DAS RIESENGEBIRGE Ein lockendes Reiseziel im Südosten Deutschlands ist das Riesengebirge, das die Krone der schlesische...
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DAS RIESENGEBIRGE Ein lockendes Reiseziel im Südosten Deutschlands ist das Riesengebirge, das die Krone der schlesischen Landschaft darstellt. Ob man vom Norden, Westen oder Süden kommt, immer bietet sich ein gleich eindrucksvolles Bild der vielverschlungenen Bergketten dar, die in ihrer Geschlossenheit dem Riesengebirge seinen Charakter geben. Das Riesengebirge trägt alpinen Charakter, hervorgerufen durch die scharfen Gegensätze zwischen Tal und Höhen, die großartigen Felsbildungen der Randgebiete, die mächtige Ausbreitung und Entwicklung des gewaltigen Hochkammes über der Waldgrenze. Auch die reiche Flora in alpinen und nordischen Arten legt Zeugnis für den Hochgebirgscharakter ab. In drei Zonen läßt sich die Flora des Riesengebirges einteilen. Als erste gibt es eine Waldzone mit einem Bestand von Laubwäldern, hauptsächlich Buchen und Fichten. Den Übergang bildet die zweite Zone bis zum Knieholzbestand, an den sich die baumfreie, sogenannte „subalpine" Formation als dritte Zone anschließt. Das Knieholz ist nur im Riesengebirge heimisch. Auf dem weit ausgedehnten Hochkamm fallt das Vorhandensein alter und seltener Gesteinsarten auf. Das Gebiet des Riesengebirges gehört zu den Nordsudeten. In geologischer Hinsicht enthält es wie das Isergebirge vorwiegend Granit und bildet mit diesem zusammen eine geologisch untrennbare Einheit. Die geographische Westgrenze zieht sich bis nach Petersdorf, Schreiberhau, dem oberen Zacken und bis ins Isertal hin. Die Gliederung in parallele, nordwestlich verlaufende, sanft ansteigende Kämme (Durchschnittshöhe 1100 -1400 Meter) geben dem Gesamtaufbau des Riesengebirges eine seltene Einheitlichkeit in der langgestreckten, großzügigen Form und Gestaltung. Mit Recht werden die ineinander verschlungenen Bergketten als ,,Schneegebirge" bezeichnet. Sie überragen die obere Baumgrenze, denn ihre Kuppen tragen den größten Teil des Jahres in hohen und schattigen Gebieten eine leuchtende Schneedecke. So finden wir eine hervorstechende Mannigfaltigkeit der ins Große weisenden Gebirgszüge, die nach der tschechischen Seite häufig steil abfallen und nach der deutschen Seite durch rauschende Felsbäche und schroffe Felsen ein romantisches Bild offenbaren. Der Wanderer, der den Hochkamm beschreitet, ist ergriffen von der Vielfalt und der Verschiedenartigkeit der Ausblicke über Schluchten und Täler, über das freie Flachland bis in die weite Ferne neu auftauchender Bergketten. Tief eingeschnittene Quertaler, steile Abfalle und Böschungen des Kammes wechseln mit still träumenden Tälern. Das Auge ist überrascht von großartigen Naturformationen, von stimmungsvollen Landschaftsbildern, die immer wieder neue Tore des Riesengebirges erschließen. Das Panorama der Koppe mit der wundersamen Gestaltung des Gebirges ist m sich geschlossen, der Eindruck überwältigend durch die vom Tal gewaltig aufsteigende Kammwand. Vergeblich versucht der Wald bis zu den höchsten Höhen emporzuklimmen, aber die Steinbildungen und das rauhe Klima der Höhe lassen es nicht zu. Auf den Hochwiesen des Riesengebirgskammes entspringende Quellbäche, die bei dem weiteren Abfluß oft zu Sturzbächen werden, eilen zur Tiefe und stimmen sich ein dem Rauschen der Wälder, um inmitten grünender Täler zur Ruhe zu kommen. Hochwasserkatastrophen führten zur Anlage künstlicher Staubecken und Talsperren in engen Flußtälern, deren Kraftquelle häufig für industrielle Zwecke ausgenutzt wird. Diese Talsperren geben der Landschaft eine besondere Note. Immer wieder bewundert das Auge den alles beherrschenden Gebirgskamm. Durch die klare Höhenluft sind die Gebirgsdörfer vielbesuchte
Erholungsorte geworden, die sich schon frühzeitig auch dem Wintersport erschlossen haben. Die Bevölkerung des Riesengebirges ist an sich arm. Ackerbau und Landwirtschaft können in den höheren Zonen nur in geringem Maße ausgeübt werden. Die rauhe Witterung verursacht das baldige Verkümmern der Vegetation. Schwer und einsam ist das Leben der schlesischen Gebirgsbevölkerung, ausgefüllt mit der Wartung des Viehs, dem Melken und der Käsebereitung. Der zunehmende Fremdenverkehr hat neue Verdienstmöglichkeiten geschaffen. Die Hauptmasse der Bevölkerung ist mitteldeutschen Ursprungs. Der im Charakter sympathische, genügsame Gebirgsbauer ist anspruchslos. Seine durchfurchten Züge erzählen vom harten Leben. Während die Weber- und Fabrikbevölkerung der Städte und größeren Dörfer durch Elend und manche Not körperlich zurückgeblieben sind, zeigen sich die schlesischen Gebirgsbauern als ein sturmerprobter, kraftvoller Menschenschlag. Bei den Ortschaften, in denen meist