster – gegenüber Kobergers Druckerei – abstieg und wenigstens einen weiteren Titel bei Koberger drucken ließ.66 Erstmals irr der Nürnberger Ausgabe des Druckers Friedrich Peypus (1485–1534) von 1519 werden Heinrich Institoris und Jacob Sprenger gleichberechtigt als Autoren genannt, zu einem Zeitpunkt, da beide längst tot waren. In den venezianischen Ausgaben seit 1574 wird Sprenger als alleiniger Autor aufgeführt. Von dort wanderte diese Fehlangabe in den Frankfurter Nachdruck des Druckers Heinrich Basse von 1580, der zwei Jahre später allerdings Heinrich Institoris als Mitautor wieder hinzunimmt. Alle französischen Ausgaben seit 1582 beschränken sich auf die Angabe, der Malleus Maleficarum sei aus vielen Autoren zusammengestellt, vielleicht durch Fehlinterpretation des Passus in der Apologia bedingt. Würde
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Das Verfasserproblem
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man alle Druckausgaben des Hexenhammers zum Maßstab nehmen, so könnte man der Ansicht zuneigen, Jacob Sprenger sei der alleinige Autor des Werkes gewesen. Dies gilt um so mehr, als er als alleiniger Verfasser der Apologia des Hexenhammers erscheint. Und überdies wird er in der päpstlichen Bulle Summis desiderantes affectibus zusammen mit Kramer/Institoris als päpstlicher Inquisitor für das Hexenwesen in Deutschland genannt. Allerdings gibt es keine einzige Hexeninquisition und nicht einmal irgendein anderes Inquisitionsverfahren mit tödlichem Ausgang, mit dem Sprenger in Verbindung gebracht werden könnte, obwohl er bereits mit Urkunde vom 19. Juni 1481 zum Inquisitor für die Diözesen Mainz, Köln und Trier bestellt worden war.67 Anders verhält es sich bei Kramer. Die Hexenverfolgung in der Reichsstadt Ravensburg, die im Hexenhammer erwähnt wird, ist von ihm geleitet worden. Die 1484 erlassene Bulle Summis desiderantes affectibus, in der Kramers Ravensburger Gehilfe Johann Gremper als Notarius namentlich erwähnt wird, hat die Form eines Reskripts, bei welchem die päpstliche Kanzlei den Text einer Eingabe übernimmt, das heißt, sie ist von Kramer selbst formuliert worden.68 Die Innsbrucker Hexenverfolgung, von der ein Großteil der Beispiele im Hexenhammer herrührt, wurde allein von Kramer ins Werk gesetzt. Als Notarius
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Das Verfasserproblem
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diente hier nicht mehr Gremper, der in Altdorf/Weingarten eine Festanstellung gefunden hatte, sondern ein Johann Kanter aus Utrecht. Zahlreiche Quellen berichten von dem unmenschlichen Verfahren, das am Widerstand des zuständigen Bischofs von Brixen, Georg II. Golser (ca. 1420–1489, reg. 1464–1489) scheiterte. Bischof Georg befahl den Abbruch der Untersuchung und die Freilassung der inhaftierten Frauen. Überdies erteilte er dem Inquisitor einen kaum verklausulierten Landesverweis.69 Kramer hat sich dagegen mit der Unterbreitung seiner Version des Sachverhalts zur Wehr gesetzt, die sich im Diözesanarchiv Brixen erhalten hat. Sie gilt seit ihrer Auffindung durch den Brixener Augustinerchorherrn Hartmann Ammann (1856–1930) angesichts teilweise wortgleicher Formulierungen als Vorarbeit zum Hexenhammer.70 In der deutschsprachigen Forschung wird Kramer mittlerweile fast allgemein als Autor des Hexenhammers betrachtet,71 obwohl im Hexenhammer selbst häufig von zwei Autoren die Rede ist. In der internationalen Literatur – von der amerikanischen abgesehen – wird dagegen seit dem 16. Jahrhundert Sprenger wenigstens als gleichberechtigter Verfasser betrachtet. Wenn man annimmt, daß dies nicht stimmt, so müßte man von einer bewußten Irreführung der Öffentlichkeit durch Kramer ausgehen, wogegen sich
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Das Verfasserproblem
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beispielsweise Wilson und Schnyder aussprechen.72 Aber ist diese Annahme wirklich so abwegig? Auch bei den Passagen über die Inquisitionsverfahren in Ravensburg und Innsbruck, die nachweislich von Kramer allein durchgeführt worden sind, ist im Hexenhammer von »wir« die Rede. Und es gibt zahlreiche weitere Stellen im Hexenhammer, die historiographisch falsifizierbar sind, so daß man um die Annahme einer zielgerichteten Täuschung des Lesers durch den Autor kaum umhin kommt. Sie erscheint geradezu als charakteristisches Stilmittel.73 So erweckt Kramer den Eindruck, der Brixener Bischof habe seine Inquisition gutgeheißen und gefördert – aber genau das Gegenteil war der Fall. Er gibt vor, die Innsbrucker Verfolgung sei ein großer Erfolg gewesen – aber sie war ein Fiasko. Er behauptet, die verdächtigten Tiroler Hexen hätten den Pakt mit dem Teufel gestanden: doch nichts davon findet sich in den erhaltenen Aussagen der beschuldigten Frauen. Der Textvergleich offenbart, daß ihre konkreten Aussagen im Hexenhammer systematisch entstellt wiedergegeben worden sind. Kramer stellt seine Privatmeinung, daß die inhaftierten Frauen einen Teufelspakt geschlossen hätten, als durch den Prozeß erwiesene Tatsache hin.74 Bereits der Brixener Bischof Georg vermerkte kritisch dieses grundlegende Defizit an Rechtlichkeit in den Prozeßberichten des Inquisitors Kramer, sein unsinni-
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ges Gebaren, Unbewiesenes als erwiesen hinzustellen, also Beweismittel zu fälschen.75 Daß dasselbe auch auf andere Inquisitionsprozesse des Bruders Heinrich von Schlettstadt zutrifft, ist bereits mehrmals nachgewiesen worden.76 Hinzu kommen weitere Mißhelligkeiten, in die Kramer verwickelt war, etwa die Geschichte eines Diebstahlsvorwurfs mit anschließender Verleumdungsklage gegen zwei seiner Schlettstädter Mitbrüder während des Romaufenthalts 1475, seine zeitweise Inhaftierung wegen der Angriffe gegen Kaiser Friedrich III. (1415–1493, reg. 1440–1493) im Jahr 1473 oder der Haftbefehl gegen »frater Henricus Institoris« in Augsburg wegen des Verdachts der Unterschlagung von Ablaßgeldern 1482.77 In der Literatur breit diskutiert worden ist die Frage des Kölner Notariatsinstrumentes vom Mai 1487, das so viele formale und inhaltliche Unstimmigkeiten aufweist, daß es schlichtweg als Fälschung zu bezeichnen ist.78 Ausgerechnet der in Köln residierende angebliche Mitautor Sprenger fehlte bei der Beurkundung. Von der Theologischen Fakultät nahmen nur einzelne Mitglieder an der Prozedur teil, von denen zwei notariell beglaubigte Zeugen – Thomas de Scotia und Johann von Vörde – später gegen ihre Vereinnahmung protestierten und zu Protokoll gaben, sie seien nicht dabei gewesen. Und die Anwesenden bescheinigten lediglich,
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daß die päpstliche Bulle und das kaiserliche Privileg echt seien und approbierten den Hexenhammer nur insoweit, als er den Lehren der Kirche nicht widerspreche. Selbst diese Gutachter hielten fest, daß der Hexenhammer nicht für einen größeren Leserkreis geeignet sei, sondern nur für besonders verständige Leser, die mit einer so schwierigen Materie umgehen könnten.79 Daß Kramer der Autor des Hexenhammers war, ist unter Zeitgenossen unbestritten. Er selbst hat sich wiederholt zu seiner Autorschaft bekannt und die Etablierung seines Buches in jeder nur erdenklichen Weise unterstützt. Die Kölner Approbation hatte Heinrich Kramer ebenso geschickt arrangiert wie zuvor die königliche Privilegierung oder den Erlaß der päpstlichen Bulle, alles durchsichtige Inszenierungen, um mit dem Vehikel der klingenden Namen das Anliegen der Hexenverfolgungen zu befördern. In seinem Gutachten für den Nürnberger Rat erwähnt »Bruder Heinrich Kramer Prediger Ordens« im Oktober 1491 mehrmals »sein« Buch über die Unholden,80 und in einem 1501 veröffentlichten Buch gegen die Ketzerei der Böhmischen Brüder bezeichnet sich Kramer erneut als den Verfasser des Malleus.81 Völlig anders ist dies bei Jacob Sprenger. Wie Kramer ist auch er häufig als Autor hervorgetreten, doch eignet seinen Werken eine völlig andere Ambiti-
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on. Nicht das Aufspüren und die Tötung der Abtrünnigen ist sein Ziel, sondern die Integration der Gläubigen und die Befestigung des Glaubens, etwa in seinen Werken zur Förderung der Marienfrömmigkeit und der Rosenkranzbruderschaften, deren Einführung in Deutschland Sprengers Werk war. Sprenger war weit mehr noch als Kramer eine Person des öffentlichen Lebens. Doch in keiner seiner Schriften oder Handlungen läßt er irgendeine Neigung zur Hexenverfolgung erkennen oder auch nur ein besonderes Interesse an dieser Frage. Dies paßt zu der Tatsache, daß Sprenger mit keiner Hexeninquisition und mit keinem Exempel im Hexenhammer in Verbindung gebracht werden kann.82 Wenn Heinrich Kramer also der alleinige Autor war, wie geriet Sprenger dann in den Genuß bzw. den Ruch der Zuschreibung? Urheber dieser Version war offenbar Johannes Trithemius, der 1495 in seinem Catalogus illustrium virorum auf das Verwirrspiel um die Verfasserschaft hereinfiel und Sprenger in dessen Todesjahr als maßgeblichen Verfasser des Hexenhammers bezeichnete.83 Von Trithemius verbreitete sich, unterstützt durch die Namensnennung in der Apologia, die Auffassung von der Verfasserschaft Sprengers so rasch, daß sie nach zwanzig Jahren Eingang sogar in die Veröffentlichungen von Ordensmitgliedern gefunden hat.84 Sprengers Nachfolger als Prior des Kölner Dominikaner-
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klosters, sein ehemaliger Vertrauter Servatius Fanckel, hat sich allerdings bereits 1496 schärfstens gegen die Zuschreibung des Trithemius verwahrt und in einem Brief festgehalten, daß Sprenger nach dessen eigenem Bekunden zum Text des Malleus nichts beigetragen und nicht einmal von dessen Abfassung Kenntnis gehabt habe.85 Nach alledem dürfte der prominente Ordensobere nach der Ostermesse 1487 ziemlich befremdet gewesen sein, daß sein Name durch die Nennung in Bulle, Notariatsinstrument und Apologia zunehmend mit diesem Machwerk in Verbindung gebracht wurde.
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3.582 Das Verhältnis Jacob Sprengers zu Heinrich Kramer Hexenhammer, 37
Das Verhältnis Jacob Sprengers zu Heinrich Kramer Diese Konstellation legt es nahe, das Verhältnis zwischen diesen beiden Dominikanern näher zu betrachten. Das Ergebnis ist überraschend. Seit dem Zeitpunkt, als Kramer in Innsbruck mit der päpstlichen Bulle, in der auch Sprenger erwähnt wird, seine skandalöse Hexenverfolgung durchführte, finden sich deutliche Anzeichen für ein schweres Zerwürfnis zwischen Kramer und Sprenger. Möglicherweise speiste sich der Gegensatz der beiden Exponenten aus dem Richtungsstreit innerhalb der deutschen Provinz des Dominikanerordens, der Teutonia. Während die Mehrheit der Konvente mit Sprenger dem observanten Flügel zuneigte, sträubte sich eine Minderheit – die Konventualen – vehement gegen Reformen. Auf dem Provinzialkapitel von 1484 in Colmar kam es zum Bruch. Wohl nicht zufällig tagten die Konventualen in Kramers traditionsreichem Kloster in Schlettstadt weiter.86 Der Gegensatz zwischen Sprenger und Kramer/Institoris nahm noch vor jeder möglichen Zusammenarbeit am Hexenhammer höchst persönliche Dimensionen an. Deutlich sichtbar wird dieses Zerwürfnis dadurch, daß der Kölner Prior mit allen ihm zu Gebote
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3.583 Das Verhältnis Jacob Sprengers zu Heinrich Kramer Hexenhammer, 38
stehenden Mitteln begann, gegen seinen Schlettstädter Kollegen, der sich zum Wander-Inquisitor entwickelt hatte, vorzugehen. Sprenger erwirkte bereits im Herbst 1485 als Vikar der Provinz Teutonia, deren Leiter Jacob Stubach gerade als Vikar der vakanten Position des Ordensgenerals fungierte, eine Abmahnung gegen Kramer. Womöglich war die literarische Einspannung Sprengers in die Verfolgungskampagne gegen die Hexen im Frühjahr 1487 bereits eine Racheaktion Kramers, die dann den Bruch besiegelte. Am Tag seiner Wahl zum Nachfolger Stubachs als Provinzial erhielt Sprenger am 19. November 1487 vom neuen Ordensgeneral Joaquino Turriani die Ermächtigung, »adversus m[agister] Henricum Institoris inquisitorem« – also gegen Kramer – vorzugehen. Diese Koinzidenz hat den Anschein eines Junktims: Sprenger übernahm die Leitung der Teutonia unter der Bedingung, Kramer in die Ordensdisziplin nehmen zu können.87 Wegen der zahlreichen Skandale, die der »Magister Henricus Institoris« in der Provinz Teutonia verursacht habe (»propter multa scandala, que perpetravit in provincia«), wurde er nun von seinem neuen Vorgesetzten Sprenger mit allen nur möglichen Strafen und Verweisen (»omnes et singulas penas et censuras«) belegt. Allen nichtreformierten Konventen – also z.B. Augsburg und Speyer, aber auch seinem
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3.584 Das Verhältnis Jacob Sprengers zu Heinrich Kramer Hexenhammer, 39
Heimatkloster – wurde untersagt, ihn weiter bei sich aufzunehmen.88 Der schroffe Bruch, den der Ordensprovinzial Sprenger mit dem Verfasser des Hexenhammers vollzog, veranlaßte Kramer 1488 zum Rückzug in die Erzdiözese Salzburg, wo er sich offenbar willkommen wußte.89 1490 versuchte Sprenger, direkt in das Leben des Schlettstädter Konvents einzugreifen, indem er eine Reform an Haupt und Gliedern anordnete.90 1493 erwirkte Sprenger gar ein Mandat des Ordensgenerals gegen Kramer, welches diesem bei Strafe der Exkommunikation befahl, seine Predigerstelle in Salzburg aufzugeben, da diese dem Ordensbruder Nikolaus Gundelfinger übertragen worden sei. Dieser Befehl wurde im Januar 1494 wiederholt, wobei auffällt, daß Kramer jetzt nicht mehr mit den Ehrentiteln Magister und Inquisitor, sondern nur noch gehorsamgebietend als »frater Henricus« bezeichnet wird.91 Aus diesen Angaben kann man ersehen, daß Sprenger von 1485 bis zu seinem Lebensende (6. Dezember 1495) seinem Ordensbruder das Leben schwer zu machen versuchte, wo er nur konnte. Aus heutiger Sicht ist es schwer, tiefer in die psychologische Dimension des Zerwürfnisses einzudringen. Doch wird deutlich, daß Sprenger so wenig mit den Aktivitäten Kramers einverstanden war, daß er alles innerhalb des Ordens Mögliche tat, um diesen Inquisitor auszuschalten.
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3.585 Das Verhältnis Jacob Sprengers zu Heinrich Kramer Hexenhammer, 39
Daß er nicht öffentlich gegen ihn vorging, dürfte mit der Ordensdisziplin zu tun gehabt haben, vielleicht auch mit den Beziehungen Kramers zur Kurie, und schließlich mit seiner Erwähnung in der päpstlichen Bulle Summis desiderantes affectibus. Bereits in diese hat Sprenger möglicherweise ohne eigenes Zutun Eingang gefunden. Die Involvierung Sprengers in das Projekt einer großen Hexenverfolgung von seiten Kramers war Teil eines Machtkampfes innerhalb des Dominikanerordens, dessen Einzelheiten wir beim derzeitigen Stand der Forschung noch nicht hinlänglich durchschauen können. Daß der Orden kein Interesse daran hatte, die schweren Zerwürfnisse in der Teutonia publik werden zu lassen, ist leicht einsehbar. Was heute davon noch rekonstruierbar ist, genügt jedoch als Hinweis auf den außerordentlichen Charakter der Auseinandersetzungen, durch die Kramer wirksam von weiteren Hexenverfolgungen abgehalten worden ist, auch unter Sprengers Nachfolger im Provinzialat, dem Wiener Dominikaner Ulrich Zehentner. Vielleicht erklärt dies auch Kramers Ausweichen – oder seine Abschiebung – nach Venedig und dann nach Böhmen, wo er 1505 unbeachtet verstarb.92 Im Gegensatz zu dem irrlichternden, überall Streit vom Zaun brechenden Wander-Inquisitor Heinrich Kramer personifizierte Sprenger den soliden, auf Ausgleich bedachten und
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3.586 Das Verhältnis Jacob Sprengers zu Heinrich Kramer Hexenhammer, 40
für höchste Aufgaben qualifizierten Ordensführer, dessen konstruktive Projekte zur Förderung der Marienfrömmigkeit und der Rosenkranzbruderschaften einen anderen Geist atmen als die haßerfüllten Vernichtungsphantasien seines Gegenspielers. Nach seinem langen Kölner Priorat fungierte Sprenger nach einigen Monaten als Generalvikar des gesamten Ordens bis an sein Lebensende als Oberer der deutschen Ordensprovinz.93
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Frühe Quellen zur Person Heinrich Kramers
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Frühe Quellen zur Person Heinrich Kramers Wie Peter Segl in seinem biographischen Beitrag zusammengefaßt hat,94 wurde der spätere Hexeninquisitor um 1430 im elsässischen Schlettstadt geboren, damals einer Freien Reichsstadt des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation (heute Séléstat in Frankreich). Über Kindheit und Jugend Heinrich Kramers ist nichts bekannt. Man nimmt an, daß die Grundlage seiner späteren Gelehrsamkeit in der berühmten städtischen Lateinschule gelegt worden ist.95 Vermutlich trat er um 1445 als Novize in das große, um 1282 gegründete, angesehene Kloster der Dominikaner in Schlettstadt ein und absolvierte dort das philosophische Grundstudium.96 Seitdem bezeichnete er sich als »Bruder Heinrich aus Schlettstadt«, als der er in den ersten urkundlichen Erwähnungen – und gelegentlich bis an sein Lebensende – auftrat. Ob es richtig ist, daß er bereits 1458 in Straßburg als Beichtvater bei der Hinrichtung des Waldenserbischofs Friedrich Reiser mitwirkte, wie er in seinem Tractatus contra errores behaupten sollte, entzieht sich der Nachprüfbarkeit.97 Um 1460 muß er von Schlettstadt nach Rom gereist sein, wie aus dem Exempel im Malleus über einen besessenen Priester aus Böhmen hervorgeht.98 Im Jahr 1473 tru-
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gen öffentliche Angriffe auf den regierenden Kaiser Friedrich III. dem Predigermönch eine Gefängnisstrafe ein, von der ihn dann am 15. Juni 1474 das in Rom tagende Generalkapitel des Ordens entband. In der entsprechenden Urkunde, in der er als frater Henricus de Sletstat bezeichnet wird, werden erstmals seine engen Beziehungen zur Ordensleitung und zur Kurie sichtbar. Denn am gleichen Tag wurde dem Mittvierziger die Befugnis zur Inquisition erteilt, außerdem das Recht, sich selbst einen Konvent und den Beichtvater auszusuchen und alle Vorrechte eines Magisters der Theologie in Anspruch zu nehmen.99 Unklar bleibt, inwieweit Kramer in den nächsten Jahren von dieser Befugnis zur Inquisition Gebrauch gemacht hat. Seine Mitwirkung an Hexenprozessen in Heidelberg im Jahr 1475, die in der Chronik des Mathias Widman (?-1476) von Kemnath überliefert sind, bleibt spekulativ und gilt wegen häufiger Romaufenthalte in den folgenden fünf Jahren als unwahrscheinlich.100
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3.589 Bruder Heinrich bei der Judenverfolgung in Trient Hexenhammer, 42
Bruder Heinrich bei der Judenverfolgung in Trient Allerdings blieb Kramer nicht ständig in der Heiligen Stadt. Auf dem Rückweg nach Schlettstadt wohnte er 1475 in Trient einem Inquisitionsverfahren bei, mit dem man ihn bisher nicht in Verbindung gebracht hat, das sich jedoch in das Bild seiner Persönlichkeit fügt. Gemeint ist der Ritualmordprozeß gegen die Judengemeinde der Bischofsststadt Trient nach dem plötzlichen Tod eines zweijährigen Jungen namens Simon, Sohn des Gerbers Johann Unferdorben. Geführt wurde der Prozeß vom Stadtrat bzw. dessen Richter, dem Podestà Johannes de Salis aus Brescia, nachdem die Bürgerschaft durch antisemitische Hetzpredigten des Franziskaners Bernardin de Feltre aufgeheizt worden war. Der Prozeß wurde unterstützt vom Stadtherrn, dem regierenden Fürstbischof Johannes IV. Hinderbach (1418–1486, reg. 1465–1486) von Trient. Schwierigkeiten bereitete dabei, daß der päpstliche Kommissar Giovan Battista dei Giudici, Bischof von Ventimiglia, nach seinem Studium der Indizien und Zeugenaussagen nicht von der Rechtmäßigkeit der Vorwürfe überzeugt war und den sofortigen Abbruch des Prozesses forderte. Gegen diesen Vertreter der Kurie mußte ein wirksames Gegenargument ge-
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3.590 Bruder Heinrich bei der Judenverfolgung in Trient Hexenhammer, 42
funden werden. Der Bischof beauftragte daher den »Bruder Heinrich aus Schlettstadt«, zur Legitimation seiner Judenverfolgung Vergleichsbefunde über frühere Ritualmordprozesse zu beschaffen. Wenig später hören wir von den Orten in Oberdeutschland, die später im Hexenhammer eine Rolle spielen sollten. Am 3. Oktober 1475 traf Heinrich Kramer in Ravensburg ein,101 wo er mit Hilfe dreier kaiserlicher Notare aus Konstanz Material über einen lokalen Ritualmordprozeß zusammentrug. Unverkennbar knüpfte Kramer bereits jetzt besondere Beziehungen zu Funktionären der Diözese Konstanz, die während der Amtszeit des Bischofs Otto Truchsess von Waldburg-Sonnenberg (amt. 1475–1490) den Schwerpunkt seiner Hexeninquisition bilden sollte. Von Ravensburg bewegte sich Kramer durch die Diözese in die Reichsstadt Pfullendorf und die vorderösterreichischen Städte Endingen und Freiburg im Breisgau, von wo ein Abstecher nach Schlettstadt nahelag. Auch Heidelberg befand sich keine Tagesreise entfernt. Mit den gesammelten Zeugnissen kehrte Bruder Heinrich nach Trient zurück, und womöglich waren seine Befunde für den weiteren Prozeßverlauf entscheidend.102 Als im Januar 1476 die Hinrichtungen begannen, war der Dominikaner immer noch da, um Juden der Trienter Gemeinde vor ihrer Hinrichtung zur Annahme des christlichen Glaubens zu bewegen und die Taufen durchzuführen.103
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3.591 Bruder Heinrich bei der Judenverfolgung in Trient Hexenhammer, 43
Der Trienter Ritualmordprozeß, zu dessen Legitimation und Durchführung Bruder Heinrich aus Schlettstadt entscheidend beigetragen hat, zog eine lange und unrühmliche Tradition nach sich. Bischof Johannes baute den kleinen »Märtyrer« Simon mit Hilfe der dominikanischen Publizistik zu einem Heiligen auf, der Wunder wirkte, Wallfahrten und die Errichtung von Tochterkultstätten nach sich zog. Naturgemäß handelte es sich um einen antisemitischen Kult, doch wurde der »Hl. Simon von Trient« auch in Fällen von Besessenheit, Schadensfällen mit Bezug zu Kindern – also Hexerei – und allen möglichen anderen Anliegen angerufen. In seiner Ikonografie wurde der kindliche Heilige früh dem Bild des Jesuskindes anverwandelt. Der Kult des »Hl. Simon« verbreitete sich rasch im Alpenraum und genoß erhebliche Popularität. Er wurde durch die römische Kurie erst nach beinahe 500 Jahren angesichts des Holocaust eingestellt. Kramers Trienter Engagement ist auch im Hinblick auf die Hexenfrage von Interesse, denn den Juden wurden Verbrechen angelastet, die denen der Hexen ähnelten. Angeblich verunehrten sie den Leib Christi in der Hostie, verspotteten die Mutter Gottes, töteten in Ritualmorden kleine Kinder, um mit ihnen Zauberei zu betreiben, wobei die Mystik des Blutes wie bei der Eucharistiefeier eine besondere Rolle spielte.104
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3.592 Bruder Heinrich bei der Judenverfolgung in Trient Hexenhammer, 43
Überhaupt harrt die Gleichsetzung von Juden und Hexen durch die spätmittelalterliche Inquisition noch der weiteren Erforschung. Wie erst Carlo Ginzburg wieder hervorgehoben hat, wurden die angeblichen Versammlungen der Hexen früh mit denen der Juden verglichen und daher in lateinischen Traktaten – und später in allen europäischen Sprachen – mit den Begriffen »Synagoge« oder »Sabbat« bezeichnet.105 Im ausgehenden 15. Jahrhundert entwickelte die Inquisition auf der iberischen Halbinsel sogar ein besonderes Interesse für jüdische Konvertiten zum christlichen Glauben, den »conversos«, die an ihren alten Ritualen festhielten. Ihre Verfolgung bildete gerade in den 1480er Jahren einen Schwerpunkt der spanischen Inquisition und trug zu deren Verfestigung zu einer permanenten Behörde bei.106 Heinrich Kramer entwikkelte im Herbst 1485 während seiner Innsbrucker Hexeninquisition ein erhebliches Interesse an der getauften Jüdin Ennel Notterin. Ihr Fall taucht in stark entstellter Form im Hexenhammer auf. Obwohl es dafür in den Prozeßakten keinen Anhaltspunkt gibt, wird sie bei Heinrich Kramer zur Lehrmeisterin der Tiroler Hexen.107 Der Einfluß der Dominikaner oder vielleicht sogar Kramers bei den Judenvertreibungen aus den Reichsstädten im Elsaß – etwa aus Schlettstadt 1479 – ist noch nicht erforscht und könnte Überraschungen bergen.108
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Heinrich Kramer und die Hexeninquisition in
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Heinrich Kramer und die Hexeninquisition in Schlettstadt Bei seinem nächsten Auftritt in Rom wurde »Heinrico Institoris« am 3. März 1478 zum inquisitor per totam Alemaniam superiorem ernannt,109 also zum päpstlichen Inquisitor für ganz Oberdeutschland, worunter man das gesamte deutschsprachige Gebiet zwischen Böhmen und Frankreich inklusive Vorderösterreich, die deutschsprachige Schweiz und das Elsaß verstand. In diesem Zusammenhang verdient ein indirektes Zeugnis Beachtung, das wir wenig später für Kramers Heimatstadt Schlettstadt durch eine Hexereibeschuldigung gegen die fünfzigjährige Eis Schwäbin (ca. 1428–1490) in der Reichsstadt Nördlingen erfahren. Sie hatte neun Jahre in dem Dorf Kestenholz bei Schlettstadt gelebt, bevor sie eine Anstellung als eine von vier städtischen Hebammen in Nördlingen erhielt. Obwohl der Magistrat von Schlettstadt in seinem Schreiben vom Juni 1478 die Namen der beiden in Kestenholz hingerichteten Frauen verschwieg, wußte die Schwäbin sofort, um wen es sich handelte. Über die Beschuldigungen – Els Schwäbin sollte als Hebamme eine Totgeburt ausgegraben haben, die von den drei Frauen in einem Kessel gesotten und zum »Donnerwetter« machen benutzt worden sein sollte – ord-
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Heinrich Kramer und die Hexeninquisition in
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nete der Nördlinger Stadtrat eine ernsthafte Befragung der Schwäbin an. Eine Rückfrage in Schlettstadt ergab, daß es sich bei den verbrannten Frauen tatsächlich um die Genannten gehandelt hatte und daß auch die Mutter des vor elf Jahren totgeborenen Kindes ihr Unglück auf Unholden zurückführte. Die jetzt in Nördlingen lebende Hebamme wurde von ihr allerdings nicht beschuldigt, da sie nicht bei der Geburt dabeigewesen war. Els Schwäbin wurde daher freigelassen und konnte weiter als Stadthebamme arbeiten.110 Der indirekte Bericht über den Schlettstädter Hexenprozess ist vor allem deshalb interessant, weil inhaltliche Übereinstimmungen mit Berichten über die Hexen-Hebammen im Hexenhammer erkennbar sind. Freilich stellt der Schlettstädter Prozeß nur einen kleinen Ausschnitt dar aus einem großen Panorama von Hexenverfolgungen im Elsaß und den Herzogtümern Lothringen und Luxemburg in den 1470er und 1480er Jahren. Nach ersten Zaubereiprozessen unter dem aus Koblenz stammenden dominikanischen Inquisitor Heinrich Kalteisen (ca. 1390–1465) führte dort dessen französischer Kollege François Leclerc in der Propstei Longwy 1473 eine Hexenverfolgung mit Dutzenden von Opfern durch.111 Den nächsten Höhepunkt erreichten die Verfolgungen um 1481 in der Gegend um die Reichsstadt Metz. Verursacht wurden
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Heinrich Kramer und die Hexeninquisition in
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sie durch Serien schwerer Unwetter, welche die Bevölkerung in Aufruhr versetzten. In Metz selbst wurden sieben Frauen als Hexen verbrannt, in Diedenhofen/Thionville drei Frauen und drei Männer, je drei Frauen in Devant-les-Ponts und Chatel-Saint-Germain, eine in Vigny sowie ein Mann in Vantoux. Fast alle Akten zu diesen Prozessen fehlen, überliefert sind sie in der reichen Metzer Chronistik112 sowie in Luxemburger Rechnungsbüchern, die Hinrichtungen in Monnerich verzeichnen.113 Neue Prozesse fanden in Lothringen 1485 statt, und nach schweren Unwetterschäden erreichten die Verfolgungen 1488 einen neuen Höhepunkt. In Metz wurden 35 Personen wegen Hexerei hingerichtet, und es ist unklar, ob in dieser Zahl die Verbrennungen in den Orten Rouzerièulles, Vantoux, Marange etc. bereits enthalten sind.114 Inwieweit Heinrich Kramer in diese Vorgänge verwickelt war, ist mangels Quellen – wenigstens bisher – nicht nachweisbar. Es steht nicht einmal für den Schlettstädter Prozeß mit Sicherheit fest.
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3.596 Die Inquisition gegen fromme Frauen in Augsburg Hexenhammer, 46
Die Inquisition gegen fromme Frauen in Augsburg Die drei bedeutendsten oberdeutschen Städte waren im ausgehenden 15. Jahrhundert Straßburg, Nürnberg und Augsburg, und es dürfte kein Zufall sein, wenn wir gerade hier auf die ersten Aktivitäten des Bruder Heinrich als Inquisitor stoßen. Seinen Aufenthalt konnte er hier im großen Augsburger Dominikanerkonvent Sankt Magdalena nehmen,115 den er vermutlich bereits von seinen früheren Italienreisen her kannte und in dem er später noch häufig gastieren sollte, möglicherweise auch bei der Abfassung des Hexenhammers. Gegenstand seiner ersten Inquisition waren allerdings nicht Hexen, sondern vielmehr Frauen, die sich durch häufige Inanspruchnahme der Kommunion auszeichneten. Was in anderen Fällen als Zeichen heiligmäßigen Lebens betrachtet wurde, erschien dem Inquisitor höchst suspekt – auch im Hexenhammer sollte er ja Äußerungen von besonderer Frömmigkeit als Täuschungsmanöver der Hexen bezeichnen.116 Während seines Aufenthalts in der Reichsstadt Augsburg im Sommer 1480 erhielt Kramer Kenntnis von einer Gruppe frommer Frauen, denen der Stiftspfarrer von St. Moritz, Johannes Müller bzw. Molitoris (?-1482), bereits seit zehn Jahren täg-
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3.597 Die Inquisition gegen fromme Frauen in Augsburg Hexenhammer, 47
lich – und manchmal sogar mehrmals am Tag – die Hostie reichte. Der Inquisitor klassifizierte dieses Verhalten als periculosus error und betrachtete die Gruppe als eine Art häretische Sekte, gegen die er von Amts wegen einschreiten konnte. Der Augsburger Bischof Johann II. von Werdenberg (reg. 1469–1486) unterstützte Kramers Inquisition, doch Pfarrer Müller verteidigte seine Anhängerinnen mit dem Hinweis auf die heiliggesprochenen theologischen Autoritäten Thomas von Aquin und Bonaventura, die häufige Kommunion gestattet und als Zeichen für besondere Glaubensfestigkeit bezeichnet hätten. Krämer behauptete dagegen wahrheitswidrig, die Erlaubnis der täglichen Kommunion beziehe sich bei Thomas und Bonaventura allein auf Priester. Außerdem verwies er auf die Juden, welche den Genuß des Leibes und Blutes Christi im geistigen Sinn ebenfalls nicht begriffen.117 Nach Ansicht Kramers geschah die tägliche Kommunion nicht aus Frömmigkeit, sondern ex levitate mulierum, aus der Leichtsinnigkeit der Frauen, also aus einer quasi angeborenen Defizienz des weiblichen Geschlechts. Bei ihrer Befragung am 13. September 1480 erwiesen sich die Frauen jedoch keineswegs als unbesonnen, sondern als ausgesprochen klug und bibelfest. Sie argumentierten insbesondere mit Joh. 6,53. Der direkte Rekurs auf die Heilige Schrift, der
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3.598 Die Inquisition gegen fromme Frauen in Augsburg Hexenhammer, 47
ja nicht erst seit Luther, sondern auch bei den vorreformatorischen religiösen Reformbewegungen üblich war, wurde von Bruder Heinrich freilich im Gegenzug als weiteres Indiz für Ketzerei eingestuft und als hussitisches Gedankengut denunziert.118 Obwohl sogar Kramer zugeben mußte, daß keine Grundlage für eine Verurteilung wegen Ketzerei gegeben war, unterstellte er »häretische Fundamente«, um einen förmlichen Freispruch verweigern zu können. Segl hat dazu auf die Passage des Hexenhammers hingewiesen, in welcher dem Richter in Glaubensfragen geraten wird, grundsätzlich Freisprüche zu vermeiden, da dies einer späteren Wiederaufnahme des Prozesses entgegenstehen könne.119 Es ist nicht uninteressant zu sehen, daß Kramers Gegner in Augsburg, der Pfarrer Müller/Molitoris, der so andere Vorstellungen von Frömmigkeit besaß, das süddeutsche Mitgliedsregister der Rosenkranzbruderschaft Jacob Sprengers führte, was bereits zu diesem frühen Zeitpunkt auf einen Konflikt zwischen Kramer und Sprenger hindeuten könnte.120
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Die Hexeninquisition in der Diözese Basel
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Die Hexeninquisition in der Diözese Basel Die Schweiz gehörte wie Lothringen zu den Gebieten, in denen sich Hexenprozesse während der widrigen Zeitläufte der frühen 1480er Jahre zu häufen begannen. Im Süden war die Inquisition am Werk. Schwerpunkt ihrer Aktivitäten war die Diözese Lausanne, wo der dominikanische Inquisitor Thomas Gogat derart umfangreiche Aktivitäten entfaltete, daß er teilweise Unter-Inquisitoren mit der praktischen Durchführung beauftragen mußte, beispielsweise 1481 in einem Prozeß gegen vier Männer in Neuenburg/ Neufchatel.121 Offenbar weltliche Gerichte inquirierten 1482 in Freiburg, Murten, Bern und Luzern, wo wiederum Wetterzauber eine zentrale Rolle spielte und wo es zu mehreren Hinrichtungen kam. Unklar sind die Gerichtsverhältnisse bei zwei Hexenverbrennungen im gleichen Jahr im Gebiet des Klosters St. Gallen sowie im Mai 1482 in Liestal bei Basel.122 In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, daß »Heinricus Institoris« im September 1482 seine Berechtigung zur Inquisition durch den Bischof Kaspar zu Rhein (amt. 1479–1502) in der Diözese Basel veröffentlichen ließ. Basel war – wie Lausanne – ein Suffraganbistum von Besançon und der größte Teil seiner Landkapitel lag in der französischsprachigen
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Die Hexeninquisition in der Diözese Basel
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Schweiz. Allerdings – und dies machte es für Kramer besonders interessant – lagen fünf der elf Dekanate im Elsaß. Normalerweise eröffnete die Publikation der päpstlichen Bulle den Auftritt des Inquisitors. Möglicherweise hat sich Kramer vor seinen Auftritten in Oberschwaben hier zum ersten Mal an einer systematischen Hexeninquisition versucht. Alle Beispiele, die Kramer im Hexenhammer aus der Diözese Basel anführt, sollten unter diesem Aspekt betrachtet werden, etwa das mehrfach angeführte Exempel seiner Inquisition gegen eine Hexe aus Breisach123, die Hexenverbrennung in dem Dorf Bühl bei Gebweiler/ Guebwiller,124 die Hexenverbrennung an einem ungenannten Ort an der Grenze von Elsaß und Lothringen, aber in der Diözese Basel, die Verbrennung einer Hebamme in Thann im Elsaß125 oder der Verweis auf die Erfahrungen aus dem Prozeß in Oberwil bei Basel.126
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Die Hexeninquisition in der Diözese Straßburg
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Die Hexeninquisition in der Diözese Straßburg Bereits die Belege aus der Diözese Basel deuten darauf hin, daß Kramers Aktivitäten nicht weiter in die Schweiz hinein, sondern vielmehr in seine nähere Heimat, das Elsaß, zielten, was kaum verwundert, da er als Nachfolger des umstrittenen Theobald Hess 1482 zum Prior seines Heimatkonvents in Schlettstadt gewählt wurde.127 Im Oktober des folgenden Jahres erreichte er bei der Kurie, daß sein Kloster durch einen speziellen Ablaß finanziell begünstigt wurde, da es aufgrund seiner Verpflichtungen als Inquisitor besondere Belastungen zu tragen habe.128 Außerdem äußerte er gegenüber der Kurie den bizarren Plan, eine spezielle Bruderschaft gegen Hexen ins Leben zu rufen, die unter der Leitung beständig predigender Inquisitoren stehen sollte, was wohl konkret bedeutet hätte: unter seiner Leitung. Kramer trug dieses Projekt während seines nächsten Romaufenthalts mündlich dem Papst vor, und Sixtus IV. billigte es. Jürgen Petersohn interpretiert die Aktion so, daß der Inquisitor ein neues Betätigungsfeld für die in Deutschland weitgehend bedeutungslos gewordene Inquisition eröffnen wollte.129 Aus der Diözese Straßburg finden sich mehrere Beispiele im Hexenhammer, die auf eigene Erfahrun-
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Die Hexeninquisition in der Diözese Straßburg
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gen Kramers hindeuten. Konkret geht es um Hexenprozesse in der Schlettstadt benachbarten Adelsherrschaft Rappoltstein/ Ribeaupierre, dem Sitz des Grafen Wilhelm von Rappoltstein, dem österreichischen Landvogt im Elsaß in den Jahren 1476–1481 und 1486–1487,130 und in Kintzheim oder Hochkönigsburg bei Schlettstadt, dem Sitz Oswalds von Thierstein (?-1488), des Landvogts in den Jahren dazwischen. Welche politische Bedeutung gerade diese Prozesse haben konnten, kann man daran ermessen, daß genau diese beiden hohen Adeligen in engem Verhältnis zu Erzherzog Sigmund von Tirol als dem Herren Vorderösterreichs standen.131 Nähergekommen sind wir einer Identifizierung des ominösen Großen im bislang nicht lokalisierbaren »territorium Westranensis« in der Diözese Straßburg, von dem der Autor des Hexenhammers über einen Impotenzzauberer zu berichten weiß,132 sowie weiterer Städte im Elsaß mit Hexenverbrennungen, deren Namen verschwiegen werden, vielleicht weil auch hier die Dokumentation zurechtgebogen ist oder weil sich Kramer mit diesen Städten nicht anlegen wollte.133 Eindeutig zu identifizieren sind neben Straßburg der bischöfliche Residenzort Zabern/Saverne im Unterelsaß,134 Reichshofen bei Hagenau/Haguenau135 sowie diese Reichsstadt Hagenau selbst, wo 1482/83 eine Inquisition stattgefunden haben muß.136
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Die Hexeninquisition in der Diözese Straßburg
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Daß seiner Heimatdiözese die besondere Aufmerksamkeit des Inquisitors gegolten hat, darf man schon deshalb annehmen, weil er den Straßburger Bischof Albrecht von Bayern (reg. 1478–1506) als einzigen Bischof in einem eigenen Abschnitt der päpstlichen Bulle 1484 ausdrücklich zur Unterstützung der Hexeninquisition ermahnen ließ. Dies deutet freilich darauf hin, daß gerade dieser Bischof – sehr zum Ärger des Inquisitors – wie viele andere Zeitgenossen daran kein besonderes Interesse gezeigt haben dürfte.137
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Die Hexeninquisitionen in der Diözese Konstanz
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Die Hexeninquisitionen in der Diözese Konstanz Der größte Erfolg scheint dem Hexenverfolger nach den Angaben des Hexenhammers in der Diözese Konstanz zur Amtszeit des Bischofs Otto Truchsess von Waldburg-Sonnenberg (amt. 1475–1491) beschieden gewesen zu sein. Kramer verkündet stolz, in dieser Diözese seien in den vergangenen fünf Jahren, also im Zeitraum von 1481–1485 nicht weniger als 48 Frauen als Hexen verbrannt worden.138 Weil im Hexenhammer selbst weit weniger Verbrennungen einzeln aufgeführt werden, hat Eric Wilson diese Zahl in Zweifel gezogen und die These aufgestellt, darin seien die 41 Verbrennungen des Inquisitors von Como enthalten. In der Diözese Konstanz seien folglich sieben Frauen als Hexen hingerichtet worden.139 Dieses Argument will allerdings nicht nur wegen des Aufbaus der Textpassage nicht recht einleuchten. Wenn Kramer subsumiert hätte, dann sicher Hexenprozesse aus dem nahen Umland oder Prozesse, die in der Diözese Konstanz – sie reichte immerhin weit in die Schweiz hinein – von weltlichen Gerichten geführt worden sind. Für die Glaubhaftigkeit der Zahl sprechen schon die vielen Einzelheiten, die Kramer aus der Region zu berichten weiß. Ein gutes Beispiel dafür ist die im Hexenhammer erwähnte Inquisition in der Reichsstadt
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Die Hexeninquisitionen in der Diözese Konstanz
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Ravensburg. Hier lassen sich nicht nur die Namen der verbrannten Frauen rekonstruieren, Agnes Baderin und Anna Mindelheimerin. Der kuriose Name des Bürgermeisters (»gelre«) ist eine Verballhornung seines aktenkundigen Namens Konrad Geldrich von Sigmarshofen (ca. 1430–1500). Und die im Hexenhammer erwähnte Ortsbezeichnung (»kupen«) – dort soll ein Wetterzauber verübt worden sein – ist in der lokalen Topographie als »Kuppelnau« bis heute ein Begriff. Früher war dort der Festplatz der Stadt, heute steht dort unter anderem das Stadtarchiv.140 Außerdem zeigt ein neuer Quellenfund, wie lückenhaft unsere Kenntnisse über die Vorgänge in der Diözese Konstanz noch sind. In einem Brief vom Sommer 1484 berichtet der Inquisitor von einem Kollegen, »der do fil hat der hegxen im brysgouw lossen vorziten brennen«, also im Breisgau in der Diözese Konstanz.141 Nicht weniger als 22 eigene Exempel im Hexenhammer beziehen sich auf Orte dieser Diözese, weit mehr als auf die anderen acht erwähnten Diözesen Basel, Brixen, Freising, Mainz, Regensburg, Speyer, Straßburg und Worms. Hexenverbrennungen führt Kramer überhaupt nur aus drei dieser neun Diözesen an, nämlich aus Basel, Straßburg und Konstanz. Wann in der Diözese Konstanz die Hexeninquisition begann, ist unklar, weil die Quellen vor dem Beginn
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Die Hexeninquisitionen in der Diözese Konstanz
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des Aktenzeitalters spärlich fließen und die Nachrichten in Chroniken oder Amtsrechnungen – wenn überhaupt – nur über lokale Hinrichtungen berichten. An einer Hexenverbrennung nach einem Hagelwetter in der vorderösterreichischen Stadt Waldshut nahm 1479 Johann Gremper teil, den Kramer fünf Jahre später in die päpstliche Hexenbulle aufnehmen ließ.142 Möglicherweise ist dies dieselbe Waldshuter Hexenverbrennung, über die Kramer im Hexenhammer berichtet,143 vielleicht stand bereite diese Inquisition unter seiner Leitung, doch vielleicht gab es dort auch noch einen weiteren Prozeß. Die Quellenlage läßt eine präzisere Beurteilung nicht zu. Unbestimmt bleiben einige Hexenverbrennungen, die der Inquisitor pauschal »im Gebiet des Schwarzwaldes« lokalisiert.144 Unglaubwürdig sind sie deswegen nicht, denn die Hochgerichtsbarkeit war im deutschen Südwesten zersplittert, und die Quellenlage ist gerade für diese Kleinterritorien unübersichtlich. Auch die Hexenverbrennung, die der Hexenhammer schlicht und einfach »Schwaben« zurechnet, dürfte auf die Konstanzer Diözese entfallen.145 Wann sich die Hinrichtung des erwähnten Zauberers in der Herrschaft Hohenzollern zugetragen haben soll, ist nicht ersichtlich.146 Einige Exempel aus der Diözese – etwa bei Lindau oder in Meersburg – geben zwar Exempel für Fälle von Verhexung, erwähnen jedoch keine Ver-
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Die Hexeninquisitionen in der Diözese Konstanz
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brennung. Kramer spricht aber ausdrücklich davon, daß der Eindruck, die Diözese Konstanz stecke so voller Hexen, dadurch entstanden sei, weil gerade hier die Inquisition am gründlichsten gearbeitet habe.147 Bei einigen Hexenverbrennungen ist unklar, ob an dem Verfahren ein Inquisitor beteiligt gewesen ist. In Konstanz wurde 1483 laut dem Ratsbuch eine Ursel Hanerin wegen Hexerei verbrannt, von einer Anna Iselin ist der Urfehdeschwur vor dem Stadtgericht überliefert.148 Daß sich Kramer in der Stadt Konstanz aufgehalten hat, kann mit einem neuen Quellenfund nachgewiesen werden,149 doch taucht er in den städtischen Quellen nicht auf. Daß dies nicht unbedingt etwas beweist, wird anhand des Ravensburger Beispiels ersichtlich. In der Reichsherrschaft Bohlingen der Grafen von Sulz wurden im selben Jahr zwei Frauen aus dem Dorf Iznang südlich von Radolfzell am Bodensee verbrannt, eine dritte freigelassen. Wie kompliziert die Gerichtsverhältnisse waren, kann man daran sehen, daß der Prozeß in Stockach stattfand, dem Hauptort der vorderösterreichischen Landgrafschaft Nellenburg.150 Mit der Hexeninquisition in der oberschwäbischen Reichsstadt Ravensburg gewinnen wir im Jahr der päpstlichen Hexenbulle erstmals sicheren Boden für das Auftreten des Inquisitors. Wichtigste Quelle dafür ist ein von dem Stuttgarter Archivar Karl Otto Müller
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Die Hexeninquisitionen in der Diözese Konstanz
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edierter Brief des Bürgermeisters Konrad Geldrich vom 17. Dezember 1484, der eine Anfrage Erzherzog Sigmunds von Österreich wegen der Ravensburger Hexeninquisition beantwortete. Diese im Tiroler Landesarchiv in Innsbruck erhaltene Quelle enthält eine Beschreibung, wie »ain doctor predigerordens« – in Frage kommt nur Kramer, da sich Sprenger in Köln aufhielt151 – in ihre Stadt gekommen sei, um eine Inquisition gegen die »hechsen und unholden« abzuhalten. Vor dem Stadtrat habe er sich mit einer päpstlichen Bulle ausgewiesen, und diese sei in Abschriften und Kopien an den Kirchtüren öffentlich angeschlagen worden.152 Daraufhin habe der Inquisitor mehrere Tage von den Kanzeln dergestalt gepredigt: Wer der oder die wären, die irgendwelche Hexen oder Unholden wüßten oder von jemand gehört hätten, die jemand wüßten oder in Argwohn hätten, oder die einen schlechten Leumund hätten, oder wo jemand Schaden an Menschen oder Vieh geschehen sei und man auf jemanden einen Verdacht hätte, die sollten zu Gehorsam des obengenannten Gebots – nämlich der päpstlichen Bulle – zu ihm, dem Inquisitor, kommen und ihm solche der Hexerei wegen verdächtigen oder übel beleumundeten Personen angeben mit allen Einzelheiten, was man von ihr wisse, gesehen oder von anderen Leuten gehört habe. Daraufhin sei ein großer Zulauf von Leuten entstanden, und es seien zahlreiche Frauen
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Die Hexeninquisitionen in der Diözese Konstanz
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und Männer zu dem Inquisitor gegangen. Dieser habe ihre Aussagen zu Protokoll genommen und habe sie dann darauf vereidigt. Aufgrund dieses Beweismaterials nahm der Ravensburger Stadtrat im Oktober 1484 Verhaftungen vor. Von etlichen im Stadtgefängnis eingekerkerten Frauen hätten allerdings nur zwei gestanden, daß sie sich dem Teufel ergeben, auch daß sie Hagel und Unwetter gemacht hätten, Vieh und Leute gelähmt und versehrt hätten und »vil ander derglich zobri gespenstes vil iar und zit getriben«. Diese beiden Frauen habe man mit dem Feuer richten lassen.153 Es handelt sich um die im Hexenhammer mehrfach erwähnten Fälle der Agnes Baderin und der Anna Mindelheimerin.154 Worüber sich der Hexenhammer ausschweigt, ist, daß es bei diesen beiden Verbrennungen geblieben ist. Die Urfehdebriefe im Stadtarchiv Ravensburg, die sich über die Jahre 1484 bis 1489 verteilen, nämlich über die gesamte Amtszeit des Bürgermeisters Geldrich, zeigen, daß andere verhaftete Frauen freigelassen werden mußten und zahlreiche angesehene Bürger für sie gebürgt haben.155 Diese Urfehdebriefe enthalten durchweg keinen Hinweis auf die Tätigkeit des Inquisitors. In der auf wertvollem Pergament niedergeschriebenen Urfehde der Els Frowendienst, der Ehefrau des Schlossers Hans Frowendienst, am 23. Oktober 1484 ist – wie in allen späteren Ravensburger Ur-
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fehden – nur von der städtischen Obrigkeit die Rede, nämlich von »Bürgermeister und Rat zu Ravensburg«. In deren Gefängnis hatte die Frau gesessen, und diese waren letztlich für ihre Inhaftierung und ihre Freilassung verantwortlich.156 Auch im Falle einer Verurteilung hätten wir vermutlich im Endurteil nur von der städtischen Obrigkeit gelesen. Wenn jedoch die Tätigkeit des Inquisitors, von der wir in diesem Fall mit Sicherheit wissen, aus den juristischen Dokumenten nicht ersichtlich wird, dann muß dies zu einer Neubewertung auch anderer Quellenfunde führen, etwa in Bezug auf die Hexenprozesse in Stockach oder Konstanz. Bei jedem Hexenprozeß der Region müssen wir in den frühen 1480er Jahren damit rechnen, daß im Hintergrund der Inquisitor Heinrich Kramer/Institoris gewirkt haben könnte. Wie Wilson ganz richtig hervorhebt, wird der Ravensburger Hexenverbrennung im Hexenhammer überproportional viel Raum gewidmet.157 Dies bedeutet jedoch nicht, daß es keine weiteren Prozesse gegeben hat. Welche Territorien in der Diözese Konstanz von Hexeninquisitionen Kramers betroffen waren, bedarf noch der Klärung. Gute Kandidaten dafür sind die ausgedehnten Gebiete der Verwandten des Konstanzer Bischofs, der drei Linien der Truchsessen von Waldburg,158 die bis 1486 überdies Inhaber der Landvogtei Oberschwaben und damit neben
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den Habsburgern, Wittelsbachern, Badenern und Württembergern zu den mächtigsten Fürsten im deutschen Südwesten zählten. Der Bruder des Konstanzer Bischofs, Johann der Jüngere von Waldburg-Wolfegg, Graf von Sonnenberg (?-1510),159 rief im November 1484 den Inquisitor, der sich wohl nicht zufällig gerade in Konstanz aufhielt, zu sich auf die Waldburg, dem gemeinsamen Besitz aller truchsessischen Linien. Dort hielt sich der Graf allerdings beim Eintreffen Kramers bereits nicht mehr auf. Daher reiste »Bruder Heinrich, unwirdiger doctor und suocher der unglöbigen in hochen tüschen landen«, wie er sich in seinem Brief nennt, weiter nach Schloß Wolfegg. Gut möglich, daß er in der Grafschaft eine Hexeninquisition durchgeführt hat, zumal er einen weiteren Hexenspezialisten dorthin beordern ließ, den in der Reichsstadt Überlingen am Bodensee ansässigen Landkomtur des Johanniterordens, der zuvor im Breisgau an vielen Hexenverbrennungen mitgewirkt habe.160 Nach Sönke Lorenz handelte es sich dabei um Rudolf von Baden, dessen Verfolgung offenbar die Ordenskommende Heitersheim betroffen hatte.161 Zu dieser Hexeninquisition gehört wohl die im Malleus erwähnte Hexenverbrennung in der Nähe von Freiburg im Breisgau, in Richtung auf Breisach zu, doch auf dem Boden der Diözese Konstanz. Dort lag das Gericht Gündlingen des Johanniterordens.162
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Die Hexeninquisitionen in der Diözese Konstanz
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Ein Urfehdebrief vom 29. September 1484 aus dem Gericht Unterthingau im Fürststift Kempten, in dem sich unter Fürstabt Johann von Riedheim (amt. 1481–1507) ein Mann erfolgreich gegen eine Hexereibeschuldigung zur Wehr setzte, könnte auch hier auf weitere Prozesse hindeuten.163 Interessant ist in diesem Zusammenhang der Hinweis auf eine nicht genau datierbare Hexenverbrennung in Immenstadt im Allgäu, dem Hauptort der Grafschaft Rothenfels bzw. ihres Inhabers Hugo XIII. von Montfort-Tettnang zu Rothenfels (?-1491).164 Nicht einverstanden sein konnte Kramer dagegen mit dem Verlauf eines Hexenprozesses des Grafen Heinrich von Fürstenberg (?-1499), der die hexereiverdächtige Anna Henni aus Rötenbach im Schwarzwald am 14. März 1485 nach einem eigentlich nicht mehr zeitgemäßen Gottesurteil freiließ. Auf diesen Fall kommt der Inquisitor in seinem Hexenhammer gleich mehrfach zu sprechen.165 Merkwürdig ist die päpstliche Belobigung eines Abtes Johannes von Weingarten für seine Beihilfe zur Hexenverfolgung vom 18. Juni 1485.166 Einen solchen Abt gab es nämlich nicht, denn der Amtsinhaber der benediktinischen Reichsabtei Weingarten hieß Kaspar Schiegg (amt. 1477–1491). Kramer muß sich bei seinem Gesuch an die Kurie vertan haben, und die monastischen Würdenträger in Deutschland scheinen in der päpstlichen Kanzlei nicht bekannt gewesen zu
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sein. Gemeint gewesen sein kann lediglich der aus Ravensburg stammende Abt Johann Gässler (amt. 1483–1495) von der benachbarten prämonstratensischen Reichsabtei Weissenau, der in diesen Jahren in seiner Funktion als päpstlicher Visitator auch das Kloster Weingarten besuchte. Weissenau verfügte allerdings nicht über die Hochgerichtsbarkeit, diese lag vielmehr bei der Landvogtei Oberschwaben, also wiederum bei den Truchsessen von Waldburg.167 Wenn am selben 18. Juni 1485 auch Erzherzog Sigmund zur Unterstützung der Hexenverfolgung aufgerufen wird, so wird man dabei noch nicht an Tirol denken, sondern vielmehr an Ravensburg selbst, das sich 1484 unter den Schutz des Herzogs begeben hatte, oder an »Vorderösterreich«, das sich vom Allgäu bis in das Elsaß erstreckte und ebenfalls dem Erzherzog unterstand.168 Die päpstliche Aufforderung an den neuen Mainzer Erzbischof Berthold von Henneberg (1442–1504, reg. 1484–1504) vom selben Tag, die Inquisitoren zu unterstützen, wird man eher als Hinweis darauf lesen können, daß dies bisher nicht geschehen war.169 Als Metropolitan der Bischöfe von Straßburg, Konstanz, Augsburg und Speyer war der Mainzer Erzbischof für den Inquisitor von eminenter Bedeutung. Allerdings gibt es keinerlei Anzeichen dafür, daß sich der reichspolitisch so engagierte Mainzer Kurfürst dadurch hat beeindrucken lassen.
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Alles in allem zeigt sich, daß man im Allgäu und Oberschwaben von einer regelrechten Verfolgungswelle sprechen muß, die verständlich werden läßt, warum man noch im frühen 16. Jahrhundert in ganz Süddeutschland von dort die Scharfrichter für Hexenprozesse bezog, etwa die Reichsstadt Memmingen bei ihrem ersten Hexenprozeß. Im Allgäu betraf dies speziell die Henker der Städte Saulgau und Waldsee, beide im Pfandbesitz der Truchsessen von Waldburg.170 Vielleicht waren sie es, die auch in Ravensburg tätig gewesen waren. Ähnliches gilt für den Schwarzwald, wo in der Ritterherrschaft Diersburg, einem badischen Lehen südlich von Offenburg im Schwarzwald, der Ritter Hans Röder am 29. August 1486 zwei Frauen zum Feuertod verurteilen ließ, deren Geständnisse Anklänge an einige Passagen im Hexenhammer aufweisen, etwa beim Milchzauber.171 In Oberdeutschland hatten die Scharfrichter während der Wirkungszeit Heinrich Kramers ihr geheimes Wissen bei der Folterung von als Hexen verdächtigten Menschen erwerben können, insbesondere was die Überwindung der Zauberkunst der Verschwiegenheit – das maleficium taciturnitatis – anbetraf, die auch im Hexenhammer eine so große Rolle spielte. Der Gebrauch von Weihwasser, geweihtem Salz, geweihtem Wachs oder geweihten Kerzen, das Aufheben der Hexen vom Boden und die Rasur aller
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Körperhaare, alles wird im Hexenhammer zwar erwähnt,172 die Scharfrichter kannten die Anwendung jedoch aus der Praxis. Dies machte sie zu gefragten Spezialisten, denn Hexenprozesse waren offenbar die schwierigsten aller Strafprozesse, da hier in sehr direkter Form die Mächte des Guten gegen die des Bösen zu kämpfen schienen.
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Die gescheiterte Verfolgung in der Diözese Brixen Den unmittelbaren Anlaß zur Abfassung des Hexenhammers gab, wie wir heute wissen, das Scheitern einer großangelegten Hexeninquisition in der Tiroler Hauptstadt Innsbruck im Herbst 1485. Da diese sensationelle Episode inzwischen breit dokumentiert ist,173 sollen hier nur die Grundzüge zur Darstellung gelangen, zumal in der Kommentierung auf Details eingegangen wird. Vorangestellt sei hier, daß der Tiroler Landesherr, Erzherzog Sigmund »der Münzreiche« von Österreich, zu den mächtigeren europäischen Fürsten seiner Zeit gehörte. Sein Herrschaftsgebiet begann nördlich von Trient und erstreckte sich über Tirol und Oberschwaben bis in das Elsaß.174 Bereits vor dem Regierungsantritt des späteren Kaisers Maximilian I. stieg der Innsbrucker Hof zu einem kulturellen Zentrum auf.175 Kirchlich gehörte Tirol zum Bistum Brixen, das mit Nikolaus von Kues (1401–1464) einen prominenten Philosophen zum Bischof gehabt hatte.176 Dessen Nachfolger Bischof Georg II. Golser (?-1489) hatte zu den letztlich erfolgreichen Opponenten des Cusanus im Domkapitel gehört, dessen Skepsis gegenüber dem religiösen Fanatismus der Inquisitoren er jedoch teilte.177
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Dem Ansinnen »Heinrici Institoris«, die Bulle Summis desiderantes affectibus zu publizieren, die der Inquisitor während seines Romaufenthalts erwirkt hatte, konnte sich Golser allerdings nicht widersetzen, wie er in mehreren Briefen festhielt. Ihre Veröffentlichung im Bistum Brixen erfolgte am 23. Juli 1485.178 Sie bildete den förmlichen Auftakt der Inquisition im Bistum Brixen, auf den die Predigten Kramers von den Kanzeln der Hauptkirchen folgten. Vom 9. August bis zum 14. September führte der Inquisitor die Zeugenvernehmungen durch, die das Material für die Hexenverfolgung liefern sollten. Verdächtig waren demnach ca. 50 Personen.179 Auf Anfrage Herzog Sigmunds, wie nun weiter verfahren werden sollte, antwortete Bischof Georg am 21. September 1485, von Amts wegen sei er verpflichtet gewesen, einem päpstlichen Beauftragten Hilfe zu leisten. In einem Schreiben an den Inquisitor legte der Bischof am gleichen Tag vielsagend nahe, sich bei der Untersuchung an das Recht zu halten und einige Räte des Herzogs hinzuzuziehen. Kramer ließ nun sieben Frauen verhaften und begann mit dem Verhör der Verdächtigten und der Zeugen, das sich vom 4. Oktober bis zum 21. Oktober 1485 erstreckte. Als Notar diente ihm nicht mehr der in der Hexenbulle erwähnte Gremper, der nach der Ravensburger Verfolgung in Altdorf/Weingarten eine
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Planstelle als Kaplan erhalten hatte, sondern der päpstliche Notar Johann Kanter aus der Diözese Utrecht. Den ca. 30 Verhören wohnten stets auch einige Dominikanerfratres bei, deren Herkunftsbezeichnungen teils auf die Orte von Kramers früheren Inquisitionen verweisen. Genannt werden die Brüder Wolfgang von Basel, der Kaplan des Inquisitors; des weiteren Wilhelm Beringer, Heinrich Hoffmann, Wolfgang von Basel, Caspar von Freiburg, Magister Johann von Rösbach, der Franziskaner Johann Rosenbart, der frühere Kaplan des Tiroler Erzherzogs sowie ein Peter Caal Schirmeister.180 Bereits am vierten Prozeßtag, dem 7. Oktober 1485, ersuchte der Erzherzog den Bischof von Brixen dringend, einen rechtsgelehrten Kommissar als Vertreter zu dem Hexenprozeß zu entsenden. Der Bischof folgte diesem Ersuchen mit der Abordnung des Lizentiaten Sigmund Saumer, der als Pfarrer in Axams fungierte. In dessen Instruktion läßt der Bischof durchblicken, daß er mit der Prozeßführung nicht einverstanden sei und nicht an das den Frauen vorgeworfene Verbrechen glaube. In der Folge nahm Saumer und gelegentlich auch ein namentlich nicht genannter herzoglicher Beobachter an den Verhören teil. Die Zeugenverhöre fanden »in hospicio Rümler«, also im Gasthaus Rümler in Innsbruck statt.181 Die Berichte des Prozeßbeobachters führten Ende
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Oktober zum Einschreiten des Bischofs. Am Morgen des 29. Oktober 1485 trat ein eigenartig zusammengesetzter Gerichtshof im großen Saal des Innsbrucker Ratshauses zusammen. Auf der einen Seite standen Vertreter des Bischofs, neben Saumer der Generalkommissar in spiritualibus der Diözese Brixen und Pfarrer von Matrei am Brenner Christian Turner, sodann Magister Paulus Wann (ca. 1423–1489), Domherr zu Passau,182 sowie der Innsbrucker Notar Bartholomäus Hagen. Auf der anderen Seite standen der Inquisitor mit dreien seiner Ordensbrüder und seinem Notarius Kanter. Der Inquisitor vertrat die Anklage und ließ seine Hauptangeklagte Helena Scheuberin vorführen, die Hauptverdächtige, die für den Tod des Ritters Jörg Spieß verantwortlich gemacht wurde. Als Kramer anfing, Details ihres Sexuallebens auszuforschen, intervenierte Turner in seiner Funktion als bischöflicher Kommissar. Die Fortsetzung der Vernehmung führte zu weiteren Protesten der bischöflichen Fraktion und schließlich zur Unterbrechung der Verhandlung. Bei deren Fortsetzung um 11 Uhr hatte die bischöfliche Partei mit dem Arzt und Juristen Dr. Johann Merwais von Wendingen einen tüchtigen Verteidiger besorgt, dem – nach Protesten Kramers – im Eilverfahren alle sieben Angeklagten ihre Vollmacht erteilten. Nun kippte das Verfahren. Merwais erhob gegen die Prozeßführung des Inquisitors wegen for-
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maler Mängel eine in fünf Punkten präzisierte Nullitätsbeschwerde. Daraufhin kam es zu einem scharfen Wortwechsel zwischen dem Inquisitor und dem Anwalt, in dessen Verlauf dieser Kramer als »suspekt« bezeichnete und den Bischof von Freising, Sixtus von Tannberg (1473–1495), oder dessen Generalvikar als Schiedsrichter vorschlug. Weiter erteilte er seinen Klienten Weisung, auf Fragen des Inquisitors künftig das Zeugnis zu verweigern. Zuletzt plädierte Merwais in einer mutigen Attacke dafür, alle Angeklagten freizulassen und statt dessen den Inquisitor selbst in Gewahrsam nehmen zu lassen.183 Am Montag, dem 31. Oktober trat dieses denkwürdige Gremium – vermehrt um einige weitere Geistliche – im Hause des Innsbrucker Bürgers Conrad Gunther zu einer zweiten Sitzung zusammen. Sofort kam es wieder zu einer scharfen Auseinandersetzung zwischen Inquisitor und Anwalt, der seine Nullitätsbeschwerde wiederholte. Derzufolge sei die Anklage in sich zusammengefallen und der Unschuldsbeweis nicht anzutreten. Im Anschluß an diese letzte Kontroverse verkündete der Vertreter des Bischofs, Christian Turner, das Endurteil: Er folgte dem Plädoyer des Anwalts und erklärte den Prozeß für nichtig, da er nicht nach Recht und Gesetz geführt worden sei. Die Frauen sollten freigelassen werden, allerdings wegen der bestehenden Verdachtsmomente zur Stellung von
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Bürgen verpflichtet werden. Der Anwalt erklärte sich damit einverstanden, Turner setzte daraufhin das Urteil in Kraft und erklärte den Prozeß für abgeschlossen. In einem nächsten Schritt erklärte er kraft seiner bischöflichen Vollmacht die Ermächtigung des Inquisitors in der Diözese Brixen für erloschen und verlangte die Rückgabe der Urkunde vom 23. Juli. Dagegen sträubte sich Kramer, der wegen der ihm drohenden Kostenlast besorgt war. Seine Absicht, zur Kostendeckung das Vermögen der Angeklagten heranzuziehen, wurde abgelehnt. Offenbar hatte neben dem Bischof auch der Landesfürst im Hintergrund Regie geführt. Er beschied noch am selben Tag das ganze Gericht an seinen Hof und räumte mit der Kostenübernahme das letzte Hindernis zum Abschluß des Verfahrens aus dem Weg.184 Zum Erstaunen des Bischofs führte die demütigende Demission Kramers – am 2. November 1485 wurden alle Frauen gegen Urfehdeschwur freigelassen – nicht zu seinem Verschwinden aus der Diözese. Vielmehr arbeitete er an einer Gegendarstellung, welche den Bischof zu einer Wiederaufnahme der Hexenverfolgung bewegen sollte.185 Dafür bestand jedoch keinerlei Aussicht. Bischof Georg forderte vielmehr den Inquisitor mit Schreiben vom 14. November 1485 förmlich und mit deutlichen Worten zum Verlassen seiner Diözese auf und informierte auch den Stadt-
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pfarrer von Innsbruck davon.186 Kramer arbeitete jedoch weiter in Innsbruck an seiner Version der Innsbrucker Inquisition. Seinen Plan zur Wiederaufnahme der Verfolgung trug er schließlich dem Bischof in Gegenwart des Domkapitels in Brixen vor. Auf diesen Vorgang bezieht sich das berühmte Schreiben des Bischöfe vom 14. Februar 1486 an den ansonsten unbekannten Chorherrn Nikolaus: »Lieber Brueder Niclas, ... Mich verdrewst des münchs gar vast im bistumb ... Ich find in des babstes Bullen, daß er bey vil bäbsten ist vor inquisitor gewesen, er bedunckt mich aber propter senium gantz chindisch sein worden, als ich in hie zu Brichsen gehört hab cum capitulo. Ich hab im geraten, das er solt in sein closter ziehen und da beleiben. Ipse realiter mihi delirare videtur, er wolt vielleicht noch geren in der frawn sachen handeln, ich lass in aber darzue nit chömmen, so er vor als vast erriert hat in seinem process ...« Der Bischof, soviel erhellt aus diesen bemerkenswerten Zeilen, hielt den gefährlichen Fanatiker schlicht für verrückt (»realiter mihi delirare videtur«) und wollte ihn nur so schnell wie möglich loswerden.187 Niklas mußte dem Inquisitor ein unter dem gleichen Datum verfaßtes Schreiben des Bischofs mit einer ultimativen Aufforderung zum Verlassen der Diözese überbringen und ihm überdies mündlich ver-
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deutlichen, daß seine Anwesenheit unerwünscht war. In seinem bemerkenswerten Schreiben an Kramer/Institoris erwähnt der Bischof überdies, daß bei einer Verzögerung seiner Abreise niemand mehr seinen Schutz gegen Angriffe von Freunden und Verwandten der verdächtigten Frauen garantieren könne. Er solle in sein Kloster ziehen und aufhören, andere zu belästigen.188 Erst jetzt verließ der Inquisitor die Diözese Brixen.
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Die Umstände der Abfassung des Hexenhammers Die gescheiterte Innsbrucker Hexeninquisition bildete den zeitgeschichtlichen Hintergrund und unmittelbaren Anlaß zur Abfassung des Malleus Maleficarum. Daß dieses Werk in der Hauptsache 1486 geschrieben worden sein muß, geht aus mehreren Stellen des Buches hervor. So heißt es über die Hexenverfolgungen des Inquisitors von Como im Jahr 1485, diese hätten »im jüngst vergangenen Jahr stattgefunden«. 189 Die Hexenverfolgung in Ravensburg im Herbst 1484 wird dagegen mit: »vor kaum drei Jahren« etwas weniger präzise datiert.190 Diese Angaben im Text passen zusammen mit dem, was sich über die Person des Autors rekonstruieren läßt. Wie erwähnt, war Kramer nach der Freilassung der verdächtigten Frauen Anfang November 1485 in Innsbruck mit seiner Stellungnahme an den Bischof von Brixen befaßt. Diese wurde zur Vorarbeit des Hexenhammers. Möglicherweise hat Kramer die systematische Ausarbeitung des Buches überhaupt erst nach seiner Abreise aus Tirol im Februar 1487 begonnen. Wo genau er begonnen hat, den Hexenhammer zu schreiben, ist bisher unbekannt. Karl Otto Müller hat aus der höchst zweifelhaften Interpretation einer Stelle des Hexen-
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hammers geschlossen, er habe sich nach Salzburg begeben.191 Für die Salzburg-Hypothese spricht, daß es, wenn schon keinen regulären Dominikanerkonvent, so doch eine Niederlassung des Klosters Friesach in der Steiermark in der Salzburger Webergasse gab. Seit der Berufung des Magisters Konrad von Friesach 1469 leiteten die Dominikaner das höhere Studium des Salzburger Domklerus und stellten gelegentlich den Domprediger. Studienleiter im Jahr 1486 war der Doktor der Theologie Bruder Niklas Swartz.192 Der Salzburger Erzbischof Johann III. Beckenschlager (amt. 1482–1489) könnte Kramer seine Bibliothek zur Verfügung gestellt haben.193 Größeren Rückhalt in Salzburg scheint er jedoch erst unter dessen Nachfolger, Bischof Friedrich IV. von Schauenberg (amt. 1489–1494), erfahren zu haben, als er zum Domprediger ernannt wurde und sich häufig in Salzburg aufhielt.194 Ebenso plausibel erscheint es, daß sich der Inquisitor, wenn nicht unmittelbar von Innsbruck aus, dann von Salzburg – vielleicht über Landshut, wo es ein Dominikanerkloster gab und von wo er zwei Exempel in den Malleus einfügte195 – nach Augsburg begab. Für die Augsburg-Hypothese sprechen mehrere Argumente: Im dortigen Konvent St. Magdalena hat Kramer sich häufig aufgehalten, mehrfach in den 1480er Jahren und Anfang der 1490er Jahre, als er an ande-
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ren Veröffentlichungen arbeitete.196 In Augsburg gab es ein dominikanisches Generalstudium mit bedeutender Bibliothek, also geeignete Arbeitsmöglichkeiten. Bereits 1480 hatte Kramer dort mehrere Monate verbracht und – vom Prior unterstützt – seine Inquisition gegen die frommen Frauen durchgeführt. Im März 1481 residierten hier neben dem Prior P. Dominicus Mayr 13 Patres, vier Profeßfratres, fünf Gastfratres – Kramer war zu diesem Zeitpunkt nicht darunter – und sieben Laieabrüder, während elf Konventsmitglieder abwesend waren.197 Mit Dr. Lukas Braun amtierte hier 1486 ein gelehrter Prior, den Kramer von seinen früheren Aufenthalten kannte. Für einen Aufenthalt Kramers im Sommer 1486 könnte auch sprechen, daß im Juli 1486 der ehemalige Schlettstädter Konventuale Leonhard Modler zum Leiter des Studiums ernannt worden war. In Augsburg könnte binnen weniger Monate der größte Teil des Hexenhammers geschrieben worden sein.198 Die genannten beiden Hypothesen sind plausibel, aber nicht zwingend. Ebensogut wäre es möglich, daß sich Kramer zum Schreiben in sein Heimatkloster Schlettstadt zurückgezogen hat, das wie der Rat über eine Bibliothek verfügte.199 Zum Abschluß gebracht wurde der Malleus Maleficarum mit ziemlicher Sicherheit in Speyer, wo dem Autor ein weiteres Dominikanerkloster, das zur oberdeutschen Kongregation
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der Konventualen gehörte, als Domizil dienen konnte. Man darf es wohl als auffällig bezeichnen, daß Kramer die observanten Klöster der Provinz Teutonia mied und statt dessen zwischen 1485 und 1495 – soweit bekannt – die Kongregationen in Salzburg, Augsburg und Speyer als Wirkungsstätten auswählte, wo er sich dem Einfluß des Ordensprovinzials Sprenger besser entziehen konnte. Möglicherweise hat zur Wahl dieser Stadt beigetragen, daß hier mit Jakob Wimpfeling (1450–1528) ein anderer Schlettstädter als Stadtprediger wirkte.200 Der Aufenthalt Kramers in der Reichsstadt am Rhein, in welcher Bischof Ludwig von Helmstadt (amt. 1478–1504) nur noch geringe Rechte besaß,201 dürfte die zahlreichen Exempel aus Speyer und Umgebung erklären, die meist aus der jüngsten Vergangenheit stammen, wie der Autor selbst hervorhebt.202 Auch ihre Stellung im Text spricht für eine späte Einfügung, stehen sie doch häufig in den irregulären, spät eingefügten Teilen des Textes. Schließlich gibt es auch ein quantitatives Argument: Die Speyrer Exempel machen immerhin mehr als 10% aller aus eigener Erfahrung zitierten Beispiele im Hexenhammer aus.203 Speyer besaß zwar nie die Bedeutung der oberdeutschen Metropolen Augsburg, Nürnberg oder Straßburg, gehörte aber mit ca, 8000 Einwohnern zu den mittelgroßen Städten des Heiligen Römischen Rei-
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ches deutscher Nation. Wegen ihrer zentralen Lage, ihrem berühmten Rheinübergang und dem gewaltigen Kaiserdom spielte die Reichsstadt zudem eine erhebliche politische Rolle.204 Der für den 21. September 1486 nach Speyer einberufene Städtetag hatte wegen der erwarteten Beschlüsse zur Steuerbewilligung für den bevorstehenden Reichstag eine solche Bedeutung, daß Kaiser Friedrich III. seine persönliche Anwesenheit ankündigte. Am 8. Dezember traf er von Köln her kommend in Speyer ein, wo er bis zum Februar blieb.205 Freilich konnte der Dominikanerbruder Heinrich aus der Anwesenheit des Kaisers, den er früher schwer beleidigt hatte, kein Kapital schlagen. Er wird diesem sogar wegen der früheren Konfrontation bewußt ausgewichen sein. Jedenfalls verließ er vor der Ankunft des Kaisers Speyer und wandte sich an dessen Sohn Maximilian in Brüssel, um sich seine Privilegien als Inquisitor bestätigen zu lassen.206 Für einen Aufenthalt Kramers in Speyer im Herbst 1486 spricht natürlich auch, daß er dort mit dem Drucker verhandeln und die Drucklegung des Malleus vorbereiten konnte. Wenn es stimmt, daß Bruder Heinrich das Manuskript des Hexenhammers spätestens im Oktober 1486 in der Druckerei abliefern mußte, dann blieben letztlich nur so wenige Wochen für Abfassung und Redaktion übrig, daß es nicht erstaunt, daß Kramer, der selbst über die Beschwernisse
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seines Alters klagt, den Überblick verlor, als er bis zum letzten möglichen Moment noch an seinem Text herumbastelte. Die Frage, wie er es überhaupt von Februar bis Oktober 1486 schaffen konnte, ein so umfangreiches Buch zu schreiben, läßt sich nur damit beantworten, daß ganze Passagen in den ersten beiden Teilen aus eigenen Predigten übernommen werden konnten, die Notizen von Zitaten und Exempeln, die er für diese Predigten angefertigt hatte, wohl auch eigenen Exzerpten aus Schriften der Ordenstheologen Thomas von Aquin, Antonin von Florenz und Johannes Nider. Passagen des dritten Teils konnte er den Inquisitionshandbüchern entnehmen, die auch schon in seine Innsbrucker Vorarbeiten für den Hexenhammer Eingang gefunden hatten. Warum es Heinrich Kramer derart pressierte, daß er zahllose logische und formale Fehler in Kauf zu nehmen bereit war, können wir nur vermuten. Sicher wollte er das Innsbrucker Fiasko so rasch wie möglich wettmachen, und ebenso gewiß war ihm jetzt die Hexenverfolgung ein dringliches persönliches Anliegen. Vielleicht glaubte er auch, auf den im Februar 1486 auf dem Reichstag von Frankfurt gewählten neuen – und noch jungen – König Maximilian I. Einfluß nehmen zu müssen. Mit seiner Privilegierung im November 1486 schien ein solches Kalkül ja tatsächlich aufzugehen.207 Hinzu kommt jedoch ein anderes
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und vermutlich das wichtigste Motiv: Bruder Heinrich wähnte wohl tatsächlich das Ende der Welt nahe, wie in der Apologia angedeutet,208 und glaubte an die Notwendigkeit, in einer Art »letzten Schlacht« der fünften Kolonne Satans entgegentreten zu müssen. Auch dies kann als Indiz gelten, daß die Apologia kein Werk Jacob Sprengers war, von dem keine ähnlichen Befürchtungen bekannt sind. Kramer dagegen führte das Buch der Apokalypse, die Offenbarung Johannis, die das Wüten des Teufels in der Endzeit vorhersagt, an mehreren Stellen des Hexenhammers an.209 Und noch in seiner letzten Veröffentlichung, dem »Glaubensschild gegen die ketzerischen Waldenser«, wird die apokalyptische Angst als Motiv greifbar,210 auch hier mit direktem Hinweis auf die Ketzerei der Hexen, die mit Zulassung Gottes erst in jüngster Zeit entstanden sei und ein untrügliches Zeichen für den Anbruch der Endzeit darstelle.211
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Inhalt des Werkes Von den drei Teilen des Hexenhammers haben die beiden ersten zum Ziel, die theologische Möglichkeit des Hexenverbrechens aus den kirchlichen Autoritäten nachzuweisen und die reale Existenz des Hexenverbrechens mit Hilfe historischer und zeitgenössischer Beispiele glaubhaft zu machen. Ziel ist es nicht nur, Zweifler zu überzeugen, sondern Zweifel an der Existenz der Hexerei selbst als eine Art Ketzerei darzustellen, da damit auch die Autoritäten der Kirchenväter und letztlich der Kirche in Frage gestellt würden. In den Mittelpunkt der Betrachtung wird allerdings nicht der Abfall von Gott gestellt, wie dies bei anderen Ketzereien der Fall war, sondern der Schadenszauber, das maleficium. Nach der Argumentation des Hexenhammers impliziert jeder Schadenszauber, im weiteren Sinne überhaupt jede Form der Magie, wenn nicht des Aberglaubens, die Apostasie, den Abfall von Gott, der die Hexerei überhaupt erst dem Zugriff der kirchlichen Ketzergesetzgebung erschließt. Dabei vertritt der Hexenhammer die Auffassung, daß nicht allein die kirchlichen Gerichte für dieses Delikt zuständig seien, sondern auch die weltlichen Gerichte. Teil I des Hexenhammers befaßt sich in der Hauptsache mit der Definition des Hexenverbrechens. In er-
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ster Linie geht es um den Nachweis, daß die Verbrechen der Hexen real seien, da offenbar viele Zeitgenossen davon nicht überzeugt waren, wie in der päpstlichen Bulle, in der Apologia und im Malleus wiederholt betont wird. Der Hexenhammer nennt auf der Basis von Augustinus und Thomas von Aquin die Zulassung Gottes (Permissio Dei), die Mitwirkung des Teufels und den Willen des Menschen als die drei entscheidenden Voraussetzungen für die Wirksamkeit der Hexerei. Wenn diese drei Bedingungen zusammenträfen, dann seien auch reale Schäden als Folge der Hexerei möglich. Allerdings meinen die Hexen nur, daß sie diese Schäden selbst verursachen. In Wirklichkeit ist es jedoch der Teufel, der ihre magischen Operationen als Zeichen nimmt, daß er tätig werden solle. Grundlage dieses Tätigwerdens ist ein Vertrag zwischen Hexe und Teufel (Teufelspakt). Dieser kann entweder ausdrücklich erfolgen (pactum expressum) oder aber stillschweigend (pactum tacitum). Bei Kramer ist dies regelmäßig bereits dann der Fall, wenn jemand mit einem magischen Hilfsmittel etwas bewirken will: Da er wisse, daß er das nicht kann, gehe er stillschweigend von einer Unterstützung durch einen Dämon aus. In der Folge werden einzelne, theologisch umstrittene Taten der Hexen diskutiert: Der Geschlechtsverkehr zwischen Menschen und Dämonen (Teufelsbuhlschaft),212 die Verwandlung
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von Menschen in Tiere (Tierverwandlung), die Opferung von Kindern an den Teufel und ihre Verarbeitung zu Hexensalben. Teil II des Hexenhammers ist unterteilt in zwei Teile bzw. »Hauptfragen«, deren Unterpunkte, die Kapitel, in der Numerierung jeweils von vorne beginnen. Dies hat zur Unübersichtlichkeit dieses Werkes nicht wenig beigetragen. Die erste Hauptfrage (II/1) lautet, wie man sich gegen Hexerei schützen kann. Hier geht es dem Autor um den Nachweis, daß nur kirchliche Mittel zur Abwehr erlaubt seien, magische Gegenmittel – wie etwa Amulette, Talismane, Zauberzettel, Zaubersprüche etc. – jedoch einen Teufelspakt implizieren. Besonders exemplifiziert wird diese Feststellung an den Beispielen des Impotenz- und Unfruchtbarkeitszaubers, dem Wettermachen und dem Milchdiebstahl. Jenseits der Systematik enthält dieser Teil auch eine Abhandlung über den Hexenflug. Die zweite Hauptfrage (II/2) befaßt sich mit den Arten, wie man Verhexungen heilen oder beheben kann. Erneut geht es darum, daß nur kirchliche Heilmittel zulässig seien. Besser sei es deshalb, auch die schlimmsten Krankheiten geduldig zu ertragen, als durch magische Gegenmittel auch noch das Seelenheil zu verspielen. Erneut geht es dabei um Teufelsbuhlschaft, Impotenz- und Unfruchtbarkeitszauber, Liebeszauber, Besessenheit und Wetterzauber. Gegenstand dieser
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beiden Kapitel ist auch eine Spezifizierung der Malefizien, die von Zauberern und Hexen verübt werden. Obwohl ausdrücklich auch Männer mit dieser Ketzerei in Verbindung gebracht werden, erfolgt gerade in diesem Teil die Zuspitzung der Zielrichtung auf die Frauen, die durch ihre physischen und psychischen Defekte besonders anfällig für die Versuchung des Teufels seien. Kernstück der Theologie des Hexenhammers bildet die auf Augustinus zurückgehende und durch Thomas von Aquin ausgebaute Zeichentheorie, eine erkenntnistheoretisch interessante Konstruktion, die besagt, daß die Handlungen der Menschen oder die Erscheinungen in der Natur nie das sind, was sie scheinen, sondern Zeichen für himmlische oder dämonische Aussagen, die allerdings nicht eindeutig verständlich sind, sondern der Deutung erst noch bedürfen. Interessant ist diese Gedankenkonstruktion nicht zuletzt deshalb, weil sie aus theologischen Gründen jeder Form des Aberglaubens oder der Magie eine direkte materielle Wirksamkeit abspricht, es sei denn, durch einen Kommunikationsvertrag mit einem Dämon. Im Gegensatz zum modernen Rationalismus, der auch die Existenz von Dämonen bestreitet und damit die Wirksamkeit jeder Magie, geht es Kramer gerade darum, die Allgegenwart der Dämonen und die außerordentliche Gefährlichkeit der Hexen nachzuweisen.
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Weil dem einige Bestimmungen des kanonischen Rechts entgegenstanden, vor allem der bereits erwähnte Canon Episcopi im Decretum Gratiani, finden wir überraschenderweise, daß der Inquisitor argumentativ häufig auf seine eigene Erfahrung insistiert, die experientia, der er vertraut, obwohl er sie nach seiner eigenen Zeichentheorie auch hätte ablehnen können. Schnyder hat in seiner Untersuchung ca. 250 Exempel herauspräpariert, also ausführlichere Erzählungen, welche in besonderem Maße die reale Macht des Teufels und damit auch der Hexen beweisen sollen.213 Von diesen Exempeln stammen immerhin 75 (also ca. 30%) aus zeitgenössischer Erfahrung, also aus Geschichten, die Kramer von vertrauenswürdigen Leuten gehört haben oder auf die er bei seiner Tätigkeit als Inquisitor gestoßen sein will. Im Teil III des Buches wird die rechtspraktische Umsetzung des »Hexenwahns« geleistet. Kramer geriert sich hier als gemeinrechtlicher Prozessualist, und sein erklärtes Ziel ist es, den weltlichen Richter vor Ort im Führen von Hexenprozessen zu unterweisen. Bei dem Unternehmen, die Hexerei der Ketzerei zu subsumieren, kam ihm seine Erfahrung als Ketzerinquisitor zugute. Und wenn man – völlig zutreffend – den späteren weltlichen Hexenprozeß als säkularisierten Ketzerprozeß bezeichnet, so hat Kramer dafür die entscheidenden Vorarbeiten geleistet. Dieser dritte
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Teil des Malleus steht ganz im Zeichen des Indizienund Beweisrechts. Wie im Ketzerprozeß wird für die Prozeßleitung die Inquisitionsmaxime in Ansprach genommen, die eine Strafverfolgung von Amts wegen ermöglichte. Ist heute eine solche Strafverfolgung von Amts wegen eine Selbstverständlichkeit, so war sie das im Mittelalter nicht. Hier bedurfte es grundsätzlich eines Klägers, der eine Straftat durch Anklage (accusatio) vor Gericht zu bringen und das Verfahren zu betreiben hatte. Die hierin liegende Ungerechtigkeit hatte bereits Papst Innozenz III. erkannt und auf dem vierten Laterankonzil 1215 die Nachforschung (inquisitio) von Amts wegen in das Kirchenrecht eingeführt. Hier sollte das Gerücht (fama) die Funktion der Klage übernehmen, und dementsprechend spielte das Gerücht auch in Kramers prozessrechtlichen Ausführungen eine maßgebliche Rolle. Im regulären Verfahren ging der Kläger ein hohes Risiko ein, da die Beweislast gegenüber dem beklagten Täter bei ihm lag. Im Falle des Scheiterns in einem streng formalisierten Beweisverfahren drohten ihm selbst Strafen, schlimmstenfalls die, welche der Beklagte im Fall der Überführung zu erwarten gehabt hätte. Da gerade in Zaubereiprozessen der Beweis kaum zu führen war, schreckte dieses Verfahren solche Kläger ab. Kramer plädierte deswegen dafür, die schon im Ketzerprozeß bewährte Praxis, Kläger zu bloßen Denunzianten oder
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Zeugen herabzustufen, auch im Hexenprozeß anzuwenden. Die Minderung des Klägerrisikos steigerte die Anzeigefreudigkeit drastisch, da jetzt anonym und risikolos mißliebige Mitmenschen angezeigt und mit einem Ketzerprozeß überzogen werden konnten.
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Kramers Vorbilder bei der Hexeninquisition
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Kramers Vorbilder bei der Hexeninquisition Auffallend ist, daß Kramer von den reichhaltigen Erfahrungen seines Ordens in der Hexenfrage nur sehr selektiv Gebrauch macht. Die wohl berühmteste Verfolgung um die Mitte des 15. Jahrhunderts, den Prozeß wegen »Vauderie« in Arras in den Jahren 1459/60, zieht er überhaupt nie als Beispiel heran, obwohl sie zahlreiche gelehrte Traktate ausgelöst hatte. Überhaupt rekurriert Kramer niemals auf die Tätigkeit der Inquisition in Frankreich. Dasselbe trifft auf die französischsprachige Schweiz zu, wo der zeitgenössische dominikanische Inquisitor von Lausanne, Thomas Gogat, umfangreiche Aktivitäten entwickelte. Die Hexenverfolgungen in der deutschsprachigen Schweiz reflektiert Kramer lediglich über seinen Ordensbruder Johannes Nider, entweder wegen dessen Berühmtheit oder weil ihm dessen Werk bei seinen Aufenthalten im Baseler Dominikanerkloster, dem Nider einmal vorgestanden hatte, nahegebracht worden war. Nider war überdies – wie Kramer – Kurialist. Mehrfach setzt sich Kramer mit den Ansichten spanischer Inquisitoren auseinander,214 und dies aus einem aktuellen Anlaß: In Spanien hatte sich kurz vor dem Abschluß der Reconquista die Inquisition zu einer behördenartigen Institution verfestigt, die im
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Auftrag der staatlichen Behörden systematisch nach Glaubensfeinden – konvertierten Muslimen (moriscos) und Juden (conversos), die heimlich weiter ihrem alten Glauben anhingen oder den neuen Glauben nur unvollständig ausübten – suchte. Ähnliche Aussichten bestanden jedoch nördlich der Alpen keinesfalls, weswegen dem Inquisitor das Spiel mit solchen Gedanken wohl nicht zweckdienlich erschien. Unter den lebenden Gewährsmännern hebt Kramer nur einen einzigen hervor, nämlich den Inquisitor von Como, der ihm von seinen Erfahrungen berichtet habe.215 Der Name dieses Inquisitors wird nicht genannt, doch hat ihn Hansen nach den Inquisitorenverzeichnissen des Predigerordens als Laurentius von St. Agatha (ca. 1440-nach 1498) identifiziert, der in den fraglichen Jahren für die Diözese Como zuständig war. Dieser Bruder Lorenzo aus dem Dominikanerkonvent von Vercelli war 1483 zum Inquisitor der Lombardei mit besonderer Zuständigkeit für die Diözesen Vercelli, Novara und Como ernannt worden.216 Kramer kann ihn in dieser Funktion also nicht bereits 1479 in Rom kennengelernt haben. Sicher ist er dort jedoch auf einen der anderen italienischen Inquisitoren aus seinem Orden getroffen, die in den 1470er Jahren in Norditalien tätig gewesen sind, etwa Nicolai de Bugella, einen früheren Inquisitor von Como, oder den Turiner Dominikaner Michele de
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Valenti, der im Val Canavese länger Verfolgungen durchführte. Von ihrer Tätigkeit berichtet Kramer jedoch sowenig wie von den französischen Inquisitoren. Wo und wann sich Kramer mit Laurentius von St. Agatha über die aktuellen Fragen ausgetauscht hat, wird nicht gesagt. Da sich die Berichte auf das Jahr 1485 beziehen, läßt sich die Zahl der Möglichkeiten eingrenzen. Wenn der Inquisitor von Como nicht weniger als 41 Hexen in der Grafschaft Bormio, dem obersten Teil des Valtellina, in einem Jahr verbrannt hat und etliche Verdächtigte von dort in die angrenzende Grafschaft Tirol geflohen sind, so bietet sich Bozen mit seinem Dominikanerkloster oder Trient, das Kramer von seinen früheren Aufenthalten kannte, als Ort der Begegnung an. Die hohen Gebirgspässe aus dem Veltlin nach Tirol, Jaufen und Umbrail, sind nur in den Sommermonaten überquerbar. Die Rede ist also vom Spätsommer 1485 – denn im folgenden Jahr vermuten wir Kramer bereits in Augsburg, Schlettstadt und Speyer.
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Juristische Relevanz des Malleus
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Juristische Relevanz des Malleus Basierend auf dem Directoriutn Inquisitorum, einem von Nikolaus Eymericus verfaßten Handbuch für Ketzerrichter, schöpfte Kramer alle zu Gebote stehenden Erleichterungen zur Überführung der vermeintlichen Hexen aus. Manche seiner Vorschläge hören sich moderat an, etwa wenn er empfiehlt, von der Folter zurückhaltenden Gebrauch zu machen.217 Die Annahme, er hätte sich hierbei von rechtlichen Erwägungen leiten lassen, wäre freilich verfehlt. Im Gegenteil wollte er damit die Möglichkeit ausschalten, durch eine ohne Geständnis überstandene Folter die Möglichkeit zur Verurteilung zu verspielen. Deshalb setzte er mehr auf die zermürbende Untersuchungshaft, ausgeklügelte Fragetechniken und die Zulassung von Zeugen, die im regulären Verfahren nicht gehört werden durften. Modern klingt sein Eintreten für die richterliche Überzeugung als Verurteilungsgrundlage, was er freilich im »Nürnberger Hexenhammer« deutlicher zum Ausdruck brachte als im Malleus. Unbedingt zu vermeiden waren Freisprüche in Anerkennung der Unschuld, da dann infolge des Rechtsgrundsatzes ne bis in idem – in derselben Rechtssache wird nicht zweimal entschieden – eine Wiederaufnahme des Verfahrens ausgeschlossen gewesen wäre. Auch
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mit dem zeitgenössischen Rechtsverständnis unverträglich war die Empfehlung, bei wiederholter Folter einfach von Fortsetzung zu sprechen, um die rechtlichen Torturkautelen zu umgehen. Das von Kramer im dritten Teil des Malleus ausformulierte Indizienrecht war von einer nicht zu unterschätzenden rezeptionsgeschichtlichen Bedeutung: Zwar konnte gezeigt werden, daß die Praktiker der Inquisitionsbehörden in Italien und Spanien auch die prozeßrechtlichen Teile des Hexenhammers ablehnten218, doch blieb der Einfluß des Hexenhammers im Reich so virulent, daß sich zahlreiche Schriftsteller des ausgehenden 16. und des 17. Jahrhunderts auf den Malleus stützten oder sich damit auseinandersetzten. Für Apologeten der Hexenverfolgung wie den Trierer Weihbischof Peter Binsfeld (1545–1598) in seinem Tractatus de confessionibus maleficorum et sagarum stellte er die zentrale Autorität dar, ebenso für die Universität Ingolstadt in einem Gutachten für ihren Landesherrn 1590.219 Dabei muß allerdings zwischen der theoretischen Grundlegung und der exemplarischen Beweisführung unterschieden werden. In Martin Delrios (1551–1608) Disquisitiones Magicae, der wichtigsten europäischen Dämonologie des 17. Jahrhunderts, stammten nur noch fünf von 265 Exempeln aus dem Hexenhammer, in den Vordergrund gerückt wurden aktuelle Erfahrungsberichte aus
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den Jahresberichten des Jesuitenordens nicht nur aus Europa, sondern aus der ganzen Welt, z.B. aus Japan oder Peru.220 Ebenso mußten sich die Prozeßkritiker mit dem Malleus auseinandersetzen. Der wichtigste Kritiker des 16. Jahrhunderts, Johann Weyer (1515–1588), weist bereits in der Vorrede seines bahnbrechenden Werkes De Praestigiis Daemonum darauf hin, daß es sich gegen den Hexenhammer richte, der so viele Unschuldige auf den Scheiterhaufen gebracht habe. Auf den Arzt Weyer geht der Versuch zurück, die Geständnisse vermeintlicher Hexen – medizinisch – mit deren Unzurechnungsfähigkeit oder – theologisch – mit Täuschungen der Dämonen zu erklären und damit eine inhaltliche Auflösung der Hexenvorstellung zu erreichen.221 Ebenso mußte sich der wichtigste Kritiker des 17. Jahrhunderts, der Jesuit Friedrich von Spee in seiner Cautio Criminalis mit dem Hexenhammer auseinandersetzen. Wegen der weiten Verbreitung des Hexenglaubens und seine autoritative Absicherung durch namhafte katholische Theologen machte Spee erst gar nicht mehr den Versuch einer inhaltlichen Kritik des Hexenglaubens, den er selbst vermutlich nicht teilte.222 Statt dessen verlegte er sich vollkommen auf eine strafprozeßrechtliche Argumentation, wobei er die unmenschliche Folter als die Seele des Hexenprozesses herausarbeitete und durch das In-
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sistieren auf eine strikte Einhaltung der prozeßrechtlichen Normen die Axt an die Wurzel des Ausnahmeprozesses zu legen versuchte. Speziell über den im Hexenhammer empfohlenen Trick, wegen des juristischen Verbots einer Folterwiederholung von »Fortsetzung« zu sprechen, meint Spee: »Was soll ich dazu sagen? Ist es denn möglich, daß Geistliche und Priester derart leichtfertig in so ernster Sache reden? Ich halte das für eine recht ungeistliche Grausamkeit und fange an, zu fürchten, nein, es ist mir schon früher oft der angstvolle Gedanke gekommen, daß jene erwähnten Inquisitoren diese ganze Unzahl von Hexen erst mit ihrem unbesonnenen, doch ich sollte sagen, wirklich sehr ausgeklügelten und weislich verteilten Foltern nach Deutschland hereingebracht haben.«223 Die medizinische und theologische Argumentation mündete somit ein in die juristische Diskussion, die bereits im frühen 16. Jahrhundert unter dem Eindruck der Hexenverfolgungen eine eigene Dynamik entwikkelt hatte. So dürfte Artikel 44 der Constitutio Criminalis Carolina, der Peinlichen Gerichtsordnung Kaiser Karls V. von 1532, wo die rechtserhebliche Verdachtsschwelle zur Einleitung von Hexenprozessen formuliert wird, auf Kramers prozeßrechtlichen Traktatteil rekurrieren. Andererseits fällt auf, daß in der materiellen Strafbestimmung gegen Zauberei, dem Artikel 109, die theologischen und prozeßrechtlichen
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Juristische Relevanz des Malleus
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Vorstellungen des Hexenhammers offenbar bewußt ignoriert werden. Einen Teufelspakt kennt die hier dem römischen Recht verpflichtete Carolina nicht. Nur nachgewiesener Schadenszauber – der gemäß der Zeichentheorie der thomistischen Theologen gar nicht wirksam sein konnte – war reichsrechtlich die Grundlage einer Verurteilung wegen Hexerei. Bereits Weyer hatte 1565 in einem berühmten Briefwechsel mit Johannes Brenz (1499–1570) darauf hingewiesen, daß wegen dieses Widerspruchs eigentlich überhaupt niemand wegen Hexerei hingerichtet werden dürfte. Brenz freilich mochte diese Konsequenz nicht ziehen. Zwar bekannte sich auch der Reformator Württembergs zur fiktionalen Deutung der Zauberei, insistierte aber auf Strafwürdigkeit wegen des – untauglichen – Versuchs der Hexen, Schaden mit teuflischer Hilfe zu verüben.224
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Zur Psychologie Heinrich Kramers
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Zur Psychologie Heinrich Kramers In seinem Briefwechsel mit Wilhelm Fliess thematisierte Sigmund Freud (1856–1939) im Jahre 1897 die Beziehung zwischen Teufel und Hexe und sprach von der Begeisterung, mit der er im Malleus Maleficarum lese. Dabei entwickelte der Begründer der Psychoanalyse die berühmte Parallele des Verhältnisses zwischen Inquisitor und Hexe bzw. Exorzist und Besessener zu der zeitgenössischen Figuration Analytiker und Klientin.225 Freud glaubte, Inquisitor und Hexe wiederholten, ohne es zu wissen, unter der Folter eine in früher Kindheit erfahrene Traumatisierung, er aktiv, sie passiv. Das Verständnis, das Freud für die folternden Inquisitoren entwickelte, dürfte sich aber auch der Verärgerung über seine widerspenstigen damaligen Patienten verdanken.226 Andere Akzente setzten Arbeiten des Zürcher reformierten Theologen und Freud-Schülers Oskar Pfister (1873–1956), der bereits 1913 das erste Lehrbuch der Psychoanalyse verfaßt hatte. Er korrespondierte mit Freud, der Pfisters Ansichten oft mit unverhohlener Skepsis begegnete,227 seit 1909 über die Hexen, und in seinem Alterswerk schlug er ein Thema an, das gleichzeitig aus ganz anderer Perspektive die Ethnologen und Mentalitätshistoriker beschäftigen sollte: Die Angst. Ver-
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ständlicherweise waren nicht alle seiner Kollegen über seine Deutung des Christentums (»Die altprotestantische Orthodoxie als kollektive Zwangsneurose«) und dessen Verantwortung für die Hexenverfolgungen erfreut.228 Nicht nur die psychologische Interpretation der großen Reformatoren, sondern auch diejenige des Inquisitors Kramer stößt in der Literatur auf große Vorbehalte. Dabei bietet sich gerade die Person dieses Verfolgungsspezialisten, über den wir relativ viele Quellen besitzen, für einen solchen Versuch an. Während Gegner der Hexenverfolgungen wie Andrea Alciati, Agrippa von Nettesheim, Johann Weyer oder Friedrich Spee Mitleid mit den Opfern empfinden konnten, plädierte der Inquisitor für eine rücksichtslose Ausrottung der Glaubensfeinde. Und Bruder Heinrich konstruiert ein reiches Spektrum an Feinden: Durch Publikationen oder Inquisitionen verfolgte er Waldenser, Hussiten, Böhmische Brüder, Taboriten, Juden, Hexen, die Beschützer der Hexen, überfromme Frauen, Vertreter eucharistischer Irrlehren, Vertreter eines kaiserlichen Primats in der Christenheit und Anhänger der Konzilsbewegung innerhalb der katholischen Kirche. Aber was verband alle diese Gruppen? Jürgen Petersohn hat in seinen »Aufschlüssen zur Persönlichkeitsstruktur« des Inquisitors gezeigt, daß der Kampf um den reinen Glauben auch sprachlich im
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Zentrum seiner Bemühungen stand. War die Fides der eine »Schlüsselbegriff seiner Vorstellungen und des Handelns«,229 so bildete die auf Innozenz III. zurückgehende kirchenrechtliche Devise ne crimina remaneant impunita – Verbrechen dürfen nicht ungestraft bleiben – das immer wieder zitierte Leitmotiv für seinen unaufhaltsamen Verfolgungsdrang. Auch wenn Kramer vornehmlich als Hexenverfolger in die Geschichte eingegangen ist, waren die Hexen für ihn doch nur ein Sonderfall von Glaubensfeinden. Die krause Etymologie von femina verdeutlicht allerdings, daß sich der Glaube anhand physischer Merkmale auszudrücken vermochte und mit seinem Glaubenskampf sexistische und – im Fall der Juden – rassistische Motive verknüpft waren. Hexerei war bei Kramer wie die Erbsünde erblich und wurde durch den initialen Pakt geradezu zu einem Familienstigma, das bedeutet auch: einer körperlichen Qualität. Garant des Glaubens war natürlich nicht die – von Irrtümern verseuchte – Gemeinschaft der Gläubigen, auch nicht die Gemeinschaft der Glaubenshirten im Konzil und schon gar nicht der Kaiser des »Heiligen Römischen Reiches«. Es war auch nicht so sehr die Heilige Schrift oder das Kanonische Recht, die ja – wie im Falle der Hexen – offenbar mißverständlich oder veraltet sein konnten. Allein der Papst verbürgte als Stellvertreter Gottes die pars sanior beim Kampf
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um die Reinheit des Glaubens. Verunreinigung bedeutet, wie die Anthropologin Mary Douglas herausgearbeitet hat, in vielen traditionellen Denksystemen eine Gefahr, der mit relativ großem Aufwand begegnet werden muß.230 In den Studien zur Charakterstruktur der »autoritären Persönlichkeit« haben Sozialwissenschaftler und Sozialpsychologen der »Frankfurter Schule« seit den 1930er Jahren versucht, korrespondierende Persönlichkeitsmerkmale anzugeben, um zum Beispiel herauszufinden, wodurch Gewaltbereitschaft gegenüber Minderheiten disponiert wird. Auch hier bildet die tiefliegende Angst vor Verunreinigung oder Unsauberkeit, prototypisch verkörpert im Kampf um die Exkremente, das entscheidende Movens für den erbitterten Krieg gegen das vermeintlich Böse. Immerhin finden sich auch bei Kramer Anhaltspunkte für eine solche »anale Fixierung«, doch muß dieser Forschungsansatz, der die Verfolgermentalität wissenschaftlich ergründen will, nach wie vor als eines der großen Desiderate der Hexenforschung gelten. Dies gilt auch für den Bereich des Sexuellen, die für diesen Inquisitor geradezu obsessive Bedeutung angenommen hat. Der naheliegende Gedanke, diese Obsession mit dem Zölibat des Autors in Verbindung zu bringen, war natürlich von jeher verlockend. Die Anzahl der Kapitel, in denen sich der Autor dem Liebeszauber, von dem – wie er
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schreibt – sogar Äbte betroffen sein konnten, Impotenz, Pollution, weggehexten männlichen Gliedern oder dem Geschlechtsverkehr zwischen Menschen und Dämonen widmet, spricht für sich. In Teil I des Buches sind es fünf von 18 Kapiteln, in Teil II sieben von 24.231 Einen Höhepunkt fast im Wortsinn bildet seine Wiedergabe einer – literarisch tradierten – Teufelsbuhlschaft unter freiem Himmel, wobei die Voyeure zunächst nur die nackte Frau mit ihren charakteristischen Bewegungen wahrnahmen und erst nach dem Ende des Aktes den Dämon in Gestalt eines schwarzen Rauches.232 Freilich kann es nicht darum gehen, Kramer zum bloßen Psychopathen zu stempeln. Die idealtypische Konstellation, die seiner Ansicht nach einen Hexenprozeß indizieren sollte, war, daß bei einem Konflikt einer der Akteure dem anderen ein Unheil androhte oder nachwünschte, das diesem früher oder später tatsächlich wiederfuhr. Das Drohen und Verwünschen gehörte aber zu den gängigen Konfliktbewältigungsmechanismen, wenn ein Wunsch abgeschlagen oder sonst eine Erwartungshaltung enttäuscht wurde. Die Ausbildung psychosomatischer Symptome im Sinne einer konversionshysterischen Symptomatik ist aber nach tiefenpsychologischen Erkentnissen in solchen Fällen ohne weiteres plausibel.233 Wie wir aus Forschungen zum »Todeszauber« in Gesellschaften der
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»Dritten Welt« wissen, kann die Wirkung durchaus real sein, wenn das Opfer an die Kraft der Verwünschung glaubt. Mit Rücksicht darauf gewinnt der »Hexenwahn« ein reales Fundament, auch wenn die Projektion auf die Hexe irreal bleibt. Wie sehr Krämer übrigens selbst im magischen Denken verhaftet war, zeigt sich beim Einsatz apotropäischer Magie zum Schutz vor vermeintlichen Hexen. Hier ringt Kramer mit der Möglichkeit, selbst kirchenrechtlich anstößige Praktiken gutzuheißen.
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Anstieg der Hexenverfolgungen zu Lebzeiten des Inquisitors Daß Kramer während der Niederschrift des Hexenhammers noch Zeit zu praktischer Inquisitionstätigkeit fand, ist unwahrscheinlich. Nach der Publikation wandte sich Kramer 1488 nach Ediger an der Mosel, wo er sich in einer Urkunde als Inquisitor für die fünf deutschen Erzbistümer vorstellte und – im Einklang mit den im Hexenhammer genannten Vorbeugemitteln – die Errichtung eines Kreuzweges zur Abwehr der Hexengefahr betrieb.234 Inwiefern er mit den Lothringer Verfolgungen, der Verfolgung in der Diözese Metz oder den wenig später ausbrechenden Hexenverfolgungen im Erzbistum Trier befaßt gewesen sein könnte, ist nicht geklärt. Auffallend ist, daß der Henker Diebold Hartmann im Jahr 1494 über die zurückliegenden Kurtrierer Verfolgungen mit mehr als 30 Opfern Details berichtet, die ganz im Einklang mit dem Hexenhammer stehen: Die Frauen sollen bei ihrer Gefangennahme vom Boden aufgehoben, enthaart, neu eingekleidet und mit Weihwasser und geweihtem Salz behandelt werden.235 Als Kramer vom Magistrat der Reichsstadt Nürnberg um ein Gutachten in der Hexenfrage gebeten wurde, konnte der Inquisitor auf jüngste Erfolge hinweisen. Jetzt ist nicht mehr
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nur – wie noch 1486 – von 48 verbrannten Hexen die Rede. »Bruoder Heinrich Kramer prediger Ordens, doctor der heiligen Geschrifft und Bäpstlicher Commisssarius und Inquisitor«, als der er sich in seinem Brief aus Augsburg vom 2. Oktober 1491 vorstellte, rühmte sich jetzt, daß durch seinen Einsatz »bereits mehr als 200 Hexen aufgespürt und hingerichtet worden« seien.236 Genaue Angaben bleibt Kramer schuldig. Selbst bei dem angeführten Hexenprozeß in Königstein im Elsaß scheint es sich um ein Verfahren vor einem weltlichen Richter gehandelt zu haben.237 Ob mit oder ohne den Inquisitor: Unverkennbar ist, daß die Hexenverfolgungen in Kramers Zuständigkeitsbereich zu seinen Lebzeiten weiter anstiegen, sicher begünstigt durch die Wiederkehr großer Not Anfang der 1490er Jahre. Nach dem strengen Winter von 1491, in dem der Rhein bei Speyer zehn Wochen lang zugefroren war, folgten Teuerung und Pest.238 Im Südwesten fanden 1491 Hexenprozesse in Veringen und Pforzheim statt, 1493 in Konstanz und 1495 in Stein am Rhein.239 In Konstanz wurde 1495 eine Frau und im württembergischen Brackenheim wurden 1497 mehrere »Unholde« verbrannt.240 1493 wurde in der Reichsstadt Lindau eine Frau wegen Hexerei hingerichtet. Hexenprozesse wurden jetzt auch im Südosten geführt, überliefert sind sie vor allem aus Regensburg und dem bayrischen Rentamt Burghau-
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sen.241 Die endemischen Hexenprozesse in der Schweiz hielten an. 1493 wurden Hexen in Zürich und in Freiburg/Fribourg verbrannt, wo sich eine Erstausgabe des Hexenhammers in den Beständen der Kantonalbibliothek findet.242 In Kramers Heimatstadt Schlettstadt verstarb 1499 die der Hexerei verdächtigte Margaret Weinburnin in Haft.243 Vom Oberrhein breitete sich das neue Verfolgungsmuster rheinabwärts über Trier in den Bereich der Erzdiözese Köln aus, wo nach 1499 umfangreiche Verfolgungen begannen. Binnen dreier Jahre hören wir von Hexenverbrennungen in Rheinberg, Angermund und Ratingen, Viersen und Gladbach, Ahrweiler und Grevenbroich, Erkelenz und Brauweiler. Von dort aus wanderten die Hexenprozesse entlang der Handelsstraße weiter in die Niederlande.244 Verbrennungen von Zauberinnen in Osnabrück und Braunschweig 1501 zeigen, daß jetzt auch in Norddeutschland eine härtere Gangart begann.245 Umfangreiche Verfolgungen ereigneten sich auch vor weltlichen Gerichten in den Dolomiten, im Val di Fiemme/Fleimstal (Cavalese) bei Trient, in Völs am Schlern in Südtirol. Und in den italienischen Alpentälern setzten päpstliche Inquisitoren ihre Aktivitäten fort, in der Lombardei etwa der Dominikaner Angelus von Verona, im Val Camonica bei Brescia zuerst der Dominikaner, einflußreiche Summist und Malleus-
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Parteigänger Silvester Prierias (1456–1523) und später sein Ordensbruder Georg von Casale. Umfangreich waren die Verfolgungen des dominikanischen Inquisitors Bernardo Rategno (ca. 1450–1510) in der Diözese Como, dem Nachfolger des von Kramer oft zitierten Laurentius von St. Agatha. Bernardos Berichte über seine Inquisitionstätigkeit wurden später häufig dem Hexenhammer beigegeben. Ursache für seinen schriftstellerischen Fleiß war wie im Falle Kramers der Rechtfertigungsdruck, unter den der Inquisitor von Como seit 1505 geriet.246 Das Todesjahr Kramers markiert damit – wohl eher zufällig – einen frühen Umschwung in der Politik der römischen Kurie gegenüber den Hexenverfolgungen. Bereits der Hexenhammer hatte davon abgeraten, Appellationen an den Heiligen Stuhl zuzulassen, da Kramer die Skepsis der römischen Juristen wohl kannte. Mit den neuen Skandalen der Inquisition von Como hatten die Hexenverfolgungen in Italien jedoch offenbar früh ihren Höhepunkt überschritten.247 Das gesamte Ausmaß der Hexenverfolgungen zwischen 1490 und 1520, also der Generation nach der Publikation des Hexenhammers, ist bis heute noch nicht systematisch erforscht. Dies liegt vor allem daran, daß die Fülle der Quellen und die Masse der Hexenprozesse in den Jahrzehnten um 1600 den Blick auf die frühere Epoche verstellt hat. Nicht erst seit
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heute stellt man sich übrigens die Frage, welches Ausmaß die Verfolgungen im Anschluß an die Publikation des Hexenhammers gehabt haben könnten. Der bayrische Jurist Dr. Kaspar Lagus (1533–1606) äußerte dazu am Ende des 16. Jahrhunderts die Ansicht, es seien damals wohl 3000 Menschen in Oberdeutschland verbrannt worden.248 Auch wenn völlig unklar ist, worauf diese – vermutlich überhöhte – Schätzung beruht, so zeigt sie doch, daß sich die vorreformatorische Verfolgswelle ins Gedächtnis eingegraben hatte.
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Frühe Kritik am Hexenhammer
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Frühe Kritik am Hexenhammer Daß der Verfolgungswahn des Hexenhammers nicht nur leidenschaftliche Befürworter, sondern ebenso erbitterte Gegner gefunden hat, kann man nicht nur an den zahlreichen Bemerkungen im Hexenhammer selbst erkennen. Dieses Buch ist ja gerade geschrieben worden, um diese Gegner zu bekämpfen. Die Verketzerung der Verteidiger wegen Hexerei verdächtigter Personen hat zweifellos das Meinungsklima beeinflußt, gehörte doch der Autor selbst jener vom Papst privilegierten Personengruppe an, die Glaubensfeinde verfolgen konnten. Um so höher muß man es einschätzen, wenn zeitgenössische Intellektuelle öffentlich gegen die Inquisitoren auftraten. Dazu gehörten neben den engagierten Innsbrucker und Brixener Juristen und Theologen oder dem bereits erwähnten Passauer Domprediger Wann etwa der Konstanzer Jurist Ulrich Molitor, der in einem fiktiven Gespräch darlegt, daß Hexenflug, Tierverwandlung und Wetterzauber unmöglich seien.249 Der Mailänder Franziskaner Samuel de Cassinis bestritt schlicht und einfach jede Möglichkeit des Hexenfluges.250 Auf einer ganz anderen Ebene argumentierten die berühmtesten Humanisten des Zeitalters. Erasmus von Rotterdam (1466–1536) machte sich in seinem »Lob der Tor-
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Frühe Kritik am Hexenhammer
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heit« seitenlang über die Figur des Inquisitors und seinen Habitus lustig und spielte dabei auch auf die Hexenverfolgungen an.251 Der Starjurist der Epoche, Andrea Alciati (1492–1550), nahm konkret die Hexenverfolgungen in den oberitalienischen Alpentälern zum Anlaß für Gutachten, in denen er in kaum zu überbietender Schärfe von nova holocausta spricht.252 Der Humanist Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim (1486–1535), der das Vorgehen der Inquisitoren bereits von seinem Aufenthalt im Herzogtum Mailand kannte, verteidigte 1519 als Syndikus der Reichsstadt Metz eine verdächtigte Frau. Seine Verteidigung mündete in eine Anklage gegen den dominikanischen Inquisitor Nikolaus Savini, der als wichtigste Indizien unbewiesene Verdächtigungen und die Tatsache, daß bereits ihre Mutter als Hexe verbrannt worden war, vorbrachte: »Als ich diesen Punkt als nicht zur Sache gehörig und deshalb als unzutreffend juristisch widerlegte, da führte er, um nicht vor der Öffentlichkeit ohne Argumente dazustehen, einige Geheimnisse des Hexenhammers und dessen theologische Grundauffassungen zum Beweis seiner Behauptungen ins Feld, nämlich daß Hexen nach der Geburt ihre Kinder dem Teufel weihen und daß diese Kinder ohnehin zumeist dem Umgang mit einem Inkubus entstammen, wodurch das Böse wie eine Erb-
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Frühe Kritik am Hexenhammer
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krankheit eingewurzelt ist. Da rief ich: ›Ist das deine Theologie, schändlicher Mönch? Schleppst du mit solchen Phantastereien unschuldige Frauen zur Folterbank und erklärst du mit solchen Winkelzügen Menschen zu Ketzern?‹«253 Schüler Agrippas wurde jener schon erwähnte Johann Weyer, der mit seinem De praestigiis daemonum im Geiste von Erasmus ein grundlegendes Werk zur Verteidigung der als Hexen verdächtigten Personen schreiben sollte.254 Es ist nicht unwichtig zu sehen, daß alle Verbitterung, die man heute bei der Lektüre des Hexenhammers empfinden kann, bereits den Zeitgenossen nicht fremd war. Als »grausamen Heuchler« und »blutgierigen Mönch« bezeichnete Agrippa den Inquisitor, der »ein armes Bauernweib mit windigen und völlig ungerechtfertigten Beschuldigungen auf seine Folterbank gezerrt hatte, nicht so sehr in der Absicht, sie zu verhören, als vielmehr, sie abzuschlachten«. 255 Die päpstliche Hexeninquisition nördlich der Alpen endete damit so unrühmlich, wie sie begonnen hatte. Und es ist bezeichnend, daß etwa gleichzeitig um das Jahr 1520 die Neudrucke des Hexenhammers für beinahe zwei Generationen aussetzten. Die Saat des Hexenhammers, der ohnehin die Hexenverfolgung den weltlichen Gerichten überlassen wollte, sollte dennoch – wenn auch mit einiger zeitlicher Verzögerung – aufgehen, womit der ›verstaubte‹
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Frühe Kritik am Hexenhammer
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Malleus Maleficarum wieder aus den Bibliotheksregalen herausgeholt wurde. Dieses verhängnisvolle Datum kann kaum besser illustriert werden als durch die zeitgenössische Marginalie zur Bulle des unserer Übersetzung zugrundeliegenden lateinischen Exemplars: »Anno Domini 1484 hette das Teuffelswerck der Zauberer und hexen zu heftig vberhandt genomen wie hernacher anno 1562 auch ist beschehen.«256 Und die Neudrucke des Hexenhammers seit 1574 markieren ebenso genau den Neubeginn der Hexenverfolgungen wie deren Ende hundert Jahre später das nachlassende Interesse daran. Das Produkt des Dominikaners Heinrich Kramer, geschrieben aus einem aktuellen Anlaß heraus, erweist sich als Indikator für das Interesse weiter Teile der europäischen Bevölkerung an der Hexenverfolgung. Und dies gilt in anderer Weise sogar für unsere Gegenwart.
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Das Hexenhammer-Gedenkjahr 1987
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Das Hexenhammer-Gedenkjahr 1987 Die steigende Bedeutung des Hexenhammers in der europäischen Erinnerungskultur kann man am Verlauf seines 500. Anniversariums beobachten. Während im 17., 18. und 19. Jahrhundert unter kontrovers theologischen und später kulturkämpferischen Gesichtspunkten die päpstliche Bulle Summis desiderantes affectibus im Mittelpunkt des Interesses stand, so hatte sich das Gewicht im 20. Jahrhundert völlig zum Hexenhammer hin verschoben. Als Ursachen dafür wird man die gestiegene Sensibilität für Menschenrechte sehen können, die erstarkende Frauenbewegung sowie die Erfahrungen dieses Jahrhunderts mit nationalsozialistischen und stalinistischen Schauprozessen, deren forensische Dynamik – etwa bei den ausgeklügelten Verhörmethoden oder den »freiwilligen« Geständnissen auch absurdester Vorwürfe – Ähnlichkeiten mit den Hexenprozessen der päpstlichen Inquisitoren aufweisen. Die seit den 1960er Jahren erneut ansteigende Beschäftigung mit dem Hexenthema kulminierte im vermeintlichen Hexenhammer-Gedenkjahr. Erstmals wurde damals der Hexenhammer selbst zum Gegenstand einer Tagung, die unter dem Titel »Der Hexenhammer. Entstehung und Umfeld des Malleus Maleficarum« im Mai 1987 von Spezialisten
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Das Hexenhammer-Gedenkjahr 1987
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in Bayreuth abgehalten wurde.257 Doch auch eine breitere Öffentlichkeit interessierte sich für das Thema. So fanden in Österreich und Deutschland zwei große Ausstellungen statt, die sich der Unterstützung der jeweiligen Landesregierungen erfreuen konnten und denen doch unterschiedliche Konzeptionen zugrunde lagen. Die Ausstellung »Hexenwelten. Magie und Imagination vom 16.-20. Jahrhundert« in der Stadtgalerie Saarbrücken wurde in der Walpurgisnacht um Mitternacht mit dem »Hexentanz« einer feministischen Rockgruppe eröffnet.258 Die steiermärkische Landesausstellung »Hexen und Zauberer« auf der Riegersburg wurde dagegen am Nachmittag des 1. Mai mit einem Gottesdienst des Landesbischofs eröffnet. Im mittelfristigen Vergleich stellte sich heraus, daß diese Ausstellung mit über 350000 Besuchern bei weitem auf die größte Resonanz stieß. Der umfangreiche Katalog war bei Ausstellungsende vergriffen.259 Die Terminierung dieser Ausstellungen kann man als Spätfolge der Schmidtschen Malleus-Übersetzung betrachten, die diesen Text einer im Lateinischen nicht bewanderten Öffentlichkeit überhaupt erst zugänglich gemacht hat. Die genannten Hexenausstellungen begründeten ihrerseits neue Traditionen. Derartige Events erfreuen sich seitdem großer Beliebtheit. Jede europäische Nation scheint ihre eigene große He-
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Das Hexenhammer-Gedenkjahr 1987
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xenausstellung zu benötigen, wie etwa 1989 in Brüssel, 1993 in Paris, 1994 in Pisa oder 2000 in Luxemburg. Während der Ausstellungsvorbereitung kam es jeweils zu einer intensiven Beschäftigung mit dem Thema. Im Hexenhammer-Gedenkjahr wurde eine Filmographie zum Hexenthema zusammengestellt, beginnend mit einem Kurzfilm der Edison-Company aus dem Jahr 1909 mit dem Titel »In the Days of Witchcraft«.260 Die intensive Beschäftigung mit dem Hexenhammer hat nicht nur zwei lateinische Faksimiledrucke hervorgebracht,261 sondern auch die Frage einer Neuübersetzung auf die Tagesordnung gesetzt.
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Übersetzungsgeschichte des Hexenhammers
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Übersetzungsgeschichte des Hexenhammers Zur Zeit der Hexenverfolgungen hat es keine Übersetzung des Malleus Maleficarum ins Deutsche oder eine andere zeitgenössische Volkssprache gegeben, von einer auszugsweisen Übersetzung ins Polnische abgesehen.262 Theologen und Juristen, die Zielgruppen des Malleus, waren ohnehin des Lateinischen mächtig, und die Verleger konnten sich offenbar für ein rechtstheologisches Fachbuch, als das es von den Kölner Zensoren eingestuft worden war, darüber hinaus keinen gewinnversprechenden Käuferkreis vorstellen. Für das Vorhaben Kramers, auch weltliche Gerichte für die Hexenverfolgung zu engagieren, war das mißlich, und um so willkommener dürfte ihm die Auftragsarbeit für den Nürnberger Rat gewesen sein, in der er seine Vorschläge zur Hexenverfolgung einer bedeutenden reichsstädtischen Obrigkeit nahebringen konnte. Das Ergebnis war der sogenannte »Nürnberger Hexenhammer« von 1491, eine deutschsprachige Prozeßinstruktion in Hexensachen, die auf die Bedürfnisse der weltlichen Gerichtsbarkeit zugeschnitten war und handschriftlich – wahrscheinlich aus der Feder Heinrich Kramers – überliefert ist. Die Reichsstadt Nürnberg machte allerdings keinen Gebrauch davon.263
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Neues Interesse am Text des Hexenhammers regte sich in der Periode der europäischen Aufklärung. Eberhard David Hauber (1695–1765) bot in seiner Bibliotheca Magica übersetzte Passagen aus dem Hexenhammer und seiner Beigaben.264 Der pietistische Volksaufklärer Johann Moritz Schwager (1738–1804) publizierte zum dreihundertjährigen Jubiläum der Hexenbulle 1784 gar ein ganzes Buch unter dem Titel Versuch einer Geschichte der Hexenprozesse, das im wesentlichen aus einer kommentierten freien Übersetzung des Hexenhammers bestand. Gewidmet war dieses Werk Kaiser Joseph II. (1741–1790, reg. 1765–1790), »dem Sieger über Aberglauben und Gewissenstyranney«265, der die Zauberei als Straftatbestand abgeschafft hatte. Die Bedeutung, die dem Malleus in der Historiographie des ausgehenden 19. Jahrhunderts zugemessen wurde, hat den in Sachsen geborenen Indologen J.W. Richard Schmidt (1866-ca. 1936)266 zu einer Übertragung des gesamten Textes ins Deutsche angespornt. Bereits »als ganz junger Student« habe er zu seiner eigenen Belehrung begonnen, »das kulturgeschichtlich so überaus wichtige Werk« zu übersetzen, danach habe es zwanzig Jahre lang in einer Ecke seines Schreibtisches geruht.267 Glaubt man diesen Angaben, dann dürfte die Übersetzung ca. 1886 angefertigt worden sein. Ihren historischen Hintergrund bil-
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dete somit der Konflikt des preußisch-deutschen Nationalstaates mit der römischen Kurie, der sich am Erlaß des päpstlichen Unfehlbarkeitsdogmas entzündet und in den sogenannten »Kulturkampf« gemündet hatte. Dieser spiegelt sich auch in der Edition von Georg Wilhelm Soldans (1803–1869) Geschichte der Hexenprozesse bzw. vermehrt in deren 1880 publizierten erweiterten Ausgabe von Heinrich Heppe (1820–1879)268, die eine konfessionell geprägte Polemik über die Schuld der Kirchen an den Hexenverfolgungen auslöste.269 Die Schmidtsche Übersetzung wurde erstmals 1906 »im Verlag von H. Barstorf« in Berlin gedruckt. In den 1920er Jahren und erneut während der Zeit der NS-Diktatur 1937 wurde sie mehrmals nachgedruckt, teilweise in gekürzten »Volksausgaben«. Unschwer ist zu erkennen, daß der nationalsozialistische »Kirchenkampf« diesen Neuauflagen Vorschub geleistet hat.270 Eine in diesem Kontext geplante Neuherausgabe des Hexenhammers durch eine Gruppe von hauptamtlichen Mitarbeitern des Sicherheitsdienstes (SD) im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) befand sich noch 1942 im Planungsstadium und scheiterte an der offenkundigen Unfähigkeit der Bearbeiter.271 1969 wurde die Schmidtsche Übersetzung in das Programm der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft in Darmstadt aufgenommen.272 Zwischen 1982 und
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1999 erlebte sie schließlich als Taschenbuchausgabe im Deutschen Taschenbuch Verlag nicht weniger als vierzehn weitere Auflagen.273 Diese Schmidtsche Übersetzung ist wegen ihres unlesbaren Stils, der zahlreichen Auslassungen und ihrer teilweise bis zur Lächerlichkeit sinnentstellenden Fehler von Anfang an heftig angegriffen worden.274 Allerdings sind Übersetzungen des Hexenhammers wegen der komplexen Anlage des Werkes und seiner eigenartigen Terminologie keine einfache Angelegenheit. Die Übersetzungen ins Englische durch die obskure Figur des »Reverend« Alphonseus Joseph Mary August Montague Summers (ca. 1870–1930), der schlicht an die reale Macht der Dämonen und die Bösartigkeit der Hexen glaubte,275 ins Französische276 und ins Italienische277 kämpfen mit denselben Schwierigkeiten und sind nicht weniger unzuträglich als die Schmidtsche Übersetzung ins Deutsche, die durch die vorliegende Neuübersetzung endlich ersetzt wird.
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Fragen der Neuübersetzung und der Kommentierung Mit dem Plan der Neuübersetzung stellte sich die Frage, auf welcher Grundlage diese stattfinden konnte. Das Manuskript des Malleus muß als verloren gelten. Da sein Erstdruck zu Lebzeiten des Autors erfolgte, möglicherweise sogar von diesem lektoriert, wurde diese Ausgabe zugrunde gelegt. Die editio princeps (Speyer 1486) liegt in zwei in wissenschaftlichen Bibliotheken leicht zugänglichen FaksimileAusgaben vor. Diese unterscheiden sich dadurch, daß in der einen Ausgabe die Bulle und das Kölner Notariatsinstrument bereits in das Gesamtwerk miteinbezogen ist,278 in der anderen jedoch nicht. Bei dieser Ausgabe dürfte es sich um die frühere Version der Erstausgabe, also die früheste Ausgabe, des Hexenhammers (editio princeps princeps) überhaupt handeln.279 Beide Ausgaben unterscheiden sich nicht im Text, sondern nur in der ohnehin nachträglich vorgenommenen Paginierung der Blätter. Dieser Neuübersetzung des Hexenhammers wurde die editio princeps princeps zugrunde gelegt. Jedes Blatt enthält dabei vier Spalten, zwei auf der Vorderseite (recto, a und b) und zwei auf der Rückseite (verso, a und b). Kommentierung und Querverweise beziehen sich auf diese
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Anordnung. Die konzeptionellen, sprachlichen und drucktechnischen Probleme der Erstausgabe sind schon öfter beschrieben worden. Auf die Notwendigkeit einer historisch-kritischen Edition des lateinischen Textes auf der Basis aller verfügbaren Drucke ist hingewiesen worden,280 eine solche aufwendige Edition liegt aber außerhalb der derzeitigen Möglichkeiten. Die von der jüngeren Forschung, insbesondere der Kommentierung von Schnyder, vorgeschlagenen Textkorrekturen wurden nach Bedarf berücksichtigt, sie wurden teils ihrerseits korrigiert und finden sich an den entsprechenden Stellen ausgewiesen. Die neue Übersetzung des Malleus Maleficarum hat den Anspruch weitgehender Nähe zum lateinischen Text der Erstausgabe. Die früheren Übersetzungen ins Deutsche (Schmidt 1906), Englische (Summers 1928), Französische (Danet 1973) und Italienische (Buia 1977) wurden zum Vergleich herangezogen, doch verfolgte die Neuübersetzung das Ziel, die Fehler dieser Übersetzungen zu korrigieren bzw. zu vermeiden und den Text in einer sowohl verständlichen wie auch inhaltlich korrekten Weise zu präsentieren. In einem ersten Arbeitsschritt wurde dazu eine Rohübersetzung aus dem Lateinischen angefertigt. Diese Übersetzung wurde in einem zweiten Schritt drei kompletten Korrekturdurchgängen unterworfen, zu denen zusätzlich Prof. Dr. Othon Scholer (Luxem-
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burg) dankenswerterweise seine langjährige Erfahrung eingebracht hat. In einem dritten Schritt erfolgte die Gratwanderung einer stilistischen Überarbeitung, um eine für breitere Leserkreise verständliche und trotzdem wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Übertragung ins Deutsche zu erstellen. Die sprachliche Korrektur und Glättung des Textes betrifft die behutsame Bereinigung syntaktisch problematischer Passagen, vor allem bei den »anakoluthischen Satzungetümen«. 281 Sinngleiche Wiederholungen wurden ebenso kommentarlos gestrichen wie die Unzahl von im Mittellatein üblichen Konjunktionen oder sprachlichen Füllseln (wie: Item, denn, aber, gleichsam, auch, nämlich, gewissermassen, gewisse, irgendeine, jene), die für die deutsche Übersetzung fast durchweg redundant sind. Im Deutschen ungebräuchliche Konjunktivformen wurden indikativisch übersetzt, Konsekutivsequenzen aufgelöst. Ergänzungen zur Verdeutlichung des Sinns waren notwendig bei der Auslassung einzelner Worte, die den Eigenheiten der mittellateinischen Sprache, dem scholastischen Argumentationsduktus und den juristischen Verklausulierungen der Zeit, aber auch der korrumpierten Textfassung an sich geschuldet sind. Solche Ergänzungen werden stets durch [eckige] Klammern kenntlich gemacht. Dies ist besonders bei den Perso-
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nalpronomina der Fall, deren mißverständliche Verwendung durch den Autor im Original ständig Fehlbezüge hervorruft und den Sinn ganzer Abschnitte verdunkelt. Das Subjekt mußte oft aus dem näheren oder weiteren Kontext der betreffenden Textpassage rekonstruiert und konjiziert werden. Plötzliche Genuswechsel sind mitunter auf die Einarbeitung von Vorlagen zurückzuführen, etwa Eymerichs Directorium Inquisitorum in Teil III des Werkes. Diese Textstellen sind in den Anmerkungen ausgewiesen. In bezug auf die Begrifflichkeit sind die Herausgeber zu folgenden Kompromißlösungen gelangt: Eigennamen wurden grundsätzlich im lateinischen Original belassen und in einer Fußnote übersetzt. Wie bei Eigennamen in Textausgaben üblich, wurden diese gegenüber der Inkunabel mit großen Anfangsbuchstaben geschrieben. Nach heutigem Verständnis seltenere lateinische Spezialbegriffe wurden im Original belassen und in der Fußnote übersetzt. Alle lateinischen Begriffe in der Übersetzung sind kursiv gesetzt. Zentrale Begriffe des Hexenhammers, die immer wieder vorkommen, wurden übersetzt. Problematisiert wurde gegenüber früheren Übersetzungen vor allem die Übersetzung von maleficus (= Zauberer) bzw. malefica (= Hexe), da der geschlechtsspezifische Aspekt sowohl für den Autor als auch für die Zeitgenossen und zudem in der heutigen Diskussion eine Rolle
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spielt. Da der Dativ und Ablativ Plural maleficis in der femininen und der maskulinen Form identisch sind, wurde hier – wenn sich aus dem Zusammenhang nicht eindeutig etwas anderes ergibt – pauschal mit »Zauberer und Hexen« übersetzt. Der deutsche Begriff »Hexer«, der im 15. Jahrhundert überhaupt nicht belegbar ist, wurde vermieden. Der häufige Begriff carnalis, der stets einen sexuellen Bezug aufweist, wurde mit Blick auf den zeitgenössischen Sprachgebrauch stets mit dem altertümelnden Adjektiv »fleischlich« übersetzt. Dagegen wurde das häufig verwendete Adjektiv catholicus durchweg mit »rechtgläubig« übersetzt, da der Begriff »katholisch« seit dem 16. Jahrhundert eine Konfessionsbezeichnung geworden ist. Die Ordnung des Textes, der sowohl im lateinischen Original als auch in den bisherigen Übersetzungen konfus und unübersichtlich erscheint, wurde mit folgenden Hilfsmitteln nachgebessert: Behutsam und trotzdem erkennbar wurde an einzelnen Passagen die fehlende Textlogik in den Anmerkungen ausgewiesen, um eine gewisse Übersichtlichkeit für den Leser zu gewährleisten. Ebenso wurden Differenzen zwischen der Gliederung und der tatsächlichen Textstruktur sichtbar gemacht. Zur Erleichterung für den Leser wurden jedem Abschnitt der Gliederung in eckigen Klammern die Nummer des Gliederungspunktes vor-
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angestellt, die der Autor oft gar nicht oder falsch angibt. Rück- oder Querverweise des Autors werden in den Anmerkungen durch Angabe der Seitenzahl präzisiert. Die Sinnabschnitte werden nach noch zu Lebzeiten des Autors gedruckten Ausgaben des Werkes (meist: Nürnberg, Koberger 1494) gegliedert, da die Speyrer Erstausgabe keine oder sogar irreführende Untergliederungen aufweist. In der Kommentierung wurde der philologische, historische und juristische Sachverstand der Übersetzer bzw. Herausgeber bemüht. Unter Heranziehung der bisherigen Literatur, die in einem gesonderten Literaturverzeichnis angegeben ist, wurde versucht, die Belegstellen Heinrich Krämers zu verifizieren. Dabei wurde im Text die andeutungsweise Zitierweise des Autors belassen, in der Fußnote der präzise Fundort nach der heute üblichen Zitierweise, etwa bei den Bibelstellen, angegeben. Da der Inquisitor nicht selten mit eigenen Erfahrungen argumentiert, wurde versucht, den zeitgenössischen Exempeln nachzugehen und deren Schauplätze, Akteure, wenn möglich sogar die zugrundeliegenden Inquisitionsverfahren zu rekonstruieren. Die Quellengrundlage dafür wurde in einem gesonderten Quellenverzeichnis zusammengestellt. Der Verifizierung der Exempel lag auch die Absicht zugrunde, dem heutigen Leser zu verdeutlichen, daß die Welt des Hexenhammers zwar zeitlich
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fern, doch räumlich nahe liegt: In Rom und Como, Innsbruck und Salzburg, Basel und Bern, Konstanz und Speyer, Bremen und Köln, Straßburg oder Worms liegen die Schauplätze dieses Buches.282
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Grund für die Herausgabe der Neuübersetzung Die Herausgeber sind der Überzeugung, daß es sich beim Malleus Maleficarum um einen Basistext zum Verständnis der europäischen Geschichte handelt. Durch dieses Buch ist unendlich viel Leid über die Menschen, vor allem über Frauen, gebracht worden. Der Autor dieses Buches aber war beileibe kein Ignorant, sondern ein gelehrter und weltläufiger Mann mit besten Beziehungen zum damaligen Zentrum der Christenheit. Er wußte genau, was er wollte und zieht in seinem Text alle Register des Wissens seiner Zeit, um in einer raffinierten Argumentation zur Verfolgung von Menschen aufzurufen. Und wovon hier die Rede ist, das ist in mehrfacher Hinsicht unsere eigene Geschichte. Die Befassung damit ist eine notwendige »Vergangenheitsbewältigung«, zumal der Hexenglaube auch heute noch lebendig ist oder eigenartige Spätblüten treibt.283 An einer Auseinandersetzung führt kein Weg vorbei, auch nicht das wohlverstandene Unterfangen, die Hexenverfolgung in kulturrelativistischer Manier als Ausgeburt einer vormodernen und schon von daher fremden, wenn nicht unzugänglichen Zivilisation zu begreifen. Die Hexenverfolgung steht in der uns zugewachsenen kulturellen Tradition, und bei besser beleumundeten Zeitzeugen wie Erasmus
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oder Montaigne, bei Descartes oder Francis Bacon verfiele niemand auf die Idee, sie hieraus zu verbannen: »... nur ist die Zeit, in die ihr zukunftsträchtiges Wirken fällt, die nämliche, die auch die Hexenverfolgungen ihre schauerlichsten Blüten treiben ließ. Mehr noch, können wir nicht einmal sicher sein, in den Protagonisten des ›Fortschritts‹ zugleich auch die Antagonisten der Hexenverfolgungen vor uns zu haben, wie etwa das Beispiel Jean Bodins nachdrücklich unterstreicht: Der Jurist sah sich in nichts gehindert, gleichzeitig zu einem führenden Staatstheoretiker der frühen Neuzeit wie zu einem der einflußreichsten literarischen Vorkämpfer der Hexenverfolgungen zu avancieren. Um Mißverständnisse erst gar nicht aufkommen zu lassen: Die Verfolger zählten gutteils zur zeitgenössischen bürokratischen Führungsschicht, und sie würden durch nichts mehr verkannt, als in ihnen sinistre Sykophanten und atavistische Gralshüter des Mittelalters zu wähnen.«284 Der Gegenstand des Hexenhammers mag uns heute absurd vorkommen, er ist es aber nicht. Denn der Hexenglaube spielt zwar in Europa oder Nordamerika nur noch eine untergeordnete Rolle, doch in weiten Teilen Afrikas, Asiens oder Südamerikas gehört für den überwiegenden Teil der Bevölkerung Hexerei zur lebensweltlichen Realität.285 Da die europäische Kolonialgesetzgebung keine Hexenprozesse vorsah, for-
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mierten sich seit Ende des vorigen Jahrhunderts im südlichen Afrika Antihexereibewegungen, bei denen Prediger – nicht anders als der Inquisitor Heinrich Kramer im Herbst 1484 in Ravensburg – ihr Kommen in einem Dorf ankündigten und dadurch enorme Spannungen auslösten, dann durch öffentliche Predigten die lokale Bevölkerung in große Erregung versetzten, die zu Denunziationen, Selbstbezichtigungen und zur Verbrennung der Zaubergegenstände – und manchmal auch der Hexer und Hexen – führten. Danach zog der Prediger weiter, und die lokale Obrigkeit konnte von der Kolonialverwaltung nicht zur Rechenschaft gezogen werden, da nicht sie den Pogrom veranstaltet hatte. Mit der Unabhängigkeit der afrikanischen Staaten gewannen diese nativistischen Bewegungen noch an Kraft. Und auch heute noch werden im südlichen und westlichen Afrika in einem Ausmaß vermeintliche Hexen verfolgt und getötet, das durchaus mit dem im frühneuzeitlichen Europa vergleichbar ist.286 Doch auch in den öffentlichen Diskussionen in den USA oder in Europa klingen Motive an, die an die Argumente im Hexenhammer erinnern. Immer wieder treten gesellschaftliche Gruppen auf, die Verschwörungstheorien huldigen oder glauben, ein Verbrechen entdeckt zu haben, das so schrecklich ist, daß Polizei und Justiz besondere Instrumente an die Hand gege-
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ben werden müssen und das normale Prozeßrecht außer Kraft gesetzt werden soll. Ein Ausnahmerecht für ein Ausnahmeverbrechen, genau das war es, was der Inquisitor mit seinem Hexenhammer etablieren wollte. Sogar regelrechte Sondergerichte für Hexensachen sind bezeugt.287 Immer wieder gibt es auch Versuche, bestimmten Teilen der Gesellschaft die Rolle des Sündenbocks für allgemeine Mißstände aufzubürden, wie Kramer das mit den Frauen versucht hat. Der Hexenhammer liegt uns näher, als die zeitliche Distanz suggeriert und die Mühe, sich mit dem befremdlichen Text des Malleus Maleficarum auseinanderzusetzen, lohnt sich also aus vielerlei Gründen. Die öffentliche Diskussion – die sich nicht zuletzt in einer steigenden Zahl von Websites im Internet manifestiert – krankte jedoch bisher an der unzuverlässigen Textgrundlage. Hier soll die vorliegende Neuübersetzung mit ihrer Kommentierung Abhilfe schaffen. Die Herausgeber sind sich bewußt, daß jede Übersetzung auch eine Interpretation bedeutet und Übersetzung wie Kommentierung unvollkommen bleiben müssen. Das heißt allerdings nicht, daß man sie nicht verbessern kann oder soll. Kritik und Verbesserungsvorschläge sind willkommen und werden nach Möglichkeit bei künftigen Auflagen Berücksichtigung finden.
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Wolfgang Behringer University of York
[email protected] Günter Jerouschek Universität Jena
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Fußnoten 1 Montague Summers, Malleus Malefkarum, London 1948, XL. 2 Thomasius 1712/1986, 174. 3 Riezler 1896, 102f. 4 Hansen 1900, 474f. 5 Jerouschek 1992, XVI. – Jerouschek 1993, 208. 6 Friedrich Spee, Cautio Criminalis, Rinteln 1631. – München 1982, neu: München 2000 – van Oorschot. 7 Malleus, Apologia, fol. 1f. 8 Dominikanerorden, offizielle Bezeichnung Ordo Fratrum Praedicatorum (OP, zu deutsch Predigerorden). Gegründet durch den Hl. Dominikus (ca. 1170–1221), 1216 durch Papst Honorius III. anerkannt und zum Leben nach der Augustinusregel verpflichtet. Der Orden mit dem Armutsgelübde war eine gezielte Gründung zur Bekämpfung der Ketzer. Dies geschah zunächst durch theologisches Studium und Predigt. Seit 1232 waren Dominikaner im päpstlichen Auftrag als Inquisitoren tätig. Erkennbar waren die Dominikaner an ihrer Ordenstracht, dem weißen Habit, Skapulier und Kapuze sowie dem schwarzen
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Mantel. 9 Schnyder 1993. 10 Hansen 1900; Hansen 1901; Harmening 1979. 11 Borst 1953. 12 Audisio 1989/1996. 13 Cohn 1975. 14 Paravicini/Ostorero 1999; Tschacher (1998). 15 Blauert 1989, 17–97. 16 Clark 1998. 17 Midelfort 1972. – Monter 1976. – Schmidt 1997. 18 Gijswijit-Hofstra/Frijhoff 1991. 19 Rapp 1891; Riezler 1896; Behringer 1987. 20 Henningsen/Tedeschi 1986. – Haliczer 1987. 21 Bethencourt 1990, 403–424. 22 Jerouschek 1993, 202ff., 207ff. 23 Rummel 1990, 91–117. 24 Hansen 1898, 119–168. 25 Schnyder 1993, 2–23.
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26 Geiler 1517. 27 Trithemius 1508/1555. – Vgl. Hansen 1901. – Anderer Ansicht ist Arnold 1971. 28 Tengler 1511, fol. 190–195. – Hansen 1901, 296–306. 29 Prierias 1520. – Hansen 1901, 317–323. 30 Spina 1525. – Hansen 1901, 326–337. 31 Delrio 1599/1600. – Dazu: Fischer 1975, Nagel 1995, besprochen von Jerouschek 1999, S. 514f. 32 Vgl. fol. I-III. 33 Canon Episcopi, überliefert bei: Regino von Prüm, Libri duo de synodalibus causis. – Behringer 1995, 60f. (Quelle 36). – Steinruck 1996; – Jerouschek 1999, 515ff. – Tschacher 1999. 34 Gratianus, Decretum 2, 26,5,12. 35 Der Hexenhammer argumentiert daher fortwährend gegen diese Bestimmung des Canon Episcopi an: Malleus, fol. 4va, 6ra, 30vb (mit langem Zitat), 49ra, 51ra (mit langem Zitat), 52vb, 67ra. 36 Pitz 1988. 37 Behringer 1995,1–27; Behringer 1999.
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38 Christoph Schorer, Memminger Chronick, Memmingen 1660, 42ff. – Behringer 1988/1995, 106. 39 Malleus, fol. 38rb. 40 Crohns 1903. 41 Hansen 1901, 361. 42 Malleus, fol. 21 vb. 43 Crohns 1903. – Frank (1988) 71–102. 44 Ammann 1890; Dienst 1987. 45 Le Marteau des Sorcière, übers. v. Amand Danet, Paris 1973, Vorwort 17f. – Schnyder (1993) 2–23 und 451–455. 46 Schnyder 1993, 2. 47 Hase 1885; Rücker 1988. 48 Hansen 1900, 473f. – Noch Wilson (1990) 133f. wiederholt diese überholte Meinung. 49 Gemeint ist Peter Drach »der Mittlere«: Auch sein Vater und einer seiner Söhne hießen Peter: Harthausen 1977, 7–29. 50 Goff 1963, 137–141. – Harthausen 1977, 17f. – Vorderstemann 1981. – Alter 1983, 450f., 457f.
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51 Schnyder 1993, 2. 52 Insgesamt 86 Blätter dieses Rechnungsbuches wurden 1957 von der Bibliothekarin Renate Wenck aus drei Einbanddeckeln in der Staatlichen Bibliothek in Dillingen gelöst und danach von dem Buchwissenschaftler Friedrich Geldner interpretiert. 53 Geldner 1962, 885–978. 54 Bei der Lesart »X Tractat wider die Zauberein«, Geldner 1964, Sp. 141, für den 9.4.1487 dürfte es sich um einen Schreib- oder Lesefehler handeln, da Drach dieser Begriff nicht geläufig ist. 55 Harthausen 1977, 10, 14ff., 17. 56 Vgl. Anm. 52. 57 Geldner 1962, 137. 58 Geldner 1962, 905, 953. 59 Hoffmann 1980, 555–563. – Werfel 1997. 60 Eine viel längere Druckdauer ist nicht zuletzt deshalb unwahrscheinlich, weil Drach 1486 eines der aufwendigsten Bücher der Inkunabelzeit nachdruckte, die Peregrinatio in terram sanctam, der aufwendig illustrierte Bericht des Mainzer Domherrn Bernhard von Breydenbach über seine Reise ins Heilige Land.
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61 Zu dieser im Wortlaut nicht erhaltenen, aber wohl authentischen Urkunde: Hansen 1901, 386. – Schnyder 1993, 54. – Erwähnt wird diese Urkunde nur im sogenannten Kölner Notariatsinstrument vom April 1487, fol. III recto. 62 Harthausen 1977, 23. 63 Jerouschek 1992, XVf. 64 »Sequitur tabula subsequentis operis seu tractatus«. 65 Malleus, fol. 2ra: »...questiones quadragintaocto discutiende«. 66 Tractatus varii cum sermonibus plurimis contra quattuor errores novissime exortos adversus divinissimum eucharistie sacramentum, Nürnberg 1496. 67 Hansen 1901, 500. – Schnyder 1993. 68 Pitz 1988, 53ff. – Dasselbe dürfte auch für die nicht im Wortlaut überlieferte Urkunde aus der kaiserlichen Kanzlei zutreffen. 69 Sinnacher 1828, 623f. – Ammann 1890, 1–87. 70 Ammann 1911, 461–504. 71 Hansen 1901, 404–407. – Segl 1988.
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72 Wilson 1990, 130. – Schnyder 1993, 419f. 73 Müller 1910, 414f. 74 Dienst 1987, 80–116. 75 »...in practica sua apparuit fatuitas, quia multa presupposuit, que non fuerunt probata.« Brief Bischof Georgs von Brixen an den Domherrn Nikolaus, 8. Februar 1486: Ammann 1890, 86. 76 Koeniger 1909; Koeniger 1923; Segl 1988. 77 Die Dokumente zusammengestellt bei: Schnyder 1993, 36ff. 78 Zuletzt Jerouschek 1992, XVI. 79 Hansen 1898, 135ff.; Paulus 1907; Hansen 1907; Paulus 1908; Jerouschek 1992a. 80 Endres 1988, 195. – Jerouschek 1991. 81 Segl 1988, 117f. 82 Hansen (1901; Segl (1988); Schnyder (1993) 74–95. – Wilsons Vermutung, Sprenger habe den Hexenhammer lektoriert und die Beispiele aus Niders »Formicarius« eingefügt, sind eine haltlose Spekulation. Spätestens seit seinem Aufenthalt in Basel dürfte Kramer mit dem Formicarius vertraut gewesen sein. Seit 1475 waren Drucke des Formicarius ohnehin
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weit verbreitet. Vgl. Tschacher (1998). 83 Johannes Trithemius, Catalogus illustrium virorum, 1495, fol. 68r. – Segl 1988, 117. – Schnyder 1993, 61. – Trithemius täaschte sich auch bei der Erfindung des Buchdrucks, die er nicht Gutenberg, sondern dessen Konkurrenten Fust zuerkannte. 84 Albertus Castellanus, Brevis et compendiosa Cronica ordinis Predicatorum, 1516, fol. 178 verso. – In der ersten Auflage von 1506 hatte dieser Hinweis noch gefehlt. Schnyder 1993, 84. 85 Klose 1972, 197–205. 86 Greschat 1976, 30–53; Pollet 1983, 17–55. – Prior des Klosters war nach der lokalen Überlieferung 1482–1486 Heinrich Kramer: Adam 1967, 264f. 87 Edition des Dokuments: Hansen 1901, 371. 88 Hansen 1901, 372f. – Schnyder (1993) 26–73. 89 Hansen 1901, 386ff. 90 Hansen 1901, 373. – Allerdings wurde diese Reform durch einen Eingriff der Ordensleitung vereitelt. Erst unter dem entschieden observanten Ordensgeneral Vincenzio Bandelli wurde im Mai 1505 der Provinzial Petrus Siber mit der Reform des Schlettstädter Konvents beauftragt, vielleicht nicht zufällig im To-
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desjahr des Heinrich Institoris. – Vgl. Adam 1967, 267; Greschat 1976, 30–53; Pollet 1983, 17–55. 91 Hansen 1901, 374. – P. Nikolaus Gundelfinger wird 1501 als Prior des Augsburger Dominikanerklosters genannt: Siemer 1936, 309. – Vielleicht ist er identisch mit dem Frater Nikolaus, der bereits 1481 dem Augsburger Konvent angehörte. 92 Hansen 1901, 391–395. 93 Kölner Priorat 1472–1487, Provinzialat der Teuronia 1487–1495: Hansen 1901; Schnyder 1993. 94 Segl 1988, 103–126. 95 Rapp 1983, 215–234. 96 Pollet 1983, 17–55. 97 Gebele 1952, 113–130. 98 Malleus, fol. 64 rb (Teil II,I,10). – Hansen (1901) 381. – Segl (1988) 104. 99 Hansen 1901, 366. – Segl 1988, 104. 100 Hansen 1901, 231–235. – Schmidt 2000. 101 Dreher 1972, 275. 102 Hsia 1992, 76f., 103f.
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103 Ebd. 103f. 104 Rubin 1991. 105 Ginzburg 1989/1990. 106 Henningsen/Tedeschi 1986; Haliczer 1987. 107 Ammann 1890, 13. – Dienst 1987, 96f. – Malleus, fol. 68vb. 108 Battenberg 1990, 164. 109 Wibel 1913, 121–125. 110 Wulz 1937, 42–45. 111 Atten 1995, 405–416. 112 Journal de Jehan Aubrion, Bourgeois de Metz (1464–1512), hgg. v. Lorédan Larchey, Metz 1852,121ff. – Dumont 1848, Bd. 2, 25ff. – Hansen (1901) 581f. – Gilbert 1907, 33–36. – Biesel 1997, 135f. 113 Atten 1995, 414. 114 Journal de Jehan Aubrion, bourgeois de Metz (1464–1512), hgg. v. Lorédan Larchey, Metz 1852, 200ff. – Hansen 1901, 586f. 115 Koeniger 1923. – Siemer 1936 erwähnt diesen Aufenthalt nicht.
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116 Malleus, fol. 78rb. 117 Koeniger 1923. – Segl 1988, 110f. 118 SBM, Clm 1721, 209. – Segl 1988, 112. 119 Segl 1988, 113. 120 Schnyder 1993, 38. 121 Hansen 1901,499f. 122 Hansen 1901, 582f. – Hoffmann-Krayer 1899, 22–40, 81–122, 189–224, 291–329. 123 Malleus, fol. 48vb. 124 Malleus, fol. 50vb. 125 Malleus, fol. 69va. 126 Malleus, fol. 50va. 127 Adam 1967, 255–269. 128 Hansen 1901, 21–24. – Segl 1988, 107. 129 Petersohn 1988, 120–160. 130 Malleus, fol. 56ra. – Brieger 1906. – Jordan 1991, 110ff. – Baum 1987, 393, 413, 426, 450. 131 Malleus, fol. 109rb. – Zur Person: Baum 1987, 366, 413f., 422, 450, 457, 484f., 488, 491.
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132 Malleus fol. 48ra, 48vb. – Vgl. S. 369. 133 Malleus, fol. 62rb. 134 Malleus, fol. 69ra. 135 Malleus, fol. 57vb, 78va. 136 Malleus fol. 50rb, 107vb. 137 Innozenz VIII., Bulle Summis desiderantes affectibus, vgl. unten S. 101. 138 Malleus, fol. 54vb. – Dazu: Hansen 1901, 406. 139 Wilson 1990, 202. 140 Malleus fol. 73 va. – Konrad III. Geldrich, ein reicher Kauf mann, der 1481 den Adelssitz Sigmarshofen kaufen konnte, war seit 1463 mehrfach Stadtamman und in den Jahren 1467–1470, 1477/78 und 1484–1490 Bürgermeister. – Dreher 1966, 191ff. 141 Fürstlich Waldburg-Wolfeggsches Archiv in Wolfegg, Criminalia 161. 142 Schleichen 1994, 222. 143 Malleus, fol. 52rb. 144 Malleus, fol. 67va. 145 Malleus, fol. 71ra-rb, 78va-vb, 90rb.
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146 Malleus, fol. 74va. – Bumiller 1994, 259–277. 147 Malleus, fol. 78va. 148 Laer 1988, 13–28. 149 Fürstlich Archiv Waldburg-Wolfegg, Criminalia 161. 150 Zimmermann 1994, 316–324. 151 Schnyder 1993, 47. 152 Um die Hexenbulle vom 5. Dezember 1484 kann es sich zwei Monate zuvor kaum gehandelt haben, vermutlich ist die Rede von der Ernennung zum Inquisitor. 153 Müller 1910, 399–401. 154 Malleus, fol. 47rb, 47va, 72va, 73va. 155 Hafner 1887, 414. – Müller 1910, 397–417. 156 Stadtarchiv Ravensburg, Urkunde 1.116, Urfehde Els Frowendienst. 157 Wilson 1990, 205. 158 Die Truchsessen von Waldburg (bei Ravensburg) teilten sich 1429 in drei Linien: die »jakobische« Waldburg-Trauchburg (bei Isny), die »eberhardische« Waldburg-Wolfegg mit der Gft. Sonnenberg und
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Scheer sowie die »georgische« mit Waldburg-Zeil (bei Leutkirch). Durch die Erbeinigung von 1463 blieben diese Linien eng verbunden. – Hauptinhaber der Landvogtei war in den 1480er Jahren Johann der Ältere von Waldburg-Trauchburg (reg. 1460–1505). 159 Zur Person: Vochezer 1900; Dreher 1972, 306f.; Baum 1987, 424, 464–470, 472. 160 Brief Heinrich Kramers an den Grafen Johann von Sonnenberg, Truchsessen von Waldburg. Wolfegg, am Cäcilientag (22. November) 1484: Fürstlich Waldburg-Wolfeggsches Archiv, Schloß Wolfegg, Criminalia 161. 161 Lorenz 2001 – Dies eröffnet insofern interessante Perspektiven, als Mitglieder des markgräflichen Hauses Baden damals auch die Bischöfe in den Diözesen Trier (1456–1503) und Metz (1459–1484) stellten. 162 Malleus, fol. 67 rb. – Vgl. Schneider 1950. – Rodel 1966. 163 Behringer 1987, 432. 164 Behringer 1987, 433. – Vanotti 1845; Kastner 1957. – Zur Person: Baum 1987, 199, 268, 284, 332. 165 Riezler 1896, 78–79. – Derartige Gottesurteile waren bereits seit dem 4. Laterankonzil von 1215 verboten. Kramer scheint sich allerdings mehr an der
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Freilassung gestört zu haben. 166 Hansen 1901, 29, nach: Vatikanisches Geheimarchiv, Armar. 39, fol. 204 verso. 167 Hess 1781, 184–207; Hafner 1887, 414. 168 Baum 1993. 169 Hansen 1901, 27f. 170 Behringer 1987, 84f. 171 Nach Hansen 1901, 584–585, hieß der Ort Tiersberg und die dort verbrannten Frauen Kunhin und Hussin. Die Kunhin war die Köchin des Ritters Hans Röder, dessen Kind gestorben war. – Vgl. Eckstein (1927) 635–636. – Wilson (1990) 203 nennt als die Namen der verbrannten Hexen Stalkerin und Ruschellerin. – Er vermengt den Diersburger Prozeß offenbar mit einem Luzerner Hexenprozeß gegen die Stallerin und die Ruschellerin im selben Jahr. Vgl. Hansen (1901) 586. – Zu den Luzerner Prozessen vgl. Hoffmann-Krayer (1899) 81–88. – Zum politischen Status von Diersburg: Köbler (1995) 127. 172 Malleus, fol. 43vb-44vb, 49va, 79va-80va, 87vb-90vb, 108ra-108va. 173 Ammann (1890). – Rapp (1891). – Riezler (1896). – Hansen (1900). – Ziegeler (1983)
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82–110. – Baum (1987). – Dienst (1987). – Wilson (1996). 174 Baum 1987. 175 Assion 1982, 37–75. 176 Baum 1983. 177 Rapp 1874. – Rapp 1891. 178 Im Wortlaut abgedruckt bei: Ammann 1890, 78–79. 179 Ammann (1890) 9–25. 180 Ammann 1890, 32. 181 Ammann 1890, 36. 182 Bereits am 21. Okt. 1485 hatte Wann über die unsägliche Prozeßführung Kramers an den Abt des Benediktinerklosters Tegernsee, Konrad Airimschmalz, berichtet. Schon zu diesem Zeitpunkt spricht Wann von »zu Unrecht verdächtigten Frauen«: Redlich 1931, 58–61; Werlin 1961, 64ff. – Wann kündigte sogar Predigten zur Wiederherstellung des päpstlichen Ansehens an, das durch den Inquisitor beschädigt worden sei: Behringer 1987, 80. 183 »...ut in custodiam recipiat.« Ammann 1890, 69.
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184 Ammann (1890) 65–72. 185 Dieses Gutachten bildete die Grundlage für die Ausarbeitung des Hexenhammers: Ammann (1911) 461–504. 186 Sinnacher (1828) 630f. – Wortlaut: Ammann 1890, 84f. 187 Ammann (1890) 85f. – Schnyder (1993) 53f. 188 »Venerabilis doctor. Miror valde, quod manetis in diocesi mea et in loco ita vicino curie, in qua errores sunt commissi et perventum ad dissensiones ne dicam scandalum ... Verendum est, ne mariti mulierum vel amici possent paternitatem vestram offendere ... Certe paternitas vestra declinare deberet ad suum monasterium sicut prius persuasi. Non deberetis aliis esse molestus ... Ita etiam putabam vos diu recessisse. Ex Brixina in die cinerum 86. Gregorius episcopus.«: Sinnacher (1828) 623f. – Ammann (1890) 87. 189 Malleus, fol 32 va. 190 Malleus, fol. 50rb. 191 Müller 1910, 109. 192 Der kleine Brüderkonvent in der Webergasse 80 bestand von 1412–1554: Spies 1938,16f.
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193 Wilson 1990, 98. 194 Hansen (1901) 388f. 195 Malleus, fol. 51 va. 196 Im Jahr 1492 war Kramer in Augsburg in einen Streit um eine angeblich wundertätige Hostie verwikkelt. Im Sommer 1493 veröffentlichte er darüber den »Tractatus novus de miraculoso eucaristie sacramento«. Zwei Jahre später vollendete Kramer/Institoris dazu – immer noch in Augsburg – eine weitere Schrift mit 36 Predigten zur Eucharistie, die 1496 in Nürnberg bei Anton Koberger gedruckt wurde. Auch darin kommt er auf die Hexen – »malefici (unholden)« – zu sprechen, von denen kaum ein Dorf frei sei und deren Gefährlichkeit dennoch von einigen Predigern bestritten werde. Vgl. Hansen 1901, 389ff.; Segl 1988, 115f. – Im Jahr 1493 bestätigte Kramer im Auftrag des Ordensgenerals den Prior des Augsburger Dominikanerklosters: Registrum litterarum Joachimi Turriani 1487–1500, ed. Benedikt Reichert, Leipzig 1914. 197 Zur Bibliothek: Siemer 1936, 75f. – Siemer mutmaßt, daß die Profeßfratres und die Gastfratres ihr Studium absolvierten. Ihnen standen fünf Lektoren gegenüber. Vgl. Konventsliste von 1481. Bis 1488 vermehrte sich die Zahl der Lektoren an der »Augs-
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burger Klosterhochschule« auf sieben: Siemer 1936, 43f., nach SBM, Clm 3661. – Bekanntestes Konventsmitglied wurde später P. Johannes Faber OP (1470–1530), einer der vehementesten Gegner Luthers: Dillis 1956, 93. 198 Braun amtierte als Prior in den Jahren 1472–1478 und 1483–1486. In der Konventsliste von 1481 wird er als »Vikar der schwäbischen Nation« nach dem Prior P. Dominicus Mayr genannt. In dieser Funktion gehörte er auch der aus drei doctores bestehenden Theologischen Fakultät der bayrischen Universität Ingolstadt an: Siemer 1936, 42f., 308f. – Ein spezieller Bekannter Kramers war sicher P. Leonhard Modler. Dieser Lektor der Augsburger Ordenshochschule war bereits 1476 Lektor im Konvent von Schlettstadt gewesen, 1480 Magister in Toulouse, 1484 Generalprediger in »Alamanien«, danach Lektor in Friesach (Kärnten) und Konventsprediger in Bozen, bevor er nach Augsburg kam. Hier wurde er im Juli 1486 als Leiter der Studien eingesetzt: Siemer 1936, 44. 199 Adam 1962; Adam 1967, 255–269. 200 Stadtprediger in den Jahren 1483–1497: Herding 1970, 10–42. 201 Zu den politischen Verhältnissen: Alter 1982,
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369–570. 202 Malleus, fol. 44 va. 203 Malleus, fol. 42vb, 44va, 44vb, 58rb, 78va, 105va, 126va. 204 Die politisch starke Figur war zwischen 1472 und 1496 der gelehrte Ratsadvokat Dr. Thomas Dornberg (?-1496), der 1468 an der Universität Heidelberg promoviert hatte. Bürgermeister war 1486 Melchior Weiss, Ratsherr unter anderem Peter Drach der Jüngere. Alter 1982, 438ff. 205 Alter 1982, 440. 206 Vgl. unten: Kölner Notariatsinstrument vom April 1487, fol. 3 recto. – Hansen 1901, 386. – Schnyder 1993, 54. 207 Vgl. unten: Kölner Notariatsinstrument vom Mai 1487, fol. 3 recto. 208 Malleus, fol. 1 ra, mit Bezug auf Apoc. 12,12. 209 Malleus, fol. 22 vb, fol. 35 ra. 210 Heinrich Institoris, Sancte Romane ecclesiae fidei defensionis Clippeum adversus Waldensium et Pickardorum heresim [...], Olmütz 1501, fol. 88 recto, auch hier mit Bezug auf Apoc. 12,12. – Dazu: Segl 1988, 124f. – Im selben Jahr wurden von ihm auch
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Sermones apostolice XX, Olomucz 1501, aufgelegt. 211 »heresis maleficarum«: Institoris 1501, fol. 88 r. – Zu den Irrlehren der Waldenser und der Böhmischen Brüder zählte auch, daß sie die Hexenprozesse für Unrecht hielten: Ebd., fol. 7 verso, 36. Irrlehre. – In diesem Zusammenhang – und danach noch öfter – erwähnt der Autor »seinen« Malleus Maleficarum, wie Segl zurecht bemerkt, ein weiterer Hinweis auf Kramers alleinige Autorschaft. – Schon Riezler 1896, 101f., hat hervorgehoben, daß sich Kramer bei seiner Auseinandersetzung mit den Böhmischen Brüdern ähnlicher Techniken der bewußten Verdrehung der Tatsachen bedient wie im Hexenhammer. 212 Bei Männern die sogenannten succubi, die Darunterliegenden, bei Frauen dagegen die incubi, die man sich auf den Frauen liegend vorstellte. Vgl. Malleus, Teil I, Fragen 3–4; Teil II/1, Frage 4, Teil II/2, Frage 1. 213 Schnyder 1993, 353–408. 214 Segl 1991, 369–382. 215 Malleus fol. 32va, 48vb, 54vb, 108rb. 216 Hansen 1901, 502. 217 Wilson 1990, 91, meint hingegen, Kramer habe der vollkommen willkürlichen Anwendung der Folter
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das Wort geredet. 218 Leutenbauer 1972, 61–73. 219 Behringer 1988/1995, 214. 220 Fischer 1975, 232–335 (Exempelkatalog Delrio). 221 Johann Weyer, De Praestigiis Daemonum, 1563, Vorrede. 222 Jerouschek 1996. 223 Spee 1631/1982, 108f. – Behringer 1988/1995, 385. 224 Briefwechsel Weyer-Brenz: Behringer 1988/1995, 334–337 (Dokument Nr. 199 a-c). – Zu Fiktionalisten und Realisten unter den Hexereidämonologen: Jerouschek 1992, XVII. 225 Freud 1986, 237, 240 (Briefe vom Januar 1897). 226 Jerouschek 2000, S. 80. 227 Jerouschek 1992b,XXV. 228 Pfister 1944, 402ff. 229 Petersohn 1988, 155. 230 Douglas 1966/1985. 231 Malleus, Teil I, Kapitel 3–4 und 7–9. – Teil II/1,
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Kapitel 4, 6–7; II/2, Kapitel 1–4. 232 Malleus, fol. 55vb-56ra. 233 Jerouschek 1995, S.706; 2000,XXXX. 234 Wolpert 1995, 19–34. 235 Hansen 1901, 593f. 236 StA Nürnberg, D-Akten Nr. 251, fol. 10v. – Endres 1988, 207. 237 StA Nürnberg, D-Akten Nr. 251, fol. 11r. – Endres 1988, 204. 238 Alter 1983, 444. 239 Midelfort 1972, 201. 240 Raith 1994, 198. 241 Behringer 1987, 432f. 242 Monter 1976, 24f. 243 Adam 1967, 177. 244 Hansen 1901, 596. – de Blécourt/de Waardt 1990, 182–240. 245 Hansen 1901, 597. 246 Rategno 1508/1584. – Teilabdruck in: Hansen (1901) 279–284.
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247 Monter 1985. 248 Behringer 1988/1995, 111 (Quelle 67). 249 Molitor 1489. – Dieser Traktat wurde häufig nachgedruckt und auch dem Hexenhammer beigebunden. 250 Cassinis 1505. – Abgedruckt in: Hansen 1901, 262–272. 251 Erasmus von Rotterdam 1508. 252 Alciati 1515. – Abgedruckt in: Hansen 1901, 310–312. 253 Agrippa von Nettesheim 1993, 238. 254 Weyer 1563. 255 Agrippa von Nettesheim 1993, 238. 256 Fol. I recto. 257 Segl 1988. 258 van Dülmen 1987. 259 Valentinitsch 1987. 260 Giesen 1987, 253–281. 261 Schnyder 1991; Jerouschek 1992a.
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262 Mlot na czarownicepostepek zwierzchowny w czarach, Warschau 1614. 263 Jerouschek 1992a. 264 Hauber 1738, Bd. 1, 1–52. 265 Schwager 1784, 56–228. 266 Geboren in Aschersleben, Jugend als Sohn eines Lehrers in Eisleben. – Promotion 1890, Studium der Indologie. Dissertation »Vier Erzählungen aus der Sukasaptati. Sanskrit und Deutsch«, Halle 1890. – Antrittsvorlesung in Halle 1898. – Nach: Herrmann A.L. Degener, Wer ist's?, Leipzig 1905 – 1911 ao. Professur in Münster/Westfalen, 1919 umgewandelt in eine ordentliche Professur. Kürschners GelehrtenLexikon führt ihn bis zur Ausgabe von 1935, Sp. 1218, als lebend, in der Ausgabe von 1940 fehlt er. 267 Der Hexenhammer. Aus dem Lat. v. J.W.R. Schmidt, Berlin 1906, Vorwort. 268 Soldan-Heppe 1880, VIII-X, Vorwort von Henriette Heppe, geb. Soldan. – Vgl. dazu das Vorwort zur dritten Auflage (1911) von Max Bauer. 269 Haustein 1988. 270 Der Hexenhammer. Aus dem Lat. v. J.W.R. Schmidt, Berlin/Leipzig 1923. – Wien/Leipzig
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1937/38. 271 Verantwortlich dafür war ein Rudolf Richter (1905–?), der nach abgebrochenem Lehramtsstudium und einem Zwischenspiel als Rundfunkjournalist in Heinrich Himmlers SS eingetreten war und es dort zum »Hauptsturmführer« gebracht hatte. Zu diesem Kapitel vgl. jetzt: Lorenz/Bauer/Behringer/Schmidt 1999. – Darin speziell: Behringer 1999, 120f. 272 Der Hexenhammer. Aus dem Lat. v. J.W.R. Schmidt, Darmstadt 1969. – Langjähriger Geschäftsführer der Buchgesellschaft war der dienstsuspendierte NS-Historiker Ernst Anrich (1906–1979). 273 Der Hexenhammer. Aus dem Lat. v. J.W.R. Schmidt, München 1982. 274 Zuerst: Zeller 1906; Paulus 1908; Müller 1910. – Zuletzt: Segl 1988; Jerouschek 1991; Jerouschek 1992; Schnyder 1993. – Schlagendstes Beispiel für den blühenden Unsinn der Schmidtschen Übersetzung ist die Verwandlung eines Erholungsspaziergangs des Inquisitors mit zwei jungen Adeligen (»solatii causa«, fol. 78 va) in eine Suche »nach Salat« (Schmidtsche Übersetzung, Teil 2, 190). 275 Malleus maleficarum, English by Montague Summers, London 1928. – London 1948. – InternetEdition 1998.
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276 Le Marteau des Sorcière, übers, v. Amand Danet, Paris 1973. 277 Il Martello delle Streghe. Introduzione da A. Verdiglione. Traduzione di F. Buia, 1977. 278 Schnyder (1991). 279 Jerouschek (1992). 280 Schnyder 1993, III. 281 Schnyder 1993, 233. 282 Für ihre Auskünfte gedankt sei an dieser Stelle den Archivaren der Diözesanarchive in Augsburg, Basel, Brixen, Como, Konstanz, München/Freising, Salzburg, Speyer, Straßburg und Trient; der Staatsarchive (Kantons- bzw. Landes-, Staats- oder Départemental-Archive) in Basel und Luzern, Innsbruck und Salzburg, Nürnberg und Speyer, Nancy und Straßburg; sowie der Stadtarchive von Augsburg, Basel, Innsbruck, Ravensburg, Speyer und Schlettstadt/Séléstat; schließlich der Privatarchive der Fürsten von Waldburg-Wolfegg. Außerdem gilt der Dank den Bibliothekaren der Universitäts-, der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg. – Besonderer Dank sei Prof. Dr. Sönke Lorenz (Tübingen) und Dr. Andreas Schmauder (Stadtarchiv Ravensburg) gesagt, die im Zusammenhang mit der Neuherausgabe des Hexenhammers
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eine Befragung von 80 Archiven im Bodenseeraum mitgetragen haben. – Für die Bereitschaft zur Diskussion einzelner Fragen gilt unser Dank außerdem Prof. Dr. Heide Dienst (Wien), Prof. Dr. Erik Midelfort (Charlottesville/Virginia), Dr. Martine Ostorero (Rom/Lausanne), Prof. Dr. Christian Pfister (Bern), Prof. Dr. Gerd Schwerhoff (Dresden), Harald Sipek (Mainz) sowie für die Angaben zur polnischen Übersetzung des Hexenhammers Wanda Wyporska (Warschau/Oxford). 283 Schöck 1978. 284 Jerouschek 1992, S. 13. 285 Behringer 1998, 12–31. 286 Behringer 1998, 70–74. 287 Jerouschek 1992, 179.
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Die Bulle »Summis desiderantes affectibus«
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Die Bulle »Summis desiderantes affectibus« vom 5. Dez. 14841 [Ir] Inhalt der apostolischen Bulle2 gegen die Ketzerei der Hexen, mit der Approbation und Unterschrift der Doktoren der hohen Universität zu Köln für den nachstehenden Traktat. Sie beginnt in Gottes Namen »Bischof Innocentius3, Knecht der Knechte Gottes, zur künftigen Beherzigung dieser Sache4. In unserem sehnlichsten Wunsche5 – wie es ja die zur Ausübung des Hirtenamtes gehörende Sorgfalt erfordert –, daß der christliche Glaube vor allem in unseren Zeiten überall vermehrt werden und blühen und jegliche ketzerische Verworfenheit aus dem Lande der Gläubigen weit [über die Grenzen] hinaus verjagt werde möge, verkünden wir gerne und gestatten wir von neuem die Maßnahmen, dank welcher dieser unser frommer Wunsch den ersehnten Erfolg zeitigen möge. Nachdem alle Irrtümer dank der Ausübung unseres Amtes wie durch die Hacke eines umsichtigen Arbeiters6 gänzlich ausgerottet worden sind, soll der Eifer und die Ehrerbietung diesem Glauben gegenüber sich den Herzen der Gläubigen noch tiefer einprägen. Jüngst ist uns nicht ohne außerordentliche Betrüb-
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nis zu Gehör gelangt7, daß in vielen Gegenden Oberdeutschlands8 und ebenfalls in den Kirchenprovinzen, Städten, Ländern, Orten und Diözesen von Mainz9, Köln10, Trier11, Salzburg12 und Bremen13 ziemlich viele Personen beiderlei Geschlechts, ihr eigenes [Seelen]heil mißachtend und vom christlichen Glauben abweichend, mit Inkubus- und Sukkubus-Dämonen Unzucht treiben und durch ihre Zaubersprüche, [Zauber]gesänge und Beschwörungen und durch andere gottlose, abergläubische und wahrsagerische Frevel, Verbrechen und Vergehen14 die Geburten der Frauen und die Brut der Tiere, die Feldfrüchte, Weintrauben, Baumfrüchte, und noch dazu Männer, Frauen, Lasttiere, Kleinvieh, Haustiere sowie verschiedene andere Tiere, auch die Weinberge, Obstgärten, Wiesen, Weiden, Getreide und andere Früchte der Erde verderben, ersticken und zugrunde richten. Auch bringen sie es fertig, Männer, Frauen, Zugtiere, Lasttiere, Kleinvieh, Haustiere und [sonstige] Tiere mit furchtbaren sowohl innerlichen wie äußerlichen Schmerzen und Plagen heimzusuchen und zu quälen, ferner Männer an der Zeugung, Frauen an der Empfängnis, Männer bei den Ehefrauen und Frauen bei den Männern an den ehelichen Pflichten zu hindern. Überdies scheuen sie sich nicht, den Glauben, den sie durch den Empfang der heiligen Taufe angenommen haben, mit gotteslästerlichem Reden zu verleugnen und zahlreiche
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andere Ruchlosigkeiten, Ausschreitungen und Verbrechen, auf Anstiftung des Feindes des Menschengeschlechtes [des Teufels], zu begehen und zum Verderben ihrer Seele, zur Beleidigung der göttlichen Majestät wie auch zum schädlichen Beispiel und Ärgernis vieler Menschen zu vollbringen15. Und das, obwohl die geliebten Söhne Henrici Institoris16 in den zuvor genannten Teilen Oberdeutschlands, in welche auch Kirchenprovinzen, Städte, Länder, Diözesen und andere solche Örtlichkeiten einbezogen sind, wie auch Jacobus Sprenger17 aus dem Orden der Predigerbrüder für gewisse Landstriche längs des Rheins, die als Professoren der Theologie durch apostolische Briefe18 zu Inquisitoren der ketzerischen Verworfenheit19 berufen worden waren und [dies] immer noch sind. Jedoch scheuen in jenen Gegenden etliche Kleriker und Laien, die mehr verstehen wollen als nötig ist20, nicht davor zurück, hartnäckig21 zu versichern, daß in diesen Bestallungsbriefen die genannten Kirchenprovinzen, Städte, Diözesen, Länder und andere Orte und die dortigen Personen wie auch Ausschreitungen nicht namentlich und speziell bestimmt worden sind, daß jene ganz und gar nicht in diesen Landstrichen vorkommen und daß es einmal deswegen den genannten Inquisitoren nicht erlaubt sei, in den erwähnten Provinzen, Städten, Diözesen, Ländern und Gegenden ihr Amt auszuüben,
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und dann, daß sie zur Bestrafung, Inhaftierung und Zurechtweisung dieser Personen wegen der vorgenannten Ausschreitungen und Verbrechen nicht zugelassen werden müssen. Deswegen bleiben in den oben genannten Kirchenprovinzen, Städten, Ländern und Orten derartige Ausschreitungen und Verbrechen, nicht ohne den offenkundigen Verlust solcher Seelen und zum Schaden für deren ewiges Heil, unbestraft. Daher wollen wir jegliche Hindernisse, durch welche die Amtshandlungen dieser Inquisitoren irgendwie behindert werden könnten, aus dem Weg räumen. Und damit nicht die Pest der ketzerischen Verworfenheit und anderer derartiger Ausschreitungen [Iv] ihr Gift zum Verderben Unschuldiger verbreitet, [wollen wir] durch die geeigneten Mittel, wie es unserem Amte zukommt, Vorkehrung treffen – wobei uns vor allem der Glaubenseifer antreibt –, damit es nicht dazu kommt, daß den vorgenannten Kirchenprovinzen, Städten, Diözesen, Ländern und Orten in diesen Teilen Oberdeutschlands das nötige Inquisitorenamt fehlt. Und wir bestimmen, daß die Ausübung des Inquisitorenamtes jenen Inquisitoren dort erlaubt sei. Auch setzen wir hierdurch kraft apostolischer Vollmacht fest, daß sie zur Zurechtweisung, Inhaftierung und Bestrafung derselben Personen wegen der genannten Ausschreitungen und Verbrechen allemal und unter allen Umständen Zugang erhalten müssen, wie
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wenn in den zuvor erwähnten Briefen die Kirchenprovinzen, Städte, Bistümer, Länder und Orte wie auch Personen und Ausschreitungen namentlich und eigens ausgesprochen worden wären. Und indem wir um größerer Sorgfalt willen die zuvor erwähnten Briefe und die Bestallung auf diese Kirchenprovinzen, Städte, Diözesen, Länder und Orte wie auch auf derlei Personen und Verbrechen erstrecken, erlauben wir den genannten Inquisitoren, daß sie gemeinsam oder ein jeder für sich unter Zuziehung des geliebten Sohnes Johann Gremper22, eines Klerikers in der Diözese Konstanz und jetzt Magister artium, oder eines anderen beliebigen öffentlichen Notars, der von ihnen beiden oder einem von ihnen auf Zeit beauftragt worden ist, in den genannten Kirchenprovinzen, Städten, Diözesen, Ländern und Orten gegen alle Personen, welchen Standes und Ranges auch immer, das Inquisitorenamt in dieser Weise auszuüben und die Personen, die sie der erwähnten Vergehen schuldig finden, zurechtzuweisen, zu inhaftieren [und] an Leib und Vermögen zu bestrafen, wie sie es verdienen. Auch gewähren wir ihnen von neuem mit derselben Autorität die volle und freie Erlaubnis, in den einzelnen Pfarrkirchen dieser Provinzen dem gläubigen Volk das Wort Gottes, so oft es ihnen dienlich ist und gut dünkt, zu verkünden und zu predigen und alles und jedes, was dazu nützlich und geboten ist, zu tun.
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Nichtsdestoweniger tragen wir unserem ehrwürdigen Bruder, dem Bischof von Straßburg23, durch ein apostolisches Schreiben auf, persönlich oder durch einen anderen oder etliche andere, wo, wann und wie oft er es für günstig erachtet und wann immer er seitens der [beiden] Inquisitoren oder eines von ihnen in [kirchen]rechtlich gültiger Form dazu aufgefordert wird, öffentlich zu verkünden und zu verbieten, daß sie von irgend jemandem hierüber entgegen dem Inhalt der vorher erwähnten Briefe und des jetzigen, mit welcher Autorität auch immer, beeinträchtigt und sonst irgendwie behindert werden. Diejenigen aber, die belästigen, behindern, irgendwie Einspruch erheben und sich auflehnen, soll er, welcher Würde, welchen Standes, Ranges, welcher Vornehmheit, adligen Geburt und welcher hohen Stellung oder Herkunft sie auch sein mögen und mit welchen Privilegien der Exemtion sie auch versehen sein mögen, durch Urteile, Ahndungen und Strafen der Exkommunikation, der Suspension und des Interdikts, wie auch durch andere furchterregende Mittel, über die er selbst befinden mag, unter Hintanstellung jeder Appellation unterdrücken. Er soll auch mit unserer Autorität durch von ihm zu leitende Prozeßverfahren, so oft es nötig ist, die Strafen und Bußen wieder und wieder verschärfen, indem er nötigenfalls die Hilfe des weltlichen Armes anruft.
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[Die Bulle soll Gültigkeit besitzen] Ungeachtet alles Früheren und aller entgegengesetzten apostolischen Rechtsbestimmungen und Verordnungen. Oder [ungeachtet,] wenn einigen zusammen oder einzelnen vom apostolischen Stuhl zugestanden worden ist, daß gegen sie kein Interdikt, keine Suspension oder Exkommunikation verhängt werden kann, sofern über die Befreiung nicht ausführliche und ausdrückliche Angabe gemacht wird. Desgleichen wenn eine andere allgemeine oder spezielle Befreiung durch den genannten Stuhl, welchen Inhalts auch immer, besteht, wodurch den jetzigen Bestimmungen nicht ausdrücklich und in Gänze etwas entgegengesetzt wird, was die Vollziehung dieser [hier vorliegenden] Gunstbezeugung24 verhindert oder wie auch immer verzögert. Und was von dem ganzen Inhalt dieser Nachlassung zu halten sei, findet Erwähnung in einem gesonderten apostolischen Schreiben. Es soll also überhaupt keinem Menschen erlaubt sein, diese Urkunde unserer Bekanntgabe, Erweiterung, Bewilligung und [unseres] Mandates zu entkräften oder sich ihm leichtfertig entgegenzustellen. Wenn jemand dies zu unternehmen sich anmaßen würde, soll er wissen, daß er den Unwillen des allmächtigen Gottes und seiner seligen Apostel Petrus und Paulus auf sich ziehen wird. Gegeben zu Rom zu St. Peter, im Jahr der Mensch-
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werdung des Herrn 1484, am 5. Dezember, im ersten Jahr unseres Pontifikats.«
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Approbatio: Das Kölner Notariatsinstrument vom 19. Mai 1487 [fol. IIr] Es folgt für den nachstehenden Traktat25 die Approbation mit den Unterschriften der Doktoren der hohen Universität zu Köln gemäß der Form einer öffentlichen [Notariats]urkunde26. »Im Namen unseres Herrn Jesu Christi, Amen! Wissen sollen alle, die das vorliegende öffentliche [Notariats]instrument lesen, sehen und hören werden, daß im Jahre der Geburt eben dieses unseres Herrn 1487, in der fünften Indiktion, am Samstag, den 19. Mai, ungefähr um fünf Uhr nachmittags, im dritten Pontifikatsjahr des in Christo heiligsten Vaters und Herrn, unseres Herrn Innocentius VIII.27, durch die göttliche Vorsehung Papst, in meiner Gegenwart als öffentlicher Notar, und der darunter unterschreibenden, dazu eigens gerufenen und gebetenen Zeugen der persönlich bestellte ehrwürdige und gottesfürchtige Bruder, der Inquisitor Henricus Institoris28, Professor der heiligen Theologie aus dem Dominikanerorden und Inquisitor29 der ketzerischen Verworfenheit vom Heiligen Apostolischen Stuhl zusammen mit dem ehrwürdigen und gottesfürchtigen Bruder Jaco-
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bus Sprenger30, ebenfalls Professor der heiligen Theologie und Prior des Kölner Dominikanerkonvents als sein Amtsgenosse [Inquisitor] speziell berufen, für sich und den erwähnten Amtsgenossen vortrug und sagte, daß der höchste Pontifex, nämlich Herr Innocentius, der zuvor erwähnte Papst, durch eine ausgefertigte Bulle beiden Inquisitoren, Henricus und Jacobus, den oben erwähnten Professoren der heiligen Theologie aus dem Dominikanerorden, die Befugnis übertragen hat, aus apostolischer Autorität heraus über alle und jede Ketzereien zu inquirieren, vornehmlich auch über die in jetziger Zeit in voller Kraft auftretende Ketzerei der Hexen, und zwar auf dem Gebiet der fünf Metropolitankirchen, nämlich Mainz, Köln, Trier, Salzburg und Bremen, gegen solche mit aller Befugnis bis zur letzten Ausrottung vorzugehen nach dem Inhalt der apostolischen Bulle, die er31 richtig, vollständig, unbeschädigt und nicht fehlerhaft, sondern durchaus frei von allem Argwohn in seinen Händen hielt. Der Inhalt dieser Bulle beginnt so: ›Innocentius, Bischof, Knecht der Knechte Gottes. Zur künftigen Beherzigung des Sachverhaltes. In unserem sehnlichsten Wunsche, wie es die zur Ausübung des Hirtenamtes gehörende Sorgfalt erfordert, damit der christliche Glaube, vornehmlich in unseren Zeiten, überall vermehrt werde und blühen möge usw.‹ Er endet aber so: ›Gegeben zu Rom zu St.
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Peter, im Jahr der Menschwerdung des Herrn 1484, am 5. Dezember, im ersten Jahr unseres Pontifikats.‹ Und weil einige Seelsorger und Prediger des göttlichen Wortes öffentlich in ihren Predigten an das Volk zu behaupten und zu versichern sich nicht scheuten, daß es keine Hexen gebe und daß sie auch nichts zum Schaden der Geschöpfe durch welcherlei Machenschaften auch immer bewirken könnten und aus diesen unvorsichtigen Predigten manchmal dem weltlichen Arm zur Bestrafung derartiger Hexen die Befugnis beschnitten wurde und dies zur größten Ausbreitung der Hexen und zur Stärkung dieser Ketzerei [geführt hat], deshalb haben die zuvor genannten Inquisitoren in dem Willen, mit allen ihren Kräften allen Gefahren und Angriffen entgegenzutreten, weniger mit Begeisterung als vielmehr unter großen Mühen einen Traktat zusammengestellt. In diesem waren sie nicht nur bestrebt, die Ignoranz derartiger Prediger zurückzuweisen, um den christlichen Glauben zu bewahren, sondern auch zwecks Vertilgung der Hexen die gebührenden Regeln, wie man sie zu verurteilen und wie man sie zu bestrafen habe, gemäß Inhalt der erwähnten Bulle und den Vorschriften der heiligen Kanones. Da es aber der Vernunft entspricht, daß die Dinge, die zum gemeinen Nutzen geschehen, auch durch die allgemeine Billigung der Doktoren gestärkt werden, haben sie, damit nicht die zuvor erwähnten wunderli-
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chen Seelsorger und die der Heiligen Schrift unkundigen Prediger meinten, der zuvor erwähnte Traktat, so zusammengestellt, wie vorangehend erläutert, wäre zu wenig durch Bestimmungen und Urteile von Gelehrten gestützt, ihn der Hohen Universität zu Köln oder [besser] einigen der dortigen Professoren der Heiligen Schrift zur Diskussion und vergleichenden Untersuchung übergeben, damit, wenn sie etwas Anfechtbares und von der christlichen Wahrheit Abweichendes darin fänden, es durch ihren Zeigefinger32 so widerlegt würde, daß damit dennoch die Übereinstimmungen mit der christlichen Wahrheit gebilligt würden. Das ist auch in der unten stehenden Weise gemacht worden. [IIv] Zuerst hat sich der ausgezeichnete Herr Lambertus de Monte33 mit eigener Hand unterschrieben, wie folgt: »Ich, Lambertus de Monte, geringer Professor der heiligen Theologie, auf Zeit Dekan der Fakultät der Heiligen Schrift derselben Universität zu Köln, bekenne mit dieser meiner Hand, daß der von mir genau betrachtete und sorgfältig verglichene34 Traktat in drei Teilen bezüglich seiner ersten zwei Teile, wenigstens nach meinem bescheidenen Urteil, nichts enthält, was den Ansichten der Philosophen, soweit sie nicht irren, entgegen sei oder der Wahrheit des heiligen christlichen und apostolischen Glaubens oder den Entscheidungen der von der heiligen Kirche
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anerkannten oder zugelassenen Gelehrten widersprechen. Auch der dritte Teil ist, was die Bestrafung jener Ketzer, von denen er handelt, anlangt, jedenfalls für billigenswert zu halten, sofern er den heiligen Kanones nicht entgegensteht. Ferner ist es glaubhaft, daß die Erfahrungen, die in diesem Traktat erzählt werden, wegen des Rufes so großer, hervorragender Männer, die auch Inquisitoren sind, wahr sind. Dennoch scheint es ratsam, diesen Traktat [nur] gelehrten eifrigen Männern zu übergeben, die aus ihm gesunde, mannigfache und reife Maßregeln zur Vernichtung der Hexen entnehmen können, ebenso auch den Kirchenführern, wenigstens den gottesfürchtigen und gewissenhaften, auf deren Belehrung hin die Herzen der Untergebenen zum Haß auf die pestbringende Ketzerei entflammt werden können, zum Schutze der Guten wie gleichermaßen auch zur Unentschuldbarkeit und Bestrafung der Bösen, damit mit seiner [Gottes] Hilfe so die Barmherzigkeit an den Guten und die Gerechtigkeit an den Schlechten heller als das Licht sich vor aller Augen zeige und in allen Dingen Gott verherrlicht werde, dem Lob und Ruhm gebührt.« Dann unterschrieb in demselben Sinne wie der vorige der ehrwürdige Magister Jacobus de Stralen35, ebenfalls mit eigener Hand. »Ich, Jacobus de Stralen, geringster Professor der heiligen Theologie, denke nach Begutachtung des erwähnten Traktats, in allem
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übereinstimmend mit dem, was von unserem ehrwürdigen Magister Lambertus de Monte oben angeführt wurde und ich bezeuge es mit dieser Schrift meiner eigenen Hand zum Lob Gottes.« Gleichermaßen unterschrieb der hervorragende Magister Andreas de Ochsenfurt36, ebenfalls mit eigener Hand, wie folgt: »Übereinstimmend scheint mir, Andreas de Ochsenfurt, jüngstem Professor der heiligen Theologie, über den Inhalt des vorgelegten Traktats zu urteilen zu sein, so weit es sich auf den ersten Blick zeigt, was ich mit der Schrift meiner eigenen Hand bekräftige, um das Ziel, das in demselben [Traktat] ausgedrückt ist, zu fördern.« Entsprechend unterschrieb auch der hervorragende Magister Thomas de Scocia37, gleichfalls mit eigener Hand, so wie folgt: »Ich, Thomas de Scocia, Doktor der heiligen Theologie, wenn auch unwürdiger, denke übereinstimmend mit allen unseren ehrwürdigen vorstehenden Magistern über den Inhalt des von mit geprüften Traktats, was ich mit meiner eigenen Hand bezeuge.« Weiterhin wurde auch eine zweite Unterschrift gegen die genannten unbedachten Prediger38 in dieser Weise behandelt: Zuerst wurden vier Artikel aufgestellt, wie folgt: »Erstens: die unterzeichneten Magister der heiligen Theologie empfehlen die mit der Autorität des Heili-
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gen Stuhles und gemäß der Form der Kanones bestellten Inquisitoren der ketzerischen Verworfenheit und ermahnen sie, sie möchten geruhen, ihr Amt mit Eifer zu verwalten. Zweitens, daß es nicht dem christlichen Glauben entgegensteht, daß Schadenszauber mit göttlicher Erlaubnis geschehen können infolge der Mitwirkung des Teufels durch die Zauberer und Hexen, sondern es steht im Einklang mit der genannten Heiligen Schrift. Vielmehr ist es nötig, gemäß den Lehrmeinungen der heiligen Doktoren zuzugeben, daß sie bisweilen geschehen können. Drittens ist es irrig zu predigen, daß Schadenszauber nicht geschehen können, weil die so Predigenden, für ihr Teil, die Tätigkeit der frommen Inquisitoren zum Schaden des Heils der Seelen hindern. Die Geheimnisse jedoch, die die Inquisitoren bisweilen hören, dürfen nicht allen offenbart werden. Zuletzt möge es allen Fürsten und Rechtgläubigen zur Ermunterung gereichen, den frommen Wünschen der Inquisitoren zur Verteidigung des heiligen christlichen Glaubens beizustehen.« Sodann aber haben sich die oben und unten unterschreibenden Gelehrten der genannten theologischen Fakultät mit eigenen Händen unterschrieben, wie ich, Arnoldus, der weiter unten unterzeichnende Notar, [es] nach dem Bericht des ehrenwerten Johannes Vorda de Mechlinia39, des von der hohen Universität zu Köln vereidigten Pedells40, der mir dies berichte-
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te, gehört habe und ich es, wie es sich aus den oben und unten stehenden Unterschriften ergeben hat, gesehen habe, wie folgt: [IIIr] »Ich Lambertus de Monte, geringer Professor der heiligen Theologie denke so, wie oben geschrieben steht, dies mit meiner eigenen Hand als Dekan auf Zeit bezeugend. Ich, Jacobus de Stralen, geringster Professor der heiligen Theologie, denke so, wie oben geschrieben steht, was ich mit meiner eigenen Hand bezeuge. Ich Udalricus Kridwiß de Eßlingen41, letzter Professor der heiligen Theologie, meine, dies so beurteilen zu müssen mit der Unterschrift meiner eigenen Hand. Und ich Conradus de Campis42, geringster Professor der heiligen Theologie, stimme demselben Urteil wie oben mit meinen älteren [Kollegen] überein. Ich Cornelius de Breda43, der geringste Professor, denke so, wie dies oben geschrieben steht, was ich mit meiner eigenen Hand bezeuge. Ich, Thomas de Scocia44, Professor der heiligen Theologie, wenn auch unwürdiger, urteile übereinstimmend mit den schon genannten ehrwürdigen Professoren mit dem Zeugnis meiner eigenen Hand. Ich, Theodericus de Bunwell45, geringster Professor der heiligen Theologie, denke so, wie dies zuvor von meinen Magistern geschrieben wurde, was ich mit meiner eigenen Hand bezeuge. In der Bejahung der oben aufgeführten Artikel bin
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ich, Andreas de Ochsenfurt, Professor der Fakultät der heiligen und Theologie und geringster aus dem Kollegium der Theologen der Universität zu Köln, in Übereinstimmung mit unseren ehrwürdigen Magistern, meinen Lehrern. Letztens aber hatte schließlich – und hielt – der schon genannte ehrwürdige und gottesfürchtige Bruder, der Inquisitor Henricus Institoris46 in seinen Händen eine andere Pergamenturkunde vom allergnädigsten Römischen König47 mit seinem roten runden Siegel, dessen Abdruck in eine Kapsel mit blauem Wachs gedrückt unten am Pergament herabhing, gesiegelt, heil und unversehrt, nicht beschädigt, nicht mit durchkreuzten Strichen ungültig gemacht, noch in irgendeinem Teil verdächtig, sondern durchaus frei von jedem Fehler und Verdacht. So daß zur leichteren Ausführung dieses Glaubensgeschäftes eben dieser allergnädigste Herr, der zuvor genannte Römische König, dieselbe oben erwähnte apostolische Bulle als christlicher Fürst schützen und verteidigen wollte und will und die Inquisitoren selbst in seinen umfassenden Schutz nimmt, indem er allen und jedem dem Römischen Reiche Untergebenen aufgibt und vorschreibt, daß sie bei der Ausführung solcher Glaubensangelegenheiten den Inquisitoren selbst jede Begünstigung und Unterstützung leisten und auch anderes tun, so wie in demselben Brief ausführlicher enthalten ist.
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Anfang und Ende dieses königlichen Briefes werden hier unten angemerkt in dieser Weise: »Maximilianus, von göttlicher Gnade König der Römer, immer kaiserliche Majestät, Erzherzog von Österreich, Herzog von Burgund, Lothringen, Brabant, Limburg, Luxemburg und Geldern, Graf von Flandern usw.« Am Ende aber: »Gegeben in unserer Stadt Brüssel, unter unserem Siegel am 6. November im Jahre des Herrn 1486 im ersten Jahr unserer Regierung.« Betreffs und bezüglich jedes dieser erwähnten Dinge bat der schon erwähnte ehrwürdige und gottesfürchtige Bruder, der Inquisitor Heinricus48, für sich und seinen vorher genannten Amtskollegen, daß von mir, dem oben und unten unterzeichneten öffentlichen Notar ein öffentliches Instrument oder mehrere öffentliche Instrumente in geeigneterer Form gemacht und ausgefertigt werden. Verhandelt worden sind diese Sachen in Köln in der Wohnung des ehrwürdigen Magisters Lambertus de Monte, welche innerhalb des Freiheitsbezirkes49 der heiligen Kirche St. Andreas in Köln50 [liegt], im Geschäfts- und Studierzimmer desselben Magisters Lambertus, im Jahr des Herrn, Indiktion, Monat, Tag, Stunde und Pontifikat wie oben, in Gegenwart der Vorgenannten, dem Magister Lambertus und dem Pedell Johannes und auch den ehrbaren Männern, Nicolaus Cuper de Venroide51, beeidigter Notar der ehrwürdigen Kurie [IIIv] zu
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Köln, und Cristianus Wintzen de Ennßkirchen52, Kleriker in der Diözese Köln, die als glaubwürdige Zeugen für das oben Berichtete gebeten und ersucht worden waren. Und weil ich, Arnoldus Kolich de Enßkirchen53, vereidigter Kleriker in Köln, bei allem und jedem des Vorhergehenden, während es so, wie es vorgegangen war, geschah und verhandelt wurde, zusammen mit den vorgenannten Zeugen anwesend gewesen bin und es so habe geschehen sehen und, wie vorher erwähnt ist, aus dem Bericht des Pedells gehört habe, habe ich deshalb das vorliegende öffentliche Instrument mit meiner eigenen Hand geschrieben und eine Kopie angefertigt, danach vollendet, unterschrieben, vorgelesen und in diese öffentliche Form gebracht. Und ich habe mit meinem ordentlichen und üblichen Siegel und Namen gesiegelt, weil ich gebeten und ersucht worden bin. Zur Glaubwürdigkeit und Bezeugung aller und jeder der vorerwähnten Dinge.« Es folgt das Inhaltsverzeichnis des nachfolgenden Werkes oder Traktats54.
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3.728 Apologia: »Die Verteidigung des Autors für den Hexenhammer, 117
Apologia: »Die Verteidigung des Autors55 für den Hexenhammer«56 [1r] Unter den Katastrophen des seinem Ende entgegeneilenden Zeitalters, von denen wir, oh, Schmerz!, sowohl lesen als sie auch allenthalben erleben, ist es vor allem der alte aufgehende Stern57, der, durch die unabänderliche Verdammnis seines Sturzes entfesselt, nicht aufhört, seit den Anfängen die Kirche, welche der neue aufgehende Stern58, der Mensch Christus Jesus, durch Besprengung mit seinem Blut fruchtbar machte, durch mannigfaltige Ansteckung mit Irrlehren zu verpesten. Doch versucht er dies vor allem in einer Zeit, da der Abend der Welt sich zum Ende neigt59 und die Übel der Menschen überhandnehmen, und er sich voller Wut bewußt ist, daß er [der Teufel], wie Johannes in der Apokalypse60 bezeugt, nur noch wenig Zeit hat. Deshalb hat er auch eine ungewohnte ketzerische Verworfenheit im Acker des Herrn emporwachsen lassen: die Ketzerei, sage ich, der Hexen, bezeichnet durch das Geschlecht [der Frauen), wo man sie [die Ketzerei] vorzugsweise grassieren sieht. Zahllos sind die geplanten Anschläge, doch wird vor allem – es ist schrecklich auszudenken, es ist ein un-
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3.729 Apologia: »Die Verteidigung des Autors für den Hexenhammer, 118
säglicher Greuel in den Augen Gottes, es ist Gegenstand des Abscheus für alle Christenmenschen – folgendes im einzelnen ausgeführt. Sie [die Hexen] unterwerfen sich nämlich durch einen Vertrag mit dem Teufel und ein Bündnis mit der Hölle61, der schrecklichsten Knechtschaft, um ihre verworfenen Begierden zu erfüllen. Darüber hinaus [gibt es] Dinge, die von ihnen mit Zulassung Gottes und mit Hilfe der Dämonen in den täglichen Trübsalen den Menschen, Haustieren und Erdfrüchten, angetan werden. Angesichts dieser Übel erwägen wir Inquisitoren, Jacobus Sprenger62, gemeinsam mit dem sehr Geschätzten63 vom apostolischen Stuhl zur Ausrottung dieser so schädlichen Ketzerei bestellt – obgleich unter den Professoren der göttlichen Verkündigung, die im Dominikanerorden kämpfen, die geringsten –, fromm und doch traurig gestimmt, was für ein Mittel oder was für ein Trost den armen Sterblichen als heilsames Gegengift gereicht werden muß. Wir sind dabei zu der Meinung gelangt, es sei angemessen, vor allen anderen Mitteln dieses unser Werk auf unsere Schultern zu nehmen, in dem festen Vertrauen auf die honigfließende Freigiebigkeit dessen, der allen im Überfluß gibt und der eine [glühende] Kohle mit der Feuerzange vom Altar nimmt, und die Lippen der Unvollkommenen mit ihr berührt und reinigt64, um alles zum erwünschten Ende zu bringen.
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3.730 Apologia: »Die Verteidigung des Autors für den Hexenhammer, 119
Da aber in den Werken der Menschen nichts so ganz zum Nutzen und erlaubt geschieht, dem nicht zugleich einige Verderblichkeit zukommt, dringt unsere geringe Begabung nicht zu den Gipfeln der Wahrheit durch, wenn sie [die geringe Begabung] nicht durch die [kritische] Feile der Verkehrtheit eines anderen gründlichst abgeschabt wird. Wenn daher jemand meint, uns wegen der Neuigkeit des Werkes der Lüge zeihen zu müssen, so gehen wir getrost in diesen Streit hinein. Er soll aber wissen, daß dieses Werk neu und zugleich alt ist; gleichzeitig kurz und weitläufig. Alt ist es sicherlich dem Stoff und dem Gewicht nach, neu hingegen ist es der Zusammenstellung der Bezüge und ihrer Aufhäufung nach. Kurz [ist es] wegen der gerafften Zusammenfassung vieler Autoren, lang jedoch wegen der ungeheuren Menge des Stoffes und der unermeßlichen Bosheit der Hexen. Wir sagen dies nicht, um die Schriften der übrigen Autoren hochmütig zu verkleinern und unser Werk ruhmsüchtig und eitel zu erhöhen, weil aus unserem Geist wenig und praktisch keine Sachen hinzugefügt wurden. Deswegen soll es nicht als unser Werk, sondern mehr als das derjenigen eingeschätzt werden, aus deren Schriften fast alles und jedes verwoben wurde. Aus eben diesem Grunde haben wir weder Gedichte machen noch sublime Theorien aufstellen wollen, sondern wir gehen, nach Art der Exzerpteschreiber, zu
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Ehren der höchsten Trinität und der unzertrennlichen Einheit, über die drei Hauptteile, Anfang, Fortgang und Ende, hinweg daran und nennen den Traktat Malleus Maleficarum65. Die recollectio66 des Werkes obliegt dem socius67, die Ausführung aber denen, welchen das strengste Gericht zukommt, weil sie zur Bestrafung der Bösen, aber zum Ruhm der Guten von Gott eingesetzt sind, dem alle Ehre und aller Ruhm sei in alle Ewigkeit. Amen.
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Das Inhaltsverzeichnis [2ra] Zur Bulle Innozenz' VIII. gegen die Ketzerei der Hexen, die jüngst erlassen wurde, sollen also achtundvierzig Fragen68 erörtert werden. Drei [Fragen] müssen hauptsächlich [drei Punkte] klären: erstens den Ursprung [der Hexerei], zweitens den Fortgang, drittens das letztendliche Mittel; [d.h.] der Ursprung, besonders hinsichtlich Verbreitung, der Fortgang, besonders hinsichtlich der Ausführung der Taten, das letztendliche Mittel, besonders hinsichtlich der Vernichtung jener Ketzerei. [I.] [I, fol. 4va] Der erste Teil [des Werkes] über die drei Dinge, die bei der Ausübung von Schadenszauber zusammenkommen, d.h. Dämon, Zauberer und göttliche Zulassung69, enthält der Reihe nach achtzehn Fragen, von denen vier über die Macht des Dämons, die übrigen über ihre [der Zauberer] Werke [handeln]. [I/1, fol. 4va] Die erste ist aber auch die Eingangsfrage des ganzen Werkes: Ob die Behauptung, daß es Hexen gibt, als so rechtgläubig einzuschätzen ist,
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daß die Verteidigung des Gegenteils vollständig ketzerisch wäre?70 [I/2, fol. 7rb] Die zweite: Ob es rechtgläubig ist zu behaupten, daß zur Ausübung von Schadenszauber immer der Dämon mit dem Zauberer zusammenwirken muß oder ob das eine ohne Zutun des anderen eine solche Wirkung herbeiführen kann?71 [I/3, fol. 11ra] Die dritte: Ob es rechtgläubig ist zu behaupten, daß derartige Wirkungen durch Inkubusund Sukkubus-Dämonen so bewerkstelligt werden, daß auch wirkliche Menschen zwecks Vermehrung und Entstehung der Zauberer durch solche Dämonen geschaffen werden?72 [I/4, fol. 13vb] Vierte Frage: Ob es rechtgläubig ist zu behaupten, daß der Akt der Inkubus- und Sukkubus-Dämonen nur den niederen [Arten der] Geister eigen ist?73 [I/5, fol. 15rb] Die fünfte: Ob wirklich für rechtgläubig gehalten werden kann, daß die Entstehung und Ausbreitung der Taten der Zauberer aus den Einflüssen der Himmelskörper resultiere, ohne Beihilfe der Dämonen; oder aus Separatsubstanzen, wie sie die Beweger der Himmelssphären sind; oder auch aus der Bosheit der Menschen, wenn zu [magischen] Sprüchen und Worten Kraft der Sterne hinzutritt?74 [I/6, fol. 20rb] Die sechste bezüglich der Zauberer, die mit den Dämonen Verbindung aufnehmen:
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Warum man in stärkerem Maße Frauen als Männer von dieser Ketzerei angesteckt findet? Ferner wird durch die fünf folgenden Fragen auch geklärt, welche Art von Frauen vor allen übrigen [Frauen] darin verstrickt sind75. [I/7, fol. 23va] Die siebte: Ob die Hexen mit Hilfe der Dämonen die Gefühle der Menschen zu Haß oder unbändiger Liebe aufreizen können? Und über die Form, einen derartigen Stoff in Predigten an das Volk öffentlich bekanntzumachen.76 [I/8, fol. 26va] Die achte: Ob sie die Zeugungskraft [2rb] oder den Geschlechtsakt verhindern oder behexen können, mit der beiläufigen Frage: Warum zuweilen der Akt bezüglich einer einzigen bestimmten und nicht bezüglich einer anderen Person verhindert wird?77 [I/9, fol. 28rb] Die neunte: Ob sie gewöhnlich durch ein Trugbild die männlichen Glieder entfernen, als ob sie aus den Körpern gerissen seien, mit bestimmten anderen damit verbundenen Schwierigkeiten?78 [I/10, fol. 30ra] Die zehnte: Ob sie Menschen in Tiergestalten verwandeln könnten, mit einer anderen beiläufigen Schwierigkeit?79 [I/11, fol. 32rb] Die elfte: Über die hexenden Hebammen, die die Leibesfrucht in der Gebärmutter und außerhalb auf verschiedene Arten vernichten.80
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[I/12, fol. 32va] Die zwölfte81: Über die göttliche Zulassung, die zum Dämon und zur Hexe hinzukommen muß. Ob [die Ansicht,] den Hexenwerken die göttliche Zulassung zuzusprechen, so rechtgläubig ist, daß das Gegenteil davon, d.h. jene [Behauptung] zurückzuweisen, durch und durch ketzerisch wäre.82 [I/13, fol. 34vb] Die dreizehnte, auch inbegriffene: Über die zwei göttlichen Zulassungen, bezüglich des [Sünden]falls des Teufels und der ersten Eltern, derentwegen sämtliche Taten der Zauberer billigerweise zugelassen werden.83 [I/14, fol. 36ra] Die vierzehnte: Ob, trotz dem eben Gesagten, die Sünden der Zauberer schwerwiegender seien als die Sünden der bösen Engel und der ersten Eltern? All dies ist auch Predigtstoff. Mit der Erklärung, daß sie die schwerwiegendsten Strafen auch jetzt schon [im irdischen Dasein] verdienen, mehr als alle Verbrecher dieser Welt.84 [I/15, fol. 38ra] Die fünfzehnte: Ob wegen der Sünden der Zauberer oft Schuldlose durch Zauberei geschädigt werden?85 [I/16, fol. 39rb] Die sechzehnte: Ob die Ketzerei der Hexen alle anderen Arten des Aberglaubens übertreffe?86 [I/17, fol. 40va] Die siebzehnte [Frage] ist die Erklärung der vierzehnten, indem sie die Schwere des Verbrechens bei den Zauberern und Hexen mit allen
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möglichen Sünden der Dämonen vergleicht.87 [I/18, fol. 41rb] Die achtzehnte: Gegen fünf Argumente der Ungebildeten, daß Gott dem Teufel und den Zauberern wie Hexen eine so große Macht nicht einräume. Und in dieser Thematik wird das Ende mit seinem Anfang verbunden, indem die letzte Frage an die erste anschließt.88 [II.] [II, fol. 43vb] Der zweite Teil des Werkes enthält sechzehn Kapitel unter zwei Fragen, von denen eine am Anfang und die andere am Ende gestellt wird. Die erste über vorbeugende Mittel, die zweite über Mittel, die Schadenszauber zu beseitigen. Die dazwischen liegenden Kapitel beschäftigen sich mit der Vorgehensweise der Zauberer, während sie Schadenszauber beibringen89. [II/1] [II/1, fol. 43vb] Die erste Frage: Ob jemand durch gute Engel eine solche Gunst erhalten kann [2va], daß er von Zauberern wie Hexen und von Dämonen nicht durch Zauberei geschädigt werden kann?90 [II/1,1, fol. 46vb] Das erste Kapitel: Von verschiedenen Mitteln, mit denen die Dämonen zum Wachs-
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tum jener Ruchlosigkeit unschuldige91 und ehrbare Mädchen ködern.92 [II/1,2, fol. 48rb] Das zweite Kapitel: Über die Form ihres gotteslästerlichen Gelübdes; mit einer Erklärung der dem Teufel zu leistenden Huldigung.93 [II/1,3, fol. 51rb] Das dritte: Über die Weise, wie sie von einem Ort zum anderen körperlich befördert werden.94 [II/1,4, fol. 53rb] Das vierte: Über die Weise, wie sie sich den Inkubus-Dämonen unterwerfen. Darin wird auch erörtert, wie sie [die Hexen] von diesen [den Dämonen] vermehrt werden; und ob der Inkubus sich immer mit Aussonderung von Samen der Hexe bemächtigt; und ob mehr zu der einen oder anderen Zeit oder in ähnlicher Weise bezüglich des Ortes; und ob sie sichtbar jene Schweinereien mit größerer oder kleinerer fleischlicher Freude treiben; und ob sich die Inkubi bloß über Frauen, die aus den Schweinereien [der Hexen] hervorgegangen sind, hermachen.95 [II/1,5, fol. 56rb] Das fünfte: Über das allgemeine Vorgehen, wie sie mit den Sakramenten der Kirche ihre Schadenszauber ausüben. Und über die sechs Arten, mit denen sie allen körperlichen Geschöpfen, mit Ausnahme der Himmelskörper, wirkliche Krankheiten, wenngleich nicht wirkliche Genesungen, durch natürliche Kraft zufügen können.96 [II/1,6, fol. 57va] Das sechste: Über die Weise,
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wie sie die Zeugungskraft hemmen.97 [II/1,7, fol. 58ra] Das siebte: Über die Weise, wie sie die männlichen Geschlechtsteile entfernen; weil das, was im ersten Teil bezüglich der Macht des Bewirkens behandelt worden ist, nunmehr für die Arten der Durchführung erklärt wird, weshalb der Stoff jeweils nicht derselbe ist.98 [II/1,8, fol. 59vb] Das achte: Über die Weise, wie sie Menschen in Tiergestalten verwandeln.99 [II/1,9, fol. 61ra] Das neunte: Über die Weise, wie Dämonen ohne Verletzung in den Körpern existieren, wenn sie ihre trügerischen Verwandlungen bewerkstelligen.100 [II/1,10, fol. 63rb] Das zehnte: Über die Weise, wie die Dämonen durch die Handlungen der Hexen den Menschen leibhaftig innewohnen.101 [II/1,11, fol. 65vb] Das elfte: Über die Weise, wie sie jede Art von Krankheit zufügen können. Dies wird gleichwohl im allgemeinen behandelt.102 [II/1,12, fol. 67va] Im speziellen aber im folgenden zwölften Kapitel, wie sie schwere Krankheiten zufügen.103 [II/1,13, fol. 71rb] Das dreizehnte: Über die Weise, wie die hexenden Hebammen vor allen anderen den Kindern noch größere Schäden antun, indem sie diese töten oder den Dämonen opfern.104 [II/1,14, fol. 71rb] Das vierzehnte: Über die
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Weise [2vb], wie sie [die Hexen] dem Vieh verschiedene Schäden antun.105 [II/1,15, fol. 72vb] Das fünfzehnte: Über die Weise, wie sie Hagelschläge und Stürme zusammenbrauen und Blitze herab schleudern.106 [II/1,16, fol. 74ra] Das sechzehnte: Über die drei Arten, wie man schadenszauberische Männer ermittelt und nicht Frauen. Und erstens über die zauberischen Bogenschützen. Zweitens über die Beschwörer, die durch gotteslästerliche Gesänge Angriffswaffen zu beschwören wissen, so daß sie in keiner Weise schaden können, und dies [allein] durch Worte. Drittens, über diejenigen, die [dies] durch kleine Zettel [vermögen].107 [II/2] Von den Mitteln aber, die Schadenszauber abwenden: davon handelt der zweite Hauptteil dieses zweiten Teils. [II/2, fol. 76va] Zuerst wird die [zweite] Frage gestellt: Ob es erlaubt sei, Schadenszauber durch andere Schadenszauber oder durch unerlaubte Mittel rückgängig zu machen? Und sie hat neun Kapitel.108 [II/2,1, fol. 79vb] Das erste [Kapitel]: Über das kirchliche Mittel gegen Inkubus- und Sukkubus-Dämonen.109
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[II/2,2, fol. 81rb] Das zweite: Über Mittel gegen die behexte Zeugungskraft.110 [II/2,3, fol. 82va] Das dritte: Über Mittel für mit unbändiger Liebe oder unbändigem Haß Behexte.111 [II/2,4, fol. 83va] Das vierte: Über Mittel, wenn durch Blendwerk die männlichen Glieder entfernt werden und wenn Menschen in Tiergestalten verwandelt werden.112 [II/2,5, fol. 84vb] Das fünfte: Über Mittel für durch Schadenszauber Besessene.113 [II/2,6, fol. 85vb] Das sechste: Über Mittel für jegliche Krankheiten, die durch Zauberer und Hexen zugefügt worden sind; und zwar durch erlaubte Exorzismen.114 [II/2,7, fol. 90ra] Das siebte: Über Mittel gegen Hagel und Blitze, wie auch bei verhextem Vieh.115 [II/2,8, fol. 91vb] Das achte: Über geheime Mittel gegen verborgene Anfechtungen seitens der Dämonen.116 [II/2,9, fol. 92va] Das neunte: Über Mittel für jene, die sich den Dämonen mit Rücksicht auf irgendeinen zeitlichen Vorteil in Gänze dargebracht hätten.
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[III] [III, fol. 92va] Der dritte Teil des Werkes über die letztendlichen Mittel, nicht so sehr gegen die Werke, sondern gegen die Personen der Hexen, über ihre Vernichtung, enthält drei Hauptteile, und zwar [1.] die Form, einen Gerichtsprozeß zu eröffnen, [2.] die Form der Fortsetzung und die Form zu urteilen, zu bestrafen und [3.] die mit der Bestrafung verbundenen Fragen. Die erste Frage enthält fünf Fragen. Die zweite zwölf117. Die dritte [3ra] zwanzig. [III/0, fol. 92va] Und die erste ist zugleich die Eingangsfrage für alle folgenden: Ob die Hexen und ihre Gönner, Beherberger und Verteidiger in dem Maße dem kirchlichen wie dem weltlichen Gerichtsprozeß unterworfen sind, daß die Inquisitoren der ketzerischen Verworfenheit von deren Inquisition entlastet werden könnten? Zunächst über die Form, einen Prozeß zu eröffnen.118
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[III/1] [III/1,1, fol. 97va] Die erste Frage: Welche sei die angemessene Form für den Richter, einen Glaubensprozeß gegen die Hexen zu beginnen?119 [III/1,2, fol. 98vb] Zweite Frage: Über die Anzahl der Zeugen.120 [III/1,3, fol. 99rb] Dritte Frage: Wievielmal sie verhört werden könnten?121 [III/1,4, fol. 99va] Die vierte: Über die Beschaffenheit der Zeugen.122 [III/1,5] Die fünfte: Ob Todfeinde zur Zeugenaussage zugelassen werden?123 [III/2] [III/2,6, fol. 100ra] Über den zweiten Teil: Wie ein solcher Prozeß fortzusetzen sei? Es ist die sechste Frage. Und erstens, wie die Zeugen vorzuladen und zu befragen sind? Zweitens, wie für den ersten Akt den Hexen allgemeine Fragen vorgelegt werden? Drittens, wie die Einzelverhöre [vorgenommen werden]?124 [III/2,7, fol. 101ra] In der siebten Frage werden verschiedene Zweifel bezüglich leugnender Antworten der Hexen dargelegt; wann eingekerkert werden kann; auch wann sie für eine offenkundig in der Ketzerei der
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Hexen Ertappte zu halten sei. Dies ist auch der zweite Akt.125 [III/2,8, fol. 102ra] Achte Frage: Auf welche Weise [die Beschuldigte] zu verhaften und einzukerkern sei? Dies wird der dritte Akt sein.126 [III/2,9, fol. 102va] Neunte Frage: Ob die Namen der Aussagenden ihr [der Hexe] nach der Verhaftung bekanntzugeben seien. Der vierte Akt.127 [III/2,10, fol. 103rb] Zehnte: Auf welche Weise eine Verteidigung mitsamt der Bestellung von Anwälten zuzulassen ist? Der fünfte Akt.128 [III/2,11, fol. 103va] Elfte: Was der Anwalt tun soll, wenn ihm die Namen der Zeugen nicht bekannt gegeben werden? Der sechste Akt.129 [III/2,12, fol. 104va] Die zwölfte [Frage], die weitere Erklärungen dazu bringt, auf welche Weise Todfeindschaft zwischen der Beschuldigten und den Zeugen zu ermitteln sei? Und dies ist der siebte Akt des Richters.130 [III/2,13, fol. 105va] Die dreizehnte: Was der Richter machen soll, wenn der Beschuldigte ihn ablehnen will? Der achte Akt.131 [III/2,14, fol. 106ra] Die vierzehnte: Worauf der Richter vor Kerker und Folter zu achten hat. Und daß es wegen des Schweigezaubers132 nicht leicht sein mag, die Hexe den Folterungen auszusetzen. Der neunte Akt.133
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[III/2,15, fol. 107ra] Die fünfzehnte: Über die Form, die Beschuldigte zum [peinlichen] Verhör zu verurteilen. Und wie sie am ersten Tag zu befragen ist?134134 [3rb] [III/2,16, fol. 108va] Die sechzehnte: Wie die [peinlichen] Befragungen fortzuführen sind. Und über die Zeichen135, an denen eine Hexe erkannt wird. Und wie sie zu scheren sind. Und über die verschiedenen Vorsichtsmaßnahmen gegen den Schweigezauber. Und dies ist der elfte Akt des Richters.136 [III/2,17] Die siebzehnte137: Über die Dauer und die zweite Form zu befragen. Und über die außergewöhnlichen Vorsichtsmaßregeln, die vom Richter zu beachten sind. [III/3] [III/3,1, fol. 109va]138 Über die Urteilsformen, zwanzig an der Zahl, handelt die erste Frage: Ob sie zur Prüfung und zum [Gottes]urteil des glühenden Eisens, wenn sie jenes beantragen, verurteilt werden könnten?139 [III/3,2, fol. 109va] Die zweite: Über die Dinge, die der Richter allgemein beachten muß, sowohl in bezug auf Zwischenurteile wie auf Endurteile.140 [III/3,3, fol. 110rb] Die dritte: Auf wie viele Arten der Richter einen Beschuldigten für verdächtig halten
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und mit Hilfe dieser Verdächtigungen ein Urteil fällen kann.141 [III/3,4, fol. 111ra] Die vierte: Aufweiche Weise über eine beschuldigte Person, die aber völlig unschuldig ist, ein Urteil zu fällen ist?142 [III/3,5, fol. 113rb] Die fünfte: Wie über eine Beschuldigte und allgemein übel Beleumundete [ein Urteil] zu fällen ist?143 [III/3,6, fol. 114rb] Die sechste: Wie über eine übel beleumundete Beschuldigte, [und zwar] über eine den [peinlichen] Fragen und den Foltern auszusetzende [Person das Urteil zu fällen ist]?144 [III/3,7, fol. 114va] Die siebte: Wie über eine jener Ketzerei leicht Verdächtige [das Urteil zu fällen ist]?145 [III/3,8, fol. 115va] Die achte: Wie über eine schwer Verdächtige [das Urteil zu fällen ist]?146 [III/3,9, fol. 116rb] Die neunte: Wie über eine dringend Verdächtige zu urteilen ist?147 [III/3,10, fol. 117vb] Die zehnte: Wie über die zugleich und gemeinsam Diffamierte und Verdächtige [das Urteil] zu fällen ist?148 [III/3,11, fol. 118va] Die elfte: Wie über eine der Ketzerei Geständige, aber nicht Rückfällige und Bußfertige, [das Urteil zu fällen ist]?149 [III/3,12, fol. 119va] Die zwölfte: Wie über eine der Ketzerei Geständige und Bußfertige, aber wahr-
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scheinlich Rückfällige [das Urteil zu fällen ist]?150 [III/3,13, fol. 120vb] Die dreizehnte: Wie über eine Geständige und Unbußfertige, aber nicht eigentlich Rückfällige, [das Urteil zu fällen ist]?151 [III/3,14, fol. 121rb] Die vierzehnte: Wie über eine der Ketzerei Geständige und Unbußfertige, wie auch mit Sicherheit Rückfällige [das Urteil zu fällen ist]?152 [III/3,15, fol. 121vb] Die fünfzehnte: Wie über eine, die nicht gesteht, aber durch rechtmäßige Zeugen und anderes gerichtlich der Ketzerei überführt worden ist, [das Urteil zu fällen ist]?153 [III/3,16, fol. 123ra] Die sechzehnte: Wie über eine, die überführt wurde, aber flüchtig und böswillig säumig ist, [das Urteil zu fällen ist]?154 [III/3,17, fol. 124va] Die siebzehnte [3va]: Wie über eine, die von einer anderen eingeäscherten Hexe beschuldigt wurde, aber nicht geständig ist, [das Urteil zu fällen ist]?155 [III/3,18, fol. 126ra] Die achtzehnte: Wie über eine, die beschuldigt wurde, Schadenszauber nicht zugefügt, sondern beseitigt zu haben, [das Urteil zu fällen ist]?156 [III/3,19, fol. 127vb] Die neunzehnte: Wie gegen zauberische Bogenschützen, über die Besprecher von Waffen und alle möglichen Schwarzkünstler [das Urteil zu fällen ist]?
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[III/3,20, fol. 127vb] Die zwanzigste: Über die hexenden Hebammen, die alle anderen bei Schadenszaubern übertreffen. Es ist zu schließen mit dem Rechtsmittel der Appellation, wenn die Beschuldigte irgendwie zu einer solchen Zuflucht sucht. Was der kirchliche oder weltliche Richter [dann] zu tun habe.157
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Fußnoten 1 Kestner-Museum Hannover Inv. Nr. E 193. Grundlage der Übersetzung ist der Inkunabel-Druck aus der Offizin des Mainzer Druckers Peter Schöffer. 2 Bullarum privilegiorum ac diplomatum Romanorum pontificum amplissima collectio, Bd. 3 (1740), 191a192b. – Hansen (1901) Nr. 36. Vgl. zu dieser Bulle Schnyder (1993) 45f. und Pitz (1988) 28f., 53–56. Es handelt sich bei der Bulle um ein vom Antragsteller begehrtes und bereits vorformuliertes Reskript des Papstes. Es spiegelt den Versuch des Petenten wider, mit Hilfe päpstlicher Verfügungsgewalt den in der Narratio angeführten Einwänden von Opponenten entgegenzutreten. 3 Papst Innozenz VIII., Giovanni Battista Cibo (1432–1492, amt. 1484–1492). 4 Ad futuram rei memoriam. Vgl. zu dieser Formel Pitz (1988). 5 Summis desiderantes affectibus. Die Anfangsworte dienen zur Bezeichnung der Bulle. 6 Operatoris. Schnyder (1991) 45, Anm. 71 verbessert ohne Angabe des Grundes und grammatische Notwendigkeit zu operationis (= des Arbeitens).
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7 audivimus: Im folgenden wird in dem päpstlichen Reskript der Wortlaut des Antragstellers wiedergegeben. Diefenbach 1886, S. 223; Pitz 1988. 8 Alemanie superioris. Papst Sixtus IV. ernannte Kramer am 3. März 1478 zum Inquisitor für Oberdeutschland (Alamania superior). Text bei Schnyder (1993) 36f. 9 Erzbistum Mainz. Ihm unterstanden die Bistümer Verden, Hildesheim, Halberstadt, Paderborn, Worms, Speyer, Würzburg, Straßburg, Eichstätt, Augsburg, Konstanz und Chur. Zur Zeit des Hexenhammers amtierte als Mainzer Erzbischof, Kurfürst und Reichserzkanzler Berthold von Henneberg (1442–1504, reg. 1484–1504). An ihn richtete Papst Innozenz VIII. am 18. Juni 1485 ein Schreiben zur Unterstützung der beiden Inquisitoren Heinrich Institoris und Jacob Sprenger. Hansen (1901) 27–28. 10 Erzbistum Köln. Erzbischof war Hermann IV. von Hessen (1450–1508, amt. 1480–1508). Ihm unterstanden die Bistümer Minden, Osnabrück, Münster, Utrecht, Lüttich und Cambrai. 11 Erzbistum Trier. Erzbischof war Johann II. von Baden (1434–1503, amt. 1456–1503). Ihm unterstanden die Bistümer Metz, Toul und Verdun.
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12 Erzbistum Salzburg. Erzbischof war Johann Bekkenschlager (ca. 1435–1489, amt. 1482–1489), zu dem Kramer gute Beziehungen hatte. Müller (1910) 409. Dem Erzbischof von Salzburg unterstanden die Bistümer Regensburg, Freising, Passau, Chiemsee, Wien, Wiener Neustadt, Seckau, Gurk, Lavant und Brixen. 13 Erzbistum Bremen. Erzbischof war Heinrich II. Graf von Schwarzburg (amt. 1463–1496). Ihm unterstanden die Bistümer Hamburg, Lübeck, Ratzeburg und Schwerin. 14 Original: aliisque nephandis supersticiis et sortilegiis excessibus criminibus et delictis. Die Übersetzung stützt sich auf die sprachlich korrektere Version in der Ausgabe Bullarum privilegiorum ac diplomatum Romanorum pontificum ampliccima collectio, Bd. 3 (1740), S. 191 a: aliisque nefandis superstitiosis, etc. sortilegis excessibus, criminibus, etc. delictis, wonach alle Wörter vor excessibus als Adjektive aufzufassen sind. 15 Die edierte Erstausgabe enthält dazu folgende spätere handschriftliche Randbemerkung: Anno Domini 1484 hette das Teuffelswerck der Zauberer und Hexen zu hefttig uberhandt genommen, wie hernacher Anno 1562 auch ist beschehen.
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16 Es muß Henricus heißen. Heinrich Kramer, lat. Institoris (1430–1505) wurde mit Urkunde vom 3. März 1478 durch Papst Sixtus IV. (Francesco della Rovere, 1414–1484, amt. 1471–1484) zum päpstlichen Inquisitor von Oberdeutschland bestellt. Wibel (1913) 124. – Die lateinische Namensform »Institoris« ist erstmals 1479 nachweisbar: Petersohn (1988) 148. Zum deutschen Namen Kramer vgl. Jerouschek (1992) XII. 17 Der in Basel geborene Dominikaner Jacob Sprenger (um 1437–1495), seit 1472 Prior der Kölner Dominikaner, wurde mit Urkunde vom 19. Juni 1481 zum Inquisitor für die Diözesen Mainz, Köln und Trier bestellt. Hansen (1901) 500. 18 Bulle Sixtus' IV. vom 13. März 1478 mit der Ernennung des Institoris zum Inquisitor für Oberdeutschland abgedruckt bei Wibel (1913), 124 und Schnyder (1993), 36f.; Sprenger wurde am 19. Juni 1481 zum Inquisitor für die Kirchenprovinzen Mainz, Trier und Köln ernannt, vgl. Schnyder (1993), 82. 19 Handschriftliche Marginalie im Original: Enim tunc fuerint Haereticae pravitatis Inquisitores. 20 Rom 12,3. 21 Noch in einem Brief an Sixtus IV. hatte Krämer am 29. Februar 1484 die unzulängliche Formulierung
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der Bestimmungen über die Bekämpfung des Hexenwesens bemängelt. Petersohn (1988). 22 Johann Gremper aus Laufenburg in der Diözese Basel, vom Kaiser ernannter Notar. In verschiedenen Quellen nachgewiesen 1468–1491. Nach Studium in Heidelberg und Basel 1472 Magister Artium. Er nahm 1479 an einer Hexenverbrennung in Waldshut teil. 1485 war er Kaplan in Ravensburg. Er erhielt 1491 mit Hilfe des Abtes von Weingarten eine Pfarrpfründe in Altdorf (heute: Weingarten/Kr. Ravensburg). – Schuler 2 (1987) 152f., Schleichert (1994) 222. – Kramer schloß ihn offenbar in seinen Antrag namentlich ein, weil er vor Ort in Ravensburg im Oktober 1484 sein Gehilfe bei der Inquisition war. 23 Bistum Straßburg, Teil des Erzbistums Mainz. Nachdem Straßburg Reichsstadt geworden war, residierte der Bischof meist in Zabern (Saverne) im Unterelsaß. Köbler (1995) 609–611. Bischof war Albrecht von Bayern, Pfalzgraf von Mosbach (reg. 1478–1506). Der direkte Appell an diesen Bischof weist darauf hin, daß Kramer in seiner Heimatdiözese eine Inquisition plante, möglicherweise auch, daß dieser Bischof dem Widerstand entgegensetzte. 24 Gratia. Der Papst bezeichnet hier seine Bulle ausdrücklich als Gnadenbezeugung oder Gunsterweisung für die Adressaten.
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25 Also für den Malleus Maleficarutn. 26 Druck: Publici instrumenti. In diesem Fall eine ohne richterlichen Auftrag errichtete Urkunde eines Notars, die öffentlichen Glauben genießt und zur Protokollierung kirchlicher Rechtshandlungen dient. Sie sollte hier die Gültigkeit der päpstlichen Bulle öffentlich beglaubigen, vor allem aber dem Text des Hexenhammers eine »Unbedenklichkeitsbescheinigung« verschaffen. Nach Hansen (1898) 135–140 und Hansen (1907) 393 weicht das folgende Notariatsinstrument im Aufbau, in der fehlenden Präzision der Wortwahl und der ungewöhnlichen Form der Beglaubigung durch den Notar stark von der üblichen Form solcher Instrumente ab. 27 Innozenz VIII. Vgl. fol. Ir. 28 Heinrich Kramer. Vgl. fol. Ir. 29 Die handschriftliche Glosse aus den 1560er Jahren übersetzt: Ketzer Meister. 30 Jacob Sprenger. Vgl. fol. Ir. 31 Heinrich Kramer. Der Kölner Professor Sprenger war bei dieser Beglaubigung eigenartigerweise nicht anwesend. Möglicherweise fand sie ohne sein Wissen statt. Vgl. Einleitung.
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32 Druck: iudice; Schnyder (1993) 55, Anm. 119, verbessert zu ›Urteil‹ (iudicio). Sinnvoller ist es aber, indice zu setzen, was nur einen gekippten Buchstaben bedeuten würde. 33 Lambertus von s'Heerenberg: 1450 in Köln immatrikuliert brachte er es bis zum Professor der Artes und der Theologie an der Universität Köln, Dekan der Artes-Fakultät 1458, 1475, 1486, d.h. zur Zeit der Abfassung des Hexenhammers, und 1496 Dekan der theologischen Fakultät und 1478 Rektor der Universität. Er starb 1499. Lambertus de Monte war der einflußreichste Thomist und Aristoteliker der Kölner Universität. Von der Irrtumsfreiheit des Aristoteles überzeugt, forderte er sogar dessen Heiligsprechung. Er hinterließ Kommentare zur ›Physik‹ und zu ›De anima‹ des Aristoteles sowie eine ›Quaestio de salvatione Aristotelis‹. – Hartzheim (1747) 214f., Hansen (1898) 135, 147, Anm. 72, 151, Anm. 81, Meuthen 1 (1988) 148, 182, Gattermann (1994) 329–331, Nr. 640–644. 34 Druck: Collationatum. Gemeint ist vermutlich die Überprüfung der Zitate aus der Heiligen Schrift und anderen Autoritäten. 35 Jacob von Straelen: Jacobus Straelen de Noetlinck immatrikulierte sich 1440 an der Kölner Universität, zur Zeit der Abfassung des Hexenhammers Professor
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der Theologie an der Universität Köln, Dekan in den Jahren 1459, 1471, 1479, 1485 und 1494, Rektor 1474 und 1487,1479, 1482 und 1487 Vizekanzler der Universität. Er schrieb einen Kommentar zur Apokalypse des Johannes und starb 1499. – Hartzheim (1747) 154, Hansen (1898) 147f., Anm. 73, Meuthen 1 (1988) 93. 36 Andreas Schermer aus Ochsenfurt: immatrikuliert 1468, Professor der Theologie 1486, 1493 Dekan der theologischen Fakultät, 1504 Rektor der Universität. Er starb 1508. – Hansen (1898) 148, Anm. 74, Hansen (1907) 400, Anm. 42. 37 Thomas de Scotia oder Thomas Lyel, kam 1461 von Paris nach Köln, Professor der Artes und der Theologie an der Kölner Universität, stammte aus Schottland. 1491, 1498 und 1516 Dekan der theologischen Fakultät, Rektor in den Jahren 1489, 1502 und 1509. Seit 1500 war er Inhaber einer von der Stadt Köln getragenen Professur. 1512 eröffnete er die Verhandlung gegen Reuchlin. Er gehörte zu den einflußreichsten Kölner Lehrern und starb 1518. Von ihm ist in der Handschrift 247 der Kölner Diözesanund Dombibliothek eine ›collatio synodalis ad clerum Coloniensem‹ von 1470 überliefert. – Hartzheim (1747) 308, Hansen (1898) 148, Anm. 75, Meuthen 1 (1988) 198, Gattermann 1 (1993) 700, Nr. 1183.
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38 Jene nämlich, die die Existenz der Hexen leugnen. Vgl. Bulle, fol. Ir, sowie Approbatio, fol. IIr.-Vgl. dazu auch die Einleitung. 39 Johann Vörde von Mechelen: immatrikuliert in der Artesfakultät 1452, 1465 zum Universitätspedell gewählt, außerdem als öffentlicher Notar 1479 und 1490 nachweisbar, 1492 wegen einer schweren Krankheit pensioniert. Er starb am 2. Februar 1493. – Nach einer Überlieferung des 18. Jahrhunderts haben Thomas de Scotia, wohl 1491 im verlorenen Dekanatsbuch der Kölner theologischen Fakultät, und Johannes de Vorda bestritten, jemals das Notariatsinstrument unterschrieben zu haben. – Hansen (1898) 153, Paulus (1907) 373, Hansen (1907) 398. 40 Sekretär des Rektors oder der Dekane, meist akademisch gebildeter Notar, der Kanzlei-, Protokollund Verwaltungsaufgaben ausführte. – Meuthen 1 (1988)70. 41 Ulrich Kreidweiß von Esslingen, aus dem Esslinger ratsherrlichen Geschlecht Kreid(en)weis Borst (1977) 219: immatrikuliert 1453, Professor der Theologie an der Universität Köln, Doktorwürde und Dekan der theologischen Fakultät 1476. Zudem Dekan in den Jahren 1487, 1495 und 1499, 1482 und 1495 Rektor, 1498 Vizekanzler der Universität. Von
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1473 bis 1476 hatte er als Neffe des erzbischöflichtrierischen Kanzlers Johann Kreidweiß in Trier gewirkt. Später hatte er als Rat des Kölner Erzbischofs Hermann großen politischen Einfluß auf die städtische Politik in Köln. Zusammen mit Thomas Lyel (de Scotia) unterzeichnete er 1495 ein Gutachten der theologischen Fakultät über die Lehre der Unbefleckten Empfängnis, in dem der Dominikaner Wigand Wirt aus Frankfurt zur Rücknahme seiner diesbezüglichen Streitschrift gezwungen wurde. Er starb 1501. – Hansen (1898) 148, Anm. 76, Hansen (1907) 400, Anm. 42. Meuthen 1 (1988) 169, 194. 42 Konrad Vorn von Kampen: immatrikuliert 1464, 1471 Dekan der Artisten, 1477 Doktor der Theologie, 1477 und 1489 Dekan der theologischen Fakultät, 1473 und 1485 Rektor. Er starb 1496. – Hansen (1898) 148, Anm. 77. 43 Cornelius Pays de Breda: immatrikuliert 1443, 1468 Dekan der Artisten, 1478 Doktor der Theologie, 1478, 1490, 1497 Dekan der theologischen Fakultät, 1472 und 1493 Rektor, 1491 Vizekanzler der Universität. – Hansen (1898) 149, Anm. 78. 44 Vgl. oben und Anm. 37. 45 Theodericus von Bummel. Zu Bummel verbessert in der Kölner Ausgabe des Malleus Maleficarum von
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1494. Theodericus de Balveren (de Bummel): immatrikuliert 1442, 1472 und 1479 Dekan der Artisten, 1490 als Doktor der Theologie erwähnt. – Hansen (1898) 149, Anm. 79. 46 Heinrich Kramer. 47 Maximilian von Österreich (1459–1518), Sohn Kaiser Friedrichs III, seit 1486 römischer König Maximilian I. und Thronfolger, 1508 Erwählter Römischer Kaiser. – Das Original ist verschollen und sein Wortlaut nicht überliefert. Vgl. Schnyder (1993) 54, Anm. 112. 48 Heinrich Kramer. 49 Immunität. Der Immunitätsbezirk ist befreit von öffentlichen Abgaben. Öffentliche Beamte haben dort keine Machtbefugnis (Introitusverbot). Der Immunitätsherr oder sein Vertreter übt u.a. mittels seiner Banngewalt die Gerichtsgewalt im Immunitätsbezirk aus. Lexikon des Mittelalters 5, 390–393. 50 Der Theologieprofessor Lambertus de Monte war Kanoniker dieser Kirche. Dort befand sich auch seine Wohnung. – Hansen (1907) 395, Anm. 31. 51 Hansen (1898) 144 identifiziert den Ort mit Venrath.
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52 Christian Wintzen aus Euskirchen. 53 Arnold Kolich aus Euskirchen. Nachweisbar in den Akten der Kölner Universität unter dem 30. August 1494 als Kleriker der Diözese Köln und mit kaiserlicher Autorität versehener öffentlicher Notar der Kölner Kurie. Kolich schrieb an diesem Tag das private Testament des oben erwähnten Theologieprofessors Lambertus de Monte nieder. Er beglaubigte zwischen 1486 und 1494 weitere Urkunden des Lambertus in seiner Eigenschaft als Kanoniker von St. Andreas in Köln. – Hansen (1907) 394f. 54 Hier endet der Druck der offiziellen Dokumente aus der Offizin Schöffers. Die restlichen drei Viertel dieses Blattes bleiben leer. Der jetzt folgende Druck aus der Offizin Drachs begann jedoch keineswegs mit dem angekündigten Inhaltsverzeichnis, sondern mit der »Apologia«. Vgl. Einleitung, S. 28. 55 Heinrich Kramer. 56 Druck: Apologia auctoris in malleum maleficarum. Grundlage der Übersetzung ist der Erstdruck aus der Offizin des Speyerer Druckers Peter Drach. – Benutzt wurde das Exemplar der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen Sign. 4° J. crim. II, 2520 Inc.
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57 Original: vetus oriens. Gemeint ist Lucifer (vgl. Is 14, 12) als aufsteigender Morgenstern. 58 Original: novus oriens. Gemeint ist Christus (vgl. z.B. den Preisgesang des Zacharias in Lk 1,78) als aufgehende Sonne. 59 Vgl. fol. 8vb. 60 Apoc 12,12: »Wehe der Erde und dem Meer! Denn der Teufel ist zu euch herabgekommen, und er hat einen großen Zorn, da er weiß, daß er [nur noch] eine kurze Frist hat.« 61 Ex pacto enim cum Inferno et federe cum morte. Vgl. für das »Bündnis mit dem (ewigen) Tod« auch Is 28, 14. 62 Jacob Sprenger. Vgl. fol. Ir. Der Glossator der Inkunabel vermerkt an dieser Stelle: »Jacobus Sprengerus inquisitor & Henricus Institoris«. 63 Möglicherweise Fehler des Setzers: zu ergänzen wäre Heinrich Kramer bzw. Henricus Institoris. Vgl. zur Autorenfrage die Einleitung. 64 Is 6,6–9. 65 »Hammer der Hexen«. 66 Eigentlich: das Wiedersammeln. Danet (1990) 112 übersetzt mit composition, also Zusammenset-
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zung, Verfertigung. 67 Hansen (1901) 406 interpretiert den Passus so, daß Sprenger die Apologia verfaßt habe, hier aber auf Kramer als Autor hinweist. Die Herausgeber dieses Bandes folgen dieser Ansicht jedoch nicht, sondern vertreten die Meinung, daß Kramer versuchte, den Namen Sprengers zu seinen Zwecken zu mißbrauchen. Zu diesem Problem vgl. die Einleitung, S. 31–37. 68 Fehlangabe Kramers. Der erste Teil enthält nach dem Inhaltsverzeichnis 18, der zweite Teil 25 und der dritte Teil mit der Eingangsfrage 43, insgesamt also 86 Fragen. Selbst wenn man alle Kapitel des zweiten Teils unter die beiden Hauptfragen subsumiert, bleiben immer noch 63 Fragen übrig. 69 Demon, maleficus et divina permissio: Dies ist das theologische Fundament des Hexenhammers. 70 Im Text heißt es: Erste Frage der Reihenfolge nach: Ob die Behauptung, daß es Zauberer gibt, so sehr rechtgläubig ist, daß die hartnäckige Verteidigung des Gegenteils vollständig ketzerisch wäre? 71 Seite 158: Zweite Frage: Ob es rechtgläubig ist, zu behaupten, daß zur Ausübung von Schadenszauber immer der Dämon mit dem Zauberer kooperieren muß oder ob der eine ohne Zutun des anderen, der Dämon
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ohne den Zauberer oder umgekehrt, eine solche Wirkung herbeiführen kann? 72 S. 177: Dritte Frage des ersten Teils. 73 S. 192: Vierte Frage: Von welchen Dämonen solches verübt wird? 74 S. 200: Es stellt sich also die Frage über die Einflüsse der Himmelskörper, in der drei andere Irrtümer widerlegt werden. Und es ist die fünfte der Reihenfolge nach. 75 S. 224: Es folgt [die Frage] bezüglich der Hexen selbst, die sich den Dämonen unterwerfen. Und dies ist die sechste Frage [der Reihe nach] und das zweite [Einteilungs]glied. 76 S. 240: [Siebte] Frage: Ob die Hexen die Gefühle der Menschen zu Liebe und Haß umwandeln können? Und es ist die siebte der Reihenfolge nach. 77 S. 256: Achte Frage: Ob die Hexen die Zeugungskraft oder den Geschlechtsakt hemmen können, was als Schadenszauber in der Bulle enthalten ist? 78 S. 265: Neunte Frage: Ob die Hexen durch ein Blendwerk [die Vorstellung] bewirken [können], daß die männlichen Glieder vollständig aus den Körpern herausgerissen seien?
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79 S. 274: Zehnte Frage: Ob sich die Hexen an den Menschen zu schaffen machen und diese mit Blendwerk in Tiergestalten verwandeln? 80 S. 286: Elfte Frage: Daß die hexenden Hebammen die Empfängnis in der Gebärmutter auf verschiedene Arten verhindern, eine Fehlgeburt bewirken und, wenn sie es nicht tun, die Neugeborenen den Dämonen darbringen. 81 Die Frage I/12 wurde im Erstdruck des Malleus im Text vergessen. Bei der vorliegenden Ausgabe wurde sie nach dem Inhaltsverzeichnis im Text ergänzt (fol. 32va). 82 S. 289: Die zwölfte: Über die göttliche Zulassung, die zum Dämon und zur Hexe hinzukommen muß. Ob [die Ansicht] den Hexenwerken die göttliche Zulassung zuzusprechen, so rechtgläubig ist, daß das Gegenteil, d.h. jene [Behauptung] zurückzuweisen, durch und durch ketzerisch wäre. 83 S. 299: Es wird die Frage vorgetragen über die zwei göttlichen Zulassungen, die Gott billigerweise zuließ, nämlich, daß der Teufel, der Urheber alles Bösen, sündigte und in ähnlicher Weise die ersten Eltern zu Fall kamen, weswegen die Taten der Zauberer mit Fug zugelassen werden. Und es ist die dreizehnte [Frage] in der Reihenfolge des ersten Teils.
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84 S. 306: Es wird erklärt, daß die Sünden der Zauberer schwerwiegender sind als die Sünden der bösen Engel und der ersten Eltern, weshalb, wie die Unschuldigen wegen der Schuld der Eltern, so auch jetzt viele Unschuldige wegen der Sünden der Zauberer verdammt und durch Zauberei geschädigt werden. Die vierzehnte Frage ist auch insgesamt Predigtstoff. 85 S. 316: Anhand der fünfzehnten Frage wird erklärt, daß wegen der Sünden der Hexen oft Unschuldige durch Zauberei geschädigt werden, wenn auch bisweilen wegen eigener Sünden. 86 S. 323: Die sechzehnte [Frage]: Es wird im speziellen die erwähnte Wahrheit erklärt, indem die Hexenwerke mit anderen Arten des Aberglaubens verglichen werden. 87 S. 330: Die siebzehnte [Frage]: Sie ist die Erklärung der vierzehnten, indem sie die Schwere des Verbrechens mit jeglichen Sünden der Dämonen vergleicht. 88 S. 334: Es folgt die Weise, gegen die fünf Argumente der Ungebildeten zu predigen, mit denen sie hier und da zu beweisen scheinen, daß Gott dem Teufel und den Zauberern wie Hexen keine so große Macht über die Ausführung derartigen Schadenszaubers beläßt.
