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2 AIDS Taschenwörterbuch Dr. Dr. Stephan Dressler und Dr. Matthias Wienold Text der 6., neu bearbeiteten Auflage Berlin, Hannover: 2001
ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ Vorwort zur elektronischen Ausgabe Das AIDS Taschenwörterbuch ist im Juni 2001 in der 6., neu bearbeiteten Auflage erschienen. Der für die online-Version adaptierte Text ist auf den folgenden Seiten online einsehbar und kann mit der Suche-Funktion des AIDSfinders gezielt durchsucht werden. Die Erläuterungen zu den einzelnen Stichwörtern sollen das Verständnis medizinischer Fachinformationen zu HIV und AIDS erleichtern, sie ersetzen jedoch in keinem Fall das persönliche Gespräch mit dem Arzt oder der Ärztin.
© 1991, 2001 by Stephan Dressler, Berlin, und Matthias Wienold, Hannover. Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Kein Teil des Werks darf ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung der Autoren in irgendeiner Weise verwendet werden. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen und Mikroverfilmungen sowie die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. zuletzt aktualisiert am: 01.08.2001
2 AIDS-Taschenwörterbuch ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ
A A.: Abk. für Arterie. AAR: Abk. für Antigen-Antikörper-Reaktion. AaV: Abk. für Adenovirus-assoziiertes Virus. Virus, das nur in Gegenwart von Adenoviren vermehrungsfähig ist. Wird nach gentechnischer Eingliederung von fremdem Erbmaterial (Rekombination) als Vektor für unterschiedliche Antigene genutzt. Ab: Abk. für (engl.) antibody; Antikörper. Abacavir: auch 1592U89; Handelsname Ziagen. Medikament gegen HIV (Nukleosidanalogon), das i.d.R. im Rahmen einer Kombinationstherapie eingesetzt wird. NW: Übelkeit, Durchfall, Kopfschmerzen, Juckreiz. Lebensbedrohliche allergische Reaktion (Anaphylaxie) möglich. abdominal: auch abdominell, zum Bauch (lateinisch abdomen) gehörend. Abhängigkeit: seelische oder körperliche A. von einer Substanz, einer Situation oder einer Person. Als Drogenabhängigkeit wird die Abhängigkeit von einer pharmakologisch wirksamen Substanz (z.B. Heroin) bezeichnet, bei der es zur Entwicklung einer Toleranz, Dosissteigerung und Entzugssymptomen kommt. Ablatio: (lateinisch) Ablösung, z.B. Ablatio retinae (Netzhautablösung) bei Entzündung des Auges durch Zytomegalie-Virus. Abruptio: (lateinisch) Schwangerschaftsabbruch. Abstinenz: Enthaltung, Enthaltsamkeit, z.B. im Sexualverhalten oder bei Abhängigkeit (Drogenfreiheit). Abstrich: Probenentnahme von Haut oder Schleimhaut mit einem Tupfer oder Spatel zur Untersuchung. Vgl. Papanicolaou-Abstrich. Abszeß: abgekapselte Eiteransammlung. Entzündlich gebildeter, mit Eiter gefüllter Hohlraum. Acanthamoeba: einzelliges tierisches Lebewesen (Protozoon) der Gattung Amöben. A. können eine Meningoenzephalitis verursachen. Acetylsalicylsäure: Abk. ASS. Medikament, das zur Fiebersenkung und Schmerztherapie eingesetzt wird. NW: Magenbeschwerden, erhöhte Blutungsneigung. ACH-126,443: auch b-L-Fd4C. Substanz gegen HIV und Hepatitis B (Nukleosidanalogon), die z.Z. in Labortests erprobt wird. Aciclovir: antivirales Medikament zur Behandlung von Herpes genitalis, Herpes simplex und Zoster. NW: u.a. Magen-Darm-Störungen, Entzündung an der Injektionsstelle bei i.v.-Gabe. ACTG: Abk. für (engl.) AIDS Clinical Trials Group. Vom National Institute of Allergy and Infectious Disease (NIAID) in den USA geförderte medizinische Zentren, in denen Studien zur Behandlung von HIV-
assoziierten Erkrankungen durchgeführt werden. Diese Studien werden durch die Abk. ACTG und eine Nummer gekennzeichnet, z.B. ACTG 175. Actinomycine: gegen Bakterien wirksame Medikamente (Antibiotika), die z.T. auch als Zytostatikum und immunsuppressives Medikament wirken. Actinomycin D modifiziert die Replikation von HIV. ACT UP: Abk. für AIDS Coalition to Unleash Power. Politische Interessen- und Aktionsgruppe von Menschen mit HIV und AIDS. ADCC: Abk. für (engl.) antibody-dependent cell-mediated cytotoxicity, antikörperabhängige zellvermittelte Zytotoxizität. Form der Zytotoxizität, bei der Effektorzellen antikörpertragende Zellen erkennen und zerstören. additiv: zusätzlich, z.B. additive Gabe eines weiteren Medikaments. Adefovir: auch PMPA. Medikament (Nukleotidanalogon), das in Laborversuchen die reverse Transkriptase von HIV hemmt. Die chemische Vorstufe Adefovirdipivoxil (Tenofovir) wird zur Behandlung verschiedener Viruserkrankungen eingesetzt. Adenopathie: krankhafte Veränderung von Drüsen, z.B. Vergrößerung der Lymphknoten (Lymphadenopathie). Adhärenz: wörtlich Ankleben; 1. Einhaltung von diagnostischen und therapeutischen Vorgaben durch den Patienten. Vgl. Compliance. 2. Anhaften von Bakterien an Zellen. Adipozyt: Fettzelle. Adjuvans: Hilfsstoff. Substanz, die nach Mischung mit einem Antigen in einer Emulsion die Immunantwort auf dieses Antigen verstärkt. Anwendung u.a. bei Impfstoffen, z.B. von Alum oder QS-21 bei experimentellen Impfstoffen gegen HIV. adjuvant: unterstützend, ergänzend, z.B. adjuvante Chemotherapie als Behandlungsverfahren neben Strahlentherapie oder einer Operation. Aerosolinhalation: Einatmen eines Stoffs in feinstverteilter bzw. vernebelter Form (als Aerosol mit Feststoff-Luft- oder Flüssigkeit-Luft-Gemisch), z.B. von Pentamidindiisethionat zur Prophylaxe einer Pneumocystis-carinii-Pneumonie. Ätiologie: Lehre von den Ursachen der Krankheiten. AG 1549: Substanz gegen HIV (NNRTI), die z.Z. in klinischen Studien erprobt wird. NW: u.a. Magen-DarmStörungen. AG 1776: auch JE-2147, KNI-764. Substanz gegen HIV (dipeptidischer Proteasehemmer), die im Laborversuch eine antiretrovirale Wirksamkeit gezeigt hat. Agammaglobulinämie: Fehlen von Gammaglobulinen im Blut, das zur Störung der humoralen Immunantwort führen kann. Vorkommen z.B. als angeborene A. oder als erworbene A. unter anderem durch starken Eiweißverlust bei schwerem, langanhaltenden Durchfall. Agranulozytose: Fehlen weißer Blutkörperchen (Granulozyten), das infolge allergischer oder toxischer Reaktionen entstehen kann. Vorkommen z.B. als Nebenwirkung von Medikamenten. AIDS: Abk. für (engl.) Acquired Immune Deficiency Syndrome, erworbenes Immunschwächesyndrom. Folgeerkrankung einer Infektion mit dem Virus HIV 1 oder HIV 2. 1981 zunächst als erworbene Abwehrschwäche unklarer Ursache mit starker Verminderung der CD4-Zellen, Pneumocystis-carinii-
Pneumonie und Kaposi-Sarkom beschrieben. Von der Serokonversionskrankheit, einer klinisch asymptomatischen Latenzzeit und anderen HIV-assoziierten Erkrankungen bei weniger stark ausgeprägter Immunschwäche z.B. als AIDS-related complex (ARC) wird in verschiedenen Stadieneinteilungen (z.B. CDC-Klassifikation) das Vollbild AIDS mit sog. AIDS-definierenden Erkrankungen (z.B. opportunistischen Infektionen) abgegrenzt. Die Abgrenzung einzelner Krankheitsstadien erfordert neben der klinischen Diagnose auch die immunologische (z.B. CD4-Zellzahlbestimmung) und virologische Diagnostik (u.a. Bestimmung der Viruslast). Weltweit werden unterschiedliche AIDS-Definitionen verwendet (z.B. CDCFalldefinition, Europäische Falldefinition, Bangui-Definition für Afrika, Caracas/Venezuela-Definition für Südamerika), die regional unterschiedliche Krankheitsbilder, aber auch andere Aspekte (z.B. kein HIVAntikörpernachweis, CD4-Zellzahl) berücksichtigen. Erkrankungen bei Kindern bis zum 13. Lebensjahr werden als pädiatrisches AIDS abgegrenzt. Vereinfachend wird AIDS umgangssprachlich ("AIDS-Test") und auch klinisch ("Neuro-AIDS") bzw. sozialwissenschaftlich (Verhinderung einer HIV-Infektion als "AIDSPrävention") als Bez. für alles verwendet, was die HIV-Infektion betrifft. AIDS-definierende Erkrankung: Erkrankungen, die nach der jeweils gültigen Falldefinition die Diagnose AIDS erlauben, z.B. bestimmte opportunistische Infektionen. AIDS-Demenz: Hirnleistungsstörung mit schweren Konzentrationsstörungen, Verwirrtheit, Abgestumpftheit oder Gereiztheit und Beeinträchtigung intellektueller Fähigkeiten, die bei HIV-Infektion des Gehirns auftreten können. Ursache und Pathogenese sind weitgehend ungeklärt. AIDS-Demenz-Komplex: AIDS-Demenz mit HIV-Enzephalopathie. AIDS-Fallregister: Erfassungssystem der seit 1982 in der BRD aufgetretenen AIDS-Fälle, geführt vom Zentrum für Infektionsepidemiologie am Robert Koch-Institut. Die Meldung erfolgt freiwillig durch behandelnde Ärzte, die Daten sind anonymisiert. Bis 3.6.2000 waren 18.700 AIDS-Fälle gemeldet, davon 16.471 (88%) bei Männern und 2.229 (12%) bei Frauen. AIDS-Phobie: psychiatrisches Krankheitsbild, bei dem auch nach wiederholt negativen Testergebnissen eine äußerst starke Angst (Phobie) bei einer nicht mit HIV infizierten Person davor besteht, daß eine HIVInfektion oder AIDS vorliegt. Akne: entzündliche Erkrankung der Talgdrüsen der Haut. Eine A. kann durch Medikamente (z.B. Vitaminpräparate oder als Steroidakne durch Cortison) ausgelöst werden. Akromegalie: übermäßiges Wachstum der Akren (z.B. Nase, Ohren, Hände) bei Überschuß an menschlichem Wachstumshormon nach Abschluß der natürlichen Wachstumsperiode. aktive Immunisierung: Gabe von lebenden oder toten körperfremden Substanzen oder Krankheitserregern zur Auslösung einer Immunantwort des Körpers mit Bildung von Antikörpern, z.B. Schutzimpfung gegen Hepatitis B. Gegenteil passive Immunisierung. Akupunktur: Behandlungsverfahren aus der traditionellen chinesischen Medizin, bei dem durch Reizung bestimmter Nerven (z.B. mit Nadeln) Schmerzen und funktionelle Störungen beeinflußt werden. akute Retinanekrose: Abk. ARN. Gewebstod der Netzhaut des Auges, der z.B. durch Herpes-simplexVirus oder Varicella-zoster-Virus verursacht werden und zu Sehstörungen und Netzhautablösungen führen kann. Kombinationstherapie mit verschiedenen antiviralen Medikamenten, z.B. Aciclovir, Foscarnet, Ganciclovir oder Sorivudin. akzidentell: zufällig, zufällig auftretend, unwesentlich. Alanin-Amino-Transferase: Abk. ALT, Glutamat-Pyruvat-Transaminase. Albendazol: Medikament (Anthelmintikum), das zur Behandlung von Darmparasiten zugelassen ist und zur Behandlung der Mikrosporidiose eingesetzt wird. NW: u.a. Erhöhung der Leberwerte, Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwindel.
Allel: unterschiedliche Ausprägungen eines Gens innerhalb einer Art. Führt zu leicht differierenden Genprodukten, z.B. verschiedene Blutgruppen, unterschiedliche Haarfarbe. allergen: die Eigenschaft, Allergien auslösen zu können. Allergen: Stoff, der eine Allergie auslöst. Allergie: krankhaft übersteigerte Immunreaktion auf einen Außenreiz, Krankheitserreger oder eine Substanz. Beruht i.d.R. auf einer früheren Sensibilisierung beim ersten Kontakt (Primärkontakt) mit dem Allergen. Vgl. Anaphylaxie. allergische Reaktion: Überempfindlichkeitsreaktion, Hypersensitivitätsreaktion. Unterschieden werden 4 Typen nach Zeitpunkt des Auftretens nach dem Kontakt mit dem Allergen und nach Art der Reaktion des Immunsystems (zelluläre oder humorale Immunantwort). alpha-Amylase: Enzym, das u.a. in der Bauchspeicheldrüse vorkommt und z.B. bei Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung) im Blut erhöht ist. alpha-APA: auch alpha-Anilin-Phenylacetamid. Abkömmlinge dieser Substanzgruppe (z.B. Lovirid) wurden als Nicht-Nukleosid-Reverse-Transkriptase-Hemmer (NNRTI) zur Behandlung der HIV-Infektion erprobt, aber nicht weiter entwickelt. ALT: Abk. für Alanin-Amino-Transferase, Glutamat-Pyruvat-Transaminase. Alternativmedizin: Heilverfahren, die keine schulmedizinischen Methoden anwenden. Viele Verfahren der A. sind wissenschaftlich umstritten. ALVAC: gentechnisch veränderter (rekombinierter) Canarypox-Virus. ALVAC (2) wird z.Z. als Bestandteil von Kombinationsimpfstoffen in klinischen Studien gegen HIV erprobt. ALVAC vCP1452 auch (ALVAC(2)120(B,MN)GNP) ist ein experimenteller Kombinationsimpfstoff aus dem rekombinanten Vektorimpfstoff ALVAC(2) und einem synthetischen Polypeptid. A. wird z.Z. in klinischen Studien als Schutzimpfung gegen HIV und als therapeutische Impfung erprobt. alveolär: zu einem Lungenbläschen (Alveole) gehörend, Alveolen betreffend oder alveolenartig (mit kleinen Fächern) aufgebaut. Alveolen: Lungenbläschen, in denen der Gasaustausch zwischen Atemluft und Blut stattfindet. Amantadin: antivirales Medikament, das z.Z. im Rahmen von Kombinationstherapien zur Behandlung der chronischen Hepatitis B erprobt wird. NW: u.a. Übelkeit, psychische Störungen. Ambulanz: Einrichtung für die ambulante, nichtstationäre medizinische Versorgung. Amenorrhoe: Ausbleiben der Monatsblutung. Amikacin: Medikament (Aminoglykosid-Antibiotikum), das i.m. oder i.v. zur Behandlung von schweren bakteriellen Infektionen und Infektionen mit atypischen Mykobakterien eingesetzt wird. NW: u.a. Hör- und Gleichgewichtsstörungen, Nierenfunktionsstörungen. Aminoglykosid-Antibiotika: Antibiotika, die meist aus Aminozuckern bestehen und sog. glykosidische chemische Bindungen besitzen, z.B. Amikacin, Kanamycin, Streptomycin. Aminosäuren: organische Säuren. A. sind Bestandteile von Eiweißen und für den normalen Stoffwechsel des Körpers wichtig.
Amitriptylin: Medikament gegen Depressionen (Antidepressivum), das auch gegen Schmerzen wirkt und u.a. zur Behandlung bei HIV-assoziierter Neuropathie und bei postherpetischer Neuralgie (Nervenschmerz bei Gürtelrose) angewendet wird. NW: u.a. Herzrhythmusstörungen. Amnion: Schafshaut. Zellschicht, die den Embryo während der Schwangerschaft umgibt. Amnionflüssigkeit: Fruchtwasser, das den Embryo in der Gebärmutter umgibt. In der A. kann bei HIVInfektion der Mutter evtl. Virus nachgewiesen werden. Eine Indikation zur Probenentnahme von A. (Amniozentese) besteht jedoch nicht, da es evtl. erst hierdurch zu einer HIV-Infektion des Kindes kommt. Amöben: einzellige tierische Lebewesen (Protozoen), z.B. Acanthamoeba und Entamoeba histolytica, die beim Menschen Krankheiten verursachen können. Amöbenruhr: Form der Amöbiasis mit schweren, flüssig-eitrigen Durchfällen, verursacht durch Amöben. Amöbiasis: Erkrankung durch Amöben (Entamoeba histolytica), meist mit Entzündung des Enddarms und schweren Durchfällen (Amöbenruhr). Bei Ausbreitung ist auch ein Befall innerer Organe (v.a. der Leber) oder des Zentralnervensystems (Amöben-Meningoenzephalitis) möglich. Behandlung z.B. mit Paromomycin. Amoxicillin: Medikament (Breitband-Antibiotikum), das bei zahlreichen bakteriellen Infektionen gegeben wird. NW: u.a. allergische Arzneimittelreaktion, Exanthem, Magen-Darm-Störungen. Amphetamine: chemische Substanzgruppe, bei deren Einnahme stimulierende Wirkungen auftreten (Weckmittel). A. unterdrücken das Hungergefühl und können bei empfindlichen Personen akute Neurosen auslösen. A. können zur Abhängigkeit führen. Vgl. Exstasy. Amphotericin B: Medikament (Antimykotikum), das z.B. bei Kryptokokkose, Aspergillose, Blastomykose und Candida-Mykose eingesetzt wird. NW: u.a. Fieber, Schüttelfrost, Muskelschmerz, Erbrechen. Vgl. liposomales Amphotericin B. Ampicillin: Medikament (Breitband-Antibiotikum), das bei zahlreichen bakteriellen Erkrankungen angewendet wird. NW: allergischer Hautausschlag. Amprenavir: auch VX478, 141W94; Handelsname Agenerase. Medikament gegen HIV (Proteasehemmer), das i.d.R. im Rahmen einer Kombinationstherapie eingesetzt wird. NW: u.a. Durchfall, Übelkeit, Hautausschlag, Kopfschmerzen. Amsler-Raster: Gitternetz zur Sehprüfung und zum Nachweis des Verzerrtsehens von Linien. Eine regelmäßige Sehprüfung (Visuskontrolle) mit dem A.-R. kann bei fortgeschrittenem Immundefekt zur frühzeitigen Erkennung einer Zytomegalie-Retinitis beitragen. Amylasen: Enzyme, die den Abbau von Zuckern bewirken. Vorkommen von alpha-Amylase v.a. im Sekret der Bauchspeicheldrüse und im Mundspeichel. Erhöhte Werte z.B. bei Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung). Amylnitrit: sog. Poppers. Substanz, die als Herzmedikament entwickelt wurde, das den Blutdruck senkt und eine Beschleunigung der Herzfrequenz und Entspannung der glatten Muskulatur bewirkt. Anabolika: anabole (aufbauende) Steroide. Anämie: Blutarmut. Verminderung der roten Blutkörperchen nach Blutverlusten oder infolge einer verringerten Blutbildung. Vorkommen u.a. als HIV-assoziierte A. oder als Nebenwirkung von Medikamenten, z.B. von Zidovudin, Ganciclovir oder Sulfonamiden. anal: zum After (unterster Mastdarmabschnitt) gehörend, durch den Anus.