der Markt viereckig ist, mit den Lauben, den offenen Verkaufshallen und der Kirche nahe am Markt, erkennen wir in der Gestaltung der Häuser und in der äußeren Form der Gehöfte den fränkischen Stil. Das Riesengebirge ist ein Grenzland, dessen ruhige, einheitliche Entwicklung in den vergangenen Jahrhunderten bis zur Gegenwart oft durch Unruhen und Kämpfe behindert wurde. Bis ins 12. Jahrhundert war es ein unerschlossenes Gebiet. Wie so oft waren auch hier Mönche die Träger deutscher Kultur, die durch Kolonisierung, zuerst an der Boberquelle, ihre Siedlungen schufen (z B. Kloster Grüssau). Zu den späteren Führern gehört auch ein Ahnherr der heutigen Grafen Schaffgotsch, damals Gotsche Schoff (Gotthard Schaaf) genannt. Die Bergbauentwichlung im Riesengebirge begann um das Jahr 1400. Spuren von Goldadern lockten Kolonisten ans allen Gauen und Ländern herbei. Auch Halbedelsteine wie Achat, Jaspis und Bergkristall wurden gefunden. Ein Eisenberg wurde bei dem heute nicht mehr vorhandenen Dorf Rengersdorf schon um 1300 genannt. Der Name Schmiedeberg deutet gleichfalls auf den Bergbau hin. Die Fugger und Welser haben sich stark am schlesischen Bergbau beteiligt. Schließlich wurde der Quarzsand als Rohstoff zur Entwicklung der Glasindustrie entdeckt. Die zahlreichen Gebirgswässer boten ein billiges Transportmittel sur Beförderung der gewonnenen Schätze. Als Berggeist des Riesengebirges gilt der durch Sagen und Märchen volkstümlich gewordene Rübezahl, dessen Heimat in den Berggipfeln der Koppe zu suchen ist. Von dem Besuch der Königin Luise auf der Schneekoppe erzählt ein Streit zwischen der Schneekoppe und dem Zobten. Eine, die schlesische Wesensart kennzeichnende Geschichte lautet: Schneekoppe: „Sieh ock, ich bin patriotisch, sogar a Keenig (Friedrich Wilhelm III!) und ane Keenigin saon uff mier gewaast!" - Der Zobten (ohne Verständnis): „Schniekoppe, Du bleibst doch eene ale Gake!" Bekannt sind neben der geistigen Regsamkeit des deutschen Schlesien der prächtige Humor und die tiefe Liebe zu den Bergen der Heimat. Sie kommt häufig in vielgebrauchten Worten zum Ausdruck: „Suste nischt ook heem" (Sonst nichts nur heim). Die Welt Stehrscher Gestalten steigt auf, das „zweite Gesicht"; denn der Schlesier „zwirnt" doppelt. In der Holzfabrikation und in den Glasschleifereien zeigt sich die Begabung für geschickte Handfertigkeiten. Man findet oft holzgeschnitzte Gestalten als Wegweiser: „Rechts geht der Ferdinand, links die Luise !" Der Name des Riesengebirges scheint sich von den „Riesen" herzuleiten; das sind Holzrinnen, die an den Bergwänden in Zickzacklinien angelegt wurden,
um die zerkleinerten Stämme zu Tal zu bringen. Wenn auch diese primitiven Anlagen verschwunden sind, so deuten noch zahlreiche Namen auf das Riesengebirge hin: Riesengrund, Riesenhain, Riesenkamm n. a.
Schömberg - Grüssau - Friedland Von Schömberg aus geht der Weg nordwärts nach dem berühmten Kloster Grüssau, das einen längeren Aufenthalt verdient. Es ist der bedeutendste Barockbau Schlesiens, das schlesische „Vierzehnheiligen". Wie in vielen deutschen Landesteilen haben hier die Zisterzienser eine Klostersiedlung gegründet. Der erste historische Bau stammt aus dem Jahre 1292. Man gab der Gründung den schönen Namen „Mariengnade". Im Jahre 1810 wurde das Kloster säkularisiert, seit 1919 sind die Beuroner Benediktiner dort eingezogen. Das Fortal der Hauptkirche hat Ferdinand Prokof aus Prag gestaltet. Ein Schüler des bekannten Malers Willmann, Neunhertz, hat im Innern eine Reihe von Fresken geschaffen. Das Hochaltarbild stammt von Peter Johann Brandi. Ein altes Gnadenbild, auf Holz gemalt, ist auf italienischen Ursprung zurückzuführen. Die Seitenaltäre schmücken Gemälde von Scheffler. Die Sakristei birgt Bilder des großen Schlesiers Willmann. Von dem Abt Bernardus Rosa stammt der Forellenteich im nahegelegenen Bethlehem mit einem Pavillon mitten im See. Die 40 m hohe alte Riesentrauerfichte ist über 300 Jahre alt. Die Fassade der zweitürmigen Hauptkirche zeigt reichen Schmuck und Zierat mit plastischen Darstellungen. Reich und farbig sind die Decken, Wände und Altäre. Anschließend an den Chor wurde Mitte des 18. Jahrhunderts die Fürstengruft erbaut, in der die schlesischen Herzöge ruhen. Der mit zwei Kuppeln überdeckte Raum enthält in sinnvoller Ausgestaltung Grabsteine aus dem 14. und 17. Jahrhundert. Auch die weiteren Klosterbauten ans den Jahren 1662 und 1768 zeigen eine breite, gut gegliederte Front. Wir verlassen Grüssau und erreichen über Liebersdorf Friedland. Das Städtchen an den Steine, dicht an der tschechischen Grenze, hat Webereien, Bleichereien und Färbereien. Von hier aus fahren wir nordwärts über Waldenburg auf der guten Straße Freiburg - Königszelt nordwärts nach Schlesiens Hauptstadt Breslau.