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89 Tatsächlich aber zerfällt der 2. Teil (S. 345–597) entsprechend den zwei Fragen in zwei Hälften (II/1) und (II/2), von denen die erste 16 und die zweite 9 Kapitel enthält. Insgesamt hat der 2. Teil also 25 Kapitel. Im Text selbst (fol. 43rb) ist schließlich sogar von 18 Kapiteln für Teil II/1 die Rede. Tatsächlich wird das 16. Kapitel der Einleitung (fol. 2rb) und im Text (fol. 74ra) in drei Kapitel aufgeteilt, die dann allerdings kaum auffindbar sind (fol. 74–76v). 90 S. 348: Ob jemand durch die guten Engel so unterstützt werden kann, daß er von den Zauberern und Hexen auf keine der unten angeführten Art behext werden kann? 91 Text: innoxios. Wahrscheinlich Druckfehler, richtig: innoxias. 92 Seite 363: Von den verschiedenen Mitteln, mit denen die Dämonen durch die Hexen Unschuldige zur Vermehrung jener Ruchlosigkeit an sich ziehen und verlocken. Kapitel 1. 93 S. 371: Es folgt über die Form des gotteslästerlichen Gelübdes, Kapitel 2. 94 S. 384: Über die Weise, wie sie von Ort zu Ort befördert werden. Kapitel 3.
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95 S. 396: Es folgt über die Weise, wie sie sich den Inkubus-Dämonen unterwerfen. Kapitel 4. 96 S. 411: Über das allgemeine Vorgehen, wie die Hexen mit den Sakramenten der Kirche ihre Schadenszauber ausführen. Und über die Art und Weise, wie sie gewöhnlich die Zeugungskraft hemmen oder auch andere Gebrechen an allen Geschöpfen, die Himmelskörper ausgenommen, [bewirken]. Kapitel 5. 97 S. 417: Über die Weise, wie sie die Zeugungskraft hemmen. Kapitel 6. 98 S. 420: Über die Weise, wie sie die männlichen Glieder entfernen. Kapitel 7. 99 S. 428: Über die Weise, wie sie Menschen in Tiergestalten verwandeln. Kapitel 8. 100 S. 433: Wie die Dämonen ohne Verletzung in den Körpern und Köpfen existieren, wenn sie die trügerischen Verwandlungen vornehmen. Kapitel 9. 101 S. 443: Über die Weise, wie die Dämonen den Menschen bisweilen durch die Handlungen der Hexen leibhaftig innewohnen. Kapitel 10. 102 S. 455: Über die Weise, wie sie jede Art von Krankheit zufügen können; und zwar im allgemeinen über die schweren [Krankheiten]. Kapitel 11.
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103 S. 464: Über die Weise, wie sie gewöhnlich andere, ähnliche Krankheiten, speziell den Menschen zufügen. Kapitel 12. 104 S. 472: Über die Weise, wie die hexenden Hebammen noch größere Schäden tun, indem sie Kinder töten oder unter Verfluchungen den Dämonen opfern. Kapitel 13. 105 S. 483: Über die Weise, wie die Hexen dem Vieh verschiedene Schäden antun. Kapitel 14. 106 S. 489: Über die Weise, wie sie Hagelschläge und Stürme zusammenbrauen und Blitze auf Menschen und Vieh schleudern. Kapitel 15. 107 S. 496: [II/1,16–18] Über die drei Arten, wie man schadenszauberische Männer ermittelt und nicht Frauen, in drei Kapiteln, und zwar zuerst von den zauberischen Bogenschützen. 108 S. 510: Es folgt die zweite Hauptfrage dieses zweiten Teiles, über die Arten, Schadenszauber aufzuheben und zu heilen, unter Vorwegnahme eines Problems. 109 S. 528: Kirchliches Mittel gegen Inkubus- und Sukkubus-Dämonen. Kapitel 1. 110 S. 537: Mittel für jene, die an der Zeugungskraft behext werden. Kapitel 2.
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111 S. 542: Mittel für mit ungezügelter Liebe oder Haß Behexte. Kapitel 3. 112 S. 549: Mittel für Menschen, denen durch Blendwerk die männlichen Glieder weggenommen werden oder die in Tiergestalt verwandelt werden. Kapitel 4. 113 S. 553: Mittel für durch Schadenszauber Besessene. Kapitel 5. 114 S. 562: Erlaubte Exorzismen gegen angehexte Krankheiten. Und über die Weise, Behexte zu exorzisieren. Kapitel 6. 115 S. 584: Mittel gegen Hagelwetter und Verhexung des Viehs. Kapitel 7. 116 S. 592: Geheime Mittel gegen verborgene Anfechtungen seitens der Dämonen. Kapitel 8. 117 Falsche Angabe Kramers. Es sind 17 Fragen. Insgesamt gliedert sich der dritte Teil des Malleus (S. 599–835) – anders als der zweite Teil – durch die durchlaufend numerierten Fragen. Allerdings ist diese Numerierung im Text durcheinandergeraten. 118 S. 601: [III/0] Es folgt der dritte Teil des ganzen Werkes über die Arten der Ausrottung oder zumindest der Bestrafung durch die [dazu] bestimmte Justiz vor dem kirchlichen oder weltlichen Gericht. Und er wird
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fünfunddreißig Fragen enthalten; die allgemeine und einleitende jedoch wird vorausgeschickt. [III/0] Ob die Hexen und ihre Begünstiger, Beherberger und Verteidiger dem geistlichen Gericht der Bischöfe oder dem weltlichen [Gericht] unterstellt werden, so daß die Ketzerinquisitoren von ihrer Inquisition endastet werden können? 119 S. 627: Erste Frage. Über die Form, den Prozeß zu beginnen. 120 S. 633: Zweite Frage. Über die Anzahl der Zeugen. 121 S. 636: Dritte Frage. 122 S. 637: Vierte Frage. Über die Beschaffenheit der Zeugen. 123 S. 638: Fünfte Frage. Ob Todfeinde zur Zeugenaussage zugelassen werden? 124 S. 640: Zweiter Teil. Wie der Prozeß fortzusetzen ist? Sechste Frage. Wie die Zeugen in Gegenwart von vier anderen Personen zu verhören sind und wie die Beschuldigte zweifach zu befragen ist. 125 S. 647: Siebte Frage, in welcher verschiedene Zweifel bezüglich der erwähnten Befragung und der leugnenden Antworten erklärt werden. Ob die Beschuldigte einzukerkern und wann sie für eine offen-
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kundig in der Ketzerei der Hexen Ertappte zu halten sei? Und das ist der zweite Akt [des Richters]. 126 S. 650: Achte und mit der vorhergehenden verknüpfte Frage. Ob [die Beschuldigte] einzukerkern ist, und von der Weise des Verhaftens. Und es ist der dritte Akt des Richters. 127 S. 653: Neunte Frage. Was nach der Verhaftung zu tun ist? und ob die Namen der Aussagenden ihr [der Verhafteten] bekanntzugeben sind? Und es ist der vierte Akt. 128 S. 657: Zehnte Frage. Wie die Verteidigung samt der Bestellung eines Anwalts zu gewähren ist? Und es ist der fünfte Akt. 129 S. 660: Elfte Frage. Was der Anwalt tun soll, wenn ihm die Namen der Zeugen nicht bekanntgegeben werden? Sechster Akt. 130 S. 665: Es folgt mit Bezug darauf die zwölfte Frage, die noch weitere Erklärungen dazu bringt, wie eine Todfeindschaft zu erforschen sei. Siebter Akt. 131 S. 669: Vierzehnte Frage [Fehlzählung!]. Von dem, was der Richter vor den vorzulegenden Fragen in der Kerker- und Folterkammer zu beachten hat. Und es ist der neunte Akt.
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132 Maleficium taciturnitatis. 133 S. 673: Fünfzehnte Frage [Fehlzählung!]. Über die Weise, die Beschuldigte zu den [peinlichen] Fragen zu verurteilen, und wie sie am ersten Tag [peinlich] zu verhören ist, und ob man ihr die Erhaltung des Lebens versprechen kann? Zehnter Akt. 134 S. 678: Fünfzehnte Frage. Über die Fortsetzung der Folter und die Vorsichtsmaßnahmen und Zeichen, an denen der Richter die Hexe erkennen kann. Und wie er sich vor ihrem Schadenszauber schützen soll. Und wie sie zu scheren sind und wo sie ihre Zauber[mittel] verborgen haben? Mit verschiedenen Erläuterungen, dem Schweigezauber zu begegnen. Und es ist der elfte Akt. 135 De signis. 136 S. 686: Sechzehnte Frage. Von der Zeit und folgenden Form des Verhörs. Zwölfter Akt. Über die abschließenden Vorsichtsmaßregeln, die vom Richter beachtet werden müssen. 137 Diese Frage wird im Text übergangen, sie fehlt einfach. Daher kann der Autor im Text bei der nächsten Frage (III/3,1) mit 17 weiterzählen. 138 S. 691: Es folgt der dritte Teil dieses letzten Teiles. Wie dieser Glaubensprozeß durch den endgülti-
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gen Urteilsspruch mit dem gebührenden Ende zu beschließen ist. 139 S. 691: Siebzehnte Frage. Über die gewöhnliche Reinigung und besonders über die Prüfung des glühenden Eisens, welche die Hexen beantragen. 140 S. 696: Achtzehnte Frage. Von dem endgültigen Urteilsspruch an sich und wie er zu fällen ist. 141 S. 700: Neunzehnte Frage. Auf wie viele Arten Verdacht geschöpft wird, um einen Urteilsspruch fällen zu können? 142 S. 710: Zwanzigste Frage. Über die erste Form, das Urteil zu fällen. 143 S. 712: Einundzwanzigste Frage. Über die zweite Form, über eine Beschuldigte, und zwar eine nur übel beleumundete, das Urteil zu fällen. 144 S. 716: Zweiundzwanzigste Frage. Über die dritte Form, das Urteil zu fällen, [und zwar] über eine übel beleumundete und den [peinlichen] Fragen auszusetzende [Person]. 145 S. 721: Dreiundzwanzigste Frage. Über die vierte Form, über eine Beschuldigte, und zwar leicht Verdächtige, das Urteil zu fällen. 146 S. 724: Vierundzwanzigste Frage. Über die fünf-
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te Form, ein Urteil zu fällen, und zwar über eine schwer Verdächtige. 147 S. 728: Fünfundzwanzigste Frage. Über die sechste Form, über eine Beschuldigte, und zwar dringend Verdächtige, das Urteil zu fällen. 148 S. 736: Sechsundzwanzigste Frage. Über die Form, das Urteil über eine Beschuldigte zu fällen, die verdächtig und übel beleumundet ist. 149 S. 741: Siebenundzwanzigste Frage. Über die Form, das Urteil über eine zu fällen, welche die Ketzerei gestanden hat, aber bußfertig ist. 150 S. 745: Achtundzwanzigste Frage. Über die Form, über eine [Beschuldigte] das Urteil zu fällen, die gestanden hat, aber, wenn auch bußfertig, doch rückfällig ist. 151 S. 751: Neunundzwanzigste Frage. Über die Form, über eine [Beschuldigte] das Urteil zu fällen, die die Ketzerei gestanden hat, aber unbußfertig, jedoch nichtA1 rückfällig ist. 152 S. 754: Dreißigste Frage. Über [die Form, das Urteil zu fällen über] eine, die die Ketzerei gestanden hat und rückfällig und unbußfertig ist. 153 S. 756: Einunddreißigste Frage. Über [die Form, das Urteil zu fällen über] einen, der überführt und er-
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tappt ist, jedoch alles leugnet. 154 S. 763: Zweiunddreißigste Frage. Über [die Form, das Urteil zu fällen über] einen Überführten, der aber flüchtig oder böswillig säumig ist. 155 S. 770: Dreiunddreißigste Frage. Über eine von einer anderen, eingeäscherten oder einzuäschernden Hexe beschuldigte Person. Wie [über sie] das Urteil zu fällen ist? 156 S. 778: Vierunddreißigste Frage. Über die Form, das Urteil gegen eine Hexe, welche Schadenszauber aufhebt, außerdem auch über hexende Hebammen und zauberische Bogenschützen zu fällen. [Kapitel III/ 3,18 und III/3,19 werden in dieser Frage zusammengefaßt!] 157 S. 787: Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Teils. Über die Formen, alle Hexen abzuurteilen, die in mißbräuchlicher Weise oder auch berechtigt appellieren. A1 S. 754: Dreißigste Frage. Über [die Form, das Urteil zu fällen über] eine, die die Ketzerei gestanden hat und rückfällig und unbußfertig ist.
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Der Hexenhammer: Erster Teil
Der Hexenhammer Erster Teil
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[I,1] Erste Frage der Reihenfolge nach
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[4ra] [I,1] Erste Frage der Reihenfolge nach: Ob die Behauptung, daß es Zauberer1 gibt, so sehr2 rechtgläubig ist, daß die hartnäckige Verteidigung des Gegenteils vollständig ketzerisch wäre? Es wird argumentiert, daß es nicht rechtgläubig sei, [irgend] etwas [derartiges] zu behaupten, 26 q. 53: »Wer glaubt, daß es geschehen kann, daß irgendein Wesen in einen besseren oder schlechteren Zustand verwandelt oder in eine andere Gestalt oder in ein anderes Erscheinungsbild umgestaltet wird, außer vom Schöpfer aller Dinge, ist schlechter als ein Heide oder Ungläubiger.« Wenn berichtet wird, daß solche Dinge von Zauberern und Hexen4 vollbracht werden, so sagt man deshalb, es sei nicht rechtgläubig, sondern ketzerisch, solches zu behaupten. Ferner [sagt man], es gebe keinerlei schadenszauberische Wirkung in der Welt. Als Beweis führt man an, daß, wenn es so wäre, es durch das Werk der Dämonen geschehe. Aber die Behauptung, daß die Dämonen körperliche Verwandlungen entweder verhindern oder bewirken könnten, dürfe man nicht als rechtgläubig ansehen, weil sie ja sonst die ganze Welt
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3.777
[I,1] Erste Frage der Reihenfolge nach
Hexenhammer, 140
zerstören könnten. Ferner [sagt man], jede körperliche Veränderung, die zum Beispiel zu Krankheiten oder Heilungen führt, sei auf eine örtliche Bewegung zurückführbar. Das ergibt sich aus Phys. 75. An erster Stelle gehöre dazu die Bewegung des Himmels. Aber die Dämonen können die Bewegung des Himmels nicht verändern (Dionysius in einem Brief an Polycarp)6, weil dies Gott allein zusteht. Demnach scheint es so, daß sie keine Veränderung, zumindest keine wirkliche, an den Körpern verursachen können. Und deshalb sei es notwendig, solche Verwandlungen auf irgendeine verborgene Ursache zurückzuführen. Ferner [sagt man], so wie das Werk Gottes größer als das Werk des Teufels sei, sei auch seine Macht größer. Aber wenn es Schadenszauber auf Erden gäbe, dann wäre unter allen Umständen das Werk des Teufels gegen die Schöpfung Gottes gerichtet. Wie es unerlaubt sei zu behaupten, daß die abergläubisch angenommene Macht des Teufels das Werk Gottes übertreffe, so sei es [auch] unerlaubt zu glauben, daß die Geschöpfe und Werke Gottes in Gestalt der Menschen und Haustiere durch die Werke des Teufels entstellt werden können. Ferner [sagt man], das, was einer körperlichen Kraft unterworfen sei, besitze nicht die Kraft, auf Körper einzuwirken. Aber die Dämonen sind den
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[I,1] Erste Frage der Reihenfolge nach
Hexenhammer, 141
Kräften der Gestirne unterworfen, was daraus ersichtlich ist, daß Besprecher bei der Anrufung der Dämonen bestimmte Konstellationen beobachten. Demnach haben sie nicht die Kraft, in irgendeiner Weise auf Körper einzuwirken. Noch viel weniger [können dies] folglich die Hexen. Desgleichen [4rb] handeln die Dämonen nur durch [ihre] Kunst. Aber eine Kunst kann keine wirkliche Gestalt verleihen. Daher heißt es in c. de mineris7: »Die Autoren alchimistischer Werke mögen wissen, daß Gestalten nicht verwandelt werden können.« Daher können auch die Dämonen, die mit Kunstgriffen arbeiten, wirkliche Eigenschaften einer Genesung oder Erkrankung nicht herbeiführen. Wenn sie aber wirklich eintreten, haben sie irgendeine andere, verborgene Ursache, ohne das Zutun von Dämonen und Zauberern. Dagegen [steht] aber in decret. 33 q. 18: »Wenn durch wahrsagerische oder schadenszauberische Künste manchmal mit der geheimen Zulassung von Gottes gerechtem Urteil und unter Beihilfe des Teufels etc.« Gesprochen wird von der Verhinderung des ehelichen Beischlafs durch Schadenszauber, wozu drei [Dinge] nötig seien: nämlich die Hexe, der Teufel und die Zulassung Gottes. Ferner kann das Stärkere auf das weniger Starke einwirken. Aber die Kraft des Dämons ist stärker als die körperliche Kraft, Iob 409: »Es gibt keine Macht auf Erden, die mit ihm vergli-
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[I,1] Erste Frage der Reihenfolge nach
Hexenhammer, 141
chen werden kann. Er ist geschaffen, daß er niemanden fürchte.« Antwort: Hier sind drei ketzerische Irrtümer zu bekämpfen, nach deren Widerlegung die Wahrheit offensichtlich sein wird. Denn einige haben nach der Lehre des heiligen Thomas in 4 dist. 3410, wo er die Verhinderung [des Zeugungsakts] durch Schadenszauber behandelt, zu behaupten versucht, daß es keinen Schadenszauber auf Erden gebe, außer in der Vorstellungskraft der Menschen, die dem Zauberwerk natürliche Erfolge mit verborgenen Ursachen zuschreiben. Andere, die zugeben, daß es Zauberer gibt, behaupten, daß die zauberischen [Erfolge] sich bloß in der Einbildung und in der Phantasie einstellen. Dritte sagen, schadenszauberische Handlungen seien überhaupt ein Produkt der Phantasie und der Einbildung, mag der Dämon sich auch mit der Hexe in Wirklichkeit zusammentun. Ihre Irrtümer werden wie folgt bezeichnet und widerlegt. Die ersteren werden von den Gelehrten kategorisch zu Ketzern erklärt, besonders vom heiligen Thomas im erwähnten 4 dist., art. 311 und in der gesamten Frage, wo er sagt, daß diese Meinung vollständig gegen die Autoritäten der Heiligen sei und aus der Wurzel des Unglaubens hervorgehe. Denn die Autorität der Heiligen Schrift besagt, daß die Dämonen Macht über die körperlichen Dinge und über die Ein-
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[I,1] Erste Frage der Reihenfolge nach
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bildungskraft der Menschen haben, wenn es von Gott zugelassen wird, wie aus vielen Stellen der Heiligen Schrift ersichtlich ist. Deswegen glauben jene, die sagen, daß es auf Erden keinen Schadenszauber gebe, außer in der menschlichen Einbildung, auch nicht [4va], daß es Dämonen gebe, außer in der Vorstellung des gemeinen Volkes, so daß der Mensch die Schrecken, die er sich selbst bereitet, nach seinem Gutdünken dem Dämon aufbürde. Und da auch aus einer starken Phantasie heraus Gestalten so in der Wahrnehmung erscheinen, wie sie der Mensch sich vorstellt, dürfen wir sagen, daß man dann auch glaubt, Dämonen zu sehen oder gar Zauberer. Doch der wahre Glaube weist dies zurück; nach ihm glauben wir, daß die Engel von Himmel gestürzt sind und daß es Dämonen gibt, so räumen wir auch ein, daß sie aus dem Scharfsinn ihrer Natur heraus vieles vermögen, was wir nicht können. Und jene, die sie dazu bewegen, solches zu tun, nennt man Zauberer. Soviel dazu [bei Thomas]. Weil aber Unglaube bei einem Getauften Ketzerei genannt wird, deshalb werden solche der Ketzerei bezichtigt. Die anderen beiden Irrtümer, die die Dämonen und ihre natürliche Macht nicht leugnen, untereinander aber bezüglich der schadenszauberischen Wirkung und der Hexe selbst uneins sind, insofern der eine [Irrtum] zugesteht, daß die Hexe wirklich zur Ausfüh-
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[I,1] Erste Frage der Reihenfolge nach
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rung beiträgt, nicht aber zu einer wirklichen, sondern zu einer eingebildeten. Der andere [Irrtum] aber gibt im Gegenteil zu, daß eine reale Wirkung in der Schädigung vorliegt, [behauptet] aber, daß die Hexe nur in der Phantasie mitwirke. Die Grundlage des Irrtums [rührt her] aus zwei Stellen des Kanons in 26 q. 5 Episcopi12. Dort werden erstens die Frauen getadelt, die glauben, daß sie mit Diana oder Herodias zu nächtlichen Stunden ausreiten. Man sehe dort den Kanon ein. Und weil solche Dinge oft nur in der Phantasie und Einbildung geschehen, deshalb meinen jene Irrenden, daß dies auch für alle übrigen Wirkungen gelte. Zweitens heißt es dort, daß, wer glaubt oder versichert, daß es geschehen kann, daß irgendeine Kreatur entweder zum Besseren oder zum Schlechteren verwandelt oder in eine andere Gestalt oder in ein anderes Abbild umgewandelt werde, außer durch Gott, dem Schöpfer aller Dinge [allein], ist ungläubig und schlechter als ein Heide. Weil es also dort heißt: »oder zum Schlechteren verwandelt zu werden«, sagen sie, jene Wirkung im Behexten sei nicht real, sondern bloß ein Phantasiegebilde. Aber daß diese Irrtümer nach Ketzerei schmecken und gegen das rechte Verständnis des Kanons verstoßen, wird erstens sowohl durch das göttliche Recht als auch durch das kirchliche und weltliche bezeugt.
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3.782
[I,1] Erste Frage der Reihenfolge nach
Hexenhammer, 143
Und dies im allgemeinen und erst recht im besonderen durch die deutliche Erklärung der Worte des Kanons, mag dies auch in der folgenden Frage eingehender hergeleitet werden [4vb]. Denn das göttliche Recht schreibt an nicht wenigen Stellen vor, daß Hexen nicht allein zu meiden, sondern auch zu töten seien. Solche Strafen würde es nicht verhängt haben, wenn sie sich nicht wirklich und zu realen Wirkungen und Schäden mit den Dämonen zusammengetan hätten. Körperlicher Tod wird nämlich nicht zugefügt ohne eine leibliche schwere Sünde, im Unterschied zum Tod der Seele, der von einer wahnhaften Illusion oder auch einer Versuchung seinen Ausgang nehmen kann. Dies ist die Meinung des heiligen Thomas in 2 Dist. 713 [in der Frage]: Ob sich der Hilfe der Dämonen zu bedienen, ein Übel sei? Denn in Deuteronomium 1814 wird befohlen, daß alle Zauberer und Besprecher zu töten sind. Auch in Leviticus 1915 wird gesagt: Gegen die Seele, die sich zu Magiern und arioli16 geneigt hat und mit ihnen gebuhlt hat, richte ich meinen Blick und vertilge sie aus der Mitte meines Volkes. Und abermals [Leviticus] 2017: Ein Mann oder eine Frau, in denen ein orakelnder18 oder prophetischer Geist war, soll sterben. Sie sollen gesteinigt werden. Und phitones19 werden solche genannt, in denen der Dämon wundersame Wirkungen hervorbringt.
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[I,1] Erste Frage der Reihenfolge nach
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Überdies verhalten sich die Dinge so, daß wegen dieser Sünde der kranke Ochozias starb, 4 Reg. 1, und [auch] Saul 1 Paralipomenon 1020. Die Kommentatoren der göttlichen Worte, was haben sie in ihren Schriften über 2 dist. 7 und 8 anderes angegeben über die Macht der Dämonen und die magischen Künste? Man möge die Schriften jedes beliebigen Doktors über das zweite Buch der Sentenzen21 nachlesen, und man wird keine Widersprüche finden, daß Magier und Zauberer durch die Kraft der Dämonen mit Zulassung Gottes wundersame Wirkungen, die nicht der Phantasie [entsprungen sind], herbeiführen können. Ich verschweige die verschiedenen anderen Stellen, in denen der heilige Thomas eingehend von derlei Werken handelt, wie in der summa contra gentiles, Buch 3, Kap. 1 und 222, im ersten Teil, quaestio 114, ar. 423 Und in 2,2, quaestio 82 und 8324. Man möge auch die Postillatoren25 und Glossenschreiber nachsehen über die Magier des Pharao, Exodus 726. Man möge auch die Aussagen des Augustinus nachsehen, 18 De civitate dei, Kap. 1727 und in de doctrina christiana 228. Ebenso die anderer Gelehrter, denen allen zu widersprechen absurd ist. Und es kann nicht vom Laster der Ketzerei entschuldigen, vielmehr wird jeder nach dem [kanonischen] Recht Ketzer genannt, der bei der Auslegung der Heiligen Schrift irrt, 24 quaestio 1 haeresis29.
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3.784
[I,1] Erste Frage der Reihenfolge nach
Hexenhammer, 145
Und wer auch immer anders denkt über Glaubensdinge, als es die römische Kirche gelten läßt, eben dort und quaestio Hec est fides. Daß sie schließlich [5ra] gegen das rechte Verständnis des Kanons verstoßen, sieht sich durch das kirchliche Gesetz aufgezeigt. Denn auch die doctores des kanonischen Rechts über c. Si per sortiarias et maleficas artes 34, q. 130 und extra de frigidis et maleficiatis31 – sie sagen nichts anderes über die schadenszauberische Hinderung beim ehelichen Beischlaf, als daß sie die geschlossene und zu schließende Ehe zum Scheitern bringt. Sie sagen nämlich wie auch Thomas in 432, wie oben, daß, wenn der Schadenszauber vor der fleischlichen Vereinigung über die Ehe kommt, er dann, wenn er von Dauer ist, die geschlossene Ehe hemmt und scheidet. Eine solche Meinung würde man über eine eingebildete oder phantastische Wirkung nicht unterbreiten, wie sich von selbst versteht. Man mag bei Hostiensis in der umfänglichen summa33 nachsehen wie auch bei Gotfridus34 und Raymundus35, von denen man wirklich nirgendwo liest, daß sie [in der Frage] eine Schwierigkeit gesehen hätten, ob eine solche Wirkung für eingebildet und nicht wirklich gehalten werden könne. Statt dessen setzten sie dies als etwas Selbstverständliches voraus. Und [über die Frage], wie [die Hinderung] als dauerhaft oder zeitweilig beurteilt werden
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3.785
[I,1] Erste Frage der Reihenfolge nach
Hexenhammer, 145
könne, erklären sie, wenn sie über drei Jahre dauere, [sei sie dauerhaft]. Und sie hatten keinen Zweifel, ob sie von der Hexe in der Einbildung und illusionär zugefügt werde, sondern [gingen davon aus], daß eine solche Schwäche durch die Kraft des Dämons wegen des mit ihm geschlossenen Paktes wahrhaft und in Wirklichkeit bewirkt werden könne oder auch durch den Dämon selbst ohne die Hexe, mag das auch sehr selten innerhalb der Kirche geschehen, wo doch das Ehesakrament eingemietet ist36. Statt dessen geschehe das unter den Ungläubigen, d.h. weil [der Dämon] erkennt, daß er sie mit Recht besitzt, wie Petrus de Palude in seinem [Sentenzenkommentar] 437 von einem Bräutigam berichtet, der sich mit einem Phantom verlobt und nichtsdestoweniger mit einem jungen Mädchen eine Heirat geschlossen habe, das er aber wegen des Teufels, der sich regelmäßig in einem angenommenen Körper dazwischen gelegt hatte, nicht erkennen konnte. In der Kirche jedoch versucht der Teufel, solches eher durch die Hexen wegen der Aussichten auf das Verderben der Seelen zu bewirken. Und wie er dies tun kann und womit, wird unten dargelegt werden, wo die sieben Arten, den Menschen durch entsprechende Handlungen zu schaden, behandelt werden38. Auch aus den anderen Fragen, die Theologen und Kanonisten über diese Materie aufwerfen, ergibt sich dasselbe, indem sie erörtern, wie
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3.786
[I,1] Erste Frage der Reihenfolge nach
Hexenhammer, 146
solches behoben werden könne und ob es erlaubt sei, es mit einem anderen Schadenszauber zu beheben und was zu tun sei, wenn die Hexe, durch die der Schadenszauber [5rb] verursacht worden ist, tot sei. Diesen Fall erwähnt Gotfridus in seiner summa39, was in den Fragen des dritten Teils40 erklärt wird. Warum schließlich hätten die Kanonisten so sorgfältig verschiedene Strafen angeführt, indem sie zwischen heimlicher und offenbarer Sünde der Zauberer oder vielmehr der Weissager unterschieden (da der schädliche Aberglauben verschiedene Formen aufweist), so etwa, daß, wenn sie offenkundig sei, die Eucharistie verweigert werde, wenn heimlich, Buße von 40 Tagen [auferlegt werde], de consideratione di. 2 pro dilectione41. Desgleichen soll er, wenn er ein Kleriker ist, abgesetzt und in ein Kloster eingewiesen werden. Wenn er ein Laie ist, soll er exkommuniziert werden, 26 q. 5. non oportet42. Gleichfalls, daß solche für übel beleumundet zu erklären sind und daß außerdem die, die sie aufsuchen, nicht einmal zur Anklage zugelassen werden dürfen, 2 q. 8 quisquis nec43. Dasselbe wird auch durch das weltliche Recht aufgezeigt. Denn Azo, Summa über 9 lib. Cod. Rubr. de maleficis post l. Corneliam de siccariis et homicidis44 sagt: »Man muß wissen, daß alle jene, die das Volk Zauberer nennt und auch jene, die sich auf die
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3.787
[I,1] Erste Frage der Reihenfolge nach
Hexenhammer, 147
Kunst des Weissagens verstehen, die Todesstrafe erleiden«, wie [es steht in] l. nemo, C. de maleficis45. Ebenso geben die Strafe an: l. culpa46, l. nullus47. Diese Gesetze nämlich benutzen diese Worte: »Niemandem ist erlaubt weiszusagen, andernfalls wird das Richtschwert die Todesstrafe an ihm vollziehen«, und es folgt: »Es gibt auch andere, die mit der magischen Kunst dem Leben der Unbescholtenen nachstellen und die Herzen der Frauen auf die fleischliche Lust lenken. Und diese werden den wilden Tieren vorgeworfen«, wie C.l. multi [besagt]48. Es bestimmen auch die Gesetze, daß zu ihrer Anklage jedermann zugelassen wird, wie auch der Kanon sagt, c. in favorem fidei lib. 6 de haeresi49. Daher steht eben dort darunter: Zu solcher Anklage wird jedermann zugelassen, wie bei einer Majestätsbeleidigung. Denn sie verletzen ja gewissermaßen die göttliche Majestät selbst. Desgleichen steht darunter, daß sie den [peinlichen] Befragungen im Verhör unterworfen werden. Und jeder, gleich welche Würde er trägt, wird der Befragung unterworfen, und wer überführt wird oder seine Tat offenbart, der wird dem »Pferdchen«50 übergeben. Indem die Seiten (des Körpers) von Krallen durchpflügt werden, erleidet er die Strafen, die seiner Tat würdig sind, wie in demselben Cod. lege si ex. etc. [steht]51. Man bemerke, daß sie einst durch eine solche zwei-
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3.788
[I,1] Erste Frage der Reihenfolge nach
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fache [5va] Strafe bestraft wurden: [durch] die Todesstrafe und die Kralle zur Zerfleischung des Leibes oder indem man sie den wilden Tieren zum Fressen vorwarf. Jetzt aber werden sie, vielleicht wegen des weiblichen Geschlechts, verbrannt. Gleichfalls verbieten sie [die weltlichen Gesetze] den Kontakt. Daher wird hinzugefügt: Aber es soll nicht zugelassen werden, daß solche an die Schwelle eines anderen treten. Sonst sollen die Güter [des anderen] verbrannt werden52. Noch soll jemand sie aufnehmen oder zu Rate ziehen. Sonst werden sie auf eine Insel geschafft und alle [ihre] Güter konfisziert. Hier wird die Strafe des Exils mitsamt dem Verlust aller Güter festgesetzt für diejenigen, die solche zu Rate ziehen oder aufnehmen53. Wo die Prediger solche Strafen den Völkern und Herrschern der Erde öffentlich bekanntmachen, rütteln sie mehr gegen die Hexen auf als durch sonstige Ausführungen aus den Schriften. Außerdem billigen die Gesetze auch diejenigen, die deren Schadenszauber Widerstand leisten. Daher wie oben l. eorum54: Andere aber, die bewirken, daß die Werke der Menschen nicht von Winden oder Hagelschlag vernichtet werden, verdienen nicht Strafe, sondern Belohnung. Wie es aber erlaubt sei, solche Dinge zu verhindern, wird, wie gesagt, unten aufgezeigt55. Aber all dieses zu leugnen oder in anmaßender Weise jenen [Gesetzen] zu widersprechen – wie kann dies frei von
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3.789
[I,1] Erste Frage der Reihenfolge nach
Hexenhammer, 148
der Besorgnis ketzerischer Verkehrtheit sein? Möge ein jeder beurteilen, sofern ihn nicht vielleicht die Unkenntnis entschuldigt. Aber welche Art von Nichtwissen entschuldigt, wird sofort weiter unten deutlich werden. Alles in allem ist daraus zu schließen, daß die Behauptung rechtgläubig und nur zu wahr ist, daß es Zauberer gibt, die mit Hilfe der Dämonen wegen des mit ihnen geschlossenen Paktes tatsächliche Wirkungen mit der Zulassung Gottes erzielen können, ohne auszuschließen, daß sie auch imstande sind, vorgespiegelte und phantastische Wirkungen durch Trugbilder zu bewerkstelligen. Aber weil sich die vorliegende Untersuchung auf die schadenszauberischen Wirkungen erstreckt, die sich von den anderen sehr unterscheiden, deswegen gehört dies nicht zur Sache, weil solche Leute besser Wahrsager und Besprecher genannt werden als Zauberer. Weil sie schließlich die Grundlage ihres Irrtums aus den Worten des Kanons gewinnen, besonders die beiden letzten Irrtümer, ganz zu schweigen vom ersten, der sich selbst verurteilt, da er ja gegen die Wahrheit der Schrift verstößt, muß man zum rechten Verständnis des Kanons gelangen. Und zuerst gegen [5vb] den ersten Irrtum desjenigen, der sagt, das vermittelnde Bindeglied sei ein Truggebilde, aber der äußerste Bestandteil wirklich. Hier ist zu bemerken, daß
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3.790
[I,1] Erste Frage der Reihenfolge nach
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es vierzehn Hauptformen dieses Aberglaubens gibt, die wiederzugeben der Kürze halber nicht angebracht ist, auch weil sie genau angeführt werden von Isidor, 8 ethi.56 und vom heiligen Thomas, 2,2. q. 9257. Ferner auch, weil sie weiter unten, wo die Schwere dieser Ketzerei behandelt wird, eigens erwähnt werden. Und zwar in der letzten Frage dieses ersten Teils58. Die Gattung, von der solche Frauen erfaßt werden, heißt die Gattung der phitones59, in denen der Dämon entweder spricht oder Wundertaten vollbringt. In der Reihenfolge ist sie auch oft die erste. Die Gattung aber, unter die die Zauberer fallen, nennt man die Gattung der Zauberer. Und weil sie untereinander sehr verschieden sind, ist es nicht nötig, daß der, der einer zugehörig ist, auch unter die anderen gefaßt wird, wie denn der Kanon60 nur jene Frauen anführt und nicht die Zauberer und Hexen, so versteht den Kanon falsch, wer derartige eingebildete Folgen aus dessen Hauptabschnitten auf die ganze Art des Aberglaubens und alle seine Gattungen übertragen will, daß so, wie jene Frauen nur in der Vorstellung [hinweg getragen werden], dann auch alle Hexen hinweg getragen werden. Und noch mehr fälscht den Kanon, wer aus jenem nachweisen wollte, daß sie sich nur in der Einbildung auf die schadenszauberische Bewirkung von Übel und Krankheit verstehen.
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3.791
[I,1] Erste Frage der Reihenfolge nach
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Überdies werden die, die in solcher Weise irren, noch mehr getadelt werden müssen, wenn sie den äußersten Bestandteil als wirklich zugeben, nämlich einen wirkenden Dämon und die wirkliche Erregung einer Krankheit [und] sagen, daß das vermittelnde Bindeglied des Werkzeuges, nämlich die Person der Hexe, [nur] in der Phantasie hinzukommt, wo doch das Mittel an der Natur der Erscheinungen teilhat. Es gilt auch nichts, wenn gesagt werden sollte, daß auch die Phantasie etwas Wirkliches sei, weil nämlich die Phantasie als solche nichts erreichen noch beim Werk des Dämons hinzutreten kann, außer durch einen mit dem Dämon eingegangenen Pakt. In diesem Pakt hat sich die Hexe ganz preisgegeben und sich an den Teufel ernstlich und in Wirklichkeit und nicht nur in der Phantasie und eingebildetermaßen gebunden. So ist es auch nötig, daß sie mit dem Teufel wahrhaft und körperlich zusammenwirkt. Denn auch dazu sind alle Werke der Zauberer da, wo immer sie durch ihr Handeln Schadenszauber vollbringen, entweder durch Berührung61 oder durch einen Blick oder durch einen Spruch oder irgendein Zaubermittel, das unter die Schwelle eines Hauses gelegt wird62, wie in der folgenden Frage verdeutlicht wird. Außerdem, wenn jemand die Worte [6ra] des Kanons sorgfältig durchliest, wird er viererlei bemerken, was die Prediger und Priester in den ihnen anvertrau-
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3.792
[I,1] Erste Frage der Reihenfolge nach
Hexenhammer, 151
ten Gemeinden mit allem Nachdruck dem Volk predigen sollen, nämlich daß niemand glaube, daß es außer dem einen Gott noch irgendein [anderes] höchstes und göttliches Wesen gebe. Zweitens, daß mit der Diana oder Herodias zu reiten heißt, mit dem Teufel auszufahren, der sich [nur] als solche vorspiegelt und nennt. Drittens, daß ein solcher Ritt dann in der Einbildung geschieht, wenn der Teufel die ihm durch Ungläubigkeit unterworfenen Sinneskräfte so beherrscht, daß man meint, die Dinge, die allein geistig geschehen, ereigneten sich körperlich. Viertens, daß sie einem solchen Herrn in allem zu gehorchen haben. Daher ist es absurd, diese Worte auf die schadenszauberischen Handlungen auszudehnen, da es verschiedene Arten [von Handlungen] sind. Ob aber die Zauberer auch örtlich hinweg getragen werden können, nach ihrer Form des Aberglaubens, oder allein in der Einbildung wie die phitones63, wird in den Kapiteln des zweiten Teils, im Kapitel drei64 behandelt: daß [sie es] auf beide Arten [können]. Und so wird der zweite Irrtum mitsamt dem ersten ausgeräumt, was die Grundlage und das rechte Verständnis des Kanons65 anlangt. Auch der dritte [Irrtum], der aus dem Wortlaut des Kanons66 das schadenszauberische Wirken für eingebildet erklärt, wird durch die Worte des Kanons ausgeräumt. Denn wenn es in ihm heißt, daß, wer glaubt, daß irgendeine Kreatur entweder in einen besseren
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3.793
[I,1] Erste Frage der Reihenfolge nach
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oder in einen schlechteren Zustand oder in eine andere Gestalt oder ein Abbild verwandelt werden kann, außer durch den Schöpfer aller Dinge selbst etc., schlechter sei als ein Heide, dann sind diese drei Punkte67, wenn sie unverstellt betrachtet werden, gegen das Zeugnis der Schrift und die Festlegung der doctores. Denn daß von den Hexen irgendwelche Geschöpfe gemacht werden können, wie etwa wirkliche, [aber] unvollkommene Tiere, ist im folgenden Kanon Nec mirum68, nach dem angeführten Kanon Episcopi, zu lesen. Was Augustinus69 von den Magiern des Pharao erklärt, die Stäbe in Schlangen verwandeln, mag man in der Glosse zu Exodus 770 nachlesen: »Der Pharao rief Weise«. Man möge auch die andere Glosse des Strabo71 nachlesen: daß die Dämonen in der Welt umherschweifen, wenn die Zauberer durch Ausrufung durch sie etwas zu verrichten wünschen und daß sie verschiedene Samen sammeln. Und aus deren Verwendung72 können verschiedene Gestalten entstehen. Man möge auch bei Albertus de animalibus73 und beim heiligen Thomas, pars 1, q. 114, ar. 474 nachlesen. Ihre Aussagen werden der Kürze halber weggelassen. Allein [6rb] das bleibt noch übrig, daß dort »gemacht werden« als »geschaffen werden« zu verstehen ist. Zweitens auch, daß »könne in einen besseren oder schlechteren Zustand verwandelt werden« verstanden
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3.794
[I,1] Erste Frage der Reihenfolge nach
Hexenhammer, 152
werden soll als allein von Gott verhängt zur Besserung oder auch zur Bestrafung. Öfter wird dieses aber durch die Dienstbarkeit der Dämonen vollzogen. Und wie vom ersten gesagt wird: »der Herr selbst schlägt und heilt« und »ich bin es, der tötet und der lebendig macht«75, so heißt es vom zweiten »Sendung durch böse Engel«, wie es oben erwähnt worden ist. Im zuvor erwähnten Kanon nec mirum76 möge man die Worte des Augustinus nachschauen, wo gesagt wird, daß die Zauberer und desgleichen ihre Werke den Menschen bisweilen nicht nur Krankheiten, sondern auch den Tod bringen. Drittens ist es auch förderlich, [den Kanon Episcopi] recht zu verstehen, da die heutigen Zauberer öfter durch das Werk der Dämonen in Wölfe oder andere wilde Tiere verwandelt werden. Aber der Kanon spricht von wirklicher Umwandlung und wesensmäßiger und nicht von trügerischer, die öfter vorkommt. Von dieser berichtet auch Augustinus 18 de ci. dei cap. 1777 vieles, wie von der äußerst berüchtigten Zauberin Kirke78 und von den Gefährten des Diomedes79 und vom Vater des Praestantius. Diese Materie wird in den Kapiteln des zweiten Teils dargelegt. Und ob die Zauberer immer dabei oder abwesend sind und ob der Teufel in dieser Form erscheint oder der Mensch für sich selbst, solches möge in Kapitel 6 und 7 nachgeschaut werden.
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3.795
[I,1] Erste Frage der Reihenfolge nach
Hexenhammer, 153
Aber weil der zweite Teil der Frage sagt, das Gegenteil davon hartnäckig zu behaupten sei ketzerisch, fragt sich, ob solche gleichsam in der ketzerischen Verworfenheit manifest ertappt oder nur gleichsam der Ketzerei heftig verdächtig befunden werden müssen. Und es ist offenbar ersteres der Fall. Denn Bernhardus in der Glossa ordinaria in cap. ad abolendam § presenti und vers. deprehensi extra de here80. »Durch die vorliegende Bestimmung setzen wir fest, daß wer auch immer offensichtlich bei der Ketzerei ertappt wird« etc. Er erklärt, daß auf dreierlei Weise jemand als offensichtlich ertappt befunden wird: durch die Offenkundigkeit der Tat zum Beispiel, weil er öffentlich die Ketzerei predigt, durch den rechtmäßigen Beweis durch Zeugen oder durch sein Geständnis. Und weil solche öffentlich predigen oder unbesonnen sich allem zuvor Gesagten widersetzen, indem sie behaupten, es gebe keine Hexen oder sie könnten den Menschen keineswegs Schaden zufügen, sind daher von dieser Bestimmung die gleichsam bei solcher Verworfenheit manifest Ertappten erfaßt. Gleichlautenden Sinnes ist desselben [6va] Bernhardus Glosse c. excommunicamus secundo über das Wort deprehensi publice. Darauf bezieht sich auch c. super quibusdam extra de verbi signi81. Der Leser möge eben dort im Kanon nachschauen, und er wird die Wahrheit erkennen.
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3.796
[I,1] Erste Frage der Reihenfolge nach
Hexenhammer, 154
Aber dagegen [könnte jemand einwenden], daß dies allzu hart scheint: nämlich wegen der angefügten Strafbestimmung, die in c. ad abolendam § presenti extra de here.82 verzeichnet wird, wo dem Kleriker die Degradierung auferlegt wird und der Laie zur Bestrafung dem Ermessen der weltlichen Gewalt mit der gebührenden Strenge zu überlassen ist; ferner auch wegen der Unkenntnis und der Vielzahl derer, die schuldhaft in einem solchen Irrtum [befangen] erscheint. Und wegen einer solchen Menge muß die Strenge der Justiz gebührend gemäßigt werden, di. 40 ut coastitweretur83. Antwort: Da es unsere Absicht ist, die Prediger solcherlei Dinge mehr vom Laster der Ketzerei zu entschuldigen als zu beschuldigen, so wie es gesagt wird extra de presump. c. litteras § quo circa mandamus84 und wir nicht wollen, daß selbst wegen eines noch so schwerwiegenden Verdachtes jener eines so schweren Verbrechens schuldig gesprochen wird etc. eben dort Glosse über ver. condemnari, kann gegen einen so schwerwiegend Verdächtigen vorgegangen werden, aber er darf deswegen nicht verurteilt werden, außer wenn, wie ebenda erklärt wird, ein dringender Verdacht vorhanden ist. Allein weil wir den, Verdacht nicht ausschließen können und dies wegen ihrer anstößigen Behauptungen gegen die Wahrheit des Glaubens – und zudem gibt es drei Formen des Verdachts: leicht, heftig und dringend, von
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3.797
[I,1] Erste Frage der Reihenfolge nach
Hexenhammer, 154
denen im c. accusatus und c. cum contumacia li. 6 de here.85 und kommentiert beim Archidiaconus86 und bei Johannes Andreae über c. accusatus et verbo vehemens et de presump. c. litteras87 über den dringenden Verdacht auch im canon di. 34 quorundam88 gesprochen wird deswegen ist zu untersuchen, welchem Verdacht ein solcher Prediger unterliegt. Und da die Lehrer [, die solche Behauptungen aufstellen,] sich bekanntlich bei solchen Irrtümern nicht gleich verhalten, insofern einige aus bloßer Unkenntnis des göttlichen Rechts, andere, die obwohl genügend unterrichtet, noch schwanken und unschlüssig sind und sich nicht vollständig dazu bekennen wollen, und da der Irrtum im Geiste noch keinen Ketzer macht, wenn nicht die Verstocktheit des Willens hinzukommt, so ist es auch angemessen zu sagen, daß sie nicht im selben Maße dem Verdacht der Ketzerei unterfallen. Allein wenn sie meinen, sie könnten aufgrund der Unkenntnis [6vb] davonkommen, so mögen sie wenigstens bedenken, wie schwer sündigt, wer sich aus solcher Unkenntnis vergeht. Denn wie vielfältig auch die Unkenntnis sei, kann sie, wie sie auch immer beschaffen sein mag, bei den Seelsorgern nicht unvermeidbare Unkenntnis oder nach den Philosophen teilweise Unkenntnis genannt werden, die von Juristen und Theologen ignorantia facti genannt wird. Sondern die Unkenntnis wird bei ihnen als eine
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3.798
[I,1] Erste Frage der Reihenfolge nach
Hexenhammer, 155
allgemeine eingeschätzt, die die Unkenntnis des göttlichen Gesetzes ist, weil sie das betrifft, was jeder vom Recht gemäß dem göttlichen Gesetz wissen muß: dist. 43 Papst Nikolaus89: »Die Ausstreuung des himmlischen Samens ist uns auferlegt. Wehe, wenn wir ihn nicht ausstreuen, wehe wenn wir schweigen.« Sie sind nämlich gehalten, Kenntnis zu haben von der Heiligen Schrift, dist. 36 per totum. Und dazu zur Unterrichtung der Seelen der Untergebenen dasselbe dist. c. 2 § ecce et § si quis vult90, mag auch nach Raimundus91, Hostiensis92 und Thomas93 nicht verlangt werden, daß sie eine überragende Kenntnis haben, aber doch eine angemessene, d.h. genügende, um ihr Amt auszuüben94. Doch ist ihnen zum Trost, wenn sie nur die früheren Schäden durch spätere Verdienste wieder gut machen, bei ihnen zu beachten, daß diese Unwissenheit im Recht, mag sie bisweilen anmaßend, unbedarft und leichtfertig genannt werden, doch anmaßend, d.h. willentlich, in zweifacher Weise willentlich heißt: weil bisweilen absichtlich, bisweilen unabsichtlich. Ersteres entschuldigt nämlich keineswegs, sondern verdammt. Darüber [sagt] der Psalmist95: »Er wollte nicht einsehen, daß er gut handeln sollte.« Das zweite mindert das Willentliche und so auch die Sünde, weil es geschieht, wenn jemand gehalten ist, etwas zu wissen, aber nicht weiß, daß er gehalten ist, wie es auch
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3.799
[I,1] Erste Frage der Reihenfolge nach
Hexenhammer, 156
bei Paulus war, 1 Timoth. 196: »Mir ist Barmherzigkeit widerfahren, weil ich es unwissentlich tat im Unglauben.« Warum es jedoch trotzdem indirekt anmaßend heißt? Weil der Betreffende wegen anderer Beschäftigungen das zu lernen unterläßt, was er zu wissen gehalten ist, und sich nicht bemühen will, dies fleißig zur Kenntnis zu nehmen, und dieses nicht vom Ganzen entschuldigt, sondern nur von einem Teil. Und auch nach Ambrosius über jenes [Wort], Rom. 297: »Weißt du denn nicht, daß die Güte Gottes dich zur Buße führt?« Der sagt: Du sündigst sehr schwer, wenn du über Gebühr unwissend bist, d.h. sehr gefährlich. Deswegen, und besonders gar in der Bedrängnis, wollen wir alle Unwissenheit verjagen, um den Seelen in den Gefahren zu Hilfe zu kommen, und das strengste Gericht, das uns nach strenger Abrechnung über das uns anvertraute Pfund bevorsteht, immer vor Augen haben, damit nicht [7ra] auch in uns die Unwissenheit sich als unbedarft und leichtfertig erweise – metaphorisch [die Unwissenheit] eines unbedarften oder unbedachten Menschen, der nicht einmal sieht, was ihm vor Augen steht. Es sagt nämlich Cancellarius in den Flores regularium moralium98 in der zweiten Regel, daß strafbare Unwissenheit im göttlichen Recht den nicht trifft, der das tut, was in ihm ist, und zwar deshalb, weil der Heilige Geist bereit ist, einen solchen Menschen unmittelbar
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3.800
[I,1] Erste Frage der Reihenfolge nach
Hexenhammer, 156
in dem zum Heile Notwendigen, das seine Kräfte übersteigt, zu unterweisen. Bezüglich des ersten Arguments wird die Antwort aufgrund des rechten Verständnisses des Kanons deutlich. Bezüglich des zweiten sagt Petrus de Tharantasia99: »Infolge seines großen Neides, mit dem er gegen die Menschen ankämpft, würde [der Teufel] schlechterdings alles vernichten, wenn es von Gott zugelassen würde.« Daß Gott ihm aber einiges erlaubt und einiges nicht, das bereitet dem Teufel selbst größere Schmach und Mißfallen, weil Gott ihn zu Handlungen gegen seinen Willen und zur Offenbarung seines Ruhmes benutzt. Bezüglich des dritten wird gesagt, daß der Erkrankung oder einem anderen schadenszauberischen Erfolg immer irgendeine örtliche Erregung vorausgeht, insofern der Dämon vermittels der Hexe aktive Bestandteile einsammelt, die verletzen können und sie den passiven Bestandteilen hinzufügt, um Schmerz zu erzeugen oder einen Schaden oder irgendeine ganz schwerwiegende Tat. Und wenn gefragt wird, ob jene örtliche Bewegung der Dinge durch den Dämon auf die Himmelsbewegung zurückgeführt wird, so ist mit nein zu antworten. Denn die Dinge werden nicht von einer natürlichen Kraft bewegt, sondern von einem natürlichem Gehorsam, durch den sie der Kraft des Dämons unterworfen sind, der das, was er über die
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3.801
[I,1] Erste Frage der Reihenfolge nach
Hexenhammer, 157
körperlichen Dinge vermag, kraft seiner Natur besitzt. Es ist nicht möglich, sage ich, daß er den materiellen Dingen ohne Mitwirkung einer anderen natürlichen Sache irgendeine Form, sei es eine substantielle oder akzidentielle, verleihen könnte. Aber weil er mit Zulassung Gottes die Dinge örtlich bewegen und durch Vereinigung von Dingen Schmerz oder irgendeine Eigenschaft hervorbringen kann, daher unterliegt die schadenszauberische Ausführung nicht der Bewegung des Himmels, so wenig wie der Dämon, mögen ihm auch jene Dinge und Hilfemittel unterliegen. Zum vierten ist zu sagen: Das Werk Gottes kann durch das Werk des Teufels geschädigt werden, so wie wir jetzt von der schadenszauberischen Wirkmacht reden. Aber weil dies nicht möglich ist, es sei denn mit Zulassung Gottes, darum folgt keineswegs daraus, daß der Teufel stärker sei als Gott; schließlich auch [deswegen], weil er die Werke Gottes nicht durch Gewalt schädigt, da er sie so auch zerstören könnte. Zum fünften: Es ist schlicht bekannt [7rb], daß die Himmelskörper nicht die Macht haben, auf die Dämonen einzuwirken, da nichts etwas über seine Kraft hinaus vermag. Sondern sie [die Dämonen] kommen auf Anruf von Magiern bei bestimmten [Gestirn]konstellationen. Das scheinen sie aus zwei Gründen zu tun: Erstens, weil sie wissen, daß die Kraft der [Ge-
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3.802
[I,1] Erste Frage der Reihenfolge nach
Hexenhammer, 158
stirn]konstellation an der Wirksamkeit beteiligt ist, die die Magier herbei wünschen. Zweitens tun sie es, um die Menschen zu verleiten, in den Sternen etwas Göttliches zu verehren. Aus dieser Verehrung ging auch vor Zeiten der abgöttische Ritus hervor. Zum letzten bezüglich der Tragweite des Arguments über das alchimistische Gold ist nach Thomas in 2 di. 7100 in der Lösung eines Argumentes, wo er über die Kraft der Dämonen beim ihrem Tätigwerden erklärt, zu sagen: mögen auch bestimmte substantielle Formen durch eine Kunst herbeigeführt werden können, durch die Kraft des natürlichen Agens, wie manchmal der Anschein des Feuers durch eine Kunst ins Holz gebracht wird, so kann dies doch nicht allgemein geschehen, darum, weil die Kunst nicht immer aktive Eigenschaften mit passiven vereinigen kann. Sie kann jedoch etwas Ähnliches machen. Und so machen die Alchimisten etwas dem Golde Ähnliches, was die äußeren Eigenschaften des Goldes besitzt, aber sie machen kein wahres Gold; weil die substanzielle Form des Goldes nicht durch die Hitze des Feuers kommt, dessen die Alchimisten sich bedienen, sondern durch die Hitze der Sonne an einem Ort, wo die Mineralkraft wirkt; und deshalb hat solches Gold nicht die Wirkung, die dem Wesen entspricht. Und ähnlich ist es auch mit ihren anderen Verrichtungen101.
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[I,1] Erste Frage der Reihenfolge nach
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Zur Hauptsache. Die Dämonen handeln bei den schadenszauberischen Wirkungen durch die Kunst und können deshalb ohne Hilfe eines anderen Agens keine substantielle oder akzidentielle Form schaffen, und weil wir nicht sagen, der Schadenszauber könne ohne Hilfe eines anderen Agens geschehen102, deshalb können sie [die Dämonen] auch mit solcher Hilfe wahre Eigenschaften der Krankheit oder eines anderen Leidens bewirken. Aber wie diese Hilfemittel oder der Einsatz von Werkzeugen zum Erfolg eines Schadenszaubers mitzuwirken haben oder nicht, wird nachfolgend erklärt.
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[I,2] Zweite Frage
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[I,2] Zweite Frage: Ob es rechtgläubig ist, zu behaupten, daß zur Ausübung von Schadenszauber immer der Dämon mit dem Zauberer zu kooperieren habe oder daß der eine ohne Zutun des anderen, wie der Dämon ohne den Zauberer oder umgekehrt, eine solche Wirkung herbeiführen könne? Und zuerst wird nachgewiesen, daß der Dämon ohne den Zauberer [solches bewirken kann], Augustinus in li. 83 q.103: Alle Dinge, die sichtbar geschehen, können auch durch die unteren Mächte der Luft geschehen, wie man glaubt. Aber alle [7va] Schäden des Körpers sind nicht unsichtbar, sondern vielmehr wahrnehmbar. Daher können sie auch von Dämonen bewirkt werden. Außerdem bewirkte nach der Bibel die Schäden, die Iob104 trafen, als Feuer vom Himmel fiel und die Sklavenschar samt der Viehherden mit einem Schlage dahinraffte, und ein Windstoß, der das Haus umstürzte, die Kinder tötete, ein Dämon allein, ohne Zutun von Zauberern, bloß mit Zulassung Gottes. Also [ist es] entsprechend auch in anderen Dingen [so], die den Zauberern und Hexen zugeschrieben werden. Offensichtlich ist dies auch bei den sieben Männern der Jungfrau Sara, die der Dämon tötete105.
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[I,2] Zweite Frage
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Ferner, was auch immer eine niedere Kraft ohne die Mitwirkung einer höheren Kraft vermag, das vermag auch eine höhere ohne die Mitwirkung einer niederen. Nun kann aber eine niedere Kraft Hagel erregen und Krankheiten ohne Unterstützung einer höheren Kraft bringen. Es sagt nämlich Albertus de proprietatibus rerum106, daß auf bestimmte Art und Weise verfaulter Salbei, wenn man ihn, wie dort [angegeben], in eine Quelle wirft, wundersame Stürme hervorruft. [Auch könnte man behaupten], daß der Dämon sich des Schadenszaubers nicht bedient, weil er ihn benötigte, sondern um eines Verderbens [einer Hexe] willen nach ihm trachtet. Doch ist nach Aristoteles 3 Ethicorum107 Bosheit freiwillig, was er dadurch beweist, daß keiner willentlich unrecht handelt, ohne zu wollen, daß es unrecht sei; und keiner willentlich Unzucht treibt, ohne zu wollen, daß es unkeusch sei. Die Gesetzgeber strafen die Bösen, da sie willentlich Böses tun. Wenn aber ein Dämon mit Hilfe einer Hexe etwas vollbringt, so handelt er wie mit einem Werkzeug, und da das Werkzeug abhängt vom Willen des handelnden Gebieters und nicht nach eigenem Willen handelt, wenn es mitwirkt, so wird man ihm auch die Tat nicht zurechnen und sie folglich auch nicht bestrafen dürfen. Aber dagegen [spricht], daß [der Dämon] ohne Zauberer und Hexen auf Erden nichts bewirken kann.
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[I,2] Zweite Frage
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Zuerst über die Zeugung: Jede Bewegung erfolgt durch Berührung. Und weil keinerlei Kontakt des Dämons zu den Körpern besteht, da er nichts mit ihnen gemein hat, deshalb braucht er ein Werkzeug, dem er die Kraft, durch Berührung zu schädigen, einflößt. Daß demnach auch ohne das Werk der Dämonen Zaubereien geschehen können, wird bewiesen durch den Text und die Glosse zu Gal. 3108: »Oh, ihr törichten Galater, wer hat euch verblendet, daß ihr auf die Wahrheit nicht hört?« Glosse: »Manche haben stechende Augen, die durch den bloßen Blick andere und am meisten Kinder vergiften.« Dazu gehört auch Avicenna [7vb] 6 naturalium li. 3109, im letzten Kapitel, der so spricht: »Oft wirkt eine Seele in einem fremden Körper wie in einem eigenen, wie es bei dem Werk des bösen Blicks und des Urteilsvermögens des [dieses] Verübenden ist.« Und dieselbe Meinung legt auch Algazel, li. 5, Physicorum c. 9110 vor. Es meint auch Avicenna – auch wenn dies nicht verbindlich ist –, daß die Vorstellungskraft ohne Blickkontakt fremde Körper verwandeln könne, wo er [den Begriff] Vorstellungskraft allzu weit ausdehnt. Und wir fassen hier die Vorstellungskraft nicht in dem Sinne, wie sie sich von anderen sinnlichen, inneren Kräften unterscheidet, wie gemeiner Sinn und Einbildung und Ermessen, sondern insofern sie alle jene inneren Kräfte umfaßt. Aber es ist wohl wahr, daß
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[I,2] Zweite Frage
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eine solche Vorstellungskraft einen mit ihr verbundenen Körper, d.h. den Körper, in dem sie wohnt, verwandeln kann, zum Beispiel in dem Falle, wo ein Mensch über einen Balken gehen kann, der mitten auf dem Wege liegt. Wenn er aber über ein tiefes Gewässer gelegt worden ist, wird er nicht wagen, darüber zu gehen, weil sich in seiner Seele das eingeprägte Vorstellungbild des Fallens sehr lebhaft ausmalen wird, welchem [Vorstellungsbild] sein Leib und die Kraft der Glieder gehorchen; aber sie gehorchen nicht der gegenteiligen Vorstellung, nämlich geradewegs über ihn [den Balken] zu gehen. Darin also stimmt diese Veränderung mit dem bösen Blick überein, insofern zunächst der eigene Körper verwandelt wird und nicht ein fremder. Von dieser Veränderung sprechen wir noch. Wenn ferner gesagt wird, daß eine solche Veränderung von einem lebendigen Körper verursacht wird, indem die Seele auf den anderen lebenden Körper vermittelnd wirkt, so [spricht] dagegen, daß in Gegenwart des Mörders das Blut aus den Wunden des Getöteten fließt111, also [können] die Körper auch ohne die Kraft der Seele wundersame Wirkungen vollbringen. Ebenso wird ein lebendiger Mensch, während er an der Leiche des getöteten Menschen vorübergeht, auch wenn er ihn nicht bemerkt, doch von Schrecken ergriffen. Und, wie natürliche Dinge verborgene Kräf-
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[I,2] Zweite Frage
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te haben, deren Ursache von einem Menschen nicht benannt werden kann, so zieht auch ein Magnet112 das Eisen an, und vieles andere, was Augustinus anführt in De civi. dei 21113. Frauen können sich, um an fremden Körpern Veränderungen hervorzubringen, ohne Hilfe der Dämonen bestimmter Mittel bedienen. Und da diese Dinge unseren Verstand übersteigen, dürfen wir sie doch deshalb nicht [einfach] den Dämonen zuschreiben, indem wir sie gleichzeitig [8ra] quasi mit aller Macht den Zauberern und Hexen absprechen oder wegnehmen. Auch benutzen die Zauberer verschiedene Bilder und Mittel, die sie bisweilen unter die Schwelle der Haustüre legen oder an bestimmte Orte, wo Haustiere zusammenkommen oder auch Menschen, die dann behext werden und manchmal sterben. Aber daß solcherart Wirkungen durch jene Bilder hervorgebracht werden können, weil sie bestimmte Einflüsse von Himmelskörpern aufgenommen haben, wird [so] bewiesen: Wie natürliche Dinge den Himmelskörpern unterworfen sind, so auch die künstlichen Dinge. Aber natürliche Körper können verborgene Kräfte aufnehmen, also auch die künstlichen. Daraus wird ersichtlich, daß ihre [der Zauberer] Werke durch solche Einflüsse bewirkt werden können und nicht durch die Dämonen. Und, wenn wahre Wunder durch die Kraft der
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[I,2] Zweite Frage
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Natur, die in demjenigen, der handelt, liegt, wie auch wundersame und staunenswerte Werke aus der Kraft der Natur geschehen können, so wird [dies so] bewiesen. Gregor sagt in 2 Dial.114: »Die Heiligen tun Wunder, das eine Mal durch Gebet, das andere Mal durch [ihr] Vermögen.« Ein Beispiel wird für beides gegeben: Petrus115 erweckte durch Beten die tote Tabitha. Den Ananias und die Saphira, welche logen, überlieferte er dem Tode durch Verfluchen, ohne Gebet. Also wird der Mensch durch die Kraft seiner Seele die körperliche Materie bei einem anderen verwandeln können oder von [dem Zustand] der Gesundheit in [den der] Krankheit und umgekehrt verwandeln können. Ferner ist der menschliche Körper edler als die anderen, niedriger stehenden Körper. Aber durch die Aufnahme [von Eindrücken] seitens der menschlichen Seele wird der menschliche Körper zu Wärme und Kälte hin gewandelt, wie es sich bei Zornigen und Furchtsamen zeigt. Mehr noch, diese Verwandlung führt zuweilen bis zu Krankheit und Tod. Um so mehr kann daher [die Seele] durch ihre Kraft die Körpermaterie verwandeln. Aber dagegen steht: Die Substanz des Geistes kann nicht irgendeine Gestalt einprägen, außer durch die Beihilfe eines anderen Agens, wie oben angeführt worden ist. Daher auch Augustinus116 in dem zuvor
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[I,2] Zweite Frage
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genannten Buch: »Man darf nicht meinen, daß dieser Stoff der sichtbaren Dinge den gefallenen Engeln auf Befehl dient, sondern Gott allein.« Um so weniger kann daher der Mensch [allein] aus seiner natürlichen Macht heraus schadenszauberische Wirkungen vollbringen. Die Antwort lautet: Weil es nicht an solchen fehlt, die irren, indem sie in dieser Materie die Hexen entschuldigen und entweder bloß die Dämonen [8rb] anklagen oder ihre Taten bestimmten natürlichen Verwandlungen zuschreiben, so wird ihre Verkehrtheit zuerst durch eine Beschreibung der Zauberer aufgezeigt. Darüber Isidor, Ethi. c. 9117: »Malefici118 heißen sie wegen der Ungeheuerlichkeit ihrer üblen Taten, nämlich wegen der bösen Tat, die sie über alle andere Verbrecher [stellt].« Daher fügt er hinzu: »Diese verwirren die Elemente, allerdings mit Hilfe der Dämonen, um Hagelschlag und Stürme zu erregen.« Ebenso sagt er: »Sie verstören den Geist der Menschen«, verstehe, zu Wahnsinn, Haß und unbändiger Liebe. Desgleichen fügt er hinzu: »Und ohne einen Tropfen Gift, bloß durch die Stärke ihres Zauberspruchs verderben sie die Seelen.« Eben darauf [bezieht sich] 26 q. 5 nec mirum119. Und es sind die Worte des Augustinus in De civ. dei120, wo erklärt wird, wen man Magier und Zauberer nennt. Magier sind die, die gemeinhin Zauberer genannt werden,
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[I,2] Zweite Frage
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und wegen der Größe ihrer Verbrechen werden sie so genannt. Diese sind es, die mit Zulassung Gottes die Elemente aufwühlen, die Gemüter der glaubensschwächeren Menschen verstören und ohne einen Tropfen Gift, nur durch die Stärke ihres Zauberspruchs die Menschen vernichten. Daher sagt Lucanus121: »Die Seele geht nicht besudelt vom Trunk des ätzenden Giftes, [sondern] durch Zaubergesang überwältigt zugrunde.« Denn nachdem sie die Dämonen angerufen haben, wagen sie es [die magische Wirkung so lange] zu schüren, bis sie durch ihre bösen Künste ihre Feinde vernichten. Daraus ist ersichtlich, daß bei derartigen Werken die Dämonen immer mit den Zauberern und Hexen zusammenzukommen haben. Zweitens: daß wir nämlich viererlei Wirkungen von Heimsuchungen unterscheiden können: dienstbare, schädliche, schadenszauberische und natürliche. Und dienstbare heißen solche, die durch die Dienstbarkeit guter Engel verursacht werden, wie auch schädliche durch diejenige böser Engel. Moses traf nämlich Ägypten mit den zehn Plagen mit Hilfe guter [Engel], wo die Zauberer es lediglich auf neun122 [Plagen] durch böse Geister brachten123 und die dreitägige Pest wegen Davids Sünde, um der Zählung des Volkes willen124, und wegen der zweiundsiebzigtausend Menschen, die in einer Nacht durch das Heer des Si-
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[I,2] Zweite Frage
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nacherib niedergestreckt wurden125, dies alles geschah durch die Engel des Herrn, d.h. durch gute, die den Herrn verehren und ihn anerkennen. Schädliche Wirkungen aber, die in der Schrift als durch schlechte Engel geschickt bezeichnet werden, sind die, durch welche das Volk in der Wüste [8va] oft getroffen wurde126. Und schadenszauberische Wirkungen werden sie genannt, wenn ein Dämon durch Zauberer und durch Magier wirkt. Wie auch natürliche, die aus den Einflüssen der Himmelskörper, und zwar in diesem [unserem] Jammertal in Gestalt von Sterblichkeit, Unfruchtbarkeit der Äcker, Hagelschlag und ähnlichem verursacht werden. Und zwischen diesen Wirkungen besteht ein großer Unterschied. Wenn also Iob durch einen Dämon von einer schädlichen Plage heimgesucht wurde und nicht von einer schadenszauberischen, so gehört das nicht zur Sache. Wenn jemand aber kleinlich darauf beharren würde, wie denn überhaupt diese Materie kleinliche Kritik erfährt durch die Verteidiger der Hexen, die immer an der Worthülse im Nebel stochern und niemals zum Kern der Wahrheit gelangen [, so soll er sich fragen]: Warum ist denn Iob nicht durch eine schadenszauberische Handlung, etwa durch eine schädliche durch einen Dämon, heimgesucht worden? Diesen kann man ebenso kleinlich antworten, daß Job vom Teufel allein heimgesucht wurde, ohne Vermittlung eines Zauberers oder
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einer Hexe, weil diese Art des Aberglaubens [damals] noch nicht aufgekommen war. Oder wenn sie aufgekommen war, wollte es dennoch die göttliche Vorsehung, daß die Macht des Dämons, damit man sich besser gegen seine Nachstellungen schützen könne, zum Ruhme Gottes der Welt bekannt würde, da er nichts bewirken kann ohne Zulassung Gottes. Was nun die Zeit anbelangt, in der die erste Art des Aberglaubens aufgekommen war – ich verstehe unter der ersten Art die Anrufung der Dämonen [und] nicht den eigentlichen Götzendienst – sagt Vincentius in spe. hyst.127 mit Anführung vieler Gelehrter, daß der erste Urheber der magischen und astrologischen Kunst Zoroaster128 war, angeblich ein Sohn des Cham, des Sohns Noahs. Dieser war nach Augustinus De ci. dei129 der einzige, der bei der Geburt lachte, und dies nicht ohne das Zutun des Teufels. Als dieser König war, wurde er von Ninus besiegt, dem Sohn des Bel, der Ninive erbaut hatte und unter dem überdies zur Zeit Abrahams das Reich der Assyrer begann. Dieser Ninus allerdings ließ aus unbändiger Liebe zum Vater dem toten Vater ein[e] Bild[säule] errichten, dergestalt, daß die Missetäter, die zu dieser Zuflucht nahmen, frei von jeder gebührenden Strafe waren. Und seither begannen die Menschen Bilder wie Götter anzubeten, aber dies erst nach dem ersten
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[I,2] Zweite Frage
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Zeitalter, weil es zu jener Zeit noch keinen Götzendienst gab, wegen der noch frischen Erinnerung an die Schöpfung der Welt, wie der heilige Thomas [8vb] sagt in 2. 2. q. 95 ar. 4130. Es begann [aber] auch mit Nimrod, der die Menschen zwang, das Feuer anzubeten; und so begann im zweiten Zeitalter die Götzenanbetung. Diese ist die erste Art des Aberglaubens wie die Weissagung die zweite ist und die Beobachtung [von Zeichen] die dritte. Die Riten der Zauberer werden zurückgeführt auf die zweite Art des Aberglaubens, nämlich die Weissagung, die durch ausdrückliche Anrufung der Dämonen geschieht. Hiervon aber gibt es drei Arten, nämlich die schwarze Magie, die planetarii131 oder vielmehr Astrologen und die Traumdeutung. Dies führe ich hier an, damit der fromme Leser erkenne, daß jene schädlichen Künste nicht plötzlich, sondern im Laufe der Zeit aufgekommen sind und daß es nicht widersinnig sei, zu behaupten, es habe zu Jobs Zeiten keine Hexen gegeben. Wie nämlich mit dem Voranschreiten der Zeiten, wie es Gregor in moralibus132 sagt, die Kenntnis von den Heiligen anwuchs, so auch die schädlichen Künste der Dämonen. Und wie die Erde schon erfüllt war von der Kenntnis des Herrn, Isyaie 11133, so neigt sich die Welt jetzt in der Abendzeit ihrem Ende zu, wobei die Bosheit der Menschen wächst und die Liebe gefriert und jegli-
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[I,2] Zweite Frage
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che Unbill der Zauberer im Überfluß vorhanden ist134. Aber da Zoroaster selbst eifrig auf jene Taten und sogar nur auf die Beobachtung der Sterne aus war, wurde er vom Teufel durch herabfallendes Feuer getötet. Dazu siehe oben. Über die Zeit aber, in der sich, wie man liest, die Zauberer mit den Dämonen zum Einschleppen des Schadenszaubers zusammengetan haben, wurde schon oben [etwas] angeführt. Man findet es in Exo. 7135 in Bezug auf die Zauberer Pharaos, die bei den Plagen über Ägypten, unter dem Beistand der Dämonen, wie Moses durch den Dienst guter Engel, viele [Wunder]zeichen zustande brachten. Daher wird die rechtgläubige Wahrheit gefolgert, daß nämlich zur schadenszauberischen Erfolgsbewirkung, wenn auch nicht zum schädlichen Erfolg, immer ein Zauberer mit einem Dämon zusammenkommen muß. Deswegen ist die Antwort auf die Argumente offensichtlich. Denn bezüglich des ersteren wird nicht geleugnet, daß die schädlichen Wirkungen, die sichtbar an Menschen, Haustieren und Feldfrüchten erkennbar werden, infolge der Einflüsse der Himmelskörper, oft aber auch durch Dämonen mit Zulassung Gottes verübt werden. Es sagt nämlich Augustinus 3 de ci.136: »Den Dämonen sind Feuer und Luft Untertan, soweit es ihnen von Gott gestattet wird.« Es ist auch klar aus
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[I,2] Zweite Frage
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der Glosse137 über jenes [Wort von den] Einwirkungen durch böse Engel: »Gott straft durch böse Engel.« Daraus ergibt sich die Antwort auf das zweite [Argument] über Job und aus den [Bemerkungen], die über den Anfang [9ra] der Magie gemacht wurden. Bezüglich des dritten [Punktes], den in den Brunnen geworfenen Salbei, ist zu sagen, daß wohl eine Schadensfolge ohne Hilfe eines Dämons, aber nicht ohne den Einfluß eines Himmelskörpers eintreten kann. Wir sprechen aber von der schadenszauberischen Wirkung. Daher tut dies hier nichts zur Sache. Bezüglich des vierten [Punktes] ist zu sagen, daß es wahr ist, daß die Dämonen sich der Zauberer nur zu deren Verderben bedienen. Und wenn eingewandt wird, daß sie nicht zu bestrafen seien, wenn sie sich nur als Werkzeuge herbeilassen, die nicht nach eigenem Willen bewegt werden, sondern nach dem des hauptsächlichen Agens [dem Teufel], so ist darauf zu antworten, daß sie beseelte und frei handelnde Werkzeuge sind. Mögen sie auch nach dem Eingehen des ausdrücklichen Dämonenpaktes138 nicht mehr ihre Freiheit besitzen, wie wir ihren Geständnissen entnommen haben – und zwar spreche ich von den verbrannten Frauen139 –, und gezwungen sein, bei den meisten Zaubereien mitzuwirken, wenn sie die Schläge der Dämonen vermeiden wollen, so bleiben sie [doch] durch das erste Versprechen, mit dem sie sich
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[I,2] Zweite Frage
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freiwillig den Dämonen unterworfen haben, gebunden. Bezüglich der anderen Argumente, mit denen bewiesen werden soll, daß schadenszauberische Wirkungen ohne das Werk der Dämonen durch alte Weiber ausgeübt werden können, muß man sagen, daß von einem Teil auf das Ganze zu schließen der Vernunft widerspricht. Und weil in der ganzen Heiligen Schrift offenbar solches nicht zu finden ist, außer dort, wo von der Zauberei oder vom bösen Blick der alten Frauen die Rede ist, so kann man hieraus nicht schließen, daß es sich immer so ereignen müsse. Überdies ist es auch wegen der Glosse140 zweifelhaft, ob ohne das Werk der Dämonen ein solcher böser Blick geschehen kann. Und zwar deswegen, weil dort ersichtlich wird, daß der böse Blick dreifach verstanden wird: erstens als Sinnestäuschung, die durch magische Kunst erfolgt und so auch mit Hilfe der Dämonen erfolgen kann, falls sie nicht durch Gottes unmittelbare Vermittlung und durch die Dienstbarkeit der heiligen Engel gehindert werden. Zweitens als Mißgunst, wie dort der Apostel sagt: »Wer hat euch verblendet, d.h. so mit Haß geschlagen?« Drittens, indem durch solchen Haß eine Veränderung zum Schlechten geschieht in irgendeines [Menschen] Körper durch die Augen des anderen, der ihn ansieht. Und über diese Zauberei sprechen die Gelehrten überein-
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[I,2] Zweite Frage
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stimmend, demgemäß auch Avicenna und Algacel, wie es in der Beweisführung hergeleitet wird, gesprochen haben141. Denn auch der heilige Thomas erklärt diesen bösen Blick p[ars] p[rima] q. 97142 auf diese Art: Durch die starke Vorstellungskraft der Seele [9rb], sagt er, verwandeln sich die Geister des [mit ihr] verbundenen Körpers. Diese Verwandlung der Geister erfolgt am meisten durch die Augen, in welche feinere Geister hineingelangen [können]. Die Augen nämlich infizieren die unmittelbar angrenzende Luft bis zu einem bestimmten Abstand. Auf diese Weise bekommen Spiegel, wenn sie neu und blank sind, eine Trübung durch die Spiegelung einer menstruierenden Frau, wie Aristoteles sagt im Buch de somno et vigil.143 Wenn daher irgendeine Seele heftig zur Bosheit angereizt wurde, wie dies am meisten den alten Weibern widerfährt, so wird dies nach der genannten Art und Weise bewirkt. Ihr Blick ist giftig und schädlich und am meisten für Knaben, die einen zarten Leib haben und leicht empfänglich für Eindrücke sind. Er fügt jedoch hinzu, daß es auch möglich sei, daß durch göttliche Zulassung oder aus irgendeinem verborgenen Ereignis die Bosheit der Dämonen, mit denen die wahrsagenden alten Frauen einen Pakt haben, hierbei mitwirke. Aber zum weiteren Verständnis der Lösung werden einige Zweifelsfragen aufgeworfen, nach deren Klä-
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[I,2] Zweite Frage
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rung die Wahrheit noch deutlicher wird. Es scheint nämlich erstens dem oben Gesagten zu widersprechen, daß geistige Substanzen Körper in irgendeine natürliche Form nicht umwandeln können, außer durch Mitwirkung eines anderen Agens. Also wird dies noch viel weniger eine noch so starke Vorstellung in der Seele bewirken können. Außerdem gibt es einen Artikel, der an den meisten Universitäten, besonders in Paris144, verurteilt worden ist, daß ein Beschwörer ein Kamel durch einen bloßen Blick in eine Grube wirft, [was er deshalb könne] weil, wie höhere Verständniskräfte niedrigere beeinflussen, eine geistige Seele eine andere beeinflußt, und zwar auch die empfindende Seele145. Gleichfalls dazu paßt der verurteilte Artikel, [der besagt,] daß die äußerliche Materie einer geistigen Substanz gehorcht, wenn man es einfach versteht und bezüglich jeder Art einer Verwandlung; weil er [der Stoff] nur Gott, wie vorher deutlich wurde, gehorcht. Nachdem diese Dinge veranschaulicht worden sind, wird erläutert, auf welche Weise die Zauberei des bösen Blicks, von der wir sprechen, möglich sei und wie nicht. Es ist nämlich einem Menschen nicht möglich, daß er durch die natürliche Kraft seiner Seele durch die Augen eine solche Kraft aussendet, die nicht durch die vermittelnde Verwandlung des eigenen Körpers oder [9va] eines Bindegliedes dem Körper eines
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[I,2] Zweite Frage
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Menschen, den er anblickt, eine Schädigung zufügen könnte, vor allem, da wir sehen, daß nach einer weiter verbreiteten Meinung [die Augen] als innere Empfänger gar kein Sender nach außen sind. Es ist auch dem Menschen nicht möglich, durch die natürliche Kraft seiner Seele nach seinem Willen eine Verwandlung zu bewerkstelligen, indem er es sich in seinen Augen vorstellt, die durch die vermittelnde Verwandlung eines Mediums, nämlich der Luft, den Körper des Menschen, den er anblickt, in irgendeine Beschaffenheit nach Belieben verwandeln könnte. Und weil nach diesen beiden vorgenannten Arten ein Mensch einen anderen nicht bezaubern kann, da keinem Menschen durch die natürliche Kraft seiner Seele eine solche Gewalt innewohnen kann, deshalb ist es sehr wirklichkeitsfremd, beweisen zu wollen, daß schadenszauberische Wirkungen aus irgendeiner natürlichen Kraft hervorgebracht werden könnten, um die Werke der Zauberer zu entkräften, die durch die Kraft der Dämonen geschähen. Auch wird ja die Zauberei des bösen Blicks in ihren zwei Formen verworfen, wie auch die beiden [oben] genannten Artikel. Wie es aber doch möglich sei, soll hier noch deutlicher ausgeführt werden, wenn es auch oben erwähnt wurde. Es kann nämlich geschehen, daß ein Mann oder eine Frau, wenn sie den Körper irgendeines Knaben ansehen, ihn vermittels des Blickes und der Ein-
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[I,2] Zweite Frage
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bildung oder irgendeiner fühlbaren Empfindung bewegen. Und weil eine fühlbare Empfindung mit einer körperlichen Veränderung [verknüpft] ist und die Augen sehr feinfühlig sind, weshalb sie Eindrücke leicht aufnehmen, deshalb kommt es manchmal vor, daß durch irgendeine innere Erregung die Augen in boshaft beeinflußte Eigenschaft verändert werden, wozu am meisten eine bestimmte Einbildung mitwirkt, deren Eindruck sich schnell in den Augen ausdrückt, sowohl wegen ihrer Zartheit und wegen der Nachbarschaft der Wurzel der Einzelsinne mit dem Organ der Einbildung. Wenn aber die Augen in irgendeine böse Beschaffenheit verwandelt sind, dann kann es geschehen, daß sie die ihnen benachbarte Luft und jener Teil andere [Teile] und so fort bis zu der Luft, die den Augen des Knaben, den man ansieht, benachbart ist, in eine schlechte Befindlichkeit verwandeln. Und jene benachbarte Luft wird bisweilen die Augen dieses Knaben in den disponierten Stoff, zu dem sie paßt, mehr als in den nicht disponierten, in eine andere, schlechte Beschaffenheit verwandeln können und durch die Vermittlung der Augen dieses Jungen andere innere Teile. Daher wird er weder fähig sein, eine Speise zu verdauen [9vb], noch an den Gliedern zu erstarken und zu wachsen. Diese Erfahrung ist handgreiflich, weil wir sehen, daß ein Augenkranker manchmal durch seinen Blick die Augen
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[I,2] Zweite Frage
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desjenigen schädigen kann, der ihn ansieht, was dergestalt geschieht, daß die mit einer bösen Eigenschaft behafteten Augen die dazwischen liegende Luft infizieren und die infizierte Luft die auf die kranken Augen gerichteten Augen infiziert, so daß in gerader Linie jene Infektion übertragen wird, in Richtung der Augen des Betrachtenden, wobei die Einbildung dessen, der betrachtet und sich vorstellt, er werde durch die kranken Augen geschädigt, viel dazu beiträgt. Es könnten noch mehr handgreifliche Beispiele angeführt werden, doch werden sie der Kürze halber weggelassen. Hiermit stimmt eine Glosse überein über jenen Psalm146: »Die, welche dich fürchten, werden mich sehen,« welche besagt: große Kraft liegt in den Augen, was in den natürlichen Dingen deutlich wird. Der Blick auf ein Tier hilft bei Gelbsucht; ein Wolf, der [uns] zuerst sieht, raubt [uns] die Stimme147. Oder so: der Basilisk148 tötet, wenn er zuerst wahrnimmt, wenn er zuerst gesehen wird, wird er getötet. Der Grund, weshalb der Basilisk durch den Blick einen Menschen tötet, ist allein, daß infolge des Anblicks und der Vorstellung in seinem Körper ein Giftstoff erregt wird, durch welche zuerst die Augen infiziert werden, dann die benachbarte Luft und so immer wieder ein anderer Teil der Luft, bis zu der dem Menschen benachbarten Luft. Wenn der Mensch diese
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[I,2] Zweite Frage
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Luft einatmet, wird er vergiftet und stirbt. Wird aber der Basilisk zuerst vom Menschen gesehen und will der Mensch ihn töten, so befestigt er an sich ringsum Spiegel, von denen der Basilisk, wenn er hineinblickt, durch die Spiegelung die Luft infiziert wird und so fort, bis sie zum Basilisken gelangt und er getötet wird. Aber ein Zweifel: Warum stirbt der Mensch als Töter des wilden Tieres nicht? Und hier ist es nötig, eine verborgene Ursache anzunehmen. Diese Dinge wurden ohne Vorurteil und ohne verstiegene Rechthaberei gesprochen, einzig an die Worte der Heiligen uns haltend können wir die rechtgläubige Wahrheit erschließen, daß, was schadenszauberische Wirkungen betrifft, von denen wir gegenwärtig reden, die Zauberer immer mit den Dämonen zusammenkommen [müssen] und der eine ohne den anderen nichts ausrichten kann. Zu den Argumenten: Betreffs des ersten ist die Antwort über die Zauberei des bösen Blicks klar. Über das zweite wird gesagt nach Vincentius in spec. nat. c. 13149, daß die Wunde vom Geiste des Mörders durch starke Vorstellung infiziert wird. Jene Wunde [also], zieht die infizierte Luft an. Geht der Mörder vorbei [10ra], so fließt das Blut heraus150, weil in der Anwesenheit des Mörders die in der Wunde eingeschlossene Luft, wie sie vom Mörder aus eindrang, so nun in seiner Gegenwart bewegt wird, daß wegen
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[I,2] Zweite Frage
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dieser Bewegung das Blut ausfließt. Einige führen noch andere Gründe an, wonach dieser Blutfluß dessen Klage aus dem Erdreich über den anwesenden Mörder sei, und zwar wegen der Verfluchung des ersten Mörders, Kain. Zu jener Sache ist bezüglich des Schauders zu sagen, daß ein Mensch, der an der Leiche eines getöteten Menschen vorübergeht, von Schauder geschüttelt wird, wenn er jenen auch nicht bemerkt. Dies geschieht durch den Geist, der eine, wenn auch noch so kleine Infektion empfängt und diese der Seele mitteilt. Aber dies läßt nichts gegen die Machenschaften der Zauberer schließen, da all dies, wie gesagt wurde, auf natürliche Weise geschehen kann. Zum dritten, wie oben151 gesagt wurde, werden die Gebräuche der Zauberer auf die zweite Art des Aberglaubens, die man Weissagung nennt, zurückgeführt. Aber sich abergläubischer Dinge bei bestimmten [Zeichen]beobachtungen zu bedienen, wird auf die dritte Art zurückgeführt. Deshalb paßt das Argument nicht hierher. Endlich auch, weil sie nicht auf jede beliebige Weissagung zurückgeführt werden, sondern auf die, welche durch ausdrückliche Anrufung der Dämonen geschieht. Und da dies auch auf mannigfache Art geschehen kann, so durch Nigromantie152, Geomantie153, Hydromantie154 etc. – man möge 2. 2. q. 95 ar. 5155 nachschauen –, hat auch diese Weissa-
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[I,2] Zweite Frage
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gung der Zauberer, wenn sie Schadenszauber beabsichtigen, wie sie einen sehr hohen Rang unter den schändlichen Vergehen einnimmt, so auch ein anderes Urteil zu gewärtigen. Wenn daher damit argumentiert wird, daß, weil wir die verborgenen Dinge nicht erkennen können und auch die Zauberer geheimen Dingen obliegen, es ihnen selbstverständlich erlaubt wäre, wenn sie nach natürlichen Dingen strebten, um aus natürlicher Kraft natürliche Wirkungen hervorgehen zu lassen, oder auch zugegeben, daß, wenn sie sich abergläubisch mit natürlichen Dingen abgeben würden, nämlich derlei Dingen bestimmte Zauberzeichen oder irgendwelche unbekannten Namen einzuritzen und wenn sie jene gebrauchen würden, um Gesundheit oder Freundschaft oder irgendeinen anderen Nutzen zu erlangen, und nicht um irgendeinen Schaden zuzufügen, dann könnten diese [Handlungen], wenn [auch] ohne ausdrückliche, so doch nicht ohne stillschweigende Pakte geschehen; und [dann] werden sie als unerlaubt beurteilt. Weil jedoch diese [Handlungen] und ihnen ähnliche [10rb] auf die dritte Art des Aberglaubens, nämlich auf die [Zeichen]-beobachtung eitler Dinge, wie gesagt wurde, zurückgeführt werden, deshalb trägt dies nichts zum Hauptthema über die Ketzerei der Zauberer bei. Auch die Lösung, daß dieser dritten Art vier Formen zugeschrieben werden, weil der Betref-
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[I,2] Zweite Frage
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fende sich der Rituale bedient, um ein Wissen zu erlangen oder Mutmaßungen zu gewinnen über Glück und Unglück oder zur Entkräftigung von Eiden156 oder zur Verwandlung von Körpern in einen besseren Zustand, weshalb auch der heilige Thomas in jenem Titel, wo er fragt, ob die Rituale, ausgerichtet auf die Verwandlung der Körper, erlaubt seien, q. 96 in der erwähnten Summa ar. 2157 bemerkenswerterweise hinzugefügt, »nämlich zur Gesundheit«. Die Rituale der Zauberer also, da sie hier, wie gesagt, keinen Platz haben, sondern zur zweiten Art des Aberglaubens gehören, [tragen] deswegen nichts zur Hauptsache [bei]. Danach wird auch auf das vierte Argument geantwortet, daß Bilder zweifach, nigromantisch und astronomisch, in diesen Zeichenbeobachtungen auftreten können. Und zwischen ihnen besteht folgender Unterschied: Bei den nigromantischen finden immer ausdrückliche Anrufungen der Dämonen statt, wegen der ausdrücklich mit ihnen eingegangen Pakte158. Man möge die Lösung des zweiten Arguments der genannten Frage nachsehen. Bei den astronomischen aber handelt es sich um stillschweigende Pakte und daher nicht um eine Anrufung, außer vielleicht einer stillschweigenden, nämlich wegen der Zeichenhaftigkeit von Figuren und Zauberzeichen, die ihnen zugeschrieben wird. Und die nigromantischen Bilder werden
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[I,2] Zweite Frage
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wiederum entweder unter bestimmten Konstellationen gemacht, um bestimmte Einflüsse und Eindrücke der Himmelskörper aufzunehmen, auch werden sie mit bestimmten Figuren und Zauberzeichen versehen, wie an einem Ring, Stein oder einem anderen wertvollen Stoff, oder sie werden einfach hergestellt, ohne Beobachtung der Konstellationen, [aber] unterschiedslos aus jedwedem, auch gewöhnlichem Stoff, um Schadenszauber zu verüben, [je nachdem] wo und wann sie an irgendwelchen Stellen hinterlegt werden. Und von diesen Wirkungen mit ihren Gebilden ist hier die Rede und nicht von anderen. Darum gehört das Argument nicht zur Sache. Wieso endlich die erwähnten abergläubischen Bilder keine Wirksamkeit haben, insofern sie nur künstliche Dinge sind, mögen auch die an ihnen betrachteten Stoffe eine Wirkung haben können, und wenn sie eine natürliche Kraft durch den Eindruck der Himmelskörper hätten, darüber mag man, wenn es beliebt, eben dort den Doktor159 nachlesen. [10va] Er sagt jedoch, es sei immer unerlaubt, sich der Bilder zu bedienen160. Die Gebilde der Hexen aber werden ohne natürliche Eignung zur Wirkung fabriziert. Sie hinterlegen sie nur auf Befehl der Dämonen und verwenden sie, damit diese handgreiflich zur Ausführung herbeieilen. [Dies geschieht] zur größeren Schmach für den Schöpfer, damit er, mehr zum Zorn gereizt, mehr noch
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3.828
[I,2] Zweite Frage
Hexenhammer, 175
das Böse zur Rache solcher Schandtaten zuläßt. Daher richten sie es ein, daß solches auch an den heiligen Zeiten des Jahres geschieht. Zum fünften [Argument] ist zu sagen, daß Gregorius dort die Macht der Gnade, nicht der Natur, meinte. Daher fügt er eben dort an: »Diese Söhne sind in Gottes Macht, wie Johannes161 sagt. Was Wunder, wenn sie durch [seine] Macht Wunder tun?« Zum letzten [Argument] ist zu sagen, daß die Vergleichbarkeit nicht verschlägt, weil die Verrichtung der Seele am eigenen Körper eine andere ist als an einem fremden Körper. Denn weil die Seele mit dem eigenen Leib vereinigt wird, so wie eine Form und der sinnliche Antrieb die körperliche Verrichtung irgendeines Organs ist, deshalb kann auch auf einen Eindruck der menschlichen Seele hin der sinnliche Antrieb unter körperlicher Verwandlung zu Kälte und Hitze, ja auch bis hin zum Tode erregt werden. Aber zur Verwandlung der äußeren Körper genügt nicht der Eindruck der menschlichen Seele, außer mittels der Verwandlung des eigenen Körpers, wie vom bösen Blick gesagt wurde. Darum vollbringen die Zauberer die schadenszauberischen Handlungen auch aus keiner natürlichen Kraft heraus, sondern nur durch die Hilfe der Dämonen. Und die Dämonen selbst [vollbringen es] nur mittels eines anderen Gegenstandes, wie Dornen, Knochen, Haare, Holz, Eisen und derar-
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[I,2] Zweite Frage
Hexenhammer, 176
tiges, wenn sie diese je [in die Körper] hineinbringen oder irgendeine Gerätschaft hinterlegen, wie nachfolgend klar werden wird. Nun ist, um von der geistigen Grundaussage der apostolischen Bulle162 auszugehen, mehr auf den Ursprung der Zauberer und die Vermehrung ihrer Werke einzugehen, und zwar zuerst auf die Zauberer selbst, zweitens auf ihre Werke. Hier ist anzumerken, daß zu einer derartigen Ausführung drei Dinge zusammen wirken müssen: nämlich der Dämon, die Hexe und die göttliche Zulassung163, 23 q. 1 si per sortiarias164 [wie] auch Augustinus165 sagen, daß infolge der unheilvollen Verbrüderung von Menschen und Dämonen diese abergläubische Lügenhaftigkeit aufgekommen ist, womit sich der Ursprung und die Zunahme dieser Ketzerei aus dieser verderblichen Gemeinschaft ergeben hat [10vb], was auch aus anderen Dingen ersichtlich wird. Denn wohlgemerkt unterscheidet sich diese Ketzerei der Zauberer von den anderen Ketzereien nicht allein darin, daß sie nicht nur durch ausdrückliche, sondern auch durch freiwillig geschlossene Pakte auf jede Schmähung und Schändung des Schöpfers und seiner Geschöpfe wie verrückt aus ist. Alle anderen einfachen Ketzereien jedoch [verwenden] keinerlei stillschweigenden oder ausdrücklichen mit den Dämonen geschlossenen Pakt, wenn sie auch nicht ohne die An-
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[I,2] Zweite Frage
Hexenhammer, 176
stiftung des Säers aller Mißgunst den Irrlehren wegen der Schwierigkeit der zu glaubenden Dinge anhängen. Vielmehr unterscheidet sie sich auch von jeder schädlichen und abergläubischen Kunst darin, daß diese Ketzerei der Zauberer166 von allen Arten der Weissagungen den höchsten Grad der Bosheit besitzt, so daß sie auch, wie schon gesagt, den Namen von »Schlechtes tun«167 oder »schlecht über den Glauben denken«168 erhält. Wohl zu merken ist auch, daß sie unter anderem vier Dinge zur Stärkung ihrer Treulosigkeit zu tun haben: nämlich den christlichen Glauben ganz oder zum Teil mit gotteslästerlicher Zunge abzuleugnen, sich selbst mit Leib und Seele [dem Teufel] zu weihen, die noch ungetauften Kinder dem Bösen selbst darzubringen [und] teuflische Schändlichkeiten durch fleischliche Handlungen mit Inkubi und Sukkubi zu treiben. Ach, wenn doch alles fern von jeder Wahrheit und erdichtet genannt werden könnte und wenigstens die Kirche vor einem so großen Schaden der Ansteckung gefeit bliebe! Doch steht dem leider sowohl die Bestimmung des apostolischen Stuhles durch die Bulle als auch die Erfahrung als Lehrmeisterin der Dinge entgegen, die uns nach deren [der Hexen] eigenen Geständnissen und den begangenen Schandtaten so sicher überzeugt hat, daß wir ohne Gefährdung des eigenen Heils nicht mehr von deren Inquisitionen abste-
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[I,2] Zweite Frage
Hexenhammer, 177
hen können. Deswegen muß von ihrem Ursprung und ihre verderbliche Vermehrung gehandelt werden. Und weil es eine beschwerliche Materie ist, müssen von den Verfassern die Einzelheiten mit größter Sorgfalt so geprüft werden, daß [nur] das anerkannt werden darf, was mit der Vernunft vereinbar und den Überlieferungen der Schrift nicht zuwider befunden wird. Und weil unter allen Handlungen, die zu ihrer Vermehrung dienen, zwei besonders mitwirken, nämlich die mit den Inkubi und Sukkubi und die schändliche Überantwortung der Kinder, werden wir sie besonders behandeln, und zwar so, daß zuerst die Dämonen, zweitens die Zauberer und Hexen und drittens die göttliche Zulassung [11ra] zur Sprache kommen sollen. Und weil die Dämonen durch Verstand und Willen handeln und mehr unter der einen als unter der anderen Konstellation, auf daß der Samen zur Zeugung des Nachwuchses gedeihe, werden die von den Dämonen beachteten Konstellationen untersucht werden müssen. Hauptsächlich wird dreierlei untersucht: erstens ob diese Ketzerei durch die Verbindung zu den Inkubus- und Sukkubus-Dämonen im Erbgang verbreitet werden kann. Zweitens, ob nicht durch die Verbindung zu den Himmelskörpern, die auch Ursachen menschlicher Handlungen sind, ihre Werke bestärkt werden könnten. Drittens, ob nicht durch schändliche Opferungen,
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[I,2] Zweite Frage
Hexenhammer, 177
indem den Dämonen Kinder entboten werden, diese Ketzerei vermehrt wird. Doch werden, weil es der Fortführung der [Untersuchung] über die Werke der Zauberer dient, die Einflüsse der Himmelskörper zwischen der zweiten und dritten die zweite Hauptfrage behandelt werden. Bezüglich des ersten [Punktes] gibt es drei Probleme: ein allgemeines über jene InkubusDämonen, ein anderes, spezielles, von welchen Dämonen derartige Taten ausgeführt werden, ein drittes, ganz spezielles, bezüglich derjenigen Hexen, die sich den Dämonen unterwerfen.
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3.833
[I,3] Dritte Frage des ersten Teils
Hexenhammer, 178
[I,3] Dritte Frage des ersten Teils: Ob es rechtgläubig sei zu behaupten, daß derartige Wirkungen durch Inkubus- und Sukkubus-Dämonen so bewerkstelligt werden, daß auch wirkliche Menschen bei der Vermehrung und Entstehung der Zauberer durch solche Dämonen geschaffen werden169. Zum ersten ist es offenbar nicht rechtgläubig, zu behaupten, daß durch Inkubi und Sukkubi Menschen gezeugt werden könnten. Die Zeugung der Menschen ist von Gott vor dem Sündenfall damit eingerichtet worden, daß er dem Mann zum Beistand eine Frau aus seiner Rippe bildete und ihnen sagte: »Seid fruchtbar und mehret euch«, Gen. 1170. Und wiederum sagte Adam [vom Geiste] erfüllt: »Es werden zwei sein in einem Fleisch«, Gen. 3171 Ähnlich wurde es auch nach dem Sündenfall im Gesetz der Natur zu Noah gesagt: »Seid fruchtbar und mehret euch«, Gen. 9172. Auch zur Zeit des neuen Gesetzes173 wurde diese Verbindung von Christus bestätigt, Matth. 19174: »Habt ihr nicht gelesen, daß der Schöpfer der Menschen sie am Anfang als Mann und Frau geschaffen hat?« Darum dürfen andere Arten, Menschen zu zeugen, nicht anerkannt werden. Wenn es heißt, daß Dämonen nicht nach natürli-
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[I,3] Dritte Frage des ersten Teils
Hexenhammer, 179
chen Prinzipien vorgehen, sondern wie künstliche bei den natürlichen Zeugungen von Menschen mitwirken [11rb], indem sie den Samen empfangen und wieder übertragen, so [ist] dagegen [zu sagen], daß der Teufel dies entweder in jedem Stande, nämlich im ehelichen und außerhalb, oder nur in einem könnte. Im ersteren Fall ist es nicht [möglich], weil dann das Werk des Teufels stärker wäre als das Werk Gottes, der jeden Stand geschaffen und festgefügt hat, nämlich den der Enthaltsamen und den der Eheleute. Auf die zweite Art auch nicht, weil man in der Schrift nirgendwo etwas findet, daß durch den einen Stand und nicht durch den anderen eine derartige Zeugung von Menschen zustande käme. Außerdem ist das Zeugen von Menschen eine Verrichtung des lebendigen Körpers. Aber die Dämonen geben mittels angenommener Körper kein Leben, weil jene [Zeugung], die eben nur der Form nach von der Seele fließt, eine körperliche Aktualisierung ist, welcher nach der Potentialität eines physischen Organs [sein] Leben besitzt, 2 de anima175. Daher können sie durch derartige angenommene Körper die Lebensvorgänge nicht vollbringen. Wenn gesagt werden sollte, daß sie Körper annehmen, nicht um Leben zu schenken, sondern um natürlichen Samen bei sich aufzubewahren und zu übertragen, [so ist] dagegen [zu sagen]: Wie in den Werken
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3.835
[I,3] Dritte Frage des ersten Teils
Hexenhammer, 179
der guten und schlechten Engel nichts überflüssig ist, so auch nichts in den Werken der Natur. Aber wenn ein Dämon durch natürliche Kraft, die jede Kraft des Körpers übersteigt, unsichtbar Samen sammeln und dann gebrauchen könnte, so wird als Grund angeführt, daß er dies nicht unsichtbar tun könnte, oder wenn er es kann, dann wird das andere überflüssig sein. Der Grund wird [noch] untermauert. Denn im Buch de causis176 wird gesagt, daß die Kraft eines Geistwesens unbegrenzt nach unten ist, aber begrenzt nach oben hin. Aber alles Körperliche steht unter den Geistwesen. Daher kann er diese durch die Unbegrenztheit seiner Macht nach Belieben verändern. Aber die Geistwesen sind Engel, gute wie böse, also können sie, ohne daß sie Körper annehmen, einen Austausch bei den Samen vornehmen. Außerdem würde [der Umstand,] den Samen von dem einen zu empfangen und auf den anderen zu übertragen, durch eine lokale Bewegung erfolgen. Aber die Dämonen können die Körper nicht örtlich bewegen. Es wird [wie folgt] bewiesen: Die Seele ist eine geistige Substanz wie auch der Dämon. Aber die Seele kann den Körper nicht örtlich bewegen, wenn er nicht von ihr belebt ist. Daher zeigt sich ein Glied, wenn es abstirbt, unbeweglich. Daher können also auch die Dämonen einen Körper nicht örtlich bewegen, außer wenn er von ihnen belebt ist. [11va] Es ist
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[I,3] Dritte Frage des ersten Teils
Hexenhammer, 180
aber [bereits] gesagt und damit an sich bekannt, daß die Dämonen einen Körper nicht beleben können. Also werden sie auch den Samen nicht örtlich von Ort zu Ort bewegen können. Ferner erfolgt jede Handlung durch Berührung, wie es in 1 de generatione177 heißt. Es scheint aber nicht, daß es irgendeine Berührung des Dämons mit Körpern geben könnte, da er nichts mit ihnen gemein hat. Da nun Samen Einflößen und örtlich Bewegen eine bestimmte Handlung ist, so können Dämonen das offenbar nicht tun. Ferner können die Dämonen Körper nicht bewegen, die ihnen in der Ordnung der Natur näher stehen, wie es die Himmelskörper sind, also auch nicht andere, die weiter entfernt stehen. Das wird bewiesen, weil, da Bewegendes und Bewegtes zusammengehören, 2 Phys.178, folgen würde, daß die Dämonen, wenn sie die Himmelskörper bewegen würden, im Himmel wären, was weder bei uns noch bei den Platonikern als Wahrheit gilt. Aber dagegen [spricht] Augustinus 3 de Trini.179: »Die Dämonen sammeln Samen, die sie zu körperlichen Wirkungen anwenden.« Das kann aber ohne eine örtliche Bewegung nicht geschehen. Also können die Dämonen die von den einen genommenen Samen auf andere übertragen. Ebenso die Glosse des Strabo zu Exod. 7180: »Pharao rief die Weisen etc.« Sie besagt, daß die Dämonen auf der
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[I,3] Dritte Frage des ersten Teils
Hexenhammer, 180
Welt herumstreunen und verschiedene Samen sammeln. Und aus ihrer Anwendung können verschiedene Formen hervorgehen. Man sehe auch die Glosse eben dort über jene Worte »Pharao rief«; ebenso Gen. 6181 über jenes [Wort] »die Söhne Gottes sahen die Töchter der Menschen etc.« Die Glosse sagt zweierlei: Erstens, daß unter den Söhnen Gottes die Söhne Seths verstanden werden und unter den Töchtern der Menschen die Töchter Kains. Zweitens sagt sie, daß es nicht unglaublich sei, daß nicht von Menschen, sondern von Dämonen, die mit Frauen unzüchtig sind, derartige Menschen, d.h. Riesen, erzeugt werden, von denen in der Schrift gesprochen wird: »Riesen, aber waren auf Erden«, weil sich nach der Sintflut nicht nur männliche, sondern auch weibliche Körper von unglaublicher Schönheit fanden. Antwort: Weil es tunlich ist, hinsichtlich der Macht und der Werke des Teufels bezüglich der schadenszauberischen Wirkungen vieles der Kürze halber unerwähnt zu lassen, wird es dem frommen Leser als per se bekannt überlassen. [11vb] Oder, wenn er es erfahren will, so wird er wenigstens in den Schriften des Doktors über 2 senten. dis. 5182 das Einzelne bis ins Kleinste genau erklärt finden. Denn er wird sehen, daß die Dämonen alle ihre Taten durch Vernunft und Willen ausführen, ebenso, daß diese natürlichen Gaben nicht unverändert sind. Aber nach Dionysius 4
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[I,3] Dritte Frage des ersten Teils
Hexenhammer, 181
ca. de divinis nominibus183 bleiben sie unversehrt und edelst bestehen, wiewohl es ihnen nicht möglich ist, sie zum Vorteil der Tugend zu benutzen. Er wird auch finden, daß sie, was die Vernunft anlangt, durch dreifache Schärfe des Wissens Kraft haben, nämlich durch den Scharfsinn ihrer Natur, die Erfahrung der Zeiten und die Eingebung seitens höherer Geister184. Er wird auch finden, worin und wie sie die Eigenschaften und die natürlichen, infolge der Einflüsse der Himmelskörper vorherrschenden Vorstellungen der Menschen erkennen, woraus sie auch schließen, daß einige mehr zur Ausübung von Zaubereien veranlagt sind als die anderen, denen sie auch vor allen anderen zusetzen, solche Dinge auszuführen. Was aber seinen Willen anbetrifft, so wird man finden, daß er [der Teufel] unverrückbar am Bösen haftet, immer zu sündigen: [durch die Sünden] des Hochmutes, der Eifersucht und der höchsten Unzufriedenheit, weil Gott ihn [den Teufel] zu seinem eigenen Ruhm gegen dessen Willen benutzt. Er wird erkennen, wie er aus diesen beiden, nämlich Einsicht und Willen, wundersame Dinge bewirkt, so daß keine Macht auf Erden ist, die mit ihm verglichen werden kann, Iob 41185: »Es gibt keine Macht auf Erden, die mit ihm verglichen werden kann. Er ist geschaffen, daß er niemanden fürchte«, wozu die Glosse186 [hinzu setzt]: »Und mag er auch niemanden fürchten,
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[I,3] Dritte Frage des ersten Teils
Hexenhammer, 182
den Verdiensten der Heiligen ist er dennoch unterworfen.« Er wird auch finden, wie er [der Teufel] unsere Herzensanliegen erkennt; wie er auch die Körper verwandeln kann durch die Unterstützung eines anderen Agens, substanziell und akzidentiell; wie er die Körper örtlich bewegen kann, die äußeren und inneren Sinne zu verwandeln vermag, so daß sie auf etwas Bestimmtes sinnen müssen; wie er den Verstand und den Willen des Menschen verändert, wenn auch nur indirekt. Wenn auch all dies unserer gegenwärtigen Betrachtung dienlich wäre, so wollen wir doch daraus nur ihre Eigenschaften zusammenfassen, um bei der Erörterung der Frage voranzukommen. Ihnen von den Theologen aber beigemessene Eigenschaften sind, daß es unreine Geister sind, wenn auch nicht unrein von Natur, weil [12ra] ihnen nach Dionysius187, entsprechend ihrer geistigen Sünden, wie Stolz, Eifersucht und Zorn, grundlose Wut, unsinnige Begierde, schrankenlose Phantasie innewohnt. Darum sind sie Feinde des Menschengeschlechts, vernünftig im Geiste, doch ohne Auseinandersetzung [nur intuitiv] verstehend, in Nichtsnutzigkeit spitzfindig, begierig zu schaden, immer auf neuen Trug bedacht. Sie verändern die Sinne, verunreinigen die Begierden, stören die Wachenden, lassen die Schlafenden durch Träume nicht zur Ruhe kommen, bringen Krankheiten bei, entfesseln Stürme, verwandeln sich
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[I,3] Dritte Frage des ersten Teils
Hexenhammer, 182
in Engel des Lichts, [und] führen [doch] immer die Hölle mit sich. Seitens der Zauberer verschaffen sie sich die göttliche Verehrung, magische Künste geschehen durch sie, über die Guten begehren sie zu herrschen und bedrängen sie fortwährend nach Kräften, den Auserwählten dienen sie zur Prüfung, sie lauern immer auf das Ende des Menschen. Und mögen sie auch tausend Arten und Künste zu schädigen haben, 16 q. 2188, wie er [der Teufel] ja vom Beginn seines Falles an versucht, die Einheit der Kirche zu spalten, die Nächstenliebe zu kränken, die Süße der Werke der Heiligen mit der Galle des Neides zu vergiften und auf jede Weise das menschliche Geschlecht zu vernichten und Verwirrung zu stiften. Seine Macht ruht [letztlich] doch in den Lenden und im Nabel, Job im Vorletzten189, weil die Menschen durch die Unmäßigkeit des Fleisches oft beherrscht werden. Denn der Sitz der Wollust ist bei den Männern in den Lenden, weil von hier der Samen ausgesondert wird, wie bei den Frauen vom Nabel aus190. Dies wurde zum Verständnis der Frage nach den Inkubus- und Sukkubus-Dämonen vorweggenommen. Danach ist die Behauptung, durch Inkubus- und Sukkubus-Dämonen könnten manchmal Menschen gezeugt werden, so sehr rechtgläubig, daß die Behauptung des Gegenteils nicht bloß den Aussprüchen der Heiligen widerspricht, sondern auch der Überliefe-
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[I,3] Dritte Frage des ersten Teils
Hexenhammer, 183
rung der Heiligen Schrift. Denn Augustinus191 wirft dort jene Frage nicht bezüglich der Zauberer auf, sondern bezüglich der Werke der Dämonen und der Fabeln der Dichter, und er hat [die Beantwortung] im Zweifel gelassen, wenn er sie auch später nach der Heiligen Schrift festlegt. Er sagt nämlich in Buch 3 de civ. dei ca. 2192: »Ob Venus infolge des Beischlafes mit Anchises den Äneas hat gebären können, wollen wir offen lassen. Denn diese Frage wird fast so in der Schrift aufgeworfen, wo gefragt wird, ob die pflichtvergessenen Engel mit den Töchtern der Menschen [12rb] fleischlichen Umgang gehabt haben, worauf damals die Erde von Riesen, d.h. übermäßig großen und starken Männern, erfüllt wurde. Aber in Buch 5, ca. 23193 entscheidet er die Frage mit diesen Worten: »Es ist eine oft gehörte Geschichte, und viele behaupten, es selbst erlebt oder von solchen, die es erfahren haben und über deren Glaubwürdigkeit kein Zweifel besteht, gehört zu haben, daß Waldmenschen und Faune, die die Leute Inkubi nennen, sich den Frauen unzüchtig erzeigt und mit ihnen den Beischlaf angestrebt und ausgeübt hätten; und daß bestimmte Dämonen, welche die Gallier dusii nennen, eifrig diese Schandtat versucht und öfter ausgeübt hätten. Und die Leute, die dies behaupten sind so glaubwürdig, daß es zu leugnen dreist wäre.« Soweit jener [Augustinus].
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[I,3] Dritte Frage des ersten Teils
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Danach entscheidet er [Augustinus] ebenda die zweite Frage, daß nämlich jenes [Wort in] Gen.194 »sahen die Gottessöhne, d.h. Seths, die Töchter der Menschen«, d.h. Kains, nicht nur [auf die] Inkubi [bezogen] verstanden wird, weil es nicht glaubhaft195 sei, daß es Inkubi sind. Darauf [bezieht sich] ebenda eine Glosse, die wie zuvor ausgeführt besagt: »Es ist nicht unglaublich, daß nicht etwa von Menschen, sondern von Engeln oder gewissen Dämonen, die mit Frauen Unzucht treiben, derartige Menschen, d.h. Riesen gezeugt worden sind, wovon in der Schrift die Rede ist: Riesen aber waren auf Erden, die auch nach der Sintflut« etc. wie oben. Eben darauf bezieht sich eine Glosse zu Isaias 13196, wo der Prophet die Verwüstung der Stadt Babylon vorhersagt hatte und daß Ungeheuer in ihr wohnen würden. Es heißt dort: »Es werden sich dort Strauße niederlassen, und Bocksgeister197 springen umher.« Verstehe dort Dämonen an Stelle der Bocksgeister. Die Glosse sagt daher: Bocksgeister sind struppige Waldmenschen, und sie sind incubones oder Satyre198, bestimmte Arten der Dämonen. Und zu Isaias 34199 über jene [Stelle], wo er die Verwüstung des Landes der Idumäer prophezeit, die die Juden verfolgten: »Es wird«, sagt sie, »ein Hort der Drachen und eine Weide der Strauße sein, und Dämonen werden einander begegnen.« Die Interlinear-Glosse200: »d.h. die Ungeheu-
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[I,3] Dritte Frage des ersten Teils
Hexenhammer, 185
er den Dämonen [begegnen] einander gegenseitig.« Und die Glosse des seligen Gregor ebenda: »Diejenigen, die unter anderem Namen als Waldmenschen dargestellt werden, nicht die, welche die Griechen pani, die Römer aber Inkubi nennen.« Auf dasselbe bezieht sich der selige Isidor li. 8 im letzten Kapitel201: Feldgeister, die griechisch paniti, lateinisch Inkubi genannt werden. Inkubi werden sie daher von incubando202, d.h. »Unzucht treiben«, genannt. Denn oft erweisen sie sich auch als unzüchtig mit den Frauen [12va] und führen mit ihnen den Beischlaf aus. Diese Dämonen nennen die Gallier dusii, weil sie beständig dieser Schweinerei obliegen. Den sie aber gewöhnlich Inkubus nennen, den nennen die Römer faunus ficarius203. Mit Bezug auf ihn sagt Horaz204: Faun, Liebkoser der scheuen Nymphen, Durch meine Feldmarken und die sonnigen Felder magst du sanft einher schreiten! Ferner jenes [Wort] des Apostels, 1 Cor. 11205: »Eine Frau muß den Schleier über ihrem Haupt haben, wegen der Engel.« Viele Rechtgläubige legen das, was folgt, mit »wegen der Engel, d.h. der Inkubi« aus. Auf dasselbe bezieht sich Beda in den historiis angelorum206. Ebenso Guilhelmus im Buch de
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[I,3] Dritte Frage des ersten Teils
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universo im letzten Teil, tract. 6207, vielfach. Ferner bestimmt dies der heilige Doktor im ersten Teil, q. 15208 und in der zweiten Schrift dis. 8209 und quodlibet 7 q. 10210 wie auch in super Esaiam capitulis 13 und 34211. Daher ist solches zu leugnen, sagt Thomas, unverständig. Denn das, was vielen [richtig] dünkt, kann doch nicht gänzlich falsch sein, nach dem Philosophen in de somno und vigilia212 am Ende und in 2 ethic.213 Ich schweige von den vielen und authentischen Erzählungen sowohl der Rechtgläubigen wie auch der Heiden, die offen ausgesprochen haben, daß es Inkubi gibt. Der Grund aber, warum sich die Dämonen zu Inkubi oder Sukkubi machen, ist nicht die Verlockung, da Geister nicht Fleisch und Knochen haben, sondern vor allem, daß sie durch das Laster der Wollust die Natur der Menschen beiderseits, nämlich körperlich wie seelisch erregen, damit sich die Menschen so allen Lastern um so willfähriger ausliefern. Es besteht kein Zweifel, daß sie auch wissen, daß unter bestimmten Konstellationen die Samen kräftiger werden. Die Menschen, die unter diesen [Konstellationen] empfangen werden, sind für immer durch Boshaftigkeit verdorben. Nachdem also durch den Höchsten [Gott] viele Laster der Wollust angeführt worden sind, von denen er sein Volk rein haben wollte und in welche die Un-
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[I,3] Dritte Frage des ersten Teils
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gläubigen verstrickt waren, sagt er Levit. 18214: »Ihr sollt euch durch nichts dergleichen verunreinigen. Denn durch all das haben sich die Heiden verunreinigt, die ich vor eurem Angesicht [züchtigen will]. Von diesen ist das Land verunreinigt, und ich will ihre Missetaten verfolgen.« Die Glosse215 sagt über das Wort »Heiden«: Dämonen, sagt sie, die der Menge wegen Heiden des Weltalls genannt werden, alle, die sich an jeglicher Sünde freuen, besonders aber an Hurerei und Götzendienst, weil mit diesen sowohl der Körper als auch die Seele [12vb] befleckt wird und der ganze Mensch, der »Erde«216 heißt. Denn welche Sünde der Mensch auch immer begeht, so geschieht diese [auch] außerhalb des Körpers. Wer aber hurt, der sündigt [sogar] gegen seinen Körper. Wenn jemand die Geschichten über Inkubi und Sukkubi anschauen mag, soll er wie oben Beda in den historiis angelorum nachlesen und Guilhelmus und endlich noch Thomas von Brabant in dem Buch, das de apibus betitelt ist. Zu den Argumenten. Zuerst wird bezüglich der natürlichen Vermehrung, die Gott Mann und Frau gegeben hat, gesagt, daß wie – mit Zulassung Gottes – das Sakrament der Ehe durch das Werk des Teufels durch Zaubereien geschädigt werden kann, wie oben aufgezeigt, so auch und
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um so stärker bei jedem beliebigen anderen fleischlichen Akt zwischen Mann und Frau. Wenn aber gefragt wird, warum es den Teufel mehr beim fleischlichen Akt erlaubt wird, Schadenszauber zu betreiben, als bei anderen menschlichen Akten, so wird gesagt, daß dafür von den doctores mehrere Gründe angeführt werden. Darüber mehr unten in dem Teil217, wo über die göttliche Zulassung diskutiert wird. Für jetzt genügt der Grund, der früher angeführt worden ist, nämlich daß die Macht des Dämons in den Lenden der Menschen liegt; weil unter allen Kämpfen die Streitigkeiten am heftigsten sind, wo ein andauernder Kampf und selten ein Sieg ist. Es gilt auch nicht, daß dann das Werk des Teufels stärker sei als das Werk Gottes, wenn er die von Gott eingesetzten Ehehandlungen schädigen könne: weil er sie nicht aus [eigener] Macht verletzt, sondern im Gegenteil nichts vergiften kann, wenn es nicht von Gott zugelassen wird. Dies demonstriert eher seine Ohnmacht. Zum zweiten ist es wahr, daß Menschen zu zeugen eine Verrichtung des lebenden Körpers ist. Aber wenn gesagt wird, daß die Dämonen kein Leben geben können, weil jenes förmlich aus der Seele fließt, so ist dies auch wahr, aber [nur] deshalb, weil es stofflich vom Samen abgesondert wird und der Dämon als Inkubus ihn mit Zulassung Gottes durch einen Geschlechtsakt beigeben kann, und zwar nicht als von
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[I,3] Dritte Frage des ersten Teils
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ihm selbst abgesondert, sondern durch den dazu genommenen Samen eines Menschen, wie der heilige Doktor sagt im ersten Teil, qu. 51 ar. 3218. Denn derselbe Dämon, der ja bei dem Mann ein Sukkubus ist, wird bei der Frau ein Inkubus, wie sie auch anderen Samen bei der Zeugung anderer Dinge [als Zutat] verwenden [13ra], wie Augustinus 3 de Trini.219, sagt. Wenn man daher fragt, wessen Sohn der so Geborene sei, ist es klar, daß er nicht der Sohn eines Dämons ist, sondern jenes Mannes, dessen Samen empfangen worden ist. Wenn man fest darauf besteht, daß weder in den Werken der Engel noch in denen der Natur etwas überflüssig ist, dann wird das zugegeben. Und wenn eingewandt wird, daß ein Dämon unsichtbar Samen sowohl aufnehmen als auch abgeben kann, so ist es wahr. Doch bewirkt er dies lieber sichtbar als Sukkubus und Inkubus, um durch eine solche Schändlichkeit Leib und Seele bei beiden Menschen zu besudeln, bei Frau und Mann, wie in der gesamten Frage hergeleitet wird. Die Dämonen könnten viele Dinge unsichtbar [ausführen], aber dies wird ihnen nicht erlaubt, auch wenn sie wollten. Es wird ihnen jedoch sichtbar erlaubt, entweder zur Prüfung der Guten oder zur Zurechtweisung der Schlechten. Endlich könnte es geschehen, daß anstelle des einen Dämons ein anderer von ihm
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[I,3] Dritte Frage des ersten Teils
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den Samen empfinge und sich anstelle des anderen Dämon zum Inkubus machte, und zwar aus einem dreifachen Grund: Zum Beispiel, weil ein zu einer Frau geschickter Dämon den Samen von einem anderen Dämon empfangen könnte, der zu einem Mann geschickt wurde; so hätte ein jeder für sich gemäß dem Auftrag, den er vom Fürsten der Dämonen220 erhalten hat, Schadenszauber zu bewirken, da ja einem jeden [Menschen] ein [eigener] Engel zugeteilt wird oder auch [einer] aus der Abteilung der bösen [Engel] wegen der Abscheulichkeit der Handlung, vor der ein einzelner Dämon zurückschreckt – denn in der folgenden Frage wird es ersichtlich werden, daß bestimmte Dämonen durch die Vortrefflichkeit ihrer Natur davor zurückschrecken, bestimmte Handlungen und Schändlichkeiten auszuführen –, oder, daß er unsichtbar anstelle des Samens des Mannes seinen Samen, d.h. den er als Inkubus empfing, sich dazwischenschiebend der Frau einführt. Dieses Dazwischenschieben ist nicht gegen seine Natur oder Kraft, da er sich auch im angenommenen Körper unsichtbar und unfühlbar dazwischenschieben kann, wie es sich oben bezüglich des Jünglings, der sich mit einem Phantom221 verlobt hatte, gezeigt hat. Zum dritten: Wenn gesagt wird, die Kraft eines Engels bezogen auf die niederen222 [Wesenheiten] sei unbegrenzt, so deswegen, weil dessen Kraft von den
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[I,3] Dritte Frage des ersten Teils
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niedrigeren [Kräften] nicht erfaßt werden kann. Sie übersteigt diese [die Kraft der Niedrigeren] vielmehr immer, so daß sie nicht nur auf eine einzige Handlung beschränkt bleibt, und zwar deshalb, weil die höchsten Wesen die größten allgemeinen Kräfte haben. So kann man, weil sie [die Kraft des Engels] unbegrenzt nach unten hin223 ist [13rb], nicht sagen, daß sie jene ohne Unterschied in jede Handlung fortführen könnte, weil dann unbegrenzt nach unten auch [unbegrenzt] nach oben bedeuten würde. Weil schließlich zwischen dem Aktiven und Passiven eine Beziehung bestehen muß und keine Beziehung zwischen einer rein geistigen und [einer rein] körperlichen Substanz bestehen kann, wären deshalb auch die Dämonen zu keiner Handlung fähig, außer durch die Vermittlung eines anderen, aktiven Prinzips. Daher ist es [so], daß sie sich der Samen der Dinge bedienen, um Wirkungen hervorzubringen, nach Augustinus 3 de trini.224 Deswegen geht dieses Argument zurück auf das vorhergehende und wird durch jenes nicht verstärkt, außer wenn jemand eine Erklärung der Behauptung haben wollte, daß Verstandeskräfte unbegrenzte Fähigkeiten nach unten, nicht aber nach oben haben225. Und sie [die Kraft] würde ihm aus der Ordnung der körperlichen Dinge und der Himmelskörper verliehen, die an sich viele und unendliche Folgewirkungen beeinflussen könnten. Dies geschieht
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[I,3] Dritte Frage des ersten Teils
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aber wegen der Schwäche der niedrigeren [Kräfte] nicht. Unsere Schlußfolgerung lautet: Mögen die Dämonen auch, ohne Körper[gestalten] anzunehmen226, einen Austausch der Samen vollbringen können, so beweist dies nichts gegen das, was hier von den Inkubi und Sukkubi behauptet wird: daß sie ihre Handlungen nur in angenommenen Körpern ausführen können, nach dem, was oben gesagt worden ist. Zum vierten, daß Dämonen die Körper nicht örtlich bewegen können, also auch den Samen nicht etc.; und zwar wird es dort durch eine Ähnlichkeit mit der Seele bewiesen. Darüber ist zu sagen, daß es eines ist, von der eigentlichen geistigen Substanz eines Engels oder Dämons und ein anderes, von der eigentlichen Seele zu sprechen. Denn daß die Seele einen Körper nicht örtlich bewegen kann, wenn er nicht von ihr belebt ist oder durch die Berührung des von ihr beseelten Körpers mit einem anderen nicht belebten Körper [bewegt wird], ist deshalb [so], weil sie den untersten Rang in der Ordnung der geistigen Substanzen einnimmt. Daher kommt es auch, daß auch jener Körper, der durch Berührung bewegen soll, verhältnismäßig sein muß. Nicht so ist es hingegen bei den Dämonen, deren Kraft die körperliche Kraft durchaus übertrifft. Zum fünften ist zu sagen, daß die Berührung des Dämons mit dem Körper des Samens oder irgendeines
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[I,3] Dritte Frage des ersten Teils
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anderen [Körpers] kein körperlicher, sondern ein vergeistigter Kontakt ist. Und er geschieht nach dem Verhältnis, das dem Bewegenden wie dem Bewegten entspricht, so daß jener Körper, der bewegt wird, nicht das Maß [13va] der Kraft des Dämons übersteigt, wie es die Himmelskörper und auch die ganze Welt oder die Elemente der Welt tun. Und warum jene [seine Kräfte] übersteigen, können wir mit dem heiligen Thomas in questionibus de malo q. 10 de damonibus227 beantworten: Dies erfolgt entweder wegen der Beschaffenheit der Natur oder wegen der Verdammung der Schuld. Es besteht nämlich eine Ordnung der Dinge, gleichsam nach ihrer eigenen Natur, so auch nach ihrer Bewegung; und wie die höheren Himmelskörper von höheren geistigen Substanzen, wie es die guten Engel sind, bewegt werden, so können die niederen Körper von niederen geistigen Substanzen wie den Dämonen bewegt werden. Und wenn ihnen dies kraft der natürlichen Beschaffenheit zukommt – womit nach der philosophischen Ansicht die Dämonen nicht zu jenen höheren Engeln gehörten, sondern zu den von Gott dieser irdischen Ordnung vorgesetzten, oder auch wenn ihnen dies nach Ansicht der Theologen zur Strafe für die Sünde zukommt –, dann können sie, von den himmlischen Sitzen gleichsam zur Strafe in diese Luftschicht verstoßen, weder diese selbst noch die Erde bewegen.
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Dieses wurde wegen zweier Argumente228 angefügt, die stillschweigend entkräftet werden, daß sie nämlich auch die Gestirne bewegen könnten, wenn sie die Körper örtlich bewegen könnten, weil sie ihnen näher sind, wie auch das letzte Argument vorgibt. Nach der ersteren Ansicht gilt dies nämlich nicht, weil jene Körper das Maß ihrer Kraft überschreiten, nach der zweiten wiederum könnten sie sie wegen der Strafe für die Sünde nicht bewegen. Es gehört auch zum Argument, wenn jemand einwenden sollte, es sei dieselbe Bewegung des Ganzen oder [auch nur] eines Teils, wie der Erde und der Scholle, in 3 Phisico229. Wenn also die Dämonen einen Teil der Erde bewegen könnten, so könnten sie auch die [ganze] Erde bewegen. Das gilt nicht, wie bei der Betrachtung des Unterschieds einleuchtet. Aber Samen von Dingen zu sammeln und ihn zu bestimmten Verrichtungen zu gebrauchen, übersteigt selbstverständlich nicht ihre natürliche Kraft, wenn Gott es zuläßt. Insgesamt kann geschlossen werden, daß, unbeschadet einiger Stimmen, die Dämonen in den angenommenen Körpern keinesfalls zeugen können und daß mit den Söhnen Gottes die Söhne Seths und nicht die Engel, Inkubi, wie auch mit den Töchtern der Menschen, [13vb] die vom dem Stamm Kains abstammen, gemeint sind. Weil jedoch von vielen, wie gezeigt, das Gegenteil behauptet wird, und das, was
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vielen zutreffend scheint, nicht gänzlich falsch sein kann, nach dem Philosophen in 7 eth.230 und am Ende in de somno et vigilia231, auch weil in den modernen Zeiten Taten und Worte von Hexen bezeugt werden, die wahrhaftig und wirklich solches ausübten, so sagen wir dreierlei: Erstens, daß durch solche Dämonen die schmutzigsten fleischlichen Handlungen nicht der Lust wegen verübt werden, sondern zur Befleckung von Seele und Leib derer, die darauf und darunter liegen. Zweitens, daß eine vollkommene Empfängnis und Zeugung von den Frauen dadurch ausgeführt werden kann, daß sie den menschlichen Samen an den gehörigen Ort des Frauenleibes an die dort schon vorher vorhandene entsprechende Materie bringen können, wie sie in ähnlicher Weise auch den Samen anderer Dinge sammeln können, um irgendwelche Taten auszuführen. Drittens, daß den Dämonen bei einer solchen Zeugung nur die lokale Bewegung überantwortet ist, aber nicht die Zeugung selbst, deren Ursprung nicht in der Kraft des Dämons oder des von ihm angenommenen Körpers liegt, sondern in der Kraft jenes [Menschen], dessen Samen es war. Daher ist es auch nicht das Erzeugnis des Dämons, sondern das Kind eines Menschen. Und somit erklärt sich auch die Antwort auf die Argumente, wenn jemand behaupten wollte, daß die Dämonen aus zwei [Gründen] nicht zeugen könnten: er-
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stens, weil die Zeugung durch die Formkraft vollzogen werde, die in dem aus einem lebenden Körper abgesonderten Samen liege. Und weil nun der vom Dämon angenommene Körper kein solcher sei, deshalb etc. Die Antwort ist klar, weil ein Dämon durch die Kraft des Samens die Form an den gehörigen Ort legt etc. Zweitens, wenn gesagt werden sollte, daß der Samen nur so lange Zeugungskraft habe, wie die Wärme der Seele in ihm festgehalten werde, welche aber dennoch entweichen müsse, weil [der Samen] über ein große Strecke herbeigebracht werde, so lautet die Antwort, daß die Dämonen ihn irgendwo aufbewahren können zur Konservierung des Samens, so daß die Lebenswärme nicht erkalten kann. Oder auch, daß er nicht so leicht erkalten kann, weil sie sich wegen der Herrschaft des Bewegenden über das Bewegte blitzschnell bewegen können.
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[I,4] Vierte Frage
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[I,4] Vierte Frage: Von welchen Dämonen solches verübt wird232 [14ra] Ob es rechtgläubig sei, zu behaupten, daß die Wirkmacht der Inkubus- und Sukkubus-Dämonen allen unreinen Geistern ohne Unterschied und gleichermaßen zukomme? Und es scheint [wirklich] so, weil die Behauptung des Gegenteils eine regelrechte Ordnung unter ihnen befürworten würde. Es wird bewiesen: Wie zur Grundlage des Guten Maß und Ordnung gehört, Augustinus im Buch de natura boni233, so gehört zur Grundlage des Bösen Unordnung. Aber bei den guten Engeln ist nichts ohne Ordnung, also kann bei den bösen nichts geordnet sein. Deshalb haben sie ohne Unterschied solche Handlungen vorzunehmen. Daher auch jenes [Wort]: »Wo keine Ordnung, sondern ewiges Entsetzen im Land herrscht, nämlich des Elends und der Finsternis«, Iob 10234. Außerdem, wenn nicht alle ohne Unterschied diese Handlungen vollbringen, so geschieht das entweder wegen ihrer Natur oder wegen der Schuld oder der Strafe. Nicht wegen der Natur, weil nach der Sünde alle ohne Unterschied, wie in der vorigen Frage bemerkt, ihrer Natur nach unreine Geister sind, wenn auch nicht unrein bezüglich der Minderung ihrer na-
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[I,4] Vierte Frage
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türlichen Eigenschaften. In der Nichtsnutzigkeit spitzfindig, begierig zu schaden, schwellend vor Stolz, etc. Also kommt nur ihre Schuld und Strafe in Betracht. Dann [heißt es] so: Je größer die Schuld ist, desto härter ist [auch] die Strafe, aber die höheren Engel haben schlimmer gesündigt, darum müssen sich zur Strafe mehr mit diesem Schmutz abgeben. Wenn dies nicht so ist, wird ein anderer Grund angegeben werden, warum sie nicht [alle] unterschiedslos jene Handlungen verüben. Ferner: wo keine Unterordnung ist und [kein] Gehorsam, dort handeln alle gleich; aber bei den Dämonen gibt es weder Unterwürfigkeit noch Gehorsam. Es wird bewiesen: weil jene Eigenschaften nicht ohne Eintracht beibehalten werden können, es aber bei den Dämonen keine Eintracht gibt, Prover. 13235: »Unter den Hochmütigen ist immer Streit.« Ferner: wie gleichermaßen alle wegen der Schuld nach dem Tag des Gerichts in die Hölle gestoßen werden, so werden sie auch vor jener Zeit in der dunstigen Luft um ihrer Tätigkeit willen festgehalten. Man liest nicht, daß Ungleichheit bezüglich der Verstoßung besteht, also auch keine Ungleichheit bezüglich der Obliegenheit und der Versuchung. Aber dagegen [spricht] Glosse zu 1 Cor. 15236: Solange die Welt besteht, sind Engel Engeln, Menschen Menschen, Dämonen Dämonen vorgesetzt.
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[I,4] Vierte Frage
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Desgleichen wird in Iob 40237 von den Schuppen [14rb] Leviathans gesprochen, womit die Glieder des Teufels bezeichnet werden, daß eine an der anderen hängt: also herrscht unter ihnen Verschiedenheit sowohl der Ordnung wie des Tuns. Nebenbei bemerkt ist fraglich, ob die Dämonen an der Ausführung ihrer Schandtaten bisweilen von guten Engeln gehindert werden oder nicht? Und man muß das bejahen, weil den Mächten, die Engel genannt werden, die [ihnen] entgegengesetzten Kräfte Untertan sind, wie Gregor238 sagt und Augustinus 3 de trini.239: Der [rationale] Geist, der vom Leben Abtrünnige und Sünder, wird gelenkt durch den vernünftigen, frommen und gerechten Geist des Lebens; und wie jene Geschöpfe, die vollkommener und Gott näher sind, auf andere Einfluß haben, deswegen, weil die ganze Ordnung des Vorrangs zunächst und ursprünglich von Gott kommt und die Geschöpfe je nach ihrer Nähe [daran] teilhaben. So haben auch die guten Engel, die Gott am nächsten sind, wegen des Genusses an ihm, dessen die Dämonen entbehren, den Vorzug vor den Dämonen selbst, und diese werden von jenen regiert. Wenn man behauptet, die Dämonen begingen durch die vorgenannten Mittel viele böse Taten; sie würden also entweder nicht gehindert, weil sie den guten Engeln, die sie hindern könnten, nicht untertan
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[I,4] Vierte Frage
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sind; oder, falls sie ihnen untertan sind, dann gereicht das, was durch Untergebene schlecht verrichtet wird, den Beaufsichtigenden offenbar zur Nachlässigkeit: bei den guten Engeln liegt also offenbar eine Nachlässigkeit vor. Darauf wird geantwortet, daß die heiligen Engel Diener der göttlichen Wahrheit sind. Wie also die göttliche Wahrheit erlaubt, daß wegen des Guten, das sie aus ihnen [den Bösen] hervorlockt, irgend etwas Böses durch böse Engel oder Menschen geschieht, so hindern auch die guten Engel nicht völlig die bösen Engel oder Menschen [daran] zu schaden. Antwort: es ist rechtgläubig zu behaupten, unter den Dämonen herrsche eine gewisse Ordnung der inneren und äußeren Handlungen, ja sogar mit einem bestimmten Vorrang. Daher werden auch bestimmte Unflätigkeiten von niederen [Geistern] ausgeführt, von denen die höheren wegen des Vorzugs ihrer Natur ausgenommen sind. Und dies wird zuerst im allgemeinen erklärt aus der dreifachen Übereinstimmung, wonach dieses mit deren Natur, der göttlichen Weisheit und der eigenen Mangelhaftigkeit übereinstimmt. Zuerst also im besonderen von der Natur her. Denn es steht fest, daß von Beginn der Schöpfung an immer einige von Natur aus erhabener als die anderen gewesen sind, da sie in der Art [14va] voneinander verschieden sind. Und es gibt nach allgemeiner Meinung nicht zwei Engel von ein und derselben Art. Damit
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[I,4] Vierte Frage
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stimmen auch die Aussagen der Philosophen überein, und auch Dionysius stellt im 10. ca. celestis ierarchie240 fest, in ein und derselben Ordnung seien erste, mittlere und letzte – dem man auch notwendigerweise beipflichten muß – sowohl wegen ihrer Unstofflichkeit als auch wegen [ihrer] Unkörperlichkeit. Wer will, möge die Worte des Doktors nachlesen, in 2 di. 2241. Und weil die Sünde die Natur nicht aufhebt und die Dämonen nach dem Sturz die natürlichen Gaben nicht verloren haben, wie oben bemerkt wurde, und die Verrichtungen der Dinge ihren natürlichen Beschaffenheiten folgen, sind sie daher, wie in der Natur, so auch in den Verrichtungen verschieden und vielfältig. Dies stimmt auch überein mit der göttlichen Weisheit, daß ihre Dinge geordnet seien. Ro. 13242: »Die Dinge, die von Gott sind, sind geordnet.« Und weil die Dämonen von Gott abgesandt worden sind, um die Menschen heimzusuchen und die Verdammten zu strafen, deshalb sind sie in ihren Prüfungen der Menschen, äußerlich verschieden und mannigfaltig. Es stimmt auch mit ihrer eigenen Bosheit überein. Denn weil sie dem Menschengeschlecht feind sind, glauben sie den Menschen, wenn sie in geordneter Weise gegen sie vorgehen, um so mehr schaden zu können, und das tun sie ja auch. Daher steht fest, daß sie nicht [alle] gleichermaßen jene ruchlosesten Schweinereien begehen, was durch folgende Begrün-
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[I,4] Vierte Frage
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dung nur noch weiter bewiesen wird: Da nämlich, wie gesagt, die Handlung aus der Natur der Sache folgt, ordnen sich dementsprechend auch die Handlungsweisen aller derjenigen unter, deren Naturen einander untergeordnet sind, wie es bei den körperlichen Dingen offensichtlich ist. Weil nämlich die niederen Körper der natürlichen Ordnung nach unter den Himmelskörpern stehen, so sind auch ihre Handlungen und Bewegungen den Handlungen und Bewegungen der Himmelskörper untergeordnet. Und weil, wie gesagt, die Dämonen untereinander der natürlichen Ordnung nach verschieden sind, sind sie es auch in ihren natürlichen Verrichtungen, den inneren wie den äußeren, besonders in der Ausführung solcher Schweinereien. Daher wird geschlossen, daß solche Schandtaten meistens im Widerspruch zur Erhabenheit der Engelsnatur verübt werden, da sie auch bei den menschlichen Verrichtungen zu den niedrigsten und scheußlichsten an sich erachtet werden, soweit sie sich nicht auf die natürliche [eheliche] Pflicht und die Fortpflanzung ausrichten. Endlich, da einige [der Engel], wie man glaubt, aus jeder [Engels]ordnung abgestürzt sind, so ist es nicht unvereinbar zu behaupten, daß jene Dämonen, die von der unteren Schar, und zum anderen [14vb] jene, die als Untergeordnete in ihr sind, von den anderen zu diesen Schandtaten abgestellt werden und sich darauf
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[I,4] Vierte Frage
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einlassen. Auch das ist zu merken, daß, auch wenn die [Heilige] Schrift von Inkubi und Sukkubi, welche die Frauen belästigen, spricht, man doch von den widernatürlichen Lastern, was für welche es auch seien, nirgends liest, sie [die Dämonen] hätten sich bei der Ausführung bereitwillig zu Inkubi und Sukkubi gemacht. [Das gilt] weder für die sodomitischen [Sünden] noch für irgendein anderes Laster außerhalb des [dazu] bestimmten Gefäßes [der Vagina243]. Darin wird am deutlichsten die Ungeheuerlichkeit jener Sünden aufgezeigt, da [sogar] alle Dämonen, welchen Ranges auch immer, jene auszuführen zurückscheuen und [sie] für erbärmlich halten. Dies scheint auch die Glosse zu Ezechiel 19244 zu vertreten, wo gesagt wird: »Ich werde dich in die Hand der Palästiner geben, d.h. der Dämonen, [und] sogar die erröten über deinen frevelhaften Lebensweg«, wobei sie [darunter] das Laster wider die Natur versteht. Und dem Hinsehenden ist klar, daß man bezüglich der Dämonen die Autorität [der Glosse zur Bibel] so verstehen muß. Denn keine Sünde hat Gott so häufig durch den schrecklichen Tod vieler gerächt. Es sagen auch einige, und es wird wirklich geglaubt, daß keiner von einem solchem Laster, nachdem er die Zeit des sterblichen Lebens Christi, die sich auf 33 Jahre beläuft, mit diesen Verbrechen zu-
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gebracht hat, erlöst werden konnte, außer durch die besondere Gnade des Erlösers. Das ist dadurch offenbar, daß man oft Achtzig- oder Hundertjährige in dieses Verbrechen verstrickt findet, denen die Lebenszeit Christi [aber] eine Lehrzeit züchtigen Lebens war. Und auch wenn jemand diesen verachtet, wird er sich deshalb kaum jemals ohne größte Schwierigkeit dieses Verbrechens enthalten. Daß aber unter ihnen auch eine Ordnung bezüglich der äußeren Verpflichtungen zu Anfechtungen bestehe, das zeigen ihre Namen. Denn mag auch ein und derselbe Name, nämlich diabolus245, in der Schrift vieles zum Ausdruck bringen, und zwar wegen verschiedener Besonderheiten, so wird doch in der Schrift überliefert, daß diesen unsauberen Werken und [bestimmten] anderen Lastern [nur] einer vorstehe. Es ist nämlich in Schrift und Rede üblich, jeden beliebigen unreinen Geist diabolus zu nennen, von dya, d.h. duo246 und bolus247, d.h. morsellus248, weil er zweierlei tötet, nämlich Leib und Seele. Und auch wenn es nach der Etymologie249 griechisch mit »der im Gefängnis eingeschlossene Teufel« übersetzt wird, stimmt das auch damit überein, denn es wird ihm nicht erlaubt zu schaden, so viel er möchte. Oder diabolus gleich [15ra] defluens250, weil er herabgesunken, d.h. gestürzt ist, der Art nach und dem Orte nach. Man nennt ihn auch Dämon, d.h. blutrünstig
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oder blutbefleckt, von den Sünden nämlich, nach denen er dürstet und für die er durch ein dreifaches Wissen sorgt, wodurch er stark ist: nämlich durch den Scharfsinn der Natur, die Erfahrung des Alters und die Eingebung der guten Geister251. Er wird auch Belial genannt, was übersetzt wird mit »ohne Joch« oder »ohne Herrn«, weil er nach Kräften gegen den ankämpft, dem er untertan sein müßte. Er wird auch Beelzebub genannt, welches übersetzt wird mit »Herr der Fliegen«, d.h. der sündigen Seelen, die ihren wahren Bräutigam Christus verlassen haben. Ebenso heißt er Satanas, d.h. »Feind«. Daher 1 Petrus 2252: »Euer Feind, der Teufel geht um« etc. Auch Behemoth, d.h. Bestie, weil er die Menschen zu wilden Tieren macht. Der eigentliche Dämon aber der Hurerei und der Fürst jener Schändlichkeit heißt Asmodeus, was übersetzt wird als »Errichtung des Gerichts«, weil wegen eines derartigen Lasters über Sodom und noch vier andere Städte ein furchtbares Strafgericht erging. Gleichfalls wird auch der Dämon des Hochmutes Leviathan genannt, was übersetzt wird mit »Zugabe«, weil Luzifer die ersten Eltern dem Hochmut aussetzte und ihnen die Verleihung der Göttlichkeit versprach. Über ihn [spricht] auch der Herr durch Esaia253: »ich werde heimsuchen durch Leviathan, die alte gewundene Schlange.« Und der Dämon des Geizes und der Reichtümer wird Mammon genannt, von dem auch
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[I,4] Vierte Frage
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Christus im Evangelium gesprochen hat, Mat. 6254: »Ihr könnt nicht Gott dienen« etc. Zu den Argumenten: Zum ersten, daß das Gute ohne das Schlechte gefunden werden kann, aber das Schlechte niemals ohne das Gute, ist gegründet auf die Schöpfung, die in sich gut ist. Und deshalb sind die Dämonen, insofern sie eine gute Natur haben, geordnet in ihrer Natur und in ihren Verrichtungen. Zu jenem [Wort bei] Iob 10255 kann gesagt werden, daß die Dämonen, die zur Prüfung bestellt sind, nicht in der Hölle, sondern in der dunstigen Luft sind. Daher haben sie hier untereinander eine Ordnung, die sie dann in der Hölle nicht haben werden. Oder man kann auch sagen, daß auch schon bezüglich der [Erlangung der] Seligkeit alle Ordnung in ihnen aufhört, wenn sie unwiderruflich aus einer solchen Ordnung gefallen sind. Ebenfalls kann gesagt werden, daß sie auch in der Hölle eine Machtordnung untereinander haben und eine solche in der Zufügung von Strafen, insofern [15rb] einige zur Bedrängnis der Seelen bestimmt sind, und andere nicht. Aber diese Ordnung wird mehr von Gott sein als von ihnen selbst, wie auch ihre [eigenen] Qualen. Wenn drittens256 gesagt wird, daß die höheren Dämonen, weil sie schlimmer gefehlt haben, härter bestraft werden und sie auch die bewußten schändlichen Handlungen in höherem Ausmaß vollziehen
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[I,4] Vierte Frage
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müssen, so wird geantwortet, daß das Maß der Schuld durch die Strafe bestimmt wird und nicht durch einen Akt oder einen Vollzug der Natur. Daher gehen sie den bewußten Schändlichkeiten aus dem Wege, weil ihre Natur vorzüglicher ist und nicht etwa wegen ihrer Schuld oder Strafe. Und mögen sie alle unreine und auf Schädigung begierige Geister sein, so doch einer mehr als der andere, je nachdem, ob eine vorzüglichere Natur verdunkelt ist. Zum vierten257 wird gesagt, daß unter den Dämonen Eintracht in der Bosheit, nicht in der Freundschaft herrscht, weswegen sie die Menschen hassen und nach Kräften Gottes Gerechtigkeit bekämpfen. Denn eine solche Eintracht findet man unter den Gottlosen, so daß sie sich denen zur Vollbringung der eigenen Schlechtigkeit anschließen und sich denen unterwerfen, die sie für mächtiger halten. Zum fünften258: mag allen gleichermaßen die Einweisung in den Kerker schon in der Luft und danach in der Hölle zuerkannt sein, so sind doch deswegen ihre natürlichen Gaben in ihnen nicht gleichmäßig und zu gleichen Strafen und gleichen Diensten zugeteilt. Vielmehr, je vortrefflicher sie nach der Natur und je tüchtiger sie in der Diensterfüllung sind, einer um so schwereren Marter sind sie auch unterworfen. Daher Sap. 6259: »Die Mächtigen werden mächtig Martern erleiden.«
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3.866 [I,5] Es stellt sich also die Frage über die Einflüsse Hexenhammer, 200
[I,5] Es stellt sich also die Frage über die Einflüsse der Himmelskörper, in der drei andere Irrtümer widerlegt werden. Und es ist die fünfte der Reihenfolge nach. Aber zur weiteren Erklärung des Vorhergehenden ist auch jedweden vorgebrachten Einwänden zu begegnen. Es wird bei den Werken der Zauberer nach fünferlei Ursachen gefragt, wobei vier von ihnen zurückgewiesen werden, wonach sie keinen Einfluß haben können. Die fünfte aber wird erschlossen, nämlich die auf Erkenntnis beruhende Kraft, aus der sie zu fließen haben, die zwar ihrer Natur nach gut sein mag, dem Willen nach jedoch schlecht ist. Vier Ursachen aber werden zurückgewiesen gegen jene, die entweder [die Existenz der] Hexen oder ihre Werke leugnen; und zwar sind es die Einflüsse der Himmelskörper, das die Triebkräfte Bewegende jener Körper und Bahnen, die wachsende Bosheit der Menschen und die Wirksamkeit von [Zauber]bildern, Zauberzeichen und Zauberformeln. [15va] Ob es in jeder Hinsicht für rechtgläubig befunden werden kann, daß der Ursprung und die Vermehrung der Werke der Zauberer aus den Einflüssen der Himmelskörper oder der überhand nehmenden Schlechtigkeit der Menschen und nicht aus den
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3.867 [I,5] Es stellt sich also die Frage über die Einflüsse Hexenhammer, 201
Schändlichkeiten der Inkubus- und Sukkubus-Dämonen hervorgegangen ist. Scheinbar [geschieht dies] aus der eigenen Bosheit. Denn Augustinus sagt in li. 83260, daß der Grund für die Verworfenheit des Menschen auf seinen Willen zurückgeht, mag dieser nun mit oder ohne Verführung verderbt worden sein. Aber der Zauberer wird verdorben durch die Sünde, also ist die Ursache jener [Verderbtheit] nicht der Teufel, sondern der menschliche Wille. Von demselben [Problem] spricht er [Augustinus] in de li. ar.261, daß jeder der Grund seiner Bosheit ist, was auch einsichtig bewiesen wird. Die Sünde des Menschen geht aus dem freien Willen hervor, aber der Teufel kann den freien Willen nicht steuern, denn das würde der Freiheit widersprechen. Also kann der Teufel nicht die Ursache [jener Sünde] sein, und auch nicht die jeder anderen Sünde. Außerdem heißt es in li. de ecclesiasticis dogmatibus262: »Nicht alle unsere schlechten Gedanken werden vom Teufel hervorgerufen, sondern sie erheben sich oftmals aus einer Regung unseres Willens.« Endlich wird bewiesen, daß sie [die Werke der Zauberer] durch die Einflüsse der Himmelskörper entstehen können, nicht durch die Dämonen. Wie jede Vielfalt zurückgeht auf ein einziges Prinzip, so alles Vielgestaltige auf etwas einfaches. Aber die Handlungen der Menschen sind verschieden und vielgestaltig,
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3.868 [I,5] Es stellt sich also die Frage über die Einflüsse Hexenhammer, 201
sowohl hinsichtlich der Laster wie [auch] der Tugenden. Also werden sie offenbar auf einförmig bewegte oder bewegende Prinzipien zurückgeführt. Aber dies kann nur aus einförmigen Bewegungen der Himmelskörper gefolgert werden. Also sind jene Körper die Ursachen solcher Handlungen. Ferner: Wenn die Himmelskörper nicht die Ursachen der Handlungen der Menschen, was Tugenden und Laster anlangt, wären, so würden die Astrologen nicht so häufig die Wahrheit über den Ausgang von Kriegen und anderen menschlichen Unternehmungen voraussagen. Sie [die Himmelskörper] sind also in irgendeiner Hinsicht die Ursache. Außerdem werden die Himmelskörper nach allen Theologen und Philosophen von geistigen Substanzen bewegt. Aber jene Geister sind erhabener als unsere Seelen wie auch die Himmelskörper [erhabener sind] als unsere Körper. Daher haben beide gleichermaßen auf die Seele und den Körper des Menschen zur Verursachung irgendwelcher menschlicher Handlungen einzuwirken. Ferner können die Himmelskörper die Dämonen an sich zur Hervorrufung von Schadenszauber beeinflussen, [15vb] also um so mehr die Menschen selbst. Die Annahme wird durch drei Dinge bewiesen. Denn gewisse Menschen, die man Mondsüchtige nennt, werden von den Dämonen zu der einen Zeit mehr ge-
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3.869 [I,5] Es stellt sich also die Frage über die Einflüsse Hexenhammer, 202
plagt als zu einer anderen, was sie nicht tun würden – sondern vielmehr würden sie sie zu jeder Zeit belästigen –, wenn nicht die Dämonen selbst bei bestimmten Monderscheinungen zu derlei Verursachung angeregt würden. Auch wird es durch die Nigromantiker bewiesen, die bestimmte Konstellationen [der Gestirne] zur Beschwörung der Dämonen beobachten, was sie nicht täten, wenn sie nicht wüßten, daß jene Dämonen den Himmelskörpern unterworfen sind. Es wird auch dadurch bewiesen, daß die Dämonen nach Augustinus in 10 de civ. dei263 durch niedere Körper ferngehalten werden, wie Kräuter, Steine, Tiere und bestimmte Laute und Stimmen und Zeichen. Da aber die Himmelskörper mächtiger sind als die niederen Körper, sind diese [die Dämonen] mehr den Bewegungen der Himmelskörper [unterworfen]. Und [noch mehr] sind die Zauberer [diesen] unterworfen, so daß ihre Werke durch die Einflüsse jener Körper und nicht durch den Beistand der bösen Geister geschehen. Das Argument wird verstärkt durch 1 Regum c. 16264, wo Saul, der vom Dämon gequält wurde, Erleichterung fand, so oft David vor ihm die Harfe spielte, wodurch dann der böse Geist zurückwich. Aber dagegen: Es ist unmöglich, eine Wirkung ohne ihre Ursache herbeizuführen. Aber die Werke der Zauberer sind so beschaffen, daß sie nicht ohne
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3.870 [I,5] Es stellt sich also die Frage über die Einflüsse Hexenhammer, 203
das Werk der Dämonen geschehen können. Dies ist aus der Beschreibung der Werke der Zauberer ersichtlich, aus Isidor li. 8 ethimol.265: »Übeltäter266 heißen sie wegen der Ungeheuerlichkeit ihrer üblen Taten. Diese erschüttern nämlich die Elemente, verwirren die Geister der Menschen und vernichten ohne einen Tropfen Gift, bloß durch die Macht der Zaubersprüche die Seelen« etc. Derartige Taten aber können nicht durch die Einflüsse der Himmelskörper unter Vermittlung eines Menschen verursacht werden. Außerdem der Philosoph in ethi.267: »Es ist schwierig zu sagen, was der Ursprung der Vorgänge in der Seele sei.« Und er zeigt, daß es etwas von außen Kommendes sein müsse. Alles nämlich, das von Neuem beginnt, hat irgendeine Ursache. Es beginnt nämlich ein Mensch zu handeln, weil er es will. Er beginnt aber zu wollen, weil er vorher überlegt. Wenn er aber vorher aufgrund eines [16ra] vorhergehenden Plans überlegt, so muß man entweder ins Unendliche vorgehen oder irgendeinen äußeren Ursprung setzen, der den Menschen erstmalig zum Überlegen bringt, es sei denn, man würde sagen, dies geschehe durch das Schicksal. Daraus würde folgen, daß alle menschlichen Handlungen schicksalhaft seien, was absurd ist. Er sagt also, daß der Ursprung bei den Guten für das Gute Gott sei, der nicht die Ursache zur Sünde ist. In den bösen Taten aber, wenn ein Mensch
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3.871 [I,5] Es stellt sich also die Frage über die Einflüsse Hexenhammer, 203
anfängt, handeln zu wollen und zum Sündigen hinneigt, muß die Ursache dessen eine äußere sein. Und es kann keine andere sein als der Teufel, besonders bei den Zauberern und Hexen, wie oben aufgezeigt wurde, weil ein Himmelskörper nicht auf solche Handlungen einwirken kann. Also ist die Wahrheit deutlich. Außerdem, wessen Macht das Bewegende unterworfen ist, dessen Macht ist auch die Bewegung unterworfen, weil diese vom Bewegenden ausgelöst wird. Das Bewegende des Willens ist etwas durch den Sinn oder den Verstand Erfaßtes, die beide der Macht des Teufels unterliegen. Denn Augustinus sagt in li. 83 q. 2268. »Dieses Übel, welches vom Teufel herrührt, schleicht sich ein durch alle Sinnesöffnungen, stellt sich dar in Figuren, paßt sich den Farben an, haftet den Tönen an, liegt verborgen im Zorn und in trügerischer Rede, birgt sich in Gerüchen, fließt in den Geschmack ein und vernebelt alle Bahnen des Verstandes.« Also liegt es offenbar in der Macht des Teufels, den Willen zu bewegen, der unmittelbar die Ursache der Sünde ist. Ferner: Alles, was noch unbestimmt ist, bedarf eines Bestimmenden, um in eine Handlung zu münden. Aber der freie Willen des Menschen neigt zu beidem, nämlich zum Guten wie zum Bösen. Dazu also, daß er zur Ausführung der Sünde schreite, ist es
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3.872 [I,5] Es stellt sich also die Frage über die Einflüsse Hexenhammer, 204
nötig, daß er von etwas zum Bösen bestimmt werde. Am meisten aber scheint dies durch den Teufel zu erfolgen, besonders in den Werken der Zauberer, da sein Wille zum Bösen bestimmt ist. Daher scheint es, daß der böse Wille des Teufels die Ursache des bösen Willens ist, besonders bei den Zauberern und Hexen. Und diese Ursache kann noch dadurch verstärkt werden, daß, wie ein guter Engel zum Guten neigt, so ein böser Engel zum Bösen. Nun führt jener die Menschen zum Guten, also dieser zum Bösen. Es ist nämlich, sagt Dionysius269, das Gesetz der Gottheit unverrückbar gefügt, auf daß das Niedrigste von den Höchsten vollbracht werde. Antwort: Weil die Frage nach dem Ursprung der Werke der Zauberer auf [16rb] den Einfluß der Gestirne des Himmels gegründet wird, so wird durch Zurückweisung der drei Irrlehren, die dies annehmen wollen, nämlich der [Irrlehren] der planetarii270, der genetaliaci271 und der Schicksalsdeuter, gezeigt, daß dies nicht möglich ist. Zum ersten: Wenn man fragt, ob durch den Eindruck der Sterne auf die Menschen das Laster der Zauberer verursacht werde, dann muß man mit Rücksicht auf die Verschiedenheit der Sitten und in Achtung der Glaubenswahrheit differenzieren, nämlich, daß man es zweifach verstehen kann, daß die Sitten der Menschen von den Sternen verursacht werden: entweder notwendig und hinreichend oder regel-
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3.873 [I,5] Es stellt sich also die Frage über die Einflüsse Hexenhammer, 205
los und zufällig. Wenn man sagen sollte, auf die erste Art, dann ist es nicht nur falsch, sondern vielmehr sogar ketzerisch, weil es der christlichen Religion so sehr widerstreitet, daß auch die Wahrheit des Glaubens bei einer solchen Irrlehre nicht gerettet werden kann. Grund: Wenn man nämlich [die Behauptung] aufstellt, daß alles notwendigerweise von den Sternen ausgehe, dann hebt man dadurch das Verdienst und konsequenterweise auch die Schuld auf. Man hebt sowohl die Gnade als auch konsequenterweise die Verherrlichung auf. Weil das Ansehen der Sittlichkeit durch diese Irrlehren Schaden erleidet, da die Schuld des Sünders auf die Sterne verlagert wird, so wird die Erlaubnis zum Schadenszauber ohne Mißbilligung zugestanden. Und der Mensch wird zur Verehrung und zur Anbetung der Sterne geneigt. Wenn man dagegen sagen sollte, die Sitten der Menschen würden von den Stellungen der Sterne nur in lediglich disponierender Weise und beiläufig verändert, so kann das die Wahrheit sein, weil es weder der Vernunft noch dem Glauben widerstreitet. Denn es liegt auf der Hand, daß eine veränderte Körperbeschaffenheit viel zur Veränderung der Affekte und der Sittlichkeit der Seele tut, wie denn die Seele die Komplexionen272 nachahmt, wie in den sex principiis273 gesagt wird. Daher sind die Choleriker jähzornig, die Sanguiniker gutmütig, die Melancholiker
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3.874 [I,5] Es stellt sich also die Frage über die Einflüsse Hexenhammer, 205
eifersüchtig, und die Phlegmatiker sind träge. Das ist aber nicht notwendigerweise so. Die Seele beherrscht ihren Körper, und zwar am stärksten, wenn sie von der Gnade unterstützt wird. Viele Choleriker sehen wir nämlich freundlich und viele Melancholiker gütig. Wenn also die Kraft der Himmelskörper auf die Mischung und Qualität der Konstitution wirkt, so kommt es dahin, daß sie folglich in gewisser Weise auf die Qualität der Sitten einwirkt, freilich [nur] sehr aus der Ferne. Denn mehr [16va] tut zur Qualität der [Körper]säfte die Kraft der niederen Natur als die Kraft eines Sterns. Daher empfiehlt Augustinus 5 de ci. dei274 bei der Lösung einer Frage über zwei Brüder, die gleichzeitig krank waren und geheilt wurden – als man fragte, woher dies käme –, mehr die Erklärung des Hippokrates als die des Astronomen. Hippokrates nämlich antwortete, dies sei so wegen der Ähnlichkeit der Konstitution. Der Astronom dagegen, es sei wegen der Übereinstimmung mit der [Gestirns]konstellation so. Besser antwortete sicherlich der Arzt, weil er einen spezifischeren und näherliegenden Grund angibt. So muß man also sagen, daß die Eindrücke der Gestirne die Bosheit der Zauberer [nur] disponieren, weil ja irgendein Einfluß in deren Körpern mehr zu solchen Schandtaten als zu anderen lasterhaften oder auch tugendhaften Werken vorherrscht. Aber diese
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3.875 [I,5] Es stellt sich also die Frage über die Einflüsse Hexenhammer, 206
Disposition darf man nicht notwendig, nächstliegend und hinreichend nennen, sondern fernliegend und möglicherweise. Es gilt nichts, wenn jemand [uns] etwa das Argument des Philosophen entgegenhalten wollte, li. de proprietatibus elementorum275, wo er sagt, daß bei der Konjunktion von Jupiter und Saturn Reiche verödet und Länder verheert wurden, [und argumentiert,] daß, weil solche [Vorgänge] vom freien Willen der Menschen abhingen, die Einflüsse der Gestirne also auch über den freien Willen eine Wirkung haben würden. Es wird nämlich geantwortet, daß der Philosoph durch diesen Ausspruch keinen Hinweis darauf geben will, daß jene Menschen nicht dem Einfluß jener Konstellation, die zur Zwietracht führt, hatten widerstehen können, sondern weil sie es nicht wollten. Denn, wie Ptolomeus in almagesti276 sagt: Der Weise wird über die Gestirne herrschen. Wie sehr auch die Konjunktion von Jupiter und Saturn durch den melancholischen und bösen Einfluß des Saturn und den sehr guten Einfluß des Jupiters die Menschen zu Streit und Zwietracht bringen kann, so können doch die Menschen dieser Neigung nach der Freiheit des Willens widerstehen, und zwar sehr leicht mit Hilfe von Gottes Gnade. Nichts bedeutet es auch ferner, wenn jemand den Ausspruch des Damascenus li. 2 ca. 6277 entgegen-
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halten wollte, wo er sagt: »Kometen und bestimmte Zeichen werden oft [als Ankündigung] für den Tod von Königen hingestellt.« Es wird nämlich geantwortet, daß, ob man nun der Meinung des Damascenus, die, wie im vorher genannten Buch erklärt wird, eine dem Philosophenweg entgegenstehende Meinung war, folgt oder auch nicht, hieraus nichts hinsichtlich der Notwendigkeit menschlicher Handlungen geschlossen werden kann. Denn Damascenus meint, daß ein Komet weder auf natürliche Weise [16vb] geschaffen wird, noch zu den Sternen gehört, die am Firmament stehen. Daher ist weder seine Bedeutung noch sein Einfluß natürlich. Er sagt, daß die Kometen nicht zu denen [den Wesenheiten] gehören, die am Anfang als Sterne geschaffen wurden, sondern sie werden durch göttlichen Befehl nach deren Zeit angebracht und wieder abgenommen. Soweit Damascenus. Gott verkündet aber durch ein solches Zeichen eher den Tod eines Königs als den anderer, weil er eine öffentliche Person ist, dann auch, weil daraus eine Zerrüttung des Reiches erwachsen kann. Um dessen Schutz mühen sich in der Sorge um das Gemeinwohls mehr die Engel. Mit ihrem Beistand auch werden sie [die Kometen] geschaffen und aufgelöst. Aber die Meinung der Philosophen, daß ein Kometenstern ein heißer und trockener Körper sei, entstanden im oberen Teil der Luft, nahe beim Feuer, aus
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dessen heißem und trockenem Dampf vereint die Dampfkugel wie ein Sternkörper erscheint, widerspricht dem nicht. Die Teile des Dampfes, die sich um die Kugel verbreiten und ihr an seinen Enden weit ausgedehnt anhaften, sind gleichsam dessen Haare, und nach dieser Lage zeigt er an und verursacht, nicht etwa per se, sondern [nur] akzidentiell eine Sterblichkeit, die von heißen und trockenen Krankheiten herrührt. Und weil, wie meistens, reiche Leute sich von heißen und trockenen Dingen ernähren, deshalb sterben zu jener Zeit viele Reiche, unter denen der Tod der Könige und Fürsten besonders denkwürdig ist. Und diese Behauptung ist auch von der Position des Damascenus nicht verschieden, wenn man recht überlegt, außer bezüglich der Hilfe und Mitwirkung des Engels, die auch die Philosophen nicht ausschließen können. Vielmehr haben die Dämpfe, wo sie sich niemals in ihrer Trockenheit und Hitze zur Schaffung des Kometen einstellen würden, nach den genannten Ursachen durch das Werk der Engel noch oft zusammenzukommen, so auch der Stern, der den Tod des heiligen Doktors Thomas ankündigte, der keineswegs aus den höher gelegenen Sternen am Firmament hervortrat, sondern unter Beihilfe eines Engels aus irgendeiner vorliegenden Masse geformt und nach getaner Schuldigkeit wieder aufgelöst wurde. Daraus ersehen wir, daß nach keiner dieser Meinungen die Gestirne
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überhaupt irgendeine Herrschaft über den freien Willen ausüben und folglich auch nicht über die Bosheit und die Sittsamkeit der Menschen. Ferner beachte man, daß die Urteile der Astronomen, die des öfteren wahre Dinge vorhersagen, zumeist eine Provinz oder [17ra] das Volk eines einzigen Landes betreffen. Der Grund ist, daß sie ihre Prognosen den Sternen entnehmen, die größeren Einfluß ausüben, d.h. einen wahrscheinlicheren, nicht notwendigen, auf die Handlungen sowohl der Natur als auch des Willens und die Handlungen der Menschen eines Volkes oder einer Provinz, mehr als auf die Handlungen einer einzelnen Person. Weil der Einfluß der Sterne auf ein ganzes Volk größer ist als auf einen einzelnen Menschen und weil der größere Teil eines Volkes den natürlichen Affekten des Körpers mehr folgt als ein einzelner Mensch, deshalb etc. Aber dies ist nur nebenbei bemerkt. Der zweite Weg, durch den unsere vorher genannte rechtgläubige Behauptung erklärt wird, liegt in der Widerlegung der Irrtümer der genetaliaci278 und der die Göttin Fortuna verehrenden Astrologen. Von diesen Isidor 8 ethi. ca. 9279: Genetaliaci280 heißen sie wegen der Beobachtung der Geburtssterne. Allgemein werden sie Astrologen genannt. Fortuna aber soll, wie er eben dort ca. 2 sagt, den Namen von den fortuitis281 haben, gleichsam eine Göttin, die mit den
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Angelegenheiten der Menschen durch Wechselfälle und Zufälligkeiten ihr Spiel treibt. Deshalb nennt man sie auch blind, weil sie hier und dort jeden beliebigen ereilt, ohne jede Prüfung des Verdienstes, und Gute wie Böse heimsucht. Soweit Isidor. Aber wie es Götzendienst ist, an eine solche Göttin zu glauben, und daß die Schäden an den Körpern und den Geschöpfen, die von den Werken der Zauberer zugefügt werden, nicht von den Zauberern und Hexen selbst, sondern von der Göttin Fortuna herrühren, so weicht es auch in vergleichbarer Weise vom Glauben, ja auch von der gemeinsamen Überlieferung der Philosophen ab zu behaupten, die Hexen selbst seien geboren, damit solches durch sie in der Welt verübt werden könne. Wem es gefällt, der möge den heiligen Doktor einsehen, li. 3 summe fidei contra gentiles q. 87282 und folgende, und er wird mehr finden. Dies eine möge um derentwillen, die vielleicht nicht so viele Bücher haben, nicht unerwähnt bleiben, daß nämlich, wie dort bemerkt wird, im Menschen dreierlei sei, was von drei himmlischen Ursachen geleitet wird: Willensakt, Verstandesakt und körperlicher Akt, wovon der erste nur von Gott und unmittelbar [17rb], der zweite von einem Engel und der dritte von einem Himmelskörper geleitet wird. Denn das Wählen und Wollen wird in den guten Werken unmittelbar von Gott geleitet, wie die Schrift sagt Prov.
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21283: »Das Herz des Königs – ergänze: weil es offenbar mit größerer Macht widerstehen kann, um so weniger können es andere –, weil es in der Hand des Herrn ist, lenkt er [es] auch, wohin er will.« Und der Apostel284: »Gott ist es, der in uns das Wollen und das Vollbringen nach dem guten Willen bewirkt.« Aber die geistige Erkenntnis des Menschen wird von Gott durch Vermittlung der Engel geregelt. Was aber mit den Körpern zusammenhängt, mögen sie [die Vorgänge] nun innere oder äußere sein, und dem Menschen zum Gebrauche dient, wird durch Gott unter Vermittlung eines Engels und der Himmelskörper zugeteilt. Es sagt nämlich der selige Dionysius 4 de divi. nominibus285, daß die Himmelskörper die Ursachen der Dinge sind, die in dieser Welt geschehen, jedoch ohne den Zwang der Notwendigkeit. Und da der Mensch hinsichtlich des Körpers den Himmelskörpern, hinsichtlich des Verstandes aber den Engeln, hinsichtlich des Willens jedoch Gott untergeordnet ist, so kann es geschehen, daß der Mensch, unter Mißachtung der Eingebung Gottes zum Guten und der Erleuchtung eines guten Engels, durch einen körperlichen Affekt dahin geführt wird, wozu ihn die Einflüsse der Gestirne geneigt sein lassen, so daß damit sowohl der Wille als auch der Verstand in Bosheit und Irrtümer verwickelt werden. Es ist aber nicht möglich, in Irrtümer wie die der
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Zauberer durch die Einflüsse der Gestirne verstrickt zu werden, mag jemand infolge derselben auch geneigt werden können, Blutvergießen, Diebstahl, Räuberei oder auch die häßlichsten Ausschweifungen zu begehen, wie auch zu anderen natürlichen Dingen. Wie auch Guilhelmus in de universo286 sagt, was durch Erfahrung bestätigt wird: wenn eine Hure einen Olivenbaum zu pflanzen bestrebt ist, wird er nicht fruchtbar; wird dieser aber durch eine Keusche gepflanzt, wird er fruchtbar. Und ebenso bewirken ein Arzt beim Heilen, ein Bauer beim Pflanzen und ein Ritter beim Erobern etwas infolge des Einflusses eines Himmelskörpers, was andere, die auch diese Fertigkeiten haben, nicht bewirken können. Der dritte Weg ergibt sich aus der Widerlegung der zufälligen Wirkungen. Hier ist zu bemerken, daß die Existenz des Schicksals nur auf eine [einzige] rechtgläubige Weise vertreten wird. Es anders zu lehren, ist gänzlich ketzerisch. Wenn man nämlich meinte, das Schicksal sei nach der Ansicht gewisser [17va] Heiden und auch Astrologen, die glaubten, daß kraft der Stellung der Gestirne unbeirrbar die Verschiedenheit der Sitten verursacht werde, dann würde jemand notwendigerweise ein Zauberer oder ein sittlich Vortrefflicher, weil ihn dazu die Kraft zwänge, die in der Stellung der Sterne läge, unter welcher ein solcher empfangen oder geboren wäre. Und diese Kraft be-
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nannten sie mit dem Namen des Schicksals. Aber weil diese Meinung nicht nur falsch, sondern sogar ketzerisch und gänzlich zu verdammen ist wegen der Unverträglichkeit, die notwendig daraus folgen würde, wie oben bei der Widerlegung des ersten Irrtums bemerkt wurde: weil nämlich das Verhältnis von Verdienst und Verwirkung, ja auch von Gnade und Verherrlichung aufgehoben würde und Gott der Urheber unserer Übel wäre und anderes mehr, wird dementsprechend das Schicksal gänzlich zurückgewiesen, weil es nichts ist, wie dies auch Gregor in Omel. Epiph.287 annimmt und sagt: »Fern sei von den Herzen der Gläubigen, daß sie sagen, daß es ein Schicksal gibt.« Und mag diese Meinung scheinbar dieselbe sein wie die erste, der planetarii288, und dies wegen derselben Unverträglichkeit, die sich auf beiden Seiten zeigt, so sind sie dennoch verschieden, da die Kraft der Sterne und der allgemeine Einfluß der sieben Planeten sich unterscheiden. Wenn man auch meint, das Schicksal sei eine Disposition oder Anordnung der sekundären Ursachen zur Bewirkung der göttlich vorhergesehenen Wirkungen, so ist auf diese Weise das Schicksal wirklich etwas, insofern die Vorsehung Gottes ihre Wirkungen durch vermittelnde Ursachen vollbringt: Bei Dingen nämlich, die sekundären Ursachen unterworfen sind. Dies gilt nicht bei anderen Dingen, wie der Erschaf-
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3.883 [I,5] Es stellt sich also die Frage über die Einflüsse Hexenhammer, 211
fung der Seelen, der Verherrlichung und der Häufung der Gnade, mögen auch die Engel mitwirken können zur Einflößung der Gnade, indem sie den Verstand und die Fähigkeit des Willens erleuchten und disponieren. Und so wird eine gewisse Vorgabe bezüglich der Wirkungen als ein und dasselbe bezeichnet: Vorhersehung und auch Schicksal. Wenn man es nämlich nach seiner Herkunft von Gott beurteilt, so heißt es Vorsehung, wenn aber danach, was die von Gott zur Hervorbringung bestimmter Wirkungen verfügten vermittelnden Ursachen anbelangt, dann hat es die Beschaffenheit des Schicksals. Und auf diese Weise, sagt Boethius, wenn er vom Schicksal spricht, 4 de consol.289: »Schicksal ist die den beweglichen Dingen anhaftende Disposition, durch welche die Vorsehung alles ihren [17vb] Ordnungen einfügt.« Dennoch sträubten sich die heiligen doctores, diesen Namen derentwegen zu gebrauchen, die denselben [Namen] auf die Kraft der Konstellation der Gestirne umbogen. Daher sagt Augustinus 5 de civi. dei290: »Wenn irgend jemand deshalb die menschlichen Dinge vom Schicksal abhängig machen wollte, weil er Gottes eigenen Willen oder Macht Schicksal nennt, dann möge er sein Urteil für sich behalten und seine Rede korrigieren.« Aus dem Vorhergehenden ergibt sich eine stillschweigende Antwort auf die Frage, ob alles dem
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Schicksal unterworfen sei und ob auch die Werke der Zauberer jenem unterworfen seien. Wenn nämlich Schicksal das Walten der sekundären Ursachen zum Vollbringen der göttlich vorhergesehenen Wirkungen genannt wird, d.h. wenn Gott durch sekundäre Ursachen angeordnet hat, solche Wirkungen zu vollbringen, so sind sie insofern dem Schicksal unterworfen, d.h. den sekundären Ursachen, die so von Gott angeordnet sind, wie es die Einflüsse der Himmelskörper sind. Das aber, was unmittelbar durch Gott geschieht, wie etwa die Schöpfung, die Verherrlichung der geistigen Substanzen und derartiges, ist [dem Schicksal] nicht unterworfen. Und das ist es, was Boethius291 sagt, wie oben, daß das, was der höchsten Gottheit am nächsten steht, über die Veränderlichkeit der Schicksalsordnung hinaus reicht. Daher sind die Werke der Zauberer, weil sie nicht den sekundären Ursachen unterworfen sind, da [ihre Werke] sich ja gegen den gewöhnlichen Lauf und die Ordnung der Natur ereignen, nicht dem Schicksal, sondern, was ihren Ursprung anlangt, notwendig anderen Gründen unterworfen. Konsequenterweise könnten derartige Werke der Zauberer von Separatsubstanzen292, wie dies die Beweger der Sphären oder der Himmelskörper sind, nicht herrühren oder verursacht werden, wie Avicenna293 und seine Anhänger aus folgendem Grund
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meinten: Weil nämlich jene gesonderten Substanzen von höherer Macht sind als unsere Seelen und von der Seele selbst, wenn sie bisweilen in ihrer Vorstellung befangen war, der eigene Körper, bisweilen auch ein fremder und äußerlicher, auf irgendeine bloße innere Wahrnehmung von etwas Äußerlichem hin verwandelt wird. Zum Beispiel: Jemand, der über einen in der Höhe hingelegten Balken geht, fallt leicht hinunter, weil er sich aus Furcht den Fall vorstellt. Er würde aber nicht fallen, wenn jener Balken auf die Erde gelegt wäre, wo er den Fall nicht fürchten könnte. Ebenfalls erglüht auf die bloße Wahrnehmung [18ra] der Seele hin der Körper, wie bei den Lüsternen oder den Zornigen, oder aber er erstarrt, wie bei den Furchtsamen. Er [der Körper] kann zu irgendeiner Krankheit hin, wie Fieber oder Aussatz, erregt werden, auch infolge starker Vorstellung und Wahrnehmung von solchen Krankheiten. Und wie am eigenen Körper, so kann auch am fremden Körper eine Veränderung, zur Gesundung oder Erkrankung hin, eintreten. Und darin stellt er auch den Grund für den bösen Blick fest, worüber weiter oben gehandelt wurde. Und weil nach dieser Feststellung die Handlungen der Hexen auf die Beweger der Sphären, wenn auch nicht gerade auf die Himmelskörper selbst, zurückgeführt werden müßten, so wollen wir außer dem, was dort festgestellt ist, noch sagen, daß solches unmöglich so
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geschehen kann, weil die Beweger der Sphären geistige Substanzen sind und sowohl der Natur nach als auch dem Willen nach gut [sind], was sich aus ihren Werken zum Guten des ganzen Universums ergibt. Jene Kreatur aber, mit deren Hilfe die magischen Werke geschehen, kann, selbst wenn sie ihrer Natur nach gut wäre, ihrem Willen nach nicht gut sein. Daher kann nicht dieselbe Einschätzung für beide Substanzen gelten. Daß sie dem Willen nach nicht gut sein kann, wird bewiesen. Denn einem in diesen Dingen, die gegen die Tugend sind, Unterstützung zu gewähren, gehört nicht zu einem gut veranlagten Verstand. Solches geschieht aber in den Werken der Zauberer. Wie im zweiten Teil des Werkes erklärt wird, geschehen sehr viele Mordtaten, Hurereien, Tötungen von Kindern und von Vieh, wie [auch] anderer Schadenszauber verübt wird. Daher werden auch diejenigen, die sich solcher Künste bedienen, Zauberer294 von malefaciendo295 her genannt. Eine geistige Natur, mit deren Hilfe derartige Künste der Hexen hervorgebracht werden, ist bezüglich der Tugend nicht gut veranlagt, mag sie auch der Natur nach gut sein, weil sie es zu sein hat, und alle Dinge danach streben, wie jedem, der hinschaut, klar ist. Ebenso gehört es nicht zu einem gut disponierten Verstand, mit Verbrechern vertraut zu sein und ihnen Unterstützung zu gewäh-
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3.887 [I,5] Es stellt sich also die Frage über die Einflüsse Hexenhammer, 214
ren, nicht [aber] den Rechtschaffenen. Deren Zauberwerken bedienen sich aber verbrecherische Menschen, seit sie an ihren Früchten erkannt werden. Mit Hilfe aber der Substanzen, welche die Sphären bewegen, neigt jede Kreatur von Natur aus zum Guten, mag sie auch oft durch eine beiläufige Sache verdorben werden. Also können jene Substanzen nicht [18rb] der Urgrund der Hexen sein. Außerdem ist es [das Zeichen] eines wohl veranlagten Verstandes, die Menschen [zu den Gütern] zurückzuführen, die dem Menschen eigen sind, nämlich den Gütern der Vernunft. Ihn also davon abzulenken und zu anderen, nichtigen Gütern hinzuführen, gehört zu einem eines ungut veranlagten Verstand. Durch dessen Künste aber erlangen die Menschen keinen Fortschritt in den Gaben der Vernunft, die in Wissen und Tugend bestehen, sondern in ganz niederen [Gaben], welche aus Betrügereien, Räubereien und tausend anderen Schädigungen bestehen. Also rührt der Ursprung [der Zauberei] nicht von den Separatsubstanzen her, sondern von irgend einer anderen, nicht gut veranlagten Kraft. Ferner ist derjenige hinsichtlich des Verstandes nicht gut veranlagt, der durch die Begehung von Verbrechen dazu gebracht wird, einem anderen Hilfe zu leisten. Dieses aber geschieht in den Künsten der Zauberer. Denn wie sich bei deren [dieser Künste] Aus-
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3.888 [I,5] Es stellt sich also die Frage über die Einflüsse Hexenhammer, 214
führung zeigen wird, verleugnen sie den Glauben und töten unschuldige Kinder. Die Separatsubstanzen nämlich, die die Beweger der Sphären sind, leisten wegen ihrer Gutheit bei diesem Schadenszauber keine Hilfe. Also ist zu schließen, daß derartige Künste, wie sie nicht durch Himmelskörper, so auch nicht durch deren Beweger entstehen können. Und da sie notwendigerweise aus irgendeiner Kraft entstehen müssen, die einer Kreatur innewohnt, und die auch hinsichtlich des Willens nicht gut sein kann, wenn sie auch hinsichtlich der Natur gut ist, und solcherart Geschöpfe die Dämonen selbst sind, so bleibt nur übrig, daß durch ihre Kraft Derartiges entsteht. Es könnte dem allenfalls noch die abgeschmackte Meinung entgegenstehen, daß es infolge der menschlichen Bosheit zusammen mit den beschwörenden Worten der Hexen und den an bestimmten Orten niedergelegten Zeichen durch die Kraft der Sterne geschähe, beispielsweise, wenn ein Zauberer sagen würde, während er irgendein Gebilde hinstellt: »Ich mache dich blind oder lahm«, und dies würde eintreten. Dann würde es deshalb geschehen, weil ein solcher von seiner Geburt an durch die Kraft der Sterne gegenüber den übrigen Menschen eine solche Befähigung erhielte. Wie oft auch andere solche Worte vorbringen würden und in der Fertigkeit sie vorzubringen unterrichtet wären, so würden sie dennoch in solchen Werken nicht erfolgreich sein
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3.889 [I,5] Es stellt sich also die Frage über die Einflüsse Hexenhammer, 215
können. Auf diese einzelnen Behauptungen wird man folgenden Antworten geben: erstens, daß durch die Bosheit der Menschen solche Wirkungen nicht bewirkt werden können, zweitens, ebensowenig durch Worte welcher Menschen [18va] auch immer, unter Mitwirkung welcher Konstellation auch immer, und auch nicht mit Blick auf irgendwelche Gebilde. Und erstens, daß aus keiner noch so großen menschlichen Bosheit solche Werke der Zauberer entstehen können, das wird folgendermaßen erklärt. Denn möge die Bosheit des Menschen eine gewohnheitsmäßige sein, wie man sich durch wiederholtes Tun eine Gewohnheit aneignet, die zur Begehung von Sünden geneigt macht, so geschieht dies weder aus Unwissenheit noch aus Schwachheit. Daher glaubt man, er sündige aus Bosheit; oder es sei nur eine momentane Bosheit, die man selbst die Wahl des Schlechten nennt, welche auch als die Sünde wider den Heiligen Geistes definiert wird: [Doch] niemals kann sie an dem Zauberer selbst so viel bewirken, daß sich solche Werke, wie es die Verwandlungen der Elemente und Verletzungen an den Körpern sind, gleich, ob Menschen oder Vieh, ohne Beistand irgendeiner höheren Kraft ereignen können. Das wird erstens von der Ursache her erklärt, zweitens von der schadenszauberischen Wirkung her. Denn das, was ein Mensch ohne Bosheit nicht zu tun vermag, näm-
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3.890 [I,5] Es stellt sich also die Frage über die Einflüsse Hexenhammer, 216
lich durch seine ungeminderten natürlichen Kräfte, vermag er noch weniger durch die bereits geminderten natürlichen Kräfte. Das ist offensichtlich, da schon die tätige Kraft gleichfalls geschwächt ist. Aber ein Mensch wird durch welche auch immer aus Bosheit begangenen Sünden an seinen guten natürlichen Kräften geschwächt. Das wird durch Autorität und Überlegung bewiesen. Denn Dionysius 4 de divinis nominibus296 sagt: »Das Böse ist ein Mangel der natürlichen Anlage.« Und er spricht vom Bösen der Schuld. Daher tut auch niemand wissentlich das Böse, weil er, wenn er es tut, es infolge eines Mangels tut. Die Begründung [ist] so: Wie sich die Wohltat der Gnade zum von Natur aus Bösen verhält, so verhält sich das Böse der Schuld zum Guten der Natur. Aber durch die Gnade wird das Böse der Natur gemindert wie ein Zündstoff, der in der Neigung zur Schuld besteht. Also wird durch die Schuld das Gute der Natur um so mehr gemindert. Dem steht nicht entgegen, wenn man vom bösen Blick reden würde, der bisweilen durch Ansehen oder Blick irgendeiner bösen alten Frau verübt wird, die einen Knaben ansieht, wodurch der Knabe verändert und verzaubert wird, weil, wie oben festgestellt wurde297, dies an dem Knaben nur wegen der feinfühligen Körperverfassung erfolgen kann. Hier aber reden wir von den Veränderungen der Körper
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3.891 [I,5] Es stellt sich also die Frage über die Einflüsse Hexenhammer, 216
jedweder beliebigen Menschen oder des Viehs, wie auch von [den Umwandlungen] der Elemente zu Hagel. Wenn [18vb] das jemand gründlicher verstehen will, so möge er den heiligen Doktor einsehen in den questionibus de malo298: ob die Sünde das ganze Gute der Natur zunichte machen könne. Schließlich wird eine Erklärung von den schadenszauberischen Wirkungen her gegeben. Denn von den Wirkungen gelangt man zur Erkenntnis der Ursache. Wie daher jene Wirkungen, was uns anbelangt, außerhalb der Ordnung der geschaffenen, uns bekannten Natur durch die Kraft einer uns unbekannten Kreatur geschehen – auch wenn sie nicht eigentlich Wunder sind wie jene, die außerhalb der natürlichen Schöpfungsordnung geschehen, die nach [seiner] Macht derjenige tut, welcher über der ganzen natürlichen Schöpfungsordnung steht, der gepriesene Gott, wonach diese Würdigung gesprochen wird: »Du bist es, der du allein große Wunder tust.«299 –, so werden auch die schadenszauberischen Handlungen wundersam genannt, insofern sie durch eine uns unbekannte Ursache und außerhalb der uns bekannten natürlichen Schöpfungsordnung bewirkt werden. Daraus ergibt sich, daß sich die körperliche Kraft des Menschen nicht auf die Bewirkung derartiger Taten erstrecken kann, die immer darin besteht, daß sie als Ursache mit ihrer natürlichen Wirkung naturgemäß, ohne Erklä-
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3.892 [I,5] Es stellt sich also die Frage über die Einflüsse Hexenhammer, 217
rung als Wunder, bekannt sei. Und daß die schadenszauberischen Handlungen in gewisser Hinsicht Wunder genannt werden können, insofern sie die menschliche Erkenntnisfähigkeit übersteigen, das leuchtet aus ihnen selbst ein, da sie nicht natürlich geschehen. Es erhellt auch aus allen doctores, besonders Augustinus in li. 83 q.300, wo er sagt, daß durch magische Künste Wunder geschehen, meistenteils ähnlich den Wundern, die durch die Knechte Gottes geschehen. Und wiederum in demselben [Buch] sagt er: »Die Magier tun Wunder durch private Kontrakte, gute Christen durch öffentliche Rechtlichkeit, schlechte Christen durch [bloße] Zeichen der öffentlichen Gerechtigkeit«, was alles so erklärt wird: Die göttliche Gerechtigkeit ist im ganzen Universum wie das öffentliche Gesetz in einer Stadt. Die Tugend aber jeder beliebigen Kreatur verhält sich im Universum wie die Tugend irgendeiner Privatperson in einer Stadt. Daher sagt man: Gute Christen, soweit sie durch die göttliche Gerechtigkeit Wunder tun, tun die Wunder durch öffentliche Rechtlichkeit. Der Magier aber, weil er durch einen mit einem Dämon eingegangenen Pakt handelt, handelt, wie man sagt, durch einen privaten Kontrakt, weil er durch den Dämon handelt, welcher durch seine natürliche Kraft etwas außerhalb der uns bekannten natürlichen [19ra] Schöpfungsordnung tun kann, durch die Kraft einer uns unbekannten Kreatur.
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3.893 [I,5] Es stellt sich also die Frage über die Einflüsse Hexenhammer, 218
Und es wird ein Wunder sein, was uns anbelangt, aber nicht schlechthin, weil er nicht außerhalb der Ordnung der ganzen geschaffenen Natur und durch alle Kräfte der uns unbekannten Geschöpfe handeln kann. So nämlich soll allein Gott Wunder tun, nach [dem Worte]: »Du bist Gott, der du allein große Wunder tust.«301 Aber böse Christen tun es [allein] durch den äußeren Anschein öffentlicher Rechtlichkeit, wie durch das Anrufen des Namens Christi oder durch das Verrichten einiger Sakramente. Wem es gefällt, der möge den heiligen Thomas einsehen in prima parte q. 111 ar. 4302. Er kann auch das weiter unten im zweiten Teil des Werkes, Kapitel 6303 Ausgeführte heranziehen. Konsequenterweise [vollbringen die Zauberer ihre Werke] nicht durch das Rufen und das Sprechen [von Zauberformeln], unter Hinzuziehung der Kraft der Gestirne. Endlich, daß [sie es] ebensowenig durch die Worte irgendwelcher Menschen, unter Mitwirkung einer Konstellation mit Blick auf irgendwelche Bilder [tun]. Denn da der Geist des Menschen so angelegt ist, daß sein Erkennen von den Dingen herrührt, so daß einer, der [nur] den Geist gebraucht, notwendigerweise Wahngebilde304 erblicken muß, so entspricht es nicht seiner Beschaffenheit, daß er aus seiner Auffassung oder seinem inneren Gedankengang heraus, wo er allein jenen in Worte fassen würde, Dinge außer-
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3.894 [I,5] Es stellt sich also die Frage über die Einflüsse Hexenhammer, 218
halb seiner zu begründen hätte; oder so, daß die geistige Auffassung in Worte gefaßt die Körper verändern würde. Solche Menschen nämlich, die solche Kraft besäßen, wären mit uns nicht einer Gattung, sondern hießen nur dem Namen nach Menschen. Wenn ferner gesagt werden sollte, daß sie jenes durch Worte bewirken, von Geburt an unter Mitwirkung der Kraft der Sterne, und es von daher rühre, daß sie im Gegensatz zu den übrigen Menschen durch Sprüche etwas erreichen, während doch andere durch dieselben Sprüche keine Veränderung bewirken können, weil die Kraft der Sterne ihnen von Geburt an nicht gedient hat: so ist aus dem Vorhergehenden305 klar, daß jenes aufgrund der Widerlegung der drei Irrtümer falsch ist: [derjenigen] der planetarii306, der genetaliaci307 und derer, die eine Schicksalsfügung unterstellen. Ferner drücken die Worte einen Gedanken aus, und weder die Himmelskörper noch ihre Beweger können den Verstand beeinflussen, es sei denn, sie wollten per se ohne Bewegung durch die Himmelskörper den Verstand erleuchten, und dies würde allein für gute Werke geschehen, weil [19rb] zur Ausführung schlechter [Werke] der Verstand nicht erleuchtet, sondern umnachtet wird, was nicht das Amt guter Geister, sondern schlechter ist. Damit ist es offensichtlich, daß, wenn ihre Worte etwas bewirken, dies nicht
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durch die Kraft eines Himmelskörpers, sondern unter dem Beistand einer geistigen Kraft geschieht, die, wenn sie auch der Natur nach gut wäre, doch nicht dem Willen nach gut sein kann, insofern sie immer auf Böses bedacht ist. Und eine solche wird der Dämon sein, wie oben308 gezeigt wurde. Daß sie solches nicht mit Hilfe von Gebilden erreichen können, als ob die Himmelskörper über sie selbst irgendeine Macht hätten, [ist klar], weil derartige Gebilde, wenn sie auch noch so sehr mit eingravierten Zeichen und Figuren versehen sind, nur Werke eines kunstfertigen Menschen sind. Himmelskörper aber verursachen natürliche Wirkungen, wie es die Werke der Zauberer nicht sind, die schadenszauberische genannt werden, da sie zum Schaden der Geschöpfe außerhalb der gewöhnlichen Ordnung der Natur entspringen. Daher [tragen] sie nichts zu [unserm] Thema [bei]. Außerdem ist oben gezeigt worden, daß die Gebilde zweifach sind: astrologisch und magisch. Sie sind auch zur Erlangung eines persönlichen Gutes, aber nicht zum Verderben bestimmt. Die Gebilde aber der Zauberer sind durchaus von der zweiten Art, da sie immer zur Schädigung der Geschöpfe und auf Befehl der Dämonen an irgendeinem Ort verborgen werden, damit die darüber Wandelnden oder darauf Schlafenden geschädigt werden, wie die Hexen selbst geste-
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3.896 [I,5] Es stellt sich also die Frage über die Einflüsse Hexenhammer, 219
hen. Daher bewirken sie alles, was sie verursachen, durch die Dämonen und nicht durch die Einflüsse der Himmelskörper. Zu den Argumenten. Zum ersten ist der Ausspruch des Augustinus [so] zu verstehen, daß die Ursache der Verderbtheit des Menschen auf den Willen des Menschen zurückgeht, wie auf eine Ursache, die eine Wirkung zustande kommen läßt, was man recht eigentlich eine Ursache nennt. Es wird gesagt, daß diese die eigentliche Ursache ist, nicht aber so, daß sie die Ursache ist, die die Wirkung zuläßt, disponiert, geneigt macht oder vorschreibt. Auf diese Weise, nämlich geneigt machend, vorbereitend und vorschreibend, wird der Teufel als die Ursache der Sünde und der Verderbtheit bezeichnet; Gott aber allein als zulassend, der das Böse um des Guten willen zuläßt, nach Augustinus in ench.309: »Der Teufel aber disponiert durch inneres Anraten, er überredet innerlich und reizt heftiger äußerlich. Er befiehlt aber denen [19va], die sich ihm gänzlich ergeben haben, wie die Zauberer, die innerlich anzuspornen nicht nötig ist, wohl aber äußerlich etc.« Dadurch auch zum zweiten: Daß jeder einzelne direkt die Ursache seiner Bosheit ist. Zum Beweis ergibt sich dieselbe Antwort: wenn es auch dem freien Willen widerstreitet, wie durch Befehl bewegt zu werden, so steht es aber nicht entgegen, wenn es wie
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durch Disposition geschieht. Zum dritten: Die Bewegungen zur Tugend oder zu den Lastern können von den Einflüssen der Himmelskörper dispositiv verursacht werden. Und diese Bewegung wird als eine bestimmte natürliche Hinneigung zu den menschlichen Tugenden und Lastern aufgefaßt. Die Werke aber der Zauberer, weil sie die gewöhnliche Ordnung der Natur überschreiten, können jenen Einflüssen nicht unterworfen sein. Zum vierten: Klar ist es auch, weil die Ursachen der menschlichen Handlungen die Himmelskörper sind. Aber die Werke [der Zauberer] hat man als nicht menschlich befunden. Zum fünften, daß die Beweger der Sphären auf die Seelen Einfluß ausüben könnten; wenn man meint unmittelbar, so beeinflussen sie durch Erleuchtung zum Guten und nicht zu Zaubereien, wie oben angeführt; wenn man aber meint mittelbar, dann beeinflussen sie gemäß dem Einfluß der Himmelskörper indirekt und dispositiv. Zum sechsten, daß die Dämonen mit bestimmten Mondzunahmen die Menschen quälen, geschieht aus zwei [Gründen]. Erstens deshalb, weil sie dadurch ein Geschöpf Gottes entehren, nämlich den Mond, wie Hieronymus310 und Chrysostomus311 sagen; zweitens deshalb, weil sie nicht ohne die Vermittlung der natürlichen Kräfte handeln können, wie oben ge-
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sagt wurde. Darum berücksichtigen sie die Eignungen von Körpern, um Wirkungen auszulösen. Und weil das Gehirn der feuchteste aller Körperteile ist, wie Aristoteles312 und [mit ihm] alle Naturforscher sagen, deshalb ist es am stärksten der Tätigkeit des Mondes unterworfen, der durch seine Beschaffenheit die Fähigkeit hat, Flüssigkeiten zu bewegen. Im Gehirn aber werden die Seelenkräfte zustande gebracht. Und darum stören die Dämonen je nach dem Zunehmen des Mondes die Phantasie des Menschen, wenn sie sehen, daß das Gehirn dazu disponiert ist. Zum anderen [Punkt], daß die Dämonen kommen, wenn sie unter bestimmten [Gestirn]konstellationen angerufen werden, [ist zu sagen], daß sie es aus zwei Gründen tun: erstens, um die Menschen zu diesem Irrtum zu verleiten, damit sie glauben, daß eine Gottheit in den Sternen sei. Zweitens, weil sie bedenken, daß unter [19vb] irgendwelchen Konstellationen die körperliche Materie mehr zu den Auswirkungen disponiert ist, zu deren Herbeiführung sie angerufen werden. Drittens, wie Augustinus 36 de civi. dei313 sagt, werden die Dämonen durch verschiedene Arten von Steinen, Kräutern, Hölzern, Tieren, Sprüchen und Musikinstrumenten angelockt, nicht wie die Tiere durch Speise, sondern wie Geister durch Zeichen, insofern es ihnen als Zeichen göttlicher Ehrerbietung dargebracht wird, wonach sie selbst sehr trachten. Je-
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3.899 [I,5] Es stellt sich also die Frage über die Einflüsse Hexenhammer, 221
doch weil oft entgegengehalten wird, die Dämonen könnten durch Kräuter und Harmonien von der Belästigung der Menschen abgehalten werden, wofür das Argument über Saul mit der Harmonie der Harfe angeführt wird314: deshalb trachten sie auch [den Standpunkt] zu verteidigen, daß man ohne Hilfe der Dämonen schadenszauberische Handlungen durch bestimmte Kräuter und verborgene Ursachen vollbringen könnte, bloß durch den Einfluß der Himmelskörper, die auf solche körperlichen Dinge zur Vollbringung schadenszauberischer Wirkungen mehr Einfluß haben können als auf die Dämonen selbst. Deshalb ist, um darauf einzugehen, zu beachten, daß Kräuter oder Harmonien durch ihre natürliche Kraft die Anfechtung nicht gänzlich ausschließen können, womit der Teufel den Menschen quälen kann, wenn es ihm von Gott oder guten Engeln erlaubt wird. Sie können aber die Anfechtung mindern, und so klein könnte die Anfechtung sein, daß sie sie gänzlich verhindern könnten. Aber dies würden sie tun, indem sie nicht gegen den Dämon selbst vorgehen, der ja ein Geist für sich ist, gegen den ein jedweder Körper auf natürliche Weise nicht tätig werden kann, sondern indem sie auf den vom Dämon Gepeinigten selbst einwirken. Denn jede Ursache von beschränkter Kraft kann auf eine disponierte Materie eine stärkere Wirkung ausüben als auf eine nicht disponierte, womit auch jenes
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3.900 [I,5] Es stellt sich also die Frage über die Einflüsse Hexenhammer, 222
[Wort] des Philosophen, 2 de anima315 übereinstimmt: »Die Handlungen des Aktiven geschehen an dem vorher disponierten Passiven.« Der Dämon aber ist ein Agens von beschränkter Kraft. Daher kann der Teufel eine stärkere Anfechtung in einem Menschen bewirken, der hierzu disponiert ist oder dazu, wozu der Teufel ihn zu verführen beabsichtigt, als in einem Menschen von entgegengesetzter Disposition. Zum Beispiel kann der Teufel einen disponierten Menschen heftiger durch ein melancholisches Leiden anfechten als einen Menschen von entgegengesetzter [20ra] Disposition. Es ist aber sicher, daß Kräuter und Harmonien die Disposition des Körpers und folglich die Bewegung des Gefühls sehr verändern können. Das ist offensichtlich von den Kräutern, von denen einige [Lebens]freude, andere Traurigkeit herbeiführen, und so von anderem. Dies ist auch offensichtlich für die Harmonien durch den Philosophen, 8 Pol.316, wo er dafür hält, daß die verschiedenen Harmonien verschiedene Leidenschaften im Menschen hervorrufen müssen. Dasselbe berichtet auch Boethius317 in seiner Musica; und der Autor de ortu scientiarum318, wo er vom Nutzen der Musik spricht, die die Kraft zum Heilen oder zur Erleichterung verschiedener Krankheiten habe. Und so kann es sich erklären, daß unter den gleichen Umständen die Anfechtung schwä-
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3.901 [I,5] Es stellt sich also die Frage über die Einflüsse Hexenhammer, 223
cher wird. Ich sehe aber nicht, wieso Kräuter und Harmonien im Menschen eine Disposition hervorrufen sollten, um derentwillen ein Mensch vom Dämon auf keine Weise angefochten werden könnte, wenn es ihm nur erlaubt würde, weil der Teufel nur durch einen örtlichen Anschub Wallungen und durch eine unbändige Bewegung die Geister selbst erregen und den Menschen stark heimsuchen kann. Kräuter aber oder Harmonien können durch ihre natürliche Kraft keine Disposition im Menschen bewirken, durch welche der Dämon abgehalten wird, die genannte Erregung auszuführen. Dennoch geschieht es bisweilen, daß es dem Dämon nicht gestattet wird, den Menschen anzufechten, außer mit einer so geringfügigen Anfechtung, daß sie durch eine starke Disposition in entgegengesetzter Richtung gänzlich aufgehoben wird; und dann könnten Kräuter oder Harmonien den Körper des Menschen so in entgegengesetzter Richtung disponieren, daß die Anfechtung vollständig beseitigt würde. Zum Beispiel: Der Teufel kann manchmal einen Menschen mit einer Heimsuchung durch Trauer so gelinde quälen, daß durch Kräuter oder Harmonien, welche die Zerstreuung und Aufheiterung der Geister zu verursachen vermögen – dies sind Bewegungen, die der Trauer entgegenstehen – die Trauer vollständig beseitigt werden könnte.
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3.902 [I,5] Es stellt sich also die Frage über die Einflüsse Hexenhammer, 223
Daß aber Augustinus li. 2 de doc. christi.319 die Ligaturen320 und anderes verdammt, worüber er dort weitläufig schreibt, indem er diese zu den magischen Künsten rechnet, dies bezieht sich darauf, daß sie nichts durch ihre natürliche Kraft vermögen. Dies erhellt aus dem, was er sagt: »Zu dieser Art gehören alle Ligaturen wie auch die Mittel, die die Lehre der Ärzte verdammt.« Dadurch wird hinreichend deutlich, daß er jene, was die Verwendung anlangt, verdammt, [20rb] diesbezüglich sie aus deren natürlicher Kraft heraus keinerlei Wirkung haben. Insoweit aber 1 Regum ca. 16321, wo steht, daß der von einem Dämon geplagte Saul Erleichterung empfand, wenn David die Harfe vor ihm rührte und daß der böse Geist zurückwich etc. Man muß wissen, daß es wohl wahr ist, daß durch die Wirkung der Harfe infolge der natürlichen Kraft der Harmonie die Schwermut Sauls ein wenig besänftigt wurde, insofern jene Harmonie sein Verlangen durch das Hören gewissermaßen versüßte. Durch diese Süße hing er weniger dieser Anfechtung nach. Wenn aber der böse Geist von ihm wich, wenn David die Harfe spielte, so geschah dies wegen der Kraft des Kreuzes, was deutlich genug in der Glosse322 gesagt wird, wo es so heißt: »David war gelehrt in den musischen Gesängen, verständig bei den verschiedenen Tönen und verhalten in der Harmonie. Es bedeutet dies das Einssein des Wesens,
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3.903 [I,5] Es stellt sich also die Frage über die Einflüsse Hexenhammer, 223
das auf verschiedene Weise täglich widerhallt. David zügelte mit der Harfe den bösen Geist, nicht weil die Kraft in der Harfe so groß war, sondern im Zeichen des Kreuzes. An dem Holz des Kreuzes hing mit angespannten Saiten, d.h. Sehnen, der Erlöser, was schon damals die Dämonen verjagte.
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[I,6] Es folgt [die Frage] bezüglich der Hexen
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[I,6] Es folgt [die Frage] bezüglich der Hexen selbst, die sich den Dämonen unterwerfen. Und dies ist die sechste Frage [der Reihe nach] und der zweite Abschnitt323 Bezüglich des dritten und davon abhängenden Problems324 der Hexen selbst, die sich Dämonen unterwerfen, kann etliches hinsichtlich der Vorgehensweise bei solchen Schandtaten Probleme bereiten: Erstens seitens des Dämon und des von ihm angenommenen Körpers, aus welchem Element er gebildet sei; zweitens seitens des Aktes, ob [er] immer mit der Einflößung des von einem anderen empfangenen Samens [erfolgt]; drittens seitens der Zeit und des Ortes, ob er [es] mehr zu der einen als zu der anderen Zeit ausführe; viertens, ob er sich für die Umstehenden sichtbar verhalte. [Dann] seitens der Frauen, ob bloß jene, die aus solcherart Schandtaten gezeugt werden, von den Dämonen [20va] aufgesucht werden; zweitens, ob jene, die von den Hebammen nach der Geburt den Dämonen geweiht werden, [aufgesucht werden]; drittens, ob bei solchen der Geschlechtstrieb selbst anfälliger sei. Da auf dies alles jetzt nicht zu antworten ist, weil wir uns zuerst dem Allgemeinen widmen und im zweiten Teil des Werkes jene Einzelheiten anhand
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ihrer Taten erklärt werden, wie es aus dem vierten Kapitel erhellt325, wo die einzelnen Arten Erwähnung finden, deshalb wollen wir uns der zweiten Hauptfrage zuwenden, und zwar zunächst, warum sich diese Form der Ruchlosigkeit bei dem so schwachen Geschlecht [der Frauen] öfter findet als bei Männern. Und die erste allgemeine Frage wird die nach den allgemeinen Eigenschaften der Frauen sein; die zweite spezielle, welche Frauen häufiger als abergläubisch oder als Hexen befunden werden; die dritte, spezielle, was die Hebammen anlangt, welche alle anderen an Boshaftigkeit übertreffen. Bezüglich der ersten [Frage], warum sich in dem so schwachen Geschlecht der Frauen mehr Hexen finden als unter den Männern. Und es bringt nichts, Argumente für das Gegenteil herzuleiten, da, abgesehen von den glaubwürdigen Aussagen vor Gericht, die Erfahrung selbst dieses glaubhaft macht. Wir wollen, ohne das Geschlecht zu verachten, in dem Gott stets Großes schuf, um Starkes zuschanden zu machen326, davon sprechen, daß über dieses von Verschiedenen verschiedene Gründe angeführt werden, die dennoch in der Hauptsache durchweg übereinstimmen. Daher ist auch zur Unterweisung der Frauen diese Materie sehr wohl zu predigen, und sie begehren es auch zu hören, wie die Erfahrung oft gelehrt hat, wenn es nur angemessen vorgebracht wird.
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[I,6] Es folgt [die Frage] bezüglich der Hexen
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Manche Gelehrten geben als Grund an, daß es von Natur aus dreierlei [Dinge] gibt, die weder im Guten noch im Schlechten die Mitte einzuhalten wissen: die Zunge, der Kirchenmann und die Frau. Aber wo sie die Grenzen ihrer Befindlichkeit überschreiten, dort erlangen sie eine Art Gipfel und höchsten Grad im Guten oder auch im Schlechten. Im Guten, wenn sie von einem guten Geist regiert werden, sind sie daher auch die Besten. In der Bosheit aber, wenn sie vom bösen Geist regiert werden, kommt daher auch das Schlechteste heraus. [Erstens] Von der Zunge ist es nämlich offensichtlich, da mit ihrer Hilfe viele [20vb] Reiche dem christlichen Glauben unterworfen wurden, weshalb auch der Heilige Geist den Aposteln Christi in feurigen Zungen erschienen ist327. Auch an anderen weisen Predigern zeigt sich täglich die Zunge der Hunde, die die Wunden und Geschwüre des ermattenden Lazarus leckten328, gemäß jenem [Wort]: »Die Zunge deiner Hunde, die aus den Feinden die Seelen reißen.«329 Daher wurde auch der Führer und Vater des Predigerordens in Gestalt eines bellenden Hündchens330 und mit einer brennenden Fackel im Maul dargestellt, wie er auch bis heute durch sein Bellen die ketzerischen Wölfe von den Herden der Schafe Christi vertreibt. Es geht auch aus der täglichen Erfahrung hervor,
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weil durch das Wort eines einzigen klugen Mannes bisweilen die Vernichtung unendlich vieler Menschen verhindert wird, weshalb Salomon nicht zu Unrecht mehrerlei zu ihrem [der Zunge] Lob Prover. 10331 gedichtet hat: »Auf den Lippen des Einsichtigen findet man Weisheit.« Und ferner: »Gediegenes Silber [ist] die Zunge des Gerechten, das Herz des Gottlosen ist nichts wert.« Ferner: »Die Lippen des Gerechten unterweisen sehr viele, die aber töricht sind im Herzen sollen sterben aus Herzenseinfalt.«332 Der Grund dafür wird eben dort 16333 hinzugefügt, weil es [Aufgabe] des Menschen ist, seine Seele vorzubereiten und Gottes, die Zunge zu leiten. Über die bösen Zunge aber wirst du finden Eccl. 28334: »Die dritte Zunge erregte viele und zerstreute jene von Volk zu Volk, vernichtete befestigte Städte und machte die Häuser der Großen dem Erdboden gleich.« Als dritte Zunge bezeichnet man diejenige, welche zwischen zwei gegensätzlichen Parteien unbedacht und ehrlos redet. Zweitens, nämlich von den Geistlichen – verstehe Kleriker und Mönche wie Nonnen – [sagt] Chrysostomos335 über jenes [Wort]: »›Er warf hinaus die Verkäufer und Käufer aus dem Tempel.‹ Wie alles Gute, so kommt auch alles Schlechte von der Priesterschaft.« Hieronymus im Brief an Nepotianus336: »Einen geistlichen Wucherer, einen, der vom Armen
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zum Reichen, vom Unbekannten zum Berühmten [wurde], den fliehe wie die Pest!« Und der selige Bernhard, Homilie 23 super Canti.337, indem er von den Klerikern sagt: »Wenn ein offenkundiger Ketzer sich erhöhe, werde er ausgestoßen und verschmachte. Wenn ein ungestümer Feind [dies tut], so würden sich vielleicht vor ihm die Guten verbergen. Jetzt aber, wie werden sie ihn vertreiben oder sich verbergen? Alle sind Freunde und doch Feinde [21ra], alle sind Hausgenossen und keine Friedfertigen, alle sind unsere Nächsten, und alle suchen [nur] das Ihrige.« Und anderswo: Unsere Prälaten sind zu Pilatussen, unsere Hirten zu Schafscherern geworden.« Und er spricht auch von den Vorgesetzten der Mönche, die den Untergebenen schwere Lasten aufbürden, ohne daß sie [selbst] auch nur den kleinen Finger rühren würden338. Gregorius spricht in pasto.339: »Niemand schadet in der Kirche mehr, als derjenige, der, auch wenn er verkehrt handelt, den Namen oder den Rang der Heiligkeit hat. Denn diesen Schuldigen anzuklagen, wagt keiner, und zum [bösen] Beispiel wird [dazu noch] die Schuld erheblich vergrößert, wenn der Sünder aus Ehrfurcht vor seinem Rang noch verehrt wird.« Von den Mönchen spricht auch Augustinus an Vincentius, den Donatisten340: »Schlicht gestehe ich Eurer Großmut vor meinem Herrn, unserem Gott, der Zeuge ist über meine Seele,
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daß ich, seit ich anfing, Gott zu dienen, schwerlich Schlechtere, [aber] auch keine Besseren angetroffen habe als die, welche in den Klöstern sündigten oder fromm lebten.« [Drittens] Die Bosheit aber der Frauen wird erörtert in Eccl. 25341: Es ist kein schlimmeres Haupt als das Haupt der Schlange. Und es ist kein Zorn [schlimmer] als der Zorn der Frau. Mit dem Löwen und dem Drachen zu verweilen wird [einem] lieber sein als mit einer liederlichen Frau zu wohnen.« Und unter anderem, was eben dort über die liederliche Frau folgt und vorangeht, heißt es am Schluß: »Klein ist jede Bosheit gegen die Bosheit der Frau.« Daher [sagt] Chrysostomos über Math. 19342: »Es ist nicht zuträglich zu heiraten. Was anders ist die Frau als die Feindin der Freundschaft, eine unentrinnbare Strafe, ein notwendiges Übel, eine natürliche Heimsuchung, ein wünschenswerter Verlust, eine häusliche Gefahr, ein ergötzlicher Schaden, ein Fehler der Natur, mit schöner Farbe bemalt? Wenn also jene wegzuschicken eine Sünde ist, da man sie behalten muß, [dann] ist es schon wahrhaft eine notwendige Folter, so daß wir entweder, weil wir sie wegschicken, Ehebruch treiben oder tägliche Kämpfe bestehen.« Tullius endlich sagt in 2 Rethorica343: »Männer werden zu einer einzelnen Übeltat344 von je einer Leidenschaft angetrieben, d.h. [es kann für sie] mehrere [leidenschaftliche Ursa-
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chen geben], Frauen zu allen Übeltaten345 von einer einzigen Begierde: denn das Fundament aller zum Weib gehörigen Laster ist die Habsucht.« Und Seneca346 sagt in seinen Tragödien: »Entweder liebt oder haßt die Frau, es gibt nichts drittes.« Eine Frau zu beweinen, ist ein Fehler. [21rb] Zwei Arten von Tränen werden in den Augen der Frau [bereit] gehalten, die des wahren Schmerzes und die der Hinterlist. Sinnt eine Frau allein, dann sinnt sie auf Böses. Von den guten Frauen aber geht so großes Lob, daß man liest, sie hätten Männer beglückt und Völker, Länder und Städte gerettet. Das ist bekannt von Judith347, Debora348 und Esther349. Daher [sagt] der Apostel, 1 Cor. 7350: »Wenn eine Frau einen Mann hat, und dieser willigt ein, mit ihr zu wohnen, soll sie den Mann nicht wegschicken. Geheiligt ist nämlich der ungläubige Mann durch die gläubige Frau.« Daher heißt es in Eccl. 26351: »Glücklich ist der Mann einer guten Frau, denn die Zahl seiner Jahre verdoppelt sich.« Viel Rühmliches führt er dort fast durch das ganze Kapitel hindurch von der Herrlichkeit der guten [Frauen] aus. Und Prover. ulti.352 von der tapferen Frau. All dieses geht auch aus dem Neuen Testament zu den Frauen hervor, wie zu den Jungfrauen und anderen heiligen Frauen, die gottlose Völker und Reiche vom Götzendienst zur christlichen Religion geführt
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haben. Wenn jemand Vincentius, in spec. histo. li. 26 ca. 9353 nachlesen will, möge er über das Reich Ungarn, das durch die allerchristlichste Gisela354 [christianisiert wurde], und über das Reich der Franken, das durch die Jungfrau Chlothilde355 [christianisiert wurde], die mit Chlodwig356 verlobt war, nachlesen, und er wird Erstaunliches finden357. Was immer man daher an Tadelswertem liest, kann man von der Begehrlichkeit des Fleisches her verstehen, so daß unter Frau immer die Fleischeslust verstanden wird, nach jenem [Wort]: »Ich fand die Frau bitterer als den Tod«358, und eine gute Frau hat die Begierde des Fleisches besiegt. Es gibt auch andere, die Gründe angeben, weshalb mehr Frauen als Männer für abergläubisch befunden werden. Und sie sagen, daß es drei Gründe gebe: Der erste, weil sie leichtgläubig sind; und weil der Dämon hauptsächlich den Glauben zu verderben sucht, tritt er auch eher an diese heran. Daher auch Eccl. 19359. »Wer schnell glaubt, ist leicht im Herzen und wird erniedrigt werden.« Der zweite Grund ist, weil sie von Natur aus wegen der Unstetheit der körperlichen Verfassung zur Aufnahme von Eingebungen durch das Eindringen von Separatsubstanzen leichter zu beeinflussen sind. Infolge dieser Verfassung sind viele, wenn sie sie gut gebrauchten, gut; wenn schlecht, um so schlechter. Der dritte Grund ist der, weil sie eine
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schlüpfrige Zunge haben, und sie das, was sie durch schlechte Kunst wissen, ihren Genossinnen kaum verheimlichen können und sich heimlich, da sie schwach sind, leicht durch Schadenszauber zu rächen suchen. [21va] Daher auch Eccl. 25360 wie oben: »Mit einem Löwen und einem Drachen zu verweilen, wird einem mehr gefallen als mit einer nichtsnutzigen Frau zu wohnen. Gering ist alle Bosheit gegen die Bosheit der Frau«. Ebenso kann auch angefügt werden: da jene unstet sind, können sie deswegen schneller die Kinder den Dämonen weihen, wie sie es auch tun. Es gibt auch Dritte, die andere Gründe anführen, welche die Prediger mit Vorsicht anführen und besprechen sollen: wenn auch die [Heilige] Schrift im Alten Testament von den Frauen meistens Schlechtes berichtet, und zwar wegen der ersten sündigenden Frau, nämlich Eva und ihrer Nachahmerinnen, so sagt [doch] Hieronymus361 nachher wegen der Veränderung des Namens im Neuen Testament, nämlich Eva in Ave: »Alles, was der Fluch Evas Böses gebracht hat, hat der Segen Marias hinweg genommen.« Daher ist über diese sehr viel und immer Lobenswertes zu predigen. Aber weil noch in den jetzigen Zeiten diese Ruchlosigkeit [der Hexen] mehr bei den Frauen als bei den Männern gefunden wird, wie die Erfahrung selbst lehrt, können wir bei genauerer Prüfung über das Vorhergehende hinaus sagen, daß, da sie in allen
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Kräften, der Seele wie des Körpers, mangelhaft362 sind, es kein Wunder ist, wenn sie gegen die, mit denen sie wetteifern, mehr Schadenszauber geschehen lassen. Was nämlich den Verstand betrifft oder das Verstehen des Geistigen, scheinen sie von einer anderen Art zu sein als die Männer, worauf die Autorität und der Verstand mit den verschiedenen Beispielen der Heiligen Schrift hindeuten. Terentius363 sagt: »Die Frauen sind leichtfertig im Urteil, fast wie die Knaben.« Und Lactantius, 3 Institutiones364, sagt, niemals habe eine Frau die Philosophie verstanden, außer Themis365. Und in Prover. 11366, gleichsam die Frau beschreibend, heißt es: »Eine schöne und zuchtlose Frau ist [nichts anderes] als der goldene Ring in der Nase einer Sau.« Der Grund ist ein natürlicher: weil sie sündhafter auftritt als der Mann, wie es aus den vielen [fleischlichen] Unflätereien ersichtlich ist. Diese Mängel367 werden auch gekennzeichnet bei der Schaffung der ersten Frau, da sie aus einer krummen Rippe geformt wurde, d.h. aus einer Brustrippe, die gekrümmt und gleichsam dem Mann entgegen geneigt ist. Von diesem Mangel rührt auch, daß die Frau immer täuscht, da sie ein unvollkommenes Lebewesen368 ist. Cato369 [schreibt]: »Durch Tränen [sinnt die Frau] auf listige Tücken.« [21vb] und jenes [Wort]: »Während eine Frau weint, strebt sie danach, den Mann zu hintergehen.« Dies ist offenkun-
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dig bei der Frau des Samson, die in ihn drang, ihr das Rätsel zu sagen, das er den Gefährten aufgegeben hatte, es ihnen erzählte und ihn so betrog370. Ihr von Natur aus geringer Glauben wird [schon] bei der ersten Frau offenbar, da sie der Schlange auf ihre Frage, warum sie nicht von jedem Baum des Paradieses essen würden, sagte: »Von jedem [essen wir], nur nicht etc., damit wir nicht etwa sterben.«371, wobei sie zeigt, daß sie zweifle und an die Worte Gottes nicht glaube, was alles auch die Etymologie des Namens demonstriert: es heißt nämlich femina [Frau] von fe372 und minus, weil sie immer geringeren Glauben hat und wahrt, und zwar von Natur aus bezüglich des [der geringeren] Glaubens [stärke], mag auch infolge der Gnade und der Natur der Glaube in der seligsten Jungfrau niemals gewankt haben, da er doch in allen Männern zur Zeit des Leidens Christi gewankt hatte373. Schlecht also ist die Frau von Natur aus, da sie schneller am Glauben zweifelt, auch schneller den Glauben ableugnet, Das ist die Grundlage für die Hexen374. Was endlich die andere Kraft der Seele, nämlich den Willen, anbetrifft, so verzehrt sie sich aus [ihrer] Natur heraus vor Leidenschaft, wenn sie vor Zorn und Unduldsamkeit haßt, den sie vorher geliebt hat. Und wie die Flut des Meeres immer brandet und wogt, so
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ist eine solche [Frau] völlig unduldsam. Auf diesen Grund spielt die Autorität [der Schrift] verschiedentlich an, Eccl. 25375: »Es gibt keinen [schlimmeren] Zorn als den Zorn der Frau.« Und Seneca, in den Tragödien 8376: »Keine Gewalt des Feuers, kein Brausen des Windes noch die furchterregende Gewalt des geschleuderten Geschosses ist so zu fürchten, wie wenn die verlassene Ehefrau vor Verbitterung glüht und haßt.« Es ist offenkundig bei der Frau, die Joseph falsch beschuldigte und einkerkern ließ, weil er ihr nicht in das Verbrechen des Ehebruchs einwilligen wollte, Gen. 30377. Und wahrlich, der wichtigste Grund für die Ausbreitung der Hexen ist der schmerzliche Zank zwischen verheirateten und nicht verheirateten [Frauen] und Männern, ja selbst auch unter den heiligen Frauen. Was dann [erst] unter den übrigen? Du siehst nämlich in der Genesis, wie groß die Unduldsamkeit und der Neid der Sara gegen Hagar war, nachdem sie empfangen hatte, Gen. 21378; wie groß [der Neid] der Rachel gegen Lea wegen der Söhne, die Rachel nicht hatte379; wie groß [der Neid] der Hanna gegen Peninna, die fruchtbar war, während sie selbst unfruchtbar blieb, 1 Regum 1380; wie groß [der Neid] der Mirjam381 gegen [22ra] Moses, Nume. 12382. Daher murrte sie und verunglimpfte Moses, weswegen sie auch mit Aussatz geschlagen wurde; wie groß [der Neid] der Martha gegen Magda-
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lena, die untätig sitzen blieb, während Martha aufwartete, Lukas 10383. Daher auch Eccl. 37384: »Besprich dich mit der Frau darüber, worüber sie sich ereifert«, wie wenn er sagen würde, man kann mit ihr nicht übereinkommen, weil immer Rivalität, d.h. Neid, in einer bösen Frau ist. Wenn sie so untereinander hetzen, wieviel mehr gegenüber den Männern! Darum erzählt auch Valerius385: Foroneus, König der Griechen, sprach an dem Tag, an dem er starb, zu seinem Bruder Leontius: »Am höchsten Glück würde mir nichts fehlen, wenn mir [nur] immer die Frau gefehlt hätte.« Zu ihm [sagte] Leontius: »Und auf welche Weise steht die Frau dem Glück im Weg?« Und jener [sprach]: Alle verheirateten Männer wissen das.« Und der Philosoph Sokrates386, gefragt, ob man eine Frau nehmen müsse, antwortete: »Wenn du sie nicht nimmst, wird dich die Einsamkeit des Grübelns ereilen. Darin liegt der Untergang387 des Geschlechts und ein fremder Erbe. Wenn du aber eine [Frau] nimmst, dann hast du ewige Aufregung, Klagen, Streitereien, Vorwürfe wegen der Mitgift, der finstere Ernst der Verwandten388, die geschwätzige Zunge der Schwiegermutter, den Erben aus einer fremden Ehe, unsicheres Schicksal der Kinder.« Das sagte er aus Erfahrung. Denn wie Hieronymus sagt, Adv. Jovinianus389, hatte dieser Sokrates zwei Ehefrauen, die er mit ungeheurer Geduld ertrug. Dennoch
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konnte er sich von deren Keifen, Schreien und Vorwürfen nicht befreien. Eines Tages also, als sie gegen ihn schimpften und er deshalb aus dem Haus ging, um ihre Belästigung los zu werden, und sich vor dem Haus niedersetzte, gossen jene Frauen schmutziges Wasser auf ihn, worüber er sich nicht weiter aufregte, weil [er] als Philosoph sprach: »Ich wußte, daß auf den Donner Regen folgen würde.« Und von einem [Mann], dessen Frau im Fluß ertrunken war, liest man, daß er auf der Suche nach ihrem Leichnam, um ihn aus dem Wasser zu ziehen, am Fluß gegen den Strom entlang ging. Und als man ihn nach dem Grund fragte, warum er stromaufwärts suche, wo doch schwere Sachen abwärts und nicht aufwärts schwämmen, antwortete er: »Diese Frau war bei Lebzeiten immer meinen Worten, Taten und Befehlen entgegen. Deshalb suche ich in der entgegengesetzten Weise, da sie vielleicht auch als Tote ihren Widerspruch gegen das Normale beibehält«390. Und wie sie [die Frauen] aus dem ersten Mangel, dem des Verstandes, [22rb] leichter zur Ableugnung des Glaubens neigen [als Männer], so suchen, ersinnen und verüben sie infolge des zweiten, nämlich der außergewöhnlichen Affekte und Leidenschaften, auf vielfache Weise Rache – sei es durch Schadenszauber, sei es durch andere Mittel. Daher ist es kein Wunder, daß es eine so große Menge von Hexen in
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diesem [weiblichen] Geschlecht gibt. Betreffend den Mangel an Erinnerungsvermögen haben sie von Natur aus das Laster, nicht geführt werden zu wollen, sondern ohne irgendein Pflichtgefühl ihren Eingebungen zu folgen, so strebt es [das Geschlecht der Frauen] danach und disponiert die gesamte Erinnerung. Daher [sagt] Theophrastus391: »Wenn du ihr das ganze Haus ihr zu dienen überlassen und wenn du dir auch nur etwas ganz Kleines oder Großes deinem Willen vorbehalten hast, wird sie meinen, man vertraue ihr nicht, und sie wird Streit suchen. Und wenn du dich nicht schnell berätst, bereitet sie Gift oder befragt haruspices und arioli. Und siehe da: [es kommt zu einem] Schadenszauber«392. Wie aber die Herrschaft der Frauen aussieht, [darüber] höre den Tullius in paradoxa393: »Ist jener etwa frei, dem seine Frau befiehlt, Gesetze auferlegt, vorschreibt, gebietet, verbietet, wie es ihr gut dünkt, daß er ihr, wenn sie befiehlt, nichts abzuschlagen vermag oder [dies nicht] wagt. Ich meine, der müsse nicht nur Sklave, sondern Erbärmlicherster aller Sklaven genannt werden, selbst wenn er aus der angesehensten Familie stammt.« Daher [sagt] auch Seneca394 in Person der rasenden Medea: »Was zögerst du noch zu folgen dem glücksverheißenden Drang? Wie groß ist dieser Teil der Rache, an dem du Freude hast« etc., wo er vieles feststellt und zeigt, daß die
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Frau sich nicht lenken lassen, sondern nach eigenem Antrieb vorgehen will, auch in ihr Verderben. Man liest es von vielen Frauen, die, sei es aus Liebe oder Schmerz, sich selbst töteten, weil sie sich keine Rache verschaffen konnten wie dies auch Hieronymus super Danielem395 von der Laodike erzählt. Diese, die Frau des König Antiochus von Syrien, ließ voll Eifersucht darüber, daß er seine zweite Frau Berenike396 mehr liebte, zuerst Berenike und ihren Sohn mit dem genannten Antiochus töten. Später verübte sie mit Gift Selbstmord, weil sie nicht regiert werden, sondern nach eigenem Willen vorgehen wollte. Deshalb sagt Chrysostomos397 mit Recht: »Oh Übel, schlimmer als alles Übel [ist] eine schlechte Frau, egal ob arm oder reich. Wenn sie nämlich die Frau eines Reichen ist, hört sie nicht auf, bei Tag und Nacht den jähzornigen Mann [22va] mit Gerede aufzustacheln durch liederliche aufreizende Reden und rücksichtslos in der Heftigkeit. Wenn sie aber einen armen Mann hat, läßt sie nicht ab, auch ihn zu Zorn und Streit zu reizen. Und wenn sie eine Witwe ist, verachtet sie für sich alle anderen und entbrennt durch den Überschwang des Hochmuts398 zu jeder Kühnheit.« Suchen wir nach, finden wir, daß fast alle Reiche der Welt durch die Frauen zerstört worden sind. Das erste, ein glückliches Reich, nämlich Troja, wurde
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wegen des Raubes einer Frau, nämlich der Helena, zerstört, und viele tausend Griechen wurden getötet. Das Reich der Juden erlitt viele Übel und Zerstörungen wegen der furchtbaren Königin Jezabel und ihrer Tochter Athalja, Königin im Königreich Juda, die die Söhne ihres Sohnes töten ließ, damit sie nach seinem Tod selbst herrsche. Aber beide [Frauen] wurden getötet399. Das Reich der Römer hatte viel Schlimmes auszustehen wegen Kleopatra, der Königin von Ägypten, einer ganz schlimmen Frau. Ebenso auch andere [Reiche]. Daher ist es kein Wunder, wenn die Welt [auch] jetzt unter der Boshaftigkeit der Frauen leidet. Endlich [kommen wir] zur Erörterung der fleischlichen Begierden des Körpers selbst. Von da kommen unzählige Schädigungen des menschlichen Lebens, so daß wir mit Recht mit Cato Uticensis400 sagen können: »Wenn die Welt ohne Frauen sein könnte, wäre unser Lebenswandel göttlich«. So würde in der Tat, wenn die Schlechtigkeiten der Frauen nicht wären, ganz zu schweigen von den Hexen, die Welt noch von unzähligen Gefahren frei bleiben. Valerius an Rufinus401: »Du weißt nicht, daß die Frau eine Chimäre ist. Aber du mußt wissen, daß jenes dreigestaltige Ungeheuer geschmückt ist mit dem herrlichen Antlitz des Löwen, entstellt wird durch den Unterleib der stinkenden Ziege, bewaffnet ist mit dem Schwanz einer giftigen Viper. Das will sagen, daß ihr Anblick
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[I,6] Es folgt [die Frage] bezüglich der Hexen
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schön ist, die Berührung [aber] grausig [und] der Umgang tödlich. Hören wir noch von einem weiteren Charakteristikum: der Stimme. Denn wie sie [die Frau] von Natur aus lügnerisch ist, so ist sie es auch beim Sprechen. Denn sie sticht402 und erfreut dennoch. Daher wird ihre Stimme mit dem Gesang der Sirenen verglichen, die durch ihre süße Melodie die Vorüberfahrenden anlocken und schließlich töten403. Sie [die Frauen] töten, weil sie sowohl den Geldbeutel entleeren, die Kräfte rauben, als auch Gott zu verlieren zwingen. Valerius an Rufinus wiederum sagt404: »Der Genuß gefällt und das Vergehen reut. Die Blume der Venus ist die Rose, weil unter [22vb] ihrem Purpur viele Dornen verborgen sind.« Proverb. 5405: »Ihre Kehle, d.h. ihre Stimme, ist geschmeidiger als Öl und zuletzt scharf wie Absinth.« Hören wir uns noch ein anderes an: In ihrem Gehen und Stehen, in ihrem äußeren Erscheinen, da ist Eitelkeit über Eitelkeit! Es gibt keinen Mann auf der Welt, der sich so sehr abmüht, dem gütigen Gott zu gefallen, wie eine auch [nur] mäßig [hübsche] Frau sich abarbeitet, mit ihren Eitelkeiten den Männern zu gefallen. Davon ein Beispiel in der Vita der Pelagia406, als sie, der Welt ergeben, aufgeputzt durch Antiochien zog. Als ein heiliger Vater, Nonnius mit Namen, sie sah, fing er an zu weinen und sagte den Gefährten,
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3.922
[I,6] Es folgt [die Frage] bezüglich der Hexen
Hexenhammer, 237
daß er in seinem ganzen Leben nie solche Sorgfalt darauf verwandt habe, Gott zu gefallen etc. Und endlich wurde sie durch seine Gebete zur Umkehr gebracht. So ist die [Frau], von der Eccl. 7 spricht und über die jetzt die Kirche jammert wegen der ungeheuren Menge der Hexen: »Ich fand die Frau bitterer als den Tod, die die Schlinge des Jägers ist, ein Netz ihr Herz, Fesseln sind ihre Hände. Wer Gott gefällt, wird jene fliehen. Wer aber ein Sünder ist, wird von ihr gefangen werden.« Sie ist bitterer als der Tod, d.h. der Teufel. Apokalypse 6407: »Sein Name ist Tod.« Denn mag auch der Teufel Eva zum Sündigen verleitet haben, so hat doch Eva Adam verführt. Und wie die Sünde der Eva uns nicht den Tod der Seele und des Körpers gebracht hätte, wenn nicht in Adam die Schuld gefolgt wäre – und nicht der Teufel ihn verleitete, sondern Eva –, so ist sie darum bitterer als der Tod. Außerdem [ist sie] bitterer als der Tod, weil dieser natürlich ist und nur den Körper vernichtet. Aber die Sünde, von der Frau ausgegangen, tötet auf gleiche Weise Seele und Körper durch den Entzug der Gnade, zur Strafe für die Sünde. Wiederum [ist sie] bitterer als der Tod, weil der körperliche Tod ein offener und schrecklicher Feind ist, die Frau aber ein heimlicher, sich einschmeicheln-
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[I,6] Es folgt [die Frage] bezüglich der Hexen
Hexenhammer, 238
der Feind. Und deswegen wird sie schon eine verhängnisvollere und gefährlichere Schlinge vielmehr der Dämonen als der Jäger genannt, weil die Männer nicht bloß durch fleischliche Lüste gefangen werden, wenn man sie sieht und hört, da, nach Bernhard408, ihr Gesicht ein versengender Wind und ihre Stimme das Zischen der Schlange ist, sondern auch, weil sie unzählige Menschen und Vieh behexen. Ihr Herz wird Netz genannt, d.h. die unergründliche Bosheit, die in ihrem Herzen regiert. Und ihre Hände sind Fesseln [23ra] zum Festhalten. Wo sie die Hand zum Behexen der Kreatur anlegen, dann vollbringen sie ihr Vorhaben mit Hilfe des Teufels. Kommen wir zum Schluß. Alles [geschieht] durch fleischliche Begierde, die bei ihnen unersättlich ist. Prov. penult.409: »Drei Dinge sind unersättlich etc. und das vierte, das niemals sagt: genug!, nämlich der Schlund der Gebärmutter.« Darum haben sie auch mit den Dämonen zu schaffen, um ihre Lust zu stillen. Vieles könnte hier ausgeführt werden. Aber den Verständigen erscheint es offensichtlich genug, daß es kein Wunder ist, daß man mehr Frauen von der Ketzerei der Zauberer befallen findet als Männer. Daher ist es auch folgerichtig, die Ketzerei nicht als die der Zauberer, sondern als die der Hexen zu bezeichnen, damit die Benennung vom Wichtigeren her erfolge. Und gepriesen sei der Höchste, der das männliche Ge-
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[I,6] Es folgt [die Frage] bezüglich der Hexen
Hexenhammer, 239
schlecht vor so großer Schändlichkeit bis heute bewahrte. Da er in demselben für uns geboren werden und leiden wollte, deshalb hat er es auch bevorzugt410. Welche Art Frauen in höherem Maße [als andere] abergläubisch und als Hexen befunden werden. Zum zweiten [Punkt], welcher Art Frau vor anderen als abergläubisch und mit Schadenszauber befleckt befunden werden, ist zu sagen, wie aus der vorhergehenden Frage deutlich wird, daß, weil die drei Laster Unglaube, Ehrgeiz und Wollust besonders bei schlechten Frauen herrschen, sie deshalb vor den übrigen auf Schadenszauber bedacht sind, weil sie vor ihnen den Lastern ergeben sind. Ferner, weil unter diesen dreien das letzte am meisten vorherrscht, darum weil [die Frau] unersättlich ist etc. Deshalb sind auch jene unter den Ehrgeizigen mehr angesteckt, die zur Erfüllung ihrer verderbten Begierden mehr entbrennen, nämlich die Ehebrecherinnen, die Huren und die Konkubinen der Großen. Und dies erfolgt gemäß siebenfachem Schadenszauber411, wie in der Bulle412 angesprochen wird, indem sie den fleischlichen Akt und die Empfängnis in der Gebärmutter durch unterschiedlichen Schadenszauber infizieren: Erstens verändern sie die Gedanken der Menschen zu unbändiger Liebe etc.; zweitens hemmen sie die Zeugungskraft; drittens entfernen sie die zu jenem Akt
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[I,6] Es folgt [die Frage] bezüglich der Hexen
Hexenhammer, 239
gehörigen Glieder; viertens verwandeln sie die Menschen durch Blendwerk [scheinbar] in Tiergestalten; fünftens vernichten sie die Zeugungskraft der Weibchen413 [23rb]; sechstens, daß sie Fehlgeburten bewirken; siebtens, daß sie den Dämonen Kinder darbringen; abgesehen von den Schäden, die sie anderen Tieren und Feldfrüchten zufügen. Darüber wird im folgenden gehandelt werden. Jetzt aber wollen wir Gründe für die Schäden der Menschen angeben. Zuerst die Schlußfolgerung über die, die sie zu unbändiger Liebe oder Haß behexen. Und danach ist dasselbe Thema zu größerem Verständnis unter [dem Gesichtspunkt] eines Problems zu diskutieren. Die Schlußfolgerung aber ist diese. Der heilige Thomas zeigt in 4 di. 34414, indem er von der schadenszauberischen Impotenz handelt, warum dem Teufel von Gott eine größere Macht zum Schadenszauber über die fleischlichen Handlungen des Menschen als über andere verliehen wird. So muß man in ähnlicher Weise sagen, daß die Frauen mehr angegriffen werden, die diesem Tun mehr obliegen. Er sagt nämlich, daß, weil die erste Verderbnis durch die Sünde, durch welche der Mensch der Sklave des Teufels geworden ist, durch den Zeugungsakt auf uns gekommen sei, deshalb sei dem Teufel von Gott bei diesem Akt mehr Macht des Schadenszaubers verliehen worden als bei den anderen, wie sich auch an den
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[I,6] Es folgt [die Frage] bezüglich der Hexen
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Schlangen, wie man sagt, die Kraft der Zauberer mehr offenbare als bei den anderen Tieren, weil der Teufel durch eine Schlange, gleichsam durch sein Werkzeug, die Frau versucht hat. Wenn also auch, wie er [Thomas] später anfügt, die Ehe ein Werk Gottes sein mag, da sie gleichsam durch ihn eingesetzt ist, so wird sie doch bisweilen durch die Werke des Teufels zerstört, zwar nicht durch [seine eigene] Gewalt, weil er ja sonst für stärker als Gott gelten müßte, sondern nur mit Zulassung Gottes, durch zeitweilige oder dauernde Verhinderung des ehelichen Aktes. Von daher können wir aus Erfahrung sagen, daß sie [die Hexen] wegen solcher Schandtaten sowohl an sich wie auch an den Mächtigen auf der Welt, welchen Standes oder Berufs sie auch sind, unzähligen Schadenszauber vollbringen, indem sie ihre Gemüter zu wahnhafter Liebe oder Liebesraserei415 so wandeln, daß sie durch keine Beschämung oder Überredung bewogen werden können, davon abzulassen. Daraus droht nicht nur die Vernichtung des Glaubens, sondern auch täglich eine unerträgliche Gefahr, weil sie deren Gemüter so zu verwandeln wissen, daß [23va] sie [die Großen der Welt] es nicht zulassen, daß ihnen [den Hexen] durch sie oder andere ein Schaden zugefügt werde; und so wachsen sie von Tag zu Tag an. Wenn uns doch die Erfahrung dieses nicht gelehrt hätte! Schlimmer noch! Ein solcher Haß ist
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[I,6] Es folgt [die Frage] bezüglich der Hexen
Hexenhammer, 240
auch im Sakrament der Ehe unter den Gatten durch Schadenszauber erregt worden, und gleichfalls Lähmungen der Zeugungskraft, so daß sie nicht imstande sind, für die Nachkommenschaft durch Gewährung und Erfüllung der ehelichen Pflicht zu sorgen. Aber weil Liebe und Haß in der Seele existieren, in die auch der Dämon nicht eindringen kann, sollen diese Dinge, damit sie nicht gleichsam unglaublich scheinen, unter einer [besonderen] Frage erörtert werden, da dann auch die Gegensätze besser sichtbar werden.
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[I,7] Frage: Ob die Hexen die Gefühle der
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[I,7] Frage: Ob die Hexen die Gefühle der Menschen zu Liebe und Haß umwandeln können. Und es ist die siebte der Reihenfolge nach416. Es wird gefragt, ob die Dämonen durch die Hexen die Gemüter der Menschen zu ungezügelter Liebe oder Haß zu verändern und zu reizen imstande sind. Und es wird argumentiert, daß sie es nach dem Vorhergehenden nicht können. Dreierlei ist im Menschen: Wille, Verstand und Körper. Wie Gott sich den ersten durch sich zu leiten vorbehalten hat, weil »das Herz des Königs in der Hand des Herrn [ist]«417, so läßt er den zweiten [den Verstand] durch einen Engel erleuchten und den Körper selbst durch den Einfluß der Himmelskörper dirigieren. Ferner können sich die Dämonen zu deren Verwandlung nicht innerhalb der Körper aufhalten, also noch weniger in der Seele, um deren Kräften Liebe und Haß einzuflößen. Die Konsequenz liegt klar vor Augen: weil sie von Natur aus größere Macht über körperliche als über geistige Dinge haben. Und daß sie sie nicht verwandeln können, hat sich oben an mehreren Stellen gezeigt, weil sie keine substantielle oder akzidentielle Form verleihen können, außer unter Mitwirkung eines anderen Agens, wie auch jeder an-
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[I,7] Frage: Ob die Hexen die Gefühle der
Hexenhammer, 241
dere Künstler. Eben darauf bezieht sich auch ca. 26 q. episcopi am Ende418: »Wer glaubt, irgendeine Kreatur könne in einen besseren oder schlechteren Zustand verwandelt werden, außer vom Schöpfer selbst, ist schlimmer als ein Ungläubiger und ein Heide.« Ferner: Jedes Agens erkennt seine Wirkung aus dem Vorsatz. Wenn daher der Teufel die Gemüter der Menschen zu Haß oder Liebe verwandeln könnte, so könnte er die inneren Gedanken der Seele erkennen [23vb], was gegen das spricht, was in li. de ecclesiasticis dogmatibus419 gesagt wird: »Der Teufel kann die inneren Gedanken nicht sehen.« Und ebenso [heißt es] dort: »Nicht alle unsere bösen Gedanken werden vom Teufel erregt, denn bisweilen tauchen sie aus der Regung unseres freien Willens auf.« Ferner: Liebe und Haß betreffen den Willen, der in der Seele wurzelt. Also können sie vom Teufel, durch welche Kunst auch immer, nicht verursacht werden. Es gilt die Folgerung, weil »in die Seele schlüpfen«, wie Augustinus420 sagt, jenem allein möglich ist, der sie geschaffen hat. Ferner, wenn man sagt, daß er [der Teufel] die inneren sensitiven Kräfte und so folglich den Willen bewegen kann, so zählt das nicht, weil die sensitive Kraft vornehmer ist als die nährende Kraft. Aber der Teufel kann keinen Akt der nährenden Kraft vollbringen, daß er [etwa] Fleisch oder Knochen schüfe. Also kann er auch keinen Akt der inneren See-
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3.930
[I,7] Frage: Ob die Hexen die Gefühle der
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lenkräfte verursachen. Aber dagegen: man sagt, daß der Teufel nicht nur sichtbar, sondern auch unsichtbar die Menschen versucht. Dies wäre falsch, wenn er nicht innerlich bezüglich der Seele und ihrer Kräfte etwas bewirken könnte. Außerdem Damascenus in suis sententiis421: »Alle Bosheiten und alle Unreinheiten sind vom Teufel ersonnen« und Dionysius 4 ca. de divinis nominibus422: Die Menge der Dämonen ist sich und anderen die Ursache allen Übels.« Antwort: Hier ist zuerst eine Erklärung der Ursache nötig. Und zweitens, wie er [der Dämon] die inneren Kräfte der Seele, die innere Gefühlskräfte genannt werden, verändern kann. Und drittens werden wir so das Hauptproblem zum Abschluß bringen. Bezüglich des ersten423 ist zu bedenken, daß die »Ursache von etwas« durchaus zweifach benannt werden kann, einmal direkt, ein anderes Mal indirekt. Indirekt, wenn z.B. ein Agens eine Neigung zu einer Wirkung verursacht. Man sagt dann, sie sei nur dem Anlaß nach oder indirekt die Ursache jener Wirkung, wie wenn man sagen würde, daß der, der Holz sägt, einen Anlaß der Verbrennung desselben darstellt. Und auf diese Weise können wir sagen, daß der Teufel die Ursache aller unserer Sünden ist, weil er selbst den ersten Menschen zum Sündigen aufgehetzt hat, aus dessen Sünde im ganzen Menschengeschlecht eine
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[I,7] Frage: Ob die Hexen die Gefühle der
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Geneigtheit zur Sünde gefolgt ist. Und so sind die Worte des Damascenus und des Dionysius zu verstehen. Direkt nennt man die Ursache von etwas, insofern es direkt darauf wirkt. [24ra] Deshalb ist der Teufel nicht die Ursache jeder Sünde. Denn nicht alle Sünden werden auf Antreiben des Teufels begangen, sondern einige auch aus der Freiheit des Willens und der Verderbtheit des Fleisches, denn, wie Origines424 sagt: »Auch wenn es den Teufel nicht gäbe, würden die Menschen Verlangen nach Speise, fleischlichen Genüssen und ähnlichem haben, wobei viele Zügellosigkeiten geschehen, wenn solches Verlangen nicht durch die Vernunft gezügelt wird«, und am meisten aber infolge der vorgegebenen Verderbtheit der Natur. Aber ein derartiges Verlangen zu zügeln oder zu ordnen, unterliegt dem freien Willen, über den auch der Teufel weniger Macht hat. Aber weil wir aufgrund dieser Unterscheidung nicht entscheiden können, wie bisweilen Liebeswahn oder Liebesraserei durch Schadenszauber erregt werden kann, ist weiter zu bemerken, daß der Teufel, mag er auch nicht direkt, indem er den Willen des Menschen zwingt, die Ursache dieser ungezügelten Liebe sein, es dennoch mittels der Überredung sein kann und dies wiederum zweifach: sichtbar oder unsichtbar. Sichtbar, wenn er z.B. in Gestalt eines Menschen
Hexen
3.932
[I,7] Frage: Ob die Hexen die Gefühle der
Hexenhammer, 243
den Zauberern und Hexen selbst erscheint, mit ihnen spricht und sie zur Sünde überredet, so wie er die ersten Eltern im Paradies in der Gestalt einer Schlange und Christus in der Wüste versuchte, indem er ihm sichtbar in irgendeiner Gestalt erschien. Und weil es nicht zu glauben ist, daß er den Menschen ausschließlich auf diese Weise überrede, weil daraus folgen würde, daß durch die Anleitung des Teufels keine anderen Sünden geschehen würden, außer denen, zu denen der Teufel sichtbar erscheinend überredet, deshalb muß man sagen, daß er auch unsichtbar den Menschen zur Sünde reizt, was allerdings zweifach geschieht: mittels der Überredung und der Anordnung. Durch das Mittel der Überredung, wenn z.B. dem Erkenntnisvermögen etwas als gut dargestellt wird. Und dies kann auf dreifache Weise geschehen, weil es auf den Verstand oder auf das innere oder auf das äußere Empfindungsvermögen bezogen erscheint. Was den Verstand betrifft [so ist zu sagen]: weil der menschliche Verstand von der Einsicht eines guten Engels oder mittels einer Erleuchtung [des Betreffenden] bei dem, was erkannt werden soll425 unterstützt werden kann, wie Dionysius426 sagt. Der Grund [liegt darin, daß] »etwas einsehen« nach dem Philosophen427 »etwas erleiden« ist. Deshalb kann er [der gute Engel] den Verstand durch irgendeine Idee beeindrucken, woraus der Akt [24rb] der Einsicht er-
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[I,7] Frage: Ob die Hexen die Gefühle der
Hexenhammer, 244
folgt. Und wenn man sagt, daß der Teufel dies durch seine natürliche Kraft tun kann, die nicht gemindert ist, wie aus dem Vorhergehenden offensichtlich ist, so ist zu sagen, daß er es nicht durch das Mittel der Erleuchtung vermag, sondern [nur] durch das Mittel der Überredung. Der Grund [ist], daß der Verstand des Menschen so beschaffen ist, daß er, je mehr er erleuchtet wird, desto mehr das Wahre erkennt, und je mehr er das Wahre erkennt, sich desto mehr vor der Täuschung hüten kann. Und weil der Teufel letzten Endes diese Täuschung bezweckt, kann all seine Überredung nicht Erleuchtung genannt werden, mag man sie auch Eingebung nennen. Denn er prägte durch irgendeinen Eindruck auf die sensitiven inneren oder äußeren Kräfte, da wo er sichtbar überreden würde, etwas ein, wodurch die intellektuelle Erkenntnis überzeugt würde, eine Handlung auszuführen. Wie dies geschehen kann, nämlich wie er die inneren Kräfte durch etwas beeindrucken kann, dazu ist zu bemerken, daß die körperliche Natur von einer geistigen [Kraft] örtlich bewegt wird, weil sie von Natur aus dazu geschaffen ist. Das zeigt sich an unseren Körpern, die von den Seelen gelenkt werden, ähnlich auch an den Himmelskörpern. Sie [die körperliche Natur] ist aber nicht dazu geschaffen, von ihr [der geistigen Natur] unmittelbar geformt zu werden, und wir reden hauptsächlich von den Formen, die äußerlich
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[I,7] Frage: Ob die Hexen die Gefühle der
Hexenhammer, 245
bleiben428 und die nicht formgebend sind429. Daher ist es nötig, daß ein körperliches Agens hinzukomme, wie bewiesen wird in 7 Meta.430. Eine körperliche Materie gehorcht bezüglich der örtlichen Bewegung natürlicherweise guten oder schlechten Engeln. Und dies steht fest, weil die Dämonen auf diese Weise durch örtliche Bewegung Samen sammeln können und vereinigen oder für die Vollbringung bestimmter wundersamer Taten verwenden können, wie es bei den Zauberern des Pharao431 geschah, die Schlangen erzeugten und wirkliche Tiere, wobei sie die geeigneten Passiva mit den gehörigen Aktiva vereinigten. Deswegen hindert nichts, daß alles, was auch immer aus der örtlichen körperlichen Bewegung der Materie erfolgen kann, durch die Dämonen geschehe, außer wenn sie von Gott gehindert werden. Wenn dies wiederum feststeht und wir erkennen wollen, wie er [der Teufel] die Phantasie des Menschen und die inneren Empfindungskräfte durch die örtliche Bewegung zu Erscheinungen und heftigen Handlungen reizen kann, so ist zu bemerken, daß [z.B.] der Philosoph im Buch de somno et vigilia432 den Grund der Erscheinung von Träumen durch örtliche Bewegung erklärt, weil, wenn eine Kreatur schläft, das meiste Blut zur Empfindungskraft hinabsteigt. [24va] Darauf steigen zugleich die Bewegungen oder Eindrücke mit hinab, die aus den voraus-
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3.935
[I,7] Frage: Ob die Hexen die Gefühle der
Hexenhammer, 245
gegangenen Bewegungen der empfindenden [Kräfte] zurückgeblieben oder in den Sinnen oder den inneren Empfindungskräften aufgespeichert worden sind, die die Phantasie oder die Einbildung ausmachen. Das ist, wie sich zeigen wird, nach dem heiligen Thomas433 dasselbe. Es liegt nämlich in der Phantasie oder der Einbildung gleichsam die Vorratskammer der durch die Sinne aufgenommenen Erscheinungen. Daher geschieht es, daß sie das Fassungsvermögen, d.h. die die Gestalten bewahrende Kraft, so bewegen, daß sie in den Phantasien so frisch erscheinen, als wenn eben erst die Empfindungskraft von den äußeren Dingen selbst frisch verändert würde. Wahr ist, daß nicht alle dies verstehen, aber wenn jemand sich darauf einlassen wollte, hätte er die Zahl und die Betätigung der inneren Sinne zu betrachten, die nach Avicenna in [seinem] Buch de anima434 zugegebenermaßen, wie er sagt, fünf betragen, nämlich den gemeinen Sinn, die Phantasie, die Einbildung, das Urteil, das Gedächtnis. Jedoch sagt der selige Thomas in prima parte q. 79435, daß es nur vier seien, weil er Einbildungskraft und Phantasie als eine anführt. Man scheint die Weitschweifigkeit zu fürchten, deswegen unterläßt man eine Erklärung, zumal an sehr vielen Stellen davon gehandelt wird. Nur: wenn gesagt wurde, daß die Phantasie eine Vorratskammer
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[I,7] Frage: Ob die Hexen die Gefühle der
Hexenhammer, 246
von Erscheinungen sei und jemandem scheinen könnte, das sei das Gedächtnis, so unterscheide: weil die Phantasie die Vorratskammer oder der Aufbewahrungsort der durch den Sinn aufgenommenen Erscheinungen ist, das Gedächtnis aber der Schatz der Vorstellungen, die durch das Empfindungsvermögen nicht aufgenommen werden. Wer nämlich einen Wolf sieht, flieht nicht wegen der Häßlichkeit der Farbe oder der Gestalt, die von den äußeren Sinnen aufgenommene und in der Phantasie aufgespeicherte Erscheinungen sind, sondern er flieht, weil er ein Feind seiner Natur ist. Und dies hat er durch eine bestimmte Vorstellung und Wahrnehmung aus der Urteilskraft, die ihn als schädlich und den Hund als Freund erkennt. Aber der Aufbewahrungsort der Vorstellungen ist das Gedächtnis, weil Aufnehmen und Behalten bei den körperlichen Dingen auf verschiedene Prinzipien zurückgeführt wird. Denn Feuchtes nimmt gut auf, aber behält schlecht; umgekehrt ist es aber mit dem Trockenen. Zur Sache. Das, was sich bei den Schlafenden bei den Erscheinungen von Träumen durch [die Bewegung der] Geister, d.h. bei [der Bewegung der] im Aufbewahrungsort aufgespeicherten Ideen, ereignet, und zwar [24vb] durch natürliche körperliche Bewegung wegen des Flusses des Blutes und der Säfte zu den Hauptsitzen, d.h. den inneren sensitiven Kräften hin – und wir sprechen von einer örtlichen inneren
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[I,7] Frage: Ob die Hexen die Gefühle der
Hexenhammer, 247
Bewegung im Kopf und in den Zellen des Kopfes –, das kann auch infolge einer ähnlichen durch die Dämonen bewirkten örtlichen Bewegung geschehen. Und es geschieht nicht nur bei Schlafenden, sondern auch bei Wachenden, in denen die Dämonen die inneren Geister und Säfte bewegen und erregen können, so daß die in den Aufbewahrungsorten aufgespeicherten Ideen aus den Vorratskammern zu den Empfindungskräften, d.h. zu jenen Kräften, Einbildungskraft und Phantasie, herausgeführt werden, so daß diese sich irgendwelche Dinge einzubilden haben. Und dies wird dementsprechend innere Versuchung genannt werden. Und es ist kein Wunder, daß der Dämon das durch seine natürliche Kraft vermag, wenn jeder beliebige Mensch, sofern er wach und bei Verstande ist, durch willkürliche Erregung der aufgespeicherten Ideen aus seinen Vorratskammern bzw. [Gedanken-]Speichern derartige Ideen herausziehen kann, so daß er sich nach Wunsch irgendwelche Dinge vorstellt. Steht das fest, so ist auch schon die Materie des Liebeswahns klar zu verstehen. Denn weil die Dämonen, wie gesagt, derartige Ideen bewegen können etc., [und] sie tun dies zweifach. Einmal ohne Einschränkung des Gebrauchs des Verstandes, wie dies zur Versuchung und durch das Beispiel von der freiwilligen Gefolgschaft, die bisweilen vorkommt, gesagt worden ist. Manchmal aber [so], daß der Gebrauch des Verstandes gänzlich
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3.938
[I,7] Frage: Ob die Hexen die Gefühle der
Hexenhammer, 247
gehemmt wird. Und auch das können wir durch ein Beispiel anhand bestimmter natürlicher Defekte erläutern wie etwa bei Geisteskranken und Trunkenen. Also ist es nicht verwunderlich, daß die Dämonen auf diese Weise nur mit der Zulassung Gottes den Gebrauch des Verstandes hemmen können. Und solche nennt man Besessene436, und daher besessen437 von »ich ergreife, du ergreifst«438, weil besessen439 vom Dämon, und dies in zweifacher Weise: entweder ohne Hexe und Schadenszauber oder mit ihr [und] mit440 Schadenszauber. Weil, wie der Philosoph441 in dem erwähnten Buch sagt, jemand, der in der Leidenschaft lebt, von geringer Ähnlichkeit bewegt wird wie der Liebende durch die geringe Ähnlichkeit [jemandes] mit der geliebten Person, und so auch der Hassende. Deshalb stacheln die Dämonen, die durch das Tun der Menschen erfahren, welchen Leidenschaften sie mehr ergeben sind, jene zu solcherart ungezügelter Liebe oder Haß an, indem sie um so stärker und wirksamer das, was sie [ohnehin] erstreben, ihrer Einbildung einprägen, als sie es ja leichter können. [25ra] Aber sie können [es] um so leichter, je leichter auch der Liebende die aufgespeicherte Idee442 zur Empfindungskraft, d.h. zur Vorstellung herausführt und je entzückter er bei der Betrachtung jener verweilt. Mit Schadenszauber jedoch [geschieht derlei], wenn er solches durch die Hexen und wegen des mit
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3.939
[I,7] Frage: Ob die Hexen die Gefühle der
Hexenhammer, 248
ihnen eingegangenen Paktes auf Bitten der Hexen besorgt, die aufzuzählen bei der Menge sowohl auf geistlichem als auch auf weltlichem Gebiet nicht möglich ist. Denn wie viele Ehebrecher verlassen nicht die schönsten Frauen und entbrennen für scheußliche andere? Wir kennen eine alte Frau443, die nacheinander drei Äbte, wie das öffentliche Gerede aller Brüder in jenem Kloster bis auf den heutigen Tag berichtet, nicht nur in solcher Weise behexte, sondern auch tötete. Und einen vierten hatte sie schon auf ähnliche Weise verrückt gemacht, was sie selbst auch öffentlich bekennt und zu gestehen nicht scheut: »Ich habe es getan und tue es noch. Und sie werden nicht von der Liebe zu mir lassen können, weil sie so viel von meinem Kot gegessen haben«, wobei sie die Menge durch Ausbreiten der Arme angibt. Ich gestehe aber, daß uns nicht die Handhabe beschieden war, sie zu strafen oder über sie zu inquirieren, weshalb sie noch am Leben ist. Und weil am Anfang des Abschnittes444 gesagt wurde, daß der Teufel den Menschen unsichtbar zur Sünde ansporne, nicht nur mittels der Überredung, sondern auch mittels der Disponierung, so wird das folgendermaßen erklärt, wenn es auch vielleicht nicht zur Hauptsache gehört. Durch eine vergleichbare Erregung der Geister und der Säfte macht er nämlich ei-
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3.940 Wie das vorher über den Liebeswahn Gesagte in Hexenhammer, 249
nige mehr zum Zorn oder zur Gier oder zu etwas derartigem geneigt. Denn es ist offenbar, daß, wenn der Körper entsprechend angelegt ist, der Mensch mehr zur Gier, zum Zorn oder ähnlichen Leidenschaften neigt. Wenn sich diese regen, dann wird der Mensch zum Zustimmen bestimmt. Aber weil es schwierig ist, die vorhergehenden Dinge zu predigen, deshalb müssen sie zur Belehrung des Volkes einfacher erklärt werden. Und durch welche Mittel solche Behexte erlöst werden können, wird im dritten Teil445 behandelt.
