Allgemeine Einführung in die Stille Meditation von Kaiki. Quelle: http://www.kaiki.de
Vorwort Die gängigste Definition ...
28 downloads
681 Views
71KB Size
Report
This content was uploaded by our users and we assume good faith they have the permission to share this book. If you own the copyright to this book and it is wrongfully on our website, we offer a simple DMCA procedure to remove your content from our site. Start by pressing the button below!
Report copyright / DMCA form
Allgemeine Einführung in die Stille Meditation von Kaiki. Quelle: http://www.kaiki.de
Vorwort Die gängigste Definition des Wortes Meditation lautet "intensives Nachdenken". Mit dieser Erklärung jedoch wird lediglich eine einzige Form der Meditation beschrieben: Die Vielfalt, welche die Meditation annehmen kann und die Hilfsmittel, die verwendet werden können, sind damit eigentlich nicht einmal ansatzweise beschrieben. Entsprechende Versuche werden nicht unternommen und doch ist es die gängigste Definition, die immer wieder herangezogen wird, wenn die Frage auftaucht: "Was ist Meditation?" Ich habe vor kurzem eine Erklärung gelesen, die zu diesem Thema gut gefallen hat: "Meditation bedeutet: sich selbst zu besuchen." Was ist Stille Meditation? Um diese Kernfrage und um eine kurze Beschreibung von Techniken und Hilfsmitteln dreht sich dieser Text. Warum meditieren Menschen? Im Allgemeinen werden wir den gesamten Alltag mit sensorischen Reizen bombardiert: Geräusche, Gefühle, Anblicke und viele weitere Wahrnehmungen dieser Art. Unser Verstand steht ständig „unter Strom“. Durch unser Pausenloses Nachdenken überlastet
Gehirn laufen pausenlos Gedanken wir lösen ein Problem nach dem anderen und beschäftigen uns mit irgendwelchen Aufgaben. Im Gespräch, selbst wenn wir jemandem nur zuhören, ar-
beitet unser Gehirn parallel dazu. Wir sind selten in der Lage, lediglich eine einzige Tätigkeit solitär zu bewältigen. Ständig verrichten wir mehrere Dinge gleichzeitig, selbst bei banalsten Tätigkeiten. Die Grundidee, die hinter der Meditation steht, ist nun die, dass man den ständigen Strom an Gedanken und Verarbeitungszyklen ausklingen und dafür absolute Ruhe einkehren lässt. Meditation lässt die Aktivität schwinden Verjüngung durch Meditation
und sorgt dafür, dass wir ruhiger werden und uns fokussieren. Im Wesentlichen wird das Bewusstsein durch Meditation "verjüngt", es erhält durch die Meditation eine Erholungsphase. Wir werden dadurch nicht nur leistungsfähiger, sondern auch belastbarer und ausgeglichener. Der Beginn Meditation ist eine Technik, die sich durch die Ausübung verbessern lässt. Man beginnt mit der Konzentration auf eine spezielle Sache, den Atem zum Beispiel, einer Blume, einem Wort (möglicherweise einem Mantra). Über die Zeit hinweg vermindert sich die Anzahl der auftretenden Gedanken. Wichtig ist nur, dass man sich bewusst wird, wann man einem anderen Gedanken nachhängt und diesen loslässt, in dem man sich eine "Markierung" einfallen lässt. Stellen Sie fest, dass Sie sich in Gedanken befinden, so markieren Sie diesen Punkt zum Beispiel mit dem
Wort "Gedanken" und konzentrieren sich dann wieder auf die eigentliche Sache. Mit der Zeit werden die Unterbrechungen immer geringer werden und Sie werden in der Lage sein, über immer länger werdende Abschnitte Aufmerksamkeit und Konzentration zu erhalten. Der größte Fehler bei dieser Technik wäre, sich über die eigene Unkonzentriertheit zu ärgern! Niemals setze man sich Zwängen in der Meditation aus! Es ist einfach so - wertfrei sollte man feststellen, dass man sich wieder fokussieren möchte und damit ist es auch in Ordnung. Selbst die Erwartung zu hegen, dass "es diesmal klappt" ist ein Zwang, welcher die gesamten Bemühungen zunichte machen kann. Wie geht es weiter? Sobald man in der Lage ist, die Konzentration auf eine Sache über einen längeren Zeitraum oder sogar über die gesamte Meditation