Schmiedeberg - Landeshut - Waldenburg Der nördliche Weg von Schmiedeberg führt über das berühmte Landeshut nach Gottesberg und Waldenburg. Wir durchkreuzen von Schmiedeberg aus den Weg der Bahn, die nach der durch Leinwandindustrie berühmten Stadt Landeshut führt. Es offenbart sich uns eine Landschaft von ungewöhnlicher Mannigfaltigkeit mit malerischen Fels- und Hügelgruppen. . . . Die von der Natur geschaffenen Wasserläufe und die abwechslungsreichen Bodengestaltungen bieten im Gelände prächtige Parkanlagen, so daß man von einem wahrhaften Naturpark sprechen kann. Nach Norden erstreckt sich der weltentrückte Landeshuter Kamm. Die dem Kreis Liegnitz zugehörige Stadt mit einer sehr armen Bevölkerung liegt anmutig am Einfluß des Ziederbaches in den Bober in der für den schlesisch-böhmischen Verkehr wichtigen Sudetensenke zwischen dem Landeshuter Kamm und dem Waldenburger Bergland. Verschiedene Eisenbahnen durchkreuzen den Ort. Neben der großen Textilindustrie, und dem lebhaften Leinenhandel ist noch die Seidenspinnerei hervorzuheben. Die Schuhindustrie hat sich stark entwickelt. Zu den Sehenswürdigkeiten gehört der alte Friedhof mit schönen Barockgrüften und die Landeshuter Gnadenkirche. Reichhaltig und interessant
ist die Wallenberg-Federlinsche Bibliothek mit 7000 Bänden, darunter zahlreichen Originalhandschriften der Reformationszeit. Viele der alten Patrizierhäuser stammen aus dem 18. Jahrhundert. Von Landeshut aus ist das schon geschilderte Kloster Grüssau leicht erreichbar. Die Stadt Landeshut wurde im Jahre 1292 vom Piastenherzog Bolko gegründet. Geschichtlich hat Landeshut eine große Bedeutung. Die schwerste Zeit erlebte die Stadt im Dreißigjährigen Kriege. Von 26 Plünderungen wird berichtet. Am 23. Mai 1749 siegten die Preußen unter Winterfeldt über die Österreicher unter Nadasdy. Ein Denkmal auf dem Kirchberg erinnert an die Schlacht. Im Siebenjährigen Kriege wurde am 23. Juni 1760 ein großes Korps unter de la Motte Fouqué von den Österreichern unter Laudon aufgerieben. Ein Ausspruch Friedrichs des Großen auf einem Felsen trägt die Worte von „Preußens Thermopylen". Von Landeshut aus kommen wir nach der Bahn Berlin-Görlitz-Hirschberg über Gottesberg am Südfuß des 890 m hohen Hochwaldes. Gottesberg gehört zum Kreise Waldenburg, zum steinkohlenreichen Bergland mit bergmännischer Berufsschule und über 1000 vorwiegend evangelischen Einwohnern. Silberbergbau wurde hier einst betrieben. Die Stadt selbst liegt 525-622 m über dem Meere. Das Waldenburger Bergland nimmt uns auf. Sein Name ist durch seine Industrie bekannt geworden. Die Bevölkerung hat mit großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Schon im Jahre 1426 wurde Waldenburg als Stadt genannt Der Markt mit einigen alten Laubenhäusern ist wieder echt schlesisches Bild. Der waldumschlossene Ort an einem Quellarm der Polsnitz zeigt zwei interessante Bauten aus der Zeit um 1800, deren Baumeister K. L. Langerhans war. Es handelt sich um das palastartige Wohnhaus Alberti und um die evangelische Pfarrkirche im Renaissancestil. Den Charakter geben der Stadt jedoch die zahlreichen Fabriken, von denen vor allen Dingen die Porzellan-, Draht-, Möbel-, Holzschuh-, Likör-, Sauerstoffwerke und die Maschinenbaufabrik zu nennen sind. Eine Gewerbe-, Handel- und Bergschule ist vorhanden. Waldenburg hat die Hauptstelle Niederschlesiens für das Grubenrettnngswesen. Der Steinkohlenbergbau und die Eisengießereien befinden sich im Zentrum des Vorgebirges. Zwischen Altwasser und Salzbrunn ist die Wilhelmshütte, ferner die Fürstensteiner Gruben des Fürsten Pleß mit mehreren tausend Arbeitern, dann der Bismarck- und der Juliusschacht. Die Neustadt Waldenburg ist höher gelegen als die Altstadt. Zahlreiche Grubenanlagen beherrschen das Waldenburger Tal. Von der Schillerhöhe bietet sich eine weite Übersicht über die Stadt und die Talsenke. Unterhalb Waldenburgs erfreut der landschaftlich herrlich gelegene Fürstensteinsche Grund. Noch einmal in der Rückschau steigt vor unseren Augen das Erlebnis der gewaltigen Bergkuppen in der abwechslungsreichen Fahrt durch das Riesengebirge auf. Erfüllt von den starken Eindrücken einer gesegneten Landschaft verlassen wir das wald- und bergreiche Gebiet, um nun auf fast geraden nordöstlichem Wege die Landeshauptstadt Breslau zu erreichen. Wer von Waldenburg aus nach Liegnitz will, fährt bis Bunzelwitz auf dem Wege nach Breslau, um von dort aus nach Nordwesten abzubiegen, nach Liegnitz oder weiter nördlich und westlich ins Reich.