anale intraepitheliale Neoplasie: Abk. AIN. Gewebeneubildung im Bereich des Haut-SchleimhautÜbergangs am After. Frühform von Analkrebs. Bei HIV-Infektion wird ein Zusammenhang mit Feigwarzen (Condylomata acuminata) beobachtet. Analgetika: Schmerzmittel. Medikamente, die Schmerzen lindern. Je nach Anwendung und Wirkmechanismus werden zentrale und periphere, schwache, mittelstarke und starke A. unterschieden. Analverkehr: Geschlechtsverkehr, bei dem das Glied durch den After in den Enddarm eingeführt wird. Unterschieden werden insertiver A. und rezeptiver A., die unter Nichtberücksichtigung des körperlichen Einsatzes fälschlicherweise auch aktiver oder passiver A. genannt werden. Verbreitetes Mittel der Empfängnisverhütung. Anamnese: Vorgeschichte eines Patienten vor Auftreten der aktuellen Erkrankung und zur jetzigen Erkrankung. anaphylaktischer Schock: schwerste, lebensgefährliche Manifestation der Anaphylaxie mit Urtikaria (Nesselsucht), Atemnot, Blutgerinnungsstörungen und Kreislaufversagen. Anaphylaxie: schwere, oft lebensgefährliche allergische Reaktion, die bei Kontakt mit einem Allergen durch Freisetzung von IgE aus Speicherzellen (Mastzellen) auftritt, z.B. Bienengiftallergie oder bestimmte Formen der Arzneimittelallergie. Andrographolid: auch PN355. Antiretrovirales Medikament aus der chinesischen Kräutermedizin, das z.Z. in klinischen Studien erprobt wird. NW: u.a. Kopfschmerz, Müdigkeit, Durchfall, Hautausschlag, Anaphylaxie. Andrologie: Männerheilkunde. Lehre von den geschlechtsspezifischen Krankheiten des Mannes. Anergie: Ausbleiben einer Immunreaktion auf eine körperfremde Substanz (z.B. Krankheitserreger, Antigen) als negative A. bei herabgesetzter Widerstandskraft und fehlender Immunantwort oder als positive A. bei Immunität oder natürlicher Resistenz gegen diese Substanz. Anfallsleiden: plötzlich einsetzende, vom Patienten nicht kontrollierbare Erkrankung, z.B. Krampfanfall, Herzanfall. Angiogenese: Bildung bzw. Entstehung von Blutgefäßen. Angiogeneseinhibitoren: Substanzen, die die Bildung von Blutgefäßen verhindern. Experimentelle Anwendung z.B. von rPF4, SP-PG oder von Fumagillinabkömmlingen (TNP 470) in Studien zur Behandlung Tumoren. animalisch: tierisch. anorektal: zu Enddarm und After gehörend, z.B. anorektale Feigwarzen im Bereich von Enddarm und After. antagonistisch: gegensätzlich, gegensinnig. anti-B4-blocked Ricin: Antikörper gegen B4 (Oberflächenantigen maligner B-Zellen), der mit modifiziertem Ricin verbunden ist. Anwendung in Studien zur Behandlung von Non-Hodgkin-Lymphomen. Antibiogramm: labormedizinisches Testverfahren, mit dem die Empfindlichkeit von Bakterien gegenüber bestimmten Medikamenten (Antibiotika) festgestellt werden kann. Antibiotika: hauptsächlich gegen Bakterien, z.T. auch gegen Pilze oder Protozoen wirksame
Medikamente wie z.B. Penicillin. Aminoglykosid-Antibiotika, Breitband-Antibiotika, Gyrasehemmer. Antidepressiva: Medikamente (Psychopharmaka) zur Behandlung einer Depression. Antiemetika: Medikamente, die gegen Erbrechen oder Übelkeit wirken, z.B. Metoclopramid, Domperidon, oder bei zytostatischer Therapie Ondansetron. Antifolat: Substanz, die die Bildung von Folsäure in Zellen hemmt. Antigen: Abk. Ag. Akronym für Antikörpergenerator. Körperfremde Substanz, die beim Eindringen in den Körper eine Immunreaktion auslöst und zur Bildung von Antikörpern führt. Bakterien, Viren oder Eiweiße können A.e sein. HIV weist unterschiedliche A.e auf (z.B. gp120, p24). Vgl. Antikörper. Antigenämie: Vorkommen eines Antigens im Blut. Antigenbindungsstelle: auch Paratop. Stelle an einem Antikörper, an der ein Epitop (Antigendeterminante) gebunden werden kann. Antigendeterminante: auch Epitop. Stelle an einem komplexen Antigenmolekül, an die ein Antikörper oder T-Zell-Rezeptor bindet. Antigenpräsentation: immunologischer Vorgang, bei dem Antigenproteine in Peptide aufgespalten und an der Zelloberfläche zur Reaktion mit T-Zell-Rezeptoren präsentiert werden. Antigenpräsentierende Zellen sind B-Lymphozyten, T-Lymphozyten, dendritische Zellen, Makrophagen. Antigenvariabilität: Veränderlichkeit oder Veränderung der Struktur eines Antigens. Die A. kann zur Unwirksamkeit eines Antikörpers führen. antiidiotypische Antikörper: Antikörper, die gegen einzelne Determinanten von anderen Antikörpern gerichtet und an der Immunantwort beteiligt sind. Antikörper: Abk. Ak. In Blut und Körpersekreten vorkommende Eiweißkörper (Immunglobuline), die beim Eindringen eines Antigens in den Körper vom Immunsystem gebildet werden und Antigene binden können. Ak gegen HIV sind i.d.R. 4 bis 12 Wochen nach einer Infektion im HIV-Antikörpertest nachweisbar. Antikörpertest: Laborverfahren zum Nachweis von spezifischen Antikörpern im Serum. Vgl. HIVAntikörpertest. Antikonzeptiva: empfängnisverhütende Mittel, Kontrazeptiva. Antimykotika: Medikamente, die das Wachstum von Pilzen hemmen bzw. Pilze abtöten können (fungistatische bzw. fungizide Mittel) und die zur Behandlung von Pilzerkrankungen eingesetzt werden, z.B. Amphotericin B, Caspofunginacetat, Fluconazol, 5-Fluorcytosin, Itraconazol, Nystatin. Antioxidativa: Substanzen, die den oxidativen Streß in der Zelle verringern, z.B. bestimmte Vitamine, Enzyme und Aminosäuren. anti-p24-Antigen: Antikörper, die gegen p24-Antigen von HIV gerichtet sind und als immuntherapeutische Substanz z.Z. in Laborversuchen erforscht werden. antiretrovirale Medikamente: Arzneimittel, die die Replikation bzw. Vermehrung von Retroviren durch unterschiedliche Wirkmechanismen hemmen, z.B. NNRTI, Nukleosidanaloga, Nukleotidanaloga und Proteasehemmer. antisense-RNA: (engl.) gegensinnige RNA. Künstliche RNA, die sich zur HIV-RNA spiegelbildlich verhält.
Die Virusvermehrung wird durch einen Eingriff in die Genregulation gehemmt. Z.Z. in Laborversuchen erprobt. Antitoxin: wörtlich Gegengift. Vom Körper gebildete Antikörper, die körperfremde pflanzliche, tierische oder mikrobielle Gifte (z.B. bakterielle Endotoxine) inaktivieren. antiviral: gegen Viren gerichtet. Antivirogramm: umgangssprachliche Bez. für phänotypischen Resistenztest. Anus: After. Unterster Abschnitt des Mastdarms. Anzucht: Laborverfahren, bei dem auf speziellen Nährböden Keime (z.B. Bakterien, Viren) aus Blut oder anderem Untersuchungsmaterial angezüchtet werden. AOP: Abk. für Aminooxypentan-Rantes, CCR5-Blocker. Aphthen: kleine, schmerzhafte Geschwüre an der Mund- oder Wangenschleimhaut. Apoptose: auch programmierter Zelltod. Stoffwechselvorgang, bei dem es durch Stimulation bestimmter Rezeptoren an der Zelloberfläche und durch Enzyme zu einem Zerfall der Zelle kommt. Eine mit den Molekülen CD95 (Apo-1/Fas) und Cyclin D1 assoziierte A. wird als eine Ursache für die Abnahme der CD4Zellzahl bei HIV-Infektion diskutiert. Applikation: Anwendung, z.B. von Medikamenten oder einer Behandlung. ARC: Abk. für (engl.) AIDS-related complex, AIDS-bezogene Krankheitszustände. I.e.S. ist ARC definiert als das Vorliegen von mindestens 2 Symptomen (z.B. hohes, anhaltendes Fieber oder Fieberschübe, starker Gewichtsverlust) und gleichzeitig mindestens 2 Laborveränderungen (z.B. verminderte Helferzellzahl und keine Reaktion im Hauttest), ohne daß eine AIDS-definierende Erkrankung vorliegt. A244-rgp120: Subunit-Impfstoff. Gentechnisch hergestelltes Hüllprotein von HIV-1, das z.Z. in klinischen Studien in Kombination mit anderen Subunit-Impfstoffen als Schutzimpfung gegen HIV erprobt wird. Arthralgie: Gelenkschmerz. Arthritis: Gelenkentzündung. Arthropathie: Gelenkerkrankung, z.B. Gelenkentzündung (Arthritis) oder Gelenkschädigung infolge einer Gelenkeinblutung bei Hämophilie (sog. Blutergelenk). Arzneimittelallergie: allergische Reaktion auf ein Medikament. Im weiteren Sinn wird unter A. auch die Arzneimittelunverträglichkeit mit schweren allgemeinen Reaktionen (z.B. Lyell-Syndrom) verstanden, ohne daß eine echte, durch das Immunglobulin IgE vermittelte Allergie vorliegt. Arzneimittelexanthem: Haut- und Schleimhautveränderung, die nach (i.d.R. erstmaliger) Einnahme eines Arzneimittels auftritt und Zeichen einer Überempfindlichkeit gegenüber dem Medikament (Arzneimittelunverträglichkeit) sein kann. aseptisch: keimfrei. Aspartat-Amino-Transferase: Abk. AST, Glutamat-Oxalacetat-Transaminase. Aspergillom: Form der Lungenaspergillose mit Ansiedelung und Abkapselung der Pilze in bestehenden Hohlräumen der Lunge.
Aspergillose: Erkrankung, die durch einige Arten der Schimmelpilzgattung Aspergillus verursacht wird und v.a. bei schwerem Immundefekt auftritt. Am häufigsten ist die Lungenaspergillose mit Befall der Atmungsorgane. Behandlung mit Amphotericin B plus Flucytosin oder Itraconazol. assay: (engl.) Test, Probe, Nachweisverfahren. assembly: (engl.) Zusammenbau von Virusbestandteilen des HIV im Rahmen der Virusvermehrung. Vgl. Replikation. AST: Abk. für Aspartat-Amino-Transferase, Glutamat-Oxalacetat-Transaminase. asymptomatisch: ohne Krankheitszeichen, z.B. asymptomatischer Verlauf einer HIV-Infektion. aszendierend: aufsteigend, z.B. aszendierende Infektion der Geschlechtsorgane. Ataxie: Störung von Bewegungsabläufen, z.B. als Schwanken, ausfahrende Bewegung. Vorkommen u.a. bei Kleinhirnerkrankungen oder Myelopathie. Atopie: Veranlagung zu allergischen Reaktionen schon bei Erstkontakt mit einem Allergen. atopisches Ekzem: auch endogenes Ekzem, Neurodermitis. Hauterkrankung (Ekzem) bei Menschen mit Veranlagung zur allergischen Reaktion (Atopie). Bevorzugt an den Beugeseiten der Gelenke, schubweiser Verlauf. Atovaquon: Medikament (Hydroxynaphthochinon), das u.a. zur Behandlung von Pneumocystis-cariniiPneumonie und Toxoplasmose eingesetzt wird. NW: u.a. Übelkeit, Hautausschlag, Durchfall, Erbrechen, Erhöhung von Leberwerten und Amylase. Atrophie: Schrumpfung, z.B. eines Organs. Formen: physiologische (nicht krankhafte) A. z.B. der Geschlechtsdrüsen; pathologische (krankhafte) A. z.B. der Großhirnrinde bei HIV-Enzephalopathie. Attenuierung: Abschwächung der Infektionskraft eines Krankheitserregers (Abschwächung der Virulenz) unter Erhaltung seiner immunologischen Eigenschaften. Verwendung z.B. bei der Herstellung von Lebendimpfstoffen. Atypie: Abweichung vom Typischen, z.B. bei Zellen oder Gewebe als Form- oder Strukturveränderung bei Tumorzellen oder Neoplasie. atypische Mykobakterien: Mykobakterien (z.B. Mycobacterium avium und Mycobacterium intracellulare), die bei Patienten mit intaktem Immunsystem nur selten zu Infektionen führen, aber bei abwehrgeschwächten Patienten disseminierte Erkrankungen verursachen können. Vgl. Mycobacteriumavium-Komplex. atypische Pneumonie: Lungenentzündung mit Symptomen, die von einer typischen Lungenentzündung (Lobärpneumonie) abweichen. Auffrischungsimpfung: auch Booster-Impfung. Wiederholte Impfung zur Verstärkung einer nicht mehr ausreichenden Immunität. Vgl. Basisimpfung. Augenhintergrund: auch Fundus. Innenseite des Augapfels, die durch eine Spiegelung (Ophthalmoskopie) untersucht werden kann. Ausbreitungsmuster: typische Ausbreitungsweise einer Krankheit, Pattern.
Ausfluß: auch Fluor. Flüssigkeitsabsonderung aus den äußeren weiblichen Geschlechtsteilen. Vorkommen z.B. bei Infektionen des Harn- und Geschlechtstrakts. AUT: Abk. für anonymes unverknüpftes Testen. Epidemiologisches Untersuchungsverfahren, mit dem die Prävalenz einer Erkrankung in einer anonym bleibenden Stichprobe (z.B. Krankenhauspatienten) untersucht wird. Hochrechnungen auf eine andere als die untersuchte Gruppe sind wenig aussagekräftig. Autoantikörper: gegen normale körpereigene Substanzen gerichtete Antikörper, die bei Autoimmunkrankheiten und wahrscheinlich bei der Entstehung von bösartigen Tumoren (Krebs) eine Rolle spielen. Ein Zusammenhang mit der Entstehung des Immundefekts bei AIDS ist wahrscheinlich. Autoimmunkrankheit: Krankheit, die durch eine Reaktion auf körpereigene Stoffe ausgelöst wird, z.B. idiopathische thrombozytopenische Purpura. autolog: von oder aus dem eigenen Körper stammend, z.B. autologe Bluttransfusion (Eigenblutspende). autonome Neuropathie: Erkrankung der vegetativen Nerven, die zu Durchfall und Erhöhung der Pulsfrequenz führen kann. Vgl. Neuropathie. Autopsie: auch Obduktion, Sektion. Untersuchung des Leichnams, z.B. zur Feststellung der Todesursache. Autovakzination: wörtlich Selbstimpfung. In unterschiedlichen Verfahren wird dem Patienten Blut entnommen, das chemisch oder physikalisch aufbereitet und anschließend dem Patienten wieder zugeführt wird. Wirksamkeit bei HIV-Infektion nicht belegt. axillär: zur Achselhöhle gehörend, z.B. axilläre Lymphknoten. Azidothymidin: Abk. AZT, Zidovudin. Azithromycin: Makrolid-Antibiotikum zur Behandlung von atypischen Mykobakterien, Kryptosporidiose und Toxoplasmose. NW: u.a. Magen-Darm-Beschwerden. Azodicarbonamid: Abk. ADA. Substanz, die in Laborversuchen das Nukleokapsid p7 (NCP7) und den Zinkfinger von HIV hemmt. Azolderivate: Medikamente mit einer bestimmten chemischen Struktur (Azolstruktur), die gegen Pilzerkrankungen eingesetzt werden, z.B. Fluconazol, Itraconazol, SCH56592, Voriconazol. AZT: Abk. für Azidothymidin, Zidovudin. Aztec: in den USA Handelsname für Zidovudin, das im Vergleich zu Retrovir im Darm langsamer freigesetzt wird.
© 1991, 2001 by Stephan Dressler, Berlin, und Matthias Wienold, Hannover, zuletzt aktualisiert am: 01.08.2001
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B backcalculation: (engl.) Rückrechnung. In der Epidemiologie ein Verfahren, mit dem z.B. Rückschlüsse von der Zahl der AIDS-Fälle auf die Zahl der HIV-Infektionen gezogen werden. backloading: (engl.) rückwärtiges Laden. Einbringen einer zur Injektion bestimmten Heroinlösung in eine Spritze nach Entfernung des Kolbens. Bakteriämie: Vorkommen von Bakterien im Blut. bakteriell: durch Bakterien bedingt. Bakterien: mikroskopisch kleine, einzellige Lebewesen, die beim Menschen zahlreiche Erkrankungen verursachen können. bakteriostatisch: das Wachstum von Bakterien hemmend. Vgl. Antibiotika. bakterizid: Bakterien abtötend. Vgl. Antibiotika. banal: einfach, z.B. banales Ekzem, vorübergehender Infekt. Barbiturate: Medikamente einer chemischen Substanzgruppe, die als Schlaf- und Betäubungsmittel (Narkotika) eingesetzt werden, z.B. Barbitursäure, Phenobarbital. NW: Gefahr der Abhängigkeit, starke Aktivierung des Leberstoffwechsels durch Enzyminduktion und Wechselwirkung mit anderen Medikamenten oder hormonellen Kontrazeptiva. bare backing: von (engl.) nackter Hintern. Bez. für Verzicht auf safer sex. BARN: Abk. für bilaterale (beidseitige) akute Retinanekrose. Barrierekontrazeptiva: empfängnisverhütende Mittel, die mechanisch das Eindringen von Spermien in die Gebärmutter verhindern, z.B. Kondom, Okklusivpessar. Bartonella henslae: frühere Bez. Rochlimea henslae. Gramnegatives Bakterium, das bei bazillärer Angiomatose nachweisbar ist. Bartonella quintana: gramnegatives Bakterium, das bei bazillärer Angiomatose nachweisbar ist. Basisimpfung: erstmalige Anwendung von Impfstoffen (sog. 1. Impfserie) mit dem Ziel, eine Immunität zu erzeugen. bazilläre Angiomatose: auch Epitheloidangiomatose. Gefäßwucherung an Haut, Knochen und inneren Organen, die durch Bartonella henslae oder quintana verursacht wird. Behandlung z.B. mit Ciprofloxacin oder Erythromycin. bDNA: Abk. für (engl.) branched DNA, verzweigte DNA. Laborverfahren zur Bestimmung der Viruslast.
Befund: Ergebnis einer ärztlichen Untersuchung. Die Abkürzung o.B. (ohne Befund) bedeutet, daß kein krankhafter Befund vorliegt. Begleitkeime: Keime, die neben dem Erreger einer Krankheit auftreten. Bei einer Pneumocystis-cariniiPneumonie kann es z.B. zu einer Besiedlung mit Mykobakterien kommen. B. können harmlos sein, aber auch zu manifesten Erkrankungen führen. Beigebrauch: Gebrauch von suchterzeugenden Mitteln zusätzlich zu Drogenersatzstoffen im Rahmen einer Substitutionsbehandlung. Belastungsdyspnoe: bei körperlicher Anstrengung (z.B. Treppensteigen) auftretende Atemnot (Dyspnoe). benigne: gutartig. Berufskrankheit: Krankheiten, die durch berufliche Tätigkeit ausgelöst oder erheblich verschlechtert werden. Eine HIV-Infektion kann evtl. als B. anerkannt werden, wenn sie durch die berufliche Tätigkeit (z.B. im Gesundheitsbereich) bedingt ist. Beschaffungsprostitution: Prostitution zur Finanzierung von Drogen. Besiedlung: auch Kolonisation. Vorkommen, Vermehrung und Wachstum von Mikroorganismen an Orten, wo diese normalerweise nicht auftreten. Eine Besiedlung muß nicht, kann aber zu Krankheiten führen. Bestätigungstest: Labortest zur Bestätigung eines positiven Befunds im Suchtest. Die Durchführung des HIV-spezifischen ELISA als Suchtest kann falsch-positive Ergebnisse liefern, daher wird jeder positive Befund überprüft, z.B. durch Western blot oder PCR. Betäubungsmittelgesetz: Abk. BtMG. Bundesgesetz, das Erzeugung, Handel und Gebrauch von Betäubungs- und Rauschmitteln regelt. beta-2 Mikroglobulin: Eiweiß des Immunsystems. Erhöhte Konzentrationen im Blut weisen auf eine Aktivierung des Immunsystems hin. Früher als Surrogatmarker verwendet. beta-Propiolakton: Substanz, die zur Inaktivierung von Viren und zur Sterilisation z.B. von Impfstoffpräparaten, Geweben und Plasma verwendet wird. BfArM: Abk. für Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, das u.a. für die Arzneimittelzulassung zuständig ist. bFGF: Abk. (engl.) für basischer Fibroblastenwachstumsfaktor. Signalstoff (Zytokin), der wahrscheinlich das Wachstum von Gefäßtumoren fördert. BHAP: Abk. für bis(heteroaryl)piperazin-Verbindungen. Experimentelle Substanzen gegen HIV (NNRTI). bioelektrische Impedanzanalyse: Abk. BIA. Untersuchungsmethode, bei der über Hautelektroden der elektrische Widerstand des Körpers bestimmt wird und Aussagen u.a. über den Ernährungszustand möglich sind. biologic response modifiers: (engl.) Abk. BRM, Immunmodulatoren. Biopsie: Entnahme von Gewebe am lebenden Organismus, z.B. durch Punktion eines Organs (Einstich mit einer Nadel). Durchführung z.B. zur Sicherung der Diagnose einer Kolitis bei Zytomegalie durch Probenentnahme im Rahmen einer Endoskopie. Bioverfügbarkeit: prozentualer Anteil eines Arzneimittels, der das Zielorgan erreicht.