hinweg zu halten, beobachte man nur noch: Sich selbst, seinen Atem oder die Geschehnisse und Bilder hinter den Augenlidern. Kein Gedanke „rauscht“ hindurch: Absolute Ruhe. Die Erfahrungen während der Meditation sind von Mensch zu Mensch verschieden und natürlich auch von der Technik abhängig. Verwendet man eine Klangmeditation auf ein Mantra oder die Konzentration auf ein religiöses Bildnis oder eine Kerze, so werden die Erfahrungen mit dem Inhalt der Meditation korrespondieren. Abhängig von der Person sind sie auch sehr verschieden interpretierbar. Empfehlenswert ist ein Tagebuch, in welchem die Erfahrungen aufgeschrieben werden und diese nach einiger Zeit mit dem Verschiedene Techniken für jeden
aktuellen Status vergleicht. Eventuell ist es auch hilfreich, sich mit jemandem, der sich damit schon länger auseinandersetzt, auszutauschen. Im Laufe der Zeit wird man sich selbst bewusster, was in einem ist - und wie man ist. Es treten Erinnerungen auf, die man schon lange vergessen glaubte. Manche Tatsachen werden klarer, die man vorher schlicht übersah und oft auch nicht sehen wollte. Unabhängig von der Erfahrung sollte der Meditierende diese Dinge nicht unbeachtet lassen, sondern ihnen die Aufmerksamkeit schenken, die sie brauchen, um gelöst oder bearbeitet zu werden. Ruhe, Frieden des Verstandes, Geistesklarheit und andere Dinge, die man innerhalb der Meditation als gewünscht erachtet, müssen nicht zwangsweise eintreten. Das Nichtauftreten ist also kein Indiz dafür, dass man etwas falsch macht. Es ist vollkommen normal, dass man immer wieder ab Erzwingen Sie nichts
schweift und Störungen folgt. Dies liegt nicht etwa daran, dass man sich nicht genügend konzentrieren kann, sondern ist vielmehr dadurch begründet, dass noch nicht genügend Praxis vorhanden ist. Bei manchem Menschen dauert es einfach etwas länger, bis er etwas gelernt hat. Sie sollten sich nicht entmutigen lassen und mit Zwang und Druck arbeiten, denn das ist absolut kontraproduktiv und bringt Sie keinesfalls schneller an das gewünschte Ziel – eher erreichen Sie dadurch das Gegenteil, eine Verzögerung. Was jedoch auf jeden Fall gemacht werden soll, ist regelmäßig zu meditieren. Möglichst täglich und für wenigstens 20 Minuten. Beginnen Sie mit fünf Minuten in den ersten vier Wochen und steigern Sie sich monatlich um jeweils fünf Minuten, bis Sie nach einem Vierteljahr die 20 Minuten erreicht haben. Keine erzwun-
gene Meditation bringt soviel, wie das "vorzeitige" Abbrechen und Steigern. Die Techniken Es gibt verschiedene Methoden zu meditieren. Man kann mit Geräuschkulisse (Musik, Mantren) meditieren oder sich auch im stillen Raum sich selbst hingeben. Es funktioniert im Liegen wie auch im Sitzen, mit überkreuzten Beinen oder ohne. Suchen Sie sich eine Position aus, die ihnen zusagt. Das Liegen hat bei vielen zur Folge, dass sie einschlafen, deshalb könnte eine andere Position besser sein. Sitzen mit überkreuzten Beinen (Schneidersitz, Lotussitz) kann unangenehm und schmerzhaft werden, da die Muskeln sich verspannen können oder Probleme bei der Durchblutung auftreten. Von einem Hocker kann man herunterkippen. Es gibt viele Haltungen, die Sie ausprobieren können und sollten, um Ihr eigenes Ideal zu finden. Ein Test der jeweiligen Liege- oder Sitzposition verhilft relativ Körperliche Reaktionen beachten
schnell zur bevorzugten Haltung. Ich selbst bevorzuge eine Ecke meiner Wohnzimmercouch. Sie hat eine Rundung, in die ich mich sehr angenehm hineinlehnen kann und mit überkreuzten Beinen darin sitzen. Es ist wichtig, dass die Wirbelsäule gerade gehalten werden kann! Achtung: Treten in der Meditation irgendwelche körperliche Erscheinungen auf (Wärmegefühl, Brennen und ähnliche Dinge), so sollten Sie sich unverzüglich an jemanden wenden, der Ihnen weiterhelfen kann oder sich damit auskennt. Es gibt verschiedene Formen (Techniken) der Meditation. Wie bereits an-