H ir s chb e r g - S c h m i e d e b e r g - L i e b a u - S c h ö m b e r g Von dem Markt der vielgerühmten Stadt Hirschberg ans führen verschiedene Wege über Schmiedeberg - Arnsberg und Liebau nach Schömberg. Uns begleitet die Eglitz, ein gefährlicher Wildbach, dessen Hauptquelle, das Grunzenwasser, der Eglitz zufließt. Über sechzig Wehre sind in das Flußbett eingebaut. weil häufige Katastrophen vergangener Zeiten eine Abwehr durch künstliche Dämme erforderten. Sprühende Wasserfälle erfreuen das Auge. Das Grunzenwasser hat in seinem oberen Lauf von der Quelle an 1000 m Seehöhe, bis zur Dorfflur von Arnsberg ein Gefälle von 400 m bei einem Flußlauf von 2,5 km. Die lange Hauptstraße Schmiedebergs erstreckt sich eine Meile, die alte Dorfanlage noch verratend. Die wirtschaftliche Blüte des jetzt oft als Luftkurort genannten Schmiedeberg mit fast 6000 Einwohnern ist vor allen Dingen auf den Leinwandhandel zurückzuführen. Heute wird hier auch der handgeknüpfte Smyrnateppich, der den echten kaum nachsteht, in der uralten Knüpftechnik gearbeitet. Wir sehen alte Patrizierhäuser im Rokokostil. Das in der Mitte des Ortes gelegene Schloß Ruhberg ist ein Besitz des Fürsten Radziwill. Die schlesische Landesversicherung hat in herrlicher Gegend drei großartige Erholungsheime geschaffen, die mit Recht als Vorbilder sozialer Einrichtungen bezeichnet werden. Seit dem Jahre 1918 ist Schmiedeberg Stadt. Es wird noch mit Porzellan, Holz, Wachswaren, Filztuch, Holzwolle, Schürzen und Möbeln gehandelt. Eine Glasschleiferei und ein Granitsteinbruch sind vorhanden. Eisenerz wurde schon in früheren Zeiten gewonnen; auch jetzt noch findet eine lebhafte Förderung von Magneteisenstein statt. Die spätgotische Hallenkirche wurde 1735 nach dem Vorbild, des berühmten Klosters Grüssau neu ausgestattet und mit Fresken bemalt. Der Bau der Gnadenkirche, die zu den erwähnten sechs Gnadenkirchen aus der Altranstädter Konvention gehört, wurde im Jahre 1709 begonnen. Die kreuzförmige Anlage mit schöner Kuppel und reicher Innenausstattung hat eine außerordentliche Raumwirkung. Die Pfarrkirche vom Ende des 16. Jahrhunderts steht an Stelle einer bedeutend älteren Gründung. Die Aufteilung der Mauer durch Emporen mit toskanischen Säulen ist zu beachten. Friedrich der Große, der 1781 in Schmiedeberg wohnte, wird als Wohltäter der Stadt gepriesen. Von Schmiedeberg steigt in großen Kurven ein schöner steiler Weg zu den schlesischen Grenzbauden hinan. Nach abwechslungsreicher Fahrt durch Wald und Berggelände ist bald die Höhe erreicht. Die zu Klein-Aupa gehörenden Bauden an der Straße Schmiedeberg - Johannisbad, die Grenze von Schlesien und der Tschechei, werden als Sommeraufenthalt und Wintersportplatz bevorzugt. Wundervolle Blicke über Alpenwiesen and Wälder erfreuen das Auge. Von dem prächtigen Humor des Schlesiers zeugt ein Schild auf einer der Wiesen der Grenzbauden: „Das Betreten der Wiesen ist nur dem Rindvieh gestattet!". Wir fahren über Arnsberg an dem fast 1000 m hohen Molkenberg vorüber über Michelsdorf nach Liebau, das am Zusammenfluß des Schwarzwassers mit dem Bober liegt. Auch hier finden wir Laubengänge am Markt. Der am Fuß des Raben- und des Überschargebirges gelegene Grenzort hat Webereien und Flachsspinnereien. Ostwärts geht der Weg weiter nach Schömberg, das am forellenreichen Ziederbachtal liegt, vom Raben- und Streitgebirge begrenzt und geschützt. Die zahlreichen Holz- und Steinlaubenhäuser geben der Stadt ein mittelalterliches Ge-
präge. Am bekanntesten sind die über 300 Jahre alten Reihen der schönen Holzhäuser der „12 Apostel" und „7 Brüder". Die katholische Pfarrkirche ist im Barockstil Ende des 17. Jahrhunderts erbaut. Schömberg ist der Mittelpunkt der schlesischen Leinenindustrie.