Wie das vorher über den Liebeswahn Gesagte in Predigten dem Volk vorzutragen ist. Der Prediger bringt dazu auf folgende Weise eine Frage vor: Ob es rechtgläubig sei zu behaupten, daß die Hexen imstande wären, die Gemüter der Männer so zu unbändiger Liebe zu fremden Frauen zu reizen und ihre Herzen zu entflammen, daß sie nicht durch Ablenkung, Schläge [25rb], Worte oder Taten zum Ablassen gezwungen werden können; und ob sie gleichermaßen zwischen Eheleuten Haß zu erregen [vermöchten], so daß diese nicht durch Gewährung und Erfüllung, der ehelichen Pflichten Kinder zeugen können, im Gegenteil bisweilen in tiefer Nacht über weite
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3.941 Wie das vorher über den Liebeswahn Gesagte in Hexenhammer, 250
Entfernungen446 zu ihren Geliebten eilen müssen. Darüber kann er [der Prediger], wenn er will, einige Argumente aus der vorhergehenden Frage entnehmen; wenn nicht, dann sage er bloß, daß diese Fragen auf Probleme bezüglich der Liebe und des Hasses stoßen. Denn weil diese im Willen ihren Grund haben, der in seinem Handeln immer frei ist und nicht durch irgendeine Kreatur gezwungen werden kann, außer von Gott, der ihn lenken kann, deshalb scheint der Dämon oder auch die Hexe durch dessen Kraft den Willen nicht zu Liebe oder Haß zwingen zu können. Ebenso, weil der Wille wie auch der Verstand subiective [als der Seele inhärent] in der Seele existieren und es auch nur dem allein möglich ist, in die Seele zu schlüpfen, der sie geschaffen hat, deshalb wirft die Frage, was das Herausschälen der Wahrheit im einzelnen anlangt, Schwierigkeiten auf. Doch davon abgesehen, ist zuerst über die Liebestollheit447 und den Haß zu reden, zweitens von der Behexung der Zeugungskraft448. Über das erste [die Liebestollheit], daß sie [die Dämonen], mag der Dämon auch im Verstand und im Willen des Menschen nicht unmittelbar handeln können, denn doch nach allen Gottesgelehrten in 2 Senten.449, von der Kraft des Dämons beim Handeln im Körper, in den Kräften des Körpers oder in die dem Körper angefügten Sinne, seien es innere, seien es äu-
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3.942 Wie das vorher über den Liebeswahn Gesagte in Hexenhammer, 250
ßere, imstande sind, mit Gottes Zulassung zu wirken. Dies wird durch die Autorität und den Verstand bewiesen. Aus der vorhergehenden Frage wird er [der Prediger], wenn es ihm gefällt, [diese] herausfinden; wenn nicht, soll er als Autorität und Grund Iob 2450 nennen. Zu dem Dämon hat Gott [dort] gesagt: »Siehe, in deiner Hand, d.h. in [deiner] Macht ist Job;« und dies war er bezüglich des Körpers, was klar ist, weil er ihm über die Seele [keine Macht] geben wollte. Daher sagte er: »Aber dessen Seele bewahre«, d.h. bewahre sie unversehrt. Grund: Weil er [ihm] nämlich [Macht über] den Körper gab, gab er ihm auch Macht über alle dem Körper angefügten Kräfte, welche fünf äußere und vier innere sind, nämlich allgemeiner Sinn, Phantasie oder Vorstellung, Urteil und Gedächtnis. Wenn es nicht anders zu erklären ist, gebe er [der Prediger] das Beispiel von den Schweinen und Schafen, wo die Schweine mittels Erinnerung in den Stall heimzukehren wissen und die Schafe durch die natürliche Vorstellung den Wolf und den Hund unterscheiden, den einen als Feind, den anderen als Freund ihres Wesens. [25va] Folglich, wenn alle unsere intellektuelle Erkenntnis den Ursprung von der Sinneskraft her hat, da ist es nötig, daß ein Verstehender nach dem Philosophen 2 de anima451 den Erscheinungen nachspürt.
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3.943 Wie das vorher über den Liebeswahn Gesagte in Hexenhammer, 251
Daher kann ein Dämon, wie er imstande ist, die innere Vorstellung zu verwandeln, auch den Verstand verdunkeln. Und dies tut er nicht unmittelbar in der Seele, sondern mit Hilfe von Wahnbildern und weil nichts, außer Vertrautes, geliebt wird, gebe man nach Belieben Beispiele: vom Gold, das der Geizige liebt, weil er dessen Wert kennt, etc. Deswegen wird durch die Verdunklung des Verstandes auch der Wille in seinen Affekten verdunkelt. Dies aber kann der Dämon entweder ohne oder mit Hexe tun, ja es kann sich durch ein bloßes Vergucken mit den Augen ereignen. Wir werden von den einzelnen [Fällen] Beispiele geben. Denn wie es in Iac. 1452 heißt: »Jeder wird von seiner Begierde versucht, weggezogen und angelockt. Dann gebiert die Begierde, wenn die Begierde schwanger geworden ist, die Sünde. Die Sünde aber, wenn sie vollbracht ist, gebiert den Tod.« Als Sichern Dina aufbrechen sah, um die Frauen des Landes aufzusuchen, verliebte er sich in sie, riß sie an sich und schlief mit ihr, und seine Seele wurde mit ihr vereinigt, Gen. 34 und nach der Glosse453: »Einer schwachen Seele ergeht es so, wenn sie, wie Dina, in Vernachlässigung eigener Belange, fremde Geschäfte besorgt. Sie wird verführt durch den Umgang und wird eines Sinnes mit dem Verbotenen.« Vom zweiten, daß derlei bisweilen auch ohne Zauberer und Hexen durch die Versuchung der Dämonen
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3.944 Wie das vorher über den Liebeswahn Gesagte in Hexenhammer, 252
herrührt, wird im allgemeinen so erklärt: Amnon liebte seine wunderschöne Schwester Thamar, und er hatte sich so sehr in sie verloren, daß er aus Liebe zu ihr krank wurde, 2 Reg. 13454. Niemand würde einer so großen Missetat der Hurerei obliegen, wenn er nicht gänzlich verdorben und vom Teufel schwer versucht wäre. Daher ebenda die Glosse455: »Dies ermahnt uns, und deshalb hat Gott es zugelassen, damit wir immer vorsichtig handeln, daß nicht die Laster in uns herrschen und der Fürst der Sünde, der einen falschen Frieden schließt mit denen, die es riskieren, uns nicht unversehens tötet, wenn er uns [zur Sünde] bereit findet.« Von dieser zweiten Art der Liebe übervoll ist das Buch der heiligen Väter456, das berichtet, daß, wenn sie [die heiligen Väter] sich auch aller Versuchung der fleischlichen Lust entzogen hätten, sie doch, mehr als zu glauben, öfter von der Liebe der Frauen versucht wurden. Daher sagt auch der Apostel 2 Cor. 12457: »Mir ist [25vb] der Dorn für das Fleisch gegeben, ein Engel des Satans, daß er mich ohrfeige«, wo die Glosse [sagt]: Er ist mir gegeben zur Versuchung durch die Lust.« Die Versuchung aber, der man nicht nachgibt, ist keine Sünde, sondern ein Anlaß, um die Tugend zu üben. Und dies wird verstanden von der Versuchung durch den Feind458, nicht durch das Fleisch, welche immer zumindest eine
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3.945 Wie das vorher über den Liebeswahn Gesagte in Hexenhammer, 252
läßliche Sünde ist, auch wenn man ihr nicht zustimmt. Der Prediger kann noch weitere Beispiel anführen, wenn es ihm beliebt. Vom dritten [Punkt], daß Liebeswahn aus dem Schadenszauber der Dämonen hervorgeht, ist oben gesprochen worden459, und von dieser Versuchung reden wir [jetzt]. Und wenn jemand fragen würde: »Wie kann man unterscheiden, daß nicht vom Teufel, sondern allein durch Schadenszauber eine solche unbändige Liebe entsteht?«, so sind viele [Anhaltspunkte] anzuführen. Erstens, wenn ein so Versuchter eine schöne, ehrbare Ehefrau hat und von der anderen [der Geliebten] das Gegenteil feststeht etc. Zweitens, wenn das Urteil der Vernunft so vollständig blockiert wird, daß er weder durch Schläge, Worte oder Taten noch durch Schande dazu gebracht werden kann, von ihr zu lassen. Und drittens, besonders wenn er sich nicht enthalten kann, so daß er sich manchmal unerwartet auch über eine weite Strecke, ungeachtet der Beschwerlichkeit des Weges, wie jeder aus dem Geständnis der Betroffenen erfahren kann, [zur Geliebten] begeben muß, am Tage wie bei Nacht. Denn wie Chrysostomos über Matth. 20460 von der Eselin, auf der Christus ritt, sagt, daß, wenn der Dämon, wenn er den Willen des Menschen durch Sünde in Besitz nimmt, ihn nach Belieben zieht, wohin es ihm gefällt. Er gibt das Beispiel von dem steuerlosen Schiff
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3.946 Wie das vorher über den Liebeswahn Gesagte in Hexenhammer, 253
im Meer, das vom Wind nach Belieben umher geschleudert wird, und von einem, der fest auf dem Pferd sitzt, und von einem König, der das Besitztum eines Tyrannen innehat. Viertens erkennt man [sie461] daran, daß sie unerwartet und plötzlich aufbrausen und sich zwischenzeitlich verwandeln, damit ihnen nichts widerstehen kann. Es folgt auch aus dem Gerücht über die Person selbst. Und bevor wir zur nächsten Frage über den Schadenszauber hinsichtlich der Zeugungskraft übergehen, müssen zuerst die Beweise geliefert werden. Es folgt die Erklärung der Beweise. Zur Antwort auf die Argumente. Zum ersten, daß der Wille des Menschen [26ra] von Gott regiert wird wie der Verstand von einem guten Engel. Die Erklärung ist offensichtlich. Wie nämlich der Verstand nur von einem guten Engel zur Erkenntnis des Wahren erleuchtet wird, woraus die Liebe zum Guten folgt, weil Wahres und Wirkliches zusammenfallen, so kann der Verstand auch von einem bösen [Engel] verdunkelt werden bei der Erkenntnis des als wahr Ersichtlichen. Und dies durch die Trübung der Vorstellungen durch Empfindungskräfte, d.h. durch die vorgeführten inneren Empfindungskräfte und -mächte, woraus eine unbändige Liebe zum [nur] scheinbar Guten folgt, nämlich zur körperlichen Lustbefriedigung462 für die, die eine solche suchen.
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3.947 Wie das vorher über den Liebeswahn Gesagte in Hexenhammer, 254
Zum zweiten Argument, daß sie [die Dämonen] zur Verwandlung nicht innerhalb der Körper sein können, so ist dies teils wahr, teils nicht, und zwar bezüglich einer dreifachen Verwandlung. Sie können jene nämlich nicht dergestalt verändern, daß sie irgendeine Form – sei sie substanziell oder akzidentiell, was auch mehr eine Schöpfung als eine Verwandlung zu nennen ist – ohne Mithilfe irgendeines anderen Agens oder auch ohne göttliche Zulassung hervorbrächten. Wenn wir aber von qualitativer Veränderung, wie von [der Bewirkung von] Gesundheit und Krankheit sprechen, so können sie, wie aus dem Vorhergehenden offensichtlich ist, verschiedene Krankheiten, auch bis zur Unterbindung des Verstandes, und damit unbändige Liebe oder Haß bewirken. Es kann auch noch die dritte [Art der] Veränderung angeführt werden, die geschieht, wenn ein guter oder schlechter Engel in den Körper schlüpft, so wie wir sagen, daß Gott allein in die Seele schlüpft, d.h. in die Wesenheit der Seele. Aber wenn wir sagen, daß ein Engel in den Körper schlüpft, besonders ein schlechter, wie bei den Besessenen, dort schlüpft er nicht in die Grenzen der Wesenheit des Körpers, weil so nur der hineinschlüpfen kann, der das Dasein gibt, nämlich Gott, der Schöpfer. Und er ist in ihr enthalten wie einer, der gleichsam von innen die Seele lenkt. Doch sagt man, er [der Dämon] schlüpfe in den Körper, wenn er etwas an
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3.948 Wie das vorher über den Liebeswahn Gesagte in Hexenhammer, 254
dem Körper verrichtet, weil er dort ist, wo er wirkt, wie Damascenus463 sagt; und dann wirkt er innerhalb der Grenzen der körperlichen Quantität und innerhalb der Grenzen der körperlichen Wesenheit. Daraus ergibt sich, daß der Körper Grenzen hat im doppelten Sinne: der Quantität und der Wesenheit. Und es ist ein Unterschied wie zwischen suppositum464 und Natur. Wie sie also in den Körper [26rb] schlüpfen können, so auch in die den körperlichen Organen anhaftenden Kräfte. Und folglich können sie auf die Kräfte Eindrücke machen. Daher ergibt sich mittels Akzidenz465 ein solcher Akt und Eindruck im Verstand, da sein Objekt die Vorstellung ist, wie Farbe, Aussehen, wie es in 3 de anima466 heißt, und folglich mittels Akzidenz bis auf den Willen, weil der Wille sein Objekt vom Verstand nach seiner Auffassung vom Guten empfängt, je nachdem der Verstand etwas als wahrhaft Gutes oder [nur] scheinbar Gutes erfaßt. Bezüglich des dritten Arguments, die Anliegen des Herzens zu erkennen, ist [dies] zweifach [möglich], entweder an ihrer Wirkung oder wie sie [die Gedanken] sich im Verstand verhalten. Auf die erste Weise kann [das] nicht nur ein Engel, sondern auch ein Mensch erkennen, mag ein Engel auch genauer sein, wie sich zeigen wird. Denn bisweilen wird der Gedanke nicht nur an der äußeren Handlung erkannt, son-
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3.949 Wie das vorher über den Liebeswahn Gesagte in Hexenhammer, 255
dern auch an der Veränderung der Miene. Und Ärzte können bestimmte Affekte der Seele auch durch den Puls erkennen. Daher sagt Augustinus in [seinem] Buch de divinatione demonum467, daß man manchmal die Anlagen der Menschen mit völliger Leichtigkeit erkennt, [selbst] wenn sie nicht [einmal] mit der Stimme ausgedrückt, sondern auch [nur] mit einem Gedanken erfaßt sind, da bestimmte Zeichen von der Seele im Körper ausgedrückt werden, wiewohl er im Buch retractationum468 sagt, es sei nicht zu bestimmen, wie dies geschehe. Ich meine, daß er das [für den Fall] berichtigt, daß jemand sagen würde, er habe wahrgenommen, daß der Dämon die Gedanken im Verstand erkennen würde. Auf die andere [zweite] Weise können die Gedanken im Verstand und die Erregungen, wie sie im Willen sind, erkannt werden. Aber so kann allein Gott die Gedanken des Herzens und die Willensregungen erkennen. Der Grund dafür ist: weil der Wille einer vernunftbegabten Kreatur allein Gott unterliegt und allein er an ihr handeln kann, der ihr Hauptgegenstand und letztes Ziel ist. Und deshalb sind die Dinge, die im Willen sind oder nur vom Willen abhängen, allein Gott bekannt. Es ist aber offenbar, daß es allein vom Willen abhängt, daß jemand mit irgendeiner Handlung etwas bezweckt. Denn, wenn jemand über den Zustand der Einsicht verfügt oder die in ihm existie-
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3.950 Wie das vorher über den Liebeswahn Gesagte in Hexenhammer, 256
renden erkenntnisfähigen Vorstellungen innehat, gebraucht er sie, wie er will. Es erweist sich auch aus dem Gesagten, weil [26va] ein Engel nicht in die Seele schlüpfen kann und also naturgemäß nicht die Dinge sehen kann, die in der Seele sind, und zwar so lange sie im Innern der Seele sind. Wenn daher argumentiert wird: der Dämon kann die Gedanken der Herzen nicht sehen, also kann er auch die Herzen oder die Gemüter der Menschen nicht zu Liebe oder Haß reizen, so wird gesagt, daß, wie er [sie] erkennt, nämlich an den Wirkungen, und zwar genauer als der Mensch, er so auch durch Erregung von Phantasiegebilden und Verdunkelung des Verstandes subtiler zu Haß oder Liebe reizen kann. Den Furchtsamen und Tugendhaften ist zu ihrer Tröstung zu sagen, daß die äußere und körperliche Veränderung, die die Gedanken des Menschen begleitet, manchmal so schwach und unbestimmt ist, daß der Teufel durch sie zu keiner sicheren Kenntnis des Gedankens gelangen kann, besonders wenn sie Studien oder guten Werken obliegen. Solche beunruhigt er dann mehr in den Träumen, wie die Erfahrung lehrt. Manchmal ist sie [die Kenntnis] so stark und bestimmt, daß er [der Dämon] durch sie den Gedanken erkennen kann, wie er z.B. Neid oder [fleischliche] Genußsucht469 erkennt. Aber ob er durch sie [den
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3.951 Wie das vorher über den Liebeswahn Gesagte in Hexenhammer, 256
Gedanken] mit Sicherheit alle Umstände erkennen kann, wollen wir im Zweifel lassen, wie wir es auch [bei unseren Autoritäten] finden. Nur ist es wahr, daß er [der Dämon] aus den Handlungen die Verhältnisse nachträglich erkennen kann. Zum vierten ist klar, weil, auch wenn nur Gott in die Seele schlüpfen kann, doch ein guter oder schlechter Engel in den Körper und folglich, wie oben erwähnt, in die dem Körper anhaftenden Kräfte gelangen kann. Daher können sie [Dämonen] Liebe und Haß in einem solchen Menschen verursachen. Zum anderen, daß die empfindende Kraft vornehmer sei als die nährende, diese jedoch nicht von ihm [dem Dämon] verändert werden kann, ist zu sagen, daß er [der Dämon] vielmehr auch auf die nährende Kraft [Einfluß ausüben kann], so daß etwas schneller oder langsamer in den Mund oder ins Fleisch geleitet werden würde. Aber zu jenem wirkt er nicht so mit wie zum Hindern oder Antreiben der inneren und äußeren Empfindungskräfte, und dies um seines [eigenen] Vorteils willen, den er sich aus dem Trug der Sinne und der Täuschung des Verstandes verschafft.
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[I,8] Achte Frage
Hexenhammer, 257
[I,8] Achte Frage: Ob die Hexen die Zeugungskraft oder den Geschlechtsakt [26vb] hemmen können, was als Schadenszauber in der Bulle470 enthalten ist. Zweitens471, dieselbe Wahrheit, nämlich daß die Hexen meistenteils Ehebrecherinnen und Hurerinnen etc. sind472, wird gezeigt durch die schadenszauberische Hemmung beim Zeugungsakt. Und damit die Wahrheit offenbarer werde, wird zuerst argumentiert, daß es nicht möglich sei, weil sie auch Verheiratete treffen könnte, wenn ein solcher Schadenszauber möglich wäre. Und wird dies zugegeben, dann würde, da die Ehe das Werk Gottes ist und der Schadenszauber das Werk des Teufels, das Werk des Teufels stärker sein als das Werk Gottes. Wenn aber zugegeben wird, daß es nur bei Hurern und nicht bei Verheirateten vorkomme, dann wird die Meinung wieder aufkommen, daß ein Schadenszauber nichts in der Realität sei, sondern nur in der Einbildung der Menschen. Das Gegenteil wurde aber in der ersten Frage festgestellt. Oder es wird ein Grund angegeben werden, warum es diesen und nicht jenen zustoßen könne. Und da kein anderer Grand vorzuliegen scheint, außer daß die Ehe Gottes Werk ist und jener Grund nach den Theologen nicht schlüssig ist, wie ersichtlich ist in 4
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[I,8] Achte Frage
Hexenhammer, 258
di. 34 über die Hinderung durch Schadenszauber473, so bleibt [nur] noch das Argument, daß das Werk des Teufels stärker ist als das Werk Gottes. Und da es unziemlich ist, dies zu behaupten, so ist es auch unziemlich zu behaupten, durch Schadenszauber könne der Geschlechtsakt verhindert werden. Ebenso kann der Teufel die Handlungen der anderen Naturkräfte nicht hemmen, wie das Essen, Gehen, Aufstehen etc., was darum wahr zu sein scheint, weil sie [die Dämonen sonst] die ganze Welt vernichten könnten. Ferner, da der Beischlaf sich bei jeder Frau gleichermaßen ausnimmt, so wird er, wenn er verhindert wird, auch bei jeder Frau verhindert. Aber ist dies falsch, dann auch das erste. Daß es falsch ist, lehrt die Erfahrung474, da solche, die sagen, daß sie behext sind, bei anderen [Frauen] potent sind, wenn auch nicht bei jenen, denen [der Betreffende] nicht beischlafen kann. Weil er nämlich nicht will, vermag er auch in der Tat nichts. Entgegengesetzt und für die Wahrheit steht ca. Si per sortiarias 33 q. 8475, [und] ebenso die Meinung aller Theologen und Kanonisten, wo sie über die schadenszauberische Hinderung der Ehe handeln. Ebenso paßt der Grund, daß die Macht des Dämons größer ist als die des Menschen und der Mensch die Zeugungskraft hemmen kann, sei es durch sehr ab-
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3.954
[I,8] Achte Frage
Hexenhammer, 258
kühlende Kräuter, sei es durch andere Hinderungsmittel etc., [27ra] wie sich jeder vorstellen kann. Deshalb kann der Dämon, der genaueres Wissen besitzt, solches um so mehr tun. Antwort: Aus zwei [Punkten], die oben berührt wurden, kann die Wahrheit genügend erklärt werden, mag auch die Art des Verhinderns nicht [eigens] durch eine Untersuchung erklärt werden. Denn es ist festgestellt worden, daß der Schadenszauber nicht bloß in der Einbildung der Menschen als etwas quasi nicht Wirkliches existiert, sondern vielmehr unzählige schadenszauberische Wirkungen wahrhaft und in der Realität mit Zulassung Gottes geschehen können. Es ist auch gezeigt worden, daß Gott mehr erlaubt bezüglich der Zeugungskraft, wegen deren [dieser Kraft] größerer Verderbtheit, als bezüglich anderer menschlicher Handlungen. Über die Art aber, wie eine solche Hinderung vollzogen wird, ist zu bemerken, daß sie nicht bloß an der Zeugungskraft, sondern auch an der Einbildungskraft oder der Phantasie geschieht, und diesbezüglich nennt Petrus de Palude, Distinct. 4,34476 fünf Arten. Er sagt nämlich, daß der Dämon als Geist über eine körperliche Kreatur die Macht besitzt, [deren] örtliche Bewegung zu hindern oder zu bewirken. Er kann mithin Körper an einer Annäherung hindern, direkt oder indirekt, indem er sich bisweilen in einem angenommenen Körper dazwischen
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[I,8] Achte Frage
Hexenhammer, 259
legt, wie es dem Bräutigam erging, der sich mit einem Phantom477 verlobt und nichtsdestoweniger mit einem Mädchen [die Ehe] geschlossen hatte, weshalb er demselben nicht beischlafen konnte. Auf die zweite Art kann er den Menschen durch Anwendung verborgener Kräfte [der Natur], deren Tauglichkeit er bestens kennt, zu jenem Akt entbrennen oder aber auch erkalten lassen, um jenen Akt zu verweigern. Auf die dritte Art, indem er das Empfinden und die Einbildungskraft stört, wodurch er eine Frau abstoßend macht, weil er, wie gesagt wurde, auf die Einbildung einwirken kann. Die vierte [Art] durch direkte Hemmung der Kraft des befruchtenden Geschlechtsorgans, wie er ja auch örtliche Bewegung unterdrücken kann. Auf die fünfte [Art] durch Verhinderung des Absendens der Sinneskräfte zu den Gliedern, in denen die bewegende Kraft ist, gleichsam die Wege des Samens verschließend, damit er nicht zu den Zeugungsgefäßen hinabsteige oder damit er nicht von ihnen zurückweicht oder nicht herausfällt oder ausgestoßen wird und auf andere Arten. Und er [Petrus de Palude] fügt in Übereinstimmung mit dem, was oben von den anderen doctores gesagt ist, hinzu: »Mehr nämlich erlaubt Gott bei diesem Akt, durch welchen die erste Sünde verbreitet wird, als über die anderen menschlichen Tätigkeiten, wie auch bei den Schlangen, die mehr auf die Beschwö-
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[I,8] Achte Frage
Hexenhammer, 260
rungen hören als andere Tiere.« Und wenig später sagt [27rb] er: »Ebenso ist es mit der Frau, weil er ihre Einbildungskraft so verwirren kann, daß sie den Mann so abstoßend findet, daß sie um alles in der Welt nicht erlaubt, daß er [ihr] beiwohnt.« Später gibt er [Petrus de Palude] einen Grund an, warum mehr Männer bei dieser Handlung behext werden als Frauen, und er sagt, weil eine solche Hinderung bisweilen durch Versperrung des Gefäßes [der Vagina] oder durch eine örtliche Bewegung geschieht, wodurch die Kraft des Gliedes gehemmt wird, was mehr und leichter bei den Männern geschehen kann, deswegen werden Männer mehr behext als Frauen. Es könnte auch jemand sagen, daß es deshalb [geschehe], weil mehr Frauen abergläubisch sind als Männer und [die Dämonen478] auch lieber Männer zu verführen wünschen als Frauen oder [weil] sie [die Dämonen] dies auch zur Kränkung der Ehefrau tun, um auf beiden Seiten die Gelegenheit zum Ehebrechen zu schaffen, indem der Mann anderen [Frauen] beiwohnen kann, aber nicht der eigenen, und in ähnlicher Weise die Ehefrau auch andere Liebhaber suchen könne. Er fügt auch hinzu, daß Gott [dem Dämon] mehr erlaubt, gegen Sünder als gegen Gerechte zu wüten. Daher sagt der Engel zu Tobias479: »Über jene, die der Lust ergeben sind, erlangt der Dämon Gewalt«; wenn auch manchmal über die Gerechten, wie über
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[I,8] Achte Frage
Hexenhammer, 260
Iob [bei diesem], aber nicht über die Zeugungskraft. Deshalb müssen sie Beichten ablegen und andere gute Werke [tun], damit es nicht vergeblich ist, die Arznei zu verabreichen, solange das Eisen in der Wunde bleibt. So Petrus [de Palude]. Die Beseitigung einer solchen Wirkung wird im dritten Teil dieses Werkes480 erklärt. Nebenbei werden einige Zweifel herausgearbeitet. Wenn gelegentlich gefragt wird, warum jene Handlung bisweilen hinsichtlich einer [bestimmten] Frau gehindert wird und nicht hinsichtlich einer anderen, so lautet die Antwort mit Bonaventura481: entweder weil der Wahrsager482 oder die Hexe dies den Teufel hinsichtlich der bestimmten Person entgelten lassen oder weil Gott die Hinderung mit Rücksicht auf eine beliebige Person nicht zuläßt. Denn hier liegt der Ratschluß Gottes verborgen, wie dies bei der Ehefrau des Tobias483 klar ist. Und er [Bonaventura] fügt hinzu: »Wenn gefragt wird, wie der Teufel das tut, so ist zu sagen, daß er die Zeugungskraft nicht durch eine innere Hinderung, durch Verletzen des Organs, sondern durch eine äußere, durch Hinderung des Gebrauchs, hemmt. Weil es eine künstliche Hemmung ist, keine natürliche, kann er bei der einen [Frau] hindern, bei anderen nicht, entweder durch Unterbindung der Reizung des Verlangens nach jener, nicht aber nach [27va] einer anderen: und dies [könne] durch eigene
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[I,8] Achte Frage
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Kraft oder durch ein Kraut oder durch einen Stein oder durch irgendeine geheime Natur[kraft] erfolgen, was mit den Worten des Petrus de Palude übereinstimmt. Ferner, wenn manchmal in der Potenz eine [Unfähigkeit zu] solche[r] Handlung aus natürlicher Kälte oder natürlichem Mangel geschieht und wenn man fragt, wie man unterscheiden könne, was durch Schadenszauber und [was] nicht durch Schadenszauber geschehen sei, so antwortet Hostiensis in summa484, mag dies auch nicht öffentlich zu predigen sein: wenn die Rute gar nicht bewegt wird und [ein Mann seiner Frau] niemals beiwohnen konnte, so ist dies ein Zeichen für Kälte. Aber wenn [sie] bewegt wird und erigiert, er aber [den Geschlechtsakt] nicht vollziehen kann, so ist dies ein Zeichen für Schadenszauber. Darüber hinaus ist zu bemerken, daß Schadenszauber nicht nur erfolgt, damit jemand jene Handlung nicht vollbringen kann, sondern sie erfolgt auch bisweilen, damit eine Frau nicht empfängt oder damit sie mit einer Frühgeburt niederkommt. Aber man beachte, daß nach den Satzungen des Kanons jeder, der aus Rachsucht oder Haß einem Mann oder einer Frau etwas angetan hat, so daß er nicht zeugen oder [sie nicht] empfangen könne, für einen Mörder gehalten wird, extra de homicidio: Si aliquis485. Man bemerke auch, daß der Kanon allgemein von
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[I,8] Achte Frage
Hexenhammer, 262
den lockeren Liebhabern des Zeitalters redet, die ihren Geliebten Tränke reichen, damit sie nicht in Verlegenheit kommen. Solches vollbringen sie auch durch bestimmte Kräuter, die die Natur sehr erkalten, ohne Hilfe der Dämonen. Daher sind sie wie Mörder zu bestrafen, auch wenn sie Reuige sind. Die Hexen aber, die durch Schadenszauber solches bewirken, sind nach den Gesetzen mit der schwersten Strafe zu bestrafen, wie oben in der ersten Frage486 festgestellt ist. Und zur Lösung der Argumente, wo sich das Problem auf tut, ob den Eheleuten solches zustoßen könne, ist weiter zu bemerken, daß, wenn auch aus den Ausführungen die Wahrheit darüber nicht deutlich geworden sein mag, es doch jenen wahrhaft und wirklich in der Ehe wie auch außerhalb geschehen kann. Und ein kluger Leser, der eine Menge Bücher hat, wird es sowohl bei den Theologen als auch bei den Kanonisten finden, besonders zum Thema [bei] extra de frigidis et maleficiatis487 und in 4 di. 34488, die miteinander übereinstimmen und zwei Irrlehren zurückweisen, besonders bezüglich der Eheleute. Diese [Irrlehren] schienen zu meinen, daß ein solcher Schadenszauber nicht zwischen Eheleuten geschehen könnte, unter Berufung auf den Grund, daß der Teufel die Werke Gottes nicht zerstören könne. Der erste [27vb] der von ihnen [den Theologen und
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[I,8] Achte Frage
Hexenhammer, 262
Kanonisten] zurückgewiesenen Irrtümer lautet, es gebe keinen Schadenszauber auf der Welt, sondern sie [die Wirkungen] wären [nur] in der Einbildung der Menschen [vorhanden], die aus Unkenntnis verborgener Ursachen, die auch kein Mensch wissen kann, einige natürliche Wirkungen dem Schadenszauber zuschrieben, als ob nicht verborgene Ursachen jene [Wirkungen] hervorbrächten, sondern Dämonen per se oder Zauberer. Und mag dieser Irrtum von allen übrigen Gelehrten als schlicht falsch zurückgewiesen werden, so wird er doch vom heiligen Thomas noch heftiger bekämpft, da er ihn gleichsam als Ketzerei verdammt, indem er sagt, daß dieser Irrtum aus der Wurzel des Unglaubens hervorgeht. Und weil Ungläubigkeit bei einem Christen Ketzerei heißt, so sind diese mit Recht der Ketzerei verdächtig. Doch dieses Thema ist auch in der ersten Frage behandelt worden489, wenn es dort auch nicht so erklärt worden ist. Denn wenn jemand andere Aussagen des heiligen Doktors an anderen Stellen betrachtet, so findet er Gründe, warum er lehrt, daß ein solcher Irrtum aus der Wurzel des Unglaubens hervorgeht. Nämlich in den questionibus de malo, wo er von den Dämonen handelt. In der ersten Frage, ob die Dämonen auf natürliche Weise mit ihnen vereinte Körper haben, erwähnt er unter anderem auch die Meinungen, die einzelne Wirkungen auf die Kräfte der Himmelskörper
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[I,8] Achte Frage
Hexenhammer, 263
zurückführten, denen, wie sie sagen, verborgene Ursachen für die Wirkungen auf Erden innewohnten. Und er sagt, man müsse bedenken, daß die Peripatetiker, die Nachfolger des Aristoteles490, nicht lehrten, daß es Dämonen gebe; sondern das, was den Dämonen zugeschrieben werde, sagten sie, geschehe durch die Kraft der Himmelskörper und andere Naturgegebenheiten. Daher sagt Augustinus 10 de ci. dei491, Porphyrius habe dafür gehalten, daß von den Menschen auf der Erde mit Kräutern, Steinen und Tieren, bestimmten Tönen und Stimmen, Darstellungen und auch Gebilden sowie durch Beobachtung der Sternbewegungen bei der Drehung des Himmels die zu verschiedenen Wirkungen geeigneten Kräfte der Sterne hergerichtet würden. Daraus ist der Irrtum ersichtlich, daß sie alles auf die verborgenen Ursachen der Sterne zurückführten und die Dämonen nur in der Einbildung der Menschen tätig würden. Aber daß diese Annahme falsch sei, beweist klar der heilige Thomas492 ebenda damit, daß bestimmte Handlungen der Dämonen gefunden werden, die unter keinen Umständen [28ra] aus einer natürlichen Ursache hervorgehen können, z.B. wenn ein vom Dämon Besessener eine unbekannte Sprache redet. Und viele andere Taten der Dämonen finden sich sowohl bei Besessenen als auch in den nigromantischen Künsten, die auf keine Weise entstehen können, außer aus
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[I,8] Achte Frage
Hexenhammer, 264
einem, wenigstens der Natur nach guten, wenn auch dem Willen nach schlechten Verstand. Und deshalb wurden wegen der bewußten Unzuträglichkeiten die anderen Philosophen veranlaßt, Dämonen [als Ursache] anzunehmen, wenn sie auch später in verschiedene Irrtümer fallen, indem [z.B.] einige [andere] meinen, die aus den Körpern der Menschen heraustretenden Seelen würden zu Dämonen. Darum töteten auch viele haruspices493 Knaben, damit sie deren Seelen als Helfershelfer hätten. Und viele andere Irrtümer werden dort genannt. Daher ist es offensichtlich, daß der heiligen Doktor [Thomas von Aquin] nicht mit Unrecht sagt, eine solche Meinung gehe aus der Wurzel des Unglaubens hervor. Wem es beliebt, der möge Augustinus in 8 und 9 de civi. dei494 über die verschiedenen Irrtümer der Ungläubigen bezüglich der Natur der Dämonen lesen: deshalb ist auch der allen Gelehrten gemeinsame Grund, der auch in dem erwähnten Abschnitt genannt wird, gegen solcherart Irrende, die verneinen, daß ein Schadenszauber etwas [Wirkliches] sei, von großer Tragweite. [Und er ist dies] dem Sinne nach, wenn er auch den Worten nach kurz ist, wo sie [die Gelehrten] sagen, daß die, welche behaupten, es gebe keinen Schadenszauber auf der Welt, den Meinungen aller Gelehrten und der Heiligen Schrift entgegen stehen und erklären, daß es Dämonen gebe
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[I,8] Achte Frage
Hexenhammer, 264
und daß die Dämonen Macht hätten über die Körper und über die Vorstellungen der Menschen, mit Zulassung Gottes, weshalb auch die Zauberer durch sie wundersame Dinge an den Geschöpfen vollbringen können. Daher heißen sie auch mit Recht Werkzeuge des Teufels selbst und Zauberer, auf deren Drängen hin die Dämonen bisweilen Schäden an den Geschöpfen bewirken. Wenn nun zwar die doctores bei der Zurückweisung dieses ersten Irrtums die Eheleute nicht erwähnen, so ergibt sich dies doch klar aus der Zurückweisung des zweiten Irrtums. Sie sagen, der Irrtum der anderen wäre, daß, möge es auch Schadenszauber geben und [möge] er in der Welt auch gegen die fleischliche Vereinigung übermächtig sein, er doch niemals eine schon vollzogene Ehe zerstören könne, weil kein solcher Schadenszauber für von Dauer gehalten werden könne. Siehe, daß die Eheleute [doch] erwähnt werden! Bei der Zurückweisung aber dieses Irrtums, auch wenn diese Darlegung nicht zur Hauptsache beitragen mag, ist doch um derentwillen, die keine Menge [28rb] an Büchern haben, zu sagen, daß sie [den Irrtum] dadurch widerlegen, daß sie sagen, solches zu behaupten sei gegen die Erfahrung und gegen altes und neues Recht. Daher machen die christlichen doctores die Unterscheidung, daß das durch Schadenszauber bewirkte
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[I,8] Achte Frage
Hexenhammer, 265
Unvermögen [zum Geschlechtsakt] entweder zeitweilig oder dauerhaft sei. Wenn [es] zeitweilig [ist], dann hindert [das die Ehe] nicht. Es wird aber dann als zeitweilig vermutet, wenn innerhalb eines Zeitraumes von drei Jahren die Beischläfer, wenn sie sich alle Mühe geben, geheilt werden können, sei es durch die Sakramente der Kirche, sei es durch andere Mittel. Wenn sie aber durch keinerlei Mittel geheilt werden, dann wird es als dauernd vermutet, und dann geht es entweder der Schließung und Vollziehung der Ehe voraus und hindert so, die Ehe zu vollziehen und zerstört die schon geschlossene, oder es folgt der Schließung der Ehe, aber nicht der Vollziehung nach und stört so, wie einige sagen, ebenso die schon geschlossene Ehe. Es heißt nämlich 33 q. 1 c. 1495, daß die Ehe bekräftigt wird durch die [eheliche] Pflichterfüllung des Fleisches, wie die Glosse sagt. Oder es folgt eine vollzogene Ehe496, und dann zerstört es das eheliche Band nicht. Mehr wird dort angeführt, extra de frigidis497 etc., von Hostiensis498 und Goffredus499 und auch von den theologischen doctores, wie oben500. Zu den Argumenten. Zum ersten ist es aus dem Gesagten zur Genüge offensichtlich. Denn erstens gilt der Einwand, daß die Werke Gottes durch die Werke des Teufels zerstört werden können, wenn Schadenszauber unter Eheleuten stattfinden könnte, nicht. Viel-
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[I,8] Achte Frage
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mehr ist das Gegenteil klar, da der Teufel nichts außer mit Zulassung Gottes [vollbringen] kann, ebenso, weil er nicht mit Gewalt zerstört, wie ein Tyrann, sondern durch eine bestimmte äußere Kunst, wie oben deutlich geworden ist. Zum zweiten hat sich oben gezeigt, warum Gott mehr [Behexung] bei diesem fleischlichen Akt zuläßt als bei anderen. Er [der Teufel] kann auch über andere [Macht haben], wenn Gott es zuläßt. Daher gilt nicht, daß er [der Teufel] [auf diese Weise] die Welt vernichte. Zum dritten ist es in ähnlicher Weise aus dem Gesagten offensichtlich.
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[I,9] Neunte Frage
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[I,9] Neunte Frage: Ob die Hexen durch ein Blendwerk [die Vorstellung] bewirken können, daß die männlichen Glieder vollständig aus den Körpern herausgerissen sind. [28va] Drittens wird dieselbe Wahrheit501 durch die teuflischen Machenschaften am männlichen Glied erklärt. Damit die Wahrheit dieser Sache noch klarer werde, wird gefragt, ob die Hexen imstande wären, die männlichen Glieder durch die Kraft der Dämonen wahrhaft und wirklich oder nur mittels trügerischen Scheins wegzunehmen? Und es wird mit einem Argument a fortiori502 bewiesen, daß sie es wahrhaft und wirklich tun. Die Dämonen können größere Dinge, wie Menschen töten oder örtlich fortbewegen, wie sich oben bei Job503 und Tobias 7504 an den getöteten Männern zeigte. Daher können sie auch die Glieder des Mannes wahrhaft und wirklich entfernen. Ferner die Glosse505 über jenes [Wort] des Psalms, ›Heimsuchungen durch böse Engel‹: Gott straft durch die bösen Engel wie er das israelitische Volk oft durch verschiedene Gebrechen gestraft hat, die wahrhaft und wirklich auf die Körper gewirkt haben. Daher kann er auch derartige Gebrechen bezüglich eines solchen Gliedes bewirken. Wenn man sagen würde, daß er es mit göttlicher
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[I,9] Neunte Frage
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Zulassung könne, dann deshalb, wie im Vorhergehenden gesagt ist, daß Gott mehr erlaubt, die Zeugungskraft zu behexen, [und dies] wegen der ersten Verderbtheit der Sünde, die durch den Zeugungsakt in uns kommt. Also erlaubt er mehr bezüglich des Gliedes dieser Zeugungskraft, so daß er [der Dämon] es ganz entfernt. Ferner war die Verwandlung von Lots Ehefrau in eine Salzsäule schwieriger, Gen. 19506, als das männliche Glied zu entfernen. Aber jene [Verwandlung] ist wahrhaft und wirklich gewesen und nicht scheinbar, weil bis heute, wie es heißt, jene Säule noch sichtbar überdauert hat. Und es ist durch einen bösen Engel geschehen, wie ja auch jene Leute vor der Tür507 von guten [Engeln] überwältigt wurden, die sie vorher mit Blindheit geschlagen hatten, damit sie die Türe des Hauses nicht finden könnten; wie auch andere Bestrafungen der Bewohner von Sodom, weil die Glosse508 ebenda erklärt, auch sie [Loths Frau] sei von jenem Laster angesteckt gewesen. Also können sie auch dieses [das Glied wegzaubern] vollbringen. Ferner: wer eine natürliche Gestalt hervorbringen kann, der kann sie auch wegnehmen. Aber die Dämonen haben mehrmals natürliche Gestalten hervorgebracht, wie sich an den Zauberern des Pharao509 zeigt, die durch die Macht der Dämonen Frösche und
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[I,9] Neunte Frage
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Schlangen erzeugt haben. Ebenso Augustinus in li. 83510, der sagt, daß alle Dinge, die sichtbar geschehen, auch durch die unteren Mächte der Luft [geschehen können]. Man glaubt nicht, daß dies sinnloserweise geschehen könne. Aber Menschen können [dies] bewerkstelligen, so daß durch irgendeine Kunst oder einen Schnitt das Glied entfernt wird. Also können auch die Dämonen unsichtbar bewerkstelligen, was andere sichtbar [28vb] können. Aber dagegen: Augustinus 18 de civi. dei511: »Man darf nicht glauben, daß auch der Körper des Menschen durch die Kunst oder die Macht der Dämonen in Tiergestalten verwandelt werden könne.« Also kann er [der Dämon] dementsprechend das nicht entfernen, was zur wahren Beschaffenheit des menschlichen Körpers gehört. Ebenso sagt er 3 de trinit.512: »Man darf nicht meinen, daß den gefallenen Engeln diese Materie der sichtbaren Welt auf Befehl gehorche, sondern [das tut sie nur gegenüber] Gott allein.« Antwort: Keiner zweifelt daran, daß Hexen Erstaunliches an den männlichen Gliedern vollbringen, was nach Hören und Sehen sehr vieler [Leute] und vielmehr auch nach der Öffentlichen Meinung513 selbst hiervon feststeht, daß durch den Sinn des Sehens oder Fühlens die Wahrheit bezüglich jenes Gliedes erkannt wurde. Auf welche Weise das geschehen kann? Man muß sagen, daß es, wenn auch auf zweifa-
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[I,9] Neunte Frage
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che Weise, nämlich sowohl wahrhaft und wirklich, geschieht, wie die ersten Argumente es erwähnt haben, als auch durch ein Trugbild. Das, was die Hexen dabei tun, geschieht allerdings nicht [wirklich], außer durch trügerische Illusion. Diese Vorspiegelung hat dennoch keinen Raum in der Vorstellung des Betroffenen, weil dessen Vorstellung wahrhaft und wirklich vermuten kann, daß etwas nicht anwesend ist, mag er auch durch keine äußere Sinnestätigkeit, nämlich Sehen oder Fühlen, wahrnehmen, daß es da ist. Daher kann man von einer wahrhaften Wegnahme des Gliedes wenigstens in der Vorstellung des Betroffenen sprechen, wenn auch nicht in der Realität. Wie dies geschieht, darüber ist viel zu bemerken. Erstens die zwei Arten, wie es geschehen kann. Es ist nicht verwunderlich, daß der Teufel die äußeren menschlichen Sinne täuschen kann, wenn er sogar die inneren, die oben angeführt wurden, durch Hinführung der gespeicherten Ideen zu den Empfindungskräften betrügen kann. Er täuscht sie aber in ihrer natürlichen Tätigkeit, damit das, was sichtbar ist, jenem unsichtbar sei, [was] fühlbar, nicht fühlbar, [was] hörbar, nicht hörbar und so fort bei anderen Dingen. Aber diese Wahrheit trägt zur Sache insofern nichts bei, als alle Dinge durch die Veränderung der Organe geschehen, die zum Sehen, Fühlen etc. untauglich gemacht worden sind, wie die Augen und Hände. Wer-
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[I,9] Neunte Frage
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den diese verändert, trügt das Urteil des Sinnes. Wir können das an einigen natürlichen [Vorgängen] aufzeigen. Denn wie süßer Wein einem aufgrund der Infektion der Zunge im fiebrigen Zustand bitter vorkommt – wodurch der Geschmack nicht der Sache nach, sondern seitens der Körpersäfte getäuscht wird –, so besteht dort auch keine Täuschung bezüglich der Tatsache, ob dort ein Glied [29ra] angewachsen sei, sondern eine Täuschung seitens des Sinnesorgans. Desgleichen, wie oben von der Zeugungskraft gesagt wurde, daß sie durch die Einfügung eines anderen Körpers derselben Farbe und [desselben] Aussehens gehemmt werde, so können sie auch zwischen die Sicht der Augen bzw. das Tasten der Hände und den wahren Körper des Betroffenen selbst irgendeinen flach gestalteten, fleischfarbenen Körper legen, so daß er [der Betroffene] nach seiner Einschätzung nichts sehen und fühlen kann, außer einen glatten und durch kein Glied unterbrochenen Körper. Man möge die Worte des heiligen Thomas in 2 di. 8 arti. 5514 von den trügerischen Illusionen nachlesen, in ähnlicher Weise 2,2 q. 91515 und in den questionibus de malo516, wo er häufig jenes [Wort] des Augustinus in li. 83 questionum517 anführt: »Es schleicht sich dieses Böse des Dämons durch alle Öffnungen der Sinne ein, nimmt Gestalten an, paßt sich den Farben
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[I,9] Neunte Frage
Hexenhammer, 269
an, hängt an den Tönen [und] dringt ein mit den Gerüchen.« Ferner spielt der Grund mit, daß nicht nur durch das Einfügen irgendeines flachen, nicht mit einem Glied versehenen Körpers eine solche trügerische Illusion an Seh- und Tastsinn geschieht, sondern vielmehr auch durch das Mittel, mit dem bestimmte gespeicherte Ideen oder Gestalten zu ihren inneren Empfindungskräften hingeführt werden, nämlich zu Vorstellung und Phantasie. Daher geschieht es, daß man sich irgend etwas vorstellt, als sei es eben erst dem äußeren Sinn entlockt worden. Denn wie in der vorhergehenden Frage518 angesprochen wurde, können die Dämonen durch eigene Macht die Körper örtlich verändern. Durch die Verwandlung der Geister519 und der Säfte geschehen [diese Veränderungen] nach dem Werk der Natur, so daß irgendwelche Dinge der Vorstellung oder der Sinneswahnehmung nach gesehen werden: Ich sage auf natürliche Weise, weil auch der Philosoph in de somno et vigilia520 sagt, indem er eine Ursache für die Erscheinung der Träume angibt, daß, wenn eine Kreatur schläft, während das meiste Blut zu den Empfindungskräften hinabsteigt, zugleich die Bewegungen oder Eindrücke, die aus den Tätigkeiten der Sinnenwelt zurückgelassen und in den Sinnengeistern gespeichert sind, erhalten bleiben521. Die Begriffe sind oben so erklärt worden: daß dann ir-
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[I,9] Neunte Frage
Hexenhammer, 270
gendwelche Dinge erscheinen würden, als ob die Sinne eben erst von der Außenwelt verändert worden wären. Und weil dies die Natur bewerkstelligen kann, so kann der Teufel um so mehr Erscheinungsformen und Gestalten eines flachen [29rb] und nicht mit einem männlichen Glied versehenen Körpers zu phantastischer und imaginativer Kraft ausführen, so daß die Sinne es für die Realität halten. Auf diese Art und Weise, wie unten erklärt wird, erscheinen auch die Menschen als Tiere, während sie es doch in Wirklichkeit nicht sind. Zweitens522 sind andere Arten zu erwähnen, die leichter zu verstehen und zu predigen sind. Denn weil Blendwerk523 nach Isidor 8 etym. c. 9524 nichts anderes als eine Art Täuschung der Sinne und besonders der Augen ist, weshalb es auch von »ich binde zu«525 her benannt wird, weil es die Schärfe der Augen schwächte526, so erscheinen die Dinge anders als sie sind. Und wie Alexander de Halis in Teil 2527 sagt: »Blendwerk ist für sich genommen jene Täuschung seitens des Dämons, die den Ausgangspunkt nicht von der Verwandlung der Sache her hat, sondern nur von der des Wahrnehmenden her, der getäuscht wird, sei es an den inneren, sei es an den äußeren Sinnen.« Daher können wir, allgemein gesprochen, auch vom menschlichen Blendwerk sprechen. Es kann auf drei Arten geschehen: das erste ohne Dä-
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[I,9] Neunte Frage
Hexenhammer, 271
monen, und jene wird besser Betrug genannt, weil es künstlich geschieht durch die Fertigkeit der Menschen, indem die sie irgendwelche Dinge zeigen oder verbergen, wie es bei den Kunststücken der Gaukler oder der Spielmänner geschieht. Die zweite Art erfolgt auch ohne die Kraft der Dämonen, nämlich auf natürliche Weise, durch die Kraft natürlicher Körper oder auch der Mineralien; und wer diese hat, kann nach der bestimmten, solchen Dingen innewohnenden Kraft einen Gegenstand [so] zeigen oder erscheinen lassen, wie er nicht ist. Daher läßt [nach] Thomas im ersten Teil q. 114, ar. 4528 und nach etlichen anderen ein angezündetes oder glimmendes Kraut, während es raucht, Balken als Schlangen erscheinen. Die dritte Art der Täuschung ist die, welche durch Dämonen, jedoch mit Zulassung Gottes, geschieht. Es haben nämlich die Dämonen von Natur aus, wie sich gezeigt hat, eine gewisse Macht über niedere Dinge, die sie ausüben können, wenn Gott es zuläßt, so daß dann auch die Gegenstände anders erscheinen als sie sind. Zu dieser [29va] dritten [Art] ist zu bemerken, daß der Dämon auf fünf Arten jemanden täuschen kann, so daß er eine Sache anders einschätzt als sie ist. Erstens, wie gesagt, durch künstliche Übertragung, weil der, der [etwas] durch eine Kunst erlernt hat, es besser
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[I,9] Neunte Frage
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wissen kann. Zweitens durch die natürliche Verwendung eines Gegenstandes, wie gesagt, durch das Einfügen eines Körpers, so daß ein anderer verborgen wird, oder auch durch die Vorstellungen der Menschen, indem er [der Dämon] jene verwirrt. Drittens, daß er manchmal in einem angenommenen Körper erscheint, so daß er irgendeine Sache ist, die er nicht ist, wie Gregor im ersten [Teil] der Dialogi von einer Nonne erzählt, die Salat aß, der aber, wie der Dämon selbst gestanden hatte, nicht Salat, sondern der Dämon selbst in der Gestalt des Salats oder im Salat war529. So widerfuhr es auch dem Antonius mit einem Goldklumpen, den er in der Wüste fand530. Oder wenn er einen wirklichen Menschen so verhüllt, daß er wie ein törichtes Tier erscheint, wie noch berichtet wird. Viertens, wie er manchmal das Sehorgan in Verwirrung stürzt, so daß als neblig erscheint, was hell ist oder umgekehrt eine alte Frau wie ein junges Mädchen. Auch nach dem Weinen wirkt Licht anders als zuvor. Fünftens, wie er sich an der Einbildungskraft zu schaffen macht und durch die Bewegung der Säfte die Verwandlung der Erscheinungen bewirkt, wie oben festgestellt, so daß gleichsam frische und neue Vorstellungen in den Sinnen selbst hervorgerufen werden. Und so kann der Dämon auf die drei letzten Arten durch Blendwerk die Sinne der Menschen täuschen; und auch auf die zweite Art. Daher stellt es
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Wie man einen Schadenszauber von einem
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keine Schwierigkeit dar, wenn er das männliche Glied durch Blendwerk verbergen wollte. Eine augenscheinliche Bestätigung oder Erfahrung, die uns im Amt der Inquisition offenbar geworden ist, wird unten im zweiten Teil des Traktates aufgeführt, wo über diese und andere Geschehnisse mehr gesagt wird.
Wie man einen Schadenszauber von einem natürlichen Mangel unterscheiden kann. Eine Nebenfrage mit gewissen anderen Problemen. Wenn gefragt wird: Petrus ist das Glied entfernt worden. Er weiß nicht, ob es durch Schadenszauber oder sonstwie mit göttlicher Zulassung durch die Macht des Dämons weggenommen worden ist. Gibt es keine Mittel, das zu erkennen und zwischen diesen [Möglichkeiten] zu unterscheiden? Die Antwort lautet doch! Erstens, weil die Opfer meist Ehebrecher oder sonstwie Hurer sind. Wenn sie dann den Geliebten [29vb] nicht zu Willen sind oder sie verlassen wollen, indem sie anderen anhängen, dann bewirken diese [die Verschmähten] derlei aus Rache oder nehmen sonstwie die Kraft jenes Gliedes weg. Zweitens erkennt man es daran, daß es nicht von Dauer ist. Denn wenn sie [die Impotenz] nicht durch Schadenszauber bewirkt wird, dann ist sie nicht von Dauer, sondern
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sie [die Manneskraft] wird bei Gelegenheit wiederkehren. Aber hier ist es wiederum531 zweifelhaft, ob es aus der Natur des Schadenszaubers heraus passiert, daß sie [die Impotenz] nicht von Dauer ist? Es wird geantwortet, daß sie von Dauer sein und bis zum Tode währen kann, wie auch die Kanonisten und Theologen bei der schadenszauberischen Hinderung in der Ehe urteilen, daß man sie zeitweilig und auf Dauer antrifft. Denn Gotfredus in summa532 sagt: »Ein Schadenszauber kann nicht immer durch jenen aufgehoben werden, der ihn bewirkte, entweder weil er gestorben ist oder weil er ihn [den Zauber] nicht zu zerstören wußte oder weil das Schadenszaubermittel vernichtet worden ist.« Daher können wir in ähnlicher Weise sagen, daß der dem Petrus zugefügte Schadenszauber von Dauer sein wird, entweder weil jene Hexe, die ihn hervorbrachte, ihn nicht heilen kann. Es gibt nämlich dreierlei Hexen: einige heilen und verletzen, andere verletzen, können aber nicht heilen, wieder andere scheinen bloß zu heilen, d.h. Verletzungen zu beseitigen, wie sich zeigen wird. So haben wir es nämlich erfahren. Und zwar stritten zwei Hexen miteinander. Während die eine der anderen Vorwürfe machte, sagte sie: »Ich bin nicht so schlecht wie du, weil ich [diejenigen] zu heilen weiß, die ich verletze.« Oder er [der Schadenszauber] wird bleiben, wenn sich die
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Wie man einen Schadenszauber von einem
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Hexe vor dessen Heilung entweder durch Ortswechsel oder Tod entfernen würde. Denn auch der heilige Thomas533 sagt: »Jeder Schadenszauber kann so dauerhaft sein, daß es kein menschliches Mittel [dagegen] geben kann oder daß, wenn es auch eines geben mag, es dem Menschen nicht bekannt oder erlaubt ist. Mag auch Gott ein Mittel durch einen heiligen Engel reichen können, indem er den Dämon, wenn auch nicht die Hexe zwingt.« Das stärkste Mittel aber gegen den Schadenszauber ist das Sakrament der Buße, extra de frigidis534, denn auch körperliche Krankheit kommt oft aus der Sünde, extra de peni. cum infirmitas535. Wie der Schadenszauber zu entfernen sei, wird sich im dritten Teil des Traktats536 zeigen, und im zweiten Teil im sechsten Kapitel537 werden drei andere Probleme behandelt.
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[30ra] Lösung der Argumente
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[30ra] Lösung der Argumente Zum ersten ist es klar, daß niemand zweifeln darf, daß sie [die Dämonen], die mit der Zulassung Gottes Menschen töten können, auch jenes [männliche] Glied oder auch andere wahrhaft und wirklich entfernen können. Dann handeln die Dämonen allerdings nicht durch die Hexen, was schon erwähnt wurde. Dadurch ist auch die Lösung des zweiten Arguments klar. Aber was das anlangt, daß Gott mehr erlaubt, daß die Zeugungskraft behext werde wegen etc., weshalb es auch erlaubt ist, daß jenes Glied wahrhaft und wirklich entfernt würde, so folgt daraus nicht, daß dies immer so geschieht; weil der Grund ist, daß dieses weder gemäß des Schadenszaubers so geschieht, noch beabsichtigen die Hexen das durch ihre Tat, weil sie nicht die Macht haben, das Glied wiederherzustellen, so sie es [überhaupt] wollen und die Kenntnis besitzen. Daraus ist es offensichtlich, daß es nicht wirklich, sondern [nur] durch Blendwerk [scheinbar] entfernt wird. Zum dritten, bezüglich der Verwandlung der Ehefrau Lots sagen wir: wirklich [verwandelt] war sie und nicht durch Blendwerk. Jetzt reden wir aber vom Blendwerk. Zum vierten, daß die Dämonen bestimmte substan-
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[30ra] Lösung der Argumente
Hexenhammer, 274
zielle Formen erzeugen, also auch aufheben können. Es wird gesagt mit Bezug auf die Zauberer Pharaos, daß sie wirkliche Schlangen machten. Und die Dämonen können an einigen unvollkommenen Geschöpfen unter Mitwirkung eines anderen Agens bestimmte Wirkungen herbeiführen, die sie an Menschen nicht [herbeiführen] können, um die sich Gott mehr kümmert538, nach jenem [Wort]: »Ob Gott denn etwas an den Ochsen liegt?« Doch können sie – wie gesagt, immer mit Zulassung Gottes – den Menschen wahrhaft und wirklich schaden oder auch mit Blendwerk; und damit ist die Lösung des letzten Arguments offensichtlich.
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[I,10] Zehnte Frage
Hexenhammer, 275
[I,10] Zehnte Frage: Ob sich die Hexen an den Menschen zu schaffen machen und diese mit Blendwerk in Tiergestalten verwandeln539? Viertens wird die eigentliche Wahrheit klar ausgeführt, wann sie [die Dämonen] die Menschen in Tiere verwandeln [und] auf welche Weise das geschieht? Es wird argumentiert, daß dies nicht möglich sei, 26 q. 5 Epi. ex consilio acquirensi540: »Wer auch immer glaubt, es könne geschehen, daß eine Kreatur [30rb] entweder zum Besseren oder zum Schlechteren verwandelt oder in eine andere Gestalt oder in eine andere Erscheinung verändert werden könne, außer vom Schöpfer selbst, der alles geschaffen hat und durch den alle Dinge geschaffen worden sind, der ist ohne Zweifel ein Ungläubiger und schlimmer als ein Heide.« Und wir gebrauchen die Argumente des heiligen Thomas, in 2 senten. dis. 8541: Ob die Dämonen auf die körperlichen Sinne einwirken könnten, indem sie durch Blendwerk täuschen. Wobei zuerst argumentiert wird, daß [sie es] nicht [können]. Denn die Tiergestalt, wie sie gesehen wird, muß irgendwo sein, aber sie kann insoweit nicht in den Sinnen sein, weil diese keinerlei Gestalt in sich bergen, außer die von den Dingen empfangene. Und dort ist kein wirkliches
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[I,10] Zehnte Frage
Hexenhammer, 275
Tier, nach der Autorität des angeführten Kanons. Und es kann ebenfalls nicht in der Sache sein, die erscheint, wie z.B. die Frau als Tier erscheint, weil zwei substantielle Formen nicht am selben [Ort] sein können. Da also jene Tiergestalt, die erscheint, nirgendwo sein kann, deshalb kann keine trügerische Illusion im Auge des Sehenden stattfinden, da das Sehen notwendig durch eine Gestalt bestimmt werden muß. Ferner, wenn es heißen sollte, daß jene Gestalt in der umgebenden Luft sei, so kann das nicht sein, sowohl weil die Luft für eine Gestalt oder Figur nicht empfänglich ist, als auch, weil um jene Person wegen der Flüchtigkeit nicht immer ein und dieselbe Luft bleiben kann, besonders wenn sie sich bewegt. Dann auch, weil die Verwandlung so von allen gesehen würde, was jedoch nicht geschieht, weil die Dämonen offenbar wenigstens den Blick der heiligen Männer nicht täuschen können. Des weiteren ist der Gesichtssinn oder die Sehkraft eine passive Kraft. Aber alles Passive wird bewegt von einem ihm entsprechenden Aktiven. Das dem Gesichtssinn entsprechende Aktive ist doppelt: das eine [ist] gleichsam der Ursprungsakt, nämlich das Gegenständliche, das andere [ist] aber gleichsam vermittelnd wie ein Medium. Aber jene Gestalt, die gesehen wird, kann weder das Objekt des Sinnes sein noch auch das vermittelnde Medium. Zum ersten [Punkt],
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[I,10] Zehnte Frage
Hexenhammer, 276
nämlich daß es nicht das Objekt sein kann, [ist zu sagen], daß es von keiner Sache abgeleitet werden kann, wie im vorhergehenden Argument angeführt wurde, da es nicht von einer vom Sinn aufgenommenen Sache stammt, noch in der Sache selbst ist, noch auch in der Luft selbst, die gleichsam dazwischen vermittelt, wie zuvor im dritten Argument542 angeführt wurde. Außerdem bewegt der Dämon die innere Erkenntniskraft entweder, indem er sich der Erkenntniskraft entgegenstellt, [30va] oder, indem er diese selbst verwandelt. Er tut dies aber nicht, indem er sich ihr vergegenständlicht, weil es [dann] nötig wäre, daß er einen Körper annähme, und so könnte er nicht in das Organ der Einbildungskraft hinein gelangen, da zwei Körper nicht zugleich am selben Ort sind; und auch nicht durch Annahme einer Wahnerscheinung, was auch nicht sein kann, weil eine Wahnvorstellung nicht ohne Quantität ist, der Dämon aber jeder Quantität entbehrt. Ebenso wenig kann er es durch Verwandeln tun, weil er entweder durch Verändern verwandeln würde, was er offenbar nicht tun kann, weil jede Veränderung durch aktive Eigenschaften geschieht, derer die Dämonen entbehren. Oder er würde durch Umgestaltung verwandeln oder auch durch örtliches Bewegen, was aus zwei Gründen unzulässig scheint: erstens, weil eine Umgestaltung des Organs nicht ohne
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[I,10] Zehnte Frage
Hexenhammer, 277
ein Gefühl des Schmerzes geschehen könnte; zweitens, weil danach der Dämon den Menschen nur bekannte Dinge zeigen würde, während doch Augustinus543 sagt, daß er Erscheinungsformen, bekannte und unbekannte, zeigt. Also scheint es, als könnten die Dämonen auf keine Weise die Einbildung oder den Sinn des Menschen täuschen. Dagegen sagt Augustinus 18 de ci. dei544, daß die Verwandlungen der Menschen in unvernünftige Tiere, die durch die Kunst der Dämonen geschehen sollen, nicht in Wirklichkeit, sondern nur dem Scheine nach stattgefunden hätten. Dies könnte aber nicht geschehen, wenn die Dämonen nicht die menschlichen Sinne verändern könnten. Dazu paßt die Autorität des Augustinus in li. 83 q.545, was auch früher schon angeführt worden ist: »Dieses Böse des Dämons schleicht durch alle Sinnesöffnungen etc.« Antwort: Wenn sich der Leser über das Mittel der Verwandlung unterrichten will, so wird er im zweiten Teil des Werkes, Kap. 6546 verschiedene Arten finden. Für jetzt, indem wir schulmäßig vorgehen, wollen wir die Meinungen dreier Gelehrter nennen, die darin übereinstimmen, daß der Teufel die Phantasie des Menschen täuschen kann, so daß ein wahrer Mensch als Tier erscheinen mag. Unter ihnen ist auch die letzte [Meinung], die des heiligen Thomas, scharfsinniger als die anderen. Und die erste ist die
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[I,10] Zehnte Frage
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des Herrn Antoninus in prima parte summe ti. 5, ca. 6 § 5547, der erklärt, daß der Teufel die Phantasie des Menschen manchmal zur Täuschung zurichte und besonders bezüglich der Täuschung der Sinne. Und er erklärt es auf natürliche Weise, durch die Autorität des Kanons548 und die mannigfachen Erfahrungen. Erstens so: Die Körper sind natürlicherweise der Engelsnatur unterworfen und gehorchen [ihr] [30vb], was die örtliche Bewegung betrifft. Die bösen Engel haben die Gnade zwar verloren, doch nicht ihre natürliche Kraft, wie oben öfter angesprochen wurde. Da aber die Phantasie oder Einbildungskraft körperlich ist, d.h. einem körperlichen Organ anhaftet, ist sie in natürlicher Weise auch den bösen [Engeln] unterworfen, so daß sie diese [die Einbildungskraft] durch Verursachung verschiedener Wahnvorstellungen infolge des von ihnen bewirkten Abstiegs der [Körper]säfte und der [Vital]geister zur Empfindungskraft verwandeln könnten. Und er [Antoninus] fügt hinzu: »Es ist auch klar aus dem Kanon 26 q. 5 episcopi549: »Jenes darf nicht übergangen werden, daß gewisse gottlose Frauen, rückwärts zum Satan gewandt und durch Täuschungen und Trugbilder der Dämonen verleitet worden sind, glauben und beteuern, daß sie in nächtlichen Stunden mit der heidnischen Göttin Diana oder mit Herodias zusammen mit zahllosen Frauen auf Tieren
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[I,10] Zehnte Frage
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reiten und viele Räume der Erde in der Stille der tiefen Nacht durchmessen.« Und weiter: »Deswegen müssen die Priester dem Volk Gottes predigen, damit sie [die Leute] erkennen, daß dies gänzlich falsch sei und solche Trugbilder nicht von einem göttlichen, sondern von einem bösen Geist den Sinnen der Gläubigen eingegeben werden.«550 Weil sich ja Satan selbst in die Gestalten und Abbilder verschiedener Personen verwandelt und den Befangenen durch Täuschung im Traum auf alle möglichen Abwege führt.« Und der Sinn dieses Kanons ist in der ersten Frage bezüglich vierer [Punkte], die zu predigen sind, behandelt worden. Aber daß sie nicht auszufahren imstande seien, wohin sie dies wünschen, und durch die göttliche Kraft gehindert werden, das wäre nicht der rechte Sinn, weil sehr häufig Menschen gegen ihren Willen, und nicht als Zauberer, über weite Entfernungen körperlich verbracht werden. Daß es auf zweierlei Art geschehen kann, folgt in der vorher genannten Summa551 und in c. nec mirum, eben dort q.552 Augustinus553 erzählt, daß man in den Büchern der Heiden von einer Zauberin, Kirke genannt, liest, die die Gefährten des Odysseus in Tiere verwandelt hatte, was mehr durch zauberische Blendwerke vorgetäuscht war als in Wirklichkeit ausgeführt wurde, [d.h.] durch Veränderung der Phantasien der Menschen. Dies ist durch mehrere Beispiele offensichtlich.
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[I,10] Zehnte Frage
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Man liest nämlich in den Vitas patrum554, daß, weil ein junges Mädchen einem Jüngling nicht willfährig war [31ra], als er sie zur Unzucht reizte, der junge Mann aus Zorn darüber durch einen Juden einen Schadenszauber gegen sie ausüben ließ. Dadurch wurde die Frau in ein Pferd verwandelt. Diese Verwandlung war nicht eine wirkliche, sondern eine vom Dämon vorgetäuschte, der die Phantasie und den Sinn der Frau selbst und der sie Anblickenden veränderte, so daß sie als Stute erschien, während sie doch in Wirklichkeit eine Frau war. Als sie zum seligen Macharius geführt worden war, konnte der Teufel wegen dessen Heiligkeit seinen Sinn nicht täuschen wie den der anderen. Denn ihm erschien sie als wirkliche Frau, nicht als Stute. Durch sein Gebet wurde sie endlich von der Täuschung befreit, und sie sagte, dies sei ihr zugestoßen, weil sie sich nicht dem Gottesdienst gewidmet und nicht um die Sakramente nachgesucht habe, wie sie sagte. Deshalb habe der Teufel Macht über sie gewonnen, wiewohl sie sonst ehrbar war. Der Teufel kann also durch die Bewegung der inneren [Vital]geister und der [Körper]säfte auf die Veränderung der Handlung und der Kraft, der nährenden und der fühlenden und der strebenden wie auch jeder anderen körperlichen Kraft, einwirken, die ein Organ besitzt, nach dem seligen Thomas i. per q. 91555.
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[I,10] Zehnte Frage
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Man kann etwa glauben, daß es nach den Berichten mit dem Magier Simon556 bei seinen Beschwörungen so zugegangen ist. Aber nichts von diesen Dingen kann der Teufel, der uns zu täuschen und zu schädigen sucht, tun, außer mit der Zulassung Gottes, der mit seinen guten Engeln häufig dessen Bosheit unterdrückt. Daher sagt Augustinus, wo er von den Zauberern spricht: »Diese sind es, die mit Zulassung Gottes die Elemente verwirren und die Gemüter derjenigen Menschen aus der Fassung bringen, die zu wenig auf Gott vertrauen«, 26 q. 5 nec mirum557. Durch ihr [der Zauberer] Werk geschieht es manchmal durch Schadenszauberkunst, daß ein Mann seine Ehefrau nicht sehen kann und umgekehrt; und dies durch die Veränderung der Wahrnehmung, indem diese [die Frau] ihm abscheulich und scheußlich vorkommt. Der Teufel selbst suggeriert den Wachenden und Träumenden Vorstellungen garstiger Einbildungen, um sie zu täuschen und zum Bösen zu verführen. Aber weil die Sünde nicht in der Vorstellung, sondern im Willen besteht, deshalb sündigt der Mensch infolge solcher vom Teufel eingegebener Einbildungen und verschiedener Verwechslungen nicht, außer wenn er nach dem eigenen Willen seine Zustimmung zur Sünde gibt. Die zweite Ansicht darüber ist die der heutigen Gelehrten, die erstens erklären, was [31rb] ein Blend-
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[I,10] Zehnte Frage
Hexenhammer, 280
werk sei und auf wie viele Arten der Dämon derartige Illusionen verursache könne. Hier merke, daß Anthonius558 das anführt, was in der vorhergehenden Frage 9 behandelt worden ist, weshalb es nicht nötig ist, es zu wiederholen. Die dritte Meinung ist die des heiligen Thomas559 zur Antwort auf die Frage, wo denn jene Tiergestalt sei, die man sieht, ob in der Wahrnehmung oder in der Wirklichkeit oder in der umgebenden Luft. Und zwar ist es so, daß jene Tiergestalt zuerst nur im inneren Sinn vorhanden ist und durch starke Einbildung im äußeren Sinn widerhallt; und daß sie dort auftritt, kann in zweifacher Weise durch die Handlung des Dämons geschehen: auf die eine Weise, daß wir Tiergestalten [solche] nennen, die in der Vorratskammer der Einbildungskraft gespeichert sind und durch das Werk der Dämonen zu den Organen der inneren Sinne fließen. So geschieht es auch im Traum, wie oben erklärt worden ist. Und wenn deshalb jene Trugbilder die Organe des äußeren Sinnes erreichen, nämlich des Gesichtssinns, so werden sie gesehen, als wären sie Dinge, die außerhalb vorhanden wären und tatsächlich wahrgenommen würden. Die andere Art kann durch Umwandlung der inneren Organe geschehen, durch deren Veränderung das Sinnesurteil getäuscht wird, wie es sich an dem zeigt, der einen verdorbenen Geschmack hat, so daß ihm
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[I,10] Zehnte Frage
Hexenhammer, 281
alles Süße bitter erscheint, und sie ist wenig verschieden von der ersten [Art]. Das aber können auch Menschen durch die Kraft bestimmter natürlicher Dinge tun, wie beim Aufsteigen eines speziellen Rauches die Balken eines Hauses als Schlangen erscheinen. Und viele derartige Erfahrungen lassen sich finden, wie oben erwähnt worden ist. Lösung der Argumente: Bezüglich der Argumente ist zum ersten klar, daß jener Text560 oft angeführt und schlecht ausgelegt wird. Denn im Hinblick darauf, daß er von einer Veränderung in eine andere Gestalt oder ein anderes Abbild spricht, ist erklärt worden, daß dies durch Blendwerk geschehen kann. Aber hinsichtlich dessen, daß er sagt, daß durch die Kraft eines Dämons keine Kreatur gemacht werden könne, so ist es offenkundig, daß [es] nicht [so ist], wenn man »gemacht werden«561 als »geschaffen werden«562 versteht. Wenn aber »gemacht werden« als »natürliche Hervorbringung«563 verstanden wird, so ist es sicher, daß sie [die Dämonen] unvollkommene Geschöpfe machen können. Wie das geschieht, erklärt der heilige Thomas564 wie oben. Denn er sagt, daß alle Verwandlungen körperlicher Dinge durch natürliche Kräfte geschehen können. Hierher gehören Samen, die sich in den Elementen [31va] dieser Welt finden, nämlich in der Erde oder im Wasser, so wie die Schlangen und Frösche dort ihren Samen zurück-
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[I,10] Zehnte Frage
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lassen. Und diesen ähnliche Dinge können durch die Handlungen der Dämonen und die Verwendung solcher Samen entstehen, wie etwa eine Sache in Schlangen oder Frösche verwandelt wird, die durch Fäulnis gezeugt werden können. Aber Verwandlungen körperlicher Dinge, die nicht durch die Macht der Natur geschehen können, können auch auf keine Weise durch die Tätigkeit der Dämonen vollbracht werden, wenigstens nicht in Wirklichkeit, daß etwa ein menschlicher Leib in den Körper eines Tieres verwandelt wird oder daß ein Leichnam eines Toten wieder zum Leben erweckt wird, welches, falls es zu geschehen scheint, ein Trugbild ist; oder aber der Teufel betätigt sich in einem angenommenen Körper vor den Augen der Menschen. Dieses wird noch bestärkt. Denn Albertus antwortet in seinem Buch de animalibus565 auf die Frage, ob die Dämonen – oder sagen wir auch die Zauberer – wirkliche Tiere schaffen können, mit ja, mit Zulassung Gottes, was unvollkommene Tiere anlange; aber sie können es nicht wie Gott im Handumdrehen machen, sondern [nur] durch eine Bewegung, wenn auch eine schnelle, wie es bei den Zauberern in Exod. 7: »Pharao rief die Weisen« deutlich wird. Darüber sagt er: »Die Dämonen schweifen in der Welt umher und sammeln verschiedene Samen, und ihrem Gebrauch können verschiedene Formen entspringen.« Und die
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[I,10] Zehnte Frage
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Glosse566 sagt dazu: »Wenn die Zauberer durch die Anrufung der Dämonen etwas zu erreichen wünschen, schweifen diese in der Welt umher und bringen schnell Samen von Dingen, bezüglich derer sie etwas im Schilde führen. Und so bringen sie daraus mit der Zulassung Gottes neue Gestalten der Dinge hervor.« Dieses ist weiter oben auch [schon] angesprochen worden. Aber wenn sich hier das Problem auftun würde, ob solche Taten der Dämonen Wunder zu nennen seien, so ist die Antwort aus dem Vorhergehenden klar, daß auch die Dämonen einige wirkliche Wunder tun können, auf die sich die Kraft ihrer besonderen Natur erstrecken kann. Und mögen solche Dinge wahr seien, so geschehen sie jedoch nicht zur Erkenntnis des Wahren. In diesem Sinn können die Werke des Antichrist Lügenzeichen genannt werden, weil sie zur Verführung der Menschen geschehen. Offensichtlich ist auch die Lösung des anderen Arguments: Wir wollen von dem Subjekt567 sprechen. Die Gestalt des Tieres, das gesehen wird, ist nicht in der Luft, noch in der Sache selbst, wie sich zeigt, sondern im Sinn, so nach Meinung des heiligen Thomas568, wie weiter oben [31vb] erklärt worden ist. Daß jedes Passive von dem ihm entsprechenden Aktiven bewegt wird, ist allgemein akzeptiert. Und wenn vorgebracht wird, daß jene Gestalt, die gesehen
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[I,10] Zehnte Frage
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wird, nicht der Gegenstand sein kann, der den Akt [des Sehens] verursacht oder hervorbringt, und zwar deshalb, weil sie keiner Sache entnommen wurde, so ist darauf zu sagen, daß die Gestalt sehr wohl von einer Sache herrührt, nämlich von einer sinnlichen Form, die in der Vorstellungskraft gespeichert wird und die der Dämon entnehmen und der Vorstellung oder auch der Wahrnehmung darbieten kann, wie oben gesagt worden ist. Zum letzten ist zu sagen, daß der Dämon die Wahrnehmungs- und Vorstellungskraft nicht verwandelt569, indem er sich ihr vergegenständlicht, wie gezeigt worden ist, sondern indem er sie umgestaltet570. [Das geschieht] aber nicht durch Umwandeln571, außer was die örtliche Bewegung anlangt, weil er nicht von sich aus neue Gestalten eingeben kann, wie gesagt worden ist; sondern er verwandelt durch Umgestalten, d.h. durch das örtliche Bewegen. Und dies tut er wiederum nicht durch die Teilung der Organsubstanz, weil sonst ein Gefühl des Schmerzes folgen würde, sondern indem er [Vital]geister und [Körper]säfte bewegt. Wenn weiter eingewandt wird, daß [daraus] folgen würde, daß der Dämon dem Menschen in der eingebildeten Vision nichts Neues darbieten könnte, so ist zu sagen, daß »neu« zweifach verstanden werden kann: einmal als ganz neu, sowohl an sich als auch
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[I,10] Zehnte Frage
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nach seinen Ursprüngen, und danach kann der Dämon dem Menschen nichts Neues in der eingebildeten Vision darbieten. Denn er kann nicht bewirken, daß ein blind Geborener sich Farben oder ein taub Geborener sich Töne vorstellt. Auf die andere Weise heißt etwas neu nach dem Gesichtspunkt des Ganzen, z.B. wenn wir sagen würden, es sei neu in der Einbildung, wenn jemand sich goldene Berge vorstellt, die er niemals gesehen hat. Weil er jedoch sowohl Gold als auch einen Berg kennt, kann er sich durch ein natürliches Manöver das Wahngebilde eines goldenen Berges vorstellen; und auf diese Weise kann der Dämon der Vorstellung etwas Neues bieten. Was von den Wölfen572 zu halten ist, die bisweilen [erwachsene] Menschen und [auch] Kinder aus den Wiegen rauben und fressen? Ob es auch durch das Blendwerk der Hexen geschehe? [32ra] Nebenfrage von den Wölfen, die bisweilen [erwachsene] Menschen und Kinder aus den Häusern rauben und fressen und die mit großer Schläue umherstreunen, so daß man sie durch keine Kunst oder Macht verletzen oder fangen kann. Man muß sagen, daß das bisweilen eine natürliche Ursache hat, bis weilen geschieht [es] aber durch Blendwerk573, bisweilen durch Hexen. Über den ersten [Fall] spricht Albertus in de animalibus574, daß es aus fünf Ursachen geschehen kann: manchmal wegen des zuneh-
Hexen
3.994
[I,10] Zehnte Frage
Hexenhammer, 284
menden Hungers, wie sich auch Hirsche und andere Tiere manchmal den Menschen nähern, manchmal wegen ihrer Wildheit und besonders in kalten Gegenden, und auch, wenn sie Junge haben. Aber weil dies nicht zur Sache gehört, sagen wir, daß es durch Täuschung der Dämonen geschieht, wenn Gott wegen der Sündhaftigkeit ein Volk bestraft, nach jenem [Wort] Lev. 16575: »Wenn Ihr meine Gebote nicht befolgt, werde ich die Tiere des Feldes zu euch schicken, die sollen euch und euer Vieh fressen«; Deutero. 32576: »Die Zähne der wilden Tiere schicke ich mit Wut zu ihnen etc.« Aber auf welche Weise [geschieht es]? Ob es wirkliche Wölfe oder Dämonen in den so erscheinenden Gestalten sein mögen? Es wird gesagt, daß es wirkliche Wölfe sind, die aber von den Dämonen besessen sind oder auf zweifache Weise getrieben werden: einmal ohne das Werk der Zauberer, wie es den zweiundvierzig Knaben erging, die wegen der dem Propheten Elisäus angetanen Verspottung von den zwei aus dem Wald hervor stürzenden Bären zerfleischt wurden, als sie riefen: »Glatzkopf, komm herauf« etc.577 Und vom Löwen, der den Propheten tötete, weil er den Befehl Gottes nicht ausführte, 3 Reg. 13578. Und die Geschichte von dem Bischof von Vienne, der vor Christi Himmelfahrt Bußprozessionen579 angeordnet hatte, weil Wölfe in die Städte eindrangen und die
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3.995
[I,10] Zehnte Frage
Hexenhammer, 285
Menschen auf offener Straße zerfleischten580. Auf andere Weise [geschieht es] auch durch das Trugbild der Zauberer, wie Guilhelm. 581, wie oben, von einem Mann erzählt, der glaubte, er würde zu bestimmten Zeiten, zu denen er sich in Höhlen verbarg, in einen Wolf verwandelt. Denn dorthin ging er zu bestimmten Zeiten, und während er ruhig [darin] blieb, schien es ihm, daß er, selbst zum Wolf geworden, Kinder verschlingend umherstreife. Und da jenes in Wirklichkeit allein der Dämon, der einen Wolf besessen hatte, bewerkstelligte, glaubte er fälschlich, daß er schlafwandle. [32rb] Und so blieb er lange geistesgestört, bis man ihn im Delirium582 im Wald liegend fand. Der Dämon freut sich, daß er den Irrtum der Heiden, welche glaubten, Männer und alte Frauen würden in Tiere verwandelt, wieder auffrischen kann. Daher macht man folgenden Unterschied: solche Dinge geschehen durch besondere Zulassung Gottes und durch das Werk der Dämonen und nicht aus einem natürlichen Mangel, wenn sie [die Werwölfe] durch keinerlei Kunst oder Macht verletzt oder gefangen werden können, wie auch Vincentius in spec. histor. li. 6 c. 40583 erzählt: »In Gallien«, sagt er, »raubte vor Christi Fleischwerdung und vor dem Punischen Krieg ein Wolf einem Wächter584 das Schwert aus der Scheide.
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3.996
[I,11] Elfte Frage
Hexenhammer, 286
[I,11] Elfte Frage: Daß die hexenden Hebammen585 die Empfängnis in der Gebärmutter auf verschiedene Arten verhindern, eine Fehlgeburt bewirken und, wenn sie es nicht tun, die Neugeborenen den Dämonen darbringen. Fünftens, sechstens und siebtens zugleich wird die oben genannte Wahrheit durch vier586 schreckliche Handlungen bewiesen, welche sie an den Kindern innerhalb und außerhalb des Uterus der Mutter vollbringen; und da die Dämonen diese [Taten] durch Frauen auszuführen haben, und nicht durch Männer, deshalb versucht jener unersättliche Mörder [der Teufel], sich lieber Frauen als Männern zuzugesellen. Und es sind solcherart Werke: denn die Kanonisten, die sich mehr als die Theologen mit der schadenszauberischen Hinderung beschäftigen, wie oben, sagen, daß der Schadenszauber nicht nur geschieht, damit jemand den ehelichen Akt nicht ausführen kann, worüber oben gehandelt worden ist, sondern es geschieht auch, damit eine Frau nicht empfängt, oder wenn sie empfängt, damit sie dann eine Fehlgeburt hat. Und es wird noch eine dritte mit einer vierten Art hinzugefügt, daß sie, wenn sie keine Fehlgeburt verursachen, das Kind verzehren oder dem Dämon preisgeben.
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[I,11] Elfte Frage
Hexenhammer, 287
Über die ersten beiden Arten besteht kein Zweifel, da ein Mensch durch natürliche Mittel ohne Hilfe der Dämonen, wie durch Kräuter und andere Mittel, bewirken kann, daß eine Frau nicht gebären oder empfangen kann, wie oben angeführt worden ist. Aber bezüglich der anderen beiden, daß [solches] auch von den Zauberern und Hexen bewirkt wird, ist zu reden, und es ist nicht nötig, Beweise vorzubringen, da die klarsten Indizien und Erfahrungen dies noch glaubhafter machen. [32va] Und von der ersten [Art], daß bestimmte Hexen gegen die Neigung der menschlichen Natur, vielmehr gegen die Beschaffenheit aller Tiere, mit Ausnahme höchstens der Wölfinnen, Kinder zu verschlingen und zu verzehren pflegen, ist der Inquisitor von Como587 [zu nennen], der oben erwähnt wurde und uns erzählt hat, er sei aus diesem Grund von den Einwohnern der Grafschaft burbie588 gerufen worden, um eine Inquisition durchzuführen, weil jemand, nachdem ihm sein Kind aus der Wiege weggekommen war und er dem nachging, zur Nachtzeit eine Versammlung von Frauen sah und deutlich beobachtete, daß der Knabe getötet und, nachdem das Blut geschlürft worden war, verschlungen wurde589. Darum hat er [der Inquisitor von Como], wie zuvor erwähnt, in einem Jahr, dem jüngst vergangenen590, einundvierzig Hexen dem Feuer überliefert, während einige
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[I,11] Elfte Frage
Hexenhammer, 288
andere nach der Herrschaft des Erzherzogs von Österreich, Sigismund, flohen591. Zur Bestätigung dessen gibt es da die Aufzeichnungen von Johannes Nider in seinem Formicarius592, dessen [Person] und Werk durchaus noch in frischer Erinnerung sind. Daher sind solche [Dinge] nicht, wie es scheinen mag, unglaubhaft, auch deshalb nicht, weil die hexenden Hebammen bei all diesen Dingen die größten Schäden verursachen593, wie reuige Hexen uns und anderen öfter berichtet haben, indem sie sagten: »Niemand schadet dem christlichen Glauben mehr als die Hebammen. Denn wenn sie die Kinder nicht töten, dann tragen sie, als wollten sie etwas besorgen, die Kinder aus der Kammer heraus und opfern sie, sie in die Luft hebend, den Dämonen.«594 Das Vorgehen, das bei solchen Verbrechen beobachtet wird, wird im 2.1. Teil und im c. 7595 erklärt werden, der erst, nachdem zuvor wenigstens eine Entscheidung in der Frage über die göttliche Zulassung vorgezogen ist, in Angriff zu nehmen ist. Denn es ist am Anfang gesagt worden, daß notwendigerweise dreierlei zur Verübung von Schadenszauber zusammentrifft: der Dämon mit der Hexe und die göttliche Zulassung.
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3.999
[I,12] Die Zwölfte
Hexenhammer, 289
[I,12] Die Zwölfte: Über die göttliche Zulassung, die zum Dämon und zur Hexe hinzukommen muß. Ob [die Ansicht,] den Hexenwerken die göttliche Zulassung zuzusprechen, so rechtgläubig ist, daß das Gegenteil davon, d.h. jene [Behauptung] zurückzuweisen, durch und durch ketzerisch wäre596. Ferner ist die göttliche Zulassung selbst zu betrachten, bei der vier Fragen gestellt werden: erstens, ob es nötig ist, daß die Zulassung selbst an der Verübung des Schadenszaubers mitwirke; zweitens, daß Gott zu Recht zuläßt, daß eine von Natur sündhafte Kreatur einen Schadenszauber und andere schreckliche Schandtaten verübe, unter Voraussetzung zweier weiterer Zulassungen; drittens, daß die Schandtaten der Zauberer alle Übel, die Gott zu geschehen zuläßt, übersteigen; viertens, wie diese Thematik [32vb] dem Volk zu predigen sei. Über das dritte Hauptthema diesen ersten Teils597, das die göttliche Zulassung betrifft, wird gefragt: ob die göttliche Zulassung für diese Werke der Zauberer anzunehmen so rechtgläubig sei, daß dessen Gegenteil, nämlich sie zu verwerfen, durchweg ketzerisch sei? Und es wird vertreten, daß es nicht ketzerisch sei
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4.000
[I,12] Die Zwölfte
Hexenhammer, 290
zu behaupten, daß Gott dem Teufel bei solchen Schadenszaubern keine so große Macht zuläßt. Denn das zu bestreiten, was zur Schande des Schöpfers ausschlägt, ist rechtgläubig und nicht ketzerisch. Nun aber ist die Behauptung, daß dem Teufel eine solche Macht, die Menschen zu schädigen, nicht zugestanden sei, rechtgläubig. Es wird damit bewiesen, daß das Gegenteil zu behaupten sich zur Schande des Schöpfers fügen würde. Denn daraus würde folgen, daß nicht alles der göttlichen Vorsehung unterworfen sei, weil jeder weise Sachwalter, so weit er kann, den Mangel und das Böse von denen fernhält, für die er Sorge trägt. Wenn aber das durch Schadenszauber Angerichtete, falls es von Gott erlaubt wird, von ihm nicht ausgeschlossen wird, und wenn es von ihm nicht ausgeschlossen wird, wird Gott kein weiser Sachwalter sein. Und so wäre nicht alles seiner Vorsehung unterworfen. Weil das aber falsch ist, so ist auch falsch [anzunehmen], daß Gott [es] zuläßt. Ferner: jener läßt zu, daß etwas geschieht, was er verhindern könnte, wenn er wollte oder was er nicht verhindern kann, auch wenn er wollte. Aber keines von beiden ist mit Gott zu vereinbaren. Das erste nicht, weil ein solcher ein Mißgünstiger genannt wird. Das zweite nicht, weil ein solcher ein Ohnmächtiger heißt. Dann wird nebenbei gefragt: dieser Schadenszauber traf Petrus, und Gott konnte es hindern, und er
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4.001
[I,12] Die Zwölfte
Hexenhammer, 291
tat es nicht. Also ist Gott mißgünstig oder trägt er keine Sorge um alle Menschen? Wenn er [es] aber nicht hindern konnte, auch wenn er wollte, dann ist er nicht allmächtig; was alles zu behaupten, nämlich daß Gott keine Sorge um alle Menschen habe etc., ebenso unzuträglich ist, also auch das, daß Schadenszauber durch die Zulassung Gottes geschieht. Ferner: jeder, der sich selbst überlassen wird und Herr seiner Handlungen ist, unterliegt nicht der Erlaubnis oder Vorsehung irgendeines Führers. Aber die Menschen werden von Gott sich selbst anvertraut nach jenem [Wort], Eccl. 14598: »Gott hat am Anfang den Menschen geschaffen und ihn der Macht seiner eigenen Entscheidung überlassen.« Und gerade die Bösen werden in ihren Werken zurückgelassen nach jenem [Wort]: »Er überließ sie der Verstocktheit ihres Herzens.«599 Darum sind nicht alle Bosheiten der göttlichen Zulassung unterworfen. Ferner sagt Augustinus in [33ra] Encheridium600 wie auch der Philosoph in 9 metha601: »Besser ist es, etwas nicht zu wissen, als Nutzloses zu wissen. Aber alles, was besser ist, muß Gott zugeschrieben werden.« Also kümmert sich Gott nicht um die gänzlich unnützen Werken der Zauberer, daß er jene zulasse oder nicht. Dazu auch der Apostel 2 Cor. 9602: »Gott trägt keine Sorge für die Ochsen«, und aus demselben Grund nicht für die anderen vernunft-
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[I,12] Die Zwölfte
Hexenhammer, 291
losen Geschöpfe. Darum trägt Gott keine Sorge, wenn sie [die vernunftlosen Geschöpfe] behext werden oder nicht, noch auch unterliegen sie seiner Erlaubnis, die aus seiner Fürsorge hervorgeht. Ferner, was aus Notwendigkeit geschieht, verlangt weder vorausschauende Erlaubnis noch Klugheit. Dies wird erklärt vom Philosophen in 6 ethi.603: »Klugheit ist die rechte Vernunft bei Ereignissen, über die Rat [zu halten] und eine Wahl [zu treffen] ist.« Aber zahlreiche schadenszauberische Wirkungen geschehen aus Notwendigkeit, wenn nämlich aus irgendeiner Ursache und aus dem Einfluß der Himmelskörper Krankheiten entstehen oder irgendwelche anderen Dinge, die wir als Schadenszauberei beurteilen. Darum sind sie nicht immer der göttlichen Zulassung unterworfen. Ferner, wenn die Menschen mit göttlicher Zulassung behext werden, dann fragt man, warum der eine mehr als der andere? Wenn gesagt wird, wegen der Sünden, die der eine mehr begangen hat als der andere, so scheint dies falsch zu sein, weil dann größere Sünder mehr behext würden, während sich doch das Gegenteil erweist. Wie sie auf Erden weniger gestraft werden, nach jenem [Wort]: »Wohl geht es allen, die unredlich handeln«604, so werden sie auch weniger behext. Endlich folgt daraus, daß unschuldige Kinder und andere Gerechte mehr behext werden.
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4.003
[I,12] Die Zwölfte
Hexenhammer, 292
Aber dagegen: Gott erlaubt, auch wenn er nicht will, daß das Böse geschieht und dies wegen der Vervollkommnung des Universums. Dionysius 3 c. de di. no.605: »Das Böse wird sein bei allen, d.h., es kommt der Vervollkommnung des Universums zu gute.« Und Augustinus in enche.606: »Aus allem Guten und Schlechten besteht die bewundernswerte Schönheit des Universums, insofern nämlich auch jenes, was Schlechtes heißt, wohl geordnet und an seinen Platz gestellt, das Gute deutlicher hervortreten läßt und jenes gefälliger und lobenswerter ist, wenn es mit dem Schlechten verglichen wird.« Ebenso weist der heilige Thomas607 die Meinung jener zurück [33rb], [die sagen], daß Gott, mag er auch die schlechten Dinge nicht wollen und weil auch keine Kreatur das Schlechte erstrebt, sei es durch ein natürliches, körperliches oder intellektuelles Verlangen, d.h. durch den Willen, dessen Gegenstand das Gute ist, doch will, daß böse Dinge seien oder geschehen. Er [Thomas] sagt, daß dies falsch sei, weil Gott weder will, daß Böses geschehe, noch will, daß die bösen Dinge nicht geschehen. Sondern er will zulassen, daß das Böse geschehe, und dies sei gut wegen der Vervollkommnung des Universums. Weshalb es aber irrig sei, zu sagen: Gott will, daß Böses existiere oder geschehe wegen des Guten des Universums, [dazu] sagt er: Weil nichts für gut zu erachten
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4.004
[I,12] Die Zwölfte
Hexenhammer, 292
ist, außer nach dem, was ihm an und für sich und nicht durch Akzidenz zukommt, so wie ein Tugendhafter als vernunftbegabtes Geschöpf und nicht als tierisches für gut erachtet wird. Das Schlechte aber wird nicht durch sich zum Guten gefügt, sondern durch Akzidenz, weil das Gute außerhalb der Intention derer, die das Schlechte tun, erfolgt, wie es außerhalb der Intention der Zauberer oder außerhalb der Intention der Tyrannen geschah, daß durch ihre Verfolgung das Leiden der Märtyrer hell erstrahlte. Antwort. So nützlich die Frage zum Predigen ist, so schwer ist sie zu verstehen. Unter den Argumenten, nicht bloß der der Ungebildeten, sondern auch einiger kluger Menschen, ist dies das Wichtigste: So schrecklicher Schadenszauber, wie oben angesprochen, kann nicht von Gott zugelassen werden. Jedoch kennen sie die Gründe dieser göttlichen Zulassung nicht. Deshalb scheinen die Hexen, da sie nicht durch die ihnen gebührende Strafe unterdrückt werden, schon die ganze Christenheit zu verheeren. Um also nach der Ansicht der Theologen beiden Teilen, dem Gelehrten und dem Nichtgelehrten, gerecht zu werden, ist mit der Erörterung zweier Probleme zu antworten: Und zwar erstens, daß die Welt der göttlichen Vorsehung derart unterworfen sei, daß er [Gott] unmittelbar für alles Sorge trägt, zweitens, daß er alle Übel, die geschehen, seien es Übel der Schuld oder der Strafe oder
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4.005
[I,12] Die Zwölfte
Hexenhammer, 293
des Schadens, wegen der beiden ersten Zulassungen, dem Fall der Engel und der ersten Eltern, täglich zuläßt. Daher wird auch klar werden, daß es nach Ketzerei schmeckt, diesen [Lehrmeinungen] hartnäckig zu widersprechen, da man sich so in die Irrlehren der Ungläubigen verstrickt. Zum ersten [Punkt] ist zu bemerken, daß, unter der Voraussetzung, daß [33va] Gott die Vorsehung zukommt, nach jenem [Wort] Sapient. 14608: »Du aber, Vater, lenkst alle Dinge mit der Vorsehung«, es sich zu behaupten gebührt, daß alles so seiner Vorsehung unterworfen sei, daß er auch für alles unmittelbar Sorge trage. Damit dies klar sei, wollen wir es erstens durch die Zurückweisung eines bestimmten entgegengesetzten Irrtums aufzeigen. Denn nach jenem [Wort] Iob 22609: »Wolken sind sein Versteck, und er wandelt bei den Polen des Himmels und achtet unserer Dinge nicht«, haben einige gemeint, nach der Ansicht des heiligen Thomas, prima parte q. 22610, müsse man annehmen, daß nur das Unvergängliche der göttlichen Vorsehung unterliege, als da sind die Separatsubstanzen und die Himmelskörper sowie die Arten der unteren Dinge, die auch unvergänglich sind. Die Individuen der Arten aber sind, sagten sie, weil vergänglich, nicht [der göttlichen Vorsehung] unterworfen. Daher, sagten sie, sei der göttlichen Vorsehung alles Untere, was in der Welt
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4.006
[I,12] Die Zwölfte
Hexenhammer, 294
geschieht, unterstellt, aber nur im allgemeinen, nicht im einzelnen oder besonderen. Aber weil es anderen unzuträglich erschien, daß Gott sich nicht mehr um den Menschen kümmere als um die anderen Geschöpfe, deshalb sagt Rabbi Moises611, in dem Wunsch, die Mitte zu halten, in Übereinstimmung mit den ersten [Vertretern]: Alle vergänglichen Wesen, wie es die Einzelwesen der Natur sind, sind der göttlichen Leitung durchaus nicht unterworfen, sondern nur die Universalia und die anderen, die erwähnt wurden. Den Menschen aber nahm er von der Allgemeinheit der vergänglichen Wesen aus, und dies wegen der Herrlichkeit des Verstandes, durch den sie [die Menschen] Anteil an den Separatsubstanzen haben. Und so müsse nach dieser Meinung alles, was den Menschen, nicht aber den Tieren und den Früchten des Bodens durch Schadenszauber zustieße, durch die Zulassung Gottes geschehen. Mag nun diese Meinung auch der Wahrheit näher sein als jene, die überhaupt die Vorsehung Gottes in den Dingen der Welt leugnete und, wie Demokrit612 und die Epikureer613, behauptete, die Welt sei durch Zufall entstanden, so ist doch auch sie nicht frei von einem großen Irrtum, weswegen gesagt werden muß, daß alles nicht bloß im allgemeinen, sondern auch im besonderen der göttlichen Vorsehung unterworfen ist, so daß nicht allein der Schadenszauber an den Men-
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4.007
[I,12] Die Zwölfte
Hexenhammer, 294
schen, sondern auch am Vieh und an den Früchten des Bodens durch göttliche und vorsehende Zulassung geschieht. Dies wird so erklärt: Denn so weit [33vb] erstreckt sich die Vorsehung und das Walten über die Dinge auf das Endziel, wie sich die Kausalität selbst erstreckt, wie in ähnlicher Weise bei den Gütern, die einer Herrschaft unterliegen, welche insoweit seiner Vorsehung unterworfen sind, als sie ihm untertan sind. Da aber die Kausalität Gottes, die das erste Agens ist, sich auf alles Seiende erstreckt, nicht nur auf die Grundlagen der Art, sondern auch auf die individuellen Prinzipien, und nicht nur die des Unvergänglichen, sondern auch des Vergänglichen, so ist also, wie alles von Gott sein muß, auch alles von ihm vorgesehen, d.h. zu einem bestimmten Ziel geordnet. Und dies behandelt der Apostel [Paulus im Brief] an die Ro. 13614: »Die Dinge, die von Gott sind, sind geordnet«, so als wollte er sagen, wie alle Dinge von Gott sind, so sind auch alle von ihm selbst geordnet und folglich seiner Vorsehung unterworfen, weil unter Vorsehung Gottes nichts anderes verstanden wird als Vernunft, d.h. die Ursache für die Ordnung der Dinge zu einem Endziel hin. Alle Dinge sind, soweit sie am Sein teilhaben, also auch der göttlichen Vorsehung unterworfen. Ebenso kennt Gott alle Dinge, nicht nur im allgemeinen oder die allgemeinen Dinge, vielmehr auch im
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[I,12] Die Zwölfte
Hexenhammer, 295
einzelnen oder das Einzelne. Und da Gottes Kenntnis an den geschaffenen Dingen ermessen wird wie die Kenntnis der Kunst an den Kunstwerken, so sind deshalb, wie alle Kunstwerke der Ordnung und Vorsehung seitens der Kunst unterworfen sind, auch alle Dinge der Ordnung und der Vorsehung seitens Gottes unterworfen. Doch genügt dies nicht, um zu verstehen, daß Gott zu Recht erlaubt, daß Böses geschieht und Schadenszauber in der Welt [ist]. Wir mögen auch begreifen, daß er der alle Dinge leitende Sachwalter ist. Und wenn dies zugegeben wird, dann müßte er auch alles Böse von denen fernhalten, für die er Sorge trägt. Unter den Menschen nämlich sehen wir, daß man es so hält, daß ein weiser Sachwalter den Mangel und das Böse ausschließt. Man muß bemerken, daß es eines ist, von einem besonderen, und ein anderes, von einem allgemeinen Sachwalter zu sprechen. Denn der besondere Sachwalter hat es nötig, das Böse so weit wie möglich auszuschließen, weil er aus dem Bösen nichts Gutes hervorbringen kann. Da Gott aber der allgemeine Sachwalter der ganzen Welt ist und er aus den besonderen bösen Dingen sehr viel Gutes hervorbringen kann, wie aus der Verfolgung durch die Tyrannen die Standhaftigkeit der Märtyrer und [34ra] aus den Werken der Zauberer die Läuterung oder Prüfung des Glaubens und der Gerechten, wie sich zeigen
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[I,12] Die Zwölfte
Hexenhammer, 296
wird, deshalb braucht Gott nicht alle Übel zu verhindern, da sonst dem Universum viele gute Dinge fehlten. Daher Augustinus in encheri.615: »So erbarmend ist der allmächtige Gott, daß er nichts Böses in seinen Werken sein ließe, wenn er nicht so allmächtig und gütig wäre, daß er auch aus dem Übel Gutes schüfe.« Davon haben wir auch ein Beispiel im Naturgeschehen. Denn Schäden und Mängel in den natürlichen Dingen, mögen sie auch gegen die Absicht der besonderen Natur desjenigen sein, dem ein solches Verderben widerfährt, wie daß ein Dieb aufgehängt würde oder daß Tiere zur Ernährung des Menschen getötet würden, so geschehen sie dennoch nach dem Plan der allgemeinen Natur, damit die Menschen am Leben und in guten [Verhältnissen] erhalten werden, auf daß so das Gute des Universums erhalten bleibe. Damit die Arten der Dinge erhalten bleiben, ist es nötig, daß das Verderben des einen die Erhaltung des anderen sei. Die Tötung von Tieren nämlich erhält den Löwen das Leben. Es wird [nun] bezüglich der göttlichen Zulassung erklärt, daß Gott der Kreatur nicht zugestehen konnte, von Natur aus unfähig zur Sünde zu sein. Zum zweiten [Punkt], daß Gott billig alles Böse, sei es als Schuld, sei es zur Strafe, zulasse, und zwar besonders jetzt, da die Welt ins Stocken gerät und
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4.010
[I,12] Die Zwölfte
Hexenhammer, 296
zum Untergang neigt, muß die Grundlegung notgedrungen von zwei Voraussetzungen her erklärt werden. Erstens, daß Gott [es] nicht tun kann oder besser, um mit Gottesfurcht zu sprechen, daß es nicht möglich sei, daß der Schöpfung, etwa der Mensch oder die Engel, diese [Gabe], daß sie infolge der Beschaffenheit ihrer Natur nicht sündigen könnte, zukomme. Zweitens, daß Gott billigerweise erlaubt, daß der Mensch sündige oder versucht werde. Stehen diese Dinge fest, so nötigt das zu der Aussage, daß, wenn es zur göttlichen Vorsehung gehört, daß eine jede Kreatur in ihrer Natur belassen wird, es nach den Prämissen unmöglich ist, daß Gott den Schadenszauber durch die Macht der Dämonen nicht geschehen lasse. Und das erste freilich, daß es nicht möglich war, der Kreatur [die Eigenschaft] zukommen zu lassen, daß sie nach der Beschaffenheit [34rb] der Natur nicht sündigen könnte, wird aufgezeigt vom heiligen Doktor in secundo di. 23 ar. 1616: weil, wenn dies die Mitgift irgendeiner Kreatur gewesen wäre, Gott es schlechterdings deshalb gewährt hätte, weil alle anderen zu gewährenden Vorzüge und Vollkommenheiten der Geschöpfe, wenigstens im allgemeinen, verliehen werden, wie die persönliche Einheit der beiden Naturen in Christus, der Mütterlichkeit und Jungfräulichkeit in Maria, die Gnadenhäufung bei den Pilgern, die selig machende Einheit bei den Auserwählten und so
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[I,12] Die Zwölfte
Hexenhammer, 297
bei anderen Dingen. Wenn wir also nicht lesen, daß dies irgendeiner Kreatur verliehen sei, weder dem Menschen noch dem Engel, nach jenem [Wort]: »Auch in seinen Engeln fand er Verkehrtheit«, so ist es gewiß, daß es damit [auch] dem Menschen nicht verliehen werden kann, von Natur unfähig zur Sünde zu sein, mögen sie [die Menschen] es auch durch die Gnade finden. Zweitens zum selben [Punkt], wenn es denn verleihbar wäre und nicht verliehen würde, wäre das Universum nicht vollkommen, dessen Vollkommenheit darin besteht, daß alle verleihbaren Vorzüge der Geschöpfe der Art nach verliehen worden sind. Auch gilt das Argument nicht, daß Gott, da er der Allmächtige ist und nach seinem Ebenbild die Menschen und Engel geschaffen hat, auch hätte dafür sorgen können, daß die Kreatur dem Wesen ihrer Natur nach [die Gabe] besäße, nicht sündigen zu können. Oder auch, daß er es hätte einrichten können, daß jener Gnadenstand, der die Bestärkung im Guten bewirkt, ein wesentlicher Teil der Natur des Engels oder des Menschen sei, weshalb er nach seinem natürlichen Prinzip und [seiner] natürlichen Beschaffenheit die Bestärkung im Guten hätte, so daß er nicht sündigen könnte. Denn das erste Argument ist nicht beweiskräftig, weil Gott, wenn er auch der Allmächtige wie auch der Gütigste ist, dies dennoch nicht übertra-
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4.012
[I,12] Die Zwölfte
Hexenhammer, 297
gen kann, nicht wegen der Unvollkommenheit seiner Macht, sondern wegen der Unvollkommenheit der Kreatur. Diese Unvollkommenheit zeigt sich zuerst daran, daß dies weder ein Mensch noch ein Engel erhalten kann noch konnte617. Der Grund ist, daß, da er eine Kreatur ist, sein Sein vom Schöpfer abhängt, wie das Verursachte von der Ursache seines Seins. Und Schöpfung ist, etwas aus dem Nichts zu machen. Deshalb zerfällt er, wenn er sich selbst überlassen wird, bleibt jedoch bestehen, solange er unter dem Einfluß der Ursache steht. Ein Beispiel, wenn du willst, ist die Kerze, die so lange leuchtet, wie sie Wachs hat. Steht dies fest, so ist anerkannt, daß Gott den Menschen geschaffen und ihn seiner eigenen Entscheidungskraft überlassen hat, Eccl. 17618. Und ähnlich den Engel vom Anfang der Schöpfung an. [34va] Und dies ist geschehen durch den freien Willen, und wie es dessen Eigentümlichkeit ist, zu tun oder zu lassen, so ist es auch dessen Eigentümlichkeit, sich von seinem Beweggrund zu trennen oder nicht zu trennen. Und weil dies so ist, [heißt] sündigen zu können, sich durch die Freiheit des Willens von Gott zu sondern. Deshalb konnten weder Mensch noch Engel solches empfangen, noch konnte ihm von Gott mitgegeben werden, daß er von Natur aus über die Freiheit des Willens verfüge und zugleich von Natur aus die Gabe besäße, nicht sündigen zu kön-
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[I,12] Die Zwölfte
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nen. Eine andere Unvollkommenheit, um derentwillen diese [Gabe] dem Menschen oder Engel nicht verliehen werden konnte, ist, daß es eine Leugnung enthält. Da diese Dinge an und für sich nicht machbar sind, sagen wir: Gott kann sie nicht machen. Wir müssen vielmehr sagen, daß die Geschöpfe [diese Gabe] nicht empfangen können, daß z.B. etwas zugleich und zusammen lebendig und tot sei. Genauso [ist es, wenn man sagt], daß jemand einen freien Willen habe, nach dem er seinem Beweggrund anhängen oder nicht anhängen könne und [zugleich,] daß er nicht sündigen könne. Weil, wenn er nicht sündigen kann, kann er [auch] nicht seinem Beweggrund nicht anhängen, da sündigen bedeutet, mit Mißachtung des unabänderlich Guten wechselhaften Dingen anzuhängen. Mißachten aber oder nicht mißachten geht aus der Freiheit des Willens hervor619. Auch das zweite Argument gilt nicht, weil, wenn die Gnade der Bestärkung auf die Natur der Kreatur hingedeutet würde, so daß es ihr kraft ihrer wesentlichen Prinzipien zukäme, nicht sündigen zu können, ihr es dann nicht von einer zusätzlichen Gabe her und aus Gnade zukäme, nicht fehlen und sündigen zu können, sondern sie diese Gabe von Natur aus [verliehen bekommen] hätte und sie dann Gott wäre, was absurd ist. Diese Lösung erwähnt der heilige Thomas620,
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4.014
[I,12] Die Zwölfte
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wie oben, bei der Lösung des letzten Argumentes, wenn er sagt, daß, wann immer einem Wesen eine Akzidenz zuteil werde, und dies nur durch den Einfluß eines Höheren geschehen kann, [auch] die untere Natur jene Akzidenz nicht per se annehmen könne, wenn sie nicht zur höheren Natur würde. Ebenso kann es nicht sein, daß, wenn Luft im Akt durch Feuer erleuchtet wird, sie von Natur aus im Akt leuchte, es sei denn, sie wird zu Feuer. Ich sage also, daß, da der vernunftbegabten Kreatur die Beschirmung nur durch Gnade innewohnt, die ein geistiges Licht und ein Abbild des ewigen Lichtes ist, es nicht sein kann, daß irgendeine Kreatur von Natur aus die Bestärkung oder die Gnade habe, wenn sie nicht dadurch zur göttlichen Natur würde; sagen wir [besser], daß sie dieselbe Natur annimmt, was gänzlich unmöglich ist. [34vb] Wir wollen damit schließen, daß von Natur aus nicht sündigen zu können allein Gott zukommt, darum, wie er vom Sein nicht lassen kann, da er allen das Sein gibt, er also auch von der Zurichtung der guten Beschaffenheit nicht lassen kann, da ihm das kraft seiner natürlichen Beschaffenheit zukommt. Allen anderen [Geschöpfen] aber, die die Gabe haben, daß sie nicht sündigen können, wird [dies] dadurch gegeben, daß sie durch die Gnade im Guten bestärkt werden, wodurch sie Söhne Gottes und gewissermaßen der göttlichen Natur teilhaftig
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4.015
werden621.
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[I,12] Die Zwölfte
Hexenhammer, 299
4.016 [I,13] Es wird die Frage vorgetragen über die zwei Hexenhammer, 300
[I,13] Es wird die Frage vorgetragen über die zwei göttlichen Zulassungen, die Gott billigerweise zuließ, nämlich, daß der Teufel, der Urheber alles Bösen, sündigte und in ähnlicher Weise die ersten Eltern zu Fall kamen, weswegen die Taten der Zauberer mit Fug zugelassen werden. Und es ist die dreizehnte [Frage] in der Reihenfolge des ersten Teils Die zweite Frage622 und Feststellung zugleich ist, daß Gott billigerweise erlaubt, daß engelhafte Geschöpfe, die er nicht anders schaffen konnte als mit der Befähigung zur Sünde, auch wirklich sündigten. Und daß er auf ähnliche Weise bestimmte geschaffene Geschöpfe durch Gnade bewahrt, und zwar ohne vorangehende Versuchung. Den Menschen aber ließ er mit Recht sowohl versucht werden als auch sündigen, was sich alles folgendermaßen erklären läßt. Zur göttlichen Vorsehung gehört, daß jedes Einzelwesen in seiner Natur belassen und in seinen natürlichen Werken überhaupt nicht behindert wird, weil, wie Dionysius, 4 c. de di. nominibus623, sagt: »Vorsehung ist nicht Vernichtung, sondern Erhaltung der Natur.« Wenn dies feststeht [und] da es offenbar ist, daß, wie das Gute eine Volkes göttlicher ist als das Gute eines einzelnen, primo ethi.624, auch das
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4.017 [I,13] Es wird die Frage vorgetragen über die zwei Hexenhammer, 300
Gute des Universums das einzelne Gute jeder im einzelnen geschaffenen Natur übertrifft, so ist es deshalb auch nötig zu beachten, daß wenn die Sünde vollständig verhindert würde, dadurch viele Stufen der Vollkommenheit aufgehoben würden. Denn es würde jene Natur aufgehoben, die sündigen oder nicht sündigen kann. Wenn man das sagt, so hätte der Mensch [die Gabe nicht zu sündigen] kraft der Beschaffenheit der Natur, wie zuvor behandelt worden ist. Darauf wird geantwortet: Wenn keine Begehung der Sünde gefolgt wäre, sondern sofort die Bekräftigung [des Guten], dann würde immer verborgen bleiben, was für Dank man Gott für das Gute schuldet, was die Macht des Sündigens vermocht hätte [35ra] und vieles andere. Nähme man dies weg, so würde schlechterdings dem Universum viel entzogen. Auch gehört es sich, daß er [der Engel] sündigte, ohne daß [ihm] jemand von außen [etwas] anriet, sondern daß er die Gelegenheit zur Sünde aus sich selbst heraus ergriff, was er auch tat, da er Gott gleich sein wollte, was nicht einfach und direkt, auch nicht indirekt, sondern nur relativ zu verstehen ist. Und dies erklärt sich aufgrund der Autorität Esa. 14625: »In den Himmel werde ich steigen und dem Höchsten ähnlich sein«: nämlich nicht einfach und direkt, weil er so einen beschränkten und irrigen Verstand gehabt hätte, indem er etwas erstrebte, was für ihn unmöglich war. Denn
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4.018 [I,13] Es wird die Frage vorgetragen über die zwei Hexenhammer, 301
er erkannte, daß er eine Kreatur und von Gott geschaffen ist. Und deshalb wußte er, daß dem Schöpfer gleich zu werden für ihn unmöglich ist. Aber auch nicht indirekt, weil dies vom Engel nicht erstrebt werden konnte, da das ganze Gute des Engels und der Kreatur darin besteht, daß er Gott untertan ist, so wie die ganze Klarheit der Luft darin besteht, daß sie den Strahlen der Sonne ausgesetzt ist, [und] weil er [sonst] gegen das Gute der Natur gestrebt hätte. Aber er erstrebte die Gleichheit mit Gott nicht absolut, sondern [nur] relativ, und zwar ist das so, da Gott durch seine Natur zweierlei hat, Glückseligkeit und Güte, und ferner auch, da von ihm selbst die Glückseligkeit und Güte jeder Kreatur übertragen wird. Als der Engel die Würde seiner Natur betrachtete, durch die er alle Geschöpfe übertraf, wollte und erstrebte er, daß von ihm zu allen unteren Dingen Glückseligkeit und Güte fließe. Und dies durch seine natürlichen [Kräfte], so daß er jenes zuerst von seiner Natur aus besäße und die anderen Geschöpfe es dann aus der Vortrefflichkeit seiner Natur empfingen. Und weil er jenes auch von Gott erstrebte, und weil er unter Gott sein wollte, wenn er dieses nur hätte, deshalb wollte er auch Gott nicht gleich sein nach Art des Besitzens, sondern nur relativ. Bemerke darüber hinaus, daß er, weil er seinen Vorsatz faßte, um ihn in die Tat umzusetzen, er sei-
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4.019 [I,13] Es wird die Frage vorgetragen über die zwei Hexenhammer, 301
nen Vorsatz deshalb schnell anderen unterbreitete. Und weil auch bei den anderen Engeln sofort die Vision des Gewünschten und die verkehrte Übereinstimmung mit seinem Vorsatz da war, deshalb überstieg die Sünde des ersten Engels die Sünden der anderen und ging [diesen] voraus durch die Größe der Schuld und durch die Ursächlichkeit, jedoch nicht durch die Dauer. So sagt jenes [Wort] Apoc. 12626: »Der Drachen, der vom Himmel fiel, zog den dritten Teil der Sterne mit sich.« Er wird in der Figur des Leviathan festgehalten627. Er selbst ist der Fürst über alle Söhne des Hochmutes628, und Fürst wird nach dem Philosophen 5 metha.629 das Prinzip genannt, insofern es durch seinen [35rb] Willen und [seine] Herrschaft die ihm Untergebenen bewegt. Deswegen war seine Sünde auch die Veranlassung für die anderen zu sündigen, so daß er, selbst zuerst von keinem äußerlichen [Akt] versucht, andere von außen versuchte. Und wenn gesagt worden ist, daß in allen jenen der Akt augenblicklich stattfand, so kommt dies anhand der sinnlichen Empfindungen zum Ausdruck, denn die Erleuchtung der Luft, das Sehen der Farbe und die Unterscheidung der gesehenen Dinge geschehen zur gleichen Zeit. Dies habe ich aus folgendem Grunde ausführlich behandelt. Betrachtet man die so staunenswerte göttlichen Zulassung bei diesen edelsten Geschöpfen, und
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4.020 [I,13] Es wird die Frage vorgetragen über die zwei Hexenhammer, 302
zwar wegen einer einzigen Sünde, nämlich der des Ehrgeizes, wie sollte man dann nicht annehmen, daß er [Gott] auch einzelne Erlaubnisse bei den Werken der Zauberer gibt, wegen größerer Sünden, zumindest, was einige Umstände anlangt. Denn die Sünden der Zauberer überschreiten in verschiedener Hinsicht die Sünde des Engels und der ersten Eltern, wie sich jetzt in der zweiten Frage630 zeigen wird. Aber auch [der Umstand], daß die Vorsehung Gottes billigerweise zuließ, daß der erste Mensch versucht wurde und sündigte, kann aus den Dingen, die über die gefallenen Engeln gesagt wurden, genügend ersehen werden. Denn wie zu demselben Endziel Mensch und Engel geschaffen und in der Freiheit des Willens zurückgelassen wurden, damit sie den Lohn der Glückseligkeit nicht ohne Verdienst empfangen sollten, [und] wie der Engel nicht vor dem Fall bewahrt wurde, damit sich zum Ruhme des Universums die Macht des Sündigens aus dem einen und die Macht der Gnade der Bekräftigung aus dem anderen offenbarte, deshalb war es nötig, daß [es] so auch beim Menschen gehalten wurde. Daher [sagt] auch der heilige Thomas in secunda di. 23 arti. 2631: »Jenes, wodurch Gott lobenswert erscheint, darf durchaus nicht behindert werden.« Aber auch in den Sünden erscheint Gott lobenswert, da er durch Mitleid schont und durch Gerechtigkeit
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4.021 [I,13] Es wird die Frage vorgetragen über die zwei Hexenhammer, 303
straft. Daher durfte er die Sünde nicht hindern. Nur kurz und rekapitulierend wollen wir auf die Hauptsache zurückkommen und sagen, daß dem Menschen diese Dinge durch die gerechte Vorsehung Gottes zugestanden sind. Erstens, damit die Macht Gottes gezeigt werde, der allein unwandelbar ist. Jede Kreatur ändert sich wandelbar. Der zweite Grund aber ist, daß die Weisheit Gottes offenbart werde, die es versteht, aus dem Schlechten Gutes hervorzubringen, was nicht geschehen konnte, ohne daß Gott die Kreatur hätte sündigen lassen. Drittens, daß Gottes Milde offenbar werde, in der Christus durch seinen Tod den verlorenen Menschen befreit hat. Viertens, daß Gottes Gerechtigkeit gezeigt werde, die nicht nur den Guten Belohnungen, sondern auch den Bösen Strafen zuteilt. [35va] Fünftens, daß der Mensch nicht in einer schlechteren Verfassung sei als die anderen Geschöpfe, die Gott so leitet, daß er sie nach eigenen Beweggründen handeln läßt. Daher mußte er auch den Menschen dem eigenen Willen überlassen. Sechstens ist es der Ruhm des gerechten Mannes, daß er [das Gesetz] übertreten konnte und es nicht tat632. Siebtens ist es die Zierde des Universums, weil, wie sich das Übel dreifach findet, nämlich das der Schuld, der Strafe und der Schädigung, so [auch] als Gegensatz dazu das dreifache Gute, nämlich das sittliche Gute, das Erbauliche und das Nützliche. Denn durch die
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4.022 [I,13] Es wird die Frage vorgetragen über die zwei Hexenhammer, 303
Schuld wird die Sittlichkeit, durch die Strafe die Erbauung, durch die Schädigung der höchste Nutzen verherrlicht. Und dadurch ist die Antwort auf die Argumente klar.
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Lösung der Argumente
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Lösung der Argumente Zum ersten, wenn es heißt, die Behauptung sei ketzerisch, daß dem Teufel die Macht zugestanden wird, die Menschen zu schädigen. Vielmehr ist das Gegenteil klar, daß die Behauptung, daß Gott nicht zulasse, daß der Mensch nach der Freiheit des Willens sündige, ketzerisch ist, wie es auch [ketzerisch ist] zu behaupten, daß Gott die Sünde ungestraft lasse. Dies [die Bestrafung der Sünde] aber geschieht durch die Macht, die Menschen zu schädigen, zur Bestrafung der Schlechten und zur Verherrlichung des Universums, nach jenem [Wort] des Augustinus in li. soliloquiorum633: »Du hast befohlen, Herr, und so sei es, daß niemals die Schmach der Schuld ohne die Zierde der Strafe sei.« Der Beweis des Arguments vom weisen Sachwalter gilt überhaupt nichts, der soviel wie möglich den Mangel und das Böse ausschließt, weil es etwas anderes auf sich hat mit dem, der eine einzelne Sorge trägt und mit dem allgemeinen Sachwalter. Denn der erstere kann aus dem Bösen nicht das Gute hervorbringen, wie es der allgemeine Sachwalter tut, wie aus dem Vorangehenden klar geworden ist. Zum zweiten gilt, daß sowohl die [göttliche] Macht wie auch die [göttliche] Güte und die göttliche Ge-
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4.024
Lösung der Argumente
Hexenhammer, 304
rechtigkeit sich darin zeigten, daß er das Böse zuläßt. Wenn daher gesagt wird, Gott könne das Böse entweder verhindern oder nicht, so wird gesagt, daß er es nach den vorher vorgelegten Gründen verhindern kann, aber es nicht [verhindern] muß. Auch gilt der Einwand nichts, wenn es heißt, also will er, daß das Böse geschehe, wenn er es verhindern kann, [aber] nicht verhindern will, weil, wie in den Argumenten für die Wahrheit behandelt worden ist, Gott weder das Böse wollen kann, noch, daß es geschieht, oder, daß es nicht geschieht, sondern zulassen will, daß das Böse geschehen kann, und dies wegen der Vervollkommnung des Universums. Zum dritten sprechen Augustinus und der Philosoph von der menschlichen Erkenntnis, für die [35vb] es aus einem zweifachen Grund besser ist, das Böse und zu Verabscheuende nicht zu erkennen. Erstens, weil wir dadurch bisweilen von der Erwägung der bösen Dinge abgehalten werden, und dies geschieht, weil wir nicht viele Dinge zugleich erkennen können; und [es geschieht] auch aus dem Grunde, damit bisweilen das Erwägen des Bösen den Willen zum Bösen hinwendet. Diese [Umstände] haben aber in Gott keinen Raum, der ohne Fehl alle Werke der Menschen und der Zauberer erkennt. Zum vierten: der Apostel wendet die Sorge Gottes von den Ochsen ab, um zu zeigen, daß die vernunft-
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4.025
Lösung der Argumente
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begabte Kreatur durch den freien Willen Macht über ihr Handeln hat, wie gesagt worden ist. Gott tut dies, damit ihr etwas zur Schuld oder zum Verdienst angerechnet und danach Strafe oder Belohnung zuteil würde, worüber er besondere Vorsehung walten läßt, demgemäß unvernünftige Dinge nicht der Vorsehung unterworfen sind. Aber behaupten zu wollen, daß die Einzelwesen unter den unvernünftigen Geschöpfen aufgrund jener Autorität nicht der göttlichen Vorsehung teilhaftig würden, wäre ketzerisch, weil dies zu behaupten hieße, daß nicht alle Dinge der göttlichen Vorsehung unterworfen seien, gegen den Ruhm der göttlichen Weisheit in der Heiligen Schrift634, die von Anfang bis Ende kraftvoll wirkt und alle Dinge aufs Schönste fügt; und dies wäre der Irrtum des Rabbi Moises635, wie in den Argumenten für die Wahrheit klar geworden ist. Zum fünften, weil der Mensch nicht der Schöpfer der Natur ist, sondern die natürlichen Verrichtungen der Kunst und der Kraft zu seinem Gebrauch verwendet, deshalb erstreckt sich die menschliche Vorsehung nicht auf die notwendigen Dinge, die von Natur aus geschehen, wie, daß morgens die Sonne aufgeht, worauf sich jedoch die Vorsehung Gottes erstreckt, weil er selbst der Sachwalter der Natur ist. Daher würden auch die natürlichen Fehler, auch wenn sie aus dem
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4.026
Lösung der Argumente
Hexenhammer, 305
Lauf der natürlichen Dinge hervorgingen, doch der göttlichen Vorsehung unterworfen sein, weshalb auch Demokrit und die anderen Naturphilosophen geirrt haben, die allein der Notwendigkeit der Materie zuschrieben, was immer den Irdischen geschah636. Zum letzten, mag auch alle Strafe wegen der Sünde von Gott verhängt werden, so werden doch nicht immer die größten Sünder von Schadenszauber betroffen, entweder, weil der Teufel nicht will, daß er jene peinigt und versucht, von denen er [der Teufel] sieht, daß er sie mit rechtmäßigem Anspruch besitzt, oder deshalb, damit sie nicht zu Gott eilen, nach jenem [Wort]637: »Vergrößert hat sich ihr Elend, danach sind sie [zu Gott] geeilt etc.« Und daß jede Strafe wegen der Sünden verhängt wird, ist ersichtlich aus den folgenden [Worten] [36ra] nach Hieronymus638: »Was immer wir erleiden, verdanken wir unseren Sünden.«
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4.027 [I,14] Es wird erklärt, daß die Sünden der Zauberer Hexenhammer, 306
[I,14] Es wird erklärt, daß die Sünden der Zauberer schwerwiegender sind als die Sünden der bösen Engel und der ersten Eltern, weshalb, wie die Unschuldigen wegen der Schuld der Eltern, so auch jetzt viele Unschuldige wegen der Sünden der Zauberer verdammt und durch Zauberei geschädigt werden. Die vierzehnte Frage ist auch insgesamt Predigtstoff. Indes wird hinsichtlich der Ungeheuerlichkeit der Verbrechen gefragt, ob die Schandtaten der Zauberer alle Übel, die Gott geschehen läßt und vom Anfang der Welt bis jetzt hat geschehen lassen, sowohl an Schuld als auch an den Strafen und Schäden übertreffen? Und es scheint nicht so zu sein, besonders was die Schuld anlangt. Denn die Sünde, die einer begeht [und] die er leicht hätte vermeiden können, übertrifft die Sünde, die ein anderer begeht [und] die er nicht so leicht vermeiden konnte. Es geht aus Augustinus in de civi. dei639 hervor: »Groß ist der Frevel der Sünde da, wo es doch so leicht gewesen wäre, nicht zu sündigen.« Aber Adam und mehrere [andere], die aus irgendeinem Zustand der Vollkommenheit oder auch aus der Gnade heraus sündigten, hätten wegen des Beistandes der Gnade die Sünden leichter vermeiden können – besonders Adam, der in der Gnade ge-
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4.028 [I,14] Es wird erklärt, daß die Sünden der Zauberer Hexenhammer, 307
schaffen worden war – als die meisten Hexen, die derartige Geschenke nicht empfangen haben. Also übertreffen die Sünden jener alle Schandtaten der Zauberer. Bezüglich der Strafe: eine größere Schuld bedarf einer größeren Strafe. Aber die Sünde Adams war aufs schwerste dadurch gestraft worden, daß sich bekanntlich in allen Nachkommen seine Strafe samt der Schuld offenbart. Also ist seine Sünde schwerer als alle anderen Sünden. Bezüglich des Schadens. Denn [es heißt] nach Augustinus640: »Dadurch ist etwas böse, weil es das Gute wegnimmt.« Also wo mehr vom Guten weggenommen wird, dort ging mehr Schuld voraus. Aber die Sünde der ersten Eltern hat größeren Schaden gebracht, sowohl in den natürlichen Dingen wie auch in den Gnadengütern, wo sie uns die Unschuld und die Unsterblichkeit raubte, was [36rb] keine der anderen folgenden Sünden bewirkte etc. Aber dagegen: Das, was mehr Bezüge zum Bösen enthält, ist in höherem Grade böse. Und die Sünden der Hexen sind derartig. Denn sie können mit Zulassung Gottes alles Böse an den Gütern der Natur und des Schicksals hervorbringen, wie aus der Bulle641 des Papstes hergeleitet wird. Ferner sündigte Adam bloß, indem er das tat, was in einer642 Hinsicht schlecht war, weil es verboten war; aber es war nicht schlecht an sich. Aber die Zauberer und die anderen
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4.029 [I,14] Es wird erklärt, daß die Sünden der Zauberer Hexenhammer, 307
Sünder sündigen, indem sie das tun, was in zweierlei Hinsicht schlecht ist, sowohl an sich als auch, weil es verboten ist, wie Morde und viele andere verbotene Dinge. Daher sind ihre Sünden schwerer als andere Sünden. Ferner ist eine Sünde, die aus einer bestimmten Bosheit [begangen wird], schwerer als eine Sünde, die aus Unwissenheit [begangen wird]. Aber die Hexen mißachten aus großer Bosheit den Glauben und die Sakramente des Glaubens, wie mehrere gestanden haben. Antwort. Daß die bösen Dinge, die von den modernen Zauberern und Hexen verübt werden, alle anderen bösen Dinge, die Gott je hat geschehen lassen, nach dem, was im Titel der Frage behandelt wird, übertreffen, und zwar bezüglich der Sünden, die in Unsittlichkeit geschehen. Anders mag es sein bei den Sünden, die anderen theologischen Tugenden entgegenstehen. Das kann auf dreifachem Wege643 gezeigt werden. Erstens im allgemeinen, indem man ihre Werke, ohne zu differenzieren, mit irgendwelchen anderen Schandtaten der Welt vergleicht; zweitens, im besonderen, indem man [sie] mit den Spielarten des Aberglaubens, [hervorgegangen aus] einem mit den Dämonen geschlossenen Pakt, vergleicht; drittens, indem man jene mit den Sünden der bösen Engel oder auch der ersten Eltern vergleicht. Zuerst so. Da das Übel dreifach ist, nämlich das
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4.030 [I,14] Es wird erklärt, daß die Sünden der Zauberer Hexenhammer, 308
der Schuld, der Strafe, des Schadens, weil es ein dreifaches Gutes gibt, was jenem entgegengesetzt ist, nämlich Sittlichkeit, Erbauung und Nutzen; [so] steht auch die Schuld der Sittlichkeit, die Strafe der Erbauung, der Schaden dem Nutzen entgegen. Daß die Schuld der Hexen alle anderen Sünden übertrifft, wird so deutlich: Mag nämlich auch nach der Lehre des heiligen Thomas in secundo di. 22 arti. 2644 bei der Sünde vieles zu erwägen sein, woraus die Schwere oder auch die Leichtigkeit der Sünde erschlossen werden kann – wodurch es auch geschieht, daß dieselbe Sünde bei dem [36va] einen schwerer, bei dem anderen leichter befunden wird, so wie wir sagen können, daß in der Hurerei ein Jüngling sündigt, ein Greis den Verstand verloren hat –, so sind doch jene Sünden einfach schwerer, die mehr und schwerere Umstände – ich sage nicht lediglich Umstände, sondern die nach Art und Ausmaß der wesentlichen Sünde eine [andere] Schwere der Sünde – aufweisen. Wir können es folgendermaßen formulieren: Mag auch die Sünde Adams bezüglich einiger Umstände schwerer sein als alle anderen Sünden – insofern er [nur] durch eine kleinere Versuchung getrieben fiel, schließlich war [die Versuchung] nur von außen [an ihn herangetreten] – [insofern] er auch leichter wegen der ursprünglichen Gerechtigkeit, in der er geschaffen war, hätte widerstehen können, so hat es dennoch hin-
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4.031 [I,14] Es wird erklärt, daß die Sünden der Zauberer Hexenhammer, 309
sichtlich der Art und dem Ausmaß der Sünde und auch hinsichtlich anderer Umstände, welche die Sünde noch erschweren, später viele schlimmere Sünden gegeben [als die Adams], und unter diesen [Sünden] übertreffen diejenigen der Zauberer alle anderen. Dies wird noch klarer aus zwei Dingen abgeleitet. Denn wie eine Sünde größer als eine andere heißt entweder wegen der Kausalität wie die Sünde Luzifers oder wegen der allgemeinen Auswirkung wie die Sünde Adams oder wegen der Scheußlichkeit wie die Sünde des Judas oder wegen der Schwierigkeit der Vergebung wie die Sünde wider den Heiligen Geist oder wegen der Gefahr wie die Sünde der Unwissenheit oder wegen der Unwiderstehlichkeit wie die Sünde der Begierde oder wegen der Beleidigung der göttlichen Majestät wie die Sünde der Idolatrie und des Unglaubens oder wegen der Schwierigkeit der Bekämpfung wie der Hochmut oder wegen der Blindheit des Verstandes wie der Zorn: so übertreffen auch nach der Sünde Luzifers645 die Werke der Zauberer alle anderen Sünden sowohl an Scheußlichkeit, da sie den Gekreuzigten verleugnen, als auch an Geilheit, da sie fleischliche Schändlichkeiten mit den Dämonen treiben und an Verstandesblindheit, da sie sich in wilder Lust auf jegliche Schädigung sowohl der Seelen wie auch der Körper der Menschen und des Viehs, ganz von Bosheit beseelt, stürzen, wie aus dem Gesagten
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4.032 [I,14] Es wird erklärt, daß die Sünden der Zauberer Hexenhammer, 310
klar geworden ist. Das zeigt auch nach Isidor646 der Name: Sie heißen nämlich Übeltäter647 wegen der Ungeheuerlichkeit ihrer üblen Taten [36vb] etc., wie oben648 gezeigt wurde. Es wird auch davon hergeleitet: Zwei [Dinge] sind in der Sünde, der Abfall [von Gott] und der Übertritt [zum Teufelsdienst], nach jenem [Wort] des Augustinus649: »Eine Sünde ist es, in Verachtung des unwandelbar Guten wandelbaren Dingen anzuhängen.« Und die Abkehr von Gott selbst sei gleichsam das Formale so wie die Umkehr650 selbst gleichsam das Materielle sei. Deswegen ist eine Sünde um so schwerer, je mehr der Mensch sich selbst von Gott trennt. Und weil sich durch die Ungläubigkeit der Mensch am meisten [von ihm] sondert, deswegen ist auch der Schadenszauber aus Unglauben schlimmer als alle [anderen] Sünden. Und dies wird erklärt durch den Namen Ketzerei, was Apostasie vom Glauben651 ist und gleichfalls dadurch, daß ihr [der Apostaten] ganzes Leben eine Sünde ist. Über das erste: da nämlich die Sünde des Unglaubens in dem Widerstreben gegen den Glauben besteht. Und dies kann zweifach geschehen, weil entweder dem noch nicht empfangenen oder aber dem [bereits] empfangenen Glauben widerstrebt wird. Wenn auf die erste Weise, dann ist es der Unglauben der Heiden oder der [heidnischen]
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4.033 [I,14] Es wird erklärt, daß die Sünden der Zauberer Hexenhammer, 310
Völker. Wenn auf die zweite Weise, dann wiederum zweifach, weil dabei entweder dem empfangenen christlichen Glauben in sinnbildlicher Gestalt oder in der Offenbarung der Wahrheit selbst widerstrebt wird. Auf die erste Weise ist es der Unglaube der Juden, auf die zweite Weise ist es der Unglaube der Ketzer. Daher ist klar, daß die Ketzerei der Hexen unter den drei Arten des Unglaubens als die schwerwiegendste hervortritt, was auch mit Grund und Autorität bewiesen wird. Denn 2 Petri 2652 heißt es: »Für jene wäre es besser gewesen, den Weg der Wahrheit nicht zu erkennen als sich nach Erkenntnis [der Wahrheit] wieder von ihr abzuwenden.« Aus folgendem Grund: Denn wie derjenige, der nicht erfüllt, was er versprochen hat, schwerer sündigt, als jener, der das nicht erfüllt, was er niemals versprochen hat, deswegen sündigt die Ungläubigkeit der Ketzer, die den Glauben des Evangeliums bekennen und ihm dennoch widerstreben, indem sie ihn selbst zuschanden machen, schwerer als die der Juden und Heiden653. Und wiederum sündigen die Juden schwerer als die Heiden, weil sie einen Begriff vom christlichen Glauben im Alten Testament empfangen haben, da sie ihn verfälschen, indem sie ihn schlecht auslegen, was die Heiden nicht tun. Deswegen ist auch deren Ungläubigkeit eine schwerwiegendere Sünde als die Ungläubigkeit der Heiden, die niemals den Glauben des Evangeli-
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4.034 [I,14] Es wird erklärt, daß die Sünden der Zauberer Hexenhammer, 311
ums [37ra] empfangen haben. Über das zweite, daß sie auch Apostaten genannt werden. Nach Thomas, II, 2 q. 12654 birgt Apostasie in sich ein gewisses Zurückweichen von Gott und von der Religion, was auf verschiedene Arten geschieht, wonach der Mensch mit Gott verbunden wird, sei es durch den Glauben oder sei es durch den Willen, der sich dem Gehorsam unterwirft oder durch den Ordens- oder Priesterstand, nach dem, was auch Raymundus655 sagt und Hostiensis656: daß Apostasie ein waghalsiger Austritt aus dem Stand des Glaubens oder des Gehorsams oder des Ordens sei. Und mit der Entäußerung des Vorrangigen wird auch das Nachrangige entfernt, aber nicht umgekehrt. Deshalb übertrifft auch die erste die beiden anderen, nämlich die Apostasie vom Glauben übertrifft [die Entsagung] vom Ordens- oder Priesterstand, worüber 48 di. quantumlibet und 16 q. 1 legi non debet657 [handelt]. Jedoch wird nach Raymundus658 keiner für einen Abgefallenen oder Flüchtigen angesehen, auch wenn er sich sehr weit entfernt hat, wenn er nicht nachher durch sein Leben zeigt, daß er die Absicht zur Rückkehr aufgegeben hat, vgl. de re milit. 1 desertorem659. Und das würde geschehen, wenn er eine Ehefrau nähme oder so etwas ähnliches [täte]. Ähnlich ist auch die Apostasie des Ungehorsams, wo jemand mutwillig die Gebote der Kirche und der Präla-
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4.035 [I,14] Es wird erklärt, daß die Sünden der Zauberer Hexenhammer, 312
ten mißachtet, worüber 3 q. 4 alieni660 [handelt]. Dieser erweist sich auch als übel beleumundet, wird von der Zeugenschaft ausgeschlossen und muß exkommuniziert werden, 11 q. 3 Si autem661. Daher wird auch die Apostasie, über die wir sprechen, die Apostasie der Hexen, Apostasie der Treulosigkeit genannt, die um so schwerer wiegt, als sie auch durch einen ausdrücklichen Pakt662 mit dem Feind des Glaubens, der Vernunft und des Heils geschieht. Denn das haben die Hexen zu tun, und das fordert jener Feind ganz oder teilweise. Wir Inquisitoren fanden nämlich [Frauen], die alle Artikel des Glaubens abgeleugnet hatten, einige jedoch [nur] eine bestimmte Anzahl. Immer aber sollten sie die wahre und sakramentale Beichte ableugnen. Daher scheint die Ruchlosigkeit des Julian Apostata663 nicht so groß gewesen zu sein, mag er auch in anderen [Dingen] schlimmere [Ruchlosigkeiten] gegen die Kirche verübt haben, worüber auch 2 q. 7 non potest664 [handelt]. Wenn aber bei dieser Gelegenheit jemand fragte, was für eine Ehrerbietung und Gehorsamsleistung sie aber dem Teufel durch äußere Handlungen erweisen würden, wenn sie im Geist und [37rb] im Herzen, die Gott allein und keine Engelskreatur durchschaut, wie oben erklärt worden ist, den Glauben bewahren würden? Offenbar muß man sagen, daß, wenn die Apo-
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4.036 [I,14] Es wird erklärt, daß die Sünden der Zauberer Hexenhammer, 312
stasie der Treulosigkeit zweifach geschehen kann, durch äußere Handlungen der Ungläubigkeit ohne einen ausdrücklichen, mit dem Dämon eingegangenen Pakt, wie wenn jemand in den Ländern der Ungläubigen die mohammedanische Lebensart annehmen würde oder in den Ländern der Christen mit einem ausdrücklichen Pakt etc., [daß dann] die ersten, wenn sie auch den Glauben im Innern behalten, [ihn] doch durch äußere Handlungen verleugnen. Mögen sie auch weder Abgefallene noch Ketzer sein, so begehen sie dennoch eine Todsünde. So nämlich erwies Salomon den Götzen seiner Ehefrauen Ehrerbietung665. Auch würde jemand nicht entschuldigt, wenn er dies aus Furcht täte, weil es nach Augustinus seliger ist, den Hungertod zu sterben als vom Götzendienstes zu zehren. Andere haben besser666, 32 q. 4667, Sacius. Wie sehr aber auch die Hexen den Glauben im Herzen bewahren und mit dem Mund ableugnen, werden sie dennoch als Abgefallene beurteilt, weil sie ein Bündnis mit dem Tod und einen Pakt mit der Hölle geschlossen haben. Daher sagt der heilige Thomas in 2 di. 7 art. ultimo668, indem er von ähnlichen magischen Werken spricht und denen, die auf irgendeine Weise von den Dämonen Hilfe erbitten: »In allen ist Apostasie vom Glauben wegen des mit dem Dämon eingegangenen Paktes, entweder durch Worte, wenn eine Anrufung stattfindet, oder durch irgendeine Tat,
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4.037 [I,14] Es wird erklärt, daß die Sünden der Zauberer Hexenhammer, 313
auch wenn Opferhandlungen fehlen mögen. Denn ein Mensch kann nicht zwei Herren dienen.«669 Zu demselben [Thema] Albertus, wie oben di. 8670, wo gefragt wird, ob es eine Sünde sei und Apostasie vom Glauben, den Zauberern und Astrologen ergeben zu sein. Er antwortete so: »Bei solchen ist immer eine Apostasie des Wortes oder der Tat. Denn wenn Anrufungen geschehen, dann wird ein offener Pakt mit dem Dämonen eingegangen, und dann ist das offene Apostasie mit Worten. Wenn es nur durch ein einfaches Werk geschieht, dann ist es Apostasie durch die Tat. Und weil in allen diesen [Dingen] immer eine Schändung des Glaubens ist, weil vom Dämon erwartet wird, was von Gott zu erwarten ist, deshalb wird es immer als Apostasie beurteilt.« Siehe, wie klar sie eine doppelte [37va] Apostasie feststellen und eine dritte, nämlich die des Herzens, als darunter fallend betrachten! Wenn diese [die Apostasie des Herzens] fehlt, so werden die Hexen mit Worten und Werken doch als Abgefallene671 beurteilt. Daher müssen sie, wie gezeigt wird, auch den Strafen der Ketzer und Apostaten unterworfen sein. Und noch eine dritte Ungeheuerlichkeit672 des Verbrechens ist vor allen übrigen anderen Ketzereien in ihnen. Denn wenn nach Augustinus673 das ganze Leben der Ungläubigen eine Sünde ist, 28 q. 1 § 2674, und es gibt eine Glosse über jenes [Wort] Ro-
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4.038 [I,14] Es wird erklärt, daß die Sünden der Zauberer Hexenhammer, 314
manorum 14675: »Alles, was nicht aus dem Glauben ist, ist Sünde«, wie soll man dann vom ganzen Leben urteilen, d.h. von allen anderen Werken der Hexen, die dennoch nicht zur Freude der Dämonen geschehen, wie zu fasten, die Kirchen zu besuchen, an der Kommunion teilzunehmen und so weiter. Denn in allen [diesen Handlungen] begehen sie Todsünden, was so erklärt wird: so groß nämlich ist die Besudelung durch diese Sünde, daß sie auch die Möglichkeit, sich wieder aufzurichten, wenn auch nicht insgesamt, nimmt, weil die Sünde nicht das ganze Gute der Natur verdirbt und das natürliche Licht in ihnen zurückbleibt. Jedoch [begehen sie Todsünden] wegen der dem Teufel geleisteten Huldigung, wenn sie davon nicht absolviert werden. Alle ihre Werke, auch die von der Art der guten, sind mehr von der Art der schlechten, was man bei anderen Ungläubigen nicht findet. Denn Thomas 2.2. q. 10676 sagt [zur Frage]: »Ob jede ungläubige Handlung eine Sünde sei?«, daß, wiewohl die Werke der Ungläubigen, die der Art nach gut sind, wie Fasten, Almosen und solcherlei, ihnen nicht zum Verdienst gereichen wegen des Unglaubens, welcher der schwerste Frevel ist. Dennoch, weil die Sünde nicht das ganze Gute der Natur verdirbt, sondern in ihnen ein natürliches Licht zurückbleibt, deswegen ist nicht jede ihrer Handlungen eine Todsünde, sondern eine Handlung, die aus dem Un-
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4.039 [I,14] Es wird erklärt, daß die Sünden der Zauberer Hexenhammer, 314
glauben selbst hervorgeht oder auf ihn zurückgeht, auch wenn sie der Art nach gut ist, z.B. ein Sarazene, der fastet, um das Gesetz Mohammeds über das Fasten einzuhalten, der Jude, der seine Feste feiert und solcherlei: darin ist eine Todsünde. Und so wird jenes oben angeführte [Wort] des Augustinus677 verstanden: »Das ganze Leben der Ungläubigen ist Sünde.«
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Daß die Hexen die schwersten [37vb] Strafen
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Daß die Hexen die schwersten [37vb] Strafen verdienen, mehr als alle Verbrecher der Welt. Endlich übertreffen ihre Verbrechen alle Sünden anderer. Bezüglich der verdienten Strafe wird erklärt: erstens hinsichtlich der Strafe, die den Ketzern zuteil werden muß, zweitens hinsichtlich der Strafe, die den Abgefallenen auferlegt werden muß. Ketzer nämlich werden mit einer vierfachen Strafe bestraft, nach Raimundus678, nämlich durch Exkommunikation, Absetzung, Wegnahme des Besitzes und körperlichen Tod. Alle diese Dinge wird der Leser [behandelt] finden: das erste, de sen. excom. noverit679, das zweite 24 q. 1 Qui contra pacem680, das dritte di 8 quo iure681 und 23 q. 7 c. 1682 und folgende und das vierte unter derselben Überschrift, nämlich de hereticis, Excommunicamus 1 und 2683. Mehr noch verfallen schwersten Strafen [deren] Anhänger, Beherberger, Begünstiger und Verteidiger. Denn außer den von ihnen verwirkten Strafen der Exkommunikation werden die Ketzer mit ihren Begünstigern und Verteidigern und den Beherbergern, auch ihre Söhne, bis in die zweite Generation in der väterlichen Linie, in der mütterlichen Linie bis zum ersten Grad, zu keiner kirchlichen Pfründe und keinem Amt zugelassen, wie unter derselben Überschrift quicunque et c. statu-
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Daß die Hexen die schwersten [37vb] Strafen
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tum, li. 6684 [steht]. Aber auch bezüglich der dritten Strafe gehen, wenn die Ketzer rechtgläubige Söhne haben, diese zur Sühnung des Verbrechens der väterlichen Erbschaft verlustig. Und bezüglich der vierten Strafe, wenn er [der Ketzer] nach der Aufdeckung des Irrtums nicht unmittelbar umkehren und der Ketzerei abschwören will, muß er umgehend verbrannt werden, wenn er ein Laie ist. Die Fälscher des Geldes nämlich werden sofort dem Tod übergeben, um wieviel mehr die Fälscher des Glaubens! Wenn es aber ein Kleriker ist, wird er nach feierlicher Absetzung dem weltlichen Gerichtshof zur Hinrichtung überlassen. Wenn sie aber zum Glauben zurückkehren, müssen sie in ewiges Gefängnis geworfen werden, de hereticis, Excommunicamus 1 und 2685, und dies nach der ganzen Strenge des Rechts. Milder jedoch wird mit ihnen verfahren nach dem Abschwören686, das sie nach Ermessen des Bischofs und des Inquisitors leisten müssen, wie im dritten Teil erklärt werden wird, wo die verschiedenen [38ra] Arten, solche zu verurteilen, behandelt werden687. Ein solcher soll auch zum Ertappten und Überführten oder auch Rückfälligen erklärt werden. Die Hexen auf diese Arten zu strafen, scheint aber nicht auszureichen, da sie nicht einfach Ketzerinnen sind, sondern auch Abgefallene und, schlimmer noch, daß sie bei dieser Apostasie nicht aus Menschenfurcht
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4.042
Daß die Hexen die schwersten [37vb] Strafen
Hexenhammer, 316
oder Fleischeslust den Glauben ableugnen, wie oben erwähnt worden ist, sondern über die Verleugnung hinaus den Dämonen selbst die Huldigung erweisen, indem sie [ihre] Körper und Seelen preisgeben. Aus diesen Dingen scheint es hinlänglich vertretbar, daß sie, wie sehr sie auch bereuen mögen und zum Glauben zurückgebracht werden, nicht wie andere Ketzer dem ewigen Gefängnis zu übergeben, sondern mit der letzten, der Todesstrafe, zu bestrafen sind, und dies auch wegen der weltlichen Schäden, die den Menschen und dem Vieh unterschiedlich zugefügt werden. Dies schreiben die Gesetze vor, wie sich in C. de maleficis, l. nullus, l. nemo und l. culpa688 zeigt. Und es ist eine vergleichbare Schuld, verbotene Dinge zu lernen und zu lehren. Und reden die Gesetze über die Wahrsager689, um wieviel mehr [dann] über die Zauberer, wenn sie sagen, daß ihre Strafe in der Konfiskation der Güter und der Enthauptung besteht. Und wer durch solche Kunst eine Frau zur Unzucht verleitet hat oder umgekehrt, wird den wilden Tieren ausgeliefert, wie eben dort gesagt wird l. multi690, und von diesen Dingen ist in der ersten Frage die Rede691.
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4.043
[I,15] Anhand der fünfzehnten Frage
Hexenhammer, 317
[I,15] Anhand der fünfzehnten Frage wird erklärt, daß wegen der Sünden der Hexen oft Unschuldige durch Zauberei geschädigt werden, wenn auch bisweilen wegen eigener Sünden. Aber damit der Umstand, daß mit göttlicher Zulassung viele Unschuldige mit den genannten Schäden wegen der fremden Sünden der Hexen und nicht wegen eigener Schuld geschädigt und bestraft werden, nicht ungehörig erscheine, zeigt der heilige Thomas 2. 2. q. 108692, daß dieses von Gott her mit Recht geschieht, indem er von den Strafen des diesseitigen Lebens aus dreifacher Erwägung spricht. Erstens nämlich, daß ein Mensch zum Belang eines anderen gehört, und wie jemand an den Gütern gestraft wird, so kann jemand auch zur Bestrafung eines anderen gestraft werden. Denn die Söhne sind dem Leib nach Güter des [38rb] Vaters, [wie] Sklaven und Tiere Güter der Herren. Und so werden die Söhne manchmal für ihre Eitern bestraft, wie der aus dem Ehebruch Davids geborene Sohn früh starb693 und [wie] befohlen wurde, die Tiere der Amalekiter zu töten694, auch wenn in solcherlei [Berichten] ein mystischer Sinn liegen mag, wie es heißt 1. q. 4 § parvulos695. Zweitens, weil die Sünde des einen auf einen ande-
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[I,15] Anhand der fünfzehnten Frage
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ren übergeht und dies doppelt696: durch Nachahmung, wie die Söhne die Sünden der Eltern nachahmen und die Sklaven und Untergebenen die Sünden der Herren, so daß sie dreister sündigen, wie es bei den auf unrechte Weise erworbenen Sachen geschieht, bei denen die Söhne an die Stelle [der Väter] treten, die Knechte bei Raubzügen und ungerechten Kriegen, weshalb sie öfter umkommen. Und Untergebene der Vorgesetzten sündigen dreister, wenn sie diesen beim Sündigen [tatenlos] zusehen, selbst wenn sie nicht dieselben Sünden begehen, weshalb sie mit Recht bestraft werden. Auf dem Wege des Verdienstes wird auch die Sünde des einen zu einem anderen abgeleitet, wie das Verdienst der Untergebenen hinsichtlich eines schlechten Vorgesetzten, d.h., daß die Sünden der Untergebenen einen sündigen Vorgesetzten verdienen, nach jenem [Wort] bei Iob697: »Er läßt den Heuchler herrschen wegen der Sünden des Volkes.« Auch wird durch Zustimmung oder Duldung [der Sünde] die Sünde und konsequenterweise die Strafe übertragen. Das geschieht, wenn die Oberen die Sünden nicht verurteilen; dann werden sehr oft die Guten mit den Bösen bestraft, wie Augustinus in primo de ci. dei698 sagt. Ein Beispiel, als einer von uns Inquisitoren eine Stadt699 vorfand, die durch das Hinsterben der Menschen gleichsam verödet war und wo das Ge-
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4.045
[I,15] Anhand der fünfzehnten Frage
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rücht umging, eine begrabene Frau verschlinge nach und nach das Leichentuch, mit dem sie begraben war, und die Pest könne nicht aufhören, wenn sie nicht das Leichentuch ganz verschlinge und es in ihren Bauch gelangt sei. Nachdem darüber beraten worden war, ließen der Stadtammann mit dem Bürgermeister700 das Grab öffnen und fanden das Leichentuch so gut wie zur Hälfte durch Mund und Hals hindurch bis in den Bauch hineingezogen und verzehrt. Als der Ammann das sah, zog er in der Erregung das Schwert, schlug das Haupt ab und warf es aus der Grube. Und so hörte die Pest plötzlich auf701. Damit waren schlechterdings mit göttlicher Zustimmung die Sünden jener alten Frau wegen der Saumseligkeit der Oberen an den Unschuldigen [38va] gestraft worden. Denn bei der angestellten Inquisition fand man, daß diese eine lange Zeit ihres Lebens eine Wahrsagerin702 und Zauberin703 gewesen war. Eine Beispiel [ist auch] die Bestrafung Davids durch die Pest wegen der Zählung des Volkes704. Drittens geschieht es durch göttliche Zulassung, damit man sich auf die Einheit der menschlichen Gemeinschaft besinne, wonach ein Mensch auf den anderen aufpassen muß, auf daß er nicht sündige und auch zur Sühnung der Sünde, indem nämlich die Sünde des einen sich über alle ergießt, als ob alle ein Leib seien. Zum Beispiel von der Sünde des Achor, Josue 7705.
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4.046
[I,15] Anhand der fünfzehnten Frage
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Wir können noch zwei Arten hinzufügen. Wie die Schlechten bisweilen an den Guten, so werden sie manchmal auch an anderen Schlechten gestraft. Denn wie Gratianus sagt, 23 q. 5 § ulti.706: Manchmal straft Gott die Schlechten durch die rechtmäßigen Machthaber gemäß ihrem Auftrag, und dies zweifach: Manchmal, indem die Strafenden verdienstlich handeln, wie er durch sein Volk die Sünden der Kanaaniter strafte707, manchmal ohne Verdienst der Strafenden, sondern auch zu ihrer eigenen Bestrafung, wie er den Stamm Benjamins bestrafte und bis auf wenige vernichtete708. Machmal straft er auch durch seine Völker, die auf [sein] Geheiß oder durch Zulassung in Aufruhr sind, [aber] trotzdem nicht beabsichtigen, Gott zu gehorchen, sondern ihre Genußsucht befriedigen und darum zu ihrem [eigenen] Schaden [handeln], wie er jetzt sein Volk durch die Türken bestraft und früher öfter durch fremde Völker, auch im Alten Testament. Aber merke, aus welchem Grund auch immer jemand bestraft wird: Wenn er sie nicht geduldig auf sich nimmt, dann dienen die Geißeln nicht zur Genugtuung, sondern nur zur Rache, d.h. zur Bestrafung, nach jenem [Wort] Deutero. 32709: »Das Feuer«, nämlich die weltliche Strafe, »ist angezündet in meiner Wut«, d.h. in der Strafe, weil sonst in Gott keine Wut ist; »und es wird brennen bis zu den äußersten
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[I,15] Anhand der fünfzehnten Frage
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[Rändern] der Hölle«, d.h., die Rache wird hier beginnen und wird brennen bis zur äußersten Verdammnis, wie Augustinus710 erklärt. Und es wird aufgenommen in de penis dist. 4 § auctoritas711. Aber wenn die Geißeln geduldig ertragen werden und derjenige, der leidet, geduldig im Stand der Gnade ist, dann haben sie [die Strafen] den Rang der Buße, wie Thomas in 4712 sagt. [Dies gilt] auch, wenn jemand vom Richter wegen eines begangenen Schadenszaubers bestraft würde, oder auch eine Hexe, und dies nach dem Mehr oder Weniger der Frömmigkeit [38vb] des [die Strafe] Leidenden und der Beschaffenheit des Verbrechens. Doch wenngleich der natürliche Tod der äußerste der Schrecken ist, ist er noch keine Genugtuung, weil er durch die Natur zur Strafe der ursprünglichen Sünde713 erwuchs, mag er auch nach Scotus714 in gewisser Weise Genugtuung leisten können, wenn er freiwillig und mit Ergebung erwartet und in seiner Bitterkeit Gott dargebracht wird. Ein gewaltsamer Tod jedoch ist, mag ihn jemand verdient haben oder nicht, immer eine Genugtuung, wenn er geduldig und im Zustand der Gnade ertragen wird. Dies also hinsichtlich der Strafen, die wegen der Sünden anderer verhängt werden. Wegen der eigenen Sünden aber schlägt Gott auch im gegenwärtigen Leben und besonders durch das Verhängen von Schadenszauber. Denn Tobias 7715:
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[I,15] Anhand der fünfzehnten Frage
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»Über jene, die der Lust ergeben sind, hat der Teufel Macht gewonnen«, was auch aus dem zuvor Gesagten deutlich geworden ist, wo der Schadenszauber an den Gliedern und an den Zeugungskräften, an denen Gott mehr Behexungen zuläßt, erklärt wurde. Aber um [das] dem Volk zu predigen, ist zu bemerken, daß man, unbeschadet der vorgenannten Strafen, mit denen Gott für fremde oder für eigene Schuld straft, die Rechtsregel zum Grundsatz nehme und dem Volk vortrage, welche besagt: »Ohne Schuld ist niemand zu bestrafen, wenn kein Grund vorliegt,« extra de re. iuris716. Und diese Regel hat ihren Platz im Gericht des Himmels, d.h. Gottes und im Gericht der Welt, d.h. im menschlichen Gericht, sei es im weltlichen oder im geistlichen. Erkläre bezüglich des Gerichtes des Himmels: Da nämlich Gott mit einer doppelten Strafe straft, einer geistlichen und einer zeitlichen, [so] findet man bei der ersten, daß es sie niemals ohne Schuld gibt, bei der zweiten findet man, daß sie bisweilen ohne Schuld, aber nicht ohne Grund [eintritt]. Die erste, die geistliche Strafe, ist nämlich dreifach: die Entziehung der Gnade, woraus das Verbleiben im vorbestimmten [Zustand] folgt; sie sei nicht ohne eigene Schuld. Die zweite Strafe [ist eine] des Schadens, d.h. der Beraubung des Ruhmes. Auch diese wird niemals ohne eigene Schuld verhängt, wie bei den Erwachsenen, oder
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[I,15] Anhand der fünfzehnten Frage
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durch übertragene [Schuld], wie bei Kindern, die im Zustand der Ur[sünde]717 sterben. Die dritte Strafe der Empfindung, d.h. die Qual des höllischen Feuers, ist ebenso klar. Daher heißt es Exo. 20718: »Ich, der Herr, bin ein Eiferer, der die Sünden der Eltern in den Söhnen bis ins dritte und vierte Glied heimsucht.« Es wird bezogen [39ra] auf die Nachahmer der elterlichen Verbrechen, wie dies Gratian i.q. 4 § quibus719 herausstellt, wo er auch andere Erklärungen gibt. Bezüglich der zweiten, der zeitlichen Strafen aber straft Gott zunächst wegen der Schuld eines anderen, wie oben720 behandelt worden ist, aus dreifachem Grund, entweder auch ohne eine fremde und eigene Schuld, aber nicht ohne Ursache, oder auch aus eigener und ohne fremde Schuld. Wenn du aber die Gründe wissen willst, weswegen Gott straft, und zwar ohne eigene und fremde Schuld, so magst du die fünf Arten betrachten, die der Magister in quarto di. 15 c. 2721 angibt. Und nehme die ersten drei Gründe, die übrigen nehme für die eigene Schuld. Er sagt nämlich, daß Gott den Menschen im gegenwärtigen Leben aus fünf Gründen geißle oder Strafen über ihn verhänge: erstens, damit Gott verherrlicht werde; und dies geschieht, wenn auf wundersame Weise die Strafe oder Geißel aufgehoben wird. Ein Beispiel von dem Blindgeborenen, Jo. 9722; vom auferweckten
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4.050
[I,15] Anhand der fünfzehnten Frage
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Lazarus, Jo. 11723. Zweitens, wenn die erste [Art] nicht zutrifft, dann wird [die Strafe] verhängt, daß das Verdienst durch die Übung der Geduld gesteigert werde, wie auch, damit die unsichtbare innere Tugend anderen offenbart werde. Beispiele in Iob 1724 und Tho. 2725. Drittens, damit die Tugend sich bewähre durch die Erniedrigung infolge der Geißeln. Ein Beispiel an Paulus, der von sich sagt, 2 Cor. 12726: »Damit nicht die Größe der Offenbarungen mich stolz macht, wurde mir ein Doms ins Fleisch gestoßen, der Engel Satans etc.«, welcher Dorn nach Remigius727 eine körperliche Krankheit war. Dies sind die Gründe ohne Schuld. Viertens, damit die ewige Verdammnis schon hier beginne, daß nämlich annähernd gezeigt werde, was man in der Hölle erleide. Ein Beispiel von Herodes, in Act. 12728 und von Antiochus in 2 Machab. 9729. Fünftens, damit der Mensch entweder durch die Austreibung der Schuld geläutert werde, wenn nämlich [diese] durch die Geißeln bekämpft wird. Ein Beispiel von Maria, der Schwester des Aaron, Numeri 13730, die vom Aussatz befallen wurde; und von den Israeliten, die in der Wüste fielen731, nach Hiero. 23 q. 4, quid ergo732. Oder zur Abbüßung der Strafe. Ein Beispiel bei David, der nach der Ver-
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[I,15] Anhand der fünfzehnten Frage
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gebung des begangenen Ehebruchs, was die Schuld anbelangt, zur Buße aus der Königsherrschaft vertrieben wurde, wie aus 2 Re.733 hervorgeht, was Grego. de pen. di. 1 si peccatum David734 bemerkt. Es könnte auch gesagt werden, daß alle Strafe, die wir erleiden, aus unserer Schuld hervorgeht, wenigstens der ursprünglichen, mit der wir geboren werden735, weil sie selbst der Grund aller Ursächlichkeiten ist, ar. di. 5 ad eius736. Auch wenn [39rb] man von der dritten Strafe737, der des Schadens, spricht, von jener bezüglich der ewigen Verdammnis, die sie künftig erleiden werden, möge niemand zweifeln, daß sie [die Hexen] mehr als alle Verdammten mit empfindlichen Strafen gepeinigt werden. Denn wie die Schau der Gnade im Reich des Vaters so folgt auch der Todsünde die Strafe in der Hölle. Und wie die Stufen der Glückseligkeit im Reich des Vaters bemessen werden nach den Graden der Liebe und der Gnade auf dem Lebensweg so auch das Maß der Strafen in der Hölle nach dem Maß der Vergehen im Leben. Dies ist es, was [in] Deut. 25738 gesagt wird: »Nach dem Maß der Sünde wird auch die Art der Plagen sein«; und wenn es so ist bei allen anderen Sünden, so trifft dies im besonderen bei den Hexen zu, was Hebr. 10739 angesprochen wird: »Wieviel schlimmere Strafen, meint ihr, verdient nicht der, welcher den Sohn Gottes mit Füßen tritt
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4.052
[I,15] Anhand der fünfzehnten Frage
Hexenhammer, 323
und das Blut des Testamentes für unrein hält, in welchem er geheiligt ist?« Dies sind die Eigenschaften der Hexen, die den Glauben ableugnen und mit dem göttlichsten Sakrament den meisten Schadenszauber, wie noch im zweiten Teil740 deutlich werden wird, verüben.
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4.053
[I,16] Die sechzehnte [Frage]
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[I,16] Die sechzehnte [Frage]: Es wird im speziellen die erwähnte Wahrheit erklärt, indem die Hexenwerke mit anderen Arten des Aberglaubens verglichen werden. Die erwähnte Wahrheit741 wird nun bezüglich der Abscheulichkeit der Verbrechen bei den Zauberern und Hexen durch den Vergleich mit anderen Werken der Magier und der Weissager742 bewiesen, da es nämlich vierzehn Arten bei den abergläubischen Werken aus der dreigeteilten Gattung der Weissagungen gibt743. Deren erste geschieht durch offene Anrufung der Dämonen, die zweite bloß durch die stille Betrachtung der Befindlichkeit oder der Bewegung irgendeiner Sache wie der Gestirne, der Tage, der Luftströmungen und solcherlei; das dritte durch die Betrachtung einer menschlichen Handlung zur Erforschung von etwas Verborgenem; diese werden als sortes744 bezeichnet. [1.] Und die Arten der ersten Gattung der Weissagung, die durch ausdrückliche Anrufung der Dämonen geschieht, sind: Blendwerk745, Traumdeutung, Nigromantie, divinatio phitonica746, Geomantie, Hydromantie, Aeromantie747, Pyromantie748 und Kult der arioli. Thomas 2. 2. q. 95749 [39va] und 26 q. 4 igitur750 und q. 5 nec mirum751.
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[I,16] Die sechzehnte [Frage]
Hexenhammer, 325
[2.] Die Arten der zweiten Gattung sind: genetaliaharuspices753, augures754, solche die auf Vorzeichen achtgeben, Chiromantie755 und Spatulamantie756. [3.] Die Arten der dritten Gattung bestehen aus all jenen Verfahren zur Erforschung von etwas Verborgenem, die als sortes bezeichnet werden, nämlich die Betrachtung von Punkten, Strohhalmen und Figuren, die beim Bleigießen entstehen. Und über diese Thomas757, wie oben, und 26 q. 2758 und q. 4 per totum759. Doch übertreffen die Schandtaten der Hexen alle diese Verbrechen, was sich aus den bedeutenderen Arten ergibt. Darum machen die geringeren keine Schwierigkeit. [ad 1.] Denn während in der ersten Art [der ersten Gattung] irgendwelche Leute durch trügerische Erscheinungen die menschlichen Sinne täuschen, so daß ein körperlicher Gegenstand durch den Blick oder Tastsinn anders wahrgenommen wird, wie vorher bei der Gattung des Blendwerks behandelt worden ist760, so geben sich die Hexen damit nicht zufrieden. Wenn sie manchmal durch trügerische Erscheinung die Zeugungsglieder, wenn auch nicht in Wirklichkeit, entfernen, [so] beseitigen sie oftmals die Zeugungskraft selbst, damit eine Frau nicht empfangen oder ein Mann den Beischlaf nicht vollziehen kann, auch wenn ci752,
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[I,16] Die sechzehnte [Frage]
Hexenhammer, 325
[ihm] das Glied bleibt. Ohne trügerische Vorspiegelung bewirken sie nach der Empfängnis eine Fehlgeburt, oft neben unzähligen anderen Übeln. Sie erscheinen auch in verschiedenen Tiergestalten, wie in den oberen [Kapiteln] dargelegt geworden ist. In der zweiten Art761 nun, die man auch Nigromantie nennt und die durch das Erscheinen der Toten oder Anrufen [derselben] geschieht, da, wie es heißt, im dritten Buch ethi.762, griechisch nigros763 lateinisch Tod764 bedeutet, mancia aber Weissagung765, führen sie [die Nigromantiker] solche Dinge durch das Blut eines Menschen oder irgendeines Tieres aus, [das sie] über bestimmte Zeichen [ausgießen], da sie wissen, daß die Dämonen das Blut lieben, d.h. dessen Vergießung und die Sünden. Daher geschieht es, daß, wenn sie glauben, sie riefen die Toten zur Beantwortung von Fragen aus den Gräbern, die Dämonen, in deren äußerer Erscheinung auftreten und solches ausführen. Und zu dieser Kunst gehörte jene Zauberin und phitonissa766, von der in 1 Re. 28767 [die Rede ist], welche auf Drängen Sauls den Samuel heraufbeschwor. Aber keiner glaubt deswegen, daß solches [39vb] erlaubt sei, wenn die Schrift erzählt, die Seele des gerechten Propheten, von den Toten heraufgerufen, habe dem Saul den Ausgang des künftigen Krieges durch eine wahrsagende Frau eröffnet. Weil, wie Augustinus sagt ad simplicianum768:
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4.056
[I,16] Die sechzehnte [Frage]
Hexenhammer, 326
»Es ist nicht absurd zu glauben, durch irgendeine Ausnahmeerlaubnis sei erlaubt gewesen, daß sich, nicht durch Beherrschung der magischen Kunst oder Macht, sondern durch ein geheimes Zugeständnis, das der phitonissa769 und Saul verborgen war, der Geist des Gerechten den Blicken des Königs zeigte, um ihn mit dem göttlichen Urteil zu treffen. Oder der Geist Samuels ist nicht wirklich in seiner Ruhe gestört worden, sondern irgendeine Wahnvorstellung770 und eingebildete Illusion771 der Dämonen wurde durch die listigen Mittel des Teufels erzeugt, welche die Schrift ›Samuel‹ nennt, wie auch Bilder nach den Namen ihrer Gegenstände benannt zu werden pflegen.« Dies aus der Antwort auf ein Argument über die Frage, ob die Weissagung772, die durch Anrufung der Dämonen geschieht, unerlaubt sei, 2. 2. q. 95 arti. 4 ad secundum773. Aber wenn es dem Leser gefällt, möge er die Antwort auf das letzte Argument der Frage einsehen, ob es unter den Seligen verschiedene Grade der Prophetie gebe, in derselben summa q. 174774. Er möge auch den Ausspruch des Augustinus, 26 q. 5 Nec mirum775 einsehen. Aber dies [gehört] nur wenig zu den Werken der Hexen, die keine Form von Frömmigkeit mehr in sich tragen, wie sich deutlich zeigt, wenn man ihre Werke betrachtet. Sie hören nicht auf, das Blut Unschuldiger zu vergießen, auch Geheimnisse durch teuflische Un-
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[I,16] Die sechzehnte [Frage]
Hexenhammer, 327
terweisungen zu offenbaren, und sie schonen nicht Lebende noch Tote, wenn sie die Seelen mit den Körpern töten. In der dritten Art776 nun, die auch Traumdeutung heißt, wird zweierlei beobachtet. Erstens, wenn jemand Träume benutzt, um dadurch etwas Verborgenes durch die Eingebung der bösen Geister zu erforschen, mit denen sie ausdrückliche Pakte haben, wenn sie nämlich darum angerufen werden. Zweitens aber, wenn jemand sich der Träume bedient, um die Zukunft zu erkennen. Danach gehen Träume aus göttlicher Eingebung oder aus einer inneren oder äußeren Ursache hervor. Soweit sich eine solche Kraft darauf erstrecken kann, wird es keine unerlaubte Weissagung sein. Dies bei Thomas777, wie oben. Zu dessen Verständnis, damit die Prediger wenigstens einen Kern [für ihre Predigten] haben, muß man erstens von den Engeln bemerken, daß, da ein Engel [40ra] beschränkte Macht hat, er einer wohl geordneten Seele etwas wirksamer vom Schicksal enthüllen kann als einer nicht wohl geordneten. Ordnung aber kommt nach der Beruhigung der inneren und äußeren Bewegungen, wenn die Nächte still sind und die Wallungen im Innern sich beruhigt haben. Und dies erfolgt um die [Zeit der] Morgenröte, wenn die Verdauung vollendet ist. Und dies sage ich von uns, den Sündern Gleichen, denen die Engel aus göttlicher
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[I,16] Die sechzehnte [Frage]
Hexenhammer, 328
Liebe einiges zur Erfüllung der Pflicht offenbaren oder beim Studium zur Zeit der Morgenröte den Verstand über den verborgenen Sinn der Schriften unterrichten778, etwas offenbaren. Denn ein guter Engel leitet den Verstand wie Gott den Willen und die Himmelskörper unsere Körper, Er kann aber irgendwelchen anderen, vollkommeneren Individuen zu jeder Stunde offenbaren, beim Wachen und im Schlaf, wiewohl sie nach dem Philosophen de som. et vigilia779 mehr zu der einen Zeit geeignet sind, Eingebungen zu empfangen, als zu einer anderen, wie gesagt ist und wie die übrigen Zauberer es zu tun pflegen. Zum zweiten bemerke, daß es wegen der natürlichen Sorge der Natur um die Beherrschung des Körpers geschieht, daß Zukünftiges eine natürliche Ursache im träumenden Menschen hat. Und dann sind jene Träume oder Visionen bloß Zeichen und nicht Ursachen, wie bezüglich des Engels gesagt worden ist; und dies bei zukünftig im Menschen eintreffenden Umständen, wie Gesundung, Gefahr, etc. Und es ist die Meinung des Aristoteles780, wie oben, daß die Natur in den Träumen bestimmte Anlagen vor der Seele781 repräsentiert, die im Körper sind, aus denen später eine Krankheit oder anderes entsteht, wie wenn jemand von der Beschäftigung mit feurigen Gegenständen träumen würde, dies ein Zeichen ist, daß in
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4.059
[I,16] Die sechzehnte [Frage]
Hexenhammer, 328
ihm das Cholerische vorherrscht. Wenn von luftigen Dingen [geträumt wird], wie vom Fliegen und solcherlei, ist dies ein Zeichen von Sanguinismus, wenn von Wasser oder einer anderen wässerigen Flüssigkeit, ein Zeichen von Phlegma, wenn von erdigen Dingen, ein Zeichen von Melancholie. Und deswegen werden manchmal die Ärzte durch Träume bei der Erkenntnis der Anlagen des Körpers unterstützt, wie auch der Philosoph782 in demselben Buch sagt. Aber diese Dinge wiegen wiederum leicht im Vergleich zu den Träumen, denen die Zauberer und Hexen abergläubisch Achtung schenken. Denn wenn sie nicht körperlich ausfahren, wie oben angesprochen wurde, sondern nur in der Vorstellung erfahren wollen, was von ihren Hexengenossen getrieben wird, dann haben sie sich [40rb] im Namen ihres Teufels und aller Dämonen auf die linke Seite zu legen. Daher geschieht es, daß ihnen Einzelheiten durch ein eingebildetes Gesicht vergegenwärtigt werden. Ähnlich, wenn sie irgendwelche verborgenen Dinge für sich oder andere Menschen von den Dämonen erfahren wollen, werden sie durch Träume unterrichtet [und das] nicht nach einem stillschweigend, sondern ausdrücklich mit ihnen eingegangenen Pakt. Und wiederum nicht durch einen beliebigen Pakt, irgendwie durch Opferung eines Tieres oder gotteslästerliche Beschwörung oder auch eines Kultes der hingebungs-
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4.060
[I,16] Die sechzehnte [Frage]
Hexenhammer, 329
vollen Verehrung, sondern indem sie sich selbst mit Seele und Körper den Dämonen preisgeben, unter völliger Ableugnung des Glaubens mit gotteslästerlichem Mund. Und damit nicht zufrieden, bringen sie auch die eigenen oder die fremden Kinder den Dämonen dar oder töten sie, wie weiter oben beschrieben ist783. In der vierten Sorte nun, die durch die phitones784 nach Phiton Apollo785, der nach Isidor786 der Urheber des Weissagens gewesen sein soll, [gebildet wird], wird nicht durch Träume oder Anrufung Verstorbener vorgegangen, sondern durch Lebende, wie bei den Besessenen, die so, von den Dämonen freiwillig oder unfreiwillig besessen, nur zur Verkündung der Zukunft und nicht zur Verübung anderer Schandtaten neigen, wie es mit jenem Mädchen gewesen ist, Actuum 16787, das hinter den Aposteln herrief, sie wären die wahren Diener Gottes. Darüber unwillig, befahl Paulus dem Geist, von ihr zu weichen. Es ist klar, daß der Vergleich mit den Hexen und ihren Werken müßig ist, die ja nach Isidor788 wegen des Ausmaßes der üblen Taten und der Ungeheuerlichkeit der Verbrechen so heißen, wie oben festgehalten ist. Daher ist es der Kürze halber nicht erforderlich, dies zu beweisen, was die anderen minderen Arten der Weissagungen anlangt, wenn man weiß, daß die gewichtigeren [Arten] [darüber] hinausgehen. Denn
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4.061
[I,16] Die sechzehnte [Frage]
Hexenhammer, 330
wenn es einem Prediger gefällt, noch die anderen Sorten anzuführen, wie Geomantie, die sich auf irdische Körper, wie den Zehennagel, oder das Eisen oder den Edelstein bezieht; die Hydromantie, die im Wasser oder im Kristall geschieht; die Aeromantie, die in der Luft erfolgt; die Pyromantie, die im Feuer geschieht, die [Weissagung] der arioli, die an den Eingeweiden der auf den Altären der Dämonen geopferten Tiere geschieht, so ist doch, mögen diese alle durch die ausdrückliche Anrufung der Dämonen geschehen, kein Vergleich [40va] mit dem Schadenszauber der Hexen, da sie auf keine Schädigung der Menschen, des Viehs und der Früchte der Erde direkt abzielen, sondern auf die Voraussage der Zukunft. [ad 2.] Bezüglich der anderen Gattungen der Weissagungen, die mit stillschweigender Anrufung und durch stillschweigenden Pakt mit den Dämonen praktiziert werden, wie die genetaliaci789 oder Astrologen, die so wegen der Beobachtungen der Geburtssterne genannt werden; [wie die] haruspices, die Tage und Stunden beobachten, augures790, die das Benehmen und das Gezwitscher der Vögel beobachten, Vorzeichendeuter, die auf die Worte der Menschen achten und Chiromantiker, die aus den Linien der Hände oder den Schulterblättern der Tiere weissagen, möge der, dem es gefällt, im Praeceptorium [bei] Nider791 nachsehen, beim zweiten Gebot, und er
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4.062
[I,16] Die sechzehnte [Frage]
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wird vieles finden, in welcher Form es erlaubt ist und wann nicht. Die Werke aber der Hexen sind niemals erlaubt792.
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4.063
[I,17] Die siebzehnte [Frage]
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[I,17] Die siebzehnte [Frage]: Sie ist die Erklärung der vierzehnten, indem sie die Schwere des Verbrechens793 mit jeglichen Sünden der Dämonen vergleicht. Aber so groß ist die Größe ihrer [der Dämonen] Taten, daß sie sogar die Sünden und den Sturz der bösen Engel übertreffen; [und das] nicht nur an schuldhaften Taten, sondern auch an höllischen Strafen! Und dies für die schuldhaften Taten zu zeigen, ist aus verschiedenen Gründen nicht schwer. Erstens, mag nämlich auch dessen [des gefallenen Engels794] Sünde unverzeihlich sein, so nimmt man das doch nicht wegen der Größe des Verbrechens an, mit Rücksicht auf ihre [der Dämonen] natürlichen Anlagen, und besonders nach der Meinung jener, die sagen, sie seien nur mit natürlichen Anlagen und nicht mit Gnadengaben [ausgestattet] geschaffen worden. Und weil das Gute der Gnade das Gute der Natur übertrifft, deshalb übertreffen die Sünden derer, die aus dem Stand der Gnade fallen, wie die Hexen, die den in der Taufe empfangenen Glauben ableugnen, schlechterdings deren [der Dämonen] Sünden. Wenn wir aber sagen wollen, daß diese in der Gnade geschaffen, wenn auch nicht bestärkt seien, so sind auch die Hexen, wenn sie auch nicht in der Gnade geschaf-
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4.064
[I,17] Die siebzehnte [Frage]
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fen sind, doch freiwillig von der Gnade abgefallen, wie auch jener [der gefallene Engel] willentlich sündigte. Zweitens wird nachgewiesen: Wenn nämlich auch seine [des gefallenen Engels] Sünde aus verschiedenen anderen Gründen unverzeihlich ist, nämlich nach Augustinus795, weil er gesündigt hat, ohne daß jemand [ihm dazu] geraten hat [40vb], muß er deswegen, ohne daß es jemand wiedergutmacht, umkehren. Oder weil er nach Damascenus796 gegen Gottes Fügung im Verstand gesündigt hat. Und je höher die Erkenntnis ist, desto schlimmer ist der Irrtum. Denn ein Sklave, der den Willen seines Herrn kennt etc. Oder wiederum nach demselben Damascenus797, weil er [der gefallene Engel] nicht empfänglich für Reue ist und deswegen auch nicht für Verzeihung, und zwar infolge seiner Natur, die, weil sie geistig ist, sich nur einmal wandeln kann: deshalb hat sie sich ganz gewandelt, was im Menschen nicht geschieht, wo das Fleisch immer dem Geist widerstrebt. Oder auch, weil er an einem erhabenen Ort gesündigt hat, wie im Himmel, der Mensch [jedoch] auf der Erde. Aber abgesehen von diesen Dingen verringert sich seine Schuld in vielen anderen [Punkten], verglichen mit den Schandtaten der Hexen. Erstens dadurch, daß jener [der gefallene Engel], wie Anselmus798 in einer Rede [sagt], aus Hochmut
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4.065
[I,17] Die siebzehnte [Frage]
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sündigte, ohne daß vorher schon die Bestrafung eines Vergehens erfolgt wäre. Die Hexen aber verachten dies alles nach so großen Strafen, die schon über viele andere Hexen verhängt worden sind, ja sogar nach den Strafen, die, wie sie in der Kirche lernen, über den Teufel anläßlich seines Falles verhängt worden sind; und sie verüben nicht eben kleine Todsünden, wie die übrigen Sünder, die aus Schwachheit oder Bosheit, [aber] ohne Hang zur Bosheit sündigen, sondern begehen aus tiefer Bosheit ihres Herzens schauderhafte Schandtaten. Zweitens, mag der Stand eines bösen Engels ein dreifacher sein, der der Unschuld, der der Schuld und der des Elends oder der Strafe, so fiel er doch nur einmal aus der Unschuld und wurde nicht wieder in jene zurückversetzt. Der Sünder aber, der durch die Taufe wieder in die Unschuld zurückversetzt ist, wird, wenn er aus jener fällt, sehr tief gestürzt, und vor allem all jene Hexen, wie ihre Schandtaten zeigen. Drittens [sündigte] jener [böse Engel] gegen den Schöpfer, wir aber und vor allen die Hexen gegen den Schöpfer und den Erlöser [zugleich] etc. Viertens wich jener [böse Engel] von Gott, der nämlich zuließ, daß er sündigte und ihn aus Güte nicht verfolgte, wir aber, und über allen die Hexen, entfernen uns durch die Sünden mit der Zulassung von Gott, der uns aus Liebe ständig begleitet und uns
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[I,17] Die siebzehnte [Frage]
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mit vielen Wohltaten zu Hilfe kommt. Fünftens verharrt jener [der böse Engel] in Bosheit, indem Gott [ihn] verwirft und [ihm] seine Gnade nicht beigibt; wir Elende stürzen [41ra] in jene Bosheit, wiewohl [uns] Gott ständig zurückruft. Sechstens bleibt jener [böse Engel] verhärtet gegen den Strafenden [Gott], wir verhärtet gegen den [uns] Liebenden, und wenn beide gegen Gott ankämpfen, so doch jener gegen den, der ihn prüft, wir gegen den, der für uns stirbt, den, wie wir vorangestellt haben, vor allen die Hexen entehrend beleidigen. Die Lösung der Argumente erklärt durch Vergleich ebenfalls die Wahrheit. Zu den Argumenten799. Zum ersten ist die Antwort klar durch das, was am Anfang der Frage behandelt wurde, nämlich daß eine Sünde für schwerer gehalten werden muß als eine andere, wie auch die Sünden der Hexen bezüglich der Schuld schwerer als die übrigen wiegen. Zum anderen ist bezüglich der Strafe zu sagen, daß wie die Schuld Adams so auch dessen Strafe zweifach gesehen wird: entweder bezüglich der Person oder bezüglich der ganzen menschlichen Natur, d.h. der aus ihm hervorgegangenen Nachkommenschaft. In erster Linie sind größere Sünden nach ihm begangen worden, weil er nämlich selbst nur sündigte, indem er etwas tat, was schlecht war, nicht an und für sich, sondern [nur] weil es verboten war: Hu-
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rereien aber, Ehebrüche und Morde sind in jeder Hinsicht schlecht, nämlich an sich und weil sie verboten sind. Daher gebührt hierfür auch eine schwerere Strafe. In zweiter Hinsicht: Mag auch der ersten Sünde eine größere Strafe gefolgt sein, so verhält sich dies doch nur indirekt, insofern nämlich durch ihn [Adam] die ganze Nachkommenschaft mit der Erbsünde behaftet ist, weil er der Vater aller [Menschen] ist, für die alle einzig der Sohn Gottes durch die ihm gegebene Macht Vergebung bewirken konnte. Für seinen persönlichen Anteil aber tat er [Adam] Buße durch die Vermittlung der göttlichen Gnade und wurde gerettet nach der von Christus vollbrachten Erlösung. Unvergleichlich aber gehen die Sünden der Hexen an Schwere darüber hinaus, die, nicht zufrieden mit ihren persönlichen Sünden und Verderbnissen, auch [noch] unzählige andere fortwährend nach sich ziehen. Zum dritten ist nach dem Vermerkten zu sagen, daß es durch Akzidenz geschah, wenn die Sünde Adams größere Schädigung verursachte, und zwar, weil er eine noch heile Natur vorfand und weil er die verdorbene notwendigerweise, nicht freiwillig, weiter übertragen mußte. Daraus folgt nicht, daß seine Sünde einfach [41rb] schwerer als die übrigen war, weil dann diese [die Nachkommen] ebenfalls die folgenden Sünden begangen hätten, wenn sie eine solche Natur
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[I,17] Die siebzehnte [Frage]
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vorgefunden hätten. Und wie auch eine zweite Todsünde der Gnade nicht beraubt, wenn sie keine Gnade findet. Sie würde sie aber entziehen, wenn sie sie [die Gnade] finden würde. Dies ist die Lösung des heiligen Thomas in 2. di. 21 ar. 2800 und auch bei der Lösung des zweiten Argumentes. Wenn jemand diese Lösung vollständig verstehen will, hat er zu erwägen, daß Adam, wenn er im ursprünglichen Zustand der Gerechtigkeit verblieben wäre, ihn nicht auf die Nachkommen vererbt hätte, wie Anselmus801 meinte, weil auch jemand nach ihm hätte sündigen können. Man möge die Worte des genannten Doktors di. 20802 einsehen, ob die Neugeborenen in der Gnade bestärkt gewesen seien, ebenso quotlibeto 101803, ob eben jene, die jetzt gerettet werden, erlöste Menschen gewesen wären, wenn Adam nicht gesündigt hätte?
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[I,18] Es folgt die Weise
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[I,18] Es folgt die Weise, gegen die fünf Argumente der Ungebildeten zu predigen, mit denen sie hier und da zu beweisen scheinen, daß Gott dem Teufel und den Zauberern wie Hexen keine so große Macht über die Ausführung derartigen Schadenszaubers beläßt. Endlich möge der Prediger vorsichtig sein bei bestimmten Argumenten der Ungebildeten oder auch einiger Erfahrener, die insoweit verneinen, daß es Hexen gebe, daß sie, wenn sie auch die Bosheit und die Macht des Dämons einräumen, nach seinem Willen solche Übel herbeizuführen, dennoch leugnen, daß ihm die göttliche Zulassung zu Hilfe kommt. Sie leugnen, daß Gott zuläßt, daß solches geschieht. Und mögen sie auch über keine kohärente Beweisführung verfügen und im Dunkeln umher tappen wie die Blinden, dabei bald zum einen, bald zum anderen Mittel greifen, so ist es doch nötig, ihre Behauptungen auf fünf Argumente zurückzuführen, auf denen schlechterdings alle ihre Sophistereien beruhen. Zuerst [wird der Einwand behandelt], daß Gott dem Teufel nicht erlaubt, mit so großer Macht gegen die Menschen zu wüten. Ob zu einer schadenszauberischen Wirkung, die vom Dämon durch die Hexe zu vollziehen ist, immer
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[I,18] Es folgt die Weise
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die göttliche Zulassung hinzuzukommen habe? Und es wird mit fünf Argumenten bewiesen, daß Gott es nicht [41va] zulasse, weshalb auch der Schadenszauber in der Welt nichts [Reales] sei. Und zuerst wird es von Gott hergeleitet, zweitens vom Teufel, drittens von der Hexe, viertens von der Krankheit, fünftens von den Predigern und Richtern, die derlei wider sie [die Hexen] predigen und Urteile fällen [und] die jedenfalls niemals unangefochten wären. Zum Ersten so: Gott kann den Menschen wegen der Sünden strafen; und er straft mit Schwert, Hunger und Epidemie. Ebenso durch verschiedene andere und unzählige Krankheiten, denen die menschliche Natur unterliegt. Weil er es daher nicht nötig hat, noch andere Strafen hinzuzufügen, läßt er ihn [der Schadenszauber] nicht zu. Zweitens bezüglich des Teufels: Wenn die Dinge wahr wären, die gepredigt werden, daß sie [die Dämonen] nämlich die Zeugungskraft hemmen können, daß eine Frau nicht empfängt oder, wenn sie empfängt, eine Fehlgeburt erleidet, oder, wenn keine Fehlgeburt, daß sie [die Dämonen] die Geborenen nach der Geburt töten, dann könnten sie schlechterdings die ganze Welt vernichten, und dann könnte man wiederum sagen, daß die Werke des Teufels stärker seien als die Werke Gottes, nämlich als das Sakrament der Ehe, welches das Werk Gottes ist.
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[I,18] Es folgt die Weise
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Drittens bezüglich des Menschen: Denn wir sehen, wenn der Schadenszauber in der Welt etwas [Reales] sein soll, dann werden einige Menschen mehr behext als andere. Fragt man danach, weshalb dies so ist, heißt es, dies sei wegen der Bestrafung der Sünder. Nun ist dies aber falsch, also [ist es] auch [falsch], daß es Schadenszauber auf Erden gebe. Die Falschheit wird aber damit bewiesen, daß dann die größeren Sünder mehr bestraft werden müßten. Dies aber ist falsch, da sie geringer bestraft werden ab andere, bisweilen sogar als die Gerechten, was man auch an den unschuldigen Kindern ersieht, die für behext gehalten werden. Viertens kann noch ein anderes auf Gott bezogenes Argument angeführt werden, daß man, wenn jemand etwas verhindern könnte und nicht verhindert, sondern es geschehen läßt, schlechterdings urteilt, er habe vorsätzlich gehandelt. Aber da Gott im höchsten Grade gut ist, kann er das Böse nicht wollen. Also kann er nicht zulassen, daß das Böse, was er selbst verhindern kann, geschieht. Ebenso, was die Krankheit anlangt: Schrecken und Krankheiten, die angehext genannt werden, sind auch den natürlichen Gebrechen und Krankheiten ähnlich, d.h. denen, die aus einem Mangel der Natur hervorgehen. Wenn nämlich jemand lahm wird, erblindet oder den Verstand verliert oder auch [41vb] stirbt, kann das aus einem
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[I,18] Es folgt die Weise
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Mangel der Natur geschehen, weshalb sie [die Krankheiten] nicht sicher den Zauberern und Hexen zugeschrieben werden können. Endlich [5.] bezüglich der Richter und Prediger, die, wenn sie derlei gegen die Hexen predigen und unternehmen, wegen des ungeheuren Hasses, der Zauberer und Hexen gegen sie [die Richter und Prediger] erfaßt hat, niemals sicher wären. Dagegen aber sollen die Argumente aus der ersten Frage über die dritte Hauptsache des ersten Teils des Traktates gebraucht werden804, und es sollen jene vorgebracht werden, die mehr für das Volk sind, nämlich wie Gott es zuläßt, daß Böses geschehe, wenn er auch nicht will, daß das Böse geschieht. Er läßt es aber zu wegen der bewunderungswürdigen Vervollkommnung des Universums, man daran merkt, daß das Gute viel mehr hervortritt, mehr gefällt und lobenswerter ist, wenn es mit dem Bösen verglichen wird. Dort sind Autoritäten aufgeführt805. Ebenso bringen sie die Tiefen der göttlichen Weisheit, der Gerechtigkeit und der Gutheit zum Ausdruck, die sonst verborgen wären. Und zur Entscheidung der Frage können kurzerhand aus dem dort Angeführten, verschiedene Beweise zur Belehrung des Volkes zusammengetragen werden, nämlich daß Gott mit Recht die beiden [Sünden]fälle zuließ, nämlich der Engel und der ersten El-
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[I,18] Es folgt die Weise
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tern. Da diese größer waren als alle anderen [Sünden]fälle, ist es nicht erstaunlich, wenn andere, kleinere zugelassen werden. Inwiefern sie aber bezüglich der Ursächlichkeit größer sind, nicht [aber] bezüglich der anderen Umstände, wonach, wie in der dritten Fragen behandelt, die Sünden der Hexen die Sünden sowohl der Engel als auch der ersten Eltern übertreffen, und warum Gott jene ersten [Sünden]fälle mit Recht zuließ, das wird in der zweiten Frage besprochen, woraus er [der Prediger] mancherlei nach seinem Gutdünken zusammenstellen und ausbreiten kann. Um auf die Argumente zu antworten. Wenn erstens gesagt wird, Gott straft genügend durch natürliche Krankheiten, Todesfälle, durch Schwert und Hunger, lautet die Anwort in dreierlei [Hinsicht]. Erstens, daß Gott seine Macht nicht darauf beschränkt, den Lauf der Natur oder auch über die Einflüsse der Himmelskörper zu beeinflussen, so daß er etwa darüber hinaus nicht mehr hätte handeln können. Deswegen und auch jenseits dessen hat er sehr oft die Bestrafung der Sünden bewirkt: durch Verhängung von Tod und anderen Dingen, ohne jeden Einfluß der [Himmels]körper, wie bei der Bestrafung der Sünde [42ra] des Hochmutes806 bei David807, durch die wegen der Zählung des Volkes über das Volk verhängten Seuche, etc. Zweitens stimmt das sehr wohl mit der göttlichen
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[I,18] Es folgt die Weise
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Weisheit überein, die über allen Dingen so waltet, daß sie diese durch die eigenen Triebkräfte handeln läßt. Darum ist es nicht angeraten, die Bosheit des Dämons gänzlich zu verhindern, sondern es ziemt sich vielmehr, sie zuzulassen, so daß er handelt, so weit das Wohl des Universums es zulassen kann, mag er auch beständig durch die guten Engel gezügelt werden, damit er nicht soviel schädigt wie er schädigen will. So verträgt es sich auch nicht, die menschliche Bosheit darin zu zügeln, was sie aus freiem Willen kann, wie den Glauben abzuleugnen und sich selbst dem Dämon anzugeloben, was zu tun durchaus in der Macht des menschlichen Willens liegt. Aus diesen beiden [Gründen] erlaubt Gott mit Recht, auch wenn er dadurch sehr beleidigt wird, das, was die Hexe erstrebt und um dessentwillen sie den Glauben abgeleugnet hat und auf das sich auch die Macht des Teufels erstreckt, wie den Menschen, dem Vieh und den Früchten der Erde Schaden zuzufügen. Drittens: Gott erlaubt mit Recht, daß jene bösen Dinge geschehen, durch die auch der Teufel mittelbar sehr stark gepeinigt wird und die ihm den größten Kummer bereiten. Durch jene bösen Dinge, die von den Hexen durch die Macht der Dämonen geschehen, wird der Teufel mittelbar auf das Höchste gepeinigt, indem gegen seinen Willen Gott alle bösen Dinge zum Ruhm seines Namens, zum Preis des Glaubens,
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zur Läuterung der Auserwählten und zur Mehrung der Verdienste benutzt. Es ist nämlich sicher, daß unter allen Kümmernissen, die sich der Teufel aus seinem Hochmut antut, der sich immer gegen Gott erhebt nach jenem [Wort]: »Der Hochmut derer, die dich hassen, erhebt sich immerfort«808, folgendes ihm am meisten Kummer bereitet, [nämlich] daß Gott alle seine Machenschaften zu seinem eigenen Ruhm etc. wendet. Also läßt Gott mit Recht alle Dinge zu. Auf das zweite [Argument] ist weiter oben geantwortet worden809, und es muß [noch] auf zwei Dinge geantwortet werden, die im Argument enthalten sind, nämlich, daß der Teufel nicht stärker heiße als Gott, auch nicht seine Macht; vielmehr merkt man, daß er nur sehr geringe Macht besitzt, weil er nichts vermag, außer durch die göttliche Zulassung. Daher kann seine Macht sehr klein genannt werden, bezogen auf göttliche [42rb] Zulassung, mag sie auch sehr groß sein, bezogen auf körperliche Kräfte, die er natürlicherweise übertrifft, nach dem oft angeführten [Wort]: »Es ist keine Macht auf Erden, die mit ihm verglichen werden könnte«, Job 41810. Das andere, worauf zu antworten ist, warum nämlich Gott an der Zeugungskraft mehr als an anderen menschlichen Handlungen Schadenszauber zuläßt? Davon ist auch oben811 zum Thema der göttlichen Zulassung die Rede gewesen, unter dem Titel: Wie die Hexen die Zeugungskraft
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[I,18] Es folgt die Weise
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und den fleischlichen Akt hemmen können? Es geschieht nämlich wegen der Garstigkeit jenes Aktes und weil die Erbsünde, die wegen der Schuld der ersten Eltern verhängt wurde, durch jene Handlung übertragen wird. Das zeigt sich auch an der Schlange, die das erste Werkzeug des Teufels gewesen ist etc. Auf das dritte [Argument] ist zu antworten, daß, wie die Absicht und die Neigung des Teufels zur Versuchung der Guten größer ist als zu der der Bösen, mag er auch bezüglich des [wirklich] Versuchten mehr die Bösen als die Guten versuchen, d.h., weil in den Bösen eine größere Neigung zur Aufnahme der Versuchung des Dämons als in den Guten ist. So strebt er auch mehr danach, die Guten zu verletzen als die Bösen, mag er auch bei den Bösen eine größere Chance zu verletzen als bei den Guten vorfinden. Und der Grund ist, weil, nach Gregorius812, je häufiger sich jemand dem Teufel unterwirft, dieser ihm immer unwiderstehlicher wird, so daß er nicht dagegenhalten kann. Da aber die Bösen sich dem Teufel häufiger unterwerfen, wird auch die Versuchung unwiderstehlicher und häufiger, da sie nicht den Schild des Glaubens haben, mit dem sie sich schützen können813. Über diesen Schild [sagt] der Apostel Eph. 6814: »Vor allen Dingen nehmt den Schild des Glaubens, an welchem ihr alle feurigen Pfeile des Bösen auslöschen könnt.« Aber andererseits bedrängt er mehr und
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[I,18] Es folgt die Weise
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heftiger die Guten als die Bösen. Und der Grund ist, weil er die Bösen schon besitzt, nicht aber die Guten. Daher versucht er durch Drangsal mehr die Gerechten, die er nicht besitzt, in seine Gewalt zu bringen als Sünder, die er schon besitzt, wie sich auch ein weltlicher Fürst mehr erhebt gegen jenen, der [sein] Recht mehr schmälert oder der der Herrschaft mehr schadet, als gegen jene, die nicht gegen ihn sind. Auf das vierte [Argument], daß Gott zuläßt, [42va] aber doch nicht will, daß das Böse geschehe, kann der Prediger, außer durch die vorgehend behandelten Dinge durch die fünf Zeichen des göttlichen Willens erklären, die da sind: Gebot, Verbot, Rat, Handlung und Zulassung. Siehe den heiligen Thomas, besonders im ersten Teil, weil er dort ausführlicher erklärt, q. 19 ar. 3815. Denn mag auch nur ein Wille in Gott sein, welcher Gott selbst ist, wie auch [nur] ein Wesen in ihm ist, so wird uns sein Wille bezüglich seiner Werke vielfältig geoffenbart und angezeigt, nach dem, was auch der Psalmist816 sagt: »Groß sind die Werke des Herrn, in allen seinen Ratschlüssen.« Daher wird der Wille in Gott nicht von seiten der Sache, sondern von seiten ihrer Wirkung her unterschieden, so daß der Wille im eigentlichen Sinne der Wille des Gutdünkens heißt; metaphorisch gesprochen heißt der Wille Wille des Zeichens, insofern uns nämlich durch Zeichen und Metaphern bedeutet
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wird, daß Gott das will. Ähnlich tut ein Familienvater, der in sich [nur] einen Willen hat, jenen auf fünf Weisen kund, nämlich durch sich und einen anderen, durch sich zweifach: direkt und indirekt; direkt, wenn er handelt, und dann ist es Handlung; indirekt, wenn er einen Handelnden nicht hindert, wie es in 4 Phisicorum817 heißt: »Wer ein Hindernis beseitigt, wird Beweger per accidens genannt«; und diesbezüglich heißt das Zeichen Zulassung. Durch einen anderen aber erklärt der Familienvater dreifach, daß er etwas will: entweder, indem er jemanden etwas notgedrungen zu machen befiehlt oder indem er das Gegenteil verbietet. Und so verhält sich das Gebot zu den gebotenen Dingen und das Verbot in den bejahenden und verneinenden Vorschriften; oder [er zeigt seinen Willen] insofern er jemanden durch Zuraten oder Anraten bestimmt; und dies gehört zum Rat. Und wie auch der Wille des Menschen sich durch diese fünf [Zeichen] offenbart, so auch der [Wille] Gottes. Daß nämlich Gebot, Verbot und Rat als Wille Gottes bezeichnet werden, wird deutlich durch jenes [Wort] Matth. 6818: »Dein Wille geschehe, wie im Himmel also auch auf Erden;« d.h., daß wir auf Erden seine Gebote erfüllen, das Verbotene meiden und die Ratschläge nach Kräften befolgen sollen. Und ähnlich, daß Zulassung und [42vb] Handlung Wille Gottes genannt werden, geht gleichermaßen aus Augustinus hervor, der
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in ench.819 sagt: »Nichts geschieht, außer der allmächtige Gott will, daß es geschieht, oder indem er zuläßt, daß es geschieht, oder indem er handelt.« Zum Thema. Wenn es heißt, daß jemand hindern kann und nicht hindert, [und] man schließt, er habe es nach seinem Willen getan, so ist das wahr. Aber wenn vorgebracht wird, Gott sei im höchsten Grade gut, also kann er nicht wollen, daß Böses geschieht, so ist das nach dem Willen des Gutdünkens und nach den vier Zeichen dieses Willens wahr, weil er weder die bösen Dingen bewerkstelligen noch vorschreiben kann, noch kann er anders als böse Dinge verbieten und zum Guten in Überfülle raten. Wohl aber kann er [Gott] zulassen, daß böse Dingen geschehen. Zu einem anderen, wie die Krankheiten untereinander unterschieden werden, daß die eine angehext, die andere natürlich sei, d.h. aus einem Mangel der Natur [besteht]? Es wird geantwortet, daß auf verschiedene Arten [unterschieden wird]: erstens durch das Urteil der Ärzte, 26 quest. 5 Non licet820 und 2 c. Illud821, dort die Worte des Augustinus aus 2 de doctrina christina: »Zu dieser Art des Aberglaubens gehören alle Ligaturen822 und Mittel, die die Schule der Ärzte verdammt«, wobei irgendwelche Dinge angehängt wie auch verknüpft werden. Ähnlich, wenn die Ärzte nach den Umständen, nämlich dem Alter, der Verfassung und der Gesundheit, die sich plötzlich
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[I,18] Es folgt die Weise
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wie auf einen Schlag wandelt, zu dem Urteil kommen, daß die Krankheit nicht durch einen Fehler des Blutes, des Magens oder durch Ansteckung gekommen sei. Sie kommen zu dem Urteil, daß jene nicht von einem Fehler der Natur, sondern von außen stamme. Und wenn [sie] von außen [auch] nicht durch eine giftige Infektion [her kommt], weil sonst Blut und Magen mit schlechten Säften angefüllt wäre[n], dann urteilen sie nach genügender Überprüfung, daß die Wirkung angehext sei. Ebenso zweitens, wenn er [der Kranke] für sie [die Ärzte] unheilbar ist, so daß sie [die Krankheit] durch keine Mittel Linderung erfahren kann, wenn sie vielmehr sehen, daß es mit ihm sogar schlimmer wird. Drittens, weil sie manchmal so plötzlich eintritt, daß das Urteil des Kranken darüber [zur Deutung als Schadenszauber] beiträgt. Denn einem von uns823 ist eine solches Geschichte begegnet. Einer von den Patriziern der Stadt Speyer824 hatte nämlich eine sehr eigensinnige Frau. Und während er ihr gern in allen Dingen nachgab, widersetzte sie sich doch fast allen seinen Neigungen und gab sich alle Mühe, ihn unaufhörlich mit schmählichen [43ra] Reden zu belästigen. Es geschah daher, daß er, als die Frau, als er einmal nach Hause kam, wie gewöhnlich mit Vorwürfen gegen ihn keifte, dem Zorn ausweichen und aus dem Haus gehen wollte. Sie
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aber kam ihm in raschem Lauf zuvor und verriegelte die Tür, durch die er hinausgehen mußte und beschwor ihn lautstark, daß er, wenn er sie nicht schlagen würde, keine Mannhaftigkeit und Ehre besäße. Auf diese schwerwiegenden Worte hin erhob er die Hand, [gewiß] nicht in der Absicht zu verletzen. Und als er sie mit den ausgestreckten Fingern leicht an der Schulter berührte, stürzte er plötzlich zu Boden, verlor die Besinnung und war mehrere Wochen schwerkrank ans Bett gefesselt. In diesem Fall kann man schließen, daß ihm jene Krankheit nicht aus einem natürlichen Fehler, sondern durch den Schadenszauber der Frau zugestoßen war825. Noch mehr, ja gleichsam unzählbar viele ähnliche [Vorgänge] haben sich zugetragen und sind vielen bekannt geworden. Es gibt [Leute], die sich auf folgende Weise durch eine bestimmte Praktik Erfahrung davon826 verschafften. Sie halten geschmolzenes Blei827 über den Kranken und gießen es dann in eine mit Wasser gefüllte Schüssel, und wenn man eine bestimmte Gestalt wahrnimmt, dann kommen sie zu dem Schluß, die Krankheit sei durch einen Schadenszauber gekommen. Sobald man fragt, ob ein solches Bild durch das Werk der Dämonen oder durch natürliche Kraft sichtbar wird, pflegen manche, die solche Dinge praktizieren, zu antworten, daß es [das Bild] durch die Kraft des Saturn über dem Blei [hervortritt]. Er [Saturn] er-
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scheine auch sonst als schlimm, wie auch die Sonne über Gold durch ihre Kraft einen Schadenszauber anzuzeigen pflege. Aber was davon zu halten ist, ob nämlich die Praxis erlaubt sei oder nicht, wird im dritten Hauptteil dieses Traktates828 behandelt. Den Kanonisten nämlich scheint es erlaubt, daß Eitles durch Eitles vernichtet wird, mag auch den Theologen gänzlich das Gegenteil vorschweben, da Übles nicht getan werden darf, damit Gutes [daraus] hervorgehe. Zum letzten, wo verschiedene Dinge in Frage stehen; erstens, warum die Hexen nicht reich werden? Zweitens, warum sie ihnen gewogenen Fürsten bei der Vernichtung aller ihrer Feinde nicht zur Seite stehen? Drittens, warum sie den Predigern und anderen, die sie verfolgen, nicht schaden können? Zum ersten muß man sagen [43rb], daß die Hexen deshalb zumeist nicht reich werden, weil sie nach dem Willen der Dämonen zur größtmöglichen Schande für den Schöpfer zum niedrigsten Preis unter die Leute gebracht werden. Zum zweiten [ist zu sagen], damit ihr Reichtum den Leuten nicht auffalle. Und zweitens, warum sie den Fürsten nicht schaden?829 Der Grund ist offenbar, weil es, soweit es an ihnen liegt, geschieht, um diese in Freundschaft zu behalten. Und wenn gefragt wird, warum sie deren Feinden nicht schaden, ist zu antworten, weil ein guter Engel von der anderen Seite diesen Schadenszauber verhindert, nach jenem [Wort]
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des Daniel830: »Der Fürst der Perser widerstand mir einundzwanzig Tage.« Siehe auch die doctores im zweiten [Buch] der Sentenzen831, ob es einen Kampf zwischen guten Engeln gebe und wie. Zum dritten wird gesagt, daß sie den Inquisitoren oder anderen Beamten nicht schaden können, weil diese die öffentliche Rechtspflege ausüben832. Es können auch verschiedene Beispiele dazu angeführt werden, was aber der [hierzu nötige] Zeitaufwand nicht zuläßt.
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Fußnoten 1 Im Gegensatz zum Inhaltsverzeichnis steht hier statt Hexen (maleficas) Zauberer (maleficos). Vgl. fol. 2ra. 2 Druckfehler im Original: a deo (von Gott) ist zu adeo (so sehr) zusammenzuziehen. 3 Kanon Episcopi: Gratianus, Decretum 2,26,5,12. Vgl. für eine neuere Übersetzung Behringer (1995), S. 60f., und dazu Hansen (1901) und Tschacher (1999). 4 Maleficis, schließt weibliches und männliches Genus ein. 5 Aristoteles, Phys. 8,7. 6 Pseudo-Dionysius Areopagita 7,2 (Ad Polycarpum). 7 Albertus Magnus, Mineralium libri quinque 3,1,9. 8 Gratianus, Decretum 2,33,1,4. 9 Iob 41,24. 10 Thomas von Aquin, Sentenzenkommentar 4,34,1,3 Responsio. 11 Thomas von Aquin, Sentenzenkommentar 4,34,1,3
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Responsio. 12 Gratianus, Decretum 2,26,5,12 (Kanon Episcopi). 13 Thomas von Aquin, Sentenzenkommentar 2,7,3,2. 14 Deut 18,10–12. 15 Lev 20,6. Vgl. auch 19, 26 und 31. 16 Wahrsager, Eingeweideschauer. – Harmening (1979) 173–175. 17 Lev 20.27. 18 Pythonischer Geist, d.h. Wahrsagegeist. Vgl. Pythia und Apollo Pythius, der delphische Apoll. 19 Wahrsager. 20 4 Reg 1,1–17; 1 Par 10,13. 21 Sentenzenkommentare zu 2,7 und 8. Vgl. für weitere Belege Schnyder (1993), S. 104, Anm. 12. 22 Thomas von Aquin, Summa contra gentiles 3,101 und 102. 23 Thomas von Aquin, Summa theologiae 1,114,4. 24 Thomas von Aquin, Summa theologiae 2. 2. 92–94. 25 Verfasser abschnittsweiser Erklärungen zur Bibel.
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26 Ex 7,11–12. Das Exempel der Ägyptischen Zauberer, die Stäbe in Schlangen verwandeln, wird wiederholt als Beweis dafür herangezogen, daß Hexen niedere Tiere erzeugen können, Vgl. fol. 4vb, 6ra, 8vb, 24rb, 28va, 30ra. 27 Augustinus, De civitate Dei 18,17f. 28 Augustinus, De doctrina christiana 2,20–24. 29 Gratianus, Decretum 2,24,3,27; 2,24, 3,14. 30 Gratianus, Decretum 2,33,1, 4. 31 Decretales Gregorii IX.4,14,15. 32 Thomas von 4,34,1,3, ad 3.
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33 Henricus Segusio, Summa aurea 4,15,9. 34 Gottfried de Trano, Summa titulorum decretalium 4,15. 35 Raymundus de Penaforte, Summa 4,16. 36 Kramer scheint hier mit der Doppelbedeutung von meritorium (Mietshaus, Bordell) zu spielen, wobei ihm die Ehe gewissermaßen das kleinere Übel bei der Verbindung von Mann und Frau ist. 37 Petrus de Palude, Sentenzenkommentar 4,34,2,3.
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[I,18] Es folgt die Weise
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38 Vgl. fol. 26va-28rb. 39 Gottfried de Trano, Summa titulorum decretalium (Fundstelle unbekannt). 40 Falsche Angabe. Vgl. statt dessen fol. 66rb-67va. 41 Gratianus, Decretum 3,2,95. 42 Gratianus, Decretum 2,26,5,4–9. 43 Gratianus, Decretum 2,2,8,3. 44 Azo, Summa codicis zum Codex Iustinianus 9,16. Iustinianus, Codex 9,18,5; 9,18,8; 9,18,3. Vgl. dazu Fögen (1997). 45 Die »Lex Nemo« des römischen Kaisers Constantius II. vom 25. Januar 357. – Iustinianus, Codex 9,18,5. Das Zitat des Hexenhammers ist, wie so oft, reichlich unpräzise. Vgl. Foegen (1997) 48ff. 46 Iustinianus, Codex 9,18,8. 47 Die »Lex Nullus« des römischen Kaisers Konstantin vom 1. Februar 319. – Iustinianus, Codex 9,18,3. 48 Die »Lex Multi« des römischen Kaisers Constantius II. vom 4. Dezember 357. – Iustinianus, Codex, 9,18,6. Auch diese Zitate sind sehr ungenau. Vgl. Fögen (1997), 46ff.
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[I,18] Es folgt die Weise
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49 Decretalium liber sextus 5,2,5. 50 Eculeo. Foltergerät; hier wohl eher Strafgerät. 51 Iustinianus, Codex 9,18,7. 52 Kramer geht hier sehr frei mit seiner Quelle um. Im angeführten Iustinianus, Codex 9,18,7 steht lediglich, daß der haruspex, der das Haus anderer betritt, verbrannt wird und derjenige, der ihn gerufen hat, auf eine Insel verbannt wird und seine Güter konfisziert werden. 53 Azo, Summa codicis zu Iustinianus, Codex 9,16; Iustinianus, Codex 9,18,3–7. 54 Codex Iustiniani 9,18,4. 55 Vgl. 89va-91vb. 56 Isidor, Etymologiae 8,9. 57 Thomas von Aquin, Summa theologiae 2 2,92,2. 58 Frage I,16 (fol. 39rb). Dies ist allerdings nicht die letzte Frage, denn der erste Teil des Werkes enthält 18 Fragen. 59 Wahrsager. 60 Kanon Episcopi. 61 Per pactum: nach Schnyder (1993), S. 107 ist
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aber per tactum zu lesen. 62 Schwellenzauber spielte im Innsbrucker Hexenprozeß eine wichtige Rolle im Prozeß gegen Barbara Selachin. Ammann (1890) 53f. 63 Lies pythones: Wahrsager. 64 Vgl. den Fall der bekehrten Breisacherin, fol. 48vb. 65 Kanon Episcopi. 66 Kanon Episcopi. 67 Gemeint sein dürften drei Punkte aus dem zuletzt zitierten Satz des Kanon Episcopi, nämlich die Verschlechterung, die Verbesserung und die Verwandlung in eine andere Gestalt. 68 Gratianus, Decretum 2,26,5,14. 69 Augustinus, De civitate Dei 10,8. 70 Exodus 7,11 mit der Glossa ordinaria (PL 113,203). 71 Walafrid Strabo (808–849), Abt von Reichenau, Poet und Exeget. Ihm wurden lange Zeit die Glossa ordinaria zugeschrieben, die aber im 12. Jahrhundert von Anselm von Laon verfaßt wurden. Von Anselm stammen 8 Glossen zu Genesis und Exodus, die in die
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4.090
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Glossa ordinaria aufgenommen wurden. 72 Adaptatio, eigentlich: Anpassung. 73 Albertus Magnus, De animalibus (3); Schnyder 1993: Fundstelle unbekannt. 74 Summa theologiae 1,114,4. 75 Deut 32,39. 76 Gratianus, Decretum 2,26,5,14. 77 Augustinus, De civitate dei 18,17f. 78 In Homers Odyssee Tochter des Helios auf der Insel Aia, eine Zauberin, die alle Fremden in Tiere verwandelt. Odysseus überwand sie durch den Gegenzauber eines Krautes. 79 Held der Stadt Argos. Gemeinsam mit Odysseus entschied er den Trojanischen Krieg. In der Antike wurde ihm kultische Verehrung zuteil. 80 Bernardus de Botone, Kommentar zu den Dekretalen Gregors IX 5,7,9, Presenti; 9, 5,7,15. Zur Dekretale »ad abolendam« des Papstes Lucius III. aus dem Jahr 1184: Diehl (1989) 1–11. 81 Bernardus de Botone, Kommentar zu den Dekretalen Gregors IX, 5,40,26. Vgl. auch 5,7,9,13.
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4.091
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82 Dekretales Gregorii IX. 5,7,9, Presenti. 83 Gratianus, Decretum 1,50,25. 84 Decretales Gregorii IX 2,23,14, Quodcirca mandamus. 85 Decretalium liber sextus 5,2,7; 5,28. 86 Guido de Baysio, Kommentar zum Decretalium über sextus 5,2,8; Kommentar zu den Decretales Gregorii IX 2,23,14. 87 Johannes Andreae, Kommentar zum Decretalium liber sextus 5,2,8; Kommentar zu den Decretales Gregorii IX. 2,23,14. 88 Gratianus, Decretum 1,34,1. 89 Nikolaus V. (1455). 90 Gratianus, Decretum 1,43,5; 1,36,1; 1,36,2,Ecce; 1,36,3. 91 Raymundus de Penaforte, Summa, Fundstelle unbekannt. 92 Henricus de Segusio, Summa aurea, Fundstelle unbekannt. 93 Thomas von Aquin, 4,24,1,3b, Responsio.
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Sentenzenkommentar
4.092
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94 Vgl. Schnyder (1993), S. 106, Anm. 33. 95 PsG 35,4. 96 1 Tim 1,13. 97 Ambrosius, Kommentar zu den Paulusbriefen (zu Rom 2,4). 98 Philipp der Kanzler, Flores regularium moralium (Fundstelle unbekannt); vgl. Schnyder (1993), S. 106, Anm. 37. 99 Petrus von Tarantaise (Innozenz V.), Sentenzenkommentar 4,34; Danet (1990): Sentenzenkommentar 2,7. 100 Thomas von Aquin, Sentenzenkommentar 2,7,3,1 ad 4. 101 Thomas 2,7,3,1,ad 5.
von
Aquin,
Sentenzenkommentar
102 Et quia non dicimus, quod maleficia inferat partem absque amminculo alterius agentis (...). Der lateinische Text ist hier korrupt, da ein Wechsel vom Plural auf den Singular stattfindet. Maleficia könnte möglicherweise ein Druckfehler für malefica sein. 103 Augustinus, De diversis quaestionibus 83, 79,1. 104 Iob 1, 12–19.
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4.093
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105 Iob 6, 14–16. 106 Albertus Magnus, De proprietatibus rerum (?). 107 Aristoteles, Nikomachische Ethik 3,1. 108 Gal 3,1. 109 Avicenna, De anima 4,4, 65. 110 al-Gazzali, Physik, 5,9. 111 Bahrprobe: ein des Mordes oder Totschlags Beschuldigter muß an die Bahre treten, den Leichnam berühren und seine Unschuld beschwören. Setzen Blutungen oder Veränderungen an der Leiche ein, weist dies auf den Beschuldigten als Täter hin. Als Beweismittel und Gottesurteil wirkte die Bahrprobe bis in die Neuzeit hinein. 112 Adamas kann Stahl, Magnet, aber auch Diamant heißen. Augustinus (vgl. folgende Anmerkung) spricht zunächst von dem Diamanten, adamas, der nicht durch Eisen zerstört werden kann, dann etwas weiter von dem magnes lapis, dem Magneten, der das Eisen anzieht. Wahrscheinlich handelt es sich um ein Zitat Kramers aus dem Gedächtnis. 113 Augustinus, De civitate Dei 21,4. 114 Gregor der Große, Dialogi 2,30,3.
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4.094
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115 Act 9,36–42; 5,1–11. 116 Augustinus, De civitate Dei 20,4; De trinitate 3,8. 117 Isidor von Sevilla, Etymologiae 8,9,9f.: Malefici dicuntur ob facinorum magnitudinem, scilicet mala pre cunctis malefactoribus efficientia. 118 Doppelbedeutung von Übeltäter und Zauberer vgl. S. 202. 119 Gratianus, Decretum 2,26, 5,14. 120 Augustinus, De civitate Dei. Fundstelle unbekannt. 121 Lucan, De bello civili 6,457. 122 Tatsächlich werden nur zwei Plagen von den Zauberern des Pharao bewerkstelligt: Wasser wird zu Blut, und Frösche kommen über das Land. Bei den Stechmücken und den folgenden Plagen versagen sie. 123 Ex 7,1–11,10. 124 2 Sam 24,11–25. 125 4 Reg 19,35; Is 37,36. 126 Ex 32,35; Num 16,20–30.
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127 Vinzenz von Beauvais, Speculum historiale 1,101. 128 Griechische Form des persischen Namens Zarathustra: persischer Prophet zwischen 1000 und 600 v.Chr. Er begründete den altiranischen Lichtkult (Parsismus), der durch einen tiefen Dualismus zwischen dem bösen Geist Angra Manju und dem guten Gott Ahura Masda geprägt ist. 129 Augustinus, De civitate Dei 21,14. 130 Thomas von Aquin, Summa theologiae 2 2,94,4,2. 131 Planetendeuter. 132 Gregor der Große, Moralia 34,1. 133 Is 11,9. 134 Vgl. den Beginn der Apologia, fol. 1r. 135 Ex 7,1–11,10. 136 Unauffindbar. Schnyder (1993), S. 109, Anm. 59 gibt Augustinus, De trinitate 3,8. 137 Glosse zu Ps. 78,49 (PL 113,972). 138 Expressum pactum initum cum demonibus. 139 Loguor de mulierculis combustis.
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4.096
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140 Glosse zu Gal. 3,1 (PL 114, 574f.). 141 Eine sehr eingeschränkte Wahrnehmung der antiken Diskussion. Vgl. Hauschild (1982), S. 8–26, und oben fol. 7va-b. 142 Thomas von Aquin, Summa theologiae 1,117,3 ad. 2. 143 Aristoteles, De somno et vigilia 2 (459B28); Albertus Magnus, De somno et vigilia 3,1,6. 144 Lehrentscheid der Pariser Universität zum Fall der Kamels. Unauffindbar. – Schnyder (1993) 112. 145 Zur Abfolge einer vegetativen, sensitiven und rationalen Seele vgl. Jerouschek (1988), 15. 146 Glosse zu PsG 74. 147 Animal enim visum prodest ytericis, prior videns lupis vocem aufert vel sic. Druckfehler im Text. Es muß lupus heißen. Es handelt sich um einen römischen Aberglauben. 148 Seit der Antike bezeichnet der Basilisk (vgl.Plinius, Solinis, Isidor von Sevilla, Kirchenväter) ein Fabeltier, das der Überlieferung nach als »König der Schlangen« den Menschen mit seinem Gift und seinem Blick den Tod bringen kann.
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4.097
[I,18] Es folgt die Weise
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149 Vinzenz von Beauvais, Speculum naturale 4,13. 150 Bahrprobe wie oben fol. 7vb, Anm. 111. 151 Vgl. fol. 8vb. 152 Von lat. niger (schwarz, dunkel) abgeleitetes Wort für schwarze Mantik, d.h. Zukunftsschau mit Hilfe der Beschwörung von Dämonen. Auf einer Verballhornung der Begriffe nigrus und nekros beruht die mittelalterliche Wortneuschöpfung Nekromantie (von griech. nekros, tot, Toter), d.h. der Wahrsagung durch Totenbefragung bzw. Totenbeschwörung. – Harmening (1979) 209. Der Begriff Nigromantie umschließt seit dem 11. Jahrhundert diverse schwarzmagische Künste. 153 Deutung der Zukunft mittels Sandkunst, Los-, Punktier- und Würfelbüchern. 154 Wahrsagekunst, die nach Bildern im Wasser sucht. – Harmening (1979) 313. 155 Thomas von Aquin, Summa theologiae 2 2, 95,3 Responsio. 156 Gemeint sein dürften Amulette, die um den Hals getragen werden. 157 Thomas von Aquin, Summa theologiae 2 2, 96,2.
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4.098
[I,18] Es folgt die Weise
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158 Thomas von Aquin, Summa theologiae 2 2, 96,2, ad 2. 159 Thomas von Aquin, ebd. 160 Thomas von Aquin, Summa theologiae 2 2, 96,2. 161 Nach Io 1,12. 162 Die Bulle Summis desiderantes affectibus Innozenz' VIII. Vgl. fol. Ir-v. 163 Die Glosse aus den 1560er Jahren hebt am Rand hervor: Ad effectum maleficialem concurrunt demon, malefica, permissio divina. 164 Gratianus, Decretum 2,33, 1,4. 165 Augustinus, De doctrina christiana 2,23. 166 Maleficorum heresis. 167 Malifaciendo. 168 Male de fide sentiendo. 169 Die Frage fehlt im Text und wurde aus dem Inhaltsverzeichnis übernommen. 170 Gen 1,28. 171 Gen 2,24. 172 Gen 9,1.
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4.099
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173 Des neuen Bundes, also des Neuen Testaments. 174 Mt 19,4. 175 Aristoteles, Über die Seele 2,4. 176 Anonymus, Liber de causis 131 (?). 177 Falsche Zuschreibung. Gemeint ist Aristoteles, Physik, 7,1. 178 Aristoteles, Physik 7,2. 179 Augustinus, De trinitate 3,8. 180 Ex 7,11. Vgl. oben fol. 6ra die entsprechende Anmerkung. 181 Gen 6,2. 182 Thomas von Aquin, Sentenzenkommentar 2,7,2f. 183 Dionysios Areopagita, De divinis nominibus 4,23. 184 Isidor von Sevilla, Etymologiae 8,11,16. 185 Iob 41,24. 186 Glosse (= Moralia 34,20) PL 76,740. 187 Dionysius Areopagita, De divinis nominibus 4,23.
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4.100
[I,18] Es folgt die Weise
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188 Gratianus, Decretum 2,16,2,1. 189 Iob 40,11. 190 Gregor der Große, Moralia 32,14 (zu Iob 40,11). 191 Augustinus, De civitate dei 15,23. 192 Augustinus, De civitate dei 3,3. 193 Druckfehler in der Inkunabel, richtig ist: Augustinus, De civitate Dei 15,23. 194 Gen 6,2–4. 195 Nach Schnyder (1993) 116 ist das »credibile« ein Druckfehler. 196 Is 13,21. 197 Pilosi: behaarte Menschen und Tiere, auch Kobolde und Waldschrate. Lutherbibel: Feldgeister; Zwinglibibel: Feldteufel. 198 Schar ausgelassener, lüsterner Gesellen, die zum Gefolge des griechischen Gottes Dionysos gehören und die ungebändigte animalische Fruchtbarkeit personifizieren. Ihre Gestalt ist eine Mischung aus Mensch und Pferd. 199 Is 34,13f. 200 Interlinear-Glossen sind zwischen den Zeilen an-
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4.101
[I,18] Es folgt die Weise
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geordnete Glossen, im Gegensatz zu den Marginalglossen am Rand. 201 Isidor von Sevilla, Etymologiae 8,11,103. 202 Wörtlich: darauf liegen. 203 Wörtlich: Feigenfaun. Faun ist der römische Gott der wilden Natur. Schon früh wurde er mit dem griechischen Pan identifiziert. Er galt als Liebhaber der Nymphen, unersättlicher Erotomane und Urheber von Alpträumen wie auch als Wahrsager. 204 Horaz, Oden 3,18. Vgl. insgesamt Johannes Nider, Formicarius 5,9. 205 1 Cor 11,10. 206 Beda Venerabilis, Historia ecclesiastica gentis anglorum (Fundstelle unbekannt). 207 Wilhelm von Auvergne, De universo 2,3,7; 2,3,25. 208 Thomas von Aquin, Summa theologiae 1,51,3 ad 6. 209 Thomas 2,8,1,5.
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Aquin,
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210 Thomas von Aquin Quodlibet 9,4,5.
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4.102
[I,18] Es folgt die Weise
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211 Thomas von Aquin, Kommentar Isaias, zu 13,21 und 34,14. 212 Aristoteles, De somno et vigilia 3 (462b14). 213 Aristoteles, Nikomachische Ethik (Fundstelle unbekannt). 214 Lev. 18,24. 215 Glosse zu Lev 18,24 (PL 113,548). 216 Das Alte Testament verbindet den ersten Menschen, Adam, etymologisch mit hebr. adama (»Erde«). 217 Es ist unklar, auf welche Stelle der Text verweist. 218 Thomas von Aquin, Summa theologiae 1,51,3, ad 6. 219 Augustinus, De trinitate 3,8. 220 A principe demoniorum. 221 Idolum. 222 Text: superiorum. Nach Schnyder (1993) 117 möglicherweise ein Manuskriptfehler. Es muß inferiorum heißen. 223 Druck: superius. Es muß inferius heißen. Diese Korrektur fehlt bei Schnyder (1993) 117.
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4.103
[I,18] Es folgt die Weise
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224 Augustinus, De trinitate 3,8. 225 Druck: quare intelligentie asseruntur habere virtutes infinitas superius et non inferius. Nach Schnyder (1993) 117 wiederum ein Manuskript- oder Druckfehler, so daß superius und inferius zu vertauschen sind. 226 Ohne sich einzukörpern. 227 Thomas von Aquin, De malo 16,10, Responsio. 228 Vgl. fol. 11va. 229 Aristoteles, Physik, 3,5. 230 Aristoteles, Nikomachische Ethik (Fundstelle unbekannt). 231 Aristoteles, De somno et vigilia 3 (462b14). 232 Vgl. dazu die abweichende Frage im Inhaltsverzeichnis: Ob es rechtgläubig ist zu behaupten, daß der Akt der Inkubus- und Sukkubus-Dämonen nur den niederen [Arten der] Geister eigen ist? Vgl. S. 122. 233 Augustinus, De natura boni 3. 234 Iob 10,22. 235 Prov 13,10.
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4.104
[I,18] Es folgt die Weise
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236 Glosse zu 1 Cor 15,40f. 237 Iob 41, 6–9. 238 Gregor der Große, Homiliae in Evangelia, 2, 34,10. 239 Augustinus, De trinitate 3,4. 240 Dionysius Areopagita, De caelesti hierarchia 10,2. 241 Thomas 2,3,1,4.
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242 Rom 13,1. 243 Gemeint sind hier vor allem Homosexualität, Masturbation und Sexualität mit Tieren. 244 Eines der typischen Zitate Kramers. Am angegebenen Ort findet sich gar nichts, aber irgendwo in der Nähe etwas, was so ähnlich klingt, in diesem Fall Ez 16,27. Dort heißt es aber genau: »Ich gab dich [Jerusalem] der Gier deiner Feinde preis, der Tochter der Philister, die sich ob deines Wandels schämten.« Von Dämonen ist hier keine Rede, und der Zusammenhang ist ein völlig anderer, als von Kramer suggeriert wird. 245 Teufel. 246 Zwei.
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4.105
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
247 Bissen. 248 Tod. 249 Isidor von Sevilla, Etymologiae. 250 Herabsinkend. 251 Isidor, Etymologiae 8,11,16. 252 1 Petr 5,8. Zentrale Stelle in allen Dämonologien: »Seid nüchtern und wacht! Euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann.« 253 Is 27,1. 254 Mt 6,24. 255 Iob 10,22. 256 Fehler in der Zählung der Argumente: zweitens. Vgl. Schnyder (1993) 120. 257 Fehler in der Zählung der Argumente: zum dritten. 258 Fehler in der Zählung der Argumente: zum vierten. 259 Sap 6,7. 260 Augustinus, De diversis quaestionibus 83, 4.
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4.106
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
261 Augustinus, De libero arbitrio 1,1. 262 Gennadius, Liber de ecclesiasticis dogmatibus, 82. 263 Augustinus, De civitate dei 10,11. 264 1 Sam 16,14–23. 265 Isidor von Sevilla, Etymolbgiae 8,9,9. 266 Malefici, auch Zauberer. 267 Aristoteles, Eudemische Ethik 8,2 (1248a27). 268 Augustinus, De diversis quaestionibus 83,12. 269 Dionysius Areopagita, De caelesti hierarchia 4,3. 270 Planetenkundler. 271 Die richtige, aus dem Griechischen abgeleitete Bezeichnung für die Horoskopsteller lautet mittellateinisch genetalicii. 272 Zentraler Begriff der mittelalterlichen Temperamentenlehre, wonach die Konstitution eines Menschen durch die Kombination von Komplexionen, d.h. Qualitäten und Körpersäften (Feuchtigkeit, Trockenheit, Wärme und Kälte) bestimmt wird, die entscheiden, ob jemand Sanguiniker, Melancholiker, Choleriker oder Phlegmatiker ist. Das Überwiegen einer die-
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4.107
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
ser Qualitäten verursacht nach Galen Krankheiten. 273 Gilbert Porretanus, Liber de sex principiis 4, 16,20,4f. 274 Augustinus, De civitate dei 5,5. 275 Pseudo-Aristoteles [Bartholomäus Anglicus], Liber de elementis (Fundstelle unbekannt). 276 Ptolomäus, Almagest 1,3 (Sekundärzitat nach Thomas von Aquin, Summa contra gentiles 3,85). 277 Johannes Damaskenos, Expositio fidei orthodoxae 2,7. 278 Horoskopsteller, im Druck genitaliacorum. 279 Isidor, Etymologiae 8,9,23f.; 8,11,94. 280 Horoskopsteller. 281 Zufälligkeiten. 282 Thomas von Aquin, Summa contra gentiles 3,85–89. 283 Prov 21,1. 284 Phil 2,13. 285 Dionysius Areopagita, De divinis nominibus 4,4. 286 Wilhelm von Auvergne, De universo (Fundstelle
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4.108
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
unbekannt). 287 Gregor der Große, Homiliae in Evangelia 1,10,4. 288 Planetendeuter. 289 Boethius, De consolatione philosophiae 4,6. 290 Augustinus, De civitate dei 5,1. 291 Boethius, De consolatione philosophiae 4,6. 292 Philosophischer Begriff des Thomas von Aquin (Summa theologiae I,79,X). Gemeint sind Substanzen, die getrennt von der Materie sind. Im 13. Jahrhundert werden die körperlosen Intelligenzen, wie sie von Aristoteles (De caelo, 279a 19ff, Metaphysik XII, 1073a,30) beschrieben werden, mit der christlichen Hierarchie der Engel identifiziert. 293 Thomas von Aquin, Summa contra gentiles 3,86f.; Avicenna, De anima 4,4,64f. 294 malefici. 295 Böses tun. 296 Dionysius Areopagita, De divinis nominibus 4,26. 297 Vgl. fol. 9rb. 298 Thomas von Aquin, De malo 2,12.
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4.109
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
299 Ps 71,18. 300 Augustinus, De diversis quaestionibus 83, 79. 301 Ps 71,18. Wiederholung. Vgl. oben Anm. 299. 302 Thomas von Aquin, Summa theologiae 1,110,4; 1,114,4. 303 Vgl. fol. 85vb-90ra. 304 Fantasmata. 305 Vgl. fol. 17ra-17vb. 306 Planetendeuter. 307 Horoskopsteller. 308 Vgl. fol. 10rb-10va. 309 Aristoteles, Enchiridion 11. 310 Hieronymus, Kommentar zu Mt. 1,4 (zu Mt. 4,24f.). 311 Johannes Chrysostomos, Homilien zu Matthäus 57,3. 312 Aristoteles, De partibus animalium 2,7. 313 Augustinus, De civitate dei 21,6. 314 1 Sam 16,14–23.
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4.110
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315 Aristoteles, Über die Seele 2,2. 316 Aristoteles, Politik 8,5. 317 Boethius, Institutio musica 1,1. 318 Robert Kilwardby, De ortu scientiarum 18 (?). 319 Augustinus, De doctrina christiana 2,20. 320 In der Literatur mit »Nestelknüpfen« übersetzt. 321 1 Sam 16,16. 322 Glosse zu 1 Sam 16,16 (PL 109,50). 323 Gemeint sein dürfte die zweite Hauptfrage. 324 Vgl. fol. 11ra. 325 Vgl. Frage II/1,4, fol. 53rb-56rb. 326 1 Cor 1,27. 327 Act 2,3. 328 Lc 16,21. 329 Ps 67,24. 330 Vgl. dazu die gelehrte Etymologie des Wortes Dominikaner, von domini canes (Hunde des Herrn). 331 Prov 10,13.
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4.111
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
332 Prov 10,20f. 333 Prov 16,1. 334 Eccl 28,16f. 335 Pseudo-Chrysostomos, Opus imperfectum in Matthaeum 38. 336 Hieronymus, Brief an Nepotianus 5. 337 Bernhard von Clairvaux, Sermones in Cantica 23,16. 338 Bernhard von Clairvaux, Fundstelle unbekannt. 339 Gregor der Große, Liber regulae pastoralis 1,2. 340 Augustinus, Brief 2,78,9. 341 Eccl 25,22f. 342 Pseudo-Chrysostomos, Opus imperfectum in Matthaeum 38 zu Mt 19,10. 343 Pseudo-Cicero, Rhetorica ad Herennium 4,16,23. 344 maleficium. 345 maleficia. 346 Seneca, Fehlverweis, richtig: Publilius Syrus, Sententiae A5; D8.
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4.112
[I,18] Es folgt die Weise
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347 Iudith 8–13. 348 Iud 4–5. 349 Esth 5–8. 350 1 Cor 7,13f. 351 Eccl 26,1. 352 Prov 31,10–31. 353 Vinzenz von Beauvais, Speculum historiale 25,9, vgl. Johannes Nider, Formicarius 5,8. 354 Druck: Gilla. Erste Königin von Ungarn (um 985–1060), Tochter des Herzogs Heinrich II. von Bayern und der Gisela von Burgund. 995/96 heiratete sie Stephan I. von Ungarn. 355 Chlothilde oder Chrodechilde, Gemahlin Chlodwigs I. (gest. 544), Tochter des Burgunderkönigs Chilperich. 492 wurde sie mit Chlodwig vermählt. Nach dem fränkischen Chronisten Gregor von Tour beeinflußte sie mit ihrem christlichen Glauben Chlodwigs Übertritt zum Christentum. 356 Chlodwig I., Begründer des merowingischen Großreiches der Franken (466–511). Mit seinem Volk trat er wahrscheinlich 498 zum Christentum über.
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4.113
[I,18] Es folgt die Weise
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357 Vinzenz von Beauvais, Speculum historiale 21,6, vgl. Johannes Nider, Formicarius 5,8. 358 Eccl 7,27. 359 Eccl 19,4. 360 Eccl 25,23; 25,26. 361 Hieronymus, Fundstelle unbekannt (Sekundärzitat aus Antoninus Pierozzi, Summa theologica 3,1,25). 362 Defectuose. 363 Terenz, Hekyra 3,1. 364 Lactantius, Institutiones divinae 3,25. 365 Druck: Temestes, richtig aber Themis, Tochter des Uranos und der Gaia, zweite Gemahlin des Zeus, Mutter der Horen und Moiren, der Dike und Eirene. Sie personifiziert Ordnung und göttliches Recht. 366 Prov 11,22. 367 Defectus. 368 Animal imperfectum. 369 Im Druck: Catho; Disticha Catonis 3,20. 370 Iud 14,10–15,20.
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[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
371 Gen 3,3. 372 Fe hier als Abkürzung von fides (Glauben) interpretiert. 373 Lc 1,38; Mt. 26,56. 374 Mala ergo mulier ex natura, cum citius in fide dubitat etiam citius fidem abnegat, quod est fundamentum in maleficis. 375 Eccl 25,23. 376 Seneca, Medea 579–582. 377 Gen 39,7–20. 378 Gen 16,1–16; 21,9–21. 379 Gen 30. 380 1 Sm. 1,2,28. 381 Druck: Maria; hebräisch Mirjam. 382 Num 12,1–15. 383 Lc 10,38–42. 384 Eccl 37,12. 385 Walter Map, Brief 36 (Valerius an Rufinus) 14. 386 Antoninus Pierozzi, Sumrna theologica 3,1,25.
Hexen
4.115
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
387 Im Druck: interius. Einen Sinn ergibt aber nur interitus. 388 Metapher: affinium grave supercilium. 389 Hieronymus, Adversus Iovinianum 1,48. 390 Antoninus Pierozzi, Summa theologica 3,1,25. 391 Theophrastus, Fundstelle unbekannt. 392 Hieronymus, Adversus Iovinianum 1,47. 393 Cicero, Paradoxa stoicorum 5,36. 394 Seneca, Medea 895f. 395 Hieronymus, Kommentar zu Daniel (zu 11,6). 396 Druck: Beronice. 397 Johannes Chrysostomos, Fundstelle unbekannt (Sekundärzitat aus Antoninus Pierozzi, Summa theologica 3,1,25). 398 Superbia = Todsünde. 399 4 Reg 11,1–20; 3 Reg 18,4; 21,5–16; 3 Reg 9,30–37. 400 Disticha Catonis, Fundstelle unbekannt. 401 Walter Map, Brief 36 (Valerius an Rufinus) 2.