fangs beschrieben, gehört das "intensive Nachdenken" hierzu. Wobei nicht das Fließenlassen der Gedanken gemeint ist, sondern das Beschäftigen mit einem bestimmten Gedanken, Gegenstand oder einem Umstand. Dies kann zum Beispiel das Betrachten einer Kerzenflamme oder eines religiösen Bildnisses sein. Als weitere Form gibt es das Beobachten, ohne Gedanken daran zu hegen. Seinen eigenen Atem zu beobachten; wie sich die Luft in die Lungen füllt und wieder nach außen strömt. Sobald Sie sich mit einem Gedanken beschäftigen und diesen auch bemerken, so sollten Sie diesen loslassen und wieder zum Beobachten übergehen. Dies lässt sich sowohl mit als auch ohne Geräuschuntermalung praktizieren. Benutzt wird häufig ruhige nicht-vokale Musik, die dem Charakter der Meditation entspricht. Das bedeutet, dass religiöse Meditationen von Musik begleitet werden kann, die aus dem Umfeld der Religion stammt. Indische Musik etwa passt zu einer Meditation, die in hinduistischem Kontext praktiziert wird. Das ständige Rezitieren eines Mantras (im Geiste oder auch laut ausgesprochen) wird ebenfalls als Meditation verwendet. Hinlänglich bekannt ist das Chanten, das in indischen Religionen oft verwendet wird. Hierbei erscheint es oft eher störend, Hintergrundmusik wahrnehmen zu müssen. Gelegentlich verwendet der Meditierende ergänzend oder als Meditationsgegenstand verschiedene Mudras (japanisch Kuji-In, vergleiche Literatur von Steven K. Hayes), die energetisch zu einem bestimmten Ergebnis führen sollen. Unterschiede zu anderen Techniken Was ist nun aber der Unterschied der Meditation zu Entspannung, Denken, Konzentration oder Selbst-Hypnose?
Entspannung ist eine allgemeine Nebenerscheinung der Meditation. Entspannung selbst kann viele Formen annehmen: Nimmt man ein heißes Bad oder lümmelt irgendwo rum, ohne sich anzustrengen, dann kann man das als Entspannung bezeichnen. Der Gedankenprozess ist jedoch dem gleichzusetzen, was man als ständige unkontrollierte Aktivität bezeichnen kann. Konzentriertes Arbeiten in entspannter körperlicher Haltung kommt der Meditation schon sehr nahe, ist jedoch durch den Fluss der Gedanken beim Lösen von Problemen auszuklammern. Gedanken verbrauchen im allgemeinen Energie bei ihrer Bildung. Konstante Gedankenaktivität, unter anderem auch, wenn ihnen keine besondere Beachtung geschenkt wird (etwa bei Zugfahrten über größere Regelmäßiges Ausüben ist wichtig
Strecken hinweg, wenn man aus dem Fenster schauend die vorbeiziehende Landschaft beobachtet), kann den Verstand ermüden. Die Meditation versucht diese grobe Struktur der Gedankenaktivität zu überschreiten. Durch regelmäßige Praxis werden Sie sich bewusst werden, dass Sie unabhängig von Gedanken existieren. Descartes war seiner Aussage nach „Ich denke, folglich bin ich!“ offensichtlich kein regelmäßig meditierender Mensch. Meditation fängt mit Konzentration an, aber nach einer Anfangsperiode der Konzentration, die man oft benötigt, um nicht ständig abzuschweifen, nehmen die Gedankenaktivitäten ab und das Bewusstsein beginnt damit, sich spontan zu fokussieren. Ab diesem Punkt kann der Meditierende nicht mehr damit fortfahren die Konzentration einzusetzen - es sei denn er verfolgt einen ganz bestimmten Zweck. Zumeist ist dieses
an religiöse oder mystische Ziele geknüpft. Ähnlich verhält es sich mit der SelbstHypnose. Diese setzt wie auch Meditation zu Beginn die Konzentration ein. In der Hypnose versucht man jedoch nicht, ein Bewusstsein des Hier und Jetzt beizubehalten oder gar des Prozesses bewusst zu bleiben. Stattdessen tritt im Wesentlichen eine halbbewußte Trance ein. Die richtige Methode zu meditieren Es gibt keine "richtige" Meditationstechnik für Jedermann. Einige Techniken sind bei einigen Menschen geeigneter, andere wiederum idealer für andere. Sie haben keine andere Wahl, als durch Ausprobieren herauszufinden, was Sie für sich selbst als das