Bisexualität: sexuelle Anziehung durch Männer und Frauen. bis-POC-PMPA: Medikament gegen HIV (Vorstufe von PMPA), das z.Z. in klinischen Studien erprobt wird. Blastomykose: schwere systemische Mykose (Pilzerkrankung) durch hefeähnliche Pilze (Blastomyces brasiliensis oder dermatitidis). Formen: Nordamerikanische und Südamerikanische B. Blaualgen: Algenarten (u.a. Spirulina), die im Laborversuch die Vermehrung von HIV hemmen. bleach: (engl.) Bleichmittel, Handelsname z.B. Domestos. Substanz, die keimabtötend wirkt und v.a. in den USA von Drogenabhängigen zur Desinfektion von Injektionsnadeln verwendet wird. Minderwertige Alternative zum Spritzen- und Nadelaustausch, wo dieser verboten oder nicht durchführbar ist. Bleomycin: Zytostatikum, das z.B. zur Behandlung des Kaposi-Sarkoms eingesetzt wird. NW: u.a. Hautveränderungen, Fieber, Schüttelfrost, Haarausfall, Schmerzen. Blindstudie: klinische Studie, bei der der Patient nicht weiß, welches Behandlungsverfahren vorgenommen wird. Blutbild: qualitative und quantitative Zusammensetzung des Bluts bzw. graphische Darstellung der Befunde. Blutgasanalyse: Abk. BGA. Bestimmung des Gehalts an Atmungsgasen im Blut, die z.B. unter körperlicher Belastung und unter Ruhebedingungen zur Kontrolle der Atem- und Kreislauffunktion vorgenommen wird. Blut-Hirn-Schranke: auch Blut-Liquor-Schranke. System von Zellen, das eine Schranke zwischen Blutgefäßen und Gehirn bzw. Blutgefäßen und Liquor bildet und den Austausch von Stoffen reguliert. Blutkörperchen: rote B. (Erythrozyten), weiße B. (Leukozyten) und Blutplättchen (Thrombozyten). Blutkörperchensenkungsreaktion: Abk. BSG. Auch Blutsenkung. Bestimmung der Absinkgeschwindigkeit der Blutkörperchen in einer Blutprobe. Die BSG ist z.B. bei akuten Entzündungen oder Tumorerkrankungen beschleunigt oder bei bestimmten Lebererkrankungen erniedrigt. Blutprodukte: Produkte, die aus Blut gewonnen werden. B. können Vollblut (z.B. Vollblutkonserve) oder nur bestimmte Blutkörperchen, Faktorenpräparate oder Plasmaersatzstoffe enthalten. Bluttransfusion: Übertragung von Blut oder Blutbestandteilen zur Behandlung von Blutarmut (Anämie) oder nach starkem Blutverlust. Übertragungen von HIV durch B. sind v.a. vor 1985 aufgetreten, bevor bei Blutspendern routinemäßig ein HIV-Antikörpertest durchgeführt wurde. Vgl. Eigenblutspende. Blutzucker: die im Blut vorhandene Glukose. Eine Erhöhung (Hyperglykämie) oder Erniedrigung (Hypoglykämie) kann Zeichen einer Stoffwechselstörung sein, z.B. bei Diabetes mellitus oder Insulinresistenz im Rahmen eines Lipodystrophie-Syndroms. B-Lymphozyten: auch B-Zellen. Im Knochenmark gebildete Untergruppe der Lymphozyten. B-L. können nach Kontakt mit einem Antigen (z.B. Krankheitserregern) und durch Einwirkung von T-Lymphozyten zu speziellen antikörperbildenden Zellen (sog. Plasmazellen und Gedächtniszellen) werden. BMG: Abk. für Bundesministerium für Gesundheit. BMS-232 632: Medikament gegen HIV (Proteasehemmer), das z.Z. in klinischen Studien erprobt wird. NW: u.a. Leberwerterhöhung, Durchfall, Übelkeit.
Body-Mass-Index: Abk. BMI. Verhältniszahl zur Beurteilung des Körpergewichts in bezug auf die Körperoberfläche. Berechnung: Körpergewicht in kg, geteilt durch die Körpergröße in m zum Quadrat. Bolusinjektion: schnelle intravenöse Injektion. boost: (engl.) verstärken. Vgl. Auffrischungsimpfung. Borderline: (engl.) Grenzlinie. Zustand, bei dem bestimmte Klassifikationskriterien nur teilweise erfüllt sind, z.B. Borderline-Karzinom mit teilweise entarteten Zellen oder Borderline-Störung bei psychischen Störungen. bovines Hyperimmunkolostrum: Konzentrat aus der Kolostralmilch der Kuh, das eine hohe Konzentration von Antikörpern z.B. gegen Kryptosporidien enthält und zur Behandlung der Kryptosporidiose eingesetzt wird. Breitband-Antibiotika: Medikamente mit breitem Wirkungsspektrum, die gleichzeitig mehrere Arten von Bakterien hemmen oder abtöten. Brivudin: antivirales Medikament, das zur Behandlung von Herpes-Infektionen (HSV-1) und Zoster eingesetzt wird. NW: Magen-Darm-Störungen, Nierenfunktionsstörungen. BRM: Abk. für (engl.) biologic response modifiers, Immunmodulatoren. 5-Bromo-2’-deoxyuridin: Abk. BrdU. Nukleotidvorstufe, die z.Z. in klinischen Studien zur Markierung aktivierter CD4-Zellen erprobt wird. Bronchiallavage: mittels Bronchoskopie durchgeführte Spülung einzelner Abschnitte der Atemwege, z.B. zur Gewinnung von Untersuchungsmaterial. bronchoalveolär: die Bronchen (Luftröhrenäste) und Alveolen (Lungenbläschen) betreffend, z.B. bronchoalveoläre Entzündungen. Bronchoskopie: direkte Betrachtung des Bronchialsystems durch eine Endoskopie, z.B. zur Diagnose einer Lungenerkrankung bzw. zur Gewebeentnahme bei Tumorverdacht. B-Symptome: Fieber, Gewichtsverlust und Nachtschweiß als Symptome bei malignen Lymphomen. Gelegentlich werden diese Symptome auch bei anderen Erkrankungen als B-S. bezeichnet. BtMG: Abk. für Betäubungsmittelgesetz. BtMVV: Abk. für Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung. buddy: (engl.) Kamerad, Kumpel. Freiwilliger, nicht-professioneller Betreuer eines Menschen mit HIV oder AIDS. buffalo hump: (engl.) Stiernacken. Umgangssprachliche Bez. für Fettablagerung im Nackenbereich im Rahmen eines Lipodystrophie-Syndroms. Bundesseuchengesetz: BSeuchG. Gesetz, das u.a. die Meldepflicht und Maßnahmen zur Verhütung übertragbarer Krankheiten regelte und seit 1.1.2001 durch das Infektionsschutzgesetz abgelöst wurde. Buprenorphin: Medikament (Opiat), das zur Behandlung schwerer Schmerzen und zur Substitutionstherapie bei Opiatabhängigkeit eingesetzt wird. NW: u.a. Sedierung, Krämpfe, Herz-KreislaufStörungen, Verstopfung, Übelkeit.
Burkitt-Lymphom: Form des Non-Hodgkin-Lymphoms, die v.a. in den Tropen vorkommt und möglicherweise durch Epstein-Barr-Virus verursacht wird. Lymphome vom Burkitt-Typ treten gehäuft bei fortgeschrittener HIV-Infektion auf und betreffen v.a. Gesicht oder Halsbereich, Ovarien (Eierstöcke) und Bauchlymphknoten. Burn-out-Syndrom: (engl.) Ausgebranntsein. Psychologische Bez. für Zustand nach seelischer Überlastung, die durch subjektive Kraftlosigkeit und Erschöpfung gekennzeichnet ist. B-Zellen: Kurzbezeichnung für B-Lymphozyten. BZgA: Abk. für Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die u.a. für AIDS-Information, Prävention und Aufklärung zuständig ist.
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C Calanolid: aus dem Saft von Calophyllum teysmannii var. inophylloides gewonnene Substanz. Z.Z. wird Calanolid A als antiretrovirales Medikament (NNRTI) in klinischen Studien erprobt. NW: u.a. Geschmacksstörungen, Kopfschmerzen, Übelkeit. Calciumfolinat: Medikament, das zur Behandlung eines Folsäuremangels eingesetzt wird, der u.a. als Nebenwirkung von Sulfonamiden vorkommt. Camouflage: wörtlich Tarnung. Kosmetische Abdeckung von Hautläsionen, z.B. bei Kaposi-Sarkom. Canarypox-Virus: Virus aus der Familie der Vaccinia-Viren, das bei Vögeln zu einer Erkrankung führt. Wird nach gentechnischer Eingliederung von fremdem Erbmaterial (Rekombination) als Vektor für unterschiedliche Antigene genutzt (z.B. ALVAC). Candida: Gruppe von Pilzen (Sproßpilzfamilie), zu der z.B. Bäckerhefe und Bierhefe gehören. Candida albicans: medizinisch wichtigster Hefepilz, ein Erreger von Candida-Mykosen. Candida glabrata: früher Torulopsis glabrata. Erreger aus der Familie Candida. Candida krusei: Erreger aus der Familie Candida. Candida-Mykosen: auch Candidiasis, Candidose oder Kandidose, Moniliasis, Soor. Sehr häufige Infektionen mit dem Pilz Candida, die v.a. an Haut und Schleimhäuten (z.B. als Mundsoor oder Scheidensoor) auftreten können. Der Speiseröhrenbefall (Soorösophagitis) ist Teil des AIDS-Vollbilds. Behandlung mit Antimykotika, z.B. Nystatin, Amphotericin B, Fluconazol. Cannabis: Haschisch. Vgl. Dronabinol. Capravirin: auch S-1153. Medikament gegen HIV (NNRTI), das z.Z. in klinischen Studien erprobt wird. NW: u.a. Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Gefäßentzündungen. Carbamazepin: Medikament gegen Anfälle (Antiepileptikum), das z.B. zur Behandlung zerebraler Krampfanfälle und bei HIVassoziierter Neuropathie eingesetzt wird. NW: u.a. Müdigkeit, gastrointestinale Störungen, allergische Reaktionen. Carcinoma in situ: auch präinvasives Karzinom, intraepitheliale Neoplasie, Abk. CIS. Krankhafte, örtlich begrenzte Zellveränderung, die mikroskopisch nachweisbar ist und Zeichen eines bösartigen Wachstums aufweist. Ein CIS kann, muß aber nicht die Vorstufe eines bösartigen Tumors (Karzinoms) sein. Carrier: (engl.) Träger, z.B. eines bestimmten Merkmals. Caspofunginacetat: Medikament (Antimykotikum aus der Gruppe der Echinocandine), das zur Behandlung von Aspergillose eingesetzt werden kann. NW: u.a. Fieber, Entzündungen an der Injektionsstelle, Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Schwindel, Hautausschlag. CCR5: auch CKR5, Chemokinrezeptoren. CCR5-Blocker: Substanzen, die am Chemokinrezeptor CCR5 binden und in der Folge die Fusion von HIV mit Zellen des Immunsystems hemmen. In Erprobung sind z.B. Aminooxypentan-Rantes (AOP) und N-nonanoyl-Rantes (NNY). CD4: an der Oberfläche von verschiedenen Körperzellen (z.B. CD4-Zellen, Monozyten, Makrophagen in Lunge, Darm, Gehirn und Haut, Langerhans-Zellen der Haut) gelegenes Protein. HIV bindet u.a. über den CD4-Rezeptor an diese Zellen. CD8: an der Oberfläche von CD8-Zellen (Suppressorzellen) gelegenes Protein. CDC: Abk. für (engl.) Centers for Disease Control, Zentren für die Kontrolle von Krankheiten. Die CDC mit Sitz in Atlanta sind die US-Bundeszentrale zur Erfassung von Krankheiten und ein staatliches Forschungszentrum des öffentlichen Gesundheitswesens der USA.
CD4/CD8-Ratio: auch T4/T8-Ratio. Verhältnis von CD4-Zellen (Helferzellen) zu CD8-Zellen (Suppressorzellen), das normalerweise größer als 1 ist und bei fortschreitender Immunschwäche zuungunsten der CD4-Zellen absinkt. Die Bestimmung der CD4/CD8-R. ist ein Anhaltspunkt für die Beurteilung der Funktion des Immunsystems. Vgl. Immunstatus. CDC-Falldefinition: von den CDC veröffentlichte Definition von AIDS. Seit 1.1.1993 in den USA und Kanada gültige AIDSDefinition, die neben verschiedenen Folgeerkrankungen (z.B. opportunistische Infektionen oder Tumoren) bei nachgewiesener HIV-Infektion auch das Absinken der CD4-Zellzahl unter 200/µl - unabhängig von der klinischen Symptomatik - als Vollbild AIDS definiert. CDC-Klassifikation: in bezug auf Jugendliche und Erwachsene Stadieneinteilung von AIDS nach der CDC-Falldefinition in 3 CD4-Zellzahlbereiche und 3 klinische Kategorien in die Stadien A1 bis C3. Für Kinder bis zum 13. Lebensjahr gilt eine eigene Klassifikation (pädiatrisches AIDS). Siehe Tabelle.
CDC-Klassifikation für Jugendliche (über 13 Jahre) und Erwachsene Kategorie A Asymptomatische HIV-Infektion Persistierende generalisierte Lymphadenopathie Akute, symptomatische (primäre) HIV-Infektion (auch in der Anamnese) Kategorie B Krankheitssymptome oder Erkrankungen, die nicht in die AIDS-definierende Kategorie C fallen, dennoch aber der HIV-Infektion ursächlich zuzuordnen sind oder auf eine Störung der zellulären Immunabwehr hindeuten Bazilläre Angiomatose Oropharyngeale Candida-Infektionen Vulvovaginale Candida-Infektionen, die entweder chronisch (>1 Monat) oder nur schlecht therapierbar sind Zervikale Dysplasie oder Carcinoma in situ Konstitutionelle Symptome wie Fieber über 38.5° oder eine länger als 4 Wochen bestehende Diarrhoe Orale Haarleukoplakie Herpes zoster bei Befall mehrerer Dermatome oder nach Rezidiven in einem Dermatom Idiopathische thrombozytopenische Purpura Listeriose Entzündungen des kleinen Beckens, besonders bei Komplikationen eines Tuben- oder Ovarialabszesses Periphere Neuropathie Kategorie C AIDS-definierende Erkrankungen Pneumocystis-carinii-Pneumonie (PcP) Toxoplasma-Enzephalitis Candida-Infektion der Speiseröhre oder Befall von Bronchien, Luftröhre oder Lungen Chronische Herpes-simplex-Ulzera oder Herpes-Bronchitis, Herpes-Pneumonie oder -Ösophagitis CMV-Retinitis Generalisierte Zytomegalie-Infektion (nicht von Leber oder Milz) Rezidivierende Salmonellen-Septikämien Rezidivierende Pneumonien innerhalb eines Jahres Extrapulmonale Kryptokokkose Chronische intestinale Kryptosporidiose Chronische intestinale Isosporiasis Disseminierte oder extrapulmonale Histoplasmose Tuberkulose Infektionen mit Mycobacterium avium complex (MAC) oder Mycobacterium kansasii, disseminiert oder extrapulmonal Kaposi-Sarkom Maligne Lymphome Invasives Zervixkarzinom HIV-Enzephalopathie Progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML)
Wasting-Syndrom (HIV-Kachexiesyndrom)
Laborkategorie (CD4-Zellen/µl)
A
B
C
(asymptomatisch)
(Symptome, kein AIDS)
(Symptome, AIDS)
1:
>=500
A1
B1
C1
2:
200-499
A2
B2
C2
3:
<200
A3
B3
C3
CD4-Rezeptor: spezifische Bindungsstelle an bestimmten Körperzellen (z.B. Makrophagen und CD4-Zellen), an die sich passende Antigene binden können. HIV bindet am CD4-R. mit dem Hüllprotein gp120. Vgl. Chemokinrezeptoren. CD4-Zellen: auch T4-Zellen, CD4+-Zellen, OKT4-Zellen, T-Helferzellen. Untergruppe der T-Lymphozyten. CD4-Z. fördern die Reifung von B-Zellen aus Stammzellen im Knochenmark zu antikörperbildenden Zellen und aktivieren andere Formen der Immunantwort. Bei HIV-Infektion kommt es nach Bindung des Virus z.B. an den CD4-Rezeptor u.a. zur Infektion von CD4-Z. Die absolute Zahl der CD4-Z. und ihr relativer Anteil an den Gesamtlymphozyten (in %) nimmt im Verlauf der Erkrankung ab. Mit fortschreitender Abnahme läßt die körpereigene Abwehrfähigkeit allmählich nach. Vgl. CD4/CD8-Ratio. CD8-Zellen: auch T8-Zellen, OKT8-Zellen, Suppressorzellen. Untergruppe der T-Lymphozyten, die eine Antikörperbildung oder andere Immunantwort unterdrücken können und bei AIDS im Verhältnis zu den CD4-Zellen vermehrt sind. Eine Infektion der CD8-Z. mit HIV ist möglich. Vgl. CD4/CD8-Ratio. CD4-Zellzahl: auch T4-Zellzahl; allgemeine Bez. für die Zahl der T4-Zellen pro µl Blut. Die CD4-Z. ist ein ungefährer Anhaltswert für die Ausprägung eines Immundefekts und wird als Surrogatmarker für die Beurteilung des Krankheitsverlaufs verwendet. Starke individuelle Schwankungen und Abweichungen bei mehrfacher Bestimmung sind möglich. Cefmetazol: Medikament (Antibiotikum) aus der Gruppe der Cephalosporine, das z.B. bei schweren Staphylokokkeninfektionen eingesetzt wird. Cefoxitin: Medikament (Antibiotikum) aus der Gruppe der Cephalosporine, das u.a. bei Harnweginfektionen und Sepsis angewendet wird. NW: u.a. Hautveränderungen, Leberfunktionsstörungen, allergische Reaktionen. Ceftriaxon: Medikament (Antibiotikum) aus der Gruppe der Cephalosporine, das u.a. bei schweren Infektionen und Sepsis angewendet wird. NW: u.a. Hautveränderungen, Leberfunktionsstörungen, allergische Reaktionen. Cephalosporine: Medikamente gegen zahlreiche Bakterien (Breitband-Antibiotika), die ursprünglich aus dem Schimmelpilz Cephalosporium acremonium gewonnen wurden und gegen verschiedene bakterielle Erkrankungen angewendet werden. Cervix: auch Zervix. Hals, i.e.S. Gebärmutterhals. CGP-53437: experimentelle Substanz gegen HIV (Proteasehemmer), die z.Z. in Labortests erprobt wird. Chemokine: Botenstoffe, die weiße Blutkörperchen an den Ort einer Entzündung oder Infektion locken (chemotaktische Zytokine). Es sind 2 strukturell unterschiedliche Gruppen bekannt: alpha-Chemokine (CXC), zu denen z.B. SDF-1 gehört, und beta-Chemokine (CC), u.a. mit den Eiweißstoffen MIP-1 alpha und beta sowie Rantes. C. vermitteln ihre Wirkung über Rezeptoren und können evtl. die Vermehrung von HIV durch Hemmung der Transkription unterdrücken. Chemokinrezeptoren: Rezeptoren an der Oberfläche von Zellen des Immunsystems (z.B. T-Zellen). C. wie z.B. BOB, BONZO, CCR5, CCR3, CCR2b, CXCR4 (Fusin) binden natürlicherweise jeweils unterschiedliche Chemokine, z.B. CXCR4 das Chemokin SDF-1 oder CCR5 die Chemokine MIP-1 alpha, beta und Rantes. C. können als Korezeptoren bei der Fusion von HIV mit Zellen des Immunsystems wirken. Das Fehlen bestimmter C. oder genetische Varianten vermitteln nach heutigem Wissensstand keine Immunität gegen HIV, können aber eine Bedeutung für den Verlauf der HIV-Infektion haben. Therapeutische Ansatzpunkte ergeben sich evtl. mit CCR5-Blockern und CXCR4-Blockern. Vgl. CD4-Rezeptor. Chemotherapie: Behandlung von Infektionskrankheiten oder Tumoren mit chemischen Substanzen, die im Prinzip die gezielte Zerstörung von Krankheitserregern oder Zellen bewirkt. Chinidin: Abkömmling des Chinin und Grundsubstanz der Hydroxychinone, u.a. von Atovaquon. Chlamydien: Bakterien, die u.a. sexuell übertragbar sind und beim Menschen zu verschiedenen Erkrankungen führen können, z.B. zu Entzündungen der Harnröhre oder Geschlechtsorgane. Vgl. sexuell übertragbare Krankheiten. Cholesterin: fettähnliche Substanz (Lipoid), die überwiegend mit der Nahrung aufgenommen wird und im Körper v.a. durch Lipoproteine transportiert wird. Eine Erhöhung von C. wird als Hypercholesterinämie bezeichnet.