Hexen
4.116
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
402 Vgl. unten die Rosenmetaphorik. 403 Fundstelle unbekannt (aus Homer, Odyssee). 404 Walter Map, Brief 36 (Valerius an Rufinus) 2. 405 Prov 5,3. 406 Hl. Pelagia von Jerusalem. Ihre Vita wurde im 5. Jh. in Syrien oder Palästina von einem pseud. Diakon Jakobos geschrieben. Die Vita entwirft das Bild der Büßerin Pelagia als Beispiel christlicher Umkehr von einer Prostituierten zu einer Asketin. Pelagia wurde vom Bischof Nonnos von Antiochien bekehrt und getauft. Sie starb in Jerusalem, wo sie seit der Mitte des 6. Jhs. verehrt wurde. Die Vita wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. 407 Apo. 6,8. 408 Bernhard von Clairvaux, Carmen paraeneticum ad Rainaldum (PL 184,1309); De modo bene vivendi 57 (PL 184, 1285). 409 Prov 30,15f. 410 Wilhelm von Auvergne, De universo 2,3,25. 411 Septemplici maleficio. 412 Die Bulle Summis desiderantes affectibus Papst Innozenz' VIII. Vgl. fol. Ir.
Hexen
4.117
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
413 Quo ad femellas. Deminutiv von femina. Wahrscheinlich sind gleichermaßen weibliche Tiere und Menschen gemeint. 414 Thomas von 4,34,1,3 ad 1.
Aquin,
Sentenzenkommentar
415 Philocaptionem. 416 Liebeszauber spielte bei den Innsbrucker Hexenprozessen 1485 eine große Rolle. Keiner der zahlreichen Fälle spiegelt sich in dem folgenden, sehr theoretischen Abschnitt wieder. Vgl. Ammann (1890); Byloff (1929) 8–10; Dienst (1987). 417 Prov 21,1. 418 Kanon Episcopi: Gratianus, Decretum 2,26,5,12. 419 Gennadius, Liber de ecclesiasticis dogmatibus 81f. 420 Augustinus, De spiritu et anima 27. 421 Johannes Damaskenos, Expositio fidei orthodoxae 2,4. 422 Dionysius Areopagita, De divinis nominibus 4,18. 423 Im folgenden fehlt die Numerierung der Argumente. Vgl. fol. 24ra-b.
Hexen
4.118
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
424 Origines, De principiis 3,2,2. 425 Druck: vel aliquid cognoscendum. Statt dessen dürfte ad aliquid cognoscendum zu lesen sein. Vgl. Schnyder (1993) 134. 426 Dionysius Areopagita, De caelesti hierarchia 4,2 (?). 427 Aristoteles, Über die Seele 3,4. 428 Foris manendo. 429 Informando. 430 Aristoteles, Metaphysik 7,7. 431 Ex 7–8. 432 Aristoteles, De somno et vigilia 2. 433 Vgl. übernächste Anmerkung. 434 Avicenna, De anima 1,5. 435 Thomas von Aquin, Summa theologiae 1,78,4, Responsio. 436 Arreptitii. 437 Arrepticius. 438 arripio, -pis,
Hexen
4.119
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
439 arreptum. 440 Muß statt absque cum heißen. 441 Aristoteles, De somno et vigilia 2. 442 spem. Schmidt liest speciem anstatt spem und übersetzt mit Gestalt, was wahrscheinlich mit Idee zu übersetzen ist. 443 Fallbeispiel nicht zu identifizieren. Ein Glossator fand dieses Exempel so bemerkenswert, daß er an den Rand schrieb: Una vetula quattuor abbates destruxit. 444 Vgl. fol. 24ra. 445 Gemeint ist aber Kapitel 3 im zweiten Teil des zweiten Buches [II/2,3] fol. 82va-83va. 446 Anspielung auf den Kanon Episcopi. Lat.: intempeste noctis silentio per multa terrarum spacia. 447 Philocaptio: Wortschöpfung aus griech. Philos (Liebe) und lat. captus (gefangen). 448 Dieser Aspekt wird erst in der folgenden Frage 8 behandelt. 449 Sentenzenkommentare zu 2,8. 450 Iob 2,6.
Hexen
4.120
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
451 Aristoteles, Über die Seele 3,3. 452 Iac 1,14f. 453 Gen 34,1–3 und Glosse (PL 113, 160f.). 454 2 Sm. 13,1–22. 455 Glosse (PL 113,572). 456 Vitas patrum. 457 2 Cor. 12,7. 458 Den Teufel. 459 Vgl. fol. 23va-25ra. 460 Pseudo-Chrysostomos, Opus imperfectum in Matthaeum 37 zu Mt. 21,2–7. 461 Die Hexen unter den Liebestollen. Ein Bruch in der Logik des Arguments, da vorher von den Opfern, jetzt aber von den Täterinnen die Rede ist. 462 Corporalis delectatio. 463 Johannes Damaskenos, Expositio fidei orthodoxae 1,13. 464 Scholastischer Begriff: eine individuelle Substanz, die Inhaber einer allgemeinen Natur ist, etwa eine Person, die das suppositum einer rationalen Natur ist.
Hexen
4.121
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
465 Akzidenz meint im aristotelischen Sinne die Eigenschaft, die einer Substanz zukommt. 466 Aristoteles, Über die Seele 3,3. 467 Augustinus, De divinatione daemonum 5. 468 Augustinus, Retractationes 2,30. 469 Luxuria. 470 Die Bulle Summis desiderantes affectibus Innozenz' VIII. Vgl. fol. Ir-v. 471 Rückbezug auf fol. 25rb. 472 Vgl. fol. 23va. 473 Sentenzenkommentare zu 4,34,3. 474 Impotenzzauber spielte im Innsbrucker Hexenprozeß von 1485 eine Rolle. Ammann (1890). 475 Gratian, Decretum 2,33,1,4. 476 Petrus de Palude, Sentenzenkommentar 4,34,2,3. Petrus war der führende kanonische Eheexperte. 477 Idolum. 478 Vgl. zu dieser Ergänzung den inhaltlichen Einwand von Schnyder (1993) 137.
Hexen
4.122
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
479 Tob 6,17. 480 Ein Fehlverweis, der auf eine Veränderung der Konzeption des Buches hinweisen könnte. Aus dem ursprünglichen Teil III wurde offenbar Teil II/II, wo diese Frage unter II/II, Kapitel 3 behandelt wird. Vgl. fol. 82va-83va. 481 Bonaventura, Sentenzenkommentar 4,34,2,2, ad 4. 482 sortilegus. 483 Tob 6–8. 484 Henricus de Segusio, Summa aurea 4,15,13. 485 Decretales Gregorii IX. 5,12,5. Geht zurück auf Regino von Prüm, der ihn aus dem römischen Vulgarrecht rezipiert hat, vgl. Jerouschek (1988) 74f. 486 Vgl. I,1, fol. 4vb. 487 Decretales Gregorii IX. 4,15. 488 Thomas 4,34,1,3.
von
Aquin,
Sentenzenkommentar
489 Vgl. I,1, fol. 6rb-6vb. 490 Die Anhänger und Schüler der aristotelischen Lehre im Mittelalter.
Hexen
4.123
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
491 Augustinus, De civitate Dei 10,11. 492 Thomas von Aquin, De malo 16,1, Responsio. 493 Eingeweideschauer. 494 Augustinus, De civitate Dei 8 und 9. 495 Gratianus, Decretum 2,33,1,1. 496 Schmidt: Oder die Impotenz folgt der Vollziehung der Ehe. 497 Decretales Gregorii IX. 4,15. 498 Henricus de Segusio, Summa aurea 4,15,3. 499 Gottfredus de Trano, Summa titulorum decretalium 4,15. 500 Thomas von Aquin, Sentenzenkommentar 4,34,1,3, Eesponsio; Petrus de Palude, Sentenzenkommentar 4,34,2,1f.; Bonaventura, Sentenzenkommentar 4,34,2,2, Conclusio. 501 Vgl. fol. 23va. 502 Beweisführung, die vom Stärkeren »erst recht« auf das Schwächere schließt. 503 Iob 1,12–19. 504 Tob 6,14–16.
Hexen
4.124
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
505 Glosse zu Ps 78,49. 506 Gen 19,26. 507 Die Leute vor der Tür von Lots Haus. Vgl. Gen 19,11. 508 Glosse zu Gen 19,24. 509 Ex 7,11f.; 8,7. 510 Vgl. statt dessen Augustinus, Viginti unius sententiarum 4. 511 Augustinus, De civitate Dei 18,18. 512 Augustinus, De trinitate 3,8. 513 Publica fama. 514 Thomas 2,8,1,5.
von
Aquin,
Sentenzenkomm6ntar
515 Thomas von Aquin, Summa theologiae 2,2,95. 516 Thomas von Aquin, De malo 16,9. 517 Augustinus, De diversis quaestionibus 83, 12. 518 Statt dessen Frage I,7. 519 Spiritus vitales, die aus einer Verdünnung des Blutes entstehen, also nicht Geister im eigentlichen Sinne.
Hexen
4.125
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
520 Aristoteles, De somno et vigilia 2. 521 conservantur. Schmidt übersetzt: mitfließen. 522 Der Beginn dieser Zählung fehlt. Vgl. den Anfang der Antwort fol. 28vb. 523 Prestigium. 524 Isidor, Etymologiae 8,9,32f. 525 Prestringo, auch: ich mache stumpf. 526 Prestringit. 527 Alexander von Hales, Summa theologica 2–1, 2,3,2,3,3,3, Solutio. 528 Thomas von Aquin, Summa theologiae 1,114,4. 529 Gregor der Große, Dialogi 1,4,7. 530 Vitas patrum 1, Vita Antonii abbatis, 11. 531 Vgl. fol. 28rb. 532 Gottfriedus de Trano, Summa titulorum decretalium 4,15. 533 Thomas von 4,34,1,3 ad 3.
Aquin,
Sentenzenkommentar
534 Decretales Gregorii IX, 4,15.
Hexen
4.126
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
535 Decretales Gregorii IX 5,38,13. 536 Erneuter Fehlverweis. Gemeint ist wieder Teil II/II, konkret Frage II/II,4, fol. 82va-83va. 537 Verwiesen wird aber auf Frage II/I,7, fol. 59vb. 538 1 Cor 9,9. 539 Schmidt (1906) I,145 mit der falschen Übersetzung: »Ob sich die Hexen mit den Menschen zu schaffen machen, indem sie sich durch Gaukelkunst in Tiergestalten verwandeln.« 540 Kanon Episcopi. Gratianus, Decretum 2,26,5,12. 541 Thomas von 2,8,1,5,4 und ad 4.
Aquin,
Sentenzenkommentar
542 Zählfehler. Es handelt sich um das zweite Argument. 543 Augustinus, De spiritu et anima 28. 544 Augustinus, De civitate Dei 18,18. 545 Augustinus, De diversis quaestionibus 83, 12. 546 Auch dieser Verweis ist falsch. Es handelt sich um II/I,8., fol. 59vb-61ra. 547 Antoninus Pierozzi, Summa theologica 1,5,6,5.
Hexen
4.127
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
548 Kanon Episcopi. 549 Gratianus, Decretum Episcopi 2,26,5,12. 550 Das wörtliche Zitat endet hier. Der nächste Satz ist eine Kürzung der folgenden Passage des Kanons durch Kramer. 551 Antoninus Pierozzi, Summa theologica 1,2,6,5. 552 Gratianus, Decretum 2,26,5,14. 553 Augustinus, De civitate Dei 18,17f. (nach Homer, Odyssee). 554 Vitas patrum 8,19f., Vita Macarii (PL 73, 1110). 555 Thomas von Aquin, Summa theologiae 1,111,3f. 556 Die apokryphe Überlieferung zu Simon Magus diente in der dämonologischen Literatur als wichtiger Beleg für die Möglichkeit des Hexenfluges. Große Berühmtheit erlangte der Zweikampf zwischen Simon, der sich mit Hilfe des Teufels in die Lüfte erhob, und dem Apostel Petrus, der ihn durch Gebete zu Fall brachte. Zu diesem »christlichen Flugverbot« vgl. Bauer/Behringer (1997). 557 Augustinus, Fundstelle unbekannt (Sekundärzitat aus Gratianus, Decretum 2,26,5,14). 558 Antoninus Pierozzi, Summa theologica 1,2,6,5.
Hexen
4.128
[I,18] Es folgt die Weise
559 Thomas von 2,8,1,5,4 und ad 4.
Aquin,
Hexenhammer, 343
Sentenzenkommentar
560 Der Kanon Episcopi. 561 Fieri. 562 Creari. 563 Naturali productione. 564 Thomas von Aquin, Summa theologiae 1,114,4 ad 2. 565 Albertus Magnus, De animalibus, Fundstelle unbekannt (Sentenzenkommentar 2,7,8 (?)). 566 Glosse zu Ex. 7,11 (PL 113, 203). 567 Subiectum, das Zugrundeliegende der Gestalt. 568 Thomas von 2,8,1,5,4 und ad 4.
Aquin,
Sentenzenkommentar
569 immutat. 570 transmutando. 571 alterando. 572 Werwölfe. 573 Johannes Nider, Praeceptorium 1,11,9.
Hexen
4.129
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
574 Albertus Magnus, De animalibus 22,2,67, wohl Sekundärzitat nach Johannes Nider, Praeceptorium 1,11,9. 575 Lev 26, 21–22. 576 Deut 32,24. 577 4 Reg 2,23–24. 578 3 Reg 13,23–26. 579 Litaniae minores. 580 Johannes Nider, Praeceptorium 1,11,12 über eine angebliche Begebenheit aus der Zeit des Bischofs Avitus von Vienne (ca. 460–518). 581 Wilhelm von Auvergne, De universo 2,3,13, wohl Sekundärzitat nach Johannes Nider, Praeceptorum 1,11,9. 582 Raptus, auch Krampf. 583 Vinzenz von Beauvais, Speculum historiale 5,40, wohl Sekundärzitat nach Johannes Nider, Praeceptorium 1,11,9. 584 Vigile. Druck- oder Manuskriptfehler anstatt vigili. 585 Obstetrices malefice.
Hexen
4.130
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
586 Es ist unklar, warum die vier Tatbestände als drei Beweise für die Hauptthese (quinto, sexto et septimo) gezählt werden. Vgl. Schnyder (1993) 144. Wahrscheinlich ist auch hier wieder eine spätere Erweiterung des Textes, der die Zählung durcheinander bringt. 587 Der Dominikaner Laurentius von St. Agatha (amt. ca. 1481–1498). Hansen (1901) 502; Petersohn (1988) 141. Vgl. Einleitung S. 74. 588 Schmidt (1906) 1, 138 hat hier eine »Grafschaft Barby«. Gemeint ist aber eine Verfolgung in der Grafschaft Bormio (dt.: Worms) im obersten Teil des Valtellina (Veltlin, heute in Italien, Provinz Sondrio) im Jahr 1485, auf die Kramer noch öfter zu sprechen kommt: fol. 48vb, 54vb, 108rb. Außer eigenen Erfahrungen in Oberdeutschland und Tirol und den Schweizer Beispielen aus Johannes Nider ist diese italienische Verfolgung Kramers wichtigstes Exempel. Offenbar war sie mit 41 Verbrennungen in einem Jahr die größte zeitgenössische Verfolgung, die Kramer kannte. Seine Quelle war anscheinend der Inquisitor selbst: »qui hec nobis retulit«. – Dagegen hatte er offenbar keinen Kontakt zu dem Lausanner Inquisitor Thomas Gogat, der ebenfalls Anfang der 1480 Jahre Hexenprozesse durchführte bzw. durchführen ließ. Hansen (1901) 487–500.
Hexen
4.131
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
589 Exempel Como 1 »nächtlicher Kannibalismus von Hexen«. Dies ist eine der wenigen Andeutungen, daß Kramer die Vorstellung vom Hexensabbat kannte und akzeptierte. Er stellt ihn jedoch auffälligerweise nicht in den Mittelpunkt, wie dies spätere Dämonologen tun. Auch verwendet er keinen eigenen Begriff dafür. 590 Auch dies deutet auf das Jahr 1486 als Datum der Abfassung des Hexenhammers hin. 591 Gemeint ist die Grafschaft Tirol. Sigmund, Herzog (seit 1477 Erzherzog) von Österreich, Graf von Tirol (1427–1496), Beiname »der Münzreiche«. König Maximilian bewog ihn 1490 zum Regierungsverzicht. Mit Sigmunds Tod 1496 erlosch die ältere Linie der Tiroler Habsburger. Sein Rat Ulrich Molitor aus Konstanz (um 1442–1507/8) verfaßte vermutlich in seinem Auftrag den 1489 fertiggestellten »Tractatus de laniis et phitonicis mulieribus« über das Hexenwesen als Reaktion auf die Inquisition Kramers in Innsbruck und das Erscheinen des Hexenhammers. – Vgl. Baum (1987); Mauz 1983. 592 Johannes Nider, Formicarius 5,3. 593 Ein Glossator notierte am Rand: Obstetrices malefice pessime.
Hexen
4.132
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
594 Zeugenaussagen im Innsbrucker Hexenprozeß (Verhör vom 9. September). Zu den am dringendsten Verdächtigten zählten die Hebammen allerdings nicht, denn keine von ihnen wurde verhaftet. Ammann (1890) 21f. Das Zitat ist in den Akten nicht belegbar. 595 Auch dieser Querverweis ist falsch. Richtig ist II/I,13, fol. 69ra-71rb. 596 Die Frage fehlt im Text des Erstdrucks und wurde aus dem Inhaltsverzeichnis (fol. 2rb) übernommen. 597 Vgl. fol. 4rb. 598 Eccl 15,14. 599 Ps 80,13. 600 Augustinus, Enchiridion 17. 601 Aristoteles, Metaphysik 12,9. 602 1 Cor 9,9. 603 Aristoteles, Nikomachische Ethik 6,5. 604 Ier 12,1. 605 Dionysios Areopagita, De divinis nominibus 4,19. 606 Augustinus, Enchiridion 10.
Hexen
4.133
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
607 Thomas von Aquin, Summa theologiae 1,19,9 ad 1. 608 Sap 14,3. 609 Iob 22,14. 610 Thomas von Aquin, Summa theologiae 1,22,2, Responsio. 611 Mose Ben Maimon, Führer der Unschlüssigen 3,17. 612 Hauptvertreter des antiken Atomismus und vorsokratischer Philosoph in der zweiten Hälfte des 5. Jhs. v.Chr. 613 Epikur: griechischer Philosoph v.Chr.). Druck: epicuri statt epicur(a)ei.
(341–270
614 Rom 13,1. 615 Augustinus, Enchiridion 11. 616 Thomas von Aquin, Sentenzenkommentar 2,23, 1,1. 617 Iob 4,18f. 618 Eccl 15,14. 619 Augustinus, De libero arbitrio 1,16.
Hexen
4.134
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
620 Thomas von Aquin, Sentenzenkommentar 2,23, 1,1 ad 5. 621 Die Argumente werden am Ende der 13. Frage widerlegt. 622 Bezüglich der Zulassung. 623 Dionysius Areopagita, De divinis nominibus 4,33. 624 Aristoteles, Nikomachische Ethik 1,1. 625 Is 14,14. 626 Apo 12,4. 627 Iob 41,25. 628 Superbia, eine Todsünde. Schmidt (1906), 173 übersetzt hier »Übermut«. 629 Aristoteles, Metaphysik 5,1. 630 Dieser Verweis ist wohl falsch, denn es wird Frage 14, fol. 36ra-38ra gemeint sein. Möglicherweise werden die Fragen 12 und 13 als erster Themenblock gefaßt, so daß die folgende 14. Frage als zweite questio aufgefaßt wird. Vgl. Schnyder (1993) 149. 631 Thomas von Aquin, Sentenzenkommentar 2,23, 1,2, Responsio.
Hexen
4.135
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
632 Eccl 31,10. 633 Augustinus, Soliloquia, Funstelle unbekannt. 634 Sap 8,1. 635 Mose Ben Maimon, Führer der Unschlüssigen 3,17. 636 Thomas von Aquin, Summa theologiae 1,22,2. 637 PsG 15,4. 638 Hieronymus, Fundstelle unbekannt. 639 Augustinus, De civitate Dei 14,15. 640 Augustinus, De natura boni 6. 641 Bulle Summis desiderantes affectibus Innozenz' VIII. Vgl. fol. Ir-v. 642 Druck: faciendo illud quod est utroque modo malum. Richtig wäre: uno modo. Vgl. Schnyder (1993) 152. 643 Vgl. dazu auch die Fragen 16 und 17. 644 Thomas von 2,21,2,2,Responsio.
Aquin,
Sentenzenkommentar
645 Druck: post peccatum Luciferi ist zeitlich und nicht qualitativ zu verstehen. Vgl. Schnyder (1993) 152.
Hexen
4.136
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
646 Isidor, Etymologiae 8,9,9. 647 Malefici. 648 Vgl. fol. 8rb. 649 Augustinus, De libero arbitrio 1,11 (?). 650 conversio kann Bekehrung und – zumal im Kontext des verwendeten aristotelischen Begriffspaares Form/Materie – Umwandlung heißen. 651 Apostasie ist der Abfall vom christlichen Glauben bzw. die Abwendung von Gott. Sie wird von Thomas von Aquin mit der Häresie dem Unglauben zugeordnet. Sie gilt als äußerste Form des Unglaubens und der Gottferne. Im Kirchenrecht wird zwischen der apostasia a fide (vom Glauben), apostasia a clericatu (vom geistlichen Stand) und apostasia a monachatu (vom Ordensstand) unterschieden. 652 2 Petr 2,21. 653 Satzbruch in der lateinischen Syntax. 654 Thomas von 2,2,12,1,Responsio.
Aquin,
Summa
theologiae
655 Raymund de Penafort, Summa 1,5,2. 656 Henricus de Segusio, Summa aurea 5,9,2.
Hexen
4.137
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
657 Gratianus, Decretum, 1,47,9; 2,16,1,36. 658 Raymund de Penafort, Summa 1,7,1f.; Iustinianus, Digesta 49,16,3. 659 In den Pandekten und den Digesten des Corpus Iustiniani nicht auffindbar. 660 Gratianus, Decretum 2,3,4,1. 661 Gratianus, Decretum 2,11,3,11. 662 Pactum expressum. 663 Römischer Kaiser (331/32–363). Er versuchte nach der Christianisierungspolitik Konstantins des Großen vergeblich, die alte römische Religion durch Gesetze zu restaurieren und mit dem Christentum koexistieren zu lassen. 664 Gratianus, Decretum 2,2,7,24. 665 3 Reg 11,1–13. 666 Satius. 667 Gratianus, Decretum 2,32,4,8. 668 Thomas von 2,7,3,2, Responsio. 669 Mt 6,24.
Hexen
Aquin,
Sentenzenkommentar
4.138
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
670 Albertus Magnus, Sentenzenkommentar 2,7,12, Solutio. 671 Apostatrices. 672 Weiterführung des Gedankens auf fol. 36va, wo die Größe des Hexereidelikts unter zwei Aspekten betrachtet wird. Vgl. Schnyder (1993) 152. 673 Augustinus, Fundstelle unbekannt (Sekundärzitat aus Prosper Aquitanus, Sententiae ex Augustinuo delibatae 106, PL 45, 1868). 674 Bei Gratianus, Decretum ist die Augustinus-Stelle nicht auffindbar. Vgl. Schnyder (1993) 153. 675 Rom 14,23. 676 Thomas von Aquin, Summa theologiae 2,2,10,4. 677 Augustinus, Fundstelle unbekannt (Sekundärzitat aus Prosper Aquitanus, Sententiae ex Augustino delibatae 106, PL 45, 1868). 678 Raymund von Penafort, Summa 1,5,2. 679 Decretales Gregorii IX. 5,39,49. 680 Gratianus, Decretum 2,24,1,32. 681 Gratianus, Decretum 1,8,1. 682 Gratianus, Decretum 2,23,7,1–13.
Hexen
4.139
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
683 Decretales Gregorii IX 5,7,13 und 15. Der unter Papst Innozenz III. auf dem 4. Laterankonzil von 1215 beschlossene Kanon »Excommunicamus« stellte die Grundlage der späteren Ketzerbekämpfung dar. 684 Decretalium liber sextus 5,11,11; 5,11,13. 685 Decretales Gregorii IX 5,7,13 und 15. 686 Decretales Gregorii IX 5,7,13 und 15. 687 Vgl. fol. 111ra-129vb. 688 Iustinianus, Codex 9,18,3; 9,18,5; 9,18,8. 689 Sortilegos. 690 Iustinianus, Codex 9,18,6. 691 Erste Frage = I,1 [?]. 692 Thomas von Aquin, Summa theologiae 2,2,108,4 ad 1. 693 2 Sam 12,7–23. 694 1 Sam 15,2f. 695 Gratianus, Decretum 2,1,4,11, Parvulos. 696 Tatsächlich folgen jetzt aber drei Falltypen. Vgl. Schnyder (1993) 155.
Hexen
4.140
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
697 Iob 34,30. 698 Augustinus, De civitate Dei 1,9. 699 Exemplum der durch Pest verödeten Stadt. 700 Scultetus cum prefecto civitatis: Schmidt (1906), 190 übersetzt: »Schulze und der Vorsteher der Gemeinde«. Hier handelt es sich aber um verfassungsgeschichtlich fixierte Begriffe der oberschwäbischen Reichsstädte. Der Stadtammann war der Vorsteher des Stadtgerichts, der Bürgermeister leitete den Stadtrat. 701 In Oberschwaben ereignete sich in den Jahren 1482–1484 eine Pestwelle, das sogenannte »grosse Sterbent«, die noch nicht erforscht ist. In der kleinen Reichsstadt Kaufbeuren (ca. 4000 Einwohner) starben z.B. über 800 Menschen, also ca. 20% der Bevölkerung, im kaum größeren Kempten sollen gar 1400 Personen der Seuche erlegen sein. Da es aber mehrere solche Beispiele gibt und wir nicht alle kennen, läßt sich das Exempel zwar zeitlich, aber nicht räumlich fixieren. 702 Sortilegam. 703 Magam. 704 Sam 24,1–25.
Hexen
4.141
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
705 Ios 7,1–26. 706 Gratianus, Decretum 2,23,5,49. 707 Deut 7,1–11. 708 Iud 19–21. 709 Deut 32,22. 710 Augustinus, Fehlverweis (richtig: Gregor der Große, Moralia 18,22). 711 Gratianus, Decretum 2,33,3,3,43. 712 Thomas von 4,15,1,4b, ad 1.
Aquin,
Sentenzenkommentar
713 Der Erbsünde. 714 Duns Scotus, Sentenzenkommentar 4,21, ad 4. 715 Tob 6,17. 716 Decretalium über sextus 5,12, Regula 23. 717 Erbsünde. 718 Ex 20,5. 719 Gratianus, Decretum 2,1,4,9; 2,24,3,1. 720 Vgl. fol. 38ra-38va. 721 Petrus Lombardus, Sentenzenkommentar 4,15,1.
Hexen
4.142
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
722 Io 9,1–41. 723 Io 11,1–46. 724 Iob 1,1–22. 725 Tob 2,1–14. 726 2 Cor 12,7. 727 Haimo von Auxerre, Kommentar zu den Paulusbriefen (Remigius von Auxerre zugeschrieben; zu 2 Kor. 12,7, PL 117,665). 728 Act 12,23. 729 2 Mach 9,5–29. 730 Num 12,1–15. 731 Num 14,29f. 732 Hieronymus zu Nahum 1,9 (Sekundärzitat nach Gratianus, Decretum 2,23,5,6). 733 2 Sam 15,13f. 734 Gratianus, Decretum 2,33,3,1,82. 735 Die Erbsünde. 736 Gratianus, Decretum 1,5,4. 737 Die ersten beiden Aspekte der geistlichen Bestra-
Hexen
4.143
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
fung werden nicht behandelt, anders als fol. 38vb angekündigt wird. 738 Deut 25,2. 739 Hebr 10,29. 740 Vgl. fol. 48rb-50vb. 741 Vgl. fol. 36rb und Schnyder (1993) 157. 742 Opera magorum et divinatorum. 743 Zu dem ganzen Komplex vgl. Harmening (1979). 744 Losorakel. 745 prestigium. 746 Weissagung durch Wahrsage-Geister (pitones, eigentlich pythones). 747 Wahrsagekunst aus der Beobachtung der Luft. 748 Wahrsagekunst aus den Bewegungen des Feuers. 749 Thomas von Aquin, Summa theologiae 2,2, 95,3, Responsio. 750 Gratianus, Deeretum, 2,26,4,1. 751 Gratianus, Decretum, 2,26,5,14. 752 Horoskopsteller, eigentlich genetaliaci.
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4.144
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
753 Eingeweideschauer. 754 Vogelschauer. 755 Handlesekunst. 756 Wahrsagung aus den Schulterblättern von Opfertieren. 757 Thomas von Aquin, Summa theologiae 2,2, 95,3, Responsio. 758 Gratianus, Decretum, 2,26,2. 759 Gratianus, Decretum 2,26,4. 760 Vgl. fol. 29rb. 761 In der Aufzählung an dritter Stelle der 1. Gattung genannt. 762 Isidor, Etymologiae 8,9,11. 763 Nekros. 764 Mors. 765 Divinatio. 766 Wahrsagerin. 767 1 Sam 28,3–25. 768 Augustinus, De diversis quaestionibus ad Simplicianum 2,3.
Hexen
4.145
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
769 Wahrsagerin. 770 Fantasma. 771 Illusio imaginaria. 772 Divinatio. 773 Thomas von Aquin, Summa theologiae 2,2, 95,4, ad 2. 774 Thomas von Aquin, Summa theologiae 2,2, 174,5. 775 Gratianus, Decretum 2,26,5,14. 776 In der Aufzählung an 2. Stelle der 1. Gattung genannt. 777 Thomas von Aquin, Summa theologiae, 2,2,95,6, Responsio. 778 Informante: wahrscheinlich Druckfehler anstatt informant. 779 Aristoteles, De somno et vigilia 3. 780 Aristoteles, De somno et vigilia 3. 781 Quia natura reprensentat in somnis anime aliquas dispositiones. Vgl. zur Auffassung von anime als Dativ Schnyder (1993) 157.
Hexen
4.146
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
782 Aristoteles, De somno et vigilia 3. 783 Hier erneut ein Hinweis auf den Hexensabbat, dessen zentrale Zeremonie für Kramer die Opferung der Kinder darstellt. Vgl. oben fol. 32va. 784 Wahrsager. 785 Python heißt nach Ovid und Lucan eine große Schlange bei Delphi, die Apollo tötete, weshalb er den Beinamen Pythius erhalten haben soll. 786 Isidor, Etymologiae 8,9,21. 787 Act 16,16–18. 788 Isidor, Etymologiae 8,9,9. 789 Horoskopsteller. 790 Vogelschauer. 791 Johannes Nider, Praeceptorium 2,4. 792 Hier ist dem Systematiker offenbar die Luft ausgegangen. Die (fol. 39va) aufgeführte dritte Gattung des Aberglaubens wird überhaupt nicht mehr kommentiert. 793 Das Inhaltsverzeichnis fol. 2rb fügt hinzu: bei den Zauberern und Hexen. 794 Is 14,12; Lk 10,18.
Hexen
4.147
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
795 Augustinus, De civitate Dei 21,23f. 796 Johannes Damaskenos, Expositio fidei orthodoxae 2,3 (?PG 94,867). 797 Johannes Damaskenos, Expositio fidei orthodoxae 2,3 (?PG 94,867). 798 Anselm von Canterbury, Orationes 62. 799 Gemeint sind die in Frage 14, fol. 36ra-b, vorgetragenen Argumente. 800 Thomas 2,21,2,2.
von
Aquin,
Sentenzenkommentar
801 Anselm von Canterbury; Orationes 62. 802 Thomas von Aquin, Sentenzenkommentar 2,20,2,3. (Vgl. Anselm von Canterbury, De conceptu virginali 10, PL 158,443f.). 803 Thomas von Aquin, Quodlibet 5,5,1. 804 Vgl. Frage 12 und 13, fol. 35va-36ra. 805 Tatsächlich aber nur eine Autorität: die Soliloquia des Augustinus. 806 Superbia. 807 2 Sam 24,1–25.
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4.148
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
808 Ps 73,23. 809 Vgl. die Widerlegung dieses Argumentes auf fol. 26vb-27ra. 810 Iob 41,24. 811 Vgl. fol. 23rb und 28rb. 812 Gregor der Große, Moralia 13,18. 813 Eine spätere Schrift Kramers gegen die Ketzerei der Waldenser und der Böhmischen Brüder sollte den Titel »Schild des Glaubens« tragen. Vgl. Einleitung, S. 68f. 814 Eph 6,16. 815 Thomas von Aquin, Summa theologiae 1,19,12, Responsio. 816 Ps 110,2. 817 Aristoteles, Physik 8,4. 818 Mt 6,10. 819 Augustinus, Enchiridion 95. 820 Gratianus, Decretum 2,26,7,13. 821 Gratianus, Decretum 2,26,2,6. 822 In der älteren Literatur als »Nestelknüpfen« be-
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4.149
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
zeichnet. Eine Form des Liebes- oder Impotenzzaubers. 823 Inquisitoren. Derartige Pluralia leisteten der Vorstellung Vorschub, der in der Apologia erwähnte Jacob Sprenger sei ebenfalls Autor des Hexenhammers. Vgl. Einleitung, S. 31–37. 824 Speyer, zunächst Bischofssitz, seit 1294 freie Reichsstadt. Bischof Ludwig von Helmstadt (reg. 1478–1504) residierte im nahen Udenheim/Philippsburg: Köbler (1995) 594f. Er unterstand dem Erzbischof von Mainz. Kramer bringt auffallend viele Exempel aus Speyer und Umgebung: fol. 42rb, 44va, 44vb, 57va, 58rb, 78va,105va, 126va. Seine Kontakte dorthin bleiben unklar, laufen aber wohl über das dortige Dominikanerkloster, das sogar im Text erwähnt wird (fol 58rb). Im November 1486 erhielt der seit 1471 in Speyer arbeitende Drucker Peter Drach das Manuskript des Hexenhammers, dessen Erstdruck er bis Mitte Dezember fertigstellte. Vermutlich hielt sich Kramer im Herbst 1486 – von Augsburg kommend – in Speyer auf und nahm dort letzte Korrekturen am Hexenhammer vor. Die Exempel aus Speyer und Umgebung wurden möglicherweise erst jetzt in den Text eingefügt. 825 Exempel Speyer 1 »Plötzlichkeit von Krankheiten als Indiz für Hexerei«.
Hexen
4.150
[I,18] Es folgt die Weise
Hexenhammer, 343
826 Über die Frage, ob die Krankheit durch Schadenzauber verursacht war. 827 Diese Praxis des Bleigießens wird in den Akten des Innsbrucker Hexenprozesses in den Zeugenaussagen gegen Barbara Selachin (17. Oktober 1485) erwähnt. Ein Töpfer wandte sie an, um mehr über die Krankheit der Zeugin Gertrud Rötlin zu erfahren. Ammann (1890) 53f. 828 Gemeint ist aber vor allem II/2, fol. 78ra-78vb. 829 Als Frage nicht aufgeführt. 830 Dan 10,13. 831 Petrus Lombardus, Sentenzenkommentar 2,11; Sentenzenkommentare zu 2,11. 832 Kramer spricht hier aus Erfahrung, da die Hauptangeklagte von Innsbruck, Helena Scheuberin, dies mit den Worten versucht hatte: »Daß dir das fallend Übel in deinen grauen Scheitel soll.« Zeugenaussage des Inquisitors selbst vom 4. Oktober 1486. Ammann (1890) 35f.
Hexen
4.151
Der Hexenhammer: Zweiter Teil
Der Hexenhammer Zweiter Teil
Hexen
Hexenhammer, 345
4.152
[II/0] Es beginnt der zweite Teil des Werkes
Hexenhammer, 347
[43rb] [II/0] Es beginnt der zweite Teil des Werkes Der zweite Teil [des Hexenhammers ist] der Hauptteil dieses Werkes, weil er von der Vorgehensweise der Zauberer und Hexen bei der Verübung von Schadenszauber handelt. Und er ist in achtzehn Kapitel eingeteilt mit nur zwei Problemen, von denen das erste über die Mittel zur Vorsorge gegen Schadenszauber, das zweite von den Heilmitteln, die den Schadenszauber beseitigen, [handelt]. Da nach dem Philosophen in 4 phisicorum1 das Beseitigende und das Vorbeugende zusammenfallen und Ursachen per accidens sind, deswegen hat man damit die ganze Grundlage dieser abscheulichen Ketzerei. Auf zwei [Aspekte]2 wird hauptsächlich einzugehen sein: erstens auf deren [der Hexen] Eintritt [in die Hexensekte]3 und das gotteslästerliche Gelübde; zweitens auf die Entwicklung [43va] der Vorgehensweise und die abscheuliche Verehrung [des Teufels]; drittens auf die wirksamen Hindernisse gegen deren Schadenszauber und die Vorbeugemittel. Und weil wir uns nun mit einem moralischen Thema beschäftigen, ist es nicht nötig, uns allenthalben über den verschiedenen Argumenten und Erklärungen aufzuhalten,
Hexen
4.153
[II/0] Es beginnt der zweite Teil des Werkes
Hexenhammer, 348
da das, was in den Kapiteln folgt, durch die vorhergehenden Fragen genügend erörtert wurde. Deshalb bitten wir den Leser bei Gott, daß er nicht in allen Punkten eine Beweisführung verlange, wo eine hinreichende Plausibilität durch Herleitung der Dinge, die als wahr feststehen, genügt, sei es durch eigenes Sehen oder Hören, sei es durch die Berichte glaubwürdiger Leute4. Bezüglich des ersten [Aspektes] werden zwei Dinge hauptsächlich angesprochen: erstens die verschiedenen Weisen des Dämons, die Schuldlosen anzulocken, zweitens die verschiedenen Weisen, sich freiwillig zur Ketzerei zu bekennen. Bezüglich des zweitens Punktes aber werden der Reihe nach sechs [Unterpunkte] angesprochen werden, bezüglich der Form des Ausführens und des Heilens [des Schadenszaubers]. So daß erstens [gehandelt wird] von dem, was von den Zauberern und Hexen an sich und an ihren Körper vorgenommen wird, zweitens von dem, was an anderen Menschen, drittens von dem, was an Tieren angerichtet wird und viertens von dem, womit sie die Feldfrüchte schädigen, fünftens vom Schadenszauber der Männer allein, d.h. Schadenszauber, der nur von Männern, nicht aber von Frauen ausgeführt wird, sechstens von der Frage über das Beseitigen des Schadenszaubers und auf welche Arten die Behexten geheilt werden. Es ist also die erste Frage in achtzehn
Hexen
4.154
[II/0] Es beginnt der zweite Teil des Werkes
Hexenhammer, 348
Kapitel eingeteilt, da sie [die Hexen] auf so viele verschiedene Arten in ihren Riten variieren und sich vermehren5.
Hexen
4.155
[II/1] Ob jemand durch die guten Engel so
Hexenhammer, 349
[II/1] Ob jemand durch die guten Engel so unterstützt werden kann, daß er von den Zauberern und Hexen auf keine der unten angeführten Arten behext werden kann? Dies scheint nicht zuzutreffen, weil im Vorangehenden erklärt worden ist, daß auch oft Unschuldige und Schuldlose und Gerechte von Dämonen heimgesucht werden, wie Iob6 und viele unschuldige Kinder, die man behext sieht mit vielen anderen Gerechten, wenn auch nicht genauso wie die Sünder, weil sie nicht zum Verderben ihrer Seelen heimgesucht werden, wenn auch an den Gütern des Vermögens und der Körper. Dem widerspricht das Geständnis der Hexen [43vb], daß sie nämlich nicht alle verletzen können, sondern bloß jene, die sie durch Hinweis der Dämonen als der göttlichen Hilfe verlustig erfahren. Antwort: Drei Gruppen von Menschen sind von Gott so gesegnet, daß sie jenes scheußliche Geschlecht mit seinem Schädenszauber nicht schädigen kann. Und die ersten sind diejenigen, die die öffentliche Gerichtsbarkeit über sie ausüben oder die kraft eines anderen öffentlichen Amts gegen sie vorgehen, zweitens diejenigen, die nach den gepflogenen und in Ehren gehaltenen Bräuchen der Kirche, wie durch das Besprengen mit Weihwasser, durch die erlaubte Ver-
Hexen
4.156
[II/1] Ob jemand durch die guten Engel so
Hexenhammer, 349
wendung des konsekrierten Salzes oder der Kerzen am Tage der Reinigung7 und geweihter Zweige am Palmsonntag, da damit die Kirche exorzisiert, sich schützen, um die Kräfte des Dämons zu schwächen. Über diese Formen wird noch gehandelt werden. Die dritten sind diejenigen, die durch die heiligen Engel auf verschiedene und unzählige Arten geschützt werden. Erstens wird ein Grund angegeben und durch verschiedene Taten und Geschehnisse bestätigt. Weil nämlich alle Gewalt von Gott ist und er das Schwert trägt, nach dem Apostel8, zur Bestrafung der Bösen und zur Genugtuung für die Guten, so ist es kein Wunder, daß dann die Dämonen durch die Engelsgewalt ferngehalten werden, wenn zur Ahndung jenes schrecklichen Verbrechens Gericht gehalten wird. Es bemerken hierzu die doctores, daß die Macht des Dämons auf fünf Arten ganz oder teilweise unterbunden wird: erstens durch die von Gott gesetzte Begrenzung seiner Macht, wie von Iob 1 und 29 angesprochen wird, und dem, von dem man bei Nider im Formicarius10 liest, der dem Richter gestanden hatte, daß er [der Angeklagte] ihn [den Dämon] angerufen hatte, damit er seinen Feind des Lebens beraubte oder am Leib schädigte oder durch Blitzschlag vernichtete. »Als ich«, sagte er, »den Dämon angerufen hatte, damit ich es mit seiner Hilfe vollbrächte, antwortete
Hexen
4.157
[II/1] Ob jemand durch die guten Engel so
Hexenhammer, 350
er mir, daß er nichts davon tun könne. Er hat«, sagte er mir, »einen guten Glauben und schützt sich sorgfältig mit dem Zeichen des Kreuzes. Des halb kann ich ihn nicht am Leib, sondern [nur], wenn es beliebt, am elften Teil seiner Früchte auf dem Feld schädigen.« Zweitens wird der Dämon durch ein äußeres Hemmnis gehindert, wie bei der Eselin Balaams, Nume. 2211. Drittens durch eine äußerliche Wundertat, die es ihm unmöglich macht. Dies ist ein einzigartiges Privileg. Diese [44ra] dritte Art von Menschen, die nicht behext werden können, wird noch behandelt werden12. Viertens durch Gottes Ratschluß, der es vereinzelt mittels der Hinderung durch einen guten Engel so fügt wie bei Asmodeus, der die Verlobten der Jungfrau Sarah tötete, aber nicht den Tobias13. Fünftens bisweilen durch [des Teufels] ureigene Vorbedacht, weil manchmal der Teufel nicht verletzen will, damit etwas Schlimmeres daraus folge. Wenn er etwa Exkommunizierte quälen könnte, wie er auch den exkommunizierten Korinther quälte, Corin. 514, so tut er es dennoch nicht, damit er den Glauben der Kirche an die Schlüsselgewalt schwäche. Deswegen können wir entsprechend sagen, daß, wenn sie [die Dämonen] auch nicht von der göttlichen Macht abgehalten würden, wenn das öffentliche Gericht gehalten wird, sie [die Dämonen] doch oft die Hand oder den Schirm aus freien Stücken von den Zauberern und
Hexen
4.158
[II/1] Ob jemand durch die guten Engel so
Hexenhammer, 351
Hexen zurückziehen, weil sie entweder deren Bekehrung fürchten oder weil sie deren Verdammnis wünschen und beschleunigen. Das wird auch mit Taten und Geschichten bewiesen. Denn auch der erwähnte Doktor [Johannes Nider]15 berichtet, daß Zauberer mündlich und aus Erfahrung zu Protokoll gegeben haben, daß, sobald sie durch Beamte der städtischen Gerichtsbarkeit gefangengenommen werden, sofort alle Macht der Zauberer entkräftet wird. Als daher ein Richter mit Namen Petrus16, der auch schon oben erwähnt worden ist, einen Zauberer mit Namen Stadlin17 durch seine Diener gefangennehmen lassen wollte, befiel ihre Hände ein so starkes Zittern, und in die Nasen drang ein so übler Gestank, daß sie beinahe [daran] verzweifelt wären, ob sie es wagen sollten, auf den Zauberer loszugehen. Da befahl ihnen der Richter: »Geht nur ruhig auf den Elenden los, weil er, von der öffentlichen Justiz ergriffen, alle Kräfte seiner Bosheit verlieren wird!« Und so bewies es auch der Ausgang der Sache, denn er wurde gefangen und verbrannt wegen vieler von ihm begangener Schadenszauber, die hier und dort eingefügt und auf die verschiedenen Themengebiete abgestimmt sind. Aber [es gibt] noch viele andere [Geschehnisse], die uns Inquisitoren18 in Ausführung des Amtes der Inquisition zustießen, die, wenn wir sie erzählen dürf-
Hexen
4.159
[II/1] Ob jemand durch die guten Engel so
Hexenhammer, 352
ten, gewiß das Gemüt des Lesers in Staunen versetzen würden. Aber weil Eigenlob stinkt19, bringt es mehr, das mit Stillschweigen zu übergehen, als den Vorwurf eitler Ruhmsucht auf uns zu laden, mit Ausnahme desjenigen, was von Gott ans Licht gebracht worden ist und nicht verheimlicht werden kann. Als nämlich in der Stadt Ravensburg20 [44rb] die einzuäschernden Hexen von den Ratsherren gefragt wurden, warum sie uns Inquisitoren21 nicht ebenso wie anderen Leuten Schadenszauber zugefügt hätten, antworteten sie, sie hätten es zwar öfter versucht, aber es dennoch nicht vermocht22. Und nach dem Grund befragt, antworteten sie, sie wüßten es nicht, nur seien sie so von den Dämonen unterrichtet worden. Denn wie oft sie uns zur Tages- und Nachtzeit befehdet haben, können wir nicht erzählen: wie sie uns bald als Affen, bald als Hunde oder Ziegen mit ihrem Geschrei und Hohn behelligten, wenn wir nachts zu – wenn auch wenig frommen – Gebeten aufstanden. Draußen am Fenster des Raums, das jedoch so weit oben war, daß man dort nur mit ganz langen Leitern hätte hinkommen können, führten sie mit kräftigstem Stoß, der wie direkt zum Kopf geführt war, Nadeln in ein Laken, mit dem der Kopf bedeckt wurde. Wir fanden sie auch beim Aufstehen, so als ob sie sie [die Nadeln] durch magische Kunst in unseren Kopf hätten stecken wollen. Aber Dank sei dem Höchsten, der uns
Hexen
4.160
[II/1] Ob jemand durch die guten Engel so
Hexenhammer, 352
in seiner Wohltat, ohne unsere Verdienste, als öffentliche, unwürdige Diener des Glaubens geschützt hat23. Bezüglich der zweiten [Gruppe] ist der Grund an sich klar. Denn damit wird von der Kirche exorzisiert und überhaupt sind sie die wirksamsten Hilfsmittel, um sich vor den Angriffen der Hexen zu schützen. Wenn man fragt, auf welche Weise man sich schützen müsse, so wäre erstens davon zu sprechen, was ohne Anführung heiliger Worte geschieht, und dann von den heiligen Formeln selbst. Denn bezüglich des ersten ist es erlaubt, alle anständigen24 Behausungen von Mensch und Vieh unter Anrufung der allerheiligsten Dreifaltigkeit und mit dem Gebet des Herrn zur Rettung von Mensch und Vieh mit Weihwasser zu besprengen. So nämlich heißt es im Exorzismus, daß, wohin es auch immer gesprengt worden sei, sie [die Behausung] von aller Unreinheit frei werde, befreit von der Schuld und daß dort nicht ein verderblicher Geist bleibe etc.25 Denn nach dem Propheten rettet der Herr Mensch und Vieh, ein jedes nach seinem Maß. Zweitens, wie das erste [Mittel, das Besprengen mit Weihwasser] notwendig [ist], so ist auch das zweite, nämlich eine geweihte Kerze anzuzünden, in Übereinstimmung damit ein Besprengen, da nämlich mit einer solche Kerze die Wohnräume [gleichsam »besprengt werden«]. Drittens ist es zumeist hilfreich,
Hexen
4.161
[II/1] Ob jemand durch die guten Engel so
Hexenhammer, 353
geweihte Kräuter [44va] zu verwenden oder fortzufahren, mit ihnen an einem geheimen Ort der Wohnung zu räuchern. So nämlich geschah es in demselben Jahr, in dem dieses Buch begonnen wurde26, in der Stadt Speyer27, daß eine fromme Frau mit einer als Hexe Verdächtigen nach Art miteinander streitender Frauenzimmer einen zänkischen Wortwechsel hatte. Doch in der Nacht, als sie ihren kleinen Säugling in die Wiege legen wollte und ihr durch den Kopf ging, was sie am Tag mit der als Hexe Verdächtigen ausgetragen hatte, fürchtete sie Gefahr für den Knaben. Sie legte zu dem Knaben geweihte Kräuter, besprengte ihn gehörig mit [Weih]wasser, gab ihm ein wenig exorzisiertes Salz in den Mund, schützte ihn mit dem Zeichen des Kreuzes und band ihn sorgfältig an der Wiege fest. Und siehe da, um Mitternacht hörte sie das Kind schreien. Und als sie wie gewohnt nach dem Knaben fassen und die Wiege, die in gleicher Höhe mit dem Bett stand, bewegen wollte, bewegte sie zwar die Wiege, konnte aber den Knaben nicht greifen, weil er fort war. Zitternd und laut klagend über den Verlust des Knaben zündete die Ärmste ein Licht an und fand das Kleine weinend unter dem Bett in einem Eck, jedoch unverletzt. Aus dieser Sachlage kann man abwägen, wieviel Macht den Exorzismen der Kirche gegen die Nachstellungen des Teufel innewohnt. Ferner wird die
Hexen
4.162
[II/1] Ob jemand durch die guten Engel so
Hexenhammer, 354
Mildtätigkeit und die Weisheit des allmächtigen Gottes deutlich, die sich von Anfang bis Ende mächtig zeigt28; sie trifft auch gnädig Vorkehrungen für den Schadenszauber jener ganz verworfenen Menschen und Dämonen, so daß, wo sie den Glauben zu schwächen und zu mindern suchen, sie denselben in den Herzen vieler [Menschen] kräftigen und fester Wurzel fassen lassen. Viel Nutzen entsteht nämlich den Gläubigen aus solcherart Übeln, da so der Glaube, durch die Bosheiten des Dämons gestärkt, die Barmherzigkeit und die Macht Gottes offenbart wird, die Menschen in ihrer Achtsamkeit angetrieben und zur Verehrung der Leiden Christi und der Zeremonien der Kirche entflammt werden. In jenen Tagen29 wurde auch der Schultheiß des Dorfes Wissental30 mit sehr schweren Schmerzen und Qualen des Körpers behext, und dies traf ihn durch Schadenszauber, worüber er nicht von anderen Zauberern und Hexen, [44vb] sondern durch die [eigene] Erfahrung belehrt wurde. Er sagte nämlich, daß er sich an den einzelnen Sonntagen durch das Benutzen von Salz und von Weihwasser zu schützen pflegte. Und weil er das an einem Tage wegen einer Hochzeitsfeier unterlassen hatte, wurde er an demselben Tag behext. Was ist endlich von jenem [Mann] in Ravensburg [zu sagen], als er vom Teufel in Gestalt einer Frau
Hexen
4.163
[II/1] Ob jemand durch die guten Engel so
Hexenhammer, 355
zum fleischlichen Akt gereizt wurde? Als jener Arme sehr verängstigt war, da der Teufel nicht ablassen wollte, kam ihm in den Sinn, daß er sich mit dem Gebrauch von Salz schützen müsse, wie er es in der Predigt gehört hatte. Als er daher beim Eintritt in die Stube geweihtes Salz genommen hatte, sah ihn die Frau mit finsterem Gesichtsausdruck an und verschwand schimpfend, da einer von den Teufeln sie darüber eilig aufgeklärt hatte. Dort war der Teufel in Gestalt oder in leiblicher Gegenwart der Hexe dagewesen, da er mit Zulassung Gottes beides tun kann31. Aber auch jene drei Gefährten, die auf einem Wege einher schritten, von denen zwei von einem Blitzschlag getroffen wurden, der dritte [aber] geängstigt [war], da er Stimmen in der Luft ertönen hörte: »Laßt uns ihn auch töten.« Da antwortete eine andere Stimme: »Wir können es nicht, weil er heute ›Das Wort wurde Fleisch‹ gehört hat.« Er verstand, daß er, weil er die Messe und am Schluß das Evangelium des Johannes: »Am Anfang war das Wort und etc.«, gehört hatte, gerettet wurde. [Das geschieht] auch durch die heiligen, der Hostie zugedachten Sprüche32, weil sie auf wunderbare Weise Vorsorgemittel sind, wenn hierbei nur sieben Bedingungen erfüllt werden. Diese werden auch in der letzten Frage dieses zweiten Teils33 angesprochen, dort wo die Mittel, wie hier die Vorsorgemitteln, behandelt werden. Und jene heiligen
Hexen
4.164
[II/1] Ob jemand durch die guten Engel so
Hexenhammer, 355
Worte dienen nicht nur zum Verhüten, sondern auch zum Heilen der Behexten. Die wirksamsten Vorkehrungen für Orte, Mensch und Vieh aber sind die Worte des Triumphtitels unseres Heilandes, wenn sie nämlich an vier Seiten des Raumes in Form eines Kreuzes eingeschrieben werden: Jesus † Nazarenus † Rex † Judeorum oder auch mit Hinzufügung des Namens der Jungfrau Maria oder [45ra] der Evangelisten oder auch der Worte des Johannes: »Das Wort wurde Fleisch.« Die dritte Art [Menschen], die von den Zauberern und Hexen nicht verletzt werden kann, ist eine ganz besondere, wie es nicht anders sein kann, geschützt durch besonderen inneren und äußeren Schutz der Engel: innerlich durch Einflößung der Gnade, äußerlich durch himmlische Kräfte, d.h. durch Beschützung seitens der Beweger der Himmelskörper. Und diese Sorte [von Menschen] wird in zwei Arten von Auserwählten unterteilt, weil sie entweder gegen alle Arten von Zauberern und Hexern geschützt werden, so daß sie in nichts geschädigt werden können, oder daß sie besonders an der Zeugungskraft von den guten Engeln keusch gemacht werden, wie böse Geister durch ihren Schadenszauber üble Menschen bezüglich der einen [Frau] entweder entflammen oder bezüglich der anderen erkalten lassen. Die innere und äußere Beschützung hinsichtlich der
Hexen
4.165
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Gnade und der Einflüsse der Himmelskörper, wird zunächst so erklärt. Mag Gott nämlich auch an und für sich die Gnade in unser Herz einflößen, weil keiner Kreatur die Macht zu solcher Einflößung zukommen kann, nach jenem [Wort]: »Gnade und Ruhm wird der Herr geben«34, so kann doch, wie der heilige Thomas an einer Stelle zu 3 sententiarum35 sagt, wenn Gott eine ganz besondere Gnade einflößen will, ein guter Engel vermittelnd mitwirken. Und dies ist es, was Dionysius im vierten Kapitel de divi. nominibus36 sagen will: »Es ist das unveränderlich feststehende Gesetz der Gottheit, daß die niedrigsten Dinge von den höchsten durch vermittelnde bewirkt werden«, so daß wir alles Gute, was aus der Quelle alles Guten in uns hinein fließt, ganz durch den Dienst der guten Engel haben. Wir wollen Beispiele mit Gründen geben. Denn mag zur Empfängnis des Geistes Gottes durch die allerseligste Jungfrau, die Mutter Gottes, allein die göttliche Kraft wirksam gewesen sein, wurde der Sinn der Jungfrau doch vom Engel durch den Gruß wie [auch durch] die Stärkung und Belehrung des Verstandes sehr angeregt und zum Guten vorbereitet. Über diese Begründung meint der vorgenannte Doktor, daß im Menschen drei Dinge sind, nämlich Wille, Verstand [45rb] und andere innere und äußere Kräfte, die den körperlichen Gliedern und Organen anhaften. Im ersten [dem Willen] kann
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allein Gott handeln, weil »das Herz des Königs in der Hand des Herrn ist«37. Dispositiv [handelt] der gute Engel, insofern er den Verstand zur Erkenntnis des Wahren und Guten mehr erleuchtet, so daß im zweiten [dem Verstand] sowohl Gott als auch der gute Engel durch Erleuchten handeln können. Und im dritten [handelt] ähnlich ein guter Engel zum Guten38, und ein böser Engel kann mit Zulassung Gottes böse Einflüsse eingeben. Dennoch liegt es in der Macht des menschlichen Willens, solche äußerlichen Einflüsse anzunehmen oder zurückzuweisen, wie sie denn auch der Mensch mit Anrufung der Gnade Gottes stets zurückweisen kann. Bezüglich der äußeren Bewachung, die durch die Beweger der Sphären von Gott vermittelt wird, ist die allgemeine und ganz übereinstimmende Überlieferung sowohl der Heiligen Schrift als auch der Naturphilosophie, daß alle Himmelskörper durch die Macht der Engel bewegt werden, und sie werden Beweger der Sphären genannt werden. Und von Christus und der Kirche werden sie Himmelskräfte genannt, und folglich werden alle Körper dieser Welt von Himmelseinflüssen gelenkt, nach dem Zeugnis des Philosophen, primo metherorum39. Deshalb können wir auch sagen, da Gott über seine Auserwählten eine besondere Vorsehung walten läßt, so mag er sie auch manchen Übeln dieses Lebens als Prüfungen unterwerfen.
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Aber einige bewahrt er so, daß sie in nichts geschädigt werden können. Und diese Gabe empfangen sie entweder von den guten Engeln selbst, die zur Bewachung von Gott abgeordnet worden sind, oder von den Einflüssen der Himmelskörper, oder von den Bewegern der Sphären an sich. Überdies ist anzumerken, daß, wenn auch manche gegen alle Schadenszaubereien geschützt sind, andere aber gegen einige und nicht gegen alle, es doch manche gibt, die von guten Engeln besonders an der Zeugungskraft so keusch gemacht werden, daß sie auf keine Weise von bösen [Menschen] daran behext werden können. Hierüber zu schreiben scheint einerseits überflüssig, andererseits freilich auch notwendig, weil diejenigen, welche an der Zeugungskraft behext werden, von der Bewachung der Engel verlassen werden, weil sie entweder immer in [45va] Todsünde leben oder mit allzu heftiger Leidenschaft jenen Schändlichkeiten obliegen. Daher erlaubt es Gott auch eher, wie im ersten Teil des Werken angesprochen ist40, daß jener Trieb behext wird, wenn nicht allein wegen seiner [des Zeugungsaktes] Garstigkeit, so doch auch deshalb, weil die Verderbnis der ersten Eltern durch die ursprüngliche Befleckung41 auf das ganze Menschengeschlecht übergeht. Wir wollen ein wenig darüber reden, wie ein guter Engel bisweilen gerechten und frommen Männern
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Wohltaten erweist, und zwar besonders an der Zeugungskraft. Denn so geschah es dem heiligen Abt Serenus, von dem Cassian berichtet in colla. patrum colla. abbatis sereni prima42. »Dieser«, sagte er, »war um die innere Keuschheit des Herzens wie auch der Seele Tag und Nacht mit Gebeten, Fasten und Wachen unermüdlich besorgt und sah schließlich, daß er durch die göttliche Gnade alle Wallungen der Fleischeslust in sich gelöscht hatte. Dann, von noch größerem Eifer für die Keuschheit angespornt, erbat er von Gott, nachdem er die zuvor genannten Mittel gebraucht hatte, daß sich durch Gottes Geschenk die Keuschheit des inneren Menschen in den Körper ergieße.« Am folgenden Tag kam aber der Engel in einer nächtlichen Vision zu ihm und öffnete seinen Leib, holte aus seinen Eingeweiden eine feurige Geschwulst heraus und brachte alle inneren Teile wieder an ihren Ort. »Siehe«, sagte er, »die Lockungen deines Fleisches sind abgeschnitten. Du sollst wissen, daß du mit dem heutigen Tag die beständige Keuschheit des Fleisches erlangt hast nach dem Gebet, mit dem du erfleht hast, daß du fürderhin nicht einmal durch die natürliche Regung selbst die auch bei den kleinen Kindern und Säuglingen wachgerufen wird, erregt wirst.« So sagt auch der selige Gregorius im ersten Buch dialogorum43 von dem seligen Abt Equitius: »Als in
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der leidenschaftlichen Zeit seiner Jugend die Reizungen44 des Fleisches den Kampfesmut sinken ließen, machten ihn eben die Nöte seiner Versuchung zur Hingabe an das Gebet bereitwilliger. Und da er hierin vom allmächtigen Gott durch unablässige Gebete ein Mittel erflehte, sah er sich eines Nachts mit dem Beistand eines Engels zum Eunuchen gemacht. Bei dessen Erscheinung schien es ihm, daß er alle Regungen aus den Genitalien geschnitten hätte. Und seit dieser Zeit war er der Versuchung so ledig, wie wenn er kein Geschlecht im Körper hätte. Siehe, welche [45vb] Wohltat des Keuschmachens! Weil er nun mit Hilfe des allmächtigen Gottes fest auf die Tugend vertraute, leitete er später die Frauen wie er zuvor die Männer geleitet hatte. So in den Lebensbeschreibungen jener Väter, die der heilige Heraclides, ein sehr gottesfürchtiger Mann, in seinem Buch gesammelt hat, das er Paradisus45 nennt. Er erwähnt einen heiligen Vater und Mönch, den er Helias nennt. Dieser versammelte aus Erbarmen dreihundert Frauen in einem Kloster und begann [sie] zu leiten. Aber nachdem zwei Jahre vergangen und er schon 35 Jahre alt war, wurde er vom Fleisch versucht und floh in die Wüste, wo er zwei Tage fastete, betete und sprach: »Herr Gott, töte mich oder befreie mich von dieser Versuchung!« So überkam ihn am Abend ein Traum, und er sah drei Engel
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zu sich kommen, die [ihn] fragten, warum er aus dem Kloster der Jungfrauen geflohen sei. Und als jener aus Scham nicht zu antworten wagte, sagten die Engel: »Wenn du befreit werden wirst, willst du dann zurückkehren und die Sorge für die Frauen übernehmen?« Jener antwortete: »Gern!« Da nahmen sie ihm den verlangten Eid ab und machten ihn zum Eunuchen. Denn der eine [Engel] schien ihm mit einem scharfen Messer die Hände, der andere die Füße, der dritte seine Hoden abzuschneiden. Nicht daß es wirklich so war, sondern es schien so zu sein. Und als sie fragten, ob er das Mittel spüre, antwortete jener, er sei sehr erleichtert. Daher kehrte er am fünften Tag zu den trauernden Frauen zurück, und die 40 Jahre, die er noch lebte, spürte er nicht einen Funken der alten Versuchung. Wir lesen, daß dem heiligen Thomas [von Aquin], dem Doktor unseres Ordens, keine geringere Wohltat zuteil wurde. Von den Verwandten wegen des Eintritts in den Orden eingesperrt, damit er zum Laienstand übertrete, sollte er von einer Hure verführt werden, die von den Verwandten mit prächtiger Kleidung und Schmuck zu ihm geschickt wurde. Als der Doktor sie erblickte, lief er zu einem gewöhnlichen Feuer, ergriff ein brennendes Scheit und jagte die lustentbrannte Verführerin aus dem Kerker hinaus. Und nachdem er gleich wegen des Geschenkes der Keuschheit zum
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Gebete auf die Knie gefallen war, schlief er ein. Da erschienen ihm zwei Engel, die sagten: »Siehe, wir gürten dich von seiten Gottes mit dem Gürtel der Keuschheit, der [46ra] durch keine weitere Bestürmung gelöst werden kann. Und was durch menschliche Tugend, durch Verdienste nicht erworben wird, das wird von seiten Gottes als Geschenk übertragen.« Er fühlte daher das Gürten, d.h. die Berührung durch den Gürtel, und wachte schreiend auf. Da fühlte er sich mit einem Geschenk so großer Keuschheit ausgestattet, daß er von dieser Zeit an vor jeder fleischlichen Lust zurückschreckte, so daß er ohne Notwendigkeit nicht mehr mit Frauen reden konnte, sondern über vollkommene Keuschheit verfügte. Dies aus dem Formicarius Niders46. Mit Ausnahme dieser drei Arten also ist niemand vor den Zauberern und Hexen sicher, nicht nach den achtzehn unten beschriebenen Arten behext oder zum Behexen verführt und verleitet zu werden. Das ist zuerst der Reihe nach zu behandeln, um später um so eingängiger zu untersuchen, durch welche Mittel die Behexten befreit werden können. Und damit die achtzehn Mittel um so deutlicher werden, sollen sie in ebenso vielen Kapiteln behandelt werden, so daß erstens hinsichtlich des Eintritts in die Sekte [der Hexen] die verschiedenen Arten erklärt werden, auf welche die Hexen selbst unschuldige junge Mädchen
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zur Vermehrung jener Ruchlosigkeit anlocken; zweitens von ihrem gotteslästerlichen Gelübde, wo auch die dem Teufel selbst zu leistende Huldigung ausgeführt wird; drittens, wie sie örtlich, körperlich oder im Geiste, ausfahren; viertens, wie sie sich den InkubusDämonen unterwerfen; fünftens, wie sie im allgemeinen durch die Sakramente der Kirche ihren Schadenszauber ausführen und im besonderen, wie sie außer den Himmelskörpern mit Zulassung Gottes alle Geschöpfe befallen; sechstens, wie sie die Zeugungskraft hemmen; siebtens, wie sie die männlichen Zeugungsglieder durch Blendwerk wegnehmen; achtens, wie sie die Menschen in Tiergestalten verwandeln; neuntens, wie die Dämonen ohne Verletzung innerhalb des Kopfes auftauchen, wenn sie trügerische Erscheinungen bewirken; zehntens, wie die Dämonen durch das Werk der Hexen den Menschen bisweilen substantiell bewohnen; elftens, wie sie jede Art von Krankheit zufügen, und dies im allgemeinen; zwölftens über einige Krankheiten im besonderen, dreizehntens [46rb], wie die hexenden Hebammen größere Schäden verursachen, indem sie die Kinder entweder töten oder den Dämonen mit einem feierlichen Schwur darbieten; vierzehntens, wie sie dem Vieh verschiedene Schäden zufügen; fünfzehntens, wie sie gewöhnlich Hagelschauer und Stürme zusammenbrauen und Blitze auf die Menschen und das Vieh schleudern; sechzehntens,
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siebzehntens und achtzehntens von den drei Arten, wie nur Männer und nicht Frauen mit Schadenszauber umgehen. Danach folgt die Frage über die Verfahren, solcherlei Schadenszauber aufzuheben. Niemand soll glauben, eine gründliche Kenntnis von diesen Dingen zu gewinnen, weil hier die verschiedenen Verfahren der Zufügung von Schadenszauber aufgezählt werden. Denn das ist nur in Maßen nützlich, ja vielleicht könnte es sogar schaden. Doch werden hier nicht die verbotenen Bücher der Nigromantie aufgeführt, da diese Art von Aberglauben nicht in Büchern oder von Gelehrten, sondern durchaus nur von unnützen Leuten praktiziert wird. Sie hat aber ein und dasselbe Fundament [wie die Hexenkunst]. Wenn das nicht ausdrücklich beschrieben und geübt würde, dann wäre es unmöglich, daß irgend jemand als Zauberer Schadenszauber betriebe. Hier werden die Verfahren [nur] oberflächlich aufgezählt, damit ihre Taten nicht unglaublich scheinen, wie es bisher zur großen Schmach des Glaubens und zur Mehrung der Zauberer selbst geschehen ist. Wenn jemand aus dem Vorangegangenen – weil gesagt wurde, einige seien durch die Einflüsse der Himmelskörper davor gefeit, irgendwie behext zu werden – es auch jenen Einflüssen zuschreiben wollte, wenn einige behext werden – gleichsam als ob darin, [d.h.] entweder notwendigerweise vor dem Schadenszauber ge-
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feit zu sein oder von jenen heimgesucht zu werden, eine bestimmte Zwangsläufigkeit läge –, so würde ein solcher in verschiedener Hinsicht nicht den rechten Sinn [der Ansicht] der doctores erfassen: Erstens, weil es nämlich dreierlei gibt, was von den drei himmlischen Ursachen gelenkt werden kann: die Akte des Willens, die Akte des Verstandes und die körperlichen [Akte]. Und zwar wird das erste, wie oben angesprochen, von Gott allein und unmittelbar gelenkt; das zweite von einem Engel, das dritte von einem Himmelskörper, mag es auch [davon nur] gelenkt, nicht beherrscht werden. Zweitens, weil nämlich aus dem Gesagten ersichtlich ist, daß die Entscheidungen und Willensakte [46va] unmittelbar von Gott gelenkt werden, nach dem Apostel: »Gott ist es, der in uns das Wollen und Tun lenkt, nach seinem guten Willen.«47 Und die menschliche Erkenntnis des Verstandes wird von Gott durch Vermittlung der Engel geordnet, deshalb werden auch alle körperlichen Dinge, mögen sie innerliche sein wie Tugenden und Wissen, erworben durch innere körperliche Kräfte, mögen sie äußerliche sein, wie Genesungen und Erkrankungen, von Himmelskörpern durch die Vermittlung der Engel verwaltet. Dieses behandelt auch Dionysius im vierten Kapitel divi. nominibus48: daß die Himmelskörper die Ursachen der Dinge sind, die in dieser Welt geschehen.
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Doch diese sind auf die natürlichen Genesungen und Erkrankungen hin zu verstehen. Da aber diese Krankheiten, die er mit Zulassung Gottes bewirkt, wegen der Macht des Dämons übernatürlich sind, können wir nicht sagen, daß es von den Einflüssen der Gestirne herrühre, daß jemand behext wird, so wie man [nicht] gut sagen kann, daß es von den Einflüssen der Gestirne herrühre, daß jemand nicht behext werden könne. Wenn gesagt wird, daß sich Gegenthesen auf dasselbe beziehen müssen, wie sich z.B. die These im Hauptsatz [befindet], so soll die Gegenthese in der entgegengesetzten Behauptung [formuliert sein], so wird geantwortet, daß, wenn jemand vor diesen übernatürlichen Krankheiten durch die Kraft der Himmelskörper geschützt wird, dies nicht durch die Kraft der Himmelskörper unmittelbar geschieht, sondern durch die Kraft des Engels, die jenen Einfluß verstärken kann, so daß ein Feind mit seinem Schadenszauber über ihn nicht die Oberhand gewinnt. Und jene Engelskraft kann sich von einem Beweger der himmlischen Sphären herleiten: wie jemand wegen seines natürlichen Alters augenblicklich sterben müßte, so kann Gott, der immer durch vermittelnde Ursachen solcherlei tut, eine Veränderung bewirken, indem er die erhaltende Kraft statt der vernichtenden der Natur und deren Einfluß einflößt. So dürfen wir auch von
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dem, der behext werden könnte, sagen, daß er auch solchermaßen vor Schadenszauber gefeit bleibt. Oder solch ein Schutz erfolgt durch einen Schutzengel, was auch die vornehmste unter allen Beschirmungen ist. Und wenn es Jeremias 249 heißt: »Verstehe diesen Mann als einen Unfruchtbaren, dem es sein Lebtag nicht gelingt«, so wird dies von den Entscheidungen [46vb] des Willens her verstanden, in denen dem einen Menschen Gedeihen verliehen wird, dem anderen nicht, was auch aus den Einflüssen der Himmelskörper erfolgen kann. Z.B.: Einer neigt infolge des Eindrucks der Himmelskörper zu bestimmten nutzbringenden Entscheidungen, wie zum Eintritt in einen Orden und dergleichen; und wenn sein Verstand vom Licht des Engels erleuchtet wird, solches zu tun, und sein Wille infolge des göttlichen Handelns dahin neigt, solches zu erreichen, so heißt es von einem solchen, daß ihm Erfolg beschieden wird. Oder auch, wenn jemand zu einer Kunst neigt oder zu einer nützlichen praktischen Beschäftigung. Dagegen wird man schlecht Begabter genannt werden, wenn aus höheren Ursachen seine Wahl zum Entgegengesetzten neigt. Über diese Ansichten und viele andere spricht der heilige Thomas in summa contra genti., im dritten Buch50 und an vielen anderen Stellen, wie der Unterschied sei, wenn man sagte, einer sei gut oder schlecht geboren, gut oder schlecht beglückt, gut oder schlecht
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geführt oder behütet: weil nach der vom Himmelskörper zurückgelassenen Anlage einer gut oder schlecht Geborener und so auch Beglückter heißt. Nachdem er aber vom Engel erleuchtet wird, heißt er gut und nicht schlecht Behüteter, falls er den Erleuchtungen folgt. Aber nachdem er von Gott zum Guten [erleuchtet wird] und jenem nachstrebt, heißt er gut Geleiteter. Doch diese Entscheidungen haben hier keinen Platz, weil wir sie selbst nicht so behandeln wie die Bewahrung vor Schadenszauber. Was dieses anlangt, soll es für jetzt genügen, und wir gehen zu den Zeremonien, die von ihnen [den Hexen] praktiziert werden, und zwar zuerst [dazu], wie sie Unschuldige zu ihrer Ruchlosigkeit verlocken.
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[II/1,1] Von den verschiedenen Mitteln, mit denen die Dämonen durch die Hexen Unschuldige zur Vermehrung jener Ruchlosigkeit an sich ziehen und verlocken. Kapitel 1 Es ist sind vor allem drei Arten, auf welche die Dämonen die Unschuldigen durch die Hexen zu Fall bringen und durch welche beständig jene Ruchlosigkeit vermehrt wird. Die erste [47ra] besteht im Verdruß über die Ungunst der Schädigung an weltlichen Gütern, wie nämlich der heilige Gregorius51 sagt: »Der Teufel versucht oft, auf daß endlich der Verdruß obsiege.« Doch das sollst du als im Rahmen der Kräfte des Versuchten verstehen. Und bezüglich der göttlichen Zulassung erkläre, daß Gott das zuläßt, damit die Menschen nicht in Trägheit erstarren. In diesem Sinne heißt es Iudicum 2: »Diese Völker hat Gott nicht vernichtet, damit er Israel durch sie belehre.« Und es wird dabei von den benachbarten Kanaanitern, Jebusitern etc. gesprochen52. Ebenso wird den Hussiten und anderen Häretikern eingeräumt, daß sie nicht vernichtet werden können. So treffen auch die Dämonen durch die Hexen die Nachbarn und Unschuldigen mit solchen Schäden an den weltlichen Gütern, damit sie gleichsam gezwungen werden, zunächst die Hilfe-
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leistungen der Hexen zu erbitten und sich schließlich ihren Absichten zu unterwerfen, wie die Erfahrung uns oft gezeigt hat. Wir haben in der Diözese Augsburg53 einen Wirt gekannt, dem innerhalb eines Jahres 44 Pferde nacheinander verhext wurden. Voller Verdruß zog die Ehefrau die Hexen zu Rate, und nach deren Ratschlägen, die keinesfalls heilsam waren, bewahrte sie die anderen [Pferde], die er später gekauft hatte, weil er [nämlich] Fuhrmann war, vor Schadenszauber54. Wie viele Frauen haben uns bei der Ausübung unseres Amtes der Inquisition geklagt, daß, wenn sie wegen der Schäden, die den Kühen durch die Behinderung des Milchflusses und [auch] dem anderen Vieh zugefügt worden waren, verdächtige Hexen zu Rat gezogen hätten, sie auch die angebotenen Mittel erhalten hätten, wenn sie nur bloß einem einzigen Geist etwas hätten versprechen wollen. Und wenn jene fragten, was denn zu versprechen sei, antworteten sie, es sei nur wenig, wenn sie nur den Unterweisungen des Meisters bezüglich bestimmter Ehrerbietungen zur Zeit des Gottesdienstes in der Kirche zustimmten oder [wenn sie] in den Beichten, die den Priestern abzulegen waren, etwas verschwiegen. Hier ist anzumerken, wie auch oben angesprochen worden ist, daß jener Tausendkünstler mit kleinen und wenigen Dingen anfängt, wie daß sie im Moment der Erhebung des Lei-
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bes Christi auf die Erde spucken oder die Augen schließen oder auch einige unnütze Worte vorbringen, wie wir auch von einer [Hexe], die noch lebt, weil sie vom weltlichen Arm verteidigt wird, wissen, daß, wenn der Priester während des Meßopfers [47rb] die Gemeinde mit den Worten grüßte, indem er sagt: »Der Herr sei mit euch«55, sie immer in gewöhnlicher Umgangssprache hinzufügt: ker mir die zttng im arsz umb.56 Oder sie sprechen bei der Beichte nach erteilter Absolution ähnliche Worte aus oder daß sie niemals aufrichtig beichten, besonders nicht die Todsünden, wie sie denn auch allmählich zur vollständigsten Verleugnung des Glaubens und zu einem gotteslästerlichem Bekenntnis gebracht werden. Und diese Weise oder auch so manches ähnliche beobachtet man von den Zauberern und Hexen gegenüber ehrbaren Damen, die weniger den fleischlichen Lastern ergeben, sondern mehr auf die irdischen Bequemlichkeiten aus sind. Aber gegen junge Mädchen, die mehr der Eitelkeit und den Lüsten des Körpers ergeben sind, gebrauchen sie ein anderes Mittel, nämlich fleischliches Verlangen und körperliche Begierden. Hier ist anzumerken, daß wie die Absicht und die Neigung des Teufels zur Versuchung der Guten größer ist als zur [Versuchung] der Bösen, mag er auch von seiten der Versuchten mehr die Bösen als die
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Guten versuchen, d.h., weil sich in den Bösen eine größere Veranlagung findet, die Versuchung des Dämons aufzunehmen, als es bei den Guten der Fall ist, so sucht der Teufel auch mehr die frömmeren Jungfrauen und jungen Mädchen zu verführen, wofür Erfahrung und auch vernünftige Erklärung genug vorhanden sind. Denn da er die Bösen schon besitzt, nicht aber die Guten, so versucht er mehr die Gerechten in seine Gewalt zu bringen, die er nicht hat, als die Bösen, die er besitzt, so wie auch ein weltlicher Fürst sich eher gegen denjenigen erhebt, der ihm mehr von seinem Recht nimmt, als gegen einen anderen, der sich ihm nicht widersetzt. Beleg: Denn in der Stadt Ravensburg57 erzählte eine von zwei [nachher] Eingeäscherten, wie auch weiter unten dargestellt werden wird, wo über die Weise gehandelt wird, wie sie Stürme zusammenbrauen, Baderin [geheißen], unter anderem, was sie gestanden hatte, auch, daß sie vom Teufel viel Unbill erfahren habe, weil sie eine fromme Jungfrau und Tochter eines sehr reichen Mannes – den zu nennen nicht nötig ist, da sie selbst durch gottesgütige Fügung schon gestorben ist, damit die Bosheit ihr Gemüt nicht verderbe – verführen sollte. Und zwar sollte sie sie an einem Festtage einladen [47va], damit der Dämon selbst mit ihr in Gestalt eines Jünglings seine Gespräche führen könnte. Jene fügte auch
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hinzu, daß, obgleich sie dies auch sehr oft versucht habe, so habe doch das junge Mädchen, so oft sie es angesprochen habe, sich mit dem Zeichen des Kreuzes geschützt. Und niemand zweifelt, daß dies auf Antrieb eines heiligen Engels geschah, um den Werken des Teufels zu entgehen58. Es gibt auch eine andere Jungfrau in der Diözese Straßburg59, die bei einem von uns in der Beichte behauptete, daß an einem Sonntag, während sie im väterlichen Haus der gewohnten Arbeit nachging, eine alte Frau aus jener Stadt sie besuchen kam und unter anderen törichten Worten, die sie vorgebracht hatte, endlich meinte, daß sie, wenn es ihr gefiele, sie an einen Ort bringen wolle, wo sich Jünglinge, die allen Menschen in der Stadt unbekannt seien, aufhielten. »Und als ich«, sagte die Jungfrau, »zugestimmt hatte und ihr nachfolgend an das Haus gekommen war, meinte die alte Frau: ›Siehe, hier die Treppe wollen wir hinaufgehen zum oberen Zimmer, wo sich die Jünglinge aufhalten. Aber hüte dich und schütze dich nicht mit dem Zeichen des Kreuzes!‹ Und als ich das zu tun versprochen hatte und jene voranging, schützte ich mich, während ich die Treppe hinaufging, heimlich mit dem Zeichen des Kreuzes. Daher geschah es, daß jene alte Frau, als wir gemeinsam auf der höchsten Stufe der Treppe und vor dem Zimmer standen, sich mit furchtbarem Gesichtsausdruck erzürnt um-
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drehte und mir ins Gesicht sagte: ›Ha, verflucht sollst du sein! Warum hast du dich bekreuzigt? Weg von hier, im Namen des Teufels!‹, und so kam ich unbeschadet wieder heim.«60 Daraus kann man entnehmen, mit welcher Schläue sich der alte Feind auf die Verführung der Seelen stürzt. Die erwähnte, nachher eingeäscherte Baderin61 versicherte, auf diese Weise sei sie selbst mit ihrer Gefährtin von einer anderen alten Frau verführt worden. [Diese] sei jedoch auf eine andere Weise [verführt worden], weil sie nämlich unterwegs den Dämon in menschlicher Gestalt getroffen hatte, da sie selbst die Absicht hatte, ihren Geliebten der Unzucht halber zu besuchen. Und als sie von dem Dämon, dem Inkubus, erkannt und gefragt worden war, ob sie ihn kenne und sie versicherte, sie kenne ihn durchaus nicht, da antwortete jener: »Ich bin ein Dämon, und wenn du willst, werde ich nach deinem Belieben immer [47vb] für dich da sein, und ich werde dich in keiner Drangsal verlassen.« Als sie dem zugestimmt hatte, war sie achtzehn Jahre lang bis an ihr Lebensende jenen teuflischen Schandtaten ergeben, unter gänzlicher Ableugnung des Glaubens62. Und es gibt eine dritte Art des Verlockens im Wege der Verbitterung und der Armut. Denn gefallene Mädchen und von ihren Liebhabern Verlassene, mit denen sie sich nach einem Eheversprechen unzüchtig verei-
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nigt hatten, geben sich, da sie alles Vertrauen verloren haben und sich überall nur übel beleumundet sehen, jeglicher teuflischen Verruchtheit hin, entweder mit Rachegelüsten, um den Geliebten oder jene [Frau], mit der er sich verbunden hat, zu behexen, oder sie führen auf andere Weise Böses im Schilde, indem sie sich allem Unflat unterwerfen. Und wie es eine Unzahl solcher Mädchen gibt, wie leider die Erfahrung lehrt, so gibt es auch eine Unzahl von Hexen, die aus ihnen hervorgehen. Nur weniges von den vielen Dingen wollen wir berichten. In der Diözese Brixen63 gibt es einen Ort, wo ein junger Mann über seine Ehefrau, die ihm behext worden war, einen solchen Fall vorbrachte: »Als ich in meiner Jugendzeit«, sagte er, »eine [Frau] liebte und sie fest darauf bestand, daß ich mich durch die Ehe mit ihr verband, wollte ich, da ich sie verschmähte [und] eine andere aus einer anderen Herrschaft heiratete, ihr dennoch aus Freundschaft gefällig sein und lud sie zur Hochzeit ein. Sie kam, und während die anderen ehrbaren Frauen ihre Gaben und Geschenke darbrachten, erhob jene, die eingeladen worden war, die Hand und sagte, so daß die umstehenden Frauen es hören konnten: ›Du wirst nach diesem Tag nur noch wenige gesunde Tage haben‹. Und die Braut fragte erschrocken, da sie jene nicht kannte, weil sie, wie zuvor erwähnt, aus einer anderen Herrschaft zur
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Ehe genommen worden war, die Umstehenden, wer diese denn sei, die sie ihr solche Drohungen entgegen geschleudert hatte. Die anderen versicherten, daß sie eine Landstreicherin und verwahrloste Frau sei. Nichtsdestoweniger aber erfolgte das, was sie vorausgesagt hatte, und [zwar] in der [angekündigten] Reihenfolge. Denn wenige Tage später war sie [die Braut] dermaßen behext und an allen Gliedern geschwächt, daß man bis heute, nach mehr als zehn Jahren, an ihrem Körper Schadenszauber wahrnimmt.«64 Wenn [nur] das, was in der einen [48ra] Stadt [Innsbruck] jener Diözese [Brisen] gefunden wurde, vorzubringen wäre, würde man ein ganzes Buch schreiben müssen. Es sind aber ganz erstaunliche und unerhörte Geschichten aufgeschrieben und bei dem Bischof von Brixen hinterlegt worden65, wie [auch] derselbe Zeuge [noch] vorhanden ist. Nicht mit Stillschweigen zu übergehen ist, wie wir meinen, [folgende] erstaunliche und unerhörte Tatsache. Ein Graf von erlauchtem Geschlecht aus der Landschaft Westraniensis66, in der Nachbarschaft der Diözese Straßburg, nahm ein junges Mädchen gleich vornehmen Geschlechts zur Ehefrau, mit er jedoch nach der Hochzeitsfeier bis zum dritten Jahr, durch zauberische Hinderung gehemmt, den Beischlaf nicht vollziehen konnte, wie der Ausgang der Sache bewies. Er war voller Angst und wußte nicht, was er
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tun sollte. Und er rief inbrünstig die Heiligen Gottes an. Da geschah es, daß er zur Ausführung einiger Geschäfte in die Stadt Metz67 kam. Und als er dort, von Dienern und Familie umgeben, durch die Viertel und Gassen schritt, kam ihm eine Frau entgegen, die vor jenen drei Jahren seine Konkubine gewesen war. Als er sie sah und gar nicht an den über ihn verhängten Schadenszauber dachte, redete er sie höflich aus alter Freundschaft an und erkundigte sich, wie es ihr gehe und ob sie gesund sei. Als sie die Liebenswürdigkeit des Grafen bemerkte, forschte sie ebenso eifrig nach seiner Gesundheit und seinem Wohlergehen. Als dieser antwortete, es gehe ihm gut und alle Dinge gerieten nach Wunsch, schwieg sie eine Weile erstaunt. Der Graf, der ihre Überraschung bemerkte, sprach weiter zu ihr mit höflichen Worten und kam dahin, sie zu einem Imbiß einzuladen. Jene forschte nach dem Befinden der Ehefrau und bekam eine ähnliche Antwort: daß es ihr in allem gut gehe. Darauf fragte sie, ob sie Kinder geboren habe. Darauf [antwortete] der Graf: »Drei Knaben hat sie mir geboren, jedes Jahr einen.« Darauf wurde jene noch erstaunter und schwieg eine Weile. Und der Graf [fragte]: »Ich bitte dich, Teuerste, warum fragst du so sorgfältig danach? Ich zweifle nicht, daß du mir zu meinem Glück gratulierst.« Darauf jene: »Wahrhaft gratuliere ich, aber verflucht sei die alte Frau, die sich erbot, Euern Kör-
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per behexen zu wollen, damit Ihr keinerlei Beischlaf mehr mit Eurer Ehefrau hättet. Zum Zeichen dessen [48rb] enthält der Brunnen, der in der Mitte Eures Hofes steht, auf dem Grund einen Topf, in dem sich schadenszauberische Gegenstände befinden. Dieser wurde deshalb dorthin gestellt, damit, so lange er sich dort befände, Ihr zum Beischlaf unfähig wäret. Aber siehe, alle Dinge sind vergebens, worüber ich mich freue etc.« Ohne Verzug ließ der Graf, sobald er nach Hause zurückgekommen war, den Brunnen ausschöpfen und fand den Topf. Und nachdem alles verbrannt war, gewann er plötzlich die verlorene Manneskraft wieder zurück. Daher lud die Gräfin von neuem alle adligen Frauen zur neuen Hochzeit ein und sagte, jetzt sei sie, die so lange Zeit Jungfrau geblieben sei, wirklich die Herrin jenes Schlosses und der Herrschaft. Die Burg und die Herrschaft namentlich zu nennen, ist wegen der Ehre des Grafen untunlich. Davon überzeugt schon der rechte Verstand, so daß auch nur das Wesen der Tat zur Brandmarkung eines so schlimmen Verbrechens aufgezeigt werden möge. Von daher sind die verschiedenen Verfahren, die von den Zauberern und Hexen zur Mehrung ihrer Verruchtheit benutzt werden, klar. Denn die erwähnte Frau hatte, von der Ehefrau des Grafen verdrängt, diesen Schadenszauber nach Unterweisung einer anderen Hexe dem Grafen angetan. Von einer solchen Ursache
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rühren unzählige schadenszauberische Wirkungen her.
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[II/1,2] Es folgt über die Form des gotteslästerlichen Gelübdes. Kapitel 2 Die Form des gotteslästerlichen Gelübdes, den ausdrücklichen Treuepakt mit den Dämonen betreffend, ist verschieden, da auch die Hexen selbst die Ausübung von Schadenszauber unterschiedlich handhaben. Zum Verständnis dafür ist zuerst zu bemerken, daß, wie die Hexen der Art nach dreifach vorkommen, wie im ersten Teil des Traktates angesprochen wird, nämlich als solche, die schädigen, aber nicht heilen können, solche, die heilen und aufgrund eines besonderen, mit dem Dämon eingegangenen Pakts nicht schädigen [und] solche, die schädigen und heilen. Ebenso gibt es auch unter den Schädigenden eine oberste Gruppe, in der jeder Schadenszauber, den die anderen [Hexen] nur zum Teil ausüben, vorkommen kann. Wo daher [48va] [von ihrem Gelübde] die Rede ist, werden [auch] die anderen Untergruppen erklärt. Diese [die Hexen] der obersten Gruppe aber sind diejenigen, welche gegen die Neigung der menschlichen Natur, ja sogar aller wilden Tiere, nur den Wolf ausgenommen, die Kinder der eigenen Art zu verschlingen und aufzufressen pflegen. Und dies ist die oberste Gruppe, was die Ausübung von Schadenszauber betrifft. Sie sind es nämlich, die
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sich mit unzähligen Schäden befassen. Sie brauen Hagelschauer und zerstörerische Winde mit Blitzen zusammen. Sie verursachen Unfruchtbarkeit an Mensch und Vieh. Sie bringen die Kinder, die sie nicht verschlingen, den Dämonen dar, wie oben68 gezeigt, oder töten sie sonstwie. Aber dies nur bei den Kindern, die nicht durch den Quell der Taufe wiedergeboren sind. Getaufte [Kinder] verschlingen sie, wie noch erklärt wird, aber nicht ohne Zulassung Gottes. Sie verstehen es, Kinder, die nahe beim Wasser spazieren gehen, ohne daß es einer sieht, vor den Augen der Eltern, [ins Wasser] zu schmeißen, die Pferde unter den Reitern scheu zu machen, durch die Lüfte von Ort zu Ort, entweder körperlich oder in der Einbildung, auszufahren, die Sinne der Richter und Vorsitzenden zu verändern, damit sie ihnen nicht schaden können, bei sich und anderen während der Folter Verschwiegenheit zu bewirken, den Händen und Herzen ihrer Häscher ein gewaltiges Zittern einzujagen, anderen Geheimnisse zu offenbaren, nach der Unterweisung der Dämonen auch bestimmte zukünftige Dinge vorherzusagen, solche nämlich, die eine natürliche Ursache haben können – siehe dazu die Frage, ob die Dämonen die Zukunft vorher wissen können in 2 Sententiarum di. 1269 –, [sie verstehen es,] abwesende Dinge wie anwesende zu sehen, die Gemüter der Menschen zu ungezügelter Liebe oder Haß zu wan-
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deln, durch Blitzschlag Menschen oder Vieh zu töten, die Zeugungskraft oder auch die Fähigkeit zum fleischlichen Akt zu unterbinden, eine Frühgeburt zu bewirken, die Kinder im Mutterleib durch bloße äußerliche Berührung zu töten, bisweilen einzig durch einen [bösen] Blick, ohne eine Berührung Mensch und Vieh zu behexen, die eigenen Kinder den Dämonen zu weihen. Kurz, sie wissen, wie bereits erwähnt wurde, alle verderblichen Dinge auszuführen, die andere Hexen nur zum Teil [können], wenn Gottes Gerechtigkeit es zuläßt. Dies wissen die in jener obersten Gruppe befindlichen [Hexen] auszuführen, nicht aber alle. Das jedoch [48vb] ist allen gemeinsam, daß sie mit den Dämonen fleischliche Schweinereien verüben. Deshalb kann jeder auch aus der Form der Ablegung des Gelübdes mit jenen, die in der obersten Gruppe vorkommen, leicht die Art der anderen Hexen erfassen. Solche gab es unlängst vor dreißig Jahren an der Grenze zu Savoyen70, nach der Herrschaft von Bern hin, wie Nider in seinem Formicarius71 erzählt, jetzt aber an der Grenze zur Lombardei, nach der Herrschaft des Herzogs von Österreich hin, wo der Inquisitor von Como, wie im vorangegangenen Teil angesprochen wurde, in einem Jahr einundvierzig Hexen einäschern ließ; und zwar war es das Jahr des Herrn
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etc. [14]85. Er ist auch jetzt noch andauernd mit Inquirieren beschäftigt72. Die Art des Gelübdes ist zweifach: die eine feierlich, mit ebenso feierlichem Bekenntnis, die andere privat, die zu jeder Zeit und Stunde mit dem Dämon geschehen kann. Die feierliche [Form] bei ihnen erfolgt, wenn die Hexen an einem festgesetzten Tag zu einem bestimmten Sammelplatz kommen und den Dämon im angenommenem Abbild eines Menschen erblicken. Und während er sie zur Bewahrung der Treue ihm gegenüber ermahnt, [im Austausch] für irdischen Wohlstand und langes Leben, empfehlen jene, die anwesend sind, die Novizin zur Aufnahme. Wenn der Dämon findet, daß die Novizin oder ein williger Schüler geneigt ist, den Glauben und den allerchristlichsten Kult abzuleugnen und die dicke Frau – so nämlich wird die allerseligste Jungfrau Maria genannt – nie mehr zu verehren, dann streckt der Dämon die Hand aus, und ebenso verspricht der Schüler oder die Novizin mit Handschlag jene Dinge einzuhalten. Nachdem der Dämon das Genannte bekommen hat, fügt er sofort hinzu, daß dies nicht genüge. Und wenn der Schüler fragt, was denn noch weiter zu tun sei, fordert der Dämon noch die Huldigung, die darin besteht, daß er ihm mit Seele und Körper auf ewig gehöre und daß er nach Kräften alle anderen [Personen] beiderlei Geschlechts mit ihm verbünden
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wolle. Endlich fügt er noch hinzu, sie sollten sich bestimmte Salben aus den Knochen und Gliedern von Kindern, und besonders der durch den Quell der Taufe wiedergeborenen [Kinder], bereiten, wodurch sie alle ihre Wünsche mit seinem Beistand erfüllen könnten. Diese Art haben wir Inquisitoren, wie die Erfahrung bezeugt, in der Stadt Breisach73 in der Diözese Basel gefunden, indem wir darüber von einer jungen Hexe, aber einer bekehrten, deren Tante in der Diözese Straßburg eingeäschert worden war, vollständig Auskunft erhielten74. Diese hatte auch [49ra] hinzugefügt, daß die Art und Weise, in der ihre Tante sie selbst zuerst zu verführen versucht hätte, so war. Eines Tages nämlich hatte sie mit ihr die Treppe hinaufzugehen und ihr Zimmer zu betreten. Als sie dort fünfzehn junge Männer in grünen Kleidern erblickte, nach der Art, wie Reiter aufzutreten pflegen, sagte die Tante zu ihr: »Wähle aus diesen jungen Männern! Und den, den du willst, werde ich dir geben. Und er wird dich zur Braut machen.« Und als jene versicherte, sie wolle gar keinen haben, wurde sie heftig geschlagen. Schließlich willigte sie ein, auf die angegebene Weise. Sie versicherte auch, daß sie öfter mit ihr in der Nacht über weite Entfernungen getragen worden sei, auch von Straßburg nach Köln75. Dies ist übrigens jene, bei deren Erwähnung im er-
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sten Teil wir versprachen76, darlegen zu wollen, ob die Hexen wahr und körperlich von den Dämonen von Ort zu Ort getragen würden, und zwar wegen der Worte des Kanons 26 q. 5 epi[scopi]77, wo der Text meint, daß es nur in der Einbildung [geschehe], während sie doch bisweilen wirklich und körperlich hinübergebracht werden. Gefragt nämlich, ob sie nur in der Einbildung und Phantasie, von den Dämonen getäuscht, ausfahren würden, antwortete sie, auf beide Arten, wie es sich auch in Wahrheit so verhält, wie weiter unten über die Weise, örtlich auszufahren, erklärt werden wird78. Sie versicherte auch, daß die größten Schäden von Hebammen bereitet würden, weil sie meist entweder die Kinder töten oder den Dämonen darbringen müssen. Sie sagte, sie sei auch einmal von ihrer eigenen Tante heftig geschlagen worden, weil sie einen versteckten Topf geöffnet hatte, in dem sie die Köpfe vieler Kinder fand. Und noch viele andere Dinge berichtete sie, worauf sie, wie es sich gehörte, auf die wahrheitsgetreue Aussage, einen Eid geleistet hatte79. Ihren Worten über die Weise des Gelübdes wird ohne Bedenken Glauben geschenkt, auch um dessentwillen, was der erwähnte Johannes Nider, der sich in unseren Zeiten auch durch bemerkenswerte Schriften hervortat, in seinem Formicarius80 erwähnt, und zwar nach dem Bericht eines Inquisitors
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der Diözese Autun81, der auch in eben dieser Diözese viele des Schadenszaubers Beschuldigte inquiriert und einäschern lassen hatte. Er sagt nämlich: »Wie es mir der zuvor erwähnte Inquisitor erzählte, habe ich erfahren, daß im Herzogtum Lausanne82 einige Zauberer und Hexen die eigenen [neu-]geborenen [49rb] Kinder gekocht und gegessen hätten.« Die Weise aber, eine solche Kunst zu lernen, war, wie er sagte, daß die Zauberer und Hexen in einer bestimmten Versammlung zusammenkämen und durch ihr Werk den Dämon wahrhaftig in der angenommenen Gestalt eines Menschen erblickten. Ihm hatte der Schüler notgedrungen das Treuegelöbnis abzulegen, das Christentum zu verleugnen, niemals die Eucharistie zu verehren und das Kreuz mit Füßen zu treten, wo immer er es heimlich vermöchte. Es folgt ein anderes Beispiel von demselben83. Es gab obendrein das allgemeine Gerücht84, wie Petrus, Richter in Boltingen85 berichtete, daß im Berner Land dreizehn Kinder von Zauberern und Hexen verschlungen worden seien, weshalb sich auch die öffentliche Gerichtsbarkeit ziemlich heftig gegen solche Mörder ergrimmt hatte. Als nun Petrus von einer gefangenen Hexe erfragte, auf welche Weise sie die Kinder verzehrten, antwortete jene: »So geschieht es: Vor allem stellen sie den noch nicht getauften Kindern Fallen oder auch den getauften, besonders wenn sie
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nicht mit dem Zeichen des Kreuzes und durch Gebete geschützt werden. Leser, merke, daß den Nichtgetauften auf Betreiben des Teufels aufgelauert wird, damit sie nicht getauft werden! Wir töten sie mit unseren Zeremonien, wenn sie in den Wiegen oder an der Seite der Eltern liegen. Und während man glaubt, daß sie erdrückt worden oder sonstwie gestorben sind, holen wir sie heimlich aus dem Grab und kochen sie in einem Kessel, bis nach Ablösung der Knochen das ganze Fleisch fast trinkbar flüssig wird. Aus der dikkeren Masse machen wir eine Salbe, bequem geeignet für unsere Wünsche und Künste wie Ausfahrten. Mit dem flüssigeren Saft aber füllen wir einen Schlauch. Wer hiervon unter Anwendung einiger Zeremonien trinkt, wird sofort Eingeweihter und Meister unserer Sekte.« Es folgt hierzu eine andere, deutlichere und klarere Form. Ein junger Mann nämlich, der mit seiner Ehefrau, einer Hexe, gefangen worden war und getrennt von derselben in einem besonderen Turm verwahrt wurde, sagte vor dem Gericht von Bern aus: »Wenn ich für meine Taten Verzeihung erlangen könnte, würde ich alles, was ich über Schadenszauber weiß, gern offenbaren, denn ich sehe, daß ich sterben muß.« Und als er von den anwesenden Gelehrten gehört hatte, er könne jegliche Verzeihung erlangen, wenn er wahrhaft Buße tun würde, da sah er freudig dem Tod
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entgegen. Und die Formen der ersten [49va] Anstekkung erklärte er. »Die Reihenfolge«, sagte er, »in der auch ich verführt worden bin, ist die folgende: Zuerst muß der künftige Schüler am Sonntag, bevor das Weihwasser geweiht wird, mit den Meistern in die Kirche gehen und dort vor ihnen Christus, dessen Glauben, die Taufe und die ganze Kirche verleugnen. Danach muß er dem magisterulus, d.h. dem kleinen Meister, denn so und nicht anders nennen sie den Dämon, die Huldigung erweisen.« Hier ist zu bemerken, daß diese Form mit den sonst erwähnten übereinstimmt. Dem steht nicht entgegen, daß der Dämon, wenn ihm die Huldigung erwiesen wird, bisweilen anwesend ist, zuweilen aber auch nicht. Dann nämlich handelt er verschlagen, indem er die Einstellung des zukünftigen Schülers merkt, der vielleicht als Novize bei seiner Anwesenheit aus Furcht zurückgetreten wäre, während er [der Dämon] andererseits meint, daß er durch seine Bekannten und Freunde ihm leichter beipflichten wird. Darum nennen sie ihn auch, wenn er abwesend ist, magisterulus, damit er durch eine schwächere Vorstellung vom Meister von einer geringeren Furcht geängstigt wird. Später folgt: Er trinkt aus dem oben erwähnten Schlauch, worauf er sofort im Inneren fühlt, wie er die Bilder unserer Kunst bezüglich der hauptsächlichen Riten der Sekte erfaßt und bewahrt. »Auf diese Weise«, sagte er, »bin ich
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verführt worden und auch meine Ehefrau, die, wie ich glaube, so hartnäckig ist, daß sie lieber das Feuer erduldet, als die kleinste Wahrheit zugestehen will. Aber ach, wir sind beide schuldig!« Wie der junge Mann aussagte, so fand sich die Wahrheit in allem bestätigt. Denn den vorher bußfertigen jungen Mann sah man in großer Zerknirschung sterben. Die Ehefrau aber, obwohl durch Zeugen überführt, wollte nichts von der Wahrheit gestehen, weder auf der Folter noch im Tod, sondern als der Scheiterhaufen vom Henker vorbereitet wurde, verfluchte sie ihn mit schlimmen Worten. Und so wurde sie eingeäschert86. Durch diese Dinge wird die Form ihres feierlichen Gelübdes deutlich. Die andere Form, die private, geschieht auf verschiedene Arten. Bisweilen nämlich tritt der Dämon auf Männer oder Frauen zu, die durch irgendeine körperliche oder zeitliche Betrübnis in Bedrängnis geraten sind, manchmal sichtbar, manchmal redet er durch Mittelsmänner. Und wenn sie nach seinem Rat handeln wollten, verheißt er, daß ihnen alles zufallen wird. Von kleinen Dingen geht er jedoch aus, wie im ersten Kapitel angesprochen worden ist, so daß er sie allmählich zu größeren Dingen empor führt. Darüber könnten noch mancherlei Handlungen und Taten, die wir bei der Inquisition gefunden haben, angeführt werden, aber weil dieser Stoff kein Problem aufweist, müssen wir uns im Interesse der
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weiteren Ausführung der Kürze befleißigen. [49vb] Zur Erläuterung der Huldigungsleistung sind noch einige Dinge anzuführen. Darüber aber, daß der Teufel eine Huldigung empfängt, müssen noch einige Dinge angeführt werden, nämlich weshalb und wie unterschiedlich er das tut. Erstens: mag er dies hauptsächlich zur noch größeren Beleidigung der göttlichen Majestät tun, indem er ein ihm geweihtes Geschöpf für sich beansprucht – und zwar zur größeren Sicherheit ihrer zukünftigen Verdammnis, nach der er am meisten trachtet –, so wurde doch oft von uns gefunden, daß er eine solche Huldigung zugleich mit dem [Ergebenheits]gelöbnis für einige Jahre akzeptiert hat und daß er bisweilen nur das Gelöbnis [akzeptiert] und die Huldigung für bestimmte Jahre aufgeschoben hat. Und wir dürfen sagen, daß das Gelübde in gänzlicher oder teilweiser Ableugnung des Glaubens besteht; in gänzlicher, wenn, wie oben erwähnt ist, der Glauben vollständig abgeleugnet wird; in teilweiser, wenn auf Grund des eingegangenen Paktes sie [die Hexe] bestimmte Zeremonien gegen die Satzungen der Kirche zu beachten hat, wie an Sonntagen zu fasten oder an Freitagen Fleisch zu essen, bestimmte Verbrechen bei der Beichte zu verheimlichen oder etwas ähnliches zu begehen. Wir dürfen aber sagen, daß die Huldigung in der Anheimstellung von Körper und Seele besteht.
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Weshalb solche Dinge getan werden, dafür können wir vier Gründe von seiten des Dämons geben. Wenn nämlich, wie im ersten Teil des Traktates erklärt wird87, bei der zweiten Hauptfrage, ob die Dämonen die Gemüter der Menschen zu Haß oder Liebe verwandeln könnten, es sich zeigte, daß er nicht in das Innere des Herzens eindringen kann, da dies allein Gott zusteht, [und] er durch Vermutungen von jenen Dingen Kenntnis erlangte, wie weiter unten klar werden wird, so macht sich jener Feind [der Teufel], wenn er merkt, daß eine Novizin bei der Einführung nur schwer zur Zustimmung zu bringen ist, mit Schmeicheleien an sie heran und verlangt nur wenig, um sie dann allmählich zu Mehrerem emporzuführen. Die zweite Ursache: Wenn unter denen, die den Glauben verleugnen, ein Unterschied anzunehmen ist, indem die einen mit dem Mund, aber nicht mit dem Herzen, andere mit dem Mund und dem Herzen [ableugnen], so bestimmt der Teufel, um herauszufinden, ob man sich ihm im Herzen wie mit dem Mund verspricht, so und so viele Jahre, um in dieser Zeit nach den Taten und durch das Gespräch dessen Herz zu prüfen. Die dritte Ursache: Wenn er in diesem Zeitraum erkennt, daß sie zur Ausführung irgendwelcher [Taten] weniger willfährig ist und ihm nur mit dem Mund, aber nicht mit dem Herzen anhängt, und vermutet,
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daß ihr die göttliche Barmherzigkeit wegen des Schutzes eines guten Engels zugute kommen werde, die der Dämon in vielen Dingen erkennen kann, dann versucht er, sie [50ra] zu entmutigen und irdischen Drangsalen auszusetzen, um entweder so oder aus ihrer Verzweiflung Gewinn ziehen zu können. Die Wahrheit dieses [Sachverhalts] ist offensichtlich. Denn wenn man nach dem Grund fragt, woher es komme, daß bestimmte Hexen unter jedweden, auch den größten Folterqualen nicht die geringste Wahrheit eingestehen wollen, wogegen andere leicht, nach jedem ihrer Verbrechen gefragt, gestehen; ebenso [wenn man fragt], woher [es komme], daß sie selbst, nachdem sie gestanden haben, den Versuch machen, sich durch Aufhängen das Leben zu nehmen, kann wahrheitsgemäß geantwortet werden, daß, wenn der göttliche Zwang durch einen heiligen Engel nicht hinzukommt, damit die Hexe gezwungen wird, die Wahrheit zu gestehen und den Schweigezauber rückgängig zu machen, daß dann durch das Werk der Dämonen das geschieht, was sich auch jeweils ereignet: entweder Verschwiegenheit oder Geständnis der Verbrechen. Das erste geschieht bei jenen, die, wie er [der Teufel] weiß, mit Mund und Herzen den Glauben verleugnet und ebenso die Huldigung geleistet haben. Er ist ihrer Beharrlichkeit sicher, während er umgekehrt andere im Stich läßt, ohne sie zu schützen, weil er
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weiß, daß ihm jene nur sehr wenig nützen. Die Erfahrung hat uns oft gelehrt88 und aus den Geständnissen derer, die wir haben einäschern lassen, ist es ans Licht gekommen, daß sie selbst unwillig gewesen waren, Schadenszauber zu begehen. Und das sagten sie nicht in der Hoffnung freizukommen, da die Wahrheit durch die von den Dämonen erteilten Schläge und Prügel feststand, wenn sie ihrem Befehl nicht gehorchten, wurden sie doch oft mit geschwollenen und blau angelaufenen Gesichtern gesehen. Ebenso, daß sie sich selbst nach dem Geständnis der Verbrechen unter der Folter allemal durch einen Strick das Leben nehmen wollen, das wird durch unsere Praxis als Wahrheit festgestellt. Denn immer werden nach dem Geständnis der Verbrechen für die einzelnen Stunden Wächter abgestellt, die auf solche Dinge achten. Man fand sie, bisweilen auch infolge der Unaufmerksamkeit der Wächter, aufgehängt an Riemen oder Kopftüchern. Dies bewirkte, wie gesagt, schlechterdings der Feind, damit sie nicht durch Zerknirschung oder sakramentale Beichte Verzeihung erlangen könnten. Auch hatte er sie nicht schon im Herzen ködern können, so daß sie sehr leicht bei Gott Gnade finden können. Und schließlich sucht er sie durch zeitliche Verwirrung und einen schrecklichen Tod in Verzweiflung zu stürzen. Freilich ist, wie es frommt, anzunehmen, daß sie durch eine noch grö-
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ßere89 Gnade Gottes die Verzeihung durch wahre Zerknirschung und aufrichtige Beichte erlangt hat, wo sie nicht freiwillig jenen Schändlichkeiten angehangen haben. Durch diese Dinge erklären sich [jene], die in den Diözesen Straßburg [50rb] und Konstanz90, sowohl in der Stadt Hagenau91 als auch in Ravensburg, vor kaum drei Jahren geschehen sind92. In der ersten Stadt nämlich hängte sich eine [Hexe] an einem billigen und zerreißbaren Oberkleid auf. Eine andere [Hexe] mit Namen Walburga war durch den Schweigezauber auf wundersame Weise aufgefallen, weil sie andere Frauenzimmer unterwies, wie man eine solche Verschwiegenheit durch ein männliches und erstgeborenes Kind, im Ofen gekocht, bewirken sollte93. Die Handlungen und Taten sind jetzt handgreiflich, und ebenso verhält es sich mit anderen, die in der zweiten Stadt eingeäschert wurden, wovon hin und wieder die Rede sein soll. Es gibt noch eine vierte Ursache, warum die Dämonen bei bestimmten [Hexen] die Annahme der Huldigung aufschieben, bei anderen aber nicht, deswegen nämlich, weil sie die Lebensdauer des Menschen einfacher als die Astronomen erkennen oder ihnen leichter das Ende des Lebens vorhersagen oder dem natürlichen Ende durch einen Unfall, wie oben gesagt worden ist, zuvor kommen können.
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Dies wird kurz durch die Taten und Handlungen der Hexen erklärt, wobei zunächst die List des Dämons in solchen Dingen ausgeführt wird. Denn nach Augustinus in li. de natura demonum94 gibt es sieben Gründe, deshalb deuten sie [die Dämonen] die künftigen Ereignisse auch [nur] nach Wahrscheinlichkeit, weil sie jene nicht mit Sicherheit wissen können. Die erste [Ursache] ist: daß sie durch natürliche Intelligenz bezüglich der Verstandesakte [besonders] mächtig sind. Daher verstehen sie [etwas] ohne Untersuchung des Grundes, was bei uns [aber] notwendig ist. Die zweite, daß sie wegen der Erfahrung des Alters und Eingebung höherer Geister mehr wissen als wir. Daher wird von den Gelehrten öfter aus Isidor angeführt, daß die Dämonen durch dreifachen Scharfsinn Macht haben: wegen des natürlichen Scharfsinns, der Erfahrung des Alters und der Eingebung höherer Geister. Die vierte [dritte]95 wegen der Geschwindigkeit der Bewegung, so daß sie mit außerordentlicher Schnelligkeit96 die Dinge, die im Osten geschehen, im Westen vorhersagen können. Die fünfte [vierte], weil sie mit ihrer Kraft durch Gottes Zulassung Krankheiten einschleppen, die Luft verpesten und Hungersnot auslösen können, daher können sie auch dies vorhersagen. Die sechste [fünfte], weil sie durch Anzeichen den Tod exakter vorhersagen können als ein Arzt, der nach Urin und Puls schaut. Denn wie
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dieser durch Anzeichen etwas im Kranken sieht, das ein normaler Mensch nicht bemerkt, so [sieht] auch der Dämon, was kein Mensch auf natürliche Weise sieht. Die siebte [sechste], weil sie aus den Anzeichen, die von der Seele [50va] des Menschen ausgehen, schlauer als ein kluger Mann auf die Dinge schließen, die in der Seele sind oder sein werden. Sie wissen nämlich, welche Anreize wahrscheinlich erfolgen werden und danach welche Taten. Die achte [siebte], weil sie die Taten der Propheten und die Schriften besser kennen als die Menschen und von jenen viele künftige Geschehnisse abhängen. Deshalb können sie daraus viele künftige Geschehnisse vorhersagen. Diese werden auch behandelt in 26 q. 4 sciendum97. Daher ist es kein Wunder, wenn er [der Dämon] die natürliche Lebenszeit des Menschen kennen kann, mag es auch anders sein mit einem vorzeitigen Ende, das mit einer Einäscherung eintreten würde, die der Dämon letztlich [auch] bewirkt, wenn er, wie gesagt wurde, sie [die Hexen] unwillig findet, ihre Umkehr und Bekehrung fürchtend, während er andere, die er willig weiß, bis zum natürlichen Tod verteidigt. Endlich für beiderlei Beispiele und Geschehnisse, die von uns gefunden wurden. So gab es in der Diözese Basel in einem am Rhein gelegenen Dorf mit Namen Oberwyler98 einen dem
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Lebenswandel nach ehrenhaften Pfarrer mit der Ansicht oder besser mit dem Irrtum, es gebe keinen Schadenszauber in der Welt, sondern nur in der Vorstellung der Menschen, die solcherlei Wirkungen den Frauenzimmern zuschrieben. Ihn wollte Gott dergestalt von seinem Irrtum reinigen [und beweisen], daß den Dämonen noch andere Möglichkeiten offenstünden, den Zauberern und Hexen die Lebenszeit vorzugeben. Als er einmal eilig wegen der Erledigung einer Angelegenheit in recht lebhafter Weise über eine Brücke schreiten wollte, kam ihm mit ähnlicher Rücksichtslosigkeit eine alte Frau entgegen, der er am Zugang zur Brücke keinen Platz machen wollte, damit sie vorbeiginge, sondern er schritt rücksichtslos einher und stieß durch Zufall die alte Frau in den Dreck, weshalb sie empört in Schmähreden ausbrach und sagte: »Pfaff99, ungestraft wirst du nicht hinüber gehen!« Mochte jener auch die Worte nur wenig beachten, so fühlte er doch in der Nacht, als er aus dem Bett aufstehen wollte, unterhalb des Gürtels, daß er behext worden war, so daß er sich fortan immer mit Hilfe der Arme anderer Leute aufrecht halten lassen mußte, wenn er die Kirche besuchen wollte. So blieb er drei Jahre lang in der häuslichen Pflege seiner Mutter. Als nach dieser Zeit jene alte Frau erkrankte, die er wegen ihrer Drohungen immer [50vb] im Verdacht
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gehabt hatte, ihm den Schadenszauber zugefügt zu haben, da schickte die Kranke zur Beichte nach ihm. Und der Priester, mochte er auch unwirsch sagen, sie solle dem Teufel, ihrem Meister, beichten, ging doch auf Drängen der Mutter, zwischen die Arme zweier Bauern gestützt, zu ihrem Haus und setzte sich ans Kopfende des Bettes, in dem die Hexe lag. Jene beiden Bauern wollten von außen am Fenster horchen – die Stube war nämlich ebenerdig gelegen –, ob sie denn den angetanen Schadenszauber dem Pfarrer beichten würde. Und mochte sie auch während der Beichte den Schadenszauber nicht erwähnen, so sagte sie doch nach Abschluß der Beichte: »Weißt du, Pfaff100, wer dich behext hat?« Und als jener freundlich antwortete, daß er es nicht wüßte, fuhr sie fort: »Du hast mich im Verdacht und mit Recht; wisse, ich habe dir solche Dinge zugefügt aus dem Grunde, wie oben angesprochen worden ist.« Als nun jener auf Befreiung drängte, sagte sie: »Siehe, die festgesetzte Zeit ist gekommen, und ich habe zu sterben. Aber ich richte es so ein, daß du wenige Tage nach meinem Tod geheilt sein wirst.« Und so geschah es. Denn jene starb an dem vom Dämon festgesetzten Termin und innerhalb von dreißig Tagen fand sich der Priester in einer Nacht wieder völlig gesund. Der Name des Priesters war Pfaff Heflin101, jetzt in der Diözese Straßburg.
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Ähnliches ereignete sich in der Diözese Basel, im Dorf Buhel nahe bei der Stadt Gewiler102. Eine Frau, die schließlich gefangen und eingeäschert wurde, hatte sechs Jahre lang einen Dämon, einen Inkubus, im Bett, selbst an der Seite ihres schlafenden Mannes. Und zwar dreimal in der Woche: am Sonntag, Dienstag und Freitag oder anderen, noch heiligeren Nächten. Sie hatte dem Teufel die Huldigung [so] erwiesen, daß sie ihm nach sieben Jahren mit Körper und Seele auf ewig anheimgefallen wäre. In [seiner] Liebe rettete sie Gott dennoch. Denn nachdem sie im sechsten [Jahr] gefangengenommen [sowie] wahrhaft und umfassend ein Geständnis abgelegt hatte und dem Feuer übergeben worden war, kann man glauben, daß sie von Gott Verzeihung erlangt hat. Sehr willig ging sie nämlich in den Tod, indem sie versicherte, daß, wenn sie auch befreit werden könnte, sie doch lieber den Tod gewählt hätte, würde sie nur der Macht des Dämons entgehen.
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4.209
[II/1,3] Kapitel 3
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[51ra] [II/1,3] Über die Weise, wie sie von Ort zu Ort befördert werden. Kapitel 3 Nun aber ist von ihren Zeremonien zu sprechen und auf welche Weise sie bei ihren Werken vorgehen, und zwar zuerst bei denen, die sie für sich und einzelne Personen tun. Und weil körperlich von Ort zu Ort getragen zu werden ihren vornehmsten irdischen Tätigkeiten gehört, wie auch Schweinereien mit den Inkubus-Dämonen zu treiben, so werden wir aus den Einzelheiten einiges ableiten, und zwar zunächst aus ihrer körperlichen Ausfahrt. Hier ist zu bemerken, daß diese Ausfahrt ein Problem aufweist, wie öfter angesprochen worden ist, wegen einer Auslegung eines einzigen Textes, nämlich 26 q. 5 Episcopi103, wo es heißt ex concilio acquirensi: »Jenes ist nicht unerwähnt zu lassen, daß gewisse gottlose Frauen, die, rückwärts nach Satan hin gewandt, durch die Täuschungen der Dämonen verführt glauben und von sich behaupten, mit Diana, einer Göttin der Heiden, oder mit Herodias und einer unzähligen Menge von Frauen zu nächtlichen Stunden auf bestimmten Tieren zu reiten und weite Entfernungen in der Stille einer tiefen Nacht zurückzulegen und ihr wie einer Herrin in allen
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4.210
[II/1,3] Kapitel 3
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Dingen zu gehorchen etc. Deshalb müssen die Priester Gottes dem Volk predigen, sie sollten wissen, daß diese Dinge gänzlich falsch seien und nicht vom göttlichen, sondern vom bösen Geist solche Wahngebilde den Sinnen der Gläubigen eingegeben worden seien. Wenn unstreitig Satan selbst sich in die Gestalten verschiedener Personen wie auch Abbilder verwandelt, so führt er auch den Sinn, den er gefangen hält, durch Täuschung in den Träumen auf Abwege etc.« Und mit Bezug darauf werden bisweilen von bestimmten Leuten öffentlich Beispiele gepredigt, als ob diese Dinge unmöglich [wirklich] geschehen könnten: vom heiligen Germanus104 und von einem anderen, der seine Tochter dabei beobachtete. Und dies wird unterschiedslos auf die Hexen und ihre Werke angewandt, so als wären ihre einzelnen Taten bei den Schäden der Menschen, des Viehs und der Feldfrüchte nicht ihnen zuzuschreiben, weil sie, wie bei den Ausfahrten in der Phantasie, auch bei den Schäden der Geschöpfe getäuscht würden. Da unstreitig diese [51rb] Meinung schon in der ersten Frage als gleichsam ketzerisch zurückgewiesen wurde, weil sie gegen die göttliche Zulassung bezüglich der Macht des Teufels [steht], die sich auf noch größere Dinge als diese erstrecken kann, widerstreitet sie in ähnlicher Weise der Absicht der Heiligen Schrift. Und [sie führt] zu unerträglichem Schaden der
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[II/1,3] Kapitel 3
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heiligen Kirche, da [die Hexen] schon seit vielen Jahren wegen dieser verderblichen Meinung ungestraft geblieben sind, indem sie [diese Meinung] dem weltlichen Arm die Gelegenheit zur Bestrafung beschnitt. Daher haben sie [die Hexen] sich ins Unendliche vermehrt, so daß es nicht mehr möglich ist, sie auszurotten. Deswegen möge der sorgfältige Leser die Dinge erwägen, die dort zur Widerlegung jener Meinung angeführt worden sind, und für jetzt möge er zur Kenntnis nehmen, wie sie [die Hexen] befördert werden und auf welche Arten dies möglich sei, samt den Antworten auf Beispiele, die von ihnen öffentlich angeführt werden. Daß sie also körperlich getragen werden können, wird auf verschiedene Arten gezeigt, und zwar zuerst aus den anderen Werken der Magier. Denn wenn sie nicht getragen werden könnten, so geschähe es, entweder weil Gott es nicht erlaubte, oder weil der Teufel es nicht tun könnte, weil es der Schöpfung widerstrebte. Das erste trifft nicht zu, weil, wenn größere, so können auch kleinere Dinge mit der Zulassung Gottes geschehen. Aber die größeren sind wie bei Knaben so auch bei [erwachsenen] Menschen sehr oft geschehen, was sich an den Gerechten und in der Gnade Stehenden zeigt. Denn wenn gefragt wird, ob die Auswechslungen105 von Knaben durch das Werk der Dämonen geschehen können und ob ein Dämon
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[II/1,3] Kapitel 3
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einen Menschen auch gegen seinen Willen örtlich von Ort zu Ort tragen kann, so wird auf das erste geantwortet, daß es so sei. Denn auch Guillelmus Parisiensis sagt im letzten Teil de universo106, die Auswechslungen von Knaben könnten in der Weise geschehen, daß mit Zulassung Gottes der Dämon eine Vertauschung des Knaben vornehmen oder auch ein Wegschaffen bewirken kann. Solche Knaben heulen auch immer ganz erbärmlich, und, auch wenn vier oder fünf Mütter kaum zum Säugen ausreichen würden, so nehmen sie doch niemals zu, sondern sind außergewöhnlich schwer. Den Müttern gegenüber ist dennoch wegen des großen Schreckens, den sie deswegen haben könnten, [derlei] weder zu bestätigen noch zu verneinen, [sondern] sie sind anzuweisen, daß sie Urteile von Gelehrten einholen. Gott erlaubt nämlich wegen [51va] der Sünden der Eltern, daß bisweilen die Männer die schwangeren Ehefrauen verfluchen, wenn sie sagen: »Ich wollte, daß du den Teufel tragen würdest« und dergleichen. Ebenso bringen oft ungeduldige Frauen derlei Dinge vor. Aber auch von anderen, gerechten Leuten finden sich zahlreiche Beispiele. Denn Vincentius in speculo histo. li. 27, ca. 43107, nach der Erzählung des Petrus Damiani, berichtet von dem fünfjährigen Sohn eines hoch angesehenen Mannes. Dieser damals Mönch gewordene Knabe wurde nachts aus dem Kloster in eine ver-
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schlossene Mühle108 gebracht. Dort am Morgen gefunden und verhört, sagte er, er sei durch einige Leute zu einem großen Gelage gebracht und aufgefordert worden zu essen. Und danach sei er von oben herab in die Mühle verbracht worden. Was [ist] endlich mit diesen Magiern, die nach der üblichen Bezeichnung von uns Nigromantiker genannt werden und die oft von den Dämonen durch die Lüfte getragen werden, die eben bisweilen auch andere dazu überreden, mit ihnen auf einem Pferd zu reiten, welches aber kein wirkliches Pferd, sondern ein Dämon in einer solchen Gestalt ist109, und sie [davor] warnen, zu sprechen und sich mit dem Zeichen des Kreuzes zu schützen? Und wenn wir auch zwei sind, die wir diesen Traktat schreiben110, so hat doch wenigstens einer von uns sehr häufig solche Leute gesehen und gefunden. Denn ein damaliger Scholar, der aber jetzt noch als Priester in der Diözese Freising111 leben soll, pflegt zu erzählen, er sei einmal körperlich vom Dämon durch die Lüfte geführt und in ferne Gegenden getragen worden. Es lebt noch ein anderer Priester in der Stadt Oberdorf bei Landshut112, der damals dessen Mitkollegiat [war und] mit eigenen Augen jene Ausfahrt sah, wie er mit ausgestreckten Armen in die Höhe befördert wurde, schreiend, aber nicht heulend. Die Ursache aber war, wie derselbe erzählte, folgen-
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de: An einem Tag trafen sich viele Schüler zu einem Biergelage, und alle kamen darin überein, daß jener, der das Bier herbeischaffte, nichts auszugeben haben sollte. Und als so einer der Kollegen hinausgehen wollte, um Bier zu holen, erblickte er, als er die Tür öffnete, einen dichten Nebel. Dadurch erschrocken kehrte er um und teilte ihnen unter Angabe des Grundes mit [51vb], daß er den Trunk nicht herbeiholen wolle. Da rief jener, der [durch die Luft] getragen worden war, unwillig: »Und wenn der Teufel da wäre, ich werde den Trunk herbeiholen.« Und so ging er hinaus und wurde, als alle zuschauten, durch die Lüfte getragen. Freilich aber ist es nötig zuzugeben, daß nicht allein den Wachenden, sondern auch Schlafenden solche Dinge zustoßen können, daß sie nämlich im Schlaf örtlich und körperlich durch die Lüfte befördert werden. Es zeigt sich klar an Leuten, die im Traum über die Dächer von Häusern und sehr hoher Bauwerke wandeln. Nichts kann sie aufhalten bei ihrem Wandeln in die Höhe wie ins Bodenlose. Und wenn sie von anderen Umstehenden bei ihren eigenen Namen gerufen werden, stürzen sie sofort zur Erde, gleichsam niedergeschmettert. Viele meinen, dies geschehe unter allen Umständen durch die Macht der Dämonen, und nicht ohne Grund. Denn die Dämonen sind in mannigfacher Vielfalt vorhanden, einige aus
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einem niederen Engelschor, die außer der Strafe der Verdammung, die sie ewig erdulden, mit kleinen Strafen belegt sind, gleichsam für kleine Vergehen. Sie können auch niemanden schädigen, wenigstens [nicht] schwer, sondern hauptsächlich nur Schabernack treiben, während andere Inkubi und Sukkubi sind, die zur Nachtzeit die Menschen quälen oder sie mit der Sünde der Unzucht beflecken. Es ist kein Wunder, wenn sie auch solchen Ulk treiben. Die Wahrheit kann aus den Worten des Cassian, coll. 1113 hergeleitet werden, wo er sagt, es gebe so viele unreine Geister wie [unreine] Neigungen in den Menschen, dem ohne Zweifel beizupflichten ist. Denn es ist offenkundig, daß einige von ihnen, die das Volk auch Heiden nennt, wir aber Trolle, wie es sie im Königreich Norwegen zur Genüge gibt, oder auch Schretteln114, solcherart Quälgeister und Kobolde sind, daß sie sich an bestimmten Plätzen und Straßen stetig aufhalten. Sie können die Vorübergehenden zwar keineswegs verletzen, [müssen] sich mit bloßem Necken und Foppen begnügen und bemühen sich mehr, sie zu ärgern als zu schädigen, einige aber [können] nur bei den Menschen mit lästigem Alpdrücken115 die Nacht zubringen. Andere [wieder] sind so der Tollheit und der Raserei hingegeben, daß sie nicht zufrieden sind, die Leiber derer, an denen sie hängen, nicht bloß durch fürchterliches Zerren zu
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quälen, sondern sich befleißigen, von oben auf die Vorbeigehenden herabzustürzen und jene mit dem jämmerlichsten [52ra] Schlage zu treffen. Er will sagen, daß sie nicht nur besessen machen, sondern sie vielmehr auch furchtbar quälen, z.B. solche die im Evangelium Mat. 8116 beschrieben werden. Daraus können wir schließen, erstens, daß man nicht sagen darf, die Hexen würden deshalb nicht örtlich getragen, weil Gott es nicht zuließe. Denn wenn er es zuläßt bei Gerechten und Unschuldigen oder auch bei Magiern oder bei anderen Vaganten, wie [sollte] er es nicht bei jenen [Frauen zulassen], die sich ganz dem Teufel geweiht haben? Und, um es in aller [Gottes-]-furcht zu sagen: Hob nicht der Teufel unseren Erlöser hoch, entführte ihn und stellte ihn hierhin und dorthin, wie das Evangelium bezeugt?117 Zweitens [gilt] auch nicht, [was] von den Gegnern eingewendet wird, daß der Teufel dies nicht tun könnte. Dieser hat, wie sich in den oben angeführten [Passagen] zeigte, so große natürliche Kraft, die alle körperlichen Dinge übertrifft, daß keine irdische Kraft mit ihr verglichen werden kann; nach jenem [Wort]: »Es gibt keine Macht auf Erden etc.«118 Vielmehr wohnt Luzifer selbst eine so große natürliche Macht oder Kraft inne, wie sie größer auch unter den guten Engem im Himmel nicht vorkommt. Denn wie er alle
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Engel an natürlichen [Gaben] übertraf, so wurden auch nicht die natürlichen [Gaben] durch den Fall verringert, sondern nur die Gnadengaben. Deswegen bleiben sie auch heute noch in ihm, wenn auch verdunkelt und gebunden. Daher die Glosse über jenes [Wort] »Es gibt keine Macht auf Erden etc.«: »Und wenn er alles überwindet, den Verdiensten der Heiligen unterliegt er doch.«119 Es verschlägt auch nicht, wenn jemand zweierlei entgegensetzte: erstens daß die Seele des Menschen sich widersetzen könnte und daß der Text [der Schrift] von speziell Einem, nämlich Luzifer, zu sprechen scheint, da er im Singular redet. Und weil dieser es war, der Christus in der Wüste versuchte und auch den ersten Menschen verführte, jetzt aber gebunden ist und die anderen Dämonen keine so große Kraft haben, da er selbst alle übertrifft, deswegen können auch die anderen bösen [Engel] Menschen nicht örtlich durch die Lüfte tragen. Die Einwände gelten nichts. Erstens wollen wir von den Engeln sprechen. Der geringste Engel übertrifft alle menschliche Kraft [ganz] unvergleichlich. Die Gründe ergeben sich aus vielen Dingen. Erstens, weil die geistige Kraft stärker ist als die körperliche, so wie die Kraft eines Engels oder auch die Seele der körperlichen Kraft überlegen ist. Zweitens bezüglich der Seele. Weil jede körperlich Form [52rb] eine
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durch die Materie individualisierte Form ist und durch diese bestimmt wird, wie die Seele jetzt existiert, die immateriellen Formen aber absolut und intellektuell sind, weshalb sie auch eine absolute und allgemeinere Kraft haben, deshalb kann eine gebundene Seele ihren Körper nicht so plötzlich örtlich bewegen noch in die Höhe heben. Wohl würde sie [es] aber mit Zulassung Gottes können, wenn sie gesondert wäre. Dies alles kann um so stärker ein ganz immaterieller Geist, wie es sowohl die guten wie die bösen Engel sind. So trug denn auch ein guter Engel Habakuk in einem Augenblick von Judäa nach Chaldäa120. Und aus diesem Grund wird auch geschlossen, daß jene, die nachts in den Träumen über hohe Gebäude geführt werden, nicht von den eigenen Seelen getragen werden, noch durch die Einflüsse der Himmelskörper, sondern von einer höheren Macht, wie oben erklärt worden ist. Drittens, daß so wie eine körperliche Natur dazu geschaffen ist, von einer geistigen Natur bezüglich des Ortes unmittelbar bewegt zu werden, einmal weil die örtliche Bewegung die erste unter den Bewegungen ist, 8 phi.121, dann auch weil sie eine vollkommenere unter allen körperlichen Bewegungen ist. Dies beweist eben dort der Philosoph mit dem Grund, weil ein Bewegliches bezüglich des Ortes nicht in der Gewalt von etwas diesbezüglich Innerem ist, sondern von etwas Äußerem, weshalb auch nicht bloß von
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heiligen doctores, sondern auch von den Philosophen geschlossen wird, daß die höheren Körper, ergänze himmlische, von geistigen und Separatsubstanzen bewegt werden, die ihrer Natur und ihrem Willen nach gut sind. Dann auch, weil wir sehen, daß die Seele zuerst und hauptsächlich den Körper durch örtliche Bewegung bewegt. Daher ist es nötig zu sagen, daß das Gesetz des menschlichen Körpers weder bezüglich des Körpers noch bezüglich der Seele selbst [dem] entgegenstehen kann, daß beides plötzlich mit Zulassung Gottes von Ort zu Ort bewegt werden könnte; und zwar von einer geistigen Substanz, gut nach dem Willen und der Natur, wenn gute und in der Gnade stehende [Menschen] fortbewegt werden oder von einer guten [Substanz] nach der Natur, nicht aber nach dem Willen, wenn böse [Menschen] fortbewegt werden. Wem es gefällt, sehe nach beim heiligen Thomas in prima parte q. 90122, eben dort drei Artikel oder auch die quaestionibus de malo123 oder auch in 2 senten. [52va] dist. 7124 über die Macht der Dämonen über die körperlichen Handlungen. Die Art aber des Ausfahrens ist folgende: denn wie zuvor klar geworden ist, müssen sie [die Hexen] sich eine Salbe aus den Gliedern von Kindern, besonders der von ihnen vor der Taufe getöteten, zubereiten und nach der Anleitung des Dämons irgendeinen Sessel
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oder ein [Stück] Holz einreiben, worauf sie sofort in die Lüfte getragen werden; und dies sowohl bei Tag wie auch bei Nacht, sichtbar oder auch, wenn sie es wollen, unsichtbar, demgemäß, daß der Dämon, und zwar durch das Hindernis irgendeines Körpers einen anderen Körper verbergen kann, wie im ersten Teil des Werkes125 über die trügerische Erscheinung der Dämonenwerke gezeigt worden ist. Aber vermag es auch der Dämon durch eine solche Salbe wie er es meistens auf diese Weise in der Absicht praktiziert, daß er die Kinder auch der Gnade der Taufe und der Erlösung beraubt, so hat man doch auch gesehen, daß er oftmals ohne diese Dinge bewirkte, wenn sie [die Hexen] auf Tieren, die dennoch keine wahren Tiere, sondern Dämonen in deren Gestalten sind, dieselben bewegten. Oder sie werden bisweilen auch ohne eine äußere Beihilfe, nur durch die unsichtbar wirkende Kraft des Dämons, hinübergetragen. Erzählung einer sichtbaren Überfahrt am Tage In der Stadt Waldshut126 am Rhein in der Diözese Konstanz [lebte] eine Hexe, die, den Einwohnern sehr verhaßt, zu einer Hochzeitsfeier nicht eingeladen worden war, während doch fast alle Einwohner jener beiwohnten. Sie war erbost, und weil sie danach trachtete sich zu rächen, rief sie den Dämon herbei und eröffnete ihm den Grund ihrer Verbitterung. Sie bat, daß er Hagel erzeugen möge und alle [Teilnehmer] des
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[Hochzeits-]tanzes damit schlagen möge. Dieser sagte zu, hob sie hoch und führte sie vor den Augen einiger Hirten durch die Luft zu einem Berg nahe der Stadt hinweg. Und da ihr, wie sie später gestand, das Wasser fehlte, um es in eine Grube zu gießen, welches Vorgehen sie, wie sich zeigen wird, befolgen, wenn sie Hagel erzeugen, da ließ sie an Stelle des Wassers Urin in die kleine Grube hinein, die sie gemacht hatte, und rührte in Anwesenheit des Dämons nach ihrer Gewohnheit mit dem Finger um. Und der Dämon warf die Flüssigkeit plötzlich nach oben und schickte einen gewaltigen Schauer von Hagelkörnern, [aber] nur über die Tanzenden und die Städter. Als diese sich deswegen [52vb] zerstreut hatten und [dann] untereinander über die Ursache jenes [Geschehens] berieten, betrat die Hexe die Stadt, was den Verdacht noch mehr verhärtete. Als aber die Hirten davon berichteten, was sie gesehen hatten, wuchs der dringende zu einem schwerwiegenden Verdacht. Daher wurde sie verhaftet und gestand, daß sie diese Dinge verübt hatte, weil sie nicht eingeladen worden war. Auch wegen vieler anderer Schadenszauber, die von ihr verübt worden waren, wurde sie eingeäschert127. Und weil das öffentliche Gerede von solcherart Ausfahrten auch fortwährend zu den gewöhnlichen Leuten dringt, so ist es nicht dienlich, hier noch mehr von diesen Dingen zur Beweisführung einzufügen.
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Diese mögen genügen gegen jene, die dergleichen körperliche Ausfahrten entweder gänzlich abstreiten oder zu behaupten versuchen, daß sie nur in der Einbildung und in der Phantasie geschehen würden. Wenn sie durchaus bei ihrem Irrtum belassen würden, so wäre das von geringer Bedeutung, ja nicht zu beachten, wenn ihr Irrtum nicht zur Schande des Glaubens gereichen würde. Aber man möge aufmerksam sein wie jene, mit ihrem Irrtum nicht zufrieden, sich nicht scheuen, auch noch andere [Irrtümer] vorzubringen und öffentlich zu machen, zur Mehrung der Hexen und zum Schaden des Glaubens, indem sie behaupten, daß aller Schadenszauber, der ihnen mit Recht als Werkzeugen der Dämonen wahrhaft und wirklich zugeschrieben wird, ihnen als Unschuldigen nur vorgestellt und eingebildet zuzuschreiben sei, wie auch die eingebildete Ausfahrt selbst. Darum sind sie [die Hexen] auch zur großen Schmach für den Schöpfer und zu ihrer schlimmsten Vermehrung oftmals unbestraft geblieben. Auch die am Anfang herangezogenen Argumente können ihnen nicht helfen. Denn wenn sie an erster Stelle das Capitulum Episcopi 26 q. 5128 anführen, wo gelehrt wird, daß sie nur in der Phantasie und in der Einbildung getragen werden, wer ist da so unklug, daß er schließen wollte, daß sie nicht auch körperlich getragen werden?! Wie denn könnte aus dem Schluß
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jenes Capitulums, wo festgestellt wird, derjenige, der glaubt, ein Mensch könnte in einen besseren oder schlechteren Zustand oder in eine andere Gestellt verwandelt werden, sei niedriger zu erachten als ein Ungläubiger und ein Heide, wer könnte [daraus] schließen, daß die Menschen nicht durch trügerische Vorspiegelung in Tiere verwandelt werden oder auch von Gesundheit zu Krankheiten wie aus einem besseren in einen schlechteren [Zustand] [53ra] verwandelt werden könnten?!129 Ein solcher [Mensch], der sich so an der Oberfläche der Worte des Kanons abmühte, würde durchaus gegen den Geist aller heiligen doctores, ja auch gegen die Lehre der Heiligen Schrift denken. Daraus kommt vielfach das Gegenteil zum Vorschein, wie aus den genannten [Argumenten] an sehr vielen Punkten im ersten Teil des Traktates ausgeführt worden ist. Man muß den Kern der Worte betrachten, nach dem, was in der ersten Frage des ersten Teils angesprochen wurde, und zwar bei der Lösung des zweiten Irrtums unter den dreien, die dort zurückgewiesen werden, daß den Priestern vier Dinge an die Hand gegeben werden, um dem Volk zu predigen. Sie werden nämlich sowohl körperlich wie in der Phantasie getragen, nach dem, was aus ihren eigenen Geständnissen hervorgeht, nicht nur jener, die eingeäschert worden sind, sondern auch anderer, die zum
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Glauben und zur Buße zurückgekehrt sind. Zu diesen [gehört] auch jene [Hexe] in der Stadt Breisach130, die, von uns befragt, ob sie [nur] in der Phantasie und Einbildung oder auch körperlich getragen werde, antwortete, auf bei derlei Weise. Wenn sie nämlich in einem Fall nicht körperlich getragen werden wollen, aber doch wissen wollen, was in jener Versammlung von ihren Gefährtinnen besprochen werde, dann werde es von ihnen dergestalt gehalten, daß sich jene [Hexe] im Namen aller Teufel auf der linken Seite ins Bett legen würde. Darauf würde etwas wie bläulicher Rauch aus ihrem Mund hervorkommen, und sie würde die Einzelheiten, die dort vorgenommen würden, ganz deutlich sehen. Wenn sie aber körperlich getragen werden wolle, sei es nötig, die oben erwähnte Weise einzuhalten. Ferner in dem Fall, daß jener Kanon bloß, ohne jede Erklärung, zu verstehen wäre, wer mag dann so dumm sein, daß er deshalb alle ihre Schadenszauber und Schäden [nur] als Phantasien und Einbildungen bezeichnen würde, da allen das Gegenteil [offenbar] erscheint? Besonders, weil es vielerlei Formen des Aberglaubens, nämlich vierzehn gibt, unter welchen die Gattung der Hexen den höchsten Stand bezüglich der Schadenszaubereien und Schäden einnimmt, die Gattung der phitones131 den niedrigsten Stand, zu dem diejenigen gehören, die in der Phantasie getragen
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werden. Endlich helfen ihnen auch die Beispiele aus der Legende [53rb] des heiligen Germanus132 und irgendwelche andere nicht, weil es den Dämonen durchaus möglich war, sich selbst an die Seite des schlafenden Mannes zu legen, als zwischenzeitlich nach den Ehefrauen umgeschaut wurde, als wenn sie bei den Männern schlafen würden. Zur Ehre des Heiligen wird nicht behauptet, daß dies gleichwohl [so] geschehen sei; doch der Fall wird angeführt, damit das Gegenteil von dem, was in der Legende vorgelegt wird, für nicht unmöglich gehalten werde. In ähnlicher Weise kann man auf alle beliebigen anderen Einwände antworten, weil, so wie man findet, daß einige nur in der Einbildung [getragen worden seien], man ebenso in den Schriften der Gelehrten findet, daß viele auch körperlich getragen worden seien. Wem es gefällt, Thomas Brabantinus in seinem Buch de apibus einzusehen, wird sowohl über die eingebildete als auch über die körperliche Ausfahrt von Menschen Wundersames finden.
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[II/1,4] Über die Weise, wie sie sich den Inkubus-Dämonen unterwerfen. Kapitel 4 Bezüglich der Weise, wie sich die Hexen den Dämonen [fleischlich] unterwerfen, sind sechserlei Dinge zu betrachten: Erstens bezüglich des Dämons und des von ihm angenommenen Körpers, aus welchem Element er gebildet sei? Zweitens bezüglich des Aktes, ob er immer mit Ergießung des von einem anderen empfangenen Samens [geschehe]? Drittens bezüglich der Zeit und des Ortes. Ob es mehr zu der einen oder anderen Zeit geschehe? Viertens, ob er [der Dämon] bezüglich der Frau sichtbar handelt und ob nur diejenigen, die aus solchen Schändlichkeiten abstammen, von den Dämonen heimgesucht werden? Fünftens, ob jene, die von den Hebammen zur Zeit der Geburt den Dämonen preisgegeben werden, [von den Dämonen heimgesucht werden]? Sechstens, ob der fleischliche Genuß hierbei geringer oder intensiver sei? [1.] Zuerst also über den Stoff und die Eigenschaft des angenommenen Körpers. Es ist zu sagen, daß er einen luftförmigen Körper annimmt und daß er auf irgendeine Weise irden ist, indem er durch Kondensation die Beschaffenheit von Erde hat, was so erklärt wird. Weil nämlich die Luft [53va] an sich nicht formbar ist, außer nach der Form eines anderen Kör-
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pers, in den sie eingeschlossen ist. Weil sie deshalb auch gar nicht durch ihre Begrenzungen begrenzt wird, sondern nur durch fremde und ein Teil der Luft sich an den anderen anschließt, deswegen kann er [der Dämon] mithin einen luftförmigen Körper nicht ohne weiteres annehmen. Hinsichtlich dessen aber, daß die Luft im höchsten Grade vertauschbar und veränderbar ist, wofür immer ein Zeichen ist, daß Leute, die einen vom Dämon angenommenen Leib mit dem Schwert spalten oder zu durchbohren suchten, es nicht konnten, weil die Teile der zertrennten Luft sich sofort von Neuem vereinigen, deswegen ist es klar, daß die Luft an sich ein wohl tauglicher Stoff ist. Aber weil sie nicht geformt werden kann, wenn ihr nicht etwas anderes, Irdenes, zugefügt wird, so ist es nötig, daß sich die Luft auf irgendeine Art verdichtet und so der Beschaffenheit von Erde nahekommt, wobei jedoch das wahre [Wesen] der Luft erhalten bleibt. Und diese Kondensation können die Dämonen und die gesonderten Seelen durch dichte Dämpfe bewirken, die aus der Erde aufsteigen, indem sie diese durch ihre örtliche Bewegung zusammenballen und formen. Sie bleiben in ihnen nur als Beweger und nicht etwa als prägende Formgeber, die der Form nach jenem Körper Leben einflößten – auf diese Weise nämlich fließt [normalerweise das Leben] von der Seele in den [mit ihr] verbundenen Körper –, sie [die Dämonen] aber sind in
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den von ihnen angenommenen und gebildeten Körpern wie der Seemann in einem Schiff, das er in Bewegung setzt. Wenn daher gefragt wird, wie der Körper bezüglich der vom Dämon angenommenen Materie sei, so ist zu sagen, daß es eines ist, hinsichtlich des Anfanges der Annahme darüber zu reden, und ein anderes hinsichtlich des Endes, weil es am Anfang Luft ist, am Ende verdichtete Luft, die der Beschaffenheit von Erde nahekommt. Dies alles vermögen die Dämonen mit Zulassung Gottes von Natur aus, da eine geistige Natur höher ist als eine körperliche. Daher hat sie ihm zwangsläufig zu gehorchen, wenn man an eine örtliche Bewegung denkt, nicht aber bezüglich der Annahme natürlicher akzidentieller und substanzieller Formen, außer bei einigen kleinen Geschöpfen; und zwar mit Hilfe irgendeines anderen Agens, wie oben angesprochen worden ist133. Durch örtliche Bewegung aber wird keine Form in eine ihr fernstehende [53vb] versetzt. Daher können sie diese so auf Befehl [nur] unter Umständen bewegen. Wenn jemand daher beiläufig fragen würde, was man davon halten solle, wenn ein guter oder böser Engel irgendeine Verrichtung des Lebens durch wirkliche, natürliche und nicht luftförmige Körper vollbrächte, wie bei der Eselin Balaams, aus der ein Engel sprach134, und wenn sich die Dämonen in besessenen Körpern herumtreiben
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würden, so ist zu sagen, daß jene Körper nicht als angenommene, sondern nur als besetzte bezeichnet werden. Man möge die Worte des Doktors einsehen in 2 distin. 8135, ob die Engel Körper annehmen. Aber wir wollen bei der Hauptsache bleiben. Die Dämonen sprechen in den angenommenen Körpern mit den Zauberern und Hexen, sie sehen, hören, essen und zeugen. Wie sind diese Dinge zu verstehen? Und das ist der zweite Teil dieses ersten Problems. Es ist erstens zu sagen, daß zum wirklichen Sprechen drei Dinge gehören: nämlich eine Lunge zum Einatmen der Luft, die nicht nur wegen der Stimme, sondern auch zur Kühlung des Herzens nötig ist, weshalb auch die Stummen die Atmung brauchen. Zweitens ist erforderlich, daß [der Ton] durch den Anstoß eines Körpers in der Luft gebildet wird, so wie wenn jemand mit einem Holz an Erz oder eine Glocke schlägt, [und] einen lauten oder leisen Klang erzeugt. Denn die Materie, die an sich ertönen kann, wird mit einem tönenden Instrument angestoßen [und] gibt einen Ton, je nach der Ausdehnung des Körpers; er wird in die Luft aufgenommen und vervielfältigt bis zu den Ohren des Hörers, zu dem ja der Klang, auch wenn er [der Hörer] weit entfernt ist, über den Raum hinweg offensichtlich gelangen136 muß. Drittens wird die Stimme benötigt, und man kann sagen, daß sie bei unbeseelten Körpern Ton heißt, bei beseelten
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Körpern Stimme. Und hier ist es die Zunge, die die eingeatmete und wieder ausgestoßene Luft in dem von Gott gegossenen und natürlich lebenden Instrument und Gefäß anschlägt, was bei der Glocke nicht so ist. Darum heißt hier Ton, was dort Stimme heißt. Und dieser dritte Punkt kann durch den zweiten natürlich versinnbildlicht werden. Und ich habe es deshalb so angelegt, damit die Prediger eine Regel haben, es an das Volk weiterzugeben. Viertens ist es erforderlich, daß jener, der die Stimme bildet, einen Gedanken einem anderen durch die Stimme wiedergeben will, damit er ihn verstehe, organisiert er dazu die Stimme, d.h., er artikuliert im Mund nacheinander, indem er mit der Zunge gegen die Zähnen schlägt [54ra] und beim Schließen und Öffnen der Lippen die im Mund gepreßte Luft an die Außenluft entläßt, so daß sie [die Stimme] vervielfältigt nach und nach bis an die Ohren des Hörenden dringt, der dann die Gedanken des anderen erfaßt. Zur Hauptsache. Den Dämonen fehlen Lunge und Zunge, doch können sie eine künstliche aufweisen, nach der Beschaffenheit des Körpers, wie auch Zähne und Lippen. Daher können sie nicht wirklich und eigentlich sprechen. Aber weil sie Verstand haben, pressen sie, wenn sie einen Gedanken ausdrücken wollen, nicht durch Stimmen, sondern durch Töne, die eine gewisse Ähnlichkeit mit Stimmen haben, nicht
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wie bei den Menschen die eingeatmete und aufgenommene, sondern die in dem [von ihnen] eingenommenen Körper eingeschlossene Luft und schicken sie artikulierend an die äußere Luft, bis zu den Ohren des Hörenden. Und daß ohne aufgenommene und durch nicht eingeatmete Luft etwas ähnliches wie eine Stimme entstehen könne, ist bei bestimmten Tieren offenkundig, die nicht atmen, von denen man sagt, daß sie eine Stimme haben und bei bestimmten Instrumenten, wie der Philosoph in 2 de anima137 sagt. Der Hering nämlich gibt, wenn er aus dem Wasser gezogen wird, plötzlich einen Ton von sich und stirbt. Dies und das Folgende, doch unter Ausschluß der Zeugungskraft, läßt sich auf die guten Engel anwenden. Wenn jemand das Sprechen der Dämonen in besessenen Körpern eingehender untersuchen will, [wird er feststellen, daß] sie sich dabei nämlich der körperlichen Werkzeuge des wahren Leibes des Besessenen bedienen. Denn sie schlüpfen in jene hinein, innerhalb der Grenzen der körperlichen Ausdehnung, nicht innerhalb der Grenzen der Wesenheit, weder des Körpers noch der Seele. Mache [hierzu] eine Unterscheidung zwischen Substanz und Quantität oder Akzidens. Aber von diesen Dingen [gehört] nichts zur Hauptsache. Wem es aber gefällt, möge den heiligen Thomas in 2 sententiarum138 einsehen. Folgerichtig ist aber zu sagen, auf welche Weise
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sie sehen und hören: weil es ein doppeltes Sehen gibt, ein geistiges und ein körperliches, und das erste das zweite bei weitem übertrifft, einmal, weil es durchdringt, dann auch, weil es durch die Entfernung nicht gehemmt wird, entsprechend der Kraft des Lichtes, das ihm dient. Deswegen ist zu sagen, daß ein Engel, sei es ein guter oder ein böser, durch die Augen des angenommenen Körpers unter keinen Umständen [54rb] [etwas] sieht, noch ihm etwas Körperliches dient, wie ihm hingegen beim Sprechen die Luft und die Erschütterung der Luft zur Erzeugung des Tones und weiter zur Vervielfältigung bis zu den Ohren des Hörenden dient. Daher sind ihre Augen nur abgebildete Augen. Sie zeigen sich aber gern den Menschen in diesen Gestalten, um ihnen durch dergleichen Werke ihre Eigenschaften, die sie auf natürliche Weise haben, wie geistig sehen, hören und sprechen, zu offenbaren. Daher sind auch den heiligen Vätern oft nach Gottes Gebot und mit seiner Zulassung heilige Engel erschienen. Den bösen Menschen offenbaren sie sich, damit die Menschen ihre Eigentümlichkeiten kennenlernen und sich jenen zugesellen, hier bei der Schuld und anderswo bei den Strafen. Daher sagt auch Dionisius, cel. Ie. am Ende139: »Aus allen Teilen des menschlichen Körpers lehrt der Engel, seine [des Engels] Eigenschaften zu betrachten.« Damit ist zu schließen: das körperliche Sehen, da es die Hand-
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lung eines lebenden Körpers durch ein körperliches Organ ist, haben die Dämonen an sich nicht. Deswegen haben sie in den angenommenen Körpern gleichsam den Anschein von Gliedern wie auch den Anschein von Handlungen. Und auf ähnliche Weise können wir von dessen [des Dämons] Gehör sprechen, das viel vortrefflicher als das körperliche ist, weil er [der Dämon] den Gedanken des Geistes und die Sprache der Seele genauer erfassen kann als der Mensch, der den Gedanken des Geistes nur durch körperliche Worte wiedergegeben hört. Siehe den heiligen Thomas in 2 senten. di. 8140. Wenn nämlich in der Miene des Menschen sein geheimer Wille gelesen wird und aus der Regung des Herzens und durch die Qualität des Pulsschlages von den Ärzten die Leidenschaften der Seele erkannt werden, um so mehr noch von den Dämonen. Was aber das Essen betrifft, so müssen wir sagen, daß er [Thomas] zum vollständigen Verständnis des Essens vier Dinge nennt: die Zerteilung der Speise im Mund und die Beförderung in den Körper, die Kraft des Körpers, der zur Verdauung geeignet ist, viertens, die Umwandlung der nötigen Nahrung und die Ausscheidung des Überflüssigen. Alle Engel führen beim Essen in den angenommenen Körpern die ersten beiden durch, das dritte und vierte können sie nicht, sondern anstelle der verteilenden und ausscheidenden
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[1.] Wie in den jetzigen Zeiten die Hexen
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Kraft steht ihm eine andere bei, durch welche die Speise sofort in den vorliegenden Stoff aufgelöst wird. Auch Christus hatte wirkliches Essen in allem, weil er die nährende und umwandelnde Kraft besaß, aber er verwandelte es nicht in seinem Körper, weil jene Kräfte wie auch der Leib verherrlicht waren. Darum wurde auch die [54va] Speise im Körper sofort aufgesaugt, wie wenn man Wasser ins Feuer gösse.
[1.] Wie in den jetzigen Zeiten die Hexen mit den Inkubus-Dämonen fleischliche Handlungen ausführen und wie sie durch diese vermehrt werden. Aber bezüglich der fleischlichen Handlungen, die hauptsächlich behandelt werden, die sie als Inkubi in angenommenen Körpern mit den Hexen ausüben, liegt nach dem Vorausgehenden keinerlei Problem [mehr] vor, wenn nicht vielleicht [noch] jemand zweifelte, ob die gegenwärtigen Hexen [überhaupt] solche Schandtaten verüben würden und ob sie ihren Ursprung von diesen Schändlichkeiten her genommen hätten. Zur Beantwortung dieser beiden Zweifel wollen wir zum ersten sagen: was auch immer alles von den früheren Zauberern und Hexen vor dem Jahr 1400 der
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[1.] Wie in den jetzigen Zeiten die Hexen
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Fleischwerdung des Herrn141 oder so ungefähr geschehen ist142, ob sie nämlich diesen Schändlichkeiten [so] eifrig nachkamen, wie seither die jetzigen Hexen, das ist unbekannt. Und zwar deshalb, weil die Geschichte niemals [von solchen] berichtet, was die Erfahrung jetzt gelehrt hat. Daß es nämlich immer Zauberer und Hexen gegeben hat und durch ihre schändlichen Werke den Menschen, dem Vieh und den Feldfrüchten vielerlei Schäden erwachsen seien wie auch, daß es Inkubus- und Sukkubus-Dämonen gegeben hat, kann niemand bezweifeln, der die Geschichte durchgegangen ist, da die Überlieferungen der Kanones und der heiligen Väter viele Dinge aus vielen Jahrhunderten von diesen der Nachwelt zurückgelassen und überliefert haben, mag auch ein Unterschied [darin] bestehen, daß die Inkubus-Dämonen in den zurückliegenden Zeiten den schwachen Frauen gegen ihren eigenen Willen nachgestellt haben, wie Nider in seinem Formicarius143 und Thomas Brabantinus in li. de universali bono sive de apibus144 sehr viel berichten. Mit dieser Position aber, mit der festgestellt wird, daß die heutigen Hexen mit solchen teuflischen Schweinereien besudelt seien, stimmt nicht nur unsere Meinung überein, sondern auch die bewährten Zeugnisse der Hexen selbst, die alle jene Dinge glaubhaft zugegeben haben: daß sie sich nämlich nicht mehr
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[1.] Wie in den jetzigen Zeiten die Hexen
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wie früher unfreiwillig, sondern freiwillig und zum Vergnügen in einer so scheußlichen Sache der elenden Knechtschaft unterwerfen. So viele sind nämlich [54vb] von uns in den verschiedenen Diözesen dem weltlichen Arm zur Bestrafung überlassen worden. Besonders in der von Konstanz und in der Stadt Ravensburg sind sie viele Jahre lang diesen Schweinereien nachgegangen, einige zwanzig, andere zwölf, wieder andere dreißig Jahre lang; und immer mit ganzer oder teilweiser Verleugnung des Glaubens. Zeugen sind eben dort alle Einwohner145. Denn ohne die im Geheimen Bußfertigen und zum Glauben Zurückgekehrten sind in fünf Jahren nicht weniger als 48 dem Feuer überliefert worden146. Doch wurde jenen nicht so sehr Glauben geschenkt wie den freiwillig zur Buße Umgekehrten Glauben geschenkt wurde. Alle stimmten darin überein, daß sie solcherart Schweinereien zur Mehrung dieser Ruchlosigkeit betreiben mußten. Diese Dinge werden auch gesondert im zweiten Teil des Werkes147 behandelt werden, wo ihre einzelnen Werke beschrieben werden; abgesehen davon, was unser Kollege, der Inquisitor von Como, in der Grafschaft Bormio148 vollbrachte, der im Zeitraum eines Jahres, welches 1485 war, 41 Hexen verbrennen ließ. Und alle sagten offen, daß sie jenen teuflischen Schweinereien angehangen hätten149. Diese Dinge stehen also fest, entweder durch Sehen
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[1.] Wie in den jetzigen Zeiten die Hexen
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oder Hören, aus eigener Erfahrung oder auch durch die Berichte glaubwürdiger Leute. Bezüglich des zweiten [Punktes], wo das Problem besteht, ob die Zauberer von diesen Schweinereien [ihren] Ausgang genommen hätten, können wir nach Augustinus sagen, daß es schlechterdings wahr sei, daß alle abergläubischen Künste von der Verderben bringenden Gemeinschaft von Menschen und Dämonen [ihren] Ausgang genommen haben. So sagt er nämlich li. 1 de doc. christiana150, und so wird es gehalten in 26 q. 2 Illud quid est151: »Alle derartigen Künste eines sowohl nichtigen wie schädlichen Aberglaubens, aus einer Verderben bringenden Gemeinschaft von Menschen und Dämonen und einem gleichsam ruchlosen und hinterlistigem Freundschaftspakt entstanden, sind zu bekämpfen.« Gibt man darauf acht, so ist es offenbar, daß, wie es verschiedene Gattungen des Aberglaubens oder der magischen Kunst gibt, auch ihre Gemeinschaften verschieden sind. Und wie die Gattung der Zauberer unter den vierzehn [Gattungen] jener Kunst die schlechteste ist, weil sie nicht durch einen stillschweigenden, sondern durch einen ausdrücklichen Pakt, ja mehr noch, weil sie durch Verleugnung des Glaubens den Dämonen selbst Götzenverehrung darzubringen haben, deswegen haben sie auch im Verkehr mit ihnen [55ra] die schlimmste Gemeinschaft, nach den
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4.238
[1.] Wie in den jetzigen Zeiten die Hexen
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[Einlassungen der] Frauen, die sich immer an eitlen Dingen erfreuen. Man sehe ferner, daß nach dem heiligen Thomas in 2 senten. distin. 4 arti. 4152 bei der Lösung eines Arguments, wo er fragt, ob die auf diese Weise von solcherart Dämonen Gezeugten stärkere Kraft besäßen, als die anderen Menschen, er antwortet, daß dies wahr sei, nicht nur nach dem Text der Schrift, Gen. 6153: »Diese sind die Helden der Vorzeit etc.«, sondern auch aus dem Grunde, daß die Dämonen um die Kraft des entnommenen Samens wissen können; erstens aus der Beschaffenheit dessen, von dem [er] entnommen wurde; zweitens [kennen sie] die Frau, die auf die Aufnahme jenes Samens zugeschnitten ist; drittens [kennen sie] die Konstellation, die bei der körperlichen Ausführung mithilft; und viertens, wie wir noch nach ihren eigenen Worten hinzufügen können, [kennen sie] auch die jene auf die Ausführungen zugeschnittene beste Komplexion154 des Gezeugten. Wenn alle diese Dinge so zusammenkommen, wird geschlossen, daß solche so Gezeugten stark sind und einen mächtigen Körper haben. Soweit zur Hauptsache, wenn gefragt wird, ob die Zauberer von diesen Schweinereien her [ihren] Ursprung genommen hätten, so sagen wir: Den Ursprung haben sie schlechterdings von der unheilvollen, wechselseitigen Gemeinschaft her genommen, wie aus der ersten Eigenschaft erhellt. Niemand kann
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4.239
[1.] Wie in den jetzigen Zeiten die Hexen
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aber nach der zweiten Eigenschaft bestreiten, daß sie sich durch jene Schweinereien [auch] vermehrt haben155, da sich die Dämonen nicht um der Lust, sondern um der Verderbnis willen mit diesen Dingen abgeben. Es wird also eine solche Abfolge sein, daß ein Dämon, ein Sukkubus, von einem verbrecherischen Mann Samen entnimmt. Wenn dieser [Dämon] eigens für jenen Mann abgestellt ist und sich bei der Hexe nicht zum Inkubus machen will, so übergibt er den Samen demjenigen Dämon, welcher der Frau oder der Hexe zugeordnet ist. Und jener wird unter einer bestimmten Konstellation, die ihm dienlich ist, zum Inkubus der Hexe werden, so daß ein solcher Gezeugter oder eine [solche] Gezeugte große Macht zur Ausführung von Schadenszauber behält. Und es steht dem nicht entgegen, daß jene, von denen der Text spricht, nicht Zauberer gewesen sind, sondern bloß Riesen und berühmte und mächtige Männer, weil, wie oben gesagt ist, Schadenszauber nicht unter dem Naturgesetz vollbracht wurde, und zwar wegen der noch frischen Erinnerung an die Schöpfung der Welt. Daher konnte Götzendienst keinen Raum haben. Aber als die Bosheit der Menschen wuchs, fand der Teufel größere Gelegenheit, diese Art der Schändlichkeit zu säen [55rb]. Aber können auch jene Worte nicht [nur] zum Besten der Tugend verstanden werden, wo jenen zugebilligt wird, es seien
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[1.] Wie in den jetzigen Zeiten die Hexen
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berühmte Männer gewesen, [wie] sie genannt wurden.
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4.241 [2.] Ob der Inkubus-Dämon beim Verkehr mit einer Hexenhammer, 406
[2.] Ob der Inkubus-Dämon beim Verkehr mit einer Hexe immer einen Samenerguss hat? Die Antwort darauf lautet: Da er über tausend Arten und Künste der Schädigung verfügt, da er ja seit seinem Fall versucht, die Einheit der Kirche zu spalten und das Menschengeschlecht mit allen Mitteln [von ihr] abzuwenden, 26 q. 2156, deswegen kann über diese Dinge eine unfehlbare Regel nicht angegeben werden, sondern [nur] eine näherungsweise Unterscheidung, nämlich danach, ob die Hexe alt und unfruchtbar ist oder nicht. Wenn so, dann unter allen Umständen ohne Ergießung des Samens, da er ja nichts anrichten würde und der Dämon in seinen Werken, so viel er kann, Überflüssiges vermeidet, wie er sich auch von Natur aus an die Hexe heranmacht. Wenn sie nicht unfruchtbar ist, macht er sich dennoch um der hervorzurufenden Lüsternheit der Hexe willen an sie heran. Wenn sie aber zur Schwängerung disponiert ist und er dann bequem den von einem Mann vergossenen Samen haben kann, dann zögert er nicht, sie mit jenem zur Verderbnis der Nachkommenschaft heimzusuchen. Wenn aber jemand fragen sollte, ob er den durch nächtlichen Erguß entflossenen Samen ebenso sammeln könnte wie den durch den fleischlichen Akt aus-
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4.242 [2.] Ob der Inkubus-Dämon beim Verkehr mit einer Hexenhammer, 406
geschiedenen, so kann dafür ein einsichtiger Grund gegeben werden, daß es nicht [möglich ist], mag auch anderen das Gegenteil erscheinen. Denn man merke wohl, daß die Dämonen, wie vorausgeschickt wurde, auf die Zeugungskraft des Samens achten. Und eine solche Kraft wird im Samen mehr durch den fleischlichen Akt erzeugt und bewahrt, [während] der Samen durch die in der Nacht ergossene Pollution geschwächt wird, da er nur aus den überflüssigen Säften und nicht mit so großer Zeugungskraft ausgeschieden wird. Daher glaubt man, daß er [der Dämon] sich dessen weniger zur Zeugung von Nachkommenschaft bedient, außer wenn er merken würde, daß jene Kraft dem Samen [noch] innewohnen würde. Aber auch dies können wir nicht gänzlich leugnen, daß wenn eine verheiratete Hexe durch den Ehemann [55va] geschwängert ist, der Inkubus-Dämon auch durch Vermischung mit anderem Samen das Empfangene infizieren kann.
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4.243 [3.] Ob er [der Inkubus] lieber zu der einen als zu Hexenhammer, 407
[3.] Ob er [der Inkubus] lieber zu der einen als zu der anderen Zeit [wirke] und in vergleichbarer Weise bezüglich des Ortes? Auf jene [Frage], ob er [der Dämon] Zeiten und Orte beachte, muß man sagen, daß er außer der Beachtung der Zeiten bezüglich der Konstellationen, die er beachtet, wenn er die Verderbnis des Empfangenen hervorruft, auch bestimmte Zeiten einhält, wenn er nicht um der Schändung willen, sondern um bei der Hexe fleischliche Lust zu erregen, handelt. Und es sind dies die heiligeren Zeiten des ganzen Jahres, wie die Geburt Christi, Ostern, Pfingsten und die anderen Festtage. Und dies tun sie aus einem dreifachen Grund. Erstens, damit die Zauberer auf diese Weise nicht nur durch die Apostasie vom Glauben157 treulos seien, sondern auch das Laster der Gotteslästerung begehen. Daran ergötzen sich die Dämonen, damit der Schöpfer noch mehr verhöhnt werde und die Zauberer noch ärger an ihren Seelen verdammt werden. Der zweite Grund [ist], daß Gott, wenn er auf diese Weise besonders schwer verhöhnt wird, ihnen größere Macht überläßt, gegen die Menschen zu wüten und jene, seien es auch Unschuldige, an Gütern wie Körpern heimzusuchen. Denn wenn es heißt: »Ein Sohn soll nicht für die Unbill des Vaters büßen etc.«158, so ist
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4.244 [3.] Ob er [der Inkubus] lieber zu der einen als zu Hexenhammer, 408
dies von der ewigen Strafe her zu verstehen. Mit der irdischen [Strafe] aber werden sehr oft Unschuldige wegen der Taten anderer Leute mit Pein gestraft. Daher ruft auch Gott an anderer Stelle: »Ich bin ein starker Gott, der als Eifernder die Missetaten der Eltern im dritten und vierten Glied ahndet.« Eine solche Strafe zeigt sich auch an den Söhnen der Sodomiter, die wegen der Verbrechen der Eltern ertranken159. Der dritte Grund ist, daß sie bei größerer Gelegenheit mehr zu Fall bringen, besonders junge Mädchen, die, wenn sie sich an Festtagen stärker der Muße und Neugier hingeben, um so leichter von den Hexenvetteln verführt werden, wie es sich in der Heimat des einen von uns beiden Inquisitoren160, denn zwei sind wir, die dieses Werk zusammenstellen, zutrug. Denn ein junges Mädchen, und zwar eine fromme Jungfrau, wurde an einem Festtag von einer alten Frau aufgefordert, mit ihr die Treppe hinauf in eine Kammer zu gehen, weil sich dort bestimmte, sehr schöne Jünglinge eingeschlossen befänden. Und als jene zusagte, stiegen sie zusammen hinauf. Die alte Frau ging voran und wies das junge Mädchen an, sich nicht mit dem Zeichen des Kreuzes zu schützen. Wenn jene auch zugestimmt hatte, so schützte sie sich doch heimlich mit jenem Zeichen. Daher geschah es, [55vb], daß, als sie hinaufgestiegen waren, die Jungfrau niemanden erblickte, weil die dort anwesenden
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4.245 [3.] Ob er [der Inkubus] lieber zu der einen als zu Hexenhammer, 409
Dämonen ihre Anwesenheit jener Jungfrau in den angenommenen Körpern nicht zeigen konnten. Da sprach die alte Frau fluchend zur Jungfrau: »Geh in aller Teufel Namen, warum hast du dich bekreuzigt?« Dies habe ich aus dem offenen Geständnis dieser Jungfrau erfahren161. Es kann auch als vierter Grund angeführt werden, daß sie so Menschen leichter verführten. Denn solange sie denken, solches sei ihnen von Gott zu heiligeren Zeiten erlaubt, mögen sie nicht glauben, jenes sei so schwerwiegend, wie wenn sie es in jenen Zeiten nicht vollbringen könnten. Bezüglich des Ortes aber, ob sie derlei mehr an bestimmten Orten ausüben, ist zu sagen, daß es nach den Worten und den Taten der Hexen feststeht, daß sie jene Schändlichkeiten an heiligen Orten überhaupt nicht ausüben können. An dieser Tatsache kann man die Wirksamkeit des Engelschutzes wegen der Erhabenheit jenes Ortes ermessen. Und mehr noch, sie behaupten, sie hätten, außer zur Zeit des Gottesdienstes, wenn sie in der Kirche anwesend waren, niemals Ruhe. Und deswegen gehen sie schnell hinein und langsam hinaus, mögen sie auch sonst nach der Unterweisung durch die Dämonen bestimmte, sehr schlimme Zeremonien zu beachten haben, wie nämlich zur Zeit der Erhebung [des Leibes Christi] auf die Erde zu spucken oder ganz gottlose Gedanken durch Worte
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4.246 [3.] Ob er [der Inkubus] lieber zu der einen als zu Hexenhammer, 409
oder auch ohne Worte vorzubringen, wie: »Wenn du doch hoffentlich an diesem oder jenem Ort wärst!«, wie es im zweiten Teil162 noch behandelt werden soll.
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4.247
[4.] Ob sie [die Inkubi und Sukkubi] wie für die Hexenhammer, 409
[4.] Ob sie [die Inkubi und Sukkubi] wie für die Hexe so auch für die Umstehenden sichtbar miteinander verkehren? Auf jene [Frage], ob sie sichtbar oder unsichtbar solcherart Schändlichkeiten miteinander treiben, ist zu sagen, daß, so viel uns die Erfahrung gelehrt hat – mag auch der Inkubus-Dämon für die Hexe immer sichtbar handeln und es wegen des ausdrücklich mit ihm geschlossenen Paktes nicht nötig haben, sich unsichtbar zu nähern –, bezüglich der Umstehenden dennoch [zu sagen] ist, daß oft auf den Feldern oder in den Wäldern Hexen auf dem Rücken liegend gesehen werden, [bis] oberhalb des Nabels entblößt und die gemäß der Eigenart jener Schweinerei sich mit den zugehörigen Gliedmaßen, den Schienbeinen und den Schenkel, heftig bewegten, [56ra] während die dämonischen Inkubi sich eben dort unsichtbar für die Umstehenden betätigten, mochte sich auch am Ende des Aktes ein schwarzer Rauch in der Länge eines Mannes von der Hexe aufwärts in die Luft erhoben haben; aber dies [ist] sehr selten. Und weshalb jener Tausendkünstler gewußt hat, daß er die Sinne von anwesenden jungen Mädchen oder von anderen Menschen entweder verlocken oder verändern könne, über diese Vorfälle und wie derartiges an vielen Orten geschieht,
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[4.] Ob sie [die Inkubi und Sukkubi] wie für die Hexenhammer, 410
in der Stadt Ravensburg163, in der Herrschaft der Edlen von Rappoltstein164 und in bestimmten anderen Ländern, werden im zweiten Teil Ausführungen gemacht. Aber es hat sich auch bisweilen sichtbar vor den Augen der Ehemänner ereignet, die diese jedoch nicht für Dämonen, sondern für Männer hielten, daß Inkubi mit ihren Ehefrauen solche Dinge verübt haben. Und während sie nach den Waffen griffen und [sie] durchbohren wollten, verschwand der Dämon, indem er sich unsichtbar machte. Daher tadelten auch die Frauen, die manchmal selbst verwundet wurden, wenn sie die Hände oder die Arme ausstreckten, die Männer, ob sie denn keine Augen hätten oder ob sie von Dämonen besessen seien.
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[5.] Ob die Inkubus-Dämonen nicht nur Frauen
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[5.] Ob die Inkubus-Dämonen nicht nur Frauen, die aus ihren Schweinereien entstanden oder ihnen von den Hebammen übergeben worden sind, anfallen, sondern alle ohne Unterschied, [und ob] die Fleischeslust grösser oder geringer [dabei sei]? Am Ende kann zusammenfassend gesagt werden, daß die Irikubus-Dämonen nicht nur den Frauen nachstellen, die aus ihren Schweinereien erwuchsen oder ihnen von den Hebammen überlassen worden sind, sondern mit aller Anstrengung nach jedweden, besonders heiligen, Jungfrauen des betreffenden Landes oder Ortes, lechzen, mit Hilfe der Hexen als Verführerinnen oder Kupplerinnen. Dies hat die Erfahrung, die Lehrmeisterin der Dinge, gelehrt, wonach in der Stadt Ravensburg165 einige Verbrannte vor dem Endurteil desgleichen versicherten, [nämlich] daß ihnen von ihren Meistern [den Dämonen] ans Herz gelegt worden sei, mit aller Kraft an der Verderbnis züchtiger Jungfrauen und Witwen zu arbeiten. Und bezüglich des fleischlichen Genusses, ob er mit den Inkubus-Dämonen im angenommenen Körper größer oder kleiner sei als bei gleichbleibenden Bedingungen, [d.h.] Männern in einem wahren Körper, so ist zu sagen [56rb]: Es scheint also, daß, wenn auch die natürliche Ordnung nicht verhindert, daß er
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[5.] Ob die Inkubus-Dämonen nicht nur Frauen
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[der fleischliche Genuß] größer sein dürfte, wenn Gleiches mit Gleichem schäkert, so scheint doch jener Tausendkünstler, wenn er das gebotene Aktive mit dem gebotenen Passiven, wenn nicht in der Natur, so doch bezüglich der Eigenschaften, in Wärme oder irgendeiner Mischung zusammenfügt, durchaus keine geringere Begierde zu erwecken. Aber darüber wird sich im Folgenden166 mehr Klarheit mit Blick auf die Eigenart des weiblichen Geschlechtes ergeben.
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[II/1,5] Kapitel 5
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[II/1,5] Über das allgemeine Vorgehen, wie die Hexen mit den Sakramenten der Kirche ihre Schadenszauber ausführen. Und über die Art und Weise, wie sie gewöhnlich die Zeugungskraft hemmen oder auch andere Gebrechen an allen Geschöpfen, die Himmelskörper ausgenommen, [bewirken]. Kapitel 5 Nun aber ist über die Handlungsweisen, wie sie andere Geschöpfe beiderlei Geschlechts und Feldfrüchte schädigen, vielerlei zu bemerken: und erstens, wie sie die Menschen, zweitens wie sie die Tiere und drittens die Feldfrüchte [schädigen]. Bezüglich des Menschen: erstens, wie sie durch Schadenszauber die Zeugungskraft oder auch den Geschlechtsakt hemmen, so daß eine Frau nicht empfangen oder ein Mann den Akt nicht ausführen kann; zweitens, wie jener Akt bisweilen bezüglich einer Frau und nicht bezüglich einer anderen unterbunden wird; drittens, wie die männlichen Glieder entfernt werden, so daß sie gleichsam gänzlich aus den Körpern herausgerissen scheinen; viertens, wie entschieden werden könnte, falls etwas von dem Vorgenannten eintreten würde, daß es an sich durch die Macht des Dämons und nicht durch die Hexe zugefügt wird; fünftens, wie die Hexen durch
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[II/1,5] Kapitel 5
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Blendwerk Menschen beiderlei Geschlechts in Tiere verwandeln; sechstens, wie die hexenden Hebammen das Empfangene im Uterus der Mutter auf verschiedene Weise vernichten und, wo sie dies nicht tun, die Kinder den Dämonen übergeben. Und damit man dies nicht für geradezu unglaublich halte, ist es im ersten Teil des Werkes167 durch Fragen und durch die Lösung der Argumente entschieden worden. Auf diese kann der zweifelnde Leser bei Bedarf zurückgreifen, um die Wahrheit zu ergründen. Für jetzt sind nur die Taten und Geschehnisse anzuführen, die von uns gefunden [56va] oder auch von anderen bei der Sühnung eines solchen Verbrechens aufgezeichnet worden sind, damit, falls die früheren Fragen für jemanden vielleicht schwierig [zu verstehen] sind, er aus diesen Ausführungen im zweiten Teil sich überzeugen lasse und sich von dem Irrtum abwende zu meinen, es gebe keine Hexen oder es könnte kein Schadenszauber in der Welt geschehen. Daher ist erstens zu bemerken, daß, wenn sie die Menschen auf sechs Arten schädigen können, ohne die Arten, wie sie die anderen Geschöpfe schädigen, [dann ist] die erste, wie sie einem Mann durch die Liebe zu einer Frau oder einer Frau zu einem Mann das Böse eingeben; die zweite, wie sie in jemandem Haß oder Neid wachsen lassen; die dritte in denjenigen, die die Behexten genannt werden, so daß sie [die
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[II/1,5] Kapitel 5
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Männer] die Zeugungskraft bei der Frau nicht gebrauchen können oder umgekehrt die Frauen bei den Männern; oder auch indem sie auf andere Weise eine Frühgeburt bewirken, wie oben angesprochen worden ist; die vierte, wie sie den Menschen an irgendeinem Glied erkranken lassen; die fünfte, wie sie ihnen das Leben rauben; die sechste, wie sie [sie] um den Verstand bringen. Und [dann] muß man gestehen, daß sie an Dingen aller Art, ausgenommen den Himmelskörpern, wahre Gebrechen und Krankheiten, wenn auch nicht wahre Genesungen, aus natürlicher Kraft bewirken können, infolge der mächtigen natürlichen und geistigen Kraft, mit der sie jede körperliche Kraft übertreffen. Auch stimmt keine Krankheit mit einer anderen überein oder auch kein natürlicher Defekt, der keine Krankheit ist. Deswegen also bewirken sie allerdings auf verschiedene Arten die Krankheiten und Gebrechen. Darüber wollen wir einiges, soweit nötig, vorbringen. Damit jedoch der Leser nicht im Ungewissen bleibe, warum sie [die Dämonen] an den Himmelskörpern keine Veränderung vollbringen können, wollen wir zuerst zeigen, daß es [hierfür] einen dreifachen Grund gibt. Der erste, weil sie über ihnen stehen, auch bezüglich der Richtstätte, der dunklen Luft; und zwar ist ihnen dieser wegen ihres Amtes zugeteilt worden. Siehe oben im ersten Teil des Werkes, in der zweiten Frage über die Inkubi und Sukkubi168. Der
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[II/1,5] Kapitel 5
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zweite Grund [ist], daß die Himmelskörper von guten Engeln bewegt werden. Siehe an vielen Stellen über die Beweger der Sphären, besonders den heiligen Thomas [56vb] im ersten Teil q. 110169, wo die Philosophen mit den Theologen übereinstimmen. Der dritte Grund [ist] wegen der universalen Lenkung und des allgemeinen Guten des Universums, das im allgemeinen geschmälert würde, wenn es den bösen Geistern erlaubt wäre, an den Himmelskörpern Veränderungen zu bewirken. Daher sind auch die wunderbaren Veränderungen im Alten oder auch im Neuen Testament von Gott durch ihre Beweger oder die guten Engel ausgeführt worden, wie beim Stillstand der Sonne bei Josua, beim Rückwärtsgehen [des Schattens auf den Tempelstufen170] bei Ezechias oder bei der unnatürlichen Finsternis beim Leiden Christi. Aber danach können sie [die Dämonen] bei allen [Veränderungen] der Elemente und der elementaren Ereignisse ihre Schadenszauber mit Zulassung Gottes und per se, ohne Zauberer oder Hexen und mit Zauberern und Hexen ausführen, und sie hören auch in der Tat nicht auf, sie zu treiben, wie sich deutlich zeigen wird. Zweitens ist zu bemerken, daß sie die Hexen in allen Arten des Schadenszauberns so viel wie möglich unterweisen, so daß sie die Werkzeuge ihrer Bosheit mit Hilfe von Sakramenten oder Sakramentalien der
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[II/1,5] Kapitel 5
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Kirche oder durch jedwedes göttliche oder Gott geweihte [Tun], wie sie manchmal eine Zeitlang ein Wachsbild unter die Decke des Altares stecken oder auch einen Faden durch das heilige Chrisma ziehen oder sonst alle geweihten Dinge [mißbrauchen], wie sie auch an den heiligeren Zeiten des Jahres und besonders um die Ankunft des Herrn und sein Geburtsfest [Weihnachten] ihren Schadenszauber auszuführen pflegen; und zwar aus einem dreifachen Grund: erstens, damit die Menschen dadurch nicht nur ungläubig, sondern auch zu Gotteslästerern werden, indem, so viel es ihnen möglich ist, die göttlichen Dinge besudelt werden sollen und sie so Gott, ihren Schöpfer, noch mehr verhöhnen, ihre eigenen Seelen noch tiefer verdammen und noch viele Leute in die Sünde stürzen lassen. Zweitens, damit Gott, der so schwer von den Menschen beleidigt worden ist, dem Dämon größere Macht lasse, gegen die Menschen zu wüten. So sagt auch Gregorius171, daß er [Gott] den Bösen bisweilen nach ihren Wünschen und Bitten in seinem Zorn [das] zugesteht, was er gnädig den anderen verweigert. Drittens, damit so er [der Dämon] unter der Vortäuschung eines scheinbar Guten eine größere Anzahl naiver Menschen täusche, da sie glauben, daß sie durch Dinge, die von gottesdienstlichen Gegenständen berührt worden sind, einen Teil der göttlichen Macht erlangt haben, wo doch nur um so größere Sünden be-
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[II/1,5] Kapitel 5
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gangen worden sind. Es kann bezüglich der heiligeren Zeiten und des Neujahrstages auch noch ein vierter Grund hinzugefügt werden [57ra], weil nämlich die Feiertage mehr durch Todsünden entweiht werden als durch knechtische Arbeit, nach Augustinus in li. de 10 cordis172. Der Aberglaube jedoch und die Schadenszauber als größte knechtische Arbeiten für den Dämon, [das alles] ist gegen die göttliche Ehrerbietung. Deshalb läßt er, wie gesagt, die Menschen um so tiefer fallen, und der Schöpfer wird mehr verhöhnt. Und über den Neujahrstag können wir nach Isidor li. 8 ethi. c. 2173 sagen, daß, wie Janus, nach dem der Monat Januar benannt ist, der auch mit dem Tag der Beschneidung beginnt, ein Götzenbild mit zwei Gesichtern war, [von denen] das eine gleichsam das Ende des vergangenen, das andere den Beginn des zukünftigen Jahres symbolisiert; und daß er [gleichsam] ein Beschützer und Glücksspender des bevorstehenden Jahres war. Zu dessen Ehrerbietung, aber mehr [zu der] des Dämons im Götzenbild führten die Heiden verschiedene ausschweifende Tänze auf und gaben sich gegenseitig Neujahrs- und Scherzgeschenke, führten verschiedene Reigen auf, deckten Tische, worüber durch den seligen Augustinus an vielen Stellen und beinahe überall berichtet wird, 26 q. variis174. Und wie nunmehr böse Christen diese liederliche Sitten nachahmen, mögen sie auch bezüglich der
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[II/1,5] Kapitel 5
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Ausschweifung auf die Fastenzeiten [Fastnacht] übertragen worden sein, wo sie mit Masken und Spielen und anderen abergläubischen Betätigungen umherlaufen, so üben jetzt die Hexen auf solche Überredungen der Dämonen hin zu deren Gefallen an Neujahr bezüglich des Gottesdienstes und Kultes, wie auch am Andreasfest und an Weihnachten ihren Schadenszauber aus. Und nunmehr im besonderen, wie sie zuerst mittels der Sakramente, dann, wie sie mittels der Sakramentalien solche Dinge vollbringen, [wozu] wir einiges kürzlich Geschehene und von uns bei der Inquisition Gefundene berichten wollen. Und in der Stadt, die zu nennen nicht zuträglich ist175, weil das Gebot der Liebe und der Vernunft es befiehlt und zurät, nahm eine Hexe [bei der Kommunion] den Leib des Herrn [die Hostie], verneigte sich plötzlich, wie es die verdammte Art der Frauen ist und führte das Kleid zum Mund. Und sie nahm den Leib des Herrn [aus dem Mund], wickelte ihn in ein Stück Lumpen, warf ihn, wie vom Teufel so unterwiesen, in einen Topf, in welchem sich eine Kröte befand, und verbarg diesen unter der Erde im Stall nahe bei der Scheune des Hauses, mit vielen anderen Zutaten, mit denen sie ihren Schadenszauber vollbracht hätte. [57rb] Aber durch die Liebe Gottes wurde die so schwerwiegende Tat entdeckt und kam ans Licht.
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[II/1,5] Kapitel 5
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Denn am folgenden Tag, als ein Tagelöhner auf dem Weg zu seiner Arbeit am Stall vorbei ging, hörte er eine Stimme wie von einem weinenden Kind. Und als er näher trat, bis er zum Estrichboden, unter dem der Topf verborgen war, gekommen war, hörte er es um so deutlicher. Und in der Meinung, ein Kind sei von einer Frau [dort] vergraben worden, holte er den Schultheiß oder Ortsvorsteher und erzählte den seiner Meinung nach von einer Mörderin vollbrachten Hergang. Nachdem dieser schnell Knechte geschickt hatte, erwies sich, daß es so war, wie jener erzählt hatte. Sie wollten aber das Kind nicht ausgraben, sondern nach klugem Ratschluß sollten besser Wächter aus einiger Entfernung aufpassen, ob eine Frau sich nähere. Sie wußten ja nicht, daß dort der Leib des Herrn versteckt lag. Daher geschah es auch, daß dieselbe Hexe den Ort betrat und unter dem Mantel den Topf verbarg, was aber die anderen heimlich beobachteten. Daher wurde sie gefangen und den [peinlichen] Fragen ausgesetzt. Sie gestand die Tat und sagte aus, der Leib des Herrn sei mit einer Kröte im Topf verborgen gewesen, damit sie aus diesen Pulvern nach Belieben den Menschen und anderen Geschöpfen Schäden zufügen könne. Ferner ist zu bemerken, daß die Hexen beim Abendmahl die Gewohnheit haben, falls sie es unbemerkt tun können, den Leib des Herrn [die Hostie]
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[II/1,5] Kapitel 5
Hexenhammer, 417
unter der Zunge zu empfangen, und nicht oberhalb, aus den Gründen, wie man sich denken kann, daß sie [erstens] niemals ein Mittel gegen die Verleugnung des Glaubens annehmen wollen, weder durch die Beichte noch durch den Empfang des Sakraments der Eucharistie; zweitens, damit desto leichter der Leib des Herrn aus dem Mund, wie gesagt wurde, zu ihren Zwecken verwendet werden könne, zur größeren Schmach für den Schöpfer. Darum wird auch allen Kirchenoberen und denen, die dem Volk das Abendmahl reichen, immer auferlegt, darauf sehr zu achten, daß die Frauen mit ganz offenem Mund, wohl ausgestreckter Zunge, mit Entfernung des Tuches, das Abendmahl empfangen sollen. Und je größere Aufmerksamkeit darauf verwendet wird, um so mehr Hexen werden auf diese Weise entlarvt. Mit den anderen Sakramentalien treiben sie unzählige abergläubische Dinge. Bisweilen legen sie Wachsbilder, manchmal auch aromatische Gegenstände unter die Decke des Altares [57va], wie oben erwähnt, und verbergen sie unter der Schwelle des Hauses, damit durch das Überschreiten jener, für den es hingelegt worden ist, behext werde176. Unzählige Dinge könnten [noch] angeführt werden, aber die geringeren werden [ja] durch den größeren Schadenszauber beglaubigt.
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4.260
[II/1,6] Kapitel 6
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[II/1,6] Über die Weise, wie sie die Zeugungskraft hemmen. Kapitel 6 Über die Weise, wie sie die Zeugungskraft hemmen, sowohl bei Menschen wie auch beim Vieh, auch bei beiden Geschlechtern, kann der Leser aus dem, was oben angesprochen worden ist in der Frage177, ob die Dämonen durch die Hexen die Sinne der Menschen zu Liebe oder Haß wandeln können, [sich unterrichten], wo nach der Lösung der Argumente eine spezielle Erklärung gegeben wird über die Art, wie sie mit Zulassung Gottes die Zeugungskraft hemmen können. Hier ist jedoch zu bemerken, daß eine solche Hemmung von innen und außen vollzogen wird. Innerlich aber geschieht es durch sie zweifach: erstens, wenn sie direkt die Versteifung des Gliedes, die zur Befruchtung nötig ist, unterbinden. Und dies scheint nicht unmöglich, da sie ja auch anders die natürliche Bewegung in einem Glied hemmen können. Zweitens, wenn sie die Sendung der Energie zu den Gliedern, in denen die bewegende Kraft ist, verhindern, indem sie gleichsam die Samenwege versperren, damit er [der Samen] nicht zu den Gefäßen der Zeugung hinabsteigt oder nicht abgesondert oder ausgeschickt wird. Äußerlich bewirken sie es bisweilen durch Bilder oder den Genuß von Kräutern178, bisweilen auch durch andere
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[II/1,6] Kapitel 6
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äußerliche Dinge, wie durch die Hoden von Hähnen. Doch man soll nicht meinen, daß ein Mann durch die Kraft jener Dinge impotent gemacht würde, sondern durch die verborgene Kraft der Dämonen, welche derartige Hexen vorgaukeln, [daß] sie durch derartige [Dinge] die Zeugungskraft, nämlich daß ein Mann nicht verkehren oder eine Frau nicht empfangen kann, behexen können. Und der Grund dafür ist, daß Gott bei diesem Akt, durch den die erste Sünde verbreitet wird, mehr erlaubt, als bei den anderen menschlichen Handlungen. So ist es auch bei den Schlangen, die mehr den Beschwörungen gehorchen als andere Tiere. Daher ist auch öfter von uns und anderen Inquisitoren gefunden worden, daß sie durch Schlangen oder durch die Haut einer Schlange dergleichen Hinderungen bewirkt haben. So hat etwa ein gefangener [57vb] Zauberer gestanden, daß er durch Schadenszauber viele Jahre hindurch sowohl bei Menschen als auch bei Haustieren, die ein bestimmtes Haus bewohnten, Unfruchtbarkeit erzeugt hätte. Nider179 berichtet, wie oben angeführt, daß ein Zauberer mit Namen Stadlin180 in der Diözese Lausanne181 gefangen worden sei, der gestanden hat, daß er in einem bestimmten Haus, wo ein Mann und [seine] Ehefrau zusammen wohnten, durch seinen Schadenszauber dem Mann in der Gebärmutter der Ehefrau nacheinander sieben Kinder ge-
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[II/1,6] Kapitel 6
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tötet habe, so daß die Frau viele Jahre hindurch immer einen Abgang hatte. Ähnliches hatte er in demselben Haus mit allem trächtigen Klein- und Großvieh getan, von dem keines in denselben Jahren ein lebendiges Junges warf. Und als der Zauberer gefragt wurde, wie er solche Dinge vollbracht habe oder wie er sich dessen schuldig gemacht haben könne, deckte er die Tat auf, indem er erklärte: »Ich habe unter die Schwelle des Hauseingangs eine Schlange gelegt. Wenn diese entfernt wird, wird die Fruchtbarkeit der Bewohner wiederkehren.« Und wie er vorausgesagt hatte, so geschah es. Denn wenn auch die Schlange nicht wieder gefunden wurde, weil sie in Staub verwandelt worden war, so trug man doch die Erde vollständig ab. Und in demselben Jahr wurde der Frau und allem Vieh die Fruchtbarkeit wiedergegeben. Etwas anderes trug sich endlich in Richszhofen182 vor wenigen und kaum vier Jahren zu183. Es gab [dort] eine sehr berüchtigte Hexe, die durch bloße Berührung und zu jeder Stunde zu behexen und eine Frühgeburt zu bewirken wußte. Als dort die Ehefrau eines Vornehmen schwanger geworden war und sie zu ihrer Pflege eine Hebamme zu sich genommen hatte, war ihr von dieser Hebamme geraten worden, die Burg nicht zu verlassen und sich besonders vor einem Gespräch mit jener vorerwähnten Hexe zu hüten. Doch nach einigen Wochen verließ sie, ohne den Rat-
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[II/1,6] Kapitel 6
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schlag zu beachten, die Burg, um einige Frauen in einer Gesellschaft zu besuchen. Als sie dort eine Weile gesessen hatte, kam die Hexe hinzu und berührte die Herrin wie zur Begrüßung, mit beiden Händen über dem Bauch. Und plötzlich fühlte diese, daß sich das Kind in schmerzhafter Weise bewegte. Als sie, darüber erschrocken, nach Hause zurückkehrte und die Geschichte der Hebamme erzählte, rief diese: »Wehe, nun hast du dein Kind verloren!« Und wie vorausgesagt, [58ra] geschah es bei der Geburt. Denn sie gebar keine vollständige Frühgeburt, sondern allmählich bald Stücke des Kopfes, bald der Füße und Hände. Gewiß eine harte Züchtigung durch die göttliche Zulassung, zu seiner Strafe, nämlich des Ehegatten, der solche Hexen bestrafen und die Verbrechen gegen den Schöpfer hätte rächen sollen. Es war auch in der Stadt Merspurg184 in der Diözese Konstanz ein Jüngling so behext worden, daß er keinen fleischlichen Akt mit [Frauen], mit Ausnahme einer einzigen, vollziehen konnte. Auch erzählte er vielen Zuhörenden, daß er sich öfter, wenn er sich von derselben ablenken, andere Gegenden aufsuchen und die Flucht ergreifen wollte, bisweilen noch zur Nachtzeit aufzustehen und im schnellsten Lauf, gleichsam im Fluge, bald zu Lande, bald in der Luft, zurückzukehren entschloss185.
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[II/1,7] Über die Weise, wie sie die männlichen Glieder entfernen. Kapitel 7 Aber auch darüber, daß sie die männlichen Glieder entfernen, zwar nicht, daß sie in Wirklichkeit die menschlichen Körper jener [Glieder] berauben, sondern daß sie sie durch Blendwerk verbergen, wie oben in der oben handelten Frage186 erklärt worden ist, wollen wir einige Geschichten anführen. In der Stadt Ravensburg187 nämlich verband sich ein Jüngling mit einem Mädchen, das, weil er es verlassen wollte, das männliche Glied durch Blendwerk schlechterdings verschwinden ließ, so daß er nichts sehen oder fassen konnte als den glatten Körper. Darüber verängstigt, ging er in einen [Wein-]keller, um Wein zu kaufen, und nachdem er [dort] eine Weile geblieben war, kam eine Frau hinzu, der er, indem er ihr den Grund seiner Traurigkeit eröffnete, jede Einzelheit erzählte und ihr zeigte, daß es so mit seinem Körper stände. Jene gewitzte [Frau] forschte nach, ob er nicht irgendeine im Verdacht hätte. Und jener offenbarte sich, indem er nun die Betreffende benannte und die Geschichte erzählte. Und jene [erwiderte]: »Du mußt sie, wenn dir Freundlichkeit nicht hilft, mit Gewalt zwingen, um die Heilung zu erlangen.« Der Jüngling beobachtete darauf in der Abenddämmerung
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den Weg, den die Hexe zu gehen pflegte. Als er sie erblickte, bat er sie, ihm die Gesundheit des Körper wiederzugeben. Als sie aber [58rb] versicherte, sie sei unschuldig und wisse von nichts, stürzte er sich auf sie, würgte sie, indem er ein Handtuch kräftig um den Hals zusammenzog und schrie: »Wenn du mir nicht die Gesundheit wiedergibst, werde ich dich mit meinen eigenen Händen töten.« Da sagte sie, weil sie nicht schreien konnte und das schon geschwollene Gesicht blau wurde: »Laß mich los, und ich werde dich heilen.« Und als der Jüngling den Knoten oder die Schlinge gelockert hatte, berührte die Hexe ihn mit der Hand zwischen den Schenkeln oder am Schambein und sprach: »Nun hast du, was du begehrst.« Und wie der Jüngling später erzählte, fühlte er deutlich, bevor er sich [auch] durch Sehen oder Fühlen vergewisserte, daß ihm das Glied durch die Berührung der Hexe wiedergegeben worden war. Ähnliches pflegte ein ehrwürdiger Pater aus dem Konvent von Speyer188, im Orden berühmt durch die Ehrbarkeit des Lebens und die Gelehrsamkeit, zu berichten: »An einem Tag«, sagte er, »als ich die Anhörung der Beichten vornahm, kam ein Jüngling, und während er die Beichte sprach versicherte er klagend, daß er das männliche Glied verloren habe. Ich wunderte mich, und weil ich seinen Worten nicht vorschnell glauben wollte, weil vom Weisen geurteilt
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wird: ›Leichtfertig ist, wer schnell vertrau‹189, wurde ich von der Erfahrung durch einen Blick belehrt, indem ich nichts bemerkte, als der Jüngling die Kleider ablegte und die Stelle gezeigt hatte. [Ganz] bei mir gebrauchte ich den gesunden Verstand und fragte daher, ob er nicht irgendeine im Verdacht habe, die ihm einen solchen Schadenszauber angetan hätte. Und der Jüngling versicherte, er habe eine im Verdacht, die aber abwesend sei und in Worms wohne. ›Dann lege ich dir auf, daß du so schnell wie möglich zu ihr gehen sollst und dich bemühst, sie durch Versprechungen und schmeichelnde Worte nach Kräften zu erweichen.‹ Das tat er auch. Und nach wenigen Tagen kehrte er zurück und dankte mir, und er versicherte, er sei gesund und habe alles zurück erlangt. Und so habe ich [seinen] Worten geglaubt, vergewisserte mich jedoch erneut durch eigenen Augenschein.« Dazu sind einige Dinge zu bemerken, um klarer zu verstehen, was oben über dasselbe Thema gesagt worden ist. Erstens, daß man auf keinen Fall glauben darf, daß solche Glieder aus den Körpern gerissen oder abgetrennt werden, sondern daß sie durch Blendwerk durch den Dämon verborgen werden, so daß sie weder gesehen noch berührt werden können. Zwar ist dieser Punkt durch Autorität und rationale Begründung [schon] oben berührt worden [58va], da wo Alexander de Halis190 im zweiten Teil sagt: »Ein
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Trugbild ist im eigentlichen Sinne jene Täuschung des Dämons, die ihren Grund nicht in der Veränderung der Sache, sondern nur seitens des Wahrnehmenden hat, der getäuscht wird, sei es bezüglich der inneren, sei es bezüglich der äußeren Sinne.« Doch ist bezüglich dieser Worte zu bemerken, daß hier zwei äußere Sinne getäuscht werden, nämlich der Gesichtssinn und der Tastsinn, und nicht die inneren, als da sind: der allgemeine Sinn, Phantasie, Vorstellung, Meinung und Gedächtnis, mag auch der heilige Thomas nur vier anführen, wie oben erwähnt worden ist, weil er Phantasie und Einbildung als eines gelten läßt und mit Recht. Denn es gibt nur einen geringen Unterschied zwischen sich [etwas] einzubilden und zu phantasieren, Thomas im ersten Teil, Frage 79191. Und diese Sinne werden verändert und nicht allein die äußeren, weil doch nichts im Wachen oder im Schlafen [wirklich] verborgen oder dargestellt wird. Im Wachen, wenn eine Sache anders erscheint als sie an sich ist, wie wenn einer jemanden ein Pferd mit dem Reiter verschlingen sieht, oder daß ein Mensch in ein Tier verwandelt worden ist oder daß einer meint, daß er selbst ein Tier sei und mit den Tieren einherziehen müsse. Dann nämlich werden die äußeren Sinne getäuscht und durch die inneren überwältigt, weil durch die Macht der Dämonen192 die Sinnesgestalten – schon lange gespeichert im Vorrat der Sinnesgestal-
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ten, wie es das Gedächtnis ist, nicht jenes verstandesmäßige, in dem die Verstandesgestalten bewahrt werden, sondern das Gedächtnis, das die Bewahrerin der Sinnesgestalten ist, welches auch im hinteren Teil des Kopfes ist –, bisweilen mit Zulassung Gottes, zum allgemeinen Sinn der Vorstellung herausgeführt werden. Und so stark werden sie eingeprägt, daß, wie [jemand] durch den heftigen Akt, mit dem der Dämon aus dem Gedächtnis die Gestalt eines Pferdes oder Tieres heraus führt, sich zwangsläufig ein Pferd oder ein Tier vorzustellen hat, er genau so zwangsläufig zu glauben hat, er sehe durch die äußeren Augen nur ein solches Tier, das doch in Wahrheit kein Tier ist, sondern nur aufgrund der heftigen Einwirkung des Dämons durch die Vermittlung jener Vorstellungen so erscheint. Und es soll nicht wunderbar erscheinen, daß die Dämonen [dies] können, da [58vb] auch eine mangelhafte Natur dies verrichten kann, wie sich an den Gehirnkranken, den Melancholikern, Verrückten und Trunkenen zeigt, die nicht unterscheiden können. Und die Gehirnkranken meinen, sie hätten Wunderdinge gesehen und sähen Bestien und andere Furchtbare Dinge, während sich jedoch in Wahrheit nichts tut. Siehe oben in der Frage193, ob die Hexen die Herzen der Menschen zu Liebe oder Haß umwandeln können, wo vieles angemerkt wird.
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Und endlich ist auch der Grund an sich klar. Da nämlich der Dämon über bestimmte niedere Dinge eine gewisse Macht hat, ausgenommen nur die Seele, deswegen kann er daran auch Veränderungen vornehmen, wenn Gott es zuläßt, daß etwa Dinge anders erscheinen als sie sind. Und zwar geschieht dies, wie ich gesagt habe, entweder durch Störung oder durch Täuschung des Sehorgans, so daß eine helle Sache dunkel erscheint, wie ja auch nach dem Weinen wegen der angesammelten Flüssigkeiten das Licht anders erscheint als vorher. Oder [es geschieht] durch Einwirkung auf die Vorstellungskraft durch die Verwandlung der Sinnesgestalten, wie gesagt worden ist; oder durch die Bewegung verschiedener Säfte, so daß feurig oder wässrig erscheint, was erdig oder trocken ist. So bewirken manche, daß alle Leute in einer Wohnung sieh der Kleider zu entledigen und sieh zu entblößen haben, weil sie im Wasser zu schwimmen meinen. Wenn man aber bezüglich der zuvor erwähnten Weise fragen würde, ob derartige Täuschungen gute wie schlechte Menschen ohne Unterschied treffen könnten, so wie andere körperliche Krankheiten von Zauberern und Hexen auch an den in der Gnade Lebenden verursacht werden können, wie das weiter unten klar werden wird194, so ist dabei in Anlehnung an die Worte des Cassianus, Colla. 2 abbatis sire-
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ni195, zu sagen, daß es nicht [so ist]. Alle, die so getäuscht werden, werden als in Todsünden Stehende betrachtet. Er [Cassian] sagt nämlich, wie sich aus den Worten des Antonius ergibt, der Dämon könne keineswegs in die Seele oder den Körper irgendeines [Menschen] eindringen, habe auch keine Macht, sich ins Innerste einer beliebigen Seele einzudrängen, wenn er sie nicht zuerst allen heiligen Gedanken entfremdet, wie auch in geistiger Betrachtung entleert und arm zurückgelassen hat. Damit stimmt überein, was die Philosophie primo de consolatione zu Boethius anspricht: »Wir hatten dir solche Waffen gegeben, die [59ra] dich mit unbezwingbarer Stärke geschützt hätten, wenn du sie nicht vorher weggeworfen hättest.« Daher berichtet auch Cassianus eben dort von zwei heidnischen Zauberern, die, verschieden in der Bosheit, nach und nach durch ihren Schadenszauber Dämonen zur Zelle des seligen Antonius schickten, um ihn durch Versuchungen daraus zu verjagen. Sie waren von Haß gegen den heiligen Mann ergriffen, weil täglich eine Menge Volkes zu ihm strömte. Mochten die Dämonen den Antonius auch mit den spitzesten Stacheln der Gedanken anfechten, so verscheuchte er sie doch immer dadurch, daß er Stirn und Brust mit dem eingedrückten Zeichen des Kreuzes schützte und andauernde Gebetsübungen abhielt.
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Daraus schließen wir, daß alle, die so von den Dämonen gepeinigt werden, abgesehen von sonstigen körperlichen Krankheiten, durchaus der innewohnenden göttlichen Gnade entbehren. Daher auch jenes [Wort] von Tobias 6196: »Wer sich der Lust hingibt, über den gewinnt auch der Teufel Macht.« Es stimmt auch damit überein, was oben im ersten Teil des Werkes197 angesprochen worden ist, bei der Frage, ob die Hexen bei den Menschen bewirken, daß sie sich in Tiergestalten verwandeln, wo ein junges Mädchen nach ihrer und aller, die sie sahen, Meinung in eine Stute verwandelt worden war, ausgenommen der heilige Macharius, dessen Sinn der Teufel nicht hatte täuschen können. Als sie zur Heilung zu ihm geführt worden war und er eine wirkliche Frau und keine Stute sah, während im Gegenteil alle anderen bekundeten, daß sie ihnen als Stute erscheine, da befreite der Heilige sie und auch die anderen durch seine Gebete von dieser Täuschung, indem er versicherte, das sei ihr widerfahren, weil sie nicht Zeit auf die göttlichen Dinge und auch nicht, wie es sich geziemte, auf die Sakramente verwendet habe, nämlich [nicht] die Beichte und die Eucharistie, wie es sich gehört, besucht habe. Daher hatte sie ein Jüngling zur Unzucht verführen wollen und, wenn sie auch tugendhaft widerstanden habe, so habe doch ein jüdischer Zauberer, an den sich der Jüngling aus dem Grund ge-
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wandt hatte, daß er das Mädchen behexe, sie in eine Stute verwandelt. Alles in allem schließen wir, daß an den Gütern des Glücks, wie es die irdischen Dinge sind, [z.B.] zeitliche Güter, Ruf und körperliche Gesundheit, mag dies bei den Guten und ihrem Leib auch nur zu [ihrem] Verdienst und zu [ihrer] Prüfung [der Fall sein], durch Dämonen und ihre Glieder geschädigt werden kann, wie es sich am seligen Iob198 zeigte, der an solchen Dingen vom Dämon [59rb] geschädigt wurde. Sie [die Dämonen] können ihnen aber, wie sie gegen ihren Willen zu keiner Sünde durch Schadenszauber gebracht oder mit Gewalt gezwungen werden können, mögen sie auch von innen und von außen im Fleisch versucht werden, keine derartigen eingebildeten Täuschungen, weder in aktiver noch in passiver Weise zufügen. Aktive, wobei die Dämonen ihre Sinne zu täuschen hätten, wie bei anderen, die nicht in der [göttlichen] Liebe leben; passive, wobei sie ihnen durch trügerische Illusion die Glieder wegzunehmen hätten. Diese beiden Dinge hätte nämlich der Teufel niemals dem seligen Iob antun können, besonders [nicht] den passiven Schaden bezüglich des fleischlichen Akts, ihm, der so enthaltsam war, daß er sagen konnte: »Ich habe einen Bund mit meinen Augen geschlossen, damit ich an eine Jungfrau nicht einmal denke«, geschweige denn an eine fremde Frau, wäh-
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rend doch der Dämon, wie man weiß, über die Sünder eine große Macht hat, nach den Worten des Evangeliums Lukas 11199: »Solange ein bewaffneter starker Mann seinen Hof bewacht, ist sein Besitz sicher.« Wenn jemand wahrlich daraufhin nach den Täuschungen am männlichen Glied fragen würde, ob der Dämon, wenn er einem in der Gnade Stehenden diese Täuschung nicht schon nicht in passiver Weise bereiten kann, er es doch vielleicht in aktiver Weise zustande bringen könne, so daß nämlich der in der Gnade Stehende an seinem Blick getäuscht werden würde, weil er das angewachsene Glied sähe, während aber jener, der es für weggenommen halten würde, es nicht angewachsen sähe, auch die anderen Umstehenden nicht. Wenn das zugegeben wird, scheint es dem Gesagten zu widersprechen. Man kann sagen, daß keine so große Kraft in einem aktiven [Schaden] als in einem passiven Schaden liegt – wobei aktiv verstanden wird nicht von dem, wer es aktiv bewirkt hat, sondern von dem, der den Schaden von außen sieht, wie an sich einleuchtet. Mag der in der Gnade Stehende auch den Schaden eines anderen sehen können und der Dämon darin dessen Blick täuschen, so kann derselbe Dämon ihm selbst dennoch nicht einen solchen Schaden in passiver Weise zufügen – nämlich daß er seines Gliedes beraubt würde –, da er nicht – wie im entgegengesetzten Fall – der Lust dient, wie der Engel
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zu Tobias sagte: »Über diejenigen, die der Lust frönen, gewinnt der Dämon Macht.« Was endlich von denjenigen Hexen zu halten ist, die solche Glieder in bisweilen beträchtlicher Menge, zwanzig oder dreißig auf einmal, in ein Vogelnest oder in irgendeinen Schrank einschließen, wo [59va] sie sich wie Lebewesen bewegen, Hafer oder Futter essend, wie sie von Vielen gesehen worden sind und das allgemeine Gerede erzählt, so ist zu sagen, daß alle diese Dinge durch Teufelswerk und Täuschung ausgeführt werden. So werden nämlich die Sinne der Sehenden auf die angegebene Weise getäuscht. Es berichtet nämlich einer, daß, als er das Glied verloren hatte und sich zur Wiedererlangung der Gesundheit an eine Hexe gewandt hatte, sie dem Kranken befahl, auf einen Baum zu steigen und ihm erlaubte, sich aus dem Nest, in dem mehrere Glieder waren, sich das, was er wollte, zu nehmen. Als jener versuchte, ein großes zu nehmen, sagte die Hexe: »Du solltest dieses nicht nehmen«, und fügte hinzu, daß er nach dem eines Pfarrers gegriffen hätte. Dies alles geschieht durchaus mittels trügerischer Illusion durch die Dämonen, auf die angegebenen Arten, durch Störung des Sehorgans [oder] mittels Verwandlung der Sinnesgestalten in der Vorstellungskraft. Es ist nämlich nicht nötig anzunehmen, daß Dämonen in den angenommenen Gliedern sind, indem
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man darauf hinweist, wie sie in angenommenen Körpern aus der Luft den Zauberern und Hexen und bisweilen den Menschen zu erscheinen und mit ihnen zu reden pflegen. Der Grund ist, daß sie auf leichtere Weise diese Dinge tun können, nämlich durch eine örtliche innere Bewegung der Sinnesgestalten aus dem Aufbewahrungsort oder der Gedächtniskraft zur Vorstellungskraft hin. Nun könnte jemand sagen, daß sie es auf vergleichbare Weise auch tun könnten, wenn sie, wie behauptet, in angenommenen Körpern mit Zauberern und Hexen oder anderen Menschen sprechen. Denn sie würden solche Erscheinungen durch eine Verwandlung der Sinnesgestalten in der Vorstellungskraft bewirken, so daß, während die Menschen meinten, die Dämonen seien in angenommenen Körpern anwesend, es nur solche Verwandlungen der Sinnesgestalten in den inneren Kräften wären. So ist zu sagen, daß, wenn der Dämon weiter nichts zeigen wollte als nur die Vorstellung einer menschlichen Figur, dann hätte er es schlechterdings nicht nötig, in einem angenommenen Körper zu erscheinen, da er das hinreichend durch die genannten Verwandlungen bewirken könnte. Nun aber, weil er mehr auszuführen hat, nämlich zu sprechen, zu essen [59vb] und auf andere Schändlichkeiten zu sinnen, deshalb muß er auch selbst zugegen sein, indem er sich von außen wirklich in einem angenommenen Körper zeigt,
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weil nach den Gelehrten die Kraft des Engels dort ist, wo er wirkt. In der Frage aber, wo gefragt wird, was sei, wenn ein Dämon durch sich, ohne Hexe, einem das männliche Glied wegnähme, ob dann zwischen der einen oder der anderen Wegnahme ein Unterschied bestehe, kann außer dem, was im ersten Teil des Traktates200 angesprochen wird, in der Frage, ob die Hexen die männlichen Glieder entfernen können, gesagt werden, daß, wenn ein Dämon von sich aus ein Glied wegnähme, er es denn wahrhaft und wirklich entfernen würde. Und er würde es wahrhaft und wirklich wieder anbringen, wenn er es wieder anzubringen hätte. Ebenso zweitens, wie nicht ohne Verletzung, so könnte er es auch nicht ohne Schmerz entfernen. Drittens, daß er dies niemals täte, außer von einem guten Engel gezwungen, weil er ein Werkzeug seines Vorteils abzuschneiden hätte. Er weiß nämlich mehr Schadenszauber an jenem Akt auszuüben als an anderen menschlichen Akten, wie es auch Gott mehr zuläßt, diese als andere menschliche Akten zu behexen, wie oben angesprochen worden ist. Und diese Besonderheiten haben keinen Raum, wenn er mit Zulassung Gottes durch die Hexen handelt. Und wenn gezweifelt wird, ob der Dämon die Menschen und Geschöpfe mehr von sich aus selbst zu schädigen sucht als durch die Hexen, so kann gesagt
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werden, daß es unvergleichlich ist. Unendlich mehr nämlich sucht er durch die Hexen zu schädigen, einmal, weil er Gott durch Inanspruchnahme einer ihm [dem Teufel] ergebenen Kreatur größere Schmach bereitet; zweitens, weil, wenn Gott mehr geschädigt wird, ihm mehr Macht, die Menschen zu schädigen, eingeräumt wird; drittens um seines Vorteils willen, der in der Vernichtung der Seelen gründet.
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[II/1,8] Über die Weise, wie sie Menschen in Tiergestalten verwandeln. Kapitel 8 Zwar ist der Fall, daß die Hexen durch die Macht der Dämonen, die solches hauptsächlich bewirkt, Menschen in Tiergestalten verwandeln, im ersten Teil des Werkes in der Frage201, ob [60ra] die Hexen solches bewirken können, genügend erklärt worden. Dennoch könnte einigen jene Frage in ihren Argumenten und Lösungen zu dunkel erscheinen, besonders, da keine Taten oder Geschehnisse darüber berichtet werden [und] auch die Weise, wie sie sich selbst verwandeln, nicht ausgeführt worden ist. Daher ist folgende Erklärung hinzuzufügen zwecks Lösung der meisten Zweifel. Und erstens, daß jener Kanon 26 q. 5 Episcopi202 nicht so ausschließlich bezüglich dieses Stoffes zu verstehen ist, wie denn auch viele Gelehrte, wenn es doch nur Wohlgelehrte [wären], sich täuschen lassen. Und diese scheuen sich nicht, öffentlich in ihren Predigten zu versichern, daß solche trügerischen Verwandlungen auf keine Weise, auch nicht durch die Macht der Dämonen, geschehen könnten; und dies schlechterdings zum großen Schaden für den Glauben, wie oft erwähnt worden ist, und zur Stärkung der Hexen, die sich sehr über solche Reden freuen. Das
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geschieht aber bei solcherart Predigern deswegen, weil sie, wie oben gesagt wurde, an der Oberfläche und nicht am Kern der Worte des Kanons werkeln. Wenn er [der Kanon] nämlich sagt: »Wer auch immer glaubt, es könne geschehen, daß irgendeine Kreatur entweder in einen besseren oder schlechteren [Zustand] umgestaltet oder in eine andere Gestalt oder ein anderes Abbild verwandelt werde, außer vom Schöpfer allein, der alles gemacht hat, der ist ohne Zweifel ungläubig«, so möge hier der fromme Leser auf zwei Hauptpunkte achten: erstens auf das Wort »fieri«, zweitens auf die Worte »in ein anderes Abbild verwandelt werden«. Bezüglich des ersten sei er sicher, daß »fieri« zweifach verstanden wird, nämlich als »geschaffen werden« und als »natürliche Bewirkung einer Sache«. In der ersten Weise kommt es bekanntlich allein Gott zu, der durch seine unbegrenzte Macht etwas aus dem Nichts schaffen kann. Bezüglich der zweiten Art ist zwischen den Geschöpfen zu unterscheiden, weil es entweder vollkommene Geschöpfe sind, wie Menschen, Esel etc., oder es sind unvollkommene, wie Schlangen, Frösche, Mäuse etc., die deshalb unvollkommen heißen, weil sie auch durch Fäulnis entstehen können. Es dürfte nämlich der Kanon immer von den ersten sprechen, nicht von den zweiten, was dadurch verdeutlicht werden kann, daß Albertus im Buch de animalibus203, wo er fragt:
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»Ob die Dämonen wirkliche Tiere machen könnten« [60rb], antwortet, daß es so sei, aber dies bezüglich unvollkommener Tiere, auch mit dem Unterschied, daß er nicht wie Gott augenblicklich handelt, sondern durch eine, wenn auch plötzliche, Bewegung, wie sich an den Zauberern und Hexen Exo. 7204 zeigt. Wenn es gefällt, der sehe die Dinge nach, die in der erwähnten Frage angesprochen werden, im ersten Teil des Werkes und in der Lösung des ersten Arguments205. Bezüglich des zweiten Punktes, wo gesagt wird, daß sie nicht irgendeine Kreatur verwandeln können, sollst du sagen, daß es eine zweifache Verwandlung gibt: eine substantielle und eine akzidentielle. Und diese akzidentielle [ist] wiederum zweifach, weil [sie] entweder durch eine natürliche und der Sache, die man sieht, anhaftende Form [erscheint] oder durch eine der Sache, die man sieht, nicht anhaftende Form, sondern eine den Organen und den Kräften des Sehenden selbst anhaftende [Form]. Von den ersten redet der Kanon und besonders von der formalen oder essentiellen Verwandlung206, wie z.B. eine Substanz in eine andere verwandelt wird, auf welche Weise es allein Gott bewerkstelligen kann, der als Schöpfer solcher Wesenheiten auftritt. Er redet auch von der zweiten [Art], wenn auch der Dämon jene bewirken kann, insofern dem Körper durch Krankheiten, die mit göttlicher Zulassung geschickt worden sind, irgendeine
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akzidentielle Form verliehen wird, wie [z.B.], daß ein Gesicht aussätzig erscheint oder derartiges. Aber weil wir nicht eigentlich davon sprechen, sondern von der trügerischen Erscheinung, nach welcher die Dinge in andere Abbilder verwandelt zu sein scheinen, sagen wir, daß der angeführte Kanon diese Verwandlungen nicht ausschließen kann, weil sie durch Autorität, Vernunft und Erfahrung und aus den Dingen, betreffs sichererer Beweise, die Augustinus im 18. Buch, Kapitel 17 de civitate207 berichtet, wobei er jene auch durch verschiedene Untersuchungen erklärt, hergeleitet werden. Denn unter anderen trügerischen Verwandlungen berichtet er, daß die überaus berüchtigte Zauberin Kirke die Gefährten des Odysseus in Tiere verwandelt habe und daß einige Stallwirtinnen ihre Gäste in Lasttiere verwandelt hätten. Er berichtet auch, daß sie die Gefährten des Diomedes in Vögel verwandelt hätten und daß sie noch lange Zeit später um den Tempel des Diomedes geflogen seien; und daß Praestantius wahrheitsgetreu von seinem Vater erzählt habe, daß der Vater selbst [60va] gesagt habe, er sei ein Pferd gewesen und habe mit anderen Tieren Getreideverpflegung getragen. Bezüglich des ersten [Falls], nämlich daß die Gefährten des Odysseus in Tiere verwandelt worden seien, [ist zu sagen], daß hier allein Schein und Täuschung der Augen vorlag, so daß jene Tiergestalt aus
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dem Vorratsort oder dem Gedächtnis der Vorstellungen zur Vorstellungskraft hingeführt wurde. Dadurch wurde eine eingebildete Vorstellung verursacht und folglich glaubte der, der [sie] sah, durch den starken Eindruck auf die anderen Kräfte und Organe, Tiere zu sehen, auf die Weise, wie es oben im vorhergehenden Kapitel angesprochen worden ist208. Aber wie dies durch die Kraft des Dämons ohne Verletzung geschehen kann, wird unten deutlich werden. Über den zweiten [Fall], wo von Stallwirtinnen die Gäste in Lastvieh verwandelt wurden und desgleichen, daß der Vater des Praestantius erzählt, er sei ein Pferd gewesen und habe Getreide getragen, ist zu bemerken, daß hier drei Täuschungen geschahen: die erste, daß jene Menschen durch Blendwerk in Vieh verwandelt schienen, eine Verwandlung, die auf die oben angesprochene Weise209 geschah; die zweite, daß jene Lasten, wo sie die Kräfte der Träger überstiegen, die Dämonen unsichtbar trugen; die dritte, daß jene, die anderen in [Tier-]gestalten verwandelt erschienen, auch sich selbst als in Tiere verwandelt vorkamen, wie es dem Nabuchodonosor210 erging, als sieben Zeitalter über ihn hingegangen waren, so daß er Heu fraß wie ein Ochse211. Darüber aber, daß die Gefährten des Diomedes in Vögel verwandelt und um den Tempel geflogen seien, ist zu sagen, daß jener Diomedes, weil er im Heer der
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Griechen bei der Belagerung der Stadt Troja gewesen war, mit den Gefährten im Meer ertrank, als er in die Heimat zurückkehren wollte. Als ihm deshalb durch die Einflüsterung eines Idols ein Tempel gebaut worden war, als werde er zu den Göttern gezählt, flogen die Dämonen zur Bestärkung des Irrtums noch eine lange Zeit als Vögel an ihrer [der Gefährten] Stelle umher. Daher war auch noch eine andere Art des Aberglaubens von den vorher genannten Trugbildern dabei: daß sie nämlich nicht durch Rückführung212 der Sinnesgestalten in die Vorstellungskraft, sondern in angenommenen Körpern, als fliegende Vögel [60vb], sich den Augen der Sehenden darstellten. Wenn gefragt wird, ob sie auch auf die erwähnte Weise, durch Rückführung von Sinnesgestalten, die Betrachter hätten täuschen können, so daß sich die Dämonen nicht in angenommenen Körpern aus Luft, als fliegende Vögel, dargestellt hätten, so ist zu sagen, daß es so ist. Denn es war auch die Meinung einiger, wie der heilige Thomas in secundo sententiarum di. 8 arti. 2213 erwähnt, daß die Engel, seien es gute oder böse, niemals Körper annähmen, sondern daß alles, was man in den Schriften von ihren Erscheinungen liest, durch Trugbilder geschähe oder nach einer eingebildeten Vision. Bei diesen Worten wird vom heiligen Doktor [Thomas von Aquin] ein Unterschied zwischen Trugbild und eingebildeter Vi-
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sion angeführt, weil ein Trugbild einen Gegenstand haben kann, der sich von außen dem körperlichen Blick darstellt, mag er auch anders scheinen als er ist. Eingebildetes Sehen aber verlangt dies nicht notwendigerweise, daß nämlich ein Gegenstand äußerlich dargestellt wird, sondern es kann ohne jene äußere Darstellung, nur durch jene inneren Sinnesgestalten geschehen, wenn sie zur Vorstellungskraft zurückgeführt werden. Daher waren, wenn man der Meinung jener folgt, die Gefährten des Diomedes nicht durch Dämonen in angenommenen Gestalten und durch Abbilder von Vögeln dargestellt, sondern nur durch phantastische und eingebildete Vision, nämlich durch Rückführung jener Sinnesgestalten etc. wie oben. Aber weil der heilige Doktor jene Ansicht als einen Irrtum, nicht als bloße Meinung, zurückweist, wenn auch nicht geradezu als Ketzerei, insofern fromm geglaubt wird, da solche eingebildeten Erscheinungen bisweilen auch von guten und bösen Engeln vorgenommen worden seien, ohne angenommene Körper, deswegen sagen die Heiligen, wie er eben dort sagt, daß die Engel auch in leiblicher Erscheinung aufgetreten seien. Und eine solche Erscheinung geschieht in angenommenen Körpern. Auch der Text der Heiligen Schrift stimmt mehr mit solchen körperlichen Erscheinungen überein als mit eingebildeten oder trügerischen. Deshalb können
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wir für jetzt aus diesen Dingen für alle [61ra] Erscheinungen, ähnlich jenen der Gefährten des Diomedes, sagen, daß, wenn jene Gefährten auch durch die Macht der Dämonen in einer eingebildeten Vision der Sehenden in der angegebenen Weise hätten gesehen werden können, daß dennoch eher angenommen wird, daß sie durch Dämonen in angenommenen Körpern aus dem Element der Luft, gleichsam als fliegende Vögel, gesehen worden sind, oder daß andere natürliche Vögel, von den Dämonen veranlaßt, jene dargestellt hätten.
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[II/1,9] Wie die Dämonen ohne Verletzung in den Körpern und Köpfen existieren, wenn sie die trügerischen Verwandlungen vornehmen. Kapitel 9 Wenn weiter über die Art der trügerischen Verwandlung gefragt wird, ob sie [die Dämonen] dann in den Körpern und Köpfen sind und ob solche als gleichsam von den Dämonen Besessene zu erachten seien und wie es geschehen könne, daß sie ohne Verletzung der inneren Mächte und Kräfte der einen inneren Potenz zu einer anderen fuhren könnten, und ob eine solche Tat für ein geschehenes Wunder zu halten sei oder nicht, so muß man erstens bezüglich der trügerischen Illusion unterscheiden, weil, wie gesagt wurde, jene Täuschung bisweilen über die äußeren, bisweilen über die inneren Sinne bis zum äußeren Sinn geschieht. Die erste mag geschehen können, ohne daß die Dämonen in die äußeren [Sinnes]kräfte eindringen und sie besetzen, sondern nur, indem sie von außen täuschen, z.B. wenn [ein Dämon] irgendeinen Körper durch Dazwischenschieben eines anderen Körpers oder auf irgendeine andere Weise verbergen wollte oder wenn er [der Dämon] für sich einen Körper annähme und sich dem Blick darbiete. Die zweite [Täuschung] jedoch kann nicht geschehen, es sei denn, daß
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er das Haupt selbst und die [Sinnes]kräfte von vornherein besetzt. Und dies wird durch Autorität und Grund gezeigt. Dem kann nicht entgegen stehen, daß zwei geschaffene Geister nicht an ein und demselben Ort sein können und die Seele in einem beliebigen Teil des Körpers sei. Hierfür gibt es die Autorität des Damascenus214: »Der Engel ist dort, wo er wirkt.« [61rb] Der Grund [ist der] des heiligen Thomas secundo sententiarum di. 7 ar. 5215: »Alle guten und bösen Engel haben durch natürliche Kraft, die durchaus vorzüglicher ist als jegliche körperliche [Kraft], die Macht, unsere Körper zu verwandeln.« Das ist nicht nur wegen der Vorzüglichkeit und Gediegenheit [ihrer] Natur einsichtig, sondern auch deshalb, weil die ganze Maschinerie der Welt216 und die körperliche Schöpfung durch Engel verrichtet wird, Gregorius 4 dyal.217 In dieser sichtbaren Welt kann nichts außer durch die unsichtbare Schöpfung eingerichtet werden. Daher werden auch alle Körper durch Engel geleitet, wie sie nicht nur von den heiligen doctores, sondern auch von allen Philosophen als die Beweger der Sphären bezeichnet werden. Es ist auch dadurch einsichtig, daß alle menschlichen Körper von Seelen gelenkt werden, so wie alle anderen Dinge durch Himmelskörper und durch ihre Beweger. Wem es gefällt, der möge den heiligen Thomas einsehen im ersten Teil q. 90, ar. 1218.
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Daraus wird geschlossen, daß die Dämonen, weil sie dort sind, wo sie auch wirken, sich deshalb, wenn sie die Phantasien und die inneren Kräfte verwirren, ebenfalls dort befinden [nämlich im Körper und im Kopf]. Mag auch in die Seele zu schlüpfen nur jenem möglich sein, der sie geschaffen hat, so können doch auch die Dämonen mit Zulassung Gottes in unsere Körper hineinschlüpfen. Und weil sie dann in den inneren Kräften, die den Organen des Körpers anhaften, Eindrücke hervorbringen können, so werden durch jene Eindrücke, wie die Organe, so auch die Wirkungen der Kräfte auf die erwähnte Weise verändert: daß sie in einer mit dem Organ verknüpften Kraft die aufgespeicherten Vorstellungen heraus führen können, wie er [der Dämon] aus dem Gedächtnis, das im hintersten Teil des Kopfes sitzt, die Vorstellung eines Pferdes durch örtliche Bewegung jenes Wahngebilde bis zum mittleren Teil des Hauptes hervor führt, wo die Zelle der Vorstellungskraft sitzt, und folglich endlich bis zum allgemeinen Sinn, dessen Sitz im vorderen Teil des Hauptes ist. Und alle [diese] Dinge können sie so plötzlich verändern und stören, daß die Vorstellungen notwendigerweise so einschätzt werden, als wenn sie sich dem äußeren Blick [so] darstellen würden. Ein Beispiel zeigt sich deutlich anhand des natürlichen Defekts bei Gehirnkranken und anderen Verrückten [61va].
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Wenn gefragt wird, wie er [der Dämon] dies ohne Kopfschmerz bewirken kann, so ist die Antwort leicht: erstens, weil er nämlich die Organe nicht teilt noch in der Sache verändert, sondern nur die Erscheinungen bewegt; ebenso zweitens, weil er nicht durch das Einflößen einer aktiven Eigenschaft anders gestaltet, woraus notwendigerweise ein Schmerz folgen würde. Da auch der Dämon an sich jeder körperlichen Eigenschaft entbehrt, kann er solche Dinge ohne Schmerz tun; ebenso drittens, weil er, wie gesagt wurde, die Verwandlungen nur durch eine lokale Bewegung, von einem Organ zum anderen und nicht durch andere Bewegungen bewirkt, aus denen bisweilen verletzende Änderungen herrühren. Was ein Problem bereitet, ist also, daß zwei Geister definitiv nicht am selben Ort sein können. Auch die Seele sitzt im Haupt: Wie können dann eben dort Dämonen existieren? Es ist zu sagen, daß der Sitz der Seele der Mitte des Herzens zugewiesen wird, in dem sie [die Seele] das Leben allen Gliedern durch Einströmen mitteilt. Und ein Beispiel gibt die Spinne, die in der Mitte des Netzes eine Berührung von jeder Seite her spürt. Weil jedoch das Wort des Augustinus im Buch de spiritu et anima219 [besagt], sie [die Seele] sei ganz im Ganzen und ganz in jedem beliebigen Teil des Körpers, so kann, angenommen, sie sei im Kopf, der
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Dämon noch dort handeln, weil seine Handlung eine andere ist als die Handlung der Seele, da die Handlung der Seele am Körper geschieht, damit sie gestalte und das Leben einströmen lasse. Daher befindet sie sich dort wie die Form in der Materie und nicht wie an einem Ort. Der Dämon aber befindet sich in diesem Teil des Körpers und an diesem Ort, während er an den Sinnesgestalten verändert und handelt. Weil daher keine Vermengung der Handlungen unter ihnen stattfindet, können sie zugleich in demselben Teil des Körpers sein. [Wenn man] zu jener [Frage], ob solche Leute gleichsam als Besessene und Ergriffene, d.h. von den Dämonen ergriffen, zu erachten seien, eine spezielle Erklärung haben will, ob es nämlich möglich sei, daß jemand durch das Werk der Zauberer wie ein vom Dämon Besessener sei, d.h., daß ein Dämon ihn wirklich und körperlich besitze, dann wird dieser Gegenstand speziell im nächsten Kapitel behandelt werden. Dies hat nämlich auch noch ein spezielles Problem: ob dies durch das Werk der Zauberer [61vb] bewerkstelligt werden kann. Auf jene [Frage], ob solche Werke der Zauberer und der Dämonen nach der Art der Wundertaten zu beurteilen seien, so daß sie für Wundertaten erachtet werden müssen, ist zu sagen, daß es so ist, insofern sie außerhalb der uns bekannten Ordnung der Schöp-
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fung durch die Kraft einer uns unbekannten Kreatur geschehen, mögen sie auch nicht eigentlich Wunder sein wie jene, die außerhalb der Ordnung der ganzen Schöpfung geschehen, wie die Wunder Gottes und der Heiligen. Siehe das, was im ersten Teil des Werkes unter der fünften Frage220, und zwar bei Zurückweisung des dritten Irrtums angesprochen worden ist. Darüber hinaus soll noch etwas hinzugefügt werden wegen der Leute, die bestreiten könnten, daß derartige Vorgänge als wunderbare Werke angesehen werden dürfen; sie wollen daraus schlicht Teufelswerk machen, da ja die Wunder zur Stärkung des Glaubens geschenkt worden sind und daher einem Gegner des Glaubens nicht zugestanden werden dürfen. Dann auch, weil die Zeichen des Antichrist vom Apostel Lügenzeichen genannt werden. Aber zum ersten ist zu sagen, daß Wunder zu tun ein Geschenk der in Gnaden gegebenen Gnade ist. Wie sie daher durch böse Menschen geschehen können, so auch durch böse Geister, bei den Dingen nämlich, auf die sich ihre Macht erstrecken kann. Daher unterscheidet man auch die von Guten vollbrachten Wunder von jenen, die durch Böse geschehen, wenigstens auf dreifache Weise: erstens, nach der Wirksamkeit der Kraft des Handelnden, weil die durch Gute vollbrachten Zeichen durch göttliche Macht auch bei solchen Dingen geschehen, auf welche sich die Kraft
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der aktiven Natur auf keine Weise erstreckt, wie Tote zu erwecken und desgleichen, was die Dämonen nicht in Wirklichkeit tun können, sondern bloß durch Trugbilder, wie Simon Magus mit dem Toten, dessen Haupt er bewegte, was nicht lange anhalten kann. Zweitens nach der Nützlichkeit der Zeichen, weil die von Guten vollbrachten Zeichen nützliche Dinge betreffen, wie bei den Heilungen von Krankheiten und ähnliches. Die Zeichen aber, die von Hexen vollbracht worden sind, betreffen schädliche oder nichtige Dinge, wie daß sie in der Luft fliegen oder die Glieder der Menschen erstarren lassen und ähnliches. Und diesen Unterschied bestimmt der selige Petrus im Itinerarium Clementis221. Der dritte Unterschied liegt in der Zwecksetzung [62ra], weil die Zeichen der Guten zur Erbauung des Glaubens und der guten Sitten angeordnet werden. Aber die Zeichen der Bösen sind auf offene Schädigung des Glaubens und der Tugend ausgerichtet. Sie sind auch bezüglich der Ausführungsweise unterschiedlich, weil die Guten Wundertaten durch Anrufung des göttlichen Namens fromm und ehrerbietig vollbringen, die Zauberer und die Bösen aber durch albernes Geschwätz und Anrufungen der Dämonen. Auch das andere steht dem nicht entgegen, daß nämlich der Apostel222 die Werke des Teufels und des Antichrist Lügenzeichen nennt, weil dann jene
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Wunder, die mit göttlicher Zulassung von ihm getan werden, unter verschiedenen Gesichtspunkten wahr oder falsch sind. Wahr bei jenen Dingen, die durch die Macht des Dämons geschehen, auf die sich seine Kraft zu erstrecken vermag, falsch, wenn er das bewerkstelligt, worauf sich seine Kraft nicht erstrecken kann, wie Tote erwecken, Blinde sehend machen; weil er im ersten Fall, wenn er es tun will entweder in den Leib des Toten eindringen oder jenen wegschaffen und sich an dessen Stelle in einem angenommen Körper aus Luft zeigen wird; und so beseitigt er im zweiten Fall durch trügerische Kunst das Gewähnte oder andere Krankheiten und wird sie plötzlich heilen, indem er mit der Schädigung aufhört, und nicht durch die Zurechtrückung der inneren Befindlichkeiten, wie es in der Legende des Bartholomäus223 aufgezeigt wird. Es können auch alle wunderbaren Werke des Antichrist und der Hexen Lügenwerke genannt werden, insofern sie nur zur Täuschung geschehen, und dann wird der Antichrist tätig sein. Dies Thomas di. 7224 über die Kraft der Dämonen beim Handeln. Hier könnte auch die Unterscheidung der Wunder angeführt werden, die im Compendium theologice veritatis225 vorgelegt wird, und zwar zwischen dem Wunderbaren und dem Wunder. Weil ein Wunder eigentlich viererlei erfordert, nämlich daß es von Gott
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geschehe und daß es außerhalb der Existenz der Natur sei, gegen deren Ordnung es geschieht, und drittens, daß es augenfällig sei, und viertens, daß es zur Stärkung des Glaubens [diene]. Weil also in den Werken der Hexen zumindest das erste und das letzte fehlt, deswegen können sie wunderbare Werke, nicht aber Wunder genannt werden. Auch aus dem Grund, daß sie, wenn sie auch gewissermaßen Wunder genannt werden können, dennoch teils Dinge über [62rb] der Natur sind, teils gegen die Natur, teils außerhalb der Natur. Und über der Natur sind jene, bei denen nichts Ähnliches in der Natur und in deren Macht vorkommt, wie daß eine Jungfrau gebäre; gegen die Natur, daß diese gegen das in der Natur Übliche geschehen, aber im Einklang mit der Natur enden, wie das Sehendmachen des Blinden. Und außerhalb der Natur, daß diese in einer Ordnung ähnlich der Natur geschehen, nicht jedoch nach dem Prinzip der Natur, wie bei der Verwandlung von Stäben in Schlangen226, was die Natur zeugungshalber [nur] durch lange Fäulnis hätte tun können. So also werden die Werke der Magier wunderbar genannt. Es ist tunlich, ein Geschehen zu berichten und einige Zeit auf dessen Erklärung zu verwenden: Es gibt eine Stadt in der Diözese Straßburg, deren Namen zu verheimlichen die Pflicht der Liebe und des Anstandes fordert227. Während in dieser [Stadt] eines Tages
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ein Arbeiter im Haus Brennholz zersägte, kam eine Katze von nicht geringer Größe, die ihn zu belästigen trachtete, indem sie ihn ungestüm ansprang, und als er sie verjagte, siehe da!, eine andere, von [noch] größerer Gestalt griff ihn zusammen mit der ersteren noch heftiger an. Als er diese wiederum vertreiben wollte, siehe, da wurden es drei und griffen ihn an, indem sie bald nach [seinem] Gesicht sprangen, ihn bald durch Bisse zwischen die Schienbeine zerfleischten. Jener, erschrocken und, wie er erzählte, niemals von größerer Angst ergriffen, schützte sich mit dem Zeichen des Kreuzes, ließ seine Arbeit fahren und schlug mit einem Holzscheit auf die feindseligen Katzen, die immer wieder bald nach dem Gesicht, bald nach der Kehle sprangen, ein, der einen auf den Kopf, der anderen auf die Füße oder auf den Rücken, bis er sie mit Müh und Not verjagte. Und siehe, nach einer Stunde, als er wieder mit seiner Arbeit beschäftigt war, nahmen ihn zwei Diener des Stadtrates als Missetäter gefangen und wollten ihn vor den Vogt oder zum Richter führen. Als der Richter ihn von weitem sah, wollte er ihm kein Gehör schenken. Er befahl, daß er in die Tiefe eines Turms oder Kerkers geworfen werde, wo die zum Tode Verurteilten eingesperrt wurden. Laut heulend klagte er und beschwerte sich drei Tage lang bei den Wächtern des Kerkers, warum er solches erleiden müsse, wo er sich doch keines Ver-
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brechens bewußt [62va] sei. Und je mehr die einen [die Wächter] sich dafür einsetzten, daß ihm eine Anhörung zu gewähren sei, desto heftiger tobte der Richter vor Zorn und Schimpf, wie ein solcher Übeltäter seine Schuld nicht zugeben oder wie er sich unschuldig nennen könne, da doch durch die Offensichtlichkeit des Geschehenen seine Schandtaten erwiesen seien. Und während diese [die Wächter] [auch] nichts ausrichteten, so wurde der Richter dennoch durch die Fürsprache anderer Ratsherren dazu bewogen, ihm Gehör zu schenken. Er wurde daher aus dem Kerker herausgeführt, [und] als er vor dem Richter stand und der ihn nicht einmal anblicken wollte, da fiel der Arme vor den anderen Umsitzenden auf die Knie und bat, daß man ihm den Grund seines Unglückes eröffne. Und da brach der Richter in die Worte aus: »Du abscheulicher Mensch, wie kannst du deine Schandtaten nicht einsehen? Siehe, an diesem Tag und zu dieser Stunde hast du drei angesehene Frauen dieser Stadt verwundet, so daß sie in Betten liegen und nicht aufstehen noch sich bewegen können.« Der Arme, der wieder zur Besinnung kam und für sich über Tag, Stunde und Geschehen nachdachte, sagte: »Meiner Lebtag habe ich nie eine Frau geschlagen oder geprügelt, und daß ich mich an diesem Tag und [zu dieser] Stunde mit dem Sägen von Holz beschäftigt habe, werde ich durch gesetzliches Vorbringen von Zeugen
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beweisen. Aber auch Eure Diener haben gesehen, daß ich in der folgenden Stunde dieser Arbeit nachging.« Darauf wiederum der Richter voller Zorn: »Seht«, sagte er, »wie er seine Verbrechen verbergen will! Die Frauen bejammern die Hiebe, zeigen [die Striemen], und daß er sie geschlagen habe, bezeugen sie öffentlich.« Darauf dachte der Arme noch weiter über den Ablauf der Dinge nach: »Zu jener Stunde«, sagte er, »erinnere ich mich, habe ich Tiere geprügelt, nicht aber Frauen.« Voll Erstaunen wünschen die Umsitzenden, daß er sage, welche Tiere er geschlagen habe. Darauf erzählte er allen, die nicht schlecht staunten, jene Geschichte, so wie sie oben angegeben worden ist. Und als sie verstanden, daß es das Werk des Dämons gewesen sei, wurde der Arme von den Fesseln befreit, und sie verfügten, daß er ledig weggehen und den Sachverhalt niemandem eröffnen solle. Aber vor den Glaubenseiferern, die anwesend waren, konnte das Ereignis nicht verheimlicht werden. Über dieses Vorgehen ist einiges zu hinterfragen: [62vb] Ob denn die Dämonen in den so angenommenen Gestalten ohne Anwesenheit der Hexen erschienen sind oder ob deren körperliche Gegenwart durch die trügerische Kunst in jene Tiergestalten verwandelt worden sei? Antwortent muß man schließen, daß, wenn auch beides durch die Macht der Dämonen geschehen kann, doch eher angenommen wird, daß das
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zweite stattgefunden hat. Denn niemand zweifelt, daß die Dämonen durch örtliche Bewegung, als sie in den Gestalten von Katzen den Arbeiter angriffen, auch durch die nach den Katzen geführten Hiebe und Schläge des Arbeiters den im Haus weilenden Frauen plötzlich und durch die Luft hätten zufügen können; und zwar wegen des gegenseitig längst eingegangenen Vertrages. So wissen sie nämlich auch eine Verletzung oder einen Stich, den sie zufügen wollen, einem gemalten oder gegossenen Bildnis, sobald sie jemanden behexen wollen, [beizubringen], so daß sie nicht jenes Bild, sondern jenen, den es repräsentieren soll, nach den auf das Bildnis geführten Stichen verletzen. Verschiedene Geschichten über diese Art und Weise könnten angeführt werden. Es gilt auch der Einwand nicht, wenn jemand entgegenhalten würde, jene so verletzten Frauen seien vielleicht unschuldig gewesen, weil durch angeführte Beispiele klar wird, daß auch Unschuldigen Verletzungen widerfahren können, wenn etwa jemand unwissentlich durch ein künstliches Bildnis von einer Hexe verletzt wird. Der Einwand gilt nicht, weil es eines ist, vom Dämon durch eine Hexe verletzt zu werden, und ein anderes, vom Dämon selbst ohne Hexe. Denn der Dämon erhält für sich in Gestalt des Tieres dann die Schläge, während er sie dann einem anderen, ihm durch den Pakt Verbundenen, zufügt,
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und wenn er sich mit dessen Zustimmung zu einer solchen Erscheinung in einer solchen Form und Weise anbietet. Daher kann er so nur den Schuldigen und den ihm durch Pakt Verbundenen schaden, aber auf keinen Fall den Unschuldigen. Wenn die Dämonen aber durch Hexen schädigen wollen, dann treffen sie auch oft die Unschuldigen mit Zulassung Gottes zur Ahndung eines so großen Verbrechens. Es ist wahr, daß auch die Dämonen bisweilen per se mit Zulassung Gottes Unschuldige verletzen, und so schädigten sie ja den allerseligsten Iob. Aber sie waren nicht dort, und der Teufel bediente sich nicht solcherart trügerischer Erscheinungen wie in dieser Geschichte und durch ein solches Phantasiegebilde [63ra] einer Katze. Dieses Tier ist das den Treulosen eigentümliche Zeichen, so wie nach der Schrift das Zeichen der Prediger der Hund ist. Daher stellen sie stets einander nach. Und der Predigerorden wurde seit [seinem] ersten Gründer in Gestalt eines gegen die Ketzereien anbellenden Welpen dargestellt228. Es wird aber angenommen, daß jene drei Hexen auf die zweite Weise den Arbeiter angegriffen haben, zum einen, weil die erste Weise ihnen nicht so sehr gefallen hätte, zum anderen, weil die zweite [Weise] mehr zu ihrer Vorwitzigkeit paßt. Hierbei wurde auch in drei Punkten folgende Ordnung eingehalten: Erstens, daß sie auf Betreiben der Dämonen dazu angehalten
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worden waren, und nicht die Dämonen auf Betreiben der Hexen. So nämlich wurde von uns öfter aus ihren Geständnissen ermittelt, daß sie auf Drängen der Dämonen, die sie fortwährend zur Ausführung böser Taten anstacheln, vieles zu tun haben, und daß sie wahrscheinlich nicht so von sich aus daran gedacht hätten, einen Armen zu belästigen. Der Grund aber, warum die Dämonen sie dazu anstachelten, war ohne Zweifel der, daß sie wohl wissen, daß, wenn offenkundige Verbrechen ungestraft bleiben, Gott um so mehr verhöhnt, der rechte Glaube entehrt und ihre eigene Zahl vermehrt wird. Zweitens, nachdem sie ihre Zustimmung erhalten haben, bewegten die Dämonen ihre Körper örtlich mit derselben Leichtigkeit, so wie eine geistige Kraft höher als eine körperliche steht. Drittens, daß sie [die Frauen], durch trügerische Erscheinung in der oben angesprochenen Weise in jene Tiergestalten verwandelt, den Arbeiter anzugreifen hatten und nicht vor den Schlägen geschützt wurden, wobei sie [die Dämonen] diese [die Frauen] mit der[selben] Leichtigkeit, mit der sie transportiert worden waren, gleichfalls hätten verteidigen können. Aber sie ließen zu, daß sie geschlagen wurden und daß der Schläger entdeckt wurde, da sie wußten, daß jene Schandtaten bei den weibischen Männern, die keinen Glaubenseifer haben, aus den genannten Gründen ungestraft bleiben würden.