Ideale empfinden. Dabei gibt es allerdings einige grundlegende Dinge, die allgemein für die Meditation zutreffen: Meditieren Sie täglich. Setzen Sie nicht tages- oder gar wochenweise damit aus. Belügen Sie sich selbst nicht mit entschuldigen wie „zuviel Arbeit“ oder „keine Zeit“. Setzen Sie die Meditation an die höchste Priorität! Meditieren Sie stets vor, niemals nach einer Mahlzeit. Vermeiden Sie berauschende Genussmittel. Wählen Sie einen absolut ungestörten Platz zur Meditation aus. Schalten Sie den Anrufbeantworter ein und die Türklingel aus. Lassen Sie sich nicht durch Ihre Haustiere irritieren. Halten Sie die Wirbelsäule gerade. Die beste Tageszeit zur Meditation ist der Morgen, bevor das Tageswerk begonnen wird. Im Normalfall ist man ausgeruht und schläft nicht so schnell wieder ein. Der Geist befindet sich noch in einer gewissen Ruhe und ist nicht
rastlos gehetzt vom Alltag. Das ist jedoch individuell bedingt. Es gibt Menschen, die können einfach nicht am Morgen meditieren, da sie länger schlafen wollen. Es gibt verschiedene Gründe, die für eine Meditation an einem anderen Zeitpunkt des Tages sprechen. Auch hier gilt, dass das jeder einzelne für sich selbst feststellen sollte. Probieren Sie es aus, bis Sie auch hier Ihr persönliches Ideal gefunden haben. Eine weitere Frage ist die Meditationshaltung. Hier möchte ich insbesondere die Haltung der Augenlider ansprechen: Sie können sowohl mit geöffneten als auch mit geschlossenen Augen meditieren. Natürlich sind die Augen
dien, die das belegen. In der Regel kann einem der eigene Hausarzt weiterhelfen, es sei denn er/sie hat etwas gegen Meditation. Treten Hitzegefühle, Geräusche in den Ohren oder wellenartige Gefühle auf, so sollte man jemanden konsultieren, der bereits über ausreichende Praxis verfügt. Bei Schmerzen sollte die Körperhaltung eventuell nachkorrigiert werden. Insbesondere dann, wenn die Beine einschlafen sollten. Ihnen als Meditierenden werden oft verschiedene Dinge auffallen, die Ihnen bisher verschlossen waren. Hier gilt zu beachten, dass gerade in der Meditation der Geist nicht durch die Flut der Informationen und Eindrücke,
Rastlosigkeit beseitigen Meditation ist nicht harmlos
geöffnet, wenn man etwas durchgehend während der Meditation betrachten möchte. Oft ist jedoch bereits das Vorhandensein einer Fliege im Raum störend, wenn das Insekt vorbeifliegen sollte oder wenn sich etwas im Augenwinkel bewegt. Man registriert diese Dinge zwar nicht zwingend, doch leider genügt für viele Anfänger in der Meditation der kleinste Umstand, um eine Störung und nicht selten eine Unterbrechung zu forcieren. Auch hier gilt wieder wie bereits mehrfach angesprochen: Jeder sollte seiner persönlichen Disposition angepasst vorgehen. Zum Abschluss dieser Einführung in die Meditation möchte ich von Effekten berichten, die zwar nicht zwangsweise eintreten müssen, jedoch relativ häufige Begleiterscheinungen der Meditation sind: Die häufigsten Effekte sind Blutdrucksenkung, geringere Pulsrate, niedrigere Stoffwechselaktivität und auch Veränderungen in der Blutzusammensetzung. Es gibt verschiedene medizinische Stu-
die auf einen einstürzen, abgelenkt wird und deshalb die Aufmerksamkeit darauf gelenkt und so manches registriert wird, was Ihnen normalerweise nie aufgefallen wäre. Um sicher zu gehen, dass nichts schief läuft, holen Sie sich am Besten weitere Informationen zu diesem Thema ein. Sehr viele Menschen glauben, sich mit dem Thema Meditation sehr gut auszukennen. Ich vertrete die Ansicht, dass man gerade bei einem vermeintlich einfachen Thema einen Kundigen um Rat und erste Anleitung ersuchen sollte. Gerade weil die Meditation als "harmlos" und mit niedriger Tragweite eingeschätzt wird, machen viele den Fehler hier nicht die nötige Sorgfalt walten zu lassen. Und das gerade bei etwas, das einem Menschen das gesamte Leben verändern kann! Kaiki - Oktober 2000