Cholezystitis: Entzündung der Gallenblase. Vorkommen z.B. bei Kryptosporidiose. CHOP: Kombinationstherapie z.B. bei Non-Hodgkin-Lymphom mit Cyclophosphamid, Doxorubicin (Adriamycin), Vincristin und Prednison. Chorioamnionitis: Entzündung von Chorion und Amnion, die evtl. auf das Kind übergehen und zu Schädigungen führen kann. Chorion: auch Zottenhaut. Eihaut, die das Kind im Mutterleib während der Schwangerschaft umgibt. Chorioretinitis: Aderhaut- und Netzhautentzündung des Auges. Form der Entzündung, die z.B. bei Toxoplasmose vorkommen und zur Erblindung führen kann. Christmas-Krankheit: Hämophilie B. Cidofovir: auch GS 504, Handelsname Vistide. Antivirales Medikament (Nukleosidanalogon), das gegen Zytomegalie-Virus und andere Herpesviren wirksam ist. NW: u.a. Nierenfunktionsstörungen, Neutropenie. Zur Verringerung der Nebenwirkungen wird C. nur gemeinsam mit Probenecid und physiologischer Kochsalzlösung (i.v.) verabreicht. Ein äußerlich anwendbares topisches Gel zur lokalen Behandlung von Herpesläsionen und Feigwarzen (Condylomata acuminata) ist in Entwicklung. CIN: Abk. für (engl.) cervical intraepithelial neoplasia, intraepitheliale zervikale Neoplasie. Oberflächliche Neubildung innerhalb des Gebärmutterhalsgewebes mit Zelldysplasie (Zellveränderungen), die evtl. durch humanes Papillomavirus verursacht wird. Frühform des Gebärmutterkrebses, die bei Frauen mit HIV-Infektion gehäuft auftritt. Unterschieden werden 3 Grade: CIN I mit einer leichten Dysplasie; CIN II mit einer mittelschweren Dysplasie und CIN III mit einer schwerden Dysplasie und einem Carcinoma in situ. Nach Sicherung der Diagnose durch Abstrich oder Spiegelung (Kolposkopie) kann eine chirurgische Entfernung erforderlich sein. Vgl. Zervixkarzinom. Ciprofloxacin: Medikament gegen Bakterien (Chemotherapeutikum), das v.a. bei unklarem Fieber oder Infektionen mit atypischen Mykobakterien gegeben wird. NW: u.a. Magen-Darm-Störungen. CIS: Abk. für Carcinoma in situ. CKR5: auch CCR5, Chemokinrezeptoren. Clarithromycin: Medikament (Chemotherapeutikum) zur Behandlung der atypischen Mykobakteriose u.a. bakterieller Infektionen. NW: u.a. Magen-Darm-Störungen. Clavulansäure: Medikament (Antibiotikum), das z.B. gegen Haemophilus influenzae wirksam ist. NW: u.a. Überempfindlichkeitsreaktionen. clean: (engl.) sauber. Bez. für Drogenfreiheit. Clevudin: auch L-FMAU. Medikament gegen Hepatitis B-Virus (Nukleosidanalogon), das z.Z. in klinischen Studien erprobt wird. Clindamycin: Medikament (Antibiotikum), das zur Behandlung u.a. von Toxoplasmose und Pneumocystis-carinii-Pneumonie eingesetzt wird. NW: Durchfall, Kolitis, Hautausschlag. Clofazimin: Medikament gegen Lepra, das auch bei Infektionen mit atypischen Mykobakterien eingesetzt wird. NW: MagenDarm-Störungen, Hautverfärbung. Clonazepam: Medikament (Antikonvulsivum), das zur Behandlung eines generellen Krampfanfalls eingesetzt wird. NW: u.a. Schläfrigkeit. Clostridium difficile: Bakterium, das zu einer schweren Darmentzündung führen kann. Clotrimazol: Medikament (Antimykotikum), das zur Behandlung von Pilzerkrankungen der Haut angewendet wird. NW: selten Hautreaktionen. CMV: Abk. für (engl.) Cytomegalovirus, Zytomegalie-Virus. CMV-PCR: qualitative und quantitative Polymerasekettenreaktion zum Nachweis von Zytomegalie-Virus. CMV-Pneumonie: durch Zytomegalie-Virus verursachte Lungenentzündung.
Coccidioides-Mykose: sog. valley fever, auch Kokzidioidmykose. V.a. in den USA vorkommende Erkrankung der Luftwege durch Kokzidien. Codein: auch Methylmorphin. Substanz mit hustenreizunterdrückender und schmerzstillender Wirkung, das Entzugssymptome anderer Morphine mildern und zur Substitutionsbehandlung bei Opiatabhängigkeit verwendet werden kann. Vgl. Dihydrocodein. Coenzym Q10: Abk. CoQ10. Körpereigenes Enzym, das am Energiestoffwechsel von Zellen beteiligt ist und antioxidative Eigenschaften hat. Coitus: Geschlechtsverkehr. Combivir: Handelsname für Kombinationspräparat mit den Medikamenten Lamivudin und Zidovudin. coming out: (engl.) Herauskommen. Früher Bez. für Jugendliche, die das Elternhaus zur Ausbildung verlassen; heute Mitteilung der eigenen Homosexualität oder der HIV-Infektion im sozialen Umfeld. Comittee for Proprietary Medicinal Products: (engl.) Abk. CPMP, Gremium der europäischen Arzneimittelzulassungsbehörde (EMEA), das wissenschaftliche Beurteilungen von Zulassungsanträgen erarbeitet. community advisory board: (engl.) Abk. CAB. Form der Betroffenenbeteiligung durch ein Gremium, das die Interessen von Menschen mit HIV und AIDS in einer klinischen Studie, Institution oder bei der Prävention vertritt. community-based research: (engl.) gemeindenahe Forschung, die den Patienten in seinem sozialen Umfeld beläßt, z.B. Durchführung von Therapiestudien bei niedergelassenen Ärzten. compassionate use: (engl.) Anwendung aus Mitgefühl. Vergabe von nicht zugelassenen Medikamenten außerhalb klinischer Studien an Menschen, für die es keine andere Behandlungsmöglichkeit gibt. compliance: (engl.) Einwilligung, Bereitschaft, Nachgiebigkeit. 1. Fähigkeit bzw. Bereitschaft eines Patienten zur Mitarbeit bei diagnostischen oder therapeutischen Verfahren. 2. Dehnbarkeit von Lunge und Brustkorb. Computertomographie: Abk. CT. Computergestütztes Röntgenuntersuchungsverfahren, mit dem minimale Dichteunterschiede innerhalb des Körpers bildlich dargestellt (Verstärkung evtl. durch Kontrastmittel) und analysiert werden können. Anwendung als sog. abdominelle CT zur Diagnostik von Fettansammlungen im Bauchraum. Concanavalin A: Glykoprotein der Jack-Bohne, das Zellteilungen auslösen kann (Mitogen) und bei Lymphozytenfunktionstests verwendet wird. Condylomata acuminata: auch Feigwarzen, Genitalwarzen. Durch humane Papillomaviren (HPV) ausgelöste Warzenbildung v.a. im Genital- und Anorektalbereich, die i.d.R. geschlechtlich übertragen wird. Bei C.a. werden vermehrt Tumoren des Gebärmutterhalses und des Rektums beobachtet. Diagnose anhand des klinischen Befunds oder durch Biopsie. Behandlung durch Entfernung, Laser, Vereisung, Kauterisation oder lokale Chemotherapie. Condylomata lata: breite, knötchenförmige Feigwarzen, die bei Syphilis auftreten können. contact tracing: (engl.) epidemiologisches Verfahren zur Ermittlung und Aufzeichnung der Kontakte, die eine infizierte Person hatte und zur Feststellung von Infektionsquellen und Infektionsrisiken. Nutzen bei HIV-Infektion bzw. chronischen Infektionskrankheiten umstritten. Coping: (engl.) Bewältigungsverhalten, Bewältigungsstrategie. Bez. aus der Psychologie für die Bewältigung psychisch belastender Situationen. Core: (engl.) Kern, Kernprotein. Cortison: auch Kortison. Natürliches Hormon aus der Nebennierenrinde. Künstliche, als Medikamente angewendete Cortisonabkömmlinge (z.B. Prednison) wirken u.a. auf Immunvorgänge (Entzündungshemmung), Wasserhaushalt und Stoffwechsel. Vgl. Steroide. Corynebakterien: Gattung weit verbreiteter Bakterien, die beim Menschen z.B. Diphtherie auslösen können. Cotton-wool-Herde: (engl.) Baumwollherde. Weiße Flecken als Befund bei Spiegelung des Augenhintergrunds. Bei HIVInfektion oft Zeichen für eine Entzündung.
Crack: (engl.) rauchbares Kokain. Craving: (engl.) Verlangen nach einer Substanz, z.B. nach einer Droge. C-reaktives Protein: Abk. CRP. Eiweiß, das bei akuten Entzündungen vermehrt gebildet wird und im Serum meßbar ist. Creatinin: Kreatinin. CRF: Abk. für (engl.) circulating recombinant forms, zirkulierende rekombinante Formen des HIV-Virus. Crix belly: (engl.) Crixivan-Bäuchlein. Umgangssprachliche Bez. für Fettakkumulation mit Stammfettsucht im Rahmen eines Lipodystrophie-Syndroms, die zunächst unter Therapie mit Indinavirsulfat beobachtet wurde. Cryptococcus neoformans: Pilz (Saccharomyces), Erreger der Kryptokokkose. Cryptosporidium: Einzeller (Protozoon), der eine Kryptosporidiose verursachen kann. CSF: Abk. für (engl.) 1. colony-stimulating factor, koloniestimulierender Faktor. Glykoprotein, das die Bildung von weißen Blutkörperchen und Makrophagen stimuliert. Vgl. GM-CSF, Interleukin, rhG-CSF. 2. cerebrospinal fluid, Liquor. CTL: Abk. für (engl.) cytotoxic T lymphocytes, zytotoxische T-Lymphozyten. Cunnilingus: Form des orogenitalen Geschlechtsverkehrs mit oraler Stimulation der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane. CXCR4: auch Fusin, Chemokinrezeptoren. CXCR4-Blocker: Substanzen, die am Chemokinrezeptor CXCR4 binden und in der Folge die Fusion von HIV mit Zellen des Immunsystems hemmen. In Erprobung ist z.B. AMD-3100. Cyclophosphamid: Zytostatikum, das zur Behandlung des malignen Lymphoms eingesetzt wird. NW: u.a. Unterdrückung der Knochenmarkfunktion, Übelkeit und Erbrechen. CYP3A4: Abk. für Zytochrom-P3A4, Zytochrom. CYP450: Abk. für Zytochrom-P450, Zytochrom. Cytarabin: auch Cytosin-Arabinosid, Abk. ARA-C. Medikament (Zytostatikum), das bei Lymphomen eingesetzt wird. Bei i.v.Gabe Gewebsschädigungen an der Injektionsstelle. NW: Blutbildveränderungen, Magen-Darm-Störungen, Leberschäden. Cytomegalovirus: Abk. CMV, Zytomegalie-Virus.
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D Dacarbazin: Medikament (Zytostatikum), das bei Lymphomen eingesetzt wird. NW: u.a. Haarausfall, Magen-Darm-Störungen, Störungen der Blutbildung. DAGNÄ: Abk. für Deutsche Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter e.V. DAIG: Abk. für Deutsche AIDS-Gesellschaft e.V. DAPD: antivirales Medikament (Nukleosidanalogon), das z.Z. in klinischen Studien gegen HIV und Hepatitis B erprobt wird. NW: u.a. Kopfschmerzen, Übelkeit, Durchfall. Dapson: Medikament (Antibiotikum), das u.a. zur Behandlung der Pneumocystis-carinii-Pneumonie eingesetzt wird. NW: u.a. Hämolyse, Methämoglobinämie, neurologische Störungen. data and safety monitoring board: (engl.) Abk. DSMB. Gremium, das im Rahmen einer klinischen Studie die erhobenen Daten fortlaufend prüft und ggf. den Abbruch einer klinischen Studie empfehlen kann, wenn erhebliche Nachteile für Studienteilnehmer erkennbar werden. Datenschutz: Verhinderung des unautorisierten Zugriffs auf (persönliche) Daten, in der BRD durch Datenschutzgesetz und Recht auf informationelle Selbstbestimmung geregelt. Daunorubicin: Medikament (Zytostatikum), das zur Behandlung von Leukämien eingesetzt wird. Liposomales D. wird zur Behandlung des Kaposi-Sarkoms eingesetzt. NW: u.a. Granulozytopenie, Anämie. Liposomales D. hat weniger Nebenwirkungen und eine bessere Wirksamkeit als herkömmliches D. DCQA: Abk. für (engl.) dicaffeoylquinic acids. Substanzen, die in Labortests eine Wirkung gegen HIV gezeigt haben (Integrasehemmer). ddC: Abk. für Dideoxycytidin, Zalcitabin. ddI: Abk. für Dideoxyinosin, Didanosin. 3-Deazaadenosin: Abk. 3DZA; Substanz (Nukleosidanalogon), die in Laborversuchen eine Wirkung gegen HIV gezeigt hat. Dehydroepiandosteron: Abk. DHEA. Hormon aus der Nebennierenrinde, das zu Testosteron umgewandelt wird. Einsatz zur Behandlung des Wasting-Syndroms mit fraglicher Wirksamkeit. Dekubitus: Liegegeschwür. Bei körperlicher Schwäche an Auflagestellen entstehende Druckstellen, evtl. mit Ausbildung tiefer Geschwüre. Delavirdin: auch U-90152, Handelsname in den USA Rescriptor. Medikament gegen HIV (NNRTI), das i.d.R. im Rahmen einer Kombinationstherapie eingesetzt wird. NW: Hautausschlag, zahlreiche Arzneimittelwechselwirkungen. Demenz: auf organischer Hirnschädigung beruhender, fortschreitender Verlust intellektueller Fähigkeiten
mit zunehmender Hirnleistungsstörung und psychischen Störungen, der zur vollständigen Unselbständigkeit führt. Vgl. AIDS-Demenz. dendritische Zellen: Zellen (Dendrozyten), die im lymphatischen Gewebe vorkommen und zur Antigenpräsentation fähig sind. Deposition: Ablagerung, Niederschlag, z.B. die Menge einer Substanz, die nach Inhalation im Zielorgan Lunge abgelagert ist. Dermatitis: Entzündung der Haut. Dermatologie: Lehre von der Haut und ihren Erkrankungen. Dermatom: umschriebenes Hautareal, das von einer Spinalnervenwurzel innerviert wird. Dermatomykose: Pilzerkrankung (Mykose) mit Befall der Haut. Dermatophyten: Pilze, die zu einer Hauterkrankung führen können, z.B. Trichophyton, Epidermophyton. Dermatose: Hauterkrankung. Desensibilisierung: Hyposensibilisierung. Designerdrogen: synthetisch hergestellte Rauschmittel. Vgl. Exstasy. Desinfektion: Entkeimung. Befreiung von Krankheitserregern (Bakterien, Viren, Protozoen) durch chemische Substanzen (Desinfektionsmittel) oder physikalische Verfahren (z.B. Auskochen). Vgl. Sterilisation. Deutsche AIDS-Hilfe e.V.: Abk. DAH. Bundesverband von mehr als 130 regionalen Mitgliedsorganisationen. Deutsche AIDS-Stiftung: Stiftung, die Menschen mit HIV und AIDS unterstützt, Projekte fördert und sich für die sozialen Interessen betroffener Menschen einsetzt. DEXA: Abk. für (engl.) Dual energy X-ray absorptiometry. Untersuchungsverfahren, bei dem durch Dichtemessung die regionale Fettverteilung und Veränderungen in der Körperzusammensetzung bestimmt werden können. Dexamethason: Medikament (Cortison), das u.a. zur Behandlung eines lebensbedrohlichen Hirnödems (z.B. in der akuten Phase einer Toxoplasmose-Enzephalitis) eingesetzt wird. NW: u.a. Kopfschmerzen, Herz-Kreislauf-Störungen. DHPG: Abk. für Dihydroxypropoxymethylguanin, Ganciclovir. Diabetes mellitus: Zuckerkrankheit. Stoffwechselstörung mit starken Schwankungen der Blutzuckerspiegel. Vorkommen u.a. als Nebenwirkung von Proteasehemmern oder Pentamidindiisethionat. Diät: Ernährung mit definierter Zusammensetzung der Bestandteile zur gezielten Beeinflussung des Stoffwechsels, z.B. Formuladiäten als nährstoffdefinierte D. Diagnostik: Lehre vom Erkennen der Krankheiten. I.e.S. allgemeine Bezeichnung für Untersuchungsverfahren.
diagnostisches Fenster: auch serologisches Fenster. Die Phase nach einer HIV-Infektion, in der mit einem HIV-Antikörpertest (Suchtest) die Infektion noch nicht nachweisbar ist. Die Bildung von nachweisbaren Antikörpern dauert i.d.R. 4 bis 12 Wochen. Diclazuril: Medikament, das gegen Kryptosporidiose eingesetzt wird. Diclofenac: entzündungshemmendes Medikament, das u.a. bei rheumatischen Erkrankungen eingesetzt wird und evtl. auch bei HIV-assoziierter schmerzhafter Neuropathie wirksam ist. Didanosin: Abk. ddI, Handelsname Videx. Medikament gegen HIV (Nukleosidanalogon), das i.d.R. im Rahmen einer Kombinationstherapie eingesetzt wird. NW: u.a. Neuropathie, Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis), Übelkeit und Erbrechen. Dideoxycytidin: Abk. ddC, Zalcitabin. Dideoxyinosin: Abk. ddI, Didanosin. Didox: experimentelle Substanz (Ribonukleotidreduktasehemmer), die evtl. die Wirkung bestimmter Nukleosidanaloga gegen HIV verstärken kann. Differentialdiagnose: Krankheitsbestimmung durch unterscheidende, abgrenzende Gegenüberstellung mehrerer Krankheitsbilder mit ähnlichen Symptomen. diffus: zerstreut, ohne genaue Abgrenzung, z.B. diffuse, nicht auf ein bestimmtes Körpergebiet beschränkte Entzündung. Dihydrocodein: Abk. DHC. Hustenmittel, das auch zur Substitutionsbehandlung bei Opiatabhängigkeit verwendet werden kann. NW: u.a. Verstopfung, Sphinkterspasmen (Verkrampfungen der Muskulatur innerer Organe), Übelkeit, Schwindel. Dihydroxypropoxymethylguanin: Abk. DHPG, Ganciclovir. dimorph: zweiförmig. Bezeichnet bei Pilzen das Auftreten sowohl in einer Form mit geschlechtlicher, als auch in einer Form mit ungeschlechtlicher Fortpflanzung. directly observed treatment: (engl.) Abk. dot. Therapieverfahren, das direkt unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt wird, z.B. Einnahme von Methadon im Rahmen der Substitutionsbehandlung. Dissemination: Ausbreitung z.B. von Erregern oder Krankheitserscheinungen im Körper, z.B. Auftreten eines disseminierten Kaposi-Sarkoms an unterschiedlichen Hautstellen oder inneren Organen. DL-Methadon: Abk. für dextro, levo-Methadon. Methadon-Racemat, das (in anderer Dosierung als Methadon) zur Substitutionsbehandlung bei Opiatabhängigkeit verwendet werden kann. DNA: Abk. für (engl.) deoxyribonucleic acid, Desoxyribonukleinsäure. Nukleinsäure aus 2 ineinandergewundenen Spiralen (Doppelhelix), die die genetische Information einer Zelle enthält. Bei einer Infektion mit Retroviren (z.B. HIV) wird die RNA des Virus zunächst durch die reverse Transkriptase in DNA umgeschrieben, die dann bei einer Aktivierung der Zelle wiederum in RNA übersetzt wird. Vgl. Replikation. DNA-Vakzine: Impfstoff, bei dem DNA oder einzelne Gene eines Erregers in Körperzellen eingebracht werden. Die Zellen produzieren dann die Genprodukte, die als Antigene freigesetzt werden und eine Immunreaktion auslösen sollen. DNA-V. werden z.Z. als Kombinationsimpfstoffe mit rekombinantem MVA als Schutzimpfung gegen HIV in klinischen Studien erprobt.