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Darauf spielt an, was man von einem heiligen Mann liest, der, als er den Teufel einmal in der Kirche in der Gestalt eines geweihten Priesters predigend vorfand und im Geist den Dämon selbst erkannte, auf seine Worte achtete und zuhörte, ob er das Volk gut oder schlecht unterrichtete. Und als er bemerkte, daß er untadelig war und vielmehr ein Tadler der Verbrechen [63rb], begab er sich nach Ende der Predigt zu ihm und fragte ihn nach dem Grund hierfür. Er [der Dämon] antwortete: »Siehe, ich sage die Wahrheit, weil ich weiß, daß, da die Hörer nur das Wort hören, nicht aber es in die Tat umsetzen, Gott mehr verhöhnt und mein Gewinn vergrößert wird.«
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[II/1,10] Über die Weise, wie die Dämonen den Menschen bisweilen durch die Handlungen der Hexen leibhaftig innewohnen. Kapitel 10 Da im vorigen Kapitel angesprochen worden ist, wie die Dämonen auch die Köpfe der Menschen und andere Körperteile besetzen und betreten und die inneren Gestalten von Ort zu Ort bewegen können, könnte jemand bezweifeln, ob sie von den Menschen auf Drängen der Hexen insgesamt Besitz ergreifen könnten? Ferner über die verschiedenen Arten der Besessenheit ohne Drängen der Hexen. Daher ist zur Erklärung dieser Dinge dreierlei zu erörtern: Erstens über die verschiedenen Arten der Besessenheit; zweitens, daß die Dämonen auf Drängen der Hexen sie von ihnen [den Menschen] mit Zulassung Gottes bisweilen auf alle jene Arten Besitz ergreifen; drittens sind darauf bezogene Handlungen und Geschehnisse anzuführen. Bezüglich des ersten Punktes, mit Ausschluß jener allgemeinen Weise, wie der Teufel mit jeder beliebigen Todsünde dem Menschen innewohnt. Darüber der heilige Thomas quotlibet-[ic]o 3. q. 3229 unter dem Zweifel, ob der Teufel immer leibhaftig dem Menschen innewohnt, wenn er eine Todsünde begeht? Der Grund für diesen Zweifel ist, daß, wenn der Heilige Geist immer dem Menschen in der Gnade innewohnt,
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nach jenem [Wort] 1 Cor. 3230: »Ihr seid der Tempel Gottes, und der Geist Gottes wohnt in Euch« und der Gnade die Schuld gegenübersteht, sich hier Gegensätze auf dasselbe beziehen müssen. Dort erklärt er auch, daß die Besessenheit zweifach verstanden werden kann, entweder bezüglich der Seele oder bezüglich des Körpers. Und auf die erste Weise ist es dem Teufel nicht möglich, die Seele zu bewohnen, weil Gott allein in die Seele dringt. Und wiederum ist der Teufel so nicht die Ursache der Schuld, wie der Heilige Geist [die Ursache] der Gnade ist, die der Heilige Geist an der Seele per se handelnd bewirkt. Deswegen gilt die Analogie nicht. Bezüglich des Körpers können wir sagen, daß der Teufel auf zweifache Weise dem Menschen innewohnen kann [63va], wie man auch zweierlei Menschen findet, entweder in der Sünde oder in der Gnade lebende. Bezüglich der ersten Weise ist es nötig das zu sagen, weil infolge jeder beliebigen Todsünde der Mensch in die Knechtschaft des Teufels gerät, insofern der Teufel bisweilen von außen die Sünde eingibt, sei es über den Sinn, sei es über die Einbildung, deshalb sagt man, daß er dem Affekt des Menschen innewohnt, da dieser nach jeder beliebigen Regung der Versuchung bewegt wird, wie ein Schiff ohne Steuermann auf dem Meer. Der Teufel kann dem Menschen aber auch leibhaf-
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tig innewohnen, wie sich bei den Besessenen zeigt. Und weil sich dies, wie sich herausstellen wird, mehr auf die Erwägung der Strafe als die der Schuld erstreckt, und die körperlichen Strafen nicht immer der Schuld folgen, sondern bald den Sündigen, bald den nicht Sündigen treffen, deswegen können sie [die Dämonen] auch den in oder außerhalb der Gnade Stehenden nach der Tiefe der unerforschlichen Ratschlüsse Gottes leibhaftig innewohnen. Und mag auch diese Art des Besessenseins nicht zu unserer Untersuchung gehören, so wird sie doch angeführt, damit es jemandem nicht unmöglich scheine, daß auch die Menschen mit Zulassung Gottes von den Dämonen auf Drängen der Hexen bisweilen leibhaftig bewohnt werden231. Wir können also sagen, daß, wie die Dämonen für sich ohne Hexen die Menschen auf fünf Arten verletzen und besitzen können, sie das auch auf alle diese Arten auf Betreiben der Hexen vermögen. Dann nämlich wird, wie Gott mehr beleidigt wird, auch dem Dämon größere Befugnis eingeräumt, durch die Hexen gegen die Menschen zu wüten. Und diese Arten sind, abgesehen davon, daß sie sie manchmal an den zeitlichen Glücksgütern heimsuchen, oberflächlicherweise aufgezählt folgende: manchmal verletzen sie die Leute nur an den eigenen Körpern; manchmal zugleich an Körpern und inneren Kräften; manchmal versuchen sie sie bloß innen und außen;
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andere berauben sie für einige Zeit der Vernunft; andere machen sie gleichsam zu unvernünftigen Tieren. Über die Einzelheiten wollen wir [noch] sprechen. Aber zuvor wollen wir fünf Gründe vorausschicken, wegen derer Gott erlaubt, daß die Menschen besessen werden, weil das Thema verlangt, diese Reihenfolge einzuhalten. Denn [1] manchmal ist jemand besessen wegen seines [63vb] größeren Verdienstes, [2] manchmal wegen eines fremden leichten Vergehens, [3] manchmal wegen seiner eigenen läßlichen Sünde, [4] manchmal wegen einer schweren fremden Sünde, [5] manchmal wegen einer eigenen schwerwiegenden Missetat. Und aus allen diesen Gründen besteht bei keinem ein Zweifel, daß Gott erlaubt, daß bisweilen auch auf Drängen der Hexen durch die Dämonen ähnliches geschieht. Es ist tunlich, das einzelne aus dem Schrifttum, nicht jedoch durch neuere Geschehnisse zu beweisen, da immer das Neue durch das Alte bekräftigt wird. Denn bezüglich des ersten [1] erklärt es sich aus dem Dialog des Severus232, des liebsten Schülers des seligen Martin, wo berichtet wird, ein Pater von heiligstem Lebenswandel sei so mit der Gnade des Austreibens der Dämonen begabt gewesen, daß diese nicht bloß von seinen eigenen Worten in die Flucht geschlagen wurden, sondern auch von den Briefen und dem härenen Gewand selbigen Paters. Und da der
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Pater vor der Welt sehr berühmt war, fühlte er, daß er von eitler Ruhmsucht versucht wurde, und, wiewohl er diesem Laster mannhaft Widerstand leistete, bat er doch Gott mit aller Inbrunst, damit er noch mehr gedemütigt werde, daß er fünf Monate lang von einem Dämon besessen werde. Dies geschah auch. Denn man mußte ihn als einen Besessenen sofort fesseln und bei ihm alles anwenden, was bei Demoniacis233 gebräuchlich ist. Als aber der fünfte Monate zu Ende war, war er gänzlich von jeder Ruhmsucht und vom Dämon befreit. Aber daß aus diesem Grund jemand durch den Schadenszauber eines anderen vom Dämon besessen gemacht werden könne, so wie es geschehen sei, [davon] liest man nichts: und so wird [es] vorliegend auch nicht angenommen, mögen auch die Ratschlüsse Gottes, wie vorausgeschickt wurde, unbegreiflich sein. Bezüglich aber der zweiten [Weise], daß jemand infolge eines fremden leichten Vergehens besessen gemacht wird, legt der selige Gregorius ein Beispiel von dem seligen Abt Eleutherius vor, einem ganz schlichten Mann. Als dieser unweit eines Jungfrauenkloster übernachtete, richteten sie [die Jungfrauen] es ein, daß ohne sein Wissen ein kleiner Junge vor seine Zelle gelegt werde, der jede Nacht vom Dämon gequält wurde. Aber in derselben Nacht wurde er durch die Gegenwart des Paters vom Dämon befreit. Als er
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von diesem Vorkommnis erfahren hatte und der Knabe bereits im Kloster des heiligen Mannes untergebracht worden war, sagte dieser nach Verlauf vieler Tage zu seinen Mitbrüdern, indem er sich bescheiden über die Befreiung des Knaben freute: »Der Teufel hat sich mit jenen Schwestern einen Scherz gemacht.« Aber als er [der Teufel] zu den Dienern Gottes kam, da hat er sich nicht erdreistet, diesen Knaben anzugreifen [64ra]. Und siehe, sofort begann der Teufel den Knaben [wieder] zu quälen. Und durch die Tränen und das Fasten des heiligen Mannes und der Mitbrüder wurde er zwar mit Mühe, aber noch am selben Tag befreit. Wenn nun [2] ein Unschuldiger infolge eines fremden und leichten Vergehens besessen gemacht wird, so ist es nicht verwunderlich, wenn manche wegen einer eigenen läßlichen oder wegen einer schweren fremden Sünde oder auch wegen einer eigenen Missetat auch auf Drängen der Hexen durch die Dämonen besessen gemacht werden. Denn auch bezüglich [3] der eigenen läßlichen Sünde ist das klar nach Cassianus coll. Abba. Sereni prima234, wenn er von Moses spricht: »Moses«, sagt er, »da er ein einzigartiger und unvergleichlicher Mann war, wurde in der Wüste wegen der Widerlegung einer Rede, die er, als er gegen den Abt Macharius, von einer bestimmten Meinung beeinflußt, disputierte, ein wenig zu streng
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vortrug, sogleich einem grausigen Dämon übergeben, so daß er, von diesem erfüllt, menschliche Exkremente in seinen Mund nahm. Diese Geißel scheint der Herr der Läuterung halber über ihn verhängt zu haben, damit nämlich nicht der Makel eines momentanen Vergehens in ihm zurückbliebe. Das zeigte sich bei der wunderbaren Heilung. Denn da der Abt Macharius beständig in demütigem Gebet verharrte, wurde der nichtswürdige Dämon ganz schnell von ihm in die Flucht geschlagen und entschwand. Dem ähnlich scheint das, was Gregorius primo dyal.235 von einer Nonne berichtet, die Salat aß, ohne sich zuvor mit dem Zeichen des Kreuzes zu schützen, und [von der daraus erfolgten Besessenheit] von dem seligen Pater Equitius befreit wurde. Auch über die vierte Weise, daß nämlich jemand wegen einer fremden schweren Sünde besessen gemacht werde, berichtet der selige Gregorius eben dort236 von dem seligen Bischof Fortunatus. Als dieser den Teufel aus einem besessenen Menschen vertrieben hatte, begann derselbe Dämon später in der Gestalt eines Pilgers durch die Straßen der Stadt zu rufen: »O, dieser heilige Mann, der Bischof Fortunatus! Seht, er hat mich, einen Pilger, aus der Herberge geworfen, und ich finde [keinen Ort], wo ich ruhen kann!« Da lud einer, der mit seiner Ehefrau und dem Sohn dasaß, den Pilger zu sich ins Gästezimmer ein.
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Und während er nach dem Grund des Hinauswurfs fragte, freute er sich über die Verleumdung des heiligen Mannes, die er vom Pilger fälschlich gehört hatte. Danach aber fuhr der Teufel in den Sohn, warf ihn auf glühende Kohlen und trieb seine Seele aus. So merkte der arme Vater erst, wen er in Gastfreundschaft aufgenommen hatte. Und bezüglich der fünften [64rb] Ursache, der eigenen Tat, lesen wir gleichermaßen sowohl in der Heiligen Schrift als auch in den Leidensgeschichten der Heiligen. So wurde ja auch 1 Re. 15237 Saul, der Gott nicht gehorchte, besessen gemacht. All diese Dinge sind, wie wir gesagt haben, angesprochen worden, damit es niemandem unmöglich schiene, daß manche auch wegen der Missetaten der Hexen, wie auch auf deren Betreiben238 besessen gemacht werden könnten. Darunter wollen wir, um die verschiedenen Formen der Besessenheit verstehen zu können, bezüglich der zweiten ein Geschehen zum Besten geben. Nämlich zur Zeit des Papstes Pius II.239, bevor ihm das Amt des Inquisitors übertragen worden war, passierte einem der beiden Inquisitoren240, die diesen Traktat zusammenstellen, folgender Fall: ein Böhme aus der Stadt Dachow241 hatte seinen einzigen Sohn, einen Weltpriester, der besessen war, zum Exorzismus nach Rom gebracht242. Zufällig aber geschah es, als ich, einer von den Inqui-
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sitoren, um zu speisen in eine Herberge eingetreten war, daß als Tischgenosse derselbe Priester und der Vater gleichfalls mit mir zusammensaßen. Während wir zusammen aßen und, wie es bei im Ausland weilenden [Leuten] Brauch ist, uns untereinander unterhielten, seufzte der Vater mehrfach und wünschte sich vom allmächtigen Gott, daß er die Reise mit günstigem Ausgang beenden würde. Indem ich zuinnerst mitfühlte, begann ich nachzufragen, was denn der Grund seiner Reise und der Traurigkeit wäre. Darauf antwortete jener vor den Ohren des Sohnes, der mein Tischnachbar war: »Ach, ich habe einen vom Dämon besessenen Sohn, den ich um der Gnade der Befreiung willen unter großen Mühen und Kosten bis hierher gebracht habe.« Als ich fragte, wo denn der Sohn sei, zeigte er auf meinen Tischnachbarn. Ein wenig erschrocken betrachtete ich ihn sorgfältig. Da er mit solchem Anstand die Speise zu sich nahm und auch auf alle Fragen gebührend antwortete, begann ich im Geiste zu schwanken und hielt ihm entgegen, er sei nicht besessen, sondern es sei ihm etwas infolge einer Krankheit zugestoßen. Da erzählte der Sohn seinerseits den Hergang und gab an, wie und zu welcher Zeit er besessen worden sei. »Eine Frau«, sagte er, »eine Hexe, hat mir diese Krankheit beigebracht. Als ich sie nämlich tadelte wegen eines gewissen Ärgers im [64va] Pfarrhaus und sie hart angefahren hatte,
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weil sie uneinsichtig war, sagte sie, daß ich in wenigen Tagen schon sehen würde, was mir zustößt. Und der Dämon, der in mir wohnt, berichtet dazu, daß ein Schadenszauber von der Hexe unter einen Baum gelegt worden sei. Wenn dieser nicht entfernt werde, könnte ich nicht befreit werden. Aber er will den Baum nicht angeben.« Ich hätte seinen Aussagen nicht den geringsten Glauben beigemessen, wenn mich nicht sofort die Erfahrung belehrt hätte. Denn von mir nach einiger Zeit befragt, wie er entgegen der gewohnten Weise der Besessenen von großer Verstandesschärfe wäre, antwortete er: »Ich werde des Gebrauches des Verstandes nur beraubt, wenn ich mich mit göttlichen Dingen befasse oder heilige Ort aufsuchen will. Besonders aber hat der Dämon in seinen durch mich vorgebrachten Worten gesagt, daß, wie ich ihm in den Predigten an das Volk ein bislang großen Mißfallen bereitet hätte, er mich jetzt auf keinen Fall predigen lassen würde.« Er war nämlich nach dem Bericht des Vaters ein beliebter Prediger und bei allen beliebt. Da ich, der Inquisitor, aber über die einzelnen Punkte Gewißheit haben wollte, beschloß ich, ihn fünfzehn Tage lang und darüber hinaus an die verschiedenen Stätten der Heiligen zu führen, besonders aber zur Kirche der heiligen Jungfrau Praxedis243, wo sich ein Teil der marmornen Säulen befand, an die unser Heiland bei
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seiner Geißelung gebunden war, und an den Ort, an welchem der Apostel Petrus gekreuzigt worden war. Während er an diesen Orten exorzisiert wurde, stieß er [der Dämon] schreckliche Wehklagen aus und versicherte schon, er wolle ausfahren, aber wenig später [sagte er, er wolle dies] keineswegs [tun]. Und wie vorausgeschickt ist, blieb er in allen Gewohnheiten der gebildete Priester und ohne jedes Anzeichen [von Besessenheit], außer wenn die Exorzismen unternommen wurden. Und nachdem jene beendet worden waren, sobald ihm die Stola vom Hals genommen wurde, zeigte er wiederum nicht die geringste unvernünftige oder unanständige Bewegung. Davon abgesehen beugte er, während er eine kurz Kirche besuchte, zur Begrüßung der glorreichen Jungfrau die Knie, dann streckte der Teufel seine Zunge lang aus dem Mund heraus, und befragt, ob er sich dessen nicht enthalten könne, antwortete er: »Ich vermag das durchaus nicht zu tun, denn so gebraucht er alle Glieder und Organe, Hals, Zunge, Lunge, zum Sprechen oder Heulen, wie es ihm gefällt. Ich höre [64vb] zwar die Worte, die er so durch mich und aus meinen Gliedern heraus spricht, aber zu widersetzen vermag ich mich durchaus nicht. Und je inniger ich ein Gebet zu sprechen wünsche, desto schärfer setzt er mir zu, indem er die Zunge herausstreckt.« Und da eine Säule in der Kirche von St. Peter vor-
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handen ist, die man aus dem Tempel Salomons dorthin verbracht hat und durch deren Kraft mehrere von Dämonen Besessene befreit worden sind, weil sich auch Christus beim Predigen im Tempel an jene gelehnt hatte [so wollte ich jene auch beim Besessenen anwenden], aber dieser konnte nach Gottes verborgenem Ratschluß nicht befreit werden, da er sich eine andere Weise für seine Befreiung vorgenommen hatte. Denn wenn er auch den ganzen Tag und die ganze Nacht an der Säule festgebunden blieb, so rief er doch schließlich, als am folgenden Tag nach Verlesung verschiedener Exorzismen über ihn das Volk dabeistand und ein großer Auflauf geschah und jener gefragt wurde, an welchem Teil der Säule sich Christus angelehnt hätte, heulend aus, während er mit den Zähnen in die Säule beißend die Stelle bezeichnete: »Hier stand er, hier stand er!« Schließlich aber sagte er: »Ich will nicht ausfahren!« Und als er gefragt wurde, aus welchem Grund, antwortete er: »Wegen der Lombarden244.« Und aufs neue befragt, warum er wegen der Lombarden nicht ausfahren wolle, da antwortete er in italienischer Sprache, obwohl der kranke Priester jenes Idiom nicht verstand, und sagte: Sie alle machen so und so, wobei er das schlimmste Laster der Ausschweifung nannte. Aber danach fragte mich der Priester und sagte: »Pater, was bedeuten diese italienischen Worte, die er [der Dämon] aus meinem Mund
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hervorgebracht hat?« Als ich es erklärt hatte, antwortete er: »Die Worte habe ich zwar gehört, aber ich habe sie nicht verstehen können.« Und weil, wie der Ausgang der Sache bewies, dieser böse Geist von jener Art war, von der der Heiland im Evangelium [sagte]: »Diese Art von Dämonen wird nicht ausgetrieben, außer durch Gebet und Fasten«, deswegen befreite ihn schließlich ein ehrwürdiger Bischof, der, wie es hieß, durch die Türken von [seinem] Sitz vertrieben worden war, durch die Gnade Gottes und schickte ihn in Freuden in die Heimat zurück, indem er voll frommen Mitgefühls mit ihm die ganze Fastenzeit hindurch täglich bei Brot und Wasser sich Fasten und Gebeten245 und Exorzismen hingab. Mag auch hierüber, ohne ein Wunder [anzunehmen], keiner in diesem Leben eine genügende Erklärung abgeben können, so können wir doch über die Frage, auf welche und wie viele Arten der Dämon die Menschen besessen mache oder auch verletze, sagen, daß es auf fünf Arten [geschieht] [65ra], abgesehen davon, daß sie bisweilen an den irdischen Glücksgütern schädigen. Denn [1] einige werden nur an den eigenen Körpern gequält, [2] andere zugleich am Körper und an den inneren Kräften, [3] andere nur an den inneren Kräften. [4] Andere werden zu ihrer Züchtigung zeitweise nur des Gebrauchs der Vernunft beraubt, [5] andere aber werden gleichsam zu unver-
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nünftigen Tieren gemacht. Bezüglich des erwähnten Priesters wird erklärt, daß er auf die vierte Weise besessen gewesen sei; denn er wurde weder an [seinen] Glücksgütern noch an seinem eigenen Körper geplagt, wie es den seligen Iob246 traf, als Gott, wie die Schrift hierüber offen berichtet, dem Dämon freie Hand ließ, indem er zu Satan sagte: »Siehe, alles, was er besitzt, ist in deiner Hand, nur gegen ihn strecke deine Hand nicht aus«; d.h. [nur] gegen das irdische Gut. Später aber sagte er, [auch] gegen den Leib [solle er die Hand ausstrecken]: »Siehe, er ist in deiner Hand, nur seine Seele bewahre«; d.h., nimm nicht dessen Leben. Man kann auch sagen, daß [jener Priester] auf die dritte Weise247, nämlich an den inneren Kräften der Seele und am Körper zugleich gequält wurde, wenn er sagte, wie es bei Iob 7248 steht: »Wenn ich zum Herrn sagte, mein Bett soll mich trösten, und ich werde erleichtert sein, wenn ich das Leid mit meinem Lager teile, so wirst du mich durch Träume und Visionen erschrecken, indem du mir Angst einjagst«, für die nämlich der Dämon sorgt, nach Nikolaus von Lyra249 und nach Thomas250. Du wirst mich durch Träume erschrecken, die dem Schlafenden erscheinen; und durch Visionen, die dem Wachenden, dem Gebrauch der äußeren Sinne Entfremdeten, erscheinen. Es pflegen nämlich die durch die täglichen Gedanken
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geformten Wahngebilde dem Schrecken der Schlafenden zu dienen. Und diese Dinge geschahen bei jenem infolge der Krankheit des Körpers. Daher sah Iob, dem so aller Trost genommen war, kein anderes Mittel, so vielen Beklemmungen zu entgehen, als durch den Tod, »indem du mich mit Schauern schüttelst«, sagt er. Daß auf diese Arten auch die Hexen die Menschen durch Dämonen schädigen können, bezweifelt niemand, wie sich im folgenden zeigen wird: wie sie durch Hagelschlag an den Glücksgütern und an den Körpern der Tiere und Menschen Verletzungen beibringen. Und auch die dritte Weise251 der Schädigung, [welche] am Körper und an den inneren Kräften ohne Beraubung des Gebrauches der Vernunft [stattfindet], ist deutlich aus ihren [65rb] Handlungen, wenn sie, wie oben angesprochen worden ist252, die Sinne der Männern so sehr zu unerlaubten Neigungen entflammen, daß sie zwangsläufig auch zur Nachtzeit zu ihren Geliebten über weite Entfernungen zu eilen haben, da sie im Flechtwerk der fleischlichen Liebe über Gebühr verstrickt sind. Es kann angeführt werden, was sich in Hessen253, in der Stadt Marburg254, mit einem Besessenen, ebenfalls einem Priester, zugetragen haben soll. Als der Dämon bei den Exorzismen gefragt wurde, seit
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wie langer Zeit er dem Priester innegewohnt hätte, soll er geantwortet haben: »Seit sieben Jahren«, und als ihm der Exorzist entgegenhielt: »Wenn du ihn kaum drei Monate geplagt hast, wo warst du in der übrigen Zeit?« antwortete er: »In seinem Körper verbarg ich mich.« Und als jener forschte: »In welchem Teil des Körpers?« antwortete er: »Meistens im Kopf.« Und von neuem befragt, wo er denn gewesen sei, wenn jener den Gottesdienst mitgefeiert und das Sakrament genommen habe, sagte er: »Ich habe mich unter seiner Zunge verborgen.« Und jener: »Elender, was ist das für eine Tollkühnheit, daß du in der Gegenwart deiner Schöpfers nicht entflohen bist?« Darauf der Dämon: »Kann sich denn ein Nichtsnutz nicht unter einer Brücke verstecken, wenn ein heiliger Mann darüber geht, wenn er nur nicht dessen Schritte aufhält?« Mit Hilfe der göttlichen Gnade wurde er dennoch befreit, mag er nun Wahres oder Erdichtetes vorgebracht haben: denn auch dessen Vater mag ein Lügner sein.255 Die vierte Weise trifft auf den zuvor erwähnten, in Rom256 befreiten Besessenen mit der Erklärung zu, daß der Dämon in den Körper schlüpfen kann, wenn auch nicht in die Seele, da dies nur Gott möglich ist; jedoch auch in den Körper schlüpfen nur, doch ohne innerhalb der Grenzen der Wesenheit des Körpers zu sein. Dies sage ich zur Erklärung. Es gibt eine Weise,
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auf die die Dämonen bisweilen substanziell die Menschen bewohnen und sie nur zeitweise des Gebrauchs des Verstandes berauben. Und dies wird so erklärt: Wir können nämlich sagen, daß der Körper in zweifacher Hinsicht Grenzen hat, nämlich der Quantität und der Wesenheit. Wenn also irgendein Engel, ein guter oder böser, innerhalb der Grenzen des Körpers wirkt, so wirkt er innerhalb der Grenzen der körperlichen Quantität, und so schlüpft er auch in den Körper, wobei er an den quantitativen Kräften wirkt. So bewirken auch die guten Engel bei den Guten imaginäre Visionen [65 va]. Niemals aber sagt man, daß sie in die Wesenheit des Körpers eindringen, weder wie ein Teil noch wie eine Kraft. Nicht wie ein Teil, weil die Wesenheit auf jeder von beiden Seiten verschieden ist; nicht wie eine Kraft, die gleichsam das Sein verleiht, weil [der Körper] sein Sein durch die Schöpfung von Gott hat. Daher hat auch er allein die innere Betätigung und Erhaltung der Wesenheit inne, solange es seiner Güte gefällt, sie zu bewahren. Daher schließt man, daß, wenn alle anderen Vollkommenheiten oder Mängel – wobei man von guten bezüglich der Vollkommenheiten, bezüglich der Mängel von schlechten spricht – bewirkt werden, falls sie am Körper und seinen Teilen, z.B. am Kopf, bewirkt werden, [die Geister] in einem solchen Körper in die Grenzen, nämlich der
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Quantität, und in die quantitativen Kräfte hineinschlüpfen; wenn aber an der Seele, dann wiederum wirkt jede von beiden [Wesenheiten] von außen, aber auf verschiedene Arten. Und man sagt, daß sie an der Seele wirken, indem sie dem Verstand jene Phantasiegebilde oder Vorspiegelungen vorführen und nicht allein nach Maßgabe des allgemeinen Sinnes und der äußeren Sinne. Aus diesen Betätigungen folgen die Versuchungen der bösen Engel, auch schlechte Neigungen und Gedanken, indem sie indirekt auf den Verstand einwirken; von guten Engeln aber erfolgen die Veranschaulichungen der Wahngebilde, um das zu erkennen, was von ihnen enthüllt wird. Daher besteht auch der vorliegende Unterschied, daß die guten Engel auch direkt einen Eindruck auf den Verstand ausüben können, indem sie die Wahngebilde veranschaulichen, von den bösen aber heißt es, daß sie die Wahngebilde nicht veranschaulichen können, sondern sie noch mehr verdunkeln. Ebenso können sie auch nicht direkt einen Eindruck ausüben, sondern bloß indirekt, insofern der mit dem Verstand Erfassende die Wahngebilde erforschen muß. Dadurch jedoch, heißt es, dringt auch ein guter Engel nicht in die Seele ein, mag er sie auch erleuchten – so wie es auch nicht heißt, daß ein höherer Engel in einen niedrigeren eindringt, mag er ihn auch erleuchten, sondern nur von außen wirkt er und wirkt mit,
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wie gesagt ist. Daher kann ein böser Engel noch weniger eindringen. Und auf diese Weise besetzte der Dämon den Leib des Priesters in dreierlei [Hinsicht]: erstens, daß, wie er in seinen Leib hineinschlüpfen konnte, nämlich innerhalb der Grenzen der körperlichen Quantität, so besetzte er substanziell seinen Kopf [65vb] und wohnte darin. Zweitens, daß, wie er an seiner Seele äußerlich, durch Verdunkeln des Intellekts, wirken konnte, so daß er den Gebrauch der Vernunft verlor, so hatte er es auch vermocht, ihn unablässig, sogar wenn er ihn anrief, mit dem Verlust der Vernunft zu quälen. Es mag aber gesagt werden können, daß es dem Priester durch die Gabe Gottes zukam, damit er nicht ununterbrochen vom Dämon gequält würde. Drittens, daß, wenn er auch aller Glieder und Organe zum Sprechen und zur Bildung von Worten beraubt wurde, so hatte er doch immer die Wahrnehmung der Worte, wenn auch nicht des Sinns der Worte. Diese Form des Besessenmachens unterscheidet sich sehr von anderen Formen des Besessenmachens, da man allgemein von den Besessenen liest, daß sie ohne Unterbrechung von den Dämonen heimgesucht werden, wie es sich im Evangelium zeigt, sowohl am Mondsüchtigen, dessen Vater zu Jesus gesagt hatte: »Herr, erbarme dich meines Sohnes, weil er mondsüchtig ist und schlimm leidet«, Math. 17257, wie
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auch an der Frau, die Satan seit achtzehn Jahren festgebunden hatte, und zwar gebeugt, und die überhaupt nicht aufsehen konnte, Lukas 13258. Auch auf diese Arten können die Dämonen unzweifelhaft mit göttlicher Zulassung auf Drängen der Hexen plagen.
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[II/1,11] Über die Weise, wie sie jede Art von Krankheit zufügen können; und zwar im allgemeinen über die schweren [Krankheiten]. Kapitel 11. Aber auch dies, daß es keine körperliche Krankheit gibt, die nicht von den Zauberern und Hexen mit Zulassung Gottes zugefügt werden könnte, auch wenn es bis zu Aussatz oder Epilepsie gehen sollte, kann dadurch bewiesen werden, daß von den Gelehrten keine Art von Krankheit ausgenommen wird. Denn wenn man das, was weiter oben sowohl über die Kraft der Dämonen als auch bezüglich der Bosheit der Hexen behandelt worden ist, sorgfältig erwägt, so macht das kein Problem. Denn auch Nider, sowohl in seinem Praeceptorium259 als auch im Formicarius260, wo er fragt, ob die Zauberer wirklich mit ihrem Schadenszauber die Menschen verletzten könnten – und zwar ist die Frage ohne Ausnahme einer noch so unheilbaren Krankheit [gestellt] –, da antwortet er dann auch, daß es so sei, [und] er fragt folgerichtig, auf welche Arten [66ra] und mit welchen Mitteln. Bezüglich der ersten antwortet er so, wie es sich oben aus der ersten Frage des ersten Teils des Traktates ergeben hat. Es wird auch durch Isidor bewiesen, der die Betätigungen der Hexen 8 eti. c. 9261 beschreibt:
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»Zauberer heißen sie wegen der Größe der [Un]taten. Diese wirbeln nämlich durch das Werk der Dämonen zur Erregung von Stürmen die Elemente durcheinander, sie verwirren die Gemüter der Menschen, indem sie auf die oben angesprochenen Arten den Gebrauch des Verstandes entweder völlig hemmen oder tief verdunkeln. Es fügt hinzu: und ohne einen Tropfen Gift, bloß durch die Macht des [Zauber]-spruchs vernichten sie die Seelen«, indem sie nämlich das Leben nehmen. Es wird auch durch den heiligen Thomas, in 2 sententiarum in di. 7 und 8 und in 4 di. 34262 und gemeinsam durch alle Theologen, die eben dort schreiben, bewiesen, daß die Zauberer auf alle Arten Schäden an den Menschen und ihren Gütern mit Beihilfe des Dämons bewirken können, an denen der Dämon auch allein schädigen oder täuschen kann, nämlich an den Gütern, am Ruf, am Körper, am Gebrauch des Verstandes und am Leben. Das will sagen, daß der Dämon in jenen Fällen, wo er für sich, ohne Hexe, schädigen kann, es auch mit der Hexe kann, und das sogar mit noch größerer Leichtigkeit, wegen der größeren Verhöhnung der göttlichen Majestät, wie oben angeführt worden ist. Bezüglich der Sachen ist es offensichtlich aus Iob 1 und 2263, wie oben deutlich geworden ist. Bezüglich des Rufes ist es klar aus der Legende des seligen Hieronymus, wie Johannes An[dreae] in seinem
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Hieronymianum264 berichtet, daß der Teufel sich in die Gestalt des heiligen Silvanus, des Bischofs von Nazareth, des Freundes des Hieronymus, verwandelte. Dieser Dämon begann zuerst eine vornehme Frau nachts im Bett mit Worten zur Ausschweifung zu reizen und zu locken, und dann erregte er sie mit Taten zum Bösen. Als sie schrie, verbarg sich der Dämon in der Gestalt des heiligen Bischofs unter dem Bett der Frau. Dort gesucht und gefunden, log er mit überheblichen Worten, er sei der Bischof Silvanus. Am Morgen war daher der heilige Mann auf das schwerste diffamiert, während der Teufel verschwand. Diese Verleumdung wurde schließlich ausgeräumt, als der Teufel in einem besessenen Körper am Grab des heiligen Hieronymus ein Geständnis ablegte. Bezüglich des Körpers ist es deutlich beim seligen Iob265, der vom Dämon mit einem sehr schlimmen Geschwür geschlagen wurde [66rb], was als Aussatz dargestellt wird. Es berichten auch Sigibertus und Vincentius in spe. histo li. 25 c. 37266, daß zur Zeit des Kaisers Ludwig II.267 im Pfarrbezirk von Mainz ein Dämon erst häufig Steine warf und wie mit einem Hammer gegen die Häuser schlug, und dann, indem er Diebstähle öffentlich machte und Zwietracht säte, viele Menschen plagte. Dann reizte er alle gegen einen auf, dessen Herberge er anzündete, wo auch immer sich dieser aufhielt. Um dessen Sünden willen,
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versicherte er, litten alle. Daher mußte er schließlich sogar die Felder als Quartier benutzen. Als deshalb die Priester Litaneien abhielten, verwundete der Dämon viele mit Steinwürfen, bis sie blutig waren. Bald verhielt er sich ruhig, bald wütete er, und das setzte er drei Jahre hindurch fort, bis alle Gebäude dort durch Feuer verbrannt waren. Ebenso wird es bezüglich der Schädigung des Verstandesgebrauchs und der Verwirrung der inneren Sinne durch die Besessenen und Ergriffenen auch durch Geschichten aus den Evangelien bewiesen. Ebenso bezüglich des Todes, und daß er auch manche des Lebens beraubt. Es ist klar aus Tobias 6268, bezüglich der getöteten sieben Männer der Jungfrau Sara, die wegen des fleischlichen Hangs und des zügellosen Verlangens nach der Jungfrau Sara der Ehe [mit ihr] nicht würdig waren. Deswegen wird geschlossen, daß sie die Menschen, wie per se, so und noch mehr durch die Hexen in allen Dingen ohne Ausnahme schädigen können. Wenn aber gefragt wird, ob derartige Schäden mehr den Dämonen oder [mehr] den Zauberern und Hexen zugeschrieben werden müssen, so wird geantwortet, daß, wie die Dämonen, wenn sie Krankheiten zufügen, in eigener und unmittelbarer Tätigkeit wirken, sie ihnen auch ursprünglich zugeschrieben werden müssen. Aber weil sie zugleich zur Verachtung und Ver-
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höhnung des Schöpfers und zur Vernichtung der Seelen derartiges durch die Hexen auszuführen suchen, wissen sie, daß, wie Gott solchermaßen mehr gereizt wird, er ihnen ebenso auch mehr Macht zu wüten einräumt und daß tatsächlich unzählige Schadenszauber ausgeführt werden, die dem Teufel den Menschen anzutun nicht gestattet würde, wenn er für sich allein danach streben würde, die Menschen zu schädigen. Diese Dinge werden jedoch nach dem gerechten und verborgenen Ratschluß Gottes durch die Hexen [66va] wegen derer Ruchlosigkeit und Leugnung des rechten Glaubens zugelassen. Und daher werden ihnen nach richtiger Ansicht solche Schadenszauber erst in zweiter Linie zugeschrieben, insofern der Teufel der eigentliche Urheber ist. Mag also der Zweig, den eine Frau ins Wasser taucht, damit es regnet, wobei sie das Wasser hoch in die Luft spritzt, an sich den Regen nicht verursachen und die Frau deshalb nicht getadelt werden können, so wird sie darum doch, weil sie schon aufgrund eines mit dem Dämon eingegangenen Paktes als Hexe solches tut – wenn es auch der Dämon ist, der den Regen verursacht – mit Recht in eigener Person beschuldigt, weil sie mit einem schlechten Glauben und Handeln dem Teufel dient, indem sie sich seiner Botmäßigkeit ausliefert. So wird auch, wenn ein Zauberer zu jemandes Behexung ein wächsernes Bild269 oder etwas Ähnliches
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herstellt oder wenn durch jemandes Schadenszauber in Wasser oder Blei ein Bild erscheint, jegliche Qual einem solchen Bild zugefügt – und die Erfahrung lehrt, daß derlei am bildlich dargestellten, d.h. behexten Menschen geschieht –, nämlich ein Stich oder jegliche andere Verletzung. Obwohl die Verletzung tatsächlich [nur] dem Bildnis durch die Hexe oder durch einen anderen Menschen beigebracht wird und der Dämon unsichtbar den behexten Menschen in derselben Weise verletzt, [wird sie] dennoch mit Recht der Hexe zugeschrieben, weil Gott dem Teufel niemals gestatten würde, ohne sie [die Hexe] eine Verletzung anzutun und der Teufel für sich selbst nicht versuchen würde, [jemanden] zu verletzen. Aber weil vom Ruf gesprochen worden ist, den die Dämonen per se, ohne die Mitwirkung von Hexen schädigen können, so könnte dies in einen Zweifel umgekehrt werden: Ob die Dämonen per se auch ehrbare Frauen in üblen Ruf bringen könnten, so daß sie für Hexen gehalten würden, wenn sie in ihrem Abbild zu jemandes Behexung erschienen, wodurch es geschehen könnte, daß eine solche [Frau] unschuldig in üblen Ruf käme? Antwort. Es ist einiges vorauszuschicken: erstens, daß gesagt wurde, der Dämon könne nichts ohne die göttliche Zulassung bewirken, wie im ersten Teil des Werkes in der letzten Frage270 deutlich geworden ist. Auch ist angesprochen worden,
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daß die Zulassung bezüglich der Gerechten und in der Gnade Befindlichen nicht so groß ist wie bezüglich der Sünder, über die er durchaus eine größere Macht hat, nach dem Wort: »Wenn ein starker Gewappneter«271 etc. wie auch zu deren Peinigung von Gott durchaus mehr zugelassen wird [66vb] als bei Gerechten. Mögen sie schließlich die Gerechten in äußeren Dingen, wie Ruf und Gesundheit des Körpers, mit Gottes Zulassung schädigen können, so trachten sie danach um so weniger, als sie wissen, daß dieses jenen zu Mehrung der Verdienste gereicht. Danach kann man sagen, daß bei diesem Problem Verschiedenes zu beachten ist: erstens hinsichtlich der göttlichen Zulassung, zweitens des Menschen, der für ehrlich erachtet wird, während sich solche nicht immer in der Gnade befinden, wie sie in ihrem Ansehen beleumundet sind; drittens bezüglich der [Un]tat, der ein Unschuldiger berüchtigt werden muß, weil jene von ihrer Wurzel her alle Geißeln der Welt übersteigt. Daher muß man sagen: mag auch durch göttliche Zulassung jeder Unschuldige, sei er in der Gnade bestärkt oder nicht, an den Glücksgütern und am Ruf geschädigt werden können, so kann man doch im Hinblick auf die Tat selbst und die Schwere des Verbrechens – da nach dem oft angeführten Ausspruch Isidors272 die Zauberer wegen der Größe der [Un]taten so heißen – dies sagen: daß irgendein Unschuldiger
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auf die vorerwähnte Art vom Dämon in üblen Ruf gebracht werde, ist nicht gut möglich; abermals in vielerlei Hinsicht: erstens, weil eine Verleumdung wegen [solcher] Laster, die ohne einen mit dem Dämon ausdrücklich oder stillschweigend eingegangenen Pakt begangen werden, wie Diebstähle, Räubereien und fleischlicher Akt, etwas anderes ist als eine Verleumdung wegen [solcher] Laster, die auf keine Weise dem Menschen zugeschrieben oder von ihm begangen werden können, außer aufgrund eines ausdrücklichen, mit dem Dämon eingegangenen Paktes, wie die Werke der Hexen, die nur durch die Kraft der Dämonen von den Zauberern und Hexen begangen werden, wie [z.B.] wenn Menschen, Vieh oder Feldfrüchte behext werden, wobei ihnen dies nicht anders zugeschrieben werden kann. Mag deshalb der Dämon einen Menschen wegen anderer Laster in üblen Ruf bringen können, so scheint es jedoch nicht gut möglich, ihn wegen eines Lasters in üblen Ruf zu bringen, das ohne ihn nicht begangen werden kann. Außerdem ist es bis heute nirgends geschehen noch gefunden worden, daß irgendein Unschuldiger durch den Dämon in solcher Weise in üblen Ruf gebracht und so wegen einer solchen Verleumdung dem Tode überantwortet worden sei. Im Gegenteil, wo ein solcher unter einer Verleumdung zu leiden hat, wird er mit keiner Strafe bestraft, außer daß ihm die kanoni-
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sche Reinigung273 auferlegt wird, wie im dritten [67ra] Teil des Werkes274 bei der zweiten Weise, über die Hexen das Urteil zu fällen, deutlich werden wird. Und wiewohl dort enthalten ist, daß er im Falle, er würde bei der Reinigung scheitern, für einen Beschuldigten zu halten sei, so würde ihm doch noch das Abschwören zuerkannt, bevor man weiter bezüglich der den Rückfälligen zukommenden Strafe prozessierte. Aber weil wir mit Ereignissen zu tun haben, die tatsächlich niemals vorgekommen sind, so ist es niemandem zweifelhaft, daß auch in Zukunft die göttliche Zulassung sie nicht geschehen lassen wird. Außerdem und um so stärker wegen der Engelswacht, die nicht zuläßt, daß Unschuldige wegen anderer, geringerer Verbrechen verleumdet werden: wie sie dies etwa bezüglich der Räubereien und derlei kaum zulassen wird, so wird sie im Gegenteil um so kräftiger den zur Bewachung Anvertrauten vor der Schmach solcher entehrenden Handlungen bewahren. Es gilt auch nicht, wenn jemand die Taten des heiligen Germanus275 anführen wollte, als sich die Dämonen [dort] in angenommenen [und in] zu Tisch sitzenden Körpern, woanders [aber] als bei ihren Männer schlafende Frauen zeigten und [so] dem Gast vorspiegelten, als ob jene Frauen in den eigenen Körpern stets essend und trinkend dabei gewesen wären. Das
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ist aber schon oben erwähnt worden. Nicht daß jene Frauen dort als völlig Unschuldige entschuldigt würden; aber solche Dinge passieren den Frauen oft, was gemäß c. 26 q. 5 episcopi276 angemerkt wird, wo solche getadelt werden, die, während sie nur in eingebildeter Illusion ausfahren, meinen, sie würden wirklich und körperlich dahin getragen, mögen sie auch, wie oben angesprochen, bisweilen von den Dämonen körperlich fortgetragen werden. Daß sie aber alle anderen körperlichen Krankheiten ohne Ausnahme mit göttlicher Zulassung zufügen können, darauf bezieht sich die gegenwärtige Untersuchung, wobei aus dem vorher Bemerkten zu schließen ist, daß es so ist, da von den Gelehrten keine Ausnahme gemacht wird. Damit ist auch das Argument in Einklang zu bringen, wonach die Dämonen auch sonst durch ihre natürliche Kraft, wie oft angesprochen worden ist, alles Körperliche übertreffen. Schließlich bestätigen dies die Taten und die Geschehnisse, die von uns ermittelt wurden. Denn mag vielleicht ein größeres Problem bezüglich des Aussatzes und der Epilepsie entstehen können, ob sie nämlich derlei antun können, weil derartige Dinge gewöhnlich nur aus anhaltenden und vorausgehenden Anlagen und Defekten der inneren [Organe] [67rb] entstehen, so wurde nichtsdestoweniger ermittelt, daß solches bisweilen durch Schadenszauber zugefügt
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worden ist. Denn als in der Diözese Basel, im Grenzgebiet von Lothringen277 und Elsaß278, ein ehrlicher Arbeiter harte Worte gegen eine zänkische Frau ausgestoßen hatte, schrie sie erregt zurück, daß sie sich in Kürze an ihm rächen wolle. Und obgleich jener diese Drohungen geringgeschätzt hatte, fühlte er in der Nacht, daß ihm am Hals eine Pustel gewachsen war. Als er aber ein wenig rieb und hinfaßte, fühlte er, daß das ganze Gesicht samt dem Hals so sehr aufgedunsen und geschwollen war, daß eine schauerliche Form von Aussatz auch am ganzen [übrigen] Körper auftrat. Er zögerte nicht, sondern erzählte den so schnell wie möglich herbeigerufenen Freunden und Ratsherren die Geschichte mit den drohenden Worten der Frau, und daß er auf der Stelle auf den Glauben und den Verdacht hin sterben wolle, daß jene ihm dies durch magische Kunst als Hexe angetan habe. Kurzum, die Frau wird gefangengenommen, den [peinlichen] Fragen ausgesetzt und gesteht das Verbrechen. Als aber der Richter sorgfältiger nach der Weise und der Ursache forscht, antwortet sie: »Als jener Mensch mich mit schimpflichen Worten angegriffen hatte und ich vor Zorn entbrannt nach Hause gekommen war, begann der böse Geist nach dem Grund meiner Verbitterung zu forschen. Als ich ihm die Einzelheiten erzählt hatte und dabei war, ihm nahezulegen, daß ich mich
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rächen möchte, fragte jener, indem er sagte: ›Was willst du also, das ich ihm antue?‹ Und ich antwortete: ›Ich möchte, daß er für immer ein aufgedunsenes Gesicht bekommt‹. Und so entfernte er sich und fügte dem Menschen jene Krankheit zu, schlimmer als ich gefordert hatte. Denn ich hätte niemals erwartet, daß er ihn mit solchem Aussatz schlagen würde.« Daher wurde sie auch eingeäschert279. In der Diözese Konstanz endlich, zwischen Breisach280 und Freiburg281, pflegt[e] eine aussätzige Frau – nur daß sie schon vor zwei Jahren gestorben ist – vielen zu erzählen, daß sie aus einem ähnlichen Grund, infolge eines Streites, der sich zwischen ihr und einer anderen Frau entsponnen hatte, [den Aussatz bekommen habe]. Als sie nämlich bei Nacht aus dem Haus vor die Tür gegangen sei und eine Arbeit zu verrichten begonnen habe, wehte ihr plötzlich ein warmer Wind aus dem Haus der anderen Frau, welches dem ihrigen gegenüber lag, ins Gesicht [67va], woher sie nach ihrer Versicherung den Aussatz, den sie an sich hatte, bekommen habe282. Als schließlich in der derselben Diözese [Konstanz], und zwar in der Gegend des Schwarzwaldes283, eine Hexe durch den Henker für den von ihr angestifteten Brand vom Boden auf den Holzstoß gehoben wurde, sagte sie: »Ich werde dir eine Belohnung geben«, wobei sie ihm in das Gesicht hauchte:
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sofort war er am ganzen Körper mit schauerlichem Aussatz geschlagen und überlebte sie danach nur um wenige Tage. Ihre entsetzlichen Verbrechen werden der Kürze halber weggelassen; und so könnten darüber noch andere, schier unzählige [Beispiele] aufgezählt werden. Denn von uns wurde öfter ermittelt, daß sie bestimmten Leuten Epilepsie oder Fallsucht durch Eier angetan haben, die mit den Körpern von Verstorbenen in die Gräber gelegt worden waren, besonders mit solchen [Beerdigten] aus ihrer Sekte und die sie bei anderen ihrer Zeremonien, die nicht angeführt werden sollen, jemandem im Trank oder im Essen reichen.
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[II/1,12] Über die Weise, wie sie gewöhnlich andere, ähnliche Krankheiten, speziell den Menschen, zufügen. Kapitel 12 Wer kann endlich die anderen Krankheiten aufzählen, wie Blindheit oder schrecklichste Schmerzen und Qualen an den Körpern der Menschen, [die die Hexen] zugefügt haben? Dennoch wollen wir einiges von dem, was wir mit unseren eigenen Augen gesehen haben und dem einen von [uns] Inquisitoren bekannt geworden ist284, an die Öffentlichkeit bringen. Zu jener Zeit, als in der Stadt Innsbruck285 eine Inquisition über die Hexen abgehalten wurde, wurde unter anderem folgender Fall vorgebracht. Eine ehrbare Person286 nämlich, die mit einem der Diener des Erzherzogs287 verheiratet war, bekundete in Gegenwart des Notars etc. rechtsförmig: Als sie zur Zeit ihres Jungfrauenstandes bei einem von den Bürgern diente, ereignete es sich, daß dessen Ehefrau an heftigem Kopfschmerz litt. »Als eine Frau zu deren Heilung herbei gekommen war und mit ihren [Zauber]sprüchen und Prozeduren den Schmerz lindern sollte, beobachtete ich, während ich ihrer Prozedur sorgfältig zusah, daß gegen die Natur des Wassers [67vb], welches in eine Schüssel gegossen war, dasselbe Wasser unter weiteren Zeremonien« – die zu
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schildern nicht nötig ist – »in einem anderen Topf emporgestiegen war. In der Erwägung, daß durch jene [Praktiken] der Kopfschmerz288 bei der Herrin nicht gelindert würde, stieß ich empört die Worte gegen die Hexe aus: ›Ich weiß nicht, was ihr treibt: Ihr tut nichts als abergläubisches Zeug und zwar um Eures Vorteils willen.‹ Darauf entgegnete die Hexe sogleich: ›Ob es abergläubische Dinge sind oder nicht, wirst du am dritten Tag merken.‹ Das bewies der Ausgang der Sache, denn am dritten Tag, als ich am frühen Morgen dasaß und meine Spindel ergriff, befiel plötzlich ein so gewaltiger Schmerz meinen Körper, zuerst in den inneren [Organen], daß es keinen Körperteil gab, an dem ich nicht schreckliche Stiche fühlte. Zweitens schien es mir nicht anders, als wenn fortwährend feurige Kohlen auf meinen Kopf geschüttet würden; drittens, als wäre auf der Haut des Körpers vom Scheitel bis zu den Fußsohlen kein nadelspitzengroßer Platz gewesen, wo nicht eine mit weißem Eiter gefüllte Pustel gewesen wäre. So verblieb ich bis zum vierten Tage, heulte vor Schmerzen und wünschte nur den Tod. Schließlich forderte mich der Mann meiner Herrin auf, in einen Stall zu treten. Während er voranging und ich langsam folgte, sagte er, als wir vor der Tür des Stalles standen: ›Schau, da über der Tür das weiße Stück Tuch!‹ Darauf ich: ›Ich sehe es gut.‹ Darauf jener: ›Nimm es weg, so gut du
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kannst, dann wirst du dich dadurch vielleicht besser fühlen.‹ Da hielt ich mich, so gut ich konnte, mit einem Arm an der Tür fest, während ich mit dem anderen das Stück [Tuch] wegnahm. ›Mach es auf‹, sagte der Herr, ›und betrachte sorgfältig das darin Eingeschlossene.‹ Als ich das Stück [Tuch] geöffnet hatte, fand ich darin mehrere Dinge, vor allem weiße Körner, nach Art der Pusteln, die an meinem Körper waren. Auch Samen und Hülsenfrüchte, die ich [zuvor] weder genossen noch gesehen hatte, samt Knochen von Schlangen und anderen Tieren erblickte ich. Und als ich darüber erstaunt den Herrn fragte, was zu tun sei, forderte er mich auf, alles ins Feuer zu werfen. Ich warf es hinein, und siehe, plötzlich, nicht nach einer Stunde [68ra] oder Viertelstunde, sondern im selben Augenblick, als die Dinge ins Feuer geworfen waren, bekam ich meine frühere Gesundheit wieder.« Und weil gegen die Ehefrau [des Mannes], dem sie diente, noch mehr ausgesagt worden war, weshalb sie nicht nur für leicht, sondern für schwer verdächtig gehalten wurde und besonders wegen der großen Vertrautheit mit [anderen] Zauberern und Hexen, wird angenommen, daß sie es, eingedenk des hingelegten Schadenszaubers, dem Mann mitteilte, worauf es dann in der vorgenannten Weise bekannt wurde und die Magd ihre Gesundheit wiedererlangte289. Es ist förderlich, noch einen anderen Schadenszau-
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ber zur Verdammung des so großen Verbrechens zu berichten, der in derselben Stadt einer Person, ebenfalls einer Frau, angetan worden ist. Eine verheiratete und ehrbare Frau290 trat auf und bekundete rechtsförmig, wie oben: »Hinter dem Haus«, sagte sie, »habe ich einen Garten und daran angrenzend ist der meiner Nachbarin291. Als ich nun eines Tages bemerkt hatte, daß man aus dem Garten der Nachbarin zu meinem Gemüsebeet nicht ohne meinen Schaden herüberginge, kam plötzlich, während ich in der Tür zum Gemüsebeet stand und mich sowohl über das Herübergehen als auch über den Schaden bei mir selbst beklagte und ärgerte, die Nachbarin hinzu und fragte, ob ich sie in Verdacht hätte? Aber erschrocken wegen ihres schlechten Rufes brachte ich nichts weiter vor als die Worte: ›Die Schritte im Gras zeigen die Schäden.‹ Darauf entfernte sich jene empört mit einem Gemurmel, weil ich mich, wie es ihr vielleicht wohl gefallen hätte, nicht in Wortgefechte mit ihr einlassen wollte. Ich konnte aber die Worte, die sie ausstieß, nicht verstehen, wiewohl ich sie hörte. Nach wenigen Tagen aber befiel mich eine gewaltige Krankheit mit Bauchschmerzen und sehr heftigen Stichen von der linken nach der rechten Seite und zurück, als wenn zwei Schwerter oder Messer in [meine] Brust hinein gestochen worden wären. Und so störte ich Tag und Nacht durch meine Schreie alle übrigen Nachbarn. Während
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diese zusammenströmten, um mich zu trösten, traf es sich, daß ein Töpfer, der die erwähnte Nachbarin und Hexe in ehebrecherischem Schandwerk zur Geliebten hatte, in ähnlicher Weise, um mich zu besuchen, herbei kam und sich nach Worten des Trostes, da er mit meiner Krankheit Mitleid hatte, [68rb] entfernte. Am folgenden Tag kam er jedoch eilfertig zurück und bemerkte zwischen anderen Trostworten: ›Ich will ein Experiment machen, [um herauszufinden,] ob Euch diese Krankheit infolge eines Schadenszaubers zugestoßen ist. Wenn es sich so herausstellt, werde ich Euch die Gesundheit wieder verschaffen.‹ Er nahm also flüssiges Blei, während ich im Bett lag, und goß das Blei in eine Schüssel voll Wasser; die er auf meinen Körper stellte. Und sobald aus dem erstarrten Blei ein Bildnis und die Figuren verschiedener Dinge erschienen waren, sagte er: ›Seht, infolge eines Schadenszaubers hat Euch die Krankheit befallen. Und unterhalb der Schwelle der Haustür ist ein Teil der Mittel des Schadenszaubers verborgen. Wir wollen also hingehen, und wenn jene Dinge beseitigt sind, werdet Ihr Euch besser fühlen.‹ So ging mein Ehemann mit ihm sogleich hin, um den Schadenszauber zu beheben. Und nachdem der Töpfer die Schwelle herausgehoben hatte, hieß er den Ehemann die Hand in die Grube stecken, die sich aufgetan hatte und, was auch immer er finden würde, herauszuholen. Das tat er
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auch. Zuerst zog er ein wächsernes Bildnis von der Länge eines Handtellers heraus, welches überall durchbohrt war und zwei auf gegenüberliegenden Seiten durch die Seiten [gestochene] Nadeln aufwies, in der Form, wie ich selbst die Stiche von der linken bis zur rechten Seite und umgekehrt verspürt hatte; dann verschiedene Stücke Lumpen, die mehrere Gegenstände enthielten, sowohl Körner als auch Samen und Knochen. So wurde ich, nachdem dies ins Feuer geworfen worden war, wieder gesund, aber doch nicht völlig. Denn wenn auch die Qualen und Stiche aufgehört hatten und der Appetit zum Essen wiedergekommen war, so wurde doch meine frühere Gesundheit bis heute nicht im mindesten wieder völlig hergestellt. Und als ich beim Töpfer unentwegt nachfragte, woher, es komme, daß die frühere Gesundheit nicht zurückkehre, antwortete er: ›Es sind noch andere Werkzeuge anderswo versteckt, die ich nicht zu finden vermag.‹ Und als ich fragte, wie er damals die ersten niedergelegten Werkzeuge erkannt hätte, antwortete er: ›Durch die Liebe habe ich das erkannt, mit der der Freund dem Freund [Geheimnisse] zu offenbaren pflegt.‹ Da er ein ehebrecherisches Verhältnis hatte, fiel mir [daraufhin] die Nachbarin ein. Und ich begann Sie zu [68va] verdächtigen.« Das berichtete die Kranke292. Aber was, wenn ich alle [Fälle]293 berichten woll-
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te, die allein in jener Stadt [Innsbruck] gefunden worden sind? Es hieße, ein Buch zu verfassen! Wie viele Blinde nämlich, Lahme, Ausgezehrte und durch verschiedene Krankheiten Heimgesuchte [haben nicht] rechtsförmig aufgrund eines starken Verdachtes gegen die Hexen [ausgesagt], die ihnen solche Krankheiten im allgemeinen und im besonderen vorhersagten, daß sie solches in Kürze zu spüren bekommen würden, entweder bezüglich der Tage des Lebens oder bezüglich des sofort zu erleidenden Todes, [und] was ihnen alles nach ihren Vorhersagen zugestoßen war, entweder bezüglich einer besonderen Krankheit oder bezüglich des Todes anderer! Jenes Land nämlich ist voll von Vasallen und Knappen, und Müßiggang ist aller Laster Anfang. Bisweilen umwarben sie [die Krieger] Frauen und machten sie zu ihren Geliebten, stießen sie aber von sich, wenn sie sich anschickten, andere ehrenhafte Frauen zu heiraten. Doch selten nur hatten diese Ehen Bestand. Wenn die Geliebten sich verschmäht sahen, so rächten sie sich, indem sie den Männern und Frauen Schadenszauber zufügten; eigentlich nicht so sehr den Männern als vielmehr den Frauen, in der Absicht, wie man billigerweise vermuten darf, daß die Männer, wenn ihre Frauen getötet oder ausgezehrt wären, sich wieder den ehemaligen Geliebten zuwenden würden. Nachdem ein Koch des Erzherzogs294 eine ehr-
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bare, von auswärts stammende Jungfrau geheiratet hatte, sagte eine Hexe, seine Geliebte, auf offener Straße vor den Ohren anderer ehrbarer Personen der Jungfrau Schadenszauber und Tod voraus: »Nicht lange wirst du dich deines Gatten erfreuen!« Und sogleich am folgenden Tage legte sie [die junge Frau] sich ins Bett und starb nach wenigen Tagen, indem sie zuletzt bezeugte: »Siehe, so sterbe ich, weil mich jene durch ihre Schadenszauber mit Zulassung Gottes vernichtet«: und zwar durchaus zu ihrem Besten, da Gott ihr im Himmel eine andere Hochzeit bestimmte! So wurde endlich durch Schadenszauber ein Ritter295, wie das öffentliche Gerücht bezeugt, getötet und ebenso mehrere andere, die aufzuzählen ich unterlasse. Unter diesen war auch ein junger Herr. Als dieser nicht auf den Wink der Geliebten mit ihr die Nacht zubringen wollte und ihr durch seinen Diener mitgeteilt hatte [68vb], daß er, durch Geschäfte verhindert, die Nacht nicht mit ihr zubringen könnte, befahl sie erzürnt dem Diener: »Sage dem jungen Herrn, er wird mich nicht mehr lange plagen!« Und so wurde er am folgenden Tage krank und nach wenigen Tagen begraben. Es gibt auch Hexen, die die Richter durch bloßen Anblick und Hinwenden der Augen zu behexen wissen296; [und] sich auch öffentlich brüsten, daß man ihnen nichts antun könne. Sie wissen auch allen, die
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wegen krimineller Dinge festgesetzt und, damit sie die Wahrheit sagen sollen, den schwersten Foltern ausgesetzt worden sind, Verschwiegenheit aufzuerlegen, damit sie niemals ihre Taten aufdecken können. Es gibt auch welche, die zur Durchführung der Schadenszauber das Bildnis des Gekreuzigten mit Peitschenhieben und Messerstichen und unter Schmähworten gegen die Reinheit der glorreichsten Jungfrau Maria und die Geburt unseres Heilandes aus ihrem unbefleckten Mutterleib entehrt haben. Es ist nicht tunlich, jene Worte und die einzelnen Taten aufzuzählen, da sie für die Ohren der Frommen allzu beleidigend sind. Sie sind aber schriftlich aufgezeichnet und aufbewahrt. So hatte eine getaufte Jüdin297 auch andere Jungfrauen verleitet. Als eine davon mit Namen Walburgis in demselben Jahr in den letzten Zügen lag und von den Umstehenden zur Beichte der Sünden ermuntert wurde, rief sie aus: »Leib und Seele habe ich dem Teufel übergeben, und für mich gibt es Hoffnung auf Vergebung.« Und so verschied sie. Diese Einzelheiten habe ich nicht zur Schande, sondern zum Lob und zum Ruhm des erlauchten Erzherzogs298 zusammengetragen, da er in der Tat als ein rechtgläubiger Fürst und hervorragender Glaubenseiferer zu ihrer Ausrottung unter Beihilfe des hochwürdigen Bischofs von Brixen299 sich nicht wenig Mühe gegeben hat. Das Vorgetragene dient
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vielmehr zur Verdammung und Verächtlichmachung eines solch schlimmen Verbrechens. Diejenigen, die nicht ablassen, Kränkungen von Menschen zu rächen: wie können sie Kränkungen des Schöpfers und Verhöhnungen des Glaubens, ohne Rücksicht auf zeitliche Schäden zu nehmen, hinnehmen? Die Grundlage nämlich aller dieser [Taten] [69ra] ist vor allem die Ableugnung des Glaubens.
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[II/1,13] Über die Weise, wie die hexenden Hebammen noch größere Schäden tun, indem sie Kinder töten oder unter Verfluchungen den Dämonen opfern. Kapitel 13 Die Schäden, die Kindern von hexenden Hebammen angetan werden, dürfen nicht übergangen werden; und zwar erstens, wie sie diese töten, zweitens wie sie sie den Dämonen opfern, indem sie sie verwünschen. In der Diözese Straßburg, und zwar in der Stadt Zabern300, pflegt eine ehrbare und der seligsten Jungfrau Maria überaus ergebene Frau einzelnen Besuchern ihrer Herberge, die jedermann offensteht – sie hat als Aushängeschild den Schwarzen Adler – zu erzählen, daß ihr folgender Fall zugestoßen sei: »Von [meinem] Ehemann«, sagte sie, »der schon verstorben ist, war ich schwanger. Als der Tag der Niederkunft herannahte, drängte mich eine Frau in lästiger Weise, ich sollte sie als Hebamme des Kindes annehmen. Wenn ich nun auch beschlossen hatte, mir eine andere zu nehmen, da ich um ihren üblen Ruf wußte, so tat ich doch mit friedlichen Worten so, als ob ich ihren Bitten entsprechen wollte. [69rb]. Als ich aber beim Herannahen der Niederkunft eine andere Hebamme angestellt hatte, betrat nach kaum acht Tagen jene erste mit zwei anderen Frauen in einer Nacht empört
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meine Kammer und näherte sich meinem Bett, in dem ich schlief. Als ich meinen Mann rufen wollte, der in einer anderen Kammer schlief, war ich an den einzelnen Gliedern und an der Zunge so kraftlos, ausgenommen Sehen und Hören, daß ich nicht einmal eine Zehe hätte bewegen können. Zwischen jenen beiden stehend, stieß also die Hexe folgende Worte aus: ›Siehe, diese schlechteste der Frauen wird nicht ungestraft davonkommen, weil sie mich nicht als Hebamme hat nehmen wollen.‹ Als die anderen beiden, die dabei standen, bei ihr ein gutes Wort einlegten, indem sie sagten: ›Niemals hat sie einer von den unseren geschadet‹, entgegnete die Hexe: ›Weil sie mein Mißfallen erregt hat, will ich ihr etwas in ihre Eingeweide hintun; doch so, daß sie um Euretwillen innerhalb eines halben Jahres keine Schmerzen spüren wird; aber wenn das verflossen ist, wird sie genug gepeinigt werden.‹ Sie trat also heran und berührte meinen Bauch mit der Hand; und es schien mir, als ob sie nach Herausnahme der Eingeweide bestimmte Gegenstände, die ich jedoch nicht sehen konnte, hineintäte. Als sie dann weggingen und ich wieder Kräfte zum Schreien bekommen hatte, rief ich, so schnell ich konnte, meinen Mann und eröffnete ihm das Geschehen.« Jener aber wollte die Ursache dem Kindbett zuschreiben und sagte: ›Ihr Wöchnerinnen leidet an vielen Wahnvorstellungen und Phantasien‹, und er wollte
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auf keine Weise meinen Worten Glauben schenken. Und ich fügte hinzu: ›Siehe, sie hat mir ein halbes Jahr Frist gewährt; wenn mich nach deren Ablauf keine Qualen überkommen, werde ich dir glauben.‹ Ähnliche Worte trug sie auch [ihrem] Sohn, einem Kleriker, der damals auch Land-Archidiakon war, vor, als jener auf Besuch zu ihr gekommen war. Kurzum, nachdem sechs Monate auf den Punkt abgelaufen waren, befiel sie plötzlich ein so heftiger Schmerz der inneren Eingeweide [69va], daß sie weder an den Tagen noch in den Nächten ablassen konnte, alle mit [ihren] Schreien zu stören. Und weil sie, wie vorausgeschickt, der Jungfrau und der Königin der Barmherzigkeit sehr ergeben war, glaubte sie auch, wenn sie bei Brot und Wasser an den einzelnen Sonntagen fastete, durch deren Fürsprache befreit zu werden. Als sie daher eines Tages ein Geschäft der Natur verrichten wollte, da brach all jener Unrat aus dem Körper hervor; und nachdem sie den Ehemann samt dem Sohn herbeigerufen hatte, sagte sie: »Sind das da etwa eingebildete Dinge? Habe ich nicht gesagt, daß nach Verlauf eines halben Jahres die Wahrheit erkannt werden würde? Oder hat jemand gesehen, daß ich jemals Dornen, Knochen und zugleich auch Holzstücke gegessen hätte?« Es waren nämlich Rosendornen von der Länge einer Handfläche mit verschiedenen Dingen ohne Zahl [in ihren Leib] verbracht worden301.
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Außerdem werden, wie sich im ersten Teil des Werkes aus dem Geständnis jener in Breisach302 zur Reue zurückgebrachten Dienerin ergeben hat, dem Glauben bei dieser Ketzerei der Hexen von den Hebammen recht große Schäden angetan, was auch das Geständnis einiger, die später eingeäschert worden sind, klarer als das Licht bewiesen hat. In der Diözese Basel, in der Stadt Dann303, hatte eine Eingeäscherte gestanden, mehr als vierzig Kinder dergestalt getötet zu haben, daß sie ihnen, sobald sie aus dem Mutterleib hervorkamen, eine Nadel in die Köpfe durch den Scheitel bis ins Gehirn stach304. Eine andere [Hebamme] in der Diözese Straßburg305 hatte gestanden, Kinder ohne Zahl – darunter ist zu verstehen, daß die Zahl nicht feststand – getötet zu haben. Sie wurde folgendermaßen überführt: Als sie zur Entbindung einer Frau aus der einen Stadt in die andere gerufen worden war und sie nach Erfüllung ihrer Pflicht in ihre Behausung zurückkehren wollte, fiel zufällig, als sie aus dem Tor der Stadt hinausging, der Arm eines neugeborenen Kindes aus dem Leintuch, das sie sich umgebunden hatte und in welchem der Arm eingewickelt war, auf den Boden. Dies sahen diejenigen, die im Tor saßen, und als jene vorübergegangen war, hoben sie es als ein Stück Fleisch, wie sie glaubten, von der Erde auf. Als sie es aber näher betrachteten und an den Gliedergelenken erkannt hatten, daß es sich nicht
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um ein Stück Fleisch, sondern um den Arm eines Kindes handelte, berieten Bürgermeister und Rat306 [69vb]. Und als herauskam, daß ein Kind vor der Taufe gestorben war und ihm ein Arm fehlte, wurde die Hexe verhaftet, den [peinlichen] Fragen ausgesetzt und das Verbrechen aufgedeckt. Und so bekannte sie, wie vorher erwähnt, Kinder getötet zu haben, ohne die Zahl [anzugeben]. Aus welchem Grund aber [tun die Hebammen so etwas]? Man muß jedenfalls annehmen, daß sie durch das Drängen böser Geister gezwungen werden, solches zu tun, bisweilen auch gegen ihren Willen. Denn der Teufel weiß, daß solche Kinder wegen der Strafe für den Verlust [der Taufe] bzw. der Erbsünde vom Eintritt in das himmlische Königreich ausgeschlossen werden. Daher wird auch das Jüngste Gericht länger hinausgeschoben, bei dem sie den ewigen Qualen überliefert werden, je langsamer die Zahl der Auserwählten vervollständigt wird. Ist sie voll, so wird die Welt ihr Ende finden. Und wie zuvor schon angesprochen worden ist, bereiten sie sich auf Anraten der Dämonen aus derlei Gliedmaßen [der Kinder] Salben, die sich für ihre Praktiken eignen. Aber auch diese schauderhafte Schandtat darf zur Verdammung eines so großen Verbrechens nicht mit Stillschweigen übergangen werden, daß sie nämlich, wenn sie die Kinder nicht umbringen, jene dennoch den Dämonen unter
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Verwünschung opfern. Wenn nämlich ein Kind geboren ist, trägt es die Hebamme, falls die Wöchnerin nicht schon selber eine Hexe ist, als wollte sie eine Verrichtung zur Erwärmung des Kindes vollbringen, aus der Kammer heraus [und] hebt es in die Höhe, dem Fürsten der Dämonen, d.h. Luzifer, und allen Dämonen [entgegen]. Sie [die Hexen] opfern es, und zwar an einer Kochstelle über dem Feuer. Als jemand, wie er berichtete, bei sich feststellte, daß seine Ehefrau zur Zeit der Niederkunft gegen den Brauch der Wöchnerinnen keine Frau zu sich hinein kommen ließ, mit Ausnahme der eigenen Tochter, die das Amt des Entbindens versah, versteckte er sich um jene Zeit heimlich im Haus, da er den Grund dafür herausfinden wollte. So bemerkte er auch die Reihenfolge bei der Gotteslästerung und teuflischen Anbetung in der zuvor genannten Weise, [auch sah er], wie ihm schien, daß das Kind mittels eines Kesselhakens, nicht durch menschliche Hilfe, sondern durch die Dämonen gestützt, schwebte. Darüber im Herzen bestürzt, und da er auch die schauerlichen Worte [70ra] zur Anrufung der Dämonen und die anderen nichtswürdigen Riten bemerkt hatte, bestand er sehr nachdrücklich darauf, daß das Kind getauft würde. Und als es zu einem anderen Dorf geschafft werden mußte, wo die Pfarrkirche war, und sie [dabei] die Brücke über einen Fluß zu überqueren hatten, stürzte er sich
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mit gezücktem Schwert auf [seine] Tochter, die das Kind trug, und rief vor den Ohren der beiden Männer, die ihm verbunden waren: »Ich will nicht, daß du das Kind über die Brücke trägst, weil es entweder allein hinüber schreiten wird oder du im Fluß ertränkt wirst.« Dadurch erschrak sie zusammen mit den anderen anwesenden Frauen, und sie fragten, ob er nicht [mehr] im Besitz des Verstandes sei. Denn das Geschehen war allen übrigen unbekannt, mit Ausnahme der beiden Männer, die ihm vertraut waren. Dann [rief] jener: »Elendes Weib, durch deine Zauberkunst hast du das Kind am Kesselhaken hoch hieven lassen. Bewirke jetzt auch, daß es über die Brücke geht, ohne daß es jemand trägt, oder ich werde dich im Fluß ertränken!« So gezwungen, legte sie das Kind auf die Brücke, und als sie mit ihrer Kunst den Dämon anrief, sah man das Kind plötzlich auf der anderen Seite der Brücke. Nachdem also das Kind getauft worden war, kehrte er nach Hause zurück; und wenn er auch schon die Tochter durch Zeugen des Schadenszaubers überführen konnte, während er das erste Verbrechen, das der Opferung, gar nicht hätte beweisen können, weil nur er selbst jenem gotteslästerlichen Ritus beigewohnt hatte, so verklagte er die Tochter samt der Mutter [erst] nach der Zeit der Reinigung beim Richter. Und sie wurden gleichzeitig eingeäschert und [damit wurde] die [Un]tat der gotteslästerlichen Opfe-
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rung, die gewöhnlich durch Hebammen begangen wird, aufgedeckt. Aber hieraus entsteht ein Zweifel: was für eine Tat oder Wirkung eine solche gotteslästerliche Opferung bei derartigen Kindern bewirken kann? Dazu kann gesagt werden, daß, wie die Dämonen aus einem dreifachen Grund wirken, so dienen auch diese [Opferungen] drei frevelhaften Zwecken: denn erstens suchen sie infolge ihres Stolzes, der immer emporkommt, nach jenem [Wort]: »Der Stolz derer, die dich hassen, kommt immer empor«307, so viel sie können, sich göttlichen Dingen und Zeremonien anzupassen, um so in Gestalt des scheinbar Guten leichter zu täuschen. So verlangen sie [die Dämonen] denn auch von Magiern jungfräuliche Kinder, männlichen oder weiblichen Geschlechts, wenn sie in den Spiegeln oder Krallen308 [70rb] der Zauberer gestohlenes Gut oder andere verborgene Dinge zu offenbaren haben, obwohl sie dasselbe auch an verdorbenen [Menschen] demonstrieren könnten. Er [der Dämon] aber [zieht doch jenes vor], um fälschlich so zu tun, als liebte er die Keuschheit, die er doch haßt, indem er am meisten die keuscheste Jungfrau haßt, weil sie »deren Kopf zertreten hat«, Gen. 3309. So täuschen sie unter dem Schein der Tugend die Seelen der Zauberer und derer, die an sie glauben durch das Laster der Ungläubigkeit. Drittens [geschieht die Opferung der Kinder],
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damit die Ruchlosigkeit selbst der Hexen zu ihrer [der Dämonen] Förderung noch mehr wachse, wenn sie Hexen erhalten, die ihnen von der Wiege auf geweiht sind. Infolgedessen bewirkt diese gotteslästerliche Opferung dreierlei beim Kind. Wie nämlich erstens die äußerliche Darbringung von sinnfälligen Dingen, wie Wein, Brot, Feldfrüchten, an Gott geschieht, und zwar zum Zeichen der gebotenen Unterwürfigkeit und Ehrerbietung, nach dem Wort Ecclesiastici 25310: »Du sollst nicht mit leeren Händen vor dem Angesicht des Herrn erscheinen«, welche Dinge auch später auf keinen Fall zu anderen profanen Zwecken verwendet werden dürfen noch können. Daher heißt es auch 10 q. 1 Papst Damasus311, die Opfer, die innerhalb der Kirche dargebracht werden, stehen allein den Priestern zu, doch so, daß sie sie nicht nur zum eigenen Gebrauch verwenden, sondern auch getreulich darüber verfügen, teils zu den Dingen, die zum Gottesdienst gehören, teils, daß sie sie zum Nutzen der Armen heranziehen. Wie ist es möglich, daß von Rechtgläubigen auch ein solches, dem Teufel zum Zeichen der Unterwürfigkeit und Ehrerbietung dargebrachtes Kind, [noch] zum Dienst an Gott, zu würdiger und fruchtbringender Demut, für sich wie für andere, gebracht werde?312 Denn wer kann sagen, daß die mütterlichen Verbre-
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chen oder fremde Sünden, was die Bestrafung angeht, nicht auf die Söhne übergehen? Vielleicht jener, der aufmerksam das prophetische Wort beachtet: »Der Sohn wird die Unbilligkeit des Vaters nicht tragen«313, aber was ist mit der Stelle Exodus 20: »Ich, der Herr, bin ein Eiferer, der die Missetaten der Väter an den Söhnen bis ins dritte und vierte Glied heimsucht?«314 Dies ist nämlich der Sinn beider [Sätze]; daß der erste verstanden werde bezüglich der geistlichen Strafe nach dem Urteil des Himmels oder Gottes und nicht nach dem Urteil des [weltlichen] Gerichtes. Und zwar ist es die Strafe, die hauptsächlich die Seele betrifft, sei es nun die Strafe der Verdammnis, wie z.B. der Entzug der Gnade, oder sei es die Strafe der sinnlichen Empfindung [70va], d.h. der Qual des höllischen Feuers. Mit diesen Strafen wird nämlich niemals jemand ohne eigene Schuld gestraft, die entweder wegen der Erbsünde oder bezüglich einer tätigen Sünde eingegangen wird. Weil aber der zweite Beleg, wie Gratian 1 q. 4 § quibus315 auseinandersetzt, wo er auch noch andere Auslegungen gibt, bezüglich der Nachahmer der väterlichen Sünden verstanden wird, so wird jemand nach dem Ratschluß Gottes mit anderen beliebigen Strafen gestraft, nicht nur um seiner eigenen Schuld, die er begangen hat oder [erst] begehen soll, d.h., damit sie [diese Sünde] vermieden werde, sondern auch um der Schuld
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eines anderen willen. Es gilt auch nicht, wenn gesagt werden sollte, daß dann ohne Grund und ohne Schuld gestraft wird, die [ja] der Grund der Strafe sein muß: weil nach der Regel des Rechts niemand ohne Schuld zu bestrafen ist, wenn nicht ein [sonstiger] Grund vorliegt316. Daher können wir sagen, daß immer ein Grund, ja der allergerechteste, vorhanden ist, wenn er uns auch unbekannt bleibt, 24 q. 4 Augustinus317. Und wenn wir angesichts einer bestimmten Handlung nicht in die Tiefe der Ratschlüsse Gottes eindringen können, so wissen wir doch, daß das, was er gesagt hat, wahr und das, was er getan hat, gerecht ist318. Es besteht jedoch ein Unterschied bei den [dem Dämon] dargebrachten Kindern. Denn, wenn man von den Unschuldigen spricht, die nicht von Hexenmüttern, sondern von Hebammen den Dämonen geopfert und heimlich, wie oben gesagt, aus den Armen und dem Mutterleib einer ehrbaren Mutter geraubt werden, dann sind solche Unschuldige, wie man billig glauben muß, nicht so sehr verlassen, daß sie zu Nachahmern so großer Verbrechern werden, sondern zu Nachahmern der elterlichen Tugenden. Das zweite, was diese gotteslästerliche Opferung bewirkt, ist, daß, wie bei jener Opferung, bei der der Mensch sich selbst als Opfer darbringt, er Gott als seinen Anfang und sein Ende anerkennt – welches [Opfer] wahrlich
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würdiger ist als alle anderen äußerlichen, von ihm dargebrachten Opfer, nach dem Wort: »Das Opfer für Gott ist ein furchtsamer Sinn, ein zerknirschtes und demütiges Herz; das mögest du, Gott, nicht verschmähen«319; und zwar bezüglich des Anfangs der Schöpfung und des Endes in der Verherrlichung – so bringt auch die Hexe selbst das Kind dem Teufel entgegen, befiehlt sie ihm dessen Seele und Körper gleichwie als seinen Anfang und sein Ende in der ewigen Verdammnis an. Daher wird es nur [70vb] auf wunderbare Weise von der Begleichung einer so großen Schuld befreit werden können. Gewöhnlich wird eine Geschichte oder vielmehr mehrere von Kindern erzählt, die aus dem Mutterleib den Dämonen unversehens, aus einer bestimmten Leidenschaft und Erregung des Geistes heraus, von den Müttern dargebracht worden waren, und wie sie nur mit größter Schwierigkeit im Erwachsenenalter aus der Botmäßigkeit den Dämonen gegenüber haben befreit werden können, die diese mit göttlicher Zulassung für sich vereinnahmten. Von solchen Beispielen ist, wie man weiß, das Buch der Beispiele der seligsten Jungfrau Maria320 voll, besonders auch von jenem, der, da er von den Mißhandlungen der Dämonen nicht hatte befreit werden können, endlich vom höchsten Pontifex [Papst] zu einem im Osten wohnenden Mann geschickt und auch dann nur mit großer
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Mühe durch Eingreifen der glorreichsten Jungfrau selbst jener Botmäßigkeit entrissen wurde. Wenn daher zur Ahndung einer unbeabsichtigt geschehenen – ich sage nicht Opferung, aber doch – Überlassung, wenn z.B. die Mutter aus Unwillen über den dem Mann zu leistenden Geschlechtsverkehr auf die Bemerkung des Gatten: »Ich hoffe, daß hieraus eine Frucht hervorgehen wird« erwidert: »Jene Frucht sei dem Teufel gegeben!« eine solche Strenge der göttlichen Bestrafung offenbar wird, eine wie große mag dann erst wüten, wenn eine so große Beleidigung der göttlichen Majestät festgestellt wird! Das dritte, was diese gotteslästerliche Opferung bewirkt, ist die gewohnheitsmäßige Neigung, derartige Schadenszauber Menschen, Vieh und Feldfrüchten anzutun. Der Grund dafür kann angegeben werden nach dem, was bei Thomas 2,2. qu. 108321 bezüglich der zeitlichen Bestrafung hergeleitet wird, mit der manche wegen fremder Schuld gestraft werden. Er sagt nämlich, [es geschehe], weil die Söhne ihrem Körper nach gewissermaßen Sachen des Vaters seien und Diener und Tiere Sachen der Herren. Und da jemand an allen seinen Besitztümern zu bestrafen sei, so werden auch die Söhne öfter für die Eltern bestraft. Dieser Grund unterscheidet sich von demjenigen, der oben322 bezüglich der Verfehlungen der Väter angesprochen ist, daß Gott [diese] an den Söhnen bis ins
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dritte und vierte Glied heimsucht. Weil das, wie dort angesprochen worden ist, von den Nachahmern der väterlichen Verbrechen angenommen wird [71ra]. Dieser Grund aber für die Bestrafung der Söhne für die Eltern beschränkt sich darauf, daß die elterlichen Verbrechen nicht tätig durch böse Werke nachgeahmt werden, sondern nur in ihren Anlagen. So starb denn auch der aus dem Ehebruch Davids geborene Sohn sehr schnell323, und es wurde befohlen, die Tiere der Amalekiter zu töten324, wiewohl in derlei Dingen auch noch ein mystischer Grund vorliegt, wie es in I q. 4 § parvulos325 enthalten ist. Nach all diesen Dingen ist es nicht verfehlt zu sagen, daß derartige Kinder immer bis zum Lebensende zur Vollbringung von Schadenszauber neigen. Wie nämlich Gott das ihm Dargebrachte heiligt, wie die Taten der Heiligen zeigen, wo die Eltern die von ihnen zu erzeugende Nachkommenschaft Gott geweiht hatten, so hört auch der Teufel durchaus nicht auf, das ihm Geopferte zu vergiften. Aus dem Alten und aus dem Neuen Testament könnten unzählige Geschichten angeführt werden. So waren mehrere Patriarchen und Propheten, wie Isaak326, Samuel327, Samson328, so auch Alexius, Nikolaus und unzählige andere mit sehr vielen Gnadengaben zur Heiligkeit des Lebens bestimmt. Die Erfahrung endlich zeigt, daß durchweg die Töchter von Hexen unter ihresgleichen als Nach-
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ahmerinnen der mütterlichen Verbrechen verrufen sind, ja daß auch die ganze Nachkommenschaft gleichsam angesteckt ist. Und der Grund dafür und für alles Vorangegangene ist ja, daß sie immer einen Überlebenden zu hinterlassen haben und mit allen Kräften nach Vermehrung jener Ruchlosigkeit aufgrund des mit dem Dämon eingegangenen Paktes zu streben haben. Wie könnte es denn [sonst] geschehen, daß, wie sehr häufig ermittelt worden ist, unreife Mädchen von acht oder zehn Jahren Stürme und Hagelschläge zusammengebraut haben, wenn nicht aufgrund eines solchen Paktes im Rahmen einer solchen gotteslästerlichen Opferung durch die Hexenmutter das Kind verwunschen worden wäre? Denn die Kinder könnten so etwas von sich aus, aufgrund der Ableugnung des Glaubens, wie es die erwachsenen Hexen von Anfang an zu tun haben, nicht bewirken, da sie möglicherweise noch nicht einmal von einem einzigen Glaubensartikel Kenntnis haben. Von diesen Taten wollen wir einige zur Sprache bringen. Als in Schwaben329 ein Landwirt beschlossen hatte, die Saaten auf den Feldern mit [seiner] kaum acht Jahre alten kleinen Tochter zu besichtigen, und wegen [71rb] der Dürre des Landes Regen [herbei] sehnte und er darüber grübelte und nachdachte und dabei sagte: »Ach, wann wird Regen kommen?!«, sagte das Mädchen, das die Worte des Vaters hörte,
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in der [kindlichen] Einfalt [seines] Geistes: »Vater, wenn du Regen möchtest, will ich machen, daß schnell einer kommt.« Darauf aber der Vater: »Wie kommst du darauf? Kannst du denn Regen machen?« Das Mädchen antwortete: »Allemal, und nicht nur Regen, sondern ich weiß auch Hagelschläge und Stürme zusammen zu brauen.« Und der Vater: »Wer hat es dich denn gelehrt?« Es antwortete: »Meine Mutter. Aber sie hat mir verboten, es jemandem zu sagen.« Darauf wiederum der Vater: »Und auf welche Weise hat sie es dich gelehrt?« Sie antwortete: »Sie übergab mich einem Meister; diesen kann ich zu jeder Stunde für jeden beliebigen Wunsch [zur Verfügung] haben.« Der Vater aber: »Hast du ihn gesehen?« Es antwortete: »Ich habe bisweilen Männer bei der Mutter ausund eingehen sehen; und als ich fragte, wer sie denn wären, antwortete sie: Es sind unsere Meister, denen ich auch dich übergeben und anvertraut habe, mächtige Gönner und Reiche.« Der erschrockene Vater fragte, ob sie zu dieser Stunde Hagel erzeugen könne? Und das Mädchen: »Klar kann ich es tun, wenn ich nur ein wenig Wasser habe.« Darauf führte der Vater das Mädchen an der Hand an einen Sturzbach und sagte: »Tue es, aber nur über unseren Acker.« Da steckte das Mädchen die Hand in das Wasser und bewegte es im Namen ihres Meisters nach der Unterweisung der Mutter. Und siehe, der Regen überflutete nur
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jenen Acker. Als der Vater das bemerkte, sagte er: »Mache auch Hagel, aber nur über einen von unseren Äckern.« Als das Mädchen das ebenfalls getan hatte, verklagte der durch die Erfahrung überzeugte Vater die Ehefrau beim Richter. Diese wurde verhaftet und als Überführte eingeäschert; die Tochter wurde von neuem getauft und Gott geweiht und konnte jenes nicht weiter vollbringen.
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[II/1,14] Über die Weise, wie die Hexen dem Vieh verschiedene Schäden antun. Kapitel 14 Der Apostel sagt: »Kümmert sich Gott etwa [71 va] um die Ochsen?«330, womit er andeuten will, daß, wenn auch alles der göttlichen Vorsehung unterliegt, sowohl Menschen als auch Haustiere, indem er beides nach seinem Maß bewahrt, wie der Psalmist331 sagt, doch die Söhne der Menschen unter dem Schutz und Schirm der [göttlichen] Flügel mehr umsorgt werden; und wenn ich sage, die Menschen werden mit göttlicher Zulassung durch die Zauberer betrübt, Unschuldige, Gerechte und Sünder, die Eltern schließlich an den Söhnen, die diesen gehörende Sachen sind; und da in ähnlicher Weise Vieh [und] Feldfrüchte als Sachen der Menschen gelten, so soll sich niemand anmaßen zu bezweifeln, daß mit göttlicher Zulassung auch über jene von den Zauberern und Hexen Schäden verhängt werden können. So verlor Iob, vom Teufel geschlagen, alle Haustiere; so findet man schließlich nicht das kleinste Dörfchen, wo die Frauen nicht davon ablassen, gegenseitig die Kühe zu vergiften, ihnen die Milch zu nehmen und sie sehr oft umzubringen. Um aber mit der kleinsten Schädigung anzufangen: Was vom Diebstahl der Milch zu halten ist?332 Wenn nach der Weise gefragt wird, in der sie
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das zu bewirken vermögen, so kann man antworten, daß, weil nach Albertus 3 de animalibus333, die Milch bei jedem beliebigen Tier nach der Natur des Menstrualblutes ist, sowie auch anderer Ausfluß bei der Frau, wenn ein solcher Ausfluß nicht infolge irgendeiner Krankheit, entweder aus einer Anlage der Natur oder infolge einer akzidenziellen Krankheit gehemmt wird, dann wird er [der Ausfluß] bisweilen durch Schadenszauber gehemmt oder aufgehoben. Infolge einer natürlichen Anlage aber wird die Milch, nachdem die Leibesfrucht empfangen worden ist, infolge einer akzidenziellen Krankheit gehemmt, wie z.B. sehr oft infolge des Genusses eines Krautes, welches von Natur aus die Milch hemmen und die Kuh verändern kann. Infolge eines Schadenszaubers verrichten sie solche Dinge auf verschiedene Arten. Manche nämlich versammeln sich zur Nachtzeit, und zwar auf Betreiben des Teufels zur größeren Schmach der göttlichen Majestät, durchaus an den besonders heiligen Tagen in einem beliebigen Winkel ihres Hauses, mit dem Melkeimer zwischen den Beinen. Und indem sie ein Messer oder irgendein Werkzeug in die Wand oder in einen Pfosten stecken und die Hände [wie] zum Melken anlegen, rufen sie ihren Teufel an, der ihnen immer bei allem hilft. [71vb] Und [die betreffende Person] schlägt ihm vor, daß sie von der und der Kuh
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aus dem und dem Haus, die besonders gesund ist und eher Milch im Überfluß hat, zu melken wünscht. Dann nimmt der Teufel plötzlich aus den Zitzen jener Kuh die Milch und bringt sie an den Ort, wo die Hexe sitzt, so daß sie gleichsam aus dem Werkzeug fließt334. Wenn man dies dem Volk predigt, wird wahrlich niemand von ihnen [im Milchdiebstahl] unterwiesen. Denn wie sehr einer auch den Dämon anriefe und meinte, dies durch die bloße Anrufung ausführen zu können, würde er sich selbst täuschen, weil er der Grundlage jener Ruchlosigkeit entbehrt: weil er nämlich keine Huldigung geleistet und den Glauben nicht verleugnet hat. Das habe ich deshalb angeführt, da viele glauben, diese und andere Dinge, die angeführt sind, dürften dem Volk wegen der Gefahr der Unterweisung nicht vorgeführt werden. Aber aus dem behandelten Grund kann ja unmöglich jemand durch einen Prediger [im Hexen] unterwiesen werden. Vielmehr dienen sie zur Verdammung eines so großen Verbrechens, und sie sind zu predigen, damit die Richter sich um die Ahndung eines so großen Verbrechens, d.h. der Ableugnung des Glaubens, noch mehr bemühen. Freilich ist das nicht immer so: die weltlichen Richter bewerten nämlich derartige zeitliche Schäden höher, da sie sich mehr über zeitliche [Schäden] aufregen als über geistliche [Verbrechen]. Daher
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ereifern sie sich auch mehr bei deren [der Hexen] Bestrafung, wenn ihnen [von den Predigern] versichert wird, daß solches [der Milchdiebstahl] geschehen kann. Wer jedoch kann die Verschlagenheit des Teufels erklären?! Ich habe welche gekannt, die, als sie in einer Gesellschaft beisammen waren und im [Monat] Mai während einer Reise auf einer Wiese an einem Sturzbach saßen, Maibutter335 zu essen wünschten. Einer von ihnen sagte aufgrund des vorher, sei es stillschweigend, sei es ausdrücklich, mit dem Dämon eingegangenen Paktes: »Ich werde die beste Maibutter besorgen!« Und sogleich legte er die Kleider ab, trat in den Sturzbach, nicht stehend, sondern sitzend und kehrte den Rücken gegen die Strömung des Wassers. Und während er vor den Augen der Übrigen bestimmte Worte vorbrachte und das Wasser mit den Händen hinter dem Rücken bewegte, brachte er kurz darauf in großer Menge Butter, in der Weise geformt, wie die Bauern sie gewöhnlich im Mai auf dem Markt verkaufen. Als die anderen kosteten [72ra], versicherten sie, daß sie bestens sei. Hieraus ersieht man erstens, daß er seiner Praktiken sicher war, weil er nichts weiter war als ein Zauberer aufgrund des mit dem Dämon eingegangenen Paktes oder weil er aufgrund eines stillschweigenden Paktes wußte, daß der Teufel nach Wunsch dabei sein werde. Im ersten Fall bedarf es
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keiner Erörterung, daß er ein wahrer Zauberer war; wenn aber das zweite, dann bediente er sich der Hilfe des Teufels, weil er ihm von der Mutter oder der Hebamme geopfert worden war. Wenn jemand einwenden würde, daß vielleicht der Teufel die Butter ohne irgendeinen stillschweigenden oder ausdrücklichen Pakt und auch ohne irgendeine Opferung, wie vorausgeschickt wurde, herbeigebracht habe, so wird geantwortet, daß sich niemals jemand der Hilfe des Teufels bei ähnlichen Werken ohne dessen Anrufung bedient, weil er mit der Tat selbst, wenn er die Hilfe des Dämons sucht, als Apostat gegen den Glauben handelt; nach der Entscheidung des Doktors in 2 sententiarum di. 8336 über das Problem, ob sich der Hilfe der Dämonen zu bedienen, Apostasie vom Glauben sei. Denn mag auch Albertus Magnus337 mit den anderen Gelehrten übereinstimmen, so sagte er doch mit mehr Nachdruck, daß in solchen Dingen immer Apostasie mit Worten oder der Tat vorliegt. Wenn nämlich Anrufungen, Beschwörungen, Räucherungen und Anbetungen geschehen, dann wird ein offener Pakt mit dem Dämon eingegangen, d.h. [auch] ohne daß man ihm Körper und Seele unter gänzlicher oder teilweise Verleugnung des Glaubens übergibt; weil man dadurch, daß man ihn anruft, schon eine offene Apostasie mit Worten begeht. Wenn aber keine Anrufung mit Worten geschieht, sondern bloß mit einer
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einfachen Handlung, weil er nämlich ein solches Werk tut, das ohne Hilfe des Dämons keine Wirkung haben kann, mag er es tun, indem er entweder im Namen des Teufels beginnt oder mit anderen, unbekannten Worten oder ohne jedes Wort, doch in jener Absicht, wie gesagt worden ist, dann ist es, wie Albertus angibt, eine Apostasie der Tat, weil jenes Werk vom Dämon erwartet wird. Vom Dämon aber etwas zu erwarten oder etwas durch ihn anzunehmen ist immer eine Schmähung des Glaubens und deswegen Apostasie. Daher wird auch gefolgert, daß [72rb], auf welche Weise auch immer der zuvor erwähnte Magier dies vollbracht hat, er es aufgrund eines stillschweigenden oder ausdrückliches Paktes vollbracht hat. Und wenn ohne ausdrücklichen Pakt, dann hat er wahrscheinlich derartiges, wie es die Zauberer gewöhnlich tun, durch einen stillschweigenden und verborgenen, entweder aus sich heraus eingegangenen oder aus dem von der Mutter oder Hebamme geschlossenen Pakt bewirkt. Und ich sage aus sich heraus, weil er die Tat nur vollbringen konnte, indem er den Erfolg vom Teufel erwartete. Das zweite, was jener oder einer ähnlichen Praktik entnommen wird, ist, daß, weil der Teufel keine Neugestaltung von Dingen erschaffen kann, deshalb dort, wo plötzlich natürliche Butter aus dem Wasser hervorkam, dies durch die Kraft der Dämonen geschah.
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Nicht als ob er das Wasser in Milch verwandelt hätte, sondern entweder nahm er die anderswo aufbewahrte Butter von [ihrem] Platz weg und gab sie jenem in die Hand, oder er nahm natürliche Milch aus einer natürlichen Kuh und [brachte] sie schnell [herbei], so wie auf natürliche Weise durch Gerinnen Butter erzeugt wird. Denn während die Fertigkeit der Frauen erst nach einer bestimmten Zeit Butter zu formen erlaubt, versteht er [der Dämon] dies in kürzester Zeit zu bewirken. Auf diesen Vorgang wird es zurückgeführt, wenn manche Abergläubische, die keinen Wein oder anderen Bedarf haben, zur Nachtzeit nur eine Flasche oder ein anderes kleines Gefäß nehmen, und während sie durch irgendein Dorf schreiten, das Gefäß plötzlich mit Wein gefüllt zurück tragen. Dann hat nämlich der Teufel natürlichen Wein aus irgendeinem Gefäß genommen und jenem in die Flasche gefüllt. Über die Weise aber, wie die Zauberer Tiere und Vieh umbringen, ist es nötig zu sagen, daß sie wie die Menschen, so auch die Haustiere entweder durch Berührung [behexen] oder nur durch einen Blick oder indem sie unter die Schwelle der Stalltür selbst oder dort, wohin [die Tiere] gewöhnlich zur Tränke gehen, irgendeinen Schadenszauber oder Schadenszaubermittel niederlegen. So hatten nämlich auch jene in Ravensburg Eingeäscherten, von denen weiter unten die
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Rede sein wird, immer auf Betreiben der Dämonen [dort] zu behexen, wo bessere Pferde oder fettere Haustiere waren. Und als sie gefragt wurden, auf welche Art sie solche Dinge bewirken würden, antwortete eine mit Namen Agnes338, daß sie unter der Schwelle der Stalltür bestimmte Dinge versteckten. Auf die Frage, was für Dinge [72va], antwortete sie: »Knochen von verschiedenen Tierarten.« Und weiter [gefragt], in wessen Namen sie dies täten, antwortete sie: »Im Namen des Teufels und aller anderen Dämonen.« Eine andere aber mit Namen Anna339 hatte einem der Bürger nacheinander dreiundzwanzig Pferde verhext – er war nämlich ein Fuhrmann –, und als er sich schließlich das vierundzwanzigste gekauft hatte und schon in die äußerste Armut geraten war, sagte er in seiner Stalltür stehend zur Hexe, die ebenfalls in der Tür ihres Hauses stand: »Siehe, jetzt habe ich ein Pferd gekauft. Ich verspreche Gott und seiner Mutter, wenn jenes Pferd sterben wird, werde ich dich mit meinen eigenen Händen töten.« Darüber erschrocken ließ ihm die Hexe das Pferd unberührt. Als sie nun verhaftet und gefragt worden war, auf welche Weise sie solches bewirkt hätte, antwortete sie, sie habe nur eine Grube gemacht. Dann habe der Teufel bestimmte, ihr unbekannte Dinge hineingelegt. Daraus ersieht man, daß sie nur die Hand oder den Blick beizutragen haben, und zwar, damit die Hexe auf jeden Fall mit-
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wirke, denn andernfalls, wenn die Hexe nicht mitwirkte, würde dem Teufel die Möglichkeit, gegen die Geschöpfe zu wüten, nicht zugelassen werden, wie oben340 angesprochen worden ist. Und dies geschieht nur zur größeren Beleidigung der göttlichen Majestät. Sehr häufig haben auch die Hirten gesehen, daß bestimmte Tiere auf den Feldern drei oder vier Sprünge in die Luft machten, dann plötzlich auf die Erde stürzten und verendeten, und zwar immer durch die Kraft der Dämonen auf Betreiben der Hexen. In der Diözese Augsburg endlich, zwischen der Stadt Füssen341 und dem mons ferrerius342 versicherte ein sehr reicher Mann, daß ihm und anderen in den Alpen über vierzig Haustiere an Ochsen und Kühen verhext worden waren, und zwar innerhalb Jahresfrist, ohne daß die Pest oder eine andere Krankheit umging. Und als Merkmal gab er an, daß, wenn sie an der Pest oder an einer anderen zufälligen Krankheit sterben, sie nicht plötzlich, sondern nach und nach zugrunde gehen. Jener Schadenszauber aber nahm ihnen plötzlich alle Kraft, so daß von allen geurteilt wurde, sie seien durch Schadenszauber umgebracht worden. Ich habe jene Zahl allerdings vernommen, glaube zwar, daß er [72vb] eine noch größere343 genannt hat, doch ist nur allzu wahr, daß in [solchen] Gegenden und besonders in den Alpen berichtet wird, daß die Haustiere behext werden. Diese
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Art des Schadenszaubers ist, wie man weiß, allenthalben verbreitet. Andere ähnliche Dinge werden unten in dem Kapitel344 von den gegen die Schadenszauber an Haustieren anzuwendenden Mittel erörtert.
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[II/1,15] Über die Weise, wie sie Hagelschläge und Stürme zusammenbrauen und Blitze auf Menschen und Vieh schleudern. Kapitel 15 Endlich, daß die Dämonen und ihre Lehrlinge solche Schadenszauber bei Blitzen, Hagelschlägen und Gewittern hervorrufen können, und zwar bezüglich der Dämonen mit Erlangung der Macht von Gott oder bezüglich der Lehrlinge mit dessen Zulassung, das wird durch die Heilige Schrift, Iob 1 und 2345, bewiesen, wo der Dämon mit der von Gott erlangten Macht sofort dafür sorgte, daß die Sabäer fünfhundert Joch Ochsen und fünfhundert Eselinnen wegführten und dann ein vom Himmel fallendes Feuer siebentausend Kamele verzehrte, endlich auch sieben Söhne und drei Töchter durch einen gewaltigen Wind und den Einsturz des Hauses den Tod fanden, und immerzu viele Knaben, d.h. Diener, umkamen – mit Ausnahme eines einzigen, der es meldete – und auch dafür sorgte, daß der Körper des heiligen Mannes überall mit einem ganz schlimmen Geschwür geschlagen wurde und die Ehefrau sowie drei seiner Freunde ihm schwer zusetzten. Auch der heilige Thomas sagt in seiner Postille über Iob346: »Man muß notwendigerweise zugeben, daß mit Gottes Zulassung die Dämonen ein Durcheinanderwirbeln der Luft bewirken können, Winde erre-
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gen und bewerkstelligen können, daß Feuer vom Himmel fällt. Wiewohl nämlich die körperliche Natur weder den guten noch den bösen Engeln auf einen Wink hin gehorcht, Formen anzunehmen, sondern Gott, dem Schöpfer, allein, so ist doch bezüglich der örtlichen Bewegung die körperliche Natur dazu geschaffen, einer geistigen Natur zu gehorchen. Die Begründung dafür ergibt sich am Menschen. Denn auf den bloßen Befehl des Willens hin, der subjektiv in der Seele ist, bewegen sich die Glieder, um das vom Willen aufgetragene Werk auszuführen. Was auch immer also durch bloße örtliche Bewegung geschehen kann, das können nicht allein gute, sondern auch böse [Engel] durch [ihre] natürliche Kraft tun, wenn sie nicht göttlicherseits gehindert werden. Winde aber und Regen und andere derartige [73ra] Störungen der Luft können aus der bloßen Bewegung der aus der Erde und dem Wasser losgelösten Dämpfe entstehen. Daher genügt zur Bewirkung von derlei die natürliche Kraft des Dämons.« Soweit Thomas. Die Übel nämlich, die uns in der Welt auf unsere [Sünden] hin, die [solches geradezu] herausfordern347, widerfahren, pflegt Gott durch die Dämonen, gleichsam seine Folterknechte, billig zu verhängen. Daher sagt auch die Glosse über jenen Psalm 104348: »›Er rief den Hunger auf die Erde und erschöpfte allen Brotvorrat‹ folgendes: ›Diese Übel er-
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laubt Gott durch böse Engel, die solchen Dingen vorgesetzt sind.‹ Er ruft also den Hunger, d.h. den Engel, der über den Hunger gebietet.« Es könnten auch jene Dinge [angeführt werden], die oben349 bei der Frage bemerkt worden sind, ob die Zauberer immer bei der Zufügung der Schadenszauber mit den Dämonen zusammenzuwirken haben, wo von der dreifachen Schädigung [die Rede ist], und wie bisweilen die Dämonen ohne die Zauberer und Hexen verschiedene Schäden verüben. Mit den Zauberern und Hexen aber schaden die Dämonen lieber, weil Gott dadurch mehr angegriffen wird und ihnen daher größere Befugnis zu strafen und zu treffen eingeräumt wird. Dienlich ist auch, was die doctores über 2 senten. dist 6350 [erwägen]: ob den bösen Engeln in angemessener Weise ein Ort in der finsteren Luft angewiesen sei? Da dreierlei an den Dämonen erwogen wird, Natur, Amt und Schuld, so würde, wie die Natur dem Empyreum351, die Schuld aber der Hölle, ihre Zuständigkeit – da sie Folterknechte sind und Diener [Gottes], wie oben angesprochen worden ist – zur Bestrafung der Bösen und Prüfung der Guten der finsteren Luft entsprechen, damit sie uns nicht zu sehr beunruhigen, wenn sie in der unteren Welt bei uns wohnten. Daher wissen sie auch in der Luft und an der Sphäre des Feuers das Aktive mit dem Passiven
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zu verbinden, wenn es ihnen von Gott gestattet wird, und sie bewirken, daß Feuer vom Himmel fällt oder auch daß Blitze strahlen. Im Formicarius352 wird von einem durch den Richter Verhafteten erzählt, der, als er gefragt wurde, wie sie beim Zusammenbrauen von Hagelschlägen und Stürmen vorgingen und ob es ihnen leicht falle, dies zu bewirken, antwortete: »Wir bewirken Hagelschläge mit Leichtigkeit, können aber nicht nach Belieben verletzen.« Denke hier an den Schutz der guten Engel! Dann fügte er hinzu: »Wir können nur diejenigen verletzen, die von Gottes Beistand verlassen sind; die sich aber mit dem Zeichen des Kreuzes schützen, können wir nicht verletzen. Dies ist aber unsere [Vorgehens]weise: Zuerst flehen wir mit bestimmten Worten auf den Feldern den Fürsten aller [73rb] Dämonen an, daß er jemanden von den Seinen sende, der den von uns Bezeichneten treffen soll. Wenn dann ein bestimmter Dämon kommt, opfern wir ihm an einem Kreuzweg ein schwarzes Hühnchen, indem wir es hoch in die Luft werfen. Wenn es vom Dämon angenommen wird, gehorcht er und braut sofort die Luft zusammen, aber freilich nicht immer schleudert er Hagel und Blitz an den von uns bezeichneten Orten, sondern gemäß der Zulassung des lebendigen Gottes.« Es wird auch eben dort353 von einem Anführer oder Ketzerfürsten der Zauberer, stafus354 genannt,
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erzählt, der sich, im Territorium von Bern und den anliegenden Orten ansässig, öffentlich dessen zu rühmen wagte, er könne sich, wann immer er wollte, vor den Augen aller Gegner gleichsam in eine Maus verwandeln und den Händen seiner Todfeinde entfliehen. Und so sei er ihnen auch öfter entgangen. Als aber die göttliche Gerechtigkeit seiner Bosheit ein Ende machen wollte, wurde er von seinen Feinden unvermutet mit Schwertern und Lanzen durchbohrt und fand wegen seiner Schandtaten ein elendes Ende, nachdem von denen, welche ihm nachstellten, vorsichtig ausgekundschaftet worden war, daß er in einer Stube am Fenster sitze. Er hinterließ jedoch einen überlebenden Schüler namens Hoppo. Dieser machte den Stadlin355, von dem im sechsten Kapitel berichtet wird, zum Meister. Diese beiden konnten, wenn sie wollten, den dritten Teil des Mistes, des Heus oder des Getreides oder jeder beliebigen anderen Sache vom benachbarten Feld, ohne daß einer es sah, zum eigenen Feld schaffen, die kräftigsten Hagelschläge und schädliche Ausdünstungen samt Blitzen bewirken, vor den Augen der Eltern Kinder, die am Wasser herumliefen, hinein werfen, ohne daß jemand es sah, Unfruchtbarkeit bei Menschen und Haustieren bewirken, anderen verborgene Dinge offenbaren, an Sachen und Körpern auf jede nur mögliche Weise verletzen, mit dem Blitzstrahl zuweilen wen sie wollten töten und viele andere
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schreckliche Dinge tun, wo und wann immer die göttliche Gerechtigkeit es geschehen ließ356. Aber [auch] auf das, was von uns ermittelt wurde, ist es nützlich, hinzuweisen. In der Diözese Konstanz nämlich, von der Stadt Ravensburg achtundzwanzig deutsche Meilen nach Salzburg zu357, hatte sich ein schlimm wütendes Hagelwetter erhoben [und] alle Feldfrüchte, Saaten und Weinberge in der Breite einer Meile dermaßen zermalmt, daß man glaubte, nicht einmal das dritte Jahr danach werde an den Weinbergen wieder Ernte bringen [73va]. Als nun das Geschehen durch den Notar der Inquisition358 bekannt geworden war und wegen des Geschreis des Volkes die Inquisition nötig wurde, indem einige, ja fast alle Bürger glaubten, daß solche Dinge durch Schadenszauber geschehen seien, so wurde mit Zustimmung der Ratsherren fünfzehn Tage hindurch rechtsförmig von uns über die Ketzerei der Hexen inquiriert; und wenigstens gegen zwei Personen, die mehr als die anderen, die jedoch in nicht kleiner Zahl ebenfalls in üblem Ruf standen, wurde vorgegangen. Der Name der einen War Agnes Baderin359, der der anderen Anna Mindelheimerin360. Sie wurden verhaftet und einzeln in getrennte Zellen getan, ohne daß die eine von der anderen das geringste wußte. Am folgenden Morgen wurde die Baderin vom Regierenden oder Bürgermeister, einem großen Glaubenseiferer mit Fa-
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miliennamen gelre361, und von anderen Ratsherren, die ihm beigestellt worden waren, in Anwesenheit eines Notars ganz leichter [peinlicher] Befragung ausgesetzt. Und wiewohl sie zweifellos den Schweigezauber bei sich trug, der auch immer von den Richtern zu befürchten ist, weshalb sie nämlich beim ersten Angriff schon nicht mehr mit weiblichem, sondern mit männlichem Mute versicherte, sie sei unschuldig, so enthüllte sie mit Gottes Gnade, damit ein solches Verbrechen nicht ungestraft bleibe, doch plötzlich aus freien Stücken und von den Fesseln losgebunden, wenn auch noch am Ort der Folterung, alle von ihr verübten Verbrechen. Denn vom Notar der Inquisition über die Artikel aus der Aussage der Zeugen bezüglich der den Menschen und Haustieren zugefügten Schäden befragt, aufgrund derer sie schon schwer als Hexe verdächtigt wurde – während kein Zeuge über die Ableugnung des Glaubens und fleischliche Schandtaten mit dem Dämon gegen sie ausgesagt hatte, weil sie die geheimsten Zeremonien jener Sekte sind – gestand sie dennoch, nachdem sie bezüglich der den Tieren und Menschen zugefügten Schäden geantwortet hatte. Nach der Ableugnung des Glaubens und den teuflischen Schweinereien gefragt, [gestand sie] alles übrige öffentlich ein, indem sie berichtete, sie habe sich achtzehn362 Jahre lang jenem Inkubus unter jeglicher Ableugnung des Glaubens hingegeben.
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Als dies erreicht war und sie bezüglich des vorerwähnten Hagels befragt wurde, ob sie etwas davon wisse, antwortete sie, daß es so sei. Und befragt, auf welche Weise und wie, antwortete sie: »Ich war im Haus, und zur Mittagsstunde holte mich der Dämon und forderte mich auf, mich auf das Feld oder die Wiese ›Kuppel‹363 – so heißt sie nämlich – zu begeben [73vb] und ein wenig Wasser mitzunehmen. Als ich fragte, was für ein Werk er denn mit dem Wasser ausführen wolle, antwortete er, er wolle Regen hervorbringen. Als ich nun aus dem Stadttor hinausging, fand ich den Dämon unter einem Baum stehen.« Vom Richter aber gefragt, unter welchem Baum, antwortete sie, indem sie ihn zeigte: »Unter dem da, jenem Turm gegenüber.« Und gefragt, was sie unter dem Baum getan habe, antwortete sie: »Der Dämon forderte mich auf, eine kleine Grube zu graben und das Wasser hinein zu gießen.« Befragt, ob sie nicht beide zusammengesessen hätten, antwortete sie: »Der Dämon selbst stand, während ich saß.« Endlich befragt, mit welchen Worten oder auf welche Arten sie das Wasser gerührt hätte, antwortete sie: »Mit dem Finger zwar, aber im Namen jenes Teufels und aller anderen Dämonen.« Und wiederum der Richter: »Was geschah mit dem Wasser?« Sie antwortete: »Es verschwand, und der Teufel führte es hoch in die Luft.« Und schließlich befragt, ob sie denn eine Komplizin gehabt hätte, ant-
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wortete sie: »Gegenüber, unter einem [anderen] Baum, habe ich eine Komplizin gehabt«, wobei sie die andere verhaftete Hexe Anna Mindelheimerin nannte, »was sie aber getan hat, weiß ich nicht.« Und am Ende über dem Zeitraum von der Aufnahme des Wassers bis zum Hagel befragt, antwortete die Baderin, daß es so lange gedauert habe, bis sie nach Hause gekommen seien364. Aber auch das ist wundersam, daß, als am folgenden Tage die andere [Frau] zunächst ebenfalls ganz gelinden [peinlichen] Fragen ausgesetzt, nämlich gerade mal einen Finger [breit] vom Erdboden hochgezogen worden war, sie, nachdem sie [von den Fesseln] gelöst wurde, alles zuvor Erwähnte, so wie es die andere bekannt hatte, bis in die Einzelheiten gestand, ohne die geringste Abweichung: weder bezüglich des Ortes, daß sie unter dem einen Baum gewesen war, die andere unter einem anderen, noch bezüglich der Zeit, um die Mittagsstunde, noch bezüglich der Art, durch Rühren des in die Grube gelassenen Wassers, im Namen des Teufels und aller Dämonen, noch bezüglich des Zeitraums: denn sie bestätigte, während ihr Teufel das Wasser durch Hochheben in die Luft angenommen habe, sei sie nach Hause zurückgekehrt, woraufhin der Hagel aufgekommen sei. So wurden sie am dritten Tag eingeäschert; und die Baderin, zerknirscht und geständig, befahl sich Gott sehr an,
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indem sie bemerkte, sie sterbe gern, um den Gewalttätigkeiten der Dämonen entgehen zu können, wobei sie das Kreuz in den Händen hielt und umfaßte, was jedoch die andere verweigerte. Diese [Anna] hatte auch einen Inkubus-Dämon unter jeglicher Ableugnung des Glaubens gehabt und übertraf die erste in vielen Schadenszaubern, die sie Menschen, Haustieren [74ra] und Feldfrüchten angetan hatte365, wie der beim Rat niedergelegte Prozeßbericht bezeugt. Dies möge genügen, obwohl in der Tat unzählige Dinge über derartig herbeigeführte Schadenszauber berichtet werden könnten. Aber auch darüber [könnte berichtet werden], daß sie mit dem Blitzschlag sehr oft entweder Menschen allein oder mit den Tieren oder mit den Häusern und Scheunen vernichtet haben. Mag es offenbar auch eine mehr verborgene und zweifelhafte Ursache geben, weil es auch häufig anders geschieht – nämlich ohne Mitwirkung der Hexen mit göttlicher Zulassung –, so wurde doch durch ihre freiwillig abgelegten Geständnissen ermittelt, daß sie solches getan und bewirkt haben und zudem können, was oben angesprochen ist, noch verschiedene [andere] Taten und Geschehnisse aufgeführt werden. Schon der Verstand sagt [uns], daß wenn sie mit dieser Leichtigkeit Hagelschlag bewirken können, sie [bestimmt] auch Blitze bewirken können; [und] auch Stürme auf dem Meer. Daher wird jeder Zweifel aus-
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geräumt.
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[II/1,16] Über die drei Arten, wie man schadenszauberische Männer ermittelt und nicht Frauen, in drei Kapiteln, und zwar zuerst von den zauberischen Bogenschützen Zuletzt jetzt zur Form des Schadenszaubers, in die Männer auf drei Arten verwickelt sind: erstens ist über die Schwere des Verbrechens mit Bezug auf die zauberischen Bogenschützen von sieben schauderhaften Schandtaten zu handeln. Erstens haben sie, wie berichtet wird, am hochheiligen Tag der Passion des Herrn, nämlich am sechsten Tag Parasceven366, mitten in der Meßfeier mit einem Pfeil auf das allerheiligste Bild des Gekreuzigten, wie auf eine Zielscheibe, zu schießen. Oh, welche Grausamkeit und Schandtat gegen den Erlöser! Zweitens, mag es auch zweifelhaft sein, ob sie noch eine weitere Apostasie, [nämlich eine] mit Worten, außer jener Apostasie der Tat, mit den Dämonen zu begehen haben, so kann doch, wie es auch immer geschehen möge, dem Glauben von einem Christen keine größere Schmach angetan werden, da es sicher ist, daß, wenn ein Ungläubiger ähnliches unternehmen würde, es keine Wirkung hätte. In keinem Werk ist er [der Christ] dem Gegner des Heils so sehr gefällig. Deshalb müssen solche Elenden noch mehr die Wahr-
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heit und Wirkmächtigkeit des rechten Glaubens bedenken. Aus diesem Grund läßt Gott auch mit Recht derlei Schandtaten zu. Drittens hat [ein solcher] drei oder vier Schüsse mit ebenso vielen Pfeilen anzubringen, und folglich wird er an jedem beliebigen Tag der Zahl entsprechend ebenso viele Menschen umbringen können. Viertens werden sie so über die vorgenannten Dinge von den Dämonen instruiert, haben jedoch den zu Tötenden vorher mit dem leiblichen Auge anzusehen und richten den Willen des Herzens von neuem auf jenen zu Tötenden [74rb], wo dann ein solcher, an welchem Ort er auch immer gefangen ist, sich nicht davor schützen kann, daß die Geschosse abgefeuert und ihm durch den Teufel beigebracht werden. Fünftens vermögen sie mit solcher Sicherheit den Pfeil abzuschießen, daß sie für den Fall, sie wollten vom Kopf einen Zehner ohne Verletzung des Kopfes herunterholen, auch dieses ausführen können; auf ähnliche Weise [können sie es] auch mit einer auch noch so großen Bombarde367. Sechstens haben sie dem Teufel zur Bewirkung dieser Dinge unter Preisgabe von Leib und Seele eine solche Huldigung zu leisten. Dazu wollen wir einige Geschehnisse veröffentlichen. Als nämlich ein rheinischer Fürst mit Beinamen »der Bärtige«368, weil er [sich] einen Bart wachsen
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ließ, vor sechzig Jahren sich kaiserliche Länder angeeignet hatte und die Burg Lendenbrunnen369 wegen der Raubzüge, die die Burginsassen von dort aus führten, mit einem Belagerungsring eingeschlossen hatte, hatte er in seinem Gefolge einen solchen Zauberer, namens Puncker, der den Burginsassen so sehr nachstellte, daß er nacheinander alle, mit Ausnahme eines Einzigen, mit Pfeilen tötete. Und dabei beachtete er das folgende Vorgehen: daß er denjenigen, den er erblickt hatte, wohin er sich auch wendete, durch einen abgeschossenen Pfeil tödlich verwundete und tötete. Und solche Schüsse hatte er an jedwedem Tag nur drei zur Verfügung, weil er nämlich drei Pfeile auf das Bild des Erlösers abgeschossen hatte. Warum aber der Teufel die Dreizahl vor den anderen auswählt, dafür kann man [als Grund] sehen, daß er es zur Verleugnung der heiligsten Dreifaltigkeit tut. Wenn er aber jene drei Schüsse abgegeben hatte, schoß er, wie die Übrigen, die Pfeile nur auf gut Glück ab. Es geschah schließlich, daß, als jemand von den Burginsassen ihm spottend zugerufen hatte: »Puncker, wirst du denn nicht den am Tor hängenden Ring ungetroffen lassen?«, jener von draußen zur Nachtzeit antwortete: »Nein, aber am Tag der Einnahme der Burg werde ich ihn wegholen.« Wie er es vorhergesagt hatte, erfüllte es sich. Denn nachdem alle, mit Ausnahme eines einzigen, wie zuvor bemerkt
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wurde, umgebracht worden waren, wurde die Burg eingenommen. Und jenen Ring hängte er an seinem Haus in Rorbach370, in der Diözese Worms371, auf, wo man ihn bis auf den heutigen Tag hängen sehen kann. Auch er wurde danach von Bauern, denen er sehr verhaßt war, eines Abends mit Hacken getötet und starb mitsamt seinen Sünden. Man berichtet ferner von ihm, daß, als einer von den Edelleuten sich sichere Kenntnis von seinen Künsten habe verschaffen wollen, er dessen [Punckers] eigenen kleinen Sohn als Ziel aufstellte und als Markierung auf die Kappe des Knaben einen Groschen legte. Und er befahl ihm, daß er den Groschen ohne [74va] die Kappe durch einen Pfeil herunter holen solle. Als nun der Zauberer, aber mit Zögern, erklärte, daß er dies tun, lieber aber davon abzustehen würde, um nicht vom Teufel zu seinem Untergang verführt zu werden, und nachdem er durch die Worte des Fürsten trotzdem angehalten worden war, tat er einen Pfeil in seinen Köcher [und] während er einen anderen auf die Armbrust legte, schoß er ohne jede Schädigung des Jungen den Groschen von der Kappe herunter. Als jener das gesehen hatte und den Zauberer fragte, warum er den Pfeil in den Köcher getan hatte, antwortete er: »Wenn ich, vom Teufel getäuscht, den Jungen getötet hätte, wodurch ich hätte sterben müssen, hätte ich Euch sofort mit dem anderen Pfeil durchbohrt, um
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so meinen Tod zu rächen.«372 Mag nun zwar die göttliche Zulassung derartige Übel zur Prüfung und Läuterung der Gläubigen geschehen lassen, so bewirkt doch die Gnade des Erlösers zur Stärkung und zum Ruhm des Glaubens noch größere Wunder. In der Diözese Konstanz nämlich, nahe bei der Burg Hohenzorn373 und einem Nonnenkloster, sieht man eine neu erbaute Kirche, in der man ein solches Bild des Heilandes mit einem darin stekkenden Pfeil und vergossenem Blut bemerkt. Die Wahrheit über dieses Wunder ist diesem Verlauf nach bekannt geworden: Als nämlich nach dem vorher beschriebenen Verlauf ein Elender wünschte, durch drei oder vier Schüsse mit der Armbrust vom Teufel für die Tötung anderer Sicherheit zu gewinnen, zielte er an einem Kreuzweg mit dem Pfeil auf das Bildnis des Gekreuzigten und durchbohrte es so, wie man es bis heute sieht. Und während das wunderbare Blut hervorbrach, wurde der Elende, von göttlicher Kraft am Fuß durchbohrt, unbeweglich festgehalten. Und als er von einem Vorübergehenden gefragt wurde, warum er da festgehalten bliebe, bewegte der Elende den Kopf, zitterte an Armen und Händen, mit denen er die Armbrust hielt, wie auch am ganzen Körper und vermochte nichts zu antworten. Als der andere sich umsah, das Bild des Gekreuzigten erblickte und des darin stekkenden Pfeils samt des ausgeflossenen Bluts gewahr
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wurde, rief er: »Auf ganz schlimme Weise, Nichtswürdiger, hast du das Bild unseres Herrn durchbohrt!« Dann rief er noch andere zusammen und sagte: »Paßt auf, daß er nicht die Flucht ergreift!« – während er sich doch, wie zuvor bemerkt, nicht vom Fleck rühren konnte –, lief zur Burg und erzählt das Geschehen. [Die Burginsassen] kamen schnell hinunter und fanden den Elenden an derselben Stelle verharrend. Nachdem sie den Fall untersucht hatten, gestand er ihnen das Verbrechen, und er wurde durch die Berührung mit der öffentlichen Justiz vom Fleck gebracht und empfing als gebührende Strafe für die begangenen Taten einen elenden Tod. Aber ach, was zu denken [schon] schauderhaft ist – auch dadurch läßt sich die menschliche Bosheit [74vb] nicht von ähnlichen Schandtaten abschrecken. Denn an den Höfen der Edelleute huldigt man überall, wie berichtet wird, solchen Dingen, und man duldet, daß sie sich ihrer Schandtaten brüsten und rühmen, zur Verachtung des Glaubens, zur schweren Beleidigung der göttlichen Majestät und zur Schmach für unseren Erlöser. Daher sind auch diese durchaus als Aufnehmer, Anhänger und Begünstiger nicht nur von Ketzern, sondern sogar von vom Glauben Abgefallenen zu beurteilen und den nachstehenden Strafen zu unterwerfen. Und dies ist das siebte. Zuerst sind sie ipso iure
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exkommuniziert. Kleriker, die sie begünstigen, werden jeglichen Amtes und jeglicher Pfründe enthoben und entsetzt und nicht ohne besonderen Gnadenerlaß seitens des apostolischen Stuhles wieder in jene [Stellungen] eingesetzt. Ebenso sind die vorgenannten Leute, die sie [die Apostaten] aufnehmen, nachdem sie öffentlich bekanntgemacht worden sind, wenn sie ein Jahr lang hartnäckig in der Exkommunikation verharrt haben, wie Häretiker zu verdammen; diese einzelnen [Bestimmungen] werden so nachgewiesen. Denn in c. ut inquisitionis, § prohibemus, li. 374 6 wird angeführt, daß man in Glaubenssachen den Gerichtsprozeß der bischöflichen Richter und der Inquisitoren weder direkt noch indirekt hindern dürfe, wo die vorgenannte, nach einem Jahr zu verhängende Strafe angesprochen wird. Es heißt da nämlich zuerst: »Wir verbieten ganz ausdrücklich den Machthabern, den zeitlichen Herren und den Regierenden, deren Offizialen« etc. Wem es gefällt, der mag das capitulum durchlesen. Daß endlich auch die Zauberer selbst mit denen, die sie aufnehmen, ipso iure exkommuniziert seien, erhellt bezüglich der ketzerischen Zauberer aus c. ad abolendam am Anfang und aus c. excommunicamus 1, besonders und kürzer aus c. excommunicamus 2 de here[ticis], wo es so heißt: »Wir exkommunizieren und belegen mit dem Anathem sämtliche Ketzer, Katharer, Patariner und – weiter unten – auch
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die anderen, mit welchen Namen auch immer sie belegt werden« etc. Bemerke, daß [mit dem Ausdruck] »mit welchem Namen auch immer« diejenigen gemeint sind, die an sie glauben oder sie aufnehmen, und die übrigen oben genannten. In c. excommunicamus 1 § credentes375 wird darüber so gesprochen: »Wir bestimmen, daß außerdem diejenigen, die an solche glauben, sie aufnehmen, verteidigen und begünstigen, der Exkommunikation unterliegen« etc. Und in c. excommunicamus 2 werden mehrere Strafen angeführt, die sie innerhalb eines Jahres samt den Geistlichen verwirkt haben. Es heißt dort: »Wir bestimmen, daß die, welche solche aufnehmen, begünstigen und verteidigen, der Exkommunikation unterliegen, so daß jeder von ihnen, nachdem er mit der Exkommunikation belegt worden ist, danach von Rechts wegen selbst berüchtigt ist, wenn er es verschmäht, innerhalb eines Jahres Buße zu tun. Sie sollen nicht zu öffentlichen Ämtern oder Ratsversammlungen noch zur Wahl irgendwelcher derartiger [Institutionen], noch zur Zeugenschaft zugelassen werden [75ra]. Sie sollen ehrlos sein, so daß sie keine Testierfreiheit haben können. Auch sollen sie nicht zur Erbfolge gelangen, und keiner soll gezwungen werden, einem solchen aus irgendeinem Vertrag verpflichtet zu sein. Ist es zufällig ein Richter, so soll dessen Urteil keine Rechtskraft erlangen, zu seinem
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Gehör keine Sache vorgebracht werden. Wenn er Anwalt gewesen ist, soll er auf keinen Fall zur Anwaltschaft zugelassen werden. Wenn er ein Notar ist, so sollen die von ihm verfaßten [Notariats]instrumente keine Gültigkeit haben, sondern mit ihrem verdammten Urheber nichtig werden. Und wir schreiben desgleichen vor, daß es in vergleichbaren Fällen beachtet werden soll. Wenn er aber ein Kleriker gewesen ist, soll er jeglichen Amtes und jeglicher Pfründe entsetzt werden: je schwerer die Schuld ist, desto größere Ahndung soll geübt werden. Wenn aber einige Leute verächtlich übersehen sollten, derartige [Kleriker], die von der Kirche gezeichnet worden sind, zu meiden, sollen sie mit dem Spruch der Exkommunikation getroffen werden bis zur gebührenden Genugtuung. Wahrlich sollen die Kleriker solchen Verderblichen die kirchlichen Sakramente nicht reichen, es nicht wagen, sie einem christlichen Begräbnis zu übergeben, keine Almosen noch Schenkungen von ihnen annehmen: andernfalls sollen sie [selber] ihres Amtes entsetzt werden, in welches sie ohne besonderen Gnadenerlaß des apostolischen Stuhles nimmermehr wiedereingesetzt werden sollten.« Es gibt endlich noch viele andere Strafen für die oben Genannten, auch wenn sie kein Jahr lang überaus hartnäckig verharren; nämlich für ihre Söhne und Enkel, die vom Bischof und vom Inquisitor der Wür-
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den, Privilegien, aller beliebigen kirchlichen Ehrenämter und Pfründen und öffentlichen Ämter entkleidet oder für entsetzt erklärt werden können; nach c. ut comissi § privandi, de here. li. 6376. Man vertritt das [aber nur für den Fall], wenn sie unbußfertig geblieben sind, wie in c. statutum felicis377, in demselben Buch, unter demselben Titel. Ebenso, daß auch ihre Söhne bis zur zweiten Generation jeglicher kirchlichen Pfründe ledig sind, wie es in c. quecumque, § heretici378 im selben Buch heißt. Man muß das aber von denen verstehen, die von der väterlichen und nicht der mütterlichen Linie abstammen und auch unbußfertig geblieben sind, wie es in dem angeführten c. statutum heißt. Ebenfalls, daß jenen – ergänze, die an sie glauben, sie aufnehmen, verteidigen und begünstigen – das Vorrecht der Appellation und Beschwerde untersagt sein soll. Das geht klar hervor aus c. ut inquisitionis379 im selben Buch, wo jedoch der Archidiaconus380 über dasselbe Kapitel es so versteht, daß sie es nicht können, nachdem sie durch den Urteilsspruch für solche erklärt worden sind; vor dem Urteilsspruch aber können sie appellieren, wenn sie in irgendwelchen Sachen belastet oder unschuldigerweise belangt [75rb] werden381. Mehrere andere Dinge könnten noch ausgeführt werden, doch mögen diese genügen. Zum weiteren Verständnis der obigen Ausführun-
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gen sind jedoch noch einige [andere] Dinge zu erörtern. Erstens, wenn ein Fürst oder eine weltliche Macht zur Verwüstung irgendeiner Burg in einem gerechten Krieg gemäß dem vorerwähnten Geschehnis einen solchen Zauberer bei sich aufnimmt und mit seinem Beistand die Tyrannenherrschaft der Bösen bricht, ob dann das ganze Heer oder nur solche zu verurteilen und mit den vorgenannten Strafen zu belegen sind, die jene begünstigen und aufnehmen? Es scheint geantwortet werden zu müssen, daß, weil wegen der Menge die Strenge des Rechts zu mildern ist, dist. 40 constitueretur382, der Fürst, seine Beisitzer und Räte, die solches begünstigen, gänzlich und ipso iure selbst den genannten Strafen verfallen, wenn sie, von ihren Bischöfen gewarnt, nicht davon ablassen, indem sie dann schon als Beherberger und Begünstiger beurteilt werden, weshalb sie auch den vorgesehenen Strafen unterworfen werden. Das übrige Heer aber entgeht jenem Urteil auf Exkommunikation, da ja derlei Dinge ohne ihren Rat und ohne ihre Begünstigung geschehen, sie im Gegenteil bereit sind, zur Verteidigung des Staates ihre Leiber preiszugeben, mögen sie auch vielleicht an den geschehenen Schadenszaubern Gefallen haben. Nur sollen sie angehalten werden, jene Schuld in ihrer Beichte zu bekennen, und nachdem der nötige Vorbehalt, derartige Dinge in Ewigkeit allfällig zu verabscheuen, erlangt
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worden ist, erhalten sie vom Beichtvater die Lossprechung. Und soweit es an ihnen liegt, sollen sie derlei Zauberer aus ihrem Land vertreiben. Wenn aber gefragt wird, von wem die Fürsten losgesprochen werden können, wenn sie wieder zur Vernunft kommen, ob von ihren Bischöfen oder von Inquisitoren, so wird geantwortet, sie können sehr wohl von den Bischöfen als auch von den Inquisitoren absolviert werden, wenn sie wieder zur Vernunft kommen. Das steht in c. ut officium am Anfang, de here. li. 6383, wo es so heißt: »ut officium« und weiter unten: »Gegen die Häretiker, die an sie glauben, sie aufnehmen, begünstigen und verteidigen, ebenso auch gegen die, welche wegen Ketzerei übel beleumundet oder der Ketzerei verdächtig sind, sollt ihr nach den kanonischen Satzungen, unter Hintansetzung der Angst vor den Menschen, in Gottesfurcht vorgehen. Wenn aber jemand von den Vorgenannten der ketzerischen Verseuchung von vornherein abschwört und zur Einheit der Kirche zurückkehren will, sollt ihr ihm nach kirchlicher Form die Wohltat der Absolution zukommen lassen.« Wenn endlich darauf gedrungen wird, wann denn gesagt werden könnte, daß ein Fürst oder ein anderer wieder zur Vernunft gekommen ist, so wird geantwortet, wenn er den Zauberer wegen des dem Schöpfer angetanen Unrechts zur Bestrafung ausliefert, wes-
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halb es auch nicht die für einen offen in ketzerischer Verkehrtheit ertappten Zauberer oder Ketzer gebührende Strafe ist, daß er ihn bloß aus seiner Herrschaft vertreibt [75va], wie sich weiter unten zeigen wird. Er soll auch das Vergangene bereuen und, wie es einem rechtgläubigen Fürsten zukommt, sich in seinem Herzen fest vornehmen, solche niemals wieder zu begünstigen. Wenn gefragt wird, wem er auszuliefern, nach welcher Ordnung er zu bestrafen und ob er als offen in der Ketzerei ertappt zu verurteilen sei, so wird bezüglich des ersten ein besonderes Problem am Anfang des dritten Teils384 angesprochen werden: ob nämlich deren Bestrafung nur dem weltlichen und nicht dem kirchlichen Richter zustehen soll? Es ist [ja] offenkundig nach c. ut inquisitionis, § prohibemus li. 6385, daß es den weltlichen Gewalten und Herren untersagt wird, irgendwie über das Verbrechen der Ketzerei ohne die Erlaubnis der Bischöfe oder Inquisitoren oder wenigstens des einen oder des anderen von ihnen zu urteilen. Nur scheint der Grund, der dort bezeichnet wird, bezüglich der Zauberer nicht anwendbar zu sein, weil dort gesagt wird, daß sie deshalb nicht urteilen dürfen, weil das Verbrechen der Ketzerei rein kirchlich ist. Das Verbrechen der Zauberer ist aber offenbar nicht rein kirchlich, sondern wegen der zeitlichen Schäden auch weltlich. So ist es zwar
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Sache des kirchlichen Richters – wie es auch damit stehe, was sich unten ergeben wird – zu erkennen und zu urteilen; jedoch Sache des weltlichen Richters ist es, auszuführen und zu strafen, wie sich beides aus de here. c. ad abolendam, c. vergentis und c. excommunicamus386 ergibt. Wenn also auch der weltliche Richter einen solchen dem Bischof zur Verurteilung übergibt, so hat er doch für sich die Pflicht, ihn zu bestrafen, wenn er ihm vom Bischof übergeben oder überlassen wird; oder der weltliche Richter kann mit Zustimmung des Bischofs auch beides tun, nämlich aburteilen und strafen. Es gilt auch nichts, wenn gesagt werden sollte, solche Zauberer seien keine Ketzer, sondern vielmehr Apostaten, weil beides mit dem Glauben zu tun hat. Wie jedoch ein Ketzer daran nur zweifelt, und zwar in Gänze oder nur teilweise, so auch die apostatischen Zauberer. Die Überlegung besagt das an und für sich schon: da es nämlich schlimmer ist, den Glauben zu verderben, durch den das Leben der Seele existiert, als Geld zu fälschen, wodurch das zeitliche Leben verwirkt wird. Wenn daher Falschmünzer oder andere Übeltäter mit Recht von weltlichen Gewalten dem Tode übergeben werden, können so viel mehr solche Häretiker und Apostaten sofort, wenn sie überführt werden, mit Recht getötet werden. Daher ergibt sich auch aus diesem die Antwort auf
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das zweite, nach welcher Ordnung nämlich und von welchem Richter er zu bestrafen sei. Aber deutlicher wird darüber im dritten Teil des Werkes387 gehandelt, bei den Formen des Urteils, wie ein offen in der Ketzerei Ertappter zu verurteilen sei, bei der achten und zwölften Art; auch bezüglich des Zweifels [75vb], was zu tun sei, wenn er bereute, ob er dann noch zu töten sei. In der Tat nämlich, wenn ein einfacher, rückfälliger Ketzer auch noch so sehr bereut, ist er zu töten, nach dem angesprochenen c. ad abolendam388, und zwar begründeterweise nach Thomas389, indem dadurch für das Gemeinwohl gesorgt wird. Denn wenn Ketzer, die umgekehrt sind, oft wiederaufgenommen würden, so daß sie am Leben und im Genuß der sonstigen zeitlichen Güter blieben, könnte das zum Nachteil für das Heil anderer sein; einmal, weil sie, wenn sie rückfällig würden, andere anstecken könnten; dann auch, weil, wenn sie ohne Strafen entkommen würden, andere um so sorgloser in die Ketzerei zurückfallen würden. Aus ihrem Rückfall schließt man auch auf ihre Unbeständigkeit im Glauben, und daher ist [ein solcher] mit Recht zu töten. Daher muß man hier auch sagen, daß, wenn wegen des bloßen Verdachtes der Unbeständigkeit der geistliche Richter den Rückfälligen dem weltlichen Gerichtshof zur Tötung zu übergeben hat, er um so mehr, auch wenn er einen Apostaten oder irgendeine
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Hexe dem weltlichen Gerichtshof wegen der Buße und ihrer Bekehrung nicht übergeben wollte, doch einen solchen zu überlassen und nicht zu hindern hat, sobald der weltliche Richter wegen ihrer zeitlichen Schadenszauber den Zauberer nach den Gesetzen töten [lassen] will. Der geistliche Richter hat aber den reuigen Zauberer vorher von der Exkommunikation zu absolvieren, die er wegen der Ketzerei der Hexen verwirkt hat, indem er als Ketzer exkommuniziert worden ist, nach c. excommunicamus 1 und 2390, und hat ihn in den Schoß der Kirche wieder aufzunehmen, damit die Seele gerettet werde, wie es XI, q. 3 audi391 heißt. Andere Gründe werden weiter unten in der ersten Frage des dritten Teils392 aufgezeigt. Diese mögen aber für jetzt genügen. So mögen die Seelenführer beachten, eine wie harte und strenge Rechenschaft der furchtbare Richter von ihnen fordern wird, zumal doch das strengste Gericht denen [droht], welche an der Spitze stehen, und wo sie erlauben, daß solche zur Schmach des Schöpfers am Leben bleiben. Es folgt [der Abschnitt] über zwei andere Gattungen von Zauberern. Denn zu derselben Gattung des Schadenszaubers werden auch diejenigen gerechnet, die durch Zauberformeln und gotteslästerliche Sprüche alle möglichen Waffen zu besprechen wissen, damit sie ihnen auf keine Weise zu schaden vermö-
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gen, weshalb sie auch nicht verwundet werden können. Diese werden nämlich unterschieden: denn manche gibt es, die mit den erwähnten zauberischen Bogenschützen insofern übereinstimmen, als sie auch am Abbild des Gekreuzigten und durch die ihm angetane Schmach derlei lernen. Wer z.B. will, daß er am Kopf durch kein Schwert oder keinen Streich verletzt werden kann, hat den Kopf des Bildes abzutrennen; wer bezüglich des Halses [das wünscht], hat den Hals abzutrennen; wer am Arm [76ra], hat den Arm abzutrennen oder zu verstümmeln; und so entsprechend weiter. Bisweilen verstümmeln sie [ein solches Bild] oberhalb des Gürtels oder auch vollständig unterhalb des Gürtels, und zum Zeichen dessen findet sich unter zehn an Kreuzwegen oder auf dem Feld aufgestellten Bildern kaum ein ganzes. Manche aber gibt es, welche bestimmte Briefe bei sich tragen; manche versehen derlei mit heiligen oder auch unbekannten Worten, wobei folgender Unterschied zwischen ihnen angenommen wird: Die ersten mögen zum Schaden für den Glauben bezüglich der Entehrung des Erlöserbildes mit den genannten zauberischen Bogenschützen übereinstimmen, weshalb sie auch als wahre Apostaten zu erachten und zu verurteilen sind, wenn sie ertappt worden sind. Jedoch scheinen sie in anderer Hinsicht als die Bogenschützen nicht so sehr zum offenkundigen Übel für den
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Nächsten zu dienen, als zum Schutz des eigenen Körpers oberhalb oder unterhalb des Gürtels oder auch des ganzen Körpers, so sind sie deswegen als bußfertige Häretiker und nicht als Rückfällige zu beurteilen, wenn sie als Zauberer überführt sind und bereuen, und nach der achten Form zu büßen, unter Abschwörung und Einschließung, wie es im dritten Teil des Werkes angesprochen werden wird. Was aber die zweiten betrifft, die darauf bedacht sind, durch [Zauber]sprüche Waffen zu besprechen und mit bloßen Fußsohlen darüber hinwegzugehen und ähnliches auszuführen – Besprecher nämlich werden nach Isidor 8 ethi.393 solche genannt, die mit Worten irgendeine Kunst ausüben –, so muß unterschieden werden, weil bisweilen Besprechungen mit heiligen Worten oder mit geschriebenen Sprüchen bei Kranken vorgenommen werden und diese Besprechungen freilich erlaubterweise geschehen können, wenn sieben Bedingungen394 eingehalten werden können, wie sich weiter unten bei den Methoden, behexte Kranke zu heilen, ergeben wird. Bei Beschwörungen aber, die mit irgendwelchen Worten geschehen oder wenn solche geschriebenen Sprüche bis vor die Richter gebracht werden, müssen sie beachten, daß, wenn unbekannte Namen dabei sind, ebenso caracteres395 und andere Signaturen, ausgenommen das Zeichen des Kreuzes, solche Dinge
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dann gänzlich zu verwerfen und die Menschen gnädig von solcher Leichtgläubigkeit abzubringen sind. Wenn sie davon nicht ablassen wollen, sind sie gleichsam als leicht verdächtig zu beurteilen, was weiter unten396 in der zweiten Form, das Urteil zu fällen, erklärt wird. Denn dann fehlt es nicht an einem Anteil ketzerischer Verkehrtheit, im Gegenteil: weil solches gänzlich mit dem Werk und der Hilfe der Dämonen zu geschehen hat; und wer sich dessen Hilfe bedient, wie schon oben klar geworden ist, wird als Abgefallener vom Glauben beurteilt, mag man ihn auch wegen der Unwissenheit und um der Besserung willen milder behandeln müssen als die zauberischen Bogenschützen. Und [76rb] weil man sieht, daß solcherlei Sprüche und Segnungen, die den Anschein einer Besprechung haben, ganz allgemein von Dienstmannen und Händlern gebraucht werden, so ist es durchaus förderlich, sei es vor dem Forum der Buße durch den Beichtvater, sei es vor dem Forum der Justiz durch den geistlichen Richter, derartiges auszurotten, wenn mittels der unbekannten Worte und der caracteres [magischen Zeichen] des Gekennzeichneten397 ein stillschweigender Pakt mit dem Dämon eingegangen wird, der Dämon sich verborgen einstellt und die gewünschten Dinge besorgt, um schließlich zu schlimmeren [Dingen] zu verlocken. Wenn es daher vor dem Forum der
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Justiz geschieht, muß ein solcher nach der zweiten398 Form, das Urteil zu fällen, schwören; wenn [es] vor dem Forum des Gewissens [erfolgt], muß der Beichtvater die [Zauber]sprüche ansehen, und wenn er sie nicht gänzlich verwerfen will, so muß er doch die unbekannten Namen und caracteres [magischen Zeichen] vernichten, das übrige aber, wie die Worte des Evangeliums und die Kreuzeszeichen, zulassen. Über all diese, und besonders bezüglich der zauberischen Bogenschützen, ist zu bemerken, daß oben399 davon die Rede gewesen ist, ob sie als offenkundig in ketzerischer Verkehrtheit Ertappte zu beurteilen seien, wovon auch schon früher die Rede gewesen ist, in der ersten Frage des ersten Teils. Und zwar [lautet die Antwort], daß es so sei, wie sich eben dort ergibt. Denn wie Bernardus in der glossa ordinaria zu c. abolendam § praesenti, und zwar beim Wort »ertappt« sagt: »Auf drei Arten wird jemand rechtskräftig für offenkundig in ketzerischer Verkehrtheit ertappt gehalten; nämlich durch die Evidenz der Tat400, z.B. bei einfacher Ketzerei, wenn jemand öffentlich Ketzerei predigt ff. de ritu nup. palam. § ult. Oder durch gesetzmäßigen Beweis durch Zeugen oder auf Grund seines Geständnisses.« Und ebenso desselben Bernardus Glosse zu c. excommunicamus 2 über das Wort »öffentlich ertappt«: »So daß es auch ihnen offenkundig wird, daß sie verdammt
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sind.« Auf dasselbe scheint [die Glosse] zu c. super quibusdam, extra de verborum sigificatione401 hinauszulaufen, wie es sich in der ersten Frage des ersten Teils dieses Werkes ergeben hat. Daraus ergibt sich, daß die zauberischen Bogenschützen und vergleichbar auch die anderen, die Waffen besprechen, um ihrer offenkundigen Werke willen, die nur durch teuflische Kraft geschehen können, für offenkundig in der ketzerischen Verkehrtheit Ertappte zu halten sind, infolge des mit dem Dämon eingegangenen Paktes. Es ergibt sich auch zweitens, daß deren Gönner, Beherberger und Verteidiger für solche offenkundig [Ertappte] zu halten sind und offenkundig den festgesetzten Strafen unterliegen, so daß es nicht mehr zweifelhaft ist, daß sie entweder als unter leichtem oder schwerem oder auch unter heftigem Verdacht stehende Beherberger zu beurteilen sind, wie auch die anderen in vielerlei Gestalt auftreten können. Deshalb vergehen sie sich auch auf das schwerste gegen [76va] den Glauben und werden von Gott immer mit einem schlimmen Tod heimgesucht. Als nämlich darauf, wie man erzählt, ein Fürst, da er solche Zauberer begünstigte, eine Stadt in bestimmten Angelegenheiten ungebührlich drangsalierte und ihm dieses von einem Vertrauten vorgehalten wurde, antwortete jener unter Hintansetzung aller Gottesfurcht: »Gott soll geben, daß ich auf der Stelle sterbe, wenn
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jene von mir ungerecht drangsaliert werden!« Auf diese Worte folgte plötzlich die göttliche Rache: in einem plötzlichen Tod hauchte er sein Leben aus, zur Sühne nicht so sehr für die ungerechte Drangsalierung als für die Ketzerei der Begünstigung. Und es ergibt sich drittens, daß, wenn Prälaten und Seelsorger aller Art solchen Schandtaten und deren Urhebern und Gönnern nicht mit aller Kraft Widerstand leisten, sie ebenfalls für offenkundige Begünstiger gehalten und fraglos den vorgeschriebenen Strafen unterliegen müssen.
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4.405 [II/2] Es folgt die zweite Hauptfrage dieses zweiten Hexenhammer, 511
[II/2] Es folgt die zweite Hauptfrage dieses zweiten Teiles, über die Arten, Schadenszauber aufzuheben und zu heilen, unter Vorwegnahme eines Problems. Ob es erlaubt sei, Schadenszauber durch andere Schadenszauber oder durch irgendwelche unerlaubten [Handlungen] zu beheben? Es wird argumentiert, daß [es] nicht [erlaubt sei], weil, wie sich oben ergeben hat und in 2 senten. di. 7402 von den Gelehrten allgemein geurteilt wird, es mit Hilfe der Dämonen nicht erlaubt ist, weil es nämlich Apostasie vom Glauben ist. Und daß [von Schadenszauber] ohne Hilfe der Dämonen nicht wirklich befreit werden kann, wird so bewiesen: weil er entweder durch menschliche oder teuflische oder göttliche Macht behoben wird. Das erste nicht, weil eine untere Macht eine höhere nicht brechen kann, da nichts über seine Kraft hinaus wirkt. Auch nicht die göttliche: weil dies ein Wunderwerk wäre und da Gott jene nach eigenem Gutdünken vollbringt und nicht auf Drängen der Menschen hin. So antwortete auch Christus seiner Mutter, die um ein Wunder zur Behebung des Mangels an Wein bat – weil, wie die Gelehrten es auslegen, Christus dieses Wunder der Umwandlung [zu tun] wünschte –: »Frau, was ist dir und mir?«, nämlich gemeinsam beim Voll-
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4.406 [II/2] Es folgt die zweite Hauptfrage dieses zweiten Hexenhammer, 512
bringen von Wundern403. Es zeigt sich auch, daß [Behexte] sehr selten befreit werden, sofern sie göttliche Hilfe und den Beistand der Heiligen anflehen: folglich können sie nur durch die Hilfe der Dämonen befreit werden. Diese jedoch zu suchen, ist nicht erlaubt. Außerdem wird dies, was öffentlich verschwiegen wird, wirklich praktiziert, mag es auch unerlaubt sein. Es ist nämlich allgemein gebräuchlich, daß solche Behexte zu abergläubischen Frauenzimmern laufen [76vb], von denen sie sehr häufig befreit werden; und nicht durch Priester oder Exorzisten. Also zeigt die Praxis, daß Schadenszauber mit Hilfe der Dämonen behoben werden. Da es aber unerlaubt ist, deren Hilfe zu suchen, ist es auch nicht erlaubt, Schadenszauber aufzuheben, sondern man muß sie geduldig ertragen. Außerdem ist nach Thomas404 und Bonaventura in 4 dist. 34 de impedimento maleficiali405 »Schadenszauber so anhaltend, daß es dagegen kein menschliches Mittel geben kann, oder wenn es ein Mittel geben sollte, es dem Menschen nicht bekannt oder erlaubt ist«. Mit diesen Worten geben sie zu erkennen, daß es gleichsam eine unheilbare Krankheit sei und auf Dauer anhaftet, weshalb sie auch hinzufügen: »Mag Gott ein Mittel gewähren können, indem er den Dämon zwänge und der Dämon von jenem Abstand nähme [und] jener kuriert würde – die Heilung
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4.407 [II/2] Es folgt die zweite Hauptfrage dieses zweiten Hexenhammer, 512
würde doch keine menschliche sein.« Also, wenn Gott selbst nicht [von ihr] befreit, ist es nicht erlaubt, dessen Behebung auf welche Weise auch immer zu suchen. Außerdem sagen sie in der derselben dist.406 und Frage, daß es auch unerlaubt ist, mittels eines anderen Schadenszaubers ein Mittel anzuwenden. Daher sagen sie: »Auch wenn mittels eines anderen Schadenszaubers ein Mittel angewendet werden könnte, würde er dennoch für dauerhaft gelten, auch wenn der Schadenszauber beseitigt werden würde, weil es auf keine Weise erlaubt ist, durch einen Schadenszauber die Hilfe der Dämonen anzurufen.« Außerdem sind die Exorzismen der Kirche nicht bei allen körperlichen Drangsalen immer kräftig genug zur Abwehr der Dämonen, wenn Gottes Ratschluß das verlangt. Immer jedoch sind sie wirksam gegen solche Anfälle der Dämonen, gegen die sie hauptsächlich eingesetzt sind, so z.B. gegen Besessene oder bei zu exorzisierenden Kindern. Außerdem ist es nicht nötig [anzunehmen], daß, wenn der Sünde wegen dem Teufel über jemandem Macht gegeben sei, mit der Beendigung der Sünde die Macht [des Teufels] aufhört, weil bisweilen [auch] beim Entfall der Schuld die Strafe bleibt. Nach diesen Worten scheinen die genannten beiden Gelehrten zu meinen, daß es nicht erlaubt sei, Scha-
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4.408 [II/2] Es folgt die zweite Hauptfrage dieses zweiten Hexenhammer, 513
denszauber aufzuheben, sondern jene hinzunehmen [seien], ebenso wie andere unheilbare Krankheiten hingenommen werden, und jene allein Gott, dem Herrn, zu überlassen, der sie nach seinem Gefallen beheben kann. Dagegen spricht, daß, wie Gott und die Natur an überflüssigen Dingen keinen Überfluß haben, sie so auch keinen Mangel an notwendigen [Dingen] haben. Daher sind auch notwendigerweise den Gläubigen gegen derartige Anfälle der Dämonen nicht nur Mittel zur Vorbeugung gegeben, von denen am Anfang dieses zweiten Teils die Rede gewesen ist, sondern auch Mittel zum Kurieren, da sonst von Gott für die Gläubigen nicht genügend gesorgt worden wäre [77ra] und die Werke des Teufels mächtiger schienen als die Werke Gottes. Außerdem sagt die Glosse über jene [Stelle] Iob 41: »Es gibt keine Macht auf Erden« etc.: »Er überragt alle menschlichen Dinge. Und wenn er [der Dämon] den Verdiensten der Heiligen unterliegt, dann unterliegen sie [die menschlichen Dinge] daher in diesem Leben auch den Verdiensten der heiligen Männer.« Außerdem [sagt] Augustinus, de moribus ecclesiae407: »Wenn wir Gott mit unserem Geist anhängen, ist kein Engel mächtiger. Denn wenn Tugend in dieser Welt eine Macht ist, ist der Gott anhängende Geist erhabener als die ganze Welt.« Daher können durch solche Menschen auch die Werke des Teufels gelöst werden.
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4.409 [II/2] Es folgt die zweite Hauptfrage dieses zweiten Hexenhammer, 514
Antwort: Zu diesem Punkte gibt es üblicherweise zwei scheinbar entgegengesetzte Ansichten. Es gibt nämlich manche Theologen und Kanonisten, die untereinander darin einig sind, daß es erlaubt sei, Schadenszauber aufzuheben, selbst durch abergläubische und eitle Werke. Und dieser Meinung sind Scotus408, Hostiensis409 und Gotfridus410 und allgemein alle Kanonisten. Die Meinung anderer Theologen, und zwar besonders der älteren, aber auch bestimmter moderner wie Thomas, Bonaventura, Albertus, Petrus de Palude411 und vieler anderer ist, daß auf keinen Fall Böses getan werden darf, damit Gutes herauskomme, und daß der Mensch lieber sterben solle, als in solches einzuwilligen, daß er nämlich durch abergläubische und eitle Werke befreit werde. Aber weil sich durch eine Unterscheidung deren Aussagen in Einklang bringen lassen werden, müssen vorher ihre Meinungen betrachtet werden. Scotus nämlich erachtet es in seinem [Buch] 4 dist. 34 de impedimento maleficiali sive de frigidis et maleficiatis412 für eine Torheit, zu behaupten, daß Schadenszauber auch durch Eitles und Abergläubisches nicht aufgehoben werden dürfen. Denn er sagt: »Es liegt keine Ungläubigkeit darin, weil der Zerstörende den Werken des Teufels nicht zustimmt, sondern glaubt, daß er [der Teufel] ihm zusetzen könne und wolle, so lange ein solches Zeichen andau-
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4.410 [II/2] Es folgt die zweite Hauptfrage dieses zweiten Hexenhammer, 514
ert, weil er aufgrund des Paktes dazu [zum Schadenszauber] beiträgt, so lange jenes dauert.« Und wird nicht die Zerstörung jenes Zeichens dieser Quälerei ein Ende setzen?! Daher sagt er auch, es sei ein verdienstliches Werk, die Werke des Teufels zu zerstören. Weil er von den Zeichen spricht, wollen wir ein Beispiel vorlegen. Es gibt bestimmte Frauen, die die Hexen mit einem solchen Zeichen identifizieren, daß, wenn infolge eines Schadenszaubers eine Kuh der Ergiebigkeit der Milch beraubt wird, sie dann einen Melkeimer mit Milch über das Feuer hängen413 und voller Eifer mit gewissen abergläubischen Worten mit einem Stock auf ihn einschlagen. Und wenn die Frau auch nur auf ein kleines Gefäß einschlägt, wird der Teufel [77rb] dennoch alle Schläge auf den Rücken der Hexe übertragen, wodurch der Teufel samt der Hexe belästigt wird. Mag auch der Teufel nicht gezwungen werden und ihm auch nicht zugesetzt werden, so tut der Teufel jenes doch, um die prügelnden Rechtgläubigen zu schlimmeren Dinge zu verlocken, weshalb es gefährlich ist. Sonst scheint die Ansicht des so bedeutenden Gelehrten kein Problem zu enthalten. Auch andere Beispiele könnten angeführt werden. Hostiensis sagt mit Bezug auf dasselbe in der Summa copiosa de frigidis et maleficiatis, und zwar beim Titel de impoten-
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4.411 [II/2] Es folgt die zweite Hauptfrage dieses zweiten Hexenhammer, 515
tia coeundi in der Glosse über c. litere § mulierem autem, daß man bei einem solchen Mangel [wie Impotenz etc.] auf die Mittel der Ärzte zurückgreifen müsse; wenn auch bestimmte dagegen verschriebene Mittel eitel oder abergläubisch erscheinen, so solle man doch jedem beliebigen Experten in seinem Gebiet glauben. Aber die Kirche kann es auch ruhig dulden, Eitles mit Eitlem zu vertreiben. Humbertinus endlich bedient sich in seiner vorerwähnten vierten distinction414 dieser Worte: »Es können Schadenszauber entweder durch Gebete oder durch die Kunst, durch die sie gemacht worden sind, zerstört werden.« Ebendasselbe [sagt] Gotfried in seiner Summa415, unter demselben Titel: »Ein Schadenszauber kann nicht immer durch denjenigen gelöst werden, der ihn bewirkt hat; entweder, weil er gestorben ist oder es nicht versteht, ihn zu beseitigen, oder weil das Schadenszauber[mittel] verlustig gegangen ist. Wenn er es aber wüßte, könnte er [ihn] erlaubterweise lösen.« Und zwar spricht er gegen diejenigen, welche sagen, durch Schadenszauber könnte der fleischlichen Verbindung deshalb kein Hindernis geboten werden, weil kein solches fortdauernd wäre. Daher würde es eine schon vollzogene Ehe nicht trennen können. Außerdem ließen sich diejenigen, welche bewogen wurden zu behaupten, daß kein Schadenszauber dauerhaft sei, davon leiten, daß sie glaubten, jeder Schadens-
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4.412 [II/2] Es folgt die zweite Hauptfrage dieses zweiten Hexenhammer, 515
zauber könne entfernt werden entweder durch einen anderen Schadenszauber oder durch die Exorzismen der Kirche, die zur Unterdrückung der Dämonen vorgesehen sind, oder durch wahre Buße, da der Teufel nur über die Sünder Macht hat. Bezüglich des ersten stimmten sie also mit der Meinung der anderen überein, daß [Schadenszauber] wenigstens durch abergläubische Mittel aufgehoben werden könnten. Der entgegengesetzten Meinung aber ist der heilige Thomas in seinem [Buch] 4, vorgenannte di.416, die besagt, daß, wenn ein Schadenszauber nur durch etwas Unerlaubtes rückgängig gemacht werden kann, wie z.B. mit Hilfe eines Dämons oder etwas dergleichen, er nichtsdestoweniger für dauerhaft beurteilt würde, auch wenn man wüßte, daß er so rückgängig gemacht werden könnte, weil das Mittel nicht erlaubt ist. Ebenso Bonaventura, Petrus, Albertus und allgemein alle Theologen417. Denn wenn sie kurz die stillschweigende oder ausdrückliche Anrufung der Hilfe des Dämons behandeln, glauben sie offenbar, daß durch nichts anderes als durch erlaubte Exorzismen oder durch wahre [77va] Buße, wie es im angesprochenen c. si per sortiarias418 angesprochen wird, [Schadenszauber] beseitigt werden dürfen, wie es scheint, von den am Anfang der Frage angegebenen Gründen bewogen.
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4.413 [II/2] Es folgt die zweite Hauptfrage dieses zweiten Hexenhammer, 516
Und weil es förderlich ist, so bedeutende Gelehrte in ihren Aussprüchen so viel wie möglich in Einklang zu bringen, und dies mit einer einzigen Unterscheidung erreicht werden kann, daher ist zu bemerken, daß ein Schadenszauber aufgehoben wird entweder durch einen anderen Zauberer und durch einen anderen Schadenszauber. [Eine andere Möglichkeit besteht darin, daß der Schadenszauber] zwar nicht durch einen Zauberer, wohl aber durch schadenszauberische Riten und unerlaubte Riten [aufgehoben wird], und dies wiederum in zweifacher Weise: weil [es] entweder durch unerlaubte und zugleich eitle Riten oder durch eitle, aber nicht unerlaubte Riten [erfolgt]. Das erste419 Mittel ist gänzlich unerlaubt, sowohl seitens des Urhebers als auch seitens des Mittels selbst. Wenn es auch in zweifacher Weise geschieht, entweder mit Schädigung dessen, der den Schadenszauber verübt hat, oder ohne Schädigung, so geschieht es doch mittels schadenszauberischer und unerlaubter Riten. Und dann wird es unter die zweite Weise gefaßt, wo nämlich ein Schadenszauber nicht durch einen anderen Zauberer aufgehoben wird, sondern durch schadenszauberische und unerlaubte Riten. Und dann wird es wiederum für unerlaubt erachtet, wenn auch nicht so wie das erste. Daher können wir summarisch sagen, daß durch dreierlei und auf dreifache Weise ein Mittel zu einem unerlaubten gemacht
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4.414 [II/2] Es folgt die zweite Hauptfrage dieses zweiten Hexenhammer, 517
wird; [1.] wenn nämlich [der Schadenszauber] durch einen anderen Zauberer oder andere Schadenszauber, d.h. durch die Kraft irgendeines Dämons, aufgehoben wird. [2.] Zweitens, wenn [der Zauber] nicht durch einen Zauberer, sondern, durch eine ehrbare Personen aufgehoben wird, und zwar so, daß durch abergläubische Mittel der Schadenszauber, der bei der einen Personen weggenommen wird, einer anderen zugefügt wird: und dies ist wiederum unerlaubt. [3.] Drittens, wenn er aufgehoben wird, ohne daß er einem anderen zugefügt wird, er sich dabei doch der ausdrücklichen oder stillschweigenden Anrufung der Dämonen bedient, die dann wiederum unerlaubt ist. Und entsprechend dieser Weise wird von den Theologen gesagt, man solle lieber den Tod wählen, als in solche [Mittel] einzuwilligen. Auf die anderen beiden letzten Arten aber, einen Schadenszauber aufzuheben, kann nach den Kanonisten entweder erlaubt oder nicht eitel sein und kann geduldet werden, wenn die zuvor versuchten Mittel der Kirche, als da sind: die Exorzismen der Kirche, der angeflehte Beistand der Heiligen und die wahre Buße, nicht gewirkt haben. Damit man ein klareres Verständnis von den einzelnen Dingen gewinne, sollen einige Geschehnisse und Taten berichtet werden, die wir gefunden haben. In Rom war zur Zeit des Papstes Nikolaus420 ein Bischof aus den deutschen Landen – dessen Namen
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4.415 [II/2] Es folgt die zweite Hauptfrage dieses zweiten Hexenhammer, 517
zu verheimlichen das Gebot der Nächstenliebe erfordert, wiewohl er bereits verstorben ist – angekommen, um bestimmte Geschäfte zu erledigen. Er verliebte sich in eine junge Frau; und da er angeordnet hatte, sie mit zwei Dienern, den übrigen Besitztümern und den Kleinodien in seine Diözese zu senden [77vb], begann die junge Frau, aus weiblicher Habgier wegen der kostbaren Kleinodien verblendet, sich einen Weg auszudenken, daß er [der Bischof] während der Reise durch Schadenszauber stürbe. Und schon hatte sie die Kleinodien in ihrer Verwahrung. Und siehe, in der folgenden Nacht erkrankte der Bischof plötzlich und wurde von den Ärzten darauf untersucht, ob er nicht vielleicht vergiftet worden sei, [was] auch von den Dienern besorgt erwogen [wurde]. Denn eine so ungeheure Hitze war in seiner Brust, daß er nur durch beständiges Gurgeln mit kaltem Wasser wieder zu sich gebracht werden konnte. Am dritten Tag, als man schon keine Hoffnung mehr hatte, daß er am Leben bliebe, verlangte eine alte Frau dringend Zutritt zum Bischof und eröffnete, sie sei seiner Gesundheit halber gekommen. Sie trat also ein, sprach den Bischof an und versprach, ihm Gesundheit, wenn er nur ihre Ratschläge gutheißen würde. Als der Bischof fragte, womit er denn zur Wiederlangung der Gesundheit, die er aufs sehnlichste wünschte, einverstanden sein sollte, antwortete die alte Frau: »Siehe, diese Krankheit
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4.416 [II/2] Es folgt die zweite Hauptfrage dieses zweiten Hexenhammer, 518
ist Euch durch einen Schadenszauber zugestoßen, und Ihr werdet nur durch einen anderen Schadenszauber befreit werden können, dadurch nämlich, daß die Hexe selbst, die ihn Euch angetan hat, stirbt und von eben dieser Eurer Krankheit befallen wird.« Als der erstaunte Bischof merkte, daß er auf andere Weise nicht befreit werden könnte, beschloß er, da er doch nichts unbedacht tun wollte, den Papst durch eine Bittschrift zu befragen. Der Pontifex aber, der ihm innigst zugetan war und erfahren hatte, daß er nur durch den Tod der Hexe befreit werden könne, gab seine Zustimmung, daß unter zwei Übeln das kleinere zugelassen werde; und daraufhin unterzeichnete er die Bittschrift. Deswegen wurde die alte Frau erneut herbeigeholt, und er [der Bischof] setzte ihr auseinander, daß sowohl er selbst als auch der höchste Pontifex den Tod der Hexe guthießen, wenn er nur der alten Gesundheit wieder teilhaftig würde. Und so entfernte sich die alte Frau und versprach, er werde in der folgenden Nacht befreit werden. Und siehe, als er um Mitternacht gefühlt hatte, daß er gesund und von aller Krankheit befreit war, schickte er einen Boten und forschte, was denn mit der jungen Frau sei. Und siehe, da war eine, die versicherte, sie sei plötzlich um Mitternacht an der Seite der Mutter erkrankt. Hierbei wurde zu verstehen gegeben, daß zu derselben Stunde und [im selben] Augenblick die Krankheit den Bi-
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4.417 [II/2] Es folgt die zweite Hauptfrage dieses zweiten Hexenhammer, 519
schof verließ und die junge Hexe, vermittelt durch eine andere Hexe, nämlich die alte Frau, befiel. Und so schien der böse Geist, indem er von der Schädigung des Bischofs abließ, ihm mittelbar die Gesundheit wiederzugeben [78ra], während er jedoch eigentlich nicht die Gesundheit zukommen ließ. Jedoch hatte er sie mit Zulassung Gottes angreifen können; und wegen des mit der anderen Hexe eingegangenen Paktes, die die andere um ihr Glück beneidete, hatte der Dämon selbst die Meisterin, die junge Frau, zu infizieren. Und man kann wohl annehmen, daß jene beiden Schadenszauber nicht durch einen einzigen Dämon, der beiden Personen diente, sondern von zwei Dämonen, die beiden Hexen dienten, zugefügt worden sind. Und dabei sind die Dämonen einander nicht im Wege, indem sie immer zur Vernichtung der Seelen, die sie auf das höchste und einmütig erstreben, jeder das Seine ausführen. Als sich nun der Bischof aus gebotener Liebe vornahm, sie zu besuchen und ihre Kammer betrat, wurde er mit schauderhaften Verwünschungen empfangen, indem sie ausrief: »Du samt deiner [Helferin], die dich solche Dinge gelehrt und dich befreit hat, ihr sollt in Ewigkeit verflucht sein!« Als der Bischof versuchte, ihren Sinn zur Buße zu erweichen, und [sagte, daß] er ihr jede Widerwärtigkeit verziehen habe, wandte sie ihr Gesicht ab und rief: »Hinaus, Verfluchter! Hier ist keine Hoffnung auf
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4.418 [II/2] Es folgt die zweite Hauptfrage dieses zweiten Hexenhammer, 519
Vergebung, sondern ich befehle meine Seele allen Dämonen.« Und sie starb elendiglich, und der Bischof kehrte mit Freuden nach Hause zurück. Hier ist noch zu bemerken, daß die Befreiung durch den Papst in diesem Fall nicht begründet, daß es so allen freisteht, weil das Privileg für einen Einzelnen kein allgemeines Gesetz bildet. Mit Bezug auf ebendasselbe sagt Nider in seinem Formicarius421 nämlich: »Die Art, einen Schadenszauber aufzuheben oder sich am Zauberer zu rächen, wird bisweilen in folgender Weise vorgenommen: Es kam nämlich ein an sich oder seinen [Gütern] Geschädigter zu einer Hexe, begierig den Übeltäter zu erfahren, dann goß die Hexe mehr als einmal flüssiges Blei ins Wasser, bis durch das Werk des Dämons an dem Blei ein Gebilde sichtbar wurde. Wenn die Hexe dies erblickt hatte, fragte die Hexe den Nachforschenden: ›An welchem Teil willst du, daß dein Zauberer geschädigt werde, um ihn an eben dieser Wunde zu erkennen?« Wenn er eine Stelle wählte, brachte die Hexe sogleich an dem Teil des Gebildes, welches im Blei erschien, einen Schnitt oder eine Wunde mit einem Messer an und bezeichnete den Ort, wo er [der Dämon] den Schuldigen finden würde. Den Namen jedoch offenbarte sie keinesfalls. Aber wie die Erfahrung bezeugt, fand es sich, daß der Zauberer durchweg so verletzt wurde, wie es sein bleiernes Bildnis
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4.419 [II/2] Es folgt die zweite Hauptfrage dieses zweiten Hexenhammer, 520
zeigte.« Diese Mittel und ähnliche, sage ich, gelten durchaus für unerlaubt, wiewohl die menschliche Schwäche, in der Hoffnung von Gott Verzeihung zu erhalten, sich häufiger in diese verstrickt, indem sie mehr für die Gesundheit des Körpers sorgt als [78rb] für die der Seele. Nun das zweite Mittel. Was bezüglich der Zauberer und Hexen zu tun sei, die Schäden aufgrund eines ausdrücklichen, mit dem Dämon eingegangenen Pakt, ohne Schädigung einer Person beheben, und wie sie erkannt werden, das wird unten in der sechzehnten Art422, das Urteil zu fällen, verdeutlicht. Diese existieren nämlich sehr zahlreich, und es finden sich immer innerhalb einer oder zweier deutscher Meilen423 welche in diesem Gebiet, die offenbar heilen, was auch immer andere Hexen schädigen. Manche [bewirken] diese Heilungen schlechthin jederzeit; andere rühmen sich, durch Schadenszauber Verletzte nur vom letzten Quatember424 an zu heilen; wieder andere können nur mit Zustimmung der Hexe heilen, die den Schadenszauber zugefügt hat. Und dies merken sie aufgrund des ausdrücklichen, mit dem Dämon eingegangenen Paktes; darum [geschieht es] daß sie jenen, die zwecks Wiedererlangung der Gesundheit zu ihnen kommen, verborgene Dinge zu offenbaren pflegen. Denn sie offenbaren ihnen sofort die Gründe ihres Unglücks, indem sie sagen, sie seien wegen der
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4.420 [II/2] Es folgt die zweite Hauptfrage dieses zweiten Hexenhammer, 521
mit der Nachbarin oder einer anderen Frau oder mit einem Mann ausgetragenen Zänkereien oder Streitigkeiten an sich oder ihren Gütern [durch den Schadenszauber] verletzt worden. Zur Verbergung ihrer Schandtaten legen sie bisweilen auch Wallfahrten oder andere fromme Werke auf. Diese zur Wiedererlangung der Gesundheit anzugehen, ist freilich um so gefährlicher, als sie sich in höherem Maß zur Schmach für den Glauben vergehen als die, welche bloß aufgrund eines schweigenden Paktes zu heilen scheinen. Während diese [die Besucher der Hexe] nämlich auf der einen Seite die körperliche Gesundheit Gott voranstellen, verkürzen sie sich selbst zur Rache für [ihr] Verbrechen das Leben, indem Gott sie tötet. So nämlich wütete die göttliche Rache gegen Saul, da er erst die Magier und arioli vertrieben hatte [und] später [bei ihnen] um Rat nachsuchte, weshalb auch er im Krieg mit den Söhnen getötet wurde, 1 Reg. 28425. Die Schuld wird auch behandelt in 1 parap. 10426: deshalb mußte auch der kranke Ochozias sterben, 4 Re. 1427. Solche Besucher von Hexen sind auch übel beleumundet, weshalb sie auch nicht als Kläger zugelassen werden dürfen, 2 q. 8 quisquis nec428. Desgleichen sollen solche nach den Gesetzen mit der Todesstrafe gestraft werden, wie in der ersten Frage des Werkes429 behandelt worden ist. Aber ach, Herr Gott, da alle deine Ratschlüsse ge-
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4.421 [II/2] Es folgt die zweite Hauptfrage dieses zweiten Hexenhammer, 521
recht sind, wer wird dann die armen Behexten befreien, die in fortwährenden Schmerzen jammern? Da unsere Sünden es so verlangen, ist der Feind allzu mächtig geworden: wo sind sie, die mit erlaubten Exorzismen jene Werke des Teufels zu lösen vermöchten? Also scheint allein das Mittel übrig zu sein [78va], daß die Richter die Angriffe [der Hexen] wenigstens zügeln, indem sie die Verursacherinnen mit verschiedenen Strafen geißeln, weshalb auch den Kranken die Möglichkeit, die Hexen zu konsultieren, beschnitten wird. Aber ach, niemand begreift es mit seinem Herzen, indem alle suchen, was ihrer und nicht was Jesu Christi ist. Die oben erwähnte Hexe in Richshoffen430 wurde in solchem Ausmaß von einheimischen Behexten zur Wiedererlangung der Gesundheit konsultiert, daß der Burggraf in der Weise daraus Zolleinkünfte431 ziehen wollte, daß jeder an sich selbst oder an seinen Gütern Behexte am Toreingang einen Groschen zu zahlen hatte, wodurch er, wie er versicherte, große Einnahmen erzielte. Auch haben wir aus Erfahrung gelernt, daß es mehrere solche in der Diözese Konstanz gibt, nicht weil gerade diese gegenüber anderen Diözesen [mehr] angesteckt sei – denn diese Art des Unglaubens schleicht durch alle Diözesen und hat offenbar leider die ganze Welt angesteckt –, sondern weil gerade
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4.422 [II/2] Es folgt die zweite Hauptfrage dieses zweiten Hexenhammer, 522
diese Diözese mehr untersucht worden ist. Da ist ein Mann mit Namen Hengst432 gefunden worden, der täglich großen Zulauf von armen Behexten hat. Wir haben es mit unseren eigenen Augen in dem Dorf Eningen433 gesehen. Nicht einmal die Wallfahrtsorte der seligsten Jungfrau in Aachen434 oder in Einsiedeln435 haben so großen Zulauf von Armen wie dieser abergläubische Mensch. Zur kältesten Winterzeit, wenn wegen der Schneemassen jede königliche bzw. öffentliche Straße gesperrt wird, wird er aus bis zu zwei oder drei Meilen Entfernung, obwohl es für die Menschen sehr beschwerlich ist, besucht, wobei einige Mittel bekommen, andere aber nicht, wie ich [auch] glaube, weil wegen verschiedener Hindernisse, wie oben behandelt, nicht alle Schadenszauber gleichermaßen behoben werden können. Und zwar lösen diese die Schadenszauber unter ausdrücklicher Anrufung der Dämonen nach dem zweiten unerlaubten Mittel, jedoch nicht so wie das erste436. Das dritte437 Mittel aber [ist das], welches unter bestimmten abergläubischen Zeremonien ausgeübt wird. Jedoch wird es nicht zum Schaden einer Person noch durch offenkundige Zauberer betrieben, [sondern] wie die Erfahrung bezeugt, auf folgende Weise: In der Stadt Speyer legte ein Kaufmann dar438, daß ihm folgender Fall zugestoßen sei: »Als ich mich«, sagte er, »im Schwabenland in einer Adelsburg439
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4.423 [II/2] Es folgt die zweite Hauptfrage dieses zweiten Hexenhammer, 523
aufhielt und eines Tages [78vb] nach dem Frühstück in Begleitung zweier Bedienter, um mich zu entspannen440, über eine Wiese schritt, kam [uns] eine Frau entgegen; und als sie noch weit entfernt ging und von den beiden Dienern erkannt wurde, sagte einer von ihnen: ›Schütze dich schnell mit dem Zeichen des Kreuzes!‹ und ähnlich wurde auch der andere auf der anderen Seite dazu ermahnt. Als ich aber nach dem Grund dieser Furcht fragte, antworteten sie: ›Siehe, die schlimmste Hexe der ganzen Provinz kommt uns jetzt entgegen. Sie kann die Menschen durch den bloßen Blick zu verhexen.« Da wurde ich ärgerlich und prahlte, daß ich solche niemals gefürchtet hätte. Doch kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, da fühlte ich, daß ich schwer am linken Fuß verletzt war, so daß ich den Fuß ohne heftigen Schmerz nicht vom Fleck bewegen und keinen Schritt mehr tun konnte, weshalb auch die anderen durch einen Boten schleunigst für mich ein Pferd aus der Burg kommen ließen und mich dorthin zurückbrachten. Als aber drei Tage hindurch die Schmerzen zunahmen, gingen die besagten Bewohner, welche begriffen, daß mir ein Schadenszauber angetan worden war, eine Wegstrecke von einer Meile zu einem bestimmten Bauern und erzählten ihm von dem Fall. Von diesem wußten sie, daß er durch eine Kunst Schadenszauber aufheben [konnte]. Er eilte herbei, besah den Fuß und sagte: ›Ich will
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4.424 [II/2] Es folgt die zweite Hauptfrage dieses zweiten Hexenhammer, 524
ein Experiment anstellen, ob es Euch infolge eines natürlichen Gebrechens zugestoßen ist. Und wenn es Euch infolge eines Schadenszaubers getroffen hat, werde ich Euch mit Gottes Beistand kurieren; wenn nicht, können wir mit natürlichen Mitteln vorgehen.‹ – Ich aber sagte: ›Wenn ich ohne Aberglauben mit dem Beistand Gottes kuriert werden kann, werde ich es gerne annehmen, da ich mit dem Dämon nichts gemein haben will und auch seine Hilfe nicht mag.‹ In demselben Sinne antwortete auch der Bauer: er wolle nur erlaubte Mittel anwenden, und zwar mit dem Beistand Gottes und so heilen, wenn er nur erst erfahren hätte, daß mir dies durch einen Schadenszauber zugestoßen sei. Beidem stimmte ich zu. Da machte er, wie es oben von der anderen Hexe erwähnt worden ist441, Blei in einem eisernen Löffel flüssig, hielt es über den Fuß und goß es in eine Schüssel voll Wasser. Und plötzlich quollen die Gebilde verschiedener Gegenstände hervor, als wenn Dornen oder Haare oder Knochen und ähnliches hineingetan worden wären. ›Nun‹, sagte er, ›sehe ich, daß Euch diese Krankheit nicht infolge eines natürlichen Gebrechens, sondern infolge eines Schadenszaubers zugestoßen ist.‹ Als ich aber fragte, wie er solches aus [79ra] flüssigem Blei wissen könnte, sagte er: ›Seht, es gibt sieben Metalle, entsprechend den sieben Planeten, und weil Saturn über das Blei gebietet, so ist dessen Eigenschaft, daß,
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4.425 [II/2] Es folgt die zweite Hauptfrage dieses zweiten Hexenhammer, 524
wenn Blei über einen Schadenszauber gegossen wird, es durch seinen Einfluß den Schadenszauber anzeigt. Und es ist gut gewesen, daß wir schnell ein [Erkennungs]mittel angewendet haben. Nun habe ich Euch so viele Tage zu besuchen, wie ihr unter dem Schadenszauber zugebracht habt.‹ Auf die Frage, wie viele Tage vergangen seien, bekannte ich, daß es schon drei Tage seien. Daher besuchte er mich drei Tage lang, und indem er bloß den Fuß besah und berührte und alle Worte bei sich herbetete, trieb er den Schadenszauber aus und gab mir die volle Gesundheit wieder.« Diese Weise kennzeichnet denjenigen, der sie anwandte, sicherlich nicht als Zauberer, [und das Vorgehen nicht als] ein abergläubisches Vorgehen, und zwar deshalb, weil er mit Hilfe Gottes und nicht durch das Werk des Teufels die Gesundheit versprach und den Einfluß des Saturn auf das Blei heranzog, der gleichsam aus seinem Regiment heraus begründet ist. Daher steht er untadelig da und war vielmehr zu empfehlen. Aber durch welche Kraft er den Schadenszauber austrieb und die Abbilder von Gegenständen im Blei erzeugte, bleibt zweifelhaft. Denn da ein Schadenszauber durch keine natürliche Kraft beseitigt werden kann, mag sie auch dadurch gemildert werden können, wie sich weiter unten442 bezüglich der Mittel für Besessene zeigen wird, so scheint jener dies vielmehr durch einen zumindest stillschweigend mit
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4.426 [II/2] Es folgt die zweite Hauptfrage dieses zweiten Hexenhammer, 525
dem Dämon eingegangenen Pakt ausgeführt zu haben. Und zwar nennt man es so, wenn der Ausführende zumindest stillschweigend in den Beistand des Teufels einwilligt, auf welche Weise unzählige abergläubische Werke ausgeführt werden, wenn auch unterschiedlich bezüglich der Verhöhnung Gottes, da in dem einen Werk seine Verhöhnung größer ist als in dem anderen. Darin nämlich, daß jener [Bauer] bezüglich der Wiederherstellung der Gesundheit sicher war, und darin, daß er an so vielen Tagen, wie [der Behexte] in der Krankheit zugebracht hatte, ihn besuchen mußte und keine natürlichen Arzneien benutzte und den Kranken doch, seinem Versprechen gemäß, die Gesundheit wiedergab, wird er nicht so sehr für verdächtig, sondern vielmehr für offen ertappt beurteilt, wenn auch nicht wegen eines ausdrücklichen, mit dem Dämon eingegangenen Pakts. Und er wird gleichsam als ein [mittels des Pakts] Verbundener gehalten und zumindest doch mit den unten in der zweiten Weise, das Urteil zu fällen, enthaltenen Strafen bestraft werden, mit feierlicher Abschwörung, wenn ihn nicht die Gesetze, die offenbar das Entgegengesetzte fordern, begünstigen würden. Was in diesem Fall durch den Bischof [79rb] zu tun sei, wird sich später443 bei der Lösung der Argumente ergeben. Das vierte Mittel aber ist zu dulden, und zwar behaupten dies wenigstens die Kanonisten mit bestimm-
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4.427 [II/2] Es folgt die zweite Hauptfrage dieses zweiten Hexenhammer, 526
ten Theologen. Es heißt nur eitel, und zwar im strengen Sinne, weil es nämlich nur abergläubisch ist, und nach der Absicht und dem Vorsatz des Ausführenden nicht aufgrund eines ausdrücklichen und stillschweigenden Paktes ausgeführt wird. Und ich sage, daß, wenn man vielleicht auch das dritte Mittel diesem vierten an die Seite stellen möchte, es uns zumindest besser erscheint, ihrer Zulassung nachzugeben, als zu Streitigkeiten den Anstoß zu geben. Dieses eitle Mittel nun ist weiter oben444 mit dem Beispiel von den Frauen veranschaulicht worden, welche auf einen über dem Feuer aufgestellten Melkeimer445 zu dem Zwekke einschlagen, daß die Hexe, welche die Kuh des Milchgebens beraubt hat, Schläge bekomme, mögen sie derlei vielleicht auch im Namen des Teufels zu tun haben oder vielleicht ohne dessen genaue Erläuterung. Eben hierher können auch andere ihrer Taten gestellt werden. Denn wenn sie bisweilen auf diese Weise geschädigte Kühe auf die Weide schicken wollen und auch die Hexe selbst ausfindig zu machen suchen, legen sie der Kuh die Beinkleider des Mannes oder etwas Unsauberes auf den Kopf oder Rücken, und zwar besonders an festlichen, heiligeren Tagen, und treiben sie aus, indem sie sie mit dem Stock, vielleicht wieder mit demselben Spruch wie oben, schlagen. Dann eilt die Kuh graden Laufes zum Haus der Hexe, schlägt die Hörner gegen deren Tür und stößt
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4.428 [II/2] Es folgt die zweite Hauptfrage dieses zweiten Hexenhammer, 526
unter lautem Gebrüll fortwährend zu; und zwar tut dies durchaus der Teufel in der Kuh so lange, bis er durch andere Schadenszauber zur Ruhe gebracht wird. In Wirklichkeit sind solche Dinge, auch wenn es nach den genannten Gelehrten zu dulden ist, denn doch nicht ein verdienstliches [Werk], wie manche zu behaupten versuchen. Da wir nämlich nach dem Apostel belehrt werden, alles, was wir in Worten oder Werken tun, im Namen unseres Herrn Jesus zu tun446, so beleidigt gerade die Unbedachtheit, mit der [die betreffende Person] die Gottesfurcht hintansetzt, Gott. Er läßt daher auch dem Teufel die Macht, solches zu tun, auch wenn dabei auch keine ausdrückliche Anrufung des Dämons stattfindet oder wenigstens das Aussprechen seines Namens und dabei ferner nicht die Absicht besteht, solche Dinge durch irgendeinen stillschweigenden oder ausdrücklichen Pakt zu vollbringen, so daß er vielleicht sagt: »Ich will dies tun, mag sich der Teufel einmischen oder nicht.« Solche Leute sind daher zur Buße anzuhalten, damit sie [79va] lieber davon abstehen und zu den unten aufgeschriebenen und z.T. auch oben schon behandelten Mitteln, in Form nämlich [des Gebrauchs] von Weihwasser, Exorzismus-Salz etc. greifen. In ähnlicher Weise sind diejenigen zu beurteilen, welche, wenn ihnen ein Haustier durch einen Schadenszauber zugrunde geht und sie den Zauberer aus-
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4.429 [II/2] Es folgt die zweite Hauptfrage dieses zweiten Hexenhammer, 527
findig machen wollen, oder auch, ob es infolge natürlichen Defekts oder durch Schadenszauber zugegangen ist, zu den Orten eilen, an denen die Tierkadaver abgedeckt werden und die Eingeweide eines Kadavers über den Erdboden hinweg bis zum Haus schleppen, aber nicht durch die Tür ins Haus, über die Schwelle, ziehen, sondern unter der Schwelle weg zur Küche des Hauses. Und nachdem sie Feuer gemacht haben, legen sie die Eingeweide auf den Rost, und, wie wir durch die Aussage solcher, die es ausführen, erfahren haben, so wie dann die Eingeweide heiß werden und brennen, werden die Eingeweide der Hexe von Hitze und Schmerzen gepeinigt. Es achten daher jene Kundschafter darauf, daß die Haustür bestens versperrt ist, weil die Hexe vor Schmerzen zum Eingang eilen wird. Und wenn sie Einlaß findet, nimmt sie eine Kohle vom Feuer weg, und dann ist jede Pein verscheucht. Wir haben öfter in Erfahrung gebracht, daß, wenn sie keinen Einlaß finden konnten, sie dann das Haus innen und außen mit dichtester Finsternis umgaben, unter so grausiger Bewegung [der Luft] und solchem Getöse, daß alle schließlich meinten, das Haus müsse einstürzen und sie umkommen, wenn sie die Tür nicht öffneten. Eben darauf werden auch bestimmte Experimente zurückgeführt. Manche Leute nämlich, die aus der Menge der in der Kirche weilenden Frauen die als
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4.430 [II/2] Es folgt die zweite Hauptfrage dieses zweiten Hexenhammer, 527
Hexen herausfinden wollen, die gerade ohne ihre Zustimmung nach Beendigung des Gottesdienstes nicht aus der Kirche hinausgehen können, warten mit folgendem Experiment auf: Am Sonntag salben sie die Halbschuhe junger Männer mit Schmiere und Schweinefett, wie es Sitte ist zur Haltbarmachung [des Leders]. Und wenn sie so die Kirche betreten, werden die Hexen so lange aus der Kirche nicht heraus können, bis die Kundschafter entweder selbst hinausgehen oder jenen die Erlaubnis hinauszugehen einräumen, unter dem Ausspruch wie oben. Ähnliches geschieht auch mittels bestimmter Worte, weiche herauszustreichen nicht förderlich ist, damit niemand durch den Teufel verführt werde. Denn auch die Richter und Vorsitzenden dürfen diesen keine untrügliche Glaubwürdigkeit oder hohe Meinung beimessen, es müßte denn eine solche Person anderswo schon übel beleumundet sein: indem unter einem solchen Vorwand jener Tausendkünstler auch Unschuldige in üblen Ruf bringen könnte. Daher sollte man die Leute besser von solchen Versuchen abbringen und [ihnen] heilsamen Bußen auferlegen, mögen sie auch bisweilen unterbleiben. Dadurch ergibt sich die Antwort [79vb] auf die Argumente, welche zum Schluß kommen, daß Schadenszauber nicht behoben werden dürfen: sie auf die ersten beiden Arten zu beheben ist durchweg unerlaubt;
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4.431 [II/2] Es folgt die zweite Hauptfrage dieses zweiten Hexenhammer, 528
das dritte Mittel mag zwar nach den Rechten geduldet werden, doch muß der kirchliche Richter darauf nicht geringe Obacht haben. Denn daß die [weltlichen] Gesetze es zu erlauben scheinen, ergibt sich aus c. de maleficis 1. eorum447, wo folgendes steht: »Andere aber, welche das tun, damit nicht die Anstrengungen der Menschen durch Wind- und Hagelschlag zunichte werden, verdienen nicht Strafe, sondern Belohnung.« Und Antoninus führt in der Summa448 über die Gesetze, in denen kanonisches und bürgerliches Recht auseinandergehen, ebendasselbe an. Danach scheinen die Gesetze zu erlauben, daß man bestimmte Leute, die zur Erhaltung der Früchte und der Haustiere derartige Dinge praktizieren, nicht nur dulden, sondern sogar belohnen könne. Es wird also dem kirchlichen Richter zukommen, darauf zu achten, ob [der Betreffende] im Sinne des Gesetzes gegen Hagel und damit gegen die normalen Luftverhältnisse mit, wie sich weiter unten449 ergeben wird, erlaubten Mitteln oder mit abergläubischen vorgeht; und dann, wenn sich daraus kein Ärgernis für die Kirche ergibt, wird er ihn auch dulden [können]. Aber tatsächlich wird dies nicht nach der dritten Weise, sondern [nur] nach der vierten und fünften Weise sein, wovon im Folgenden zu handeln sein wird, nämlich über die kirchlichen und erlaubten Mittel, unter gelegentlicher Behandlung der abergläubischen, die zur vierten Weise gehören;
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4.432 [II/2] Es folgt die zweite Hauptfrage dieses zweiten Hexenhammer, 528
und zwar [geschieht dies] in den folgenden Kapiteln.
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4.433
[II/2,1] Kapitel 1
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[II/2,1] Kirchliches Mittel gegen Inkubus- und Sukkubus-Dämonen. Kapitel 1 Nun sind aber in den vorhergehenden Kapiteln der ersten Frage: über die Weise, Menschen, Haustiere und Früchte des Landes zu behexen, vorerst jene [Praktiken] behandelt worden, die die Hexen selbst für sich praktizieren: wie sie nämlich unschuldige Jungfrauen zur Mehrung ihrer Ruchlosigkeit anlocken; auch welches die Weise sei, sich anzubieten und die Huldigung zu leisten, auch wie sie die eigenen oder fremden Kinder den Dämonen entbieten und auf welche Weise sie örtlich ausfahren. Dieses und ähnliches zu heilen, sage ich, ist nur möglich, wenn sie von ihren Richtern aus dem Wege geschafft oder zumindest zum abschreckenden Beispiel für alle Künftigen bestraft werden [80ra]. Deswegen werden derartige Mittel nicht jetzt, sondern im letzten Teil des Werkes gehandelt werden, wo die zwanzig450 Formen, gegen und über die Hexen als Personen zu prozessieren und das Urteil zu fällen, vorgeführt werden. Für jetzt jedoch ist es nötig, sich über die Mittel gegen ihre schadenszauberischen Wirkungen auszulassen; und zwar erstens, wie behexte Menschen geheilt werden, dann, wie die Tiere und endlich wie die Früchte des Landes geschützt werden. Bezüglich der Menschen aber, die
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4.434
[II/2,1] Kapitel 1
Hexenhammer, 530
seitens Inkubus- und Sukkubus-Dämonen behext sind, [ist zu sagen, daß es] diese [Behexung] in dreierlei Formen gibt: diejenigen, welche sich freiwillig den Inkubus-Dämonen unterwerfen451, wie es die Hexen tun; weil man bezüglich der Sukkubi bei Männern eine freiwillige Ausführung nicht in dem Maße findet, da sie infolge der natürlichen Kraft der Vernunft, um welche die Männer die Frauen übertreffen, vor solchen Dingen mehr zurückschrecken. [Zweitens] auch diejenigen, welche von den Zauberern und Hexen mit den Inkubi und Sukkubi gegen ihren Willen verbandelt werden; und die dritte Art ist die, zu welcher besonders gewisse Jungfrauen [gehören], die gänzlich gegen ihren Willen von den Inkubus-Dämonen angefochten werden. Von diesen nimmt man auch häufig an, daß sie auf diese Weise von Zauberern und Hexen behext werden, daß nämlich die Dämonen auf Betreiben der Hexen, so wie sie sehr häufig auch andere Krankheiten anzutun pflegen, sich so gegenüber jenen Personen zu Inkubi zu machen haben um sie so zu ihrer Ruchlosigkeit zu verlocken. Geben wir Beispiele! In der Stadt Koblenz452 ist ein armer Mann in der Weise behext, daß er im Beisein der Ehefrau den ganzen fleischlichen Akt, wie ihn die Männer mit den Frauen auszuführen pflegen, zu wiederholten Malen für sich allein ausübt und davon auch auf das Drän-
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4.435
[II/2,1] Kapitel 1
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gen und, Jammern seiner Frau hin nicht abgebracht werden kann, so daß er nach Vollendung eines oder dreier Akte ausstößt: »Wir wollen wieder von vorn anfangen!«, während man doch keine Person von körperlicher Gestalt sich ihm hingeben sieht; und es geschieht, daß jener Arme nach täglichen derartigen Peinigungen auf die Erde stürzt und aller Kräfte beraubt wird. Fragt man ihn nach Wiedererlangung einiger Kräfte, auf welche Weise und wieso ihm dies zustößt und ob er denn eine Person habe, die sich ihm hingebe, pflegt er zu antworten: »Ich sehe nichts.« Er sei aber so des Sinnes beraubt, daß er durchaus nicht imstande sei, davon abzustehen453. Und es gilt bezüglich dieses Schadenszaubers eine Frau für sehr verdächtig, es ihm angetan zu haben, weil sie jenem Armen durch schmähliche Worte gedroht hat, daß sie es ihm wegen einer ihr bereiteten Mißfälligkeit persönlich heimzahlen wolle [80rb]. Aber es sind keine Gesetze und Vollstrecker der Gerechtigkeit da, die wenigstens auf üblen Leumund und schweren Verdacht hin zur Sühne eines so großen Verbrechens schreiten: da sie glauben, niemand dürfe verurteilt werden, außer er würde durch eigenes Geständnis oder gesetzmäßige Gestellung dreier Zeugen überführt; als wenn die Indizien der Tat oder die Offenkundigkeit aufgrund schwerer oder heftiger Verdachtsmomente nicht zur Bestrafung ausreichten!
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Doch die Arten, das Urteil zu fällen, werden weiter unten454 wie angekündigt klargestellt werden. Über die zweite Weise zu berichten, wonach selbst zu unseren Zeiten Mädchen von Inkubus-Dämonen belästigt werden, würde gar zu weitläufig sein, da glaubhafte Geschichten darüber vorliegen. Aber mit welch großer Schwierigkeit solches geheilt werden kann, kann man dem entnehmen, was Thomas Brabantinus gegen Ende seines Werkes de apibus455 von einem [Mädchen] in dieser Weise berichtet: »Ich habe«, sagt er, »eine Jungfrau in der Beichte gehört und im frommen Ordensgewand gesehen, die erst sagte, sie habe niemals in den Beischlaf eingewilligt. Dadurch gibt sie jedoch zu verstehen, daß sie fleischlichen Umgang hatte. Da ich es aber nicht glauben wollte, setzte ich ihr mit Argumenten und harten Drohungen zu, bei Gefahr ihrer Seele [die Wahrheit zu sagen]: endlich gestand sie unter Tränen, sie sei eher im Geist als am Leibe verdorben worden. Und da sie danach gleichsam zu Tode betrübt war und jeden Tag unter Tränen beichtete, konnte sie doch nicht durch Klugheit, Eifer oder Kunst vom Dämon, dem Inkubus, befreit werden; auch nicht durch das Zeichen des Kreuzes, noch durch Weihwasser, was doch besonders zur Verscheuchung der Dämonen verordnet wird, und auch nicht durch das Sakrament des Leibes Christi, das selbst den Engeln Schreck einflößt; bis nach
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[II/2,1] Kapitel 1
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vielen Jahren [der Dämon] durch fromme Gebets- und Fastenübungen vertrieben wurde. Und es ist glaubhaft – vorbehaltlich besseren Urteils – daß, nachdem sie im Schmerz über ihre Sünde gebeichtet hatte, der Beischlaf mit dem Dämon für sie vielmehr die Strafe für die Schuld als [selbst] eine Schuld war.« Als sich diese in der Pfingst-Vigilie bei der frommen Nonne Christina456 im Tal der Herzogin von Brabant, die mir457 dies erzählt hat, beklagte, daß sie wegen der lästigen Anfechtung durch den Dämon nicht wagte, die Kommunion zu empfangen, sagte ihr Christina voll Mitgefühl: »Geh hin und schlafe sorglos, morgen wirst du teilhaben am Leib des Herrn; denn ich werde deine Strafe auf mich nehmen.« Jene entfernte sich froh, schlief in Frieden, erhob sich am Morgen nach der Nacht zum Gebet [und] nahm in aller Ruhe die Sakramente. Christina aber, die die auf sich genommene Strafe nicht für eine schwere hielt, hörte am Abend, als sie sich zur Ruhe begab, auf ihrem Lager [80va] jemanden, der sich wie ein Ferkel hin und her bewegte. Und nicht argwöhnend, daß es ein Dämon sei, ergriff sie einen Spinnrocken und zu verscheuchen, was auch immer es sei. Sie legte sich wieder hin, erhob sich aber voller Angst, da sie gepeinigt wurde. Und so mehrere Male. Endlich merkte sie und sah es an den fast [völlig] zerwühlten Decken, daß sie von der Nichtswürdigkeit eines Dämons bedrängt
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4.438
[II/2,1] Kapitel 1
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wurde. Sie verließ also das Bett, brachte die Nacht schlaflos zu und wollte beten, wurde [aber] durch einen Angriff des Dämons gepeinigt und hatte, wie sie sagte, niemals derartiges mitgemacht. Daher sagte sie am Morgen zu der erwähnten Frau: ›Ich verzichte, ich verzichte auf deine Strafe, und ich bin kaum ohne Gefährdung des Lebens der Gewalttätigkeit des schlimmsten Versuchers entgangene.‹« Daraus kann man ermessen, daß es schwer ist, derlei zu heilen, mag es einem mit Schadenszauber oder ohne zustoßen. Es gibt jedoch noch einige Dinge, durch die die Dämonen vielleicht in die Flucht geschlagen werden, wovon auch Nider in seinem Formicarius458 handelt. Wenn, wie es dort heißt, auf fünf Arten Mädchen und Männer befreit werden können, nämlich [1.] durch sakramentale Beichte und heilige Übung beim Schlagen des Kreuzeszeichens oder [2.] durch den Engelsgruß459, drittens durch Anwendung von Exorzismen, viertens durch gewisse Ortsveränderungen und [5.] durch vorsichtige Bannung seitens der Heiligen, von denen, wie sich aus dem oben Vorausgeschickten ergeben hat, die ersten beiden der Nonne nichts genützt haben. Sie sind aber deshalb dennoch nicht zu unterlassen: wenn es nämlich bei dem einen ein Gegenmittel ist, so folgt daraus nicht, daß es auch bei einem anderen [auch eines ist] und umgekehrt. Denn
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Geschichten berichten, daß auch Inkubi häufig durch das Vaterunser oder Besprengen mit [Weih]wasser oder auch durch den Engelsgruß vertrieben worden sind. Es berichtet nämlich Caesarius in seinem Dialog460, daß, als sich ein Priester aufgehängt hatte, seine Konkubine in das Kloster eintrat und durch einen Inkubus zur Ausschweifung gereizt wurde. Diese vertrieb ihn jedoch durch Bekreuzigen und Besprengen mit Weihwasser, auch wenn er gleich danach wiederkehrte. Wann [immer] sie auch den Engelsgruß sagte, verschwand und entwich er von dannen wie ein Pfeil, kam aber bisweilen zurück, freilich ohne zu wagen, sich an sie heranzumachen. Gleichfalls bezüglich des dritten [Wegs der Heilung] durch sakramentale Beichte, ergibt es sich eben nach demselben Caesarius, der sagt, daß die genannte Konkubine, als sie schon aufrichtig gebeichtet hatte, völlig vom Inkubus verlassen wurde. Derselbe berichtet, daß ein Mann in Lüttich461, der an einem Inkubus462 zu leiden hatte, nach Ablegung der sakramentalen Beichte völlig befreit [80vb] wurde463. Er legt außerdem ein Beispiel von einer Klausnerin464 vor465, die der Inkubus weder durch ein Gebet noch infolge sonstiger geistiger Übung verließ, wenn er deren Bett bestieg. Als sie aber auf den Rat eines frommen Mannes »Benedicite«466 sagte, verließ sie der Dämon sofort.
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4.440
[II/2,1] Kapitel 1
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Bezüglich des vierten, nämlich der Veränderung des Ortes, berichtet derselbe [Autor], daß die Tochter eines Priesters, durch einen Inkubus entehrt und vor Schmerz wahnsinnig geworden, von dem Inkubus losgelassen wurde, nachdem sie über den Rhein weit weg gebracht worden war. Aber ihr Vater, der [seine] Tochter von [ihrem Wohn]ort fortgebracht hatte, wurde vom Dämon dermaßen zugesetzt, daß er nach drei Tagen starb467. Es wird auch eine [Frau] erwähnt, die, von einem Inkubus häufig im Bett bedrängt, eine fromme Gefährtin bat, an der Stelle der Bedrängten [sich ins Bett] zu legen. Als sie das getan hatte, spürte dieselbe in der ganzen Nacht sehr schwere Anfechtungen, während die erste von da an ihre Ruhe gehabt hatte468. Es wird auch von Guilhelmus469 bemerkt, daß die Inkubi mehr solche Frauen und Mädchen zu bedrängen scheinen, die schöne Haare haben, weil derartige [Frauen] der Sorge und der Schmückung [ihrer] Haare allzu sehr obliegen; oder weil sie durch das Haar die Männer zu entflammen wünschen oder auch dies gewohnheitsmäßig tun; oder weil sie sich dessen in eitler Weise rühmen; oder weil die himmlische Güte das zuläßt, damit die Frauen abgeschreckt werden, die Männer dadurch zu entflammen, wodurch auch die Dämonen die Männer entflammt wissen wollen. Bezüglich des fünften, der Bannung, die vielleicht
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manchmal dasselbe ist wie die Exorzisation, ergibt sich Klarheit in der Legende des heiligen Bernhard470. In Aquitanien nämlich war eine Frau von einem Inkubus sechs Jahre lang unter unglaublichem Mißbrauch ihrer Begierde gepeinigt worden. Sie hörte, wie der Inkubus ihr drohte, sie solle sich dem heiligen Mann, der kommen wollte, nicht nähern. »Es wird dir nichts nützen«, sagte er, »aber wenn er sich entfernt, werde ich dein grausamster Verfolger sein, der ich [bisher] dein Liebhaber gewesen bin.« Als sie den heiligen Mann Bernhard anrief, antwortete er: »Nimm meinen Stock und lege ihn in dein Bett, dann soll der Böse tun, was er kann.« Als sie das getan hatte, wagte der Dämon nicht, die Kammer der Frau zu betreten, sondern drohte draußen in der schrecklichsten Weise, er wolle sie verfolgen, sobald Bernhard sich entfernte. Als er das von der Frau gehörte hatte, rief der fromme Bernhard das Volk zusammen und befahl allen, brennende Kerzen in den Händen zu tragen und bannte den Dämon, gemeinsam mit der ganzen Versammlung, die anwesend war, und untersagte, daß er [weder] zu dieser [81ra] noch zu einer anderen [Frau] weiterhin Zugang habe. Und so wurde jene völlig befreit. Aber hier ist zu bemerken, daß die Schlüsselgewalt, die Petrus und seinen Nachfolgern verliehen ist, weil sie über die Erde ertönt und die Jurisdiktionsge-
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4.442
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walt insoweit nur für die [Erden]-wanderer besitzt, als Mittel der Kirche zugelassen ist. Es scheint verwunderlich zu sein, daß auch die Mächte der Luft durch diese Jurisdiktion gezügelt werden können. Aber man kann sagen, daß, weil die Personen, welche von Dämonen belästigt werden, unter der Jurisdiktion des Papstes und seiner Schlüsselgewalt stehen, es nicht verwunderlich ist, wenn dadurch indirekt derartige Mächte gebändigt werden, so wie [der Papst] auch indirekt die Seelen durch die Schlüsselgewalt von den Strafen des Fegefeuers befreien kann, unbeschadet der Tatsache, daß jene Macht über die Erde ertönt und die Seelen unter der Erde sind. Auch über die dem Haupt der Kirche, d.h. dem Stellvertreter Christi, verliehene Schlüsselgewalt zu disputieren, ist eine gefährliche Sache, da bekannt ist, daß eine so große Gewalt von Christus der Kirche und seinem Stellvertreter verliehen worden ist, wie sehr sie [nur] einem reinen Menschen von Gott verliehen werden konnte; und dies [geschieht] zum Wohl der Kirche. Man kann auch ruhigen Gewissens annehmen, daß, wenn die von den Zauberern und Hexen durch die Kraft der Dämonen zugefügten Krankheiten samt den zauberischen Urhebern selbst und den Dämonen gebannt würden, sie nicht so gegen die Kranken selbst wütete und diese bei Anwendung auch noch anderer erlaubter Exorzismen außer diesem schneller befreit würden.
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4.443
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Es gibt endlich im Gebiet der Etsch471 ein allgemeines Gerede, ebenso auch an anderen Orten, daß, wenn mit Zulassung Gottes Heuschrecken in ungeheurer Menge schwärmen und Weinberge, Laub, Saaten und alles Grüne abnagen, sie durch derartige Bannung und Verfluchung vertrieben und plötzlich vernichtet worden sind. Wenn man dies einem heilig gesprochenem Mann und nicht der Gewalt der Schlüssel zuschreiben will, so sei es im Namen des Herrn. Eines halten wir für gewiß, daß weder die Kraft der Wunder noch die Macht der Schlüssel die eine einen [großen] Gefallen erweisende Gnade mit Notwendigkeit voraussetzen: da beides aus der umsonst gegebenen Gnade hervorgeht. Es ist auch noch einmal zu bemerken, daß man dort, wo keines der genannten Mittel hilft, zu den erlaubten Exorzismen greifen muß, die weiter unten472 erklärt werden. Wenn auch diese zur Vertreibung der Nichtswürdigkeit des Dämons nicht genügen, dann ist in der Tat eine solche Anfechtung seitens des Dämons eine für die Sünden Genugtuung leistende Strafe, falls sie, wie es sich gehört, in Liebe ertragen wird, so wie andere derartige Übel, die uns so bedrücken [81rb], daß sie uns dazu treiben, zu Gott zu gehen. Aber es ist zu bedenken, daß manche Frauen nicht wirklich vom Inkubus gepeinigt werden, sondern dies nur glauben; und zwar geschieht dies besonders den
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Frauen und nicht den Männern, da sie auch sonst furchtsam und für die Vorstellung merkwürdiger Erscheinungen empfänglich sind. Daher sagt auch der oft herangezogene Guilhelmus473: »Vieles von den phantastischen Erscheinungen geschieht infolge der melancholischen Krankheit, und besonders bei den Frauen, wie sich bei Visionen und Offenbarungen zeigt. Der Grund dafür ist, wie die Ärzte wissen, die Natur der weiblichen Seele selbst, weil sie von weit leichterer und feinerer Einbildungskraft sind als die des Mannes.« Eben dort fügt er hinzu: »Ich habe eine Frau gesehen, die glaubte, vom Teufel von innen erkannt474 zu werden und die sagte, sie fühle auch andere unglaubliche Dinge.« Auch scheinen die Frauen manchmal von den Inkubi schwanger zu sein, und ihre Bäuche schwellen gewaltig an. Und wenn die Zeit der Niederkunft gekommen ist, schwellen sie unter bloßer Ausstoßung vieler Winde wieder ab. Denn mit Ameiseneiern, im Getränk genommen, erzeugt man eine unglaubliche Windigkeit und einen Aufruhr im Bauch des Menschen. Ähnliches geschieht im Bauch durch Samen von Springwolfsmilch475 und durch die Samen des Baumes, der Schwarzfichte heißt. Es ist aber dem Dämon sehr leicht, Vergleichbares und mehr in den Bäuchen der Menschen zu bewirken. Dies ist hinzugefügt worden, damit man nicht
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leichtfertig den Frauenzimmern Glauben schenkt, sondern nur jenen Dingen, über die Erfahrungen derer für Glaubwürdigkeit gesorgt haben, die es in den eigenen Betten oder auf andere Weise von Mitschläfern erfahren haben, daß solche Dinge wahr sind.
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[II/2,2] Kapitel 2
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[II/2,2] Mittel für jene, die an der Zeugungskraft behext werden. Kapitel 2 Mögen auch Frauen in größerer Zahl Hexen sein als Männer, wie es im ersten Teil des Werkes476 gezeigt worden ist, so werden doch mehr Männer behext. Und der Grund dafür ist, daß Gott mehr bezüglich des fleischlichen Akts zuläßt, durch den die erste Sünde ausgebreitet wird, als bezüglich der anderen menschlichen Handlungen sowie auch durch die Schlangen, die mehr auf Beschwörungen hören als andere Tieren, weil [eine Schlange] das erste Werkzeug des Teufels war; dann [geschieht es] auch, weil jener Liebesakt beim Mann mehr und auf leichtere Art behext werden kann [81va] als bei der Frau. Darum! Und zwar ist es klar, was behandelt worden ist, denn da der Dämon auf fünf Arten gegen die Zeugungskraft handeln kann, wird dies auch leichter bei den Männern ausgeführt. Die bei jedem einzelnen anzuwendenden Mittel sind nach Möglichkeit herauszuarbeiten, und jener, der an dieser Kraft geschädigt ist, möge darauf achten, zu welcher Art sein Schadenszauber gehört. Es gibt aber nach Petrus de Palude in seinem [Buch] 4 dis. 34477 fünf Arten im Ablauf dieses Schadenszaubers. Denn der Dämon hat darum, weil er ein Geist ist, mit Zulassung Gottes Macht über die körperliche
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4.447
[II/2,2] Kapitel 2
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Kreatur; und zwar aufgrund der Beschaffenheit seiner Natur; besonders bezüglich der örtlichen Bewegung, so daß er jene hemmt oder aktiviert. Daher können sie [1.] mittels dieser Macht die Körper des Mannes und der Frau daran hindern, sich zu nähern, und dies direkt oder indirekt. Direkt [geschieht es], wenn [der Dämon] den einen vom andern fernhält oder den andern sich nicht nähern läßt, indirekt, wenn er irgendein Hindernis bereitet oder sich in einem angenommenen Körper dazwischen legt, so wie es einem heidnischen Jüngling erging, der sich mit einem Gespenst478 verlobt hatte und nichtsdestoweniger mit einer Jungfrau die Ehe eingegangen war und sich deshalb nicht mit ihr fleischlich vereinigen konnte, wie sich oben479 gezeigt hat. Auf die zweite Weise, wenn er einen Mann gegenüber der einen [Frau] entflammt und gegenüber einer anderen erkalten läßt; und das könnte er heimlich bewirken durch Anwendung von Kräutern und anderem, die er als dazu wirksam am besten kennt. Auf die dritte Weise, wenn er die Wertschätzung des Mannes oder der Frau stört, wodurch er die eine Person der anderen verleidet; weil er, wie sich oben480 im ersten Teil des Werkes gezeigt hat, der Einbildungskraft Eindrücke eingeben kann. Auf die vierte Weise, indem er die Kraft des Gliedes unterdrückt, die zur Befruchtung notwendig erforderlich
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4.448
[II/2,2] Kapitel 2
Hexenhammer, 538
ist, so wie er auch die örtliche Bewegung irgendeines Organs verhindern kann. Auf die fünfte [Weise], indem er die Sendung der [Lebens]geister nach den Gliedern, in denen die bewegende Kraft ist, hemmt, indem er gleichsam die Wege des Samens versperrt, so daß sie nicht zu den Gefäßen der Zeugung hinabgelangen oder er sich nicht von jenen Wegen trennt oder nicht abgeschieden oder abgesondert wird. Wenn nun jemand sagen würde: »Ich weiß nicht, unter welche Art die mir zugefügte Behexung fällt, ich weiß nur eines, daß ich der Zeugungskraft gegenüber meiner Ehefrau entbehre«, so kann geantwortet werden: Wenn er bei anderen Frauen potent ist, aber nicht bei der eigenen, dann fällt es unter die zweite Art [81vb], weil er nach der ersten Art gewiß wäre, durch einen Sukkubus-Dämon, d.h. durch Inkubusund Sukkubus-Dämonen getäuscht zu werden. Ebenso wenn ihm die Ehefrau nicht verleidet ist und er doch nicht fleischlich mit ihr verkehren kann, wohl aber mit einer anderen, dann bleibt es wiederum bei der zweiten Art. Wenn sie ihm aber verhaßt ist und er nicht mit ihr verkehren kann, dann ist es in der zweiten oder481 dritten Art inbegriffen. Ebenso wenn sie ihm nicht verleidet ist, er auch mit ihr verkehren möchte, aber die Kraft des Gliedes nicht hat, dann [fällt es] unter die vierte Art. Wenn er aber die Kraft
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4.449
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Hexenhammer, 539
des Gliedes hat, aber keine Absonderung von Samen, dann [fällt es] unter die fünfte Art. Die Form der Heilung wird sich also danach ergeben, wo erklärt wird, ob die in und außerhalb des Gnadenstandes Befindlichen in gleicher Weise damit behext werden können; und zwar [lautet die Antwort], daß [es] nicht [so ist], ausgenommen der vierten Art, die jedoch auch nur ganz selten [vorkommt]. Sie kann nämlich dem geschehen, der sich in Gnade und Liebe befindet, was so erklärt wird – doch wird dem Leser zu verstehen gegeben, daß wir von dem ehelichen Akt zwischen Eheleuten sprechen, weil er sonst in Verwirrung geraten würde, da jeder fleischliche Akt außerhalb der Ehe eine Todsünde ist, und er wird nur von solchen ausgeführt, die außerhalb des Liebesgebots stehen: Da man nämlich aufgrund der Überlieferung der ganzen Heiligen Schrift behaupten muß, daß die Dämonen mehr Zulassung von Gott bekommen, gegen Sünder als gegen Gerechte zu wüten, mag man auch lesen, daß gerade der äußerst gerechte Iob geschlagen wurde, dies jedoch nicht speziell an der Zeugungskraft, noch auch unmittelbar, so muß man also sagen, daß, wem auch immer unter den Eheleuten solche Schadenszauber zustoßen, es ein Zeichen ist, daß entweder beide Personen oder die eine [von beiden] außerhalb der [göttlichen] Liebe steht. Und zwar wird die Grundlage dieser [Behauptung] mit Autorität und Vernunft
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4.450
[II/2,2] Kapitel 2
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aus den Schriften hergeleitet. Denn der Engel sagte zu Tobias482: »Über jene, die der Begierde Raum geben, erhält der Dämon Macht.« Die Wirkungen [hiervon] demonstrierte er, als er die sieben Männer der Jungfrau Sara getötet hatte483. Ebenso Cassianus in den collationes patrum484. Der selige Antonius gibt die Definition, auf keinen Fall könne der Dämon in jemandes Geist oder Körper eindringen, wenn er ihn nicht vorher aller heiligen Gedanken beraubt wie auch leer und der geistigen Betrachtung entblößt gemacht hätte. Diese Worte können überall auf den Schadenszauber am Körper angewendet werden, allgemein auf den ganzen Körper – während Iob mit einem solchen Schadenszauber geschlagen, doch nicht der göttlichen Gnade entblößt war –, oder aber auch im besonderen, nämlich wenn [82ra] ein besonderer Schadenszauber infolge einer bestimmten Sünde dem Körper zustößt; und diese kann nichts anderes sein, als die Sünde der Begehrlichkeit. Der Grund: Wie nämlich gesagt worden ist, erlaubt Gott wegen der Scheußlichkeit jenes Aktes und weil durch ihn die erste Sünde verbreitet wird, mehr über ihn als über die anderen menschlichen Handlungen. Also wird auch zwischen den Eheleuten, wenn sie wegen einer Sünde von der göttlichen Hilfe verlassen werden, von Gott mehr Behexung bei jener Zeugungskraft zugelassen.
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4.451
[II/2,2] Kapitel 2
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Wenn gefragt wird, welcher Natur jene Sünden seien, kann gesagt werden, daß es Sünden der Begehrlichkeit sind, und da diese unter Verwandten verschieden sind, nach jenem [Wort] des Hieronymus485, das auch im Wortlaut heißt: »Der buhlerischer Liebhaber gegenüber seiner eigenen [Frau] ist, wer allzu feurig liebt«, so werden auch derartige Liebhaber an den erwähnten [Körperteilen] behext. Die kirchlichen Mittel sind also zweifach: das eine wird vor dem Forum der Klage, das andere vor dem Forum des Gewissens geübt. Erstens, wenn vor Gericht Impotenz, zugefügt durch einen Schadenszauber, vorgebracht wird, dann muß man unterscheiden, weil eine solche Impotenz entweder vorübergehend oder von Dauer ist. Ist sie vorübergehend, so hindert sie [die Ehe] nicht. Sie wird aber dann für vorübergehend angenommen, wenn die einander Beiwohnenden, soweit sie sich nach Kräften bemühen, entweder durch die kirchlichen Sakramente oder durch andere Mittel im Zeitraum von drei Jahren geheilt werden können. Wenn sie aber durch ein Mittel nicht geheilt werden können, dann nimmt man an, daß [die Impotenz] dauerhaft ist. Ebenso geht sie der Schließung und Vollziehung der Ehe voraus und hindert so die zu schließende und zerstört die schon geschlossene [Ehe], oder sie folgt der Schließung der Ehe, aber nicht der Vollziehung
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4.452
[II/2,2] Kapitel 2
Hexenhammer, 541
nach. Und zwar ist es üblich, Männer zu behexen, wenn diese ihre Geliebten verschmähen. Dann nämlich, wenn sie hofften, sie würden sich mit ihnen ehelich verbinden und sich getäuscht sehen, tun sie den Männern Schadenszauber an, damit sie nicht imstande sind, mit anderen zu verkehren. In einem solchen Fall nämlich wird, wie einige sagen, die schon geschlossene Ehe zerstört, außer wenn [die Gatten] in Enthaltsamkeit beieinander wohnen wollen, wie Maria und Joseph; und dabei haben sie den Kanon auf ihrer Seite. Es heißt nämlich 33 q. 1486, daß die Ehe durch die Pflicht des Fleisches bekräftigt wird, wie die Glosse sagt. Und wenig später heißt es, bevor sie bekräftigt wird, löst die Unmöglichkeit der Pflicht das Band der Ehe oder sie folgt der schon vollzogenen Ehe, und dann zerstört sie das eheliche Band nicht. Vieles noch wird [82rb] von den Gelehrten angemerkt. Aber weil es nicht genau zu der gegenwärtigen Untersuchung paßt – es wird in verschiedenen Schriften der doctores angemerkt, wo sie von der schadenszauberischen Hinderung handeln –, ist es hier zu übergehen. Nur wenn jemand das Problem zur Sprache brächte, wie jener Akt hinsichtlich der einen Frau und nicht hinsichtlich einer anderen gehindert werden könne, so antwortet Bonaventura487: das geschieht entweder, weil ein Wahrsager den Teufel hierzu bezüglich einer bestimmten Person eingeladen hat oder
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4.453
[II/2,2] Kapitel 2
Hexenhammer, 542
weil Gott nicht zuläßt, [den Akt] hinsichtlich jeder beliebigen Person zu hindern. Hier liegt nämlich der Ratschluß Gottes verborgen, wie bei der Ehefrau des Tobias. Wie aber der Teufel das tun kann, erhellt aus dem Vorangehenden. Es sagt hier jedoch Bonaventura, daß er die Zeugungskraft nicht durch ein inneres Hindernis, unter Verletzung eines Organs, hemmt, sondern durch ein äußeres, unter Hemmung des Gebrauches. Und zwar ist das Hemmnis ein künstliches und kein natürliches. Und so können sie bei der einen [Frau] hemmen und bei anderen nicht. Oder [der Dämon] hemmt durch Aufhebung der Regung der Begierde nach der einen oder anderen, und zwar durch die eigene Kraft oder durch ein Kraut oder durch einen Stein oder durch irgendein anderes verborgenes Element. Und das stimmt zur Genüge mit den Worten des Petrus [de Palude]488 überein. Das kirchliche Mittel aber, vor dem Forum des Gewissens, wird 33 q. 8 si per sortiarias489 überliefert, wo es folgendermaßen heißt: »Wenn durch wahrsagerische oder schadenszauberische Künste, mit Zulassung durch Gottes verborgenen gerechten Ratschluß, mit Zutun des Teufels ein Beischlaf [nicht490] erfolgt, sind diejenigen, denen so etwas zustößt, zu ermahnen, daß sie mit zerknirschtem Herzen und demütigem Geist Gott und dem Priester über alle ihre Sünden eine reine Beichte ablegen und dem Ver-
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4.454
[II/2,2] Kapitel 2
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gießen von Tränen, reichlicheren Almosen und Gebeten wie auch Fasten dem Herrn Buße tun.« In diesen Worten wird angemerkt, daß nur um der Sünden willen, und zwar den außerhalb der Liebe stehenden, solches geschieht. Es folgt, daß durch Exorzismen und durch die übrigen Schutzmittel der kirchlichen Arznei die Diener der Kirche Sorge tragen sollen, solche [Behexte] zu heilen, soweit es der Herr gewährt, der Abimelek und sein Haus durch die Gebete Abrahams heilte491. Wir können also zusammenfassend sagen, daß es fünf Mittel gibt, die bei derart Behexten erlaubterweise angewendet werden können, nämlich die erlaubte Wallfahrt zu irgendwelchen Heiligen und eben dort die wahre Beichte seiner Sünden samt Zerknirschung, Vermehrung des Kreuzschlagens und des frommen Gebets, durch erlaubte Austreibung mit lauteren Worten – wie [all das] vorgenommen werden muß [82va] wird sich weiter unten492 ergeben – und wohlbedachte Aufhebung des Schadenszaubers gehört dazu, was oben493 von dem Grafen erwähnt worden ist, der drei Jahre lang nicht mit der ihm ehelich verbundenen Jungfrau verkehren konnte.
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[II/2,3] Kapitel 3
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[II/2,3] Mittel für mit ungezügelter Liebe oder Haß Behexte. Kapitel 3 Wie der Schadenszauber an der Zeugungskraft, so wird die Liebestollheit und der Haß im Willen verursacht. Es ist förderlich, zuerst deren Ursache und dann, soweit es möglich ist, deren Gegenmittel durchzugehen. Liebestollheit494 also oder ungezügelte Liebe des einen Geschlechtes zum anderen kann aus einer dreifachen Ursache hervorgehen: manchmal aus bloßem Vergucken, manchmal allein infolge der Versuchung durch die Dämonen, manchmal durch einen Schadenszauber der Nigromantiker und Hexen und der Dämonen zugleich495. Von der ersten [Art] spricht Jacobus 1496. »Jeder wird von seiner Begierde, die ihn lockt und fängt, in Versuchung geführt. Dann, wenn die Begierde empfangen hat, gebiert sie die Sünde. Ist die Sünde aber vollbracht worden, bringt sie den Tod hervor.« So verliebte sich Sichern in Dina, als er sie ausgehen sah, um die Frauen jener Gegend zu sehen, und er raubte sie und schlief mit ihr, seine Seele verschmolz mit ihr, Gen. 34497. Nach der Glosse498 trifft es sich so bei einer schwachen Seele, wenn sie sich in Hinansetzung der eigenen Geschäfte um fremde kümmert. Sie wird durch den Umgang verführt und
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[II/2,3] Kapitel 3
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eins mit dem Unerlaubten in der Einigkeit der Zustimmung. Bezüglich der zweiten [Art ist es so], daß sie hauptsächlich von einer Versuchung durch Dämonen herrührt. So hatte sich Aman in seine sehr schöne Schwester Thamar verliebt und war so sehr in sie vernarrt, daß er infolge der Liebe zu ihr krank wurde, 2 Regum 13499. Denn er konnte im ganzen Herzen nicht so verderbt sein, daß er sich zu einer so schlimmen Tat von Schändung hingab, wenn er nicht schwer vom Teufel versucht worden wäre. Von dieser Art Liebe ist auch das Buch der heiligen Väter500 voll, welches berichtet, jegliche Versuchung nach fleischlichen Lust sei ihnen in der Einöde geschwunden. Einige von ihnen jedoch wurden, schlimmer als man glauben kann, mehr als einmal von der Liebe zu den Frauen versucht. Daher sagt auch der Apostel 2 Cor. 12501: »Mir ist gegeben der Stachel meines Fleisches, der Engel Satans, der mich mit Fäusten schlagen soll«; wo die Glosse502 [sagt], durch Versuchung mittels der Begierde ist mir der Stachel gegeben. Einige sagen, eine Versuchung aber, in die man nicht einwilligt, ist keine Sünde, sondern ein Anlaß [82vb] zur Übung der Tugend. Dies versteht sich bezüglich einer Versuchung, die vom Feind, nicht vom Fleisch kommt, weil das eine läßliche Sünde ist, auch wenn man nicht in sie einwilligt. Davon liest man
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verschiedene Beispiele an verschiedenen Stellen. Bezüglich der dritten [Art], daß Liebeswahn aus Schadenszauber der Dämonen und Hexen hervorgeht, [ist zu sagen], daß die Möglichkeit dieses Schadenszaubers oben503 in den Fragen des ersten Teils, ob die Dämonen durch die Hexen imstande seien, die Sinne der Menschen zu Liebe oder Haß zu wandeln und zu reizen, ausführlich hergeleitet [und] auch durch verschiedene, von uns gefundene Geschehnisse und Taten bewiesen wird. Zudem wird sie unter allem Schadenszauber als der geringfügigste504 wegen seiner [allgemeinen] Verbreitung erachtet. Wenn gefragt wird: »Petrus ist rasend vor Liebe nach der [und der] etc., er weiß nicht, ob auf die erste, zweite oder dritte Weise?«, so wird geantwortet: [Auch wenn] der Haß zwischen Verheirateten und das Verbrechen des Ehebruchs durchaus durch das Werk der Dämonen entstehen können, [besteht] dennoch [die Möglichkeit], daß jemand so sehr durch den Stachel der fleischlichen Begehrlichkeit der Liebe vereinnahmt und entflammt wird, daß er durch keine Störung, Schläge, Worte oder Taten zum Ablassen gezwungen werden kann; ebenso, wo jemand oft eine schönere Ehefrau fortschickt und einer ganz häßlichen anhängt; ebenso, wo sie zur Nachtzeit nicht ruhen können, sondern so von Sinnen sind, daß sie auf alle möglichen Abwege zu gehen haben. Vornehme, Prä-
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[II/2,3] Kapitel 3
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laten und andere Reiche werden sehr oft in dieses Elend verwickelt, und es ist jene weibliche Zeit, von der, wie Vincentius in specu. histor.505 berichtet, Hildegardus506 vorhergesagt hat, daß sie nicht so lange dauern wird, wie sie bisher bestanden hat, da schon die Welt von Ehebruch voll ist, besonders bei den Vornehmen. Und was nützt es, von Mitteln zu schreiben [für die], welche sich den Mitteln verweigern? Trotzdem wollen wir, um dem frommen Leser Genüge zu tun, einiges bezüglich Liebestollheit ohne Schadenszauber kurz ansprechen. Avicenna507 stellt sieben Mittel vor, für den Fall, daß [die Liebe] die betreffende Person krank macht. Doch trägt dies wenig zu unserer Untersuchung bei, außer insofern, als es auf geheimnisvolle Weise einer trägen Seele nutzt. Er sagt nämlich in Buch 3, daß durch die Veränderung des Pulses, und zwar bei Nennung des Geliebten, insofern dort die Wurzel der Krankheit erfaßt wird, dann soll, wenn das Gesetz es erlaubt, eine eheliche Vereinigung erfolgen: weil sie auf diese Weise geheilt werden, indem der Natur gehorcht wird. Oder es soll eine Anwendung von Arzneien stattfinden, über welche er eben dort handelt und lehrt. Oder daß der Kranke seine Liebe von dem Begehrten durch erlaubte Mittel auf etwas anderes zu Begehrendes richte, was er dem Vorigen vorziehen soll, und daß er die Gegenwart des Geliebten fliehen
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solle, weil [83ra] der Geist abgelenkt wird. Oder auch, wenn [der Kranke] besserungsfähig ist, werde er eindringlich ermahnt, daß das Werk der Liebe das größte Elend sei. Oder es werden [Leute] zu ihm beordert, die, soweit sie es mit der Wahrheit und Gott [vereinbaren] können, Körper und Charakter des Geliebten unter häßlicher oder entstellender Verzerrung der Mienen tadeln. Oder letztens, [derartige Verliebte] sollen wenigstens mit beschwerlichen Sachen und zerstreuenden Pflichten beschäftigt werden. In Wahrheit, wie der lebendige Mensch508 durch derartige Mittel geheilt wird, so wird auch der innere Mensch wiederhergestellt, wenn man sie, für sich verstanden, auf den geistigen Menschen bezieht. Man gehorche dem Gesetz des Geistes mehr als dem der Natur, richte seine Liebe auf die ewigen Freuden, bedenke, wie vergänglich das ist, was entzückt, und wie ewig, was peinigt, suche Freuden in jenem Leben, wo sie so beginnen, daß sie niemals enden. Wer nicht dessen [jenes Leben] Liebhaber hat sein wollen, wird auch das hier verlieren und jenes nicht finden und den ewigen Feuern überantwortet werden. Siehe die drei unheilbaren Schäden, die aus der Liebestollheit hervorgehen! Bezüglich der Liebestollheit, aber infolge von Schadenszauber, können die im vorangegangenen Kapitel behandelten Mittel nicht unbillig auch hier ange-
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wandt werden, besonders aber die Austreibung durch heilige Worte, die ein derart Behexter an sich selbst vornehmen kann. Täglich soll er den heiligen Engel anrufen, der ihm zum Schutz von Gott zugewiesen ist; mit aufrichtiger Beichte besuche er die Schwellen der Heiligen509, besonders aber der glückseligsten Jungfrau, und er wird ohne Zweifel befreit werden. Aber wie tadelnswert ist es, daß gestandene Männer die natürlichen Gaben und die Waffen der Tugenden wegwerfen und sich selbst zu schützen ablehnen510, während Mädchen sehr oft bei unbesiegter Schwachheit solche Schadenszauber mit diesen Waffen abgewehrt haben! Zu deren Empfehlung wollen wir einen [Fall] von vielen vorbringen. Es gab auf einem ländlichen Gut nahe bei Lind511 au , in der Diözese Konstanz, eine erwachsene Jungfrau von schönem Gesicht und noch feiner durch ihre Sitten. Bei deren Anblick wurde ein Mann mit losem Charakter, ein Geistlicher schier bloß dem Namen nach – oh, wenn [es] doch kein Priester [wäre]! –, [von Liebe] erfaßt. Da er die Wunde seiner Seele nicht weiter verheimlichen konnte, kam er an den Arbeitsplatz besagter Jungfrau, und indem er sich zunächst mit ehrbaren Worten als ein Netz des Dämons gebärdete, wagte er endlich, wenn auch nur mit Worten, das Herz der Jungfrau zu Liebe zu ihm zu reizen. Als sie das durch göttliche Eingebung erfaßte,
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antwortete sie mannhaft, unberührt an Körper und Seele: »Herr, Ihr sollt nicht mit solchen Worten mein Haus [83rb] aufsuchen. Sonst werdet Ihr eine Zurückweisung erfahren und beschämt werden.« Jener [entgegnete] ihr: »Wenn du es auch jetzt, da ich dich mit süßen Worten aufgefordert habe, abschlägst, mich zu lieben, wirst du nun bald durch Taten gezwungen, mich zu lieben. Das verspreche ich dir.« Jener Mann war als Beschwörer und des Schadenszaubers verdächtig. Aber die Jungfrau hielt diese Worte für Luft und fühlte für jetzt nicht ein Fünkchen fleischlicher Liebe zu dem Mann in sich. Aber schon nach kurzer Zeit begann sie, verliebte Gedanken an jenen Mann zu haben. Als sie das bemerkte, nahm sie durch göttliche Eingebung ihre Zuflucht zur Mutter des Erbarmens512 und flehte inbrünstig darum, Hilfe von [deren] Sohn zu erlangen. Und indem sie sich sofort eine ehrbare Gesellschaft aussuchte, begann sie eine Wallfahrt nach Einsiedeln513 zu unternehmen. So heißt nämlich eine Kirche in der genannten Diözese, die zu Ehren der wundertätigen Gottesmutter selbst geweiht ist. In dieser beichtete sie sakramental, auf daß der böse Geist nichts an ihr finden könnte. Und indem sie an die Mutter der Liebe selbst ihre Bitten richtete, hörte sofort alle Machenschaft des Feindes auf, so daß er sie später niemals mehr berührte514. Doch es gibt auch bis heute noch bärtige Män-
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ner515, die von hexenden Frauenzimmern in zudringlicher Weise hierbei umgetrieben werden, so daß sie sich der Liebestollheit zu ihnen fast nicht erwehren können. Sie widerstanden jedoch mannhaft, wenn sie merkten, daß sie weiter durch Lockungen der Phantasie in Unruhe versetzt wurden. Und sie überwanden doch durch die erwähnten Schutzmittel alle Machenschaften des Teufels. Und wahrlich, ein Vorbild dieser Schlacht ist ein sehr reicher Jüngling in Innsbruck516. Wie sehr dieser von den Zauberern und Hexen gestoßen worden ist, könnte kein Griffel niederschreiben. Er behielt aber immer einen mannhaften Sinn und kam kraft der vorerwähnten Mittel heil davon517. Daher wird auch billig geschlossen, daß die erwähnten Mittel gegen eine derartige Krankheit die sichersten sind, so daß, wer immer sich dieser Waffen bedient, ganz sicher auf diese Weise befreit wird. Und was von der ungezügelten Liebe gilt, muß auch vom [unbändigen] Haß verstanden werden, da für Gegensätze dieselbe Regel gelten muß. Da es nun einen gewissen Unterschied in der Art des Behexens gibt, so muß auch jene vom Haß betroffene Person ein anderes Mittel suchen. Derjenige nämlich, welcher haßt und im Herzen Haß hegt, wird nicht leicht, wenn er ein Ehebrecher ist, durch irgendwelche Wallfahrten zur Liebe gegenüber der Ehefrau geneigt gemacht.
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Und weil man durch den Bericht von Hexen erfahren hat, daß derartige Schadenszauber [83va] zum Haß hin durch Schlangen vorgenommen werden, darum weil sie [die Schlange] das erste Werkzeug des Teufels war, und mit ihrer Verwünschung empfing sie die Feindschaft zwischen sich und der Frau. Deshalb befleißigen sich auch solche [die Hexen] dieser Feindschaften, indem sie die Haut oder den Kopf einer Schlange unter die Schwelle der Tür der Kammer oder des Hauses legen, weshalb man auch alle Winkel des Hauses zu durchsuchen und soweit wie möglich zum Bewohnen zu erneuern hat; oder man muß andere Häuser beziehen518. Und wenn nun gesagt worden ist, daß die Behexten sich selbst exorzisieren können, so wird das so verstanden, daß sie heilige Worte, Segen und Sprüche bei sich am Halse tragen können, falls sie nicht zu lesen oder sich selbst nicht zu segnen wissen. Wie solches aber anzustellen sei, wird im folgenden519 erklärt.
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[II/2,4] Mittel für Menschen, denen durch Blendwerk die männlichen Glieder weggenommen werden oder die in Tiergestalt verwandelt werden. Kapitel 4 Bezüglich derjenigen, die durch Blendwerk getäuscht werden, so daß sie meinen, ihnen würde das männliche Glied fehlen oder sie seien in Tiergestalten verwandelt, ist aus dem Gesagten520 klar genug zu entnehmen, durch welche Mittel sie Erleichterung finden können. Denn wenn solche von der göttlichen Gnade gänzlich verlassen werden, was den Hauptgrund bei den Behexten bildet, so ist es nicht möglich, ein heilendes Pflaster aufzulegen, während das Eisen in der Wunde bleibt. Es ist also förderlich, daß sie vor allem durch wahre Buße mit Gott versöhnt werden. Endlich werden, wie oben im zweiten Teil des Werkes im siebten Kapitel521 behandelt worden ist, solche Glieder niemals in Wirklichkeit aus den Körpern herausgerissen oder davon getrennt, sondern nur durch Blendwerk vor dem Gefühls- und Gesichtssinn verborgen. Es hat sich auch ergeben, daß solche Illusionen den in der Gnade Befindlichen nicht so leicht zustoßen, weder aktiv noch passiv, d.h., daß ihnen die Glieder genommen werden oder daß sie in ihrem Sehvermögen getäuscht werden, so daß es ihnen vor-
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kommt, als wären sie anderen genommen. Deswegen wird auch in demselben Kapitel mit der Krankheit zugleich auch das Mittel benannt, nämlich daß sie so weit wie möglich mit der Hexe friedlich übereinkommen. Über jene endlich, die in Tiergestalten verwandelt zu sein glauben, muß man wissen, daß diese Form des Schadenszaubers nicht so sehr in den westlichen wie in den östlichen Reichen praktiziert wird, wohl verstanden, was andere Personen anbelangt; mag man auch, was die Hexen in eigener Person [83vb] angeht, häufiger bei uns gesehen haben, daß sich die Hexen in den Gestalten von Tieren den Blicken der Zuschauer gezeigt haben, wie oben im achten Kapitel522 ausgeführt worden ist. Deshalb wären auch die Mittel, die im dritten Teil des Werkes ausgeführt werden, nämlich bezüglich der Ausrottung der Hexen durch den weltlichen Arm, anzuwenden. Und auf welche Weise die Orientalen solcherart Illusionen zu heilen pflegen, wird so hergeleitet. Wir haben nämlich von den ritterlichen Brüdern des Ordens des heiligen Johannes von Jerusalem in Rhodos523 nach wahrheitsgetreuem Bericht Mehreres erfahren, besonders aber, daß in der Stadt Salamis524 im Königreich Zypern525 sich folgender Fall ereignet hat. Weil nämlich dort ein Seehafen ist, landete ein mit Waren beladenes Schiff an, und als die Fremden ausstiegen, um sich mit Lebens-
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mitteln zu versehen, betrat ein kräftiger Jüngling von ihnen das außerhalb der Stadt an der Meeresküste gelegene Haus einer Frau und wollte von der Frau wissen, ob sie Eier zu verkaufen hätte. Als aber die Frau den kräftigen fremden, von der Heimat fernen Jüngling erblickte, wodurch auch, wenn er verloren ginge, weniger Verdacht bei den Einheimischen aufkommen konnte, sagte sie: »Warte ein wenig, und du wirst alles nach Wunsch bekommen!« Und als sie auf sich warten ließ und auch der innere Teil des Hauses verschlossen war, fing der Jüngling an, von draußen zu rufen, damit sie ihm schleunigst aushelfen würde, um nicht zu erleben, daß das Schiff ihn zurücklassen würde. Dann brachte die Frau einige Eier, gab sie dem Jüngling und stellte ihm anheim, zu ihr zurückzukehren, falls er das Schiff versäumte. In schnellem Lauf eilte er also zum Schiff, das an der Küste des Meeres lag, und bevor er es bestieg, beschloß er, da die anderen Gefährten noch nicht alle zusammen waren, die Eier zu verzehren und sich zu stärken. Und siehe, nach einer Stunde wurde er sprachlos und gleichsam des Verstandes beraubt. Wie er später selbst zu erzählen pflegte, wunderte er sich über sich selbst und konnte nicht herausbekommen, was ihm zugestoßen war. Er wollte also das Schiff betreten, wurde aber von der Bemannung mit Stöcken geschlagen und zurück-
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getrieben, indem alle riefen: »Seht, seht! Was ist denn mit dem Esel los? Verflucht sollst du sein, Tier. Willst du etwa auch das Schiff betreten?« In dieser Weise zurückgetrieben überdachte der Jüngling für sich, der die Worten jener, die ihn für einen Esel hielten, verstand, bei sich und begann zu glauben, daß er durch einen Schadenszauber der Frau infiziert worden sei, besonders deshalb, weil er kein Wort hervorbringen konnte, während er selbst doch alle verstand. Als er nochmals das Schiff zu besteigen versuchte [84ra], wurde er mit noch schlimmeren Schlägen geprügelt, so daß er bitteren Herzens zurückbleiben und die Abfahrt des Schiffes mit ansehen mußte. Während er nun umherlief und ihn alle für einen Esel hielten, wurde er zwangsläufig auch von allen wie ein Esel behandelt. Notgedrungen kehrte er also zum Haus der Frau zurück und diente dieser nach Gefallen um seines Lebensunterhalts willen über drei Jahre lang, wobei er keine Arbeit mit den Händen verrichtete, außer daß er den Bedarf des Hauses an Holz und Getreide herbei trug und auch das, was hinaus zu schaffen war, wie ein Lasttier hinaus trug, wobei ihm nur der Trost blieb, daß, wenn er auch von allen anderen für ein Lasttier gehalten wurde, er von den Zauberern und Hexen, die zusammen oder einzeln [bei ihm] verweilten, selbst als wahrer Mensch in Gang, Stand und Haltung erkannt wurde, indem sie sich nach Men-
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schenart mit ihm unterhielten. Wenn gefragt wird, auf welche Weise ihm wie einem Lasttier Lasten aufgeladen wurden, so ist zu sagen, daß, wie Augustinus, li. 18, c. 17 in de ci. dei526 von den Stallmägden berichtet, die die Gäste in Lasttiere verwandelten, und vom Vater des Praestantius, der erzählte, er sei ein Gaul oder Pferd gewesen und habe mit anderen Tieren Getreidesäcke getragen, wir durchaus von jenen Geschehnissen her auf das Gegenwärtige schließen: daß nämlich durch Blendwerk eine dreifache Täuschung geschah. Erstens bezüglich der Menschen, die den Jüngling nicht als Menschen, sondern als Esel sahen. Wie die Dämonen das einfach bewirken können, hat sich oben im achten Kapitel527 ergeben. Zweitens, daß jene Lasten nicht vorgetäuscht waren, sondern dort, wo sie die Kräfte des Jünglings überstiegen, der Dämon sie unsichtbar trug. Drittens, daß der Jüngling, während er sich mit anderen unterhielt, sich selbst auch als Lasttier erschien, wenigstens in der Vorstellung und der Einbildungskraft, die den körperlichen Organen anhaften; nicht aber in der Vernunft, die nicht so sehr gefesselt war, daß er sich nicht als Mensch erkannt hätte. Aber durch magische Kunst getäuscht, wurde er [von anderen] für ein Tier gehalten, wie auch eben dort das Beispiel von Nabuchodonosor528 angeführt wird. Nachdem also auf diese Weise drei Jahre verflos-
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sen waren, geschah es im vierten, als der so Behexte eines Tages am Vormittag in die genannte Stadt gegangen war und die Frau von weitem folgte, daß er an einer Kirche vorbeikam, in der ein Gottesdienst abgehalten wurde. Als er dem Klang der Glocke zur Erhebung des Leibes Christi hörte – in jenem Reich wird nämlich der Gottesdienst nach Sitte der Lateiner und nicht der Griechen abgehalten –, wandte er sich zur Kirche; und weil er hineinzugehen wegen der Schläge und des Rauswurfs nicht wagte, setzte er sich draußen auf Knien und Hinterschenkeln nieder und schaute, indem er die gefalteten Vorderfüße [84rb], d.h. die Hände, zugleich in die Höhe hob, das Sakrament der Erhebung aus seinem Eselskopf, wie er meinte, an. Als einige genuesische Kaufleute dieses Wunder erblickten, folgten sie staunend dem Esel, und während sie sich über das wunderbare Ereignis austauschten, siehe, da setzt die Hexe dem Esel mit dem Stock nach. Weil nun, wie vorausgeschickt ist, derartige Schadenszauber in jenen Ländern sehr häufig praktiziert werden, wird der Esel samt der Hexe auf Betreiben der Kaufleute verhaftet. Verhört und den [peinlichen] Fragen ausgesetzt, gesteht sie das Verbrechen und verspricht, dem Jüngling seine [frühere] Gestalt wiederzugeben, damit er imstande sei, nach Hause zurückzukehren. Sie wird daher entlassen und kehrt nach Hause zurück. Der Jüngling wird in seine alte
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Gestalt zurückversetzt. Sie selbst wurde von neuem verhaftet und empfing die gebührende Strafe für ihre Vergehen, und der Jüngling kehrte freudig in seine Heimat zurück.
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[II/2,5] Mittel für durch Schadenszauber Besessene. Kapitel 5 Daß bisweilen durch einen Schadenszauber die Dämonen manche Menschen substanziell bewohnen, hat sich oben in Kapitel 9 und 10529 hinlänglich ergeben; auch bezüglich der Ursachen: nicht nur wegen schwerer eigener Verbrechen, sondern im Gegenteil wegen seines eigenen größeren Verdienstes, manchmal wegen eines leichten Vergehens eines Dritten, manchmal wegen einer eigenen läßlichen Sünde, manchmal wegen der schweren Sünde eines Dritten und manchmal wegen einer schweren eigenen530 Schandtat. Bezüglich dieser [Möglichkeiten] gibt es verschiedene Formen, wie verschiedene Menschen besessen gemacht werden, die einen mehr, die anderen weniger, wie auch Nider in seinem Formicarius531 berichtet. Es ist nicht erstaunlich, wenn durch einen Schadenszauber oder auf Betreiben der Hexe der Dämon mit Gottes Zulassung den Menschen substanziell bewohnt: in der Weise, wie es dort erklärt wird, was man nämlich unter Substanz zu verstehen habe. Durch welche Mittel sie aber befreit werden könnten, nämlich durch die Exorzismen der Kirche und zudem durch echte Zerknirschung oder auch Beichte, wenn jemand wegen einer Todsünde besessen ist, das
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hat sich aus dem dort Ausgeführten532 ergeben. Daß aber über diese beiden Mittel hinaus noch drei andere wirken können, nämlich die heilige Kommunion des Abendmahls, der Besuch heiliger Stätten oder das Gebet der Guten und die Lösung durch den Bann, [ergibt sich] aus der Erörterung des erwähnten Gelehrten533, die auch heranzuziehen förderlich ist, da nicht534 alle eine Bibliothek haben. Denn von der heiligen Kommunion spricht Cassianus colla abba. 1535 mit diesen Worten: »Wir erinnern uns nicht, daß jemals von unseren Vorfahren verboten worden sei, die hochheilige Kommunion den Geistern der Bosheit zu [84va] übergeben. Nein, vielmehr meinten sie [die Vorfahren] im Gegenteil diese, wenn es möglich wäre, sie ihnen sogar täglich zuteil werden zu lassen, die, wie man glauben muß, zur Läuterung und zum Schutz von Leib und Seele dient. Vom Menschen aufgenommen schlägt sie, gewissermaßen mit Feuer ausbrennend, den Geist in die Flucht, der in seinen Gliedern lauert oder sich darin zu verbergen sucht. Auf diese Weise sahen wir neulich den Abt Andronicus geheilt werden. Er [der Geist] wird dem Befallenen nachstellen, wenn er sieht, daß er von der himmlischen Arznei abgeschnitten ist. Denn um so härter und um so häufiger wird er ihn zu treffen suchen, je weiter er ihn von dem geistigen Mittel entfernt sieht«. Soweit Cassianus536.
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Und wiederum sagt er eben dort von denselben: »Zweierlei muß man hier unverrückbar glauben. Erstens, daß ohne Zulassung Gottes niemand von diesen Geistern überhaupt versucht wird; zweitens, daß alles, was uns von Gott geschickt wird, mag es nun für den Augenblick als Trauer oder Freude erscheinen, gleichsam vom liebevollsten Vater und gnädigstem Arzt zu unserem Nutzen verhängt wird. Und deshalb sind sie [die Dämonen] ihnen [den Menschen] gleichsam als Erzieher zur Demütigung beigegeben, damit entweder den aus dieser Welt Scheidenden Läuterungen für das andere Leben mitgegeben werden oder diejenigen durch die Härte der Strafe gebüßt werden, die nach dem Apostel für jetzt dem Satan zum Untergang des Fleisches ausgeliefert sind, damit die Geister gesund werden am Tage unseres Herrn Jesu Christi.« Aber hier entsteht ein Zweifel, da der Apostel537 sagt: »Der Mensch prüfe sich selbst, und dann soll er von jenem Brot essen.« Wie können also Besessene, die den Gebrauch der Vernunft nicht haben, kommunizieren? Es antwortet der heilige Thomas im dritten Teil, qu. 80538 darauf, man müsse bezüglich aller, die nicht bei Sinnen sind, so unterscheiden: Einige, sagt er, haben den Gebrauch der Vernunft, wie man sagt, in zweifacher Weise nicht: einerseits, weil sie nur eine schwache Befähigung zur Vernunft haben, so wie man als nicht sehend einen bezeichnet, der
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schlecht sieht. Und weil solche eine gewisse Ehrfurcht vor dem Sakrament entwickeln können, ist ihnen dieses Sakrament nicht zu verweigern. Andererseits sagt man von bestimmten Leuten, daß sie die Befähigung zur Vernunft nicht haben, die von Geburt an so geblieben sind. Und denen ist das Sakrament nicht zu reichen, weil keine Ehrfurcht vor diesem Sakrament hat entstehen können. Oder sie haben nicht immer der Befähigung zur Vernunft entbehrt. Und dann, wenn sich in ihnen früher, als sie ihrer Sinne mächtig waren, Ehrfurcht vor diesem Sakrament gezeigt hat, darf ihnen im Augenblick des Todes dieses Sakrament gereicht werden, außer wenn man die Gefahr des Erbrechens oder Ausspeiens fürchtet. Daher liest man auch nach dem Konzil von Karthago, und zwar steht es 26 q. 6539: »Wenn derjenige, welcher in der Krankheit um Buße bittet, gerade, wenn der gerufene Priester [84vb] zu ihm kommt, von der Krankheit überwältigt die Sprache verloren hat oder dem Wahnsinn verfallen ist, sollen diejenigen für ihn Zeugnis ablegen, die ihn gehört haben. Und wenn man glaubt, daß er jeden Augenblick sterben kann, möge er durch Auflegen der Hände versöhnt und die Eucharistie ihm in den Mund verabreicht werden.« Bezüglich der Getauften, welche körperlich von unreinen Geistern angefochten werden, gilt dieselbe Regel wie bei den anderen Verrückten. Soweit Thomas. Er fügt noch in 4
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dist. 9540 hinzu, daß von Dämonen Besessenen die Kommunion nicht zu verweigern sei, außer wenn etwa gewiß sei, daß sie vom Teufel wegen irgendeines Verbrechens gepeinigt werden. Dem fügt Petrus de Palude541 hinzu: »In diesem Fall sind sie für zu Exorzisierende542 zu halten, die Satan ausgeliefert sind.« Daraus kann man schließen, daß solche, wenn einige vom Dämon auch wegen ihrer eigenen Verbrechen besessen sind, aber doch lichte Augenblicke haben und bei Verstand sind und dann um ihrer Sünden willen zerknirscht sind oder in gehöriger Weise beichten, auf keinen Fall von der Kommunion des allerheiligsten Sakramentes auszuschließen sind, da sie von Gott absolviert sind. Von der Verwendung der Heiligen oder dem frommen Gebet, durch das die Besessenen wirksam befreit werden können, sind die Legenden der Heiligen voll. Denn die Verdienste der Heiligen, Märtyrer, Bekenner [und] Jungfrauen bewirken, daß die nichtsnutzigen Geister [Dämonen] durch das Gebet und durch die Bitten und Fürsprachen der Heiligen, die im Himmel sind, besiegt werden. Denn diese Geister haben die Heiligen schon besiegt, als sie noch auf Erden weilten. In ähnlicher Weise liest man, daß die frommen Gebete der Erdenwanderer oft die Befreiung von Besessenen bewirkt haben. Daher ermahnt dazu Cassia-
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nus, wie oben543: »Wenn wir«, sagt er, »diese Meinung oder vielmehr den Glauben hätten, den ich weiter oben beschrieben habe, daß alles durch den Herrn zum Nutzen der Seelen geschieht und insgesamt dafür bestimmt ist, so würden wir jene nicht nur keineswegs verachten, sondern wir werden auch für sie wie für unseren Leib unaufhörlich beten und mit ihnen aus ganzem Herzen und voller Liebe mitfühlen.« Bezüglich der letzten Art, jemanden von der Exkommunikation zu absolvieren, muß man wissen, daß dies weder allgemein gebräuchlich noch auch vielleicht erlaubt ist, außer wenn man durch eine Ermächtigung und besondere Offenbarung über die Glaubhaftigkeit verfügt, daß jemand wegen der Exkommunikation der Kirche besessen ist, so wie der Apostel, 1 Cor. 5544, den von ihm exkommunizierten Buhler, vor dem ganzen Volk von Korinth dem Satan zur Vernichtung des Fleisches übergab, damit der Geist gesund werde am Tage unseres Herrn Jesus Christus, d.h., wie die Glosse545 sagt, bis zur Erleuchtung durch die Gnade oder bis zum Gericht. Und die Pseudo-Gelehrten, die den Glauben verdorben hatten, nämlich Hymenaeus und Alexander, übergab er dem Satan, damit sie lernten, keine Gotteslästerung zu betreiben, 1 Tim. 1546 [85ra]. Denn so große Macht besaß der Apostel, sagt die Glosse547, und so große Gnade hatte er vor Gott, daß er die vom Glauben Ab-
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fallenden durch ein bloßes Wort dem Teufel übergab. Daher erklärt der heilige Thomas in 4 di. 18548 die drei Wirkungen der Exkommunikation folgendermaßen: »Schon dadurch«, sagt er, »daß jemand der Segnungen der Kirche beraubt wird, trifft ihn ein dreifacher Schaden an den drei Dingen, die jemand aus dem Segen der Kirche erlangt. Denn sie dienen denen zur Mehrung der Gnade, die sie besitzen, und zum Erwerb dem, der sie nicht besitzt. Und was das betrifft, so sagt der Magister, daß durch die Exkommunikation die Gnade entzogen wird. Sie dienen auch zum Schutz der Tugend, und, was das betrifft, so sagt er darüber, daß der Schutz entzogen wird. Nicht daß sie gänzlich von Gottes Vorsehung ausgeschlossen werden, sondern nur von jener, mit welcher Gott über die Söhne der Kirche in besonderer Weise wacht. Sie dienen auch zur Verteidigung gegen den Feind, und was das betrifft, so sagt er, daß dem Teufel mehr Macht gegeben wird, gegen einen solchen körperlich und geistig zu wüten. In der Urkirche also, wo es nötig war, die Menschen durch Zeichen zum Glauben einzuladen, wurde ein Exkommunizierter, so wie sich der Heilige Geist unter einem sichtbaren Zeichen offenbarte, an der körperlichen Peinigung durch den Teufel erkennbar. Und es ist nicht verkehrt, wenn der, an dem man noch nicht verzweifelt, dem Feind übergeben wird. Denn er wird ihm nicht zur Verdammnis, sondern zur
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Besserung übergeben, da es in der Macht der Kirche liegt, ihn jenem aus der Hand zu reißen, sobald sie will.« Soweit Thomas. Wenn jedoch der Exorzist den Besessenen unter Vorsichtsmaßregeln absolviert, so scheint das nicht untunlich. Aber Nider549 gibt zu verstehen, daß der Exorzist sich sehr [davor] hüten müsse, es bezüglich seiner Kräfte zu leicht zu nehmen oder dem ernsten Gotteswerk einen Scherz und ein Schauspiel beizumengen oder etwas Abergläubisches oder des Schadenszaubers Verdächtiges hinzuzufügen. Sonst wird er kaum der Strafe entgehen, wie durch Beispiele deutlich wird. Bezüglich des ersten nämlich berichtet der selige Gregor in den Dialogen550 von einer [Frau], die gegen ihr Gewissen von ihrem Gatten in der Vigilie der Weihe der Kirche des Heiligen Sebastian die [eheliche] Pflicht erbat und bekam und, weil sie sich gegen die Gewissenspflicht unter die Kirchenprozession mischte, besessen wurde und öffentlich in Raserei verfiel. Als das der Priester dieser Kirche sah, nahm er die Decke vom Altar und bedeckte sie damit. Aber auch in diesen Priester fuhr der Teufel plötzlich gleichfalls hinein. Und weil er etwas über seine Befähigung hinaus unternehmen wollte, wurde er in seiner Verstörung dahin gebracht zu erkennen, wer er wäre. Soweit Gregor. Bezüglich der zweiten, daß niemand sich aus dem
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Amt des Exorzisten betreffend den heiligen Ritus einen Scherz machen solle, [85rb] berichtet Nider551, er habe im Kölner [Dominikaner]konvent einen Bruder gesehen, der im Reden recht schalkhaft, aber für die Gnadengabe der Dämonenaustreibung berühmt war. Als dieser im Bereich des Kölner Konventes einen Dämon in einem besessenen Körper hart bedrängte, bat der Dämon den Bruder um einen Ort, wohin er sich zurückziehen könnte. Erfreut darüber sagte der Bruder im Scherz: »Geh in meine Kloake!« Der Dämon fuhr also aus, und als der Bruder in der Nacht seinen Leib entleeren wollte, quälte ihn der Dämon bei der Kloake so hart, daß er nur mit Schwierigkeit sein Leben retteten konnte. Davor muß man sich besonders hüten, daß die Besessenen, auch die durch Hexen [Besessenen], um ihnen helfen zu lassen, zu Hexen geführt werden. Daher wendet auch bezüglich der erwähnten Frau Gregor552 ein: »Als ihre Nächsten«, sagt er, »welche sie fleischlich liebten und sie mit ihrer Liebe verfolgten, sie zur Erlangung eines Mittels den Zauberern übergeben hatten und sie von diesen an den Fluß geführt, in das Wasser getaucht und mit vielen Beschwörungen behandelt worden war, fuhr eine Legion [von Dämonen] in sie hinein, während doch nur ein einziger ausgetrieben werden sollte. Und sie begann nun mit deren verschiedenen Stimmen zu schreien.