H ir s chb er g - E r d m a n n s d o r f - A n n a k a p e l l e Brückenberg - Krummhübel Von Hirschberg führen strahlenförmig gute und bequeme Straßen in das Riesengebirge. Unser Hauptweg über Erdmannsdorf - Schmiedeberg geht ostwärts nach Landeshut und Waldenburg mit dem Anschluß nach Breslau. Bevor wir jedoch dieser Hauptrichtung nachgehen, müssen wir noch einen der schönsten und erhabensten Teile des Riesengebirges kennen lernen. Wir folgen einer guten Straße südwärts über Schwarzbach, Stonsdorf, Seidorf, dann über Krummhübel in den Mittelpunkt des Riesengebirges. Das Dorf Schwarzbach, Wiesen- und Ackergelände, hat ein altes Renaissanceschloß mit einem schönen, mit Wappen geschmückten Portal. Stonsdorf, das aus drei Teilen besteht, ist bekannt durch die Brauerei und den „Stonsdorfer Bittern", der jetzt in dem nahegelegenen Cunnersdorf hergestellt wird. Die Gegend gleicht einem großen Naturpark. Zwischen Nieder- und Mittelstonsdorf liegt der Prudelberg mit einem Bismarckdenkmal. In der Nähe befindet sich die im Besitz des Prinzen Reuß j. L. befindliche Heinrichsburg. Bald erreichen wir Seidorf, das von ebenem Gelände am schluchtreichen Bachbett steil ansteigt. Das gewerbefleißige Dorf ist die Wiege der Damastweberei. In der Annakapelle aus dem Jahre 1841, 618 m hochgelegen, befindet sich das sehenswerte Altarbild St. Anna. Früher stand hier die im 14. Jahrhundert erbaute Bornkirche, so genannt nach einer vortrefflichen Quelle, die als heilkräftig galt und der Umgebung den Namen Gutenbrunnen gab. Der Weg führt nun in Kurven in das Gebirge hinein zu dem höchstgelegenen Luftkurort und Wintersportplatz des Riesengebirges, Brückenberg. Von hier bietet sich ein vielseitiger Blick nach dem Kamm und der Koppe. Die Schneekoppe muß von deutscher Seite aus erwandert werden, da eine Autostraße nicht hinaufführt. Das Riesengebirge, über dessen Kamm die ehemalige preußisch-schlesische und böhmisch-österreichische, heute die tschechische Staatsgrenze läuft, ist auf beiden Abhängen von Deutschen besiedelt. Das Gebirge ist weder eine Volks- noch Kulturgrenze. Am Waldrand von Brückenberg steht die von Friedrich Wilhelm IV. in Norwegen aus der Zeit um 1220 stammende alte Holzkirche Wang, die sich bis zum Jahre 1842 am Wangsee bei Drontheim befand. In der im „Stabwerkstil" errichteten Kirche sind die Schnitzereien an den Türen, der Türumrahmung und die schöne Raumwirkung im Innern besonders bemerkenswert. Der König ließ das eigenartige Gotteshaus auf Anregung der Gräfin Reden hier wieder aufrichten. Große Teile sind in altem Stil ergänzt. Im Jahre 1814 wurde die Kirche in Anwesenheit ihres Patrons eingeweiht. Wir kommen nun nach dem unterhalb der Schneekoppe langgestreckten Kurort Krummhübel zwischen der großen und kleinen Lomnitz. In schöner Lage auf dem waldbedeckten Nordrand des Riesengebirges ist Krummhübel eins der typischen Riesengebirgsdörfer, deren Häuser weit verstreut liegen. Krummhübel ist bedeutender Wintersportplatz. Die evangelische Kirche ist im frühgotischen, die katholische im Barockstil errichtet. Von Krummhübel gelangen wir über Arnsdorf nach Überquerung der Eisenbahn, vielfach an der Lomnitz entlang, nach Erdmannsdorf. In der Nähe der Bahn-
strecke sind die Zillertaler angesiedelt, deren Häuser noch den alten Stil ihrer Heimat tragen. Über 400 protestantische Zillertaler sind im Jahre 1837 in das Hirschberger Tal geflüchtet, weil sie aus ihrer Heimat wegen der Unterdrückung ihrer Religionsfreiheit vertrieben wurden. Auf dem Friedhof befindet sich ein Denkmal des Führers der Zillertaler, Floidel. Das Schloß Erdmannsdorf gehörte früher dem General Gneisenau. Ihm zu Ehren wurde der frühere Ameisenberg mit einer schönen Aussicht in Gneisenauberg umgetauft. Friedrich Wilhelm III. erwarb im Jahre 1871 das Schloß nach Gneisenaus Tod. Die im byzantinischen Stil erbaute evangelische Kirche geht im Entwurf auf den großen preußischen Architekten Schinkel zurück. Die pompejanischen Säulen der Vorhalle sind von Friedrich Wilhelm IV. gestiftet. Besonders malerisch wirkt der vor dem Schloß inmitten des Parkes liegende See.