DNS: Abk. für Desoxyribonukleinsäure, DNA. dolent: schmerzhaft, schmerzempfindlich, z.B. druckdolente Lymphknoten. Doppelblindstudie: klinische Studie, bei der weder der behandelnde Arzt noch der Patient weiß, welches Behandlungsverfahren vorgenommen wird. Durch eine D. soll die Suggestivwirkung als Einflußgröße vermieden werden. Anwendung z.B. als Plazebokontrolle oder bei doppelblindem Vergleich von unterschiedlichen Dosierungen eines Studienpräparats. dorsozervikal: vom Rücken zum Hals hin, z.B. Fettablagerung als sog. Stiernacken. Dosis: Mengenangabe, z.B. für Medikamente in Gewichtseinheiten der Wirksubstanz oder als vorgegebene Einnahmemenge von Tabletten und Tropfen. Dosisfindungsstudie: klinische Studie (Phase I bzw. II) zur Ermittlung der am besten wirksamen und verträglichen Dosis eines neuen Medikaments. dot: Abk. für (engl.) directly observed treatment. dOTC: auch BCH-10618. Experimentelle Substanz (Nukleosidanalogon), die z.Z. in Laborversuchen erprobt wird. Doxorubicin: auch Adriamycin. Medikament (Zytostatikum), das zur Behandlung des Kaposi-Sarkoms eingesetzt wird. NW: Neutropenie, Magen-Darm-Störungen. Liposomales D. hat weniger Nebenwirkungen und eine bessere Wirksamkeit als herkömmliches Doxorubicin. Doxycyclin: Medikament gegen Bakterien (Antibiotikum) und Mykoplasmen, das u.a. bei Infektionen mit Staphylokokken, Kolibakterien und atypischer Pneumonie gegeben wird. NW: u.a. gesteigerte Photosensibilität, Magen-Darm-Störungen, Blutbildveränderungen. DPC-083: auch DMP-083. Medikament gegen HIV (NNRTI), das z.Z. in klinischen Studien erprobt wird. NW: u.a. Müdigkeit, Kopfschmerzen, Hautausschlag. DPC-681: auch DMP-681. Medikament gegen HIV (Proteasehemmer), das z.Z. in klinischen Studien erprobt wird. DPC-684: auch DMP-684. Medikament gegen HIV (Proteasehemmer), das z.Z. in klinischen Studien erprobt wird. Drogenabhängigkeit: umgangssprachliche Bez. für körperliche oder psychische Abhängigkeit von Rauschmitteln. Drogenersatzstoffe: Medikamente (z.B. Levomethadon oder Dihydrocodein), die im Rahmen der Substitution bei Opiatabhängigkeit verwendet werden. D. können zu einer Abhängigkeit führen. Dronabinol: Wirkstoff von Marihuana (THC), der künstlich hergestellt werden kann und gegen Schwindel, Brechreiz und Übelkeit wirkt. NW: Müdigkeit, evtl. psychische Reaktionen. drop-out: (engl.) Ausfall. Bez. für die Zahl der Studienteilnehmer, die nach Studienbeginn aus den unterschiedlichsten Gründen aus einer Studie herausfallen. Druckraum: Einrichtung, in der intravenöser Drogengebrauch geduldet wird und bei Drogenzwischenfällen Erste-Hilfe-Maßnahmen zur Verfügung stehen. drug design: (engl.) das Entwerfen von Medikamenten in einer Computersimulation, ausgehend von der
chemischen und räumlichen Struktur eines Moleküls. drug holiday: (engl.) Pillenpause, Intervalltherapie. DSMB: Abk. für (engl) data and safety monitoring board. DSPN: Abk. für distale symmetrische Polyneuropathie, Neuropathie. D4T: Abk. für Didehydrodeoxythymidin, Stavudin. Dunkelziffer: die Zahl nicht gemeldeter HIV-Infektionen, die sich anhand epidemiologischer Verfahren abschätzen läßt und in der BRD z.Z. auf maximal etwa 10.000 geschätzt wird. Durchfall: Diarrhoe. Ursache für D. bei Menschen mit HIV und AIDS sind v.a. Infektionen mit unterschiedlichsten Erregern, z.B. Salmonellen, Zytomegalie-Virus, Cryptosporidium (Kryptosporidiose) oder Giardia lamblia (Lambliasis), Arzneimittelnebenwirkungen oder eine Enteropathie. Durchseuchungsrate: Zahl von Infektionen bezogen auf die Bevölkerung oder eine bestimmte Bevölkerungsgruppe. Vgl. Prävalenz. DXG: Abk. für Dioxolanguanosin. Wirksames Abbauprodukt von DAPD. Dyslipoproteinämie: Veränderung in der Verteilung von Lipoproteinen. Dysmenorrhoe: schmerzhafte Monatsblutung. Dysphagie: Schluckbeschwerden. Vorkommen z.B. bei Speiseröhrensoor. Dysplasie: Fehlbildung. Krankhafte Veränderung in Größe oder Form von Zellen. Dyspnoe: Atemnot. Bei HIV-Infektion in Zusammenhang mit Fieber evtl. Zeichen einer Pneumocystiscarinii-Pneumonie.
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E Echinacin: Sonnenhut. Pflanzlicher Wirkstoff aus Echinacea-angustifolia-Wurzeln mit immunmodulierenden Eigenschaften. NW: allergische Reaktionen, Hautausschlag. Echinocandine: Wirkstoffe gegen Pilze, die im Unterschied zu anderen Antimykotika nicht zu einer Wachstumshemmung, sondern zu einer Abtötung der Pilze führen. Zur Behandlung der Aspergillose ist Caspofunginacetat in den USA zugelassen. Ecstasy: Exstasy. Efavirenz: auch DMP 266, Handelsname Sustiva bzw. Stocrin. Medikament gegen HIV (NNRTI), das i.d.R. im Rahmen einer Kombinationstherapie eingesetzt wird. NW: u.a. Übelkeit, Hautausschlag, Kopfschmerz, Mundtrockenheit, Schwindel, psychische Symptome, Schlafstörungen. In Tierversuchen schwere Fruchtschädigung während der Schwangerschaft, daher ist bei Einnahme von E. auf wirksame Kontrazeption zu achten. Effloreszenz: Hautveränderung. EIA: (engl.) enzyme immunoassay, ELISA. EIAV: Abk. für (engl.) equine infectious anemia virus. Lentivirus (Retrovirus), das bei Pferden eine Blutarmut (Anämie) auslösen kann. Eigenblutspende: autologe Bluttransfusion. Blutspende, bei der der spätere Empfänger auch der Spender ist. Dem Spender wird sein eigenes Blut übertragen. Eine E. ist v.a. zum Ausschluß von Infektionen z.B. vor geplanten Operationen in begrenztem Umfang möglich. Ejakulat: Flüssigkeit mit Sperma, die beim Samenerguß (Ejakulation) des Mannes abgegeben wird. Ekthyma: auch Lochschwäre. Oberflächliche eitrige Hautgeschwüre (Form der Pyodermie), die meist durch Streptokokken verursacht werden. Ektopie: Verlagerung eines Organs oder von Organteilen, z.B. Auftreten von Schleimhaut des Zervikalkanals im Bereich des äußeren Muttermundes. Eine Schleimhautektopie ist evtl. mit einem erhöhten Risiko einer sexuellen Übertragung von HIV verbunden. Ekzem: nicht ansteckende, oft juckende Hauterkrankung. Elektroenzephalogramm: Abk. EEG. Hirnstromwellenaufzeichnung, die von Elektroden auf der Kopfhaut erfaßt und nach Verstärkung durch Registriergeräte fortlaufend aufgezeichnet werden. Elektrokardiogramm: Abk. EKG. Herzstromkurve, die von Elektroden an Brust, Armen und Beinen erfaßt und aufgezeichnet wird. Elektromyogramm: Abk. EMG. Aufzeichnung der Muskelaktivität mittels Nadelelektroden zur Unterscheidung von Nerven- und Muskelerkrankungen. Elektroneurogramm: Abk. ENG. Aufzeichnung der Nervenaktivität mittels Nadelelektroden zur Unterscheidung von Nervenerkrankungen. eliminieren: beseitigen, entfernen. ELISA: Abk. für (engl.) enzyme-linked immunosorbent assay. Empfindlicher Test zum Nachweis von Substanzen durch AntigenAntikörper-Reaktion und Enzymreaktion (sog. Enzym-Immunassay). Mit dem ELISA können z.B. Antikörper gegen HIV durch eine Farbreaktion identifiziert werden. Anwendung bei der HIV-Diagnostik als Suchtest. Vgl. HIV-Antikörpertest. Embryo: das ungeborene Kind während der ersten 3 Schwangerschaftsmonate. Vgl. Fetus.
embryopathisch: den Embryo schädigend, z.B. Medikamente, die bei Einnahme während der ersten drei Schwangerschaftsmonate zur Schädigung oder zum Tod des ungeborenen Kindes führen. EMEA: Abk. für (engl.) European Agency for the Evaluation of Medicinal Products. Arzneimittelzulassungsbehörde der Europäischen Union mit Sitz in London. Vgl. Comittee for Proprietary Medicinal Products (CPMP). Emivirin: auch MKC-442, Coactinon. Medikament gegen HIV (NNRTI), das z.Z. in klinischen Studien erprobt wird. NW: u.a. Kopfschmerzen, Übelkeit, Hautausschlag. Empirie: auf Erfahrung beruhendes Wissen, das Zufallseinflüssen unterliegt und im Unterschied zur Statistik keine Beschreibung von Regelhaftigkeiten und Verallgemeinerungen ermöglicht. Emtricitabin: auch Coviracil, frühere Bez. FTC. Substanz (Nukleosidanalogon), die in Laborversuchen gegen HIV-1 und Hepatitis B-Virus wirksam ist und z.Z. in klinischen Studien erprobt wird. NW: u.a. Leberwerterhöhungen. Endemie: ständiges Auftreten einer Erkrankung in einem geographisch begrenzten Gebiet (z.B. Land, Kontinent) oder in einer bestimmten Bevölkerungsgruppe. Vgl. Epidemie. endogen: im Körper gebildet oder entstanden. endokrin: Stoffe (z.B. Hormone) in das Blut abgebend. Endonuklease: Enzym von HIV, das die virale RNA im Innern des Moleküls spaltet. Vgl. Replikation. Endorphine: endogene Morphine. Körpereigene, opiatähnliche Substanzen, die v.a. im Zentralnervensystem vorkommen und an der Steuerung vegetativer und immunologischer Funktionen beteiligt sind. Endoskopie: sog. Spiegelung. Betrachtung eines inneren Organs oder einer Körperhöhle zur Untersuchung bzw. gezielten Gewebeentnahme mit einer Spezialoptik (sog. Endoskop). Endotoxin: Gift, das v.a. in der Zellwand von Bakterien vorkommt und beim Zerfall von Bakterien freigesetzt wird. E. führt u.a. zu Fieber, Leukozytopenie, entzündlichen Gefäßveränderungen. Vgl. Toxine. Endpunkte klinischer Studien: Endpunkte werden zur Überprüfung der Wirksamkeit eines Medikaments in klinischen Studien definiert, z.B. das Auftreten einer opportunistischen Infektion bei der Primärprophylaxe. Vielfach werden Surrogatmarker wie z.B. CD4-Helferzellzahl und Viruslast verwendet. Umstrittenster Endpunkt klinischer Studien ist der Tod. Energiebilanz: Verhältnis von Energiezufuhr (Kalorienaufnahme) und Energieverbrauch (Stoffwechselverbrauch). enoral: innerhalb des Mundes, z.B. enorales Kaposi-Sarkom. Enquête-Kommission AIDS: Untersuchungskommission des Bundestages, die aus Abgeordneten und Sachverständigen zusammengesetzt war und Empfehlungen an das Parlament erarbeitete, die als Endbericht 1990 veröffentlicht wurden. ENTA: Abk. für (engl.) European Network for Trials in AIDS. Entamoeba histolytica: Kleinstlebewesen (Protozoon), Erreger der Amöbiasis. Entbindung: Gebären eines Kindes und Beendigung einer Schwangerschaft durch natürliche E. oder Schnittentbindung durch operative Maßnahmen (z.B. Kaiserschnitt). Enteritis: Entzündung des Dünndarms. Krankheitszeichen sind flüssige bis wäßrige Durchfälle und Erbrechen. Eine Behandlung durch Ausgleich von Flüssigkeits- und Salzverlust ist erforderlich; oft ist nur eine symptomatische medikamentöse Behandlung (z.B. mit Loperamid) möglich. Enterocytozoon bieneusi: Einzeller (Mikrosporidienart), der bei HIV-Infizierten zu chronischem Durchfall und Fieber führen kann. Vgl. Mikrosporidiose. Enterokolitis: Entzündung des Dünn- und Dickdarms. Enteropathie: nicht durch Erreger bedingte krankhafte Veränderungen der Dünndarmschleimhaut, die als HIV-assoziierte E. (sog. HIV-Enteropathie) eine unzureichende Nährstoffaufnahme und Durchfälle verursachen. Diagnose durch Biopsie. Vgl. Wasting-Syndrom.
Entzugsbehandlung: Behandlungsform der Abhängigkeit, z.B. durch Absetzen des Suchtstoffs. Eine E. kann auch durch Gabe eines Entzugsstoffes (z.B. Naltrexon) bewirkt werden. Die E. wird i.d.R. durch psychiatrische und psychotherapeutische Behandlung und durch psychosoziale Betreuung unterstützt. env: Abk. für (engl.) envelope-Gen. Strukturgen von HIV, das die Bildung von gp160 für die äußere Virushülle kodiert. Vgl. Gen. envelope: (engl.) Hülle, Virushülle. Die Hülle von HIV ist aus gp41 und gp120 zusammengesetzt, das für die Bindung am CD4Rezeptor von Zellen verantwortlich ist. Enzephalitis: Entzündung des Gehirns, z.B. bei Zytomegalie. Enzephalopathie: krankhafte Veränderung des Gehirns. Vgl. HIV-Enzephalopathie. Enzym: auch Ferment. Eiweiß (Protein), das bestimmte chemische Reaktionen beschleunigt, z.B. Protease. Enzyminduktion: vermehrte Bildung von Enzymen, die zur Auslösung oder Beschleunigung eines Stoffwechselvorgangs in einer Zelle führt. Der Abbau von Arzneimitteln kann beschleunigt werden, z.B. von Methadon bei gleichzeitiger Gabe von Rifampicin oder Barbituraten oder von hormonellen Kontrazeptiva bei Behandlung mit Proteasehemmern. Daher ist ggf. eine Dosisanpassung (Erhöhung) erforderlich. Vgl. Zytochrom. Enzyminhibition: Hemmung der Funktion von Enzymen, die zum Ausbleiben oder zur Verlangsamung eines Stoffwechselvorgangs in einer Zelle führt. Der Abbau von Arzneimitteln kann verlangsamt werden, z.B. von Saquinavir bei gleichzeitiger Gabe von Ritonavir oder von Rifabutin bei Behandlung mit Nelfinavir. Daher ist ggf. eine Dosisanpassung (Erniedrigung) erforderlich. EOF: Abk. für (engl.) enhanced oral formulation. Verbesserte orale Formulierung eines Arzneimittels, z.B. von Fortovase im Vergleich zu Invirase. Eosinophile: eosinophile Granulozyten. Untergruppe der weißen Blutkörperchen, die an der Immunantwort beteiligt sind. eosinophile Follikulitis: bei HIV-Infektion auftretende Hautkrankheit mit juckendem Ausschlag und Schwellungen um die Haarfollikel, v.a. an Kopf, Gesicht, Nacken, Oberkörper und Oberarmen. Therapie durch Juckreiz hemmende Medikamente (z.B. Astemizol), UV-B-Bestrahlung oder Itraconazol. Epidemie: frühere Bez. Seuche. Erkrankung, die mit zunehmender Häufigkeit innerhalb einer Region oder Bevölkerungsgruppe auftritt und typischerweise nach Erreichen eines Häufigkeitsgipfels einen Rückgang der Neuerkrankungen und die Herausbildung einer Endemie zeigt. Epidemiologie: früher Seuchenlehre. Wissenschaft, die sich mit den spezifischen Ursachen, der Verteilung von ansteckenden und nicht ansteckenden Erkrankungen und den (biologischen, sozialen, psychischen u.a.) Faktoren befaßt, die diese Erkrankungen beeinflussen. epitheliale Neoplasie: vgl. VIN. Epstein-Barr-Virus: Abk. EBV. DNS-Virus der Herpesgruppe, Erreger der Mononukleose. Wird auch mit der oralen Haarleukoplakie, der Entstehung von Lymphomen (Non-Hodgkin-Lymphom, Burkitt-Lymphom) und Speicheldrüsentumoren in Verbindung gebracht. Diagnose durch Laboruntersuchungen zum Antikörper- oder Virusnachweis. Eradikation: Auslöschung, Entfernung, z.B. von Krankheitserregern. Eine E. von HIV aus dem Körper scheint mit den heute verfügbaren antiretroviralen Medikamenten nicht möglich zu sein. Erguß: Flüssigkeitsansammlung in Körperhöhlen. Erhaltungsdosis: nach Erreichen einer wirksamen Dosis eines Medikaments eingesetzte Menge zur Erhaltung einer bestimmten Wirkstoffkonzentration. Erhaltungstherapie: Fortführung einer Behandlung zur Verhinderung eines Rückfalls. Vgl. Sekundärprophylaxe. Ernährung: Nährstoff- und Flüssigkeitsaufnahme. Bei HIV-Infektion oder AIDS bestehen z.B. mit Durchfall, Malabsorptionssyndrom oder Enteropathie oft Probleme der Nährstoffaufnahme. Sinnvoll ist eine umfassende, ausgewogene E., evtl. mit Spurenelementen und Vitaminen angereichert. Erreger: alle Bakterien, Viren, Mikroorganismen oder anderen Keime, die eine Krankheit auslösen können.
Eruption: Ausbruch, z.B. eines Hautausschlags. Erythem: flächenhafte Hautrötung. Erythromycin: Medikament (Makrolid-Antibiotikum), das gegen zahlreiche Bakterienarten wirksam ist. NW: allergische Reaktionen, Übelkeit. Erythropoetin: Abk. EPO. Körpereigene Substanz, die die Bildung von roten Blutkörperchen anregt. Bei HIV-Infektion kann EPO erniedrigt sein. Als Medikament wird gentechnisch hergestelltes EPO bei Anämie (Blutarmut) angewendet. Erythrozyten: rote Blutkörperchen, deren Hauptfunktion der Sauerstofftransport im Körper ist. Escape-Mutanten: Virusformen, bei denen es unter medikamentöser Behandlung zu einer Mutation gekommen ist, die zu einer Resistenz gegen das Medikament führt. Das Virus entkommt (engl. escape) so der antiviralen Therapie. Escherichia coli: Bakterien, die zu Darmentzündungen mit Durchfall führen können. Nach gentechnischer Veränderung (Rekombination) wird E.c. auch zur Herstellung von Medikamenten oder Impfstoffen verwendet. Ethambutol: Abk. EMB. Tuberkulostatikum, das zur Behandlung von Mycobacterium-avium-Komplex eingesetzt wird. NW: u.a. Sehstörungen. Ethikkommission: interdisziplinär zusammengesetzte Kommission, die medizinische Forschungsvorhaben (z.B. klinische Studien) in ethischer Hinsicht beurteilen soll. Die Zusammensetzung (z.B. Aufnahme von Patientenvertretern) ist unterschiedlich und wird durch Landesrecht geregelt. Ethionamid: Medikament gegen Tuberkulose (Tuberkulostatikum), das auch gegen einige atypische Mykobakterien wirkt. Etoposid: Zytostatikum, das z.B. bei Kaposi-Sarkom eingesetzt wird. NW: u.a. Haarausfall, Leukozytopenie. Eulenaugenphänomen: bei Zytomegalie vorkommende abnorm große Zellen mit einem Einschlußkörperchen in der Mitte. Mikroskopischer Befund bei Biopsie. Europäische Falldefinition: seit 1.7.1993 in Europa gültige AIDS-Falldefinition, bei der im Unterschied zur CDC-Klassifikation Laborwerte nicht berücksichtigt werden. Siehe Tabelle. Europäische Falldefinition: Krankheitsbilder, die bei Jugendlichen (über 13 Jahren) und Erwachsenen zur Diagnose AIDS führen Diagnose AIDS wird gestellt: Krankheitsbild
nur bei diagnostisch gesicherter Erkrankung*
Candidiasis des Ösophagus
ja
Candidiasis der Trachea, Bronchien, Lunge
ja
HIV-Enzephalopathie
ja
Herpes simplex-Virus bedingte chronische Ulzera (>1 Monat), Bronchitis, Pneumonie, Ösophagitis
ja
Histoplasmose, extrapulmonal oder disseminiert
ja
Isosporidiasis
ja
Kaposi-Sarkom
ja
Kokzidioidomykose, extrapulmonal oder disseminiert
ja
Kryptokokkose, extrapulmonal
ja
Kryptosporidiose, chronisch intestinal (>1 Monat)
ja
Lymphom vom Burkitt-Typ
ja
Lymphom vom immunoblastischen Typ
ja
primär zerebrales Lymphom
ja
Mycobacterium-avium-Komplex (MAK) oder Mycobacterium kansasii, extrapulmonal oder disseminiert Mycobacterium tuberculosis, alle Formen
auch bei klinischem Verdacht**
ja ja
Mykobakterien, andere und nicht klassifizierte Typen, extrapulmonal oder disseminiert
ja
Pneumocystis-carinii-Pneumonie (PcP)
ja
wiederholte Pneumonien (mehr als 1 in 12 Monaten)
ja
progressive multifokale Leukoenzephalopathie (PML)
ja
wiederholte Salmonellen-Septikämie
ja
Toxoplasmose des Gehirns
ja
Wasting-Syndrom (HIV-Kachexiesyndrom)
ja
invasives Zervixkarzinom
ja
Zytomegalie-Virus-Erkrankung (CMV)anderer Organe als Leber, Milz oder Lymphknoten
ja
Zytomegalie-Virus-Retinitis (CMV-Retinitis)
ja
Zusätzlich bei Kindern unter 13 Jahren Bakterielle Infektionen (mehr als 1 in 2 Jahren)***
ja
lymphoide interstitielle Pneumonie (LIP) oder pulmonale lymphoide Hyperplasie
*
histopathologischer bzw. mikrobiologischer Nachweis
**
nur bei gesicherter HIV-Infektion
ja
*** Septikämie, Pneumonie, Meningitis, Osteomyelitis, Arthritis oder Abszeß eines inneren Organs oder Empyem (ausgenommen Mittelohrentzündung und oberflächliche Haut- oder Schleimhautabszeße), verursacht durch Haemophilus, Streptococcus (einschließlich Pneumokokken) oder andere pyogene Bakterien
Exanthem: Hautausschlag, der sich über eine größere Körperpartie ausbreitet. Vgl. Arzneimittelexanthem. Exazerbation: Steigerung, Verschlimmerung, z.B. einer Krankheit. exogen: außerhalb des Körpers entstanden, von außen einwirkend. expanded access: (engl.) erweiterter Zugang zu experimentellen Behandlungsmöglichkeiten und Medikamenten, wobei die Eingangskriterien zu einer klinischen Studie erweitert werden. Experiment: Versuch mit dem Ziel, eine Annahme oder Vermutung (Hypothese) an einem kontrollierten Modell zu beweisen oder zu widerlegen. Exposition: Aussetzung, Ausgesetztsein, z.B. gegenüber einem Krankheitserreger. Exstasy: auch XTC, Ecstasy. Synthetische Droge (Designerdroge) z.B. mit dem Wirkstoff MDMA (3,4-Methylen-DioxyMetamphetamin), einem Amphetaminabkömmling. Wahrnehmungsverändernde, halluzinogene Wirkung. Anwendung als Tablette oder Kapsel v.a. in der Technoszene. NW: z.T. lebensgefährliche Erhöhung der Körpertemperatur (Hyperthermie), Arzneimittelwechselwirkungen. extrakorporal: außerhalb des Körpers. extrapulmonal: außerhalb der Lunge, z.B. extrapulmonales Auftreten einer Pneumocystis-carinii-Infektion. extrazellulär: außerhalb der Zelle. extrazerebral: außerhalb des Gehirns, z.B. eine extrazerebrale Toxoplasmose.