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Daher brachten sie die Verwandten, die das endlich erkannten und denen es leid tat, dem heiligen Bischof Fortunatus, der sie durch tägliche Gebete und Fasten ganz und gar wiederherstellte.« Aber weil gesagt worden ist, die Exorzisten müßten sich hüten, etwas Abergläubisches oder des Schadenszaubers Verdächtiges anzuwenden, so könnte ein Exorzist zweifeln, ob er bestimmte Kräuter und Steine, auch nicht geweihte, anwenden könnte. Antwort: Wenn die Kräuter geweiht sind, um so besser; wenn aber nicht, wie z.B. ein bestimmtes Kraut, welches sonst »Dämonenflucht« genannt wird, oder auch wenn jemand die Beschaffenheiten der Steine anwendet, wird es nicht abergläubisch sein, wenn er nur glaubt, daß sie die Dämonen nicht direkt, kraft ihrer eigenen Natur, vertreiben. Denn andernfalls verfiele er dem Irrtum, daß sie in ähnlicher Weise auch durch andere Kräuter oder Worte bezwungen werden können, wie es der Irrtum der Nigromantiker annimmt, welche glauben, sie würden Wirkungen durch die natürlichen und beigegebenen Eigenschaften solcher Dinge erzielen. Daher sagt der heilige Thomas in 4 dist. 7 art. ult.553: »Man darf nicht glauben, daß die Dämonen irgendwelchen körperlichen Eigenschaften unterliegen. Daher werden sie auch nicht durch Beschwörungen und bestimmte Schadenszauber bezwungen, außer wenn dadurch ein Bündnis mit ihnen geschlos-
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sen wird; nach dem was in Isaias 18554 gesagt wird: ›Wir haben mit dem Tod ein Bündnis geschlossen und mit dem Totenreich einen Pakt gemacht.‹« Und jene [Stelle] Iob 40555: ›Kannst du den Leviathan mit dem Haken herausziehen‹; und die folgenden Worte legt er schließlich so aus, indem er über Iob sagt: »Wenn man es recht betrachtet [85va], scheint alles Vorangehende auf die Widerlegung der Anmaßung der Nigromantiker hinauszulaufen, welche sich bemühen, mit den Dämonen einen Pakt einzugehen und sie sich zu unterwerfen oder sonst auf eine Weise zu binden.« Nachdem er also gezeigt hat, daß der Mensch durch seine Kraft den Teufel nicht überwältigen kann, schließt er mit den Worten556: »Lege deine Hand auf ihn«, ergänze: wenn du kannst, weil du es auf keine Weise durch deine Kraft vermagst, so wird er dennoch durch göttliche Kraft überwunden. Daher heißt es weiter: »›Gedenke des Krieges‹«557, den ich nämlich gegen ihn führe und – da das Präsens für das Futur gesetzt ist, kann man sagen – führen werde im Kreuze, wo der Leviathan mit dem Haken gefangen werden wird, nämlich durch die verborgene Göttlichkeit mit dem Köder der Menschheit, worunter der Heiland, der reine Mensch, verstanden wird. Daher heißt es auch später, [Iob 41]: ›Es gibt keine Macht auf Erden, die mit ihm verglichen werden kann‹. Dadurch, sagt [Thomas], wird angezeigt, daß keine kör-
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perliche Eigenschaft der Macht des Dämons gleichgestellt werden kann, weil diese eine rein geistige Macht ist.« Soweit Thomas558. Aber weil indirekt ein vom Dämon Besessener durch die Kraft einer Melodie, wie z.B. Saul durch die Harfe Davids559 oder eines Krautes oder einer anderen körperlichen Sache Erleichterung durch eine darin existierende natürliche Eigenart finden kann, können sie deswegen so angewendet werden. Und zwar wird dies, daß es geschehen könne, mit Autoritäten und Gründen begründet. Denn 26 q. 7, demonium sustinenti560, heißt es: »Es ist erlaubt, Steine oder Kräuter ohne Beschwörung anzuwenden«; und zwar sind es die Worte des Hieronymus. Desgleichen sagt der Magister in histo.561, wo er jene [Stelle] Tobias 6562 behandelt, wo Raphael zu Tobias sagt: ›Wenn du ein Stückchen vom Herzen des Fisches, den du gefangen hast, auf Kohlen legst, wird der Rauch davon jede Art von Dämonen, sei es aus einem Mann, sei es aus einer Frau, derart verscheuchen, daß sich keiner wieder an sie heranmachen wird.‹: »Wir dürfen uns nicht darüber wundern, da der Rauch jedes beliebigen angezündeten Baumes dieselbe Kraft zu haben scheint; wiewohl [die Stelle] auch noch einen geistigen Sinn in sich trägt, nämlich vom Rauch des geistigen Gebetes.« Diesbezüglich hat Albertus zu Lukas 9563 und
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Nikolaus von Lyra zu 1 Reg. 16564, ja auch Paulus Burdegalensis über 1 Reg. 16565 den Schluß gezogen, daß es offenbar nicht nur allein zuzugeben ist, daß von den Dämonen Bedrängte durch irgendwelche fühlbaren Dinge erleichtert werden, sondern auch, daß sie dadurch bisweilen völlig befreit werden können, freilich wohlverstanden, wenn sie nicht in schrecklicher Weise bedrängt werden. Das beweist er durch einen Grund. Da nämlich die Dämonen die körperliche Materie nicht nach ihrem Willen verändern können, sondern [nur] indem sie die gehörigen Aktiva mit den gehörigen Passiva verbinden, wie Nikolaus sagt, so kann aus demselben Grund durch irgendeine fühlbare Sache im menschlichen Körper eine Disposition hervorgerufen werden [85vb], wodurch er zur Aufnahme der Tätigkeit des Dämons nicht tauglich wird. Zum Beispiel: Der Wahnsinn ist nach den Ärzten am meisten zur Entfremdung des Geistes und folglich zur Aufnahme der dämonischen Bedrängnis disponiert. Wenn nun das dämonische Leiden von Grund auf geheilt wird, würde auch die aktive Bedrängnis durch den Dämon, bei Rückgang der passiven [Bedrängnis] im Besessenen von Grund auf zurückgehen. Dasselbe könnte man von der Leber des Fisches sagen; ebenso von der Melodie Davids, um deretwillen Saul sich zwar zuerst gekräftigt und erleichtert fühlte, durch die jedoch [der Dämon] gänzlich ausge-
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trieben wurde, wie die Schrift sagt: »Der böse Geist wich von ihm«; und zwar ist es nicht der Schrift gemäß, zu sagen, daß dies infolge des Verdienstes Davids geschah oder durch seine Gebete, weil es nicht wahrscheinlich ist, daß die Schrift dies verschweigen würde, da es zu seinem Ruhm deutlich gesagt werden würde. Soviel zu erwähntem Paulus, mögen wir auch oben566 in der fünften Frage des ersten Teils festgestellt haben, daß Saul deshalb befreit wurde, weil die Kraft des Kreuzes durch die Anspannung der Adern des Leibes Christi567 vorgebildet wurde. Dort ist noch vieles enthalten, was der vorliegenden Untersuchung dienen könnte. Doch schließen wir: die Anwendung fühlbarer Dinge bei erlaubten Exorzismen ist nicht abergläubisch. Es ist aber nunmehr förderlich, einiges über die Exorzismen selbst zu erörtern.
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[II/2,6] Erlaubte Exorzismen gegen angehexte Krankheiten. Und über die Weise, Behexte zu exorzisieren. Kapitel 6 Weil, wie im vorausgehenden568 behandelt worden ist, die Hexen jede Art einer körperlichen Krankheit zufügen können, muß man auch nach einer allgemeinen Regel schließen, daß jedes beliebige Mittel in Worten oder Werken bei den anderen oben erwähnten Krankheiten angewendet werden kann. Dies kann auch für alle Krankheiten, die nicht aufgeführt werden, gelten wie z.B., wenn Epilepsie oder Aussatz angehext wäre; und weil unter die Mittel durch Worte die erlaubten Exorzismen gerechnet werden, was selbst auch häufig, gleichsam als von einem allgemein gültigen Mittel erwähnt wurde, so sind drei Hauptpunkte darüber praktisch zu erläutern: erstens, ob jemand, der nicht den Weihegrad des Exorzisten hat, wie z.B. ein Laie oder eine weltliche Person, imstande sei, erlaubterweise die Dämonen oder deren Schadenszauber zu exorzisieren; woran drei weitere [Unterfragen] geknüpft werden: [erstens], wieso sie nämlich erlaubt sind, und [zweitens], von den sieben Bedingungen, welche für Sprüche und Segen erforderlich sind, damit jemand imstande sei, derlei bei sich zu tragen; und drittens, wie eine Krankheit [86ra] zu ex-
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orzisieren und der Dämon zu beschwören sei. Zweite Hauptfrage, was zu tun sei, wenn die Gnade der Gesundung durch Exorzismen nicht erreicht wird, und drittens, was Mittel betrifft, die nicht so sehr durch Worte als durch Werke [angewandt werden], mit der Lösung bestimmter Argumente. Zum ersten ist es die Meinung des Doktor Thomas in 4 di. 23569: »Im Weihegrad der Exorzisten«, sagt er, »und in den anderen niedrigeren Weihegraden wird, wenn sie verliehen werden, die Befugnis empfangen, daß jemand dies oder jenes von Amts wegen tun könne, verstehe exorzisieren. Ebenso kann das auch erlaubterweise von solchen ausgeführt werden, die nicht den Weihegrad haben, wiewohl jene darüber [dann] nicht von Amts wegen verfügen; so wie in einem nicht geweihten Haus die Messe gehalten werden kann, obwohl die Weihe der Kirche dazu eingesetzt ist, daß in ihr die Messe gehalten wird. Aber dies gehört dann mehr zur freiwillig erwiesene Gnade als zur Gnade des Sakraments.« Aufgrund dieser Worte kann man sagen: Wenn es auch zur Befreiung eines Behexten gut ist, daß ein Exorzist mitwirkt, der die Macht hat, angehexte Krankheiten zu exorzisieren, so können bisweilen auch fromme Personen ohne Exorzismen oder mit diesen derartige Krankheiten vertreiben. Man berichtet nämlich von einer ganz armen und darum überaus frommen Jungfrau, deren
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Freund durch Behexung am Fuß sehr schwer verletzt worden war, wie sich aus dem Urteil der Ärzte und auch daraus ergab, daß er durch keine Arzneien geheilt werden konnte. Es traf sich, daß die Jungfrau den Kranken besuchte, der sie auch sofort bat, für den Fuß irgendeinen Segen zu gebrauchen. Jene erklärte sich bereit und gebrauchte schweigend nur das Gebet des Herrn und das Glaubensbekenntnis der Apostel samt dem Doppelzeichen des lebensspendenden Kreuzes. Da fühlte der Kranke sogleich, daß er geheilt war, und er wollte zur Heilung in künftigen Fällen wissen, was für eine Besprechung die Jungfrau gebraucht hätte. Diese antwortete: »Ihr mit Eurem schwachen Glauben haltet nichts von den göttlichen und anerkannten Gebräuchen der Kirche und gebraucht häufig verbotene Sprüche und Mittel bei Euren Krankheiten. Daher werdet Ihr selten am Körper geheilt, weil Ihr immer an der Seele beschädigt werdet. Aber wenn Ihr auf die Wirksamkeit der Gebete und der erlaubten Zeichen hoffen würdet, würdet Ihr oft mit Leichtigkeit geheilt werden. Ich habe nämlich bei Euch nichts weiter angewendet als das Gebet des Herrn und das Glaubensbekenntnis der Apostel, und schon seid Ihr gesund!«570 Wegen dieses Beispiels wird gefragt, ob nicht andere Segen und Besprechungen oder auch Beschwörungen mittels Exorzismen Wirkung haben, da sie
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hier zurückgewiesen zu werden scheinen? Es wird geantwortet, daß diese Jungfrau nur [86rb] die unerlaubten Sprüche samt den unerlaubten Beschwörungen und Exorzismen zurückgewiesen hat. Um das zu verstehen, muß man bedenken, woher derartige [Mittel] [ihren] Ursprung genommen haben und wie sie zum Mißbrauch geworden sind. Ihr Ursprung war ja ein sehr heiliger; aber wie alles auf Eingebung des Dämons unter Vermittlung der Dämonen und böser Menschen ins Schlechte verkehrt wird, so auch die göttlichen Namen. Die Apostel nämlich und die heiligen Männer besuchten nach jenem [Wort] Marcus ulti.571: »In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben« die Kranken und ließen über sie Gebete mit heiligen Worten ausgehen. Danach haben im Verlauf der Zeit fromme Priester ähnliches in rechter Weise vollbracht, weshalb man heutzutage auch die frommsten Gebete und heiligen Exorzismen in den alten Kirchen bei allem, was Menschen tun oder erdulden können, durch fromme Männer einst ohne allen Aberglauben angewendet findet, wie auch heutzutage Gelehrte und doctores der heiligen Theologie gefunden werden, die bei Krankenbesuchen ähnliche Worte bei den Kranken anwenden, und zwar nicht bloß bei vom Dämon Befallenen. Aber ach, die abergläubischen Menschen haben von sich aus viel Eitles und Unerlaubtes nach dem
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Vorbild jener [erlaubten Mittel] erfunden, derer sie sich heute bei Kranken und Nutztieren bedienen. Und der Klerus bedient sich infolge seiner Trägheit beim Krankenbesuch nicht mehr erlaubter Worte. Daher sagt Guilhelmus, genannt Durandi572, der Glossator des Raimundus, daß solche erwähnten [Mittel] ein Priester oder auch ein religiöser weiser Laie, Mann oder Frau, von ausgezeichnetem Lebenswandel und erprobter Umsicht ausführen kann, wobei ein erlaubtes Gebet über den Kranken geschickt wird; nicht über Obst oder einen Gürtel oder ähnliches, sondern über die Erkrankten, nach jenem Wort des Evangelisten: »Sie werden die Hände auf die Kranken legen« etc. Derartige Personen sind daran nicht zu hindern, außer vielleicht, wenn man fürchtet, daß sich nach ihrem Beispiel andere ungebildete und abergläubische Leute den Mißbrauch einer anderen Besprechung anmaßen, indem sie sich mit dem Beispiel jener schützen. Diese abergläubischen Besprecher also werden von der erwähnten Jungfrau getadelt, und zwar sagte sie, diejenigen, die solche Leute um Rat bitten, hätten einen schwachen, ja schlechten Glauben. Ferner aber wird um dieser Erklärung willen gefragt, durch welche Worte die Sprüche und Segen für erlaubt oder für abergläubisch gelten; auf welche Weise sie gebraucht werden müssen, und ob der Dämon zu beschwören und die Krankheit zu exorzi-
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sieren sei. Zum ersten, weil im Kultus der christlichen Religion das erlaubt genannt wird, was nicht abergläubisch ist und abergläubisch heißt – wie angemerkt wird aus der Glosse über jenes [Wort] Col. 2573: welches sind die Dinge, die im Aberglauben ihre Begründung haben: was über [86va] das Maß der Religion hinaus beachtet wird, weshalb es auch dort heißt: Aberglauben574 ist über das Maß hinaus beachtete Religion, d.h. mit schlechten und mangelhaften Formen und Umständen ausgeübte Religion – so ist auch abergläubisch, was immer nach menschlicher Überlieferung, ohne Autorität eines Höheren, den Namen der Religion beansprucht, wie z.B. Hymnen zur Messe hinzufügen, die Präfation575 unterbrechen, das bei der Messe zu singende Glaubensbekenntnis abkürzen oder bei der Orgel und nicht im Chor absingen, bei der Messe keinen Respondenten haben, und Ähnliches. Aber jetzt zu unserer Sache: Wenn eine Handlung kraft der christlichen Religion geschieht, z.B. wenn jemand einem Kranken mit einem Gebet oder Segen mit heiligen Worten zu Hilfe kommen wollte, worauf wir jetzt unsere Aufmerksamkeit richten, so hat ein solcher sieben Bedingungen zu beachten. Wenn diese vorhanden sind, gilt ein solcher Segen für erlaubt, auch wenn er nach Art einer Beschwörung, durch die Kraft des göttlichen Namens und durch die
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Kraft der Werke Christi geschieht, die aus seiner Geburt, seinem Leiden, seinem kostbarem Tod etc. bekannt sind, durch die der Teufel besiegt und vertrieben worden ist. Dann heißen solche Segen, Sprüche und Exorzismen erlaubt und diejenigen, welche sie anwenden, könnten erlaubte Exorzisten oder Beschwörer genannt werden; nach Isidor 8 eth.576: »Beschwörer heißen diejenigen, die irgendeine Kunst mit Worten ausüben.« Die erste Bedingung, die zu bedenken ist, besteht, wie sich aus der Lehre des heiligen Thomas 2,2, qu. 93577 ergibt, darin, daß die Worte nichts enthalten, was auf eine ausdrückliche oder stillschweigende Anrufung der Dämonen hinausläuft. Was eine ausdrückliche ist, ist klar. Was eine stillschweigende ist, wird erwogen nach der Absicht und nach dem Werk: nach der Absicht, wenn sich z.B. einer bei seiner Handlung nicht darum kümmert, ob er von Gott oder vom Teufel den Beistand zu seinem Werk bekommt, wenn er nur das gewünschte Ziel durch das Werk erreicht; [nach dem Werk], wenn z.B. das Werk, welches er vollbringt, von Natur aus keinerlei Eignung zur Erzeugung einer solchen Wirkung hat, worüber nicht nur die Ärzte und Astrologen, sondern vielmehr auch die Theologen zu urteilen haben. Auf diese Weise machen die Nigromantiker künstliche Bilder, Ringe und Steine, die durchaus keine natürliche Beziehung zu
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den Wirkungen haben, die sie selbst sehr häufig erwarten. Daher hat sich auch der Teufel in ihr Werk einzumischen. Zweitens ist zu beachten, daß die Segen oder Sprüche keinerlei unbekannte Namen enthalten, weil nach Chrysostomos578 bei derlei zu befürchten ist, es würde darin irgend etwas Abergläubisches verborgen sein. Drittens, daß das Wortmaterial nichts Falsches enthält, weil man so von Gott keine Wirkung erwarten kann, da [86vb] er selbst kein Zeuge der Falschheit ist. So bedienen sich nämlich bestimmte alte Frauen in ihren Sprüchen des Verses: ›Die selige Jungfrau ist über den Jordan gegangen, und da ist ihr der heilige Stephan entgegen gekommen, und der hat sie gefragt‹ und viele andere Albernheiten. Viertens, daß keine eitlen Dinge und eingeritzte Zeichen enthalten sind, ausgenommen das Kreuzeszeichen, weshalb auch die Zettel579 getadelt werden, die von Soldaten getragen werden. Fünftens, daß man keine Hoffnung auf die Form des Schreibens oder Knüpfens oder auf sonst eine derartige Äußerlichkeit setze, die nicht zur Ehrfurcht vor Gott gehört; weil es sonst gänzlich für abergläubisch erachtet wird. Sechstens, daß im Anführen und Vorbringen göttlicher Worte oder der Heiligen Schrift nur auf die heiligen Worte selbst acht gegeben werde, auf ihren Sinn und die Ehrfurcht vor Gott oder auf die göttliche Kraft, von welcher die
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Wirkung erwartet wird; oder auf die Reliquien der Heiligen, von denen das Erwähnte auch erhofft wird, aber erst in zweiter Linie; von Gott aber in erster Linie. Siebtens, daß der Erfolg, den man erhofft, dem göttlichen Willen überlassen werde, der weiß, ob Gesundheit oder Heimsuchung dem Anrufenden mehr oder weniger nütze oder schade. Und zwar stellt diese Bedingung Thomas 2,1580 in dem Thema von der Gnade auf und in di. 15 in 4581. Daher wollen wir schließen, daß es erlaubt sein wird, wenn keine der genannten Bedingungen [durch ihr Fehlen] das Werk beeinträchtigt. Das beweist Thomas582 bezüglich jenes [Wortes] Markus ultimo: »Die Zeichen, die [geleiten] werden diejenigen, welche glauben« und danach: »In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben etc. und Schlangen vertreiben«; woraus er [Thomas] entnimmt, daß es unter Beachtung der erwähnten Bedingungen erlaubt ist, durch göttliche Worte Schlangen fernzuhalten. Ebenso beweist er583 das Obige folgendermaßen: Von nicht geringerer Heiligkeit als die Worte Gottes sind die Reliquien der Heiligen, mit dem Ausspruch des Augustinus584: Das Wort Gottes ist nicht weniger als der Leib Christi; aber nach allen ist es erlaubt, Reliquien der Heiligen ehrfurchtsvoll bei sich zu tragen. Folglich: wie auch immer der Name Gottes in gehöriger Form angerufen wird – durch das Gebet des
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Herrn, durch den Engelsgruß585, bei seiner [Christi] Geburt, bei [seinem] Leiden, bei den fünf Wunden, bei den sieben Worten, die er am Kreuze sprach, bei seinem Triumphtitel586, bei den drei Nägeln und den übrigen Waffen des Kriegsdienstes Christi gegen den Teufel und seine Werke –, es wird durchaus erlaubt sein, und man darf seine Hoffnung darauf setzen, wenn man den Erfolg dem göttlichen Willen anheimstellt. Und was von der Bändigung der Schlangen gesagt ist, dasselbe verstehe [87ra] man von den anderen Tieren; wenn nur acht gegeben wird auf die heiligen Worte und auf die göttliche Kraft. Bezüglich der Beschwörungen selbst jedoch muß man vorsichtig handeln, weil, wie der Doktor587 sagt, solche Beschwörer oft unerlaubte Ehrerbietungen erweisen und durch die Dämonen ihre Wirkungen erzielen; besonders bei den Schlangen, weil eine Schlange das erste Werkzeug des Dämons bei der Täuschung des Menschen war. In der Stadt Salzburg588 nämlich war ein Beschwörer; der wollte eines Tages zum Spektakel für die anderen alle Schlangen beschwören, in eine Grube hinein [zu kriechen] und umbringen, wie es heißt im Umkreis einer Meile. Als nun also von allen Seiten die Schlangen zusammengekommen waren, während er selbst oberhalb der Grube stand, machte ganz zuletzt eine ungeheure, grausige Schlange Schwierigkei-
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ten, in die Grube zu kriechen und gab ihm durch ihre Bewegungen oft zu verstehen, daß er sie weggehen und ungehindert dahin kriechen lassen sollte, wohin sie wollte. Aber als jener von ihrer Beschwörung nicht ablassen wollte, nachdem alle anderen in der Grube umgekommen waren, weil sie dort sofort starben und jene grausige auch hineingehen mußte, da machte die dem Beschwörer gegenüber befindliche Schlange einen Sprung über die Grube weg, stürzte sich auf den Beschwörer, umschlang seinen Leib wie einen Gürtel, zog ihn mit sich in die Grube und tötete ihn. Hieraus entnimmt man, daß derartiges nur zum Nutzen, nämlich nur zur Verscheuchung [der Schlangen] aus den Wohnungen der Menschen, durch die göttliche Kraft, mit Gottesfurcht und Ehrerbietung auszuführen ist. Bezüglich des zweiten, nämlich in welcher Weise derartige Exorzismen oder Sprüche zu tragen und um den Hals zu hängen oder in Kleidungsstücken einzunähen seien, so scheint es doch, daß solches unerlaubt sei. Denn Augustinus 2 de doctrina christiana589 sagt: »Zum Aberglauben gehören tausend magische Künste und Knüpfereien und Mittel, die auch die Lehre der Ärzte verurteilt; sei es [in Form] von Bezauberungen oder von bestimmten Marken, die man Zeichen nennt oder von bestimmten man anhängt oder aufmalt.« Ebenso Chrysostomos zu Matthäus590:
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»Manche tragen einen Teil des Evangeliums schriftlich am Hals; aber wird denn das Evangelium nicht täglich in der Kirche gelesen und von allen gehört? Wenn also die in die Ohren gelangten Evangelien nichts nützen, wie können sie den retten, an dessen Hals sie hängen? Wo ist denn dann die Kraft des Evangeliums: in den Figuren der Buchstaben oder im Verständnis ihrer Bedeutungen? Wenn sie in den Figuren ist [87rb], dann hängst du mit Fug und Recht [die Evangelien] an den Hals; wenn im Verständnis, dann nützen sie mehr an die Herzen gelegt als an den Hals gehängt.« Aber hier ist die Antwort der Gelehrten, besonders des heiligen Thomas, wie oben ar. 4591, wo er fragt, ob es unerlaubt sei, die göttlichen Worte an den Hals zu hängen. Man soll sich bei allen Besprechungen und Anhängen von Schriften, offenbar vor zweierlei hüten: erstens nämlich, wie es sich mit dem Geschriebenen verhält, ob es zu Anrufungen der Dämonen dient. Offenbar wird es dann nicht nur für abergläubisch, sondern auch für unerlaubt und als Abfall vom Glauben erachtet, wie oben oft angesprochen worden ist. In ähnlicher Weise muß man sich auch hüten, daß [derlei] keine unbekannten Worte enthält etc. Dazu vernimm die oben aufgestellten Bedingungen und wie es erlaubt ist, derartiges über Kranke mit dem Mund auszusprechen, ebenso ist es dann erlaubt, es bei sich
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zu tragen. Die genannten doctores aber berücksichtigen das und verurteilen es, wenn jemand vor Figuren und geschriebenen Buchstaben größere Achtung und Respekt hat als vor dem Sinn der Worte. Und wenn gesagt wird, daß ein Ungebildeter, der die Worte nicht versteht, keinen Respekt vor ihrem Sinn haben kann, so wird geantwortet, er habe Respekt vor der göttlichen Kraft und überlasse es dem göttlichen Willen, damit er tut, was seiner Liebe wohlgefällig ist. Bezüglich des Dritten, ob zugleich der Dämon zu beschwören und die Krankheit zu exorzisieren sei, oder das eine ohne das andere, [so lautet] die Antwort: Hier sind mehrere Dinge zu beachten: erstens, ob der Dämon immer dabei ist, wenn ein Behexter heimgesucht wird; zweitens, welcherlei Dinge exorzisiert oder beschworen werden können; drittens von der Art des Exorzisierens. Zum ersten scheint der Dämon dem Behexten immer gegenwärtig zu sein, da er nach Damascenus592 dort ist, wo er wirkt. Ebenso in der Legende des seligen Bartholomäus593: da scheint er zu heilen, wenn der Dämon von der Schädigung abläßt. Antwort: Daß der Dämon bei dem Behexten und Heimgesuchten anwesend ist, kann auf zweifache Weise verstanden werden, entweder bezüglich seines Seins oder bezüglich seines Wirkens. Auf die erste Weise ist er gegenwärtig am Anfang, während er den
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Schadenszauber hinein schickt; auf die zweite Weise heißt er an sich nicht gegenwärtig in seiner Wirkung, so wie auch die doctores, wenn sie fragen, ob der Teufel mit jeder beliebigen todsündlichen Schuld den Menschen substanziell bewohne, sagen, nicht an sich, sondern in seinem Wirken, wie man auch von einem Herrn sagt, daß er den Knecht hinsichtlich seiner Oberhoheit bewohne. Anders jedoch bezüglich der Besessenen. Was das zweite anlangt, welcherlei Dinge exorzisiert werden können, so ist bezüglich der Ansicht des Doktors [87va] in 4 dist. 6594 [einiges] zu bemerken, wo er sagt, weil der Teufel wegen der Sünde des Menschen über den Menschen und alles, was dem Menschen zu Gebrauch dient, zu seinem Schaden Macht gewonnen hat. Und da keine Gemeinschaft zwischen Christus und Belial595 besteht, wird deshalb, wann immer etwas zum Gottesdienst zu heiligen ist, es erst exorzisiert, damit es, frei von der Macht des Teufels, mit der er es zum Schaden des Menschen ergreifen konnte, Gott geweiht werde. Und zwar zeigt sich das an der Segnung des Wassers, der Weihe des Tempels und an allen derartigen Dingen. Da die erste Heiligung, mit der der Mensch Gott geweiht wird, in der Taufe besteht, ist es also nötig, daß der Mensch auch erst exorzisiert wird, bevor er getauft wird; [und das geschieht] aus einem viel gewichtigeren Grunde
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als das sonstige: weil in dem Menschen selbst die Ursache liegt, weshalb der Teufel über anderes, das um des Menschen willen da ist, Macht gewonnen hat: nämlich die Erbsünde oder wirksame Sünde. Und dies ist der Sinn der Worte, die beim Exorzismus ausgesprochen werden; wie wenn es z.B. heißt: »Weiche von ihm, Satan« und dergleichen, und ähnlich das, was dabei geschieht. Wenn also zur Sache gefragt wird, ob die Krankheit zu exorzisieren und der Dämon zu beschwören sei, und was davon zuerst, so wird geantwortet: die Krankheit wird nicht exorzisiert, sondern der erkrankte und behexte Mensch selbst, so wie bei einem Kind nicht die Verdorbenheit der Nahrung exorzisiert wird, sondern das infizierte Kind. Ebenso wie ein Kind erst exorzisiert und danach der Teufel beschworen wird, daß er weiche, so wird der Behexte erst exorzisiert und danach dem Teufel und seiner Machenschaft befohlen, auf daß er weiche. Ebenso wie Salz und Wasser exorzisiert werden, so ist es höchst förderlich, dem Behexten alle Dinge, die zu seinem Gebrauch verwendet werden können, wie Speisen und Getränke, zu exorzisieren und zu segnen. Gleichfalls596 mag der Ritus des Exorzismus bei Täuflingen daran festhalten, daß [zuerst] ein Anblasen nach Westen zu stattfindet und die Lossprechung, zweitens die Erhebung der Hände zum Himmel unter
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dem Bekenntnis zur christlichen Religion; drittens Gebet, Segen und Auflegen der Hand; viertens Entkleidung und Salben mit heiligem Öl, dann nach der Taufe Kommunion und Bekleidung mit einem ganz weißen Gewand, so ist es doch nicht nötig, daß dies mit dem zu exorzisierenden Behexten geschehe; sondern er beichte zuerst aufrichtig und gebührend, halte, wenn er kann, eine brennende [geweihte] Kerze und empfange die heilige Kommunion [87vb]. Anstelle des weißen Gewandes tritt eine geweihte Kerze von der Länge des Leibes Christi oder des Holzes des Kreuzes, und so verharre der Gegürtete mit entblößtem Körper. Sodann kann man sagen: »Ich exorzisiere dich, Petrus oder Barbara, der du krank, aber durch die heilige Quelle der Taufe wiedergeboren bist, bei Gott dem Lebendigen, bei Gott, dem Wahren und bei Gott dem Heiligen, bei dem Gott, der dich durch sein kostbares Blut erlöst hat, auf daß du ein exorzisierter Mensch werdest; daß von dir jedes Phantasiegebilde und [jede] Nichtsnutzigkeit teuflischen Betruges und jeder unsaubere Geist entfliehe und entweiche, beschworen durch den, der kommen wird, zu richten die Lebenden und Toten und die Welt durch das Feuer. Amen. Lasset uns beten. Gott der Barmherzigkeit, gnädiger Gott, der du nach der Fülle deines Erbarmens die hart anpackst, die du liebst, und die du in Liebe auf-
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nimmst, zur Besserung züchtigst, dich rufen wir an, Herr, daß du dem Knecht, der am Leib die Schwachheit der Glieder erleidet, deine Gnade zu spenden geruhen möchtest, daß du, was immer durch irdische Gebrechlichkeit verderbt, was immer durch teuflischen Betrug geschädigt ist, der Einheit des Leibes der Kirche als Glied der Erlösung anfügest. Erbarme dich, Herr der Seufzer, erbarme dich seiner Tränen, der nur zu deiner Barmherzigkeit Vertrauen hat; laß ihn zu zum Sakrament der Versöhnung [mit dir], durch Christus, unsern Herrn. Amen. Also verfluchter Teufel, erkenne deinen Urteilsspruch an und gib Gott die Ehre, auf daß du mit deiner Machenschaft weichst von diesem Diener, den unser Herr Jesus Christus mit seinem kostbaren Blut erlöst hat.« Danach exorzisiere man zum zweiten und dritten Male wiederum wie oben mit Gebeten: »Laßt uns beten. Gott, der du immer mit liebevollem Sinn über deine Geschöpfe herrschst, neige dein Ohr zu unseren Bitten; blicke gnädig auf deinen Diener, der an gestörter Gesundheit des Körpers leidet, und suche ihn mit deinem Heil auf und gewähre ihm die Arznei der himmlischen Gnade, durch Christus, unseren Herrn. Amen. Also verfluchter Teufel« etc. wie oben. Gebet für den dritten Exorzismus: »Gott, einziger Schutz der menschlichen Schwäche, bezeuge die Kraft deiner Hilfe an unserem Kranken, daß er oder sie, durch die
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Fülle deiner Barmherzigkeit gestützt, deiner heiligen Kirche als unversehrt vorgestellt zu werden verdient, durch Christus, unseren Herrn. Amen.«597 Und immer besprenge man den Kranken mit Weihwasser. Und man beachte auch, daß diese Form vorgeschrieben wird, nicht, weil es durchaus so gemacht werden muß oder weil andere Exorzismen nicht von größerer Wirksamkeit [88ra] sind, sondern damit man eine Form habe, wie man zu exorzisieren und beschwören hat. In den alten Geschichten und Büchern der Kirchen findet man nämlich bisweilen frömmere und wirksamere Exorzismen; aber weil man in allem die Ehrfurcht vor Gott voranstellen muß, handele ein jeder nach dem, so weit es zuträglich ist. Schließlich aus dem Vorhergehenden schlußfolgernd [sagen wir noch einmal] wegen der Ungebildeten: Diese Weise, den Behexten zu exorzisieren, soll darin bestehen, daß dieser zuerst eine lautere Beichte ablegt, nach dem oft herangezogenen Kanon Si per sortiarias598. Dann nehme man eine sorgfältige Durchsuchung [des Hauses] in den einzelnen Winkeln und in den Betten, Polstern und unter der Türschwelle vor, ob man vielleicht Mittel des Schadenszaubers versteckt finden könnte. Die gefundenen sind sofort ins Feuer zu werfen. Auch wäre es zuträglich, daß in den Betten und Kleidungsstücken alles erneuert würde und man auch die Wohnung und das Haus
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wechselte. In dem Fall aber, daß sich nichts finden läßt, soll dann der zu Exorzisierende, wenn er kann, am Morgen in die Kirche gehen; je heiliger der Tag ist, wie es z.B. das Fest der seligen Jungfrau oder die Vigilien sind, desto besser. Auch der Priester, der gebeichtet hat und in guter Verfassung ist, wird dann um so mehr Erfolg haben. Es halte also der zu Exorzisierende eine geweihte Kerze in der Hand, besser sitzend, wenn er kann, oder indem er die Knie beugt, und die Anwesenden sollen fromme Gebete für dessen Befreiung über ihn sprechen. Man stimme die Litanei an, indem man beginnt: »Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn«, wobei er [der Priester] einen Respondenten habe. Er besprenge jenen mit Weihwasser, lege ihm die Stola um den Hals und füge den Psalm hinzu: »Hilf mir Gott.« Er [der Priester] folge der Litanei, wie es bei Kranken Brauch ist, indem er sie hersage bis zur Anrufung der Heiligen: »Bitte, oder bittet, für ihn und sei gnädig. Befreie ihn, Herr«, indem er die einzelnen Teile durchgeht bis zum Ende, wo die Gebete zu sprechen sind. Dann beginne er anstelle der Gebete den Exorzismus und er wird damit fortfahren in der oben beschriebenen Weise oder auf eine andere, bessere, wie es ihm [gut] dünkt. Es können auch derartige Exorzismen zumindest dreimal in der Woche wiederholt werden, um die Gnade der Genesung zu erlangen. Aber ganz zuletzt muß [der zu Exorzisieren-
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de] am Sakrament des Abendmahles teilnehmen, wiewohl manche glauben, man müsse dies vor dem Exorzismus tun. Bei der Beichte achte der Beichtvater darauf, ob er durch irgendein Band der Exkommunikation gebunden ist oder ob er, einst grundlos gebunden, von seinem Richter keine Absolution bekommen hat. Denn mag er [der Beichtvater] ihn zwar unter Vorbehalt [88rb] absolvieren, er soll aber nach wiedererlangter Gesundheit sie von seinen Richter, der ihn gebunden hat, verlangen. Es ist zu beachten, daß, wenn der Exorzist den Weihegrad des Exorzisten nicht hat, er dann mit Gebeten vorgehen kann. Und wenn er die [Heilige] Schrift zu lesen versteht, soll er die vier ersten Evangelisten lesen; ebenso im Evangelium: »Geschickt worden ist der Engel« und die Leidensgeschichte des Herrn, die alle eine große Kraft zur Austreibung der Werke des Teufels haben. Ebenso schreibe man das Evangelium des Heiligen Johannes: »Am Anfang war das Wort« auf und hänge es dem Kranken um den Hals und erwarte so die Gnade der Gesundung von Gott599. Aber wenn jemand nach dem Unterschied zwischen der Besprengung mit Weihwasser und dem Exorzismus fragen sollte, während doch beides als wirksam gegen die Anfechtung durch den Dämon verordnet wird, so antwortet der heilige Thomas, wie oben,
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dist. 6600: »Der Teufel bestürmt uns von außen und innen.« Das Weihwasser wird also gegen die Bestürmung des Teufels verordnet, die von außen kommt, der Exorzismus aber gegen die Bestürmung des Teufels, die von innen kommt, weshalb auch jene, für die er angeordnet ist, »energumini«601 heißen, von »en«, innen, und »ergon«602, Anfechtung, die also gleichsam im Innern angefochten werden. Bei einem Behexten also, der exorzisiert werden soll, wird beides angewendet, da er von beiden Seiten gepeinigt wird. Aber mit Bezug auf die zweite Hauptfrage, was zu tun sei, wenn die Gnade der Gesundung durch Exorzismen nicht erlangt wird, [lautet] die Antwort: Mag das aus sechs Ursachen geschehen können, so gibt es doch noch eine siebte, über die unser Urteil zurückgestellt wird. Daß nämlich jemand nicht befreit wird, geschieht entweder wegen der Verkehrtheit des Glaubens der Umstehenden, die den Kranken herbeibringen oder wegen der Sünden derjenigen, die einen Schadenszauber erleiden oder derjenigen, die passende Mittel anzuwenden versäumen oder wegen eines Fehlers im Glauben auf seiten des Exorzisten oder wegen der [mangelnden] Ehrfurcht vor den Tugenden, die sich bei einem anderen finden oder wegen der Läuterung oder des Verdienstes derjenigen, die unter einem Schadenszauber leiden. Über die ersten vier [Gründe] belehrt die Wahrheit
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des Evangeliums, Math. 17603 und Marcus 9604, in Gegenwart des Vaters des Mondsüchtigen, seines einzigen Sohnes, und der Jünger Christi. Denn erstens entbehrten der [den Kranken] Herbeibringende und die Menge nämlich auch der Fülle des Glaubens, weshalb der Vater unter Tränen bat: »Ich glaube, Herr. Hilf mir in meinem Glauben!«, und zur Menge sagte Jesus: »O du ungläubiges und verkehrtes Geschlecht, wie lange [88va] werde ich noch bei Euch sein?« Was das zweite, nämlich denjenigen anlangt, der den Dämon aushält, so tadelte ihn Jesus, nämlich den Sohn, da er, wie der selige Hieronymus605 dort sagt, wegen seiner Sünden vom Dämon bedrückt worden war. Drittens bezüglich der Vernachlässigung der gebührenden Mittel erklärt sich dies, weil gute und vollkommene Männer nicht dabei waren. Daher sagt Chrysostomos606 [zu der Stelle] dort: »Die Säulen des Glaubens, nämlich Petrus, Jacobus und Johannes, waren nicht dabei, so wie sie bei der Verklärung Christi anwesend waren.« Auch Gebete und Fasten waren nicht dabei, ohne welche, wie Christus sagt, diese Art von Dämonen nicht ausgetrieben wird. Daher sagt auch Origines607 dazu: »Wenn es bisweilen nötig wäre, bei der Heilung geduldig zu bleiben, so dürfen wir uns nicht wundern, noch fragen, noch sprechen, wobei der unreine gleichsam Geist zuhört, sondern
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wir wollen die bösen Geister durch unsere Fasten und Gebete vertreiben.« Und die Glosse608 sagt: »Diese Art von Dämon, d.h. diese Veränderlichkeit der fleischlichen Lüste, zu der nämlich jener Geist neigte, wird nicht besiegt, wenn nicht der Geist durch Gebet gestärkt und das Fleisch durch Fasten geschwächt wird.« Viertens, bezüglich eines Fehlers des Exorzisten, besonders im Glauben, ergibt sich Aufschluß eben dort bezüglich der anwesenden Jünger Christi. Als die Jünger später insgeheim nach dem Grund ihrer Ohnmacht fragten, antwortete [Jesus] daher: »Wegen Eures Unglaubens! Wahrlich, ich sage Euch, wenn Ihr [nur so viel] Glauben hättet wie ein Senfkorn, so könntet Ihr zum Berg sagen: Hebe dich weg von hier«609 etc., wozu Hilarius610 [bemerkt]: »Die Apostel glaubten zwar, waren aber im Glauben noch nicht vollkommen. Denn als der Herr auf dem Berg mit drei anderen verweilte und jene in der Menge saßen, hatte eine gewisse Verzagtheit ihren Glauben sinken lassen.« Bezüglich des fünften ergibt sich Klarheit in den Vitas patrum611, wo wir lesen, daß manchmal die Besessenen nicht durch den heiligen Antonius, sondern durch seinen Schüler Paulus befreit worden seien. Bezüglich des sechsten hat sich oben612 erwiesen,
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weil er nicht immer jemand von der Strafe befreit wird, wenn er von der Schuld gelöst wird; sondern es bleibt bisweilen die Strafe zur Sühne und Genugtuung für das vorhergehende Delikt. Und nun noch ein anderes Mittel613, von dem es heißt, daß viele [dadurch] befreit wurden, nämlich indem die Behexten von neuem getauft wurden, wenn auch nur unter einer Bedingung. Darüber aber wagen wir, wie ich vorausgeschickt habe614, nichts zu bestimmen. Jedoch ist es eine feststehende Wahrheit, daß, wenn jemand vor der Taufe nicht gebührend exorzisiert worden ist, der Teufel mit göttlicher Zulassung auf jeden Fall gegenüber einem solchen immer eine größere Macht bekommt [88vb]. Es erhellt aus dem Vorangehenden. Und es ist auch nicht zweifelhaft, daß mehrfache Nachlässigkeiten begangen werden, sei es von Priestern, wo denn das oben erwähnte vierte Hindernis behandelt wird, nämlich Fehler des Exorzisten, oder sei es von den alten Frauen, die unter dem Druck der Notwendigkeit die gebührende Form der Taufe nicht beachten. Ich will jedoch nicht behaupten, daß die Sakramente von Schlechten nicht gereicht werden könnten; daß im Gegenteil ein auch noch so Schlechter tauft und [es auch] vollbringt, wenn er nur in gebührender Weise, in gebührender Form, mit den Formeln und mit Willen, in aller Ordnung tauft und [es] zu vollbringen strebt. So kann [ein
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solcher] in ähnlicher Weise beim Exorzisieren richtig vorgehen: nicht scheu oder überstürzt. Daher soll man sich auch nicht615 ohne eine tätige oder geübte Hingabe – und ja nicht stottern und notwendige Worte auslassen! – mit solchen heiligen Amtshandlungen befassen. Wie in der Tat zur Vollendung vier wesentliche Punkte dienen, nämlich Stoff, Form, Absicht [und] Methode, jedoch in den vorher angesprochenen Arten, und wenn eines fehlt, wird er [der Exorzist] nicht vollenden können, so ist es [zugleich] nötig, daß man bei Exorzismen nach seiner Weise Zusätzliches tut. Der Einwand gilt nicht, daß in der ursprünglichen Kirche [die Leute] ohne Exorzismen getauft wurden oder auch daß jetzt der Getaufte imstande sei, ohne sie das Zeichen der Taufe zu bewirken; weil dann Gregorius die Exorzismen unnötigerweise eingerichtet hätte und die Kirche in ihren Zeremonien sogar irren würde. Darum habe ich es nicht gewagt, diejenigen gänzlich zu tadeln, die die Behexten unter einer Bedingung wiedertaufen und das Versäumte vielleicht wieder gut machen wollten. Man erzählt auch von solchen, die zur Nachtzeit in den Träumen über hohe Gebäude ohne Verletzung dahinzuwandeln pflegen, was viele, die solche Leute behandeln, durchaus als das Werk eines bösen Geistes bezeichnen. Wenn diese wieder getauft werden, merkt man, daß es mit ihnen
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besser geht. Und es ist wunderbar, daß sie, wenn sie bei ihrem eigenen Namen angerufen werden, plötzlich auf die Erde niederstürzen, gerade als ob [ihnen] womöglich jener Name bei der Taufe nicht gehörig beigegeben worden sei. Es ist für den Leser förderlich, auf jene sechs Hindernisse zu achten. Denn mögen sie auch für »energumini« oder Besessene und nicht für die Behexten bestimmt sein, so kann man doch sagen, da die gleiche göttliche Kraft überall erforderlich ist, daß es im Gegenteil von größerer Schwierigkeit ist, einen Behexten zu heilen als einen »energumenus« oder Besessenen. Wenn also jene Hindernisse dort einen Platz finden können, dann um so mehr bei den Behexten, was aus folgendem Grund [89ra] erwiesen wird. Wie sich nämlich oben im zehnten Kapitel616 ergeben hat, werden manche nicht um eines eigenen Deliktes willen besessen gemacht, sondern wegen eines leichten fremden oder aus verschiedenen anderen Ursachen. Beim Schadenszauber aber, wenn Erwachsene behext werden, wie es ihnen sehr häufig zustößt, weil sie zur Tötung der Seele vom Dämon innerlich aufs schwerste besessen gehalten werden, besteht daher bei den Behexten eine doppelte Aufgabe, während bei den Besessenen nur eine einfache, äußerliche, aufgegeben wird. Über diese sehr schwere Besessenheit sagt Cassianus colla. Abba. Sereni617: »Jene sind die wahr-
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haft Elenden und Ehrbarmungswürdigen, die sich mit allen möglichen Verbrechen und Schandtaten beflekken, und dabei zeigt sich bei ihnen wahrlich nicht nur kein Zeichen teuflischer Anstiftung, sondern auch keine ihren Werken angemessene Versuchung, noch wird ihnen irgendeine Geißel der Züchtigung auferlegt. Denn sie verdienen nicht die schnelle und förderliche Medizin dieser Zeit. Ihre Härte und unbußfertiges Herz übersteigt das Maß der Strafe des gegenwärtigen Lebens. Sie sammeln gleichsam für sich wahre Schätze an Zorn und Unwillen für den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Urteils Gottes, an welchem ihr Wurm618 nicht ausgetilgt werden wird.« Und ferner sagt derselbe Cassianus619 kurz vorher, indem er die körperliche Besessenheit mit der der Seele um einer Sünde willen vergleicht: »Es steht fest, daß diejenigen viel schwerer und heftiger geplagt werden, die, während sie körperlich von ihnen gar nicht belästigt zu werden scheinen, in der Seele jedoch um so verderblicher besessen sind, indem sie nämlich in ihre Laster und Lüste verstrickt sind. Nach Meinung des Apostels nämlich wird man der Knecht desjenigen, von dem man überwunden wird, nur daß jene um so verzweifelter krank sind, als daß sie, obwohl Sklaven der Dämonen, nicht einmal merken, daß sie von jenen angegriffen werden und deren Herrschaft ertragen.« Hieraus erschließt man, daß erst recht die kör-
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perlich Behexten – die vom Dämon jedoch nicht von außen, sondern von innen, zur Tötung der Seele, Besessenen – wegen der vielen Hindernisse schwerer zu heilen sind. Bezüglich der dritten Hauptfrage, nämlich hinsichtlich der Mittel nicht mehr der Worte, sondern der Werke, ist zu bemerken, daß jene Werke zweifach sind: durchaus erlaubt und nicht verdächtig oder verdächtig und durchaus nicht erlaubt. Die ersten [89rb] sind oben unmittelbar [vorher] im fünften Kapitel gegen Ende620 behandelt worden, wo der Zweifel bezüglich der Kräuter oder Steine aufgeworfen wird, wie es erlaubt sei, daß sie Schadenszauber vertreiben. Von den zweiten Mitteln aber, die verdächtig, jedoch nicht gänzlich unerlaubt zu sein scheinen, ist jetzt zu handeln. Und zwar muß man die Dinge beachten, die in der zweiten Hauptfrage dieses zweiten Teils des Werkes behandelt worden sind, [nämlich] von den vier Mitteln, von denen drei für unerlaubt erachtet werden, das vierte aber nicht für gänzlich unerlaubt, aber für eitel. Das sagen auch die Kanonisten, daß es erlaubt ist, Eitles mit Eitlem zu zerstören. Aber weil wir Inquisitoren mit den heiligen doctores der Meinung sind, daß, falls Heilmittel mittels heiliger Worte und erlaubter Exorzismen nicht genügen, und zwar wegen der weiter oben angeführten Hindernisse, sechs oder sieben an der Zahl, daß dann solche Behexten
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zur Geduld anzuhalten sind, zur gleichmütigen Hinnahme der Übel des gegenwärtigen Lebens zur Läuterung ihrer Vergehen, statt weiter irgendwie nach abergläubischen und eitlen Mitteln zu suchen. Wenn deswegen jemand, mit den erwähnten erlaubten Exorzismen nicht zufrieden, sich derartigen, zumindest eitlen Mitteln, von denen oben die Rede gewesen ist, zuwenden will, so möge er wissen, daß dies nicht mit unserer Billigung oder Erlaubnis geschieht. Aber daß eben dort solche Mittel angegeben und entwickelt worden sind, ist geschehen, damit die Aussagen so großer Gelehrter wie Scotus621 und Hostiensis etc. auf der einen Seite und anderer Theologen auf der anderen Seite möglichst in Einklang gebracht würden. Wir bekennen also mit dem heiligen Augustinus622 in einer Predigt gegen die Wahr- und Weissager, und zwar ist sie betitelt mit sermo de auguriis, wo es heißt: »Brüder, Ihr wißt, daß ich häufiger gebeten habe, ihr möget die Gewohnheiten der Heiden und der Zauberer überhaupt nicht beachten; aber das nützt bei manchen nur wenig. Und weil ich, wenn ich es Euch nicht sage, für mich und für Euch am Tage des Gerichts Rechenschaft ablegen werde und es nötig sein wird, daß ich mit Euch ewige Strafe erleide, daher absolviere ich mich bei Gott, indem ich immer wieder ermahne und beschwöre, es möge keiner von Euch Weissager oder Wahrsager aufsuchen noch sie wegen
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[89va] irgendeiner Angelegenheit oder irgendeines Grundes oder einer Krankheit befragen, weil in dem, der so etwas Böses tut, sofort das Sakrament der Taufe verlorengeht und er sogleich zum Gotteslästerer und Heiden wird und, wenn sich keine Reue einstellt, er sofort für ewig verlorengeht.« Und danach gibt er zu verstehen: »Niemand möge [abergläubisch] auf die Tage der Abreise oder der Heimkehr achten, denn Gott hat alles sehr gut gemacht und den einen Tag wie den anderen eingesetzt. Aber so oft die Notwendigkeit drängt, etwas zu tun oder auszugehen, zeichnet Euch im Namen Christi, und indem Ihr das Glaubensbekenntnis oder das Gebet des Herrn gläubig hersagt, handelt Ihr furchtlos mit Gottes Hilfe.« Damit aber nicht zufrieden, versuchen sich Abergläubische und Söhne des Zeitlichen, indem sie die Irrtümer häufen wollen, über den Sinn und die Absicht des Scotus und der Kanonisten hinaus mit den folgenden Argumenten zu verteidigen. Weil nämlich die natürlichen Dinge bestimmte verborgene Eigenschaften haben, deren Grund vom Menschen nicht bezeichnet werden kann, so wie z.B. der Magnet das Eisen anzieht, und viele andere Dinge, die Augustinus 21 de civi. dei623 aufzählt, daher wird es nicht unerlaubt sein, nach solcherart Dingen zur Erlangung der Gesundheit zu forschen, wenn Exorzismen und die natürlichen Arzneien versagen: mag es auch eitel
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erscheinen. Das würde aber geschehen, wenn jemand nicht durch nigromantische, sondern durch astrologische Bilder oder durch Ringe und dergleichen die Gesundheit an sich oder an einem anderen herstellen wollte. Auch argumentieren sie: So wie die natürlichen Körper den Himmelskörpern untertan sind, so erlangen auch künstliche Körper, z.B. Bilder, verborgene Kräfte, die ihr Wesen je nach dem Eindruck der Himmelskörper erhalten. Also bringen auch künstliche Körper, z.B. Bilder, eine verborgene Kraft von den Himmelskörpern, um Wirkungen zu verursachen. Also ist es nicht unerlaubt, sich ihrer und anderer solcher Dinge zu bedienen. Außerdem können die Dämonen auf vielfache Weise Körper verändern, wie Augustinus 3 de trini.624 sagt und sich an den Behexten zeigt. Also ist es auch erlaubt, sich ihrer Kraft zur Aufhebung jener [Behexungen] zu bedienen. Aber in Wahrheit sind die Aussagen aller heiligen doctores im entgegengesetzten Sinn gehalten, wie sich hinreichend, hier und da verstreut, gezeigt hat. Daher wird zum ersten gesagt, daß, wenn natürliche Dinge einfach zur Erzielung bestimmter Wirkungen angewendet werden, für die sie, wie man glaubt, eine natürliche Kraft haben, das nicht unerlaubt sei. Wenn aber entweder irgendwelche Zeichen [89vb] oder was
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für unbekannte Dinge auch immer hinzugefügt werden und die Befolgung eitler Regeln, welchen offenbar keine natürliche Wirksamkeit beikommt, so wird das abergläubisch und unerlaubt sein. Daher sagt der heilige Thomas 2,2 q. 96 ar. 2, der dieses Thema hier am Ende der Frage behandelt, man müsse in dem, was zur Herbeiführung irgendwelcher körperlichen Wirkungen, wie z.B. Genesung oder etwas derartigem, geschehe, erwägen, ob es natürlicherweise solche Wirkungen hervorrufen kann. Und weil es erlaubt ist, die natürlichen Ursachen zu ihren Wirkungen anzuwenden, deshalb ist so etwas nicht unerlaubt. Wenn [solche Dinge] aber natürlicherweise solche Wirkungen offenbar nicht verursachen können, so folgt, daß sie zur Zeitigung dieser Wirkungen nicht als Ursachen, sondern nur als Zeichen angewendet werden. Und so gehören sie zu den mit den Dämonen mit Zeichen eingegangenen Pakten. Daher sagt Augustinus 21 de ci. dei625: »Es werden die Dämonen durch Geschöpfe angelockt, die nicht sie selbst, sondern Gott geschaffen hat; nicht, wie die Tiere, durch verlockende, je nach ihrer Art verschiedene Speise, sondern als Geister, durch Zeichen: durch verschiedene Sorten Steine, Kräuter, Hölzer, Tiere, Sprüche, Riten.« Zum zweiten sagt derselbe Doktor: Die natürlichen Eigenschaften der natürlichen Körper folgen ihren substanziellen Formen, derer sie aufgrund des Ein-
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drucks der Himmelskörper teilhaftig werden. Und deswegen werden sie aufgrund des Eindrucks eben dieser [Himmelskörper] aktiver Eigenschaften teilhaftig. Aber die Formen der künstlichen Körper gehen aus der Vorstellung des Künstlers hervor, und da sie nichts anderes sind als Zusammensetzung, Ordnung und Figur, wie es 1 Phisi.626 heißt, können sie keine natürliche Eignung zum Auszurichtenden haben. Und daher kommt es, daß sie durch den Eindruck der Himmelskörper keiner Eigenschaft teilhaftig werden, insofern sie künstlich sind, sondern nur gemäß ihres natürlichen Stoffes. Falsch ist es also, was Porphyrius so vorkam, wie Augustinus 10 de ci. dei627 sagt, durch Kräuter, Steine, beseelte Wesen, bestimmte Töne, auch Stimmen und bildliche Darstellungen wie auch Abbilder, fabriziert von den Menschen zum Abscheu des Himmels unter Beobachtung der Gestirne [und] bei den Bewegungen der Sterne, erhalte man geeignete Kraft zur Herbeiführung verschiedener Wirkungen der Gestirne. Als wenn die Wirkungen magischer Künste aus der Eigenschaft der Himmelskörper hervorgehen würden! Aber wie Augustinus dort zu verstehen gibt, geht das alles auf die Dämonen zurück, die Betrüger der ihnen untertanen Seelen. Daher erhalten auch die sogenannten astronomischen Bildnisse [90ra] ihre Wirksamkeit aus der Betätigung der Dämonen, deren Merkmal es ist, daß bestimmte Zei-
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chen auf ihnen [den Bildnissen] eingetragen werden müssen, die natürlicherweise nichts bewirken. Denn eine Figur ist nicht der Anfang einer natürlichen Tätigkeit. Aber darin unterscheiden sich die astronomischen Bildnisse von den nigromantischen, daß bei den nigromantischen ausdrückliche Anrufungen stattfinden, weshalb sie auch den ausdrücklichen, mit den Dämonen eingegangenen Pakten, die astronomischen [aber] wegen der Zeichen von Figuren und Charakteren den stillschweigenden angehören. Zum dritten: Dem Menschen ist keine Macht über die Dämonen gegeben, auf daß er diese erlaubterweise benutzen könnte, wozu immer er will. Sondern ihm ist der Krieg gegen die Dämonen auferlegt, weshalb es dem Menschen auf keinen Fall erlaubt ist, sich der Hilfe der Dämonen aufgrund schweigender oder ausdrücklicher Pakte zu bedienen. Soweit Thomas628. Zur Sache. Weil er sagt »auf keinen Fall«, also auch nicht mittels irgendwelcher eitler Mittel, in die sich nämlich der Dämon auf irgendeine Weise einmischen könnte, selbst wenn629 sie so eitel sind, daß auch die menschliche Gebrechlichkeit sie zur Wiedererlangung der Gesundheit für sich zu gewinnen sucht. [Der Betreffende] sei bekümmert wegen der Vergangenheit, auf der Hut wegen der Zukunft und bete, daß ihm die Schuld erlassen und er nicht weiter in Versuchung geführt werde. So spricht Augustinus630 am Ende der
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Regel.
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[II/2,7] Mittel gegen Hagelwetter und Verhexung des Viehs. Kapitel 7 Wie endlich das verhexte Vieh und Sturmwinde verhindert werden können, da sind zuerst unerlaubte Mittel zu vermerken, die von bestimmten Leuten gebraucht werden, nämlich mit abergläubischen Worten oder Taten, wie z.B. diejenigen, welche Würmer in den Fingern durch unerlaubte Wörter und Sprüche heilen. Über diese Sprüche ist im vorhergehenden Kapitel631 gehandelt worden, wie man sie als erlaubt oder nicht [erlaubt] erkennt. Andere gibt es, die über das behexte Vieh das Weihwasser nicht aussprengen, sondern es [ihm] ins Maul gießen. Daß das erste Mittel mit Worten unerlaubt sei, beweist außer dem Vorhergehenden der oft angeführte Guilhelmus632 folgendermaßen: Wenn nämlich den Worten eine solche Kraft innewohnte, und zwar sagen wir »den Worten« als den Worten, dann wäre von fünf Arten die eine wirksam, entweder aufgrund des Stoffes, d.h. der Luft, oder aufgrund der Form, d.h. des Lautes, oder aufgrund der Bedeutung oder aufgrund aller zugleich. Das erste [gilt] nicht, weil Luft [90rb] nicht tötet, ausgenommen vergiftete. Auch der Ton nicht, weil ein hervorstehender Gegenstand seine Kraft bricht. Das dritte nicht, weil dann der [bloße] Name Teufel oder
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Tod, Hölle immer schaden würden und [Worte wie] Gesundheit oder Gutheit immer nützen. Desgleichen nicht alle zusammen: weil ein Ganzes, aus schwachen Teilen zusammengesetzt, auch als Ganzes schwach ist. Es gilt auch nicht, wenn eingewendet wird: Gott hat den Worten die Kraft übertragen wie den Kräutern und Steinen. Denn wenn Worten oder Sakramentalien oder anderen Segen und erlaubten Sprüchen [auch] Eigenschaften innewohnen, so haben sie diese nicht an sich, als Worte, sondern infolge der göttlichen Einsetzung und Verordnung und infolge eines Paktes mit Gott, so wie wenn Gott sagte: »Wer das tut, dem werde ich es zu entgelten wissen.« Und so bewirken die Worte in den Sakramenten, was sie bedeuten. Freilich anderen zufolge haben sie auch noch eine innerliche Kraft. Aber die erste Ansicht wird deshalb angenommen, weil sie hier gut verwendbar ist. Bezüglich anderer Worte und Sprüche aber ist nach dem Vorhergehenden klar, daß sie als Worte, und zwar als zusammengefügte oder ausgesprochene oder in Figuren dargestellte Worte, nichts ausrichten. [Das, was etwas ausrichtet,] ist dagegen die Anrufung des göttlichen Namens und die Beschwörung, die eine heilige Bezeugung der Anheimstellung dieser Wirkung an den göttlichen Willen ist. Auch Mittel der Werke, die unerlaubt scheinen, wie
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oben633 behandelt worden ist und, wie es etwa in Schwaben634 vielfach der Brauch ist, wo am ersten Tag im Mai vor Sonnenaufgang die Landfrauen ausgehen und aus den Wäldern oder von den Bäumen Zweige von Weiden oder anderes Laubwerk holen, es zu einem Reifen flechten und am Stalleingang aufhängen, und sie behaupten, daß dadurch alles Vieh das ganze Jahr hindurch unversehrt von Zauberern und Hexen bleibt und bewahrt wird. Dieses Mittel wäre nach der Meinung derer, welche sagen, man könne Eitles mit Eitlem brechen, nicht unerlaubt. Ebenso auch, wenn jemand durch unbekannte Worte Krankheiten vertreiben würde. Aber um ohne Anstoß zu erregen vorzugehen, wollen wir sagen, daß, wenn am ersten oder zweiten Tag eine Frau oder wer auch immer ausgeht, ohne auf den Aufgang oder Untergang der Sonne zu achten, Kräuter, Laubwerk oder Zweige sammelt oder sie mit dem Gebet des Herrn oder dem Glaubensbekenntnis über die Stalltür hängt und im guten Glauben die Wirkung [in Form] des Schutzes dem göttlichen Willen anheimstellt, so wird ein solcher nicht tadelnswert sein, wie sich oben im vorausgehenden Kapitel635 aus den Worten des Hieronymus ergeben hat, und zwar stehen sie [90va] 26 q. ulti.636: es ist erlaubt, ohne Anrufung [der Dämonen] bei einem, der unter einem Dämon zu leiden hat, Kräuter und Steine zu gebrauchen.
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Eben dahin gehören diejenigen, welche in den Weinbergen oder Saatfeldern das Zeichen des Kreuzes, geweihte Zweige oder Blumen am Palmsonntag aufbewahren und aufstecken und die behaupten, daß, während allenthalben die Früchte durch Hagelschläge beschädigt worden seien, die Saaten auf ihren Feldern unbeschädigt geblieben seien. Über diese, scheint es, ist gemäß der angeführten Unterscheidung zu urteilen. Eben dahin gehören die [Frauen], welche zur Erhaltung der Milch, damit die Kühe nicht durch Schadenszauber [der Milch] beraubt werden, die ganze Milchflüssigkeit, die sie am Sonnabend sammeln, an die Armen um Gottes willen umsonst verteilen und behaupten, durch derartige Almosen würden die Kühe bei gesteigertem Milchertrag vor Schadenszauber bewahrt. An diesem Werk, urteilt man, ist nichts Abergläubisches, wenn sie sich nur vornehmen, aufgrund der Liebe, die sie den Armen erweisen, auch die göttliche Liebe zur Bewahrung des Viehs in der Weise anzuflehen, daß sie den Erfolg [in Form] des Schutzes der göttlichen Vorsehung deren Gutdünken überlassen. Außerdem sagt Nider in seinem Praeceptorium 1, ca. 11637, daß es auch erlaubt sei, durch geschriebene Sprüche und heilige Worte das Vieh ebenso wie kranke Menschen zu segnen; auch durch die Dinge, die wie eine Besprechung erscheinen, wenn nur die sieben vorgenannten638 Bedingungen eingehalten
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werden. Er sagt auch, daß er von frommen Personen, auch Jungfrauen, in Erfahrung gebracht habe, daß nach Anwendung des Kreuzeszeichens und des Gebetes des Herrn samt dem Engelsgruß bei der Kuh dreimal oder so ungefähr das Werk des Teufels aufhört, wenn es ein Schadenszauber ist. Und in seinem Formicarius639 stellt er fest, daß die Zauberer gestehen, ihr Schadenszauber würde bei Verehrung und Beachtung der Riten der Kirche gehindert, wie z.B. durch die Besprengung mit Weihwasser, das Benutzern von geweihtem Salz, den erlaubten Gebrauch von Kerzen, die am Tag der Reinigung und der Palmen am Palmsonntag geweiht sind, und durch ähnliche Dinge, weil die Kirche derartiges zu dem Zweck exorzisiert, daß es die Kräfte des Dämons mindere. Weil außerdem die Hexen, wenn sie das Vieh der Milchflüssigkeit berauben wollen, von jenem Haushalt, in dem das Vieh steht, um ein wenig Milch oder um [von der Milch] jenes Viehs gewonnene Butter zu bitten pflegen, um folglich so durch ihre Kunst das Vieh behexen zu können, so seien die Frauen, von denen die Verdächtigen derlei [90vb] erbitten, bedacht, ihnen nicht im geringsten willfährig zu sein oder etwas zu schenken. Außerdem gibt es Frauen, welche, wenn sie merken, daß sie beim Buttermachen nicht vorwärts kommen, wobei sie gewöhnlich mit länglichen, dazu tauglichen Gefäßen arbeiten, dann, wenn sie sogleich aus
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dem Haus einer verdächtigen Hexe ein wenig Butter haben können, drei Stückchen oder Kugeln aus dieser Butter machen und unter Anrufung der heiligsten Dreifaltigkeit, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, jene Stückchen in das Gefäß werfen, wodurch jeder Schadenszauber vertrieben wird. Da liegt wieder der Fall, Eitles mit Eitlem zu brechen, vor, nur daß eine Abweichung darin vorliegt, daß sie die Butter von einer verdächtigen Hexe ausgeliehen haben. Wenn es ohne dies geschieht, unter Anrufung der heiligsten Dreifaltigkeit, mit Hinzufügung des Gebetes des Herrn; auch wenn sie von der eigenen Butter oder von fremder, wenn sie eigene nicht haben sollte, drei Stücke hineintäte, wobei sie den Erfolg dem göttlichen Willen anheimstellte, würde sie untadelig bleiben, wenn es auch nicht zu empfehlen wäre, nämlich wegen der drei hineingetanen Butterstückchen. Es wäre aber empfehlenswert, wenn sie den Schadenszauber durch Besprengung mit Weihwasser oder durch Hineintun von geweihtem Salz unter Beten, wie oben, vertreiben würde. Außerdem, weil oft alle Haustiere durch Schadenszauber getötet werden, müssen die, denen solches zustößt, darauf achten, daß unter der Schwelle der Stalltür oder der Krippe oder wo [die Tiere] zur Tränke gehen, die Erde abgetragen und andere Erde unter Besprengung mit Weihwasser an jene Stelle geschafft
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werde, weil die Hexen oft gestanden haben640, daß sie irgendwelche Werkzeuge des Schadenszaubers an jenen Stellen verborgen hätten, mit dem Geständnis, daß sie auf Geheiß der Dämonen nur eine Grube zu machen hätten, der Dämon aber den Schadenszauber hineingelegt habe. Dieser Schadenszauber war eine ganz unbedeutende Sache, z.B. ein Stein, Holz oder eine Maus oder eine Schlange. Es steht nämlich fest, daß der Teufel die Schadenszauber per se ausführt und dabei nicht der Zustimmung [der Hexe] bedarf. Oder er sucht das Verderben der Hexe, weshalb er sie auch zwingt, in bestimmter Weise mitzuwirken641. Gegen Hagelschläge aber und Stürme wird außer dem, was oben über das hervorgehobene Kreuzzeichen [gesagt wurde], folgendes Mittel benutzt: Drei Körner von dem Hagel werden unter Anrufung der heiligsten Dreifaltigkeit ins Feuer geworfen. Das Gebet des Herrn samt dem Engelsgruß wird zweioder dreimal hinzugefügt, das Evangelium des Johannes [91ra] »Am Anfang war das Wort« mit dem Zeichen des Kreuzes überall hin gegen den Sturm, nach vorn und nach hinten, und nach jeder Seite des Landes vorgetragen. Und dann, wenn [die betreffende Person] am Ende dreimal wiederholt: »Und das Wort ist Fleisch geworden« und dreimal danach gesagt hat: »Bei den Worten des Evangeliums, dieser Sturm soll weichen«, wird der Sturm sofort aufhören, wenig-
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stens, wenn er infolge Schadenszaubers erzeugt worden ist. Das wird als durchaus wahres und unverdächtiges Experiment beurteilt; denn gerade der Umstand, daß die Körner ins Feuer geworfen werden, würde, wenn es ohne Anrufung des göttlichen Namens geschehen würde, für abergläubisch erachtet werden. Wenn also gesagt wird, ob denn der Sturm ohne jene Körner zum Stillstand gebracht werden könne, so wird geantwortet: ganz gewiß, durch zusätzliche heilige Worte. Indem [der Betreffende] sie [die Hagelkörner] ins Feuer wirft, ist er bestrebt, den Teufel zu belästigen, während er versucht, dessen Werk durch die Anrufung der heiligsten Dreifaltigkeit zu zerstören. Er wirft sie lieber ins Feuer als ins Wasser, weil, wenn sie schneller aufgelöst werden, auch um so schneller dessen Werk zerstört wird. Den Erfolg jedoch [in Form] des Schutzes überläßt er dem göttlichen Willen. Es gehört hierher, daß eine Hexe, vom Richter befragt, ob sie auf irgendeine Art die von Hexen zusammengebrauten Stürme zum Stillstand bringen könnten, antwortete: »Sie können es. Nämlich dadurch: »Ich beschwöre Euch Hagelkörner und Winde bei den fünf Wunden Christi und den drei Nägeln, die seine Hände und Füße durchbohrten, und bei den vier heiligen Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, auf daß ihr, in Wasser aufgelöst, herabfallt.«
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Es gestehen auch viele, zwar die einen freiwillig, die anderen [aber] unter Folterungen und mit Mühe, daß es fünf Punkte gibt, durch die sie sehr behindert werden; manchmal im Ganzen, manchmal zum Teil, manchmal, daß gegen die Person eines [bestimmten] Menschen, manchmal, daß an ihren Freunden keine [Schadenszauber] geschehen. Und diese sind: Leute, die einen unversehrten Glauben haben oder Gottes Gebote einhalten; die sich mit dem Zeichen des Kreuzes und dem Gebet schützen; die die Riten und Zeremonien der Kirche einhalten; die die öffentliche Gerichtsbarkeit gut ausüben und Christi Leidensgeschichte in Worten oder im Geist wiederholen. Daher sagt auch Nider642, wie oben: »Aus diesem Grunde werden im ganzen Land oder in der Gemeinde die Glocken in der Kirche gegen das Wetter geläutet, einmal, damit die Dämonen wie vor den Gott geweihten Posaunen [fliehen und] von ihren Schadenszaubern abstehen, dann auch, damit das Volk angeregt werde und Gott gegen das Gewitter anrufe. Und aus demselben Grund zieht auch die Gemeinde mit dem Sakrament des Altars und heiligen Worten zur Besänftigung der Winde aus [91rb], nach einer sehr alten Gewohnheit der Kirchen in Frankreich und in Deutschland.« Aber diese Art bezüglich der Wetterprozession erscheint vielen als etwas Abergläubisches, die die Regeln nicht verstehen, an denen man erkennt, ob
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etwas abergläubisch ist oder nicht. Deshalb ist zu erwägen, daß fünf Regeln oder Erwägungen gegeben werden, an denen jedermann erkennen kann, ob ein Gott dargebrachtes Werk abergläubisch, d.h. über das Maß der christlichen Religion hinaus beachtet werde oder zum schuldigen Kult und zur Ehre gehöre, die man Gott in den Handlungen sowohl des Herzens als auch des Leibes entgegenbringen muß und die aus der wahren Kraft der Religion hervorgeht. Das entnimmt man nämlich aus der Glosse zu jenem [Wort] des Apostels an die Collosser 2643: »Welche haben einen Schein von Weisheit im Aberglauben«, die besagt: »Aberglauben ist über das Maß hinaus beachtete Religiosität«, wie auch oben behandelt worden ist. Die erste [Regel] ist, daß, weil in anderen unserer Werke der Ruhm Gottes unser Hauptziel sein soll – nach jenem [Wort]: »Ob ihr eßt oder trinkt oder sonst etwas tut, tut alles zur Verherrlichung Gottes«644 –, deshalb in jedem Werk, wenn man zur christlichen Religion gehört, darauf geachtet werden soll, ob das Werk zum Ruhme Gottes sei und der Mensch in seinem Werk hauptsächlich Gott die Ehre gebe, so daß durch das Werk selbst auch die Seele des Menschen Gott unterworfen werde. Nun werden zwar wegen dieser Regel die zeremoniellen oder auch die gerichtlichen [Anweisungen] des alten Testamentes im neuen [Testament] nicht mehr geübt, da wir wissen, daß jene
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symbolisch, diese aber jetzt in Wahrheit offenbart sind. Trotzdem aber scheint das Herumtragen des Sakramentes oder der Reliquien zur Besänftigung des Wetters nicht gegen diese Regel zu streiten. Da die zweite Regel lautet, man müsse darauf achten, ob das Werk, welches getan wird, zur Übung des Körpers diene oder der Zügelung der Begehrlichkeit oder der körperlichen Enthaltsamkeit, jedoch in der der Tugend gebührenden Weise, d.h. gemäß dem Ritus der Kirche oder gemäß der Morallehre, weil der Apostel sagt, Römer 12645: »Euer Gottesdienst sei angemessen«, und weil wegen dieser zweiten Regel diejenigen albern handeln, welche das Gelübde tun, am Sonnabend den Kopf nicht zu kämmen oder am Sonntag, als einem besseren Tag, zu fasten und ähnliches, so scheint es wiederum, daß das Herumtragen des Sakramentes etc. nichts Abergläubisches ist. Da die dritte Regel lautet, man müsse darauf achten, ob ein Werk der Satzung der universellen [91va] Kirche gemäß sei oder gemäß dem Zeugnis der Heiligen Schrift oder wenigstens gemäß einem besonderen Ritus der Kirche oder allgemeinen Gewohnheiten entsprechend, die nach Augustinus646 für ein Gesetz zu halten sind, weshalb auch der selige Gregorius647 dem Bischof der Engländer auf seine Klage, daß es verschiedene Gewohnheiten der Kirche gebe, die Messe zu feiern, antwortet: »Es gefällt, daß du sorg-
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fältig auswählst, was du in der römischen oder in der der Gallier oder in was immer für einer Kirche gefunden hast, was dem allmächtigen Gott mehr gefallen könnte. Denn die verschiedenen Gewohnheiten der Kirche im Gottesdienst widerstreiten in nichts der Wahrheit. Daher sind sie zu bewahren, und sie zu übergehen ist unerlaubt.« Daher wird es nicht unerlaubt sein können, wenn die ganz alten Gewohnheiten der Kirchen Galliens und bestimmter in Deutschland vorgesehen haben, die Hostie ins Freie zu tragen, nur daß es nicht offen, sondern im verhüllten und verschlossenen Schrein geschieht. Da die vierte Regel lautet, man solle darauf achten, daß das Werk, welches getan wird, eine natürliche Eignung zur erhofften Wirkung habe – sonst nämlich, wenn es das nicht hat, wird es für abergläubisch erachtet, aus welcher Erwägung heraus die unbekannten Zeichen und verdächtigen Namen, auch die astronomischen und nigromantischen Bilder alle gleichsam als verdächtig zurückgewiesen werden –, deshalb und aus dieser Erwägung heraus können wir nicht sagen, daß das Herumtragen der Reliquien oder der Eucharistie gegen teuflische Heimsuchungen etwas Abergläubisches sei; im Gegenteil: es ist etwas sehr Religiöses, da darin unser ganzes Heil gegenüber dem Widersacher enthalten ist. Da die fünfte Regel lautet, man müsse darauf ach-
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ten, daß das Werk, welches getan wird, keine Gelegenheit zum Ärgernis oder Verderben biete – weil es dann, wenn es auch nicht abergläubisch wäre, um des Ärgernisses willen zu unterlassen oder zurückzustellen oder insgeheim ohne Ärgernis zu tun wäre –, deshalb muß ein solches Herumtragen, wenn es ohne Ärgernis oder wenigstens verborgen geschehen kann, nicht unterbleiben. Aufgrund dieser Regel nämlich werden oft Segnungen mit frommen Worten, sei es, daß sie über Kranke [gesprochen] oder um den Hals gebunden werden, von Weltlichen unterlassen. Ich sage auch, daß [solche Werke] wenigstens nicht öffentlich geschehen sollten, wenn sie Gelegenheit zur Verderbnis bei anderen Ungebildeten geben können. Diese Dinge mögen für die Mittel gegen Hagelschläge mit erlaubten [91vb] Worten und Werken genügen.
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[II/2,8] Geheime Mittel gegen verborgene Anfechtungen seitens der Dämonen. Kapitel 8 Aber jetzt wird wiederum das Urteil aufgeschoben, um die Mittel gegen bestimmte Schäden der Feldfrüchte zu beschreiben, die bisweilen durch Würmer und Stechmücken, [wie auch] durch [Heuschrekken]schwärme angerichtet werden, die über sehr weite Entfernungen in der Luft fliegen, so daß sie die Oberfläche der Erde zu bedecken scheinen, und alles Grüne sowohl in den Weinbergen als auch auf den Saatfeldern und auf den Wiesen bis auf die Wurzel fressen. Desgleichen die Mittel gegen die mit Hilfe der Dämonen vertauschten Kinder. Zum ersten jedoch ist nach dem heiligen Thomas 2,2, q. 90648 zu sprechen, wo er fragt, ob es erlaubt sei, eine unvernünftige Kreatur zu beschwören, und mit ja antwortet, jedoch mittels dem Mittel des Zwangs, der dann auf den Teufel bezogen werden soll, der sich zu unserem Schaden unvernünftiger Geschöpfe bedient. Das ist die Form der Beschwörung in den Exorzismen der Kirche, durch welche die Macht der Dämonen über die unvernünftigen Geschöpfe vereitelt wird. Wenn sich nämlich die Absicht dabei auf die unvernünftige Kreatur an sich bezieht, die nichts versteht, so wäre das eitel. Aufgrund dessen
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wird zu verstehen gegeben, daß [jene Schädlinge] durch erlaubte Exorzismen und Beschwörungen, jedoch unter dem Beistand der göttlichen Gnade, in der Weise vertrieben werden können, daß zuerst dem Volk Fasten, Prozessionen649 und andere fromme Übungen auferlegt werden. Solche Übel werden nämlich wegen des Ehebruchs und der Mannigfaltigkeit der Verbrechen gesandt. Daher sind auch die Menschen zum Beichten anzuhalten. In vielen [Kirchen]provinzen werden ihnen auch Bannflüche650 entgegen geschleudert. Aber dann erlangen sie [nur] Macht zur Beschwörung gegen die Dämonen. Es gibt noch eine andere, schreckliche Zulassung Gottes gegenüber den Menschen, indem bisweilen den Frauen die eigenen Kinder geraubt und von den Dämonen fremde untergeschoben werden. Und diese Kinder werden gewöhnlich als »campsores«, im Deutschen »wechselkind«651, bezeichnet, und sie sind dreifach verschieden. Einige nämlich sind immer mager und heulen, während doch vier Frauen mit keinem [noch so großen] Milchreichtum hinreichen dürften, [auch nur] eines [92ra] zu ernähren. Andere aber sind durch das Werk der Dämonen, der Inkubi, gezeugt. Sie sind jedoch nicht eigentlich deren Söhne, sondern des Menschen und des Mannes, dessen Samen sie – als Sukkubi oder indem sie die Männer in den Träumen beflecken – empfangen haben. Diese
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Kinder nämlich schieben sie bisweilen nach Wegnahme der eigenen Söhne652 mit göttlicher Zulassung unter. Es gibt auch noch eine dritte Art, wenn die Dämonen bisweilen in der Gestalt der Kleinen erscheinen und sich mit den Ammen zusammentun. Gemeinsam ist allen dreien, daß sie sehr schwer und mager sind, nicht wachsen und, wie schon erwähnt wurde, durch keinen Milchreichtum gestillt werden können. Sie sollen auch oft verschwunden sein653. Weshalb aber läßt die göttliche Liebe solches zu? Man kann sagen, aus einem zweifachen Grund: Einmal, weil die Eltern die Kinder zu sehr lieben, weshalb zu deren Besten solche Dinge zugelassen werden. Zweitens, weil man annehmen muß, daß Frauen, denen solches zustößt, meistens abergläubisch sind und in vielen Fällen von den Dämonen verführt werden. Daher [ist] auch der Herr ein wahrer Eiferer, gemäß seinem rechten Eifer, der [wie] die heftige Liebe zur eigenen Braut ist. Daher läßt er nicht nur einen anderen nicht herankommen, sondern auch die Anzeichen des Ehebruchs oder des Verdachtes wie ein eifernder Ehegatte an der Seele, die er mit kostbarem Blut erkauft und sich durch den Glauben vermählt hat, kann er beim Berühren, Unterhalten und Annähern an den Feind, den Teufel und Widersacher des Heils, nicht dulden. Und wenn ein eifernder Gatte die Anzeichen des Ehebruchs nicht duldet, wie wird er dann [erst] bestürzt,
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wenn [die Frau] den Ehebruch begeht! Daher ist es nicht verwunderlich, wenn [solchen Frauen] die eigenen Söhne weggenommen und im Ehebruch erzeugte untergeschoben werden. Damit sich diese Dinge nun recht stark eingeprägten, ergibt sich aus dem Alten Testament, wie sehr Gott bezüglich der Seele eifert und nicht einmal Verdacht erweckende Anzeichen dulden will, da er, um sein Volk von Grund auf vom Götzendienst fernzuhalten, nicht nur den Götzendienst, sondern noch vieles Andere verbot, das Anreiz zum Götzendienst geben könnte. Diese haben zwar an sich diesen Nutzen nicht, sie enthalten ihn jedoch auf wunderbare Weise in ihrem mystischen Sinn. Daher hat Gott nicht nur gesagt, Exo. 22654: »Die Zauberer sollst du nicht leben lassen«, sondern er hat auch hinzugefügt: »Sie soll[en] nicht in deinem Land wohnen, damit sie dich nicht sündig machen«655, so wie die Kupplerin [92rb] getötet wird und ihr nicht gestattet ist, sich unter den Menschen herumzutreiben. Man beachte den Eifer Gottes, der Deutro. 22656 vorgeschrieben hat, man solle ein Nest mit Eiern oder Jungtieren und die darauf sitzende Mutter nicht zugleich wegnehmen, sondern die Mutter wegfliegen lassen, weil dies die Heiden auf Fruchtbarkeit oder Unfruchtbarkeit hin ausdeuteten. Der eifernde Gott wollte in seinem Volk ein solches Zeichen der Unzucht nicht dulden. So hal-
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ten jetzt die alten Frauen den Fund eines Groschen für das Zeichen eines großen Glückes, und für das Gegenteil [Unglück], wenn sie von einem Schatz träumen. Desgleichen befahl er [Gott], alle Gefäße zu bedecken und [jedes] Gefäß, welches keinen Deckel hat, für unrein zu erachten657. Es war ein Irrtum, daß, wenn nachts die Dämonen kämen oder, wie die alten Frauen sagen, die seligen658 – es sind aber Hexen oder Dämonen in ihrer Gestalt – sie [die Frauen] alles verzehren müßten, damit sie später um so reichlicher zuteilten. Sie beschönigen es und sagen, es seien schrettil659, gegen die Bestimmung der Gelehrten, daß außer den Menschen und Engeln keine vernunftbegabten Geschöpfe existieren. Sie sind also nichts weiter als Dämonen. Desgleichen Lev. 19660: »Ihr sollt euer Haupthaar nicht rund schneiden noch den Bart scheren.« Jene Dinge taten nämlich die Götzendiener zur Verehrung der Götzen. Desgleichen Deut. 22661: die Männer sollen nicht Frauenkleider anlegen und umgekehrt, weil das die einen zur Verehrung der Göttin Venus taten, die anderen zur Verehrung der Götter Mars und Priapus. Desgleichen befahl er aus demselben Grund die Altäre der Götzen zu zerstören662, und Ezechias zerstörte eine eherne Schlange, der das Volk opfern wollte, und sagte, es sei Kupfer663. Und aus demselben Grund
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verbot [Gott], Träume und den Vogelflug zu beachten664, und schrieb vor, daß ein Mann oder eine Frau, worin ein Wahrsagegeist665 wäre, getötet werde666, so wie es sie jetzt gibt und warsegerin667 genannt werden. Dies alles hat Gott verboten, wie gesagt aus dem Eifer heraus, den er bezüglich der mit ihm vermählten Seelen zeigt, wie der Bräutigam gegenüber der Braut, da es den Verdacht auf geistigen Ehebruch aufkommen läßt. Wir Prediger und Seelsorger müssen darauf hinweisen, daß kein Opfer Gott angenehmer ist als der Eifer um die Seelen, wie Hieronymus über Ezechiel668 bezeugt. Daher wird folgerichtig im dritten Teil des Werkes über die Ausrottung der Hexen als dem [92va] äußersten Mittel zu handeln sein. Denn das ist die letzte Zuflucht der Kirche, wozu sie auch nach dem göttlichen Gebot verpflichtet wird, wie es heißt: »Die Zauberer sollst du nicht leben lassen.«669 Da sind auch die Mittel gegen die zauberischen Bogenschützen eingeschlossen, da man gerade diese Art [der Hexerei] nur durch den weltlichen Arm ausrotten kann.
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[II/2,9] Mittel, wenn sich jemand im Hinblick auf einen zeitlichen Vorteil gänzlich dem Dämon geweiht hat670 Wie es die Erfahrung oft gelehrt hat, wurden sie durch wahre Beichte aus der Gewalt des Teufels zwar befreit, jedoch [noch] lange danach auf das schwerste gepeinigt, besonders zur Nachtzeit; und zwar ließ Gott das zu ihrer Strafe zu. Das Zeichen aber, daß sie befreit waren, erkannte man darin, daß das Geld in ihren Börsen oder Schatullen nach der Beichte fehlte. Darüber könnten sehr viele Vorfälle angeführt werden, sie werden aber der Kürze halber weggelassen.
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Fußnoten 1 Aristoteles, Physik 8,4. 2 Tatsächlich werden aber drei Aspekte aufgezählt. 3 Introitum. Der Eintritt in die Hexensekte. 4 Vgl. zu diesem Topos auch Johannes Nider, Formicarius, Prolog. 5 Diese Strukturierung ist unzutreffend. Auf fol. 46ra-b folgt eine zutreffende Gliederung von II/1. 6 Iob 1–42. 7 Vermutlich Anspielung auf das Fest »Purificatio Sanctae Mariae« (Lichtmeß), am 2. Februar, an dem eine Kerzenprozession stattfand. – LThK 7 (1962) 67. 8 Rom 13,1–4. 9 Iob 1,12; 2,6. 10 Johannes Nider, Formicarius 5,4. 11 Num 22,22–33. 12 Vgl. fol. 45ra-46ra. 13 Tob 3,24f.
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14 1 Cor 5,1–5. 15 Johannes Nider, Fornlicarius 5,4. 16 In der von der eidgenössischen Stadtrepublik Bern 1389 neu erworbenen Herrschaft Simmenegg und Zweisimmen gab es im fraglichen Zeitraum drei Richter mit diesem Namen. Vgl. jetzt: Catherine Chène, Le Juge Pierre, in: Ostorero (1999) 223–231. Oberes Simmental, heute Berner Oberland in der Schweiz. Vgl. Borst (1988) 271. 17 Der Zauberer Stadelin, wohnhaft im Dorf Boltigen in der Herrschaft Simmenegg. Der Richter Peter hat ihn persönlich gekannt, verhört und verbrannt. Er stellte ihn Nider gegenüber als Schüler des Zauberers Hoppo hin, der seinerseits bei dem Urheber der Zauberei in der Gegend namens »Scavius« (der Räudige) seine Kunst erlernt habe. Vgl. Borst (1988) 272. 18 Kollektivplural für Kramer. 19 sordescit: schmutzig ist. 20 Reichsstadt Ravensburg, heute in Baden-Württemberg. Die Stadt erreichte ihre Blüte in der Zeit der großen Ravensburger Handelsgesellschaft (1380–1530). Köhler (1995) 491. Die Verhöre des Inquisitors fanden im Rathaus statt. Die Prozeßakten der Hexenverfolgung des Jahres 1484, die der Inqui-
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sitor bei der Stadt deponiert hat, sind verlorengegangen, doch hat sich ein Bericht über den Anfang der Inquisition im Tiroler Landesarchiv erhalten, außerdem einige Urfehdebriefe im Stadtarchiv Ravensburg. 21 Es kann nur Kramer allein gemeint sein. 22 Exempel Konstanz 1, Ravensburg 1 »Immunität der Inquisitoren vor Nachstellungen der Hexen«. 23 Exempel Konstanz 2, Ravensburg 2. – Müller (1910) 415. Vgl. fol. 62 rb. 24 Also nicht in Aborten, wo sich Dämonen gerne aufhalten. Vgl. fol. 85rb. 25 Exorzismusformel, 35,7.
Fundstelle
unbekannt; Ps.
26 Also 1485. Auch dies ein Beleg für den Entstehungsprozeß des Buches als »work in progress« und ein Indiz für Speyer als einen der Abfassungsorte. 27 Exempel Speyer 2 »Sakramentalien und Kräuter gegen Kinderraub durch Hexen«. – Vgl. fol. 42vb, 47va, 57va. 28 Sap 8,1. 29 Also wieder 1485. 30 Wiesental im Kreis Bruchsal im heutigen Baden-
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Württemberg. Schnyder (1993) 369. – Das Dorf liegt direkt neben der Residenz Udenheim/Philippsburg der Bischöfe von Speyer. Bischof war damals Ludwig von Helmstadt (amt. 1478–1504). – Exempel Speyer 3 »Verhexung wegen unterlassener Schutzvorkehrungen«. 31 Ravensburger Hexenverfolgung von 1485. Als Exempel nicht identifizierbar. 32 Amulette oder Talismane. 33 Unpräziser Verweis. Es muß heißen II/2, 6. Vgl. fol. 85vb-90ra. 34 Ps 83,12. 35 Thomas von Aquin, Sentenzenkommentar 2,10,1,2, Sed contra; 3,3,3,2b (?). 36 Dionysius Areopagita, De celesti hierarchia 4,3 (wohl fehlerhafter Verweis auf De divinis nominibus im Text); Johannes Nider, Formicarius 5,6. 37 Prov 21,1. 38 Thomas von Aquin, Summa theologiae 2,1,80,1 (?). 39 Aristoteles, Metaphysik 12,8. »Metherorum« ist eine Verballhornung Kramers oder des Setzers und bezieht sich scheinbar auf die Meteora oder Meteoro-
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logica des Aristoteles. 40 Vgl. fol. 23rb. 41 Die Erbsünde. 42 Cassianus, Collationes 7,2. 43 Gregor der Große, Dialogi 1,4,1. 44 Original: incentina, wahrscheinlich Druckfehler für incentiva. 45 Heraclides, Paradisus 17. 46 Johannes Nider, Formicarius 5,6. 47 Phil 2,13. 48 Dionysius Areopagita, De divinis nominibus 4,2. 49 Ier 22,30. 50 Thomas von Aquin, Summa contra gentiles 3,92. 51 Gregor der Große, Fundstelle unbekannt. Sekundärzitat nach Antoninus Pierozzi, Summa moralis 1,6,13,4. 52 Schriftstelle so nicht nachweisbar. Vgl. aber Iud 3,1: Hae sunt gentes, quas Dominus dereliquit, ut erudieret in eis Israelem. 53 Der Bischof, der dem Erzbischof von Mainz un-
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terstand, residierte seit Beginn des 15. Jahrhunderts in Dillingen an der Donau. Köbler (1995) 27. – Kramer hielt sich im Sommer und Herbst 1480 in der Reichsstadt Augsburg auf, wo er die Inquisition gegen die Frauen, die zu häufig Kommunion nahmen, durchführte. Seinen Sitz hatte er im Augsburger Dominikanerkloster St. Magdalena, dessen Prior ihm assistierte. Koeniger (1923); Segl (1988) 109–114. Eine Konventsliste des Augsburger Dominikanerklosters weist für das Jahr 1481 dreizehn Brüder, fünf Gastbrüder und 16 Patres auf. Liebhart (1984) 198f. – Bischof war zu diesem Zeitpunkt Johannes II., Graf von Werdenberg (amt. 1469–1486). Auch unter dem Nachfolger Friedrich II. von Zollern (amt. 1486–1505) hielt sich Kramer wiederholt in Augsburg auf. Möglicherweise verfaßte Kramer dort den Hauptteil des Hexenhammers. Hexenprozesse sind aus dieser Zeit nicht nachweisbar. Behringer (1994) 308–315. Daß Kramer den Hexenhammer nicht in Augsburg in Druck gab, könnte daraufhindeuten, daß er von der dortigen reichsstädtischen Obrigkeit Schwierigkeiten mit der Druckerlaubnis erwartete. Aus einer Bemerkung des berühmten Humanisten und Augsburger Stadtschreibers Konrad Peutinger (1465–1547) vom 27. Juli 1499 geht jedenfalls hervor, daß man von diesem Dominikaner, der stets um Wein bettelte, nicht viel hielt. Schnyder (1993) 64.
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54 Exempel Augsburg 1 »Behexungen führen dem Teufel neue Anhänger zu«. 55 Dominus vobiscum. 56 Deutsch im Original. 57 Der Fall der Agnes Baderin und der Anna Mindelheimerin. Vgl. unten fol. 47va, 72rb, 72va, 73va. – Schmidt übersetzt hier »Badmutter Agnes«. Bader war jedoch ein in Ravensburg verbreiteter Name, es handelt sich hier kaum um eine Berufsbezeichnung. Müller (1910) 409. 58 Exempel Konstanz 4, Ravensburg 4. 59 Vgl. auch die besondere Erwähnung des Bischofs von Straßburg im Kommentar zur Bulle Summis desiderantes affectibus Innozenz VIII. Vgl. fol. Ir-v. 60 Exempel Straßburg 1. 61 Die in Ravensburg als Hexe verbrannte Agnes Baderin. Vgl. unten fol. 72rb, 72va, 73va. 62 Exempel Konstanz 5, Ravensburg 5. 63 Brixen/Bressanone, heute autonome Region Trentino-Alto Adige in Italien. Bistum Brixen, Teil des Erzbistums Salzburg. Bischof war Nikolaus Cusanus (amt. 1450–1464), danach Georg Golser (ca.
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1420–1489, amt. 1464–1488) und Melchior von Meckau (amt. 1488–1509). – Köbler (1995) 89–90. 64 Exempel Brixen 1, Innsbruck 1. 65 Die Berichte Kramers an den Bischof wurden durch Hartmann Ammann im Diözesanarchiv wiedergefunden und ediert. Ammann (1890). 66 Schmidt (1906) II,24: »Graf von Westerich«. – Schnyder (1993) 373, nennt eine Grafschaft Westlich zwischen Lothringen und Elsaß, aber eine solche hat es nicht gegeben. Gemeint ist vermutlich die Landschaft Westrich um Zweibrücken. Bei dem erwähnten Fürsten dürfte es sich damit um Ludwig den Schwarzen (reg. 1444–1489) aus dem Geschlecht der pfälzischen Wittelsbacher handeln, der bis 1477 in Meisenheim residierte. 67 Exempel Metz 1 »Verschmähte Geliebte verhext Nebenbuhlerin«. – Heute in Frankreich, Dépt. Moselle, Hauptstadt der Region Lothringen/Lorraine. Bischofssitz, Teil des Erzbistums Trier. Bischof war Georg Markgraf von Baden (reg. 1459–1484). Die Stadt stieg um 1200 zur Reichsstadt auf und war von einem kleinen Territorium umgeben. Köbler (1995) 385–386. Metz und das Pays Messin sahen von 1479 bis 1485 eine ganze Reihe von Hexenverbrennungen: Hansen (1901) 581f.; Atten (1995) 405–416; Biesel
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(1997) 118, 134ff. 68 Fol. 32rb. 69 Thomas von Aquin, Sentenzenkommentar 2,7,2,2. 70 Gemeint sind die Hexenverfolgungen zur Zeit des Grafen, seit 1416 des Herzogs Amadeus VIII. von Savoyen (1383–1451, reg. 1391–1434), der als (Gegen-)Papst Felix V. (1439–1449) vom Konzil von Basel gewählt wurde. Das Herzogtum Savoyen grenzte im Wallis an das Gebiet der eidgenössischen Stadt Bern. 71 Johannes Nider, Formicarius 5,3. 72 Exempel Como 2. – Gemeint sind die Hexenverfolgungen des Inquisitors von Como, Laurentius von St. Agatha. – Vgl. fol. 32va. Am Stilfserjoch grenzte die Grafschaft Bormio (Wormserbad) an Tirol, wo Erzherzog Sigmund von Österreich herrschte. Heute in Italien, Provinz Sondrio. Köbler (1995) 72. 73 Reichsstadt am Oberrhein, heute in Baden-Württemberg, Kreis Breisgau-Hochschwarzwald, seit 1474 von Kaiser Friedrich III. (1415–1493, reg. 1440/1452–1493) an Erzherzog Sigmund verpfändet. Gehörte zum Bistum Basel, das dem Erzbistum Besançon unterstand. Besançon lag in der Freigrafschaft Burgund/Franche Comté, einem Reichslehen. Heute
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im Department Doubs, Frankreich. Köbler (1995) 84. Bischof von Basel war Kaspar zu Rhein (reg. 1479–1502). Als »Bekehrte« ist die genannte Frau möglicherweise nicht hingerichtet, sondern zu lebenslangem Gefängnis verurteilt worden. Vgl. Hexenhammer, Teil III, Frage 27 (III/3,11). Die bekehrte Breisacherin dient Kramer als Kronzeugin für die Wirklichkeit des Hexenfluges. Vgl. Rückverweis auf Hexenhammer, Teil I/1, fol. 6ra. 74 Exempel Straßburg 2. – Diese Hexenverbrennung in der Diözese Straßburg ist bislang unidentifiziert. 75 Exempel Basel 1, Breisach 1 »der Teufel als grüner Mann«. 76 Vgl. fol. 6ra. 77 Gratianus, Decretum 2,26,5. 78 Exempel Basel 2, Breisach 2 »Realität des Hexenflugs«. 79 Exempel Basel 3, Breisach 3 »Besondere Schädlichkeit der Hebammen«. 80 Johannes Nider, Formicarius 5,3. 81 Autun in der Bourgogne, Frankreich, gehörte zur Kirchenprovinz Lyon. Der Inquisitor konnte bisher nicht identifiziert werden.
Hexen
4.550
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82 Original: in ducatu. Lausanne war aber kein Herzogtum. Das Bistum Lausanne unterstand dem Erzbistum Besançon. Das Hochstift Lausanne zogen die Herzöge von Savoyen an sich. Schnyder (1993) 373 tippt daher auf Savoyen. Möglicherweise meint Kramer auch die Reichsstadt Lausanne, die im 15. Jahrhundert unabhängig geworden war: Köbler (1995) 329. Die Rede ist jedenfalls von den Prozessen des dominikanischen Inquisitors Ulric de Torrenté (um 1420–1445): Andenmatten/Utz-Tremp (1992) 69–119. 83 Johannes Nider, Formicarius 5,3. 84 Fama communis. 85 Boltigen im oberen Simmental. Wieder referiert Kramer nach Nider die Erzählungen des Richters Peter. Borst (1988; Osterero 1999). – Vgl. die Anm. zu fol. 44ra. 86 Johannes Nider, Formicarius 5,3. 87 Vgl. fol. 23vb, 26va. 88 Verweis auf die eigenen Hexenverbrennungen in der Diözese Konstanz, vgl. fol. 54vb. 89 Text: maior, wahrscheinlich zu maiorem zu korrigieren.
Hexen
4.551
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90 Bistum Konstanz, Teil des Erzbistums Mainz. Es umfaßte große Teile des heutigen Baden-Württemberg und der deutschsprachigen Schweiz. Auch die Reichsstadt Ravensburg lag im Bereich der Konstanzer Diözese. Bischof war Otto Truchsess von Waldburg (reg. 1475–1490). 91 Reichsstadt im Elsaß. Heute Haguenau in Frankreich. Köbler (1995) 224–225. 92 Oktober 1484. Vgl. fol. 44rb. Müller (1910) 397–417. – Exempel Konstanz 6, Ravensburg 6. 93 Exempel Straßburg 3, Hagenau 1. 94 Augustinus, De divinatione daemonum 5 (?). 95 Die Zählung überspringt hier die dritte Ursache und wird entsprechend bis zur achten, statt zur siebten fortgeführt. 96 Original: sceleritate, gemeint ist aber wahrscheinlich celeritate. 97 Gratianus, Decretum 2,26,3f., 2. 98 Exempel Basel 4 (Oberwil) »Ein Skeptiker Opfer von Verhexung«. – Oberwil am Rhein in der Diözese Basel. Schnyder (1993) 374. – Das Dorf Oberwil liegt nicht direkt am Rhein, sondern im Rheintal südlich von Basel, heute Basel-Land, Schweiz. Südöst-
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4.552
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Hexenhammer, 597
lich davon liegen Burg und Dorf Liestal, heute Hauptort des Halbkantons Basel-Land, wo im Mai 1482 eine Frau als Hexe verbrannt wurde. Hansen (1901) 582. Ob Kramer damit zu tun hatte, ist unbekannt. Am 6. September 1482 ließ er in Basel die päpstliche Bulle mit seiner Ernennung zum Inquisitor publizieren. Wibel (1913) 124f. – Schnyder (1993) 40f. – Von der Ravensburger Verfolgung 1484 und der Innsbrucker Verfolgung 1485 wissen wir, daß dieser Akt den Beginn einer Inquisition formell einleitete. 99 Deutsch im Original. 100 Deutsch im Original. 101 Deutsch im Original. 102 Exempel Basel 5 (Gebweiler/Bühl). – Schmidt (1906) II,40: »auf dem Gute Buchel, nahe bei der Stadt Gewyll«. – Bühl bei der Stadt Gebweiler in der Diözese Basel. Schnyder (1993) 374. – Heute das Dorf Buhl bei Guebwiller, Departement Haut-Rhin, Frankreich. 103 Gratianus, Decretum, 2,26,5. 104 Hl. Germanus von Auxerre, um 380–448, Bischof von Auxerre (reg. 418–448). Es handelt sich im folgenden um eine Episode aus seiner Legende.
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4.553
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Vgl. Jacobus a Voragine, Legenda Aurea, Kap. 107. Wie auch eine mittelhochdeutsche Übertragung aus dem Elsaß besagt, seien die frowen die des nahtes farent nur Teufel (túfel) in menschlicher Gestalt gewesen. – Hansen (1900), S. 136f.; Hexen und Hexenverfolgung (1993), Dok. 7, S. 25. Die Episode aus der Germanus-Legende wird wie der Kanon Episcopi von den nicht genannten Gegnern Kramers als Beleg für die Irrealität des menschlichen Fluges infolge dämonischer Täuschung benutzt. Vgl. zu dieser Benutzung z.B. Johannes Nider, Formicarius 2,4. 105 Sog. Wechselkinder. 106 Wilhelm von Auvergne, De universo 2,3,25. 107 Vinzenz von Beauvais, Speculum historiale 25,63. 108 Eine Stampfmühle, die zugleich eine Backstube war, was die Anwesenheit des jungen Mönches erklären könnte. 109 Hartlieb, Das Buch aller verbotenen Künste (ca. 1459), Teil 1, Von der Kunst Nigromantia. Hansen (1901) 130–133. 110 Et licet duo simus hunc tractatum scribentes unus tamen ex nostris sepissime tales vidit et reperit. Eine handschriftliche Marginalie in der Inkunabel
Hexen
4.554
[II/2,9] Kapitel 9
Hexenhammer, 597
meint an dieser Stelle: Solus scripsit iste, sed ut maioris auctoritatis esset tractatus magistrum Jacobum sprengerus socium nominavit. Vgl. zur Autorenfrage den entsprechenden Kommentar zur Apologia und die Einleitung. 111 Bistum Freising, Teil des Erzbistums Salzburg. Bischof war Sixtus von Tannberg (1473–1495). Exempel Freising 1 »Ein Scholar vom Teufel durch die Luft getragen«. 112 Exempel Freising 2 (Landshut/Oberdorf). – Landshut war Residenz des Herzogs Georg des Reichen von Niederbayern (1455–1503, reg. 1479–1503), Eine Stadt namens Oberdorf gibt es dort rächt. – Östlich von Landshut gibt es einen Weiler Oberndorf bei Reisbach in Niederbayern. 113 Cassian, Collationes 7,32. 114 Trollen und Schrettel: erwähnt im Meistersang Michael Behaims (1416–1474) von ca. 1460. Hansen (1901) 207–208. 115 Incubationes. 116 Mt 8,16; 8,28–34. 117 Mt 8,28–34. 118 Iob 41,24.
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4.555
[II/2,9] Kapitel 9
Hexenhammer, 597
119 Glosse zu Iob 41,24 (PL 76,740). 120 Dan 14,35, 121 Aristoteles, Physik 8,7. 122 Thomas 1,110,1–3.
von
Aquin,
Summa
theologiae
123 Thomas von Aquin, De malo 16,10. 124 Thomas 2,7,3,1.
von
Aquin,
Sentenzenkommentar
125 Vgl. fol. 27ra. 126 Vorderösterreichische Landstadt am Hochrhein, gehörte zum Herrschaftsgebiet Erzherzog Sigmunds. Hier rief die Stadtregierung 1479 nach einem verheerenden Hagelwetter den Inquisitor Johann Gremper, dessen Inquisition zur Verbrennung einer Frau als Hexe führte. Schleichert (1994) 222. Vgl. auch die Einleitung. 127 Exempel Konstanz 7 (Waldshut) Realität des Hexenfluges. 128 Gratianus, Decretum 2,26,5,12. 129 Gratianus, Decretum 2,26,5,12. 130 Exempel Basel 6, Breisach 4 »Realität des He-
Hexen
4.556
[II/2,9] Kapitel 9
Hexenhammer, 597
xenflugs«. – Wieder der Fall der bekehrten Hexen von Breisach, vgl. oben fol. 6ra, 48vb. 131 Wahrsager. 132 Vgl. dazu den Kommentar zu fol. 51ra. 133 Vgl. fol. 31rb-32va. 134 Num 22,28–30. 135 Thomas 2,8,1,2.
von
Aquin,
Sentenzenkommentar
136 Prevenire kann hier nicht stimmen: pervenire. 137 Aristoteles, Über die Seele 2,8. 138 Thomas 2,8,1,5.
von
Aquin,
Sentenzenkommentar,
139 Dionysius Areopagita, De caelesti hierarchia 15,3. 140 Thomas 2,7,2,1.
von
Aquin,
Sentenzenkommentar
141 Nach heutigem Forschungsstand wurde das kumulative, ›moderne‹ Muster der Hexerei seit etwa 1420/30 in Hexenprozessen im Dauphiné, in Savoyen und in der Westschweiz herausgebildet. – Vgl. Blauert (1989).
Hexen
4.557
[II/2,9] Kapitel 9
Hexenhammer, 597
142 Für den Zeitpunkt des Aufkommens der Hexerei: Behringer (1998) 37–44. 143 Johannes Nider, Formicarius 5,9. 144 Thomas von Cantimpré, Bonum universale de apibus, Fundstelle unbekannt. 145 Exempel Konstanz 8, Ravensburg 7. 146 Exempel Konstanz 9. – Die 48 Todesurteile beziehen sich offenbar auf die ganze Diözese Konstanz. Als fragliche fünf Jahre werden die Jahre 1482–1486 angenommen: Hansen (1901) 406; aber auch 1480–1485: Petersohn (1988) 137. – Die Zahl der Hexenverbrennungen erscheint glaubhaft, auch wenn nur ein Teil genau identifiziert werden kann. Die Hexenverbrennung in Waldshut ist bereits genannt worden. Auch in der Stadt Konstanz selbst haben Hexenprozesse stattgefunden: von 1483 ist der Urfehdeschwur einer Anna Iselin überliefert. Eine Ursel Hanerin wurde im selben Jahr laut Ratsbuch wegen Hexerei verbrannt: von Laer (1988) 13–27. Hierher gehört auch der Hexenprozeß von Unterthingau im Fürststift Kempten, dessen Urfehde sich erhalten hat: Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Fürststift Kempten, Urkundenarchiv Nr. 1261 (1484); Behringer (1987) 84, 432. – In der Reichsherrschaft Bohlingen der Grafen von Sulz wurden zwei Frauen aus dem Dorf
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4.558
[II/2,9] Kapitel 9
Hexenhammer, 597
Iznang (südlich von Radolfzell am Bodensee, BadenWürttemberg) verbrannt, eine dritte freigelassen. Zimmermann (1994) 316–324. – In Ravensburg sind zwei Todesurteile namentlich nachweisbar, hinzu kommen eine Anzahl von Freilassungen, die erste davon per Urfehde für Els Frowendienste am 23. Oktober 1484. Die Inquisition Kramers hatte Anfang Oktober begonnen, wie die Stadt am 17. Dezember 1484 an Erzherzog Sigmund berichtete. Zur Verwandtschaft der Els Frowendienste gehörte auch der Tiroler Hofkaplan Ladislaus Sunthain. Er könnte den Erzherzog vor dem Inquisitor gewarnt und dessen Anfrage in Ravensburg ausgelöst haben: Hafner (1887) 414. – Müller (1910) 397–417. – Hierher gehört sicher das Lob des Papstes Innozenz VIII. für den Abt Johann von Weingarten vom 18. Juni 1485 wegen Unterstützung der Inquisitoren: Hansen (1901) 29–30. – Am 29. August 1486 wurden in Tiersberg im südlichen Schwarzwald zwei Frauen, die Kunhin und die Hussin, durch den Ritter Hans Roeder zum Feuertod verurteilt. Hansen (1901) 584–585. – Gemeint sind Burg und Ritterherrschaft Diersburg südlich von Offenburg im Schwarzwald, welche 1463 durch die Markgrafen von Baden dem Ritter Andreas Röder zu Lehen gegeben worden war. Eckstein 1927, 635–636. – Köbler (1995) 127. – Das Zusammenspiel von päpstlichen Inquisitoren und
Hexen
4.559
[II/2,9] Kapitel 9
Hexenhammer, 597
weltlichen Richtern ist den Quellen oft nicht eindeutig zu entnehmen, da diese im 15. Jahrhundert oft nur über die Hinrichtung berichten, die in jedem Fall der weltlichen Gewalt oblag, wie das Beispiel Ravensburg zeigt. 147 Unklarer Verweis. 148 Vgl. fol. 32va, 48vb. Wieder die Berufung auf das Zeugnis des Inquisitors Laurentius von St. Agatha mit übereinstimmender Jahresangabe. 149 Exempel Como 3. 150 Augustinus, De doctrina christiana 2,19–21. 151 Gratianus, Decretum 2,26,2,6. 152 Thomas von 2,8,1,4b,ad 3.
Aquin,
Sentenzenkommentar
153 Gen 6,4. 154 Vgl. zu diesem Fachterminus die Kommentierung zu fol. 16rb. 155 Non sumpsisse. Die Beibehaltung der Negation ist an dieser Stelle unsinnig. Vgl. dazu Schnyder (1993) 176. 156 Gratianus, Decretum 2,16,2,1.
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4.560
[II/2,9] Kapitel 9
Hexenhammer, 597
157 Vgl. über den Begriff Apostasie die Kommentierung zu fol. 36vb. 158 Ez 18,20. 159 Gen 18,20–19,29. 160 Heinrich Kramers Geburtsort war Schlettstadt im Elsaß, seit 1292 Reichsstadt und bis 1648 Mitglied des elsässischen Zehnstädtebundes, heute Séléstat in Frankreich, Département Bas-Rhin. Seit 1482 war Kramer Prior des dortigen Dominikanerklosters. Im Malleus führt er mehrmals Beispiele aus Schlettstadt oder seiner unmittelbaren Umgebung an, so etwa von den Gerichtsbezirken Kintzheim/Königsburg oder aus Rappoltstein bzw. Ribeaupierre. Indirekt angespielt wird auch auf die Hexenverfolgungen in dem Dorf Kestenholz/Chatenois bei Schlettstatt. Zur weiteren Umgebung Schlettstadts gehören auch die Exempel aus Straßburg, Bühl/Gebweiler, Thann, Breisach und Freiburg. 161 Vgl. fol. 47va. 162 Verweis unklar. Vom Thema her kann fol. 47rab gemeint sein, was aber ein Rückverweis wäre. 163 Schmidt (1906) II,56 gibt fälschlich: Regensburg. Auch hier dürfte ein Rückverweis gemeint sein. Vgl. fol. 47rb-47vb.
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4.561
[II/2,9] Kapitel 9
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164 Original: in dominio nobilium de roppelstein: Schmidt (1906) II, 56 gibt: »Rappolstein«. Die Herrschaft Rappoltstein südwestlich von Schlettstadt im Elsaß, heute Haut-Ribeaupierre in Frankreich, mit Rappoltsweiler/Ribeauville als Herrensitz. Köbler (1995) 488. Der Verweis führt ins Leere, weil der Name nur hier auftaucht. 165 Wieder die Ravensburger Verfolgung: Vgl. fol. 44rb, 47rb, 47va, 72rb, 72va, 73va. Exempel Konstanz 10, Ravensburg 8. 166 Unklarer Verweis. 167 Vgl. Frage I,11, fol. 32rb-32va. 168 Vgl. fol. 14va und Schnyder (1993) 178. 169 Thomas 1,110,1–3.
von
Aquin,
Summa
theologiae
170 2 Reg 10. 171 Gregor der Große, Fundstelle unbekannt. 172 Augustinus, Sermo 9 (De decem chordis), 3,3, vgl. 5,6. 173 Isidor, Etymologiae 5,33,3. 174 Gratianus, Decretum 2,26,7,16f.
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4.562
[II/2,9] Kapitel 9
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175 Exempel für Hostienfrevel, derzeit nicht identifizierbar. 176 Schwellenzauber. Vgl. HDA 7 (1935/36) 1525–1540, bes. zum Schadenszauber 1526–1528. 177 Frage I,8, fol. 26va-28rb. Vgl. Schnyder (1993) 179. 178 Im Original doppelt. 179 Johannes Nider, Formicarius 5,3. 180 Vgl. den Kommentar zum Zauberer Stadlin oben fol. 44ra. 181 Die Diözese Lausanne gehörte zur Erzdiözese Besançon. Bischof war Benoît de Montferrand (reg. 1476–1491). 182 Das Dorf Reichshofen mit gleichnamiger Burg nordwestlich der Reichsstadt Hagenau im Elsaß, heute Reichshoffen, Département Bas-Rhin, in Frankreich. Schnyder (1993) 378. Vgl. auch fol. 78va. 183 ca. 1482. 184 Meersburg am Bodensee, Residenzstadt des Bischofs von Konstanz, heute in Baden-Württemberg. – Bereits um 1450 war in Luzern eine Els von Meersburg als Hexe verbrannt worden, die zahlreiche Frauen im Bodenseeraum denunzierte. Hansen (1901)
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4.563
[II/2,9] Kapitel 9
Hexenhammer, 597
553–555. 185 Exempel Konstanz 11 (Meersburg). 186 Vgl. fol. 28rb-30ra. 187 Exempel Konstanz 12, Ravensburg 9. – Schmidt (1906) II,78 hat wieder fälschlich Regensburg. 188 Das seit 1262 bestehende Dominikanerkloster. – Exempel Speyer 4. 189 Eccl 19,4. 190 Alexander von Hales, 2,1,2,3,2,3,3,3, Solutio.
Summa
theologica
191 Thomas von Aquin, Summa theologiae 1,78,4, Responsio. 192 Im Original doppelt. 193 Vgl. fol. 24vb. 194 Möglicherweise Verweis auf fol. 62vb oder 63va-b. 195 Cassianus, Collationes 8,18f. 196 Tob 6,17. 197 Vgl. fol. 30vb-31ra. 198 Iob 31,1.
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4.564
[II/2,9] Kapitel 9
Hexenhammer, 597
199 Lc 11,21. 200 Vgl. fol. 28rb-30ra. 201 Falscher Verweis, da dies erst in der folgenden Frage behandelt wird. 202 Gratianus, Decretum 2,26,5,12. 203 Albertus Magnus, De animalibus, Fundstelle unbekannt (Sentenzenkommentar 2,7,8?). 204 Ex 7,11. 205 Vgl. fol. 31rb-31va. 206 Aristotelische Begriffe. 207 Augustinus, De civitate Dei 18,17f. 208 Vgl. fol. 58rb-58vb. 209 Vgl. fol. 58rb-58vb. 210 Nebukadnezar I., babylonischer König, ca. 1128–1106 v. Chr. 211 Dan 4,30. 212 Schmidt: Hervorführung. 213 Thomas 2,8,1,2.
Hexen
von
Aquin,
Sentenzenkommentar
4.565
[II/2,9] Kapitel 9
Hexenhammer, 597
214 Johannes Damascenus, Expositio fidei orthodoxae 1,13 (PG 94, 853f.). 215 Thomas von 2,8,1,5, Responsio.
Aquin,
Sentenzenkommentar
216 Quod tota machina mundi. 217 Gregor der Große, Dialogi 4,5,8. 218 Thomas von Aquin, Summa theologiae 1,110,1. 219 Augustinus, De spiritu et anima 19. 220 Vgl. fol. 18vb. 221 Sekundärzitat nach Thomas von Aquin, Sentenzenkommentar 2,7,3,1. 222 2 Thess 2,8f. 223 Vgl. Jacobus a Voragine, Legenda Aurea, Kap. 123. 224 Thomas 2,7,3,1, ad 1.
von
Aquin,
Sentenzenkommentar
225 Thomas von Aquin, Compendium theologie 1,136. 226 Erneut das Exempel der Ägyptischen Zauberer. Ex. 7,11–12.
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4.566
[II/2,9] Kapitel 9
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227 Exempel Straßburg 5. – Möglicherweise Schlettstadt, die Geburtsstadt des Autors. Hier waren 1478 zwei Frauen aus dem Nachbardorf Kestenholz (heute Chatenois, Département Bas-Rhin, Frankreich) wegen Hexerei verbrannt worden. Ein Brief an den Stadtrat von Nördlingen teilt die Beschuldigung der dortigen Hebamme Else Schwab mit. Diese wurde verhaftet, jedoch bald wieder freigelassen. Wulz (1937) 42–45; Behringer (1987) 83f; Voges (1994) 362. – Zur Nachbarschaft von Kestenholz vgl. Anm zu. fol 109rb. 228 Vgl. auch fol. 20vb. 229 Thomas von Aquin, Quodlibet 3,3,3. 230 1 Cor 3,16. 231 inhabitant = inhabitantur. 232 Severus, Dialogi 1,20. 233 Besessenen. 234 Cassianus, Collationes 7,27. 235 Gregor der Große, Dialogi 1,4,7. 236 Gregor der Große, Dialogi 1,10,6f. 237 1 Sam 16,14–23.
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4.567
[II/2,9] Kapitel 9
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238 Beim Teufel Vgl. Schnyder (1993) 186. 239 Papst Pius II. (Enea Silvio Piccolomini, 1405–1464, reg. 1458–1464). Kramer war während dieses Zeitraums vor 1455 und noch einmal 1460 von Schlettstadt nach Rom gereist: Hansen (1901) 381. – Segl (1988) 104. 240 Schnyder (1993) 185: Heinrich Kramer. 241 Tachau in Böhmen, heute Tachov in der Tschechischen Republik. 242 Exempel Rom 1. 243 Jungfrau und Märtyrerin des 2. Jhs. Titelheilige der römischen Kirche S. Prassede. Ihre Vita stammt aus dem 5. oder 6. Jh. 244 Hier als geflügeltes Wort für Sodomie, Homosexualität benutzt. 245 Mt 17,20. 246 Iob 1,12; 2, 6–8. 247 Zählfehler. Gemeint ist die zweite Weise. 248 Iob 7,13f. 249 Nikolaus von Lyra, Postilla litteralis. 250 Thomas von Aquin, Kommentar zu Iob (zu
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4.568
[II/2,9] Kapitel 9
Hexenhammer, 597
7,14). 251 Wiederum Zählfehler. Gemeint ist die zweite Weise. 252 Vgl. fol. 58ra. 253 Die Landgrafschaft Hessen zerfiel nach der Erbteilung von 1458 in die Teile Hessen-Kassel und Hessen-Marburg, wo Landgraf Wilhelm III. (1471–1500, reg. 1483–1500) regierte. 254 Marburg a.d. Lahn, heute Stadt in Hessen. Von 1458–1500 Residenzstadt der Landgrafschaft Hessen mit etwa 3200 Einwohnern. Köbler (1995) 372. 255 Die Geschichte stammt offenbar vom Vater des Priesters. 256 Nochmals Exempel Rom 1. 257 Mt 17,14–20. 258 Lc 13,10–17. 259 Johannes Nider, Praeceptorium 1,11,15f. 260 Johannes Nider, Formicarius 5,3. 261 Isidor von Sevilla, Etymologiae 8,9,9. 262 Thomas von Aquin, Sentenzenkommentar 2,7f.; 4,34,1,3.
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263 Iob 1,11–19. 264 Johannes Andreae, Hieronymianus. 265 Iob 2,6–8. 266 Vinzenz von Beauvais, Speculum historiale 24,37 (nach Sigebert von Gembloux, Chronik 858 (PL 160, 163). 267 Kaiser Ludwig II. (ca. 830–882, reg. 876–882). 268 Tob 6–8. 269 Imaginem ceream: Innsbrucker Hexenprozeß gegen Barbara Selachin. Unter der Türschwelle der verhexten Gertrud Rötlin wurde »ein handgroßes Wachsbild, darstellend ein Weib« gefunden, das von Nadeln durchlöchert war und in dem noch zwei Nadeln steckten, »die eine in der Richtung von der Brust zur linken Schulter, die andere in der Richtung von der Brust zum Rücken; in eben diesen Richtungen aber empfand ich die allerbittersten Schmerzen ...« Aussage von Rötlin vom 17. Oktober 1485. Ammann (1890) 53f. 270 Vgl. fol. 41rb-43rb. 271 Lc 11,21. 272 Isidor, Etymologiae 8,9,9.
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4.570
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273 Canonica purgatio. 274 Vgl. fol. 114vb-115va. 275 Vgl. dazu den Kommentar zu fol. 51ra. 276 Gratianus, Decretum 2,26,5,12. 277 Herzogtum Lothringen: Regent war Herzog René II. de Lorraine (1451–1509, reg. 1473–1509). – Für Lothringen sind in den Jahren 1481–1488 nicht weniger als 49 Zauberei- und Hexenprozesse nachweisbar: Atten (1995) 405–416; Biesel (1997) 118. 278 Wichtigster Herrschaftsträger war seit der Rückgewinnung der burgundischen Lehren 1475 das Haus Habsburg. Köbler (1995) 149–150. 279 Exempel Basel 7. 280 Breisach, vgl. oben fol. 48vb. 281 Freiburg im Breisgau. Seit 1478 war Erzherzog Sigmund von Österreich mit der Landgrafschaft Breisgau belehnt worden. Verwaltungsmittelpunkt war nicht Freiburg, sondern Ensisheim im Elsaß. – Breisach und Freiburg im Breisgau sind Nachbarstädte, die Zahl der dazwischen liegenden Dörfer ist gering. Nach einem neuen Quellenfund weist alles auf das Dorf Gündlingen hin, den Gerichtsort der Johanniterkommende Heitersheim. Inquisitor war hier der
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4.571
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Landkomtur Rudolf von Baden, der später in Überlangen am Bodensee residierte. Vgl. dazu die Einleitung. 282 Exempel Konstanz 13. 283 Original: territorio nigre silve. – Exempel Konstanz 14 (Schwarzwald). – Das zeitgenössische Exempel zur Anzauberung von Aussatz und Epilepsie ist derzeit nicht verifizierbar. 284 Augenzeuge war allein der Inquisitor Heinrich Kramer. Als Notar fungierte Johann Kanter aus der Diözese Utrecht. Weitere Dominikaner wohnten dem Ereignis gelegentlich bei: Wilhelm Behringer, Heinrich Hoffmann, Wolfgang von Basel, Caspar von Freiburg, Magister Johann von Roesbach. Ammann (1890) 32. – Wilson (1996) 94. 285 In opido yspruck: Innsbruck, Hauptstadt der Grafschaft Tirol und Hauptresidenz Erzherzog Sigmunds von Österreich, in dessen Herrschaftsbereich Kramer seine meisten Inquisitionsprozesse durchführte. Am 18. Juni 1485 richtete Papst Innozenz VIII. deswegen ein Schreiben an den Erzherzog. Hansen (1901) 28–29. – Die mit Publikation der Bulle »Summis desiderantes affectibus« am 29. Juli 1485 begonnene und am 31. Oktober durch Einschreiten des Brixener Bischofs beendete – und damit geschei-
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terte – Innsbrucker Hexenverfolgung bildete den Anlaß für die Abfassung des Hexenhammers. Zahlreiche Exempel – vor allem in Teil II, Frage 1, Kap. 12, basieren auf dem Innsbrucker Material. Hauptquartier des Inquisitors war – in Ermangelung eines Dominikanerklosters – der Gasthof Rümler in Innsbruck: Ammann (1890) 36; – Dienst (1987) 113. – Die Prozeßakten sind verlorengegangen, doch haben sich im Diözesanarchiv Brixen die Handakten des Bischofs Georg Golser erhalten, zum Teil mit Berichten Kramers. Danach: Ammann (1890); Dienst (1987); Wilson (1990); Wilson (1996). 286 Barbara Pflieglin, die mit dem Hofbediensteten Ludwig Wagenstaller verheiratet war. Geschildert wird in einer Aussage vom 18. Oktober 1485 die Wahrsagetechnik der Barbara Hufeysen. Die Zeremonie bleibt im deutschsprachigen Text wirr: Ammann (1890) 45; Dienst (1987) 98f. Kramer verschweigt, daß dieselbe »ehrbare« Barbara Pflieglin zu seinen Hauptverdächtigen, den sieben verhafteten Frauen zählte. 287 Erzherzog Sigmund von Tirol. Vgl. fol. 32vb. 288 Der Bericht über den Kopfschmerz und die Entdeckung der Zaubermedizin über der Türe stimmt teilweise wörtlich mit den Handakten des Bischofs überein. Zum Inhalt des Leinenbeutels heißt es je-
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doch: »... schnitt es mit einem Messer auf. Da fand er darin eingebunden ein gelbliches Pulver ad modum stercoris pueri seu saniem, Menschenhaare, auch verschiedene Getreidekörner; sobald dies alles in das Feuer geworfen wurde und verbrannt war, war die Zeugin auch wieder geheilt.« Ammann (1890) 45f. 289 Exempel Brixen 2, Innsbruck 2 »Verschmähte Geliebte behext die Nebenbuhlerin«. – Dieses Exempel des Schadenzaubers mit dem Zauberbündel über der Stalltür wurde von Delrio 1599 übernommen. Delrio Exempel Nr. 108a, Fischer (1975) 270. 290 Aussage der Gertrud Roetin vom 17. Oktober 1485: Ammann (1890) 53; Dienst (1987) 100. 291 Barbara Selachin, die seit 26 Jahren mit der Roetin bekannt war. Eine der sieben Innsbrucker Hauptverdächtigen: Ammann (1890) 52–59; Dienst (1987) 100. 292 Exempel Brixen 3, Innsbruck 3. – Das Exempel des Innsbrucker Türschwellenzaubers, der durch Bleigießen ermittelt wurde, wurde von Delrio 1599 übernommen. Delrio Exempel Nr. 108b, Fischer (1975) 270. 293 Zwischen dem 19. August und dem 14. September 1485 verhörte Kramer in einer Generalinquisition Zeugen. Dabei ergaben sich Verdachtsmomente
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gegen ca. 50 Personen in Innsbruck und Umgebung. Von diesen wurden nach einer Ermächtigung durch den Bischof vom 21. September 7 Frauen aus Innsbruck verhaftet: Barbara Selachin, Barbara Hufeysen, Rosina Hochwartin und deren Mutter Barbara Röslin, Agnes Sneiderin, Helena Scheuberin und Barbara Pflieglin. Sie wurden zwischen dem 4. und dem 21. Oktober durch den Inquisitor verhört. 294 Exempel Brixen 4, Innsbruck 4. – Angeblicher Schadenszauber der Hauptangeklagten Helena Scheuberin aus Innsbruck gegen die aus Bayern stammende Ehefrau ihres früheren Geliebten. Laut Prozeßakten wurde die Prophezeiung nicht auf der Straße, sondern während des Hochzeitsmahls in Innsbruck ca. im Jahr 1479 ausgesprochen, zu welchem die Scheuberin auch geladen war. Ammann (1890) 38f.; Dienst (1987) 91. 295 Der Fall des im Frühjahr 1485 plötzlich gestorbenen Adeligen Jörg Spieß, der sich von Helena Scheuberin verhext fühlte und wenig später starb. Zeugenaussagen vom 13. und 14. Oktober 1485. Der Scheuberin wurde auch der Umgang mit der anderen Hauptangeklagten Barbara Hufeysen zur Last gelegt. – Ammann (1890) 35–43. 296 Vgl. zum bösen Blick Hauschild (1982).
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297 Exempel Brixen 5, Innsbruck 5. – Ennel Notterin, die zusammen mit zwei anderen Frauen, Appollonia und Ennli, Heintz Sattelknechts uxor, 1480 »ein marterbild Unsers Herrn gegaiselt und darzue vil lesterlicher wort gesprochen wider Got«, wie die Hausbesitzerin Barbel Smidin am 16. und 18. August 1485 zu Protokoll gab. Der Fall der getauften Jüdin wird im Hexenhammer stark entstellt dargestellt: Ammann (1890) 13. – Dienst (1987) 96f. 298 Die Angaben Kramers treffen in keiner Weise zu. Erzherzog Sigmund erlaubte zwar die Inquisition Kramers in seiner Hauptstadt, ließ sich jedoch bald überzeugen, daß das widerrechtliche Verfahren beendet werden mußte. Am 31. Oktober 1485 beschied der Erzherzog die aus elf Personen bestehende Gerichtskommission zu sich und übernahm die Prozeßkosten, die der Inquisitor den Frauen hatte aufbürden wollen. Am 3. November wurden alle verhafteten Frauen nach einer Eidesleistung ihrer Bürgen im großen Ratssaal in die Freiheit entlassen: Dienst (1987) 87. 299 Auch diese Angabe verkehrt die historische Wirklichkeit in ihr Gegenteil: Bischof Georg Golser von Brixen ließ zwar am 29. Juli 1485 die päpstliche Bulle in Innsbruck publizieren, bekämpfte aber durch seine Beauftragten, die Lizentiaten Sigmund Saumer
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und Christian Turner, sowie den Anwalt der Frauen, Dr. med. Lic. Jur. Johann Merwais von Wendingen, schließlich Ulrich Puchter und Johann Blanckenhayn, von Beginn des Inquisitionsverfahrens das Vorgehen Kramers als widerrechtlich. Dem hartnäckigen Einsatz des Bischofs ist es zu verdanken, daß die Verfolgung scheiterte. Aus seinem Briefwechsel geht klar hervor, daß er den päpstlichen Inquisitor für verrückt hielt (ipse realiter mihi delirare videtur). Sehr direkt teilte er ihm im Februar 1486 mit, er solle aus Tirol verschwinden und in sein Kloster zurückkehren: Ammann (1890) 85–86; Dienst (1987) 86–88. – Kramer zog sich daraufhin nach Salzburg zurück, wo er offenar gute Beziehungen hatte und in den Jahren 1492–1495 als Theologe und Domprediger nachweisbar ist. Hansen (1901) 387f.; Wilson (1990) 98. – Der Passauer Kanoniker Dr. Paulus Wann berichtet von der heftigen Ablehnung des Inquisitors in Innsbruck und dem beschädigten Ansehen des Papsttums durch die Inquisition. Redlich (1931) 68–71. – Behringer (1987) 80. 300 In dyocesi Argentinensi et opido zabernio: Zabern im Unterelsaß, Residenzort des Bischofs von Straßburg. Heute Saverne, Département Bas-Rhin, Frankreich. – Exempel Straßburg 6 (Zabern). 301 Das Exempel der Hebammen von Zabern wurde
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von Delrio 1599 übernommen. Delrio Exempel Nr. 110, Fischer (1975) 271. 302 Fall der Bekehrten von Breisach: vgl. oben fol. 6ra, 48vb, 53ra. Die Angabe im ersten Teil des Werkes bezieht sich auf fol. 6ra, was Schnyder (1993) 192 entgeht. 303 Thann in der Landgrafschaft Oberelsaß, war seit 1324 habsburgisch, fiel 1648 an Frankreich, heute Département Haut-Rhin. Köbler (1995) 428. Thann war Schauplatz zahlreicher Hexenverbrennungen. Das Exempel der kindermordenden Hebamme ist nicht verifizierbar. 304 Exempel Basel 8 (Thann). 305 Exempel Straßburg 7. – Vgl. fol. 47va. 306 Consilio cum presidentibus habito: In den Reichsstädten lag die hohe Gerichtsbarkeit meist in den Händen des Stadtrats. Im Elsaß lagen nicht weniger als zehn kleine Reichsstädte, die sogenannte Dekapolis (Weißenburg, Hagenau, Rosheim, Oberehnheim, Schlettstatt, Kaysersberg, Türkheim, Kolmar, Münster, Landau), sowie die Metropole Straßburg. Köbler (1995) 149f. 307 Ps 73,23.
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308 Onychomantie: Zukunftsschau aus glänzenden Krallen. Vgl. HDA 9 (1938/41), 549. 309 Gen 3,15. 310 Eccl 35,6. 311 Gratianus, Decretum 2,10,1,15. 312 Vgl. zu dieser Übersetzung Schnyder (1993) 192. 313 Ez 18,20. 314 Ex 20,5. 315 Gratianus, Decretum 2,1,4,9; 2,24,3,1. 316 Decretalium liber sextus 5,12,5. 317 Gratianus, Decretum 2,24,3,1. 318 Ps 50,8. 319 Ps 50,19. 320 Liber exemplorum beatissimae Mariae, Fundstelle unbekannt. 321 Thomas von 2,2,108,4, ad 1. 322 Vgl. fol. 70rb.
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Aquin,
Summa
theologiae
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323 2 Sam 12,7–23. 324 1 Sam 15,2f. 325 Gratianus, Decretum 2,1,4,11, parvulos. 326 Gen 21f. 327 1 Sam 1,20–28. 328 Iud 13,3–5. 329 Zu Schwaben konnte im ausgehenden 15. Jahrhundert der gesamte alemannische Sprachraum gerechnet werden. Der Fall der verbrannten Wettermacherin ist daher kaum verifizierbar. – Ziemlich sicher im Bereich der Diözese Konstanz, daher Exempel Konstanz 15. 330 1 Cor 9,9. 331 Ps 35,7f. 332 Milchzauber: Im Innsbrucker Hexenprozeß mehrfach erwähnt, verdächtig waren nach den Verhören im September 1485 die Welfil-Sneiderin in Hötting, die Preglin und das Trenli, die Dirn des Rötfelder: Ammann (1890) 20–22; Dienst (1987) 98. – Das Ritual des Milchzaubers wurde von Delrio 1599 übernommen. Exempel Delrio Nr. 102, Fischer (1975) 269.
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333 Albertus Magnus, De animalibus 3,2,9. 334 Bei einem Hexenprozeß in Diersburg im Schwarzwald hatten die beiden beschuldigten Frauen – die Kunhin und die Hussin – gestanden, Milch gestohlen zu haben. Die Kunhin hatte dazu eine Axt in eine Säule geschlagen und aus deren Griff Milch gemolken. Beide wurden am 29. August 1486 verbrannt. Hansen (1901) 584f. 335 Druck: butirum may. Vgl. zur Maibutter HDA 1 (1927) 1751f.: Butter mit besonders heilsamer Kraft, verbunden mit dem Glauben, daß diese am 1. Mai besonders lebendig sei. 336 Thomas 2,7,3,2.
von
Aquin,
Sentenzenkommentar
337 Albertus Magnus, Sentenzenkommentar 2,7,12, Solutio. 338 Der Fall der Agnes Baderin. Vgl. fol. 47rb, 73va. – Kramer nutzt den Fall hier, um den dämonischen Hintergrund des verbreiteten Schwellenzaubers zu beweisen. – Exempel Konstanz 16, Ravensburg 10. 339 Der Fall der Anna Mindelheimerin. Vgl. fol. 47rb. – Exempel Konstanz 17, Ravensburg 11.
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340 Vgl. etwa fol. 5ra, 63ra-b. 341 Exempel Augsburg 2. – Füssen, Residenzstadt des Bischofs von Augsburg im Süden des Hochstifts Augsburg, heute in Bayern, Bischof war Johann II., Graf von Werdenberg (amt. 1469–1486). Über die Ehrenberger Klause gelangte man von dort nach Tirol. 342 Nach Danet (1990) 357 heute der Große Donon, wo man Eisen abbaut. Wahrscheinlicher aber die Ehrenberger Klause oder die Eisenburg zwischen Nesselwang und Füssen. – Am wahrscheinlichsten der Fernpaß, den der Inquisitor in den Alpen passieren mußte, wenn er von Innsbruck nach Füssen und weiter nach Augsburg reisen wollte. 343 Vgl. für die Übersetzung »eine übertriebene« [Zahl] Schnyder (1993) 194. 344 Vgl. fol. 90vb. Das Kapitel enthält allerdings nur kurze Ausführungen zum Thema. 345 Iob 1 und 2. 346 Thomas von Aquin, Kommentar zu Iob (zu 1,16). 347 Druck: nostris exigentibus ist unverständlich. Die letzte Ausgabe des Hexenhammers von 1669 gibt als Konjektur nostris peccatis exigentibus.
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348 Ps 104, 16 und Glosse (PL 37, 1396). 349 Vgl. fol. 7rb-11ra, bes. 8vb-9ra. 350 Sentenzenkommentare zu 2,6,1,3. 351 Der oberste Himmel, Bereich des Feuers und des Lichtes. 352 Johannes Nider, Formicarius 5,4. 353 Johannes Nider, Formicarius 5,4. 354 Haeresiarcha maleficorum stafus dictus: Schmidt (1906) II, 156 machte daraus: Ketzerfürst der Hexen, Staufer genannt. Es handelt sich aber wie der um den angeblichen Urheber der Hexerei im Berner Oberland namens »Scavius«. Vgl. 44ra. 355 Vgl. fol. 44ra, 57vb. 356 Johannes Nider, Formicarius 5,4. 357 Die Diözese Konstanz endete als Teil der Erzdiözese Mainz in Richtung Salzburg im Allgäu, also unweit Ravensburg. Da eine deutsche Meile ca. 7,5 Kilometer betrug, kann die Entfernungsangabe nicht stimmen. Vermutlich wollte Kramer hier angeben, wie weit Ravensburg von Salzburg entfernt liegt. Er schrieb diese Passage also aus Salzburger Perspektive, was für ein Entstehungsdatum ab dem Februar
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1486 spricht, als Kramer von Innsbruck nach Salzburg gegangen war. 358 Vgl. oben fol. Ir-v die Bulle »Summis desiderantes affectibus« Innozenz' VIII.: Johannes Gremper. 359 Balneatrix. 360 Zu den Namen vgl. generell die Anmerkung zu fol 47rb. – Der Herkunftsname bezieht sich auf Stadt und Reichsherrschaft Mindelheim in Schwaben, die von 1467 bis 1586 den Herren von Frundsberg gehörte. Heute in Bayern, Landkreis Memmingen. Köbler (1995) 387–388. 361 Der Patrizier Konrad Geldrich von Sigmarshofen ist seit dem 25. Juli 1484 als Bürgermeister der Reichsstadt Ravensburg bezeugt: Müller (1910) 410. – Auch die anderen Lokalbezüge sind nachvollziehbar: So hießen die Wiesen nördlich der Stadt noch Anfang des 20. Jahrhunderts »Kuppele«, das genannte Stadttor ist das Frauentor. 362 Vgl. fol. 73vb, wo von mehr als zwanzig Jahren die Rede ist. 363 Kuppelnau, heute Adresse des Stadtarchivs Ravensburg. 364 Exempel Konstanz 18, Ravensburg 12.
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365 Exempel Konstanz 19, Ravensburg 13. 366 Karfreitag. 367 Im 14. und 15. Jahrhundert im französischen Sprachgebiet geprägte Bezeichnung für ein schweres Belagerungsgeschütz oder für eine Steinbüchse. 368 Ludwig III. »der Bärtige« (1378–1436, reg. 1410–1436). Nachrichten über Hexenprozesse gibt es von diesem mit Prinzessin Mechthild von Savoyen (ca. 1390–1438) verheirateten Kurfürsten noch nicht, allerdings unter dessen mit Margarethe von Savoyen (ca. 1410–1479) verheiratetem Nachfolger Ludwig IV. (1423–1449, reg. 1436–1449) in den Jahren 1445/47. Kramer rekurriert hier vielleicht auf Johann Hartlieb, Das Buch aller verbotenen Künste, von Ketzerei und Zauberei. In »Der erste Teil: Von der Kunst Nigromantia, die auf deutsch Schwarze Kunst heißt«, berichtet Hartlieb, daß 1446 »etliche Frauen zu Heidelberg wegen Zauberei verbrannt« worden seien. Im folgenden Jahr sei er im Auftrag des bayrischen Herzogs am Hof des Pfalzgrafen Ludwig gewesen und habe Gelegenheit zu einem Gespräch mit einer »Meisterin« der Hexen gehabt. Dieses habe im Haus des Ketzerrichters Peter von Talhaym in dem Städtchen »Götscham« stattgefunden. Ein in Frage kommender Ort Götzenhain südlich Frankfurt, dessen Nachbardorf heute noch Hexenberg heißt, lag nicht
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auf Pfälzer Territorium. Hansen versucht die Lokalisierung über Talheim bei Heilbronn. Plausibler wäre Burg Göttschied bei Idar-Oberstein. Die »Meisterin« sei noch im gleichen Jahr durch Peter von Talhaym verbrannt worden. Hansen (1901) 130–133. – Hexenverbrennungen gab es auch unter Kurfürst Friedrich I. (1425–1476, reg. 1449/51–1476) im Jahr 1475. Vgl. Hansen (1901) 235f. – Schmidt (1994) 208. – Diese Hexenverbrennungen »uff der Zent bei dem Tilsberg«, die schon in die Amtszeit Kramers als Inquisitor fallen, beziehen sich nicht auf die nördliche Oberpfalz (so Riezler 1896, 72f.), sondern auf Burg Dilsberg am Neckar, östlich von Heidelberg, die den Pfalzgrafen bei Rhein gehörte. Köbler (1995) 129. 369 Burg Lindelbrunn, heute eine Burgruine Kreis Bergzabern in Rheinland-Pfalz, Deutschland. 370 Nicht mehr identifizierbar. Es können mehrere Orte in Frage kommen. Vgl. Förstemann 2 (ND 1983) 552–554. 371 Exempel Worms 1. – Diözese Worms, Teil des Erzbistums Mainz. Bischöfe waren Reinhard I. von Sicken (reg. 1445–1482) und Johann III. von Dalberg (reg. 1482–1503). 372 Der auch der Tellsage zugrundeliegende Topos ist hier augenfällig. Die Tellsage vom sagenhaften
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Gründer der Schweizer Eidgenossenschaft, Landesheld und Tyrannenmörder (1291 oder 1307) ist seit der Mitte des 15. Jhs. faßbar, so im Weißen Buch von Sarnen (1470/77). Vgl. Lexikon des Mittelalters 8 (ND 1999), 530. 373 Burg Hohenzollern bei Hechingen. Das Frauenkloster wäre dann das nahe gelegene Dominikanerinnenkloster Stetten im Gnadental, Zollernalbkreis: Müller (1910) 417. Schnyder (1993) 392 verweist auf die Erwähnung dieser Geschichte in der Chronik der Grafen von Zimmern (Barack, Bd. I, 450–452). Das Dorf Zimmern liegt in unmittelbarer Nähe der Burg Hohenzollern. Burgherr war Graf Jobst Nikolaus von Hohenzollern (reg. 1439–1488). Hexenprozesse sind aus seiner Zeit nicht belegt. Bumiller (1994) 259–277. 374 Decretalium liber sextus 5,2,18, Prohibemus. 375 Decretales Gregorii IX. 5,7,9; 5,7,13, Credentes; 5,7,15. 376 Decretalium liber sextus 5,2,12, Privandi. 377 Decretalium liber sextus 5,2,15. 378 Decretalium liber sextus 5,2,2, Haeretici. 379 Decretalium liber sextus 5,2,18.
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380 Guido de Baysio, Kommentar zum Decretalium liber sextus 5,2,18. 381 Decretalium liber sextus 5,2,18. 382 Gratianius, Decretum 1,50,25. 383 Decretalium liber sextus 5,2,11. 384 Vgl. fol. 92va-97rb. 385 Decretalium liber 5,2,18, Prohibemus. 386 Decretales Gregorii IX. 5,7,9 (ad abolendum von 1184); 5,7,10 (vergentis in senium von 1199); 5,7,13; 5,7,15 (Excommunicamus von 1215) – Hageneder 1963, 138–173. – Walther (1988) 103–130. 387 Vgl. fol. 118va-119va und 121vb-123ra. 388 Decretales Gregorii IX. 5,7,9. 389 Thomas von Aquin, Summa theologiae 2,2,11,4, Responsio. 390 Decretales Gregorii IX 5,7,13; 5,7,15. 391 1 Cor 5,5; Gratianus, Decretum 2,11,3,21. 392 Unrichtiger Verweis. Vgl. III, Frage 28, fol. 119va-120vb. 393 Isidor von Sevilla, Etymologiae 8,9,15.
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394 Vgl. fol. 86va-b. 395 Vgl. zum Schriftzauber HDA 9 (1938/41) bes. 346–370 die Verwendung der in Amulette eingeritzten Zeichen zum Schutz, zur sakramentalen und magischen Anwendung. 396 Vgl. fol. 114vb-115va. 397 Gemeint sein dürfte ein beschriebener Zettel. 398 Richtig: vierte Form. 399 Vgl. fol. 6rb-7rb. 400 Iustinianus, Digesta 23,2,43,13. 401 Bernardus de Botone, Kommentar zu den Decretales Gregorii IX. 5,7,9, Presenti; 5,715; 5,40,26. 402 Sentenzenkommentare zu 2,7. 403 Io 2,2–11. 404 Thomas von 4,34,2,2,ad 2.
Aquin,
Sentenzenkommentar
405 Bonaventura, Sentenzenkommentar 4,34,2,2,ad 2. 406 Thomas von Aquin, Sentenzenkommentar 4,34,1,3,ad 4; Bonaventura, Sentenzenkommentar 4,34,2,2,ad 2.
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407 Augustinus, De moribus ecclesiae 1,11,19. 408 Duns Scotus, Sentenzenkommentar 4,34,1, Responsio. 409 Henricus de Segusio, Summa aurea 4,15,10 (zu den Decretales Gregorii IX. 4,15,7, Mulierem). 410 Goffredus de Trano, Summa titulorum decretalium 4,15. 411 Sentenzenkommentare zu 4,34,3. 412 Duns Scotus, Sentenzenkommentar 4,34,1, Responsio. 413 Innsbrucker Hexenprozeß, Zeugenaussage der Christine Ypfhoferin gegen Trenli Rötfelder, 6. September, 1485. Ammann (1890) 20. – Byloff (1929) 11. 414 Ubertino 4,34,3.
de
Casale,
Sentenzenkommentar
415 Gottfredus de Trano, Summa titulorum decretalium 4,15. 416 Thomas von 4,34,1,3,ad 3.
Aquin,
Sentenzenkommentar
417 Sentenzenkommentare zu 4,34,3.
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418 Gratianus, Decretum 2,33,1,4. 419 Diese Angabe deckt sich nicht mit der abschließenden Systematik auf fol. 77va, sondern mit der ihr unmittelbar auf fol. 77va vorausgehenden. 420 Exempel Rom 2. – Papst Nikolaus V. (Tommaso Parentucelli, 1397–1455, reg. 1447–1455). Kramer war vor 1455 zum ersten Mal in Rom gewesen: Hansen (1901) 381. – Segl (1988) 104. 421 Johannes Nider, Formicarius 5,3. 422 Vgl. fol. 126ra-126vb. 423 Wichtiger Hinweis auf die Versorgungsdichte magischer Dienstleistungen. Vgl. Behringer (1987); Behringer (1988). Eine damalige deutsche Meile entspricht ca. 7,5 Kilometern. 424 Quatembertage: die vierteljährlich vorgeschriebenen drei Fasttage der römischen Kirche. 425 1 Sam 28–31. 426 1 Par 10,13f. 427 4 Reg 1,2–18. 428 Gratianus, Decretum 2,2,8,3, Qui vero. 429 Vgl. fol. 5va.
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430 Illa enim malefica in Richshoffen. Vgl. fol. 57vb. 431 Thelonei lucrum. 432 Deutsch im Original. Nicht verifizierbar. 433 in villa quedam Eningen: Eningen unter Achalm, Dorf bei Reutlingen: Müller (1910) 417; Gehring (1937) 158. Schnyder (1993), S. 202 gibt Einigen. 434 Loca beatissime virginis sive aquisgrani sive ad heremitas. 435 Benediktinerabtei im Kanton Schwyz. Seit 1337 ist die Marienwallfahrt am Engelweihfest der Gnadenkapelle sicher belegt. Im 15. Jahrhundert fand sie alle sieben Jahre statt. Im Jahre 1466 sollen 130000 Pilger an der Wallfahrt teilgenommen haben. – Lexikon des Mittelalters 3 (ND 1999), 1743–1746. 436 Exempel Konstanz 20 (Eningen). 437 Diese Angabe deckt sich nicht mit der abschließenden Systematik auf fol. 77va, sondern mit der ihr unmittelbar auf fol. 77va vorausgehenden. 438 In civitate spirensi mercator ... proposuit: Wieder ein Hinweis auf Kramers Beziehung zum Dominikanerkonvent Speyer. Vgl. fol. 57va, 58rb. Hier
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folgt das berühmte Exempel für den »bösen Blick« der Hexen und das »Wenden« des Zaubers durch einen anderen Hexer. Exempel Speyer 5. 439 Nicht verifizierbar. Vgl. Müller (1910) 417. 440 Solacii causa. Schmidt (1906) II, 190 übersetzt: »Als ich ... nach Salat über eine Wiese dahinschritt ...« 441 Vgl. fol. 43ra: Das in den Akten des Innsbrucker Hexenprozesses in den Zeugenaussagen gegen Barbara Selachin (17. Oktober 1485) erwähnte Bleigießen wegen der Krankheit der Gertrud Rötlin. Ammann (1890) 53f. 442 Vgl. fol. 113rb-114ra. 443 Vgl. fol. 79vb. 444 Vgl. fol. 77ra-b. 445 Innsbrucker Hexenprozeß. Vgl. fol. 77ra. 446 Col 3,17. 447 Iustinianus, Codex 9,18,4. 448 Antoninus Pierozzi, Summa moralis 1,18,4,17. 449 Vgl. fol. 90ra-91vb. 450 Vgl. die Kapitel III/3,1-III/3,20.
Hexen
4.593
[II/2,9] Kapitel 9
Hexenhammer, 597
451 In Innsbruck keine Beispiele. Jedoch in der Ravensburger Hexeninquisition 1484, vgl. fol. 44rb, 47rb, 72rb, 72va, 73va. Müller (1910). 452 In civitate confluentia. Koblenz war Residenzort des Erzbischofs von Trier. Trierer Kurfürst und Erzbischof war Johann II. Markgraf von Baden (1434–1503, reg. 1456–1503). – Der Bericht dieses Hexereifalls wird mit unter Sprenger zugeschrieben. Hansen (1901) 406. Beleg dafür gibt es keinen. 453 Exempel Trier 1 (Koblenz). 454 Vgl. fol. 101va-b. 455 Thomas von Cantimpré, Bonum universale de apibus 2,57,14. 456 Unbekannt. Wohl nicht identisch mit der hl. Christina Mirabilis (um 1150-um 1224), eine Halbreligiöse und Mystikerin aus dem Konvent von St. Trond, deren Vita Thomas von Cantimpré nach 1232 verfaßte. 457 Thomas von Cantimpré, Bonum universale de apibus 2,57,15. 458 Johannes Nider, Formicarius 5,10. 459 angelica salutatio: englischer Gruß bzw. Gruß des Engels, das dem Erzengel Gabriel zugeschriebene
Hexen
4.594
[II/2,9] Kapitel 9
Hexenhammer, 597
Ave Maria, das beliebteste aller Mariengebete. 460 Caesarius von Heisterbach, Dialogus miraculorum 3,13. 461 in leodio. 462 Richtig: Sukkubus. Vgl. Schnyder (1993) 206. 463 Caesarius von Heisterbach, Dialogus miraculorum, Fundstelle unbekannt. 464 Inklusen sind Männer oder Frauen, die sich freiwillig zur Erlangung unmittelbarster Gottnähe in eine Klause (reclusorium) einmauern lassen. Es handelt sich demnach um eine Form des Eremitenlebens. 465 Caesarius von Heisterbach, Dialogus miraculorum 5,46. 466 Erbarmet euch. 467 Caesarius von Heisterbach, Dialogus miraculorum 3,8. 468 Caesarius von Heisterbach, Dialogus miraculorum, Fundstelle unbekannt. 469 Wilhelm von Auvergne, De universo 2,3,25. Vgl. zum Motiv der schönen Haare auch Johannes Nider, Formicarius 5,10, der sich ebenfalls auf Wilhelm von Auvergne stützt sowie den Kölner Tracta-
Hexen
4.595
[II/2,9] Kapitel 9
Hexenhammer, 597
tus de daemonibus (um 1415), zitiert bei Hansen (1901) 86. 470 Caesarius von Heisterbach, Dialogus miraculorum 3,7. 471 In partibus denique Athisis: Das Etschtal im Süden der Grafschaft Tirol, also im Herrschaftsgebiet Erzherzog Sigmunds, aber dem Bistum Trient zugehörig. Heute in Italien, Provinz Trentino-Alto Adige. 472 Vgl. fol. 85vb-90rb. 473 Wilhelm von Auvergne, De universo 2,3,24. 474 Es ist unklar ob cognosci auf den Beischlaf ziehlt, ein Gedanke, der bei Wilhelm von Auvergne fehlt. Vgl. Schnyder (1993) 207. 475 Catapuzia oder cataputia (= Euphorbia lathrys), früher als drastisches Abführmittel gebraucht. 476 Vgl. fol. 20rb-23va. 477 Petrus de Palude, Sentenzenkommentar 4,34,2,3. 478 Idolum. 479 Vgl. fol. 5ra. 480 Vgl. fol. 30ra-31vb. 481 Original: et. Das ›oder‹ ist logisch schärfer. Vgl.
Hexen
4.596
[II/2,9] Kapitel 9
Hexenhammer, 597
Schnyder (1993) 209. 482 Tb 6,14–17. 483 Tb 3,8–10. 484 Cassianus, Collationes 8,19. 485 Hieronymus, Adversus Iovianum 1,49. 486 Gratianus, Decretum 2,33,1. 487 Bonaventura, Sentenzenkommentar 4,34,2,2,ad 4. 488 Petrus de Palude, Sentenzenkommentar 4,34. 489 Gratianus, Decretum 2,33,1,4. 490 Im Kanontext steht an dieser Stelle ein non, also das Gegenteil, die Verhinderung des Beischlafes durch Impotenzzauber: concubitus non sequitur. 491 Gen 20,17. 492 Vgl. fol. 86rb-86vb. 493 Vgl. fol. 48ra. 494 Philocaptio. 495 Johannes Nider, Formicarius 5,5. 496 Iac 1,14f.
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4.597
[II/2,9] Kapitel 9
Hexenhammer, 597
497 Gen 34,1–3. 498 Glosse zu Gn. 34,1–3 (PL 113,160f.). 499 2 Sam 13,1–22. 500 Z.B. Vitas patrum 5,5. 501 2 Cor 12,7. 502 Glosse zu 2 Cor 12,7 (PL 114, 568). 503 Vgl. fol. 23va-26va. 504 Original: minimum. Die Korrektur Schnyders (1993) 211 zu nimium drängt sich nicht auf. 505 Vinzenz von Beauvais, Speculum historiale 27,83. 506 Trotz der männlichen Form dürfte die hl. Hildegard von Bingen (1098–1179), prophetische Mystikerin in der Benediktinerinnenklause Disibodenberg und des Frauenkonvents auf dem Rupertsberg bei Bingen, gemeint sein. Ihr bekanntestes Werk ist der Liber Scivias. 507 Avicenna, Fundstelle unbekannt (Sekundärzitat nach Johannes Nider, Formicarius 5,6). 508 Animalis homo. Vgl. Johannes Nider, Formicarius, 5,11.
Hexen
4.598
[II/2,9] Kapitel 9
Hexenhammer, 597
509 Wahrscheinlich Wallfahrtsorte. 510 Druckfehler: rennuunt. 511 Reichsstadt Lindau. Gebiete um Lindau unterstanden zum Teil Erzherzog Sigmund. 512 Maria. 513 Original: peregrinari ad locum heremitarum: »Wallfahrt nach der Stätte der Einsiedler« hat Schmidt (1906) II, 217. Vermutlich der Marienwallfahrtsort Einsiedeln, bis 1518 der Diözese Konstanz zugehörig, heute in der Schweiz, Kanton Schwyz. 514 Exempel Konstanz 21 (bei Lindau). 515 Die Frommen, die nicht den Götzen anhängen: Vgl. fol. 92rb und Lev19. 516 Vgl. die Innsbrucker Liebeszauber gegen den Adligen Jörg Spieß, in: Byloff (1929) 8–11. 517 Exempel Brixen 6, Innsbruck 6. 518 Vgl. Beispiele für Schadenszauber aus dem Innsbrucker Hexenprozeß: Byloff (1929). Fall der Barbara Huteysen und der Barbara Selachin. Ammann (1890) 43f., 53f. 519 Vgl. fol. 87ra-b.
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4.599
[II/2,9] Kapitel 9
Hexenhammer, 597
520 Vgl. fol. 58vb-59rb, 81vb-82rb. 521 Vgl. fol. 58ra-b. 522 Vgl. fol. 59vb-61ra. Der Verweis führt ins Leere. Vgl. Schnyder (1993) 212. 523 Der Johanniterorden oder Orden vom Hospital des heiligen Johannes zu Jerusalem war ein 1099 gegründeter Ritterorden. Von 1309 bis zur türkischen Eroberung 1522 hatte der Orden seinen Sitz auf Rhodos. 524 Hafenstadt und Bistum an der Ostküste Zyperns. 525 Seit dem Ende des 12. Jahrhunderts herrschte im Königreich Zypern die Familie der Lusignan. Nach dem Tode Jakobs II. (1462–73) kam es zu Wirren um dessen Witwe Caterina Cornaro (1454–1510), die im Februar 1489 die Herrschaft an Venedig übertrug. 526 Augustinus, De civitate dei 18,17. 527 Vgl. fol. 60va. 528 Vgl. oben fol. 60ra, S. 431. 529 Vgl. fol. 61ra-65vb. 530 Original: pro alieno facinore proprio, wahrscheinlich Druckfehler. Schnyder (1993) 215 verbes-
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4.600
[II/2,9] Kapitel 9
Hexenhammer, 597
sert zu pro magno facinore proprio. 531 Johannes Nider, Formicarius 5,11f. 532 Vgl. fol. 64rb-64vb. 533 Johannes Nider, Formicarius 5,11. 534 Die Negation fehlt im Original. Vgl. Schnyder (1993) 215. 535 Cassianus, Collationes 7,30. 536 Cassianus, Collationes 7,30. 537 1 Cor 11,28. 538 Thomas von Aquin, Summa theologiae 3,80,9, Responsio. 539 Gratianus, Decretum 2,26,6,8. 540 Thomas 4,9,15c,ad 2.
von
Aquin,
Sentenzenkommentar
541 Petrus de Palude, Sentenzenkommentar 4,9,4,2. 542 Pro excommunicandis. Gemeint ist aber, daß ihnen der Teufel ausgetrieben werden muß. 543 Cassianus, Collationes 7,30. 544 1 Cor 5,1–5.
Hexen
4.601
[II/2,9] Kapitel 9
Hexenhammer, 597
545 Glosse zu 1 Cor 5,1–5. 546 1 Tim 1,20. 547 Glosse zu 1 Tim 1,20. 548 Thomas von 4,18,2,1b,ad3.
Aquin,
Sentenzenkommentar
549 Johannes Nider, Formicarius 5,11. 550 Gregor der Große, Dialogi 1,10,2f. 551 Johannes Nider, Formicarius 5,11. 552 Gregor der Große, Dialogi 1,10,4f. 553 Thomas 2,7,3,2,ad 3.
von
Aquin,
Sentenzenkommentar
554 Is 28,15. 555 Iob 40,20. 556 Iob 40,27. 557 Iob 41,27. 558 Thomas von Aquin, Kommentar zu Iob (zu 40,26; 41,24). 559 1 Sam 16,14–23. 560 Gratianus, Decretum 2,26,7,18.
Hexen
4.602
[II/2,9] Kapitel 9
Hexenhammer, 597
561 Petrus Comestor, Historia scholastica libri Tobiae 1 (zu Tb. 6,8). 562 Tb 6,8. 563 Albertus Magnus, Kommentar zu Lukas (zu 9,37–43). 564 Nikolaus von Lyra, Postilla litteralis (zu 1 Sm. 16,14–23). 565 Paulus von Burgos, Additiones (zu 1 Sm. 16,14–23). 566 Vgl. fol. 20rb. 567 Durch Davids Harfe. 568 Vgl. fol. 65vb-69ra. 569 Thomas von Aquin, Sentenzenkommentar, Fundstelle unbekannt. 570 Johannes Nider, Formicarius 5,4. 571 Mc 16,17f. 572 Wilhelm Durandus, Fundstelle unbekannt. 573 Glosse zu Col 2,23. 574 Superstitio. – Zur Etymologie des zusammengesetzten Begriffs – aus »super« und »stare«, also etwa: das, was übersteht – vgl. Harmening (1979) 14–32.
Hexen
4.603
[II/2,9] Kapitel 9
Hexenhammer, 597
575 Das Preisgebet vor dem Kanon der Messe. 576 Isidor von Sevilla, Etymologiae 8,9,15. 577 Thomas von Aquin, Summa theologiae 2,2, 96,4. 578 Pseudo-Chrysostomos, Opus imperfectum in Matthaeum 43. 579 Brevi-Zettel: Amulette mit religiösen Zetteln und Gegenständen oder Faltzettel mit in Kupfer gestochenen Heiligenbildern, Segen, aufgeklebten Dingen wie Kreuzchen, Samen und Kräutern. Sie wurden auch als Zaubermittel benutzt. Vgl. HDA 1 (1927) 1573f. 580 Thomas 2,2,83,15.
von
Aquin,
Summa
theologiae
581 Thomas von 4,15,4,4a,ad 2.
Aquin,
Sentenzenkommentar
582 Thomas von Aquin, Catena aurea 16 (zu Mc 16,17f.). 583 Thomas von Aquin, Summa theologiae 2,2,96,4,3. Die Thomas unterstellte Aussage findet sich hier nicht. Vgl. Schnyder (1993) 220. 584 Augustinus, Sermo 300,2.
Hexen
4.604
[II/2,9] Kapitel 9
Hexenhammer, 597
585 Das Ave Maria. 586 I.N.R.I. 587 Thomas von Aquin, Summa theologiae 2,2, 96,4,ad 2. 588 Im Metropolitansitz Salzburg, Hauptort des gleichnamigen Hochstifts, war Kramer ein gerngesehener Gast. Dorthin zog er sich vermutlich im Februar 1486 zurück, um den Hexenhammer zu Ende zu schreiben. Wilson (1990) 98. Verwalter des Erzbistums Salzburg nach der Resignation des Erzbischofs Bernhard von Rohr (?-1487, reg. 1466–1482) war Johannes Beckenschlager (ca. 1435–1489, reg. 1482/87–1489). 589 Augustinus, De doctrina christiana 2,20. 590 Pseudo-Chrysostomos, Opus imperfectum in Matthaeum 43. 591 Thomas von Aquin, Summa theologiae 2,2,96,4, Responsio. 592 Johannes Damascenus, Expositio fidei orthodoxae 1,13. 593 Vgl. Jacobus a Voragine, Legenda Aurea, Kap. 123.
Hexen
4.605
[II/2,9] Kapitel 9
594 Thomas von Aquin, 4,6,2,3a, Responsio.
Hexenhammer, 597
Sentenzenkommentar
595 Im Alten Testament bezeichnet Belial als abstraktes Wort eine sehr große Bosheit, im Neuen Testament den Widersacher Christi (2 Kor 6,15) und in den Apokryphen einen Dämon bzw. den Antichrist. 596 Nach Schnyder (1993) 220 liegt hier der Beginn des angekündigten dritten Abschnitts. 597 Vgl. Schnyder (1993) 220. 598 Gratianus, Decretum 2,33,1,4. 599 Johannes Nider, Formicarius 5,2. – Kurz zuvor ist jedoch erklärt worden, daß das Umhängen von Evangelien um den Hals grundsätzlich abergläubisch sei. Vgl. fol. 87ra-87vb. 600 Thomas von 4,6,2,3a,ad 1.
Aquin,
Sentenzenkommentar
601 Griech.: diejenigen, die Gegenstand des Einwirkens eines andern sind. 602 Original: geron: Werk, Mühe, Kampf. 603 Mt 17,14–20. 604 Mc 9,13–28.
Hexen
4.606
[II/2,9] Kapitel 9
Hexenhammer, 597
605 Hieronymus, Kommentar zu Matthäus 3,17 (zu 17,17). 606 Johannes Chrysostomos, Fundstelle unbekannt. 607 Origines, Kommentar zu Matthäus 13,7. 608 Glosse zu Mt 17,20. 609 Mt 17,20. 610 Hilarius von Poitiers, Kommentar zu Matthäus (zu 17,6). 611 Vitas patrum 8,28, Vita abbatis Pauli Simplicis (PL 73, 1129). 612 Vgl. fol. 88ra-b. 613 Vgl. zu diesem Bruch im logischen Gefüge Schnyder (1993) 221. 614 Vgl. fol. 88rb. 615 Im Original fehlt ein nec et. Vgl. Schnyder (1993) 221. 616 Vgl. fol. 63va-b. 617 Cassianus, Collationes 7,31. 618 Vgl. den Artikel ›Wurm‹ in HDA 9 (1938/41) 841–858.
Hexen
4.607
[II/2,9] Kapitel 9
Hexenhammer, 597
619 Cassianus, Collationes 7,25. 620 Vgl. fol. 85rb-85vb. 621 Duns Scotus, Sentenzenkommentar 4,34,1, Responsio. 622 Augustinus, Sermo 278,1. 623 Augustinus, De civitate dei 21,4; 21,5–7. 624 Augustinus, De trinitate 3,8. 625 Augustinus, De civitate dei 21,6. 626 Augustinus, Physik 1,5. 627 Augustinus, De civitate dei 10,11 (mit Porphyrius-Zitat). 628 Thomas von Aquin, Summa theologiae 2,2,96,2, Responsio; 2,2,96,2,ad 1; 2,2,96,2,ad 2. Der gesamte Passus von fol. 89va ist ein Zitat aus Thomas von Aquin. 629 Vgl. zu diesem, der Interpunktion widersprechenden Anschluß Schnyder (1993) 221. 630 Augustinus, Regula ad servos Dei 12. 631 Vgl. fol. 86va-b. 632 Wilhelm von Auvergne, De legibus 27.
Hexen
4.608
[II/2,9] Kapitel 9
Hexenhammer, 597
633 Vgl. fol. 86va-b. 634 Zum Maitag-Brauchtum in Schwaben vgl. Sartori, in: HDA 5 (1932/33) 1542–1550. 635 Vgl. fol. 86va-b. 636 Gratianus, Decretum 2,26,7,18. 637 Johannes Nider, Praeceptorium 1,11,26. 638 Vgl. fol. 86va-b. 639 Johannes Nider, Formicarius 5,4. 640 Schwellenzauber spielte in den Innsbrucker Verhören eine große Rolle, etwa im Fall der Barbara Hufeysen. Zeugenaussage der Barbara Grünepacherin vom 8. Oktober 1486. – Ebenso wurde er nachgeweisen bei Barbara Selachin. Zeugenaussage der Gertrud Rötin vom 17. Oktober 1486: Ammann (1890) 43f, 53f. 641 Die Magd der Barbara Röslin, Gross-Else, hatte zu Protokoll gegeben, ihre Herrin, ehemals die Geliebte des Herzogs, habe diesem eine tote Maus auf die Brust gelegt, um ihn gefügig zu machen. Zeugenaussage vom 21. Oktober 1486. Dasselbe hatte auch schon Dorothea, die Gattin des Büchsenmeisters Jörg angegeben. Zeugenaussage vom 17. Oktober 1486. Ammann (1890) 52, 63; Baum (1987) 439.
Hexen
4.609
[II/2,9] Kapitel 9
Hexenhammer, 597
642 Johannes Nider, Praeceptorium 1,11,34. 643 Glosse zu Col 2,23. 644 1 Cor 10,31. 645 Rom 12,1. 646 Gratianus, Decretum 1,12,12. 647 Gratianus, Decretum 1,12,10. 648 Thomas von 2,2,90,3,Responsio.
Aquin,
Summa
theologiae
649 Zu den Wetterprozessionen vgl. den Artikel ›Hagel‹ in: HDA 3 (1930/31) 1304–1320. 650 Vgl. zur Bannung oder Exkommunikation von Tieren in der Diözese Lausanne Chène (1996). 651 Deutsches Wort im Original. Ein Wechselbalg oder Wechselkind galt im mittelalterlichen Aberglauben als ein von den Dämonen gestohlenes Kind, meist ein Knabe, an dessen Stelle ein anderes Kind untergelegt wird. Es kann auch ein durch dämonische oder magische Zeugung geschaffenes Kind gemeint sein. In der Regel hat ein solches Kind eine häßliche, mißgestaltete und kleine Erscheinung. Die lateinischen Begriffe campsiones, campsores, cambiti leiten sich von cambire (wechseln, tauschen) ab. Vgl.
Hexen
4.610
[II/2,9] Kapitel 9
Hexenhammer, 597
HDA 9 (1938/41) 835–864. 652 Schnyder (1993) 224f. ergänzt: den Vätern als den Männern, deren Samen die Dämonen verwenden. 653 Wilhelm von Auvergne, De universo 2,3,25. 654 Ex 22,18. 655 Ex 23,33. 656 Deut 22,6f. 657 Num 19,15. 658 Deutsch im Original. Die Saligen sind mythologische Geschöpfe des Schweizer, Tiroler und Kärntner Volksglaubens, wunderschöne Frauen oder wilde Frauen. Belege bei Behringer (1994c) 73f. 659 Deutsch im Original. Schrat oder Schrättel bezeichnet besonders in Südwestdeutschland einen menschenähnlichen Waldgeist oder Kobold. Die Schrättel entsprechen den lat. pilosi (haarige Geister in Jes. 13,21) oder den Faunen, Satyrn und Inkubi. 660 Lev 19,27. 661 Deut 22,5. 662 Ex 23,24; Ex 34,13. 663 4 Reg 18,4.
Hexen
4.611
[II/2,9] Kapitel 9
Hexenhammer, 597
664 Lev 19,26 u.ö. 665 phitonicus spiritus; richtig wäre: pythonicus, vel divinationis spiritus. 666 Lev 20,27. 667 Deutsch im Original. 668 Hieronymus, Kommentar zu Ez 2,6,1–3. 669 Ex 22,18. 670 Im Originaltext ohne hervorgehobene Überschrift, aber im Inhaltsverzeichnis als 9. Kapitel angekündigt. [Vgl. S. 129.]
Hexen
4.612
Der Hexenhammer: Dritter Teil
Der Hexenhammer Dritter Teil
Hexen
Hexenhammer, 599
4.613
[III/0] Ob die Hexen und ihre Begünstiger
Hexenhammer, 601
[III] Es folgt der dritte Teil des ganzen Werkes über die Arten der Ausrottung oder zumindest der Bestrafung durch die zuständige Justiz vor dem geistlichen oder dem weltlichen Gericht. Und er wird fünfunddreißig Fragen enthalten; eine allgemeine und einführende jedoch wird vorgezogen. [III/0] Ob die Hexen und ihre Begünstiger, Beherberger und Verteidiger dem geistlichen Gericht der Bischöfe oder dem weltlichen [Gericht] unterstellt werden, so daß die Ketzerinquisitoren1 von ihrer Inquisition entlastet werden können? Und es erweist sich, daß es so [ist]. Denn in c. accusatus § sane, li. 62 heißt es: »Allerdings, da die Angelegenheit des Glaubens, welche im höchsten Grade Vorrang genießt, durch andere Tätigkeiten nicht gehindert werden darf, so dürfen sich die vom apostolischen Stuhl bestimmten Inquisitoren der ketzerischen Pest bezüglich Weissagungen oder Wahrsagungen, außer wenn sie offensichtlich nach Ketzerei schmekken, weder einmischen, noch diejenigen, die solches ausüben, strafen, sondern müssen sie zur Bestrafung
Hexen
4.614
[III/0] Ob die Hexen und ihre Begünstiger
Hexenhammer, 602
ihren Richtern überlassen.« Dem scheint auch nicht zu widersprechen, daß die Ketzerei der Hexen hier nicht [ausdrücklich] erwähnt wird; einmal, weil sie mit denselben Strafen vor dem Forum des Gewissens bestraft werden: de conse. di. 2 pro dilectione3: »Wenn die Sünde der Weissager und der Zauberer verborgen ist, wird eine Buße von vierzig Tagen auferlegt; wenn sie offenkundig [ist], wird das Abendmahl verweigert.« Und für die, welche dieselbe Strafe [trifft], wird auch dasselbe Gericht bestimmt. Dann auch, weil jeweils dieselbe Schuld vorzuliegen scheint, denn so, wie [92vb] die Wahrsager über eine Entscheidung das Los werfen, so erwarten und verlangen auch die Hexen die Schäden der Geschöpfe von den Dämonen, womit sie beide unerlaubterweise von der Schöpfung verlangen, was allein von Gott erbeten werden darf. Daher [besteht] beidesmal die Sünde des Götzendienstes, in welchem Sinne Ezechiel 214 angeführt wird, daß der König von Babylon an einer Weggabelung stand, am Ausgangspunkt zweier Wege, und die Götzen befragte, indem er Pfeile mischte5. Wenn außerdem eingewandt werden sollte, daß der Kanon die Weis- und Wahrsager auf das Verbrechen der Ketzerei beschränkt, in welchem Falle sie unter das Gericht der Inquisitoren fallen müssen, da er sagt »außer wenn sie offensichtlich nach Ketzerei schmek-
Hexen
4.615
[III/0] Ob die Hexen und ihre Begünstiger
Hexenhammer, 603
ken«, so daß mindestens die ketzerischen Weissager und Wahrsager ihnen unterstellt seien, so [spricht] dagegen, daß dann kunstfertige Weissager6 gemeint wären, die nirgendwo in den Schriften erwähnt werden. Mehr noch, wenn die Hexen dem Gericht der Inquisitoren unterstellt sind, so wird dies wegen des Verbrechens der Ketzerei sein. Daß aber die Taten der Hexen ohne Ketzerei geschehen, wird [so] bewiesen: Wie nämlich, was eine ganz fürchterliche Sünde wäre, den Leib Christi7 in den Dreck zu treten ohne Irrtum im Verstande und folglich auch ohne Ketzerei geschehen kann, weil es nämlich durchaus möglich ist, daß jemand glaubt, das sei der Leib, daß er ihn aber doch, um dem Dämon aufgrund irgendeines Paktes gefällig zu sein, in den Dreck werfen würde, um das gewünschte Ziel, z.B. die Entdeckung eines Schatzes oder ähnliches zu erreichen, so können auch die Taten der Hexen ohne Irrtum im Glaubens, wenn auch nicht ohne große Sünde, geschehen. Daher entgehen sie hier durchaus dem Gericht der Inquisitoren und werden ihren Richtern überlassen. Überdies, als Salomo8 den Götzen seiner Ehefrauen aus Gefälligkeit Verehrung erwies, sich deshalb aber nicht der Apostasie der Ruchlosigkeit [gegenüber seinem Gott] schuldig machte, weil er im Herzen treu blieb und immer den wahren Glauben behielt, so
Hexen
4.616
[III/0] Ob die Hexen und ihre Begünstiger
Hexenhammer, 603
sind auch die Hexen wegen der Verehrung, die sie dem Teufel wegen des mit ihm eingegangenen Paktes zollen, nicht als Ketzerinnen zu bezeichnen, wenn sie im Herzen den Glauben behalten. Außerdem, wenn gesagt werden sollte, daß alle Hexen den Glauben abzuleugnen haben, weshalb sie auch als Ketzerinnen abzuurteilen seien, so [spricht] dagegen, daß sie, falls sie auch mit Verstand und Herz ableugnen würden, noch nicht als Ketzerinnen, sondern als Apostatinnen bezeichnet werden. Und da ein Unterschied besteht [93ra] zwischen einem Ketzer und einem Apostaten und die Ketzer dem Gericht der Inquisitoren unterworfen sind, so haben die Hexen durchaus deren Gericht zu entgehen. Außerdem wird 26 q. 59 gesagt: »Die Bischöfe und ihre Helfer sollen sich unter allen Umständen bemühen, die verderbliche und vom Teufel erfundene wahrsagerische und magische Kunst aus ihren Pfarreien mit Stumpf und Stil auszurotten. Und wenn sie irgendeinen Mann oder einen Frau als einen Anhänger dieses Verbrechens gefunden haben, sollen sie ihn, schimpflich entehrt, aus ihren Pfarreien hinauswerfen« etc. Und da der Kanon sagt, man solle sie ihren Richtern überlassen und weil er im Plural spricht, sowohl nach kirchlichem wie nach weltlichem Recht, deswegen werden sie [die Wahrsager und Zauberer] durch den angeführten Kanon zumindest dem Gericht
Hexen
4.617
[III/0] Ob die Hexen und ihre Begünstiger
Hexenhammer, 604
der Bischöfe unterstellt. Wenn daher die Bischöfe sich selbst entlasten wollten, so wie die genannten Inquisitoren es offenbar nach den schon erwähnten Argumenten billigerweise tun und wenn sie die Bestrafung der Hexen den weltlichen Richter überlassen wollten, so könnten sie dies mit folgenden Argumenten tun. Es wird [nämlich] in c. ut inquisitionis, § prohibemus10 [folgendermaßen] gehalten: »[Wir verbieten] auch ganz ausdrücklich den erwähnten weltlichen Herren und Regierenden und ihren Beamten, daß sie über dieses Verbrechen, da es ein rein kirchliches ist, selbst auf irgendeine Art Gericht halten oder Urteil sprechen.« Und er [der Kanon] spricht vom Verbrechen der Ketzerei. Es folgt also, daß, wo das Verbrechen, wie bei solcherart Zauberern und Hexen, nicht rein kirchlich ist, sie wegen der zeitlichen Schäden, die von ihnen zugefügt werden, vom weltlichen und nicht vom geistlichen Richter bestraft werden müssen. Außerdem heißt es C. de iudeis l. ulti.11 am Ende: »Außerdem werde sein Vermögen für verfallen angesehen, und alsbald ist der Strafe des Blutes zu überantworten, wer den Glauben Christi mit verkehrter Lehre bekämpft.« Wenn man sagen würde, das Gesetz spreche von konvertierten Juden, die nachher zum Ritus der Juden zurückkehren12, so gilt der Einwand nicht. Im Gegenteil, das Argument wird da-
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durch noch verstärkt, weil solche wegen des Abfalls vom Glauben der weltliche Richter zu strafen hat; also auch die den Glauben ableugnenden Hexen, da die Ableugnung des Glaubens im Ganzen oder teilweise das Fundament der Hexen bildet. Außerdem, wenn auch in der Lösung gesagt wird, daß Apostasie und Ketzerei als dasselbe zu betrachten seien, so hat sich dennoch nicht der kirchliche Richter mit diesen [den Hexen] zu befassen, sondern [93rb] der weltliche. Denn durch das Aufwerfen der Frage nach den Ketzereien darf niemand das Volk erregen, sondern der [weltliche] Gerichtsherr13 muß für sich Vorkehrung treffen. In der auten. de man. Prin., d.h. de mandatis principum, colla. 3 § neque occasione14, heißt es: »Auch nicht durch das Aufwerfen der Frage nach den Religionen und Ketzereien darfst du jemandem gestatten, die Provinz zu erregen, noch auf andere Weise irgendeiner Provinz, der du vorstehst, durch eine Vorschrift [etwas] auferlegen. Sondern du selbst wirst tunlichst durch staatliche Maßnahmen Vorsorge treffen und Nachforschungen anstellen, was es sonst noch gibt, und nicht erlauben, daß irgend etwas bezüglich unserer Anweisungen vorfällt.« Daraus ergibt sich klar, daß sich mit einem Glaubensfeind niemand außer dem [weltlichen] Gerichtsherrn15 befassen darf. Außerdem, wenn die [gerichtliche] Untersuchung,
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das Urteil und die Bestrafung solcher Hexen nicht gänzlich auf den weltlichen Richter abzielen würde, wie könnten sich die Gesetze bezüglich dieser drei [Gegenstände] zuordnen [lassen]? Denn C. de maleficis16, lex nemo17, l. culpa18, l. nullus19 unterstellten alle, welche das Volk Zauberer nennt, der Todesstrafe und l. militi20 bestimmt, die durch magische Kunst dem Leben Unschuldiger nachstellen den Bestien vorzuwerfen. Desgleichen, daß sie den Fragen und Foltern beim Befragen ausgesetzt sein sollen und zu ihrer Anklage jeder Beliebige zugelassen wird; auch daß keiner der Gläubigen bei Strafe der Verbannung und Verlust aller Güter mit ihnen gemeinsame Sache mache, nebst vielen weiteren Strafen, die dem Leser jener Gesetze begegnen. Im Gegenteil können die weltlichen Juristen in Wahrheit die Bestrafung solcher Hexen auf den kirchlichen Richter rückübertragen, so daß sie gleichzeitig, miteinander in Verbindung, die Untersuchung führen und urteilen. Und dies wird folgendermaßen bewiesen. Bei einem kanonischen Verbrechen hat der [weltliche] Gerichtsherr mit dem Erzbischof zu entscheiden und nicht der Erzbischof für sich, sondern er muß den [weltlichen] Gerichtsherrn hinzuziehen, wie sich aus auten. de man. Prin. § Si vero21 erschließt: »[Wenn aber] Kirchenrechtliches in Frage steht, wirst du zusammen mit dem Erzbischof der Provinz Vor-
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sorge tragen, dies einzurichten und zu entscheiden, sei es, daß Leute zweifeln – Glosse: d.h. am Glauben –, in welchem Fall er [der Bischof] allein untersuchen wird, seien es andere [Fälle] – Glosse: dann wird nämlich der Bischof mit dem Statthalter untersuchen. Er [der Statthalter] wird der Sache einen gottgefälligen und geziemenden [93va] Ausgang geben. Er wird auch geziemend den rechten Glauben schützen und durch fiskalische Mittel für die Entschädigung Sorge tragen und unsere Untertanen ungekränkt halten.« Glosse22: d.h., er soll sie nicht am Glauben verderben. Außerdem, mag auch der weltliche Fürst mit der Strafe des Blutes strafen, so wird doch damit die Gerichtsbarkeit der Kirche nicht ausgeschlossen. Dieser kommt es zu, zu erkennen und festzustellen. Im Gegenteil wird sogar notwendig vorausgesetzt, wie es aus C. de summa trini. et fide ca. l. 123 am Ende und extra de hereticis c. ad abolendam und c. de vergentis und c. excommunicamus 1 und 224 erhellt. Vielmehr ist es ja dieselbe Strafe, nach den [weltlichen] Gesetzen und nach den Kanones, wie sich aus C. de hereticis, l. manicheos und l. arriani25 ergibt. Daher kommt ihnen auch gleichermaßen und nicht getrennt deren Bestrafung zu. Außerdem, so wie die Gesetze bestimmen, daß die Kleriker von ihren eigenen Richtern abgeurteilt wer-
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den und nicht von den zeitlichen oder weltlichen, weil bei ihnen ein kirchliches Verbrechen festgestellt wird, so gehört auch das Verbrechen der Hexen, da es teils weltlich, teils kirchlich ist, wegen der zeitlichen Schäden und wegen der Glaubensverletzung zur Untersuchung, Verurteilung und Bestrafung vor beide Richter. Der Grund wird noch verstärkt in autentico ut clerici apud proprios iudices, § Si vero, coll. 626, wo es heißt: Wenn aber das Delikt ein kirchliches ist, welches der kirchlichen Züchtigung und Sühne bedarf, soll der gottgefällige Bischof darüber entscheiden, wobei [auch] die obersten Richter der Provinz keinerlei Anteil daran haben. Denn wir wollen nicht, daß die weltlichen Richter überhaupt um solche Angelegenheiten wissen, da es nötig ist, solche Dinge kirchlich zu untersuchen und die Seelen der Delinquenten durch kirchliche Sühne zu bessern, gemäß den heiligen und göttlichen Regeln, denen zu folgen sich auch unsere Gesetze nicht verweigern.« Soweit dort. Daher ist im umgekehrten Fall ein gemischtes Verbrechen von beiden [Richtern] zu bestrafen. Antwort. Da es unser Hauptanliegen in diesem Werk ist, uns Inquisitoren der Länder Oberdeutschlands von der Inquisition der Hexen, soweit es mit Gott geschehen kann, zu entlasten27, indem wir sie ihren [weltlichen] Richtern zur Bestrafung überlassen, und zwar wegen der Beschwerlichkeit des Geschäftes,
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solange für die Unversehrtheit des Glaubens und das Heil der Seelen um nichts weniger Sorge getragen würde: Deshalb haben wir auch das vorliegende Werk in Angriff genommen, wobei wir den Richtern selbst die Form der Untersuchung, der Entscheidung und Urteilssprechung [93vb] überlassen. Um also zu zeigen, daß die Bischöfe gegen die Hexen in vielerlei Hinsicht vorgehen können, auch mit Ausschluß der Inquisitoren, wiewohl die Bischöfe selbst, ohne zeitliches und weltliches Gericht, wo die Bestrafung auf die Sühne des Blutes hinausläuft, nicht so vorgehen können, [deswegen also] ist es tunlich, die Meinungen anderer Inquisitoren in verschiedenen Reichen Spaniens28 anzuführen und jene [Meinungen], immer unbeschadet der Ehrfurcht vor ihnen, da wir in ein und demselben Orden, dem der Prediger, Kriegsdienst tun, zu entkräften, damit man im einzelnen eine um so klarere Einsicht habe. Ihrer Meinung nach sollen alle Zauberer, Wahrsager, Weissager, Nigromantiker, kurz, unter welche Art von Divination29 sie auch fallen und soweit sie einmal den heiligen Glauben empfangen und bekannt haben, dem Gericht der Inquisitoren derart unterstellt sein sollen, daß in den drei Stücken, die in dem Kapitel Multorum querela am Anfang von de hereticis in Cle.30 vermerkt werden, weder der Inquisitor ohne den Bischof, noch der Bischof ohne den Inquisitor zu
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prozessieren habe, mag auch in den fünf anderen einer ohne den anderen prozessieren können. Wer mag, der kann das Kapitel lesen, und er wird es finden. Die eine von den drei [Prozeduren] ist aber das Endurteil, zu dem der eine ohne den anderen nicht schreiten kann, und zwar, wenn die Vorgenannten für Ketzer zu halten sind. Sie [die spanischen Inquisitoren] fügen überdies die Gotteslästerer hinzu und alle, die auf eine beliebige Weise die Dämonen anrufen, sowie die Exkommunizierten, die ein Jahr lang unbeugsam in der Exkommunikation gestanden haben, in einer Glaubenssache oder, in bestimmten Fällen, auch in einer Nicht-Glaubenssache. Sie schließen noch vieles andere ein, wodurch die Autorität der Bischöfe [aber] zu sehr geschwächt wird und uns Inquisitoren noch umfänglichere Lasten aufgebürdet werden, [jedoch] weniger sicher mit Blick auf einen schrecklichen Richter, der jedenfalls eine strenge Rechenschaft von uns für das ausgeübte Amt einfordert. Und weil deren [der spanischen Inquisitoren] Standpunkt nicht erschüttert wird, wenn nicht ihre [Rechts]grundlage null und nichtig wird, deswegen ist zu bemerken, daß ihr Hauptfundament durch die Glossatoren der Kanones und besonders zu ca. Accusatus und § Sane31 und zu den Worten »heresim sapiant manifeste« bestätigt wird. Sie [die spanischen Inquisitoren] stützen sich über-
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dies auf die Aussagen der Theologen, Thomas, Albertus, Bonaventura, in 2 sententiarum distin. 732. Es ist tunlich, speziell aus diesen einiges vorzutragen [94ra]. Wenn nämlich der Kanon, wie im ersten Argument hergeleitet, sagt, daß die Ketzerinquisitoren sich bezüglich der Wahrsagungen und Weissagungen nicht einmischen dürfen, außer wenn diese offenkundig nach Ketzerei schmecken, so sagen sie [die spanischen Inquisitoren] [damit], daß es zweierlei Wahrsager und Weissager gibt, nämlich gewerbsmäßige und ketzerische. Und zwar heißen die ersten bloße Weissager, weil sie nämlich rein nach der [magischen] Kunst handeln, worüber auch c. ex tenore extra de sortilegiis33 spricht, wo er ausführt, daß der Priester Udalricus mit einem übel Beleumundeten, d.h. Weissager, wie die Glosse sagt, zu einem geheimen Ort aufbrach; nicht in der Absicht, den Dämon anzurufen, so als wenn er sagen möchte, daß dies ketzerisch gewesen wäre, sondern um durch Betrachtung des Astrolabiums einen Diebstahl zu entdecken, wie wenn er sagen möchte, daß dies bloße Weissagung oder Wahrsagerei sei. Die zweiten aber werden ketzerische Weissager genannt, die in ihrer Kunst den Dämonen irgendeine Ehre in Form von Dienstbarkeit und Anbetung erweisen. Diese suchen durch Weissagung die Zukunft vor-
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herzusagen oder sie führen desgleichen aus, was offenkundig nach Ketzerei riecht. Und solche unterliegen dem Gericht der Inquisitoren wie die übrigen Ketzer. Und daß dies der Sinn des Kanons sei, beweisen die Kanonisten, die das Wort »schmecken« glossieren. Johannes Andreae34 sagt nämlich folgendes zu dem angeführten c. accusatus und dem Wort »schmecken«: sie schmecken [nach Ketzerei], z.B. wenn sie an den Altären der Götzen frevelhafte Gebete sprechen, Opfer darbringen, die Dämonen befragen und ihre Antworten entgegennehmen. Oder sie schließen sich, um Wahrsagerei zu betreiben, den Ketzern an oder benutzen dazu das Blut oder den Leib Christi35 oder taufen, um für Wahrsagungen Antworten haben zu können, einen Knaben wieder oder dergleichen. In demselben Sinne führen sie den Archidiaconus36 zu demselben Kanon und zu § sane und zu demselben Wort »schmecken« an. Ebenfalls führen sie Johannes monachi37, Raymundus38, Guilhelmus de monte Laudu.39 an; und sie beweisen es durch die Bestimmung der Kirche ex concilio acquirensi 26 q. 5 epi.40, wo derartige abergläubische Frauen ungläubig genannt werden, da es heißt: »Oh, wenn diese doch allein in ihrer Ruchlosigkeit untergegangen wären!« Ruchlosigkeit heißt aber bei einem Christen Ketzerei, weshalb solche
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[Ruchlosen] auch dem Gericht der Ketzerinquisitoren unterworfen sind. Sie [die spanischen Inquisitoren] beweisen es auch durch die Theologen; zuerst durch den heiligen Thomas in 2 sententiarum di. 741, wo er fragt [94rb], ob sich der Hilfe des Dämons zu bedienen eine Sünde sei, wo er unter anderem zu jener [Stelle] Isa. 842: »Soll nicht ein Volk lieber von seinem Gott eine Erscheinung erbitten?« sagt: »In allen [Taten], in denen eine Vollendung des Werkes von der Kraft des Dämons erwartet wird, liegt Apostasie vom Glauben vor wegen des mit dem Dämon eingegangenen Paktes, entweder mit Worten, wenn eine Anrufung dabei ist, oder mit einer Tat, mögen auch Opfer fehlen.« In demselben [Sinn] führen sie Albertus in eben seiner Schrift an und in distin.43; desgleichen Petrus de Taranthasia44, desgleichen Petrus de Bonaventura45, der jüngst46 heiliggesprochen worden ist, der aber nicht Petrus genannt wird, da das sein wahrer Name gewesen ist; desgleichen Alexander de Halis47 und Guido48 vom Orden der Karmeliter, die alle sagen, daß die, welche Dämonen anrufen, Apostaten und folglich Ketzer sind und deshalb dem Gericht der Ketzerinquisitoren unterstehen49. Aber daß die genannten [spanischen] Inquisitoren damit, was auch immer von ihnen angeführt wird, nicht hinlänglich beweisen können, daß auch die ge-
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nannten Wahrsager etc. dem Gericht der Ordinarien50 oder Bischöfe, mit Ausschluß der Inquisitoren, nicht unterliegen können und daß die Inquisitoren sich [von der Untersuchung] solcher Weissager, Nigromantiker oder auch Zauberer entlasten können, [heißt] nicht, daß jene Inquisitoren fehlerhaft handeln, wenn sie über solche inquirieren, wenn die Bischöfe nicht inquirieren. In diesem Fall müssen jene den Inquisitoren anvertraut werden, [was] folgendermaßen bewiesen wird. Die Inquisitoren haben sich nicht einzumischen, außer bei einem Ketzereiverbrechen, und zwar ist es dazu nötig, daß jenes Verbrechen offenkundig sei. Das ergibt sich aus dem häufig angeführten ca. Accusatus und § sane51. Steht dies fest, dann wird argumentiert: Wenn jemand etwas begeht, was er ohne das Laster der Ketzerei begehen kann, so wird er, wie schwer und ungeheuerlich es auch immer ist, noch nicht zum Ketzer zu erklären, mag er auch zu bestrafen sein. Daraus folgt, daß sich der Inquisitor, wenn jemand nicht zum Ketzer zu erklären, sondern als ein [sonstiger] Verbrecher zu bestrafen ist, nicht einmischen darf. Aber er darf einen solchen nach dem Wortlaut des Kanons seinen Richtern zur Bestrafung überlassen. Steht dies wiederum fest, so folgt, daß sich bezüglich aller von den Glossatoren, Kanonisten und Theologen angeführten Punkte, wie Dämonen anrufen,
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ihnen opfern etc. [94va], wie oben erwähnt, die Inquisitoren nicht einmischen dürfen, sondern sie ihren Richtern überlassen müssen, außer wenn solche Dinge vom Laster der Ketzerei herrühren. Steht dies fest, so wird mit den unten verzeichneten Autoritäten und Gründen bewiesen, daß, da die genannten Dinge sehr oft ohne das Laster der Ketzerei geschehen können, diese Täter nicht für Ketzer zu halten oder [als Ketzer] zu verdammen sind. Dazu nämlich, daß jemand im eigentlichen Sinne ein Ketzer sei, ist fünferlei erforderlich: Erstens, daß ein Irrtum im Denken besteht; zweitens, daß jener Irrtum eine Glaubenssache betrifft oder die Dinge, die gegen die Wahrheit einer Bestimmung der Kirche gerichtet sind, was den Glauben, die guten Sitten oder das Notwendige zur Erlangung des ewigen Lebens angeht; drittens, daß ein solcher Irrtum sich in jemandem finde, der sich zum rechten Glauben bekannt hat, sonst nämlich wäre er ein Jude oder Heide, kein Ketzer. Viertens, daß ein solcher Irrtum in jemandem, der den Glauben empfangen hat, in der Weise besteht, daß er irgendeine Wahrheit über Christus bekennt, die sich auf [seine] Göttlichkeit oder Menschlichkeit52 bezieht. Ansonsten, wenn er gänzlich nicht daran glauben würde, wäre er ein Apostat. Fünftens, daß er einem solchen Irrtum mit hartnäckigem und verstocktem Willen verfällt und anhängt. Daß aber der angeführte c. Accusa-
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tus und das Wort »schmecken« in diesem Sinne von Ketzerei und Ketzer verstanden wird, wird so bewiesen, wobei jedoch die Glossen der Kanonisten nicht zurückgewiesen, sondern beibehalten werden: Denn das erste, was erforderlich ist, nämlich der Irrtum im Verstande, ist allen bekannt durch die allgemeine Regel: zwei Dinge sind erforderlich, um jemanden einen Ketzer zu nennen, das eine ist das Inhaltliche, nämlich der Irrtum im Verstand, das andere ist das Formale, nämlich die Hartnäckigkeit des Willens. Es ergibt sich auch aus Augustinus53: »Ein Ketzer ist jemand, der neue und falsche Meinungen aufbringt oder befolgt.« Auch Verstand gehört dazu, weil Ketzerei eine Art des Unglaubens ist. Und dieser ist subjektiv im Verstand, wie der ihm widersprechende und auch der entgegengesetzte Glaube dementsprechend vorliegen müssen. Steht dies fest, so macht eine Tat oder ein wie auch immer beschaffenes Werk ohne Irrtum noch keinen Ketzer, z.B. wenn jemand hurt oder Ehebruch betreibt, mag er auch gegen die [Glaubens]wahrheit handeln, welche besagt: »Du sollst nicht ehebrechen.«54 Deshalb ist er [aber noch] kein Ketzer, ausgenommen er glaubt oder wähnt, zu huren sei erlaubt. Der Grund ist, daß, wann immer zweierlei notwendig erforderlich ist, um ein Ganzes zu ergeben, jenes unmöglich existieren kann, wenn eins von beiden fehlt.
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Denn das Gegenteil vorauszusetzen [94vb], daß [das Ganze] ohne dieses [eine von beiden] existieren könne, hieße, daß es nicht notwendigerweise zur Bildung [des Ganzen] erforderlich wäre, wie auch kein Haus zustande kommt, wenn das eine oder andere fehlt, weil zum Bau eines Hauses notwendigerweise ein Fundament, Wände und ein Dach benötigt werden. Weil zur Entstehung der Ketzerei mithin notwendigerweise ein Irrtum im Verstande erfordert wird, macht schlechthin keine Tat ohne Irrtum im Verstande einen Ketzer. Und deswegen sagen wir Inquisitoren Deutschlands55 mit dem seligen Antoninus56, der diese Thematik im zweiten Teil seiner Summa behandelt, daß Bilder taufen, Dämonen anbeten, ihnen Weihrauch opfern, den Leib Christi57 in den Schmutz treten und alle derartigen Dinge, die höchst schauderhafte Sünden sind, keinen Menschen zum Ketzer machen, wenn nicht [zusätzlich] ein Irrtum im Verstande vorliegt. Wenn also jemand dies täte, daß er z.B. ein Bild taufte, ohne vom Sakrament der Taufe noch von seiner Wirkung falsch zu denken, und ohne zu glauben, daß jene Taufe etwas [Magisches] sei oder aus ihrer eigenen Kraft eine Wirkung habe [, so würde er kein Ketzer sein]. Tut er dies aber, um irgendein Ziel mit dem Dämon leichter zu erreichen, den gefällig zu sein er darum bittet, er also durch einen stillschweigenden oder ausdrücklichen Paktes
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anstrebt, daß der Dämon ihm oder einem irgend jemandem das Erbetene verschaffe; etwa dadurch, daß durch Zeichen und Figuren, wie nach den der magischen Künsten die Dämonen von den Menschen aufgrund eines ausdrücklichen oder stillschweigenden Paktes angerufen werden, um ihr Begehren zu erfüllen, wenn sie nur vom Dämon nichts erbitten, was über seine Fähigkeit hinausgeht, weder bezüglich der Macht, noch bezüglich der Kenntnis. Dann nämlich würde er von der Macht oder der Kenntnis des Dämons verkehrt denken, wie es diejenigen tun, die glauben, daß der Dämon den freien Willen des Menschen nötigen kann oder der Dämon auf jeden Fall aufgrund eines solchen Paktes und bis zu einer beliebig großen Wirkung, auch wenn Gott es nicht zuläßt, das tun könnte, um was sie bitten; oder diejenigen, welche glauben, er könne das eine oder andere zukünftig Geschehende wissen oder irgendeine Wirkung erzielen, die allein Gott zusteht: solche nämlich hätten ohne Zweifel einen Irrtum im Erstände und würden von der Macht des Dämons verkehrt denken. Und folglich wären sie, unter den sonstigen Voraussetzungen der Ketzerei, Ketzer und dem Gericht der Bischöfe und der Inquisitoren zugleich unterworfen. Aber auch wenn sie es aus den erwähnten Gründen täten, ohne von der Taufe und den anderen erwähnten Dingen falsch zu denken [95ra], wie es gewöhnlich ge-
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schieht, weil die Zauberer und Nigromantiker wissen, daß gerade der Teufel der Feind des Glaubens und Gegner des Heils ist, und durch die Tatsache selbst gezwungen werden, in ihren Herzen zu fühlen, daß im Glauben eine große Kraft sei und daß bekanntlich niemand der Verkehrtheit unterworfen werden kann, den der Vater der Lüge nicht anleitet: auch wenn diejenigen auf das schwerste sündigen, so wären sie deswegen jedoch [noch] keine Ketzer; und zwar aus dem Grund, weil sie vom Sakrament nicht falsch denken, mögen sie es auch schlecht und gotteslästerlich gebrauchen. Daher sind sie eher Wahrsager als Ketzer und gehören zu denen von denen der angeführte c. accusatus behauptet, daß sie nicht dem Gericht der Inquisitoren unterstellt seien, da sie nicht offenkundig nach Ketzerei schmecken, sondern allenfalls heimlich oder so gut wie gar nicht. Und dasselbe gilt für die, welche den Dämon anbeten und ihm opfern. Denn wenn sie das in dem Glauben tun, in den Dämonen sei etwas Göttliches oder ihm sei die Huldigung der Anbetung zu erweisen oder daß sie auf jeden Fall durch diese Huldigung erlangten, was sie vom Teufel fordern, ohne daß Gottes Verbot oder auch Zulassung entgegen stünden, so wären solche Leute Ketzer. Aber wenn sie dies tun, ohne vom Dämon so zu denken, sondern [in dem Wunsch], aufgrund eines Paktes mit dem Dämon durch diese
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[Handlungen] leichter von ihm zu erreichen, was sie beabsichtigen, so sind solche Leute der Natur der Sache nach keine Ketzer, mögen sie auch schwer sündigen58. Um das aber noch deutlicher zu machen, sind einige Einwände auszuräumen. So scheint zu widersprechen, daß nach den Rechtslehren ein Simonist59 ein60 Ketzer ist, wie in 1 q. 1 quisquis per pecuniam61. Und dennoch hat er keinen Irrtum im Verstande. Denn ein Simonist ist kein Ketzer im eigentlichen, sondern im weitgefaßten Sinne, wegen der Ähnlichkeit: weil er nach Thomas62 dadurch, daß er Heiliges verkauft oder kauft, so handelt, als wenn er glaubte, das Geschenk der Gnade könne für Geld besessen werden. Aber ohne dies zu meinen, wie es gewöhnlich geschieht, ist er kein Ketzer, weil er das nicht glaubt. Aber sehr wohl wäre er einer, wenn er das glaubte, nämlich daß das Geschenk der Gnade für Geld erlangt werden könne. Desgleichen scheint entgegenzustehen, daß es von den Ketzern heißt, quicunque63 und in dem angefügten c. Accusatus64: daß, wer einen Ketzer verehrt, [selbst] ein Ketzer ist. Aber wer den Dämon verehrt, sündigt schlimmer, als der, welcher einen Ketzer verehrt, folglich etc. Auch scheint derjenige, welcher wie ein Ketzer zu beurteilen ist, ein Ketzer zu sein: weil das Urteil dem
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wahren Sachverhalt zu folgen hat. Aber ein solcher [Simonist] ist wie ein Ketzer zu beurteilen [95rb]. Denn die Kirche kann nur über die Dinge urteilen, die offenbar sind. Der Erkenner und Richter des Verborgenen ist nämlich Gott, dist. 33 erubescant65. Aber die Dinge, die im Verstande sind, können nur durch äußerlich gesehene oder bewiesene Taten ans Licht treten. Folglich ist, wer solches tut, gleich einem Ketzer zu beurteilen. Und es scheint unmöglich, daß jemand, der solches tut, nämlich den Leib Christi66 mit Füßen zu treten und dergleichen67, [es tun kann], ohne vom Leib Christi falsch zu denken: weil es unmöglich sei, daß es Bosheit im Willen gebe, ohne daß es Irrtum im Verstande sei. Denn auch nach dem Philosophen68 ist jeder Böse unwissend oder irrend. Da also die Leute, die solches tun, Bosheit im Willen hätten, hätten sie folglich auch Irrtum im Verstande. Diesen [Einwänden] wird entgegengehalten, und zwar zuerst dem ersten und dritten, weil sie zusammenfallen. Es gibt ein zweifaches Urteil: dem Urteil Gottes entsprechend, der das Innere des Menschen sieht, und dem Urteil der Menschen gemäß, die über das Innere nur urteilen können nach äußerlichen [Erscheinungen], wie das dritte Argument einräumt, so daß jener, der nach dem Urteil Gottes als Ketzer beurteilt wird, [auch] in Wahrheit ein Ketzer ist, der Natur
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der Sache nach. Denn Gott beurteilt keinen als Ketzer, der nicht über einen Irrtum bezüglich des Glaubens im Verstande verfügt. Aber jener, der nach dem Urteil der Menschen als Ketzer beurteilt wird, braucht der Natur der Sache nach kein Ketzer zu sein; sondern er hat eine Tat getan, aus der man den Anschein gewinnt, daß er selbst verkehrt vom Glauben denkt. Und folglich wird er nach einer Rechtsvermutung für einen Ketzer gehalten. Und wenn gefragt wird, ob die Kirche sogleich derartige Leute, die die Dämonen in dieser Weise anbeten oder Bilder taufen, als Ketzer zu verurteilen und als Ketzer zu bestrafen hat, so beachte man die Antworten. Erstens geht das zu entscheiden mehr die Kanonisten als die Theologen an. Die Kanonisten sagen, nach einer Rechtsvermutung wird [ein solcher] für einen Ketzer gehalten und ist als Ketzer zu bestrafen. Der Theologe sagt nach dem ersten Urteil, vorbehaltlich der Korrektur seitens des apostolischen Stuhles, nein, so weit es die Natur der Sache angeht, wie es sich auch immer nach der Rechtsvermutung verhalten mag. Der Grund ist folgender: Weil eine Wirkung bisweilen von einer doppelten Ursache abhängen kann, so kann niemals aus jener Wirkung schlichtweg auf die eine oder andere Ursache der Natur der Sache nach geschlossen werden. Wenn also diese Wirkung, wie das Anbeten des Dämons oder seine Hilfe zum Behexen, Anrufen ist, wobei der Be-
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treffende ein Bild tauft, ein lebendes Kind opfert oder tötet oder anderes dieser [Art], aus einer doppelten Ursache hervorgehen kann, nämlich aus dem Glauben, man müsse den Dämon [95va] verehren und ihm opfern, wodurch den Bildern sakramentale Wirksamkeit zukäme, oder [in dem Gedanken]: »Aufgrund eines mit dem Dämon geschlossenen Paktes tue ich es, um [desto] leichter zu erhalten, was ich vom Dämon will, in den Dingen, die nicht über seine Fähigkeit hinausgehen«, wie oben erwähnt ist, so darf ich nicht sogleich aus einer solchen Wirkung schlichtweg auf eine andere Ursache schließen, nämlich daß der Betreffende das tue, weil er falsch vom Glauben denkt. Wenn sich Gewißheit bezüglich einer derartigen Wirkung ergibt, so muß man weiter nach dem Grund forschen. Und wenn er es infolge eines Irrtums und aus Verkehrtheit des Glaubens getan hat, ist er als Ketzer zu beurteilen und wird dem Gericht der Inquisitoren samt den Bischöfen unterstellt. Geschah es aber aus einem anderen Grunde, so ist er als Wahrsager und ganz gewöhnlicher Sünder zu beurteilen. Eine andere Antwort für unseren Zweck: Was auch immer es sei, aus allen Aussagen und herangezogenen [Argumenten] steht fest, daß alle Weissager und Zauberer, welche als Ketzer beurteilt werden aufgrund einer Rechtsvermutung und nicht der Natur der Sache nach, dem Gericht der Bischöfe und nicht der Inquisi-
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toren unterliegen. Auch können sich die erwähnten Inquisitoren anderer Länder durch die Anführungen dieser Kanones und der Glossatoren, daß sie über die, die den Dämonen opfern und sie anbeten, aufgrund einer Rechtsvermutung und nicht der Natur der Sache als von Ketzern urteilen, nicht schützen. Der Text69 aber sagt, daß sie offenkundig nach Ketzerei schmekken müssen, d.h. innerlich und nach der Natur der Sache. Und es wird uns Inquisitoren genügen, uns auf die Ketzer einzulassen, die aufgrund der Natur der Sache infiziert sind, während wir die übrigen ihren Richtern überlassen. Und wenn gesagt worden ist, man müsse nach der Ursache forschen, ob der Betreffende dies infolge eines Glaubensirrtums getan hat oder nicht, so wird dies durchaus einfach sein. Denn wie die Glaubenshaltung sich durch den Glaubensakt zu erkennen gibt, der darin besteht, das zu glauben und zu bekennen, was zum Glauben gehört, und wie der Zustand der Keuschheit durch das keusche Leben erkannt wird, so kann die Kirche jemanden als Ketzer beurteilen, indem sie untersucht, ob er bezüglich irgendeines Glaubensartikels eine Handlung des Abtrünnigseins oder des Falschdenkens aufweist. So ist auch eine Hexe, die den Glauben im Ganzen oder zum Teil ableugnet oder den Leib Christi70 auf das niedrigste behandelt oder [dem Teufel] die Huldigung geleistet hat,
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[daraufhin zu untersuchen], ob sie derlei [nur] getan hat, um dem Dämon gefällig zu sein. Noch mehr: Wenn sie [den Glauben] im Ganzen und auch mit dem Herzen abgeleugnet hat; dann wird sie als Apostatin beurteilt werden, und es wird die vierte Bedingung71 fehlen, um jemanden im eigentlichen Sinne Ketzer zu heißen. Wenn dieser Abgrenzung [95vb] die Bulle72 und der uns von Innozenz VIII. übertragene Auftrag entgegengehalten wird, wo die Hexen dem Gericht der Inquisitoren unterworfen werden, so wird geantwortet: durch jene [Bulle] wird nicht ausgeschlossen, daß auch die Bischöfe ebenfalls bis zum Endurteil nach jenen alten Rechtsbestimmungen gegen sie, wie erwähnt, vorgehen können, da diese Bulle uns Inquisitoren mehr aus banger Sorge heraus übergeben worden ist, der wir auch, nach Kräften tätig, mit Gottes Hilfe Rechnung tragen. Daher hilft auch das erste Argument jenen [spanischen] Inquisitoren nicht, sondern läßt vielmehr auch auf das Gegenteil schließen, wenn solche Simonisten bloß durch eine Rechtsvermutung für Ketzer erachtet werden, über welche die Bischöfe für sich, ohne die Inquisitoren zu berufen, urteilen können. Vielmehr haben sich die Inquisitoren nicht bezüglich der Simonisten einzumischen, und aus demselben Grund auch nicht bezüglich anderer, die nur nach einer Rechtsver-
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mutung als Ketzer beurteilt werden. Denn gegen schismatische Bischöfe und gegen andere höhere Prälaten können sie nicht vorgehen, wie sich aus c. inquisitionis de here. li. 673 ergibt, wo es heißt: »Die vom apostolischen Stuhl oder beliebigen anderen abgeordneten Ketzerinquisitoren können bezüglich eines derartigen Verbrechens gegen diese nicht inquirieren noch unter diesem Vorwand gegen sie vorgehen, außer wenn es in der Urkunde der Beauftragung durch den apostolischen Stuhl ausdrücklich steht. Wenn jedoch die Inquisitoren selbst wissen oder finden, daß sich Bischöfe oder andere höhere Prälaten des Verbrechens der Ketzerei schuldig gemacht haben oder sie deshalb in schlechtem Leumund stehen oder verdächtig sind, so sollten sie gehalten sein, dies dem apostolischen Stuhl zu melden.« Zum zweiten [Argument] ergibt sich die Antwort in ähnlicher Weise aus dem zuvor Gesagten. Denn einer, der einen Ketzer anbetet, ist dann ein Ketzer, wenn er ihn selbst in dem Glauben anbetet, er sei um seiner Lehre und Meinung willen anzubeten oder zu verehren. Wenn er ihn aber um eines zeitlichen [Vorteils] willen, ohne irgendeinen Glaubensirrtum im Verstande verehrt, so ist er nicht eigentlich ein Ketzer, sondern [nur] aufgrund einer Rechtsfiktion oder Vermutung oder Analogie. Weil er [nur] handelt, als ob er schlecht vom Glauben dächte, so wie jener, den er
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anbetet, deshalb wird er noch nicht dem Gericht der Inquisitoren unterstellt. Zum dritten [Argument] ergibt sich aus dem Vorigen [96ra], daß, auch wenn [jemand] von der Kirche wegen äußerer gesehener und bewiesener Taten wie ein Ketzer beurteilt wird, doch daraus nicht folgt, daß er immer der Natur der Sache nach ein Ketzer ist; sondern er gilt als solcher durch die Rechtsvermutung, weshalb er auch in jenem Fall dem Gericht der Inquisitoren entgeht, weil er nicht offenkundig nach Ketzerei schmeckt. Zum vierten [Argument] ist zu sagen, daß es damit, weil es nicht möglich sei, daß jemand den Leib Christi74 mit Füßen trete, ohne daß er vom Leib Christi falsch denke oder über eine Verkehrtheit des Glaubens über den Leib Christi verfüge, etwas Falsches unterschiebt: weil er das in dem Bewußtsein tun kann, daß er sündigt und im festen Glauben, daß das der Leib Christi sei. Er tut es jedoch, um dem Dämon gefällig zu sein und leichter von ihm zu erhalten, was er von ihm will. Und mag jeder Böse irren, so tut er es doch weder durch einen Irrtum des Verstandes, was Ketzerei ist, noch sonst irrig, indem er falsch von den Dingen denkt, die des Glaubens sind, sondern [indem er verkehrt] von irgendeiner Eigenschaft denkt, deren Gegenteil in Lastern ausgeführt wird. Und so viel über den ersten Hauptpunkt, der zur
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Ketzerei, im eigentlichen Sinne genommen, erfordert wird, und demgemäß ein Ketzer dem Gericht der Inquisitoren unterstellt werden muß. Es steht nicht entgegen, wenn gesagt werden sollte: der Inquisitor kann doch auch gegen die wegen Ketzerei übel Beleumundeten leicht, stark oder schwer Verdächtigen und solche, die nicht offenkundig nach Ketzerei schmecken, vorgehen. Es wird geantwortet: Er kann inquirieren und gegen solche vorgehen, insofern sie der eigentlich so genannten Ketzerei verdächtig oder deshalb übel beleumundet sind, von der wir jetzt auch sprechen, wie oft erwähnt worden ist; [gegen die Ketzerei], welche einen Irrtum im Verstande und die vier anderen noch folgenden Voraussetzungen aufweist75. Deren zweites ist, daß ein solcher Irrtum sich auf das bezieht, was des Glaubens ist, oder gegen die Wahrheit der Bestimmung der Kirche in den Dingen ist, die sich auf den Glauben und die guten Sitten und das zur Erlangung des ewigen Lebens Nötige beziehen. Wenn nämlich der Irrtum das beträfe, was sich nicht auf den Glauben bezieht, z.B. wenn jemand glauben würde, die Sonne sei nicht größer als die Erde und dergleichen, so ist das kein gefährlicher Irrtum. Ein Irrtum aber gegen die Heilige Schrift, gegen Glaubensartikel, gegen eine Entscheidung der Kirche, wie oben [erwähnt], ist Ketzerei ar. 24 q. 1, hec est fides76.
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Desgleichen, weil die Entscheidung zweifelhafter Glaubensangelegenheiten hauptsächlich die Kirche und vorzüglich den höchsten Pontifex, den Stellvertreter Christi, angeht, den Nachfolger Petri, wie es ausdrücklich ar. 24 q. 1 Quotiens77 heißt, und gegen die Entscheidung [96rb] der Kirche kein Gelehrter oder Heiliger seine Meinung behauptet, wie Thomas 2,278 sagt, weder Hieronymus noch Augustinus noch ein anderer, so ist folglich wie derjenige, welcher hartnäckig gegen den Glauben Meinungen vertritt, auch derjenige, der hartnäckig Meinungen gegen die Entscheidungen der Kirche in Dingen, die den Glauben und das zum Heil Nötige betreffen, vertritt, ein Ketzer. Denn daß die Kirche selbst im Glauben niemals geirrt hat, wird bewiesen gemäß 24 q. 1 A recta79 und mit anderen Kanones. Maßgeblich aber heißt es, daß derjenige ein Ketzer ist, welcher nicht einfach gegen eine Entscheidung der Kirche Behauptungen aufstellt, sondern nur in dem, was den Glauben und das Heil angeht. Denn wer in anderem das Gegenteil annimmt, ist kein Ketzer, z.B. [wenn jemand behauptet], daß das Recht nicht vom Gebrauch bei Gütern, die durch den Gebrauch aufgebraucht werden, getrennt werden kann80, was Johannes XXII. in extravagis Ad conditorem81 erklärt und bestimmt hat, wo er sagt, Leute, die dieser Ansicht widersprächen, seien uneinsichtig und rebellisch
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gegen die Kirche, aber keine Ketzer. Das dritte, was erfordert wird, ist, daß der Irrtum bei einem vorliegt, der die rechtgläubige Wahrheit bekannt hat. Wenn nämlich jemand den christlichen Glauben nie bekannt hat, ist er kein Ketzer, sondern einfach ein Ungläubiger, wie der Jude und Heide, die außerhalb [des rechten Glaubens] leben. Daher [sagt] Augustinus de ci. dei82: »Als der Teufel sah, daß das Menschengeschlecht vom Kult der Götzen und Dämonen befreit würde, setzte er die Ketzer in Bewegung, welche unter dem christlichen Namen die christliche Lehre bekämpfen.« Es ist also nötig, um ein Ketzer zu sein, daß der Irrtum in jenem ist, welcher in der Taufe den christlichen Glauben angenommen hat. Das vierte, was erfordert wird, ist, daß ein solcher Irrtum bei dem vorliegt, der den Glauben in der Weise angenommen hat, daß er irgendeine auf die Göttlichkeit oder Menschlichkeit bezogene Wahrheit über Christus bekennt. Wenn er nämlich überhaupt keine Wahrheit bekennt, würde er eher für einen Apostaten, denn für einen Ketzer erachtet werden, wie zum Beispiel [Kaiser] Julianus Apostata83. Der eine wird vom anderen unterschieden, mag auch manchmal der eine für den anderen gehalten werden. Darunter finden sich Leute, die bisweilen, von Armut und verschiedenen Beschwernissen getroffen, Leib und Seele dem
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Teufel übergeben und den Glauben ableugnen, wenn ihnen der Teufel nur in ihren Nöten und zum Besitz von Reichtümern und Ehren beisteht84. Wir Inquisitoren kennen etliche, die später Buße taten, die durchaus ohne Irrtum bezüglich des Glaubens im Verstande, nur um zeitlicher Vorteile willen [96va] solches begangen haben, weshalb sie weder eigentlich als Ketzer noch wiederum als Apostaten vom Herzen her, wie Julianus, betrachtet werden können, mögen sie auch mehr für Apostaten gehalten werden. Apostaten vom Herzen her aber werden, wenn sie nicht ablassen wollen, wie unbußfertige Ketzer dem weltlichen Gericht übergeben. Wenn sie es aber wollen, so werden sie wie bußfertige Ketzer aufgenommen nach c. ad abolendam § praesenti, de here. li. 585. Damit stimmt Raymundus ti. de apostatis, c. revertentes86 überein, wo er sagt, die von der Ruchlosigkeit der Apostasie Umkehrenden seien wie von der Ketzerei Umkehrende aufzunehmen, da sie Ketzer gewesen seien. Hier wird das eine für das andere genommen, wie es oben erörtert worden ist. Er fügt hinzu: »Jene aber, welche aus Furcht vor dem Tod den Glauben ableugnen – das begreife [in dem Sinne]: die wegen eines zeitlichen Vorteils für den Teufel den Glauben ableugnen und aus Irrtümern heraus nicht glauben – wenn sie auch von Rechts wegen keine Ketzer sind – man bemerke hierzu, daß es keine Ket-
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zer im eigentlichen Sinne sind; er fügt hinzu –, indem sie im Geiste keinen Irrtum haben. Jedoch nach dem Urteil der Kirche, die nach dem Äußerlichen das Innere zu beurteilen hat, sind sie für Ketzer zu halten – man merke hier an: durch juristische Fiktion –; und wenn sie umkehren, sind sie als reuige Ketzer anzunehmen. Denn die Furcht vor dem Tode ist keine Furcht, die einen gestandenen Mann treibt, den christlichen Glauben abzuleugnen.« So verstehe es auch bezüglich der zeitlichen Vorteile. Daraus schließt er: »Es ist seliger zu sterben als [den Glauben] abzuleugnen oder sich von Götzendienst zu nähren, wie Augustinus sagt«, und zwar wird er zitiert 32, q. 4. Ein ähnliches Urteil gilt hinsichtlich der Zauberer und Hexen, die den Glauben ableugnen; daß sie nämlich, wenn sie davon ablassen wollten, als bußfertig aufgenommen würden, ohne daß sie dem weltlichen Gericht überlassen würden. In jedem Falle jedoch werden sie wieder in den Schoß der Kirche aufgenommen, wenn sie darum bitten, andernfalls sie dem weltlichen Gericht überantwortet werden87; und zwar wegen der [von ihnen] verübten zeitlichen Schäden, wie es sich bei den Formen, das Urteil zu fällen, erweisen wird. Und alles führt der genannte Ordinarius durch, so daß ihm auch der Inquisitor seine Geschäfte übertragen kann, wenigstens in diesem Fall der Apostasie. Anders ist es in anderen Fällen der Wahrsager.
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Das fünfte, was erforderlich ist, daß jemand im eigentlichen Sinne ein Ketzer sei, ist, daß er einen solchen Irrtum mit gefestigtem und hartnäckigem Sinn erwählt und halsstarrig den Meinungen folgt. Daher heißt nach [96vb] Hieronymus88 Ketzerei von der [Begriffs]wahl her [so]. Und daher ist nach Augustinus89 nicht der, welcher falsche Meinungen aufstellt oder [solchen] folgt, sondern, der, welcher sie hartnäckig verteidigt, für einen Ketzer zu erachten. Wenn daher jemand nicht mit verstockter Böswilligkeit etwas gegen den Glauben denken würde, sondern aus Unwissenheit, bereit, gebessert zu werden, wenn er merkt, daß es falsch ist oder wenn ihm gezeigt wird, daß es gegen den Glauben oder die Heilige Schrift ist oder gegen eine Bestimmung der Kirche, 24 q. 3, so sagte der Apostel, und so sagte Augustinus selbst: »Ich werde irren können, ein Ketzer werde ich nicht sein«, weil er nämlich bereit war, gebessert zu werden, wenn ihm ein Irrtum aufgezeigt worden wäre. Es steht auch fest, daß täglich unter den Gelehrten bezüglich der göttlichen Dinge verschiedene, und zwar manchmal sich widersprechende Meinungen vorliegen, so daß notwendigerweise die eine falsch sein muß. Und doch wird keine von ihnen für falsch erachtet, bis sie von der Kirche entschieden worden ist, ar. 24 q. 3 Qui in ecclesia90. Aus allen diesen Dingen wird geschlossen, daß der
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Beweis, die Zauberer oder auch andere, die auf irgendeine Weise die Dämonen anrufen, unterständen dem Gericht der Inquisitoren, mit den Aussprüchen der Kanonisten über das angeführte Wort »schmekken«, welches im c. accusatus91 enthalten ist, nicht hinreichend bewiesen wird, da solche von ihnen [nur] aufgrund einer Rechtsfiktion als Ketzer beurteilt werden. Noch auch [wird jener Beweis geführt] durch die Aussprüche der Theologen, da auch sie solche Leute Apostaten mit Wort oder Werk nennen, aber nicht mit Geist und Herz. Diesem Irrtum beugt das Wort »schmecken« vor. Und mögen sie auch als Ketzer beurteilt werden, so folgt doch deshalb nicht, daß der Bischof ohne den Inquisitor nicht bis zum Endurteil gegen sie vorgehen oder sie zur Kerkerstrafe bestimmen oder der Folter aussetzen kann. Wenn diese Entscheidung aber dazu nicht auszureichen scheint, uns Inquisitoren der Inquisition der Hexen zu entheben, so wollen wir das von Rechts wegen gar nicht92 erst verlangen, wenn wir unsere Geschäfte hierbei wenigstens hinsichtlich der Fällung des Urteils den Bischöfen übertragen können. Das wird nämlich in c. multorum festgehalten, am Anfang de here. in cle.93, wo es folgendermaßen heißt: »Die Wehklagen vieler« und unten »damit das Geschäft derartiger Inquisition um so glücklicheren Erfolg habe, so daß in der Folge die Aufspürung eben jener Seuche [97ra] eifriger,
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fleißiger und vorsichtiger betrieben wird, auf daß es sowohl von den Bischöfen der Diözese als auch von den vom apostolischen Stuhl abgeordneten Inquisitoren unter Ausschaltung jedes irdischen Hasses oder Furcht oder irgendwelchen Strebens nach zeitlichem Vorteil ausgeübt werde; so daß jeder beliebige von den Vorgenannten ohne den anderen [den Delinquenten] vorladen und festsetzen oder fangen wie auch in sicheren Gewahrsam tun kann, indem er ihn in eiserne Fuß- und Handschellen legt, wenn es ihm beliebt. Bezüglich der Durchführung dieser Maßnahmen beschweren wir dessen eigenes Gewissen. Ebenso [kann jeder von beiden] inquirieren gegen jene, bezüglich derer es ihm für ein derartiges Unternehmen bei Gott und der Gerechtigkeit förderlich scheint. Doch jene einem harten Gefängnis zu übergeben, das mehr zur Strafe als zur Bewachung [zu dienen] scheint oder sie Foltern auszusetzen oder gegen sie zum Urteilsspruch zu schreiten, wird der Bischof ohne den Inquisitor oder der Inquisitor ohne den Bischof oder dessen Delegierten – oder den des Kapitels, falls der Bischofsstuhl vakant ist – nicht können, wenn sie miteinander innerhalb eines Zeitraumes von acht Tagen, nachdem sie einander angefordert haben, zusammenkommen können. Und wenn anders vorgegangen worden sein sollte, sei es null und nichtig von Rechts wegen.« Später folgt bezüglich unseres Themas: »Aber wenn
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der Bischof oder dessen Delegierter – oder der des Domkapitels, falls dessen Sitz vakant ist – mit dem Inquisitor oder der Inquisitor mit einem von diesen wegen der genannten [Gründe] nicht persönlich zusammenkommen können, kann der Bischof oder dessen Delegierter – oder der des Domkapitels, falls der Sitz vakant ist – dem Inquisitor oder der Inquisitor dem Bischof oder dessen Delegierten – oder bei Sedisvakanz jener, der dazu vom Kapitel abgeordnet wurde –, diesbezüglich seinen Platz überlassen oder durch einen Brief seinen Rat und seine Zustimmung bekunden.« Hieraus ergibt sich, daß, wenn auch in fünf Fällen der eine ohne den anderen, bei dreien jedoch keinesfalls [so] vorgehen kann, doch der eine dem anderen seinen Platz übertragen kann, besonders zur Fällung des Urteils. Und deshalb haben wir auch für die gegenwärtigen Fälle beschlossen, dies [so] zu tun, solange die anderen Inquisitoren in ihren Grenzen bleiben. Wenn wir also auf die Argumente antworten, so ergibt sich aus dem vorigen für die ersten sechs Argumente, die für die Inquisitoren streiten, die Entscheidung, daß deren Inquisition die Zauberer und Wahrsager nicht zu unterliegen scheinen. Bezüglich der anderen Argumente für die Bischöfe aber, ist es für den Fall, daß sie sich selbst von der Inquisition der Hexen
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[97rb] entlasten wollten und sie dem weltlichen Richter überlassen möchten, klar, daß sie das nicht so leicht tun können wie die Inquisitoren, weil es bei einem Verbrechen der Ketzerei nach c. ad abolendam und c. vergentis und c. excommunicamus utrumque extra de hereticis94 Sache des kirchlichen Richters ist, zu untersuchen und zu strafen, wenn das Urteil auf eine Strafe des Blutes hinausläuft, nicht jedoch, wenn auf andere Bußstrafen [zu erkennen ist]. Es scheint auch, daß bei der Ketzerei der Hexen, wenn auch nicht in anderen Ketzereien, auch die Bischöfe selbst ihre Rollen beim Untersuchen und Verurteilen an das weltliche Gericht abtreten könnten. Einmal ist, wie in den Argumenten angesprochen wird, dieses Verbrechen der Hexen nicht rein kirchlich, sondern im Gegenteil wegen der zeitlichen Schäden, die [von den Hexen] zugefügt werden, mehr weltlich; dann auch, weil man sieht, daß besondere Gesetze bei der Bestrafung der Hexen bezüglich des ganzen Herganges der Bestrafung erlassen worden sind. Es scheint auch, daß dieser Prozeß sehr viel zur Ausrottung der Hexen und zur größten Entlastung der Bischöfe beitragen würde, angesichts eines furchtbaren Richters, abgesehen von dem strengen Gericht, das gehalten werden wird, da nach dem Zeugnis der Schrift95 das strengste Gericht denen droht, die regie-
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ren. Nach dieser Unterscheidung werden wir vorgehen, nämlich daß der weltliche Richter untersuchen und urteilen kann bis zum endgültigen Urteil, bis zur Buße, die er von den Bischöfen [gesagt] bekommt; anders bezüglich eines Blut[urteils], das er für sich fällen kann. Damit also die Richter sowohl auf dem kirchlichen als auch auf dem weltlichen Forum die Formen der Untersuchung, des Urteilens und der Urteilsfällung immer vornehmen können, wird folgerichtig in drei [Schritten] der Hauptsache nach vorzugehen sein: erstens, welches die Form ist, einen Glaubensprozeß einzuleiten, zweitens, ihn fortzusetzen, drittens, ihn in Hexensachen zu beenden und das Urteil zu fällen. Beim ersten Punkt [gibt es] fünf Probleme: das erste, welche von den drei Prozeßarten, die im Recht vorgegeben sind, die einschlägigere sei; das zweite, von der Anzahl der Zeugen; das dritte, ob sie zum Schwören gezwungen werden könnten; das vierte, von der Beschaffenheit der Zeugen; das fünfte, ob Todfeinde zur Zeugenschaft zugelassen werden [97va]. Der zweite Teil enthält elf Fragen. Die erste, wie die Zeugen zu überprüfen sind, und daß immer fünf Personen anwesend sein müssen; desgleichen, wie die Hexen im allgemeinen und im besonderen zu befragen sind; und zwar wird das in der Reihenfolge des Bu-
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ches die sechste sein, indem die Zählung geändert wird, damit der Leser den gewünschten Stoff umso leichter finde. Die zweite erklärt verschiedene Zweifel bezüglich verneinender Antworten; wann [die Person] einzukerkern und wann sie für eine offenkundig in der Ketzerei der Hexen Ertappte zu halten sei. Die dritte, von der Form, die Hexen zu verhaften. Die vierte von den beiden [Maßnahmen], die der Richter nach der Verhaftung treffen muß, und ob die Namen der Aussagenden ihr zu offenbaren und ihr Verteidigungen zu gestatten seien. Die fünfte, wie die Verteidigungen mit der Gestellung eines Anwalts zuzulassen seien. Die sechste, was der Anwalt tut, wenn ihm die Namen der Zeugen nicht bekanntgegeben werden und wenn er vor dem Richter eine Todfeindschaft vorbringt. Die siebte, wie der Richter eine Todfeindschaft zu ermitteln hat. Die achte das, was der Richter zu beachten hat, bevor er die Beschuldigte den Folterungen aussetzt. Die neunte von der Form, zu den [peinlichen] Befragungen und Folterungen zu verurteilen. Die zehnte von der Fortsetzung der Folterungen und wie sie [die Beschuldigten] zu foltern sind und von den Vorkehrungen gegen und Anzeichen für den Schweigezauber. Die elfte über die Schlußfragen und vom Richter zu treffenden Anstalten. Der dritte Teil enthält zunächst drei Fragen, die der Richter beachten und aus denen das endgültige Urteil
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hervorgehen muß: die erste, ob auf die Probe des glühenden Eisen96 erkannt werden kann? Die zweite von der Form, wie jedes Urteil gefällt werden muß. Die dritte, aufgrund welcher Verdachtsgründe man urteilen kann und wie man nach jedem einzelnen Verdachtsgrund das Urteil fällen muß. Endlich zum letzten Teil von den zwanzig Formen, das Urteil zu fällen, von denen dreizehn allen Ketzereien gemeinsam sind, die übrigen speziell für die Ketzerei der Hexen. Und weil sie an ihren Stellen [im Buch] klar hervortreten werden, werden sie der Kürze halber hier nicht bezeichnet.
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[III/1,1] Erste Frage. Über die Form, den Prozeß zu beginnen [97vb] Es wird also zuerst gefragt, welche die für die Eröffnung eines Glaubensprozesses gegen die Hexen zutreffende Form sei. Und es wird geantwortet: Unter den drei Formen, die extra de accusationibus, denunt[iatione] et inquisitione97 angesprochen werden, ist die erste, daß jemand jemanden des Verbrechens der Ketzerei oder der Begünstigung vor dem Richter anklagt, indem er sich erbietet, jenes zu beweisen, und sich der Talionsstrafe98 verschreibt, falls er es nicht beweist. Und die zweite Form, wenn einer jemanden denunziert, jedoch so, daß er sich nicht erbietet, es beweisen zu wollen, noch Partei sein will, sondern sagt, er denunziere aus Glaubenseifer oder aufgrund des [drohenden] Urteils der Exkommunikation, die durch den Ordinarius oder dessen Vikar verhängt wird, oder aufgrund einer weltlichen Strafe, die der weltliche Richter gegen die verhängt, die nicht denunzieren. Und die dritte Form ist die durch Inquisition, d.h., wenn kein Ankläger oder Denunziant vorhanden ist, sondern das Gerücht in einer Stadt oder einem Ort umgeht, daß es da Hexen gebe. Und dann hat der Richter nicht auf Betreiben einer Partei, sondern von Amts wegen99 vorzugehen.
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[III/1,1] Erste Frage
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Dazu ist zu bemerken, daß der Richter die erste Form zu prozessieren nicht gern zuläßt; einmal, weil sie in der Glaubenssache nicht gebräuchlich ist, noch dazu in der Sache der Hexen, die ihren Schadenszauber im verborgenen ausführen; dann auch, weil sie für den Ankläger wegen der Talionsstrafe sehr gefährlich ist, die verhängt würde, wenn er beim Beweisen versagte; dann auch, weil sie viel Streit aufwirft. [Der Richter] beginne den Prozeß100 durch eine allgemeine Vorladung, die er an die Doppeltüren der Pfarrkirche oder des Rathauses heftet, folgendermaßen [lautend]: »Da wir, der Vikar dieses oder jenes Ordinarius oder der Richter dieses oder jenes Herrn, mit allen unseren Kräften begehren und aus vollem Herzen wünschen, daß das uns anvertraute Volk in der Einheit und Erhabenheit des rechten Glaubens eifrig unterwiesen und von aller Pest der ketzerischen Verkehrtheit innerlich ferngehalten werde, daher ordnen wir an, der genannte Richter, dem dies nach dem übertragenen Amt zusteht, zum Ruhme und zur Ehre des verehrungswürdigen Namens Jesu Christi und zur Erhöhung des heiligen, rechten Glaubens, wie auch zur Niederdrückung der ketzerischen Verkehrtheit besonders bei den Zauberern und Hexen im allgemeinen und besonderen, je nach Sachlage, Beschaffenheit – hier merke: [98ra] Wenn es ein kirchlicher Richter ist, der inquiriert, füge er hinzu: des Standes, Ordens
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[III/1,1] Erste Frage
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oder Würde – sie seien, die sich innerhalb der Grenzen dieser Stadt oder dieses Ortes oder um sie herum bis zu zwei Meilen befinden, zu deren Kenntnis diese Verfügungen gelangen mögen, – der kirchliche Richter füge hinzu: mit der Autorität, die uns in diesem Lande zukommt – in der Tugend heiligen Gehorsams und unter der Strafe der Exkommunikation, daß innerhalb der nächsten zwölf Tage – der weltliche Richter wird hier in seiner Weise und mit Hilfe der bei ihm üblichen Strafen befehlen –, deren erste vier als erster, die übrigen vier, die den vier unmittelbar folgen, als zweiter und die letzten vier als dritter Termin gerechnet werden, [und] wir halten in je drei kanonischen Ermahnungen dazu an, uns zu offenbaren, wenn jemand weiß, gesehen oder gehört hat, daß irgendeine Person als Ketzerin oder Hexe übel beleumundet oder verdächtig sei und daß sie insbesondere solche Dinge betreibe, die zu einer Schädigung der Menschen, des Viehs oder der Feldfrüchte und zu einem Schaden des Gemeinwesens zu führen vermag. Wenn jemand unseren genannten Ermahnungen und Befehlen nicht gehorcht, indem er das Vorhergehende innerhalb des veranschlagten Zeitraums nicht enthüllt, wisse er – der kirchliche Richter füge hinzu: [daß er] mit dem Dolch der Exkommunikation durchbohrt sei. Der weltliche Richter füge weltliche Strafen hinzu –. Dieses Urteil der Exkommunikation verhängen wir gegen
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[III/1,1] Erste Frage
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alle und jede, die so, wie gesagt, verstockt sind, unter Übertretung unserer erwähnten kanonischen Ermahnung, die ihren Gehorsam fordert, jetzt wie dann und dann wie jetzt in diesem Schriftstück, indem wir die Absolution von diesen Urteilssprüchen bloß uns vorbehalten. – Der weltliche Richter schließt in seiner Weise. – Gegeben« etc. Bemerke außerdem bezüglich der zweiten Form: Da, wie gesagt, die zweite Form zu prozessieren und den Glaubensprozeß anzufangen in der Weise der Denunzierung geschieht, wobei der Denunziant nicht antritt, es beweisen zu wollen, noch eine Partei bildet, sondern sagt, er denunziere aufgrund des verhängten Urteils der Exkommunikation oder aus Glaubenseifer und zum Besten des Gemeinwesens, so muß der weltliche Richter in seiner allgemeinen Vorladung oder erwähnten [98rb] Ermahnung besonders bemerken, daß niemand meinen solle, er mache sich strafbar, auch wenn er bei der Beweisführung versagt habe. Denn er bietet sich nicht als Ankläger, sondern als Denunziant an. Und dann, weil viele vor dem Richter zum Denunzieren erscheinen werden, muß sie der Richter notieren, um in der folgenden Weise vorzugehen: Zunächst bestelle er einen Notar101 oder zwei ehrenwerte Personen, seien es nun Kleriker oder Laien; oder wenn man keinen Notar bekommen kann, seien es an Stelle des Notars zwei geeignete Männer. Das wird nämlich
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[III/1,1] Erste Frage
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verfügt in c. ut officium, § verum, li. 6102, wo es so heißt: »Aber weil im Fall eines schweren Verbrechens mit viel Vorsicht vorgegangen werden muß, damit gegen die Schuldigen ohne jeden Irrtum die Strenge einer harten und würdigen Bestrafung ergehen werde, wollen und befehlen wir, daß ihr bei der Prüfung der Zeugen, welche bezüglich des genannten Verbrechens wegen der es selbst betreffenden [Umstände] angenommen werden müssen, zwei fromme und angesehene Personen hinzuzieht – hierzu Archidiaconus103 in der Glosse: ›Man kann darunter ehrenwerte Leute verstehen, seien es nun Kleriker oder Laien‹ –, in deren Gegenwart, wie folgt, durch eine öffentliche Persönlichkeit, wenn ihr sie umstandslos kriegen könnt, oder durch zwei geeignete Männer die Aussagen dieser Zeugen getreulich niedergeschrieben werden.« Merke also, daß der Richter unter Hinzuziehung dieser Personen dem Denunzianten aufgibt, schriftlich oder wenigstens mündlich auszusagen. Und dann beginne der Notar oder der Richter den Prozeß in der Weise wie folgt: »Im Namen des Herrn, Amen. Im Jahre von der Geburt des Herrn an etc., an diesem oder jenem Tag, dieses oder jenes Monats, in meiner, des Notars, und der unterzeichneten Zeugen Gegenwart, erschien der und der aus dem und dem Ort der und der Diözese, wie oben, persönlich an dem und dem Ort vor dem ehrenwerten Richter und brach-
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[III/1,1] Erste Frage
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te demselben ein Blatt Papier folgenden Wortlautes. – Es werde in voller Länge eingelegt! – Wenn es aber nicht mit einem Blatt Papier, sondern mündlich erfolgt, dann werde es so niedergelegt: Es erschien etc. und zeigte denselben an, daß der und der aus dem und dem Ort der und der Diözese behauptet und gesagt habe, er wisse das und das oder [der] habe ihm oder anderen die und die Schäden zugefügt.« Wenn dies geschehen ist, soll er den Denunzianten unverzüglich wie üblich schwören lassen, entweder auf die vier Evangelien Gottes oder auf das Kreuz mit drei erhoben und zwei nieder gehaltenen Fingern, zum Zeugnis [98va] der heiligen Dreifaltigkeit und bei Verdammnis von Seele und Leib, die Wahrheit dessen zu versichern, was er als Denunziant ausgesagt hat. Nach Leistung des Eides wird er ihn fragen, woher er weiß, daß das wahr sei, was er denunziert habe, und ob er es gesehen oder gehört habe. Wenn er sagen sollte, er habe etwas gesehen, z.B. daß [der Verdächtige] dort zu der und der Stunde des Sturmes angetroffen wurde oder daß er das Vieh berührt habe oder in den Stall getreten sei, dann wird der Richter fragen, wo er jenen gesehen habe, wann und wie oft und auf welche Weise, und welche [Personen] dabei gewesen seien. Wenn er sagen sollte, er habe es nicht gesehen, sondern gehört, wird er ihn fragen, von wem er es gehört habe, wo, wann, wie oft und in wessen Gegenwart,
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[III/1,1] Erste Frage
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wobei er über jegliche Aussage einzeln und separat Artikel formuliert. Und der Notar oder Schreiber soll alles in den Akten oder sogleich im Prozeß niederlegen und nach der erwähnten Denunzierung so fortfahren: »Als diese Denunzierung nun, wie vorausgeschickt, geschehen war, ließ der Inquisitor unverzüglich den Denunzianten persönlich auf die vier Evangelien etc. wie oben schwören, daß er bezüglich dessen, was er durch Denunzierung ausgesagt hatte, die Wahrheit gesagt habe. Und er fragte denselben, woher und auf welche Weise er das, was er denunziert habe, erfahren hatte oder [woher und auf welche Weise] er den Verdacht hege, daß es wahr sei. Er antwortete, daß er es gesehen oder gehört habe. Er [der Inquisitor] fragte, wo er es gesehen und wo er es gehört habe. Und er sagte, an dem und dem Tag des und des Monats des und des Jahres in dem und dem Ort. Er [der Inquisitor] fragte, wie oft er es gesehen oder gehört habe etc. Und es sollen, wie gesagt, Artikel formuliert und alles zu den Prozeß[akten] gelegt werden. Und im besonderen wird er [der Denunziant] befragt, wer seine Mitwisser in der und der Sache seien und welche es [sonst noch] wissen können. Nachdem das alles so ausgeführt worden ist, wird er zum letzten befragt, ob er aus bösem Willen, Haß oder Groll denunziert oder aus Gunst und Zuneigung etwas ausgelassen oder ob er auf Ersuchen oder als Untergebener de-
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[III/1,1] Erste Frage
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nunziert habe. Und schließlich wird ihm kraft des geleisteten Eides auferlegt, was immer er dort gesagt habe oder ihm durch den Richter gesagt worden ist, geheim zu halten. Und alles wird zu den Prozeßakten gelegt, und wenn alles erledigt sei, soll kurz darunter gesetzt werden: »Diese Dinge sind verhandelt worden an dem und dem Ort, an dem und dem Tag des und des Monats indem und dem Jahr in Gegenwart meiner, des Notars oder Schreibers, indem der und der von mir hinzugezogen worden ist zur Unterstützung des Amtes des Schriftführers, und der und der hinzu gerufenen und gebetenen Zeugen.« [98vb] Die dritte Form, den Prozeß zu beginnen, die auch die gewöhnliche und gebräuchliche Form ist. Und da sie insofern geheim ist, als sich kein Ankläger oder Denunziant anbietet, sondern das Gerücht in einer Stadt oder einem Ort über eine Hexe und auch diese oder jene [Person] umgeht, und wenn der Richter wegen eines Gerüchtes ohne allgemeine Vorladung, wovon oben gehandelt wird, oder Aufforderung kraft seines Amtes vorgehen will, deswegen, weil das und das Geschrei häufig zu seinen Ohren gekommen ist, dann kann er wiederum den Prozeß in Gegenwart der Personen, wie oben, beginnen: »Im Namen des Herrn, Amen. Im Jahre von der Geburt des Herrn, an dem und dem Tage, in dem und dem Monat oder den und den Monaten ist mehrmals durch öffentliches Ge-
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[III/1,1] Erste Frage
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rücht hinterbracht und durch unüberhörbares Geflüster verbreitet dem und dem Offizial oder Richter des und des Ortes zu Ohren gekommen, daß der und der aus dem und dem Ort das und das zum Schadenszauber gehörende gegen den Glauben und den gemeinen Nutzen des Gemeinwesens gesagt oder getan habe. Und es soll alles niedergelegt werden, wie das Gerücht umgeht; und kurz darunter: Verhandelt an dem und dem Tage des und des Monats in dem und dem Jahr in Gegenwart der und der gerufenen oder gebetenen Zeugen und unter meiner, des Notars so und so, Amtsgewalt oder unter der Amtswaltung des und des Schreibers.« Aber bevor der zweite Teil begonnen wird, nämlich wie ein derartiger Prozeß fortzusetzen sei, ist noch einiges über die zu prüfenden Zeugen vorauszuschikken, wie viele an der Zahl es sein müssen und von welcher Beschaffenheit.