H i r s c hb hber er g Das im 13. Jahrhundert begründete Hirschberg in anmutiger Lage am Zusammenfluß von Bober und Zacken hat heute über 30000 Einwohner. Ein ansehnliches Stadttheater, die Garnison eines Jägerbataillons und eine landwirtschaftliche Schule zeugen von der zunehmenden Bedeutung der Stadt. Die Papierherstellung und die Papienverarbeitungsfabrikation - Weltende bei Hirschberg – spielen neben der Eisen-, Glas- und Textilindustrie eine wesentliche Rolle. Der Name Hirschbergs wurde einst durch seine Tuchmachereien und Webereien berühmt. Im 8. Jahrhundert begann ein bedeutender Leinenhandel, der Ende des gleichen Jahrhunderts wieder zuückging. Besonders verlangt wurden die Hirschberger Schleier. In der von Promenaden umschlossenen alten Stadt mit ehemaligen Festungswerken und dem Schildauer Burgtorturm liegt der Markt, von Lauben umgeben, mit alten Patrizierhäusern, deren schöne Barock- und Rokokogiebel erfreuen. Das Rathaus aus dem Jahre 1747 ist ein schlichter feiner Bau. Die gotische katholische Pfarrkirche aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts und die große, Anfang des 18. Jahrhunderts erbaute evangelische Gnadenkirche mit mächtigem Kapital fallen auf. Im Süden der Stadt, nach dem Kavalierberg zu, befinden sich schön gelegene Villen. Geschichtlich spielte Hirschberg eine bedeutsame Rolle. Im Schwenderschen Haus, gegenüber der evangelischen Gnadenkirche, hat Friedrich der Große häufig gewohnt. Die Gnadenkirche ist ein sehenswerter Bau und dem Stil der Katharinenkirche in Stockholm angeglichen. Im Jahre 1707 wurden sechs Gnadenkirchen Schlesiens in der Altranstädter Konvention dem schwedischen König Karl XII. vom Kaiser Joseph I. zugestanden. Der Bedeutung der Stadt entsprechend, befindet sich in Hirschberg der Sitz des Riesengebirgsvereins. Einen guten Überblick bietet das von ihm verwaltete Riesengebirgsmuseum mit kulturellen und naturhistorischen Sammlungen. Am Kavalierberg, einer früheren Schanze, ist ein ausgezeichnetes geologisches Profil des Gebirges zu sehen, eine Übersichtliche Darstellung, die dem Besucher eine vortreffliche Orientierung von großer Zuverlässigkeit verschafft. Im Nordwesten der Stadt liegt der fast 400 m hohe Hausberg mit einem prächtigen Blick aufs Gebirge. Unweit befindet sich die Bobertalsperre, eine technische Sehenswürdigkeit ersten Ranges. Sie gehört zu den größten Talsperren Deutschlands. Der Bober, ein gefährlicher Nebenfluß der Oder, hat durch Gebirgszufllisse und Hochwasser manche schwere Katastrophe heraufbeschworen. Den westlichen Abschluß des Hirschberger Tales bildet der niedere Zackenkamm mit seinen nördlichsten Ausläufern, dem Haus- und Kapellenberg. Im Osten des
Hirschberger Beckens begrenzt den Blick der Landeshuter Kamm. Seine sanft gewölbten Rücken gehen im Norden in das Bober-Katzbach-Gebirge über. Vom Hirschberger Kessel bietet sich ein unvergeßliches und eindrucksstarkes Gesamtbild des Riesengebirges mit seinem 1603 m aufragenden Gipfel, der Schneekoppe, dar. Der weit umfassende Blick über vielverschlungene Hügelgruppen auf die bewaldeten Vorberge und auf langgestreckte Gebirgszüge, in deren Tälern sich die weitausgedehnten Kurorte und Gebirgsdörfer betten, ist von erhabener Schönheit, besonders wenn ein violetter Schimmer über Schluchten und Tälern liegt und die Abendsonne die schneebedeckten Berggipfel vergoldet. Von Hirschberg aus ist ein kleiner Abstecher zu den Falkenbergen und Schloß Fischbach zu empfehlen. Die schöne Straße führt ost- und südwärts zu den felsigen Falkenbergen, deren mächtige Felsmassen aus dem Wald hervorragen. Ein Aufstieg bietet abwechslungsreiche Rundblicke. Die Spitzen der Felsen liegen nur 750 m von einander entfernt. Auf dem südlichen Falkenberg, dem Kreuzberg, ragen ein hohes eiserne Kreuz und die Mauerreste einer alten Burg empor. Der Kreuzstein wird oft Blücherstein genannt in Erinnerung an die Schlacht an der Katzbach. Nach dem Landeshuter Kamm zu liegt im Kreise Hirschberg das von einem Wallgraben und schönem Park umgebene Schloß Fischbach. Im 19. Jahrhundert erhielt es seinen gotisierenden Stil. Der Privatbesitz des ehemaligen Großherzogs von Hessen birgt im Innern ein sehenswertes Museum mit vielen Altertümern. Auf der Rückseite des Schlosses erfreut ein Renaissanceportal. In Fischbach lebte der Dialektdichter Karl Ehrenfried Berttermann, ein Schneidermeister, der noch heute durch seinen treffenden Humor und Mutterwitz im Volke in seinen Dichtungen nicht vergessen ist. Die Dorfkirche birgt ein interessantes Renaissancegrabmal aus dem Jahre 1582. Auffallend ist das aus der Rheingegend stammende spätromanische Portal. Schloß Fischbach und das benachbarte Schloß Buchwald haben historische Bedeutung gewonnen, vor allen Dingen durch den Besuch der Dichter Theodor Körner und Graf Friedrich Leopold zu Stolberg, ferner durch Besuche bedeutender Staatsmänner und Helden der Freiheitskriege wie Freiherr vom Stein und Gneisenau.