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2 AIDS-Taschenwörterbuch ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ
F Fadenpilze: Fäden bildende Pilze, z.B. Schimmelpilze und Dermatophyten. fäkal-orale Übertragung: Übertragung von Krankheitserregern durch Aufnahme von mit Kot verunreinigten Stoffen durch den Mund. Faktorenpräparate: Zubereitung von Gerinnungsfaktoren zur Behandlung der Hämophilie (Bluterkrankheit). F. werden aus Plasma gewonnen oder können z.T. gentechnisch hergestellt werden. Aus Plasma gewonnene F. waren v.a. in den siebziger Jahren an der Ausbreitung von Hepatitis B und vor Einführung des routinemäßigen HIV-Antikörpertests bei Plasmaspendern (1985) an der Übertragung von HIV und vor Einführung des routinemäßigen HCV-Antikörpertests bei Plasmaspendern (1995) an der Übertragung von Hepatitis C beteiligt. fakultativ: freiwillig, nicht unbedingt, z.B. fakultative Erreger, die nicht in jedem Fall zu einer Erkrankung führen. Falldefinition: Definition zur epidemiologischen Unterscheidung von Erkrankten (sog. Fällen) und Nichterkrankten. AIDS-Fälle werden nach der jeweils regional gültigen F. mit z.T. unterschiedlichen Kriterien erfaßt, z.B. Europäische Falldefinition oder in den USA die CDC-Falldefinition. Fall-Kontroll-Studie: Studie, bei der gefundenen Fällen (z.B. Patienten) planmäßig Vergleichspersonen (z.B. Gesunde) zugeordnet und beide Gruppen hinsichtlich unterschiedlicher ursächlicher Faktoren untersucht werden. falsch-negativ: Testergebnis, das nicht zum Nachweis einer in Wirklichkeit vorhandenen Substanz oder Reaktion führt. Bei einem HIV-Antikörpertest bedeutet f.-n., daß keine HIV-Antikörper nachweisbar sind, obwohl eine HIV-Infektion vorliegt. Ursache für f.-n.e Ergebnisse sind z.B. Tests mit geringer Sensitivität oder Verfahrensfehler. falsch-positiv: Testergebnis, mit dem das Vorliegen einer Substanz oder Reaktion angezeigt wurde, die in Wirklichkeit nicht vorhanden ist. Beim HIV-Antikörpertest bedeutet f.-p., daß der Test so ausfällt, als ob Antikörper gegen HIV vorliegen, obwohl keine HIV-Infektion stattgefunden hat. Ursachen für f.-p.e Ergebnisse sind z.B. Fremdstoffe, störende Substanzen oder mangelnde Spezifität des Tests. Famciclovir: Vorform (Prodrug) von Penciclovir, das zur Behandlung von Herpes genitalis und Zoster eingesetzt wird. NW: Kopfschmerzen, Übelkeit. FDA: Abk. für (engl.) Food and Drug Administration. Amerikanische Behörde, die u.a. die Zulassung von Arzneimitteln in den USA regelt. F-ddA: Abk. für Fluoro-Dideoxyadenosin, Lodenosin. Feldstudie: Studie, bei der die Teilnehmer unter alltäglichen Bedingungen untersucht werden, z.B. Beobachtung eines Krankheitsverlaufs. Fellatio: auch Blasen, Französisch. Form des orogenitalen Geschlechtsverkehrs, bei der das Glied in den Mund von Partner oder Partnerin eingeführt wird. Zur Vermeidung einer Übertragung von HIV wird von einer Ejakulation in den Mund abgeraten bzw. der Gebrauch von Kondomen empfohlen.
fetopathisch: den Fetus schädigend, z.B. Medikamente, die bei Einnahme nach den ersten drei Schwangerschaftsmonaten zur Schädigung oder zum Tod des ungeborenen Kindes führen. Fettakkumulation: Ansammlung und Zunahme von Fettgewebe. Vorkommen u.a. im Rahmen eines Lipodystrophie-Syndroms z.B. als intraabdominelle Fettablagerung (sog. Crix belly) oder im Nackenbereich (sog. buffalo hump). Fettgewebeschwund: auch Lipoatrophie. Rückbildung von Fettgewebe. Vorkommen bei HIV-Infektion v.a. im Bereich der Extremitäten und der Wangen. Vgl. Lipodystrophie-Syndrom. Fettstoffwechselstörung: Störungen der Fettbiosynthese oder des Fettabbaus. Vorkommen z.B. als Hyperlipidämie im Rahmen eines Lipodystrophie-Syndroms oder als Nebenwirkung von bestimmten Medikamenten. Fetus: auch Fötus. Das ungeborene Kind nach dem 3. Schwangerschaftsmonat bis zum Ende der Schwangerschaft. fever of unknown origin: (engl.) Abk. FUO; hohes Fieber unbekannter Ursache über mehrere Tage. Zur Klärung der Ursache sind Untersuchungen (z.B. Blutkultur, Urin- und Stuhluntersuchung oder bildgebende Diagnostik) nötig, um z.B. Krankheitserreger oder Tumoren nachweisen zu können. Fibroblasten: Vorform von Bindegewebszellen. F. können durch Interleukine zu Teilung und Wachstum angeregt werden und sind möglicherweise Vorläuferzellen des Kaposi-Sarkoms. Fieber: Erhöhung des Körpertemperatur auf mehr als 37,5° (rektal gemessen). Filgrastim: rhG-CSF. final: das letzte Stadium einer Krankheit betreffend, vor dem Tod. first line: (engl.) erste Wahl, z.B. vorrangig einzusetzende Medikamente. fist fucking: (engl.) Faust-Fick. Einführen der Hand in den Enddarm oder in die Scheide. Bei entsprechender Übung, ausreichendem Gleitmittelgebrauch und Vermeidung von Verletzungen (z.B. durch lange Fingernägel) ungefährliche Sexualpraktik. Zur Vermeidung einer Übertragung von HIV wird die Verwendung von Einmalhandschuhen beim f.f. empfohlen. FIV: Abk. für (engl.) Feline Immunodeficiency Virus. Lentivirus (Retrovirus), das bei Hauskatzen eine Immunschwächekrankheit auslösen kann. Flankenschmerz: Schmerzen im seitlichen Rumpfbereich, z.B. bei Nierensteinen oder Kristallurie. Flatulenz: Blähung. florid: blühend, stark ausgeprägt. Fluconazol: Medikament (Antimykotikum), das u.a. zur Behandlung und Prophylaxe bei Kryptokokkose und Candida-Mykosen eingesetzt wird. NW: u.a. Übelkeit, Hautausschlag, Bauchschmerzen. Flucytosin: Medikament (Antimykotikum), das u.a. zur Behandlung der Kryptokokkose eingesetzt wird. NW: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Hautausschlag, Störung der Knochenmarkfunktion. fokal: von einem Herd ausgehend, mit einem Herd. Follikulitis: Entzündung der Drüsenkörper der Haarbälge, z.B. eosinophile Follikulitis.
Folsäure: Substanz aus der Vitamin-B-Gruppe, die u.a. an der Bildung von Nukleinsäuren beteiligt ist. Ein Mangel kann z.B. eine Panzytopenie bewirken. Vgl. Calciumfolinat. Fomivirsen: auch ISIS-2922. Antivirales Medikament (antisense-Oligonukleotid), das zur Behandlung der Zytomegalie-Augenentzündung eingesetzt wird. F. wird direkt in den Glaskörper des Auges eingebracht. NW: u.a. Erhöhung des Augeninnendrucks, Entzündungen. Fortovase: Handelsname für Saquinavir in Soft-Gel-Kapseln, die im Vergleich zu Hart-Gel-Kapseln (Invirase) eine höhere Bioverfügbarkeit haben. Foscarnet: antivirales Medikament, das gegen Zytomegalie-Virus, HHV (Humanes Herpesvirus) und (klinisch jedoch nur schwach) gegen HIV wirksam ist und u.a. zur Behandlung der progressiven multifokalen Leukoenzephalopathie eingesetzt wird. NW: bei systemischer Anwendung u.a. Nierenfunktionsstörung, Blutbildveränderungen, Anämie. Fozivudin: Medikament gegen HIV (NNRTI), das z.Z. in Studien erprobt wird. NW: u.a. Leberwerterhöhungen. frame shift: (engl.) Rahmenverschiebung. Mechanismus bei der Ablesung der Erbsubstanz, der die Speicherung der Erbinformation für unterschiedliche Produkte auf dem gleichen Abschnitt der DNA erlaubt. Freier: Kunde einer oder eines Prostituierten. frontloading: (engl.) vorderseitiges Laden. Einbringen einer zur Injektion bestimmten Heroinlösung in eine Spritze durch die Ansatzöffnung für die Injektionsnadel. Frühsymptom: früh im Krankheitsverlauf auftretendes Zeichen, bei HIV-Infektion z.B. Leistungsknick, Müdigkeit, unklares Fieber, Mundtrockenheit. Frühtherapie: frühzeitiger Behandlungsbeginn. Ursprünglich Bez. für Behandlung z.B. bei asymptomatischer HIV-Infektion und CD4-Zellzahl von 500/µl, heute Bez. für Behandlung zum Zeitpunkt der Serokonversion bzw. möglichst früh nach der Infektion. FTC: Abk. für (1-ß-L-FTC) 2',3'-dideoxy-5-fluoro-3'-thiacytidine, Emtricitabin. fulminant: schlagartig, plötzlich, z.B. fulminanter Krankheitsverlauf mit plötzlichem Auftreten von Symptomen. Fundoskopie: Augenhintergrundspiegelung, Ophthalmoskopie. Fungistatika: das Pilzwachstum hemmende Medikamente, Antimykotika. Fungizide: pilztötende Medikamente, Antimykotika. FUO: Abk. für (engl.) fever of unknown origin. Fusin: auch CXCR4, Chemokinrezeptoren. Fusionshemmer: auch Antifusine. Substanzen, die die Verschmelzung bzw. Vereinigung von HIV mit Körperzellen verhindern. Experimenteller klinischer Einsatz z.B. von löslichem CD4-Rezeptor, T-1249 oder T-20 mit unterschiedlichem Erfolg. Vgl. Replikation.
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2 AIDS-Taschenwörterbuch ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ
G gag: Strukturgen von HIV, das u.a. die Bildung von Proteinen für die inneren Virusbestandteile (Kernproteine) kodiert. Vgl. Gen. Gammaglobuline: im Plasma vorkommende Eiweiße, die durch bestimmte physikalische Eigenschaften charakterisiert sind und überwiegend aus Immunglobulinen (IgG) bestehen. gamma-Glutamyltransferase: Abk. gGT. Enzym, das bei Lebererkrankungen im Blut erhöht ist. Ganciclovir: auch Dihydroxypropoxymethylguanin, Abk. DHPG. Antivirales Medikament gegen Zytomegalie-Virus, das intravenös, oral oder intraokulär (Medikamentendepots im Auge) zur Behandlung und Prophylaxe bei Zytomegalie-Retinitis gegeben wird. NW: Leukozytopenie, seltener Magen-DarmStörungen. Gastroenterologie: Lehre vom Verdauungstrakt und seinen Erkrankungen. Gastrointestinaltrakt: Gesamtheit des Magen-Darm-Bereichs vom Mund bis zum Anus. Gastroskopie: Magenspiegelung. Direkte Betrachtung des Magens durch eine Endoskopie, v.a. zur Einsicht und Probeentnahme aus Magen und Speiseröhre. Auch therapeutische Eingriffe mit Laser oder Stromschlinge sind möglich. G-CSF: Abk. für (engl.) granulocyte colony-stimulating factor, Granulozyten-koloniestimulierender Faktor. Vgl. rhG-CSF. Gedächtniszellen: auch Memory-Zellen; aus T-Lymphozyten entstehende Zellen, die Informationen über körperfremde Antigene jahrelang speichern und für die Immunantwort wichtig sind. Bei erneutem Kontakt mit diesem Antigen werden spezifische G. aktiviert. Gedeihstörung: Verlangsamung oder Stillstand der Entwicklung bei Neugeborenen, Säuglingen oder Kleinkindern im Vergleich zum altersentsprechenden Entwicklungszustand. Vorkommen z.B. als Symptom einer HIV-Enzephalopathie. Gelbsucht: auch Ikterus. Gelbverfärbung von Haut und Schleimhäuten (z.B. Bindehaut des Auges) bei vermehrter Bildung oder Abbaustörung von Gallefarbstoffen (z.B. Bilirubin). Vorkommen z.B. bei Hepatitis. Gelenkschmerz: Schmerzen im Bereich von Gelenken. Vorkommen z.B. im Rahmen einer HIV-Infektion möglicherweise aufgrund einer Autoimmunreaktion. GEM-91: experimentelle Substanz gegen HIV (antisense-Oligonukleotid), die gegen bestimmte Gene (gag) aktiv ist und in klinischen Studien erprobt wird. Gen: sog. Erbeinheit, Träger von Erbinformation. Abschnitt auf der DNA oder RNA, der die Information für die Bildung eines Eiweisses (Proteins) enthält. Strukturgene bestimmen biochemische Eigenschaften von Proteinen, Regulatorgene kontrollieren die Proteinbildung, Architekturgene sind für den Einbau eines Proteins in die Zellstruktur verantwortlich, temporale Gene bestimmen Ort und Zeitpunkt der Genaktivierung und Zelldifferenzierung.
generalisiert: verallgemeinert, allgemein ausgebreitet, z.B. generalisierter Hautausschlag, der nicht auf eine Körperregion beschränkt ist. Generika: Medikamente, die nach Ablauf des Patentschutzes z.B. unter einem Freinamen (INN) im Handel sind. Genese: Entstehung, Entwicklung, z.B. einer Krankheit. genetischer Polymorphismus: gleichzeitiges Vorkommen von 2 oder mehr Allelen an einem Genort. genital: die Geschlechtsorgane betreffend, von ihnen ausgehend. Genom: Erbgut, genetisches Material. In Zellen besteht das G. aus dem einfachen Chromosomensatz mit den vorhandenen Genen, bei Viren ist die Nukleinsäure (meist DNA), bei Retroviren (z.B. HIV) die RNA das G. Genotyp: Gesamtheit der Gene, durch die der Phänotyp bestimmt wird. genotypischer Resistenztest: Verfahren zum Nachweis von resistenztypischen Abweichungen (Mutationen) im Standardgenom z.B. im Erbgut von HIV. Gentherapie: Behandlung, bei der das genetische Material in Zellen durch Einbringung von verändertem oder fremdem Genmaterial verändert wird. Neue Gene können den Zellen neue Eigenschaften wie z.B. die Produktion von Virusbestandteilen oder eine Resistenz vermitteln. Bei HIV wird versucht, die Ablesung und Umsetzung der genetischen Information z.B. dadurch zu blockieren, daß in die Nukleinsäure künstliche Moleküle eingebaut werden oder RNA durch Ribozyme zerteilt und damit für die Virusvermehrung unbrauchbar wird. Vgl. antisense-RNA, GEM-91. Gerinnungsfaktoren: im Blut vorkommende Stoffe (Faktor I-XIII), die den Ablauf der Blutgerinnung steuern. Vgl. Faktorenpräparate. Geschlechtskrankheiten: sexuell übertragbare Krankheiten. Gesichtsfeldausfall: Sehstörung mit anhaltender Verdunkelung an einer umschriebenen Stelle des Gesichtsfelds, z.B. durch Zerstörung von lichtempfindlichen Sinneszellen der Netzhaut. Gesundheit: nach Definition der Weltgesundheitsorganisation das körperliche, seelische und soziale Wohlbefinden. G. ist demnach Resultat vielfältiger Einflüsse. Gesundheitsbeschädigung: juristische Bez. für Schädigung der Gesundheit, z.B. durch HIV-Infektion. Gesundheitsförderung: G. zielt auf einen Prozeß, allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen (Ottawa Charta). Giardia lamblia: Geißeltierchen, die im Dünndarm vorkommen und zu einer Lambliasis mit langanhaltenden Durchfällen führen können. Glandula parotis: Ohrspeicheldrüse. Glaskörperpunktion: Einstich in den Glaskörper des Auges mit einer Kanüle, z.B. zur lokalen (intravitrealen) Behandlung einer Chorioretinitis. Gleitmittel: auch Lubrikant. Mittel zur Überwindung des Reibungswiderstandes, z.B. wasserlösliches G. zum Gebrauch mit Latexkondomen (z.B. Softglide) oder bei der Endoskopie und fetthaltiges G. auf
Ölgrundlage. Glomerulonephritis: entzündliche Erkrankung der kleinen, knäuelförmigen Gefäße (Glomeruli) der Niere. Vorkommen bei HIV z.B. als Immunkomplexglomerulonephritis durch Ablagerung von zirkulierenden Immunkomplexen an den Glomeruli. Glukose: ein Zucker. Baustein zahlreicher Körpersubstanzen und Schlüsselsubstanz im Kohlenhydratstoffwechsel. Vgl. Blutzucker. Glukosidasehemmer: Hemmstoffe des Enzyms Glukosidase, das für die Synthese von HIV erforderlich ist. Klinisch erprobt wurde z.B. MDL 28,574, das in klinischen Studien nicht gegen HIV wirksam war. Glutamat-Oxalacetat-Transaminase: Abk. GOT, auch Aspartat-Amino-Transferase, AST. Enzym, das v.a. in der Leber vorkommt und z.B. bei Herzinfarkt, Leber- und Skeletterkrankungen erhöht ist. Glutamat-Pyruvat-Transaminase: Abk. GPT, auch Alanin-Amino-Transferase, ALT. Enzym, das in hoher Konzentration in der Leber vorkommt und z.B. bei akuter Hepatitis oder Leberschädigung erhöht ist. Glutamin: auch 2-Aminoglutarsäure-5-amid. Eine Aminosäure, die der Ammoniakentgiftung und als Speichersubstanz im Stickstoffstoffwechsel dient. Glutathion: Abk. GSH. Substanz, die an zahlreichen Stoffwechselvorgängen in Zellen beteiligt ist und auch lymphozytäre Reaktionen und die Ausbildung von CD4-Zellen beeinflußt. Bei HIV-Infektion erniedrigte Konzentrationen. Glycyrrhizin: Süßholzwurzel, die v.a. in Japan zur Behandlung der chronischen Hepatitis B eingesetzt wird. NW: u.a. Bluthochdruck, Wassereinlagerung in Gewebe. Glykoprotein: Abk. gp. Eiweiß, das einen Zuckeranteil enthält. Glykoproteine sind wesentlich am Aufbau von HIV beteiligt. Die Zahl in Verbindung mit gp (z.B. gp120) gibt das Molekulargewicht in Kilodalton an. GM-CSF: Abk. für (engl.) granulocyte macrophage colony-stimulating factor, Granulozyten-Makrophagenkoloniestimulierender Faktor. Eine das Zellwachstum stimulierende Substanz mit spezifischer Wirkung auf die Vorläuferzellen von Granulozyten und Makrophagen, die als Sargramostim in klinischen Studien erprobt wird. Vgl. CSF. GNE8-rgp120: Subunit-Impfstoff. Gentechnisch hergestelltes Hüllprotein von HIV-1, das z.Z. in klinischen Studien in Kombination mit anderen Subunit-Impfstoffen als Schutzimpfung gegen HIV erprobt wird. Gonadotropine: Hormone, die v.a. im Hypophysenvorderlappen gebildet werden. G. regen das Wachstum der Keimdrüsen und endokrine Funktionen an und führen z.B. zu einer verstärkten Bildung von Testosteron. Vgl. humanes Choriongonadotropin. Gonokokken: Neisseria gonorrhoeae. Kugelförmige Bakterien, Erreger der Gonorrhoe. Gonorrhoe: auch Tripper. Bakterielle Infektion (sexuell übertragbare Krankheit), meist an Schleimhäuten. Diagnose durch Abstrich, mikroskopische Untersuchung und Kultur. Behandlung i.d.R. mit Penicillin. gp24: Glykoprotein, das im Nukleokapsid von HIV liegt. gp41: Glykoprotein, das in der äußeren Hülle von HIV liegt. gp120: Glykoprotein, das aus der äußeren Hülle von HIV herausragt und mit dem HIV an CD4-Rezeptoren von Zellen binden kann.
gp160: von dem Gen env kodiertes Glykoprotein, das durch Protease in gp120 und gp41 aufgespalten wird. gp160 MN/LAI-2: Subunit-Impfstoff. Gentechnisch hergestelltes Hüllprotein von HIV-1, das z.Z. in klinischen Studien als Schutzimpfung gegen HIV-1 erprobt wird. GPA: Abk. für (engl.) Global Programme on AIDS. Programm der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Unterstützung und Koordination von Aufklärungs- und Präventionskampagnen sowie von internationaler biomedizinischer, psychosozialer und epidemiologischer Forschung. Seit 1.1.1996 Bestandteil von UNAIDS. gramnegativ: in der Färbung nach Gram rot erscheinend. grampositiv: in der Färbung nach Gram blau erscheinend. Granulozyten: weiße Blutkörperchen, die kleine Körnchen (Granula) enthalten und an der Immunantwort beteiligt sind, z.B. Eosinophile, Neutrophile. Grocott-Färbung: Silberfärbung von Untersuchungsmaterial zum mikroskopischen Nachweis bestimmter Krankheitserreger, z.B. von Pneumocystis carinii. GW-433908: Medikament gegen HIV (Proteasehemmer, ein sog. Prodrug von Amprenavir), das z.Z. in klinischen Studien erprobt wird. Gynäkologie: Frauenheilkunde. Lehre von den geschlechtsspezifischen Krankheiten der Frau. Gyrasehemmer: Medikamente (Antibiotika), die die Vermehrung von Bakterien durch Einwirkung auf das Enzym Gyrase hemmen, das bei Bakterien die Verdopplung der DNA steuert. Anwendung z.B. bei Infektionen der Harnwege und Durchfallerkrankungen.