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[III/1,2] Zweite Frage
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[III/1,2] Zweite Frage. Über die Anzahl der Zeugen Weil in der zweiten Form [den Prozeß einzuleiten] von den Aussagen der Zeugen die Rede gewesen ist und wie sie niedergeschrieben werden sollen, ist es nötig, ihre Anzahl und Beschaffenheit zu wissen. Es wird gefragt, ob der Richter [aufgrund der Aussagen] zweier gesetzlicher, nicht singulärer Zeugen erlaubterweise irgendeine Frau wegen der Ketzerei der Hexen verurteilen könne, oder ob mehr als zwei notwendig sind. Und zwar heißen singuläre Zeugen solche, die in den Aussagen abweichen, jedoch in der Substanz oder in der Auswirkung der Sache übereinstimmen; z.B. wenn der eine sagen würde, sie hat mir die Kuh behext, der andere, das Kind, so würden sie bezüglich des Schadenszaubers übereinstimmen. Hier aber wird gefragt, ob die Zeugen nicht nur teilweise sondern gänzlich übereinstimmen müssen. Und es wird geantwortet, daß, wiewohl streng nach dem Gesetz, zwei Zeugen zu genügen scheinen [99ra], weil die Regel lautet, daß im Mund zweier oder dreier [Zeugen] jede Aussage Bestand habe104, so scheinen doch nach der Billigkeit des Rechts in diesem Verbrechen zwei nicht zu genügen. Einmal wegen der Ungeheuerlichkeit des Verbrechens. Bei Verbrechen nämlich müssen die Be-
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[III/1,2] Zweite Frage
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weise klarer als das Licht sein, ff. de probationibus si autem105. Und die Ketzerei, besonders eine solche, wird zu den schwereren Verbrechen gezählt. Und wenn gesagt werden sollte, daß in diesem Verbrechen leichtere Beweise genügen, weil durch ein leichtes Argument jemand entdeckt wird, C. de here. l. 2106: »Durch eine leichte Behauptung, [nämlich] durch Zurückweichen vom Urteil und Pfad der rechtgläubigen Religion macht man sich zum Ketzer«, so wird geantwortet: Das ist richtig zum Verdacht gewinnen, aber nicht zum Verurteilen, und umso mehr wegen der Durchbrechung der gesetzlichen Ordnung in diesem Verbrechen. Hierbei nämlich wird die Rechtsordnung zugunsten des Glaubens durchbrochen. Der Beschuldigte sieht weder die Zeugen schwören, noch werden [sie] ihm bekannt gegeben, solange ihnen schwere Gefahr drohen kann, wie es im c. Statuta de here. li. 6107 steht, weswegen der Beschuldigte [die Aussagen] nicht vorhersehen kann. Aber der Richter selbst ist gehalten, für sich und von Amts wegen, bezüglich der Feindschaft der Zeugen [mit dem Beschuldigten] zu inquirieren, weil sie [in einem solchen Fall], wie sich unten108 ergeben wird, ausgeschlossen werden [müssen]; auch [ist er gehalten,] sie immer wieder zu fragen, wenn sie in der Sache des Gewissens verworrene Aussagen gemacht haben. Das kann er tun nach extra de testi. per tuas und ff. de questionibus re-
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[III/1,2] Zweite Frage
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peti109. Denn je mehr dem Beschuldigten Verteidigungsmittel entzogen werden, desto mehr obliegt dem Richter die Sorge um sorgfältiges Inquirieren. Wenn sich also zwei übereinstimmende und gesetzmäßige Zeugen gegen jemanden finden würden, mag ich ihn infolgedessen nicht wegen eines so großen Verbrechens verurteilen, sondern ihm, wenn er übel beleumundet wäre, die Reinigung auferlegen oder wegen schweren Verdachtes, der aus den Aussagen zweier Zeugen entsteht, ihn abschwören lassen oder [weiter] verhören oder das Urteil aufschieben. Denn es scheint nicht sicher, auf das Wort zweier Zeugen hin einen Menschen von gutem Ruf wegen eines so großen Verbrechens zu verurteilen. Anders wäre es, wenn er von schlechtem Ruf wäre. Darüber [handelt] ausführlicher Archidiaconus in c. ut officium § verum am Anfang de here. li. 6110, über das Wort »Zeugen«, und in c. fidei, am Ende der Glosse jenes Kanons111; eben dort auch Johannes Andreae112; auch im c. excommunicamus itaque, extra de here. § addicimus113 heißt es, der Bischof lasse drei oder mehr [99rb] Menschen von glaubwürdigem Zeugnis schwören, die Wahrheit zu sagen, ob sie wissen, daß in der Pfarrei dort solche Ketzer seien. Ebenso, wenn gefragt wird, ob der Richter durch singuläre Zeugen allein oder wenigstens im Zusammentreffen mit Infamie gerechterweise jemanden
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[III/1,2] Zweite Frage
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wegen einer solchen Ketzerei verurteilen könnte, so wird geantwortet, daß es nicht so ist; weder durch singuläre Zeugen allein noch auch im Zusammentreffen mit Infamie: extra de testi cum literis114, besonders da bei Verbrechen die Beweise klarer als das Licht sein müssen, und bei diesem Verbrechen niemand aufgrund einer [Rechts]vermutung zu verdammen ist, extra de presump. literas115. Also wird einem solchen die Reinigung bezüglich der Infamie und das Abschwören bezüglich des schweren Verdachtes, der sich aus den Zeugenaussagen erhebt, auferlegt. Doch wo es singuläre Zeugen sind und sie immerhin in der Substanz der Tat übereinstimmen und in der Offenkundigkeit der Tat zusammentreffen, da wird dann das Gewissen des Richters belastet. Aus dem »Directorium«116 ergibt sich die Frage, wie oft die Zeugen verhört werden können.
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[III/1,3] Dritte Frage
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[III/1,3] Dritte Frage [Über den Zeugniszwang und das wiederholte Befragen der Zeugen]117 Wenn gefragt wird, ob der Richter die Zeugen zum Schwören zwingen könne, ihm in einer Glaubenssache oder einem Hexen[prozeß] die Wahrheit zu sagen, und ob er sie auch mehrmals verhören könne, so wird dies bejaht; besonders beim kirchlichen Richter, wie sich oben in c. ut officium § verum118 gezeigt hat; und daß die Zeugen zu zwingen sind, in kirchlichen Prozessen die Wahrheit unter Eid auszusagen, Extra de testi. cogen. C. pervenit119; andernfalls wird das Zeugnis nicht gelten. Und extra de hereti. C. excommunicamus itaque § addicimus120 heißt es, der Erzbischof oder Bischof solle sich in der Pfarrei, in der dem Gerücht zufolge Ketzer wohnen sollen, umschauen und dort drei oder mehr Männer mit gutem Zeugnis oder, wenn es ihm erforderlich scheint, die ganze Nachbarschaft schwören lassen. Und weiter unten folgt: »Wenn aber welche von diesen vielleicht, die Eidespflicht in verdammungswürdiger Widerspenstigkeit mißachtend, nicht schwören wollen, sollen sie schon deshalb als Ketzer erachtet werden.« Daß er sie aber mehrmals verhören kann, dazu sagt Archidiaconus in c. ut officium § verum121, zum Wort Zeugen folgendes: »Der Inqui-
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[III/1,3] Dritte Frage
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sitor oder auch der Richter muß [99va] darauf bedacht sein, daß, wenn die Zeugen verworrene Aussagen gemacht haben und über die Gewissenssache zu unvollständig befragt worden sind, er mit ihnen die Untersuchung wiederholen soll.« Denn das kann er zu Recht tun, extra de testi. cogendis122, wie oben erwähnt worden ist, und ff. de questionibus repeti123.
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[III/1,4] Vierte Frage
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[III/1,4] Vierte Frage. Über die Beschaffenheit der Zeugen. Frage nach den Eigenschaften der Zeugen. Merke, daß Exkommunizierte, ebenso Komplizen und Gefährten des Verbrechens, ebenso Infame und Verbrecher, Knechte gegen ihre Herren zur Verhandlung und zum Zeugen in jedweder Glaubenssache zugelassen werden; ebenso wie ein Ketzer gegen einen Ketzer zum Zeugnis zugelassen wird, so wird [dies] auch ein Zauberer gegen einen Zauberer, jedoch nur mangels anderer Beweise und immer dagegen und nicht dafür; auch Ehefrau und Söhne und Angehörigen dagegen und nicht dafür, ar. per c. filii de here. li. 6124, und zwar deshalb, weil deren Zeugnis zum [Belastungs]beweis wirksamer ist. Bezüglich der ersten ergibt sich Klarheit in c. in fidei de here.125 ebenda: »Zugunsten des Glaubens gestatten wir, daß in einer Angelegenheit der Inquisition der ketzerischen Verkehrtheit Exkommunizierte und Teilhaber oder Gefährten des Verbrechens zum Zeugnis mangels anderer Beweise gegen die Ketzer, gegen die, die an sie glauben, sie aufnehmen, begünstigen oder verteidigen, zugelassen werden, wenn man aus wahrscheinlichen Annahmen und aus der Anzahl der Zeugen oder [der Beschaffenheit] der Personen, sowohl derer, die aus-
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[III/1,4] Vierte Frage
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sagen als auch derer, gegen welche verhandelt und ausgesagt wird, schließt, daß die solchermaßen Zeugnis Ablegenden nach der Beschaffenheit und den Umständen nichts Falsches sagen.« Bezüglich der Meineidigen [die als Zeugen zugelassen werden], wenn angenommen wird, daß sie aus Glaubenseifer aussagen, ergibt sich Klarheit in ca. Accusatus § licet126, wie oben, wo es heißt: »Mögen auch Meineidige, auch nachdem sie Buße geleistet haben, zurückgewiesen werden, so werden doch die, welche in Gegenwart von [...]« und weiter: »Wenn es aus offenkundigen Anzeichen klar geworden ist, daß solche nicht aus der Leichtfertigkeit des Gemüts oder aus der Nahrung des Hasses oder infolge der Bestechung mit Geld, sondern aus Eifer für den rechten Glauben ihre Aussagen korrigieren und jetzt, was sie vorher verschwiegen hatten, zugunsten des Glaubens enthüllen wollen, so ist, wenn nichts weiter entgegen steht, sowohl ihnen gegenüber als auch gegenüber den Übrigen an ihren Bekundungen festzuhalten.« Und daß übel Beleumundete und Verbrecher und Knechte gegen ihre Herren zugelassen werden, darüber sagt Archidiaconus127 im angeführten c. Accusatus, in § licet über [99vb] das Wort »exceptum« folgendes: »So groß ist der Makel des Verbrechens der Ketzerei, daß zu dessen Verhandlung auch Knech-
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[III/1,4] Vierte Frage
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te gegen ihre Herren und jeglicher Verbrecher, auch übel Beleumundete, gegen jedweden zugelassen werden, wie 2 q. 7 § huic opponitur128.«
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[III/1,5] Fünfte Frage
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[III/1,5] Fünfte Frage. Ob Todfeinde zur Zeugenaussage zugelassen werden. Wenn aber gefragt wird, ob der Richter Todfeinde129 eines Beschuldigten in einem solchen Fall zum Zeugnis ablegen oder zum Verhandeln gegen jeden zulassen könne, so antworten wir, daß [er es] nicht [kann]. Daher Archidiaconus130, wie oben: »Verstehe es jedoch nicht so, daß in diesem Verbrechen ein Todfeind zur Verhandlung zugelassen wird«, 3 q. 5 c. 2131 und de simo. Licet heli.132 am Ende. Darüber merkt auch Hostiensis133 genügend in summa de accu. § quis possit an. Welche aber werden Todfeinde genannt? Beachte, daß, weil nur mit Rücksicht auf eine Feindschaft jemand zurückgewiesen wird und man nicht jede beliebige [Feindschaft] zurückweist, sondern [darunter nur] eine tödliche [Feindschaft] begriffen wird: weil tatsächlich der Tod zwischen die Betreffenden getreten ist oder beabsichtigt worden ist oder was zum Tode führt oder der Weg dahin oder schwere und tödliche Wunden erfolgt sind und ähnliches, was auf die Treulosigkeit und Ruchlosigkeit des Handelnden gegenüber dem Opfer schließen läßt, um dessentwillen man annimmt, er werde, so wie er beabsichtigt hat, ihm durch Verwunden den leiblichen Tod anzutun, es auch dadurch versuchen, daß er ihm die-
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[III/1,5] Fünfte Frage
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ses Verbrechen der Ketzerei zur Last legt. Und wie er ihm das Leben nehmen wollte, hätte er ihm auch seinen guten Ruf nehmen wollen. Daher sind solche Todfeinde gesetzlich vom Zeugnis fernzuhalten. Andere besonders schwere Feindschaften aber, wie etwa Frauen leicht zu [solchen] Feindschaften getrieben werden, schließen zwar nicht gänzlich [vom Zeugnis] aus, schwächen aber ihre Aussagekraft einigermaßen ab, so daß man ihren Bekundungen nicht vollen Glauben schenken darf. Aber in Verbindungen mit anderen Anhaltspunkten und Aussagen anderer Zeugen können sie einen vollen Beweis ausmachen, besonders, wenn der Richter den Beschuldigten fragt, ob er nicht glaube, einen Feind zu haben, der ihm aus Feindschaft ein solches tödliches Verbrechen anzulasten wage. Wenn er mit ja antwortet, wird er ihn fragen, wer jene Person sei. Und dann soll der Richter aufpassen, ob er jene Person [100ra] bezeichnet hat, bezüglich der der Verdacht besteht, daß sie aus Feindschaft ausgesagt habe. In einem solchen Fall nämlich, wo der Richter auch durch andere ehrbare Männer von dem Feindschaftsverhältnis unterrichtet wird, und andere Anhaltspunkte sowie die Aussagen anderer Zeugen nicht entgegenstehen, wird er mit Sicherheit einen solchen Zeugen zurückweisen können. Wenn aber die beschuldigte Person sagt: »Ich hoffe nicht, einen solchen Feind zu haben, wenn ich auch biswei-
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[III/1,5] Fünfte Frage
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len Zänkereien mit Frauen gehabt habe«, oder: »Ich habe einen Feind«, er sich aber nicht gehörig ausdrückt, sondern irgendeinen anderen nennt, der vielleicht nicht ausgesagt hat, dann darf der Richter die Aussagen eines solchen Zeugen nicht zurückweisen, auch wenn andere sagen sollten, daß er infolge seines Feindschaftsverhältnisses ausgesagt habe, sondern er muß sie zum Zwecke der Vollbeweisung zusammen mit anderen Anhaltspunkten zurückstellen. Es finden sich sehr viel weniger Vorsichtige und Besonnene, die derartige Aussagen von Frauen zurückweisen und für nichts zu achten suchen, indem sie sagen, jene dürfe nicht Bestand haben, weil [Frauen], da sie zänkisch sind, sehr häufig aus Mißgunst auszusagen pflegen. Weil diese die Fallstricke und Vorsichtsmaßnahmen der Richter nicht kennen, reden und urteilen sie wie die Blinden von den Farben. Über diese Fallstricke wird sich in der elften und zwölften Frage134 Klarheit ergeben.
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4.675 [III/2,6] Zweiter Teil. Wie der Prozeß fortzusetzen Hexenhammer, 640
[III/2,6] Zweiter Teil. Wie der Prozeß fortzusetzen ist. Sechste Frage. Wie die Zeugen in Gegenwart von vier anderen Personen zu verhören sind und wie die Beschuldigte zweifach zu befragen ist. Jetzt wird sechstens gefragt, wie ein derartiger Prozeß gegen die Hexen in einer Glaubenssache fortzusetzen sei. Zu erwägen ist erstens, daß man in einer Glaubenssache summarisch, einfach und ohne Umstände und ohne das Getöse der Anwälte und Richter und ohne Förmlichkeit [der Urteilsfindung] vorgeht, wie es sich c. statuta, li. 6135 klar ergibt. Wie auch diese Worte zu verstehen sind, ergibt sich aus extra de ver. sig. c. sepe contingit in cle.136, wo es heißt: »Oft geschieht es, daß wir Fälle übertragen [bekommen] und in einigen derselben einfach und ohne Umstände wie auch ohne Getöse und Förmlichkeit seitens des Gerichtes vorzugehen befehlen.« Über die Bedeutung dieser Worte wird von vielen gestritten, und man hat Zweifel, wie man vorgehen solle. In dem Wunsch, ein derartiges Bedenken, soweit es uns möglich ist, zu entscheiden, bestimmen wir aber mit der Festsetzung, die für immer Gültigkeit besitzen soll: daß der Richter, dem wir in dieser Weise einen Fall überlassen, nicht notwendigerweise eine [Klage]schrift fordert
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4.676 [III/2,6] Zweiter Teil. Wie der Prozeß fortzusetzen Hexenhammer, 641
[100rb], keine förmliche Einleitung des Prozesses [durch Zeugenladung] verlangt, zur Zeit der wegen der Bedürfnisse der Menschen bewilligten Festtage rechtswirksam vorgehen kann, die Verzögerung [des Prozesses] unterbindet, den Streitstoff, soweit er kann, verkürzt, indem er hinhaltende [gerichtliche] Einwendungen, Appellationen137 und Verzögerungen zurückweist und die Streitereien und Zänkereien der Parteien, Anwälte und Bevollmächtigte sowie die überflüssige Menge der Zeugen beschränkt. Der Richter stelle jedoch die Streitsache nicht in der Weise in den Hintergrund, daß Beweise notwendig nicht zugelassen würden. Wir wollen durch die Übertragung dieses [Falles] verstanden wissen, daß die Vorladung und die Geltendmachung des Kalumnieneids138 oder der Wahrheitpflicht [nicht ausgeschlossen werden], damit die Wahrheit nicht verborgen bleibe.« So dort. Und weil ein Prozeß, wie oben139 ersichtlich, in dreifacher Weise einzuleiten ist, auf Veranlassung eines Anklägers, um des Eifers eines Denunzianten willen oder wegen der Klage des darauf drängenden Gerüchts140, und weil der Richter einen Prozeß, der auf Betreiben der Anklagepartei geführt wird, in dieser [Hexen]materie nicht zulassen soll, da die Taten der Hexen durch das Werk der Dämonen verborgen gehalten werden und der Ankläger nicht wie in anderen Kriminalfällen mit der Offensichtlichkeit der Tat
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4.677 [III/2,6] Zweiter Teil. Wie der Prozeß fortzusetzen Hexenhammer, 642
vorgehen und sich verteidigen kann, so muß er [der Richter] vielmehr dem Ankläger raten, das Wort »Anklage« zurückzunehmen und »Denunzierung« zu verwenden; und zwar wegen der schweren Gefahr für den Ankläger. Deswegen ist nach der zweiten Form, die auch gebräuchlich ist, und ähnlich nach der dritten [vorzugehen], in denen man auch nicht auf Betreiben einer Partei vorgeht. Weil im vorhergehenden gesagt worden ist, der Richter müsse den Denunzianten besonders fragen, wer in dem und dem Fall Mitwisser sein und welche [noch] etwas wissen könnten, bleibt anzumerken, daß der Richter darum die vom Denunzianten angegebenen Zeugen hat und die mehr über die Tat zu wissen scheinen, vorladen läßt. Und der Schreiber wird das Prozeßprotokoll wie folgt fortführen: »In Beachtung des Umstands, daß das ihm denunzierte Ketzerische seiner Natur nach derartig und so schwer sei, daß man es nicht durch Schließen der Augen dulden könne noch dürfe, da [diese Dinge] zur Schmach der göttlichen Majestät und zum Schaden sowohl des rechten Glaubens als auch des Gemeinwesens gereichen, hat der Richter selbst sich herbeigelassen, sich zu unterrichten und die Zeugen wie folgt zu verhören.« Fragen an die Zeugen [100va] Der und der Zeuge aus dem und dem Ort, vorgeladen, vereidigt und befragt, ob er den und den kenne –
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4.678 [III/2,6] Zweiter Teil. Wie der Prozeß fortzusetzen Hexenhammer, 643
wobei der Name des Beschuldigten benannt wird –, sagte ja. Desgleichen befragt nach der Ursache der Bekanntschaft, sagte er, dadurch, daß er ihn gesehen und mehrfach mit ihm gesprochen habe. Entweder so oder, daß sie etwa Gefährten gewesen seien, sollen die Gründe der Bekanntschaft zum Ausdruck gebracht werden. Nach dem Zeitpunkt der Bekanntschaft befragt, sagte er, es sind zehn Jahre her oder so und so viele. Befragt nach dessen Leumund, und zwar besonders in Glaubensdingen, sagte er, daß er hinsichtlich der Moral ein Mensch von gutem oder schlechtem Ruf sei. Bezüglich des Glaubens aber, sagte er, es gehe an dem und dem Ort das Gerücht um, daß er als Zauberer141 etwas gegen den Glauben unternehme. Befragt, was für ein Gerücht es sei, sagte er [...]. Befragt, ob er gesehen oder gehört habe, daß der und der das und das machte, sagte er [...]. Desgleichen befragt, wo er das oben Erwähnte habe sagen hören, sagte er an dem und dem Ort [...]. Befragt, in wessen Gegenwart, sagte er, dieser oder jener [Person]. Befragt, ob aus seiner Blutsverwandtschaft schon einmal einige wegen Schadenszauber eingeäschert oder für verdächtig gehalten worden seien, sagte er [...]. Desgleichen befragt, ob er mit verdächtigen Zauberern und Hexen vertrauten Umgang gehabt habe, sagte er [...].
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4.679 [III/2,6] Zweiter Teil. Wie der Prozeß fortzusetzen Hexenhammer, 643
Befragt nach der Weise und dem Grund, aus dem diese Dinge gesagt worden seien, sagte er, aus diesem [oder jenem] Grund und auf die und die Weise. Befragt, ob es ihm schiene, als ob der und der das im Spaß oder [so] dahersagend oder unüberlegt oder mehr behauptend oder überlegt gesagt oder getan habe, sagte er, er glaube, er habe das oben Erwähnte zum Scherz und im Spaß oder so dahersagend und nicht im Bewußtsein, es sei so zu glauben oder aus Überzeugung getan. Desgleichen befragt nach dem Grund dieses Glaubens, sagte er, er glaube es deshalb, weil jener, der es sagte, es ihm lachend sagte. Darüber ist sehr sorgfältig nachzuforschen, weil manchmal einige aussagen, indem sie die Worte anderer dahersagen, sei es im Spaß oder im Streit, um andere für sich einzunehmen oder zu provozieren; bisweilen freilich auch im Ernst und versichernd. Befragt, ob er dies aus Haß oder Ränkesucht oder aus Liebe oder Begünstigung [100vb] geäußert habe, sagte er etc. Und es folgt: es wurde ihm Verschwiegenheit auferlegt. Verhandelt an dem und dem Ort, an dem und dem Tag, in Gegenwart der und der bestellten und geladenen Zeugen und meiner, des Notars oder Schreibers. Hierbei ist immer zu beachten, daß bei einem solchen Verhör mindestens fünf Personen anwesend sein müssen; nämlich der Untersuchungs-
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4.680 [III/2,6] Zweiter Teil. Wie der Prozeß fortzusetzen Hexenhammer, 644
richter, der Zeuge oder Denunziant, welcher antwortet, oder der Beschuldigte selbst, der später erscheint; der dritte ist der Notar oder, wenn der Notar fehlt, der Schreiber, der sich dann einen anderen untadeligen Mann herbeiholt, welche beide die Rolle des Notars ausfüllen werden wie oben; und zwar mit apostolischer Autorität, die sie dann in jenem Akt vollziehen, wie oben in c. ut officium de here. li. 6142; und zwei ehrenwerte Männer als Zeugen dessen, was ausgesagt worden ist143. Desgleichen ist zu beachten, daß der vorgeladene Zeuge auch vereidigt sein muß, d.h., daß er den Eid in der Weise wie oben auf die Wahrheitspflicht leistet. Sonst würde fälschlich »vorgeladen und vereidigt« niedergeschrieben werden. In ähnlicher Weise sollen die anderen Zeugen verhört werden. Wenn der Richter nach deren Verhör sieht, daß die Tat voll bewiesen ist oder, auch wenn sie nicht voll bewiesen ist, doch schwerste Indizien und schwere Verdachtsgründe vorliegen – und merke: wir sprechen nicht von einem leichten Verdacht, der aus leichten Vermutungen entsteht, sondern [darüber], daß [der Betreffende] sehr in üblem Ruf steht wegen Schadenszauber an Kindern, Haustieren etc. – dann soll der Richter, wenn er bezüglich der Flucht des [männlichen] oder der [weiblichen] Beschuldigten Befürchtungen hegt, ihn verhaften, wenn er aber bezüglich
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4.681 [III/2,6] Zweiter Teil. Wie der Prozeß fortzusetzen Hexenhammer, 645
einer Flucht keine Befürchtungen hegt, ihn vorladen lassen. Mag er nun verhaftet werden oder nicht – vorher lasse der Richter sein Haus unvermutet durchsuchen144, alle Schreine und die Büchsen in den Winkeln öffnen und alle Werkzeuge wegnehmen, die man auffindet. Danach formuliere der Richter unter Zusammenfassung der Sachen, derer er [der Verdächtige] angeklagt ist und derer er durch die Zeugen für überführt oder verdächtig gehalten wird, Fragen. Und er führe die Untersuchung, indem er einen Notar beizieht etc. wie oben, nachdem [der Beschuldigte] zuvor einen leiblichen Eid auf die vier Evangelien Gottes geleistet hat, sowohl über sich als auch über andere die Wahrheit sagen zu wollen. Und zwar geschieht [die Untersuchung] wie folgt. Es werden auch die einzelnen Punkte aufgeschrieben. Allgemeine Fragen an die Hexe oder den Zauberer. Und es ist der erste Akt. Der und der Beschuldigte, aus dem und dem Ort, vereidigt auf die vier körperlich berührten Evangelien Gottes, sowohl über sich als auch über andere die Wahrheit zu sagen, und befragt, woher er sei oder woher er stamme, antwortet, von dem und dem Ort [101ra] der und der Diözese. Befragt, wer seine Eltern seien, ob sie am Leben oder tot seien, antwortete er, daß sie am Leben in dem und dem Ort oder gestorben in dem und dem Ort seien. Befragt, ob eines na-
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4.682 [III/2,6] Zweiter Teil. Wie der Prozeß fortzusetzen Hexenhammer, 645
türlichen Todes oder eingeäschert, sagte er so und so. Hier merke, daß dies geschieht, weil, wie aus dem zweiten Teil des Werkes145 hervorgeht, die Hexen meistens die eigenen Kinder den Dämonen darbringen oder sie unterweisen, und gewöhnlich die ganze Nachkommenschaft infiziert ist. Und wenn die Zeugen es bestätigt hätten und [die Beschuldigte146] selbst es leugnete, wäre sie schon verdächtig. Befragt, wo er aufgezogen worden sei und mit wem er am meisten Umgang gehabt habe, sagt er [der Beschuldigte147], an dem und dem Ort mit dem und dem. Und wenn [der Richter] sieht, daß er den Heimatort geändert hat und daß etwa die Mutter nicht verdächtig war noch sonst jemand aus der Verwandtschaft und er sich doch an einem fremden Ort aufgehalten hat und besonders an Orten, in denen die Hexen zu gedeihen pflegen, wird er so gefragt werden: Befragt, warum er den Ort seiner Geburt geändert und sich zum Aufenthalt an den und den Ort oder an die und die Orte begeben habe, sagte er, aus dem und dem Grund. Befragt, ob er an den genannten Orten oder anderswo von der Hexenmaterie habe sprechen hören, z.B. daß Unwetter zusammengebraut oder das Vieh behext und die Kühe der Milch beraubt worden seien etc. über die und die Materie, um derentwillen sie148 angeklagt worden sei, [...]. Und wenn sie ja sagt, sollt ihr dessenthalben nachfragen.
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4.683 [III/2,6] Zweiter Teil. Wie der Prozeß fortzusetzen Hexenhammer, 646
Befragt, was er [der Beschuldigte] habe sprechen hören, [...]. Und es sollen die einzelnen Dinge, die er sagt, aufgeschrieben werden. Wenn er aber leugnet und sagt, er habe nichts gehört, dann so [...]. Befragt, ob sie149 glaube, daß es Hexen gebe und solches geschehen könnte, was berichtet wird, wie Unwetter zusammenbrauen, Vieh und Menschen infizieren, sagte er [...]. Und merke, daß die Hexen meistens beim ersten Verhör leugnen, wodurch mehr Verdacht entsteht als wenn sie antworten würden: »Ob es sie gibt oder nicht gibt, überlasse ich Höheren.« Wenn sie also leugnen, dann sollen sie [weiter] befragt werden. Befragt, was dann, wenn sie verbrannt werden, ob sie dann unschuldig verdammt werden, sagte sie [...]. Besondere Fragen an dieselben. Der Richter möge beachten, daß er die folgenden Fragen nicht aufschiebe, sondern unverzüglich vorlege. Befragt, warum das gewöhnliche Volk sie fürchte, sagte sie [...]. Befragt, ob sie wüßte, daß sie in üblem Ruf stehe und daß sie verhaßt sei, sagte sie [...]. Befragt, warum sie jener Person entgegnet habe: »Du wirst nicht ungestraft davonkommen«, [101rb] sagte sie [...]. Befragt, was jene Person ihr Übles getan habe, daß sie solche Worte zu ihrer Verdammung ausgestoßen habe, sagte sie [...]. Und merke, daß diese Frage not-
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4.684 [III/2,6] Zweiter Teil. Wie der Prozeß fortzusetzen Hexenhammer, 646
wendig ist, um zur Grundlage der Feindschaft zu gelangen, weil schließlich die Beschuldigte Feindschaft vorbringen wird. Wenn es aber keine Todfeindschaft ist, sondern [nur] eine nach Frauenart aufgekommene, so hindert das ihre Zulassung zum Zeugnis nicht. Das ist nämlich die Eigenart der Hexen, andere gegen sich aufzubringen, sei es mit unnützen Worten oder Taten, z.B. daß sie bittet, man möge ihr etwas gewähren, oder sie tut ihm irgendeinen Schaden im Garten an oder ähnliches zu dem Zwecke, daß sie die Gelegenheit ergreifen und sich mit Wort oder Werk zu erkennen geben. Diese Offenbarungen haben sie auf Betreiben der Dämonen zu vollbringen, damit so die Sünden der Richter verschlimmert werden, wenn sie ungestraft bleiben. Merke auch, daß sie solche Dinge nicht in Gegenwart anderer tun, damit der Aussagende, wenn er Zeugen vorführen wollte, keine hätte. Merke auch, daß sie von den Dämonen angespornt werden, wie wir von vielen später eingeäscherten Zauberern und Hexen erfahren haben, gegen ihren eigenen Willen [Unmut] zu erregen und zu behexen haben. Befragt, wieso die Wirkung auf Drohungen folgen konnte, so daß der Knabe oder das Vieh so schnell behext wurden, sagte sie [...]. Wiederum befragt: »Warum hast du gesagt, daß [die Behexte] niemals mehr einen gesunden Tag haben solle und es so geschehen sei«, sagte sie [...]150.
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4.685 [III/2,6] Zweiter Teil. Wie der Prozeß fortzusetzen Hexenhammer, 647
Wenn sie alles leugnet, werde sie wegen eines anderen, anderen Zeugen zugefügten Schadenszaubers befragt, z.B. am Vieh oder an Kindern. Befragt, warum sie auf dem Feld oder im Stall beim Vieh gesehen worden sei, wie sie es berührte, wie sie es bisweilen zu tun pflegen, sagte sie [...]. Befragt, warum sie den Knaben berührt habe, der sich danach übel befunden habe, sagte sie [...]. Befragt, was sie auf dem Feld zur Zeit des Sturmes gemacht habe, und so über viele andere Dinge. Woher es komme, daß, obwohl sie nur eine oder zwei Kühe hätte, sie doch mehr Milch habe als ihre Nachbarinnen, die vier oder sechs hätten. Warum sie im Zustande des Ehebruchs oder als Beischläferin verharre. Mag das auch nicht zur Sache gehören, so erzeugt das doch mehr Verdacht als bei rechtschaffenen oder ehrbaren Beschuldigten151. Und merke, daß [die Beschuldigte] öfter auf die gegen sie vorgebrachten Artikel zu befragen ist, [um zu sehen], ob sie auf Vorhalt bei demselben bleibt oder nicht. Nachdem das Bekenntnis abgeschlossen und aufgeschrieben ist, sei es nach der verneinenden oder der bejahenden Seite hin, oder sei es uneindeutig, so soll danach geschrieben werden: Verhandelt sind diese Dinge an dem und dem Ort etc. wie oben. [101 va]
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[III/2,7] Siebte Frage
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[III/2,7] Siebte Frage, in welcher verschiedene Zweifel bezüglich der erwähnten Befragung und der leugnenden Antworten erklärt werden. Ob die Beschuldigte einzukerkern und wann sie für eine offenkundig in der Ketzerei der Hexen Ertappte zu halten ist. Und das ist der zweite Akt [des Richters]. Es wird zuerst gefragt, was zu tun sei, wenn, wie es meistens geschieht, die beschuldigte Person alles leugnet. Es wird geantwortet: Der Richter hat auf dreierlei zu achten, nämlich auf den schlechten Leumund, die Indizien der Tat und die Aussagen der Zeugen, ob nämlich alle miteinander übereinstimmen oder nicht. Wenn, wie es auch meistens geschieht, alles dann übereinstimmt, weil die Hexen sogleich wegen ihrer Taten in irgendeinem Dorf oder einer Stadt in üblen Ruf kommen, auch die Indizien der Tat vor Augen liegen, nämlich [in Form] der behexten Kinder oder der Haustiere, die öfter infiziert oder der Milch beraubt werden. Auch die Zahl der Zeugen ist niedergeschrieben worden, mögen diese auch singuläre sein, indem z.B. der eine ausgesagt hat, sie habe ihm das Kind behext, der andere aber, das Vieh, der dritte [hat ausgesagt] über den schlechten Leumund, und so bei den anderen, so stimmen sie doch in der
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4.687
[III/2,7] Siebte Frage
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Substanz der Tat überein, nämlich in dem Schadenszauber und daß sie als Hexe verdächtig sei. Und mögen auch diese Zeugen zur Verurteilung ohne schlechten Leumund oder auch mit schlechten Leumund nicht genügen, wie oben in der dritten Frage152 ausgeführt worden ist, so könnte [die Beschuldigte] doch mit den Indizien der Tat, aufgrund dieser drei [Bedingungen] zugleich [zwar] nicht als stark oder schwer verdächtig erachtet werden, über welche Verdachtsformen weiter unten153 Ausführungen gemacht werden, aber doch als offenkundig in der Ketzerei der Hexen Ertappte erachtet werden, wenn nämlich geeignete, d.h. nicht aus Feindschaft [aussagende] und in der Zahl genügende Zeugen, z.B. sechs, acht oder zehn, vereidigt übereinstimmen. Und folglich müßte sie den Strafen in c. ad abolendam § presenti, de haeret. unterliegen, auch c. excommunicamus 2; und zwar [gleich], ob sie das Verbrechen gestanden hat oder nicht. Und dies wird so bewiesen. Wenn nämlich gesagt worden ist, daß, wenn alle drei genannten [Bedingungen] zusammenkommen, [die Beschuldigte] dann für offenkundig in der Ketzerei Ertappte erachtet werden muß, so ist das nicht so zu verstehen, daß notwendigerweise alle drei zusammenfallen müßten, sondern [die Beschuldigte] wird [als Ertappte] überführt nach dem argumentum a fortiori154 auf folgende Weise:
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4.688
[III/2,7] Siebte Frage
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Denn ein jedes von den beiden, Indiz der Tat und gesetzmäßiger Antritt von Zeugen, kann für sich jemanden dahin bringen, daß er für in [101vb] ketzerischer Verkehrtheit ertappt gehalten wird. Wieviel mehr, wenn beide Beweisformen in gleicher Weise zusammentreffen! Wenn nämlich die Juristen fragen, auf wieviele Arten jemand von Rechts wegen für offenkundig in ketzerischer Verkehrtheit ertappt gehalten wird, so antworten sie, auf drei, wie Bernardus in der glossa ordinaria bemerkt, in c. ad abolendam § presenti, und zwar beim Wort »deprehensi«, extra de here.; wie es auch oben in der ersten Frage zu Beginn des Werkes behandelt worden ist: nämlich durch die Offensichtlichkeit der Tat, z.B. daß [der Betreffende] öffentlich Ketzerei gepredigt hat. Hier setzen wir auch das Indiz der Tat an wegen der öffentlichen Drohungen, die [die Hexe] ausgestoßen hat, indem sie sagte: »Du wirst niemals mehr gesunde Tage haben« oder ähnliches, und die Wirkung auf dem Fuße nachgefolgt ist. Es folgt: durch die gesetzmäßige Beweisung durch Zeugen oder drittens durch das eigene Geständnis. Wenn also jedes einzelne davon für sich wirkt und jemanden zum offenkundig Verdächtigen macht, wieviel mehr, wenn man zugleich den schlechten Ruf und die Indizien der Tat mit der Aussagen der Zeugen verbindet, mag man auch dort von »offensichtlicher Tat« und hier von »Indiz der Tat« spre-
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4.689
[III/2,7] Siebte Frage
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chen. Und zwar geschieht dies, weil der Teufel nicht offensichtlich, sondern im Verborgenen tätig ist. Die Schäden aber und die Werkzeuge des Schadenszaubers, die man findet, geben das Indiz der Tat. Während also bei anderer Ketzerei die »offensichtliche Tat« allein genügen würde, fügen wir hier drei [Beweismittel] zusammen. Bezüglich des zweiten aber, daß ein solcher Ertappter, wenn er auch leugnet, doch gemäß jenen Kapiteln zu bestrafen sei, wird der Beweis so geführt: Der Ertappte nämlich, mag er durch die Offensichtlichkeit der Tat oder durch Zeugen [überführt sein], gesteht entweder das Verbrechen oder nicht. Wenn er gesteht und bußfertig155 ist, ist er dem weltlichen Arm zu übergeben, um mit der Todesstrafe belegt zu werden, nach c. ad abolendam, wie oben, [oder] lebenslangem Kerker auszuliefern, nach c. excommunicamus 2. Wenn er aber nicht gesteht, sondern beim Leugnen verharrt, ist er wie ein Unbußfertiger der Gewalt des weltlichen Gerichtes zu übergeben, um mit der gebührenden Strafe bestraft zu werden, wie Hostien. in der summa tit. de here. qualiter deprehendatur, bemerkt. So wird geschlossen, daß, wenn der Richter auf diese Weise bezüglich der Befragung und Aussagen der Zeugen vorgehen würde, indem man, wie gesagt worden ist, in Glaubenssachen summarisch, einfach
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4.690
[III/2,7] Siebte Frage
Hexenhammer, 650
und ohne Umstände vorgehen kann, und die Beschuldigte auf einige Zeit oder einige Jahre dem Kerker überantworten würde, ob sie vielleicht, von den Schauerlichkeiten des Kerkers niedergedrückt, ihre Verbrechen gestehen möchte, er nicht ungerecht, sondern gerecht vorgehen würde. Aber damit es nicht scheine, als hatte er sein Urteil voreilig, sondern im Gegenteil, damit er nach aller Gerechtigkeit vorgehe, wird [nun] gefragt, was weiter zu tun sei. [102ra]
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[III/2,8] Achte und mit der vorhergehenden
Hexenhammer, 651
[III/2,8] Achte und mit der vorhergehenden verknüpfte Frage. Ob [die Beschuldigte] einzukerkern ist, und von der Weise des Verhaftens. Und es ist der dritte Akt des Richters. [Auf die Frage] aber, ob die Hexe bei leugnenden Antworten dem Kerker zur Bewachung zu überlassen sei, wenn die erwähnten drei [Bedingungen] zusammentreffen, nämlich das üble Gerücht, die Indizien der Tat und die Vorführungen der Zeugen oder ob sie unter der Ableistung von Sicherheitsversprechen156 zu entlassen sei157, um sich, von neuem vorgeladen, zu verantworten, kann aufgrund dreier Ansichten geantwortet werden. Zuerst nämlich ist es die Meinung einiger, daß sie einzukerkern und auf keinen Fall gegen [Gestellung einer] Sicherheit zu entlassen sei. Und zwar stützen sie sich auf die in der vorhergehenden Frage158 erwähnten Begründung, daß nämlich eine für offenkundig kundig ertappt zu halten ist, wenn jene drei [Bedingungen] zusammenkommen. Andere aber [meinen], daß sie vor der Einkerkerung der Ableistung von Sicherheitsversprechen überantwortet werden kann, so daß sie, wenn sie die Flucht ergriffe, dann für überführt gehalten würde; mag sie auch nach einer Einkerkerung bei leugnenden Ant-
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[III/2,8] Achte und mit der vorhergehenden
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worten einer Bürgschaft oder Sicherheitsleistung159 nicht zu überantworten sein, da nämlich jene drei oben angemerkten [Bedingungen] nicht zusammentreffen; und zwar, weil sie dann nicht abgeurteilt und zu Tode gebracht werden könnte. Und hierbei stützt man sich auf die Gewohnheit. Die dritte [Meinung] bilden die, welche sagen, es lasse sich keine unfehlbare Regel geben, sondern es sei dem Richter zu überlassen, daß gemäß der Aussagen der Zeugen und den schlechten Leumund der Person und, wenn die Indizien der Tat dazukommen, um so strenger geurteilt werde, dergestalt, daß auch die Gewohnheiten des Landes berücksichtigt werden. Sie schließen, daß, wenn sie vielleicht keine vornehmen Leumundszeugen160 haben könnte und fluchtverdächtig wäre, sie dann eingekerkert werde. Und zwar scheint diese dritte [Ansicht] die vernünftigere, so jedoch, daß dabei die gebührende Vorgehensweise gewahrt bleibe, die in dreierlei besteht: erstens, daß ihr Haus, so weit es möglich ist, unten und oben, in allen Winkeln, Löchern und Schreinen durchsucht werde. Und wenn es eine berüchtigte Hexe ist, dann wird man ohne Zweifel verschiedene Hilfsmittel finden, falls sie sie nicht, wie oben erwähnt, vorher versteckt hat. Zweitens, daß, wenn sie eine Magd oder Gesellen hat, auch jener oder jene voneinander getrennt eingesperrt werde, auch wenn sie nicht angezeigt sind. Es
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[III/2,8] Achte und mit der vorhergehenden
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wird angenommen, daß ihnen gewisse Geheimnisse jener Angezeigten nicht verborgen sind. Drittens, daß ihr bei der Verhaftung, wenn sie im eigenen Haus verhaftet wird, keine Gelegenheit gelassen werde, in die Kammer zu treten, weil sie [die Hexen] dann zur Erlangung von Verschwiegenheit einen bestimmten Schadenszauber [102rb] zu nehmen und bei sich zu tragen pflegen. Aus diesem Grund erhebt sich ein Zweifel, ob die Weise, Hexen zu verhaften, erlaubt sei, bei der sie plötzlich von den Knechten von der Erde hochgehoben und in einem Korb oder auf den Schultern weggetragen wird, damit sie die Erde nicht weiter berühre161. Es kann nach der Ansicht der Kanonisten und bestimmter Theologen geantwortet werden, daß es in dreifacher Hinsicht erlaubt ist: erstens, weil, wie sich in der einleitenden Frage dieses dritten Teils162 ergeben hat, dies die Ansicht sehr vieler, ja sogar solcher Gelehrter wie Hostiensis und Gotfridus ist, deren Aussagen niemand zu verwerfen wagt, daß es erlaubt sei, Eitles mit Eitlem auszuschalten. Die Erfahrung endlich, ja auch die Geständnisse der Hexen beweisen es, weil die auf solche Weise Verhafteten den Schweigezauber verloren haben. Ja, sehr viele Einzuäschernde baten, es möge ihnen erlaubt werden, wenigstens mit einem Bein die Erde zu berühren. Als ihnen dies abgeschlagen worden war und man am Ende nach-
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[III/2,8] Achte und mit der vorhergehenden
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forschte, warum sie doch gewünscht hätten, die Erde zu berühren, wurde geantwortet, wenn sie sie berührt hätten, hätten sie sich befreit und viele andere wären dabei durch Blitze getötet worden. Ein anderer Grund: Es ist offensichtlich, wie es sich im zweiten Teil des Werkes163 ergeben hat, daß in der öffentlichen Gerichtsbarkeit alle Kräfte des Schadenszaubers gebrochen werden, was die Vergangenheit betrifft. Was aber die Zukunft anlangt, so gesteht [die Hexe] alle Verbrechen, wenn ihr vom Teufel nicht von neuem durch Schweigezauber Beistand geleistet wird. Wir können also mit dem Apostel164 sagen: »Was auch immer wir an Worten oder Werken tun, alles geschehe im Namen unseres Herrn Jesus Christus.« Und wenn sie unschuldig gewesen ist, wird ihr diese Verhaftung nicht schaden. Drittens mit Bezug darauf, daß, wenn es nach den Gelehrten erlaubt ist, durch eitle Werke den Schadenszauber aufzuheben, worin alle übereinstimmen, sie doch in jenem voneinander abweichen, [daß] jene eitlen Dinge nicht unerlaubt sein dürfen. Daher wird der Ausspruch des Hostiensis165, daß es erlaubt sei, Eitles mit Eitlem zu brechen, von anderen [mit den Worten] glossiert: »Beachte, daß er sagt ›mit Eitlem‹, aber nicht ›mit Unerlaubtem‹.« Um so mehr ist es also erlaubt, dem Schadenszauber zuvorzukommen, worauf sich das Verhindern hier bezieht; nicht [aber]
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[III/2,8] Achte und mit der vorhergehenden
Hexenhammer, 653
auf die Ausführung von etwas Unerlaubtem. Der Richter möge überdies beachten, daß es eine doppelte Einkerkerung gibt: eine zur Strafe, was die Verbrecher anlangt; die andere aber zur Bewachung, und diese sei im Amtshaus166 [vorzunehmen]. Und diese beiden Bewachungen werden in c. multorum querela167 [102va], wie oben, vermerkt. Daher ist [die Beschuldigte] zumindest zur Bewachung einzukerkern. Wenn es aber leichter [Verdacht] wäre, um dessentwillen sie angeklagt wäre, so daß sie nicht übel beleumundet wäre noch Indizien der Tat [in Gestalt von behexten] Kindern und Vieh vorlägen, dann werde sie nach Hause zurückgeschickt. Aber weil sie vielleicht vertrauten Umgang mit Zauberern und Hexen gehabt hat und ihre Geheimnisse kennt, soll sie Bürgen stellen. Wenn sie diese nicht bekommen kann, so gehe sie, mit Eiden und bei Straf[androhung]en verpflichtet, nicht aus dem Haus, außer wenn sie gerufen wird. Mägde aber und Bedienstete, von denen oben168 [die Rede war], sollen zur Bewachung und nicht zur Strafe in Haft gehalten werden.
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4.696
[III/2,9] Neunte Frage
Hexenhammer, 654
[III/2,9] Neunte Frage. Was nach der Verhaftung zu tun ist, und ob die Namen der Aussagenden ihr [der Verhafteten] bekanntzugeben sind. Und es ist der vierte Akt. Zweierlei geschieht nach der Verhaftung, wovon erstes dem Richter überlassen bleibt, nämlich die Gewährung von Verteidigungsmitteln und das Verhör in der Folterkammer, doch [zunächst] ohne Anwendung der Folterinstrumente. Das erste wird nicht gewährt, wenn [die Beschuldigte] nicht darum nachsucht. Das zweite geschieht nicht, bevor nicht die Mägde oder die Gesellen, wenn sie welche gehabt hat, im Haus verhört worden sind. Gehen wir in der vorgegebenen Reihenfolge vor. Wenn die Beschuldigte sagte, sie sei unschuldig und fälschlich angezeigt worden, und sie möchte gern die und die Ankläger sehen und sie hören, dann ist dies das Zeichen, daß sie um Verteidigungsmittel bittet. Aber ist der Richter gehalten, ihr die Anzeigenden bekanntzugeben und ihr vor Augen zu stellen? Hier möge der Richter beachten, daß er das nicht tun muß: weder die Namen bekanntzugeben noch sie ihr vor Augen zu stellen, wenn sich die Anzeigenden nicht von sich aus und freiwillig dazu anbieten, daß sie ihr nämlich vor Augen gestellt werden, um ihr die Dinge,
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[III/2,9] Neunte Frage
Hexenhammer, 654
die sie ausgesagt haben, [direkt] vorzuhalten. Daß der Richter dazu nicht verpflichtet ist, und zwar wegen der Gefahr für die Anzeigenden, wird bewiesen. Mögen zwar verschiedene Päpste abweichender Ansicht gewesen sein, so hat doch keiner die Ansicht gehabt, daß der Richter in einem solchen Fall, der ihm angezeigt worden war, die Namen der Anzeigenden und auch die der Ankläger bekanntzugeben hat, mögen wir auch hier nicht mittels einer Anklage vorgehen. Einige haben vielmehr gemeint, daß es in keinem Fall erlaubt sei; manche, daß es in manchen Fällen erlaubt sei. Schließlich aber hat Bonifaz VIII. [das] bestimmt, wie sich in c. Statuta § inhibemus, li. 6169 klar ergibt, wo es folgendermaßen heißt: »Wir verbieten jedoch: wenn den Anklägern oder Zeugen, die in einer Ketzereisache auftreten und anzeigen, so mögen Bischof und Inquisitor wegen der Macht der Personen, gegen die inquiriert wird, erkennen« – merke, daß statt Inquisitor und Bischof jeder beliebige Richter, [102vb] der gegen die Hexen in Übereinkunft mit dem Bischof und dem Inquisitor vorgeht, weil hier dasselbe gilt und sie, wie es sich in der einleitenden Frage170 ergeben hat, ihre Rolle abtreten können. Deshalb geht ein solcher Richter auch, wer immer es auch sei, auch ein weltlicher, mit apostolischer Autorität vor und nicht bloß mit kaiserlicher. Es folgt: »daß ihnen schwere Gefahr droht,
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[III/2,9] Neunte Frage
Hexenhammer, 655
wenn die Bekanntgabe [der Namen] derselben geschieht. Daher sollen sie ihre Namen nicht bekanntgeben« etc. und weiter unten folgt: »Wenn aber die oben erwähnte Gefahr entfällt, mögen sie die Namen der Ankläger oder Zeugen bekanntgeben, wie es in sonstigen Prozessen geschieht.« Der umsichtige Richter sei auch auf die Macht der Personen bedacht und daß jene dreifach ist, nämlich die Macht der Abstammung und Familie, die Macht des Geldes und die Macht der Bosheit, die mehr zu fürchten ist als die anderen beiden, weil durch jene den Zeugen schwere Gefahren drohen könnten, wenn denen, gegen die sie ausgesagt haben, ihre Namen bekanntgegeben würden. Ein Grund ist auch: Es ist gefährlicher, die Namen der Zeugen einem armen Angezeigten bekannt zu machen, der Komplizen im Bösen hat, Rebellen und Mörder, die nichts außer sich selbst zu verlieren haben, als einem Vornehmen oder Reichen, der Vermögen hat. Was und wie beschaffen aber eine schwere Gefahr sei, erklärt Johannes Andreae171, der über das oben erwähnte Wort »Gefahr« sagt: »Gefahr, weil man dabei den Tod oder Verstümmelung seiner selbst oder der Söhne oder seiner Eltern oder Verwüstung des Besitzes oder ähnliches befürchtet.« Der Richter möge überdies beachten, daß, wenn er mit apostolischer Autorität nach der Zustimmung des
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[III/2,9] Neunte Frage
Hexenhammer, 656
Ordinarius hierin dementsprechend, d.h. mit Nichtoffenbarung der Namen der Zeugen, vorgeht, sowohl er selbst als auch alle anderen Beisitzer, die den Aussagen der Zeugen beigewohnt haben oder in Zukunft bei der Fällung des Urteils dabei sein könnten, zu jener Geheimhaltung verpflichtet sind, bei Strafe der Exkommunikation, die, wenn sie dem zuwider handeln, der Bischof gegen sie schleudern kann und, auf daß sie [die Namen] nicht offenbaren, von Beginn des Prozesses an wenigstens implizit geschleudert hat. Daher heißt es in dem angeführten c. Statuta § et ut eorumdem172 folgendermaßen: »Und damit den Gefahren ebenderselben Ankläger und Zeugen wirksamer begegnet und umsichtiger in einer Inquisitionssache vorgegangen werde, erlauben wir kraft vorliegender Bestimmung, daß der Bischof und die Inquisitoren (verstehe wie oben!) über diejenigen, welchen sie, wie vorausgeschickt, einen derartigen Prozeß erklären und die ihnen [103ra] von demselben Bischof und den Inquisitoren unter der Geheimhaltung mitgeteilten Beratungsgeheimnisse oder Prozeßinterna gegen deren Erlaubnis anderen mitteilen, das Urteil der Exkommunikation, welches sie wegen der Verletzung des Geheimnisses durch die bloße Tat schon verdienen, wenn es ihnen [gut] scheint, eröffnen können.« Weiterhin ist zu bemerken, daß, wie Strafe darauf steht, wenn die Namen der Zeugen unerlaubt bekannt-
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[III/2,9] Neunte Frage
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gegeben werden, so auch Strafe darauf steht, wenn sie unerlaubt geheim gehalten werden; nämlich jenen, denen sie mit Recht bekanntzugeben sind, den Sachverständigen und Beisitzern, nach deren Ratschluß zu prozessieren ist; oder, wenn sie nicht bekanntgegeben werden, wo sie ohne Gefahr für die Zeugen bekanntgeben werden können, wie es in dem genannten c. Statuta173 gegen Ende heißt: »Übrigens schreiben wir in allem vor, daß die Bischöfe wie auch die Inquisitoren die reine und vorausschauende Sorge tragen, daß sie nicht, wenn sie die Namen der Ankläger oder Zeugen unterdrücken, sagen, es bestehe Gefahr, wo Sicherheit ist, und nicht behaupten, bei ihrer Gefährdung sei Sicherheit, wo eine solche Gefahr drohte, wobei sie ihre Gewissen belasten.« Dazu sagt der Archidiaconus174: »O du Richter, wer du auch seist, beachte in einem solchen Fall wohl diese Worte, denn er sagt nicht »leichte Gefahr«, sondern »schwere«. Du sollst daher den Beschuldigten nicht ohne gewichtigen Grund der Ordnung des Rechts berauben, da dies nicht ohne Beleidigung Gottes geschehen kann.« Der Leser muß beachten, daß, weil alles vorhergehende und auch folgende, bis man zu den Formen, das Urteil zu fällen, kommt, in denen der kirchliche Richter zu urteilen hat – abgesehen von der Strafe des Blutes175 –, dieses mit Zustimmung der Bischöfe durch den weltlichen Richter vorgenommen werden kann.
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[III/2,9] Neunte Frage
Hexenhammer, 657
Darum möge es den Leser nicht stören, wenn in dem [zitierten] Kanon der kirchliche und nicht der weltliche Richter angeführt wird, dem die Arten, über das Blut zu urteilen, nach Maßgabe der bischöflichen Urteils- und Bußverhängung zukommen.
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4.702
[III/2,10] Zehnte Frage
Hexenhammer, 657
[III/2,10] Zehnte Frage. Wie die Verteidigung samt der Bestellung eines Anwalts zu gewähren ist. Und es ist der fünfte Akt. Wenn [die Beschuldigte] also nach Verteidigungsmöglichkeiten verlangt, wie können sie gewährt werden, wo die Namen der Zeugen gänzlich geheim gehalten werden? Dazu ist zu sagen, daß die Verteidigung in dreierlei besteht: erstens, daß ihr ein Anwalt zugewiesen wird; zweitens, daß jenem Anwalt die Namen der Zeugen nicht bekanntgegeben werden, auch nicht zur Geheimhaltung unter [103rb] Eid, sondern daß er über die zurückgehaltenen Einzelheiten [erst] im Prozeß unterrichtet wird; drittens soll er [die Vorschrift] um des Angezeigten willen, so weit er kann, im günstigeren Sinne auslegen, jedoch ohne Ärgernis des Glaubens und ohne Schaden für die Gerechtigkeit, wie sich zeigen wird; und in gleicher Form der Bevollmächtigte, dem eine Abschrift des ganzen Prozeß[protokolls], jedoch mit Unterdrückung der Namen der Zeugen und der Anzeigenden, [geliefert wird]. Und derselbe Anwalt wird auch im Namen des Bevollmächtigten vorgehen. Zum ersten ist zu bemerken, daß der Anwalt nicht nach dem Gutdünken des Angezeigten bestellt wird. Nämlich weil er einen nach seinem Wohlgefallen
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4.703
[III/2,10] Zehnte Frage
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haben wollen würde, möge sich der Richter durchaus hüten, diesbezüglich einen streitsüchtigen, böswilligen Mann zuzulassen, der sich leicht mit Geld bestechen lassen könnte, wie man es oft findet. Er möge ihm vielmehr einen rechtschaffenen Mann zukommen lassen, der bezüglich seiner Rechtschaffenheit keinen Verdacht erweckt. Und zwar muß der Richter viererlei [Voraussetzungen] bei einem Anwalt beachten. Wenn diese vom Anwalt erfüllt sind, soll er ihm erlauben, Anwalt [im Prozeß] zu sein; sonst hat er ihn zurückzuweisen. Ein Anwalt nämlich muß zuerst die Beschaffenheit des Falles untersuchen, und wenn er gesehen hat, daß es eine gerechte ist, dann möge er sie übernehmen, wenn er will. Wenn [er sie] aber als ungerecht [erkennt], soll er sie ablehnen. Daher muß er sich sorgsam hüten, einen ungerechten und aussichtslosen Fall zu übernehmen. Aber wenn er zu Anfang in Unkenntnis [der Aussichtslosigkeit] den Fall übernommen hat und damit zugleich Geld, er während des Prozesses aber merkt, daß er aussichtslos ist, und wenn er dann seinem Klienten, d.h. dem Angezeigten, für den er den Fall übernommen hat, nicht den Rat gibt aufzugeben, ist er nach Goffredus176 gehalten, das empfangene Honorar zu ersetzen, was durch C. de iudi. Rem non novam177 bewiesen zu werden scheint, wenn auch Hostiensis178 bezüglich der Rückerstattung des Honorars das Gegenteil sagt,
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4.704
[III/2,10] Zehnte Frage
Hexenhammer, 659
nämlich außer wenn er es mit Absicht getan hat. Wenn also ein nichtswürdiger Anwalt seinen Klienten wissentlich verleitet, ihn eine üble Sache verteidigen zu lassen, ist er für Schaden und Unkosten verantwortlich, C. de admin. tu. Non est ignotum179. Das zweite, was er beachten muß, um als Anwalt auftreten zu können, sind drei [Voraussetzungen]: erstens Bescheidenheit, daß er nicht dreist, schimpfend oder mit einem Wortschwall vorträgt, c. eo quoniam180. Zweitens Wahrheit[sliebe], daß er nämlich nicht lügt, indem er falsche Gründe oder Beweise vorbringt, noch falsche Zeugen oder Eide, wenn er gescheit ist, noch um Aufschübe nachsucht, besonders in dieser Sache, wo summarisch, einfach und ohne Umstände [vorgegangen wird], wie oben181 in der sechsten Frage erwähnt worden ist und auch in 3 q. 7 hec tria angesprochen wird. Und das dritte, was beachtet wird, bezieht sich auf [103va] das Honorar, daß er sich nach der Ortsüblichkeit bescheide. Über diese Materie wird gehandelt in 3 q. 7 § arcentur und § tria182. Aber um auf unsere Sache zurückzukommen: der Richter möge die zuvor beschriebenen Bedingungen dem Anwalt vorlegen und am Schluß noch mahnen, daß er sich keiner Begünstigung der Ketzerei schuldig mache, weil er dann exkommuniziert würde, nach c. excommunicamus 1 § credentes183. Es gilt auch nicht, wenn er dem Richter sagen wollte, daß er nicht
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4.705
[III/2,10] Zehnte Frage
Hexenhammer, 659
den Irrtum, sondern die Person verteidige, weil er nicht auf beliebige Weise verteidigen darf, so daß nicht summarisch, einfach und ohne Umstände vorgegangen wird, was er tun würde, wenn er überhaupt um Aufschübe bitten oder Appellationen einlegen wollte, was alles zurückgewiesen wird, wie es dort in der sechsten Frage184 ausgeführt wird. Denn mag er auch den Irrtum nicht verteidigen, da er so verdammenswerter als die Zauberer und Hexen selbst und mehr noch ein Oberketzer als der ketzerische Zauberer wäre, wie es sich 24 q. 3 qui illorum185, ergibt, macht er sich noch dadurch, daß er ungehörigerweise einen der Ketzerei schon Verdächtigen verteidigt, gleichsam zu seinem Gönner, und zwar nicht allein leicht, sondern schwer, gemäß der Verteidigung, die er durchführt, und muß öffentlich vor dem Bischof abschwören, nach dem oft angeführten c. Accusatus186. Dieses ist ausführlich ausgeführt worden, und der Richter schätze es nicht gering, weil vom Anwalt oder Bevollmächtigten, wenn er falsch vorzugehen bestrebt ist, zahlreiche Gefahren auszugehen pflegen187. Daher muß ihn der Richter durchaus zurückweisen und gemäß den Akten und Beweisen vorgehen, wenn der Anwalt mißbilligenswert gewesen ist. Aber wenn der Richter einen tadellosen Anwalt für den Angezeigten hat, einen eifrigen Mann und Freund der Ge-
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[III/2,10] Zehnte Frage
Hexenhammer, 659
rechtigkeit, wird er ihm die Namen der Zeugen angeben können, jedoch unter der eidlichen Versicherung, das geheimzuhalten.
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4.707
[III/2,11] Elfte Frage
Hexenhammer, 660
[III/2,11] Elfte Frage. Was der Anwalt tun soll, wenn ihm die Namen der Zeugen nicht bekanntgegeben werden. Sechster Akt. Wenn gefragt wird, was der Anwalt, auch im Namen des Bevollmächtigten, für den Angezeigten tun soll, wenn weder ihm noch seinem Klienten die Namen der Zeugen bekanntgegeben werden, der Beschuldigte jedoch diese Bekanntgabe im höchsten Maße wünschte. Antwort: Er empfange vom Richter eine Belehrung über die einzelnen im Prozeß[protokoll] enthaltenen [Punkte], und wenn er eine Abschrift haben will, werde sie ihm mit Unterdrückung der Namen der Zeugen übergeben. So unterrichtet, mag er zu dem Angezeigten gehen und ihm die Einzelheiten vorlegen, und wenn es die Materie erfordert, weil sie ja dem Angezeigten [103vb] sehr nachteilig [sein kann], so soll er ihn zur Geduld ermahnen, soweit er kann. Und wenn der Beschuldigte immer wieder darauf besteht, daß ihm die Zeugen bekanntgegeben werden, kann er antworten: »Aus den Tatsachen, die gegen dich ausgesagt worden sind, wirst du die Zeugen erraten können. Nämlich so und so ist ein Kind oder ein Haustier behext worden. Oder der und der Frau oder dem und dem Mann hast du deshalb, weil sie dir die und die Sache, um die du batest, nicht gewähren wollten, ge-
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4.708
[III/2,11] Elfte Frage
Hexenhammer, 661
sagt: ›Du wirst fühlen, daß es besser gewesen wäre, du hättest mir die Sache zukommen lassen‹, nach welchen Worten der und der plötzlich krank geworden ist188. Deine Taten sprechen wie Zeugnisse; sie werden höher bewertet als Zeugnisse mit Worten.« Oder [er sage] auch: »Du weißt, daß du übel beleumundet und seit langer Zeit vieler derartig zugefügter Schadenszauber und Schäden verdächtig bist.« Und auf diese Weise entgegnend wird er schließlich dahin kommen, daß sie selbst entweder Feindschaften anführt, indem sie behauptet, [die Anklagen] seien ihr aufgrund von Feindschaft vorgeworfen worden, oder sagt: »Ich gestehe, diese Worte gesagt zu haben, aber nicht in der Absicht zu schaden.« Damit hat dann der Anwalt dem Richter und den Beisitzern bezüglich des ersten, nämlich der Feindschaft, vorzutragen, und der Richter hat nachzuforschen. Und wenn jene [Feindschaft] als Todfeindschaft erwiesen würde, nämlich daß zwischen Gatten oder Blutsverwandten nach dem Leben getrachtet worden oder der Tod eingetreten wäre, oder die Beschuldigung irgendeines Verbrechens [erfolgt wäre], um dessentwillen jemand durch die öffentliche Gerichtsbarkeit zu ahnden wäre, oder schwere Wunden infolge der Zwistigkeiten und Zänkereien zugefügt worden wären, dann möge ein vorsichtiger Richter mit seinen Beisitzern erörtern, ob auf der Seite der Beschuldigten die Feindschaft
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4.709
[III/2,11] Elfte Frage
Hexenhammer, 661
schwerer ins Gewicht falle oder auf der Seite des Anzeigenden, z.B. weil der Gatte oder die Freunde der Angezeigten andere auf der Seite des Anzeigenden unrechtmäßig bedrängt haben. Wenn keine Indizien der Tat [in Gestalt von] behexten Kindern oder Vieh oder [erwachsenen] Menschen vorhanden sind, noch auch andere Zeugen vorhanden sind oder sie auch nicht an schlechtem Leumund leidet, wird freilich angenommen, daß [der betreffende Zeuge] aus Rachsucht gegen sie ausgesagt hat. Und die Beschuldigte ist gänzlich loszusprechen und freizulassen unter der gebührenden Versicherung, sich nicht rächen zu wollen etc., wie es richterlicher Brauch189 ist. Aber es wird gefragt: Katharina hat ein behextes Kind, oder sie selber ist für sich behext oder sie hat großen Viehschaden erlitten. Sie hat jene im Verdacht, deren Gatte oder Blutsverwandte früher unrechtmäßig ihren Gatten oder Blutsverwandten in öffentlicher Gerichtsverhandlung belastet haben. Da hier auf Seiten des Anzeigenden eine doppelte Feindschaft besteht, weil [die Zeugin] Feindschaft hegt hinsichtlich des zugefügten Schadenszaubers und hinsichtlich der ihrem Gatten oder Blutsverwandten ungerechterweise zugefügten Beschimpfung, ist da ihre Aussage zurückzuweisen oder nicht? Auf der einen Seite schon [104ra], weil Feindschaft dabei ist, auf der anderen Seite nicht, weil [die Zeugin] Indizien der
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4.710
[III/2,11] Elfte Frage
Hexenhammer, 662
Tat vorbringt. Es wird geantwortet, daß in dem Fall, in dem keine anderen Anzeigenden vorhanden sind, noch auch eine öffentliche Berüchtigung gegen die Beschuldigte spricht, man ihrer Aussage nicht glaubt, sondern sie verwirft. Die Beschuldigte jedoch macht sich dadurch verdächtig, wenn außerdem die Krankheit angehext ist und nicht von einem natürlichen Mangel [herrührt] – und wie man das erkennt, wird sich weiter unten190 ergeben –, so daß sie sich kanonisch zu reinigen hat. Aber wenn wiederum gefragt wird, ob andere Anzeigende zuvörderst auch über Indizien der Tat auszusagen haben, die ihnen oder anderen zugestoßen sind, oder allein über den Leumund, so wird geantwortet, daß es freilich gut ist, wenn sie über irgendwelche Indizien der Tat aussagen; wenn aber über den Leumund, und dieser ist tatsächlich schlecht, dann wird der Richter, mag er den Anzeigenden wegen der Feindschaft auch zurückgewiesen haben, doch das Indiz der Tat, welches er vorgebracht und angezeigt hat, von den anderen Zeugen, nach dem, was sie über den Leumund ausgesagt haben, als Anzeichen für schweren Verdacht nehmen, aufgrund dessen die Beschuldigte in Haft genommen und vom Richter zu einer dreifachen Strafe verurteilt werden kann, nämlich der der kanonischen Reinigung, wegen der Infamie, gemäß c. Inter sollicitudines, extra de pur.
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4.711
[III/2,11] Elfte Frage
Hexenhammer, 663
ca191; desgleichen zur Abschwörung wegen des Verdachtes, gemäß c. Accusatus192 am Anfang; und entsprechend den verschiedenen Verdachtsgründen zu den verschiedenen Abschwörungen, wie sich in der vierten Form193, das Urteil zu fällen, ergeben wird. Und wegen der Indizien der Tat wird sie, wenn sie das Verbrechen gesteht und bußfertig ist, nicht dem weltlichen Arm zur Hinrichtung überlassen, sondern durch den kirchlichen Richter zu lebenslangem Kerker verurteilt. Durch den weltlichen Richter jedoch kann sie, unbeschadet, daß sie zu lebenslangem Kerker durch den kirchlichen Richter verurteilt worden ist, trotzdem wegen der zeitlichen Schäden dem Feuer übergeben werden, gemäß c. ad abolendam, § presenti194 und gemäß c. excommunicamus 2 de. here.195, was sich alles weiter unten bei der sechsten Art196, das Urteil zu fällen, ergeben wird. Als Nachwort ist zu sagen: Der Richter möge erstens beachten, daß er nicht zu leicht bereit sei, dem Anwalt zu glauben, wenn er für die Beschuldigte eine Todfeindschaft anführt, weil sehr selten bei einem solchen Verbrechen jemand ohne Feindschaft aussagt, da die Hexen immer allen verhaßt sind. Zweitens, da eine Hexe auf vier Arten überführt werden kann, nämlich durch Zeugen, durch die Offensichtlichkeit der Tat, durch Indizien [104rb] oder durch das eigene Geständnis, und zwar bezüglich der Infamie, durch Zeu-
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4.712
[III/2,11] Elfte Frage
Hexenhammer, 664
gen oder bezüglich des Verdachtes durch den Augenschein oder die Indizien der Tat, möge er darauf achten, daß danach der Verdacht als leicht, schwer oder dringend beurteilt werden kann; und dies alles ohne eigenes Geständnis. Wenn diese197 [Merkmale] zusammen kommen, würde wie beschrieben vorgegangen198. Drittens möge er das Vorige auf sein Vorhaben bezüglich der Angezeigten anwenden, um dem Anwalt zu begegnen: aber natürlich sei sie nur aufgrund der Infamie angezeigt, oder es wirkten irgendwelche Indizien mit, wodurch sie schwer oder leicht verdächtig werde. Und dann wird er dem Anwalt bezüglich der angeführten Feindschaft antworten können; und zwar soweit es jenen Teil anlangt, wo der Anwalt zugunsten des Angezeigten auf Feindschaft der Anzeigenden angetragen hat. Wenn er aber das zweite anführt, nämlich jene Worte, die sie gegen den Anzeigenden ausgestoßen hat, [z.B.]: »Du wirst in Kürze fühlen, was dir passieren wird«; oder »Du wirst keine gesunden Tage mehr haben«199; oder »Es wird in Kürze dahin kommen, daß du wolltest, du hättest mir die und die Sache zukommen lassen oder du hättest sie mir verkauft« und ähnliches, und der Anwalt ausführt: »Mag auch irgendein Übel für den Anzeigenden an [seinen] Gütern oder Körper[n] gefolgt sein, so folgt deshalb doch nicht, daß jene Beschuldigte als Hexe
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4.713
[III/2,11] Elfte Frage
Hexenhammer, 664
die Ursache dieses Übels sei, weil Krankheiten einem auf verschiedene Weise zustoßen können.« Und wenn er ferner hinzufügt, daß es unter den Frauen geläufig sei, mit derlei Worten untereinander zu streiten etc., so hat der Richter bezüglich dieser Behauptungen folgendermaßen zu entgegnen: Wenn freilich die Krankheit infolge eines natürlichen Defekts eingetreten ist, dann wird die Entschuldigung Platz greifen können. Aber wenn aufgrund von Anzeichen und Erfahrungen das Gegenteil feststeht, insofern als nämlich [die Krankheit] durch kein natürliches Mittel hat geheilt werden können; desgleichen, weil sie nach dem Urteil der Ärzte als angehexte Krankheit, im Volksmund Nachtschaden200, beurteilt wird; desgleichen vielleicht nach dem Urteil anderer Besagerinnen, die versichern oder versichert haben, die Krankheit sei angehext; desgleichen, weil sie plötzlich aufgetreten ist, ohne vorhergehenden Schwächezustand, während doch natürliche Krankheiten allmählich zu schwächen pflegen; desgleichen, weil sie vielleicht darum kuriert worden ist, weil man bestimmte Hilfsmittel unter dem Bett oder in den Kleidern oder an anderen Orten gefunden hat, nach deren Entfernung [die Kranke] plötzlich die Gesundheit wiedererlangt hat, was sich sehr häufig ereignet, wie es sich oben im zweiten [104va] Teil des Werkes201 ergeben hat, wo von den Heilmitteln gehandelt wird. Und durch diese oder ähnliche
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4.714
[III/2,11] Elfte Frage
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[Einwände] kann der Richter sehr leicht entgegnen, daß eine solche Krankheit eher infolge eines Schadenszaubers als infolge eines natürlichen Mangels eingetreten ist. Auch aus Drohungen hat man Verdacht auf einen Schadenszauber, wie wenn jemand sagen würde: »Ich will dir die Scheune abbrennen« und der Erfolg auf dem Fuße folgt, [was] den schweren Verdacht erregt, daß der, welcher die Drohungen ausgestoßen hat, die Scheune angezündet hat, mag vielleicht auch ein anderer und nicht er selbst den Brand gelegt haben.
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4.715
[III/2,12] Es folgt mit Bezug darauf die zwölfte
Hexenhammer, 665
[III/2,12] Es folgt mit Bezug darauf die zwölfte Frage, die noch weitere Erklärungen dazu bringt, wie eine Todfeindschaft zu erforschen sei. Siebter Akt. Beachte, daß von der Ablegung eines Zeugnisses nur Todfeinde zurückgewiesen werden, wie oben in der fünften Frage angesprochen worden ist. Eine solche Feindschaft aber aus dem im vorhergehenden Kapitel Behandelten zu erklären, mag dem Richter vielleicht allzu unklar und schwierig scheinen, wobei zu beachten ist, daß der Beschuldigte oder dessen Bevollmächtigter sich nicht gern mit jener Entscheidung zufrieden geben möchten, diesbezüglich, welche [Feindschaft] als Todfeindschaft zu bezeichnen sei und welche nicht. Daher sind noch andere Mittel anzusprechen, durch die der Richter zur Erkenntnis einer solchen Feindschaft gelangen könnte, um so auf keinen Fall einen Unschuldigen zu verdammen, während er jedoch einen Schuldigen mit der gebührenden Gerechtigkeit bestrafen kann. Und mögen auch diese Mittel verklausuliert oder auch hinterhältig sein, so kann der Richter sie doch zum Vorteil des Glaubens und des gemeinen Wesens anwenden, da auch der Apostel202 sagt: »Da ich verschlagen war, habe ich sie mit List gefangen.« Im besonderen werden auch diese Mittel
Hexen
4.716
[III/2,12] Es folgt mit Bezug darauf die zwölfte
Hexenhammer, 666
bei den Angezeigten angewendet, die öffentlich weder übel beleumundet noch auch sich durch irgendein Indiz der Tat auszeichnen; auch mag sie der Richter gegen alle beliebigen Angezeigten [anwenden können], wenn sie Feindschaften gegen die Anzeigenden anführen und durchaus die Namen der Zeugen wissen möchten. Die erste Weise ist die: Es wird nämlich dem Angezeigten oder seinem Anwalt eine Abschrift des Prozeß[protokolls] auf der einen Seite gegeben, nämlich gesondert, und die Namen der Anzeigenden oder Angebenden auf der anderen Seite, jedoch nicht in der Reihenfolge, wie sie aussagen, sondern in der Weise, daß der Name des Zeugen, welcher in der Abschrift der erste ist, auf dem Zettel der sechste oder siebte ist, und wer der zweite ist, der vorletzte oder [104vb] letzte, womit der Beschuldigte [nicht weiß], wer dieses ausgesagt hätte oder wer jenes und wer der erste oder zweite in seiner Abschrift sei. Wenn es soweit ist, [sagt man dem Beschuldigten]: »Wirst du alle als Feinde angeben oder nicht?« Gibt er alle an, so wird der Beschuldigte um so schneller bei einer Lüge ertappt werden, wenn durch den Richter die Ursache der Feindschaft untersucht wird; gibt er aber bestimmte an, wird die Ursache der Feindschaft [um so] leichter erforscht werden. Die zweite Weise wäre in ähnlicher Form [vorzu-
Hexen
4.717
[III/2,12] Es folgt mit Bezug darauf die zwölfte
Hexenhammer, 666
nehmen], wenn dem Anwalt eine Abschrift des Prozeß[protokolls] auf der einen Seite und die Namen der Anzeigenden auf der anderen Seite gegeben würde, unter Hinzufügung noch anderer Äußerungen, die anderswo von Zauberern und Hexen angeführt und nicht von den Anzeigenden oder den Zeugen ausgesagt worden sind. So wird der Beschuldigte nicht mit Sicherheit sagen können, dieser oder jener sei sein Todfeind, weil er nicht weiß, was von wem gegen ihn ausgesagt worden ist. Die dritte Weise ist die, welche auch oben im fünften Kapitel203 angesprochen worden ist. Wenn nämlich der Beschuldigte verhört wird, soll er am Ende des zweiten Verhörs, bevor er um Verteidigungen bittet und ihm ein Anwalt bestellt wird, gefragt werden, ob er glaube, er habe Todfeinde, die unter Hintansetzung aller Gottesfurcht ihm fälschlich den Schandfleck der Ketzerei der Hexen anheften. Und dann, nicht gefaßt und unvorbereitet und da er die Aussagen der Anzeigenden nicht gekannt hat, antwortet er dann vielleicht, er glaube nicht, solche Feinde zu haben. Oder wenn er sagt, ich glaube welche zu haben, dann nennt er sie, und jene werden aufgeschrieben, und auch der Grund der Feindschaft, damit der Richter danach um so sicherer zu ermitteln imstande ist, nachdem eine Abschrift des Prozeß-[protokolls] und die Namen gesondert übergeben worden sind, in der
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4.718
[III/2,12] Es folgt mit Bezug darauf die zwölfte
Hexenhammer, 667
Form wie oben. Und die vierte Weise besteht darin, daß [der Beschuldigte] wiederum am Ende des zweiten Verhöres204 oder Geständnisses, von dem in der sechsten Frage bei der zweiten Befragung [die Rede ist], bevor ihm Verteidigungsmitteln gewährt werden, bezüglich der Zeugen, welche schwerwiegend gegen ihn ausgesagt haben, in dieser Form befragt wird: »Kennst du den und den?«, wobei man einen von den Zeugen nennt, der ziemlich Belastendes ausgesagt hat; und dann wird sie sagen: »Ja!« oder »Nein!« Wenn »nein«, dann wird er ihn später, wenn man ihm Verteidigungen und einen Anwalt gewährt, nicht als seinen Todfeind hinstellen können, da er vorher unter Eid das Gegenteil ausgesagt hat, nämlich ihn nicht zu kennen. Wenn er aber »ja« gesagt hat, dann soll er gefragt werden, ob er weiß oder gehört hat, daß er oder sie205 selbst etwas gegen den Glauben ausgeführt hat, wie es Hexen zu tun pflegen. Wenn er [der Beschuldigte] »ja« sagt, »er hat das [105ra] und das getan«, soll er gefragt werden, ob er sein Freund oder Feind ist. Er wird sogleich antworten, »Freund«, und zwar, damit man zu dessen Zeugnis stünde. Und von da an kann er ihn in jenem Fall nicht als jenen Todfeind durch seinen Anwalt angeben, da er unter Eid vorher gesagt hat, er sei sein Freund. Wenn er aber antworten sollte, er wisse nichts von ihm, dann werde
Hexen
4.719
[III/2,12] Es folgt mit Bezug darauf die zwölfte
Hexenhammer, 668
er gefragt, ob er sein Freund oder Feind sei, und sogleich wird er antworten, Freund, weil es nicht angeht, einen als Feind zu bezeichnen, von dem er nichts Schlimmes weiß. Er wird also sagen: »Ich bin sein Freund.« Aber trotzdem, wenn ich etwas wüßte, würde ich nicht unterlassen, jenes zu offenbaren.« In der und der Sache also wird er ihn später nicht als Feind hinstellen können; oder er wird zumindest Gründe der Todfeindschaft von Anfang an beibringen. Und dann wird dem Anwalt Glauben geschenkt. Die fünfte Weise: Es wird nämlich dem Angezeigten oder Anwalt eine Abschrift des Prozeß[protokolls] mit Unterdrückung der Namen des Anzeigenden gegeben. Und wenn der Anwalt ihn über die Einzelheiten belehrt, stellt er Vermutungen auf, wer oder welcher derartiges gegen ihn ausgesagt habe. Und häufig kommt [ihm dabei der eine oder andere] in den Sinn. Wenn er dann sagt, der und der ist [mein] Todfeind; ich will es durch Zeugen beweisen, dann hat der Richter zu erwägen, ob er ihn in Übereinstimmung mit dem Prozeß[protokoll] benannt hat. Und weil jener dann gesagt hat, er wolle es durch Zeugen beweisen, wird er jene prüfen und den Ursachen der Feindschaft nachgehen, nachdem heimlich sogleich guter Rat von erfahrenen oder alten Leuten eingeholt worden ist, die über Kenntnis verfügen. Und wenn er so genügend Anhaltspunkte für die Todfeindschaft gefunden hat,
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4.720
[III/2,12] Es folgt mit Bezug darauf die zwölfte
Hexenhammer, 668
dann weise er zunächst die Zeugen zurück, und jener wird entlassen, falls nicht weitere Belastungen anderer Zeugen vorliegen. Und diese fünfte Weise wird als allgemein gebräuchlich angewendet, und in der Tat finden die Hexen schnell aus der Abschrift des Prozeß[protokolls] die Männer oder Frauen heraus, die gegen sie ausgesagt haben. Und weil sehr selten in einem solchen Fall eine Todfeindschaft gefunden wird, außer der, welche aus ihren bösen Werken resultiert, so ist es für den Richter ein Leichtes, sich auf die vorgenannte Weise zu entscheiden. Man beachte auch, daß die Anzeigenden sich häufiger den Zauberern und Hexen zu zeigen und ihnen vorzuhalten wünschen, was ihnen durch Schadenszauber angetan worden ist. Es gibt auch noch eine [weitere und] letzte Weise, auf die der Richter schließlich zurückkommen kann, wenn die genannten Arten vielleicht von manchen für listig und hinterhältig [105rb] angewendet beurteilt werden sollten, besonders die vier ersten. Zur völligen Genugtuung und Beruhigung skrupulöser Geister daher und damit dem Richter kein Vorwurf gemacht werde, möge er beachten, daß, nachdem er die vorhergehenden Arten weiß, daß zwischen dem Angezeigten und dem Anzeigenden keine Todfeindschaft besteht, er jedoch darüber nach dem Rat der anderen Beisitzer [erst] zum Schluß befinden will, soll er Folgendes
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4.721
[III/2,12] Es folgt mit Bezug darauf die zwölfte
Hexenhammer, 669
tun, damit ihm kein Vorwurf gemachte werde. Er gebe dem Angezeigten oder dessen Anwalt eine Abschrift des Prozeß[protokolls], jedoch unter Auslassung der Namen der Anzeigenden und der Angebenden. Und weil er bei der Verteidigung sagt, er habe Todfeinde und er vielleicht verschiedene Gründe der Feindschaften beibringt, mögen sie es tatsächlich sein oder nicht, so bringt doch der Richter einen Rat erfahrener Männer jedweder Art zusammen, wenn er sie bequem bekommen kann, oder zumindest aus vorsichtigen und ehrenwerten Personen jeder Art, weil er dazu nach dem oft angeführten c. Statuta206 gehalten ist, und lasse ihnen das ganze Prozeß[protokoll] unverkürzt und vollständig durch den Notar oder Schreiber vorlesen. Und er [der Richter] mag ihnen die Namen der Zeugen oder der Anzeigenden offen vorlegen, jedoch so, daß er alle unter Eidesleistung zur Geheimhaltung verpflichtet. Und zwar hat er sie vorher zu fragen, ob sie das tun wollen, weil ihnen sonst auf keinen Fall die Namen vorzulegen sind. Danach soll er sagen, wie er bei der Ermittlung nach einer Feindschaft auf die und die Weise keine habe nachweisen können. Jedoch soll er zu verstehen geben, es möchte, falls es gut schiene, eins von beiden geschehen: entweder es werde durch den Rat entschieden, welche von den Anzeigenden als Todfeinde zurückzuweisen seien, und wie; oder es sollen drei, vier oder fünf ausgewählt
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4.722
[III/2,12] Es folgt mit Bezug darauf die zwölfte
Hexenhammer, 669
werden, die in dem Dorf oder in der Stadt um die Freundschaft oder Feindschaft zwischen dem Angezeigten und den Zeugen mehr wissen und die nicht in dem Rat anwesend sind. Und jenen sollen nur die Namen des Anzeigenden und der Zeugen, aber nicht die Artikel des Prozeß[protokolls] bekanntgegeben werden. Und zu deren Urteil wird man stehen. Erstens werden sie [die Räte] die Zeugen dann nicht gut zurückweisen können – beachte, daß der Richter seine Untersuchungsmaßnahmen getroffen hat –, zweitens aber wird er sich völlig unangreifbar machen und allen nachteiligen Verdacht von sich abwenden. Er ist auch gehalten, diese letzte Maßnahme zu beachten, wenn der Beschuldigte in einem fremden Ort und Lande verhaftet worden ist. Diese Dinge mögen zur Entscheidung über die Feindschaft genügen. [105va]
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4.723
[III/2,13] Vierzehnte Frage
Hexenhammer, 670
[III/2,13] Vierzehnte207 Frage. Von den Dingen, die der Richter vor den vorzulegenden Fragen in der Kerker- und Folterkammer zu beachten hat. Und es ist der neunte Akt. Was zuletzt vom Richter zu tun sei, ist klar. Daß nämlich, wie es die allgemeine Gerechtigkeit erfordert, niemand zur Todesstrafe verurteilt wird, wenn jemand nicht durch das eigene Geständnis überführt wird. Da sie aber aufgrund der anderen beiden, nämlich aufgrund der Offensichtlichkeit oder der Indizien der Tat oder aufgrund gesetzmäßiger Vorführung von Zeugen, wie es oben in der siebten Frage208 angesprochen worden ist, für eine offenkundig in ketzerischer Verkehrtheit Ertappte gehalten wird, und von einer solchen Angezeigten ist jetzt auch die Rede, so wird sie dann jedenfalls zur [Erlangung] eines Geständnisses der Verbrechen den [peinlichen] Fragen und Foltern ausgesetzt. Und damit die Frage klar sei, möge ein Fall angeführt werden, der sich in Speyer209 zutrug und recht bekannt ist. Als ein ehrenwerter Mann an einer Frau vorbeiging und nicht in den von ihr gewünschten Verkauf einer bestimmten Sache hatte einwilligen wollen, rief jene entrüstet hinter [seinem] Rücken: »In Kürze wirst du wünschen, du hättest zugesagt!« Und so oder [so] ähnlich ist die ge-
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4.724
[III/2,13] Vierzehnte Frage
Hexenhammer, 671
bräuchliche Art der Hexen zu sprechen, wenn sie einen Schadenszauber durch Sprüche zufügen wollen. Da wandte jener, empört und nicht zu Unrecht das Gesicht nach hinten [gewandt], um sie anzusehen, in welcher Absicht sie die Worte ausgestoßen habe. Und siehe, er wurde plötzlich von einem Schadenszauber getroffen, indem sein Mund sich in schauderhafter Entstellung schräg bis zu den Ohren ausdehnte. Und er konnte ihn nicht zurückziehen, sondern blieb lange Zeit so entstellt. Gesetzt den Fall, es wird dem Richter eine augenscheinliche Tat vorgelegt und gefragt, ob [die Betreffende] für offenkundig in der Ketzerei der Hexen ertappt zu halten ist. Man muß mit »Ja« antworten nach den Worten des Bernardus210 in der glossa ordinaria und in c. Ad abolendam, wie es oben211 in der erwähnten Frage angesprochen wird, weil auf drei Arten, wie dort bemerkt wird, jemand als in dieser Weise ertappt beurteilt wird und weil auch jene drei nicht in Verbindung, d.h. alle drei zugleich, zusammenzuwirken haben, sondern jedes einzelne für sich, nämlich die Offensichtlichkeit der Tat, das gesetzmäßige Vorbringen von Zeugen und das eigene Geständnis bewirkt, daß die Hexe für offenkundig ertappt erachtet wird. Das Indiz der Tat aber unterscheidet sich von der Offensichtlichkeit, da es weniger ist als die Offensichtlichkeit. Doch wird es auch aus den Worten
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4.725
[III/2,13] Vierzehnte Frage
Hexenhammer, 671
und Werken der Hexen gefolgert [105vb], wie in jener siebten212 Frage angesprochen wird. Man schließt auch auf Schadenszauber, der nicht so plötzlich, sondern im Verlauf der Zeit zugefügt worden ist, doch auch nach vorangegangenen Drohungen. Und so können wir schließen, daß sich jetzt unsere Frage um ähnliche angezeigte Zauberer und Hexen dreht, die bei den Verteidigungen, wie vorausgeschickt, versagt oder auch nicht versagt haben, weil sie nicht zugelassen waren; nicht zugelassen aber, weil sie nicht darauf angetragen hatten: Was der Richter zu tun hat und wie die [peinlichen] Fragen anzugehen sind, auf daß dem Blutrichter die Wahrheit zu bekennen sei? Hier muß der Richter wegen der ungeheuren Mühen gegen den Schweigezauber vieles beachten, was auch nach und nach in den Kapiteln hergeleitet wird. Und das erste ist, daß er [der Richter] sich zur [peinlichen] Befragung einer Hexe nicht gleich anschicke. Er habe jedoch Obacht auf gewisse Anzeichen, welche folgen werden. Der Grund, weshalb er nicht leichtfertig sein darf, ist, weil, wenn nicht göttlicher Zwang durch einen heiligen Engel bewirkt, daß der Schadenszauber des Teufels weicht, sie [die Beschuldigte] so unempfindlich gegen Schmerzen wird, daß sie sich eher gliederweise zerreißen läßt, ab daß sie etwas von der Wahrheit zu gestehen vermöchte. Es ist auch deshalb nicht zu übersehen, weil einmal
Hexen
4.726
[III/2,13] Vierzehnte Frage
Hexenhammer, 672
nicht alle in gleichem Maße in einen solchen Schadenszauber verstrickt sind; dann auch, weil der Teufel bisweilen aus eigenem Antrieb, nicht von einem heiligen Engel gezwungen, es zuläßt, daß die Hexe [ihre] Verbrechen gesteht. Um das zu verstehen, ist zu beachten, was oben213 im zweiten Teil des Werkes, über die Form, dem Teufel zu huldigen, angesprochen worden ist. Es gibt nämlich [Hexen], welche zuerst bestimmte Jahre hindurch dienen, sechs, acht oder zehn, ehe sie ihm huldigen, nämlich dadurch, daß sie sich ihm mit Leib und Seele angeloben, während dagegen andere ihm von Anfang an die Ableugnung des Glaubens geloben und auch sofort die Huldigung erweisen. Warum aber der Teufel diesen Zeitraum einräumt? Einzig aus dem Grunde, damit in jener Zeit die Hexe geprüft werde, ob sie, nur mit dem Mund und nicht mit dem Herzen den Glauben ableugnend, ihm in ähnlicher Weise auch die Huldigung erweisen würde. Denn da der Teufel das Innere des Herzens außer anhand von Äußerlichkeiten nicht und [auch dann nur] vermutungsweise zu erkennen weiß, wie im ersten Teil des Werkes214 bei der Schwierigkeit, ob die Dämonen die Herzen der Menschen zu Haß oder Liebe wandeln können, [erklärt worden ist], finden sich auch etliche, die aus irgendeiner Not oder Bedürftigkeit durch andere Hexen verführt und in der Hoffnung auf Beichte und Loskommen [106ra] im
Hexen
4.727
[III/2,13] Vierzehnte Frage
Hexenhammer, 672
ganzen oder teilweise vom Glauben abgefallen sind. Solche läßt er schlechterdings, auch ohne vom heiligen Engel gezwungen zu sein, im Stich, weshalb sie auch ihre Verbrechen leicht gestehen, während jedoch andere, die wie mit dem Mund, so auch noch vielmehr mit dem Herzen sich an ihn gehängt haben, von ihm nach Kräften verteidigt und zum Schweigezauber verhärtet werden. Daraus ergibt sich auch die Antwort auf die Frage, woher es kommt, daß bestimmte Hexen leicht gestehen, andere aber gar nicht: weil, wenn der Teufel nicht von Gott her zurückgehalten wird, er jene doch mit Absicht zurückläßt, um sie mittels zeitlicher Verwirrung und eines grausigen Todes zur Verzweiflung zu treiben, welche er im Herzen anzulocken niemals vermocht hatte. Es ergibt sich dies auch aus ihren sakramentalen Beichten, in denen sie versichern, sie hätten [dem Teufel] niemals freiwillig angehangen, und viele Schadenszauber hätten sie, von den Dämonen gezwungen, verübt. Es gibt noch einen anderen Unterschied: man sieht, daß manche nach dem Geständnis der Verbrechen sich selbst den Tod zu geben beabsichtigen, indem sie sich mit einer Schlinge oder durch Aufhängen selbst das Leben nehmen, was auf jeden Fall jener Feind [der Teufel] bewirkt, damit sie nicht durch sakramentale Beichte Verzeihung von Gott erlangen. Und zwar [tut er dies] vorzüglich bei denen, welche ihm nicht
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4.728
[III/2,13] Vierzehnte Frage
Hexenhammer, 673
freiwillig angehangen haben, mag er es auch bei anderen, die ihm freiwillig angehangen haben, nach dem Geständnis der Verbrechen vorhaben. Aber dann merkt man, daß der Teufel die Hexen gezwungenermaßen im Stich gelassen hat. Wir wollen schließen, daß man eine ebenso große oder gar noch größere Mühe beim [peinlichen] Verhör der Hexen zum Geständnis der Wahrheit annimmt, wie beim Austreiben bei einem vom Dämon Besessenen. Daher soll der Richter hierzu weder gern bereit noch leichtfertig sein, außer, wie es zum Blutrichter gesagt wurde. Aber auch in diesem Fall möge er wie folgt Sorgfalt üben, wenn er erst das Urteil spricht.
Hexen
4.729
[III/2,14] Fünfzehnte Frage
Hexenhammer, 674
[III/2,14] Fünfzehnte215 Frage. Über die Weise, die Beschuldigte zu den [peinlichen] Fragen zu verurteilen, und wie sie am ersten Tag [peinlich] zu verhören ist, und ob man ihr die Erhaltung des Lebens versprechen kann. Zehnter Akt. Was hat der Richter an zweiter Stelle zu bedenken? Es besteht der Akt vorerst216 darin, daß er in der Weise, wie folgt, das Urteil fällt: »Wir, Richter und Beisitzer, die wir auf die Ermittlungen achten oder die Ergebnisse dieses von uns gegen dich geführten Prozesses bedenken, den und den, an dem und dem Ort der und der Diözese, wir finden nach sorgfältiger [106rb] Prüfung aller Punkte, daß du in deinen Aussagen schwankend bist, weil du schlichtweg sagst, du habest die und die Drohungen ausgestoßen, aber nicht in der Absicht zu schädigen. Und doch sind nichtsdestoweniger verschiedene Indizien vorhanden, welche genügen, dich den [peinlichen] Fragen und Foltern auszusetzen. Deswegen erklären, urteilen und erkennen wir, daß du am heutigen Tage und zu der und der Stunde den [peinlichen] Fragen und Foltern ausgesetzt werden sollst. Gefällt wurde dieses Urteil« etc. Zweitens217 besteht der Akt darin, daß, wie vorausgeschickt worden ist218, [der Richter] auch jetzt
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4.730
[III/2,14] Fünfzehnte Frage
Hexenhammer, 674
noch nicht zum [peinlichen] Verhör bereit ist, sondern [der Beschuldigte] im Gefängnis zur Strafe und nicht mehr bloß zur Sicherung, wie bisher, festgehalten wird. Dann läßt [der Richter] dessen Freunde herbeiholen und eröffnet ihnen, daß er den Strafen entgehe und vielleicht dem Tod nicht überantwortet würde, wenn er die Wahrheit gestehe, während er sonst bestraft würde. Und er ermahnt sie, daß sie den Angezeigten dazu bringen möchten. Denn das häufige Nachdenken, das Unglück des Kerkers und die wiederholte Belehrung seitens rechtschaffener Männer machen ihn geneigt, die Wahrheit zu bekennen. Wir haben die Erfahrung gemacht, daß die Hexen durch solcherart Belehrungen dermaßen bestärkt wurden, daß sie zum Zeichen des Widerwillens [gegen den Teufel] auf die Erde speien, gleichsam dem Teufel ins Gesicht, und sagten: »Weiche, verfluchter Teufel! Ich werde tun, was recht sein wird« und in der Folge ihre Verbrechen gestanden. Wenn man aber auf den Angezeigten in geeigneter Weise gewartet, ihm angemessene Zeit gewährt und ihn vielfach belehrt hat, und der Richter im guten Glauben meinte, daß der Beschuldigte die Wahrheit leugne, so verhöre man ihn [peinlich] in mäßiger Weise, nämlich ohne Blutvergießen, da man weiß, daß die [peinlichen] Verhöre trügerisch und, wie oft angesprochen worden ist219, öfter wirkungslos sind.
Hexen
4.731
[III/2,14] Fünfzehnte Frage
Hexenhammer, 675
Die Weise aber, damit zu beginnen, ist diese: daß, während die Knechte sich zum [peinlichen] Verhör bereit machen, sie ihn [den Beschuldigten] danach entkleiden; oder, wenn es eine Frau ist, soll sie, bevor sie in den Kerker geführt wird, von anderen sittsamen Frauen von gutem Ruf entkleidet werden, damit [entdeckt werde], ob irgendein [Schweige]zauber in die Kleider eingenäht ist, den sie häufig auf die Unterweisung der Dämonen hin aus den Gliedern eines ungetauften Knaben herstellen; zu dem Ende, daß die Knaben der Seligkeit220 beraubt werden. Und während die [Folter]werkzeuge aufgestellt werden, soll der Richter selbst und durch andere gute [106va] Männer [und] Glaubenseiferer den [peinlich] zu Verhörenden bewegen, die Wahrheit frei zu gestehen. Und wenn er nicht gestehen will, übergibt er ihn den Knechten, damit er an die Seile gebunden werde oder zu anderen Werkzeugen gegriffen werde. Und dabei sollen sie sogleich Folge leisten, nicht freudig, sondern gleichsam erschrocken. Danach wird er wieder auf die Bitte einiger losgebunden, zur Seite genommen und wiederum zu bewegen gesucht, daß er gestehe und dabei belehrt, daß er dem Tode nicht übergeben werde. Hier ist zu fragen, ob der Richter bei einem bescholtenen und durch Zeugen und Indizien der Tat gesetzmäßig überführten Angezeigten, wenn nichts fehlt, als daß er mit eigenem Mund das Verbrechen
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4.732
[III/2,14] Fünfzehnte Frage
Hexenhammer, 675
gesteht, erlaubterweise die Erhaltung des Lebens versprechen kann, obgleich er doch, wenn er das Verbrechen gesteht, mit dem Tode bestraft wird. Es wird geantwortet: Von Verschiedenen werden verschiedene Ansichten vertreten. Einige nämlich meinen, daß, wenn die Beschuldigte sehr übel beleumundet und aufgrund der Indizien der Tat schwer verdächtig und sie selbst zum großen Schaden gleichsam die Lehrermeisterin der anderen Hexen221 ist, sie auch dann noch hinsichtlich des Lebens beruhigt werden könne, [indem man ihr sagt] daß sie zu lebenslangem Kerker bei Wasser und Brot verurteilt werde, wenn sie nur die anderen Hexen durch sichere und durchaus wahre Indizien bekanntgeben wolle. Jedoch wäre ihr jene Kerkerstrafe, so wie sie verhängt wird, nicht mitzuteilen, sondern ihr wäre nur die Gewährung des Lebens zu versprechen, und daß sie mit einer Buße, z.B. durch Verbannung oder auf eine andere Weise, zu bestrafen [wäre]. Und ohne Zweifel wären sie mit Rücksicht auf berüchtigte Zauberer und Hexen, und zwar besonders wegen solcher Leute, die den [anderen] Zauberern und Hexen mit Mitteln zur Hand gehen und Behexte mit abergläubischen Handlungen heilen, auf diese Weise zu bewahren, damit sie entweder den Behexten zu Hilfe kämen oder die Hexen verrieten. Jedoch sollte man sich mit ihrem Verrat deshalb nicht begnügen, weil der Teufel lügnerisch ist, außer wenn
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4.733
[III/2,14] Fünfzehnte Frage
Hexenhammer, 676
gleichermaßen noch andere Indizien der Tat samt Zeugen hinzukommen. In anderen Fällen scheint es mit Rücksicht eben darauf anzugehen, daß, falls sie auf diese Weise dem Kerker überantwortet worden ist, man ihr eine Zeitlang das Versprechen hält und sie erst nach einiger Zeit eingeäschert wird. Es gibt eine dritte Gruppe von Leuten, welche sagen, der Richter könne ihr getrost die Erhaltung des Lebens zusichern, jedoch so, daß nicht er selbst sich danach das Urteil fällt, sondern ein anderer an seiner Stelle. Unter diesen Möglichkeiten mag zwar die erste wegen der Heilung der Behexten nützlich scheinen; aber weil es nicht erlaubt ist, einen Schadenszauber durch einen [anderen] Schadenszauber oder unerlaubte Taten aufzuheben, wenn es auch, wie sich in der ersten und einleitenden Frage dieses dritten Teils [106vb] ergeben hat222, die Meinung sehr vieler ist, daß es erlaubt sei, einen Schadenszauber durch eitle und abergläubische Werke aufzuheben. Aber weil hierbei die Erfahrung wie auch die Praxis und die Mannigfaltigkeit der Verhältnisse die Richter mehr belehren als irgendjemandes Kunst oder Lehre, so wird das den Richtern anheimgestellt. Gewiß ist aber, wie die Erfahrung mehrmals gelehrt hat: es würden viele die Wahrheit gestehen, wenn sie nicht durch die
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4.734
[III/2,14] Fünfzehnte Frage
Hexenhammer, 677
Furcht vor dem Tode abgehalten würden. Drittens besteht der [vorliegende] Akt darin, daß, wenn sie weder auf Drohungen noch auf solche Versprechungen hin die Wahrheit hat gestehen wollen, die Knechte den gefällten Beschluß vollziehen und sie [peinlich] nach den gewohnten und nicht neuen noch auch ausgesuchten Methoden leichter oder stärker befragt wird, wie es dem Verbrechen der Delinquentin entspricht. Und während sie [peinlich] befragt wird, werde sie über bestimmte Punkte befragt, wegen denen sie befragt wird, und dies wiederholt und mit den leichteren beginnend, weil sie das Leichte schneller zugeben wird als das Schwerere. Und währenddessen soll der Notar alles im Prozeß[protokoll] aufschreiben: wie sie [peinlich] befragt und wonach sie befragt und was geantwortet wird. Und [man] beachte, daß, wenn sie infolge der Folterungen gesteht, sie später zu einem anderen Ort geführt werde, damit [der Richter ihr Geständnis] von neuem vernehme und [wisse], daß er es nicht nur kraft der Folterungen vernommen habe. Viertens besteht der Akt darin, daß, wenn der in mäßiger Weise [peinlich] Verhörte die Wahrheit nicht hat gestehen wollen, vor ihm andere Arten von Folterwerkzeugen mit den Worten hingelegt werden, daß er sie aushalten müsse, wenn er die Wahrheit nicht gestehe. Wenn er auch so nicht in Furcht [versetzt] und
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4.735
[III/2,14] Fünfzehnte Frage
Hexenhammer, 677
zur Wahrheit gebracht werden kann, dann wird in seiner Gegenwart das Urteil auf Fortsetzung des [peinlichen] Verhörs auf der Folter für den zweiten und dritten Tag, nicht auf Wiederholung – da [die Folter] nicht wiederholt werden darf, wenn nicht neue Indizien hinzugekommen sind – in folgender Weise vorgetragen: »Und wir Vorgenannten, Richter [etc.] wie oben, bestimmen für dich, den und den, den und den Tag zur Fortsetzung des [peinlichen] Verhörs, damit aus deinem eigenen Mund die Wahrheit herauskomme.« Und alles soll vom Notar in das Prozeß[protokoll] aufgenommen werden. Und innerhalb der bezeichneten Zeit bewege ihn der Richter selbst oder durch andere rechtschaffene Männer, die Wahrheit zu gestehen, in der vorgenannten Weise mit Zusicherung des Lebens, wenn es erfolgversprechend scheint. Auch möge der Richter beachten, daß innerhalb jener Zeit beständig Wachen bei ihr seien, damit sie nämlich nicht allein gelassen wird, weil sie vom Dämon heimgesucht werden wird, damit sie sich [nicht] selbst den Tod antue, sei es, daß der Teufel [107ra] sie selbst zu verlassen sich anschickt oder sei es, daß er von Gott gezwungen wird, sie zu verlassen. Denn gerade das kann der Teufel besser wissen, als es jemand in Büchern berichten kann.
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4.736
[III/2,15] Fünfzehnte Frage
Hexenhammer, 678
[III/2,15] Fünfzehnte Frage223. Über die Fortsetzung der Folter und die Vorsichtsmaßnahmen und Zeichen, an denen der Richter die Hexe erkennen kann. Und wie er sich vor ihrem Schadenszauber schützen soll. Und wie sie zu scheren sind und wo sie ihre Zauber[mittel] verborgen haben. Mit verschiedenen Erläuterungen, dem Schweigezauber zu begegnen. Und es ist der elfte Akt. Was bleibt aber danach dem Richter bei der Fortsetzung der Folter noch übrig? Erstens ist zu beachten, daß, wie es nicht für alle Krankheiten dieselbe Medizin gibt, sondern es vielmehr für unterschiedliche und einzigartige Krankheiten unterschiedliche und spezifische Arzneien gibt, nicht bei allen Ketzern oder wegen Ketzerei Angezeigten dieselbe Vorgehensweise zu fragen, zu inquirieren und bezüglich der Artikel zu verhören zu beachten, sondern gemäß der Beschaffenheit der Sekten und Personen eine unterschiedliche und vielfältige Weise zu prüfen ist. Daher kann ein kluger Richter wie der Arzt, der morsche Glieder abzuschneiden und räudige Schafe von den gesunden abzusondern bestrebt ist, erwägen, daß die Beschuldigte mit einem Schweigezauber infiziert ist. Diese
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4.737
[III/2,15] Fünfzehnte Frage
Hexenhammer, 679
Verschwiegenheit zu beenden, kann durch keine einzelne und unfehlbare Regel oder Methode angegeben werden. Ja es wäre auch deshalb nicht sicher, eine zu geben, weil, wenn die Söhne der Finsternis diese fürderhin angewendete Methode und allgemein [gültige] Regel vorher kennen würden, sie diese als Schlinge ihres Verderbens leichter meiden oder auch Vorkehrungen dagegen treffen würden. Darum ergreife ein kluger und eifriger Richter die günstige Gelegenheit und Technik des Fragens, sei es aus den Antworten der Zeugen, sei es, was ihn die Erfahrung sonst gelehrt hat oder was ihm die Schärfe des eigenen Verstandes eingibt; unter Befolgung der unten verzeichneten Vorsichtsregeln. Wenn er erforschen will, ob [die Hexe] vom Schweigezauber geschützt wird, achte er darauf, ob sie weinen kann, wenn sie vor ihm steht oder er sie den Foltern aussetzt. Es ist nach alter Überlieferung glaubwürdiger Leute und eigener Erfahrung das sicherste Zeichen, daß, selbst wenn er [der Inquisitor] sie zum Weinen unter Beschwörungen antreibt, sie keine Tränen vergießen kann, wenn sie eine Hexe ist [107rb]. Sie wird freilich weinerliche Laute von sich geben und versuchen, Wangen und Augen mit Speichel zu benetzen, wie wenn sie weinte, bezüglich dessen die Anwesenden genau aufpassen müssen. Die Weise aber, sie [zum Vergießen] wahrer Tränen, falls sie unschuldig
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4.738
[III/2,15] Fünfzehnte Frage
Hexenhammer, 679
ist, zu veranlassen und daß sie falsche Tränen zurückhält, kann so [wie folgt] oder ähnlich vom Richter oder Priester unter Auflegung der Hand auf das Haupt des oder der Angezeigten mit dem Spruch ausgeführt werden: »Ich beschwöre dich bei den bittersten Tränen, die von unserem Heiland und Herrn, Jesus Christus, am Kreuz zum Heil der Welt vergossen wurden und bei den heißesten Tränen der glorreichsten Jungfrau Maria, seiner Mutter, die sie über seine Wunden zur Abendstunde hat fließen lassen, und bei allen Tränen, welche hier in der Welt alle Heiligen und Auserwählten Gottes vergossen haben, und von deren Augen [Gott] jetzt jede Träne abgewischt hat, daß du, sofern du unschuldig bist, Tränen vergießest; wenn schuldig, keinesfalls. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes †. Amen.« Die Erfahrung hat gelehrt, daß sie, je mehr sie beschworen wurden, desto weniger weinen konnten, während sie sich doch sehr zu weinen bemühten und die Wangen mit Speichel benetzten. Möglich ist jedoch, daß sie später, in Abwesenheit des Richters und außerhalb des Ortes und der Zeit der Tortur, vor den Wächtern zu weinen imstande sind. Auf die Frage nach der Ursache der Tränenlosigkeit bei den Zauberern und Hexen kann man antworten: weil die Gnade der Tränen bei den Büßern zu den hervorragenden Gaben gezählt wird, indem Bernar-
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[III/2,15] Fünfzehnte Frage
Hexenhammer, 680
dus224 behauptet, daß eine demütige Träne in den Himmel steige und einen Unbesiegbaren besiege. Und so ist es für niemanden zweifelhaft, daß sie auch dem Feind des Heils [dem Teufel] gar sehr mißfällt, wie ersichtlich ist. Daher zweifelt auch niemand, daß er sie [eine demütige Träne] mit den äußersten Bemühungen zu verhindern sucht, damit am Ende die Unbußfertigkeit besser Eingang findet. Aber was, wenn es durch die Verschlagenheit des Teufels mit Zulassung Gottes geschähe, daß auch eine Hexe weinte, da ja Weinen, Spinnen und Betrügen zur Eigenart der Frauen gehören soll? Es kann geantwortet werden: da Gottes Ratschlüsse verborgen sind, so wäre sie natürlich freizusprechen, wenn sie auf andere Weise, durch gesetzmäßige Zeugen bezüglich irgendwelcher Indizien der Tat, nicht überfuhrt werden könnte, und nicht schwer oder dringend verdächtig ist. Und sie hätte wegen des leichten Verdachtes, in dem sie sich wegen der Berüchtigung, die die Zeugen bekundet haben, befindet, der Ketzerei der Hexen abzuschwören, wie bei der zweiten Weise225, das Urteil zu fällen, erörtert wird. Die zweite Vorsichtsmaßregel ist nicht nur nach dieser ersten, sondern [107va] jederzeit vom Richter und allen Beisitzern zu beachten: daß sie nicht zulassen, daß sie von ihr körperlich berührt werden, besonders an der nackten Verbindungsstelle von Händen
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und Armen. Und sie sollen auf jeden Fall am Palmsonntag exorzisiertes Salz und geweihte Kräuter bei sich tragen. Diese Dinge nämlich, zusammen mit geweihtem Wachs eingewickelt und am Hals getragen, haben, wie sich oben im zweiten Teil des Werkes226 [im Kapitel] über die Mittel gegen angehexte Krankheiten und Mängel ergeben hat, eine wunderbare vorbeugende Wirkung, nicht allein nach den Zeugnissen der Hexen, sondern auch infolge der Praxis und des Gebrauchs der Kirche, die zu diesem Ende derlei exorzisiert und weiht, wie es sich in den Exorzismen ergibt, wo es heißt: »Zur Verscheuchung aller Macht des Feindes« etc. Es möge auch nicht befremdlich erscheinen, [was] über die Berührung der Gelenke oder Glieder [gesagt worden ist], weil [die Hexen] mit Zulassung Gottes manchmal durch die Berührung, manchmal durch den Blick oder durch das Anhören der von ihnen ausgestoßenen Worte durch das Werk der Dämonen behexen können; besonders in der Zeit, in der sie den [peinlichen] Fragen ausgesetzt werden, wie uns die Erfahrung lehrt. Wir kennen in Burgen festgehaltene [Hexen], die inständigst von den Burgherrn nichts weiter erbaten, als daß ihnen bei der Ankunft des Richters oder eines anderen Gerichtsherrn gestattet würde, den ersten Blick auf den Richter selbst richten zu können, bevor sie von ihm oder den anderen gese-
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hen würden. Infolge dieses Blickes erreichten sie es, daß ein solcher Richter oder seine Beisitzer in ihren Herzen so entfremdet wurden, daß sie allen Unwillen, wenn sie welchen gehabt hatten, verloren und sie [die Hexe] auf keine Weise zu belästigen unternahmen, sondern sie frei ziehen ließen. Wer es weiß und erfahren hat, legt davon ein wahres Zeugnis ab. Oh, wenn sie doch solche Dinge nicht bewirken könnten! Die Richter mögen solche Ratschläge und Mittel nicht geringschätzen, da ihnen dies nach so ernsten Ermahnungen die ewige Verdammnis eintragen würde, nach dem Wort des Erlösers227: »Wenn ich nicht gekommen wäre und zu ihnen gesprochen hätte, wären sie ohne Sünde; jetzt aber haben sie keine Entschuldigung für die Sünde.« Sie mögen sich also mit den erwähnten [Mitteln] aufgrund der Verordnung der Kirche schützen, und wenn es umstandslos geschehen kann, werde sie [die Hexe] rückwärts hereingeführt, indem sie den Rücken zu den Richtern und Beisitzern wendet. Und nicht nur in diesem Akt, sondern auch in allen vorausgehenden und folgenden schütze man sich mit dem Zeichen des Kreuzes und greife entschlossen an, wodurch die Kräfte der alten Schlange mit Gottes Hilfe gebrochen werden. [107vb] Es möge das auch niemand für etwas Abergläubisches ansehen, daß sie rückwärts hereingebracht werden soll, da die Kanonisten, wie oft erwähnt worden ist, zur Aufhebung und
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Vorbeugung gegen Schadenszauber mehr zulassen und sagen, Eitles mit Eitlem zu brechen, sei immer erlaubt. Als dritte Vorsichtsmaßregel im gegenwärtigen elften Akt ist zu beachten, daß die Haare von jedem Teil des Körpers geschoren werden228. Und dabei gilt derselbe Grund, wie oben229 für das Ausziehen der Kleider. Sie haben nämlich bisweilen für den Schweigezauber irgendwelche abergläubische Amulette von bestimmten Dingen, sei es in den Kleidern, sei es in den Haaren des Körpers und bisweilen an den geheimsten, nicht zu benennenden Orten. Wenn jemand entgegenhalten sollte: Ob denn der Teufel ohne derartige Amulette den Sinn der Hexe verhärten könne, so daß sie nicht imstande sei, die Verbrechen zu gestehen?, wie man doch auch andere Verbrecher häufiger findet, [die] unter den schwersten Folterungen, so sehr sie auch durch die Indizien der Tat oder durch Zeugen überführt sind, [nichts gestehen], so wird geantwortet: es ist durchaus wahr, daß der Dämon ohne irgendwelche Dinge solche Verschwiegenheit bewirken kann. Er bedient sich jedoch jener Dinge zum Verderben der Seele und zu größerer Beleidigung der göttlichen Majestät. Damit dies noch klarer werde, [sei an folgendes erinnert]: Eine Hexe in der Stadt Hagenau230, von der auch oben, im zweiten Teil des Werkes231, die Rede gewesen ist, wußte sol-
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chen Schweigezauber dadurch zu bewirken, daß ein kürzlich geborenes Kind männlichen Geschlechts, nicht getauft und erstgeboren, getötet, im Ofen gebraten und mit anderem, das ausdrücklich zu nennen nicht tunlich ist, zu Asche verbrannt wurde. Wenn eine Hexe – oder ein Verbrecher – etwas davon bei sich trug, konnte sie auf keinen Fall ihre Verbrechen gestehen. Hier ist klar, daß, [auch] wenn hunderttausend Knaben verwendet würden, sie von ihrer natürlichen Anlage her niemals eine solche Schweigewirkung hervorbringen könnten. [Der Teufel] bedient sich jedoch [dieses Mittels], wie jedem Einsichtigen klar ist, zum Verderben der Seelen und zur Beleidigung der göttlichen Majestät232. Dazu, daß verbrecherische Menschen und nicht Zauberer häufig über eine solche Verschwiegenheit verfügen, ist zu sagen, daß dies von einer dreifachen Ursache herrühren kann: erstens von einer natürlichen Verhärtung des Sinnes; weil, wie manche weich von Herzen oder verzagt sind, daß sie auf eine leichte Folterung alles geständen, auch alles beliebige Falsche, manche so verhärtet sind, daß sie noch so gequält werden können – die Wahrheit [108ra] bekommt man von ihnen nicht –, und besonders sind es jene, die schon anderswo [peinlich] verhört worden sind. Deren Arme werden ebenso schnell gebeugt wie sie gestreckt werden. Zweitens kommt es, wie gesagt, von einem
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bei sich geführten Zauber, der in den Kleidern oder in den Körperhaaren steckt. Drittens: mögen sie auch bisweilen keine Zauber[mittel] bei sich eingenäht oder angebunden haben, so werden sie doch von anderen Zauberern und Hexen, wenn diese auch noch so weit entfernt sind, behext; wie sich eine Hexe in Innsbruck233 zu rühmen pflegte, daß, wenn sie nur wenigstens einen Faden von den Kleidern irgendeines Angezeigten hätte, sie doch bewirken könnte, daß er, wie sehr er auch gefoltert würde, selbst auf den Tod, nichts gestehen könnte. Daher ist die Antwort auf den Einwand klar. Aber, was ist mit dem Fall in der Diözese Regensburg234, der sich in der Weise ereignet haben soll, daß, als einige aufgrund ihres eigenen Geständnisses überführte Ketzer nicht nur als unbußfertig, sondern sogar als Verteidiger jener Ruchlosigkeit zum Tode verurteilt worden waren, es geschah, daß sie im Feuer unversehrt blieben? Als sie schließlich durch einen anderen Ratschluß zum Ertränken verurteilt worden waren, konnte man nichts ausrichten, zum Erstaunen aller, während manche schon versuchten, deren Glauben als den rechten zu verteidigen. In Aufregung versetzt, sagte der Bischof über die Gemeinde ein dreitägiges Fasten an, nach dessen frommer Abhaltung jemandem offenbart wurde, daß jene [Ketzer] an einer bestimmten Stelle des Körpers, nämlich unter dem
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einen Arm, ein Zauber[mittel] zwischen Haut und Fleisch eingenäht hätten. Als man das gefunden und beseitigt hatte, wurden sie unmittelbar darauf vom Brand verzehrt. Wenn auch andere meinen, daß ein Nigromantiker es durch die Anrufung eines Dämons, der ihm dies angegeben hatte, verraten hätte, ist es, auf welche Weise auch immer es geschehen sein mag, wahrscheinlich, daß der Dämon, von göttlicher Kraft gezwungen, dies offenbart hat, während er [sonst] immer auf die Verderbnis des Glaubens hinarbeitet235. Ähnlich kann ein Richter, wenn ihm ein solcher Fall vorkommt, erschließen, was er tun muß: nämlich zu göttlichem Schutz seine Zuflucht zu nehmen, damit durch Fasten und Gebete frommer Personen diese Sorte der Dämonen den Zauberern und Hexen [auch] in dem Fall ausgetrieben werde, wo sie weder durch Änderung der Bekleidung noch durch Abrasieren der Haare zum Geständnis der Wahrheit auf der Folter gebracht werden können. Mag nun auch in Teilen Alemanniens236 ein solches Abrasieren, besonders an den geheimen Stellen, für sehr anstößig erachtet werden, aus welchem Grund auch wir Inquisitoren keinen Gebrauch davon machen, sondern mit Gottes Gnaden von den meisten den Schweigezauber entfernt haben, indem wir ihnen nach Abrasieren der Kopfhaare einen Tropfen geweihtes Wachs in einem Kelch
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oder Becher Weihwasser mischten [108rb] und drei Tage lang unter der Anrufung der heiligsten Dreifaltigkeit bei nüchternen Magen im Trank reichten: Dennoch befehlen in anderen Gegenden die Inquisitoren ein solches Abrasieren am ganzen Körper. Daher hat uns auch der Inquisitor von Como wissen lassen, daß er im vergangenen Jahr, welches 1485 war, einundvierzig Hexen habe einäschern lassen, nachdem am ganzen Körper die Haare abrasiert worden waren; und zwar im Bann und in der Grafschaft Bormio237, im Volksmund Wurmserbad238, in der Nachbarschaft der Herrschaft des Erzherzogs von Österreich gen Mailand. Wenn gefragt wird, ob es erlaubt ist, wenn durch keine Mittel der Schadenszauber entfernt werden kann, notfalls Wahrsagerinnen deswegen um Rat zu fragen, die Schadenszauber aufzuheben pflegen, so lautet die Antwort: Was auch immer mit dem in Regensburg239 durchgeführten Verfahren sei, wir ermahnen im Herrn, daß in keinem noch so dringenden Fall zum Wohle des Gemeinwesens Wahrsagerinnen befragt werden, und zwar wegen der großen Beleidigung der göttlichen Majestät, da uns so viele andere Mittel zu Gebote stehen, durch die wir auf jeden Fall [unser Ziel] erreichen können, entweder in der eigentlich geforderten oder in einer gleichwertigen Form des Erstrebten, so daß man auf jeden Fall die Wahrheit
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erfahren wird, sei es aus ihrem Mund, damit sie eingeäschert werden kann, sei es, daß Gott sie aus dem Wege schafft, indem er ihr einen anderen Tod zukommen läßt240. Diese Mittel aber werden uns vorgegeben: Erstens, daß der Mensch das tut, was er aus eigenem Fleiß und aufgrund der Anstrengung seiner Kräfte vermag, indem man die oben besprochenen Vorgehensweisen mehrmals und besonders an bestimmten Tagen befolgt, wie sich schon in der folgenden Frage ergeben wird241, 2 Cor. 9242: »Ihr sollt Überfluß haben an allerhand gutem Werk.« Zweitens, daß, wenn dies versagt, man, um Rat zu holen, sich an andere Leute wenden soll, die ihm vielleicht ein Mittel verschaffen, an das er niemals gedacht hatte, weil es verschiedene Arten zur Aufhebung eines Schadenszaubers gibt. Drittens, wenn das Erwähnte versagt, soll man seine Zuflucht zu frommen Personen nehmen, nach jenem [Wort] Eccl. 37243: »Sei beständig mit einem heiligen Mann zusammen, wer es auch sei, von dem du weißt, daß er die Gottesfurcht achtet.« Desgleichen sollen die Heiligen in der Heimat angerufen werden. Wenn das alles versagt, soll der Richter und das ganze Volk seine Zuflucht unmittelbar zu Gott nehmen, mit Fasten und Gebeten, damit durch seine Liebe ein solcher Schadenszauber beseitigt werde; so wie Josaphat 2 Paral. 20244 [es tat]: »Da wir nicht
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wissen, was wir tun sollen, haben wir allein [108va] die Zuflucht, daß wir unsere Augen auf dich richten. Denn Gott wird uns ohne Zweifel in unseren Nöten nicht im Stich lassen.« Daher [sagt] auch Augustinus, und zwar steht es in 26 q. 7245: »Wollt ihr nicht aufmerken? Wer diese oder sonstige Weissagungen oder Schicksalsfügungen oder Vogelzeichen beobachtet oder beachtet, oder denen, die sie beobachten, glaubt, indem er sich mit seinem Tun danach richtet, oder in ihr Haus geht, oder sie in sein Haus führt, oder sie befragt, der möge wissen, daß er gegen den christlichen Glauben und die Taufe gefrevelt hat und als Heide und Apostat und Feind Gottes den Zorn Gottes in Ewigkeit schwer auf sich zieht, wenn er nicht, durch kirchliche Buße gebessert, mit Gott versöhnt wird.« Ein Richter versäume also nicht, sich immer der erlaubten Mittel und schließlich der unten angegebenen Vorsichtsmaßregeln zu bedienen.
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[III/2,16] Sechzehnte246 Frage. Von der Zeit und folgenden Form des Verhörs. Zwölfter Akt. Über die abschließenden Vorsichtsmaßregeln, die vom Richter beachtet werden müssen. Außer dem vorigem ist noch mehr zu bemerken. Erstens, daß [die Delinquenten] an besonders heiligen Tagen und während der Feier der Messen befragt werden müssen, damit das Volk ermahnt wird, die göttliche Hilfe im allgemeinen, nicht im speziellen, anzuflehen, außer daß die Heiligen gegen bestimmte Anfeindungen der Dämonen angerufen werden können. Zweitens, daß die Dinge, die oben vom Salz und anderen geweihten Dingen erwähnt worden sind, samt den sieben Worten, die Christus am Kreuz aussprach, auf einen Zettel geschrieben und ihm247 um den Hals gebunden werden sollen. Das Längenmaß Christi248 werde ihm [dem Delinquenten] aus geweihtem Wachs auf den bloßen Leib gegürtet, wenn man es in dieser Länge gerade unschwer bekommen kann. Die Erfahrung hat gelehrt, daß sie dadurch auf wunderbare Weise bedrängt werden und schwerlich an sich halten. Besonders aber [gilt dies] von den Reliquien der Heiligen. Wenn dies so eingerichtet und Weihwasser im Trank gereicht worden ist, werden wiederum [Vorbe-
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[III/2,16] Sechzehnte Frage
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reitungen] zu den [peinlichen] Fragen getroffen, unter fortwährender Ermahnung wie vorher. Während er [der Delinquent] aber zur Folter vom Boden emporgehoben wird, lese der Richter die Aussagen der Zeugen unter heimlicher Weglassung der Namen vor oder lasse sie vorlesen, indem er folgendermaßen spricht: »Siehe durch die Zeugen bist du überführt!« Desgleichen, wenn die Zeugen sich von Angesicht zu Angesicht [dem Inquisiten] gegenüberstellen wollen [108vb], dann möge der Richter fragen, ob er gestehen wolle, wenn sich ihm die Zeugen im Angesicht zeigten? Wenn er bejaht, dann wären die Zeugen hereinzuführen und vor ihm aufzustellen, im Falle er vielleicht aus Scham oder Verängstigung etwas gestehen möchte. Schließlich, wenn es scheint, daß sie [die Hexe249] ihre Schandtaten nicht offenbaren will, wird er [der Richter] sie fragen, ob sie sich [zum Beweis] ihrer Unschuld dem [Gottes]urteil des glühenden Eisens250 unterziehen wolle. Und weil jenes alle wünschen, da sie wissen, daß sie durch die Dämonen vor einer Verletzung bewahrt werden, woran man auch erkennt, daß sie wirklich Hexen sind, so wird der Richter erwidern, mit welcher Kühnheit sie sich so großen Gefahren aussetzen könne. Und alles werde aufgeschrieben. Daß aber jenes [Gottes]urteil des glühenden Eisens ihnen nicht zu gestatten sei, wird sich weiter unten251 ergeben.
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[III/2,16] Sechzehnte Frage
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Der Richter möge auch beachten, daß sie beim Verhör am sechsten Feiertag252, besonders bis zum Läuten zum Verscheiden unseres Erlösers, oft gestanden haben. Aber weil es nötig ist, daß wir zum Äußersten, d.h. deren vollständigem Leugnen, kommen, so soll sie [der Richter], wenn sie darauf beharrt, losbinden [lassen] und sich noch der folgenden Vorsichtsmaßregeln bedienen: Beim Hinausführen aus dem Kerker in einen anderen, jedoch gut gesicherten, zur Bewachung hüte er sich durchaus, sie irgend gegen Gewährleistungen oder Sicherheiten oder sonstige Befreiungen durch einen Beschluß freizugeben, weil von solchen Freigelassenen die Wahrheit niemals erlangt wird, im Gegenteil, sie immer verderbter werden. Aber dafür sorge er zuerst, daß sie menschenwürdig mit Speise und Trank bedacht wird und sie bisweilen ehrenwerte und unverdächtige Leute besuchen, die sich auch häufig über sonstige Dinge mit ihr unterhalten und endlich im Vertrauen raten sollen, sie möchte die Wahrheit gestehen, wobei sie ihr versprechen, daß der Richter ihr Gnade angedeihen lassen werde und sie gleichsam Vermittler sein wollen. Und zu diesem Zweck wird der Richter eintreten und ihr versprechen, Gnade walten zu lassen, wobei er entweder an sie oder an das Gemeinwesen denkt, zu dessen Erhaltung alles, was geschieht, gefällig ist. Wenn er
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ihr aber das Leben verspricht, was oben253 in der vierzehnten Frage über die drei Maßnahmen behandelt worden ist, so werden die Einzelheiten vom Notar aufgeschrieben, und zwar in welchem Wortlaut und welcher Absicht die Gnade versprochen worden sei. Und wenn die Beschuldigte auf diese Weise Gnade erbeten und Tatsachen offenbart haben wird, sollen allgemeine Redensarten gebraucht werden, [wie z.B.] es werde ihr mehr zuteil werden als sie selbst erbeten [109ra] habe, mit dem Zweck, daß sie mit größerer Vertrauensseligkeit rede. Die zweite Vorsichtsmaßregel in diesem Akt ist, daß, wenn sie die Wahrheit durchaus nicht hat offenbaren wollen, der Richter ihre Komplizen ohne ihr Wissen verhört, und wenn sie etwas derartiges ausgesagt haben, wodurch sie überführt werden, so nehme der Richter sich das vor und ermittle sorgfältig die einzelnen Punkte. Zu demselben [Zweck] sollen, wenn Werkzeuge oder Salben oder Büchsen im Haus gefunden worden sind, ihr diese gezeigt und [sie gefragt werden], wozu sie sie gebraucht habe etc. Die dritte Vorsichtsmaßregel: Wenn sie immer noch in ihrer Verstocktheit verharrt und er die Gefährten verhört hat, die gegen und nicht für sie ausgesagt haben, oder auch, wenn er dies nicht getan hat, dann besorge er einen anderen, vertrauenswürdigen Mann, von dem er weiß, daß er der in Haft Gehaltenen nicht
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4.753
[III/2,16] Sechzehnte Frage
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unsympathisch ist, sondern gleichsam ein Freund und Gönner, der an irgendeinem Abend bei der Hexe eintritt, die Gespräche hinzieht und schließlich, wenn er nicht zu den Komplizen gehört, vorgibt, es sei viel zu spät für die Rückkehr und im Kerker bei ihr bleibt, wo sie dann auch in der Nacht in gleicher Weise miteinander sprechen. Wenn er aber zu den Komplizen gehört, dann unterhalten sie sich miteinander beim Essen und Trinken über die begangenen Dinge. Und dann sei angeordnet, daß außerhalb des Kerkers an einer geeigneten Stelle Spitzel zuhören und ihre Worte sammeln, wenn nötig mit Schreiber. Die vierte Vorsichtsmaßregel [besteht darin], daß, wenn sie beginnt, die Wahrheit zu sagen, der Richter auf keinen Fall bei der Aufnahme des Geständnisses innehalten soll, und selbst mitten in der Nacht, soviel er kann, damit fortfährt. Und wenn es am Tage [geschieht], so kümmere er sich darum, [auch] wenn er das Frühstück oder das Mittagessen verschieben muß und bleibe dabei, bis sie [die Beschuldigte] die Wahrheit geoffenbart hat, wenigstens in den Hauptsachen. Denn bei Teilungen und Unterbrechungen hat es sich öfter gezeigt, daß sie [die Beschuldigten], schlecht beraten, zum Leugnen zurückkehren und die Wahrheit nicht eröffnen, die sie zu offenbaren begonnen hatten. Der Richter möge auch beachten, daß er nach dem Geständnis über die den Menschen oder dem Vieh zu-
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4.754
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gefügten Schäden inquirieren soll, seit wie vielen Jahren sie einen Inkubus-Dämon gehabt und seit wann sie den Glauben abgeleugnet habe; da sie diesbezüglich niemals gestehen, es sei denn, sie haben vorher anderes gestanden, so müssen sie durchaus am Ende [darüber] befragt werden. Die fünfte Verhaltensmaßregel: Wenn alles Vorgenannte versagen sollte, dann werde sie nach Möglichkeit zu [109rb] einer Burg geführt und nach einigen Tagen der Bewachung tue der Burgherr so, als wollte er in ferne Gegenden reisen, und inzwischen sollen einige Diener oder ehrbare Frauen sie besuchen und ihr versprechen, sie wollten sie gänzlich frei abziehen lassen, wenn sie diese Männer oder Frauen nur über bestimmte [zauberische] Kenntnisse unterrichtete. Und der Richter möge beachten, daß sie sehr oft auf diese Weise gestanden haben und überführt worden sind. Und vor ganz kurzer Zeit254 wurde eine Hexe in der Diözese Straßburg, nahe bei der Stadt Schlettstadt, auf Burg Kynigsheym255 festgehalten, die durch keine Folterungen und [peinlichen] Verhöre dazu gebracht werden konnte, ihre Verbrechen zu gestehen. Endlich, als der Burgherr die oben erwähnte Maßnahme befolgte, wenn er auch auf der Burg anwesend war, während ihn die Hexe jedoch abwesend wähnte, traten drei Diener bei ihr ein und versprachen ihr die Freilassung, wenn sie sie nur über bestimmte
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4.755
[III/2,16] Sechzehnte Frage
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[zauberische] Kenntnisse belehren würde. Und obwohl sie es beim ersten Mal ablehnte und ihnen vorwarf, daß sie hinterlistig mit ihr umgingen, fragte sie doch endlich, worüber sie unterrichtet werden wollten. Da sagte der eine, über die Erzeugung von Hagelschlag, der andere über fleischliche Handlungen. Und als sie schließlich jenen über den Hagelschlag belehren wollte und die Hexe, nachdem eine mit Wasser gefüllte Schüssel hereingebracht worden war, sich angeschickt hatte, das Wasser mit dem Finger ein wenig umzurühren, und sie selbst bestimmte Worte ausgestoßen hatte, erfüllte den Ort, den der Spitzel benannt hatte, nämlich den an die Burg angrenzenden Wald, ein so großer Sturm und Hagel, wie es seit vielen Jahren nicht gesehen worden war256. Was der Richter jedoch in dem Fall, wo alles versagt, oder auch in dem Fall, wo sie die Verbrechen gesteht, weiterhin zu tun habe, damit der Prozeß durch den Urteilsspruch beendet werde, bleibt noch zu erklären. Dies wird den letzten Teil dieses Werkes bilden.
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4.756 [III/3] Es folgt der dritte Teil dieses letzten Teiles Hexenhammer, 691
[III/3] Es folgt der dritte Teil dieses letzten Teiles. Wie dieser Glaubensprozeß durch den endgültigen Urteilsspruch mit dem gebührenden Ende zu beschließen ist. Nachdem durch Gottes Gnade geklärt ist, was zur Erkenntnis der Eigentümlichkeiten der Ketzerei der Hexen dient, zugleich auch, wie der Glaubensprozeß gegen jene [Beschuldigte] einzuleiten und fortzuführen ist, bleibt jetzt noch zu erörtern, wie ein solcher Prozeß durch ein gebührendes Urteil zu beschließen sei. [109va] Dabei ist erstens zu beachten, daß, da diese Ketzerei, wie am Anfang dieses letzten Teils erwähnt worden ist, vor anderen einfachen Ketzereien voraus hat, daß sie nicht rein, sondern gemischt aus einem kirchlichen und einem weltlichen Verbrechen ist, wie an sich einleuchtet. Deswegen ist, wenn von den Formen, das Urteil zu fällen, die Rede ist, erstens zu handeln von einem bestimmten Urteilsspruch, den die Hexen gemeinhin meinen, den der weltliche Richter selbst, ohne Hinzuziehung des Ordinarius, verhängt. Zweitens darüber, wo er ohne den Ordinarius nicht handeln kann. Und darüber wird sich drittens ergeben, in welcher Weise sich die Ordinarien entlasten können.
Hexen
4.757
[III/3,1] Siebzehnte Frage
Hexenhammer, 692
[III/3,1] Siebzehnte Frage. Über die gewöhnliche Reinigung und besonders über die Prüfung des glühenden Eisens, welche die Hexen beantragen. Ob aber die Hexe mit der gewöhnlichen Reinigung, von der in 2 q. 4 consuluisti257 und c. monomachiam258 [die Rede ist], von der Anklage zu reinigen sei, [ob] sie durch den weltlichen Richter dazu zu verpflichten oder zum [Gottes]urteil des glühenden Eisens zuzulassen sei, wenn sie dies beantragt? Offenbar ist es so. Denn wie der Zweikampf zur Erhaltung des Lebens typischer Weise in einer Kriminalsache oder zur Erhaltung des Vermögens in einer Zivilsache angeordnet wird, so auch das [Gottes]urteil des glühenden Eisens durch Anfassen oder des kochenden Wassers durch Trinken. Ersteres ist in einem bestimmten Fall erlaubt, nach dem heiligen Thomas 2,2 q. 95259, am Ende des letzten Artikels, wo er sagt, daß der Zweikampf dann erlaubt sein kann, wenn er dem allgemeinen Verständnis des Losens nahekommt. Also [ist] auch in einem bestimmten Fall das Urteil des glühenden Eisens [erlaubt]. Desgleichen [haben es] viele Fürsten von heiligmäßigem Leben[swandel] und die sich des Rates guter Leute bedienten, [so gehalten] wie der heilige Kaiser
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4.758
[III/3,1] Siebzehnte Frage
Hexenhammer, 693
Heinrich260 es mit seiner Gattin, der Jungfrau Kunigunde, handhabte, die er im Verdacht des Ehebruchs hatte. Desgleichen wie der Richter, der Sorge um ein Gemeinwesen hat, erlaubterweise kleinere Übel zulassen kann, um schlimmere zu vermeiden, wie z.B. die Huren in den Städten, damit nicht alles durch die Fleischesgelüste durcheinander gebracht wird, nach Augustinus in li. arbi.261: »Beseitige die Huren, und du wirst alles durch die Wollust in Verwirrung stürzen«; so auch, wenn man durch ein solches Urteil von den Anfeindungen und Kränkungen durch irgendeine Beleidigung in einer Kriminal- oder Zivilsache befreit werden könnte. Desgleichen, weil die Verletzung der Hände durch ein glühendes Eisen weniger wiegt als die Vernichtung des Lebens durch einen Zweikampf. Und wenn deswegen [schon] ein Zweikampf zugelassen wird, wo es als Brauch gehalten wird, um so mehr [dann] auch die Probe des glühenden Eisens. Dagegen wird gehalten 2 q. 5 monomachiam262, wo es heißt: »Die darauf und auf dergleichen aus sind, scheinen Gott zu versuchen.« Dabei [109vb] sagen die Gelehrten, man müsse beachten, daß, weil man sich nach dem Apostel 1 Thess. 5263 nicht nur des Bösen enthalten muß, sondern auch dessen, was den Anschein des Bösen hat, es deshalb in jenem Kanon
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4.759
[III/3,1] Siebzehnte Frage
Hexenhammer, 693
nicht heißt, »alle, die darauf aus sind, versuchen Gott, sondern »scheinen zu versuchen«, damit man einsehe, daß, gesetzt den Fall, jemand, der solches ausübt, erstrebte damit ein anderes Ziel, vielleicht ein richtiges, man sich doch davor hüten muß, weil der Anschein schlecht ist. Ich antworte: Daß ein solches Urteil oder eine [solche] Probe, besonders die des glühenden Eisens, unerlaubt sei, wird aus zwei Gründen hergeleitet; erstens, weil sie zur Beurteilung verborgener Dinge angeordnet werden, die dem göttlichen Urteil vorbehalten bleiben; zweitens auch, weil ein derartiges Urteil weder von göttlicher Autorität noch auch von der Lehre der heiligen Väter264 anerkannt ist. Daher heißt es in c. consuluisti 2 q. 5265: »Was nicht durch die Lehre der heiligen Väter anerkannt ist, muß als abergläubische Erfindung gelten.« Und Papst Stephan266 sagt in demselben Kanon: »Aufgrund freiwilligen Geständnisses oder des Beweises durch Zeugen ist es unserer Amtsgewalt erlaubt, über Verfehlungen zu urteilen. Verborgenes jedoch und Unbekanntes ist jenem überlassen, der allein die Herzen der Menschen kennt.« Es besteht jedoch ein Unterschied zwischen dem Zweikampf und der Probe des glühenden Eisens oder auch dem Trinken des kochenden Wassers, weil die Zweikämpfe sich mehr dem allgemeinen Verständnis
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4.760
[III/3,1] Siebzehnte Frage
Hexenhammer, 694
des Losens nähern als die Probe des glühenden Eisens, da ja [z.B.] die Faustkämpfer völlig gleich an Kraft und Kunst sind. Mag also auch beides zur Untersuchung einer verborgenen Tat mit Hilfe einer Handlung vom Menschen angeordnet werden, so ist doch, weil mit der Eisenprobe ein wunderbarer Erfolg erwartet wird, was beim Zweikampf nicht zutrifft, wo nur die Tötung des einen oder beider erfolgt, jene Probe durchaus unerlaubt, während der Zweikampf nicht so anstößig ist. Gelegentlich jedoch ist sie in Ansehung der Fürsten und weltlichen Richter außer einem Zweikampf zuzulassen. Anzumerken bleibt, daß anläßlich der Worte des heiligen Thomas267, der diese Unterscheidung aufstellt, Nikolaus von Lyra268 in seiner Postille über die Bibel, 1 Re. 17269, auch angelegentlich eines Zweikampfes und namentlich des Kampfes Davids mit dem Philister270 ableiten will, daß in einem bestimmten Fall der Zweikampf erlaubt sein könnte. Daher weist Paulus Burdegalensis271 gegen den genannten Nikolaus nach, daß dies nicht nach dem Sinne des Doktor Thomas, sondern mehr entgegengesetzt sei. Dessen Beweisführung sollen die Fürsten und die weltlichen Richter wohl beachten. Erstens [beweist er es] damit, daß der Zweikampf wie eine andere Probe zur Beurteilung verborgener Dinge angeordnet wird, was, wie oben erwähnt, dem göttlichen
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4.761
[III/3,1] Siebzehnte Frage
Hexenhammer, 695
Ratschluß vorbehalten bleibt. [110ra] Auch kann man nicht sagen, daß er [der Zweikampf] infolge des Streites Davids eingesetzt worden sei, da diesem vom Herrn durch ein inneres Gefühl geoffenbart worden war, daß er einen solchen Kampf suchen sollte, und zwar um die ihm zugefügte Schmach dadurch an dem Philister zu rächen, was man den Worten Davids entnimmt: »Ich komme wider dich im Namen des lebendigen Gottes.«272 Und so war er nicht eigentlich ein Zweikämpfer, sondern ein Vollstrecker der göttlichen Gerechtigkeit. Zweitens [wird es] damit [bewiesen], daß die Richter besonders darauf achten, daß im Zweikampf natürlich beiden die Vollmacht verliehen oder wenigstens die Erlaubnis zugestanden wird, sich gegenseitig zu töten. Und da einer von beiden unschuldig ist, besteht damit die Vollmacht oder wenigstens die Erlaubnis, einen Unschuldigen zu töten. Und da dies einfach unerlaubt ist, weil das gegen einen naturrechtlichen Grundsatz und gegen das göttliche Gebot ist, daher ist es gänzlich unerlaubt, sowohl seitens des darauf Antragenden, als auch des darin Einwilligenden, als auch dessen, der darüber urteilt und derer, die dazu raten. Alle diese werden für Mörder erachtet. Drittens [wird es] damit [bewiesen]: Wenn der Zweikampf ein einzelner Kampf zweier Leute ist, damit durch den Sieg das Recht des einen und das
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Unrecht des anderen wie durch ein Gottesurteil ans Licht komme, unbeschadet dessen, daß Gott dann versucht wird, so wird dem entgegengehalten, daß [der Zweikampf] bezüglich des Appellierenden und dessen, der ihm zustimmt, unerlaubt ist, zumal die Richter selbst durch andere Mittel für ein rechtsförmiges Indiz oder die Beendigung des Streites sorgen könnten. Wenn sie das nicht tun, sondern [zum Zweikampf] raten oder ihn doch erlauben, während sie ihn verhindern könnten, so stimmen sie schließlich der Tötung eines Unschuldigen zu. Weil es aber nicht wahrscheinlich ist, daß dem Postillator Nikolaus dies entgangen ist oder er es nicht gewußt hat, so spricht er da, wo er sagt, in einem bestimmten Fall könne ein Zweikampf ohne Todsünde begangen werden, vom Standpunkt derer aus, die urteilen oder raten, wobei nicht auf ihre eigene Anregung oder ihrem eigenen Rat hin, sondern durch den Antragsteller selbst und den, der ihn [den Antrag] annimmt, eine solche Probe abgehalten wird, folglich auch nicht in sonstiger Hinsicht. Und weil es nicht zu unserer Untersuchung gehört, uns über solchen Dingen aufzuhalten, sondern [wir] von den Zauberern und Hexen handeln, so ergibt sich klar, daß, wenn in anderen Kriminalfällen, bei Diebstahl oder Raub, eine solche Probe verboten ist, wieviel mehr hier, wo feststeht, daß die Hexen allen
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[III/3,1] Siebzehnte Frage
Hexenhammer, 696
Schadenszauber mit Hilfe der Dämonen besorgen, sei es bei der Zufügung, sei es bei der Heilung, sei es bei der Behebung, sei es bei der Verhinderung von Verletzungen. Es ist nicht verwunderlich, wenn die Hexen durch das Werk der Dämonen vor Verletzungen bei einer solchen Probe bewahrt werden, da, wie die Naturkundigen überliefern, der Saft eines bestimmten Krautes die Hände vor Verbrennung bewahren kann, wenn sie damit eingerieben werden. Und da dem Dämon selbst die Kräfte der Kräuter [110rb] durchaus nicht verborgen sind, so könnte er, wenn er die Verletzung nicht schon einem zwischen die Hände der [das Eisen] tragenden Person und dem Eisen selbst geschobenen Körper unterbindet, wie er es unsichtbar bewerkstelligen könnte, dies gleichwohl durch derartige natürliche Eigenschaften der Dinge bewirken. Daher sind Zauberer und Hexen wegen der intimen Beziehung, die sie mit den Dämonen unterhalten, weniger als andere Missetäter durch eine solche Probe zu reinigen, sondern sie sind schon durch die bloße Tatsache, wenn sie dies beantragen, für verdächtige Hexen zu halten. [Zum Beispiel] belegt dies ein Ereignis, von dem erzählt wird, daß es sich in der Diözese Konstanz vor Ablauf von kaum drei Jahren zugetragen hat. Denn in der Herrschaft der Grafen von Fürstenberg273, angrenzend an den Schwarzwald, gab es eine berüchtig-
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4.764
[III/3,1] Siebzehnte Frage
Hexenhammer, 696
te und bei den Einwohnern verschrieene Hexe. Als sie auf Drängen der meisten hin vom Grafen festgenommen und wegen sehr vieler Indizien bezüglich verschiedener Schadenszauber angezeigt worden war und endlich unter Folterungen befragt wurde, beantragte sie in dem Ansinnen, dem Zugriff aller zu entgehen, die Probe des glühenden Eisens. Der junge Graf, der in diesen Dingen nicht viel Erfahrung hatte, ließ die Probe zu, und während sie verurteilt worden war, das glühende Eisen nur drei Schritte zu tragen, trug sie es sechs und erbot sich, es von neuem eine noch längere Strecke zu tragen. Infolgedessen wurde sie [die Hexe], während sie [die Richter] es offenkundig in der Hand gehabt hätten, sie aufgrund der Indizien wegen Schadenszaubers zu verurteilen, da [doch] keiner von den Heiligen den göttlichen Beistand in solcher Weise zu versuchen gewagt hätte, trotzdem von den Fesseln befreit. Sie lebt unversehrt bis heute, [was] durchaus kein geringes Ärgernis für den Glauben274 [darstellt].
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4.765
[III/3,2] Achtzehnte Frage
Hexenhammer, 697
[III/3,2] Achtzehnte Frage. Von dem endgültigen Urteilsspruch an sich und wie er zu fällen ist. Im folgenden [kommen wir] zur Behandlung der [Fälle], in denen der weltliche Richter selbständig erkennen und das Urteil fällen kann, während die Bischöfe nach Belieben entlastet bleiben. Und wir setzen voraus, daß wir Inquisitoren selbst, unbeschadet des Glaubens und der Gerechtigkeit, von diesen Arten, das Urteil zu fällen, um so mehr entlastet sind. Mit derselben Aufrichtigkeit wünschen wir, daß auch die Bischöfe entlastet sein möchten, ohne ihre Befugnis und Gerichtsbarkeit auch nur im geringsten zu beschneiden. Wollten sie jedoch davon Gebrauch machen, so wäre es nach c. multorum querela, de hereticis in cle.275 nötig, daß auch wir Inquisitoren gleichermaßen mitwirken. Sie mögen jedoch beachten, daß, weil dieses Verbrechen der Hexen kein rein [110va] kirchliches ist, es daher auch den weltlichen Gewalten und Herren nicht untersagt ist, zu urteilen und den [Urteils]spruch zu fällen, wie es in c. ut inquisitionis, § prohibemus, de heret. li. 6276 steht. In welchen [Fällen] jedoch die genannte Gewalt ohne die Bischöfe entscheiden und erkennen kann und [wann] nicht und [wann] sie in analoger Weise ver-
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4.766
[III/3,2] Achtzehnte Frage
Hexenhammer, 698
fährt, [wird auch behandelt werden]. Aber zuerst muß man auf den eigentlichen Urteilsspruch an sich schauen; zweitens, wie er zu fällen sei und drittens, auf wie viele Arten. Zum ersten. Da wir nach Augustinus, wie 2 q. 1,c. 1277, gegen niemanden ein Urteil fällen können, außer wenn er überführt ist oder freiwillig gestanden hat278, und es dreierlei Urteilssprüche gibt, wie die glossa summaria am Anfang der Frage sagt, nämlich interlokutorisch[e], endgültig[e] und angeordnet[e] – und Raymundus sagt erläuternd: »Interlokutorisch heißt das Urteil, welches nicht bezüglich der Hauptpunkte, sondern bezüglich anderer Fragen vorgebracht wird, die zwischen Anfang und Ende des Falles auftauchen, wie z.B. bezüglich der Zurückweisung eines Zeugen oder bezüglich der Gewährung oder Verweigerung eines Aufschubs und derartigem. Oder es wird interlokutorisch genannt, weil es vorgebracht wird, indem zwischen den Parteien gesprochen wird, ohne die Förmlichkeit der Protokollierung. Endgültig aber heißt das Urteil, wenn die Hauptsache damit beendet wird, ff. de re iudica. l. 1279. Ein Urteil der Anordnung liegt vor, wenn dabei ein höherer [Richter] einem niedrigeren Vorschriften macht« – so wird sich folglich unsere Untersuchung auf die ersten beiden erstrecken, besonders auf den endgültigen Urteilsspruch.
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4.767
[III/3,2] Achtzehnte Frage
Hexenhammer, 698
Zweitens ist zu bemerken, daß zwar in der genannten Glosse gesagt wird, wenn der endgültige Urteilsspruch unter Mißachtung der Rechtsordnung gefällt worden sei, er von Rechts wegen nichtig ist, 2 q. 6, Si quando § diffinitiva280 und mag auch danach gesagt werden: »Du sollst wissen, daß die Rechtsordnung eine doppelte ist: eine, die das betrifft, was notwendig zum Wesen der Prozesse gehört, daß [etwa] eine förmliche Prozeßeröffnung stattfindet und Zeugen angenommen werden. Wenn das Urteil gegen diese Ordnung gefällt wird, so hat es keinen Bestand. Die andere Ordnung ist die, welche sich nicht auf das Wesen der Prozesse bezieht, wie daß das Urteil nicht unter einer Bedingung gefällt werden soll oder daß es nicht eher bezüglich des Besitzes als bezüglich des Eigentums ergeht. Wenn das nicht beachtet wird, hat das Urteil trotzdem Bestand, wie es 2 q. 6 Anteriorum § biduum281 [heißt]. In dieser Sache jedoch, die ja eine Sache des Glaubens und ein Ketzereiverbrechen ist, wenn auch ein gemischtes, wird summarisch [110vb], einfach und ohne Umstände vorgegangen, wie es sich in c. statuta, li. 6282 ergibt. Und wie diese Worte verstanden werden, findest du oben in der sechsten Frage. Und wenn dort hergeleitet wird, daß der Richter nicht notwendigerweise eine [Klag]schrift fordern, keine förmliche Eröffnung des Prozesses verlangen solle etc., so folgt doch, daß er
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4.768
[III/3,2] Achtzehnte Frage
Hexenhammer, 699
die notwendigen Beweise zulasse, desgleichen Vorladungen, Geltendmachung des Kalumnieneids etc. Daher wird auch die geänderte Vorgehensweise schon anhand des neuen Rechts erklärt. Bezüglich des zweiten Punktes aber, wie [das Urteil] zu fällen sei, beachte, daß es von einem Richter und nicht von einem anderen eröffnet werden soll; sonst ist es nichtig. Ebenso an einem öffentlichen, und zwar gebührenden Ort; auch nicht im Sitzen, wie es 3 q. 3 inducie, § spacium283 heißt; und ebenso am Tage und nicht bei Dunkelheit. Und so bezüglich vieler Punkte, die dort angemerkt sind. Dann [beachte] auch, daß, wenn dort steht, [das Urteil] solle nicht an Festtagen und schriftlich vorgetragen werden, so ist dazu zu bemerken, daß, weil hier summarisch, einfach und ohne Umstände vorgegangen wird, wie oben284 erwähnt worden ist, und es über die Bedeutung der Worte c. Saepe contingit in clemen.285 heißt, daß man [auch] in der Zeit der Festtage, um den Bedürfnissen des Menschen nachzugeben, rechtskräftig prozessieren kann und der Richter Aufschub abschneiden soll, der Richter deswegen nach Belieben jene [Punkte] beachten kann [oder nicht]. Er ist auch nicht gehalten, [das Urteil] schriftlich vorzulegen, da es nach Johannes Andreae286 mehrere Fälle gibt, in denen das Urteil ohne schriftliche Abfassung gültig ist. Und zwar zählt er darunter den Orts- oder Ge-
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4.769
[III/3,2] Achtzehnte Frage
Hexenhammer, 700
richtsbrauch, di. 11 consuetudinis287. Ein Bischof kann, auch wenn er Richter ist, durch einen anderen das Urteil verlesen lassen, wie auch [sonst] vornehme Personen. Desgleichen beachte, daß zwar bei kriminellen Handlungen die Vollstreckung des Urteilsspruches nicht aufgeschoben werden soll, jedoch versagt diese [Regel] in bestimmten Fällen, besonders in vier; aber für diesen Gegenstand werden [nur] zwei behandelt: erstens, wenn [das Urteil] über eine schwangere Frau gefällt worden ist, wird es bis zur Zeit der Niederkunft aufgeschoben, ff. de re. uu. l. pregnantis288. Desgleichen, wenn jemand das Verbrechen gestanden hat und später leugnet. Verstehe, wenn das Geständnis vorher nicht wiederum wiederholt worden ist, so wie es oben289 in der fünfzehnten Frage erwähnt worden ist. Bezüglich des dritten aber, auf wie viele Arten nämlich [das Urteil] zu fällen sei, ist jetzt jedoch, weil wir das in der Folge bis zum Schluß des Werkes behandeln werden, einiges darüber vorweggenommen, [nämlich] auf welche Weise eine angezeigte Person verdächtig wird, weil bezüglich unterschiedlicher Verdächtigungen auch unterschiedliche Urteile zu fällen sind. [111ra]
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4.770
[III/3,3] Neunzehnte Frage
Hexenhammer, 700
[III/3,3] Neunzehnte Frage. Auf wie viele Arten Verdacht geschöpft wird, um einen Urteilsspruch fällen zu können. Wenn gefragt wird, wann [die Beschuldigten] der Ketzerei oder eines anderen Verbrechens verdächtig zu nennen sind und ob sie diesfalls für solch ein Verbrechen dementsprechend zu richten und zu verurteilen sind, so ist sowohl nach dem alten als auch nach dem neuen Recht zu antworten. Denn die Glosse sagt zu dem in der vorhergehenden Frage angeführten c. nos in quenquam290, daß es vier Arten gibt, den Beschuldigten zu überführen, entweder nämlich durch das Recht, wie [z.B.] durch Urkunden und Zeugen, oder durch die Offensichtlichkeit der Tat, extra de cohabi. Cleri ca. tua291, oder aufgrund der Rechtsfolge292, z.B. daß der Beschuldigte öfter [vergeblich] vorgeladen worden ist, 3 q. 9, decrevimus293, oder durch schweren Verdacht, 32 q. 1, dixit294. Es bemerken auch die Kanonisten, daß der Verdacht dreifach ist: der erste [ist] unbegründet. Über ihn [sagt] der Kanon: »Ihr dürft keinen aufgrund des willkürlichen Verdachts verurteilen«, 2 q. 1 primo295. Der zweite [ist der] glaubhafte, und dieser zieht die Reinigung nach sich; nicht aber der erste, wie [es] 2 q. 4 presbiter296 [heißt]. Der dritte ist der dringende, der
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4.771
[III/3,3] Neunzehnte Frage
Hexenhammer, 701
die Verurteilung nach sich zieht, und von dem das Wort des Hieronymus gilt, daß eine Ehefrau [vom Ehemann] wegen Hurerei oder wegen des Verdachts der Hurerei weggeschickt werden kann, 32 q. 1, dixit297. Beachte überdies, daß der zweite, welches der glaubwürdige ist, zum halben Beweis298 zugelassen wird, wie [es in] extra de presumpt. in multis299 [heißt]. Daher trägt er mit zum Beweis bei, wenn noch andere Anhaltspunkte vorhanden sind. Deshalb wird er nicht nur zur Auferlegung der Reinigung zugelassen. Bezüglich des dringenden [Verdachtes], der zur Verurteilung genügt, bemerke auch, daß er zweifach ist, indem einer »iuris et de iure« [ist]. [Er liegt vor,] wenn das Recht aufgrund einer Tatsache etwas vermutet und festsetzt; und gegen diesen wird kein Beweis zugelassen, extra de sponsa, nec qui fidem300, wo es heißt, daß, wenn jemand einer Frau ein Treue[versprechen] gegeben hat, die Ehe mit ihr schließen zu wollen, und später die Kopulation erfolgt, man annimmt, die Ehe sei geschlossen; ein Beweis für das Gegenteil wird nicht zugelassen. Der andere [dringende Verdacht] ist »iuris«, aber nicht »de iure«, wie z.B. wenn das Recht etwas vermutet, aber nicht bestimmt, wie z.B., wenn ein Mann lange mit einer Frau zusammengewohnt hat, angenommen wird,
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4.772
[III/3,3] Neunzehnte Frage
Hexenhammer, 702
daß er mit ihr geschlafen hat, 32 q. 1, dixit301. Und dagegen wird der Beweis zugelassen [111rb]. Unter Anwendung auf unser Thema der Ketzerei der Hexen und des neuen Rechts302 sagen wir, daß im Recht bezüglich des Verbrechens der Ketzerei dreierlei [Verdacht] gilt: der erste mäßig, der zweite schwer, der dritte sehr schwer. Der erste, welcher der mäßige ist, heißt im Recht leichter Verdacht. So wird es in c. Accusatus, li. 6, de here.303 am Anfang gehalten, wo es heißt: »Wenn aber jener Verdacht leicht und mäßig gewesen ist, so ist zwar [der Beschuldigte] infolgedessen schwer zu bestrafen, aber er darf nicht mit der Rückfallsstrafe bestraft werden. Und zwar heißt dieser Verdacht deshalb mäßig oder leicht, weil er einmal durch eine mäßige und leichte Verteidigung behoben wird, und dann, weil er aus mäßigem und leichtem Argwohn entsteht. Daher heißt er mäßig nach den mäßigen Indizien, und er heißt leicht von den leichten Vermutungen her«; wenn sich z.B. bei einfacher Ketzerei bezüglich des Glaubens manche finden, die heimliche Zusammenkünfte abhalten oder in der Lebensführung oder in den Sitten von dem üblichen Lebenswandel der Gläubigen abweichen, wie sich aus c. excommunicamus, 1, extra de heret.304 bezüglich der Ketzerei der Hexen ergibt; in ähnlicher Weise, wenn die Zusammenkünfte an den Quatembern305 oder besonders heiligen Zeiten des Jahres auf
Hexen
4.773
[III/3,3] Neunzehnte Frage
Hexenhammer, 702
den Feldern und in den Wäldern, sei es bei Tage, sei es bei Nacht, stattfinden oder [wenn] manche [Frauen] absonderlich befunden werden, die entweder die Gottesdienste nicht zu den gewöhnlichen Zeiten und unregelmäßig besuchen oder mit verdächtigen Zauberern und Hexen heimliche Vertraulichkeiten pflegen. Solche werden nämlich zumindest für der Ketzerei leicht verdächtig gehalten, weil derartige Ketzer anerkanntermaßen häufig solches tun. Dieser leichte Verdacht wird behandelt in C. de here. l. 2306 am Ende, wo es heißt: »Unter dem Wort »Ketzer« werden diejenigen erfaßt und müssen sich den gegen sie gefällten Urteilen beugen, welche auch nur aufgrund einer leichten Beweisführung ertappt worden sind, wie sie vom Urteil und Pfad des rechten Glaubens abwichen.« Und mit dieser Ansicht stimmt Hostiensis307 in der Summa ti. de presumptione, im Schlußparagraphen überein, wo er sagt: »Es ist zu beachten, daß, obwohl Ketzer [schon] aufgrund eines leichten Arguments entlarvt werden, nämlich mit Bezug darauf, daß sie für verdächtig gehalten werden, sie doch nicht wie Ketzer behandelt werden«, was er mit dem Vorhergehenden beweist. Der zweite Verdacht, welcher der große ist, heißt im Recht [111va] schwer oder stark. Über ihn steht wiederum im angeführten c. Accusatus308, am Anfang: »Wiederum wird jemand für einen der Ketzerei
Hexen
4.774
[III/3,3] Neunzehnte Frage
Hexenhammer, 703
Angezeigten oder Verdächtigen gehalten, gegen den wegen dieses Verbrechens ein großer und dringender Verdacht entstanden war« etc. Dort [steht] nämlich diese Verbindung [groß und schwer], und zwar wird sie nicht kumulativ, sondern erläuternd aufgefaßt, wie Johannes Andreae309, eben dort anmerkt. Schwer aber ist dasselbe wie stark, wie Archidiaconus310 sagt, zu dem angeführten c. Accusatus und dem Wort »schwer«; wie Papias311 sagt und Huguitio312, daß schwer dasselbe ist wie stark oder groß. Er zitiert auch Gregorius 1 moralium: »›Ein schwerer Wind brach los‹, weshalb wir sagen, jemand habe schweren Zufall, wenn er Glück hat.« Soweit dort. Folglich heißt großer Verdacht schwer oder stark und wird so benannt, weil er nur durch schwere und starke Entlastungsargumente widerlegt wird, und auch, weil er aus großen und schweren wie starken Vermutungen, Argumenten und Indizien hervorgeht; z.B. wenn bei einfacher Ketzerei manche die ihnen als Ketzer bekannten Leute verbergen, ihnen ihre Gunst zuwenden, sich ihnen zugesellen, sie besuchen, ihnen Geschenke machen, sie aufnehmen, verteidigen und dergleichen. Solche nämlich sind der Ketzerei schwer verdächtig. Und gleichermaßen werden sie wegen der Ketzerei der Hexen verfolgt, weil der Verdacht entsteht, daß sie mit ihnen am Verbrechen teilnehmen. Und besonders sind hier Frauen oder Männer zu nennen, die zu unge-
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4.775
[III/3,3] Neunzehnte Frage
Hexenhammer, 704
bändigter Liebe oder Haß tendieren, auch wenn sie nicht auf etwaige Schäden der Menschen oder der Haustiere aus sind und nicht zu hexen pflegen. Denn wie vorausgeschickt sind in jedweder Ketzerei [Leute], die ähnliches ausführen, schwer verdächtig, wie sich aus dem angeführten c. Accusatus, et § illo vero313 und dem ebenda bei Archidiaconus314 Angemerkten ergibt; da es nicht zweifelhaft ist, daß sie solche Dinge zugunsten der ketzerischen Verkehrtheit tun. Der dritte Verdacht ist der sehr schwere, und er heißt im Gesetz dringend, c. cum contumacia315 und c. Accusatus li. 6, de heret.316 und nach den Bemerkungen von Archidiaconus317 und Johannes Andreae318 über c. Accusatus und das Wort »schwer«, wo sie sagen: »Er sagt schwer, nicht [111vb] jedoch dringend«, oben de presumptione c. literas. Von diesem Verdacht spricht der Kanon distin. 34, quorundam319; und zwar heißt diese Annahme oder dieser Verdacht dringend, einmal weil er den Richter dringend zu glauben zwingt und drängt und durch keine Entgegnung, wie sie auch sei, widerlegt wird und dann, weil er aus dringenden, überzeugenden und bezwingenden Vermutungen entsteht. Wenn sich zum Beispiel bei der einfachen Ketzerei [Leute] finden, welche Ketzer anbeten, d.h. ihnen in Liebe Ehre erweisen, von ihnen eine Trostspendung
Hexen
4.776
[III/3,3] Neunzehnte Frage
Hexenhammer, 705
oder die Kommunion empfangen oder ähnliche Riten vollzogen haben, so sind solche ja durch dringenden Verdacht der Ketzerei und des Glaubens der Ketzer überführt, nach c. filii320 und durch c. Accusatus, de here. li. 6321 und durch die Anmerkungen des Archidiaconus zu c. quicunque hereticos322 und zu dem Wort »die, welche glauben« in demselben Liber sextus, da es nicht zweifelhaft ist, daß sie solche Dinge im Glauben an die ketzerische Verkehrtheit tun. Bezüglich der Ketzerei der Hexen aber ist es ähnlich: diejenigen, welche vollziehen, was zum Ritus der Hexen gehört; nur sind solche Dinge verschieden und erfolgen manchmal durch bloße Schmähworte, indem [die Hexen] sagen: »Du wirst in Kürze fühlen, was dir geschehen wird« oder durch eine ähnliche Handlung oder durch bloßes Berühren, indem sie einen Menschen oder ein Tier mit den Händen berühren oder nur durch den Blick, indem sie sich zur Nacht- oder Tageszeit den in den Betten Schlafenden zeigen. Dies geschieht, wenn sie Mensch oder Vieh zu behexen trachten, mögen sie auch bezüglich [der Erzeugung von] Hagelschauern verschiedene andere Vorgehensweisen befolgen, indem sie sich durch wieder andere Zeremonien darbieten, indem sie sich an irgendeinem Fluß irgendwie zu schaffen machen, wie sich im vorhergehenden323 [bei der Besprechung] der Arten, einen Schadenszauber anzutun, ergeben hat.
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4.777
[III/3,3] Neunzehnte Frage
Hexenhammer, 705
Wo man solche antrifft und das Gerücht umgeht, sind sie durchaus durch dringenden Verdacht der Ketzerei der Hexen überführt, besonders, wo die Wirkung in [Gestalt] des Schadenszaubers, sei es sogleich oder im Laufe der Zeit, erfolgt ist, weil dann eine offensichtliche Tatsache dazukommt oder ein Tatindiz, wenn Hilfsmittel des Schadenszaubers irgendwo aufbewahrt gefunden werden. Mag auch der [erst] im Lauf der Zeit sich einstellende [Erfolg] für die Offensichtlichkeit der Tat nicht so schwer ins Gewicht fallen, so bleibt [die betreffende Person] doch schwer verdächtig, und erst recht über einfache Ketzerei hinausreichend. Wenn gefragt wird, ob [112ra] der Teufel Mensch oder Vieh [auch] ohne Ansehen oder Berühren durch die Frauen behexen könne, so wird geantwortet, gewiß, wenn Gott es zuläßt. Aber weil die Zulassung Gottes weiter reicht, wenn eine Gott geweihte Kreatur unter Ableugnung des Glaubens und mit anderen schauderhaften Verbrechen [beim Schadenszauber] mitwirkt, ist der Teufel auch lieber darauf aus, die Geschöpfe solchermaßen zu behexen. Man kann sogar sagen, daß der Teufel, auch wenn er ohne Hexe [vorgehen] könnte, aus verschiedenen Rücksichten, wie sich zuvor ergeben hat, im höchsten Maße danach giert, solches durch eine Hexe zu verüben. Als Nachwort zu unserem Vorhaben, über die Vor-
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4.778
[III/3,3] Neunzehnte Frage
Hexenhammer, 706
gehensweisen aufgrund von Vermutungen zu urteilen, muß man sagen, daß hinsichtlich der erwähnten Unterscheidung es drei Arten der Ketzerei der Hexen Verdächtiger gibt, indem einige leicht, andere schwer und einige dringend [verdächtig sind]. Leicht verdächtig sind diejenigen, welche so Geringfügiges oder Unbedeutendes verüben, daß daraus mäßiger oder leichter Verdacht gegen sie entsteht. Und mag auch, wie gesagt, jemand nicht für einen Ketzer zu halten sein, wenn er auf diese Weise für verdächtig befunden wird, so muß ihm doch die kanonische Reinigung auferlegt oder ihm entsprechend dem Geringfügigen die Abschwörung aufgegeben werden; und zwar steht in c. excommunicamus 1 am Anfang extra de here.324, daß ihm die Reinigung auferlegt werden könne: »Diejenigen aber, welche als durch bloßen Argwohn für auffällig befunden werden, [d.h.] durch glaubhaften Verdacht – und zwar einen, der leicht ist und der sich leicht ergibt, sagt Hostiensis325 –, sollen, wenn sie nicht entsprechend in Erwägung des Argwohns und der Beschaffenheit der Person durch angemessene Reinigung die eigene Unschuld erzeigt haben, dergestalt mit dem Schwert des Anathems 326 getroffen und bis zur völligen Genugtuung von allen gemieden werden, doch so, daß, wenn sie ein Jahr hindurch in der Exkommunikation verharrt haben, sie von da ab wie Ketzer beurteilt werden sollen.« Soweit
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4.779
[III/3,3] Neunzehnte Frage
Hexenhammer, 707
dort. Beachte, daß, ob er nun mit der ihm auferlegten kanonischen Reinigung einverstanden sei oder nicht, ob er versagt oder nicht, über ihn nach allem wie über einen wegen Ketzerei übel Beleumundeten zu urteilen ist, dem die kanonische Reinigung aufzuerlegen ist. Aber auch, daß einem solchen wie einem der Ketzerei leicht Verdächtigen die Abschwörung auferlegt werden könne, ergibt sich aus c. Accusatus327, wo am Anfang gesagt wird: »Ein der Ketzerei Beschuldigter oder Verdächtiger, gegen den in stärkerem Grade schwerer Verdacht bezüglich dieses Verbrechens entstanden war, soll, wenn er der Ketzerei vor Gericht abgeschworen hat und [112rb] später [wieder eine] begeht, nach einer bestimmten Rechtsfiktion als in derselben Rückfälliger erachtet werden, mag auch vor seiner Abschwörung das Verbrechen der Ketzerei gegen ihn nicht bewiesen worden sein. Wenn aber jener Verdacht geringfügig und leicht gewesen ist, so darf er, wiewohl er darum schwer zu bestrafen ist, doch nicht mit der Strafe für die in der Ketzerei Rückfälligen bestraft werden.« Soweit dort. Da gewisse [Leute] aber schwer verdächtig sind, und zwar jene, die derlei schwere und starke Stücke vollbringen, weil daraus ein schwerer und großer Verdacht hervorgeht, so sind solche doch ebenfalls keine Ketzer, noch sind sie als Ketzer zu verdammen, weil das ausdrücklich in extra de presumptione, c. lite-
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4.780
[III/3,3] Neunzehnte Frage
Hexenhammer, 707
ras § Quo circa328 so festgehalten wird, [daß] keiner auf einen schweren Verdacht hin wegen eines so großen Verbrechens zu verdammen ist. Denn es heißt dort: »Da wir nicht wollen, daß jemand um eines bloßen, auch noch so dringenden Verdachts willen wegen eines, auch noch so schweren Verbrechens verurteilt werde, verordnen wir hinsichtlich eines so schwer Verdächtigen, daß ihm anbefohlen werde, im allgemeinen jeder Ketzerei und im besonderen derjenigen, der er verfallen ist, wie ein schwer Verdächtiger abzuschwören«; nach dem angeführten c. Accusatus329 und nach c. Inter sollicitudines, extra purgatione canonica330 und nach c. literas, extra de presumptione331. Wenn er später rückfällig wird, sei es in die alte oder in eine andere [Ketzerei], oder sich denen anschließt, die er als Zauberer oder Ketzer kennt, sie besucht oder einlädt oder um Rat fragt, indem er [ihnen] Geschenke macht, nach ihnen schickt oder ihnen eine Gunst erweist, wird er der Strafe der Rückfälligen nicht entgehen, nach dem angeführten c. Accusatus332, wo es folgendermaßen heißt: »Wer aber in der einen Ketzerart oder -sekte befunden wird oder der in dem einen Glaubensartikel oder -sakrament der Kirche geirrt und danach der Ketzerei einfach oder allgemein abgeschworen hat, den wollen wir als Rückfälligen in die Ketzerei beurteilt wissen, wenn er
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4.781
[III/3,3] Neunzehnte Frage
Hexenhammer, 708
von da an einer anderen Art oder Sekte der Ketzerei [verfällt] oder er in einem anderen Artikel oder Sakrament irrt. Jener also, bezüglich dessen Ketzerei vor der Abschwörung etwas festgestellt worden war oder jetzt feststeht, soll, wenn er nach jener Abschwörung Ketzer aufnimmt, [in sein Haus] geführt, besucht oder sich ihnen angeschlossen hat oder auch ihnen Gaben oder Geschenke gibt oder schickt [112va] oder ihnen eine Gunst gewährt usw. mit Recht als rückfällig beurteilt werden, da nicht zweifelhaft ist, daß er es infolge des früher von ihm gebilligten Irrtums getan hat.« Soweit dort. Aus diesen Worten ergibt sich, daß in drei Fällen aus der Gattung des schweren Ketzereiverdachts, nachdem der Verdächtige abgeschworen hat, die Rückfallsstrafe verhängt wird. Der erste ist, wenn er in dieselbe alte Ketzerei zurückverfällt, derer er schwer verdächtig gewesen war; der zweite, wenn er der Ketzerei einfach oder allgemein abgeschworen hat, jedoch in eine andere Ketzerei zurückfällt, auch wenn er derselben vorher niemals für verdächtig gehalten oder deshalb angezeigt worden ist. Der dritte, wenn er Ketzer aufnimmt und sie einlädt und ihnen [eine] Gunst gewährt. Und dieser Fall umfaßt viele Fälle und hat viele Ausprägungen, wie sich in dem angeführten § Eum vero in dem häufig wiederholten c. Accusatus333 ergibt.
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4.782
[III/3,3] Neunzehnte Frage
Hexenhammer, 709
Es wird aber gefragt, was zu tun sei, wenn ein solcher schwer Verdächtiger dem Gebot seines Richters, für immer abzuschwören, nicht nachkommt: Ob er dem Gutdünken der weltlichen [Macht] zu übergeben ist, um nach c. Ad abolendam § presenti vero334 mit der gebührenden Strafe bestraft zu werden. Darauf wird geantwortet: keineswegs, weil der Kanon, und zwar § eius335, ausdrücklich nicht von Verdächtigen, sondern von den offenkundig in der Ketzerei Ertappten redet etc., und strenger gegen die offenkundig Ertappten als gegen die nur Verdächtigen zu verfahren ist. Und wenn gefragt wird, wie also gegen einen solchen vorzugehen sei, so lautet die Antwort, daß gegen ihn nach c. excommunicamus 1336 und § qui vero sola suspicione etc., nach dem weiter oben Angegebenen vorgegangen und er exkommuniziert wird. Ist er in dieser Exkommunikation ein Jahr lang verblieben, so ist er nach dem angeführten Kanon als Ketzer zu verdammen. Einige sind aber dringend verdächtig, und zwar jene, welche so schwere Dinge verüben, daß daraus ein dringender Verdacht gegen sie entsteht. Ein solcher ist für einen Ketzer zu halten, und es ist über ihn wie über einen in der Ketzerei Ertappten zu urteilen; nach dem c. excommunicamus 1, extra de here. § qui vero337 und c. cum contumacia338 und nach c. ut officium li. 6339, gleich ob sie das Verbrechen ge-
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4.783
[III/3,3] Neunzehnte Frage
Hexenhammer, 709
stehen oder auch nicht. Wenn ja, und sie umkehren und der Ketzerei abschwören wollen, sind sie nach c. ad abolendam340 und nach c. excommunicamus 2, Schlußparagraph, zur Buße anzunehmen. Wenn sie nicht abschwören, sind sie dem weltlichen Gericht zu übergeben [112vb], um mit der gebührenden Strafe bestraft zu werden. Wenn er aber das Verbrechen nicht gesteht, nachdem er überführt worden ist, und auch nicht damit einverstanden ist abzuschwören, so ist er nach c. ad abolendam341 als unbußfertiger Ketzer zu verdammen. Ein dringender Verdacht genügt zur Verurteilung und läßt keinen Beweis des Gegenteils zu, wie es extra de presumptione c. literis342 und c. Afferte343 vorsieht. Und wenn diese Erörterung auf die einfache Ketzerei zutrifft, [und zwar] ohne Offensichtlichkeit oder Indiz der Tat, so wie es sich auch in der sechsten Form344, das Urteil zu fällen, ergeben wird, wo jemand als Ketzer verdammt wird, auch wenn er der Sache nach kein Ketzer ist, wie viel mehr bei der Ketzerei der Hexen, wo immer entweder die augenfällige Tat in [Gestalt] der behexten Kinder, [erwachsenen] Menschen oder Tiere oder das Indiz der Tat, z.B. [in Gestalt] aufgefundener Hilfsmittel, hinzukommt. Und mögen in der einfachen Ketzerei die Bußfertigen und Abschwörenden, wie erwähnt, zur Buße und ewigen Gefängnissen angenommen werden – in dieser Ketze-
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4.784
[III/3,3] Neunzehnte Frage
Hexenhammer, 709
rei [der Hexen] kann sie der weltliche Richter, wenn auch der kirchliche sie zur Buße annimmt, wegen zeitlicher Schäden mit der Todesstrafe bestrafen, und der kirchliche [Richter], der ihn zwar nicht zur Bestrafung übergeben soll, ihn [den Schuldigen] jedoch überlassen kann, möge ihn nicht [daran] hindern.
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4.785
[III/3,4] Zwanzigste Frage
Hexenhammer, 710
[III/3,4] Zwanzigste Frage. Über die erste Form, das Urteil zu fällen. Daß also die angezeigte Person: entweder für schuldlos und gänzlich freizusprechen befunden wird, oder sie wird als bloß allgemein wegen Ketzerei übel beleumundet befunden, oder sie wird, abgesehen vom schlechten Leumund, als den [peinlichen] Fragen und Folterungen auszusetzen befunden, oder sie wird als der Ketzerei leicht verdächtig befunden, oder sie wird als der Ketzerei schwer verdächtig befunden, oder sie wird als der Ketzerei dringend verdächtig befunden, oder sie wird als bezüglich der Ketzerei übel beleumundet und sowohl [speziell] wie auch zugleich allgemein verdächtig befunden, oder sie wird als der Ketzerei geständig und bußfertig und nachweislich nicht rückfällig befunden, oder sie wird als der Ketzerei geständig und bußfertig, aber wahrscheinlich rückfällig befunden, [113ra] oder sie wird als der Ketzerei geständig und unbuß-
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4.786
[III/3,4] Zwanzigste Frage
Hexenhammer, 711
fertig, aber nicht eigentlich rückfällig befunden, oder sie wird als der Ketzerei geständig und unbußfertig, wie auch als mit Sicherheit rückfällig befunden, oder sie wird als nicht geständig, aber der Ketzerei durch gesetzmäßige Zeugen und sonst gerichtlich überfuhrt befunden, oder sie wird als der Ketzerei überführt, aber als flüchtig oder böswillig säumig befunden, oder sie wird von einer anderen einzuäschernden oder eingeäscherten Hexen angezeigt befunden, oder sie wird nicht als einen Schadenszauber zufügend, sondern [einen solchen] durch unerlaubte Mittel aufhebend und deswegen anstößig befunden, oder er wird als zauberischer Bogenschütze und Besprecher von Waffen befunden, der tödlich vernichtet, oder sie wird als hexende Hebamme befunden, die den Dämonen feindselig Kinder weiht, oder sie wird als eine befunden, die sich in mißbräuchlicher und betrügerischer Weise mit dem Mittel der Appellation schützt. Und wenn sie nun als völlig schuldlos befunden wird, wird über sie folgendermaßen das Endurteil zu fällen sein, wobei zu beachten ist, daß die angezeigte Person dann als völlig schuldlos befunden wird, wenn sie nach sorgfältiger Würdigung des Prozeßergebnis-
Hexen
4.787
[III/3,4] Zwanzigste Frage
Hexenhammer, 711
ses zusammen mit dem guten Rat erfahrender Männer weder durch ein eigenes Geständnis, noch durch die Offensichtlichkeit der Tat, noch durch das gesetzmäßige Vorbringen von Zeugen überführt wird, weil sie nämlich in der Hauptsache divergieren; noch auch jene Person sonst wegen des zuvor genannten Verbrechens verdächtig oder öffentlich übel beleumundet gewesen ist, weil es nicht genügte, wenn sie wegen irgendeines anderen Verbrechens übel beleumundet wäre; noch auch gegen eine solche Person Tatindizien vorhanden sind. Bezüglich einer solchen ist folgendes Vorgehen zu beachten, da sie durch den Bischof oder den Richter durch ein Urteil folgenden Wortlauts freizusprechen ist: »Wir N.N.345, durch göttliche Gnade Bischof der und der Stadt oder der und der Richter etc., mit Rücksicht darauf, daß du so und so aus dem und dem Ort und der und der Diözese uns wegen der und der ketzerischen Verkehrtheit, nämlich der der Hexen, angezeigt worden bist; mit Rücksicht auch darauf, jenes sei dergestalt, daß wir es nicht mit geschlossenen Augen übergehen konnten noch durften, sind wir zur Untersuchung geschritten, ob das Vorgenannte sich auf irgendeine Wahrheit stützte, indem wir Zeugen einvernahmen, dich verhörten und anderes taten [113rb], entsprechend den kanonischen Satzungen. Nachdem wir also alles beachtet und sorgfältig ge-
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4.788
[III/3,4] Zwanzigste Frage
Hexenhammer, 712
prüft haben, was in dieser Sache behandelt und verhandelt worden ist, wir auch wiederholt Beratungen mit im Recht und auch in der Theologie erfahrenen Männern abgehalten, verfahren wir, zu Gericht sitzend als erkennende Richter und einzig Gott und die Wahrheit der Angelegenheit vor Augen, nachdem die hochheiligen Evangelien vor uns gelegt worden sind, damit im Angesicht Gottes unser Spruch erschalle und unsere Augen die Gerechtigkeit sehen, folgendermaßen zu unserem Endurteil, nach Anrufung des Namens Christi: Weil wir durch das, was wir gesehen und gehört haben, und was vor uns in der gegenwärtigen Sache vorgeführt und dargebracht, behandelt und verhandelt worden ist, nicht gefunden haben, was gegen dich von dem, um dessentwillen du vor uns angezeigt worden warst, gesetzmäßig bewiesen worden sei, verkünden, erklären und entscheiden wir endgültig, daß gegen dich vor uns nichts gesetzmäßig vorgebracht worden ist, um dessentwillen du als Ketzer oder Zauberer beurteilt oder irgendwie für der ketzerischen Verkehrtheit verdächtig gehalten werden könntest oder müßtest. Daher entbinden wir dich vom gegenwärtigen Augenblick an völlig von der Inquisition und vom Gericht. Ergangen ist dieses Urteil« etc. Man möge sich hüten, in einem Urteil, wie es auch sei, festzulegen, daß der Beschuldigte unschuldig oder schuldlos sei, sondern [sage], daß gesetzmäßig gegen
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4.789
[III/3,4] Zwanzigste Frage
Hexenhammer, 712
ihn nichts bewiesen worden sei, weil, wenn er später im Verlauf der Zeit wiederum angezeigt und [etwas gegen ihn] gesetzmäßig bewiesen wird, er verurteilt werden kann, ohne daß das genannte freisprechende Urteil dem entgegensteht. Bemerke auch, daß jemand auf dieselbe Weise freizusprechen ist, wenn er wegen der Aufnahme, Verteidigung oder anderer Begünstigung der ketzerischen Verkehrtheit angezeigt ist, wenn gegen ihn gesetzmäßig nichts bewiesen wird. Der weltliche Richter wird im Auftrag des Bischofs auf seine Weise urteilen.
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4.790
[III/3,5] Einundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 713
[III/3,5] Einundzwanzigste Frage. Über die zweite Form, über eine Beschuldigte, und zwar eine nur übel beleumundete das Urteil zu fällen. Die zweite Form, das Urteil zu fällen, ergibt sich, wenn der oder die Beschuldigte nach sorgfältiger Prüfung der Prozeßergebnisse mit einem guten Rat erfahrener Männer bezüglich einer solchen Ketzerei in irgendeinem Dorf, einer Stadt oder in einem Gebiet nur übel beleumundet befunden wird. Und zwar geschieht das, wenn ein solcher Angezeigter weder durch eigenes Geständnis noch durch die Offensichtlichkeit der Tat noch durch gesetzmäßige Vorführung der Zeugen überführt wird und auch nicht [113va] andere Indizien gegen ihn bewiesen worden sind, außer die Infamie ganz allein. Insbesondere ist die Ausübung von Schadenszauber nicht nachweisbar, was man freilich aufgrund schweren oder dringenden Verdachtes beweisen kann, wenn er drohende Worte, eine Verletzung antun zu wollen, ausgestoßen hätte, indem er wörtlich oder dem Sinne nach sagte: »In Kürze wirst du fühlen, was dir zustoßen wird«, und danach irgendeine Wirkung [in Gestalt] einer Schädigung am Körper oder am Vieh erfolgt wäre. Gegen einen solchen, gegen den nichts bewiesen wird, außer allem die Infamie, ist folgendes Vorgehen
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4.791
[III/3,5] Einundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 713
zu beachten. Weil in einem solchen Fall das Urteil nicht durch Freispruch zugunsten des Beschuldigten gefällt werden kann, wie es in der ersten Weise angesprochen worden ist, sondern gegen ihn unter Auferlegung der kanonischen Reinigung zu erkennen ist, daher beachte der Bischof oder sein Offizial oder Richter erstens, daß es in einer Ketzereisache nicht darauf ankommt, daß jemand nur bei biederen und angesehenen Personen übel beleumundet ist, sondern man achtet im Gegenteil darauf, daß er auch bei jedweden gemeinen und einfachen [Leuten] übel beleumundet ist. Und der Grund ist: weil jemand im Verbrechen der Ketzerei auch bei denen in üblem Leumund stehen kann, von denen er angeklagt werden kann. Aber jeder Ketzer kann von was für Personen auch immer angeklagt werden, nur Todfeinde, wie sich oben346 ergeben hat, ausgenommen. Also kann er bei jenen in üblem Leumund stehen. Es wird also der Bischof oder der Richter das Urteil auf kanonische Reinigung auf diese oder auf eine ähnliche Weise fällen: »Wir N.N., durch die göttliche Gnade Bischof der und der Stadt oder Richter der und der Herrschaft, in Erwägung, daß wir nach sorgfältiger Prüfung der Ergebnisse des von uns gegen dich Angezeigten, so und so, der und der Diözese angestrengten Prozesses etc. nicht gefunden haben, daß du gestanden habest noch
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4.792
[III/3,5] Einundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 714
des genannten Schandverbrechens überführt, noch auch sonst zumindest leicht verdächtig seist, außer daß wir dich gesetzmäßig und wahrhaftig als in dem und dem Dorf, Stadt oder Diözese, und zwar bei Guten und Schlechten öffentlich übel beleumundet gefunden haben, legen wir dir deswegen zur Reinigung von einer derartigen Infamie und damit du bei der Zusammenkunft der Gläubigen in gutem Ruch stehst, die kanonische Reinigung auf, wie es rechtmäßig ist, und bestimmen dir den und den Tag des und des Monats und die und die Tagesstunde. In dieser sollst du persönlich vor uns erscheinen, damit du dich mit einer so und so großen Schar deines Standes von deiner Infamie reinigst. Diese Reinigungshelfer347 seien Leute von rechtem Glauben und in ihrer Lebensführung bewährt, die deinen Umgang wie auch [deinen] Lebenswandel [113vb] nicht nur in der jetzigen, sondern vielmehr auch in der vergangenen Zeit kennen; mit der Folge, daß, wenn du bei der Reinigung versagst, wir dich für überfuhrt halten werden, wie es die kanonischen Satzungen wollen.« Hier ist aber zu erwägen, daß, wenn jemand gesetzmäßig als wegen einer Ketzerei öffentlich übel beleumundet befunden und gegen ihn nichts außer der Infamie selbst bewiesen wird, ihm die kanonische Reinigung auferlegt wird, d.h., daß er einige Männer habe, sieben, zehn oder zwanzig oder dreißig, je nachdem er
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4.793
[III/3,5] Einundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 715
mehr oder weniger und in mehreren oder nur wenigen, mehr oder minder bedeutenden Orten übel beleumundet gewesen ist. Diese [Männer] gehören seiner Stellung oder [seinem] Stand an, so daß, wenn der Bescholtene ein Mönch ist, jene auch Mönche, wenn ein Weltgeistlicher, jene auch Weltgeistliche, wenn ein Ritter, jene auch Ritter seien, die ihn von dem Verbrechen reinigen, um dessentwillen er übel beleumundet ist. Diese Reinigungshelfer sollen Leute von rechtem Glauben und in der Lebensführung bewährt sein, die den Umgang jenes [übel Beleumundeten] nicht nur in der jetzigen als vielmehr auch in der vergangenen Zeit kennen, wie es angesprochen wird extra de purga. cano. inter sollicitudines348. Wer sich aber nicht hat reinigen wollen, werde exkommuniziert. Wer die Exkommunikation ein Jahr lang verstockten Sinnes ausgehalten hat, wird danach als Ketzer verurteilt, nach c. excommunicamus itaque, § qui autem349. Wer beschlossen hat, sich zu reinigen, bei der Reinigung aber versagt hat, d.h., daß er solche und so viele Reinigungshelfer, wie ihm zur Reinigung auferlegt waren, nicht gefunden hat, wird für überführt gehalten und wie ein Ketzer verurteilt, wie dargelegt in extra de here. excommunicamus 1 § adiicimus350 und ver. qui non se und de purg. ca. Cum dilectus351.
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4.794
[III/3,5] Einundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 715
Dazu ist zu erwägen, daß, wenn es heißt, es wird dem Bescholtenen auferlegt, sich zu reinigen mit dreien oder vieren [von Leuten] seines Standes, daß dann »Stand« nach der Gattung und nicht nach der [speziellen] Art gilt. Wenn daher ein Bischof zu reinigen ist, ist es ihm nicht versagt, mit Bischöfen zur Reinigung zugelassen werden zu können. Dasselbe gilt für Äbte und Mönche [und] Priester, und gleichermaßen für andere, de purga. ca. Wie oft sich ein übel Beleumundeter in der folgenden Weise reinigen soll, erschließt sich aus extra de purga. ca. quotines § porro352 und c. accepimus quo ad secundum353. Wenn der dem übel Beleumundeten zu seiner kanonischen Reinigung bestimmte Termin naht, soll der zu Reinigende persönlich mit seinen Reinigungshelfern vor dem Bischof und Inquisitor an dem Ort [114ra] erscheinen, wo er bekannt ist. Und er soll, die Hand auf das vor ihm hingelegte Buch der Evangelien legend, also sprechen: »Ich schwöre bei diesen vier heiligen Evangelien Gottes, daß ich zu der und der Ketzerei – die er namhaft macht –, wegen der ich übel beleumundet bin, niemals gehalten noch an sie geglaubt, noch sie gelehrt habe, noch zu ihr halte, noch an sie glaube.« Er wird das nämlich unter Eid in Abrede stellen, um dessentwillen er übel beleumundet ist, was immer jenes sein mag. Wenn dies geschehen ist, sol-
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4.795
[III/3,5] Einundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 716
len alle Reinigungshelfer die Hand auf das genannte Buch der Evangelien legen und jeder soll also sprechen: »Und ich schwöre bei diesen heiligen Evangelien Gottes, daß ich glaube, er hat wahr geschworen.« Und dann ist er kanonisch gereinigt. Zu bedenken ist auch, daß der wegen Ketzerei übel Beleumundete dort zu reinigen ist, wo der übel Beleumundete bekannt ist. Und wenn er an vielen Orten berüchtigt ist, werde ihm auferlegt, in allen diesen den rechten Glauben öffentlich zu bekennen und die Ketzerei, wegen der er als berüchtigt bekannt ist, zu verfluchen, de purga. ca. inter sollicitudines354. Und wer sich kanonisch vom [Vorwurf] der Ketzerei gereinigt hat, muß wissen, daß, wenn er nach der Reinigung in die Ketzerei verfällt, von der er sich schon gereinigt hatte, er für rückfällig gehalten und dem weltlichen Gericht übergeben wird, nach c. excommunicamus 1 § adicimus355 und ver. vel si est post purgationem und c. ad abolendam, § illos quoque356. Anders aber ist es, wenn er in eine andere Ketzerei fällt, bezüglich derer er sich vorher nicht gereinigt hat, nach dem angeführten Kanon.
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4.796
[III/3,6] Zweiundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 717
[III/3,6] Zweiundzwanzigste Frage. Über die dritte Form, das Urteil zu fällen, [und zwar] über eine übel beleumundete und den [peinlichen] Fragen auszusetzende [Person]. Die dritte Form, einen Glaubensprozeß zu beenden und abzuschließen, findet statt, wenn der wegen Ketzerei Beschuldigte nach sorgfältiger Prüfung des Prozeßergebnisses und dem guten Rat erfahrener Männer als [in seinen Aussagen] wankelmütig oder durch Indizien belastet, zur [peinlichen] Befragung verurteilt wird und er den Folterungen ausgesetzt wird, er aber nichts zugegeben hat und für schuldlos und unschuldig gehalten wird. Und das ist [der Fall], wenn der Beschuldigte weder durch eigenes Geständnis noch durch die Offensichtlichkeit der Tat noch durch gesetzmäßiges Vorbringen von Zeugen ertappt worden ist noch solche Indizien für einen solchen Verdacht vorhanden sind, daß er der Ketzerei abzuschwören habe. Er ist jedoch in seinen Aussagen widersprüchlich, oder es sind sonst noch andere Indizien vorhanden, die zu den [peinlichen] Fragen und Folterungen ausreichen. Gegen einen solchen ist folgendes Vorgehen zu beachten. Weil in einem solchen [114rb] Fall gegen den Angezeigten und nicht für ihn ein Zwischenurteil zu fällen ist, muß es durch den Inquisitor
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4.797
[III/3,6] Zweiundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 717
in Verbindung und nicht getrennt [vom Bischof bzw. dessen Richter] gefällt werden, nach c. multorum357. Besonders wenn ein solcher auf dem Leugnen beharrt und auf keine Weise die Wahrheit bekennen will, auch wenn er von erfahrenen Männern dazu bewogen wird, wird das Urteil, welches an Bedeutung einem endgültigen nahe kommen dürfte, mit dem folgenden Tenor gefällt werden: »Wir N.N., durch göttliche Gnade Bischof der und der Stadt oder Richter der Gerichtshoheit in den ihr unterworfenen Ländern des und des Herrn, in Erwägung, daß du nach sorgfältiger Prüfung der Ergebnisse des von uns gegen dich, den und den, aus dem und dem Ort, der und der Diözese angestrengten Prozesses in deinen Geständnissen widersprüchlich bist und nichtsdestoweniger viele Indizien vorhanden sind, welche ausreichen, dich den [peinlichen] Fragen und Folterungen auszusetzen, erklären, urteilen und entscheiden wir deshalb, damit man die Wahrheit aus deinem eigenen Mund erhalte und du die Ohren der Richter in der Folge nicht weiter durch Ausflüchte beleidigst, daß du am gegenwärtigen Tag, und zwar zu der und der Stunde den [peinlichen] Fragen und Folterungen unterzogen werden sollst. Gefällt wurde dieses Urteil« etc. Wenn der [peinlich] zu Verhörende als [in seinen Geständnissen] widersprüchlich befunden wird und
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4.798
[III/3,6] Zweiundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 718
zugleich andere, der [peinlichen] Befragung genügende Indizien vorhanden sind, wird beides, wie vorhergehend beschrieben, ins Urteil abgesetzt. Wenn aber dieses beides nicht zusammen vorliegt, sondern nur das eine, nämlich z.B. die Widersprüchlichkeit ohne weitere Indizien oder weitere Indizien ohne die Widersprüchlichkeit [in den Aussagen], so soll es ins Urteil abgesetzt werden, so wie man es antrifft. Das gefällte Urteil aber soll alsbald vollstreckt werden, oder man soll vorgeben, daß es [alsbald] vollstreckt werde. Der Richter sei jedoch nicht darauf aus, jemanden [peinlich] befragen zu lassen. Denn [peinliche] Fragen und Folterungen werden nur verhängt beim Versagen anderer Beweise. Und deshalb suche er nach anderen Beweisen. Findet er sie nicht, und hält er aufgrund der Glaubhaftigkeit daran fest, daß der Beschuldigte schuldig sei, aber aus Furcht die Wahrheit leugnet, so greife er unterdessen zu guten und bisweilen listigen Maßnahmen, während die Freunde jener [Person] ihn zu bewegen suchen, die Wahrheit zu sagen. Und er soll seine Sorgfalt daran setzen, die Wahrheit aus seinem Mund zu bekommen und die Angelegenheit nicht beschleunigen. Denn das häufige Nachdenken, das Unglück des Kerkers und die wiederholte Belehrung seitens erfahrener Männer machen [den Beschuldigten] zur Angabe der Wahrheit geneigt. Wenn man nun entsprechend auf den Angezeig-
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4.799
[III/3,6] Zweiundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 718
ten [114va] gewartet und ihm in entsprechender Weise Zeit gewährt hat und der Beschuldigte vielfach belehrt worden ist, mögen der Bischof und der Richter nach Erwägung aller Punkte im guten Glauben annehmen, daß der Beschuldigte die Wahrheit leugnet und ihn der [peinliche] Befragung mäßig auszusetzen, jedoch ohne Blutvergießen, wobei ihnen bekannt ist, daß die [peinlichen] Fragen trügerisch und erfolglos sind. Denn manche [der Verhörten] sind so zart besaitet und so verstört, daß sie auf eine leichte Folterung hin alles, wenn es auch falsch ist, zugeben. Manche aber sind so hartnäckig, daß, wie sehr man ihnen auch zusetzt, man von ihnen die Wahrheit nicht bekommt. Manche gibt es, die schon einmal [peinlich] befragt worden sind, und von diesen halten manche die [peinlichen] Fragen besser aus, weil die Arme sofort gestreckt und gebeugt werden. Manche aber bleiben geschwächt und halten so die [peinlichen] Fragen weniger gut aus. Manche aber sind behext und bedienen sich während der [peinlichen] Fragen des Schadenszaubers. Sie würden eher sterben, als etwas gestehen, da sie gleichsam unempfindlich gemacht sind. Daher ist bei den [peinlichen] Fragen mit der größten Vorsicht zu verfahren und sehr viel auf die Verfassung des zu Verhörenden zu achten. Wenn aber [der Beschluß dazu] gefällt ist, sollen sich die [Folter]knechte alsbald anschicken, den An-
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4.800
[III/3,6] Zweiundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 719
gezeigten [peinlich] zu verhören. Und während sie sich bereit machen, sollen der Bischof oder der Richter sowohl selbst als auch durch andere gute Männer und Glaubenseiferer den [peinlich] zu Verhörenden zum freimütigen Geständnis bewegen, indem sie ihm nötigenfalls, wie bereits erwähnt, auch die Erhaltung des Lebens versprechen. Wenn er so nicht geängstigt oder gar zum Geständnis der Wahrheit gebracht werden kann, wird man den zweiten oder dritten Tag zur Fortsetzung der Folter, nicht aber zur Wiederholung bestimmen, weil sie nicht wiederholt werden darf, außer wenn neue Indizien gegen ihn dazukommen. Und dann kann sie [wiederholt werden]. Aber sie fortzusetzen, ist nicht verboten. Es wird also folgendermaßen gesagt werden können: »Und wir, die Vorgenannten, Bischof N.N. und, falls er dabei ist, Richter N.N., bestimmen dir, dem und dem, den und den Tag zur Fortsetzung der [peinlichen] Fragen, damit aus deinem eigenen Mund die Wahrheit herausgebracht werde.« Es werde alles in das Prozeß[protokoll] aufgenommen, und innerhalb der bestimmten Zeit sollen sie ihn sowohl selbst als auch durch andere erfahrene Männer bewegen, die Wahrheit zu gestehen. Wenn er nicht hat gestehen wollen, werden am bestimmten Tage die [peinlichen] Fragen fortgesetzt. Und so werde er mit derselben oder anderer schweren Folter stärker oder leichter je
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4.801
[III/3,6] Zweiundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 720
nach der Schwere seiner Schuld verhört. Und zwar werden die Richter viele erlaubte Vorsichtsmaßregeln in Worten und Taten anwenden können, um die Wahrheit herauszufinden. Jene [die Richter] lehrt mehr die Erfahrung wie auch die Praxis und die Verschiedenheit der Sachstände als irgendjemandes Kunst oder Lehre. Wenn er aber, geziemend verhört und der Folter [114vb] ausgesetzt, die Wahrheit nicht hat offenbaren wollen, soll ihm nicht weiter zugesetzt werden, sondern er zum freien Abzug entlassen werden. Wenn er aber bei seinem Geständnis bleibt und die Wahrheit bekanntgegeben hat, indem er seine Schuld erkennt und die Kirche um Verzeihung bittet, soll er wie ein nach eigenem Geständnis in der Ketzerei Ertappter, aber Bußfertiger, nach c. abolendam, § presenti358, verurteilt werden. Er soll abschwören und urteilsmäßig wie ein öffentlich Ertappter verurteilt werden, nach der Weise, in der die in der Ketzerei Ertappten nach eigenem Geständnis verurteilt werden. Wie es unten359 in der achten Vorgehensweise, derlei bei Ertappten herauszubringen, gesagt wird, möge man dort nachschauen. Wenn er aber die Wahrheit bekanntgeben sollte, ohne bereut zu haben, aber nicht hartnäkkig in der Ketzerei verharrt und kein Rückfälliger gewesen ist, wird er verurteilt nach c. ad abolendam, § presenti360. Und zwar wird er, nachdem man auf ihn
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4.802
[III/3,6] Zweiundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 720
gewartet und ihn angemessen belehrt hat, dem weltlichen Arm zur Ausführung der Todesstrafe übergeben, wie unten361 in der zehnten Form gesagt wird. Wenn er aber rückfällig gewesen ist, wird er auf diese Weise verurteilt, die unten in der elften Form362, einen Prozeß abzuschließen, besprochen werden wird. Man möge dort nachschauen. Hier ist aber sorgfältig zu beachten, daß der, welcher [peinlich] zu verhören ist, vor den [peinlichen] Fragen bisweilen gegen sich nichts gesteht, und auch nichts bewiesen wird, um dessentwillen er die Ketzerei abschwören könnte oder müßte, noch wegen Ketzerei verurteilt werden [könnte oder müßte]. Und um solche handelt es sich hier, und [das] ist auch sofort aufgefallen. Bisweilen aber ist der Beschuldigte selbst bei der Ketzerei ertappt worden, oder es sind sonst noch andere Indizien gegen ihn bewiesen worden, wegen derer er als leicht oder schwer der Ketzerei Verdächtiger abschwören muß, wegen derer, er aber nicht [peinlich] zu verhören ist. Wenn er aber darüber hinaus einige Dinge leugnet, die nicht bewiesen sind, aber zum [peinlichen] Befragen ausreichen, und wenn er um dessentwillen [peinlich] befragt wird, aber unter dem Verhör nichts gesteht, so ist eine solche [Person] nichtsdestoweniger nicht nach der ersten Form freizusprechen, sondern es werde gegen sie gemäß dem Bewiesenen vorgegangen. Und zwar wird
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4.803
[III/3,6] Zweiundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 720
sie [eine solche Person] abschwören entweder wie ein Verdächtiger oder Ertappter, so wie es der Prozeßstand erfordert. Wenn sie [die Person] aber im Wege der [peinlichen] Fragen jenes gesteht oder einiges davon, um dessentwillen sie [peinlich] befragt wird, soll sie dieses und jenes abschwören, und das Urteil ist für dieses und jenes gegen ihn zu fällen363.
Hexen
4.804
[III/3,7] Dreiundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 721
[III/3,7] Dreiundzwanzigste Frage. Über die vierte Form, über eine Beschuldigte, und zwar leicht Verdächtige das Urteil zu fällen. Die vierte Form, in einem Glaubensprozeß das Urteil zu fällen und ihn abzuschließen, liegt vor, wenn der wegen Ketzerei Beschuldigte nach sorgfältiger Prüfung der Prozeßergebnisse [115ra] zusammen mit dem Rat von Rechtskundigen als der Ketzerei nur leicht verdächtig befunden wird. Und zwar [ist dies der Fall], wenn der wegen Ketzerei Beschuldigte weder durch eigenes Geständnis, noch durch die Offensichtlichkeit der Tat, noch durch die gesetzmäßige Vorführung von Zeugen ertappt wird, noch sonst starke oder schwere Indizien bezüglich jener Ketzerei gegen ihn vorliegen, sondern nur mäßige und leichte und als solche durch Gerichtsbeschluß bezeichnete. Derentwegen kann und soll er als der Ketzerei leicht verdächtig der Ketzerei, wegen der er angezeigt ist, abschwören. Und wenn ein solcher rückfällig wird, wird er nicht mit der einem Rückfälligen gebührenden Strafe bestraft, mag er auch schwerer zu bestrafen sein, als wenn er nicht schon vorher abgeschworen hätte; nach c. accusatus am Anfang de here. li. 6364. Bezüglich dieses [Falles] ist folgendes Vorgehen zu beachten. Wenn nämlich ein solcher für öffent-
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4.805
[III/3,7] Dreiundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 722
lich verdächtig gehalten wird, wird er öffentlich in der Kirche abschwören, in der Form, wie sie im Urteil folgt: »Ich, der und der, aus der und der Diözese, Einwohner der und der Stadt oder des und des Ortes, vor Gericht gestellt, schwöre vor Euch, Herr Bischof der und der Stadt, während die hochheiligen Evangelien vor mir liegen und ich sie mit meinen eigenen Händen berühre, daß ich im Herzen jenen heiligen rechten und apostolischen Glauben glaube und mit dem Munde bekenne, den die hochheilige römische Kirche glaubt, bekennt, predigt und bewahrt. Desgleichen schwöre ich, im Herzen zu glauben und bekenne mit dem Munde, daß der Herr Jesus Christus samt aller Heiliger die höchst schändliche Ketzerei der Hexen verabscheut und daß alle, die jener folgen und anhängen, auf ewig mit ewigen Feuern gepeinigt werden, zusammen mit dem Teufel und seinen Engeln, wenn sie nicht Vernunft annehmen und mit der heiligen Kirche durch Buße versöhnt worden sind. Und folglich schwöre ich ab, entsage und widerrufe ich jene Ketzerei, um derentwillen Ihr, Herr Bischof und Offizial, mich für verdächtig haltet, daß ich nämlich einen vertrauten Umgang mit Zauberern und Hexen gehabt, ihren Irrtum aus Unkenntnis verteidigt, die Inquisitoren und die Verfolger jener gehaßt oder auch ihre Verbrechen nicht offenbart habe. Desgleichen schwöre
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4.806
[III/3,7] Dreiundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 722
ich, daß ich niemals an die genannte Ketzerei geglaubt habe noch glaube, noch ihr angehangen habe, noch ihr anhänge, noch jemals glauben oder anhängen werde, noch sie gelehrt habe, noch sie zu lehren beabsichtige. Wenn ich in Zukunft etwas von dem Vorgenannten tun werde, was Gott verhindern möge, unterwerfe ich mich willigen Herzens den Strafen des Rechts darauf, dem ich solchermaßen abgeschworen habe; bereit, mich aller Buße zu unterziehen, welche ihr mir für das, was ich getan und gesagt habe [und weshalb] ihr mich für verdächtig haltet, aufzuerlegen beschließt: ich schwöre [115rb], sie nach Kräften zu erfüllen, um in keiner Weise dagegen zu verstoßen. So wahr mir Gott helfe und diese hochheiligen Evangelien.« Diese Abschwörung aber möge in der Volkssprache365 stattfinden, damit sie von allen verstanden werde. Hat sie stattgefunden, so kann der Richter, falls einer anwesend ist, oder der Offizial zu ihm öffentlich in der Volkssprache folgende oder in der Wirkung ähnliche Worte sprechen: »Du, Sohn oder Tochter, nachdem du dem Verdacht, in dem wir dich hatten, nicht unbillig abgeschworen und dich durch die vorgenommene Reinigung gereinigt hast, so hüte dich im übrigen, in diese abgeschworene Ketzerei [von neuem] zu verfallen. Denn wenn du auch dem weltlichen Arm, falls du bußfertig bist, nicht übergeben
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4.807
[III/3,7] Dreiundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 723
wirst, weil du als leicht und nicht schwer verdächtig abgeschworen hast, so wirst du dann doch viel schwerer bestraft werden, als wenn du nicht abgeschworen hättest, und anstatt für einen gering Verdächtigen wirst du für einen schwer Verdächtigen gehalten werden, und wenn du als solcher abschwören und rückfällig werden würdest, wirst du mit der Rückfälligen gebührenden Strafe bestraft und ohne Erbarmen dem weltlichen Gericht übergeben werden, damit die Todesstrafe verhängt werde.« Wenn er aber heimlich, im Zimmer des Bischofs oder des Richters, abschwört, wo dann kein öffentlicher Akt stattfindet, so soll das Urteil in folgender Weise gefällt werden: »Wir, durch die göttliche Gnade Bischof der und der Stadt oder Richter, falls einer dabei ist, in den der Gerichtshoheit des und des Herrn unterworfenen Ländern, mit Rücksicht darauf, daß wir nach Betrachtung und sorgfältiger Erwägung der Ergebnisse des von uns gegen dich, den und den bezüglich der ketzerischen Verkehrtheit Angezeigten, angestrengten Prozesses gefunden haben, daß du das und das – es möge aufgezählt werden! – begangen hast, die dich der Ketzerei leicht verdächtig machen und um derentwillen wir dich mit Recht für einen solchen halten, haben wir dich, als der genannten Schändlichkeit leicht verdächtig, eben dieser Ketzerei abschwören lassen. Aber
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4.808
[III/3,7] Dreiundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 723
damit die genannten, von dir begangenen Taten nicht ungestraft bleiben und du in Zukunft vorsichtiger werdest, verurteilen, richten oder vielmehr büßen wir dich persönlich in unserer Gegenwart. Erschienen den und den, wie folgt, nach dem in und über diese Dinge mit vielen, bedeutenden Rechtskundigen und auch Frommen abgehaltenen und so reifen wie wohlerwogenen Rat, indem wir Gott allein wie auch die unverbrüchliche Wahrheit des heiligen rechten Glaubens vor Augen haben, während die hochheiligen Evangelien vor uns liegen, damit im Angesicht Gottes unser Urteil ergehe und unsere Augen die Gerechtigkeit sehen, zu Gericht sitzend als erkennende Richter [115va]: daß du im übrigen niemals wissentlich [zur Ketzerei] hältst, dich ihr zugesellst, sie mit Worten verteidigst, verkündest oder eine solche erhältst, und daß du nicht in der Folge etc. – Hier werden die Dinge hinein gesetzt, die jene begangen hat und um derentwillen sie der genannten ketzerischen Verkehrtheit für verdächtig gehalten worden ist. – Ergangen ist dieses Urteil oder die Buße [etc.].« Der Notar sei darauf bedacht, in das Prozeß[protokoll] aufzunehmen, daß die und die Abschwörung geschehen ist durch einen der Ketzerei für leicht und nicht schwer verdächtig Gehaltenen; sonst könnte große Gefahr eintreten.
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4.809
[III/3,8] Vierundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 724
[III/3,8] Vierundzwanzigste Frage. Über die fünfte Form, ein Urteil zu fällen, und zwar über eine schwer Verdächtige. Die fünfte Form, einen Glaubensprozeß zu beenden und abzuschließen, erfolgt, wenn die der Ketzerei Beschuldigte nach sorgfältiger Prüfung der Prozeßergebnisse nach dem guten Ratschluß der Rechtskundigen als der Ketzerei schwer verdächtig befunden wird. Und zwar ist dies [der Fall], wenn die wegen ketzerischer Verkehrtheit Beschuldigte als gesetzmäßig nicht ertappt befunden wird, weder durch eigenes Geständnis, noch durch Offensichtlichkeit der Tat, noch durch gesetzmäßiges Vorbringen von Zeugen, aber große und schwere bewiesene und durch Gerichtsbeschluß so bezeichnete Indizien gegen sie vorhanden sind, die jene der erwähnten ketzerischen Verkehrtheit schwer verdächtig machen. Gegen einen366 solchen ist folgendes Vorgehen zu beobachten. Ein solcher muß nämlich als dieser Ketzerei schwer Verdächtiger jener ketzerischen Verkehrtheit abschwören, so daß er, wenn er später rückfällig wird, mit der einem Rückfälligen gebührenden Strafe bestraft, d.h. dem weltlichen Arm übergeben wird; nach c. accusatus am Anfang, de here. 6367. Und zwar soll er öffentlich oder im Geheimen ab-
Hexen
4.810
[III/3,8] Vierundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 725
schwören, je nachdem er öffentlich oder im Geheimen für verdächtig gehalten wird, bei vielen oder wenigen und bei vornehmen oder geringen Leuten, wie es soeben bei jenem bemerkt worden ist, der der Ketzerei leicht verdächtig ist. Und zwar hat er der Ketzerei an sich abzuschwören. Die Anstalten zur Abschwörung sind wie folgt zu treffen: Wenn nämlich der Sonntag naht, soll der Prediger über die vorzunehmende Abschwörung und den zu eröffnenden Urteilsspruch oder die in Form des Abschwörens aufzuerlegende Buße eine allgemeine Predigt halten. Danach soll öffentlich durch den Notar oder einen Kleriker verlesen werden, wessen der, welcher abschwören soll, überführt ist und, aufgrund wessen er der Ketzerei sonst für schwer verdächtig gehalten wird. Danach soll ihm durch den Richter oder Offizial gesagt werden: »Siehe, aufgrund dieser vorgetragenen [Punkte] bist du uns der und der Ketzerei schwer verdächtig [115vb], weshalb es nötig ist, daß du dich reinigst und der oben genannten Ketzerei abschwörst.« Dann wird vor den, der abschwören muß, das Buch der Evangelien gelegt werden. Er selbst soll die Hand darauf legen, und falls er hinreichend zu lesen versteht, soll ihm die folgende Abschwörung schriftlich übergeben werden, damit er sie allem Volke vorlese. Wenn er aber nicht hinreichend zu lesen versteht, soll es der Notar in Abschnitten
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4.811
[III/3,8] Vierundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 725
lesen, und der, welcher abschwören muß, soll mit lauter und verständlicher Stimme entsprechend antworten. Der Notar oder Kleriker soll sagen: »Ich, der und der, aus dem und dem Ort«, und jener wird mit denselben Worten antworten. Und der Richter [soll weiter vorsprechen] und der [Abschwörende] wird mit denselben Worten und immer in der Volkssprache antworten, und so fort, bis die Abschwörung zu Ende ist. Und zwar soll er nach folgendem Wortlaut abschwören: »Ich, der und der, aus dem und dem Ort der und der Diözese, vor Gericht persönlich erschienen, schwöre vor Euch, den ehrwürdigen Herren, dem Bischof der und der Stadt und dem und dem Richter in den der Gerichtshoheit des und des Herrn unterworfenen Ländern, indem die hochheiligen Evangelien vor mir liegen, die ich mit meinen eigenen Händen berühre, daß ich im Herzen jenen heiligen und apostolischen Glauben glaube und mit dem Munde bekenne, den die hochheilige römische Kirche lehrt, bekennt, predigt und befolgt. Desgleichen schwöre ich, im Herzen zu glauben und bekenne mit dem Munde, daß etc.« Es werde [hier] der jener Ketzerei, um derentwillen er schwer verdächtig ist, entgegengesetzte rechtgläubige Artikel ausgeführt. Wenn er beispielsweise der Ketzerei der Hexen [verdächtig ist], soll so gesagt werden: »Ich
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4.812
[III/3,8] Vierundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 726
schwöre, daß ich glaube, daß nicht nur die einfachen Ketzer oder Schismatiker mit ewigen Feuern werden gepeinigt werden, sondern vor allen die mit der Ketzerei der Hexen Infizierten, die den Dämonen den Glauben, den sie im heiligen Bad der Taufe empfangen haben, ableugnen und zur Stillung ihrer schlimmen Begierden auf teuflische Schandtaten bedacht sind [und] Menschen, Vieh und Feldfrüchten sehr viele Schäden antun. Und folglich schwöre ich ab, entsage und widerrufe ich jene Ketzerei oder vielmehr Ruchlosigkeit, welche fälschlicher- und trügerischerweise behauptet, es gebe keine Hexe auf Erden, und daß niemand glauben solle, sie könnten mit Hilfe der Dämonen [keine] Schäden antun. Da eine solche Ruchlosigkeit, wie ich jetzt erkenne, ausdrücklich gegen die Entscheidung der heiligen Mutter Kirche und aller rechtgläubigen doctores, ja auch gegen die kaiserlichen Gesetze streitet, die derartige [Hexen] zu verbrennen bestimmt haben. Desgleichen schwöre ich, daß ich niemals an die genannte [116ra] – ergänze: hartnäckig – geglaubt habe, noch jetzt daran glaube, noch daran glauben werde, noch gegenwärtig an ihr hänge, noch an ihr zu hängen beabsichtige, noch sie gelehrt habe, noch sie zu lehren beabsichtige, noch sie lehren werde. Desgleichen schwöre und verspreche ich, daß ich das und das – und das und das werde benannt! –, um dessentwillen ihr mich einer derartigen
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4.813
[III/3,8] Vierundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 726
Ketzerei schwer verdächtig haltet, niemals tun noch mich bemühen werde, daß es geschehe. Wenn ich etwas von dem Vorgenannten in Zukunft tun werde, was Gott verhindern möge, unterziehe ich mich bereitwillig den gesetzlichen, Rückfälligen gebührenden Strafen und werde mich jeder Buße unterwerfen, die ihr beschließen werdet, über mich dafür zu verhängen, was ich getan und gesagt habe, um dessentwillen ihr mich für der genannten Ketzerei schwer verdächtig haltet. Und ich schwöre und verspreche, sie nach Kräften zu erfüllen und in keiner Weise dagegen zu handeln. So wahr mir Gott helfe und die hochheiligen Evangelien.« Die genannte Abschwörung erfolge aber in der Volkssprache, damit sie von allen verstanden werde, es sei denn, sie erfolgt nur vor kirchlichen Personen, die die lateinische Sprache zu Genüge verstehen. Wenn er aber im Geheimen abschwören sollte, nämlich im Palast oder Zimmer des Bischofs, d.h., wenn die Sache nicht öffentlich ist, soll er in ähnlicher Weise abschwören. Nachdem die genannte Abschwörung erfolgt ist, wird ihn der Richter wie oben darauf aufmerksam machen, daß er nicht durch Rückfall der Strafe der Rückfälligen verfalle. Der Notar achte darauf, in die Akten abzusetzen, wie die und die Abschwörung durch den und den als
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4.814
[III/3,8] Vierundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 727
einen der Ketzerei schwer Verdächtigen erfolgt ist, zu dem Zweck, daß, wenn er rückfällig wird, man weiß, wie der Betreffende mit der Rückfallsstrafe zu bestrafen ist. Nachdem dies vollbracht ist, soll das Urteil oder die Buße in folgender Weise gefällt werden: »Wir N.N., Bischof der und der Stadt, und, falls er dabei ist, Bruder N.N., Ketzerinquisitor, in den der Gerichtshoheit des und des Herrn untertanen Ländern vom Heiligen Apostolischen Stuhl besonders abgeordnet, mit Rücksicht darauf, daß du, der und der, aus dem und dem Ort der und der Diözese, das und das und das und das – es werde genannt! – begangen hast, wie es für uns nach sorgfältiger Prüfung der Prozeßergebnisse gesetzmäßig feststeht, um dessentwillen wir dich mit Recht der und der ketzerischen Verkehrtheit für schwer verdächtig halten und dich als so verdächtig entsprechend dem großen Rat der Rechtskundigen und auf Anhalten der Gerechtigkeit haben abschwören lassen. Damit du aber für die Zukunft vorsichtiger und nicht geneigter werdest, ähnliches zu vollbringen, und damit Verbrechen nicht ungestraft bleiben, so daß du den übrigen [116rb], die sich vergangen haben, nicht zum Beispiel dienst, verurteilen oder vielmehr büßen wir dich, den persönlich in unserer Gegenwart Erschienenen den und den, in der Form, die folgt, nach dem in und über diesem mit vielen, bedeutenden Rechtskundigen, auch Magistern oder doctores in der
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4.815
[III/3,8] Vierundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 728
theologischen Fakultät, abgehaltenen reifen und wohl erwogenen Rat, indem wir Gott allein und die Wahrheit des heiligen rechten und apostolischen Glaubens vor Augen haben, während die hochheiligen Evangelien vor uns liegen, damit im Angesicht Gottes unser Urteil ergehe und unsere Augen die Gerechtigkeit sehen, zu Gericht sitzend als erkennende Richter: nämlich daß du dir in Zukunft nicht herausnimmst, das und das zu tun, zu sagen oder zu lehren. – Es werde das aufgesetzt, was begangen zu haben er überführt ist, um dessentwillen er der genannten Ketzerei für schwer verdächtig gehalten worden ist; und einiges [weitere], durch das er, wenn er es begehen würde, sich eines leichten Rückfalles schuldig machen würde. Aber es soll ihm noch anderes auferlegt werden, je nach Gelegenheit der Sache, z.B. daß er niemals wissentlich die und die Übungen vollziehe oder diejenigen nicht aufnehme, von denen er weiß, daß sie abgeschworen haben, und ähnliches. – Gefällt wurde dieses Urteil [etc.].« Es ist aber zu beachten, daß die der Ketzerei Verdächtigen, aber nicht Ertappten, mögen sie nun schwer oder leicht verdächtig sein, nicht auf Dauer eingekerkert noch [auf Dauer] eingemauert werden dürfen, weil dies die Strafe jener ist, die Ketzer gewesen und dann bußfertig geworden sind368, wie sich in c. excommunicamus 2 de here.369 und in c. quo-
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4.816
[III/3,8] Vierundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 728
niam, de here. li. 6370 ergibt. Aber sie können wegen jener Dinge, die sie begangen haben und aufgrund derer sie für verdächtig gehalten worden sind, auf eine bestimmte Zeit im Kerker festgehalten und dann, je nachdem, wie es sich verhält, davon befreit werden, nach c. ut commissi, de here. li. 6371. Auch sind derartige Verdächtige nicht mit Kreuzen zu zeichnen. Denn Kreuze sind die Kennzeichen eines bußfertigen Ketzers. Verdächtige aber sind nicht für Ketzer gehalten worden, weshalb sie auch nicht [mit dem Kreuz] zu zeichnen sind. Es kann ihnen jedoch auferlegt werden, daß sie an bestimmten Festtagen an den Türen der und der Kirchen stehen oder am Altar, während das Meßamt gefeiert wird, mit brennenden Kerze von so und so viel Gewicht in den Händen; oder daß sie zu der und der Pilgerfahrt ausziehen, und ähnliches, so wie es die Sachlage verlangt.
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4.817
[III/3,9] Fünfundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 729
[III/3,9] Fünfundzwanzigste Frage. Über die sechste Form, über eine Beschuldigte, und zwar dringend Verdächtige, das Urteil zu fällen. [116va] Die sechste Form, einen Glaubensprozeß zu beenden, liegt vor, wenn der wegen ketzerischer Verkehrtheit Beschuldigte nach sorgfältiger Prüfung der Prozeßergebnisse zusammen mit dem guten Rat von Rechtskundigen als der Ketzerei dringend verdächtig befunden wird. Und dies ist [der Fall], wenn der Beschuldigte selbst nicht als gesetzmäßig ertappt befunden wird, weder durch das eigene Geständnis noch durch die Offensichtlichkeit der Tat, noch durch gesetzmäßiges Vorbringen von Zeugen. Aber es sind nicht bloß leichte oder schwere, sondern sehr starke und sehr belastende Indizien vorhanden, die den Angezeigten selbst der genannten Ketzerei zurecht dringend verdächtig machen und derentwegen ein solcher als der genannten Ketzerei dringend verdächtig beurteilt werden muß. Zu besseren Verständnis wollen wir Beispiele sowohl von der einfachen Ketzerei als auch von der Ketzerei der Hexen geben. In der einfachen Ketzerei nämlich könnte der Fall eintreten, daß der Beschuldigte selbst nicht durch eigenes Geständnis etc. wie oben als gesetzmäßig ertappt befunden wird. Jedoch wegen irgend etwas, was er gesagt oder getan
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4.818
[III/3,9] Fünfundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 729
hat, daß er z.B. in einer Sache – nicht des Glaubens – vorgeladen, die Exkommunikation ein Jahr hindurch oder länger ausgehalten hat, ist ein solcher schon der Ketzerei leicht verdächtig, weil dies nicht der Besorgnis der ketzerischen Verkehrtheit entbehrt, de penis c. gravem372. Wenn er aber zur Beantwortung [von Fragen] bezüglich des Glaubens vorgeladen wurde und nicht erscheint und es starrköpfig ablehnt zu erscheinen, weshalb er exkommuniziert wird, dann wird er der Ketzerei schwer verdächtig. Denn dann geht der leichte Verdacht in einen schweren über. Und wenn er die Exkommunikation ein Jahr hindurch mit hartnäkkigem Sinn aushält, dann wird er der Ketzerei dringend verdächtig. Denn dann geht der schwere Verdacht in einen dringenden über, gegen den keine Verteidigung zugelassen wird. Im Gegenteil, von da an ist ein solcher als Ketzer zu verurteilen, wie sich aus c. cum contumacia ergibt; und zwar wird er vermerkt eben dort li. 6373. In der Ketzerei der Hexen aber liegt ein Beispiel für dringenden Verdacht [in dem Fall] vor, wenn jemand irgend etwas gesagt oder vollbracht hat, was von Zauberern und Hexen verübt wird, wenn sie jemanden behexen wollen; und zwar, weil dies üblich ist, daß sie sich mit drohenden Worten oder Taten, entweder durch das Anblicken oder Anfassen, zu offenbaren haben, und zwar aus einem dreifachen
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4.819
[III/3,9] Fünfundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 730
Grund: damit die Sünde bei den Richtern schwerer ins Gewicht falle und damit die Einfältigen um so leichter verführt werden und damit Gott um so mehr beleidigt werde und ihnen mehr Gelegenheit gegen die Menschen zu wüten geboten werde. Deshalb wird die Hexe nach drohenden Worten dringend verdächtigt, wenn sie sagt: »Ich werde es dir beibringen, daß du es in Kürze fühlen wirst«374 oder sinngemäß und irgendeine Wirkung an [dem Betreffenden] selbst oder an einem anderen gefolgt ist. Denn dann ist sie nicht [nur] leicht verdächtig, wie diejenigen, welche wegen des Umgangs mit Zauberern und Hexen verdächtig gewesen [116vb] sind oder jemanden zu ungezügelter Liebe haben aufreizen wollen. Siehe oben von den drei [Formen des] Verdachtes, des leichten, schweren und dringenden. Jetzt ist zu schauen, welches Vorgehen gegen solche zu beachten ist. Bezüglich eines in der einfachen Ketzerei dringend Verdächtigen ist folgendes Vorgehen zu beachten: Wenn er auch in Wirklichkeit vielleicht kein Ketzer ist, z.B. weil er keinen Irrtum im Herzen, noch auch Hartnäckigkeit im Willen darüber hegt, wie Archidiaconus375 über den angefügten Kanon bemerkt, so ist er nichtsdestoweniger wegen des genannten dringenden Verdachtes, gegen den kein Beweis zuzulassen ist, als Ketzer zu verdammen. Verurteilt aber wird eine Ketzerin in der Weise, daß
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4.820
[III/3,9] Fünfundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 731
sie, wenn sie nicht zurückkehren und der Ketzerei abschwören und entsprechende Genugtuung leisten will, dem weltlichen Arm zur Bestrafung mit der gebührenden Strafe übergeben wird, nach c. ad abolendam, § presenti376. Wenn sie es aber will und zusagt, mit [nachfolgender] Wirkung, so schwört sie der Ketzerei ab und wird im ewigen Gefängnis festgehalten, nach c. excommunicamus 2, de here377. In gleicher Form jener, der so der Ketzerei dringend verdächtig ist. Mag auch bezüglich eines der Ketzerei der Hexen dringend Verdächtigen dasselbe zu beachten sein, so ist doch, wenn man in milderer Form vorgeht, zu beachten, daß, wenn sie378 beim Leugnen verharrt und wie gewöhnlich behauptet, sie habe die Drohungen nicht in solcher Absicht ausgestoßen, sondern in höchster weiblicher Aufregung, weshalb auch der Richter sie nicht gut dem Feuer überantworten zu können glaubt – unbeschadet des dringenden Verdachts –, daß der Richter sie dann im Kerker festhalte, inquiriere und sie aussagen lasse, ob sie ähnlicher Dinge schon vorher berüchtigt gewesen sei; und wenn [es] so [ist], daß sie öffentlich wegen einer solchen Ketzerei übel beleumundet ist, kann er dann damit weiter vorgehen, daß sie vor allem der Folter ausgesetzt werde. Und wenn sich Indizien bezüglich einer solchen Ketzerei oder des Schweigezaubers ergeben
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4.821
[III/3,9] Fünfundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 731
haben, z.B. daß sie keine Tränen vergießt, sich im Gegenteil auf der Folter als unempfindlich erweist, weil sie nämlich nach den Folterungen wieder schnell zu Kräften kommt, dann soll er mit den verschiedenen Vorsichtsmaßregeln vorgehen, die oben379, wo ähnliches behandelt wird, vorgestellt worden sind. Und in dem Falle, wo dies alles versagt, möge er dann bedenken, daß, wenn sie ähnliches schon vorher begangen hat, sie dann auf keinen Fall freizulassen, sondern mindestens ein Jahr lang im Schmutz des Kerkers festzuhalten und zu peinigen, auch sehr häufig zu verhören ist, besonders an den heiligeren Tagen. Wenn sie aber zudem noch übel beleumundet ist, so kann sie der Richter nach dem, was oben380 bei der einfachen Ketzerei gesagt worden ist, schon dem Feuer überantworten, besonders aufgrund einer Vielzahl von Zeugen und weil sie öfter bei einem ähnlichen oder anderen Schadenszauber auffällig geworden ist. Weil er es jedoch vorzieht, [117ra] in Güte zu prozessieren, möge er ihr die kanonische Reinigung dergestalt auferlegen, daß sie zwanzig oder dreißig Reinigungshelfer [beizubringen] habe, und er möge vorgehen, wie es in der zweiten Form381, das Urteil zu fällen, angegeben worden ist: daß er ihr nämlich ankündigt, daß, wenn sie bei der Reinigung versagt, sie dann als Schuldige dem Feuer überantwortet werden wird. Und danach kann der Richter
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4.822
[III/3,9] Fünfundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 732
vorgehen. Im Falle aber, daß sie sich reinigen würde, soll sie sich der Reinigung von jeglicher Ketzerei vorbehaltlich der Strafe für Rückfällige und ewiger Buße unterziehen, wie sie in dem zu formulierenden Urteilsspruch folgt. Und zwar erfolgt die Vorbereitung zur Abschwörung so, wie es in den vorangehenden vierten und fünften Formen382, einen Glaubensprozeß abzuschließen, gesagt worden ist. Bemerke auch, daß in allen folgenden Formen, das Urteil zu fällen, die Richter, wenn sie auf dem Wege der Güte vorgehen wollen, nach der schon angesprochenen Form prozessieren können. Aber weil demgegenüber die weltlichen Richter ihres Amtes rigoros walten und nicht nach Billigkeit vorgehen, deshalb kann ihnen eine unfehlbare Regel und Maßgabe nicht so wie dem kirchlichen Richter vorgegeben werden, der die Abschwörung unter ewiger Buße in der folgenden Weise zulassen kann: »Ich, der und der, von dem und dem Ort der und der Diözese, vor Gericht persönlich erschienen, schwöre vor Euch ehrwürdigen Herren, Bischof der und der Stadt, und Richtern, während die hochheiligen Evangelien vor mir liegen und ich sie mit meinen eigenen Händen körperlich berühre, daß ich im Herzen jenen heiligen rechten und apostolischen Glauben glaube, und ihn mit dem Munde bekenne, den die hochheilige römische Kirche bewahrt, bekennt, glaubt, predigt und lehrt. Und folglich
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[III/3,9] Fünfundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 733
schwöre ich aller Ketzerei ab, entsage ihr und widerrufe sie, die sich gegen die heilige römische und apostolische Kirche erhebt, was für eine Sekte oder Irrlehre es auch immer gewesen ist. Desgleichen schwöre und verspreche ich, daß ich das und das und das und das – es werde benannt! –, was ich getan oder gesagt habe und um dessentwillen Ihr mich aus meiner Schuld für der genannten Ketzerei dringend verdächtig haltet, künftig niemals tun oder sagen noch mir Mühe geben werde, daß es geschehe. Desgleichen schwöre und verspreche ich, daß ich jede Buße, die ihr mir für die genannten [Vergehen] auferlegen wollt, nach Kräften erfüllen und in keiner Weise dagegen handeln werde. So wahr mir Gott helfe und diese hochheiligen Evangelien. Wenn ich künftig gegen das Abgeschworene handeln werde, was Gott abwenden möge, dann verpflichte und unterwerfe ich mich jetzt den Strafen, die dann von Rechts wegen den Rückfälligen gebühren, auf daß sie gegen mich verhängt werden.« Der Notar möge darauf achten, in die Akten zu schreiben, daß die genannte Abschwörung von einem der Ketzerei dringend Verdächtigen vorgenommen worden ist; damit er, wenn er sich später als Rückfälliger erweist, auch als solcher beurteilt und dem weltlichen Arm übergeben wird. [»Ich, der und der, von dem und dem Ort der und der Diözese, vor Gericht persönlich erschienen,
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[III/3,9] Fünfundzwanzigste Frage
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schwöre vor Euch [117rb] ehrwürdigen Herren N.N., Bischof der und der Stadt, und Richtern, während die hochheiligen Evangelien vor mir liegen und ich sie mit meinen eigenen Händen körperlich berühre, daß ich im Herzen jenen heiligen rechten und apostolischen Glauben glaube, und ihn mit dem Munde bekenne, den die hochheilige römische Kirche bewahrt, bekennt, glaubt, predigt und lehrt. Und folglich schwöre ich aller Ketzerei ab und entsage und widerrufe sie, die sich gegen die heilige römische und apostolische Kirche erhebt, welche Sekte oder Irrlehre es auch immer gewesen sei. Desgleichen schwöre und verspreche ich, daß ich das und das und das und das [es werde benannt!], was ich getan oder gesagt habe und um dessentwillen ihr mich aus meiner Schuld für der genannten Ketzerei dringend verdächtig haltet, in der Folge niemals tun oder sagen noch mir Mühe geben werde, daß es geschehe. Desgleichen schwöre und verspreche ich, daß ich jede Buße, die ihr mir für die genannten [Vergehen] aufzuerlegen beliebt, nach Kräften erfüllen und in keiner Weise dagegen handeln werde. So wahr mir Gott helfe und diese hochheiligen Evangelien. Wenn ich gegen das Abgeschworene oder Geschworene in Zukunft durch die Eingebung des Teufels handeln werde, was Gott verhindern möge, dann verpflichte und unterwerfe ich mich jetzt für die Zukunft den vom Recht her den Rückfälligen gebüh-
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[III/3,9] Fünfundzwanzigste Frage
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renden Strafen, auf daß ich mit ihnen getroffen werde, da gewiß gewesen sein wird, daß [sie] rechtmäßig gegen mich verhängt wurden.« Der Notar möge beachten, in die Akten hinzu zu schreiben, daß die genannte Abschwörung wie von einem der Ketzerei dringend verdächtig gehaltenen geleistet worden ist; damit, wenn [es] bewiesen wird, der, welcher abgeschworen hat, als Rückfälliger beurteilt und als solcher dem weltlichen Arm übergeben wird.]383 Nach dieser Verhandlung soll er ihn vom Urteil der Exkommunikation freisprechen, mit der der dringend Verdächtige belegt worden ist, weil er in diese verfallen ist wie bei den oben genannten Ketzereien. Wie daher ein Ketzer, wenn er umgekehrt ist und abgeschworen hat, vom Urteil der Exkommunikation loszusprechen ist, weil jeder Ketzer exkommuniziert ist, nach c. excommunicamus 1 und 2, de here.384 und auch nach c. ad abolendam385, am Anfang, so ist auch ein solcher wie hier, da er, wie zuvor gesagt, als Ketzer zu verurteilen ist, von dem Urteil der Exkommunikation loszusprechen, nachdem er abgeschworen hat. Und wenn die Abschwörung geschehen ist, soll das Urteil mit folgendem Tenor gefällt werden: »Wir N.N., Bischof der und der Stadt, und, falls einer dabei ist, Richter [N.N.] in den Ländern des und des Herrn, mit Rücksicht darauf, daß du, der und der, aus dem und dem Ort der und der Diözese uns wegen
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[III/3,9] Fünfundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 735
der und der den heiligen Glauben berührenden [Punkte] angezeigt worden bist (sie werden ausdrücklich genannt) und daß wir, um uns ein Bild zu machen, danach prozessiert haben, was die Gerechtigkeit uns riet, haben wir nach sorgfältiger Prüfung der Prozeßergebnisse und aller Verhandlungen und Ausführungen in der vorliegenden Sache herausgefunden, daß du das und das und das und das begangen hast – jenes soll ausdrücklich benannt werden –. Daher haben wir dich, und zwar nicht zu Unrecht, weil wir dich für der und der Ketzerei – sie werde ausdrücklich benannt – dringend verdächtig halten, als einen so Verdächtigen [117va] aller Ketzerei im allgemeinen öffentlich abschwören lassen, so wie es uns die kanonischen Satzungen vorschreiben. Freilich, da nach denselben kanonischen Bestimmungen ein jeder solcher Ketzer zu verurteilen ist und du, dem gesünderen Rat folgend und in den Schoß der heiligen Mutter Kirche zurückkehrend, aller ketzerischen Verkehrtheit, wie vorausgeschickt, abgeschworen hast – weshalb wir dich vom Urteil der Exkommunikation, durch welche du mit Recht als Gott und der Kirche gegenüber schuldig Verstrickter gebunden warst, lossprechen, wenn du nur von Herzen, aber auch aufrichtig, nicht heuchlerisch, zur Einheit der Kirche zurückgekehrt bist –, daher wirst du von jetzt an unter die Bußfertigen gerechnet werden, indem
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[III/3,9] Fünfundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 735
dich die hochheilige Kirche gegenwärtig an den Busen der Barmherzigkeit aufnimmt. Aber weil es sehr unwürdig ist, mit geschlossenen Augen an ungestraften Beleidigungen gegenüber Gott vorüberzugehen, Kränkungen von Menschen aber zu ahnden, da es schwerwiegender ist, die göttliche Majestät zu verletzen als die menschliche, und damit deine Verbrechen keinen Ansporn für andere zu Vergehen bilden, und damit du für die Zukunft vorsichtiger und weniger zur Begehung der genannten oder ähnlicher [Taten] geneigt sein wirst, [und] damit du in Zukunft leichter bestraft werdest, verurteilen oder besser büßen wir, der genannte Bischof und Richter, dich in unserer Gegenwart persönlich erschienener, der und der an diesem Tage und zu dieser Stunde, die dir vorher bestimmt worden sind, kraft des Urteils in der Weise, die folgt, nachdem wir in und über diese Dinge den gesunden und reifen Rat erfahrener Leute eingeholt haben, zu Gericht sitzend als erkennende Richter, indem wir Gott allein und die unverbrüchliche Wahrheit des heiligen Glaubens vor Augen haben, während die hochheiligen Evangelien vor uns liegen, damit im Angesicht Gottes unser Urteil ergehe und unsere Augen die Gerechtigkeit sehen: erstens, daß du sogleich über alle Kleider, die du trägst, ein nach Art des Skapuliers386 eines Mönchs ohne Kapuze verfertigtes bläuliches Gewand ziehst, welches
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4.828
[III/3,9] Fünfundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 736
vorn und hinten Kreuze aus gelbem Zeug in der Länge von drei und in der Breite von zwei Handbreiten trägt. Dieses Gewand sollst du über allen anderen Kleidern so und so lange Zeit – sie werde ausdrücklich verzeichnet, ein Jahr oder zwei oder mehr, oder weniger, je nachdem die Schuld des Delinquenten es verlangt – tragen. Und nichtsdestoweniger sollst du mit dem genannten Gewand und den Kreuzen an der Tür der und der Kirche stehen, zu der und der Zeit und so lange, nämlich an den vier Hauptfesten der glorreichen Jungfrau387 [117vb], oder an den und den Festtagen an den Flügeltüren der und der Kirche oder Kirchen. Und wir verurteilen dich rechtskräftig zu dem und dem Kerker, auf ewig oder so und so lange Zeit. – Es werden jene Dinge niedergeschrieben, die offenbar mehr zur Ehre des Glaubens dienen. Beachte: »wegen der Schwere der Schuld« oder »wegen der Geringfügigkeit der Schuld« oder »wegen der Hartnäckigkeit des Delinquenten«. Dann geht es weiter: – Nach gesichertem Wissen und ausdrücklich, wie es uns die kanonischen Bestimmungen gestatten, behalten wir uns das Recht vor, die genannte Buße so oft mildern, verschärfen, ändern [und] im Ganzen oder zum Teil aufheben zu können, so oft es uns tunlich erscheint. Gefällt wurde dieses Urteil [etc.].« Nachdem es verlesen ist, werde [der Delinquent]
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4.829
[III/3,9] Fünfundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 736
alsbald der gebührenden Vollstreckung überantwortet und mit dem genannten, solche Kreuze enthaltenden Gewand bekleidet.
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4.830
[III/3,10] Sechsundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 737
[III/3,10] Sechsundzwanzigste Frage. Über die Form, das Urteil über eine Beschuldigte zu fällen, die verdächtig und übel beleumundet ist. Die siebte Form, einen Glaubensprozeß zu beenden und abzuschließen, ergibt sich, wenn der wegen ketzerischer Verkehrtheit Beschuldigte nach sorgfältiger Prüfung der Prozeßergebnisse zusammen mit einem guten Rat von Rechtskundigen als der Ketzerei verdächtig und auch übel beleumundet befunden wird. Und zwar ist dies der Fall, wenn der Beschuldigte selbst weder durch eigenes Geständnis, noch durch die Offensichtlichkeit der Tat, noch durch gesetzmäßige Vorführung von Zeugen als gesetzmäßig ertappt, sondern als öffentlich übel beleumundet befunden wird, und wenn sich Indizien gegen ihn finden, die ihn auch sonst der ketzerischen Verkehrtheit leicht oder schwer verdächtig machen, z.B. daß er häufigen Umgang mit Ketzern gehabt hat, wie im Falle von dem in c. inter sollicitudines, de pur. ca.388 Und wegen solcher Infamie ist ihm die kanonische Reinigung aufzuerlegen und wegen des Verdachtes soll er der Ketzerei abschwören, nach dem angeführten c. inter sollicitudines389. Bei einem solchen ist folgende Vorgehensweise zu beachten. Wer so wegen Ketzerei übel beleumundet
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4.831
[III/3,10] Sechsundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 737
ist und außer der Infamie aufgrund noch anderer Indizien der ketzerischen Verkehrtheit für verdächtig gehalten wird, soll sich zuerst öffentlich, wie in der zweiten Form390 angesprochen, reinigen. Nachdem diese Reinigung vollzogen ist, wird alsbald derselbe Berüchtigte wie ein sonst und aufgrund noch anderer Indizien der Ketzerei Verdächtiger in folgender Weise abschwören, indem er das genannte Buch der Evangelien vor sich liegen hat [118ra]: »Und ich, der und der, aus dem und dem Ort der und der Diözese, schwöre und bekenne mit dem Mund vor Euch, meinen ehrwürdigen Herren, N.N., Bischof der und der Stadt und [N.N.], Richter in den Ländern des und des Herrn, persönlich vor Gericht erschienen, während die hochheiligen Evangelien vor mir liegen und ich sie mit meinen eigenen Händen körperlich berühre, daß ich im Herzen jenen heiligen apostolischen Glauben glaube, den die römische Kirche glaubt, bekennt, predigt und bewahrt. Und folglich schwöre ich aller Ketzerei ab, entsage und widerrufe sie, die sich gegen die heilige und apostolische Kirche erhebt, welche Sekte oder Irrlehre es auch immer gewesen sei. – Und danach, wie oben angesprochen worden ist: – Gleichfalls schwöre und verspreche ich, daß ich das und das und das und das, was ich getan habe und um dessentwillen ich mit Recht wegen solcher Ketzerei übel beleumundet bin und
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4.832
[III/3,10] Sechsundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 738
[um dessentwillen] ihr mich außerdem für verdächtig haltet, künftig niemals tun oder sagen noch mich befleißigen werde, daß es geschehe. Desgleichen schwöre und verspreche ich, daß ich jede Buße, die ihr mir für die genannten [Vergehen] aufzuerlegen beschließen werdet, nach Kräften erfüllen und in keiner Weise dagegen handeln werde. So wahr mir Gott helfe und diese hochheiligen Evangelien. Wenn ich gegen das genannte Beschworene und Abgeschworene in Zukunft gehandelt haben werde, was Gott verhindern möge, dann unterstelle, verpflichte und unterwerfe ich mich jetzt für die Zukunft aus freien Stücken den von Rechts wegen gebührenden Strafen, auf daß sie mich treffen, wenn es gesetzmäßig bewiesen sein wird, daß ich solche Taten begangen habe.« Es ist hier jedoch Obacht zu geben, daß, wenn die Indizien so beschaffen und so stark sind, daß sie zusammen mit der genannten Infamie oder auch ohne sie den übel Beleumundeten der Ketzerei schwer verdächtig machen, er dann wie gehabt aller Ketzerei im allgemeinen abschwören wird. Und wenn er in irgendeine Ketzerei zurück fällt, wird er mit der den Rückfälligen gebührenden Strafe bestraft, wie es in c. inter sollicitudines, de purgatione canonica391 und in c. accusatus, de here, li. 6392 [heißt]. Wenn aber jene Indizien so mäßig und leicht sind, daß sie ihn auch zusammen mit der genannten Infamie
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4.833
[III/3,10] Sechsundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 738
der Ketzerei nicht schwer, sondern nur leicht verdächtig machen, dann wird es genügen, daß er nicht allgemein oder einfach, sondern nur im einzelnen der Ketzerei abschwört, derer er für verdächtig gehalten worden ist, so daß er, wenn er in eine andere Art der Ketzerei zurückfällt, nicht mit der den Rückfälligen gebührenden Strafe bestraft wird. Wenn er aber in denselben Grund der Abschwörung [zurückfällt], weil er nämlich als ein leicht Verdächtiger abgeschworen hat, wird er nicht mit der Rückfälligen gebührenden Strafe bestraft werden, wiewohl [118rb] härter, als wenn er nicht schon anderweitig abgeschworen hätte, wie sich dies alles ergibt in c. accusatus, am Anfang, de here., li. 6393. Aufgrund der kanonischen Reinigung ist aber zweifelhaft, ob einer, der nach der kanonischen Reinigung in dieselbe Art von Ketzerei zurückfällt, von der er sich kanonisch gereinigt hat, mit der den Rückfälligen gebührenden Strafe, d.h. der Todesstrafe, bestraft werden soll. Und es ist offenbar so nach c. excommunicamus 1, § addiicimus394, bei dem Wort: vel si post purgationem; und nach c. ad abolendam, § illos quoque, de here., in antiquis395. Der Notar möge darauf achten, daß er in die Akten schreibe, ob der und der als der Ketzerei leicht oder schwer verdächtig abgeschworen hat, weil viel darauf ankommt, wie andernorts öfter bemerkt worden ist.
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4.834
[III/3,10] Sechsundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 739
Nachdem diese Dinge so verhandelt worden sind, soll das Urteil oder die Buße in der Form folgenden Wortlauts gefällt werden: »Wir, N.N., Bischof der und der Stadt oder Richter in den der Gerichtshoheit des und des Herrn unterworfenen Ländern, in sorgfältiger Beachtung, daß du, der und der, aus dem und dem Ort und der und der Diözese uns wegen der und der ketzerischen Verkehrtheit (jene werde ausdrücklich genannt) angezeigt worden bist; und in dem Wunsch, wie wir [auch] gehalten waren, uns gerichtlich zu unterrichten, ob du der genannten verdammten Ketzerei verfallen seist, haben uns herbeigelassen, und sind, wie es sich ziemte, dazu übergegangen untersuchen, die Zeugen zu vernehmen und dich vorzuladen, unter Eid zu verhören und anderes vorzunehmen, was von uns zu verrichten war. Nachdem dies erledigt, die Prozeßergebnisse erwogen, sorgfältig untersucht und gleichermaßen geprüft und sämtliche Einzelheiten einer derartigen Sache vorgenommen, behandelt und verhandelt worden sind und hierin mehrfach ein reiflicher Rat von Theologen und Rechtskundigen abgehalten und bedacht worden ist, haben wir dich in der genannten Ketzerei in dem und dem Ort oder in den und den Orten bei guten und gewichtigen Leuten als öffentlich übel beleumundet befunden, weswegen wir dir, wie es uns die kanonischen Bestimmungen vorschrieben, die kanonische
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4.835
[III/3,10] Sechsundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 740
Reinigung auferlegt haben, mit der du dich hier öffentlich vor uns gereinigt hast. Und gleichermaßen haben dich die Reinigungshelfer gereinigt. Wir haben auch gefunden, daß du das und das begangen hast – es soll ausdrücklich benannt werden – um dessentwillen wir dich nicht zu Unrecht – schwer oder leicht: Es werde gesagt, ob dieses ist oder jenes – für verdächtig gehalten haben, und zwar wegen der genannten ketzerischen Verkehrtheit, weswegen wir dich als so und so [118va] Verdächtigen der Ketzerei haben abschwören lassen – Es soll gesagt werden: »aller Ketzerei«, wenn er als schwer Verdächtiger, oder »der oben genannten Ketzerei«, wenn er als leicht Verdächtiger abgeschworen hat –. Aber weil wir das, was du vollbracht hast, auf keinen Fall dulden können noch dürfen, sondern nach dem Rat der Gerechtigkeit gezwungen werden, es zu vermeiden, verurteilen und büßen wir, die genannten Bischof oder Richter, zu Gericht sitzend als erkennende Richter, während die hochheiligen Evangelien vor uns liegen, damit im Angesicht Gottes unser Urteil ergehe und unsere Augen die Gerechtigkeit sehen, dich, der und der, den genannten, der du dich gereinigt und abgeschworen hast und in unserer Gegenwart persönlich erschienen bist, an diesem Ort und zu der und der Stunde, die dir im voraus bestimmt war, zu dem Zweck, damit du für die Zukunft vorsichtiger werdest
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4.836
[III/3,10] Sechsundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 740
und damit die Verbrechen nicht ungestraft bleiben und damit die Übrigen nicht zur Begehung ähnlicher [Taten] zu sehr verführt werden und damit die Beleidigungen gegen den Schöpfer nicht gleichmütig ertragen werden, [verurteilen und büßen wir dich also], wie folgt: nämlich daß du gehalten sein sollst etc. – es werde abgesetzt, was in größerem Maße offenbar zur Ehre des Glaubens und zur Ausrottung der ketzerischen Verkehrtheit dient; wie z.B. daß [der Delinquent] an bestimmten Sonn- und Festtagen an der Tür der und der Kirche mit Wachs von so und so viel Gewicht in der Hand, während das Meßamt gefeiert wird, mit unbedecktem Haupt und nackten Füßen zu stehen und das genannte Wachs am Altar zu opfern habe und daß er zu bestimmter Zeit jenen Ort nicht zu verlassen sich unterstehe, sondern sich an bestimmten Tagen der Woche dem Bischof oder Richter vorzustellen habe, und dergleichen, was je nach Ausmaß und Verschiedenheit der Schuld aufzuerlegen [tunlich] scheint, weil keine allgemeine Regel gegeben werden kann. – Gefällt wurde das Urteil [etc.].« Nachdem es gefällt ist, soll es vollstreckt werden. Es wird aber auch aufgehoben oder gemildert oder geändert werden können, je nachdem die Befindlichkeit des Bußfertigen, die Besserung und die Demut, es erfordern, weil der Bischof und der Richter die Macht dazu haben, und zwar von Rechts wegen, wie [es
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4.837
[III/3,10] Sechsundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 740
sich] in c. ut commissi, de here., li. 6396 [ergibt].