F r i e d e b e r g - B e r t h e l s d o r f - Hirschberg mit anschließender Tagestour Warmbrunn - Schreiberhau - K y n a s t - A g n e t e n d o r f Von Friedeberg über Kunzendorf - gräfl. Berthelsdorf geht es auf schöner Straße nach der Stadt Hirschberg, dem Haupteingangspunkt des Riesengebirges. Eine lohnende Tagestour führt uns in das Herz des Riesengebirges. Eine der eindrucksvollsten Fahrten geht südwestwärts nach Warmbrunn und weiter nach Petersdorf, Schreiberhau ins Tschechische hinein. Warmbrunn, seit dem Jahre 1200 als Heilstätte bekannt, gewann an Ansehen durch die Familie Schaffgotsch, die um 1400 ihren Wohnsitz hierher verlegte. Das gräfliche Schloß mit einer Bibliothek von 8000 Bänden aus der ehemaligen Probstei ist vom Baumeister Rudolph aus Oppeln erbaut. Waffen- und Raritätensammlungen, Münzen, Siegel, Gläser, Mineralien und Vogelsammlungen sind im ehemaligen Kurhaus zu besichtigen. Im Schloß hängt eingerahmt der Vertrag Wallensteins mit seinen Generalen, der die Unterschriften Oktavio Piccolominis und anderer Führer zeigt. Ferner ist hier das Gesamtarchiv der Herrschaften Kynast und Greiffenstein und das gräflich Schaffgotsche Familienarchiv aufbewahrt. Das Schloß ist ein Rokokobau von vornehmer Einfachheit. Die geschichtlich bekannteste Persönlichkeit der
Familie war Hans Ulrich Schaffgotsch, der am 23. Juli 1635 als Vertrauter Wallensteins zu Regensburg hingerichtet wurde. Die berühmte Warmbrunner Holzschnitzschule hat manchen namhaften Künstler hervorgebracht. Das herrliche Kruzifix in der Kirche Wang bei Brückenberg ist vom Warmbrunner Holzschnitzer Jakob aus Steinseiffen gestaltet. Goethe bewunderte 1790 bei seinem Warmbrunner Besuch die kunstvolle Holzschnitzerei und die hochentwickelte Steinschneidekunst. Die katholische Kirche aus dem Jahre 1711 hat einen prachtvollen Altar mit Gemälden des schlesischen Malers Willmann. Alte Grabstätten befinden sich an der südlichen Mauer des Kirchberges. Verschiedene Erholungsheime, Sanatorien und Badeanlagen dienen den Besuchern. Die Warmbrunner Spitzenindustrie und interessanten Kristallschleifereien haben sich einen bedeutenden Ruf erworben. Von Warmbrunn führt der Weg an verschiedenen Teichen und Stauweihern vorbei nach Petersdorf. Landschaftlich großartig ist das Zackental. Fünf Minuten vor Einmündung in den Zacken stürzt die wilde Kochel einen 13 m steilen Felsspalt herab. Gewaltige Felsmauern und herrlicher Baumbestand geben ein prächtig romantisches Bild der Natur. Auch als Wintersportplätze werden die hier gelegenen Kurorte gern aufgesucht. Südwestlich von Petersdorf liegt das sich 3 km lang erstreckende Dorf Schreiberhau. Die schon genannte Glashütte Josefinenhütte ist durch ihre Kunstgläser bekannt. Holzstoff- und Papierfabriken sind vorhanden. Der klimatisch hervorragende Luftkurort ist reich an landschaftlichen Schönheiten. Hier steht auch das Vaterhaus des schlesischen Heimatdichters Hermann Stehr. Die Sagenhalle, die wir dem Schriftsteller Bruno Wille und dem Maler Hermann Hendrich verdanken, ist nach dem Vorbild der Walpurgishalle im Harz errichtet. Ein kurzer Abstecher von Warmbrunn führt nach Hermsdorf am Kynast, das sich 350 - 480 m hoch längs des Schneegrubenwassers an den Hängen des Kynast, des Herdberges und der Schärfe hinaufzieht. Wegen seiner vortreffichen Verbindungen ist Hermsdorf ein vorzüglicher Standort für Ausflüge nach allen Seiten. Hinter der Waldbaude befindet sich eine gewaltige Schlucht, die Hölle. Bald folgt der Höhlenstein mit einem natürlichen unterirdischen Gang, den man durchklettern kann. Oben auf dem Schloßberg des Kynast liegt vor dem inneren Burgtor der ehemalige Turnierplatz. Eine Bronzetafel erinnert an den Freiheitsdichter Theodor Körner. Die Burg ist im Jahre 1292 vom Herzog Bolko von Schweidnitz auf dem 657 m hohen Granitberg gebaut und 1674 durch Blitzschlag zerstört worden. Sie ist der Schauplatz der volkstümlichen Sage der Kunigunde. Die Kynastfestspiele erfreuen sich großer Volkstümlichkeit. Im Burghof ist noch die Staupsäule zu sehen, die Zisterne für Wasser, das Burgverließ, Stallungen und die alte Küche. Von der Burg sind nur noch Reste von Gemächern und Sälen vorhanden. Der Burgturm ist durch eine Wendeltreppe erreichbar und bietet einen herrlichen Rundblick. Bald haben wir Agnetendorf erreicht, genannt nach der Gemahlin des enthaupteten Hans Ulrich Schaffgotsch. Die herrliche Lage hat Dichter und Künstler hingezogen. Die burgartige Villa Wiesenstein gehört Gerhart Hauptmann. Das 480 bis 600 m hoch gelegene Dorf bietet einen prächtigen Rundblick auf die Große Sturmhaube, auf das Hohe Rad und die Schneegruben. Die Bewohner leben vor allem von der Glasschleiferei und von der Holzbearbeitung. Von Agnetendorf aus führen Gebirgswege auf den Kamm zur Peterbaude und den Schneegruben.