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H Haarausfall: auch Alopezie. Vermehrtes Vorkommen bei HIV als postinfektiöser (akuter) oder vorzeitiger androgenetischer (hormonbedingter) Haarausfall. HAART: Abk. für (engl.) highly active antiretroviral therapy, hochwirksame antiretrovirale Therapie. Bez. für unterschiedliche antiretrovirale Kombinationstherapien. Hämatokrit: Abk. Hk. Prozentualer Anteil der Blutzellen am gesamten Blutvolumen. Erniedrigt z.B. bei Blutarmut (Anämie). Hämatologie: Lehre vom Blut und seinen Erkrankungen. hämatotoxisch: schädlich für das Blut oder die Blutbildung, z.B. bestimmte Chemikalien oder Medikamente. Hämoglobin: Abk. Hb., roter Blutfarbstoff. In den roten Blutkörperchen vorhandene Substanz, die v.a. dem Transport von Sauerstoff dient. Erniedrigt z.B. bei Anämie (Blutarmut). Hämolyse: Auflösung der roten Blutkörperchen. Vorkommen z.B. als (seltene) Nebenwirkung von Proteasehemmern. Hämophilie: Bluterkrankheit. Erbliche Krankheit, bei der durch Verminderung oder Fehlen von bestimmten Gerinnungsfaktoren die normale Blutgerinnung gestört ist. Bei der Hämophilie A ist die Aktivität von Faktor VIII, bei der Hämophilie B (Christmas-Krankheit) die Aktivität von Faktor IX herabgesetzt. Abhängig vom Schweregrad der H. erfolgt eine Substitution von Gerinnungsfaktoren durch Gabe von Faktorenpräparaten. Haemophilus: Bakteriengattung, die beim Menschen verschiedene Krankheiten verursachen kann. H. influenzae verursacht Entzündungen der Atemwege und bei HIV-bedingtem Immundefekt gehäuft eine Lungenentzündung, Sepsis und eine akute, eitrige Meningitis. Eine Schutzimpfung gegen H. influenzae Typ b ist möglich. H. ducreyi ist der Erreger des weichen Schanker. Hämopoese: Blutbildung. hämorrhagisch: blutend, blutig. Halbwertszeit: Zeit, nach der die Hälfte einer Substanz oder eines Medikaments im Körper abgebaut oder ausgeschieden ist. Harnsäure: Abbauprodukt von Nukleinsäuren und Purinen, die mit der Nahrung aufgenommenen werden bzw. aus dem körpereigenem Zellabbau resultieren. Erhöhte Blutwerte von H. können z.B. nach eiweißreichen Mahlzeiten oder bei verstärktem Zellabbau auftreten. Harnsäureablagerungen in Gelenken können zu Gichtanfällen führen. Harnstoff: Stoffwechselprodukt, das über die Leber und die Nieren ausgeschieden wird. Erhöhte Blutwerte von H. können eine Nieren- oder Leberschädigung anzeigen. Hauptbetroffenengruppen: Bez. für Bevölkerungsgruppen, die stärker als andere Gruppen von HIVInfektionen betroffen sind.
Haushaltskontakte: im sozialen Zusammenleben vorkommende alltägliche Kontakte wie z.B. gemeinsame Benutzung von Geschirr. Eine Übertragung von HIV durch H. ist nicht bekannt. Hauskrankenpflege: Form der ambulanten Krankenpflege, bei der der Patient zuhause betreut wird. Hautausschlag: an der Haut auftretende krankhafte Veränderungen, z.B. Effloreszenz, Ekzem, Exanthem. Hauttest: Test, der eine Kombination von Tuberkulin und anderen Testallergenen (Recall-Antigene) enthält, die in die Haut eingebracht werden. Der H. erlaubt eine Beurteilung der Funktion des zellulären Immunsystems. HAV: Abk. für Hepatitis A-Virus, Hepatitis. HBV: Abk. für Hepatitis B-Virus, Hepatitis. HCV: Abk. für Hepatitis C-Virus, Hepatitis. HDL: Abk. für (engl.) high density lipoproteins, Lipoproteine hoher Dichte. HE 2000: alpha-Epibromid. Experimentelles antivirales Medikament, das evtl. in den Stoffwechsel der HIVinfizierten Wirtszelle eingreift und so eine Vermehrung von HIV hemmt. Erprobung z.Z. in klinischen Studien. NW: u.a. Reizung an der Injektionsstelle. Heilung: vollständige Beseitigung einer Erkrankung. Heimtest: Test zum Nachweis von HIV-Antikörpern für den Hausgebrauch, z.B. Speicheltest. Die Anwendung ist wegen großer Mißbrauchsgefahr, fehlender persönlicher Beratung und häufiger falschpositiver Ergebnisse weltweit umstritten. In der BRD ist z.Z. kein H. zugelassen. Helferzellen: auch T4-Lymphozyten, CD4-Zellen. Helicobacter: frühere Bez. Campylobacter. Bakterien, die beim Menschen Erkrankungen des MagenDarm-Trakts verursachen können, z.B. Durchfall, Enteritis, Kolitis, Proktitis. 5-Helix: experimentelle Substanz gegen HIV (Fusionshemmer), die z.Z. in Laborversuchen erprobt wird. Hemmkonzentration: auch (engl.) inhibitory concentration, Abk. IC. Konzentration eines Wirkstoffs, die die Vermehrung von vermehrungsfähigen Erregern (z.B. Bakterien oder Viren) in einer Zellkultur hemmt. Bei einer IC50 wird eine 50%ige Hemmung z.B. der Virusvermehrung in einer Zellkultur erreicht. Vgl. minimale Hemmkonzentration. Hepatitis: Leberentzündung. Herdförmige bis ausgedehnte Entzündung des Gefäß- und Bindegewebsapparats der Leber. Formen: 1. Infektiöse H., z.B. durch Viren oder (seltener) Bakterien verursacht. Bei der virusbedingten H. können Hepatitis A, B, C, D, E und G unterschieden werden. Häufige Formen sind in Mitteleuropa die Hepatitis A, die v.a. fäkal-oral übertragen wird und die Hepatitis B und C, die v.a. sexuell bzw. durch Kontakt mit virushaltigem Blut (z.B. needle sharing) übertragen werden. Eine Schutzimpfung bzw. eine passive Immunisierung ist gegen Hepatitis A und B möglich. Zur Behandlung der chronischen Hepatitis B werden u.a. Interferon-alpha oder Lamivudin eingesetzt. Eine chronische Hepatitis C kann mit Interferon-alpha in Kombination mit Ribavirin behandelt werden. 2. Toxische H., z.B. durch Gifte, Medikamente oder Alkohol verursacht. 3. H. unterschiedlicher Ursache, z.B. bei Stoffwechselstörungen oder Autoimmunkrankheiten. hepatotoxisch: giftig für die Leber, z.B. bestimmte Arzneimittel, chemische Substanzen, Drogen und Alkohol.
Heroin: auch Diacetylmorphin. Schmerzmittel mit einer 5fach stärkeren Wirkung als Morphium, das zu einer physischen und psychischen Abhängigkeit führen kann. H. ist in der BRD nicht verschreibungsfähig. Die Substitution z.B. mit Levomethadon oder die kontrollierte Abgabe von H. (sog. Originalstoffvergabe) können zur gesundheitlichen und sozialen Stabilisierung von Heroingebrauchern führen. Herpes genitalis: Erkrankung durch Herpes-simplex-Virus Typ 2 (HSV-2), die i.d.R. die Schleimhäute der Geschlechtsorgane betrifft. Bei Immundefekt treten auch größere Hautveränderungen oder ein Befall anderer Organe auf. Therapie z.B. mit Aciclovir. Rezidive sind häufig. Herpes simplex: Fieberbläschen. Erkrankung durch Herpes-simplex-Virus Typ 1 (HSV-1), i.d.R. beginnend als zarte Bläschen an der Mundschleimhaut oder den Lippen, die sich öffnen und in z.T. schmerzhafte Geschwüre übergehen. Nach Primärinfektion oft jahrelange Latenz ohne Symptome. Bei Immundefekt auch Auftreten größerer Hautveränderungen oder Befall anderer Organe. Zur Behandlung werden u.a. Aciclovir, Brivudin, Famciclovir oder Valaganciclovir eingesetzt. Herpes-simplex-Virus: Abk. HSV. Virus, das v.a. Haut- und Nervengewebe infiziert und durch Tröpfchenund Schmierinfektion übertragen wird. 2 Typen: HSV-1, der zu Herpes labialis führen kann und HSV-2, der zu Herpes genitalis führt. Herpesviren: Gruppe von etwa 40 DNA-Viren (z.B. Herpes-simplex-Virus, Varicella-zoster-Virus, Zytomegalie-Virus), die beim Menschen zu Erkrankungen führen. Herpes zoster: Gürtelrose. Zoster. Herzinfarkt: auch Myokardinfarkt. Durch einen Verschluß von Herzkranzgefäßen bedingte Minderversorgung bzw. Schädigung von Herzmuskelgewebe. Heterosexualität: sexuelle Anziehung durch Menschen des anderen Geschlechts. Hexetidin: Medikament, das als Spray oder Gurgellösung bei entzündlichen Erkrankungen im Mund- und Rachenraum und zur Prophylaxe von Mundsoor (Candida-Mykosen) angewendet wird. NW: bei längerer Anwendung Geschmacksirritation. HGH: Abk. für (engl.) human growth hormone, Wachstumshormon. Somatotropin. HHV: Abk. für humane Herpesviren. HHV-3: Varicella-Zoster-Virus. HHV-5: Zytomegalie-Virus. HHV-6: Abk. für (engl.) human Herpes virus type 6. Herpesvirus, das beim Menschen vorkommt und bei bis zu 80% der AIDS-Patienten gefunden wurde. HHV-8: Abk. für (engl.) human Herpes virus type 8. Herpesvirus, das u.a. als Kofaktor mit der Entstehung des Kaposi-Sarkoms in Zusammenhang gebracht wird. HI-236: experimentelle Substanz gegen HIV (NNRTI), die derzeit in Labortests untersucht wird. Hiluslymphknoten: zentrale Lymphknoten der Lunge, die z.B. bei Pneumocystis-carinii-Pneumonie, Tuberkulose oder Tumoren vergrößert sein können. Vergrößerungen sind im Röntgenbild oder durch Computertomographie nachweisbar. Hirnabszeß: Eiteransammlung (Abszeß) innerhalb des Gehirns.
Histokompatibilität: Gewebeverträglichkeit. Verträglichkeit von Spender- und Empfängergewebe bei Organtransplantationen. Vgl. HLA, MHC. Histologie: Lehre von den Geweben des Körpers. Histoplasma capsulatum: Pilz, Erreger der Histoplasmose. Vorkommen v.a. im Süden der USA, in Mittelund Südamerika und Äquatorialafrika. Histoplasmose: Pilzerkrankung durch Histoplasma capsulatum mit Lungenerkrankung und oft anschließender Ausbreitung im Körper (Systemmykose). Symptome sind u.a. Fieber, Nachtschweiß und Gewichtsverlust. Behandlung mit Itraconazol, Amphotericin B und Fluconazol. HIV: Abk. für (engl.) Human Immunodeficiency Virus. Retrovirus aus der Subfamilie der Lentivirinae (Lentivirus). 1983 wurde HIV-1 als Erreger von AIDS identifiziert (zunächst als LAV-1, Lymphadenopathieassoziiertes Virus oder ARV, AIDS-related Virus, sowie als HTLV-III bezeichnet). HIV-1 kann in die drei Obergruppen main (HIV-1 M), non-M, non-O (HIV-1 N) und Outlier (HIV-1 O) eingeteilt werden. Zahlreiche Subtypen von HIV-1 (z.B. in Europa v.a. HIV-1 B oder HIV-1 E v.a. in weiten Teilen Asiens) wurden beschrieben. Seit 1986 ist mit HIV-2 ein weiterer Virusstamm bekannt, der HIV-1 ähnelt und weltweit (mit Häufung in Westafrika) vorkommt. Häufigster Übertragungsweg ist ungeschützter Geschlechtsverkehr. Bei einer HIV-Infektion (Ansteckung) kann es nach etwa einer Woche zu einer sog. Serokonversionskrankheit kommen. Nach i.d.R. 4 bis 12 Wochen sind Antikörper gegen HIV nachweisbar. Eine Vermehrung von HIV findet bereits frühzeitig nach der Infektion statt. Vgl. Replikation. HIV-Antigennachweis: Suchtest für Virusbestandteile mit Hilfe aufbereiteter Antikörper, z.B. von p24Antigen im ELISA. Heute weitgehend ersetzt durch Bestimmung der Viruslast. HIV-Antikörpertest: Blutuntersuchung zum Nachweis einer HIV-Infektion durch Nachweis von Antikörpern gegen HIV, die vom Körper i.d.R. 4 bis 12 Wochen nach einer HIV-Infektion gebildet werden. Der HIV-A. wird zunächst als Suchtest (z.B. ELISA) durchgeführt. Der Test darf nur nach ausführlicher persönlicher Beratung und Aufklärung über die möglichen Folgen des Testergebnisses und nur mit Einwilligung des Untersuchten durchgeführt werden. HIV-assoziiert: im Zusammenhang mit HIV auftretend, bei einer HIV-Infektion vorkommend. HIV-1 C4-V3: polyvalenter Peptidimpfstoff (gp120 Epitope von HIV-1), der z.Z. in klinischen Studien als Schutzimpfung gegen HIV erprobt wird. HIV-Enzephalopathie: bei fortgeschrittener HIV-Infektion auftretende krankhafte Veränderung des Gehirns (Atrophie) mit Veränderungen im Elektroenzephalogramm und Einschränkung von motorischen bzw. psychischen Leistungen. Ein Übergang in eine AIDS-Demenz ist möglich. Bei Kindern führt eine HIVE. u.a. zu Gedeih- und Entwicklungsstörungen. HIV-Hilfegesetz: Abk. HIVHG. Gesetz vom 24.7.1995, das in der BRD die Entschädigung von Personen regelt, die vor dem 1.1.1988 durch Blut und Blutprodukte (z.B. Bluttransfusionen oder Faktorenpräparate) mit HIV infiziert wurden. HIV-Immunogen: auch Remune. Impfpräparat aus HIV (Spaltvakzine), bei dem nach Inaktivierung die Hüllproteine von HIV entfernt und der verbleibende Viruskern in einem Adjuvans gebunden ist. HIV-I. bewirkt keine schützende Immunantwort, aber eine geringfügige Immunstimulation auch bei HIV-Infektion und wird z.Z. in Kombination mit antiretroviralen Medikamenten in klinischen Studien erprobt. HIV-Krankheit: Bez. für Symptome und Erkrankungen, die bei HIV-Infektion auftreten. AIDS. HLA: Abk. für (engl.) human leukocyte antigen. Antigen, das u.a. auf den weißen Blutkörperchen vorhanden und bei der Immunantwort zur Unterscheidung von körpereigenen und körperfremden Substanzen wichtig ist. Die Bestimmung des individuellen HLA-Musters wird als HLA-Typisierung
bezeichnet. Vgl. Histokompatibilität, MHC. Hodgkin-Lymphom: auch Lymphogranulomatose. Bösartiges (malignes) Lymphom mit Bildung von Tumoren in lymphatischen u.a. Organen, bei dem im Unterschied zum Non-Hodgkin-Lymphom spezielle Zellen (Hodgkin-Zellen, Sternberg-Riesenzellen) nachweisbar sind. Die Prognose ist je nach Schweregrad und Lokalisation unterschiedlich, evtl. ist eine Chemotherapie möglich. Homophobie: zwanghafte Angst vor allen Ausdrucksformen der Homosexualität mit unterschiedlichen Entstehungsmechanismen (oft liegt eine Verdrängung eigener Homosexualität vor). Vorkommen als larvierte (verkleidete) oder offene (oft aggressive) Homophobie. Homosexualität: sexuelle Anziehung durch Menschen des eigenen Geschlechts. horizontale Übertragung: Übertragung einer Infektionskrankheit innerhalb einer Generation durch direkten Kontakt mit einer erkrankten oder infizierten Person oder mit infektiösen Ausscheidungen oder Körpersekreten (z.B. beim Geschlechtsverkehr). Hospitalkeime: sog. Problemkeime. Insbesondere in Krankenhäusern vorkommende Erreger (Bakterien, Viren), die bei Krankenhauspatienten zu Infektionen führen können. H. zeigen oft Resistenzen gegen mehrere Antibiotika (Multiresistenz). Hospiz: Einrichtung zur Versorgung Sterbendkranker. Vgl. Lighthouse. HTLV: Abk. für (engl.) human T-cell leukemia virus oder human T-cell lymphotropic virus. Beim Menschen vorkommende Retroviren, die v.a. Organe des Lymphsystems befallen und bösartige Tumoren auslösen können. Nachweis von HTLV-I bei bestimmten Leukämieformen (adulte T-Zell-Leukämie) und tropischer spastischer Paraparese (TSP), von HTLV-II bei der Haarzell-Leukämie. HTLV-III ist eine historische Bez. für HIV-1. Hüllprotein: Eiweiß, das Bestandteil der Hülle von Viren oder Bakterien ist, z.B. gp120 von HIV. Vgl. envelope. human: menschlich, den Menschen betreffend. humanes Choriongonadotropin: Abk. hCG. Körpereigene Substanz, die während der Schwangerschaft in der Placenta gebildet wird. humanes Papillomavirus: Abk. HPV, sog. Warzenvirus. Virus, das beim Menschen zur Warzenbildung an Haut und Schleimhäuten führen kann. Ein Zusammenhang besteht zwischen einer chronischen HPVInfektion und der Entstehung bestimmter Tumoren der Haut und Schleimhaut. Vgl. anale intraepitheliale Neoplasie(AIN), CIN, Condylomata acuminata. humoral: Körperflüssigkeiten betreffend. humorale Immunantwort: Form der Immunabwehr, die durch bestimmte Immunglobuline (Antikörper) in den Körperflüssigkeiten (v.a. Serum und Lymphe) vermittelt wird. Vgl. zelluläre Immunantwort. HVTN: Abk. für (engl.) HIV Vaccine Trials Network. Von den National Institutes of Health (NIH) in den USA geförderte medizinische Zentren, in denen Studien zur Entwicklung von AIDS-Impfstoffen durchgeführt werden. Hydrolasen: auch hydrolytische Enzyme. Eiweiße, die Verbindungen (z.B. Immunkomplexe) unter Einfügung eines Wassermoleküls spalten können. Hydroxychloroquin: Medikament gegen Protozoen (Lambliasis) und Malaria.