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4.838
[III/3,11] Siebenundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 741
[III/3,11] Siebenundzwanzigste Frage. Über die Form, das Urteil über eine zu fällen, welche die Ketzerei gestanden hat, aber bußfertig ist. Die achte Form, einen Glaubensprozeß zu beenden und das Urteil zu fällen, erfolgt, wenn der wegen ketzerischer Verkehrtheit Beschuldigte nach sorgfältiger Prüfung der Prozeßergebnisse zusammen mit dem guten Rat von Rechtskundigen als der Ketzerei geständig, aber bußfertig und nicht schon anderweitig wirklich rückfällig befunden wird. Und das ist der Fall, wenn der Beschuldigte selbst gerichtlich vor dem Bischof und dem Inquisitor unter Eid gesteht [118vb], es sei wahr, daß er selbst so und so lange Zeit in dieser oder jener ketzerischen Verkehrtheit, wegen der er angezeigt ist, gestanden und verharrt und an jene geglaubt und ihr angehangen hat. Aber danach will er auf Unterweisung des Bischofs und anderer hin umkehren und in den Schoß der Kirche zurückkehren und dieser oder jener Ketzerei abschwören und Genugtuung leisten, wie sie es ihm verordnen wollen. Und es wird nicht darauf erkannt, daß er jemals irgendeiner anderen Ketzerei abgeschworen hat, sondern er jetzt willigen Herzens bereit ist abzuschwören. Hier ist folgendes Vorgehen zu beachten. Angenommen, er habe seit vielen Jahren in der ge-
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4.839
[III/3,11] Siebenundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 742
nannten Ketzerei oder auch in einer anderen gestanden, an sie geglaubt, sie ausgeübt und viele zu Irrtümern verleitet: wenn er jenen Ketzereien nur zu dem Ende zugestimmt hat, abzuschwören und eine entsprechende Genugtuung nach dem Gutdünken des Bischofs und kirchlichen Richters zu geben, so ist er nicht dem weltlichen Arm zur Bestrafung mit der Todesstrafe zu übergeben; noch ist er zu degradieren, falls er Kleriker ist, sondern ist nach c. ad abolendam, § presenti, extra de here.397 zu begnadigen. Und nach der Abschwörung der ketzerischen Verkehrtheit soll er gemäß c. excommunicamus 2, § si quis398 in das ewige Gefängnis gestoßen werden, nachdem ihm die Wohltat der Absolution erteilt und ihm auferlegt worden ist, was solchen gewöhnlich auferlegt wird, nach c. ut officium399. Dabei muß man jedoch klugerweise Vorkehrungen treffen, daß er nicht in heuchlerischem Vorgeben betrügerisch umkehre, ansonsten können sie [die nur scheinbar bußfertigen Beschuldigten400] dem weltlichen Arm nicht entgehen. Das Abschwören aber erfolgt so, wie oben401 angesprochen; nur wird hinzugefügt, daß er vor dem Volk an einem Festtag in der Kirche seine Verbrechen mit eigenem Mund gestehen soll und dergestalt, daß er, während er vom Offizial gefragt wird: »Hast du seit so und so vielen Jahren in solcher Ketzerei der
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4.840
[III/3,11] Siebenundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 742
Hexen verharrt?« antwortet: »Ja«. »Und danach hast du dies und dies getan, wie du gestanden hast?« Und er antwortet: »Ja«. Und so weiter. Und alsdann wird er nach alledem mit gebeugten Knien abschwören. Und solche werden auf keinen Fall für der Ketzerei Verdächtige gehalten. Und weil er, der so in ketzerischer Verkehrtheit ertappt worden ist, nach c. excommunicamus 1 und 2, de here.402 exkommuniziert und durch die Abschwörung in den Schoß der Kirche zurückgekehrt ist, ist ihm die Wohltat der Absolution zu erteilen, nach c. ut officium, am Anfang, de here., libro 6403. Somit ist er nach der genannten Abschwörung so zu absolvieren, wie die Bischöfe die Absolution vom größeren [119ra] Kirchenbann handhaben, weil sie sich dabei apostolischer Autorität bedienen. Und sogleich werde das Urteil in dieser Weise gefällt: »Wir, der und der Bischof der und der Stadt oder [der und der] Richter in den der Gerichtshoheit des und des Herrn unterworfenen Ländern, mit Rücksicht darauf, daß du, der und der, aus dem und dem Ort der und der Diözese uns, laut dem öffentlichen Gerücht und auf Andeutung glaubwürdiger Leute hin wegen ketzerischer Verkehrtheit angezeigt worden bist, und weil du mit ihr seit vielen Jahren zum großen Schaden für deine Seele angesteckt bist – eine Anzeige, die unser Herz schwer geschmerzt hat, da es uns von dem
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[III/3,11] Siebenundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 743
übertragenen Amt her obliegt, den heiligen rechten Glauben in die Herzen der Menschen einzupflanzen wie auch die ketzerische Verkehrtheit aus ihren Sinnen zu treiben. Und pflichtgemäß wollen wir uns hierin sicherer unterrichten, auch schauen, ob das Geschrei, welches zu unseren Ohren gedrungen war, irgendwie von der Wahrheit gestützt werde. Um, wenn es sich Wahrheit so verhielte, für ein heilsames geeignetes Mittel zu sorgen, haben wir geruht nachzuforschen, Zeugen zu vernehmen, dich zu laden und dich unter Eid über die Denunziationen gegen dich, soweit es uns möglich war, zu verhören und bis ins einzelne alles durchzuführen, was wir nach Maßgabe der Gerechtigkeit und wie es uns die kanonischen Bestimmungen vorschreiben, zu tun hatten. Freilich, da wir deinen Fall zu einem gebührenden Ende bringen und klären wollten, was in Erfahrung zu bringen war, ob du nämlich in der Finsternis wandelst oder im Licht und ob du mit dem Schandmal der Ketzerei angesteckt seist oder nicht, haben wir nach Befassung mit den Prozeßergebnissen angeordnet, daß vor uns ein feierlicher Rat von Leuten zusammenkam, die sowohl in der heiligen theologischen Materie als auch im kanonischen und weltlichen Recht erfahren sind, da wir wissen, daß nach den kanonischen Bestimmungen ein Urteil unanfechtbar ist, welches durch die Ansicht vieler bestätigt wird. Und nachdem über alle Hand-
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[III/3,11] Siebenundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 744
lungen und Vorgänge in dem vorliegenden Fall ein gesunder, reiflicher und wohl erwogener Rat der genannten erfahrenen Leute abgehalten, die Ergebnisse des Prozesses gesichtet, sorgfältig untersucht und alle Befunde bis ins einzelne gewichtet wurden, haben wir befunden, daß du unter Eid nach eigenem Geständnis in der vielfältigen Verkehrtheit der Hexen ertappt worden bist. – Die Artikel sollen ausdrücklich genannt werden –. Aber da der barmherzige und mitleidige Herr manchmal einige in Ketzereien und Irrtümer fallen läßt, nicht nur damit die rechtgläubigen Männer der Gelehrsamkeit sich in heiligen Lobpreisungen ergehen, sondern auch [119rb] damit die vom Glauben Abgefallenen in der Folge um so demütiger werden und sich in den Werken der Buße üben, finden wir nach sorgfältiger Prüfung der Prozeßergebnisse, daß du, auf unsere häufig wiederholte Belehrung hin und unserem und anderer erfahrener Männer gesünderen Rat anhängend, in den Schoß der heiligen Mutter Kirche und zur Einheit derselben heilsam zurückgekehrt bist, indem du die genannten Irrtümer und Ketzereien verfluchst, die unverbrüchliche Wahrheit des heiligen rechten Glaubens anerkennst und deinem Innersten einprägst. Deswegen haben wir, uns an die Spuren jenes [Gottes] heftend, der niemanden umkommen lassen will, dich zu Be- und Abschwören unter Abga-
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[III/3,11] Siebenundzwanzigste Frage
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be einer öffentlichen Verwahrung zugelassen, indem wir dich der genannten Ketzereien im vorliegenden Fall und jeder anderer Ketzerei öffentlich abschwören lassen. Nachdem diese [Abschwörung] vollbracht ist, sprechen wir dich von dem Urteil der größeren Exkommunikation, in die du wegen des Falls in die Ketzerei verstrickt warst, frei, und indem wir dich mit der heiligen Mutter Kirche versöhnen, geben wir dich den heiligen Sakramenten wieder, wenn du nur mit aufrichtigem Herzen und nicht geheucheltem Glauben zur Einheit der Kirche zurückgekehrt bist, was wir von dir glauben und hoffen. Freilich, da es sehr unwürdig ist, die Kränkungen weltlicher Herrn zu rächen und die Gottes, des Schöpfers aller Himmel, gleichgültig zu ertragen, da es viel schlimmer ist, die ewige Majestät zu verletzen als die zeitliche, und damit er, der sich der Sünder erbarmt, sich deiner erbarme und du den Übrigen ein Beispiel seist und auch, damit die Verbrechen nicht unbestraft bleiben und du für die Zukunft vorsichtiger und nicht geneigter, sondern unleidlicher gegenüber der Begehung der genannten und jedweder anderer unerlaubter [Taten] werdest, [beschließen] wir Vorgenannten, der Bischof und der Richter in der Glaubenssache, die wir für das Gericht nach Art, wie oben [...], daß [der Delinquent] mit einem bläulichen Gewand bekleidet werde, etc. Desgleichen verdammen wir dich rechts-
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[III/3,11] Siebenundzwanzigste Frage
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kräftig zu ewigem Gefängnis, damit du dort immer von dem Brot des Schmerzes und dem Wasser der Angst gepeinigt werdest, indem wir uns aufgrund gesicherten Wissens und ausdrücklich vorbehalten, daß wir uneingeschränkt das gesprochene Urteil oder die Buße mildern, verschärfen, abändern und gänzlich oder teilweise aufheben können, wenn und wann und wie und so oft es uns tunlich erscheinen wird. Gefällt wurde dieses Urteil etc.« Nach Verlesung gehe der Richter Punkt für Punkt darauf ein und sage zu dem Verurteilten diese oder im Ergebnis ähnliche Worte: »Sohn, dein Urteil oder deine Buße besteht darin, daß du die ganze Zeit deines Lebens Kreuze tragen sollst, daß du mit ihnen auf der Treppe an der Tür der und der [119va] Kirchen stehen und in ewigem Gefängnis bei Brot und Wasser liegen sollst. Aber, Sohn, dies sei dir nicht schwer, denn ich versichere dir, daß, wenn du es geduldig erträgst, du bei uns Erbarmen finden wirst. Zweifle nicht, noch verzweifle, sondern hoffe fest!« Nach diesen Worten soll das Urteil der gebührenden Vollstrekkung überwiesen, [dem Delinquenten] sofort das genannte Gewand angezogen und er hoch auf die Treppe gestellt werden, damit er von den Herausgehenden deutlich gesehen werde, während ihn die weltlichen Gerichtsdiener umgeben. Zur Frühstücksstunde aber soll er von den Knechten ins Gefängnis geführt wer-
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[III/3,11] Siebenundzwanzigste Frage
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den und danach möge das weitere geschehen, wie es im Urteil abgesetzt wurde. Während er selbst aber angekleidet und an die Kirchentür geführt wird, soll sich der kirchliche Richter nicht weiter einmischen, wenn nämlich das weltliche Gericht für angemessen erachtet wird; wenn nicht, so möge er nach Belieben handeln.
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4.846
[III/3,12] Achtundzwanzigste Frage
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[III/3,12] Achtundzwanzigste Frage. Über die Form, über eine [Beschuldigte] das Urteil zu fällen, die gestanden hat, aber, wenn auch bußfertig, doch rückfällig ist. Die neunte Form, einen Glaubensprozeß zu beenden und das Urteil zu fällen, liegt vor, wenn der wegen ketzerischer Verkehrtheit Beschuldigte nach sorgfältiger Prüfung der Prozeßergebnisse zusammen mit dem guten Rat der Rechtskundigen als der Ketzerei geständig und bußfertig, aber in Wirklichkeit als rückfällig befunden wird. Und dies ist der Fall, wenn der Beschuldigte selbst gerichtlich vor dem Bischof oder den Richtern gesteht, daß er schon einmal aller Ketzerei abgeschworen habe, und dies [auch] rechtmäßig so befunden wird, und daß er später an die und die Ketzerei oder Irrlehre geglaubt habe; oder daß er im besonderen der Ketzerei abgeschworen hat, nämlich die der Hexen und später zu eben derselben zurückgekehrt ist, aber dann, dem gesünderen Rat folgend, bereut, recht glaubt und zur Einheit der Kirche zurückkehrt. Einem solchen nämlich sind, wenn er demütig darum bittet, die Sakramente der Buße und des Abendmahls nicht zu verweigern. Aber wie sehr er auch bereut, ist er nichtsdestoweniger als Rückfälliger dem weltlichen Arm zu übergeben, um mit der Todes-
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4.847
[III/3,12] Achtundzwanzigste Frage
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strafe getroffen zu werden. Dies aber ist dahingehend zu verstehen, daß man feststellt, er habe als in der Ketzerei ertappt oder als der Ketzerei schwer, nicht aber nur leicht verdächtig abgeschworen. Bezüglich eines solchen aber ist folgendes Vorgehen zu beachten. Nachdem nämlich in der ebenso reifen wie wohl überlegten Beratung erfahrener Leute geschlossen und, wenn es nötig sein sollte, wiederholt festgestellt worden ist, daß der genannte Beschuldigte von Rechts wegen rückfällig ist, soll der Bischof oder Richter zu dem im Kerker eingeschlossenen rückfälligen Beschuldigten zwei oder drei rechtschaffene Männer schicken, und zwar besonders fromme oder Kleriker [119vb], Eiferer des Glaubens, die dem Rückfälligen nicht verdächtig oder unsympathisch, sondern vertraut und genehm sind. Und diese werden bei ihm eintreten, zur passend gewählten Stunde, und zu ihm von der Verachtung der Welt und dem Elend des hiesigen Lebens und den Freuden wie dem Ruhm des Paradieses reden. Danach werden sie ihm schließlich im Auftrag des Bischofs oder des Richters sagen, daß er dem zeitlichen Tod nicht entrinnen kann. Deshalb möge er für das Heil seiner Seele sorgen und für die Beichte seiner Sünden und die Entgegennahme des Sakramentes des Abendmahls Vorkehrungen treffen. Und jene sollen404 ihn häufig besuchen und ihn zur Bußfertigkeit wie auch zur Geduld anhalten, indem
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[III/3,12] Achtundzwanzigste Frage
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sie ihn nach Kräften in der rechtgläubigen Wahrheit bestärken, daß sie ihn dazu bringen, gewissenhaft zu beichten und dem demütig Bittenden das Sakrament des Abendmahles reichen lassen. Denn diese Sakramente sind ihnen nicht zu verweigern, nach c. super eo, de here., li. 6405. Nach Empfang dieser Sakramente, wodurch er zum Heil wohl vorbereitet worden ist, sollen zwei oder drei Tage nach dem Urteil, an denen er durch die genannten Personen im rechten Glauben bestärkt und zur Geduld anzuleiten ist, werden der Bischof oder an seiner Stelle der Richter dem örtlichen Landvogt oder der weltlichen Gerichtsgewalt auftragen, daß er zu der und der Stunde, aber nicht zu einer Feierstunde, auf dem und dem Platz oder an der und der Stelle, jedoch außerhalb der Kirche, mit seinem Trupp erscheine, um von seinem Gericht einen Rückfälligen zu übernehmen, den ihm der Bischof und Richter übergeben; und daß er nichtsdestoweniger an dem festgesetzten oder vorhergehenden Tage frühmorgens durch die Stadt oder den Ort hindurch an jenen Stellen oder in den Vierteln, an denen gewöhnlich [auch] andere Bekanntmachungen [durch Ausrufen] öffentlich erfolgen, öffentlich ausrufen lasse, daß an dem und dem Tag und zu der und der Stunde an der und der Stelle der Prediger für den Glauben eine Predigt halten und der Bischof und die anderen Richter einen in die ketzeri-
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4.849
[III/3,12] Achtundzwanzigste Frage
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sche Verkehrtheit Zurückgefallenen verdammen werden, wobei sie ihn dem weltlichen Arm übergeben. Hier ist aber zu bedenken, daß der Rückfällige, falls er mit heiligen Weihegraden begabt oder sonst ein Priester oder einer, der vom Schirm eines Ordens oder einer religiösen Gemeinschaft beschirmt ist, er, ehe er übergeben wird, der Vorrechte jedes kirchlichen Rangs zu entkleiden ist. Und so werde er jedes kirchlichen Amtes und [jeder kirchlichen] Pfründe beraubt, der Entscheidung der weltlichen Macht überlassen, um gebührend bestraft zu werden, wie [es] im capitulum ad abolendam, § presenti, de here.406 [heißt]. Wenn ein solcher seiner Weihegrade zu entkleiden [120ra] und [dann] dem weltlichen Gericht zu überlassen ist, soll der Bischof die Prälaten und Mönche seiner Diözese zusammenrufen, weil jetzt der Bischof, anders als zuvor, allein mit den Prälaten und Mönchen seiner Diözese einen in heilige Weihegrade Eingesetzten degradieren kann, wenn er dem weltlichen Arm zu überlassen oder wegen ketzerischer Verkehrtheit auf ewig einzumauern ist, nach c. quoniam de here., li. 6407. Wenn der vorbestimmten Tag kommt, an welchem der Rückfällige, falls er in heilige Weihegrade eingesetzt gewesen ist, zu degradieren und dem weltlichen Arm zu übergeben – wenn er ein Laie gewesen ist: zu überlassen – ist, schart sich das Volk
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[III/3,12] Achtundzwanzigste Frage
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auf einem Platz oder Ort außerhalb der Kirche zusammen, um das Endurteil zu vernehmen. Vom Inquisitor wird eine Predigt gehalten, und der Rückfällige selbst wird auf eine Empore gestellt. Während das weltliche Gericht zugegen ist, wenn der Rückfällige zu degradieren ist, degradiert der Bischof, in Pontifikalgewänder gekleidet, unter Assistierung der Prälaten seiner Diözese den zu Degradierenden, der vor ihm gekleidet und vorbereitet steht, als wenn er nach seinem Rang ministrieren sollte, von seinem Weihegrad, wobei er mit dem höheren Weihegrad anfängt und so schrittweise bis zum untersten fortfährt. Und wie sich der Bischof bei der Verleihung des Weihegrades der dazu von der Kirche eingeführten Worte bedient, so wird er sich bei der Degradierung bei jedweder Wegnahme, etwa des Meßgewandes, der Stola und so auch bei den anderen Dingen der Worte bedienen können, die den ursprünglichen entgegengesetzt sind. Nachdem die Degradierung, so wie sie von Rechts wegen oder der Gewohnheit entsprechend vorzunehmen ist, vollzogen ist, wird der Offizial den Notar, einen Mönch oder Kleriker mit der Verlesung des Urteils beauftragen. Dieses Urteil soll, mag der Rückfällige ein Laie oder ein degradierter Kleriker sein, nach folgendem Wortlaut gefällt werden: »Wir, N.N., durch die göttliche Gnade Bischof der und der Stadt und Richter in den der Gerichtshoheit
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4.851
[III/3,12] Achtundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 749
des und des Herrn unterworfenen Ländern, nach gesetzmäßiger Belehrung mit Rücksicht darauf, daß du, der und der, aus dem und dem Ort und der und der Diözese vor uns – falls es so gewesen ist; oder, falls anders, vor dem und dem Bischof oder den und den Richtern – wegen der und der ketzerischen Verkehrtheit oder den und den [Ketzereien] – sie sollen benannt werden – angezeigt worden bist. In diesen Ketzereien, wie gesetzmäßig in Erfahrung gebracht worden ist, warst du nach eigenem Geständnis ertappt wie auch durch Zeugen überführt worden; und dergestalt, daß du in ihnen so und so lange Zeit mit verhärtetem Gemüte verharrt hattest – es werde gesagt [120rb], wie es sich verhielt –, aber später, einem gesünderen Rat anhängend, jener Ketzereien an dem und dem Ort öffentlich abgeschworen, in der gewohnten Form der Kirche abgesagt und widerrufen hast: deswegen haben dich die Vorgenannten, Bischof und Inquisitor, in dem Glauben, du seist wahrhaft in den Schoß der heiligen Kirche Gottes zurückgekehrt, von dem Urteil der Exkommunikation, von dem du gebunden wurdest, losgesprochen und dir, wenn du nur von Herzen und nicht mit geheucheltem Glauben zur Einheit der heiligen Kirche zurückgekehrt wärest, eine heilsame Buße auferlegt. Aber nach allem oben genannten und nach so vielen Jahren bist du uns neuerlich angezeigt worden, daß du abermals auf solche ab-
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4.852
[III/3,12] Achtundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 749
geschworene Ketzereien – sie sollen ausdrücklich genannt werden – verfallen bist. Wiewohl wir von dir mit Mißfallen gehört haben, haben wir uns doch, da die Gerechtigkeit uns dazu zwingt, herbeigelassen, um zu untersuchen, die Zeugen zu vernehmen, dich zu laden und unter Eid zu verhören, wie nicht weniger alles bis ins einzelne zu tun, wozu wir nach den kanonischen Bestimmungen gehalten waren. Freilich, da wir den gegenwärtigen Fall mit dem gebührenden Ende abschließen wollten, haben wir einen feierlichen Rat von sowohl in der theologischen Materie als auch im kanonischen und weltlichen Recht erfahrenen Leuten sich versammeln heißen. Und nachdem über sämtliche Handlungen und Vorgänge bis ins einzelne ein ebenso reiflicher wie auch wohlüberlegter Rat der Vorgenannten abgehalten, die Ergebnisse des Prozesses besehen und sorgfältig geprüft und alles Gehörte mit gleicher Waagschale abgewogen worden ist, haben wir gesetzmäßig sowohl durch Zeugen als auch durch dein eigenes, gerichtlich entgegengenommenes Geständnis gefunden, daß du in die abgeschworene Ketzerei zurückgefallen bist. Denn wir haben erfahren, daß du das und das gesagt oder getan hast. – Alles soll ausdrücklich genannt werden. – Deshalb haben wir dich auch mit Recht nach dem Rat Vorgenannter für rückfällig befunden und halten dich, gemäß den kanonischen Be-
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[III/3,12] Achtundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 750
stimmungen, dafür, was wir leidvoll verkünden und zu verkünden uns schmerzt. Aber weil du auf Belehrung durch uns und tüchtige rechtgläubige Männer hin mit Eingebung der göttlichen Gnade wiederum in den Schoße der Kirche und zur Wahrheit ihres Glaubens zurückgekehrt bist, indem du die genannten Irrtümer und Ketzereien verwünschtest und recht glaubtest und den rechten Glauben bekanntest, haben wir dich zur Entgegennahme der von dir demütig erbetenen kirchlichen Sakramente der Buße und des Abendmahles zugelassen. Aber da die Kirche Gottes nichts mehr hat, was sie mit dir noch weiter tun könnte, nachdem sie sich so barmherzig gegen dich erzeigt hat, wie wir gesagt haben, und da du jene mißbraucht hast, indem [120va] du in die abgeschworenen Ketzereien [zurück]gefallen bist, urteilen wir, Bischof und genannte Richter, zu Gericht sitzend als erkennende Richter, die hochheiligen Evangelien vor uns [gelegt], damit im Angesicht Gottes unser Urteil ergehe und unsere Augen die Gerechtigkeit sehen, indem wir Gott allein und die unverbrüchliche Wahrheit des heiligen Glaubens wie auch die Ausrottung der ketzerischen Verkehrtheit vor Augen haben, von dir, der und der, an diesem Ort, Tag und [zu dieser] Stunde, die dir vorher zur Anhörung des Endurteils bestimmt worden sind, daß du wahrhaftig in die ketzerische Verkehrtheit zurückge-
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4.854
[III/3,12] Achtundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 750
fallen bist, seist du auch bußfertig. Und als einen wahrhaftig Rückfälligen schleudern wir dich fort von unserem kirchlichen [Gerichts]hof und lassen dich dem weltlichen Arm anheim fallen. Wir bitten jedoch auch nachdrücklich das genannte weltliche Gericht, daß es seinen Spruch über dich so mäßigen möge, daß er diesseits von Blutvergießen und Todesgefahr bleibe.« Und indem so der Bischof und seine Beisitzer zurücktreten, soll das weltliche Gericht seines Amtes walten. Man beachte: Obwohl Bischof und Inquisitor inständigst darauf bedacht sein müssen, im eigenen wie im fremden Interesse darauf hinzuwirken, daß der Rückfällige Buße tue und zum rechten Glauben umkehre, so sollen sie doch, nachdem er Buße getan hat und im Rat beschlossen worden ist, daß, wenn er auch Buße tut, er nichtsdestoweniger wahrhaft rückfällig und als solcher dem weltlichen Arm zu übergeben ist, selber es ihm nicht persönlich eröffnen, daß er mit einem solchen Urteil zu strafen ist. Denn das Gesicht des Richters schreckt den zu Verurteilenden. Und seine [des Richters] Worte bewegen den Büßer eher zur Unbußfertigkeit als zur Einkehr. Und daher sollen sie ihn weder von da an noch nachher vorführen lassen, auf daß er nicht gegen sie innerlich aufgebracht werde, wovor man sich in einem solchen Fall von [Leben und] Tod sorgfältig zu hüten hat. Aber, wie
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4.855
[III/3,12] Achtundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 751
gesagt, sollen sie zu ihm einige rechtschaffene Männer schicken, besonders Mönche und Kleriker, die ihm nicht unsympathisch sind, die ihm das bevorstehende Urteil wie auch den zu verhängenden Tod eröffnen, ihn im Glauben bestärken, zur Einkehr ermahnen und nach dem Urteil sich zu ihm gesellen, ihn trösten, mit ihm beten und nicht von ihm weichen, bis er den Geist dem Schöpfer zurückgegeben hat. Sie mögen also vorsichtig und gewarnt sein, daß sie nichts tun oder sagen, weswegen der Rückfällige durch Selbsttötung [der Strafe] zuvorkommt und sie selbst irregulär werden und sie von dort, wo sie ein Verdienst [120vb] davontragen sollten, Strafe und gleichermaßen Schuld mitnehmen. Es ist zu erwägen, daß solche Urteile auf Auslieferung an das weltliche Gericht nicht an einem Festoder Feiertag noch auch in der Kirche, sondern außerhalb [dieser] auf einem Platz zu geschehen pflegen, weil es ein Urteil ist, welches zum Tode führt. Und es ist geziemender, daß es an einem Werktag und außerhalb der Kirche ergeht, da der Feiertag und die Kirche dem Herrn geweiht sind.
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4.856
[III/3,13] Neunundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 752
[III/3,13] Neunundzwanzigste Frage. Über die Form, über eine [Beschuldigte] das Urteil zu fällen, die die Ketzerei gestanden hat, aber unbußfertig, jedoch nicht408 rückfällig ist. Die zehnte Form, einen Glaubensprozeß zu beenden und das Urteil zu fällen, hat statt, wenn der wegen ketzerischer Verkehrtheit Beschuldigte nach sorgfältiger Prüfung der Prozeßergebnisse zusammen mit dem guten Rat von Rechtskundigen als der Ketzerei geständig und unbußfertig, jedoch nicht rückfällig befunden wird. Aber weil ein solcher Fall sich nur sehr selten findet, wenn er uns Inquisitoren auch bisweilen vorgekommen ist, so sollen doch der Bischof und die Richter sich nicht beeilen, sondern den [Beschuldigten] wohl bewacht und gefesselt zur Umkehr zu bewegen suchen, sogar mehrere Monate hindurch, indem sie ihm vorhalten, daß er ansonsten als unbußfertig an Leib und Seele verdammt wird. Wenn dieser sich [schließlich] weder durch die Heilsgüter noch durch das Unheil, weder durch Drohungen noch durch gutes Zureden erweichen lassen kann, daß er von seinen Irrtümern lasse und man auf ihn eine zuvor genannte, angemessene Zeit zugewartet hat, sollen sich der Bischof und die Richter daranmachen, ihn dem weltlichen Arm zu übergeben oder zu über-
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4.857
[III/3,13] Neunundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 752
lassen. Und sie werden durch ein Schreiben den Boten oder den Landvogt beauftragen, daß er sich an dem und dem nicht festlichen Tag und zu der und der Stunde, an dem und dem Ort außerhalb der Kirche mit seinem Gefolge einfinden solle, und sie selbst übergeben ihm den unbußfertigen Ketzer. Nichtsdestoweniger werde aber von ihrer Seite aus in jenen Vierteln oder an den Orten, in denen gewöhnlich auch andere Bekanntmachungen [durch Ausruf] erfolgen, [durch Ausruf] öffentlich bekannt gemacht, daß an dem genannten Tag und Stunde wie auch Ort der Prediger eine Predigt für den Glauben halten und dem weltlichen Arm einen Ketzer übergeben wird, und daß deshalb alle kommen und dabei sein sollen. Und sie werden den gewohnten Ablaß erhalten. Danach soll er dem weltlichen Gericht etwa mit folgenden Worten übergeben werden, wobei er jedoch vorher noch häufig ermahnt wird, umzukehren und Buße zu tun. Wenn er überhaupt nicht will, ergeht das Urteil: [121ra] »Wir, N.N., durch die göttliche Gnade Bischof der und der Stadt und Richter in den Ländern des und des Herrn, mit Rücksicht darauf, daß du, der und der, aus dem und dem Ort der und der Diözese uns laut dem öffentlichen Gerücht und den Hinweisen glaubwürdiger Leute wegen ketzerischer Verkehrtheit angezeigt worden bist – die Ketzereien werden ausdrücklich ge-
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[III/3,13] Neunundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 753
nannt – und [mit Rücksicht darauf] daß du seit vielen Jahren zum Schaden deiner Seele in diesen Ketzereien und Taten verharrt hast und in dem Wunsche, daß wir, denen es von Amts wegen oblag, die ketzerische Verkehrtheit auszurotten, uns diesbezüglich pflichtgemäß genauer unterrichten und um zu schauen, ob du in der Finsternis oder im Licht wandelst, haben wir sorgfältig ermittelt, dich vorgeladen und auch eingehend verhört und dich mit der genannten ketzerischen Verkehrtheit infiziert befunden. Freilich, da es uns vor allen [anderen] Bestrebungen am Herzen liegt, den heiligen rechten Glauben in die Herzen der Völker einzupflanzen, nachdem die ketzerische Verkehrtheit mit der Wurzel ausgerissen wäre, haben wir, was uns betrifft, auch andere verschiedene, mannigfaltige und angemessene Mittel angewendet, auf daß du von den vorher genannten Ketzereien und Irrtümern, in denen du gestanden hast und stehst, so wie du auch jetzt noch unbeugsam und hartnäckig mit verhärtetem Gemüt dastehst, ablassen möchtest. Aber so weilt der Feind des Menschengeschlechtes in deinem Herzen, verstrickt und verwickelt dich in die genannten Irrtümer, während du von den oft genannten Ketzereien nicht hast ablassen wollen noch ablassen willst. Und du ziehst es vor, in den Höllentod der Seele und den zeitlichen Tod des Körpers hinein zu rennen, als den vorher genannten Ketzereien
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4.859
[III/3,13] Neunundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 753
abzuschwören und in den Schoß der Kirche [zurück] zu eilen und die Seele zu gewinnen, da du einem verworfenen Geist preisgegeben bist. Deshalb, da du von der heiligen Kirche Gottes mit dem Band der Exkommunikation verschnürt und mit Recht und auch zur rechten Zeit von der Herde des Herrn getrennt wie auch der Teilhabe an den Gütern der Kirche beraubt bist, die Kirche auch mit dir nichts weiter zu tun weiß, da sie nach Kräften an deiner Umkehr gearbeitet hat, verdammen wir oft Genannten, Bischof und die Richter in der Glaubenssache, zu Gericht sitzend als erkennende Richter, während die hochheiligen Evangelien vor uns liegen, damit im Angesicht Gottes unser Urteil ergehen und unsere Augen die Gerechtigkeit sehen mögen, indem wir Gott allein und die Wahrheit des heiligen Glaubens wie auch die Ausrottung der ketzerischen Verkehrtheit vor Augen haben, und verurteilen dich, als einen wahrhaft unbußfertigen Ketzer, kraft Urteils an diesem Tag, Stunde und Ort, die dir vorher bezeichnet worden waren, das Endurteil zu vernehmen [121rb], und daß du als wahrhaft ein solcher [unbußfertiger Ketzer] dem weltlichen Arm zu übergeben und zu überlassen seist. Und so verwerfen wir dich als einen unbußfertigen Ketzer durch dieses unser Urteil von unserem kirchlichen Gericht und übergeben oder überlassen dich dem weltlichen Arm und der Macht des weltlichen Gerichts, indem wir das
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4.860
[III/3,13] Neunundzwanzigste Frage
Hexenhammer, 753
genannte weltliche Gericht nachdrücklich bitten, daß es sein Urteil über dich so mäßigen möge, daß er [der Verurteilte] diesseits des Blutvergießens und der Todesgefahr bleibt. Gefällt wurde dies Urteil [etc.].«
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4.861
[III/3,14] Dreißigste Frage
Hexenhammer, 754
[III/3,14] Dreißigste Frage. Über [die Form, das Urteil zu fällen über] eine, die die Ketzerei gestanden hat und rückfällig und unbußfertig ist. Die elfte Form, einen Glaubensprozeß zu beenden und zu beschließen erfolgt, wenn der wegen ketzerischer Verkehrtheit Beschuldigte nach sorgfältiger Prüfung der Prozeßergebnisse zusammen mit einem guten Rat von Rechtskundigen als der Ketzerei geständig wie auch unbußfertig und rückfällig befunden wird. Und dieser Fall liegt vor, wenn der Beschuldigte mit eigenem Mund vor Gericht gesteht, daß er das und das glaubt und bekundet hat. Diesbezüglich ist wie oben409 vorzugehen, und das Urteil soll in Gegenwart des Bischofs und der Richter gefällt werden, nur sind es [jetzt] offenbare Ketzereien, nach der Form folgenden Wortlauts: »Wir, N.N., durch die göttliche Gnade Bischof der und der Stadt, oder Richter in den Ländern des und des Herrn, mit Rücksicht darauf, daß du, der und der, aus dem und dem Ort der und der Diözese, uns oder denen und denen, unseren Vorgängern, wegen ketzerischen Verkehrtheiten angezeigt worden bist (sie werden ausdrücklich genannt), in denen du, wie gesetzmäßig in Erfahrung gebracht worden ist, durch eigenes Geständnis gerichtlich und durch glaubwürdige
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4.862
[III/3,14] Dreißigste Frage
Hexenhammer, 755
Zeugen[aussagen] ertappt worden bist; und daß du darin so und so lange Zeit – es soll gesagt werden, wie es gewesen ist – mit verhärtetem Gemüt verharrt hast, aber später, einem gesünderen Rat folgend, jene Ketzereien öffentlich an dem und dem Ort in der gewohnten Form der Kirche abgeschworen hast; deshalb haben die Vorgenannten, Bischof und Richter, in dem Glauben, du habest wahrhaft von den vorgebrachten Irrtümern abgelassen und seist im rechten Glauben zum Schoß der Kirche herbeigeeilt, dir die Wohltat der Absolution zuerkannt, indem sie dich von dem Spruch der Exkommunikation, mit dem du früher gebunden gehalten wurdest, lösten, wenn du nur von Herzen, aber nicht mit geheucheltem Glauben zur Einheit der heiligen Kirche umgekehrt wärest; dabei erlegten sie dir eine heilsame Buße auf [121va] und ließen dich zur Barmherzigkeit wieder zu, weil die heilige Kirche Gottes ihren Schoß dem Umkehrenden nicht verschließt. Aber nach allem bist du zu unserem Mißfallen bei uns angezeigt worden, daß du wiederum in die verdammten Ketzereien verfallen bist, die du vorher öffentlich abgeschworen hattest; oder daß du entgegen der vorher vorgenommenen Abschwörung dies und dies zum Schaden deiner Seele begangen hast – es werde ausgeführt –. Und, wiewohl vom Ärgernis getroffen, daß wir über dich solches gehört hatten,
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4.863
[III/3,14] Dreißigste Frage
Hexenhammer, 755
haben wir uns nichtsdestoweniger, da die Gerechtigkeit uns zwingt, dazu herbeigelassen zu ermitteln, die Zeugen zu verhören, dich vorzuladen und, wie es sich geziemte, unter Eid zu vernehmen, und alles bis ins einzelne zu tun, was wir gemäß den kanonischen Satzungen zu tun hatten. Freilich, da wir den gegenwärtigen Fall mit dem gebührenden Ende schließen wollten, haben wir einen feierlichen Rat von sowohl in theologischen Belangen als auch im kanonischen und weltlichen Recht erfahrenen Leuten zusammenkommen lassen. Und wir haben mit den Vorgenannten über alle in dem gegenwärtigen Fall vorgeführten, hergeleiteten, behandelten und verhandelten Punkten bis ins einzelne einen gleichermaßen reifen und wohl überlegten Rat gepflogen und die Prozeßergebnisse dieser Sache wie auch alles [sonstige] gesichtet und sorgfältig erörtert, wie es Recht und Gerechtigkeit rieten. Und so haben wir auf gesetzmäßige Weise sowohl durch glaubwürdige Zeugen, als auch durch dein eigenes, von uns mehrfach entgegengenommenes Geständnis erfahren, daß du in die abgeschworene Ketzerei verfallen wie auch zurückgefallen bist. Denn wir haben gefunden, daß du das und das gesagt oder getan hast – es werde alles angegeben –, um dessentwillen wir dich mit Recht nach dem Ratschluß der Vorgenannten, wie es deine Vergehen erfordern, den kanonischen Satzungen gemäß für rückfällig gehalten, was
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4.864
[III/3,14] Dreißigste Frage
Hexenhammer, 756
wir leidvoll verkünden und zu verkünden uns schmerzt. Jener weiß es, dem nichts unbekannt ist und der das Innerste aller erschaut. Und da wir von ganzem Herzen wünschen, dich zur Einheit der heiligen Kirche zurückzuführen und aus deinem Innersten die genannte ketzerische Verkehrtheit herauszubringen, damit du so deine Seele rettest und dem Höllentod von Körper und Seele entgehst, haben wir unser Wirken darauf gerichtet, dich durch verschiedene Mittel heilsam zur Umkehr zu bringen. Aber einer verworfenen Gesinnung preisgegeben und vom bösen Geist gleichermaßen geführt und verführt, hast du es vorgezogen, von so grauenhaften wie ewigen Qualen in der Hölle gefoltert und hier durch zeitliches Feuer körperlich verzehrt zu werden, als einem gesünderen Rat zu folgen und von den fluchwürdigen wie auch pestbringenden Irrtümern abzulassen und zum Schoß und zur Barmherzigkeit [112vb] der heiligen Mutter Kirche herbeizueilen. Weil die Kirche Gottes nichts weiter weiß, was sie mit dir noch anfangen soll, da sie zu deiner Umkehr all ihre Kunst aufgewendet hat, verdammen wir Erwähnten, Bischof und Richter in dieser Glaubenssache, zu Gericht sitzend als erkennende Richter, die hochheiligen Evangelien vor uns [liegend], damit im Angesicht Gottes unser Gericht auftrete und unsere Augen die Gerechtigkeit erkennen mögen, während
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4.865
[III/3,14] Dreißigste Frage
Hexenhammer, 756
wir Gott allein und die Ehre des heiligen rechten Glaubens vor Augen haben, an diesem Tag, in dieser Stunde und an diesem Ort, die dir zur Vernehmung des Endurteils vorher bezeichnet worden waren, dich, in unserer Gegenwart persönlich Erschienenen den und den mit Urteil und verurteilen dich, indem wir dich als einen wahrhaft unbußfertigen und rückfälligen Ketzer verdammen, der auch tatsächlich als solcher dem weltlichen Arm zu übergeben oder zu überlassen ist. Und so verwerfen wir dich als einen wahren Ketzer, der gleichermaßen unbußfertig und rückfällig ist, durch dieses unser Endurteil von unserem kirchlichen Gericht und übergeben oder überlassen dich dem weltlichen Arm wie auch der Macht des weltlichen Gerichtes. Wir bitten nur das genannte weltliche Gericht nachdrücklich, sein Urteil gegen dich so zu mäßigen, daß er [der Verurteilte] diesseits der Blutvergießung und der Todesgefahr bleibe. Gefällt wurde dieses Urteil [etc.].«
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4.866
[III/3,15] Einunddreißigste Frage
Hexenhammer, 757
[III/3,15] Einunddreißigste Frage. Über [die Form, das Urteil zu fällen über] einen, der überführt und ertappt ist, jedoch alles leugnet. Die zwölfte Form, einen Glaubensprozeß abzuschließen und zu beenden, erfolgt, wenn der wegen ketzerischer Verkehrtheit Beschuldigte nach sorgfältiger Prüfung der Prozeßergebnisse zusammen mit dem guten Rat von Rechtskundigen als in der Ketzerei durch die Offensichtlichkeit der Tat oder gesetzmäßige Vorführung von Zeugen, jedoch nicht durch eigenes Geständnis überführt befunden wird. Und zwar liegt dieser Fall vor, wenn der Beschuldigte selbst gesetzmäßig irgendeiner ketzerischen Verkehrtheit überfuhrt wird, entweder durch die Offensichtlichkeit der Tat, weil er beispielsweise offen Ketzerei betrieben hat, oder durch gesetzmäßige Zeugen, gegen die der Beschuldigte gesetzmäßig keine Einwendungen vorzubringen vermochte. Dennoch aber verharrt er, so überfuhrt und ertappt, fest beim Leugnen und bleibt beständig bei seiner Aussage, gemäß den Bemerkungen von Hostinensis, in summa ti., de here. § qualiter quis in heresim deprehendatur410, wie oben erklärt in Frage 34411. Bei einem solchen ist folgendes Vorgehen zu beachten: Er ist in hartem Gefängnis in Fußschellen und
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4.867
[III/3,15] Einunddreißigste Frage
Hexenhammer, 758
Ketten zu halten [und] häufig von den Offizialen [122ra] zusammen und einzeln, sowohl ihrerseits als auch durch andere nachdrücklich zu ermahnen, daß er ihnen die Wahrheit bekenne, wobei sie ihm andeuten, daß, wenn er es tut und seinen Irrtum bekennt, er zur Barmherzigkeit zugelassen wird, wenn er zuvor jener ketzerischen Verkehrtheit abschwört; wenn er es aber nicht will, sondern beim Leugnen verharrt, daß er am Ende dem weltlichen Arm überlassen und dem zeitlichen Tod nicht entgehen kann. Wenn er, schon längere Zeit berüchtigt und beobachtet, beim Leugnen bleibt, sollen der Bischof und die Offizialen bald zusammen, bald einzeln, bald für sich, bald durch andere rechtschaffene Männer, bald den einen Zeugen, bald einen anderen, zu sich kommen lassen und ihn belehren, daß er aufpassen soll, was er ausgesagt hat, und ob er wahr geredet habe oder nicht, damit er nicht sich selbst auf ewig und den anderen zeitlich verdamme. Und wenn er sich scheut, solle er es ihnen wenigstens heimlich sagen, damit jener Beschuldigte nicht ungerechter Weise sterbe. Und zwar sollen sie sich bemühen, ihm mit entsprechenden Worten zuzureden, damit sie klar sehen, ob er die Wahrheit ausgesagt hat oder nicht. Wenn die Zeugen nach Belehrung bei der Bestätigung und der Beschuldigte beim Leugnen verharren und Bischof und Offiziale wollen auch daraufhin die Angelegen-
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4.868
[III/3,15] Einunddreißigste Frage
Hexenhammer, 758
heit nicht sogleich durch Urteilsspruch beschließen und ihn als derartig Ertappten dem weltlichen Arm übergeben, sondern sie mögen ihn länger festhalten, indem sie bald den Angezeigten zur Bejahung, dann die Zeugen, jedoch einzeln, zur rechtschaffenen Erforschung seines Gewissens zu bringen suchen. Und besonders sollen Bischof und Offiziale auf jenen Zeugen ihre Aufmerksamkeit richten, der, wie sie sehen, offenbar mehr zum Guten veranlagt ist und ein besseres Gewissen hat. Und in ihn sollen sie länger dringen, ob diese Sache sich so verhalten hat oder nicht, indem sie sein Gewissen beschweren. Und wenn sie sehen, daß ein Zeuge schwankt oder sonst Indizien gegen ihn vorhanden sind, derentwillen er mit Recht einer Falschaussage für verdächtig gehalten wird, sollen sie ihn nach dem guten Rat erfahrener Leute verhaften und vorgehen, wie das Recht anraten wird. Denn man hat immer öfter erfahren, daß ein so durch glaubwürdige Zeugen Ertappter, nachdem er lange beim Leugnen verblieben war, seine Verkehrtheit offenbart und die Wahrheit, die er schon länger geleugnet hat, dann aus freien Stücken gesteht, wenn er wieder zur Einsicht gebracht und besonders, wenn er wahrheitsgemäß belehrt wird, daß er nicht dem weltlichen Arm übergeben, sondern zur Barmherzigkeit zugelassen wird. Und häufig hat man gefunden, daß Zeugen, aus Bosheit getrieben wie auch aus
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4.869
[III/3,15] Einunddreißigste Frage
Hexenhammer, 759
Feindseligkeit, sich untereinander zusammengetan haben, um einem Unschuldigen ketzerische Verkehrtheit nachzusagen. Und später, auf die häufige Belehrung seitens des Bischofs und der Offizialen hin, durch Gewissensbisse [122rb] ermüdet wie auch von Gott inspiriert, haben sie widerrufen, was sie gesagt haben, und sie gestehen, daß sie jenem boshafterweise eine so schlimme Schandtat nachgesagt hätten. Daher muß man sich mit dem Urteil über einen so Ertappten nicht beeilen, sondern längere Zeit zuwarten, ein Jahr oder mehrere, bevor er dem weltlichen Gericht übergeben wird. Wenn der in dieser Weise Beschuldigte und gesetzmäßig Ertappte, nachdem man diese angemessene Frist abgewartet und gebührende Sorgfalt [ihn umzustimmen] verwendet hat, seine Schuld anerkannt und gerichtlich gestanden hat, daß er zur genannten Zeit in der ketzerischen Verkehrtheit verstrickt gewesen ist und er einverstanden ist, jener und [überhaupt] jeder Ketzerei abzuschwören und als sowohl durch eigenes Geständnis als auch durch gesetzmäßige Vorführung von Zeugen Ertappter eine entsprechende Buße nach dem Gutdünken des Bischofs und Inquisitors zu leisten, soll er als bußfertiger Ketzer aller Ketzerei öffentlich in der Form abschwören, die in der oben412 stehenden achten Form, einen Glaubensprozeß abzuschließen, behandelt ist, wo von solchen [Delinquen-
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4.870
[III/3,15] Einunddreißigste Frage
Hexenhammer, 759
ten] gehandelt wird. Wenn er aber gestanden hat, daß er so in die Ketzerei verfallen ist, aber in jener in verstocktem Sinn verharrt, soll er als unbußfertig dem weltlichen Arm überlassen und mit ihm in der Weise verfahren werden, die oben413 in der zehnten Form, einen Glaubensprozeß abzuschließen besprochen ist, wo von solchen [Delinquenten] gehandelt wird. Wenn aber der Ertappte selbst beständig beim Leugnen bleibt, die Zeugen aber von ihrer Aussage zurücktreten, indem sie ihr Zeugnis widerrufen wie auch ihre Schuld anerkennen, daß sie, von Ränkesucht und Haß getrieben oder durch Bitten oder Bestechung verführt, einem Schuldlosen eine so große Schandtat nachgesagt haben, sollen sie, während der Beschuldigte selbst als schuldlos vom Richter entlassen wird, als falsche Zeugen, Ankläger oder Angebende bestraft werden, wie Paulus zu c. multorum, und zwar über das Wort »illos« am Anfang de here. in cle.414 anmerkt. Und es soll das Urteil oder die Buße gegen sie nach dem Ermessen des Bischofs oder der Richter gefällt werden. Auf jeden Fall jedoch sollen solche falschen Zeugen zu ewigem Gefängnis verurteilt und bei Brot und Wasser für ihr Lebtag gebüßt werden, auch indem sie später auf die Treppe vor den Türen der Kirche postiert werden, etc. Die Bischöfe sollen jedoch die Macht haben, [die Strafe] nach Jahr und Tag zu mildern oder auch zu verschärfen nach
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[III/3,15] Einunddreißigste Frage
Hexenhammer, 760
folgendem Wortlaut. Wenn aber ein solcher Ertappter, nachdem man ein Jahr oder länger oder sonst längere Zeit angemessen gewartet hat, andauernd beim Leugnen geblieben ist und die gesetzmäßigen Zeugen beim Bejahen, sollen Bischof und Richter darangehen, ihn dem weltlichen Arm zu überlassen [122va], indem sie ihm einige rechtschaffene Männer schicken, Glaubenseiferer und besonders Mönche, die ihm nicht unsympathisch, sondern vertraut und sympathisch sind. Diese sollen ihm zu verstehen geben, daß er dem zeitlichen Tod nicht entgehen kann, wenn er so beim Leugnen bleibt, sondern daß er an dem und dem Tag als unbußfertiger Ketzer der Macht des weltlichen Gerichts übergeben werde. Und nichtsdestoweniger möge der Bischof und der Offizial nach dem Landvogt oder der Macht des weltlichen Gerichts schicken, daß er an dem und dem Tag und zu der und der Stunde an den und den Ort, jedoch außerhalb der Kirche, mit seinem Gefolge komme, um einen unbußfertigen Ketzer übergeben zu bekommen. Auch möge er öffentlich durch Ausruf an den Stellen, wo gewöhnlich Bekanntmachungen auch sonst ausgerufen werden, bekannt machen lassen, daß alle an dem und dem Tage, zu der und der Stunde, an dem und dem Platz sein sollen, um die Predigt des Predigers über den Glauben zu hören und daß der Bischof und der Offizial dem weltlichen Arm einen ver-
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4.872
[III/3,15] Einunddreißigste Frage
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stockten Ketzer übergeben werden. Wenn aber der zur Fällung des Urteils bestimmte Tag kommt, sollen Bischof und Offizial an dem genannten Ort sein, um ihn daselbst auszuliefern, wobei er [der Delinquent] auf einer Empore steht, damit er vor versammeltem Klerus und Volk und im Beisein der weltlichen Gerichtsgewalt von allen gesehen werde, wenn er übergeben wird. Nachdem dies abgehalten worden ist, soll das Urteil auf diese Weise gefällt werden: »Wir, [N.N.], durch göttliche Barmherzigkeit Bischof der und der Stadt oder Richter in den Ländern des und des Herrn, mit Rücksicht darauf, daß du, der und der, aus dem und dem Ort der und der Diözese und wegen der und der ketzerischen Verkehrtheit angezeigt worden bist – es werde ausdrücklich genannt – und wir uns vergewissern wollten, ob das, was uns über dich und gegen dich gesagt worden ist, sich auf irgendeine Wahrheit stützt, und ob du in der Finsternis wandelst oder im Licht, haben wir geruht, uns zu unterrichten, die Zeugen recht sorgfältig zu vernehmen, dich vorzuladen und häufiger unter Eid zu verhören, Verteidigungen vorzubringen und alles bis ins Einzelne zu tun, was uns gemäß den kanonischen Bestimmungen zu tun oblag. Aber da wir deine Sache mit dem gebührenden Ende abschließen wollten, haben wir einen feierlichen Rat von sowohl in der theologischen Materie als auch im kanonischen und
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4.873
[III/3,15] Einunddreißigste Frage
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weltlichen Recht erfahrenen Leuten vor uns versammelt. Und nachdem die Prozeßergebnisse und alle und jede in der gegenwärtigen Sache vorgeführten, hergeleiteten, behandelten und verhandelten [Punkte] gesichtet wie auch sorgfältig geprüft worden sind, haben wir nach dem wohl erwogenen wie reiflichen Rat Vorgenannter als gegen dich [122vb] rechtmäßig bewiesen befunden, daß du so und so lange Zeit von ketzerischer Verkehrtheit angesteckt gewesen bist. Und nun finden wir, daß du das und das getan und das und das gesagt hast – es werde ausdrücklich genannt –, aufgrund dessen es offenkundig erscheint, daß du rechtmäßig in genannter ketzerischer Verkehrtheit ertappt bist. Freilich wünschten wir und tun es noch, daß du die Wahrheit gestehen, von der genannten Ketzerei ablassen und in den Schoß der heiligen Kirche und zur Einheit des heiligen Glaubens zurückgeführt werden würdest, damit du so deine Seele retten und dem Höllentod sowohl der Seele als auch des Körpers entgehen würdest. Während wir, sowohl was uns anlangt als auch durch andere unsere Sorgfalt darauf verwandten wie auch auf dich lange Zeit warteten, hast du, einer verworfenen Gesinnung preisgegeben, es doch verschmäht, dich an unseren doch gesünderen Rat zu halten. Du bist vielmehr in der hartnäckigen wie auch störrischen Haltung verharrt und verharrst
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4.874
[III/3,15] Einunddreißigste Frage
Hexenhammer, 762
noch dabei mit verhärtetem Gemüt, was wir leidvoll verkünden und unter Schmerzen verkünden. Aber da die Kirche Gottes so lange Zeit gehofft hat, daß du unter Anerkennung deiner Schuld ablassen würdest, du es aber nicht gewollt hast und nicht willst, und sie auch weiter nicht weiß, was sie dir zu Dank und Lohn tun solle, darum, daß du den übrigen ein Beispiel seist und andere von solchen Ketzereien ferngehalten werden und solche [Un]taten nicht ungestraft bleiben, schließen, erklären und urteilen wir Erwähnten, Bischof und Richter in der Glaubenssache, zu Gericht sitzend als erkennende Richter, die hochheiligen Evangelien vor uns [liegend], damit im Angesicht Gottes unser Urteil ergehe und unsere Augen die Gerechtigkeit erkennen, indem wir Gott allein und den Ruhm und die Ehre des heiligen Glaubens vor Augen haben, daß du, der und der, in unserer Gegenwart an diesem Tag, zu dieser Stunde und an diesem Ort erschienen, die zur Vernehmung des Endurteils bestimmt worden sind, als unbußfertig dem weltlichen Arm zu übergeben oder zu überlassen bist. Und durch unser Urteil verstoßen wir dich als einen verstockten unbußfertigen wirklichen Ketzer vom kirchlichen Gericht und übergeben oder überlassen dich dem weltlichen Arm und der Macht des weltlichen Gerichts. Nur bitten wir selbiges weltliches Gericht inständig, daß es sein Urteil gegen dich so mäßigen möge, daß es
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4.875
[III/3,15] Einunddreißigste Frage
Hexenhammer, 762
diesseits des Blutvergießens und der Todesgefahr bleibt. Ergangen ist dieses Urteil [etc.].« Es können aber der Bischof und die Richter verfügen, daß einige rechtschaffene Männer und Glaubenseiferer, die dem dem weltlichen Gericht Überlassenen [123ra] nicht unsympathisch, sondern vertraut und sympathisch sind, sich dem Überstellten zugesellen, ihn trösten und noch dazu bringen sollen, daß er von seinen Irrtümern abläßt, indem er die Wahrheit gesteht und seine Schuld anerkennt, während das weltliche Gericht an ihm seine Pflicht tut. Wenn er vielleicht nach dem Urteil und, als bereits Überstellter an den Ort geführt, wo er verbrannt werden soll, sagt, er wolle die Wahrheit gestehen und seine Schuld anerkennen, und sich so anstellt und bereit ist, diese und jede andere Ketzerei abzuschwören, so kann man zwar annehmen, daß er dies mehr aus Todesfurcht als aus Wahrheitsliebe tut. Ich möchte [aber] meinen, daß er aus Barmherzigkeit als bußfertiger Ketzer angenommen und auf ewig eingemauert415 werden könne, nach der Glosse zu c. Ad abolendam, § presenti416 und zum Wort »audientia« und c. excommunicamus 2, de heret.417, wiewohl nach der Strenge des Rechts einer solchen Umkehr auch von den Glaubensrichtern kein großes Vertrauen zu schenken ist und sie418 ihn im Gegenteil wegen der Zufügung zeitlicher Schäden immer bestrafen können.
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4.876
[III/3,16] Zweiunddreißigste Frage
Hexenhammer, 763
[III/3,16] Zweiunddreißigste Frage. Über [die Form, das Urteil zu fällen über] einen Überführten, der aber flüchtig oder böswillig säumig ist. Die dreizehnte und letzte Form, einen Glaubensprozeß abzuschließen und das Urteil zu fällen, liegt vor, wenn der wegen ketzerischer Verkehrtheit Beschuldigte nach sorgfältiger Prüfung der Prozeßergebnisse zusammen mit dem guten Rat von Rechtskundigen als der ketzerischen Verkehrtheit überführt befunden wird, jedoch flüchtig oder böswillig säumig ist, man aber eine angemessene Zeit [auf ihn] gewartet hat. Und zwar trifft dies in drei Fällen zu: der erste liegt vor, wenn der Beschuldigte in der Ketzerei entweder durch eigenes Geständnis oder durch die Offensichtlichkeit der Tat oder durch gesetzmäßige Vorführung von Zeugen ertappt worden ist, aber geflohen ist oder säumig ist und, gesetzmäßig vorgeladen, nicht hat erscheinen mögen. Der zweite Fall liegt vor, wenn jemand angezeigt und aufgrund irgendeiner Angabe gegen ihn als solcher einvernommen und für einigermaßen oder leicht verdächtig gehalten wird und so vorgeladen wird, um sich bezüglich seines Glaubens zu verantworten, und, weil er sich hartnäckig geweigert hat zu erscheinen, exkommuniziert wird und ex-
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4.877
[III/3,16] Zweiunddreißigste Frage
Hexenhammer, 764
kommuniziert jene Exkommunikation verstockten Sinnes erträgt und sich fortwährend böswillig fernhält. Der dritte Fall liegt vor, wenn jemand direkt das Urteil oder den Glaubensprozeß des Bischofs oder der Richter [123rb] unterbunden oder dazu seine Hilfe, seinen Rat oder seine Begünstigung erboten hat. Ein solcher ist mit dem Dolch der Exkommunikation durchbohrt. Hat er nun diese ein Jahr hindurch mit verhärtetem Gemüt ertragen, so ist er von da an als Ketzer zu verdammen, nach c. ut inquisitionis, § prohibemus, de heret., li. 6419. Und ist er böswillig säumig geblieben: Im ersten Fall ist er als unbußfertiger Ketzer zu verdammen, nach c. ad abolendam, § presenti420. Im zweiten und dritten ist er nicht als unbußfertiger Ketzer zu verurteilen, sondern wie ein bußfertiger Ketzer zu verdammen, nach c. cum contumacia421 und nach c. ut inquisitionis, § prohibemus, de heret., li. 6422. Bezüglich aller ist folgendes Vorgehen zu beachten: Wenn man nämlich auf einen solchen eine angemessene Zeit gewartet hat, werde er durch den Bischof oder den Offizial in der Kathedralkirche derjenigen Diözese, in welcher er gefehlt hat, und in den anderen Kirchen desjenigen Ortes, wo er seine Wohnstatt genommen hat, und insbesondere dort, von wo er geflohen ist, vorgeladen. Und zwar soll er in der Form des folgenden Wortlautes vorgeladen werden:
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4.878
[III/3,16] Zweiunddreißigste Frage
Hexenhammer, 764
»Wir, N.N., durch die göttliche Barmherzigkeit Bischof der und der Stadt etc. oder Richter der und der Diözese, den Geist eines gesünderen Rates [erflehend]: Vor allen Begehrlichkeiten unseres Sinnes wird gerade jener [Umstand] ganz besonders unserem Herzen eingeprägt, daß zu unseren Zeiten in der genannten Diözese, der und der, die fruchtbare und blühende Kirche, ich meine den Weinberg des Herrn Sabaoth423, den die Rechte des höchsten Vaters mit tugendhaften [Menschen] bepflanzt, den der Sohn eben dieses Vaters mit dem Strom des eigenen, lebensspendenden Blutes überreich begossen, den der segnende Geist, der Tröster424, mit [seinen] wunderbaren, unaussprechlichen Gaben als treuester Freund fruchtbar gemacht, die ganze unbegreifliche und unantastbare Dreifaltigkeit mit den erhabensten, mannigfachen Vorrechten auf das Heiligste ausgestattet und gleichermaßen bereichert hat, der Eber aus dem Wald, der der Ketzer ist und heißt, verschlingt und abweidet, indem er die üppigen Früchte des Glaubens verwüstet und die stacheligen Dornbüsche der Ketzerei in die Reben einpflanzt, auch die gewundene Schlange, der verworfene, Gift ausatmende Feind unseres menschlichen Geschlechtes, welcher der Satan ist und der Teufel, [der] die Reben eben dieses Weinberges des Herrn und seine Früchte vergiftet, indem er der Erreger ketzerischer Verkehrtheit eingibt. Um diesen Acker des
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4.879
[III/3,16] Zweiunddreißigste Frage
Hexenhammer, 765
Herrn selbst, ich meine das rechtgläubige Volk, zu bestellen und gleichermaßen zu bepflanzen, ist aus der Höhe der höchsten Himmel Gottes [123va] des Vaters ein- und erstgeborener Sohn herabgestiegen, besäte ihn mit wunderbaren heiligen Offenbarungen, zog nicht ohne große Mühsal lehrend durch Dörfer und Städte, wählte die Apostel, alles tätige, fleißige Männer und führte sie, indem er sie mit jenen ewigen Verheißungen bedachte, während der Sohn Gottes selbst darauf wartete, von diesem großen Acker an jenem Tag des letzten Gerichts üppige Garben zu sammeln und durch die Hände heiliger Engel in seiner heiligen himmlischen Scheune zu lagern. Und die treulosen Füchslein Samsons, die wie die mit ketzerischer Schande besudelten Personen zwar verschiedene Gesichter haben, aber miteinander verbundene feurige Schwänze, so daß sie im Flackern der Flamme darin zusammenkommen und schon zur Ernte die reine, vom Glanz des Glaubens leuchtende Saat des Herrn mit dem bittersten Biß verderben, sie rücken im spitzfindigsten Angriff und im kräftigsten Ansturm immer wieder vor, entzünden, zerstören und verwüsten die Lauterkeit des heiligen rechten Glaubens, indem sie sie mit feinem Gespür und verdammungswürdig verdrehen. Weil du, der und der, in jene verfluchte Ketzereien der Hexen verfallen bist, indem du diese öffentlich an
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4.880
[III/3,16] Zweiunddreißigste Frage
Hexenhammer, 766
dem und dem Ort ausgeübt hast – oder man sage: so und so – oder da du durch gesetzmäßige Zeugen der ketzerischen Verkehrtheit überführt oder durch eigenes Geständnis ertappt, von uns zur Aburteilung übernommen und verhaftet wurdest, die heilsame Medizin verschmähend, geflohen bist, hatten wir dich vorgeladen, damit du dich vor uns diesbezüglich deutlich verantwortest. Aber vom bösen Geist gleichermaßen geführt und verfuhrt, hast du dich geweigert zu erscheinen [etc.].« Oder so: »Weil du, der und der, uns wegen ketzerischer Verkehrtheit angezeigt warst und du uns nach Aufnahme der Ermittlung gegen dich auch sonst leicht verdächtig vorkamst, daß du mit der genannten Schuld behaftet wärest, haben wir dich vorgeladen, damit du vor uns persönlich erscheinen würdest und dich wegen des rechten Glaubens verantwortest. Und da du dich hartnäckig geweigert hast zu erscheinen, haben wir dich exkommuniziert und dich als exkommuniziert bekannt machen lassen. In dieser [Exkommunikation] hast du ein Jahr oder so und so viele Jahre verstockten Sinnes verharrt, indem du dich hier und dort verborgen hieltest, so daß wir jetzt nicht wissen, wohin dich der böse Geist geführt hat. Und da wir auf dich barmherzig und gnädig gewartet haben, auf daß du in den Schoß des heiligen Glaubens [und] zur Einheit [der heiligen Kirche] zurückkehren würdest, hast du es, einer verworfenen Gesinnung preis-
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4.881
[III/3,16] Zweiunddreißigste Frage
Hexenhammer, 766
gegeben, verschmäht. Freilich, da wir, wie wir auf Geheiß der Gerechtigkeit deine Sache [123vb] mit dem gebührenden Ende abschließen wollen und nicht imstande sind, so nichtswürdige Verbrechen mit geschlossenen Augen zu dulden, suchen wir, Bischof und Richter in den oben genannten Glaubenssachen, dich, der und der, der du dich verborgen hältst, flüchtig und ein Überläufer bist, durch unseren vorliegenden öffentlichen Erlaß und laden dich gleichermaßen zwingend, daß du an dem und dem Tag des und des Monats in dem und dem Jahr in der und der Kathedralkirche der und der Diözese zur Terz425 persönlich vor uns erscheinst, um den endlichen Urteilsspruch anzuhören, indem wir dir anzeigen, daß wir zur [Fällung] unseres Endurteils gegen dich, nach Recht und Gerechtigkeit vorgehen, magst du nun erschienen sein oder nicht. Und damit unsere Vorladung recht früh zu deiner Kenntnis gelangt und du nicht imstande seist, dich mit dem Vorwand der Unwissenheit zu schützen, wollen und befehlen wir, daß der gegenwärtige Brief, der unsere Nachfrage und Vorladung enthält, an den Haupttüren der genannten Kathedralkirche, der und der, angeschlagen werde. Zum Beweis jeder Einzelheit haben wir unseren vorliegenden Brief durch Eindrücken unseres Siegels sichern lassen. Gegeben [etc.].« Wenn aber an dem vorbestimmten, zur Verneh-
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4.882
[III/3,16] Zweiunddreißigste Frage
Hexenhammer, 767
mung des Endurteils bezeichneten Tag der Flüchtige erschienen ist und sich bereit erklärt hat, öffentlich aller Ketzerei abzuschwören, indem er demütig bittet, zur Barmherzigkeit zugelassen zu werden, soll man ihn unter der Bedingung zulassen, daß er nicht rückfällig gewesen ist. Und wenn er aufgrund des eigenen Geständnisses oder der gesetzlichen Vorführung von Zeugen ertappt worden ist, schwört er wie ein bußfertiger Ketzer ab und büßt, wie oben426 in der achten Form, einen Glaubensprozeß abzuschließen, beschrieben ist, wo solche [Delinquenten] behandelt werden. Wenn er aber dringend verdächtig gewesen ist, so daß er, zur Verantwortung betreffs des Glaubens vorgeladen, nicht hat erscheinen wollen, und deshalb exkommuniziert worden ist und in der Exkommunikation ein Jahr hindurch mit verstocktem Sinn verharrt hat, und [nun] bereuen wird, soll er zugelassen werden und aller Ketzerei abschwören und büßen als ein der Ketzerei dringend verdächtiger Ketzer. Und er büßt nach Maßgabe der oben427 behandelten sechsten Art, einen Glaubensprozeß zu beenden. Wenn er aber erschienen ist und sich nicht bereit erklärt abzuschwören, soll er als wahrhafter, unbußfertiger Ketzer dem weltlichen Arm, wie oben gesagt, übergeben werden; und zwar wird in der zehnten Form428, einen Glaubensprozeß zu beenden, darüber gehandelt. Wenn er sich aber unbeugsam geweigert hatte, zu erscheinen,
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4.883
[III/3,16] Zweiunddreißigste Frage
Hexenhammer, 767
dann werde das Urteil in der Weise folgenden Wortlautes formuliert: »Wir, N.N., durch die göttliche Barmherzigkeit Bischof der und der Stadt, mit Rücksicht darauf, daß du, der und der, aus dem und dem Ort der und der Diözese uns wegen [124ra] ketzerischer Verkehrtheit angezeigt worden bist, indem das öffentliche Gerücht es besagte oder durch die Angabe glaubwürdiger Leute, haben wir, denen es von Amts wegen obliegt, uns dazu herbeigelassen, nachzusehen und zu untersuchen, ob sich das Geschrei, welches uns zu Ohren gekommen war, auf irgendeine Wahrheit stützte. Aber da wir gefunden hatten, daß du in der Ketzerei ertappt seist, indem sehr viele glaubwürdige Zeugen gegen dich aussagten, haben wir befohlen, dich vor uns zu rufen und festzuhalten. – Es werde gesagt, wie es gekommen ist: ob er nämlich erschienen ist und ob er, unter Eid verhört, gestanden hat oder nicht. – Aber danach bist du, vom Rat des bösen Geistes geleitet und verführt, davor zurückgescheut, deine Wunden mit Wein und Öl heilsam pflegen zu lassen, und entflohen – oder es werde hineingesetzt, falls es sich so verhält: bis aus Kerker und Arrest ausgebrochen und sogleich entflohen – und hast dich hier und da verborgen gehalten, und wir wissen überhaupt nicht, wohin dich jener böse Geist geführt hat.« Oder so: »Da wir aber gefunden haben, daß gegen
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4.884
[III/3,16] Zweiunddreißigste Frage
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dich, so und so, wie oben gesagt wird, bei uns wegen ketzerischer Verkehrtheit Angezeigten, viele Indizien vorlagen, um derentwillen wir dich mit Recht der genannten ketzerischen Verkehrtheit für leicht verdächtig halten, haben wir dich durch öffentlichen Erlaß in den und den und den und den Kirchen der und der Diözese geladen, damit du innerhalb einer bestimmten, von uns festgesetzten Frist an dem und dem Ort persönlich vor uns erscheinst, um zu den genannten Angaben gegen dich und auch sonst über den rechten Glauben und dessen Artikel zu antworten. Du aber hast dich, einem unheiligen Rat anhängend, hartnäkkig geweigert zu erscheinen. Und da wir dich, weil es die Gerechtigkeit verlangte, exkommuniziert und dich öffentlich als Exkommunizierten haben bekanntmachen lassen, weist du die heilsame Medizin zurück und hast die genannte Exkommunikation länger als ein Jahr ausgehalten und hältst sie noch mit verstocktem Sinn aus, einer verworfenen Gesinnung preisgegeben, indem du dich flüchtig hier und dort verborgen hältst, so daß wir nicht wissen, wohin dich der böse Geist geführt hat. Freilich, während die heilige Kirche Gottes so lange Zeit, nämlich von dem und dem Tage an barmherzig und gnädig auf dich gewartet hat, auf daß du in den Schoß der Barmherzigkeit herbeieilen würdest, indem du von den Irrtümern ablassen und gemäß dem rechten Glaubensbekenntnis handeln wür-
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4.885
[III/3,16] Zweiunddreißigste Frage
Hexenhammer, 769
dest, und obwohl die Sanftmut selbst dich mit [ihren] Brüsten nährte, hast du es verschmäht, getröstet zu werden, da du vom Rat der Bösen verführt bist und in deiner Hartnäckigkeit verharrst. Aber [124rb] da wir deinen Fall durch den Urteilsspruch mit dem gebührenden Ende abschließen wollten, so wie wir es nach dem Gebot der Gerechtigkeit wollen und müssen, haben wir dich vorgeladen, damit du an diesem Tag, zu dieser Stunde und an diesem Ort persönlich vor uns erscheinst, um das Endurteil zu vernehmen. Und weil du dich hartnäckig geweigert hast zu erscheinen, zeigst du zu Genüge, daß du immerwährend in deinen Ketzereien und Irrtümern verbleiben willst, was wir leidvoll verkünden und zu verkünden uns schmerzt. Aber da wir uns der Gerechtigkeit nicht entziehen, noch auch so große Unfolgsamkeit und Unbeugsamkeit gegen die Kirche Gottes dulden können noch wollen, fällen wir folgendermaßen gegen dich Säumigen wie gegen einen Anwesenden das Endurteil in diesem Schriftstück, nach Anrufung des Namens Christi, zur Erhöhung des rechten Glaubens und zur Ausrottung der ketzerischen Verkehrtheit, da es die Gerechtigkeit verlangt und dein Ungehorsam und deine Unbeugsamkeit es erfordert, an diesem Tag, zu dieser Stunde und an dieser Stelle, die dir vorher zur Vernehmung des Endurteils zwingend bezeichnet worden waren; nachdem wir zuvor einen Rat
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4.886
[III/3,16] Zweiunddreißigste Frage
Hexenhammer, 769
von sowohl in der theologischen Materie als auch im kanonischen und weltlichen Recht erfahrenen Leuten abgehalten haben, nach Betrachtung und sorgfältiger Prüfung der Prozeßergebnisse, zu Gericht sitzend als erkennende Richter, während die hochheiligen Evangelien vor uns liegen, damit im Angesicht Gottes unser Urteil ergehe und unsere Augen die Gerechtigkeit sehen, indem wir Gott allein und die unzerbrechliche Wahrheit des heiligen Glaubens vor Augen haben und den Spuren des seligen Apostels Paulus nachgehen: »Wir Erwähnten, Bischof und Richter in der Glaubenssache, mit Rücksicht darauf, daß in dieser Glaubenssache und den daran anschließenden Prozessen die Ordnung des Rechtes gewahrt ist; mit Rücksicht darauf auch, daß du, gesetzmäßig geladen, nicht erschienen bist und dich weder selbst noch durch einen anderen irgendwie entschuldigt hast; mit Rücksicht auch darauf, daß du in den genannten Ketzereien lange Zeit unbeugsam verharrt hast und noch heute verharrst, auch die Exkommunikation so viele Jahre hindurch in einer Glaubenssache ertragen hast, so wie du sie auch jetzt noch starrsinnig erträgst; mit Rücksicht darauf auch, daß die heilige Kirche Gottes nicht mehr weiß, was sie mit Bezug auf dich noch tun soll, da du in der Exkommunikation und in den erwähnten Ketzereien verharrst und verharren willst, deshalb er-
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4.887
[III/3,16] Zweiunddreißigste Frage
Hexenhammer, 770
klären, entscheiden und urteilen wir, den Spuren des seligen Apostels Paulus nachgehend [124va], über dich, den und den, Abwesenden, daß du ein hartnäckiger Ketzer und als solcher dem weltlichen Arm zu überlassen bist. Und durch unser endgültiges Urteil verstoßen wir dich von dem kirchlichen Gericht und überlassen dich dem genannten weltlichen Gericht, indem wir eben dieses Gericht inbrünstig bitten, daß, wenn es dich einmal in seiner Gewalt hat, sein Urteil über dich so mäßen möge, daß es jenseits429 der Blutvergießens und der Todesgefahr bleibt. Gefällt wurde dieses Urteil etc.« Hier ist zu beachten, daß, wenn dieser Flüchtige und Unbeugsame in der Ketzerei entweder durch das eigene Geständnis oder durch gesetzmäßige Zeugen ertappt worden ist und vor der Abschwörung geflohen ist, er durch Urteilsspruch als wahrhaftig unbußfertiger Ketzer zu verurteilen und es so ins Urteil abzusetzen ist. Wenn er aber anderweitig nicht ertappt worden ist, außer daß er angezeigt, für verdächtig gehalten und vorgeladen worden ist, um bezüglich des Glaubens zu antworten, und sich geweigert hat zu erscheinen, dann exkommuniziert worden ist und in der Exkommunikation länger als ein Jahr mit verhärtetem Gemüt verblieben ist und schließlich nicht hat erscheinen wollen, so ist er nicht als Ketzer, sondern wie ein Ketzer zu beurteilen und wie ein solcher zu
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4.888
[III/3,16] Zweiunddreißigste Frage
Hexenhammer, 770
verdammen. Und so ist es in das Urteil zu setzen, wie es vorher gesagt worden ist.
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4.889
[III/3,17] Dreiunddreißigste Frage
Hexenhammer, 771
[III/3,17] Dreiunddreißigste Frage. Über eine von einer anderen, eingeäscherten oder einzuäschernden Hexe angezeigte Person. Wie [über sie] das Urteil zu fällen ist. Die vierzehnte Form, einen Glaubensprozeß abzuschließen und das Urteil zu fällen, ergibt sich, wenn der wegen ketzerischer Verkehrtheit Beschuldigte nach sorgfältiger Prüfung der Prozeßergebnisse bezüglich des Aussagenden zusammen mit dem guten Rat von Rechtskundigen als wegen einer solchen ketzerischen Verkehrtheit nur von einer anderen eingeäscherten oder einzuäschernden Hexe angezeigt befunden wird. Und dies kann auf dreizehn Arten erfolgen, gleichsam in dreizehn Fällen. Ein so Angezeigter wird nämlich entweder für gänzlich schuldlos und freizusprechen befunden, oder er wird zudem im allgemeinen wegen einer solchen Ketzerei als übel beleumundet befunden, oder er wird, abgesehen von der Infamie, als leidlich den [peinlichen] Fragen auszusetzen befunden, oder er wird als der Ketzerei leicht verdächtig befunden, oder er wird als der Ketzerei schwer verdächtig befunden, oder er wird [124vb] als der Ketzerei dringend verdächtig befunden, oder er wird als übel beleumundet und verdächtig zugleich, und zwar allgemein befunden; und so weiter in den
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4.890
[III/3,17] Dreiunddreißigste Frage
Hexenhammer, 771
anderen Fällen, wie es in der zwanzigsten Frage angesprochen worden ist430, bis zum dreizehnten einschließlich. Die erste Weise liegt vor, wenn er einzig von einer festgenommenen Hexe angezeigt ist und weder durch eigenes Geständnis noch durch gesetzmäßige Vorbringung von Zeugen überführt wird noch sich sonst Indizien finden, aufgrund derer er glaubhaft für verdächtig beurteilt werden könnte. Ein solcher kommt auf jeden Fall frei, sogar von seiten des weltlichen Richters, der den Aussagenden entweder [selbst] eingeäschert hat oder aus eigener Autorität oder im Auftrag des Bischofs, des eigentlichen Richters, einzuäschern hatte. Und zwar wird er durch ein Urteil nach der ersten Form431, einen Glaubensprozeß abzuschließen, freigesprochen werden, das bei der zwanzigsten Frage enthalten ist. Die zweite Weise tritt ein, wenn er, außer daß er [der Beschuldigte] von einer festgenommenen [Hexe] angezeigt worden ist, die im ganzen Dorf oder in der ganzen Stadt übel beleumundet ist, so daß nur schlichtweg und immer allein die Infamie gewirkt hat, mag sich auch später durch die Aussage der festgenommenen Hexe die Infamie verschlimmert haben. Bezüglich eines solchen ist das folgende Vorgehen einzuhalten, daß der Richter, in Erwägung, daß außer der Infamie nichts im besonderen gegen sie von ande-
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[III/3,17] Dreiunddreißigste Frage
Hexenhammer, 772
ren glaubwürdigen [Personen] im Dorf oder in der Stadt bewiesen wird, mag auch vielleicht die Festgenommene schwer belastende Aussagen gegen ihn [den Angezeigten] gemacht haben: weil jene jedoch den Glauben verloren hat, da sie ihn zugunsten des Teufels abgeleugnet hat, so wird ihren Aussagen daher auch von den Richtern nur mit Mühe Glauben geschenkt, wenn nicht jene Infamie aufgrund anderer Umstände verstärkt wird. Damit gehörte [der Fall] in die dritte, gleich folgende Weise, weswegen dann die kanonischen Reinigung aufzuerlegen sein wird. Und zwar soll mit dem Urteilsspruch vorgegangen werden, der in der zweiten Form432, einen Glaubensprozeß abzuschließen, bei der zweiundzwanzigsten Frage enthalten ist. Und wenn der weltliche Richter bestimmt hat, daß jene Reinigung vor dem Bischof in feierlicher Weise geschieht, zu dem Ende, daß wenn [der Delinquent] dabei versagt, er dann durch den kirchlichen und weltlichen Richter zum Beispiel für andere mit einem um so strengeren Urteil bestraft werde, so ist das wohlgetan. Wenn er aber [die Reinigung] für sich ausführen lassen will, soll er anordnen, daß jener über zehn oder zwanzig Reinigungshelfer433 [125ra] seines Standes verfüge, und gehe vor, wie es in der zweiten Form, über solche [Delinquenten] das Urteil zu fällen, angesprochen worden ist, ausgenommen, wenn er zu exkommunizieren ist, weil
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4.892
[III/3,17] Dreiunddreißigste Frage
Hexenhammer, 772
er dann mit dem Ordinarius selbst Rücksprache pflegen muß. Und dies würde eintreten, wenn er sich nicht reinigen wollte. Die dritte Weise greift bei einem solchen Angezeigten Platz, der weder durch eigenes Geständnis noch durch gesetzmäßige Vorführung von Zeugen, noch durch Offensichtlichkeit der Tat überführt wird, noch auch Indizien bezüglich irgendeiner Tat vorhanden sind, bei der er von den anderen Einwohnern des Dorfes oder Stadt aufgefallen wäre, und nur die Infamie bei ihnen im Umlauf war. Aber die Infamie wird infolge der Aussage der festgenommenen Hexe verstärkt, weil sie z.B. behauptet hat, jener oder jene sei in allen Dingen [ihr] Gefährte oder [ihre] Gefährtin gewesen und habe mit ihr Anteil an den Verbrechen gehabt; nicht nur dies jedoch leugnet die Beschuldigte standhaft, sondern es ist auch den anderen Einwohnern entweder unbekannt, oder es steht bei ihm nichts als nur anständiger Umgang oder schweigende Teilnahme fest. Bezüglich eines solchen wird folgendes Vorgehen eingehalten: Erstens haben sie sich von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen, und die gegenseitigen Vorwürfe und Antworten sind sorgfältig abzuwägen. Und wenn sich irgendeine Widersprüchlichkeit in den Worten einstellt, woraus der Richter aufgrund der zugegebenen und geleugneten Dinge glaubhaft annehmen kann, daß die Beschuldigte mit
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[III/3,17] Dreiunddreißigste Frage
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Recht den [peinlichen Fragen] auszusetzen ist, so werde nach den Urteilssprüchen vorgegangen, die in der dritten Form434, einen Glaubensprozeß abzuschließen, in der dreiundzwanzigsten Frage enthalten sind. Dabei setzt man sie mäßig den Foltern aus, unter Anwendung der notwendigen anderen Vorsichtsmaßregeln, die ausführlich am Anfang dieses dritten Teiles oben erklärt worden ist und aufgrund derer man annimmt, daß ein solcher unschuldig oder schuldig ist. Die vierte Weise tritt ein, wenn ein solcher Angezeigter als leicht verdächtig befunden wird, und zwar entweder infolge des eigenen Geständnisses oder der Aussagen eines anderen Festgenommenen. Manche schließen bei solchen auf leichten Verdacht, die Hexenfrauen um Rat gefragt haben, um zu verführen, wenn sie [z.B.] zwischen Ehegatten, die sich gegenseitig haßten, Liebe erzeugt haben oder auch sich um irgendeines zeitlichen Vorteils willen bei den Hexen umgetan haben. Aber weil solche auf jeden Fall insoweit exkommuniziert sind, als sie [an die Irrtümer] der Ketzer glauben, nach c. excommunicamus 1, § credentes, li. 5, de here.435, wo es heißt: »Diejenigen aber, die an ihre Irrtümer glauben, beurteilen wir in ähnlicher Weise als Ketzer« [125rb], weil man auch aus den Taten auf die Neigung schließt; – dazu [vgl.] ar. 32 q. 2, qui viderit436 – deshalb sind sie
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4.894
[III/3,17] Dreiunddreißigste Frage
Hexenhammer, 774
offenbar schärfer zu bestrafen und zu verurteilen seien als diejenigen, die der Ketzerei für leicht verdächtig gehalten werden, so wie manche aufgrund leichter Vermutungen zu verurteilen sind, z.B. wenn sie ihnen Dienste geleistet, Briefe überbracht, ihren Irrtümern zwar keinen Glauben beigemessen, aber jene doch nicht offenbart und von ihnen ein Entgelt angenommen hatten. Aber mag man nun jene oder diese darunter verstehen – das, was im Rat der erfahrenen Leute über den leichten Verdacht geschlossen worden ist, muß der Richter in folgender Weise ausführen: Ein solcher wird nämlich abschwören oder sich kanonisch reinigen, entspricht dem, was in der vierten Form437, einen Glaubensprozeß abzuschließen, unter der 24. Frage438 angesprochen wird. Aber dennoch, weil es eher scheint, daß auf Abschwörung zu erkennen ist, und zwar wegen des angeführten c. Excommunicamus 1, § qui vero inventi fuerint sola suspicione notabili439 etc., so dürfen sie doch nicht, falls sie rückfällig werden, mit der Strafe für Rückfällige bestraft werden. Und zwar soll vorgegangen werden, wie es in der vierten Form440, einen Glaubensprozeß abzuschließen, bei der 24. Frage441 angesprochen worden ist. Die fünfte Weise greift Platz, wenn ein solcher Angezeigter für schwer verdächtig befunden wird, und zwar in ähnlicher Weise [wie vorhin] entweder auf-
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[III/3,17] Dreiunddreißigste Frage
Hexenhammer, 774
grund des eigenen Geständnisses oder durch die Aussage einer anderen festgenommenen Hexe. Manche beschränken auf diesen schweren Verdacht die Behinderer der Richter, indem diese sie direkt oder indirekt in ihrem Amt der Inquisition der Hexen behindern, sofern sie dies nur wissentlich tun, nach c. Ut inquisitionis negocium li. 6, de here.442 Desgleichen beschränken sie alle auf diejenigen, welche den Behindernden wissentlich Hilfe, Rat oder Begünstigung gewähren: das ergibt sich aus c. ut inquisitionis443. Weiter beschränken sie sie auf diejenigen, welche die vorgeladenen oder verhafteten Ketzer unterweisen, die Wahrheit zu verbergen und auch, wie sie diese verschweigen oder das Falsche erklären sollen, und zwar nach c. accusatus, § si444. Desgleichen beschränken sie alle auf diejenigen, welche die ihnen als Ketzer Bekannte wissentlich aufnehmen, einladen, besuchen oder sich zu ihnen gesellen, Geschenke schicken oder Gunst gewähren, was alles, sobald es wissentlich geschieht, zu Gunsten nicht der Person, sondern des Verbrechens ausschlägt. Und daher sagen sie, daß, wenn die angezeigte Person an den vorher beschriebenen[Taten] teilhat und dies vom Rat so beurteilt worden ist, sie dann nach der fünften Form445, einen Glaubensprozeß abzuschließen, [125va] bei der 25. Frage446, abzuurteilen ist, dergestalt, daß sie aller Ketzerei abzuschwören hat unter [Androhung der]
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[III/3,17] Dreiunddreißigste Frage
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Strafe für Rückfällige, falls sie rückfällig wird. Wir können jedoch noch weiter anführen, daß die Richter auf die Familie, die Nachkommenschaft und auch die Abstammung einer jeden eingeäscherten oder festgenommenen Hexe deshalb achtgeben sollen, weil solche meistenteils als infiziert befunden werden, da die Hexen auch die eigenen Kinder nach der Unterweisung der Dämonen zu unterweisen haben, ihnen zu opfern, und daher auch zweifellos in allen möglichen Schandtaten. Dies ergibt sich aus dem ersten Teil des Werkes447; es wird auch damit bewiesen: wie [schon] in der einfachen Ketzerei wegen der nahen Beziehung von Verwandten der Ketzer jemand, wenn einer wegen Ketzerei berüchtigt ist, folglich auch aufgrund der nahen Beziehung der Ketzerei schwer verdächtig ist, so auch in dieser Ketzerei der Hexen. Der erwähnte Fall aber ergibt sich in c. Inter sollicitudines extra de purgatione canonica448, wo sich zeigt, daß aufgrund der Infamie wegen Ketzerei einem Dekan die kanonische Reinigung und aufgrund der nahen Beziehung zu Ketzern die öffentliche Abschwörung auferlegt und er aufgrund des Ärgernisses so lange seiner Ämter entsetzt wurde, bis das Ärgernis beschwichtigt war. Die sechste Weise tritt ein, wenn ein solcher Angezeigter dringend verdächtigt wird. Dies geschieht aber nicht auf die einfache oder bloße Aussage einer ande-
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4.897
[III/3,17] Dreiunddreißigste Frage
Hexenhammer, 776
ren Hexe hin, sondern auf die Indizien der Tat hin, die aus bestimmten, von der festgenommenen Hexe ausgesprochenen Worten und Taten gewonnen werden, wobei zumindest angenommen wird, die Angegebene sei dabeigewesen und habe mit der Angebenden gemeinsame Sache gemacht. Zum Verständnis dieser [Aussagen] ist zu beachten, was oben449 in der neunzehnten Frage angesprochen worden ist, besonders bezüglich des dringenden Verdachtes, wie er aus dringenden und beweiskräftigen Vermutungen entsteht und in welcher Weise der Richter aufgrund des bloßen Verdachtes dringend zum Glauben gebracht wird, daß jemand ein Ketzer sei, der jedoch im Herzen vielleicht ein guter Rechtgläubiger ist. So wie die Kanonisten als Beispiel für einfache Ketzerei denjenigen anfuhren, der sich, zur Verantwortung in einer Glaubenssache vorgeladen, beharrlich zu erscheinen weigert, welcher Widerspenstigkeit halber er exkommuniziert und, wenn er darin ein Jahr hindurch verblieben ist, der Ketzerei dringend verdächtig wird. Ähnlich sind daher auch bei einer solchen Angezeigten die Indizien der Tat zu beachten, aufgrund derer sie dringend verdächtig wird. Und es werde der Fall angenommen: Die festgenommene Hexe hat behauptet, daß jene [125vb] bei ihrem Schadenszauber dabeigewesen sei, was jedoch die Beschuldigte standhaft leugnet. Was soll also [der
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4.898
[III/3,17] Dreiunddreißigste Frage
Hexenhammer, 776
Richter] tun? Es wird durchaus nötig sein zu erwägen, ob sie aufgrund irgendwelcher Werke schwer verdächtig ist und ob ein schwerer Verdacht in einen dringenden übergehen kann, wie in dem genannten Fall, wenn der zur Verantwortung Vorgeladene nicht erscheint, sondern sich beharrlich weigert, er der Ketzerei leicht verdächtig wird, auch wenn er in einer Sache vorgeladen ist, die keine Glaubenssache ist. Wer sich aber, in einer Glaubenssache vorgeladen, zu erscheinen weigert und wegen seiner Widerspenstigkeit exkommuniziert wird, der wird dann schwer verdächtig, weil dann der leichte in einen schweren Verdacht übergeht. Und wenn er ein Jahr hindurch verharrt, dann geht der schwere in einen dringenden über. So wird der Richter erwägen, ob die Beschuldigte aufgrund der mit der festgenommenen Hexe gepflogenen nahen Beziehung schwer verdächtig ist, wie es soeben oben in der fünften Weise des Einschreitens angesprochen worden ist. Dann wird es nötig sein zu erwägen, ob eben dieser schwere Verdacht in einen dringenden übergehen kann. Es wird nämlich angenommen, daß er übergehen kann, d.h., daß die Beschuldigte selbst bei den Schandtaten der Festgenommenen dabei gewesen ist, [oder wenn] sie häufig einen nahen Umgang mit ihr gehabt hat. Es obliegt also dem Richter nach der sechsten Form450, einen Glaubensprozeß abzuschließen, vorzugehen, wie es in
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4.899
[III/3,17] Dreiunddreißigste Frage
Hexenhammer, 777
der 26. Frage451 angesprochen wird. Wenn gefragt wird, was der Richter tun soll, wenn auch dann noch eine solche von einer anderen festgenommenen Hexe Beschuldigte durchaus beim Leugnen verharrt, unbeschadet aller möglichen gegen sie vorgebrachten Indizien, so wird geantwortet: Erstens muß der Richter bei den leugnenden Antworten beachten, ob sie aus einer Unbotmäßigkeit oder aus dem Schweigezauber hervorgehen oder nicht. Und zwar kann es der Richter, wie sich in den ersten Fragen, 15 und 16, dieses dritten Teils ergeben hat452, daran erkennen, daß sie nicht weinen und keine Tränen vergießen kann. Und wenn sie bei den [peinlichen] Fragen gleichsam empfindungslos wird, so daß sie leicht wieder zu [ihren] früheren Kräften kommt, dann wird freilich der dringende Verdacht noch verstärkt. Die [Delinquentin] ist auf keinen Fall freizulassen, sondern wie es sich oben in der sechsten Form, das Urteil zu fällen und einen Glaubensprozeß abzuschließen, ergeben hat, zur Ableistung der Buße dem ewigen Gefängnis zu überantworten. Wenn sie aber in Anbetracht der schweren Schmerzen, die sie bei den [peinlichen] Fragen wirklich und tatsächlich ausstehen, mit dem Schweigezauber nicht behaftet ist, während doch andere infolge des Schweigezaubers gleichsam, wie gesagt, empfindungslos werden, dann kann der Richter seine letzte [126ra] Zuflucht bei der kanonischen
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4.900
[III/3,17] Dreiunddreißigste Frage
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Reinigung suchen. Wird diese von einem weltlichen Richter auferlegt, so heißt sie »die gemeinhin erlaubte«, weil sie nicht zu der Zahl der gewöhnlichen Reinigungen gehört, von denen in 2 q. 4 consuluisti453 und c. monomachia454 die Rede ist. Wenn [der Delinquent oder die Delinquentin] bei dieser Reinigung versagt, wird er oder sie als schuldig beurteilt. Die siebte Weise tritt ein, wenn der Beschuldigte selbst als nicht gesetzlich ertappt befunden wird, weder infolge des eigenen Geständnisses, noch infolge der Offensichtlichkeit der Tat, noch infolge der gesetzmäßigen Vorführung von Zeugen, aber doch als ein oder eine von einer festgenommenen Hexe Angezeigter oder Beschuldigte befunden wird und sich zudem Indizien finden, die ihn leicht oder schwer verdächtig machen, z.B. wenn er nur große Vertrautheit mit Zauberern und Hexen gehabt hat. Dann ist ihm aufgrund der Infamie die kanonische Reinigung zuzuerkennen, nach dem angeführten c. inter sollicitudines455, und [er muß] aufgrund des Verdachtes der Ketzerei abschwören, unter [Androhung der] Rückfälligenstrafe, sobald er rückfällig wird, falls er schwer verdächtig [ist] oder ohne jene, falls leicht [verdächtig]. Und zwar werde vorgegangen, wie es in der siebten Form456, einen Glaubensprozeß abzuschließen, in der 27. Frage457 angesprochen worden ist. Die achte Weise tritt ein, wenn ein so Angezeigter
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4.901
[III/3,17] Dreiunddreißigste Frage
Hexenhammer, 778
als jener Ketzerei geständig, aber bußfertig und nie rückfällig befunden wird. Hier ist zu bemerken, daß folglich, wo von Rückfälligen und nicht Rückfälligen, von Bußfertigen und Unbußfertigen gehandelt wird, solche Unterscheidungen um der kirchlichen Richter willen gemacht worden sind, die sich bei der Verhängung von Todesstrafen nicht einmischen. Daher kann der weltliche Richter bezüglich einer Geständigen, mag sie Buße tun oder nicht, mag sie rückfällig sein oder nicht, nach den weltlichen und kaiserlichen Gesetzen458 vorgehen, wie die Gerechtigkeit es raten wird. Nur kann er sich auf die dreizehn Formen, das Urteil zu fällen, zurückziehen und [den Fall] dementsprechend lösen, wenn etwas Zweifelhaftes dazwischenkommen sollte.
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4.902
[III/3,18 und 19] Vierunddreißigste Frage
Hexenhammer, 779
[III/3,18 und 19] Vierunddreißigste Frage. Über die Form, das Urteil gegen eine Hexe, welche Schadenszauber behebt, außerdem auch über hexende Hebammen und zauberische Bogenschützen zu fällen. Die fünfzehnte Form, einen Glaubensprozeß abzuschließen und das Urteil zu fällen, greift Platz, wenn der wegen ketzerischer Verkehrtheit Beschuldigte nicht als Schadenszauber verübend, sondern aufhebend befunden wird. Dabei ist folgendes Vorgehen einzuhalten. Er bedient sich entweder [126rb] erlaubter oder unerlaubter Hilfsmittel: wenn erlaubter, so ist er nicht als Zauberer, sondern als Christ einzuschätzen. Über die erlaubten Hilfsmittel hat sich oben am Anfang dieses dritten Teils459 hinlänglich Klarheit ergeben. Wenn [er sich] aber unerlaubter [bedient], dann ist zu unterscheiden, ob sie entweder schlechterdings unerlaubt sind oder je nachdem. Wenn [sie] schlechterdings [unerlaubt sind], so ist nochmals in zweifacher Weise [zu unterscheiden]: entweder mit Schädigung des Nächsten oder ohne, beidesmal aber immer mit ausdrücklicher Anrufung der Dämonen. Wenn es aber je nachdem unerlaubt [ist], nämlich, weil es ohne ausdrückliche, wenn auch nicht ohne stillschweigende Anrufung der Dämonen geschieht, so
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4.903
[III/3,18 und 19] Vierunddreißigste Frage
Hexenhammer, 779
wird solches von den Kanonisten und gewissen Theologen eher eitel als unerlaubt genannt, wie sich oben in der ersten Frage dieses letzten Teils460 des ganzen Werkes ergeben hat. Der Richter also, wer er auch sei, kirchlicher oder weltlicher, habe die ersten und die letzten nicht zurückzuweisen und, deutlicher gesagt, die ersten eher zu empfehlen und die letzten zu dulden, wie [auch] die Kanonisten lehren, es sei erlaubt, Eitles mit Eitlem zu zerstören. Jene jedoch, die mit ausdrücklicher Anrufung der Dämonen den Schadenszauber aufheben, darf er auf keinen Fall dulden, besonders jene, welche mit Schädigung des Nächsten derlei begehen, und zwar sagt man, daß sie es mit Schädigung des Nächsten ausüben, wenn der Schadenszauber so von dem einen genommen wird, daß er einem anderen zugefügt wird. Dem steht nicht entgegen, daß jene [Person], der sie zugefügt wird, selber eine Hexe ist; und daß jene [eine Hexe] ist, die den Schadenszauber zugefügt hat, oder nicht; oder daß [der Behexte] ein Mensch oder irgendein anderes Geschöpf ist. Auf dieses erstrecken sich die in der oben angeführten Frage461 zusammengestellten Taten und Verrichtungen. Auf die Frage, was der Richter tun soll, wenn er [der Verdächtige] behauptet, er hebe den Schadenszauber durch erlaubte und nicht durch unerlaubte Mittel auf, oder auf welche Weise der Richter derlei
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4.904
[III/3,18 und 19] Vierunddreißigste Frage
Hexenhammer, 780
wahrheitsgemäß erkennen könne, wird geantwortet, daß jener vorgeladen und befragt werden soll, welcher Mittel er sich bedient. Jedoch darf man seine Worte nicht [so] stehenlassen, sondern der kirchliche Richter, dem es von Amts wegen obliegt, soll selber oder durch einen Dorfpfarrer, der die einzelnen Pfarrmitglieder unter Eid, den er verlangen kann, ausforschen soll, sorgfältig untersuchen, welcher Mittel sich dieser bedient. Und wenn sich einige [Mittel] zusammen mit abergläubischen Mitteln finden, wie man sie gemeinhin vorfindet, sind [die betreffenden Personen] wegen der schrecklichen, von den Kanones verhängten Strafen, wie sich weiter unten ergeben wird, auf keinen Fall zu dulden. Und wenn er gefragt wird, wodurch die erlaubten Mittel von den unerlaubten unterschieden werden können, während jene immer behaupten, sie beseitigten derlei durch [126va] Gebete und Anwendungen von Kräutern, so wird geantwortet, dies wäre leicht, wenn nur eine sorgfältige Untersuchung stattfände. Denn weil sie es nötig haben, ihre abergläubischen Mittel geheimzuhalten, um nicht gefaßt zu werden oder um die Sinne der Einfältigen leichter umgarnen zu können, desto eher geben sie sich mit derartigen Worten und Anwendungen von Kräutern ab. Dennoch werden sie gleichsam als Wahrsagerinnen und Hexen aufgrund von vier ihrer abergläubischen Handlungen
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4.905
[III/3,18 und 19] Vierunddreißigste Frage
Hexenhammer, 781
offenkundig erfaßt. [Erstens] gibt es nämlich welche, die über geheime Dinge weissagen und Dinge eröffnen, die sie nur durch die Eingebung böser Geister wissen können. Wenn sie z.B. zur [Wieder]erlangung der Gesundheit von Kranken besucht werden, wissen sie die Ursache der Verletzung oder des Schadenszaubers zu eröffnen und zu offenbaren, wie etwa, ob sie aufgrund eines Streites mit der Nachbarin oder aus irgendeiner anderen Ursache eingetreten ist. Dies gerade wissen sie bestens und verstehen, es den Besuchern anzugeben. Zweitens, wenn sie sich bei der Heilung einer Schädigung oder eines Schadenszaubers des einen einmischen, bei der eines anderen aber nicht. So gibt es in der Diözese Speyer462 in einem zun hofen463 genannten Ort eine Hexe, die offenbar bestimmte Leute heilt, bestimmte andere, wie sie sagt, aber keineswegs heilen kann. Und zwar deshalb, weil, wie von den Einwohnern berichtet wird, der ihnen zugefügte Schadenszauber von anderen Zauberern und Hexen, wie sie behauptet, so stark eingeprägt sei, und zwar durch die Kraft der Dämonen, so daß sie [diese Dämonen] nicht imstande sind, sie zu beseitigen; weil nämlich ein Dämon nicht immer einem [anderen] Dämon weichen kann oder will. Drittens, wenn man bemerkt, daß sie bei einem solchermaßen zugefügten Schadenszauber besondere
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4.906
[III/3,18 und 19] Vierunddreißigste Frage
Hexenhammer, 781
Einschränkungen machen, wie es sich in der eben dieser Stadt Speyer zugetragen hat, wie man weiß464: Als nämlich eine ehrbare, an den Schienbeinen behexte Person eine solche Wahrsagerin der Genesung halber gerufen hatte, machte jene, als sie in das Haus getreten war und sie betrachtet hatte, eine solche Einschränkung: »Wenn du«, sagte sie, »in der Wunde keine Schuppen und Haare mehr hast, werde ich alles übrige herausholen können.« Sie offenbarte auch die Ursache der Verletzung, obwohl sie vom Lande und zwei Meilen weit hergekommen war, indem sie sagte: »Weil du mit einer Nachbarin an dem und dem Tage einen Wortwechsel gehabt hast, ist dir dies zugestoßen.« Außer den Schuppen und Haaren zog sie auch noch sehr viele andere Dinge heraus und gab [ihr] die Gesundheit wieder. Viertens, wenn sie sich mit abergläubischen Zeremonien abgeben oder [die Klienten] [126vb] damit abgeben lassen, z.B. wenn sie wollen, daß man sie vor Sonnenaufgang oder zu einer anderen festgelegten Zeit besuche, indem sie sagen, sie könnten über die Quatember465 hinaus466 zugefügte Krankheiten nicht heilen, oder daß sie nur zwei oder drei Personen im Jahr zu heilen imstande seien; mögen sie auch nur dadurch zu heilen scheinen, daß sie nicht heilen, sondern mit den Verletzungen aufhören. Es können auch noch sehr viele andere Erwägun-
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4.907
[III/3,18 und 19] Vierunddreißigste Frage
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gen bezüglich der Verhältnisse solcher Personen hinzugefügt werden, weil sie meistens in den verflossenen Jahren eines schlechten und tadelnswerten Lebens übel beleumundet oder Ehebrecherinnen oder Nachkommen von Hexen sind, weshalb diese Gnade des Gesundmachens ihnen von Gott nicht aufgrund der Heiligmäßigkeit des Lebenswandels übertragen ist. Nebenbei werden hierauf auch die hexenden Hebammen beschränkt, die alle anderen Hexen an Schandtaten übertreffen und die auch im ersten Teil des Werkes467 behandelt worden sind. Von diesen gibt es auch eine so große Anzahl, wie man aus ihren Geständnissen erfahren hat, daß, wie man schätzt, kein Dörfchen existiert, wo es keine gibt. Dieser Gefahr wäre auf jeden Fall von den [weltlichen] Gerichtsherren teilweise so zu begegnen, daß ausschließlich vereidigte Hebammen von den [weltlichen] Gerichtsherrn eingesetzt würden, nebst anderem, was im zweiten Teil des Werkes468 angesprochen worden ist. Es trifft auch auf die zauberischen Bogenschützen zu, die durchaus zur Schmach der christlichen Religion eine um so größere Gefahr darstellen, je sicherere Beherberger, Gönner und Verteidiger sie in den Ländern der Vornehmen und Fürsten haben. Daß aber solche Beherberger, Gönner etc. in bestimmten Fällen meist verdammungswürdiger als die Zauberer und
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4.908
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Hexen sind, erklärt sich so: Denn die Verteidiger solcher [Leute] werden von den Kanonisten und Theologen als in zweierlei Arten [unterschieden] bezeichnet: einige nämlich sind Verteidiger des Irrtums, andere aber der Person. Und zwar sind diejenigen, welche den Irrtum verteidigen, selbst verdammungswürdiger als die, welche irren, indem sie nicht bloß für Ketzer, sondern vielmehr für Oberketzer469 zu halten sind, wie sich 24 q. 3, qui illorum470 ergibt. Und von diesen Verteidigern sprechen die Rechtsbestimmungen im allgemeinen nicht, weil sie von anderen Ketzern nicht unterschieden werden. Bei ihnen hat auch der oft angeführte Kanon c. Ad abolendam, § presenti471 Platz. Es gibt andere, die zwar nicht den Irrtum, jedoch die irrende Person verteidigen, indem sie sich nämlich nach Kräften und Vermögen widersetzen, damit solche Zauberer oder beliebige andere Ketzer nicht in die Hände des Glaubensrichters zum Verhör oder zur Bestrafung kommen und ähnliches. [127ra] In ähnlicher Weise sind auch deren [der Zauberer] Gönner in zweierlei Art vorhanden. Einige nämlich gibt es, welche öffentliche Amtsgewalt ausüben, d.h. öffentliche Personen, wie z.B. weltliche oder auch geistliche Herren, die die weltliche Gerichtsbarkeit inne haben. Diese können auch auf zweierlei Weise Gönner sein: durch Unterlassung und durch Bege-
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hung. Durch Unterlassung, nämlich bezüglich der Zauberer oder Verdächtigen, Berüchtigten oder [daran] Glaubenden, Beherberger, Verteidiger und Gönner das zu tun, wozu sie von Amts wegen verpflichtet sind, während doch von den Bischöfen oder Inquisitoren sogar Dritte zur Verantwortung gezogen werden, falls sie jene nicht verhaften oder die Verhafteten nicht sorgfältig bewachen oder sie innerhalb ihres Bezirkes nicht dorthin bringen, wozu ihnen der Auftrag gegeben wurde, oder an ihnen keine prompte Hinrichtung vollstrecken und ähnliches, wie es sich in c. ut inquisitionis am Anfang li. 6 de here.472 ergibt. Durch Begehung aber, wenn sie z.B. ohne Erlaubnis oder Auftrag des Bischofs oder Richters die Gefangenen aus dem Gefängnis entlassen oder den Prozeß, das Urteil oder den Spruch über sie direkt oder indirekt behindern oder ähnliches anstellen, wie es sich aus dem angeführten c. ut officium, § prohibemus473 ergibt. Die Strafen für sie sind vorhergehend474, bei der zweiten Hauptfrage dieses Werkes und zwar gegen Ende erklärt worden, wo von den zauberischen Bogenschützen und anderen Waffenbeschwörern die Rede ist. Für jetzt mag es genügen, daß sie alle durch das Recht unmittelbar exkommuniziert sind und zwölf schwere Strafen verwirken, wie sich extra de here., excommunicamus 1, § credentes475 und aus dem
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angeführten c. ut inquisitionis, § prohibemus476 ergibt. Wenn sie in dieser Exkommunikation ein Jahr hindurch mit verstocktem Gemüt verharrt haben, sind sie von da an als Ketzer zu verdammen, wie sich aus demselben angeführten Kanon und § alle.477 ergibt. Welche aber sind Beherberger zu nennen? Und sind diese für Ketzer zu halten? Die Antwort lautet, daß es zweierlei derjenigen, die zauberische Bogenschützen oder sonst Waffenbeschwörer, Nigromantiker oder ketzerische Zauberer, von denen im ganzen Werk gehandelt wird, aufnehmen, gibt, so wie es auch bezüglich ihrer Verteidiger und Gönner angeführt worden ist. Einige nämlich gibt es, die sie nicht nur ein- oder zweimal, sondern vielmals und häufig beherbergen, und diese heißen eigentlich und der [Aussage]kraft des Wortes gemäß Beherberger von »beherbergen«, was ein Wort ist, das die Häufigkeit eines Geschehens ausdrückt478. [127rb] Und solche Beherberger sind manchmal ohne Schuld, wenn sie das z.B. unwissend tun und nichts Ungünstiges über sie geargwöhnt haben; manchmal sind sie schuldig, wenn sie nämlich deren Irrtümer kennen und wohl wissen, daß die Kirche solche immer als die erbittertsten Feinde des Glaubens verfolgt. Und nichtsdestoweniger nehmen die Landesherrn sie auf, behalten sie, verteidigen sie etc. Solche
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sind und heißen eigentlich Ketzerbeherberger, und von solchen sprechen auch die Rechtsbestimmungen, auch davon, daß sie exkommuniziert sind, nach c. Excommunicamus 1, § credentes479. Einige aber nehmen Zauberer oder Ketzer nicht vielmals und häufig, sondern nur ein- oder zweimal auf, und diese heißen offenbar nicht eigentlich Beherberger, weil sie es nicht häufig getan haben, sondern Empfänger, weil sie jene [nur] empfangen und nicht aufgenommen haben, mag auch Archidiaconus480 das Gegenteil in c. quicunque, über das Wort Beherberger sagen. Das hat keine große Bedeutung, da man sich [hier] nicht um Worte, sondern um Taten zu kümmern hat. Es wird jedoch deshalb ein Unterschied zwischen Beherbergern und Empfängern gemacht, weil die Landesherrn immer Beherberger solcher [Leute] heißen, während die einfachen Leute, welche jene nicht zu vertreiben haben noch es können, doch ohne Schuld sind, mögen sie auch Empfänger sein. Schließlich aber über die Behinderer des Amtes der bischöflichen Inquisition gegen derlei ketzerische Zauberer, wer sie sind und ob sie als Ketzer bezeichnet werden müssen? Darauf wird geantwortet, daß es zweierlei Behinderer gibt. Einige nämlich gibt es, welche direkt hindern, indem sie z.B. die wegen des Verbrechens der Ketzerei Verhafteten in eigener Anmaßung aus dem Kerker befreien oder die Prozesse
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der Inquisition schelten, die Zeugen in einer Glaubenssache dafür, daß sie Zeugnis abgelegt haben, verletzen, oder, falls es ein weltlicher Herr ist, er bestimmt, daß keiner außer ihm selbst über dieses Verbrechen erkennen solle; oder daß vor keinem außer ihm eine Anklage wegen dieses Verbrechens vorgebracht oder Zeugnis abgelegt werden könne, und ähnliches. Und diese hindern direkt, nach den Anmerkungen des Johannes Andreae481 in c. statutum, zu dem Wort »direkt«, li. 5, de here. Und mögen diejenigen, die den Prozeß, das Urteil oder den Spruch in einer solchen Glaubenssache direkt behindern oder zu diesen Taten Hilfe, Rat oder Begünstigung gewähren, auch sehr schuldig sein [127va], so sind sie aber deswegen nicht als Ketzer zu beurteilen, es müßte sich denn anderweitig ergeben, daß sie starrsinnig in ähnliche Irrtümer der Zauberer verstrickt sind. Jedoch sind sie durch das Recht unmittelbar vom Dolch der Exkommunikation durchbohrt, nach c. ut inquisitionis, § prohibemus482, so daß, wenn sie in jener Exkommunikation ein Jahr hindurch mit verstocktem Gemüt verharrt haben, sie von da an wie Ketzer zu verdammen sind, wie sich aus dem angeführten Kanon und §483 ergibt. Einige wiederum behindern indirekt, indem sie beispielsweise bestimmen, daß niemand sich zurüste, um Ketzer zu verhaften, außer [Personen] aus dem Gesin-
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de des weltlichen Herrn, und ähnliches nach den Bemerkungen des Johannes Andreae zu c. statutum484 über das Wort »indirekt«. Und solche sind weniger schuldig als die ersten, auch sind sie keine Ketzer, aber sie sind exkommuniziert, nach dem angeführten c. ut inquisitionis485; auch [sind es] diejenigen, die dazu Rat, Hilfe oder Begünstigung gewähren, dergestalt, daß sie, wenn sie in jener Exkommunikation ein Jahr hindurch mit verstocktem Gemüt verharrt haben, von da an gleichwie Ketzer zu verdammen sind, nach dem zitierten Kanon, und zwar § prohibemus486. Das ist so zu verstehen, daß Ketzer in der Weise verdammt werden, daß sie, wenn sie umkehren wollen, zur Barmherzigkeit aufgenommen werden, nachdem sie vorher dem Irrtum abgeschworen haben; sonst werden sie als unbußfertig dem weltlichen Gericht übergeben, wie sich aus c. ad abolendam, § presenti487 ergibt. Um zum Schluß zu kommen: Die hexenden Hebammen sowie andere Hexen, welche Schadenszauber zufügen, werden der Beschaffenheit der Verbrechen gemäß verdammt und abgeurteilt, und so auch diejenigen Hexen, welche, wie gesagt, auf abergläubische Weise Schadenszauber durch das Werk des Teufels aufheben, da es nicht zweifelhaft ist, daß sie, wie sie [Schadenszauber] aufheben, auch welche antun können. Daher kommen die Hexen aufgrund eines Paktes
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auf Anweisung der Dämonen dergestalt überein, daß die einen verletzen, die anderen aber heilen müssen, damit sie so um so leichter die Sinne der Einfältigen umgarnen und ihre Ruchlosigkeit vermehren. Da sich aber die zauberischen Bogenschützen und andere Waffenbeschwörer nur infolge der Begünstigung, Verteidigung und Beherbergung seitens der [weltlichen] Gerichtsherrn halten können, unterliegen alle diese den vorgeschriebenen Strafen. Und diejenigen, welche Offiziale jeder Art in ihrer Amtsführung gegenüber derartigen Zauberern oder ihren Gönnern etc. behindern, sind gleichermaßen exkommuniziert und unterliegen allen Strafen wie die Gönner. Aber wenn sie ein Jahr hindurch mit verstocktem Gemüt in der Exkommunikation verharrt haben [127vb], schwören sie, falls sie umkehren wollen, die Hinderung und Begünstigung ab und werden zur Barmherzigkeit zugelassen. Andernfalls werden sie als unbußfertige Ketzer dem weltlichen Arm übergeben. Auch wenn sie kein Jahr hindurch [verstockt] bleiben, kann nichtsdestoweniger gegen derartige Behinderer wie gegen Begünstiger der Ketzer vorgegangen werden, c. Accusatus, letzter §488. Und das von den Gönnern, Verteidigern, Beherbergern und Behinderern bezüglich der zauberischen Bogenschützen etc. Gesagte gilt ebenso auch durchweg für alle Hexen oder Zauberer, die Menschen, Vieh
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[III/3,18 und 19] Vierunddreißigste Frage
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und Feldfrüchten mannigfache Schäden zufügen. Aber auch die Zauberer selbst, was es auch immer für welche sind, werden zur Barmherzigkeit aufgenommen, wenn sie auf dem Forum der Buße489 mit zerknirschtem und demütigem Geist [ihre] Sünden beweinen, rein bekennen und um Verzeihung bitten. Andernfalls, wenn sie [als unbußfertig] bekannt sind, müssen diejenigen gegen sie vorgehen, denen es von Amts wegen obliegt, indem sie sie vorladen, festsetzen, verhaften und in allem der Beschaffenheit des Verbrechens gemäß vorgehen, bis zum endlichen Urteilsspruch einschließlich, wie es erwähnt worden ist; sofern derartige Gerichtsherrn der Schlinge der ewigen Verdammnis mit Rücksicht auf die von der Kirche über sie verhängte Exkommunikation entgehen wollen.
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4.916 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 788
[III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Teils. Über die Formen, alle Hexen abzuurteilen, die in mißbräuchlicher Weise oder auch berechtigt appellieren. Wenn aber der Richter merken sollte, daß der Beschuldigte schließlich zu dem [Rechts]mittel der Appellation490 seine Zuflucht nimmt, so ist erstens zu bemerken, daß diese [die Appellation] bisweilen für begründet und berechtigt, bisweilen für mißbräuchlich und nichtig erachtet wird. Da nämlich in Glaubensangelegenheiten summarisch, einfach und umstandslos vorgegangen werden muß, wie im Vorhergehenden491 aufgrund des c. multorum querela in Cle.492, wo auch das [Rechts]mittel der Appellation verwehrt wird, oft erwähnt ist, die Richter jedoch bisweilen aus eigenem Antrieb wegen der Schwierigkeit einer Angelegenheit diese gern in die Länge ziehen und aufschieben, so können sie bedenken, daß, wenn der Beschuldigte merken sollte, daß er vom Richter wirklich und tatsächlich gegen Recht und Gerechtigkeit Beschwernisse erfahren hat, z.B. daß er ihn sich nicht hat verteidigen lassen wollen oder daß er allein ohne Beratung [128ra] mit anderen oder auch ohne Zustimmung des Bischofs oder dessen Stellvertreters auf die [peinliche] Befragung des Angezeigten er-
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4.917 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 788
kannt hat, während er andere zureichende Beweise für und wider hätte haben können, und ähnliches, daß dann die Appellation berechtigt sein sollte, andernfalls nicht. Zweitens ist zu beachten, daß der Richter, wenn ihm eine solche Appellation vorgelegt wird, dann ohne Überstürzung und Eile eine Abschrift der Appellation verlangen soll, unter mündlicher Zusicherung, daß ihm [dem Appellanten] die Frist nicht verstreiche. Und wenn ihm der Beschuldigte selbst die Abschrift der Appellation überreicht hat, soll er [der Richter ihn] darauf aufmerksam machen, daß er noch zwei Tage zur Entgegnung und danach noch dreißig zur Einholung der Stellungnahme493 habe. Und wiewohl er sogleich antworten kann, so ist es doch, wenn er sehr erfahren und kundig ist, um recht vorsichtig vorzugehen, besser, einen Termin von zehn, zwanzig oder fünfundzwanzig Tagen zur Übergabe [der Entgegnung] wie auch zur Aushändigung der Stellungnahme, wie ausgemacht, festzusetzen, wobei er zu einer Verlängerung befugt ist. Drittens muß der Richter beachten, daß er innerhalb der rechtlichen Frist und innerhalb der angegebenen Zeit auf die Gründe der Appellation oder der angeführten Beschwernisse sorgfältig zu achten und sie zu prüfen hat. Und wenn er nach Abhaltung eines guten Rates von erfahrenen Leuten sieht, daß er dem
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4.918 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 789
Angezeigten in ungerechter und ungebührlicher Weise Schwierigkeiten gemacht hat, indem er ihn sich nicht hat verteidigen lassen oder vorzeitig den [peinlichen] Fragen ausgesetzt hat oder ähnliches, soll er, wenn der benannte Termin herankommt, seinen Irrtum berichtigen und den Prozeß bis zu dem Punkt und Stand zurückdrehen, an welchem jener um Verteidigung nachsuchte oder einen Termin zur Zwischenrede benannte und ähnliches. Er möge die Beschwer aufheben, nach deren Wegfall er wie vorher vorgehe. Denn durch den Wegfall der Beschwer wird die Appellation, die eine [begründete] war, nichtig; nach c. cessante, extra de appellationibus494. Aber hier beachte ein umsichtiger und vorsichtiger Richter, daß bestimmte Beschwernisse sich wieder beseitigen lassen, und zwar sind das solche, von denen eben die Rede gewesen ist. Dann erfolgt das Gesagte. Andere aber sind nicht zu beheben; z.B. wenn der Beschuldigte wirklich und tatsächlich [peinlich] befragt worden ist und dann, wenn er loskommt, appelliert; oder wenn Gegenstände und nützliche Dinge zusammen mit Gefäßen und Werkzeugen, derer [128rb] sich die Zauberer bedienen, eingezogen und verbrannt worden sind und ähnliches, was nicht repariert und widerrufen werden kann. Und dann greift der genannte Ablauf nicht Platz, nämlich den Prozeß bis auf den Stand zurückzudrehen, wo dem Betreffenden
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4.919 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 790
die Beschwer auferlegt worden war. Viertens muß der Richter beachten, daß er zwar vom Tag der Antwort an dreißig Tage zur Erledigung der Stellungnahme hat, nach c. de appellationibus495, und dem Bittsteller den letzten Tag der rechtlichen Frist, d.h. den dreißigsten, zur Aushändigung der Stellungnahme zu bezeichnen hat. Um jedoch nicht den Anschein zu erwecken, als wolle er den Angezeigten benachteiligen oder als mache er sich ungebührlicher Benachteiligung verdächtig, auch nicht um den Anschein zu erwecken, er halte die ihm auferlegte Beschwer, um derentwillen appelliert worden ist, aufrecht, so ist es besser, daß er innerhalb der rechtlichen Frist einen angemessenen Termin festsetzt, z.B. den zehnten Tag oder den zwanzigsten. Und zwar kann er danach, wenn er [die Sache dann noch] nicht erledigen will, beim Herannahen des Termins diesen verschieben, indem er sagt, er sei durch andere Angelegenheiten in Anspruch genommen gewesen oder dergleichen. Fünftens muß der Richter beachten, daß er, wenn er dem Appellanten, der um die Stellungnahme einkommt, einen Termin vorbestimmt, ihn nicht bloß zur Übergabe der Stellungnahme, sondern gleichermaßen zur Übergabe und Aushändigung bezeichnet, weil, wenn er ihn nur zur Übergabe bestimmen würde, der Richter, von dem aus496 appelliert wird, daraufhin
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4.920 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 790
[die Stellungnahme] dem Appellanten zu schicken hätte. Er wird ihm also den Termin, d.h. den und den Tag des und des Jahres, zur Übergabe und Aushändigung der und der Stellungnahme vom Richter bezeichnen, so wie er ihn zu geben beschlossen hat. Sechstens soll er beachten, daß er bei der Bezeichnung dieses Termins in der Antwort nicht sagt, er werde eine abschlägige oder befürwortende Stellungnahme abgeben. Sondern, um eingehender überlegen zu können, soll er sagen, daß er sie so erledigen werde, wie er sie zu erledigen dann beschließen werde. Er möge auch bedenken, daß er bei der Bezeichnung dieses Termins dem Appellanten, damit jede Schutzmaßnahme, Ränke und Bosheiten des Appellanten ausgeschlossen werde, Ort, Tag und Stunde im besonderen angibt; daß er z.B. den 20. August gegenwärtigen Jahres bezeichnet, [und] als Stunde die Vesper und [als Ort] das Zimmer des Richters selbst, in dem und dem Haus in der und der Stadt oder des und des Ortes, dem und dem Appellanten, zur Übergabe und Aushändigung der Stellungnahme, so wie er sie zu erledigen beschlossen haben wird. Siebtens beachte er, wenn er in seinem Herzen beschlossen hat, den Angezeigten festzuhalten, da es das Verbrechen verlangt und die Gerechtigkeit erfordert, daß er bei der Bezeichnung [128va] des Termins angibt, daß er dem Appellanten den und den Termin zur
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4.921 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 791
Übergabe oder persönlichen Aushändigung der Stellungnahme bezeichnet. Und er möge dem Appellanten den und den Ort zur Abgabe der Stellungnahme an ihn und zur Aushändigung derselben von ihm bezeichnen, an dem der Richter die Gewalt hat, den Appellanten uneingeschränkt festzuhalten, jedoch nur nach vorheriger Abgabe einer abschlägigen Stellungnahme; sonst nicht. [Achtens] Siebtens497 beachte der Richter, daß er gegen den Appellanten keine neuen Maßnahmen ergreife, sei es, daß er ihn verhaftet oder den [peinlichen] Fragen aussetzt oder aus dem Gefängnis befreit oder sonst etwas, von der Stunde an, in der ihm die Appellation vorgelegt worden ist, bis zu der Stunde, in der er eine abschlägige Stellungnahme abgegeben hat. Als Nachwort dienend: Beachte, oft kommt es vor, daß der Beschuldigte, wenn er zweifelt, was für ein Urteil gegen ihn gefällt wird, weil er sich seiner Schuld bewußt ist, zu dem Mittel der Appellation Zuflucht nimmt, um so dem Urteil des Richters zu entgehen, weshalb er von sich selbst aus appelliert und mißbräuchliche Gründe angibt, z.B. daß der Richter ihn in Haft gehalten und ihn gegen eine angemessene Sicherheitsleistung nicht hat freilassen wollen und ähnliches mißbräuchlich gefärbtes [Verbringen]. Wenn diese Appellation dem Richter vorgelegt wor-
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4.922 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 792
den ist, soll er sich eine Abschrift der Appellation ausbitten, und wenn er sie hat, bestimme er sogleich oder nach zwei Tagen in [seiner] Antwort Tag, Stunde und Ort zur Übergabe und Aushändigung einer solchen Stellungnahme, wie er beschlossen haben wird, jedoch innerhalb der rechtlichen Frist, z.B. den zehnten, fünfzehnten, zwanzigsten oder dreißigsten Tag des und des Monats. Innerhalb dieser bezeichneten Frist möge der Richter sorgfältig die Abschrift der Appellation und die Beschwernisse oder Gründe, um derentwillen jener appelliert, prüfen und mit einem guten Rat von Rechtsgelehrten erwägen, ob er dem Appellanten eine abschlägige Stellungnahme erteilen solle, d.h. verneinende Antworten, indem er die Appellation nicht zuläßt, oder zustimmende, d.h. bejahende und zuerkennende Antworten, die an den Richter zu senden sind, an welchen jener appelliert, wobei sie in die Appellation eingetragen werden. Wenn er nämlich sehen sollte, daß die Gründe der Appellation falsch oder mißbräuchlich wie auch nichtig sind und daß der Appellant nichts weiter als dem Urteil zu entgehen trachtet, so gebe er eine negative oder abschlägige Stellungnahme ab. Wenn er aber sieht, daß die Beschwernisse498 wirklich bestehen und ihm ungerechterweise auferlegt worden sind, auch nicht wiedergutzumachen sind, oder er zweifelt, ob es so ist, oder er sonst [der Sache] wegen der Bosheit des Ap-
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4.923 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 792
pellanten überdrüssig ist [128vb] und er sich von einer so großen Last befreien will, so möge er dem Appellanten eine zusagende oder zuerkennende Stellungnahme ausfertigen. Wenn daher der dem Appellanten bezeichnete Termin herannaht und der Richter den Bericht oder die Antworten noch nicht formuliert hat oder sonst nicht bereit ist, kann er aufschiebend zugleich oder nach und nach bis zum dreißigsten Tag Aufschub geben, welches der letzte rechtliche Termin zur Erledigung der bezeichneten Stellungnahme ist. Wenn er sie aber formuliert hat und [dazu] aufgelegt ist, kann er dem Appellanten sogleich die Stellungnahme geben. Wenn er daher beschlossen hat, eine negative oder abweisende Stellungnahme abzugeben, so soll er es beim Herannahen des aufschiebend bezeichneten Termins auf folgende Weise erledigen: Aber der genannte Richter, antwortend auf die genannte, inzwischen eingelegte Appellation, wenn sie Appellation genannt zu werden verdient, sagt, daß er selbst rechtmäßig und den kanonischen Satzungen oder auch den kaiserlichen Bestimmungen oder Gesetzen gemäß vorgegangen ist, vorzugehen beabsichtigt und vom Pfade beider Rechte nicht abgewichen ist noch abzuweichen beabsichtigt; auch den Appellanten selbst gar nicht beschwert noch zu beschweren beabsichtigt oder im Sinne gehabt hat. Dies ergibt sich aus den angeführten betonten Gründen. Die einzelnen
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4.924 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 793
durchgehend [ist zu sagen]: Er hat ihn darin nicht beschwert, daß er ihn verhaftet und in Haft gehalten hat. Denn da er ihm wegen der und der ketzerischen Verkehrtheit angezeigt worden ist und viele Zeugen gegen sich hat, so mußte und muß er ihn mit Recht als der Ketzerei überführt oder als ihm schwer verdächtig in Haft halten. Er hat ihn auch nicht beschwert, weil er ihn nicht gegen Sicherheitsleistung [frei]geben wollte. Denn da das Verbrechen der Ketzerei ein schwereres Verbrechen ist, auch der Appellant selbst überführt war und keineswegs beim Leugnen blieb, so ist er auch gegen die höchste Sicherheit nicht [frei]zugeben, sondern er ist und war im Gefängnis festzuhalten. (Und so möge er [auch] die anderen Gründe durchgehen. Wenn dies geschehen ist, sage er: Daher scheint der Richter gebührend und gerecht vorgegangen und von den Pfaden des Rechts gar nicht abgewichen zu sein und ihn nicht im geringsten beschwert zu haben. Aber der Appellant selbst ist eifrig bestrebt, durch überzeichnete wie auch erdichtete Gründe dem Urteil zu entgehen, indem er unberechtigt und ungehörig appelliert. Deswegen ist seine Appellation mißbräuchlich und nichtig, indem sie ja nicht aufgrund einer Beschwer eingelegt worden ist, [sondern] verkehrt ist nach Inhalt und Form. Und da mißbräuchlichen Appellationen [129ra] weder die Rechte nachkommen noch vom Richter nachgekommen werden darf, so
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4.925 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 793
sagt also der Richter, daß er die eingelegte Appellation nicht zuläßt noch zuzulassen beabsichtigt noch ihr nachkommt noch nachzukommen vorhat. Und diese Antwort bietet er dem besagten, der und der, welcher so ungehörig appelliert, als abschlägige Stellungnahme und befiehlt, sie sofort unmittelbar hinter der genannten ihm vorgelegten Appellation [in die Akten] einzufügen.« Und damit übergebe er sie dem Notar, der ihm die Appellation vorgelegt hat. Nachdem diese abschlägige Stellungnahme dem Appellanten so erteilt worden ist, möge der Richter sogleich seines Amtes walten, indem er [mit dem Prozeß] dadurch fortfährt, daß er die Anordnung gibt, denselben zu verhaften oder festzuhalten oder ihn zu festzunehmen, oder indem er ihm einen Termin bezeichnet, an dem er vor ihm erscheinen soll, oder etwas ähnliches, aus dem sich ergibt, daß er nicht aufhört, Richter zu sein. Und er wird seinen Prozeß gegen den Appellanten fortsetzen, bis er von dem Richter, an den appelliert worden ist, gehindert wird fortzufahren. Jedoch möge sich der Richter hüten, gegen die appellierende Person irgendeine neue Maßnahme zu treffen, weder indem er sie verhaftet, noch, falls sie verhaftet ist, aus dem Gefängnis befreit, noch sonst etwas, von der Stunde an, in der ihm die Appellation vorgelegt worden ist, bis er ihm die abschlägige Stellungnahme übergeben hat. Aber danach wird er es
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4.926 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 794
können, wie gesagt worden ist, falls die Gerechtigkeit es verlangt, bis es von dem Richter verboten wird, an den appelliert worden war. Und dann möge er ihn [den Delinquenten] mit den geschlossenen und versiegelten Akten auf Treu [und Glauben], unter sicherer Bewachung, und, falls es geboten ist, gegen, geeignete Sicherheitsleistung an den bezeichneten Richter zurückschicken. Wenn aber der Richter beschlossen hat, eine stattgebende und zuerkennende Stellungnahme auszufertigen, wird er ihn beim Herannahen des bezeichneten verschobenen Termins zur Abgabe und zum Empfang schriftlich in der folgenden Weise ausfertigen: »Und der genannte Richter, antwortend auf die genannte eingelegte Appellation, wenn sie Appellation genannt zu werden verdient, sagt, daß er gerecht und wie er mußte in der vorliegenden Sache vorgegangen ist und nicht anders, noch den genannten Appellanten beschwert noch ihn zu beschweren beabsichtigt hat. – Dies ergibt sich aus den angeführten Gründen – sie werden einzeln durchgegangen –. Denn er hat ihn darin nicht beschwert [129rb], wenn er sagt etc. – er möge die einzelnen Gründe der Appellation in angemessenerer Weise und so wahrheitsgemäß durchgehen, wie er nur kann und schließt so: – Daher erscheint es [so], daß der Richter selbst den genannten Appellanten in keiner Weise beschwert und ebendie-
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4.927 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 794
sem Appellanten keinen Grund gegeben hat, zu fürchten, es würde gegen ihn nicht nach Gebühr und Gerechtigkeit vorgegangen. Deswegen ist seine Appellation mißbräuchlich und nichtig, weil sie aus keinerlei Beschwernis heraus eingelegt worden ist, und es ist ihr von Rechts wegen keine beachtung zu schenken. Aber um der Ehrfurcht vor dem apostolischen Stuhl willen, an welchen appelliert worden ist, sagt der Richter selbst, daß er die genannte Appellation zuläßt, ihr Beachtung schenkt und Beachtung zu schenken beabsichtigt, indem er die ganze gegenwärtige Angelegenheit an unseren heiligsten Herrn, den Papst und an den heiligen apostolischen Stuhl verweist und demselben Appellanten eine bestimmte Zeit, nämlich so und so viele nächstfolgende Monate bezeichnet, innerhalb derer er sich mit den geschlossenen und versiegelten Akten, oder sonst nach der Stellung einer geeigneten Bürgschaft, an der römischen Kurie vorstellen zu wollen, oder sich mit einer treuen und sicheren, ihm durch die Richter selbst zu stellenden Bewachung, an der römischen Kurie unserem Herrn, dem Papst, vorzustellen hat. Und diese Antwort unterbreitet der Richter selbst demselben Appellanten als befürwortende Stellungnahme und befiehlt, sie unmittelbar hinter der eingereichten, demselben [dem Richter] vorgelegten Appellation einzufügen.« Und so soll er ihn dem Notar übergeben, der die Appellation dem-
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4.928 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 795
selben [dem Richter] vorgelegt hat. Es möge aber ein kluger Richter beachten, daß er sogleich, sobald er dem Appellanten die zuerkennende Stellungnahme ausgefertigt hat, selbst aufhört, in der Sache Richter zu sein, in der jener appelliert hat. Er kann auch nicht weiter darüber erkennen, ausgenommen, die Sache wird durch unseren heiligsten Herrn, den Papst, an ihn rückverwiesen. Daher soll er sich in diese Sache nicht weiter einmischen, außer daß er den besagten Appellanten in der genannten Weise zu unserem Herrn, den Papst, schickt, indem er demselben einen passenden Termin bezeichnet; nämlich einen Monat, zwei oder drei, damit er sich inzwischen darauf einrichten und vorbereiten kann und von ihm eine geeignete Sicherheitsleistung empfängt, innerhalb derselben bezeichneten Frist an der römischen Kurie zu erscheinen und sich vorzustellen [129va]; oder wenn der Appellant jene [Sicherheitsleistung] nicht erbringen kann, werde er auf Treu und Glauben und sicherer Bewachung hingeschickt. Oder er verpflichte sich, so gut er kann, innerhalb des bezeichneten Termins an der römischen Kurie unserem Herrn, dem Papst, vorstellig zu werden; oder er wird nicht für jenen einstehen. Wenn aber der Richter eine andere Sache vorliegen hat und in der anderen Sache gegen ihn vorgeht, in welcher der Beschuldigte nicht appelliert hat, so
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4.929 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
bleibt der Richter in jener Sache selbst Richter wie zuvor. Auch wenn nach Zulassung der Appellation und Übergabe einer zuerkennenden Stellungnahme der Appellant selbst wegen anderer Ketzereiverbrechen angeklagt und dem Richter denunziert wird, um die es sich in der Sache, deretwegen er appelliert hat, nicht handelt, hört er nicht auf, Richter zu sein; im Gegenteil, er selbst kann ungehindert wie vorher ermitteln und die Zeugen vernehmen. Und während die erste Sache an der römischen Kurie erledigt oder an den Richter zurück verwiesen worden ist, kann er in der zweiten ungehindert vorgehen. Es mögen aber die Richter beachten, daß sie die verschlossenen und versiegelten [Prozeß]akten an die römische Kurie unter Bezeichnung der Richter schikken, die nach der Verhandlung des Prozeßergebnisses das Urteil fällen sollen. Auch sollen die Inquisitoren dort nicht dafür Sorge tragen, gegen die Appellanten zu verhandeln, sondern sie ihren genannten Richtern zur Aburteilung überlassen. Und diese Richter sollen, wenn die Inquisitoren gegen die Appellanten nicht zuständig werden wollen, von Amts wegen auf Betreiben der Appellanten vorgehen, wenn sie [die Inquisitoren] entbunden werden wollten. Es mögen die Richter auch beachten, daß, wenn sie auf Drängen der Appellanten persönlich geladen werden und erscheinen, sie sich doch gänzlich hüten, die
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4.930 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
Sache zu beschwören. Sondern sie sollen darauf achten, die Prozeßverhandlungen zu erledigen und die ganze Sache an jene [Appellationsrichter] zurückzugeben und dafür zu sorgen, daß sie recht schnell zurückkehren können, um dort nicht in abträglicher Weise durch Unmut, Mühsal, Arbeiten und Ausgaben überlastet zu werden. Denn daraus erwachsen Nachteile für die Kirche, und die Ketzer werden bestärkt, und dann finden die Richter nicht so viel Gunst und Achtung und werden nicht gefürchtet, wie es ihre Gegenwart bewirkt. Desgleichen wenn irgendwelche anderen Ketzer ihrerseits sehen, daß die Richter an der römischen Kurie überlastet und stark beschäftigt sind, werden sie rebellisch, schätzen sie gering499, werden trotzig und säen die Ketzereien [um so] dreister. Und wenn gegen sie verhandelt wird, werden sie in ähnlicher Weise appellieren. Auch andere Richter werden saumseliger in der Wahrnehmung der Glaubensgeschäfte und in der Ausrottung der Ketzer [129vb], da sie fürchten, sie würden durch ähnliche Appellationen vor Unmut und Mühsal überdrüssig. Und alles läuft auf einen großen Schaden für den Glauben und die heilige Kirche Gottes hinaus, wovor sie der Bräutigam der Kirche bewahren möge. Lob sei Gott, Verderben der Ketzerei, Friede den Lebenden, ewige Ruhe den Toten. Amen.
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4.931 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
Fußnoten 1 Heretice pravitatis = der ketzerischen Verkehrtheit. 2 Decretalium liber 5,2,8,Sane. 3 Gratianus, Decretum 3,2,95. 4 Ez 21,26. 5 Ez. 21,26: er wirft mit den Pfeilen das Los. 6 Divinatores artificiales; nach Schnyder (1993) 227 solche, die nur mit Kunstgriffen arbeiten, womit der Ketzereiverdacht nicht spezifisch ist. 7 Die Hostie. 8 3 Reg 11,4–8. 9 Gratianus, Decretum 2,26,5,12. 10 Decretalium liber sextus 5,2,18, Prohibemus. 11 Codex Iustinianus 1,9,18. 12 Die Bekämpfung dieser rückfälligen conversos war die Hauptaufgabe der 1478 gegründeten Inquisition in Spanien. 13 Preses (eigentlich Statthalter); Verweis auf das Römische Recht. Der Begriff Statthalter wird im fol-
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4.932 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
genden, da anachronistisch, nicht übernommen, es sei denn, es wird eindeutig aus dem Römischen Recht und seiner Kommentierung zitiert. 14 Iustinianus, Novellae 17,11. 15 Vgl. Anm. 13. 16 Codex Iustinianus 9,18,5. – Alle Bestimmungen des antiken Kaiserrechts wurden bereits eingangs auf fol. 5rb aufgezählt. 17 Codex Iustinianus 9,18,5. 18 Codex Iustinianus 9,18,8. 19 Codex Iustinianus 9,18,3. 20 Lex Multi, mit der berühmten Bestimmung, die Wahrsager in der Arena den wilden Tieren vorzuwerfen. Im Erstdruck des ›Malleus‹ hier fälschlich »l. militi«. Codex Iustinianus 9,18,5. – Vgl. dazu Fögen (1997) 46. 21 Iustinianus, Novellae 17,11. 22 Verfasser der glossa ordinaria zu den Novellae (hier 17,11) war wohl Accursius (um 1185–1263). 23 Codex Iustinianus 1,1,1. 24 Decretales Gregorii IX. 5,7,9; 5,7,10; 5,7,13; 5,7,15.
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4.933 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
25 Codex Iustinianus 1,5,4; 1,5,5. 26 Iustinianis, Novellae 83,1. 27 Vgl. Einleitung. Anspielung auf die eigenen Hexenverfolgungen in Oberschwaben. 28 Königreiche Kastilien und Aragon. Die Spanische Inquisition ist 1478 hauptsächlich zur Verfolgung der conversos und moriscos eingerichtet worden. – Seit 1482 begannen jedoch Hexeninquisitionen in Nordspanien. Hansen (1901) 236–239, 246–251, 500. 29 Original genere divinationum, hier als Oberbegriff für die genannten Weissagungen verstanden. 30 Clementinae 5,3,1. 31 Kommentare 5,2,8,Sane.
zum
Decretalium
liber
sextus
32 Sentenzenkommentare zu 2,7. 33 Decretales Gregorii IX. 5,21,2. 34 Johannes Andreae, Kommentar zum Decretalium liber sextus 5,2,8,Sane. 35 Die Hostie. 36 Guido de Baysio, Kommentar zum Decretalium liber sextus 5,2,8,Sane.
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4.934 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
37 Johannes Monachus, Kommentar zum Decretalium liber sextus 5,2,8,Sane. 38 Raymundus de Penaforte, Summa 1,11. 39 Wilhelm von Montelauduno, Lectura super Sextum 5,2,8,Sane. 40 Kanon Episcopi. Gratianus, Decretum 2,26,5,12. 41 Thomas von 2,7,3,2,Responsio.
Aquin,
Sentenzenkommentar
42 Is 8,19. 43 Albertus 2,7,12,Solutio.
Magnus,
Sentenzenkommentar
44 Petrus von Tarantaise (Innozenz V), Sentenzenkommentar 2,7,3,2,ad 5. 45 Bonaventura, Sentenzenkommentar 2,7,2,3. 46 Bonaventura wurde 1482 von Papst Sixtus IV. heiliggesprochen. 47 Alexander 2,7,21.
von
Hales,
Sentenzenkommentar
48 Guido Terrena, Sentenzenkommentar 2,7,3,2. 49 Vgl. für diese Ansicht auch Nikolaus Eymerich, Directorium inquisitorum II,49,4.
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4.935 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
50 Iudex ordinarius ist im mittelalterlichen Kirchenrecht die Person, welche die Jurisdiktionsvollmacht innehat, d.h. Papst, Bischof, Vikar oder Administrator. 51 Decretalium liber sextus 5,2,8,Sane. 52 Original: divinitatem. 53 Augustinus, De utilitate credendi 1,1. 54 Deut 5,18. 55 Anspielung auf die päpstlichen Ermächtigungen von 1479 und 1484. 56 Antoninus Pierozzi, Summa theologiae 2,12,5,1. 57 Die Hostie. 58 Decretalium liber sextus 5,2,8,Sane. 59 Bezeichnung (nach Simon Magus) des mittelalterlichen Kirchenrechts für jemanden, der verbotenerweise mit geistlichen Sachen handelt, bes. kirchliche Ämter gegen materielle Leistungen erwirbt, vgl. Act 8,18–24. 60 Zur Streichung der Negation aus inhaltlichen Gründen vgl. Schnyder (1993) 233. 61 Gratianus, Decretum 2,1,1,5.
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4.936 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
62 Thomas von 2,2,100,1,ad 1.
Aquin,
Summa
theologiae
63 Decretalium liber sextus 5,2,2. 64 Decretalium liber sextus 5,2,8. 65 Gratianus, Decretum, 1,32,11. 66 Die Hostie. 67 Im Innsbrucker Hexenprozeß von 1485 der Vorwurf gegen die Jüdin Ennel Notterin. – Ammann (1890); vgl. Einleitung. 68 Aristoteles, Nikomachische Ethik 3,2. 69 Decretalium liber sextus 5,2,8,Sane. 70 Die Hostie. 71 Vgl. fol. 94va. 72 Bulle »Summis desiderantes affectibus« vom 5. Dez. 1484. Vgl. fol. Ir-v. 73 Decretalium liber sextus 5,2,16. 74 Die Hostie. 75 Vgl. fol. 94va. 76 Gratianus, Decretum 2,24,1,14.
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4.937 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
77 Gratianus, Decretum 2,24,1,12. 78 Thomas von 2,2,11,2,ad 3.
Aquin,
Summa
theologiae
79 Gratianus, Decretum 2,24,1,9. 80 Im römischen Recht war streitig, ob bei Verbrauchsgütern das Eigentums- und Nutzungsrecht auseinanderfallen kann, vgl. M. Kaser, 1. Abschnitt (1971), §§ 102, 106, S. 427,453f.; 2. Abschnitt (1975), § 247, S. 306. 81 Extravagantes 14,3. 82 Augustinus, De civitate Dei 18,51. 83 Vgl. hierzu fol. 37ra. 84 Diese Topoi kehren sehr häufig in den Geständnissen der »Hexen« in Hexenprozessen wieder. 85 Decretales Gregorii IX. 5,7,9,Presenti. 86 Raymundus de Penaforte, Summa 1,7,4. 87 Vgl. zur Abweichung zwischen der ersten und der letzten Ausgabe des Hexenhammers an dieser Stelle Schnyder (1993) 233. 88 Hieronymus, Kommentar zu Titus 3,10f. 89 Augustinus, De utilitate credendi 1,1.
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4.938 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
90 Gratianus, Decretum 2,24,3,29; Thomas von Aquin, Summa theologiae 2,2,11,2,ad 3. 91 Decretalium liber sextus 5,2,8. 92 Vgl. aber Schnyder (1993) 233, der hier volumus lesen will. 93 Clementinae 5,3,1. 94 Decretales Gregorii IX. 5,7,9; 5,7,10; 5,7,13; 5,7,15. 95 Sap 6,6. 96 Eine der Feuerproben im mittelalterlichen Gottesurteil: der Proband muß ein heißes Eisen tragen und unversehrt oder mit schnell heilenden Brandwunden aus der Probe hervorgehen. Ein konkreter Fall ist der Fürstenberger Prozeß gegen Anna Henni aus Rötenbach bei Löffingen im Schwarzwald. Vgl. fol. 110rb. 97 Decretales Gregorii IX. 5,1. 98 Strafe der Wiedervergeltung. 99 Ex officio. 100 Auf diese Weise hat Kramer Anfang Oktober 1484 seine Inquisition in Ravensburg und Anfang August 1485 in Innsbruck eingeleitet. Ammann (1890) 8ff.; Müller (1910) 404f.
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4.939 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
101 Auf diese Weise wurden 1484 in Ravensburg die Anzeigen gesammelt. Der Name des Notars ist unbekannt. Mit ziemlich großer Sicherheit war es der in der Bulle Innozenz' VIII. dieses Jahres erwähnte Johann Gremper aus Konstanz. Vgl. fol. Irv. Gremper findet sich nämlich 1485 in Ravensburg als Kaplan wieder. Kramer brauchte demnach einen neuen Notar. In Innsbruck war es 1485 Johann Kanter aus Utrecht. Ammann (1890) 32; Wilson (1996) 94. 102 Decretalium liber sextus 5,2,11,Verum. 103 Guido de Baysio, Kommentar zum Decretalium liber sextus 5,2,11,Verum. 104 Deut 19,15. 105 Kramer gibt an: Digesta 22,3,25,Sin autem, gemeint ist aber wohl: Iustinianus, Codex 4,19,25. 106 Iustinianus, Codex 1,5,2. 107 Decretalium liber sextus 5,2,20. 108 Vgl. fol. 99vb-100ra. 109 Iustinianus, Digesta 48,18,16. 110 Guido de Baysio, Kommentar zum Decretalium liber sextus 5,2,11,Verum.
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4.940 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
111 Guido de Baysio, Kommentar zum Decretalium liber sextus 5,2,5,Ende. 112 Johannes Andreae, Kommentar zum Decretalium liber sextus 5,2,11,Verum; 5,2,5,Ende. 113 Kommentar zu den Decretales Gregorii IX. 5,7,13,Adicimus. 114 Decretales Gregorii IX. 2,20,33 (?). 115 Decretales Gregorii IX. 2,23,14. 116 Original: ex indirectorio ist nach der letzten Ausgabe des Hexenhammers von 1669 zu korrigieren: ex directorio, was nach Schnyder (1993) 235 eine direkte Nennung des Inquisitionshandbuchs ›Directorium inquisitorum‹ (1376) des spanischen Inquisitors Nikolaus Eymerich, der wichtigsten Vorlage für den dritten Teil des Hexenhammers, ist. 117 Fehlt im Text. Vgl. Inhaltsübersicht. 118 Decretalium liber sextus 5,2,11,Verum. 119 Decretales Gregorii IX. 2,21,4f. 120 Decretales Gregorii IX. 5,7,13,Adicimus. 121 Guido de Baysio, Kommentar zum Decretalium liber sextus 5,2,11,Verum.
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4.941 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
122 Decretales Gregorii IX. 2,21,4f. 123 Iustinianus, Digesta 48,18,16. 124 Decretalium liber sextus 5,2,3. 125 Decretalium liber sextus 5,2,5. 126 Decretalium liber sextus 5,2,8,Licet. 127 Guido de Baysio, Kommentar zum Decretalium liber sextus 5,2,8,Licet. 128 Gratianus, Decretum 2,2,7,22. 129 Zahlreiche der Innsbrucker Zeugenaussagen stammten von Todfeinden, Kramer hat sie dennoch zugelassen. Ammann (1890); Dienst (1987). 130 Guido de Baysio, Kommentar zum Decretalium liber sextus 5,2,8,Licet. 131 Gratianus, Decretum 2,3,5,2. 132 Decretales Gregorii IX. 5,3,31,Schluß. 133 Henricus de Segusio, Summa aurea 5,1,2. 134 Vgl. fol. 103va-105rb. 135 Decretalium liber sextus 5,2,20. 136 Clementinae 5,11,2.
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137 Berufung gegen das Urteil eines unteren Gerichts an ein höheres zur Prüfung der Richtigkeit der angefochtenen Entscheidung. Die Wirkung des Urteils wird zunächst ausgesetzt. Vgl. auch fol. 75ra, 127vb-129vb. 138 Eidesleistung, mit der beteuert wird, nicht gegen jemanden wider besseres Wissen in einem Prozeßverfahren Ansprüche zu erheben oder zu klagen. – Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte 2 (1978) 566–570. 139 Vgl. fol. 97vb. 140 Rechtlich wurde durch das Gerücht seit der Prozeßrechtsreform Innozenz' III. auf dem vierten Laterankonzil die eigentlich erforderliche Klage fingiert. 141 maleficus. 142 Decretalium liber sextus 5,2,11. 143 Diese Regel hat Kramer als Inquisitor in Innsbruck im Herbst 1485 befolgt. Vgl. Einleitung. 144 Bei Hausdurchsuchungen wurden in Innsbruck und bei anderen Prozessen zahlreiche Gegenstände zutage gefördert, die auf eine lebendige Zauberkultur schließen lassen. Ammann (1890); Dienst (1987). 145 Vgl. fol. 69ra-71rb.
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4.943 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
146 Genuswechsel im Text. 147 Genuswechsel im Text nach der Vorlage des Interrogatoriums, dem ›Directorium‹ des Nikolaus Eymerich. 148 Genuswechsel im Text. 149 Vermutlich implizierter Genuswechsel wegen Wechsel zur Hexenmaterie. 150 Innsbrucker Hexenprozeß 1485, wo die Hauptangeklagte Helena Scheuberin dies wörtlich gegenüber dem Ritter Jörg Spieß ausgesprochen hatte. 151 Derartige auf die weibliche Sexualität zielende Fragen von seiten Kramers haben zum Abbruch der Innsbrucker Hexenverfolgung geführt. Vgl. Einleitung. 152 Falscher Rückverweis, vgl. aber die zweite Frage fol. 99rb. 153 Vgl. fol 115va-117vb. 154 Beweisführung, die vom Stärkeren »erst recht« auf das Schwächere schließt. 155 Original: penitens ist ins Gegenteil zu korrigieren. Nach Schnyder (1993) 242.
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4.944 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
156 Sub cautione fideiussorum = Wiedergestellung versprechen. 157 Dies war sowohl in Ravensburg 1484 als auch in Innsbruck 1485 gegen den Willen des Inquisitors der Fall. – Ammann (1890); Müller (1910). 158 Vgl. fol. 101va-b. 159 Sub cautione vel manulente. 160 Fideiussores. 161 Kramer hatte in seiner Funktion als Inquisitor dieses Verfahren im Herbst 1484 dem Stadtrat von Ravensburg nahegelegt, wie dieser in seinem Schreiben vom 17. Dez. 1484 an Erzherzog Sigmund von Tirol berichtete. Müller (1910) 400. – Das Aufheben der Hexe bei der Verhaftung wurde von späteren Dämonologen selbst unter den Aberglauben eingereiht. Vgl. Binsfeld (1589) oder Delrio (1599). 162 Falscher Rückverweis. Vgl. fol. 77ra-b. 163 Vgl. fol. 44ra-b. 164 Col 3,17. 165 Henricus de Segusio, Summa aurea, Fundstelle unbekannt. 166 In pretorio.
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4.945 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
167 Clementinae 5,3,1. 168 Vgl. fol. 102ra. 169 Decretalium liber sextus 5,2,20,Iubemus. 170 Vgl. fol. 97rb. 171 Johannes Andreae, Kommentar zum Decretalium liber sextus 5,2,20,Iubemus. 172 Decretalium liber sextus 5,2,20,Et ut. 173 Decretalium liber sextus 5,2,20, am Ende. 174 Guido de Baysio, Kommentar zum Decretalium liber sextus 5,2,20, am Ende. 175 Absque pena sanguinis. Gemeint ist die Todesstrafe. 176 Goffredus de Trano, Summa titulorum decretalium 1,40 (?). 177 Iustinianus, Codex 3,1,14. 178 Henricus de Segusio, Summa aurea 1,40,5. 179 Iustinianus, Codex 5,37,6. 180 Iustinianus, Codex 2,6,6 (wohl falsche Stellenangabe bei Kramer).
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4.946 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
181 Vgl. fol. 100ra-b. 182 Gratianus, 2,3,7,1,Tria.
Decretum
2,3,7,2,Arcentur;
183 Decretales Gregorii IX. 5,7,13,Credentes. 184 Vgl. fol. 100ra-b. 185 Gratianus, Decretum 2,24,3,32. 186 Decretalium liber sextus 5,2,8. 187 Hierzu das Beispiel des Juristen Johann Merwais von Wendingen, der am 31. Oktober 1485 den Innsbrucker Hexenprozeß beendete. Vgl. Einleitung. 188 Versagte Nachbarschaftshilfe bildete eine Hauptursache für Unmutsäußerungen oder Drohungen, die nach dem Eintreten eines Unglücks als Indiz der Hexerei gewertet wurden. 189 Sog. Urfehde: ein eidlich bekräftigter Fehdeverzicht zwischen dem Verklagten und dem Kläger, bei Offizialprozessen wie der Inquisition auch dem Gericht. Der Täter verspricht unter Eid, sich nicht für die Gefangennahme und die Haft rächen zu wollen. Vgl. die Anm. zu fol. 54vb. 190 Vgl. fol. 104rb-104va. 191 Decretales Gregorii IX. 5,34,10.
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4.947 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
192 Decretales liber sextus 5,2,8. 193 Vgl. fol. 114vb-117vb. 194 Decretales Gregorii IX. 5,7,9,Presenti. 195 Decretales Gregorii IX. 5,7,15. 196 Vgl. fol. 116rb-117vb. 197 Concurreret ist aus inhaltlichen Gründen zu concurrerent zu korrigieren. Vgl. Schnyder (1993) 247. 198 Vgl. fol. 101va-102ra. 199 Hans Portner, der Torwärter des Erzherzog Sigmund, hatte am 16. Oktober 1485 dem Inquisitor zu Protokoll gegeben: Agnes Sneiderin, Witwe Peter Sneiders, seine frühere Geliebte, habe zu ihm bei seiner Hochzeit gesagt: »ich will dir und ir tun, daz ir keinen gesunden tag nimmer bei einander haben sollen«. Ammann (1890) 48. 200 Deutsches Wort im Original. 201 Vgl. fol. 88ra. 202 2 Cor 12,16. 203 Vgl. fol. 99vb-100ra. 204 Vgl. fol. 99vb-100ra.
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4.948 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
205 Genuswechsel und Abweichen von der Vorlage, dem »Directorium inquisitorum« des Nikolaus Eymerich, wohl wegen des Übergangs zur Hexereithematik. 206 Decretalium liber sextus 5,2,20. 207 Vgl. zu dieser Fehlzählung Schnyder (1993) 250. 208 Vgl. 101va-b. 209 Exempel Speyer 6. – Vgl. fol. 47va, fol. 57va, 78va, 105va, 126va. 210 Bernardus de Botone, Kommentar zu den Decretales Gregorii IX. 5,7,9,Presenti. 211 Vgl. fol. 101va-b. 212 Vgl. 101vb. 213 Vgl. fol. 98vb-100rb. 214 Vgl. fol. 26rb-26va. 215 Vgl. zu dieser Fehlzählung Schnyder (1993) 250. 216 Original: stat post actus. Vgl. zu dieser sinnvollen Korrektur Schnyder (1993) 253. 217 Fortsetzung der Zählung, die auf fol. 105vb begonnen wurde. 218 Vgl. fol. 105vb-106ra.
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4.949 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
219 Vgl. fol. 105vb-106ra. 220 Visio beatifica, Anschauung Gottes, eine bes. Art der Gotteserfahrung. In der Theologie wurde seit dem 14. Jahrhundert (Papst Johannes XXII.) die nach dem Tod vom Körper getrennte Seele als im Himmel selig betrachtet. 221 Aliarum maleficarum magistra. 222 Verweis unklar. Vgl. aber fol. 76va-79vb. 223 Die fünfzehnte Frage ist doppelt vergeben. Vgl. S. 132 und 673. 224 Bernhard von Clairvaux, Fundstelle unbekannt. 225 Vgl. fol. 113rb-114ra. 226 Vgl. fol. 44rb-44vb. 227 Io 15,22. 228 Kramer hat diese Rasur zur Entdeckung von Schweige- und sonstigem Zauber bei seiner Inquisition im Herbst 1484 in Ravensburg selbst empfohlen. Müller (1910) 400. – Die Aussagen des Henkers Diewolt Hartmann von Miltenberg, der in Diensten des Kurfürsten Johann II. von Trier (1434–1503, reg. 1456–1503) und des Grafen Philipp II. von Virneburg (1459–1517) gestanden hatte, legen nahe, daß genauso in Hexenprozessen verfahren worden ist.
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4.950 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
Hartmann war seit 1478 Henker und hatte allein in den Jahren 1492–1494 ca. 30 Frauen als Hexen verbrannt. Hansen (1901) 592–594. 229 Vgl. fol. 106rb. 230 Original: in oppido hagenowie. Rückverweis, vgl. fol. 50rb, 50vb. 231 Vgl. fol. 50rb. 232 Exempel Straßburg 8, Hagenau 2. 233 Exempel Brixen 7, Innsbruck 7. 234 Diözese Regensburg, Teil des Erzbistums Salzburg. Bischof war Heinrich IV. von Absberg (reg. 1465–1492). Während seiner Regierung sind Zaubereiprozesse in der Reichsstadt Regensburg in den Jahren 1467, 1470 und 1480 überliefert. Behringer (1987) 432. Das genannte Exempel hingegen ist der Regensburger Chronistik unbekannt. 235 Exempel Regensburg 1. 236 Vgl. die Formulierung in der Bulle »Summis desiderantes affectibus« Innozenz' VIII. fol. Ir-v. 237 Exempel Como 4. – Vgl. fol. 32va, 48vb, 54vb. Wieder wird der direkte Kontakt mit dem Inquisitor von Como, Laurentius von St. Agatha, hervorgehoben. 1485 wird als »vergangenes Jahr«, bezeichnet,
Hexen
4.951 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
Teil III des Hexenhammers wurde also 1486 geschrieben. – Zur Rasur vgl. Kommentar zu fol. 107vb. 238 Deutsch im Original. 239 Vgl. fol. 108ra. 240 Exempel Regensburg 2. 241 Vgl. fol. 108va. 242 2 Cor 9,8. 243 Eccl 37,15. 244 2 Par 20,1–13. 245 Gratianus, Decretum 2,26,7,16. 246 Vgl. zu den Vorsichtsmaßregeln als eigenständiger Frage im Inhaltsverzeichnis fol. 3rb. 247 Dem Delinquenten. 248 Longitudo Christi: »Länge Christi«, heiliges Längenmaß. Die Länge des Körpers Christi wurde mit 1,60 m bis 1,80 m angegeben, vgl. HDA 5 (1932/33) 899–902. 249 Genuswechsel wegen Übergang zur Hexereithematik. 250 Vgl. fol. 110rb. Zur Feuerprobe als Teil des mittelalterlichen Beweisverfahrens des Gottesurteils vgl.
Hexen
4.952 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
fol. 97va. 251 Vgl. fol. 109va-b. 252 Karfreitag. 253 Vgl. fol. 106va-b. 254 Also 1485 oder 1486. 255 Original: castrum Kynigsheym. Bei Schmidt (1906) III,103: Burg Königstein. Bei Schnyder (1993) 407 jedoch Kintzheim bei Schlettstadt, dem Geburtsort Kramers. – Gemeint ist aber die benachbarte Hochkönigsburg, heute Haut Koenigsbourg, Département Bas-Rhin, Frankreich. – Nachbardorf von Kintzheim ist Kestenholz bei Schlettstadt, wo 1478 Hexenverfolgungen stattgefunden haben. Vgl. Anm. zu fol. 62rb. 256 Exempel Straßburg 9. – Dieses Exempel vom Hagelzauber bei Schlettstadt wurde von Delrio 1599 übernommen. Exempel Delrio Nr. 194, Fischer (1975) 194. 257 Gratianus, Decretum 2,2,5,20. 258 Gratianus, Decretum 2,2,5,22. 259 Thomas von 2,2,95,8,ad 3.
Hexen
Aquin,
Summa
theologiae
4.953 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
260 Kaiser Heinrich II., hl. (973/78–1024), deutscher König aus dem salischen Herrscherhaus, seit 998 mit Kunigunde kinderlos verheiratet, 1146 von Papst Eugen III. kanonisiert. 261 Augustinus, De ordine 2,4,12. 262 Gratianus, Decretum 2,2,5,22. 263 1 Thess 5,22. 264 Der Kirchenväter. 265 Gratianus, Decretum 2,2,5,20. 266 Papst Stephan V. (reg. 885–891). 267 Thomas von 2,2,95,8,ad 3.
Aquin,
Summa
theologiae
268 Nikolaus von Lyra, Postilla litteralis, zu 1 Sam 17. 269 1 Sam 17. 270 Goliath. 271 Paulus von Burgos, Additiones, zu 1 Sam 17. 272 1 Sam 17,45. 273 Dieser Fall läßt sich im Archiv von Donaueschingen nachweisen: Prozeß gegen Anna Henni aus Rötenbach bei Löffingen, südöstlich von Donau-
Hexen
4.954 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
eschingen, im Schwarzwald. Die Frau wurde von Graf Heinrich von Fürstenberg gegen Urfehde am 14. März 1485 freigelassen. Fürstenbergisches Urkundenbuch IV,42: Riezler (1896) 78–79. 274 Exempel Konstanz 22 (Fürstenberg). 275 Clementinae 5,3,1. 276 Decretalium liber sextus 5,2,18,Prohibemus. 277 Gratianus, Decretum 2,2,1,1. 278 Widerspruch zu oben fol. 105va, wo das Geständnis als alleinige Urteilsvoraussetzung fungiert. 279 Iustinianus, Digesta 42,1,1. 280 Gratianus, Decretum 2,2,6,41,Diffinitiva. 281 Gratianus, Decretum 2,2,6,28; 2,2,6,29. 282 Decretalium liber sextus 5,2,20. 283 Gratianus, Decretum 2,3,3,4,Spatium. 284 Vgl. fol. 100ra-b. 285 Clementinae 5,11,2. 286 Johannes Andreae, Kommentar zu den Clementinae 5,11,2. 287 Gratianus, Decretum 1,1,4.
Hexen
4.955 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
288 Iustinianus, Digesta, Fundstelle unbekannt. 289 Vgl. fol. 106vb. 290 Kommentar zu Gratianus, Decretum 2,2,1,1. 291 Decretales Gregorii IX. 3,2,8. 292 Interpretatione iuris. 293 Gratianus, Decretum 2,3,9,10. 294 Gratianus, Decretum 2,32,1,2. 295 Gratianus, Decretum, 2,2,1,13. 296 Gratianus, Decretum 2,2,5,5. 297 Gratianus, Decretum 2,32,1,2. 298 Ad semiplenam probationem. 299 Decretales Gregorii IX. 2,23. 300 Decretales Gregorii IX. 4,1,30. 301 Gratianus, Decretum, 2,32,1,2. 302 Nova iura. 303 Decretalium liber sextus 5,2,8,Si autem. 304 Decretales Gregorii IX. 5,7,13. 305 Quatembertage: die vierteljährlich vorgeschriebe-
Hexen
4.956 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
nen drei Fasttage der römischen Kirche. 306 Iustinianus, Codex 1,5,2. 307 Henricus de Segusio, Summa aurea 2,23,4. 308 Decretalium liber sextus, 5,2,8,Accusatus. 309 Johannes Andreae, Kommentar zum Decretalium liber sextus 5,2,8,Accusatus. 310 Guido de Baysio, Kommentar zum Decretalium liber sextus 5,2,8,Accusatus. 311 Bernhard von Pavia, Fundstelle unbekannt. 312 Huguccio Pisanus, Fundstelle unbekannt. 313 Decretalium liber sextus 5,2,8,Si vero. 314 Guido de Baysio, Kommentar zum Decretalium liber sextus 5,2,8,Si vero. 315 Decretalium liber sextus 5,2,7. 316 Decretalium liber sextus 5,2,8. 317 Guido de Baysio, Kommentar zum Decretalium liber sextus 5,2,8,Accusatus. 318 Johannes Andreae, Kommentar zum Decretalium liber sextus 5,2,8,Accusatus. 319 Gratianus, Decretum 1,34,1.
Hexen
4.957 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
320 Decretalium liber sextus 5,2,3. 321 Decretalium liber sextus 5,2,8. 322 Guido de Baysio, Kommentar zum Decretalium liber sextus 5,2,2,Quicunque. 323 Vgl. fol. 73ra-b. 324 Decretales Gregorii IX. 5,7,13, Qui autem. 325 Henricus de Segusio, Summa aurea 2,23,4. 326 Ursprünglich Fluch mit Ausstoßung aus der Gemeinschaft. Im mittelalterlichen Kirchenrecht beinhaltet das Anathem in der Regel die Exkommunikation unter Hinzufügung einer Verwünschungsformel. 327 Decretalium liber sextus 5,2,8,Accusatus. 328 Decretales Gregorii IX. 2,23,14,Quo circa. 329 Decretalium liber sextus 5,2,8. 330 Decretales Gregorii IX. 5,34,10. 331 Decretales Gregorii IX. 2,23,14. 332 Decretalium liber sextus 5,2,8, Eum vero. 333 Decretalium liber sextus 5,2,8, Eum vero. 334 Decretalium liber sextus 5,7,9,Presenti.
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4.958 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
335 Decretalium liber sextus 5,7,9,Presenti; Gratianus, Decretum 2,26,2,6. 336 Decretales Gregorii IX. 5,7,13,Qui autem. 337 Decretales Gregorii IX. 5,7,13,Qui autem. 338 Decretalium liber sextus 5,2,7. 339 Decretalium liber sextus 5,2,11. 340 Decretales Gregorii IX. 5,7,9. 341 Decretales Gregorii IX. 5,7,9. 342 Decretales Gregorii IX. 2,23,12. 343 Decretales Gregorii IX. 2,23,2. 344 Vgl. fol. 116va-117vb. 345 N(omen) N(ominandum), der zu nennende Name. 346 Vgl. fol. 99vb-100ra. 347 Conpurgatores (wörtlich: Mitreiniger) als Eideshelfer. 348 Decretales Gregorii IX. 5,34,10. 349 Decretales Gregorii IX. 5,7,13,Qui autem. 350 Decretales Gregorii IX. 5,7,13,Adiicimus. 351 Decretales Gregorii IX. 5,34,11.
Hexen
4.959 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
352 Decretales Gregorii IX. 5,34,5,Porro. 353 Decretales Gregorii IX. 5,34,16. 354 Decretales Gregorii IX. 5,34,10. 355 Decretales Gregorii IX. 5,7,13,Adiicimus. 356 Decretales Gregorii IX. 5,7,9,Illos quoque. 357 Clementinae 5,3,1. 358 Decretales Gregorii IX. 5,7,9,Presenti. 359 Vgl. fol. 118va-119va. 360 Decretales Gregorii IX. 5,7,9,Presenti. 361 Vgl. 120vb-121rb. 362 Original decimo modo ist fehlerhaft. Vgl. Schnyder (1993) 268. Verweis auf fol. 121ra-121vb. 363 Vgl. zur 106rb-108va.
vorliegenden
Frage
auch
fol.
364 Decretalium liber sextus 5,2,8. 365 In vulgari. Schmidt (1906), III, 139: »Umgangssprache«. 366 Genuswechsel im Original. 367 Decretalium liber sextus 5,2,8.
Hexen
4.960 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
368 Also die achte Form der Strafe. Vgl. fol. 118va119va. 369 Decretales Gregorii IX. 5,7,15. 370 Decretalium liber sextus 5,2,1. 371 Decretalium liber sextus 5,2,12. 372 Decretales Gregorii IX. 5,37,13. 373 Decretalium liber sextus 5,2,7. 374 Vgl. Innsbrucker Hexenprozeß: Ammann (1890). 375 Guido de Baysio, Kommentar zum Decretalium liber sextus 5,2,7. 376 Decretales Gregorii IX. 5,7,9, Presenti. 377 Decretales Gregorii IX. 5,7,15. 378 Genuswechsel im Original. 379 Vgl. fol. 107ra-109rb. 380 Vgl. fol. 116vb. 381 Vgl. fol. 113rb-114ra. 382 Vgl. fol. 114vb-116rb. 383 Dieser, mit dem Vorhergehenden beinahe identische Passus wurde in der Übersetzung von Schmidt
Hexen
4.961 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
ausgelassen. 384 Decretales Gregorii IX. 5,7,13; 5,7,15. 385 Decretales Gregorii IX. 5,7,9Presenti. 386 ad modum scapularis. Überwurf der Ordenskleidung für die Arbeit. 387 Es sind sechs Hauptfeste: 2.2. Mariä Lichtmeß; 25.3. Mariä Verkündigung; 2.7. Mariä Heimsuchung; 15.8. Mariä Himmelfahrt; 8.9. Mariä Geburt; 8.12. Mariä Empfängnis. 388 Decretales Gregorii IX., 5,34,10. 389 Decretales Gregorii IX., 5,34,10. 390 Vgl. fol. 113rb-114ra. 391 Decretales Gregorii IX. 5,34,10. 392 Decretalium liber sextus 5,2,8. 393 Decretalium liber sextus 5,2,8. 394 Decretales Gregorii IX. 5,7,13, Adiicimus. 395 Decretales Gregorii IX. 5,7,9,Illos quoque. 396 Decretalium liber sextus 5,2,12. 397 Decretales Gregorii IX. 5,7,9,Presenti.
Hexen
4.962 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
398 Decretales Gregorii IX. 5,7,15,Si qui autem. 399 Decretalium liber sextus 5,2,11. 400 Vgl. zu dieser Übersetzung Schnyder (1993) 274. 401 Ein präziser Hinweis fehlt. Vgl. fol. 115ra-b, 115vb, 117ra-b, 118ra. 402 Decretales Gregorii IX. 5,7,13; Decretales Gregorii IX. 5,7,15. 403 Decretalium liber sextus 5,2,11. 404 Wohl Fehler im Original: frequentabant. 405 Decretalium liber sextus 5,2,4. 406 Decretales Gregorii IX. 5,7,9,Presenti. 407 Decretalium liber sextus 5,2,1. 408 Die Negation fehlt im Original. Vgl. Schnyder (1993) 276. 409 Vgl. fol. 120vb. 410 Henricus de Segusio, Summa aurea 5,7,3. 411 Falscher Verweis. Es dürfte das Ende der siebten Frage, fol. 101vb, gemeint sein. Vgl. Schnyder (1993) 278.
Hexen
4.963 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
412 Vgl. fol. 118va-119va. 413 Vgl. fol. 120vb-121rb. 414 Paulus Liazari, Kommentar zu den Clementinae 5,3,1. 415 In seiner Instruktion zum Fall der Barbara Selachin vom 19. Oktober 1485 spezifiziert Kramer die Einmauerung: »entweder im Stadtgefängnis oder in ihrem eigenen Haus, das sie ohne Erlaubnis nicht verlassen darf«. Ammann (1890) 58. 416 Kommentar zu den Decretales Gregorii IX. 5,7,9, Qui vero. 417 Decretales Gregorii IX. 5,7,15. 418 Gemeint sind die weltlichen Richter. 419 Decretalium liber sextus 5,2,18,Prohibemus. 420 Decretales Gregorii IX. 5,7,9,Presenti. 421 Decretalium liber sextus 5,2,7. 422 Decretalium liber sextus 5,2,18,Prohibemus. 423 Iud 15,4f. 424 D.i. der Hl. Geist. 425 Eine der sieben kanonischen Stunden, zwischen Frühmesse (prima) und Frühstück (prandium de
Hexen
4.964 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
mane). 426 Vgl. fol. 118va-119va. 427 Vgl. fol. 116rb-117vb. 428 Vgl. fol. 120vb-121rb. 429 Original: citra (diesseits). Es dürfte aber jenseits (ultra) gemeint sein, wobei dies freilich eine Frage der jeweils eingenommenen Perspektive ist. Mit Rücksicht auf den sonstigen Sprachgebrauch dürfte eine vielsagende Fehlleistung vorliegen. 430 Vgl. fol. 112vb-113ra. 431 Vgl. fol. 113ra-b. 432 Vgl. fol. 113va-b. 433 conpurgatores. 434 Vgl. fol. 114ra-114vb. 435 Decretales Gregorii IX. 5,7,13,Credentes. 436 Gratianus, Decretum 2,32,5,13. 437 Vgl. fol. 114vb-115va. 438 Falscher Verweis. Gemeint ist die 23. Frage. 439 Decretales Gregorii IX. 5,7,13, Qui autem.
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4.965 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
440 Vgl. fol. 115ra. 441 Falscher Verweis. Gemeint ist die 23. Frage. 442 Decretalium liber sextus 5,2,18. 443 Decretalium liber sextus 5,2,18. 444 Decretalium liber sextus 5,2,18, Si vero. 445 Vgl. fol. 115va-116rb. 446 Falscher Verweis. Gemeint ist die 24. Frage. 447 Falscher Verweis. Das Thema wird ausführlich in II/1, 13, fol. 69ra-71rb behandelt. 448 Decretales Gregorii IX. 5,34,10. 449 Vgl. fol. 111va-112ra. 450 Vgl. fol. 116rb-117vb. 451 Falscher Verweis. Gemeint ist die 25. Frage. 452 Vgl. fol. 107ra-109rb. 453 Gratianus, Decretum 2,2,5,20. 454 Gratianus, Decretum 2,2,5,22. 455 Decretales Gregorii IX. 5,34,10. 456 Vgl. fol. 117vb-118va.
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4.966 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
457 Falscher Verweis. Gemeint ist die 26. Frage. 458 Gemeint ist das römische Kaiserrecht des Codex Iustinianus. 459 Ungenauer Verweis. Das Thema wird in II/2 und II/2, 6 behandelt. 460 Ungenauer Verweis. Das Thema wird in II/2, 6, fol. 89ra-b behandelt. 461 Vgl. II/1, 1ff. 462 Exempel Speyer 7. – Vgl. fol. 47va, 57va, 105va. 463 Das Dorf »zun hofen« bleibt unidentifiziert. Hofen südlich von Heilbronn ist das nächstgelegene Dorf mit einigermaßen passendem Namen. Der Weiler Zumhof in Württemberg kommt kaum in Frage. Schmidt (1906) III, 210 und Schnyder (1993) 407, schreiben einfach: Diözese Speyer, Zunhofen. 464 Exempel Speyer 8. 465 Die vierteljährlich vorgeschriebenen drei Fasttage der römischen Kirche. 466 Vgl. zu dieser Angabe Schnyder (1993) 285. 467 Vgl. fol. 32rb-32va.
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4.967 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
468 Unklarer Verweis. Das Thema wird ausführlich im zweiten Teil behandelt. 469 Heresiarchi. 470 Gratianus, Decretum 2,24,3,32. 471 Decretales Gregorii IX. 5,7,9,Presenti. 472 Decretalium liber sextus 5,2,18. 473 Decretalium liber sextus 5,2,18,Prohibemus. 474 Vgl. fol. 74vb-75rb. 475 Decretales Gregorii IX. 5,7,13,Credentes. 476 Decretalium liber sextus 5,2,18,Prohibemus. 477 Decretalium liber sextus 5,2,18,Prohibemus. 478 Verbum frequentativum (= iterativum). 479 Decretales Gregorii IX. 5,7,13,Credentes. 480 Guido de Baysio, Kommentar zum Decretalium liber sextus 5,2,2,Quicunque. 481 Johannes Andreae, Kommentar zum Decretalium liber sextus 5,2,9. 482 Decretalium liber sextus 5,2,18,Prohibemus. 483 Decretalium liber sextus 5,2,18,Prohibemus.
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4.968 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
484 Johannes Andreae, Kommentar zum Decretalium liber sextus 5,2,9. 485 Decretalium liber sextus 5,2,18,Prohibemus. 486 Decretalium liber sextus 5,2,18,Prohibemus. 487 Decretales Gregorii IX. 5,7,9,Presenti. 488 Decretalium liber sextus, 5,2,8,Sacerdotes. 489 Die Beichte. 490 Vgl. für das folgende Nikolaus Eymerich, Directorium inquisitorum (1587) pars 3, 453–456. 491 Vgl. fol. 100ra-b. 492 Clementinae 5,3,1. 493 Libellus apostoli oder dimissorius, Abgabeschreiben des Richters, von dem aus appelliert wird, das der Appellant mit den Akten binnen Frist dem Richter, an den appelliert wird, vorzulegen hat. 494 Decretales Gregorii IX. 2,28,60. 495 Decretalium liber sextus 2,15,6. 496 Der iudex a quo appellatur der niederen Instanz im Gegensatz zum iudex ad quem appellatur der höheren Instanz.
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4.969 [III/3,20] Fünfunddreißigste Frage dieses letzten Hexenhammer, 796
497 Fehler im Original. 498 Schnyder übersetzt gravamina mit Beschwerdepunkte, d.h. die des Angeklagten. Gemeint sein dürften aber die Beschwernisse des Angeklagten durch den Richter, wodurch ein Eingreifen in den Text überflüssig wird. Vgl. Schnyder (1993) 287. 499 Contemnat: fälschlich Singular.
Hexen
4.970
Anhang
Anhang
Hexen
Hexenhammer, 797
4.971
1. Quellen zu den Exempeln des Malleus
Hexenhammer, 799
Quellen und Literatur zur Interpretation des Hexenhammers 1. Quellen zu den Exempeln des Malleus Maleficarum [in Klammern: Publikation, vgl. Literatur] Admont, Stiftsarchiv Cod. Ff 23a Brief des Salzburger Bischofs 1494 wegen Predigten Kramers [Hansen 1901, 374f.; Schnyder 1993, 60f.] Augsburg, Staats- und Stadtbibliothek 2 Ink. 1100, Opusculum in errores monarchiae, 1499 Eintrag Konrad Peutingers über Institoris in Augsburg [Schnyder 1993, 64] Augsburg, Stadtarchiv Katholisches Wesensarchiv, B 7 Inquisition wegen zu häufiger Kommunion 1480 [Koeniger 1923; Schröder 1929] Bar-le-Duc, Archives Départementales de la Meuse B 1878, Rechnungsablage des Waultrin de Filières [Atten 1995] Basel, Staatsarchiv
Hexen
4.972
1. Quellen zu den Exempeln des Malleus
Hexenhammer, 800
Cod. AA. 20 Ernennung Kramers zum Inquisitor im Bistum Basel [Wibel 1913; Schnyder 1993, 36f., 40f.] Basel, Stadtarchiv Ussgebenbuch Nr. 11 (1473–1490), fol. 475 Verbrennung einer Frau in Liestal bei Basel 1482 [Hansen 1901] Brixen, Diözesanarchiv Hofakten Nr. 2267/1–12 Innsbrucker Hexenverfolgung 1485, Handakten des Bischofs Georg Golser von Brixen [Ammann 1890, Dienst 1987, Wilson 1990, Wilson 1996] Konsistorialkodizes, Investiturae antiquae, Bd. 1, Nr. 174, 200–201 [Schnyder 1993,49–54] Brüssel, Archives Générales du Royaume de Belgique Comptes des officiers de justice/sect. III, Nr. 13328 Hexenverfolgung Luxemburg 1481 [Atten 1995] Donaueschingen, Fürstenberg-Archiv Fürstenbergisches Urkundenbuch IV,42 Urfehde Anna Henni von Röthenbach, 14. März 1485 [Riezler 1879; Riezler 1896]
Hexen
4.973
1. Quellen zu den Exempeln des Malleus
Hexenhammer, 800
Frankfurt, Stadtarchiv Urfehdebuch 1468–1529 (Urfehde v. 18.2.1494) Gefangenen-Bekenntnisse 1488–1494 Aussage des Diewolt Hartmann 1494 [Hansen 1901] Innsbruck, Tiroler Landesarchiv Bestand Pestarchiv XXXV, b, 19 Antwort der Reichsstadt Ravensburg auf eine Anfrage Erzherzog Sigmunds von Tirol wegen der Ravensburger Hexenprozesse im Herbst 1484, Ravensburg, 17. Dez. 1484 [Müller 1910, Wilson 1990, Wilson 1996]. Koblenz, Stadtarchiv Urfehde einer Frau aus Moselweiß, 1491 [Rummel 1995, 258. – Zu korrigieren: Hansen 1901, 595] Köln, Stadtarchiv Criminalakten a.a. 1483 (Ermordung des Nicasius Hackeney) Folterung einer alten Frau wegen Zauberei [Hansen 1901] Konstanz, Stadtarchiv Ratsbuch B 14 (1483–1491) Urfehde der Anna Iselin 1483 Todesurteil der Ursel Hanerin 1483 [von Laer] Landshut, Staatsarchiv
Hexen
4.974
1. Quellen zu den Exempeln des Malleus
Hexenhammer, 801
Landgerichtsrechnungen R 18, F. 791 Markt Schwaben 1478 Luzern, Staatsarchiv Zeugenaussage gegen die Stallerin und die Ruschellerin 1486 [Hansen 1901, 586] Metz, Archives Départementales de la Moselle Chroniken Jehan Aubrion (1464–1512), hgg. v. Lorédan Larchey Philippe de Vigneulles (1471–1527), hgg. von Charles Bruneau Memmingen, Stadtarchiv Ratsprotokolle 1518 Schublade 344, Br. 9/1 Hexenprozeß in der Adelsherrschaft Pleß München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv Fürststift Kempten, Urkundenarchiv Nr. 1261 Urfehde Unterthingau 1484, 29. Sept. [Behringer 1987] Klosterliteralien Tegernsee Nr. 234 Bericht des Paul Wann vom 21. Okt. 1485 Reichsstadt Literalien Regensburg Index ad R 13 Zaubereiprozesse 1493 München, Staatsarchiv Oberbayern Herrschaft Hohenaschau, B 346, Urfehdebuch zwei Urfehden von 1466 [Behringer 1997] München, Staatsbibliothek
Hexen
4.975
1. Quellen zu den Exempeln des Malleus
Hexenhammer, 801
Codex germanicus monacensis 1642, fol. 133f. Mathias Widmann von Kemnath, Chronik [Hansen 901, 231–235]. Codex latinus monacensis 1721, fol. 199–212 Inquisition wegen zu häufiger Kommunion 1480 [Koeniger 1923; Segl 1988, 109–114] Nancy, Archives Départementales de Meurthe-et-Moselle Bestand B, Amt Dieuze Nr. 5249 Hexenprozesse 1486–1487 [Biesel 1997, 139f.] Nördlingen, Stadtarchiv Missivbuch 1478; Kammerrechnungen 1476–1490 Hexenprozeß in Nördlingen aufgrund einer Beschuldigung aus Schlettstadt [Wulz 1937] Nürnberg, Staatsarchiv Rep. 4 Differentialakten Nr. 33c Auszüge aus Acht- und Strafbüchern [Zaubereiprozesse Els Hellin 1477; Hans Pressel 1480; Barbara Eyrichin, Anna Hansen 1486; Els Rutzscherin 1487: Kunstmann 1970]. Rep. 18a D-Laden, Akten Nr. 251 »Ratschlag Unhulden« und Brief des Kramer/Institoris an den Nürnberger Rat 1491
Hexen
4.976
1. Quellen zu den Exempeln des Malleus
Hexenhammer, 802
[Kunstmann 1970; Endres 1988; Jerouschek 1991; Schnyder 1993] Ratsverlässe Nr. 269, fol. 14 Briefbücher, tom 42 fol. 40 [Endres 1988, S. 197] Paderborn, Erzbischöfliche Akademische Bibliothek I, 21 Malleus 1494 Briefabschrift Servatius Fanckel 1496 [Klose 1972] Ravensburg, Stadtarchiv Urfehden: U 1.116, U 1.119, U 1.129, U 1.131 [Hafner 1887; Müller 1910, Wilson 1990, Wilson 1996] Rom, Archiv des Dominikanerordens Registra generalium Ordinis Praedicatorum Gruppe IV, Bd. IV,3–12 [Schnyder 1993, 33–73] Rom, Vatikanisches Geheimarchiv Armar. 39, vol. 18, fol. 203–204v Schreiben an den Erzbischof von Mainz und den Erzherzog von Tirol wegen Unterstützung der Hexenverfolgungen. Belobigung des Abtes von Weingarten wegen Unterstützung der Hexenverfolgung, 18. Juni 1485 [Hansen 1901, S. 27–30] Bullenregister 636, fol. 212 Ablaß für das Kloster Schlettstadt wegen In-
Hexen
4.977
1. Quellen zu den Exempeln des Malleus
Hexenhammer, 802
quisitionstätigkeit, 31. Okt. 1483 Stuttgart, Hauptstaatsarchiv Rep. Ravensburg, B. 34 Kramers Enquete wegen jüdischer Ritualmorde 1475 Trier, Bistumsarchiv Abt. 71, 84, nr. 586a-b Urkunde des Heinrich Institoris 1488 [Schnyder 1993, 57f.; Wolpert 1995] Venedig, Archivio di Stato Atti della Curia Romana, Collezione Podocatoro, busta IX, Nr. 767 Plan zu einer Hexeninquisition, 29.2.1484 [Petersohn 1988; Schnyder 1993, 43–45] Wolfegg, Fürstlich Waldburg-Wolfeggsches Archiv Criminalia 161 Brief des Heinrich Institoris von 1484
Hexen
4.978 2. Die lateinischen Original-Ausgaben des Malleus Hexenhammer, 803
2. Die lateinischen Original-Ausgaben des Malleus Maleficarum (nach der Autopsie von Schnyder 1993, 452f.) Druckjahr, Druckort, Drucker [wenn erschlossen: in Klammern] 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19.
Hexen
[1486 Speyer [1490 Speyer [1494 Speyer 1494 Nürnberg 1494 Köln 1496 Nürnberg [1508/15 Metz 1511 Köln [1512] Paris 1519 Lyon 1519 Nürnberg 1520 Köln [1523] Paris 1574 Venedig 1576 Venedig 1580 Frankfurt 1582 Frankfurt 1584 Lyon 1588 Frankfurt
Peter Drach] Peter Drach] Peter Drach] Anton Koberger Johannes Koelhoff Anton Koberger Kaspar Hochfeder] Heinrich von Neuss Jean Petit Jean Marion Friedrich Peypus Johannes Gymnicus Jean Petit Johann Anton Bertanus Salamander Nikolaus Basse Nikolaus Basse Jeanne Giunta Nikolaus Basse
4.979 2. Die lateinischen Original-Ausgaben des Malleus Hexenhammer, 803
20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28.
Hexen
1595 Lyon 1600 Frankfurt 1604 Lyon 1614 Lyon 1615 Lyon 1618 Lyon 1620 Lyon 1620 Lyon 1669 Lyon
Pierre Landry Nikolaus Basse Pierre Landry Pierre Landry Pierre Landry Pierre Landry Pierre Landry Claude Landry Claude Bourgeat
4.980 3. Faksimile-Ausgaben des Malleus Maleficarum Hexenhammer, 804
3. Faksimile-Ausgaben des Malleus Maleficarum Malleus Maleficarum, Lyon 1669. – Neudruck Brüssel 1969. André Schnyder (Hg.), Malleus Maleficarum von Heinrich Institortis (alias Kramer) unter Mithilfe Jakob Sprengers aufgrund der dämonologischen Tradition zusammengestellt. Wiedergabe des Erstdrucks von 1487 (Hain 9238), Göppingen 1991. Günter Jerouschek (Hg.): Malleus Maleficarum 1487. Von Heinrich Kramer (Institoris). Nachdruck des Erstdrucks von 1487 mit Bulle und Approbatio, Hildesheim u.a. 1992.
Hexen
4.981
4. Übersetzungen des Hexenhammers
Hexenhammer, 804
4. Übersetzungen des Hexenhammers Mlot na czarownice postepek zwierzchowny w czarach. [Teil I und II des Hexenhammers] ins Polnische übersetzt und herausgegeben von Stanislaw Zambkowicz, Warschau 1614. – Neudruck Wroclaw 1992. Der Hexenhammer. Zum ersten Male ins Deutsche übertragen und eingeleitet von J.W.R. Schmidt, Berlin 1906. – Berlin/Leipzig 1923. – Berlin/Leipzig 1937. – Darmstadt 1969. – Darmstadt 1974. – Darmstadt 1980. – München 1982 (Taschenbuchausgabe bei dtv). Malleus maleficarum. translated with an Introduction, Bibliography and Notes by Montague Summers, London 1928. – Neuausgabe 1948. – Nachdruck 1951. – Reprint 1968. – Reprint 1969. – Reprint 1971. – Reprint 1986. – Internet-Edition 1998. Henry Institoris (Kraemer) et Jacques Sprenger, Le Marteau des Sorcières. Présentation et traduction par Amand Danet, Paris 1973. – Neudruck Grenoble 1990. Il Martello delle Streghe. Introduzione da Armando Verdiglione. Traduzione di F. Buia, u.a., Venedig 1977.
Hexen
4.982
5. Literatur im Umfeld des Hexenhammers
Hexenhammer, 805
5. Literatur im Umfeld des Hexenhammers – Agrippa von Nettesheim 1526 Henricus Cornelius Agrippa von Nettesheim, De incertitudine et vanitate scientiarum [1526], Köln 1544. – Die Eitelkeit und Unsicherheit der Wissenschaften (Hgg. Fritz Mauthner), 2 Bde., München 1913. – Neue Übersetzung: Über die Fragwürdigkeit, ja Nichtigkeit der Wissenschaften, Künste und Gewerbe, Berlin 1993. – Alciatus 1515 Andreas Alciatus, De Lamiis seu strigibus [...], in: Opera omnia, Bd. IV, Basel 1582 [abgedruckt in: Hansen 1901, 310–312]. – Amerbach 1481–1513 Johannes Amerbach: Die Amerbach-Korrspondenz, hgg. v.A. Hartmann. Bd. 1: Briefe aus den Jahren 1481–1513, Basel 1942. – Jehan Aubrion Journal de Jehan Aubrion, bourgeois de Metz (1464–1512), avec sa continuation par Pierre Aubrion, hgg. v. Lorédan Larchey, Metz 1852. – Binsfeld 1589 Peter Binsfeld, Tractatus de confessionibus maleficorum et sagarum, Trier 1589. – Samuel de Cassinis 1505
Hexen
4.983
5. Literatur im Umfeld des Hexenhammers
Hexenhammer, 805
Samuel de Cassinis, Question de le strie, o.O. [Pavia] 1505 [abgedruckt in: Hansen (1901) 262–273]. – Delrio 1600 Martin Delrio, Disquisitionum magicarum libri sex, Löwen 1600. – Peter Drach 1480–1503 Peter Drach: Ferdinand Geldner, Das Rechnungsbuch des Speyrer Druckherrn, Verlegers und Großbuchhändlers Peter Drach. Mit Einleitung, Erläuterungen und Identifizierungslisten, in: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel 18 (1962) 885–978. – Nachdruck in: Archiv für die Geschichte des Buchwesens 5 (1964) 1–196. – Erasmus von Rotterdam 1508 Erasmus von Rotterdam, Encomium Moriae, 1508. – Lob der Torheit, Stuttgart 1982. – Hieronymus Gebwiler 1530 Die Schlettstädter Chronik des Schulmeisters Hieronymus Gebwiler, hgg. v. Joseph Gény, Schlettstadt 1890. – Johannes Geiler von Kaisersberg 1517 Johannes Geiler von Kaisersberg, Die Emeis. Dies ist das Buch von der Omeissen, Straßburg 1517 [auszugsweise abgedruckt in: Hansen (1901) 284–291]. – Bernard Gui 1320 Bernard Gui, Practica Inquisitionis heretice pravitatis [ca. 1320]. – hgg. v. Célestin Douais, Paris 1886.
Hexen
4.984
5. Literatur im Umfeld des Hexenhammers
Hexenhammer, 806
[darin: Interrogatorium ad sortilegos et divinos et invocatores daemonum, S. 292]. – Manuel de l'Inquisiteur, ed. G. Mollat, 2 vols., Paris 1926/1927. – [Daraus aus der Handschrift Biblioteca Vaticana, Pal. 606 das Interogatorium de sortilegiis et invocatoribus daemonum, in: Hansen (1901) 47f.]. – Johann Hartlieb 1456 Johann Hartlieb, Das Buch aller verbotenen Kunst [1456]. Untersucht und hgg. v. Dora Ulm, Halle 1914. – Hgg. und ins Neuhochdeutsche übertragen von Frank Fürbeth, Frankfurt/M. 1989. – Hartzheim 1747 Joseph Hartzheim, Bibliotheca Coloniensis, Köln 1747. – Hauber 1738–1745 Eberhard David Hauber, Bibliotheca sive acta et scripta magica. Gründliche Nachrichten und Urtheile von solchen Büchern und Handlungen, welche die Macht des Teufels in leiblichen Dingen betreffen, 36 Stücke in 3 Bänden, Lemgo 1738–1745. – Hess 1781 Gerhard Hess O.S.B., Prodromus Monumentorum Guelficorum seu Catalogus Abbatum Imperialis Monasterii Weingartensis, Augsburg 1781. – Lutz 1571/1586 Heinrich Lutz, Warhafftige Zeittung von Gottlosen Hexen, Auch Ketzerischen und Teuffels Weibern, die
Hexen
4.985
5. Literatur im Umfeld des Hexenhammers
Hexenhammer, 807
zu Schlettstadt, des H. Römischen Reichsstadt in Elsaß, auff den XXII. Herbstmonat des 1570. Jahrs [...] sind verbrennet worden [1571], in: Theatrum de Veneficis, Frankfurt 1586, 1–11. – Ulrich Molitor 1489 Ulrich Molitor, De laniis et phitonicis mulieribus, Teutonice unholden vel hexen, Konstanz o.J. [1489]. – Von Unholden und Hexen, Straßburg 1493. – [Deutsch auch in: Theatrum de Veneficis, Frankfurt/Main 1586, 70–96. – Lateinisch häufig dem Hexenhammer beigebunden]. – Silvester [Mozzolini, genannt] Prierias 1525 Silvester [Mozzolini, genannt] Prierias O.P., De strigimagarum demonumque mirandis libri tres, Rom 1521 [Teilabdruck in: Hansen 1901, 317–323]. – Thomas Murner Thomas Murner, Tractatus de pythonico contractu, in: Malleus Maleficarum, Lyon 1669, Bd. 1, 52–65. – Johannes Nider Johannes Nider, Formicarius [ca. 1437/38], [Buch 5 über die Hexen nachgedruckt] in: Malleus Maleficarum, Lyon 1669, Bd. 1, 305–354. – Martin Plantsch 1507 Martin Plantsch, Opusculum de sagis maleficis, Pforzheim 1507. – Bernardo Rategno 1508 Bernardo Rategno [= Bernhard von Como/Comensis],
Hexen
4.986
5. Literatur im Umfeld des Hexenhammers
Hexenhammer, 807
Tractatus de strigiis [ca. 1508], Rom 1584. – Nachdruck in: Tractatus illustrium iuris consultorum, Venedig 1584. – Ab 1588 öfter dem Hexenhammer beigedruckt. – Teilabdruck in: Hansen (1901) 279–284. – Tractatus de strigibus, in: Malleus Maleficarum (1669), Bd. 2, 109–130. – Spee 1631 Friedrich Spee, Cautio Criminalis, Rinteln 1631. – Theo van Oorschot (Hg.), Friedrich Spee, Cautio Criminalis, Tübingen/Basel 1992. – Spina 1523 Bartholomäus de Spina O.P., Apologia tres de lamiis adversus Ioannem Franciscum Ponzinibium iurisperitum, Venedig 1525 [seit 1582 regelmäßig dem Hexenhammer beigebunden. – Teilabdruck in: Hansen 1901, 334–337]. – Tengler 1511 Ulrich Tengler, Layenspiegel [3., durch Christoph Tengler überarbeitete und um das Hexenkapitel ergänzte Auflage], Augsburg 1511 [Das Hexen-Kapitel abgedruckt in: Hansen (1901) 296–306]. – Theatrum de Veneficis 1586 Theatrum de Veneficis. Das ist: von Teuffelsgespenst, Zauberern und Gifftbereitern, Schwartzkünstlern, Hexen und Unholden, vieler fürnemmen Historien und Exempel, hgg. v. Abraham Sawr, Frankfurt 1586. – Thomasius 1712/1986
Hexen
4.987
5. Literatur im Umfeld des Hexenhammers
Hexenhammer, 808
Christian Thomasius, Vom Laster der Zauberei. Über die Hexenprozesse. De Crimine Magiae [1704]. Processus Inquisitorii contra Sagas [1712], München 1986. – Trithemius 1495 Johannes Trithemius, Catalogus illustrium virorum, 1495. – Trithemius 1508 Johannes Trithemius, Octo Quaestiones [1508]. – Von den Gottlosen hexen und zauberern. Vom Gwalt und Macht der hexen. Von göttlicher Verhengniß, in: Antwort Herrn Johan Abts zu Spanheim/ auff acht fragstuck/ ime von weylandt Herrn Maximilian Röm. Kayser [...] fürgehalten/ in Latein beschriben/ und jetzund [durch Dr. Wiguleus Hund] in das Teutsch erstlich tranßferirt, hgg. v. Hieronymus Ziegler, Ingolstadt 1555. – Johannes Trithemii zu Spanheim Antwortt auffe tliche Fragen ihm von weilandt Keyser Maximiliano I. [...] fürgehalten, auß dem Latein verteutscht durch C.L.M., in: Theatrum de Veneficis, Frankfurt/Main 1586, 355–359, 359–363, 364–366. – Johannes Trithemius 1508 Johannes Trithemius, Antipalus maleficiorum (MS von 1508), in: Paralipomena opusculorum ... Joannis Trithemii, Mainz 1605, 273–426. – Philippe de Vigneulles La Chronique de Philippe de Vigneulles, hgg. v.
Hexen
4.988
5. Literatur im Umfeld des Hexenhammers
Hexenhammer, 808
Charles Bruneau, Bd. 4, Metz 1933. – Hans Vintler 1486 Hans Vintler, Die Pluemen der Tugent, Augsburg 1486. – Die Pluemen der Tugent [= ÖNB, Cod. Vindob. 13567], hgg. von Ignaz Vinzenz Zingerle, Innsbruck 1874. – Girolamo Visconti 1490 Girolamo Visconti, Lamiarum sive striarum opusculua, Mailand 1490. – Johann Weyer 1563 Johann Weyer, De Praestigiis Daemonum, Basel 1563.
Hexen
4.989
6. Neuere Literatur
Hexenhammer, 809
6. Neuere Literatur – Adam 1962 Paul Adam, L'humanisme à Séléstat: l'école, les humanistes, la Bibliothèque, Schlettstadt 1962. – Adam 1967 Paul Adam, Histoire religieuse de Séléstat, Tom. 1: Des Origines à 1615, Schlettstadt 1967. – Alter 1982/1983 Willi Alter, Von der Konradinischen Rachtung bis zum letzten Reichstag in Speyer, in: Geschichte der Stadt Speyer, Bd. I, Hgg. v.d. Stadt Speyer, Red. Wolfgang Eger, Stuttgart 1982. – 2., durchgesehene Auflage 1983, S. 369–570. – Ammann 1890 Hartmann Ammann, Der Innsbrucker Hexenprozeß von 1485, in: Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg 34 (1890) 1–87. – Ammann 1911 Hartmann Ammann, Eine Vorarbeit des Heinrich Institoris für den Malleus Maleficarum, in Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Ergänzungsband 8 (1911) 461–504. – Ammann 1914 Hartmann Ammann, Die Hexenprozesse im Fürstentum Brixen, in: Forschungen und Mitteilungen zur
Hexen
4.990
6. Neuere Literatur
Hexenhammer, 809
Geschichte Tirols und Vorarlbergs 11 (1914) 9–18, 75–86, 114–116, 227–248. – Ammann/Ammann 1996 Ch. Ammann/H.-R. Ammann, Un procès de sorcellerie devant Jost de Silenen, éveque de Sion: le cas de Peter Eschiller, de Münster (1484). Introduction, édition et traduction francaise et allemande, in: Vallesia 51 (1996) 91–161. – Andenmatten/Utz-Tremp 1992 Bernard Andenmatten/Kathrin Utz-tremp, De l'hérésie à la sorcellerie: L'inquisiteur Ulric de Torrenté OP (vers 1420–1445) et l'affermissement de l'inquisition en Suisse romande, in: Zeitschrift für Schweizerische Kirchengeschichten 86 (1992) 69–119. – Andreas Willy Andreas, Deutschland vor der Reformation. Eine Zeitenwende, Stuttgart 1948. – Anglo 1977 Sidney Anglo, Evident Authority and Authoritative Evidence: the Malleus Maleficarum, in: Ders. (Hg.), The Damned Art. Essays in the Literature of Witchcraft, London 1977, 1–31. – Ankarloo/Henningsen 1987/1990 Bengt Ankarloo/Gustav Henningsen (Eds.), Häxornas Europa 1400–1700. Historiska och antropologiska studier, Lund 1987. – Early Modern European Witchcraft. Centres and Peripheries. Oxford 1990.
Hexen
4.991
6. Neuere Literatur
Hexenhammer, 810
– Arnold 1971 Jürgen Arnold, Johannes Trithemius, Würzburg 1971. – Assion 1982 Peter Assion, Der Hof Herzog Sigmunds von Tirol als Zentrum spätmittelalterlicher Fachliteratur, in: Fachprosa-Studien, Berlin 1982, 37–75. – Atten 1993 Alain Atten, Inquisition und Hexenprozesse im Raum Luxemburg-Lothringen im 15. Jahrhundert, in: Franz Irsigler/Gunter Franz (Hg.), Hexenglaube und Hexenverfolgung im Raum Rhein-Mosel-Saar, Trier 1995, 405–416. – Audisio 1989/1996 Gabriel Audisio, Les Vaudoises. Naissance, vie et mort dune hérésie (XIIme-XVIme siècles), Turin 1989. – Die Waldenser. Die Geschichte einer religiösen Bewegung. Aus dem Frz. v. Elisabeth Hirschberger, München 1996. – Bader 1950/1978 Karl Siegfried Bader, Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 1950. –2. Aufl. 1978. – Bächtold-Stäubli 1927 Hans Bächtold-Stäubli (Hg.), Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, 10 Bde., Berlin 1927–1942. – Neudruck München 1986.
Hexen
4.992
6. Neuere Literatur
Hexenhammer, 810
– Barthelmé 1931 Annette Barthelmé, La Réforme dominicaine au XVe siècle en Alsace et dans l'ensemble de la province de Teutonie, Straßburg 1931. – Battenberg 1990 Friedrich Battenberg, Das europäische Zeitalter der Juden, Bd. I: Von den Anfängen bis 1650, Darmstadt 1990. – Baum 1983 Wilhelm Baum, Nicolaus Cusanus in Tirol. Das Wirken des Philosophen und Reformators als Fürstbischof von Brixen, Brixen 1983. – Baum 1987 Wilhelm Baum, Sigmund der Münzreiche. Zur Geschichte Tirols und der habsburgischen Länder im Spätmittelalter, Bozen 1987. – Baum 1993 Wilhelm Baum, Die Habsburger in den Vorlanden. Krise und Höhepunkt der habsburgischen Machtstellung in Schwaben am Ausgang des Mittelalters, Wien 1993. – Baumann 1883/1894 Franz Ludwig Baumann, Geschichte des Allgäus, 3 Bde., Kempten 1883–1894. – Becker 1905 J. Becker, Geschichte der Reichslandvogtei im Elsass, 1905.
Hexen
4.993
6. Neuere Literatur
Hexenhammer, 811
– Behringer 1987/1988/1997 Wolfgang Behringer, Hexenverfolgung in Bayern. Volksmagie, Glaubenseifer und Staatsräson in der frühen Neuzeit, München 1987. (2. Aufl. 1988, 3., überarbeitete und mit einem Nachwort versehene Aufl. 1997. – Witchcraft Persecutions in Bavaria. Popular Magic, Religious Zealotry and Reason of State in Early Modern Europe. Translated by J.C. Grayson and David Lederer, Cambridge University Press, Cambridge 1997. – Behringer 1988/1993/1995/2000 Wolfgang Behringer (Ed.), Hexen und Hexenprozesse in Deutschland (= dtv-dokumente), München 1988 (2., überarbeitete Auflage 1993. – 3., überarbeitete Auflage 1995. – 4., durchgesehene Auflage 2000). – Behringer 1994 Wolfgang Behringer, Zur Geschichte der Hexenforschung, in: Sönke Lorenz (Hg.), Hexen und Hexenverfolgung im deutschen Südwesten, Ostfildern 1994, 93–146. – Behringer 1994 Wolfgang Behringer, Hochstift Augsburg, in: Lorenz (1994) 308–315. – Behringer 1994 Wolfgang Behringer, Chonrad Stoeckhlin und die Nachtschar. Eine Geschichte aus der frühen Neuzeit, München/Zürich 1994.
Hexen
4.994
6. Neuere Literatur
Hexenhammer, 811
– Behringer 1995 Wolfgang Behringer, »Politiker« und »Zelanten«. Zur Typologie innenpolitischer Konflikte in der Frühen Neuzeit, in: Zeitschrift für Historische Forschung 22 (1995) 455–494. – Behringer 1995 Wolfgang Behringer, Weather, Hunger and Fear. The Origins of the European Witch Persecution in Climate, Society and Mentality, in: German History 13 (1995) 1–27. – Behringer 1998 Wolfgang Behringer, Hexen. Glaube – Verfolgung – Vermarktung, München 1998. – Behringer 1999 Wolfgang Behringer, Der Abwickler der Hexenforschung im Reichssicherheitshauptamt (RSHA): Günther Franz, in: Lorenz/Bauer/Behringer/Schmidt (1999) 109–134. – Bethencourt 1990 Francisco Bethencourt, Portugal: A Scrupulous Inquisition, in: Ankarloo/Henningsen (1990) 403–424. – Biesel 1997 Elisabeth Biesel, Hexenjustiz, Volksmagie und soziale Konflikte im lothringischen Raum, Trier 1997. – Bilgeri 1971 Benedikt Bilgeri, Geschichte Vorarlbergs, Bd. 1, Bregenz 1971.
Hexen
4.995
6. Neuere Literatur
Hexenhammer, 812
– Blauert 1989 Andreas Blauert, Frühe Hexenverfolgungen. Ketzer-, Zauberei- und Hexenprozesse des 15. Jahrhunderts, Hamburg 1989. – Blauert 1990 Andreas Blauert (Ed.), Ketzer, Zauberer, Hexen. Die Anfänge der europäischen Hexenverfolgungen, Frankfurt/M. 1990. – Blauert 1994 Andreas Blauert, Frühe Hexenverfolgungen in der Schweiz, am Bodensee und am Oberrhein, in: Lorenz (1994) 67–84. – Blecourt/Waardt 1990 Willem de Blécourt/Hans de Waardt, Das Vordringen der Zaubereiverfolgungen in die Niederlande. Rhein, Maas und Schelde entlang, in: Blauert (1990) 182–240. – Blickle/Blickle 1979 Peter Blickle/Renate Blickle, Schwaben von 1268 bis 1803, 1979. – Blöcker 1982 Monica Blöcker, Frauenzauber – Zauberfrauen, in: Zeitschrift für Schweizerische Kirchengeschichte 76 (1982) 1–39. – Blöcker 1982 Monica Blöcker, Wetterzauber. Zu einem Glaubenskomplex des frühen Mittelalters, in: Francia (1982)
Hexen
4.996
6. Neuere Literatur
Hexenhammer, 812
117–131. – Bock 1924 Friedrich Bock, Das Nürnberger Predigerkloster, Nürnberg 1924. – Bohr 1973 Claude Bohr, L'Inquisition en Lorraine, Guenange 1973. – Bonomo 1950 Giuseppe Bonomo, Il Malleus Maleficarum, in: Annali di Museo Pitrè 1 (1950) 120–147. – Borst 1953 Arno Borst, Die Katharer, Stuttgart 1953. – Borst 1988 Arno Borst, Die Anfänge des Hexenwahns in den Alpen, in: Ders., Barbaren, Ketzer und Artisten, München 1988, 262–286. – Borst 1977 Otto Borst, Geschichte der Stadt Esslingen am Nekkar, Esslingen 1977. – Brackert 1977 Helmut Brackert, Der Hexenhammer und seine Bedeutung für die Verfolgung der Hexen in Deutschland, in: Heinz Rupp (Hg.), Philologie und Geisteswissenschaft. Demonstrationen literarischer Texte des Mittelalters, Heidelberg 1977, 106–116. – Brieger 1906 R. Brieger, Die Herrschaft Rappoltstein, Diss. phil.
Hexen
4.997
6. Neuere Literatur
Hexenhammer, 813
Leipzig 1906. – Brocard-Plaut 1986 Michèle Brocard-Plaut, Diableries et Sorcellerie en Savoie, Horvath 1986. – Broedel 1998 Hans Peter Broedel, The Malleus Maleficarum and the Construction of Witchcraft. Encounters with the Supernatural between Theology and Popular Belief, Ph. D. University of Washington 1998. – Browe 1930 Peter Browe, Die Eucharistie als Zaubermittel im Mittelalter, in: Archiv für Kirchengeschichte 20 (1930) 134–154. – Buchwald 1900 Georg Buchwald, Konrad Stürtzel von Buchheim. Eine Schilderung seines Lebens und Wirkens, Leipzig 1900. – Bumiller 1994 Casimir Bumiller, Die Grafschaften und Fürstentümer Hohenzollern, in: Klorenz (1994) 259–277. – Burg 1946 A.M. Burg, Histoire de l'Eglise de l'Alsace, Paris 1946. – Burghartz 1986 Susanna Burghartz, Hexenverfolgung als Frauenverfolgung? Zur Gleichsetzung von Hexen und Frauen am Beispiel Luzerner und Lausanner Hexenprozesse
Hexen
4.998
6. Neuere Literatur
Hexenhammer, 813
des 15. und 16. Jahrhunderts, in: Berrisch, Lisa/u.a. (Ed.), 3. Schweizer Historikerinnen-Tagung. Beiträge, Zürich 1986, 86–105. – Buxtorf-Falkeisen 1868 Carl Buxtorf-Falkeisen, Basler Zaubereiprozesse aus dem 14. und 15. Jahrhundert, Basel 1868. – Byloff 1929 Fritz Byloff, Volkskundliches aus Strafprozessen der oesterreichischen Alpenländer mit besonderer Berücksichtigung der Zauberei- und Hexenprozesse 1455 bis 1850, Berlin/Leipzig 1929. – Byloff 1934 Fritz Byloff, Hexenglaube und Hexenverfolgung in den österreichischen Alpenländern, Berlin/Leipzig 1934. – Cardini 1987 Franco Cardini, Hexenwesen und Volkskultur im Spätmittelalter an Beispielen aus der Toskana, in: Peter Dinzelbacher/Hans-Dieter Mück (Eds.), Volkskultur des europäischen Spätmittelalters, Stuttgart 1987, 73–88. – Caro Baroja 1961/1967 Julio Caro Baroja, Las Brujas y su mundo, Madrid 1961. – Die Hexen und ihre Welt. Aus dem Spanischen von Susanne und Benno Hübner. Mit einer Einführung und einem ergänzenden Kapitel von WillErich Peuckert, Stuttgart 1967.
Hexen
4.999
6. Neuere Literatur
Hexenhammer, 814
– Caro Baroja 1990 Julio Caro Baroja, Witchcraft and Catholic Theology, in: Ankarloo/Henningsen (1990) 19–44. – Chabloz 1868 Fritz Chabloz, Les sorcières neuchateloises, Neuchatel 1868. – Chène 1995 Catherine Chène, Juger les vers. Exorcismes et procés d'animaux dans le diocèse de Lausanne (XVe-XvIe siècles), Lausanne 1995. – Clark 1998 Stuart Clark, Thinking with Demons. The Idea of Witchcraft in Early Modern Europe, Oxford 1998. – Cohn 1957/1961 Norman Cohn, The Pursuit of the Millenium. Revolutionary Millenarians and Mystical Anarchists of the Middle Ages, London 1957. – 2. Aufl. 1961. – 3. Aufl. 1984. – Das Ringen um das Tausendjährige Reich. Revolutionärer Messianismus im Mittelalter und sein Fortleben in den modernen totalitären Bewegungen, Bern/München 1961. – Cohn 1975 Norman Cohn, Europe's Inner Demons. An Inquiry Inspired by the Great Witch Hunt, London 1975. – Crohns 1903 Hjalmar Crohns, Die Summa Theologica des Antonin von Florenz und die Schätzung des Weibes im He-
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5.000
6. Neuere Literatur
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xenhammer, Helsingfors 1903. – Davidson 1988 Jane P. Davidson, The Witch in Northern European Art, 1450–1750. – Die Hexen in der nordeuropäischen Kunst, 1470–1750. Aus dem Englischen von Christel Wiemken, Freren 1988. – Diefenbach 1886 Johannes Diefenbach, Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland, Mainz 1886. – Diehl 1989 Peter Diehl, »Ad abolendam« (X 5.7.9.) and Imperial Legislation against Heresy, in: Bulletin of Medieval Canon Law 19 (1989) 1–11. – Dienst 1986 Heide Dienst, Magische Vorstellungen und Hexenverfolgungen in den österreichischen Ländern, in: Erich Zöllner (Ed.), Wellen der Verfolgung in der österreichischen Geschichte, Wien 1986, 70–94. – Dienst 1987 Heide Dienst, Lebensbewältigung durch Magie. Alltägliche Zauberei in Innsbruck gegen Ende des 15. Jahrhunderts, in: Alfred Kohler/Heinrich Lutz (Ed.), Alltag im 16. Jahrhundert. Studien zu Lebensformen in mitteleuropäischen Städten, München 1987, 80–116. – Dienst 1987 Heide Dienst, Hexenprozesse auf dem Gebiet der heu-
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6. Neuere Literatur
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tigen Bundesländer Vorarlberg, Tirol (mit Südtirol), Salzburg, Nieder- und Oberösterreich sowie des Burgenlandes, in: Valentinitsch (1987) 265–290. – Dienst 1988 Heide Dienst, Hexenprozesse im Landgericht Völs im ersten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts, in: Völs am Schlern 888–1988. Ein Gemeindebuch, 1988, 249–256. – Dienst 1990 Heide Dienst, Zur Rolle von Frauen in magischen Vorstellungen und Praktiken – nach ausgewählten mittelalterlichen Quellen, in: Werner Affeldt (Ed.), Frauen in Spätantike und Frühmittelalter. Lebensbedingungen – Lebensnormen – Lebensformen, Sigmaringen 1990, 173–194. – Dillis 1956 Thomas Aquinas Dillis O.P., Johannes Faber (um 1470.1530), in: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben Bd. 5 (1956) 93–111. – Dinzelbacher 1995 Peter Dinzelbacher, Heilige oder Hexen? Schicksale auffälliger Frauen in Mittelalter und Frühneuzeit, München 1995. – Dopsch 1981–1984 Heinz Dopsch (Hg.), Geschichte Salzburgs. Stadt und Land, Bd. 1, 1–3, Salzburg 1981–1984. – Douglas 1966
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6. Neuere Literatur
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Mary Douglas, Purity and Danger. An Analysis of Concepts of Pollution and Taboo, New York 1966. – Reinheit und Gefährdung. Eine Studie zu Vorstellungen von Verunreinigung und Tabu. Aus dem Amerikanischen von Brigitte Luchesi, Berlin 1985. – Douglas 1970 Mary Douglas (Ed.), Witchcraft. Confessions and Accusations, London 1970. – Dreher 1966 Alfons Dreher, Das Patriziat der Reichsstadt Ravensburg. Von den Anfängen bis zum 19. Jahrhundert, Stuttgart 1966. – Dreher 1972 Alfons Dreher, Geschichte der Reichsstadt Ravensburg, Bd. 1, Weißenhorn 1972. – Dumont 1848 Charles Emmanuel Dumont, Justice Criminelle des duchés de Lorraine et de Bar, du Bassigny et des Trois Évechés (Meurthe, Meuse, Moselle, Vosges, Haute-Marne), 2 Bde., Nancy 1848. – van Dülmen 1987 Richard van Dülmen (Hg.), Hexenwelten. Magie und Imagination vom 16.-20. Jahrhundert, Frankfurt 1987 (2. Aufl. 1987). – Eckstein 1927 F. Eckstein, Zum Diersburger Hexenprozess vom Jahre 1486, in: Zeitschrift für die Geschichte des
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6. Neuere Literatur
Hexenhammer, 816
Oberrheins 40 (1927) 635–636. – Eichenlaub 1996 Jean-Luc Eichenlaub, Dominicains et Dominicaines en Alsace XIIIe-XXe S. Actes du colloque de Guebwiller 8–9 avril 1994, Colmar 1996. – Ellenberger 1951 H. Ellenberger, A propos du Malleus Maleficarum, in: Schweizerische Zeitschrift für Psychologie und ihre Anwendungen 10 (1951) 136–148. – Encyclopedie 1982 Encyclopédie de l'Alsace, Straßburg 1982. – Endres 1988 Rudolf Endres, Heinrich Institoris, sein Hexenhammer und der Nürnberger Rat, in: Segl (1988) 195–216. – Fischer 1975 Edda Fischer, Die Disquisitionum Magicarum libri sex von Martin Delrio als gegenreformatorische Exempelquelle, Diss. phil. Frankfurt 1975. – Flint 1991 Valerie I.J. Flint, The Rise of Magic in Early Medieval Europe, Oxford 1991. – Fögen 1997 Marie Theres Fögen, Die Enteignung der Wahrsager. Studien zum kaiserlichen Wissensmonopol in der Spätantike. Habilitationsschrift Frankfurt/Main 1993. Frankfurt/Main 1997.
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6. Neuere Literatur
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– Förstemann Ernst Förstemann, Altdeutsches Namenbuch, 2 Bde., ND Hildesheim 1983. – Franck 1901 Johannes Franck, Geschichte des Wortes ›Hexe‹, in: Hansen (1901) 614–670. – Frank 1988 Isnard Frank, Femina est mas occasionatus. Deutung und Folgerungen bei Thomas von Aquin, in: Segl (1988) 71–102. – Franz 1909 A. Franz, Die kirchlichen Benediktionen im Mittelalter, 2 Bde., Freiburg im Breisgau 1909. – Freud/Meng 1963 E.L. Freud/H. Meng (Hg.), Sigmund Freud – Oskar Pfister. Briefe 1909–1939, Frankfurt/M. 1963. – Freud 1986 Sigmund Freud. Briefe an Wilhelm Fliess 1887–1904, hgg. von J.M. Masson. Deutsche Bearbeitung von Michael Schröter, Frankfurt/M. 1986. – Friedrich 1905 Paul Friedrich, Die Hexenbulle Papst Innozenz' VIII. »Summis Desiderantes« aus dem Bullarium Magnum. Übertragen und herausgegeben von P.F., Leipzig 1905. – Gebele 1952 Eduard Gebele, Friedrich Reiser (um 1401–1458), in:
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6. Neuere Literatur
Hexenhammer, 817
Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben Bd. 1 (1952) 113–130. – Geldner 1962/1964 Ferdinand Geldner, Das Rechnungsbuch des Speyrer Druckherrn, Verlegers und Großbuchhändlers Peter Drach. Mit Einleitung, Erläuterungen und Identifizierungslisten, in: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel 18 (1962) 885–978. – Nachdruck in: Archiv für die Geschichte des Buchwesens 5 (1964) 1–196. – Gény 1900 Joseph Gény, Die Reichsstadt Schlettstadt und ihr Anteil an den sozialpolitischen und religiösen Bewegungen der Jahre 1490–1536, Freiburg/Br. 1900. – Gieraths 1964 G. Gieraths, Die Dominikaner in Worms [= Der Wormsgau, Beiheft 19], Worms 1964. – Giesecke 1991 Michael Giesecke, Der Buchdruck in der frühen Neuzeit. Eine historische Fallstudie über die Durchsetzung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien, Frankfurt/Main. 1991. – Giesen 1987 Rolf Giesen, Queens of Horror, böse Märchenhexen, zauberhafte Frauen. Hexenfiguren in Film, Trickfilm und Filmkomödie, in: van Dülmen (1987) 253–281. – Gilbert 1907 Louis Gilbert, La Sorcellerie au pays messin, in: Pays
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6. Neuere Literatur
Hexenhammer, 818
Lorrain (1907) 33–36. – Ginzburg 1989/1990 Carlo Ginzburg, Storia notturna. Una decifrazione del Saba, Turin 1989. – Hexensabbat. Entzifferung einer nächtlichen Geschichte. Aus dem Italienischen von Martina Kemper, Berlin 1990. – Goff 1963 Frederick R. Goff, The Library of Congress Copy of the Malleus Maleficarum, 1487, in: Libri 13 (1963) 137–141. – Goulet 1975 Jean Goulet, Le Malleus Maleficarum: Sa structure et ses lois de composition. Thèse [Typoskript] Montreal 1975. – Grass 1978 Nikolaus Grass, Zur Stellung Tirols in der Rechtsgeschichte, in: K. Ebert (Hg.), Festschrift Hermann Baltl, Innsbruck 1978, 229–274. – Greschat 1976 Martin Greschat, Martin Bucer als Dominikanermönch, in: Marijn de Kroon/Friedhelm Krüger (Hg.), Bucer und seiner Zeit, Wiesbaden 1976, 30–53. – Grundmann 1935/1961 Herbert Grundmann, Religiöse Bewegungen im Mittelalter. Untersuchungen über die geschichtlichen Zusammenhänge zwischen Ketzerei, den Bettelorden und der religiösen Frauenbewegung im 12. und 13.
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6. Neuere Literatur
Hexenhammer, 818
Jahrhundert und über die geschichtlichen Grundlagen der deutschen Mystik, Berlin 1935. – 2., verbesserte und ergänzte Auflage, mit einem Anhang: Neue Beiträge zur Geschichte der religiösen Bewegungen im Mittelalter, Hildesheim 1961. – Güting 1977 Ernst-Dieter Güting, Michel Beheims Gedicht gegen den Aberglauben und seine lateinische Vorlage. Zur Tradierung des Volksglaubens im Spätmittelalter, in: Forschungen und Berichte zur Volkskunde in BadenWürttemberg 3 (1977) 197–220. – Hafner 1887 Theodor Hafner, Geschichte der Stadt Ravensburg. Nach Quellen und Urkundensammlungen, Ravensburg 1887. – Hageneder 1963 Othmar Hageneder, Studien zur Dekretale »Vergentis«. Ein Beitrag zur Häretikergesetzgebung Innozenz III, in: ZRG Kan. 49 (1963) 138–173. – Haliczer 1987 Stephen Haliczer (Hg.), The Inquisition in Early Modern Europe, London 1987. – Hansen 1898 Joseph Hansen, Der Malleus maleficarum, seine Druckausgaben und die gefälschte Kölner Approbation vom Jahre 1487, in: Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst 17 (1898) 119–168.
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6. Neuere Literatur
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– Hansen 1900 Joseph Hansen, Zauberwahn, Inquisition und Hexenprozeß im Mittelalter und die Entstehung der großen Hexenverfolgung, München 1900. – Hansen 1901 Joseph Hansen (Hg.), Quellen und Untersuchungen zur Geschichte des Hexenwahns und der Hexenverfolgung im Mittelalter, Bonn 1901. – Reprint Hildesheim 1963. – Hansen 1901 Joseph Hansen, Der Malleus Maleficarum und seine Verfasser, in: Hansen (1901) 360–407. – Hansen 1907 Joseph Hansen, Heinrich Institoris, der Verfasser des Hexenhammers, und seine Tätigkeit an der Mosel im Jahre 1488, in: Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst 26 (1907) 110–118. – Hansen 1907 Joseph Hansen, Der Hexenhammer, seine Bedeutung und die gefälschte Kölner Approbation vom Jahre 1487, in: Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst 26 (1907) 372–404. – Hansen 1908 Joseph Hansen, Die Kontroverse über den Hexenhammer und seine Kölner Approbatio vom Jahre 1487. Ein Schlußwort, in: Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst 27 (1908) 366–372.
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6. Neuere Literatur
Hexenhammer, 820
– Harmening 1979 Dieter Harmening, Superstitio. Überlieferungs- und theoriegeschichtliche Untersuchungen zur kirchlichtheologischen Aberglaubensliteratur des Mittelalters, Berlin 1979. – Harthausen Hartmut Harthausen, Peter Drach der Mittlere (um 1450–1504), in: Kurt Baumann (Hg.), Pfälzer Lebensbilder, Bd. 3, Speyer 1977, 7–29. – Haselier 1969 Günther Haselier, Geschichte der Stadt Breisach am Rhein, Bd. I, Breisach 1969. – Haumann/Schadek 1996 Heiko Haumann/Hans Schadek (Hg.), Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau, Bd. I, Stuttgart 1996. – Hauschild Thomas Hauschild, Der böse Blick. Ideengeschichtliche und sozialpsychologische Untersuchungen, Hamburg 1979. – 2. Aufl. Berlin 1982. – Haustein 1990 Jörg Haustein, Martin Luthers Stellung zum Zauberund Hexenwesen, München 1990. – Hegi 1907 Friedrich Hegi, Die geächteten Räte Erzherzogs Sigmund von Österreich und ihre Beziehungen zur Schweiz (1487–1499), 1. Teil: Die Vorgänge am Innsbrucker Hof (1478–1488), Innsbruck 1907.
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6. Neuere Literatur
Hexenhammer, 820
– Heinig 1997 Paul-Joachim Heinig, Kaiser Friedrich III. (1440–1493). Hof, Regierung und Politik, Wien/ Köln 1997. – Hellinger 1922 Karl Hellinger, Nikolaus Cusanus S.J. und seine Stellung zum Hexenglauben seiner Zeit, in: Trierische Chronik NF 17 (1921/22) 50–57, 98–101, 146–148, 169–173. – Henningsen/Tedeschi 1986 Gustav Henningsen/John Tedeschi (Ed.), The Inquisition in Early Modern Europe. Studies on Sources and Methods, Dekalb/Ill. 1986. – Herding 1970 Otto Herding, Jakob Wimpfeling und Beatus Rhenanus, Das Leben des Johannes Geiler von Kaysersberg, München 1970. – Hofacker 1980 Hans-Georg Hofacker, Die schwäbischen Reichslandvogteien im späten Mittelalter, Stuttgart 1980. – Hoffmann 1980 Leonhard Hoffmann, Druckleistungen im Jahrhundert Gutenbergs, in: Zentralblatt für Bibliothekswesen 94 (1980) 555–563. – Hoffmann-Krayer 1899 Eduard Hoffmann-Krayer (Ed.), Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen, in: Schweizerisches Archiv
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5.011
6. Neuere Literatur
Hexenhammer, 821
für Volkskunde 3 (1899) 22–40, 81–122, 189–224, 291–329. – Hsia 1988 Ronnie Po-chia Hsia, The Myth of Ritual Murder. Jews and Magic in Reformation Germany, New Haven/London 1988. – Hsia 1992 Ronnie Po-chia Hsia, Trent 1475. The Story of a Ritual Murder Trial, New Haven/London 1992. – Hsia 1997 Ronnie Po-chia Hsia, Witchcraft, Magic, and the Jews in Late Medieval and Early Modern Germany, in: From Witness to Witchcraft. Jews and Judaism in Medieval Christian Thought, Wiesbaden 1997, 419–434. – Hye 1988 Franz-Heinz Hye, Sigmund »der Münzreiche«, in: Brigitte Hamann (Hg.), Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon, München 1988, 418–420. – Isenmann 1988 Eberhard Isenmann, Die deutsche Stadt im Spätmittelalter. Stadtgestalt, Recht, Stadtregiment, Kirche, Gesellschaft, Wirtschaft, Stuttgart 1988. – Jacques-Chaquin/Préaud 1993 Nicole Jacques-Chaquin/Maxime Préaud (Eds.), Le Sabbat des Sorciers, Grenoble 1993. – Janson 1980
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6. Neuere Literatur
Hexenhammer, 821
Stefan Janson, Jean Bodin-Johanes Fischart, De la démonomanie des sorciers (1580) – Vom ausgelasnen wütigen Teufelsheer (1581) und ihre Fallberichte, Frankfurt 1980. – Jerouschek 1988 Günter Jerouschek, Lebensschutz und Lebensbeginn. Kulturgeschichte des Abtreibungsverbots, Stuttgart 1988. – Jerouschek 1992a Günter Jerouschek (Hg.), »Nürnberger Hexenhammer« von Heinrich Kramer. Faksimile der Handschrift von 1491 mit Transkription des deutschen Textes, Einleitung und Glossar, Diss. Hannover 1988, Hildesheim/Zürich/New York 1992. – Jerouschek 1992b Günter Jerouschek, Einführung: 500 Jahre Hexenhammer. Das Buch, die Frau, der Prozeß. Der Malleus Maleficarum und seine Bedeutung als literarische Grundlage der Hexenverfolgungen zu Beginn der Neuzeit, in: Ders. (Hg.): Malleus Maleficarum 1487. Von Heinrich Kramer (Institoris). Nachdruck des Erstdrucks von 1487 mit Bulle und Approbatio, Hildesheim u.a. 1992, V-XXIX. – Jerouschek 1993 Günter Jerouschek, Die Hexenverfolgungen als Problem der Rechtsgeschichte, in: Zeitschrift für Neuere Rechtsgeschichte 15 (1993) 202–224.
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6. Neuere Literatur
Hexenhammer, 822
– Jerouschek 1995 Günter Jerouschek, Juristen am Abgrund: Die Schöppen zu Halle und der Hexenwahn, in: Festschrift für Walter Remmers, Köln/Berlin/Bonn/München 1995, 7093–718. – Jerouschek 1996 Günter Jerouschek, Friedrich Spee als Justizkritiker, in: Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft 108 (1996) 243–265. – Jerouschek 1999 Günter Jerouschek, Forschungsbericht Hexenverfolgungen, in: Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft 111 (1999) 504–517. – Jerouschek 2000 Günter Jerouschek, Hexenangst und Hexenverfolgung. Zu Traumatisierung und Kriminalisierung in der frühen Neuzeit, in: Jahrbuch für Literatur und Psychoanalyse, Band 19, Würzburg 2000, G. Fischer, W. Mauser, C. Pietzcker, O. Gutjahr (Hg.), 79–95. – Jordan 1991 Benoit Jordan, Les Sirs de Ribeaupierre, 1451–1585, Straßburg 1991. – Kaminsky 1967 Howard Kaminsky, A History of the Hussite Revolution, Berkeley/California 1967. – Kappler 1979 Claude Kappler, Le diable, la sorcière & l'inquisiteur
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6. Neuere Literatur
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d'apres le Malleus Maleficarum, in: Le diable au Moyen Age, Aix-en-Provence 1979, 259–176. – Kaser 1971/1975 M. Kaser, Das römische Privatrecht, 1. Abschnitt, 2. Aufl. München 1971; 2. Abschnitt, 2. Auflage München 1975. – Kastner 1957 A. Kastner, Die Grafen von Montfort-Tettnang, 1957. – Kieckhefer 1976 Richard Kieckhefer, European Witch-Trials. Their Foundation in Popular and Learned Culture, 1300–1500, London 1976. – Kieckhefer 1979 Richard Kieckhefer, Repression of Heresy in Medieval Germany, Liverpool 1979. – Kieckhefer 1989 Richard Kieckhefer, Magic in the Middle Ages, Cambridge 1989. – Magie im Mittelalter. Aus dem Englischen von Peter Knecht, München 1992. – Klaniczay 1991 Gábor Klaniczay, The Uses of Supernatural Power. The Transformation of Popular Religion in Medieval and Early Modern Europe, Cambridge 1990. – Heilige, Hexen, Vampire. Vom Nutzen des Übernatürlichen [gekürzte Übersetzung], Berlin 1991. – Klaniczay/Pócs 1994 Gábor Klaniczay/Eva Pócs (Eds.), Witch-Beliefs and
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6. Neuere Literatur
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6. Neuere Literatur
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13. Jahrhunderts und die Ausbildung des Inquisitionsverfahrens, Diss. phil. Regensburg 1980. Bonn 1982. – Kramml 1985 Peter F. Kramml, Kaiser Friedrich III. und die Reichsstadt Konstanz (1440–1493). Die Bodenseemetropole am Ausgang des Mittelalters, Sigmaringen 1985. – Kunstmann 1970 Hartmut Heinrich Kunstmann, Zauberwahn und Hexenprozeß in der Reichsstadt Nürnberg (= Schriftenreihe des Stadtarchivs Nürnberg Bd. 1), Diss. jur. Mainz 1970, Nürnberg 1970. – Ladewig 1887 Paul Ladewig, Eine Zauberin zu Todtnau [1441], in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 41 (1887) 236–240. – Laer 1988 Anette von Laer, Die spätmittalterlichen Hexenprozesse in Konstanz und Umgebung, in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 101 (1988) 13–28. – Längin 1888 Georg Längin, Religion und Hexenprozeß. Zur Würdigung des 400jährigen Jubiläums der Hexenbulle und des Hexenhammers sowie der neuesten katholischen Geschichtsschreibung auf diesem Gebiete,
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6. Neuere Literatur
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Leipzig 1888. – Lea 1909/1939/1957 Henry Charles Lea, Notes for a History of Witchcraft [1909], herausgegeben von Arthur C. Howland unter dem Titel: Materials Toward a History of Witchcraft, 3 Bde., Philadelphia 1939, darin: George Lincoln Burr, Introduction [1938]. Reprint New York/London 1957. – LeRoy Ladurie 1975/1980 Emmanuel Le Roy Ladurie, Montaillou. Village occitain de 1294 à 1324, Paris 1975. – Montaillou. Ein Dorf vor dem Inquisitor 1294–1324, Frankfurt/Main u.a. 1980. – Leutenbauer 1972 Siegfried Leutenbauer, Hexerei- und Zaubereidelikt in der Literatur von 1450–1550. Mit Hinweisen auf die Praxis im Herzogtum Bayern, Diss. jur. München 1972, Berlin 1972. – Löhr 1920/1922 Gabriel M. Löhr O.P. (Hg.), Beiträge zur Geschichte des Kölner Dominikanerklosters im Mittelalter, 2 Bde. [= Quellen und Forschungen zur Geschichte des Dominikanerordens in Deutschland Nr. 15–17], Vechta/Leipzig 1920/1922. – Löhr 1924 Gabriel M. Löhr O.P., Die Teutonia im 15. Jahrhundert. Studien und Texte vornehmlich zur Geschichte
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6. Neuere Literatur
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ihrer Reform [= Quellen und Forschungen zur Geschichte des Dominikanerordens in Deutschland Nr. 19], Vechta/Leipzig 1924. – Löhr 1926 Gabriel M. Löhr O.P. (Hg.), Die theologischen Disputationen und Promotionen an der Universität Köln im ausgehenden 15. Jahrhundert nach den Angaben des P. Servatius Fanckel O.P., Leipzig 1926. – Löhr 1952 Gabriel M. Löhr O.P., Der Dominikanerorden und seine Wirksamkeit im mittelrheinischen Raum, in: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 4 (1952) 120–156. – Lorenz 1994 Sönke Lorenz (Hg.), Hexen und Hexenverfolgung im deutschen Südwesten. Katalog der Ausstellung, Ostfildern 1994. – Lorenz 1994 Sönke Lorenz, Einführung und Forschungsstand: Die Hexenverfolgung in den südwestdeutschen Territorien, in: Lorenz, 1994. 175–186. – Lorenz 2001 Sönke Lorenz, in: Heinrich Institoris, der »Hexenhammer« und der Beginn der abendländischen Hexenverfolgung, in: Spätmittelalter am Oberrhein. Handel, Handwerk und Gewerbe 1350–1525, Ausstellungskatalog Karlsruhe 2001
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– Lorenz/Bauer/Behringer/Schmidt 1999 Sönke Lorenz/Dieter R. Bauer/Wolfgang Behringer/ Jürgen Michael Schmidt (Hg.), Himmlers Hexenkartothek. Das Interesse des Nationalsozialismus an der Hexenverfolgung, Bielefeld 1999. – Lossen 1950 R. Lossen, Zur Geschichte des Dominikanerklosters Heidelberg 1476–1853, in: FDA 69 (1950) 157–185. – Maier 1996 Eva Maier, Trente ans avec le diable. Une nouvelle chasse aux sorciers sur la Riviera lémanique (1477–1484), Lausanne 1996. – Masson 1986 J.M. Masson (Hg.), Sigmund Freud. Briefe an Wilhelm Fliess 1887–1904 (deutsche Bearbeitung von Michael Schröter), Frankfurt/M. 1986. – Marx 1914 Jean Marx, L'Inquisition en Dauphiné. Etude sur le développement et la répression de l'hérésie et de la sorcellerie du XIVe siècle au début du régne de Francois Ier, Paris 1914. – Matz 1992 Klaus-Jürgen Matz, Wer regierte wann? Regententabellen zur Weltgeschichte, München 1992. – Maurer 1989 Helmut Maurer, Konstanz im Mittelalter. Bd. 2: Vom Konzil bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts [= Ge-
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6. Neuere Literatur
Hexenhammer, 826
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Hexen
5.022
6. Neuere Literatur
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6. Neuere Literatur
Hexenhammer, 827
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6. Neuere Literatur
Hexenhammer, 828
– Rapp 1983 Francis Rapp, Die Lateinschule von Schlettstadt – eine große Schule für eine Kleinstadt, in: Bernd Moeller (u.a.) (Hg.), Studien zum städtischen Bildungswesen des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit, Göttingen 1983, 215–234. – Rapp 1874/1891 Ludwig Rapp, Die Hexenprozesse und ihre Gegner aus Tirol. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte, Innsbruck 1874. – 2., vermehrte Auflage Brixen 1891. – Redlich 1931 Virgil Redlich, Tegernsee und die deutsche Geistesgeschichte im 15. Jahrhundert, München 1931. – Reuss 1871 Rodolphe Reuss, La Sorcellerie aux seizième et au dixseptième siècles, particulièrement en Alsace, Paris 1871. – Reymond 1908 Maxime Reymond, La sorcellerie aux Pays de Vaud au XVe siècle, in: Schweizerisches Archiv für Volkskunde 12 (1908) 1–14. – Reymond 1909 Maxime Reymond, Cas de sorcellerie en pays fribourgois au quinzième siècle, in: Schweizerisches Archiv für Volkskunde 13 (1909) 81–94. – Riezler 1879 Sigmund Riezler (Hg.), Fürstenbergisches Urkunden-
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6. Neuere Literatur
Hexenhammer, 829
buch. Sammlungen zur Geschichte des Hauses Fürstenberg und seiner Lande in Schwaben. Hgg. v. fürstl. Hauptarchiv in Donaueschingen, Bd. 4 (1480–1509), Tübingen 1879. – Riezler 1896 Sigmund Riezler, Geschichte der Hexenprozesse in Bayern. Im Lichte der allgemeinen Entwickelung dargestellt, Stuttgart 1896. – Rödel 1966 W.G. Rödel, Das Großpriorat Deutschland des Johanniterordens, Diss. phil. Mainz 1966. – Rubin 1991 Miri Rubin, Corpus Christi. The Eucharist in Late Medieval Culture, Cambridge 1991. – Rücker 1988 Elisabeth Rücker, Hartmann Schedels Weltchronik. Das größte Buchunternehmen der Dürer-Zeit, München 1988. – Rummel 1990 Walter Rummel, Gutenberg, der Teufel und die Muttergottes von Eberhardsklausen. Erste Hexenverfolgung im Trierer Land, in: Blauert (1990) 91–117. – Santifaller 1925 Leo Santifaller, Das Brixner Domkapitel in seiner persönlichen Zusammensetzung im Mittelalter, Innsbruck 1925. – Schacher 1947
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6. Neuere Literatur
Hexenhammer, 829
Joseph Schacher, Das Hexenwesen im Kanton Luzern, Luzern 1947. – Schleichert 1994 Sabine Schleichert, Vorderösterreich: Elsaß, Breisgau, Hagenau und Ortenau, in: Lorenz (1994) 218–230. – Schmidt 1994 Jürgen Michael Schmidt, Die Kurpfalz, in: Lorenz (1994) 207–217. – Schmidt 1906 J.W. Richard Schmidt, Vorwort, in: Malleus Maleficarum. Der Hexenhammer. Verfaßt von den beiden Inquisitoren Jakob Sprenger und Heinrich Institoris. Zum ersten Male ins Deutsche übertragen und eingeleitet von J.W.R. Schmidt, Berlin 1906, S. VIIXLVII. – Schneider 1994 Corinna Schneider, Die Markgrafschaften BadenBaden und Baden-Durlach, in: Lorenz (1994) 187–196. – Schneider 1950 W. Schneider, Das Fürstentum und Johannitergroßpriorat Heitersheim und sein Anfall an Baden, Diss. jur. Freiburg 1950. – Schnyder/Worstbrock 1983 André Schnyder/F.J. Worstbrock, Institoris, Heinrich, OP, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Ver-
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6. Neuere Literatur
Hexenhammer, 830
fasserlexikon, Bd. 4 (1983) Sp. 408–415. – Schnyder 1992 André Schnyder, Der ›Malleus maleficarum‹. Fragen und Beobachtungen zu seiner Druckgeschichte sowie zur Rezeption bei Bodin, Binsfeld und Delrio, in: Archiv für Kulturgeschichte 74 (1992) 323–364. – Schnyder 1993 André Schnyder, Malleus Maleficarum von Heinrich Institoris (alias Kramer), unter Mithilfe Jakob Sprengers aufgrund der dämonologischen Tradition zusammengestellt. Kommentar zur Wiedergabe des Erstdrucks von 1487 (Hain 9238), Göppingen 1993. – Schnyder 1994 André Schnyder, Protokollieren und Erzählen. Episoden des Innsbrucker Hexenprozesses von 1485 in den dämonologischen Fallbeispielen des »Malleus Maleficarum« (1487) von Institoris und Sprenger und in den Prozeßakten, in: Der Schlern. Monatszeitschrift für Südtiroler Landeskunde 68 (1994) 695–713. – Schöck 1978 Inge Schöck, Hexenglaube in der Gegenwart. Empirische Untersuchungen in Südwestdeutschland, Tübingen 1978. – Schröder 1929 Alfred Schröder, Die tägliche Laienkommunion in spätmittelalterlicher Auffassung, in: Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 6 (1929)
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6. Neuere Literatur
Hexenhammer, 830
609–629, 890–891. – Schuler 1987 Peter-Johannes Schuler, Notare Südwestdeutschlands. Ein prosopographisches Verzeichnis für die Zeit von 1300 bis ca. 1520, 2 Bde., Stuttgart 1987. – Schwager 1784 Johann Moritz Schwager, Auszug aus dem Hexenhammer und nähere Nachrichten von diesem verfluchten Buche, in: Versuch einer Geschichte der Hexenprozesse, Berlin 1784, S. 56–228. – Schwerhoff 1986 Gerd Schwerhoff, Rationalität im Wahn. Zum gelehrten Diskurs über die Hexen in der frühen Neuzeit, in: Saeculum 37 (1986) 45–82. – Scott 1997 Tom Scott, Regional Identity and Economic Change. The Upper Rhine, 1450–1600, Oxford 1997. – Segl 1988 Peter Segl (Ed.), Der Hexenhammer. Entstehung und Umfeld des Malleus maleficarum von 1487, Köln/ Berlin 1988. – Segl 1988 Peter Segl, Heinrich Institoris. Persönlichkeit und literarisches Werk, in: Segl (1988) 103–126. – Segl 1991 Peter Segl, Malefice ... non sunt ... heretice nuncupande. Zu Heinrich Kramers Wiederlegung der Ansichten
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6. Neuere Literatur
Hexenhammer, 831
aliorum inquisitorum in diversis regnis hispanie, in: Hubert Mordek (Hg.), Papsttum, Kirche und Recht im Mittelalter. Festschrift für Horst Fuhrmann zum 65. Geburtstag, Tübingen 1991, 369–382. – Segl 1993 Peter Segl, Der Hexenhammer – eine Quelle der Alltags- und Mentalitätengeschichte, in: Sabine Tanz (Hg.), Mentalität und Gesellschaft im Mittelalter. Gedenkschrift für Ernst Werner, Frankfurt/Main 1993, 127–154. – Segl 1993 Peter Segl (Hg.), Die Anfänge der Inquisition im Mittelalter, Köln u.a. 1993. – Siemer 1936 Polycarp M. Siemer O.P., Geschichte des Dominikanerklosters Sankt Magdalena in Augsburg (1225–1808) [= Quellen und Forschungen zur Geschichte des Dominikanerordens in Deutschland Nr. 33], Vechta/Leipzig 1936. – Singer 1975 Gordon-A. Singer, La Vauderie d'Arras 1459–1491. An Episode of Witchcraft in Later Medieval France, Diss. phil. University of Maryland 1974. Ann Arbor 1975. – Sinnacher 1828 Franz Anton Sinnacher, Beyträge zur Geschichte der bischöflichen Kirche Säben und Brixen in Tyrol, Bd.
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6. Neuere Literatur
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6. Neuere Literatur
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6. Neuere Literatur
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Nider von 1437/38. Studien zu den Anfängen der europäischen Hexenverfolgungen im Mittelalter, Diss. phil. Aachen 1998. – Tschacher 1999 Werner Tschacher, Der Flug durch die Luft zwischen Illusionstheorie und Realitätsbeweis. Studien zum sog. Kanon Episcopi und zum Hexenflug, in: ZRG Kan. Abt. 85 (1999) 225–276. – Tschaikner 1994 Manfred Tschaikner, Vorarlberg, in: Lorenz (1994) 231–244. – Uginet 1976 Francois-Charles Uginet, Frère Bérard Trémey (Berardus Tremesii) o.f.m. et l'inquisition en Savoie au XVe siècle, in: Actes du VIIe Congrès des Sociétés savantes de la Savoie, Conflans 1976, 281–289. – Utz-Tremp 1994 Kathrin Utz-Tremp, Waldenser und Wiedergänger – Das Fegefeuer im Inquisitionsregister des Bischofs Jacques Fournier von Pamiers (1317–1326), in: Peter Jezler (Hg.), Himmel, Hölle, Fegefeuer. Das Jenseits im Mittelalter, Katalog des Schweizer Landesmuseums, Zürich 1994, 125–134. – Valentinitsch 1987 Helfried Valentinitsch, Helfried (Ed.), Hexen und Zauberer. Die große Verfolgung – ein europäisches Phänomen in der Steiermark, Graz/Wien 1987.
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6. Neuere Literatur
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– Van der Vekene 1961 E. Van der Vekene, Zur Bibliographie des Directorium Inquisitorum des Nicolas Eymarich, Luxemburg 1961. – Vanotti 1845 J.N. v. Vanotti, Geschichte der Grafen von Montfort und von Werdenberg, 1845. – Vayra 1874 P. Vayra, Le streghe nel Canavese. Con due prodessi inediti dell' Inquisizione 1474, in: Curiosità e ricerche di storia subalpina 1 (1874), 82ff., 209ff., 654ff. – Vochezer 1888–1907 Joseph Vochezer, Geschichte des fürstlichen Hauses Waldburg in Schwaben, 3 Bde., 1888–1907. – Voges 1994 Dietmar-H. Voges, Reichsstadt Nördlingen, in: Lorenz (1994) 360–369. – Vorderstemann 1981 Jürgen Vorderstemann (Hg.), Speyerer Buchdruck in fünfhundert Jahren, Speyer 1981. – Walker 1958 Daniel P. Walker, Spiritual and Demonic Magic from Ficino to Campanella, London 1958. – Walther 1988 Helmuth G. Walther, Ziele und Mittel päpstlicher Ketzerpolitik in der Lombardei und im Kirchenstaat 1184–1252, in: Segl (1988) 103–130.
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6. Neuere Literatur
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– Weiss 1994 Elmar Weiss, Erzstift Mainz (südwestdeutsche Gebiete), in: Lorenz 1994) 295–308. – Wentzke 1910 P. Wentzke, Geschichte der Stadt Schlettstadt, Tübingen 1910. – Werfel 1997 Silvia Werfel, Einrichtung und Betrieb einer Druckerei in der Handpressenzeit (1460 bis 1820), in: Helmut Gier/Johannes Janota (Hg.), Augsburger Buchdruck und Verlagswesen. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Wiesbaden 1997, 97–125. – Werlin 1961 J. Werlin, Paul Wann, ein berühmter Passauer Prediger im 15. Jahrhundert, in: Passauer Jahrbuch, Ostbairische Grenzmarken 5 (1961) 64ff. – Wibel 1913 H. Wibel, Neues zu Heinrich Institoris, in: MIÖG 34 (1913) 121–125. – Wilson 1990 Eric Wilson, The Text and Context of the Malleus Maleficarum (1487), Diss. phil. Cambridge 1990. – Wilson 1996 Eric Wilson, Institoris at Innsbruck: Heinrich Institoris, the Summis Desiderantes and the Brixen WitchTrial of 1485, in: Robert W. Scribner/Trevor Johnson (Hg.) (1996) 87–100.
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5.035
6. Neuere Literatur
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– Witte 1984 Hans Witte, Schlettstadt. Genese, Struktur und Funktionen eines elsässischen Mittelzentrums, Bad Honnef 1984. – Wittmer 1951 Charles Wittmer, Quelques dominicains du Séléstat des XIVe et XVe siècles, in: Annuaire de la société des amis de Bibliothèque de Séléstat 2 (1951) 145–152. – Wolpert 1995 Wolfgang Wolpert, Fünfhundert Jahre Kreuzweg in Ediger an der Mosel. Inquisitor Heinrich Institoris als Initiator, in: Franz/Irsigler (1995) 19–34. – Wulz 1937 Gustav Wulz, Nördlinger Hexenprozesse, in: Rieser Heimat 20 (1937) 42–45. – Wunder 1987 Heide Wunder, Frauen in der Gesellschaft Mitteleuropas im späten Mittelalter und in der Frühen Neuzeit (15.-18. Jahrhundert), in: Valentinitsch (1987) 123–154. – Zeller 1906 J. Zeller, [Rezension der Schmidtschen Übersetzung des Malleus Maleficarum], in: Literarische Beilage zur Augburger Postzeitung, Jg. 1906, Nr. 42. – Ziegeler 1973 Wolfgang Ziegeler, Möglichkeiten der Kritik am Zau-
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5.036
6. Neuere Literatur
Hexenhammer, 835
ber- und Hexenwesen im ausgehenden Mittelalter, Diss. phil. Hamburg, Köln/Wien 1973. – Zika 1989/1990 Charles Zika, Fears of Flying: Representations of Witchcraft and Sexuality in Early Sixteenth-Century Germany, in: Australian Journal of Art 8 (1989/90) 19–47. – Zika 1991 Charles Zika (Ed.), No Gods Except Me. Orthodoxy and Religious Practice in Europe, 1200–1600, Melbourne 1991. – Zimmermann 1994 Wolfgang Zimmermann, Hochstift Konstanz, in: Lorenz (1994) 316–324. Zur Identifizierung der Orte wurde benutzt: Euro-Autoatlas 1:300000 Zentraleuropa, RV Reiseund Verkehrsverlag, Berlin/Gütersloh u.a., 4. Auflage 1993/94.
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