Marklissa - Goldentraum - Friedeberg - Flinsberg Von Marklissa aus führt eine zweite landschaftlich abwechslungsreiche Straße bis Friedeberg westwärts und dann nach Süden abbiegend ins waldreiche Isergebirge nach Flinsberg. Hinter der schon geschilderten Queistalsperre erhebt sich vor unseren Augen die stolze Burg Tzschocha, deren Waffensammlung beachtenswert ist. Bald bewundern wir das technisch großzügige Werk der in den Jahren 1919 – 1924 erbauten Talsperre Goldentraum mit einer 36 m hohen Sperrmauer in einer Länge von 158 m. Die Mauerkrone hat eine Stärke von 5 m und das Staubecken faßt fünf Millionen cbm Wasser. Der Name Goldentraum und die vielen Orte mit der Endung „Seiffen", wie Steinseiffen, Schmottseiffen, Mühlseiffen, Querseiffen deuten auf die früheren Versuche der Goldwäscherei. Im Schnittpunkt der beiden von Norden kommenden Chansseen erreichen wir das stille Städtchen Friedeberg am Queis. Sehenswert ist das Rathaus aus der Mitte des 16. Jahrhunderts und die Pfarrkirche, die mit einer Turmhaube geschmückt ist. Die Pfarrkirche selbst entstand in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts als Bruchsteinbau. Sie hat eine schöne Raumwirkung, die durch eine barocke Ausstattung und durch geteilte Fenster noch erhöht wird. In der nahen Umgebung befindet sich der Marschberg, östlich davon der Stauweiher am Langwasser. Eine knappe halbe Stunde Fußweg führt zur Quarzhöhle, einer alten Opferstätte, dem sogenannten „Totenstein". Ein Wiesenweg endet bei der neuen Kesselschloßbaude. Ein Abstecher nordwärts führt zur Burgruine Greiffenstein. Markant erhebt sich der Basaltfelsen zu einer Höhe von 423 m. Die Burg wurde im Dreißigjährigen Kriege dreimal belagert und noch am Ende des 18. Jahrhunderts erneut befestigt. An der Bahn entlang über Egelsdorf, Ullersdorf und Niederdorf südwärts ist bald das schön gelegene, seit dem 16. Jahrhundert bekannte Flinsberg am Nordostabhang der Hohen Iser erreicht. Die anmutige Lage an den Waldbergen und die Heilquellen des am oberen Queis im Tal gelegenen Kurortes im Kreise Löwenberg haben seinen Ruf weit verbreitet. Trink- und Badekuren gestatten kohlensaure- und radiumhaltige Stahlquellen; auch die Moor- und Fichtennadelbäder werden viel benutzt. Die Bedeutung des hochgelegenen Bades Flinsberg kennzeichnet der stattliche Kurhausbau. Beachtenswert ist die Dorfkirche in Spätbarock aus dem Jahre 1792. Die 1123 m hohe schon genannte Tafelfichte kann auch von hier aus auf schönen Waldwegen erreicht werden. Von Flinsberg ist durch eine, nur im Sommer zugängliche, landschaftlich einzigartige Gebirgsstraße Flinsberg - Hartenberg zwischen Kemnitz und Hoher Iserkamm am Laufe des Queis und des Kleinen Zackens Petersdorf gut erreichbar. Das ganze Bergland dieser Gegend mit weitgedehnten Wäldern und imposanten Talblicken ist Privatbesitz. Jedoch ist das Befahren dieser „Sudetenstraße" gebührenfrei. Die hohe Gebirgsstraße von Flinsberg nach Karlsthal oben an der tschechischen Grenze kann gegen Erstattung einer Benutzungsgebühr von 2.- Mark befahren werden. Der alpine Charakter des Riesengebirges kommt hier wohl noch mehr zum Ausdruck. Der Eindruck des Reisenden ist in jedem Falle außerordentlich, und die einsame Spukwelt, die phantastischen Geschichten von Berggeistern und Waldelfen werden in dieser großartigen Weite, wo Wind und Wald in standigem Raunen miteinander kämpfen und ringen, erst so recht spürbar. - Unter Umständen empfiehlt sich, von hier aus nördlich nach Schreiberhau zu fahren.
Marklissa - Meffersdorf - Wigandsthal Bad Schwarzbach - F l i n s b e r g Unsere Fahrt ins Riesengebirge führt über Görlitz und Lauban nach Marklissa. Wir finden auf dem Markt die für das Riesengebirge kennzeichnenden Laubenhäuser, Das hübsch gelegene Städtchen hat eine alte Zufluchtskirche. Die in der Nähe befindliche mächtige Queistalsperre mit einer 45 m hohen Mauer bietet oberhalb der Sperrmauer einen schönen Blick auf die Anlagen und den Stausee. Das von steilen Felsufern umgebene Queistal trägt einen typisch romantischen Charakter. Südöstlich erreichen wir nach kurzer Fahrt Meffersdorf Wigandsthal und das Bad Schwarzbach. In Meffersdorf am Lausitzbach ist das Schloß des Fürsten Christian Krafft zu Hohenlohe-Ohringen zu nennen. Der Marktflecken Wigandsthal ist im Jahre 1668 von flüchtigen Böhmen unter dem Schutz Wigands von Gersdorff begründet. Nach einer weiteren Fahrt von 2 km erreichen wir nahe der tschechischen Grenze das Bad Schwarzbach. Wir befinden uns hier am Nordfuß der schön gelegenen Tafelfichte und des Heufuders auf einer Höhe von etwa 690 m. Nach einer 1 1/2 -2 stündigen Wanderung bietet sich eine schöne Aussicht über weite Waldstrecken. Die Tafelfichte ist durch ihre steil abfallenden Felsränder vom hohen Berge und durch ihren wundervollen Rundblick berühmt. Waldgruppen überschneiden sich vielfach und breiten sich fächerförmig aus. Vor uns leuchtet die fruchtbare Flur Schlesiens, der Lausitz und der Tschechei. Zur Kur und zur Kräftigung in Bad Schwarzbach dienen kohlensäurereiche, alkalisch-erdige Eisenwasser. Hier grüßt das anmutige, im Jahre 1559 erbaute Schlößchen der Grafen Schaffgotsch, deren Namen uns noch oft auf der Fahrt durch das Riesengebirge begegnet. Ihre Vorfahren und Ahnherren haben für die Entwicklung des Riesengebirges eine große Bedeutung. Aus vergangenen Zeiten bis heute haben sich reiche Besitztümer in der Familie erhalten. In der kleinen Stadt Greiffenberg befindet sich die Familiengruft der Grafen Schaffgotsch. Von Ullersdorf geht es in scharfer Wendung südwärts nach Flinsberg, das wir gleichfalls auf dem Wege über Friedeberg nördlich erreichen können. Das Isergebirge, der östliche Ausläufer des Riesengebirges, ist ein ausgesprochenes Waldgebirge. Die Bergwälder sind dicht aneinandergereiht und fließen häufig in den Tälern ineinander über, wie wir es bei der Tafelfichte erlebten. Der Rundblick vom hohen Turm erinnert an den Harz oder an Thüringen, also an das Mittelgebirge und steht im Gegensatz zu der völlig anderen Gestaltung des Riesengebirges. Mächtige Torfmoore breiten sich aus. Schroff ist der Abfall des Iserkamms gegen das Schreiberhauer Tal.