Hydroxyurea: Abk. HU, Handelsname Litalir. Medikament (Ribonukleotidreduktasehemmer), das zur Krebsbehandlung zugelassen ist und z.Z. in klinischen Studien bei HIV-Infektion erprobt wird. HU hat evtl. eine antiretrovirale Wirkung gegen HIV und kann die Wirkung von bestimmten antiretroviralen Medikamenten (z.B. Nukleosidanaloga) verstärken. NW: Neutropenie. Hygiene: Gebiet der Medizin, das sich mit vorbeugenden Maßnahmen, Erhaltung und Förderung der Gesundheit beschäftigt. I.e.S. Maßnahmen zur Verhütung und Bekämpfung von Krankheiten. Hyperalimentation: Überfütterung. Ausgleich von Nahrungsdefiziten durch Zufuhr von sehr kalorienreicher Zusatznahrung oder Ernährung, bei der mehr Kalorien aufgenommen werden, als der Körper verbraucht. Hypercholesterinämie: Form der Hyperlipidämie mit Erhöhung des Cholesterins (ein Fett) im Blut. Vorkommen z.B. als familiäre oder erbliche H., als sekundäre H. in der Folge von Stoffwechselstörungen und als Nebenwirkung von Medikamenten (evtl. Proteasehemmer und andere antiretrovirale Medikamente). Vgl. Lipodystrophie-Syndrom. Hypergammaglobulinämie: erhöhte Konzentration von Immunglobulin (IgG) im Blut. Vorkommen z.B. bei akuten und chronischen Entzündungen. Hyperglykämie: Erhöhung des Blutzuckerspiegels. Vorkommen z.B. bei Diabetes mellitus, Insulinresistenz oder als Nebenwirkung von Medikamenten. Hypericin: stimmungsaufhellendes Medikament (Antidepressivum) aus Johanniskraut. Eine therapeutische Wirksamkeit gegen HIV ist nicht belegt. NW: u.a. Wechselwirkungen mit Proteasehemmern, Photosensibilität. Hyperimmunglobulin: menschliches Serum mit hohen Konzentrationen von bestimmten Antikörpern (Immunglobulinen), das zur passiven Immunisierung eingesetzt wird. Anwendung z.B. zur Prophylaxe von Zytomegalie-Virus-Infektion und Infektionen mit Varicella-Zoster-Virus. hyperkalorische Ernährung: Überfütterung, Hyperalimentation. Hyperlipidämie: Form der Fettstoffwechselstörung mit Erhöhung der Blutfette. Eine erhöhte Konzentration von Triglyzeriden und Cholesterin kommt z.B. im Verlauf einer HIV-Infektion oder als Nebenwirkung von Medikamenten vor. Zur Behandlung einer H. werden evtl. Lipidsenker eingesetzt. Vgl. LipodystrophieSyndrom. Hypermenorrhoe: verstärkte Monatsblutung. Hypersensitivitätsreaktion: allergische Reaktion. Hyperthermie: Überwärmung. Erzeugung einer erhöhten Temperatur im gesamten Körper, einzelnen Organen oder auch als extrakorporale H. (durch Entnahme und Rückführung von Blut) zu therapeutischen Zwecken. Wirksamkeit bei HIV-Infektion nicht belegt. Hypertriglyzeridämie: Form der Hyperlipidämie mit Erhöhung der Triglyzeride (ein Fett) im Blut. Vorkommen z.B. als exogene H. durch übermäßige Aufnahme von Fetten, als Nebenwirkung von Medikamenten (z.B. hormonelle Kontrazeptiva, evtl. Proteasehemmer und andere antiretrovirale Medikamente) oder im Rahmen von Fettstoffwechselstörungen. Vgl. Lipodystrophie-Syndrom. Hypogammaglobulinämie: erniedrigte Konzentration von Immunglobulinen (IgG) im Blut, Vorkommen z.B. als physiologische (normale) H. bei Neugeborenen. Hyposensibilisierung: Behandlung von Allergien durch Herabsetzung der Empfindlichkeit gegenüber dem allergieauslösenden Stoff bis zur Unempfindlichkeit (Desensibilisierung). Beginnend mit niedrigen
Konzentrationen wird mit langsamer Steigerung das Allergen verabreicht. Anwendung z.B. bei allergischer Arzneimittelreaktion gegen Trimethoprim-Sulfomethoxazol. Hypothese: Annahme oder Vermutung, die durch wissenschaftliche Verfahren wie z.B. eine klinische Studie oder ein Experiment überprüft werden kann. Hypoxämie: erniedrigter Sauerstoffgehalt im arteriellen Blut (herabgesetzte Sauerstoffsättigung). Vorkommen z.B. bei Pneumocystis-carinii-Pneumonie.
© 1991, 2001 by Stephan Dressler, Berlin, und Matthias Wienold, Hannover, zuletzt aktualisiert am: 01.08.2001
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I IAS: Abk. für International AIDS Society. iatrogen: durch ärztliche Einwirkung entstanden. Als iatrogene Infektion wird die Übertragung von Krankheitserregern z.B. während einer diagnostischen oder therapeutischen Maßnahme bezeichnet. IC: Abk. für inhibitory concentration, Hemmkonzentration. idiopathische thrombozytopenische Purpura: Abk. ITP. Autoimmunkrankheit mit Verminderung der Blutplättchen (Thrombozytopenie) durch Bildung von Antikörpern gegen die eigenen Thrombozyten. Dadurch entsteht eine Blutungsneigung. IDKF: Abk. für Intensivierung der Klinischen Forschung. Zusammenschluß verschiedener Kliniken und Einrichtungen der medizinischen Versorgung von AIDS-Patienten. IDU: Abk. für (engl.) injecting drug user, injizierender Drogengebraucher. Ig: Abk. für Immunglobuline. IgA: Immunglobulin der Klasse A. Vorkommen v.a. an Schleimhautoberflächen. IgD: Immunglobulin der Klasse D. Vorkommen z.B. an B-Lymphozyten. IgE: Immunglobulin der Klasse E. Vorkommen an bestimmten Blutzellen (basophile Granulozyten, Mastzellen). Wichtig für die Immunabwehr von Parasiten und bei allergischen Reaktionen. IgG: Immunglobulin der Klasse G. Im Blut zirkulierende Antikörper, die an der Immunantwort beteiligt sind. IgG bindet mit Antigenen und bildet Immunkomplexe. Nach einer Immunreaktion ist spezifisches IgG oft über Jahre nachweisbar. IgM: Immunglobulin der Klasse M. Im Blut vorkommende Antikörper, die an der Immunantwort beteiligt sind. IgM wird früher gebildet als IgG. Ein hoher Spiegel von spezifischem IgM weist daher auf eine akute Immunantwort hin. IgM ist nicht von der Mutter auf das Kind übertragbar. Ikosaeder: von 20 gleichseitigen Dreiecken begrenzte Form, z.B. hat HIV die Form eines I. IL: Abk. für Interleukin, Interleukine. IL-1: Interleukin-1. Zytokin, das in der Frühphase einer Infektion von Monozyten und Makrophagen freigesetzt wird und u.a. T-Zellen aktiviert. IL-2: Interleukin-2, auch Aldesleukin, frühere Bez. T-cell growth factor, TCGF. Zytokin, das von CD4-Zellen freigesetzt wird und eine vorübergehende Vermehrung von CD4-Zellen bewirkt. Subkutanes rekombinantes IL-2 (SC rIL-2) wird z.Z. in klinischen Studien in Kombination mit antiretroviraler Therapie erprobt. NW: u.a. Reizungen an der Injektionsstelle, grippeähnliche Beschwerden mit Fieber, Mattigkeit, Übelkeit und Muskelschmerzen.
IL-3: Interleukin-3, das die Vermehrung und Differenzierung von blutbildenden und lymphatischen Stammzellen stimuliert und die Wirkung von Erythropoetin, G-CSF und GM-CSF verstärkt. IL-4: Interleukin-4, das u.a. von CD4-Zellen freigesetzt wird und durch Stimulation von B-Lymphozyten zu einer erhöhten Antikörperproduktion führt. IL-10: Interleukin-10, das von CD4-Zellen gebildet wird und evtl. Entzündungsreaktionen verstärkt. IL-10 kann erhöhte Konzentrationen von Zytokinen reduzieren und wird z.B. zur Behandlung chronischentzündlicher Gelenkerkrankungen erprobt. IL-12: Interleukin-12, das von Makrophagen freigesetzt wird und eine Reifung der CD4-Zellen des Th1Typs, Reaktionen zytotoxischer T-Zellen und eine Aktivierung von natürlichen Killerzellen bewirkt. IL-12 verstärkt die zelluläre Immunantwort. Gentechnisch hergestelltes IL-12 (rhIL-12) wird z.Z. in klinischen Studien zur Immuntherapie bei HIV-Infektion erprobt. IL-15: Interleukin-15, das die Immunantwort auf opportunistische Infektionen verstärken soll und z.Z. in klinischen Studien erprobt wird. IL-16: Interleukin-16, das von CD8-Zellen gebildet wird und evtl. die Vermehrung von HIV hemmt. Gentechnisch hergestelltes IL-16 (rhIL-16) hemmt in Labortests die Vermehrung von HIV und die Apoptose infizierter Makrophagen. Imipenem: Medikament (Antibiotikum), das bei schweren bakteriellen Infektionen verwendet wird. NW: u.a. neurologische Störungen, Magen-Darm-Störungen. Immunabwehr: umgangssprachliche Bez. für Abwehrfunktionen des Immunsystems. Immunantwort: immunologische Reaktion des Körpers auf eine fremde Substanz (Antigen), z.B. als zelluläre Immunantwort oder als humorale Immunantwort durch Bildung von Antikörpern. Immundefekt: angeborene oder erworbene Abwehrschwäche mit Verlust der Fähigkeit, auf Krankheitserreger oder körperfremde Stoffe mit einer ausreichenden Immunantwort zu reagieren. Immundefizienz: Immunschwäche. Immunfluoreszenztest: Labortest, bei dem Antikörper gegen ein Antigen an ihren nicht bindenden Enden durch einen Farbstoff markiert werden. Bei entsprechender Beleuchtung unter dem Mikroskop leuchtet der Farbstoff auf (Fluoreszenz). Nachweismethode z.B. von HIV oder Pneumocystis carinii. Immunglobuline: Abk. Ig. Verschiedene in Blut und anderen Körperflüssigkeiten vorkommende Glykoproteine mit Antikörpereigenschaften (IgA, IgD, IgE, IgG, IgM), die vom Immunsystem nach Kontakt mit fremden Substanzen (Antigenen) gebildet werden und für die Infektionsabwehr wichtig sind. I. werden therapeutisch z.B. zur allgemeinen Behandlung von Immundefekten eingesetzt. Vgl. humorale Immunantwort, Hyperimmunglobulin. Immunität: Unempfänglichkeit für Erreger bestimmter Infektionskrankheiten oder Schutz vor bestimmten mikrobiellen Giften (Toxinen). Immunkompetenz: Fähigkeit des Immunsystems zur Abwehr von Krankheitserregern. Immunkomplex: durch die Bindung von Antikörper und Antigen entstehender Komplex. Bei HIV-Infektion sind im Blut vermehrt sog. zirkulierende Immunkomplexe nachweisbar. Immunmodulatoren: auch biologic response modifiers, BRM. Substanzen, die den Erregungszustand des Immunsystems beeinflussen und die Reaktion gegen Infektionen oder Tumoren unterstützen sollen, z.B. Zytokine.
Immunogenität: Fähigkeit eines Krankheitserregers, einer Substanz oder eines Impfstoffs, eine Immunantwort auszulösen. Immunologie: Lehre vom Immunsystem, seinen Reaktionen und Erkrankungen. Immunpathogenese: Entwicklung eines Krankheitsprozesses in bezug auf das Immunsystem., z.B. fortschreitende Schädigung des Immunsystems bei HIV-Infektion. Immunprophylaxe: Verhinderung einer Erkrankung durch immunologische Maßnahmen wie z.B. aktive oder passive Immunisierung. Immunreaktion: immunologische Reaktion, z.B. Abwehrreaktion durch eine Antigen-Antikörper-Reaktion. Vgl.Immunantwort. Immunrekonstitution: Wiederherstellung der normalen Immunfunktion, z.B. im Verlauf einer antiretroviralen Therapie mit Anstieg der CD4-Zellzahl und Verbesserung der Immunfunktion. Immunschwäche: Schwächung des Immunsystems und herabgesetzte Immunantwort. Immunstatus: Zustand der Funktionsfähigkeit des Immunsystems und Fähigkeit zur immunologischen Reaktion. Beurteilung u.a. anhand von Lymphozytenzahl, CD4-Zellzahl, CD4/CD8-Ratio, Hauttest, Immunglobulinen (Hyperimmunglobulinämie). Eine regelmäßige Kontrolle des I. bei HIV-Infektion erleichtert die Planung einer antiretroviralen Therapie oder Primärprophylaxe opportunistischer Erkrankungen. Immunsuppression: Unterdrückung oder Abschwächung der Immunantwort z.B. im Verlauf der HIVInfektion oder als Form der Immuntherapie durch Medikamente oder Bestrahlung. Immunsuppressiva: Medikamente oder Substanzen, die zur Unterdrückung der körpereigenen Abwehr (Immunantwort) eingesetzt werden, z.B. Cyclosporin A oder Cyclophosphamid. Immunsystem: Abwehrsystem des Körpers gegen Fremdkörper (Antigene, z.B. Bakterien, Viren). Die unspezifische Immunabwehr erfolgt z.B. durch den Säuremantel der Haut oder Monozyten; die spezifische Abwehr wird z.B. durch Antikörper vermittelt. Vgl. humorale Immunantwort, zelluläre Immunantwort. Immuntherapie: Behandlungsverfahren oder Wirkstoffe, die das Immunsystem oder immunologische Funktionen beeinflussen, i.e.S. immunmodulierende Behandlungsverfahren. Impetigo contagiosa: Grindflechte. Hautausschlag, der durch Bakterien (Staphylokokken, Streptokokken) verursacht wird und bei HIV vermehrt auftritt. Impfschutz: durch Impfung hervorgerufene Unempfänglichkeit gegenüber Erregern bestimmter Infektionskrankheiten oder Schutz vor bestimmten mikrobiellen Giften (Toxinen). Impfstoffe: Substanzen, die zur Impfung verwendet werden. I. gegen HIV z.B. als DNA-Vakzine, Vektorimpfstoff (z.B. ALVAC vCP1452), Subunit-Impfstoff (z.B. MN rgp120/HIV-1), Peptidimpfstoff (z.B. HIV-1 C4-V3) oder als Spaltvakzine (z.B. HIV-Immunogen) werden z.Z. in klinischen Studien erprobt. Impfung: auch Vakzination. Anwendung von Impfstoffen zum Schutz vor Krankheitserregern und deren Giften (Toxine). Unterschieden werden 1. Schutzimpfung vor Kontakt mit Krankheitserregern oder Giften, i.d.R. als aktive Immunisierung. 2. Therapeutische I. nach Infektion als passive Immunisierung oder Immunstimulation. Impulstherapie: Anwendung einer Therapie z.B. in Abhängigkeit von bestimmten Laborwerten. In Studien wird z.B. die Gabe von rIL-2 in Abhängigkeit von der CD4-Zellzahl erprobt.
Indikation: wörtlich Anzeige. Grund zur Anwendung oder zum Abbruch eines bestimmten diagnostischen Verfahrens oder einer Therapie. Indikatorerkrankung: Erkrankung, die für ein bestimmtes Syndrom kennzeichnend ist. Indinavirsulfat: auch L-735,524, MK639, Handelsname Crixivan. Medikament gegen HIV (Proteasehemmer), das i.d.R. im Rahmen einer Kombinationstherapie eingesetzt wird. NW: u.a. Nierenschmerzen, bei unzureichender Flüssigkeitsaufnahme Nierensteine, Leberfunktionsstörungen, Nagelbettentzündung, selten hämolytische Anämie, bei Patienten mit Hämophilie evtl. Blutungen. indolent: schmerzlos, nicht schmerzempfindlich. Induktion: Auslösung, z.B. einer Immunreaktion durch spezifische (Antigene) oder durch unspezifische Reize (Mitogene, Immunmodulatoren). Induktionstherapie: einleitende Behandlung. Infarkt: Verschluß eines arteriellen Blutgefäßes und Gewebsschädigung im Versorgungsbereich. Vorkommen z.B. als Netzhautinfarkt am Auge oder als Hirninfarkt nach Gefäßentzündung (Vaskulitis) als Nebenwirkung von Kokain. infaust: ungünstig, aussichtslos, z.B. Verlauf einer Krankheit. Infektion: Ansteckung. Eindringen von Krankheitserregern wie z.B. Bakterien, Viren, Mikroben oder Parasiten in den Körper. Infektionsschutzgesetz: Abk. IfSG. Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen, das seit 1.1.2001 in Kraft ist und u.a. die Meldepflicht bei Infektionskrankheiten regelt. Das IfSG löst die Laborberichtsverordnung, das Bundesseuchengesetz und das Gesetz zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten ab. Infektiosität: Fähigkeit eines Mikroorganismus, z.B. eines Krankheitserregers, zur Infektion. Infiltrat: Eindringen bzw. Einlagerung von fremdartigen oder krankheitserregenden Zellen, Gewebe oder Flüssigkeiten in normales Gewebe. informed consent: (engl.) informierte Zustimmung. Zustimmung und Einwilligung des Patienten nach umfassender Aufklärung in eine Untersuchung oder Behandlung. Infusion: Zufuhr von Flüssigkeiten (Medikamenten, Nährlösung) direkt in eine Vene oder Arterie oder (seltener) subkutan. INH: Abk. für Isonicotinohydrazid, Isoniazid. Inhalation: Einatmung, z.B. eines Medikaments oder Aerosols bei der Aerosoltherapie. Inhibitor: Hemmstoff, z.B. Proteaseinhibitor, Proteasehemmer. initial: anfänglich. Injektion: eine Spritze geben. Einbringen z.B. eines Medikaments mittels Spritze und Kanüle in den Körper, z.B. als intravenöse I. in eine Vene. Inkubationszeit: Zeit zwischen dem Eindringen des Krankheitserregers (Infektion) und Ausbruch der
Krankheit, die z.B. bei Hepatitis B 1 bis 6 Monate betragen kann. Vgl. Latenzzeit. INN: Abk. für (engl.) international non-proprietary name, internationaler Freiname von pharmazeutischen Grundstoffen. Inokulation: 1. Impfung. 2. Beschickung einer Kulturplatte mit Erregern zur Anzucht und mikrobiologischen Labordiagnostik. Insemination: Einbringen von Sperma. Durch Spezialverfahren kann Sperma eines HIV-infizierten Manns von HIV gereinigt und bei der künstlichen (artifiziellen) I. zur Befruchtung verwendet werden. Insulin: Hormon, das von der Bauchspeicheldrüse gebildet wird und u.a. den Blutzuckerspiegel regelt und den Fettabbau beeinflußt. Insulinresistenz: stark abgeschwächte oder fehlende Insulinwirkung infolge einer Hemmung der biologischen Wirksamkeit von Insulin. Die Ursache einer I. im Verlauf einer HIV-Infektion ist derzeit ungeklärt. Ein ursächlicher Zusammenhang mit einer antiretroviralen Kombinationstherapie (v.a. mit Proteasehemmern) oder dem Lipodystrophie-Syndrom wird diskutiert. Integrase: Enzym von HIV, das die provirale DNA in den Zellkern integriert. Vgl. Replikation. Integrasehemmer: Substanzen, die die Vermehrung von HIV durch Hemmung des Enzyms Integrase verhindern. Erprobt wurden u.a. Equisetin, PD176931 und Zintevir. intent-to-treat analysis: (engl.) Auswertungsverfahren von klinischen Studien, bei dem alle Patienten berücksichtigt werden. Begleitmedikationen oder Noncompliance führen nicht zu einem Ausschluß von der Auswertung. Die Effektivität einer Therapie unter realistischen Bedingungen soll bewertet werden. Interaktion: Wechselwirkung, z.B. von Arzneimitteln. Interferone: Abk. IFN. Botenstoffe aus Proteinen (Lymphokine), die von Zellen nach einer Infektion mit Viren oder Bakterien gebildet werden (IFN alpha, IFN beta, IFN gamma) und immunmodulierende, antivirale sowie das Zellwachstum hemmende Wirkungen haben. Gentechnologisch hergestelltes IFN alpha wird zur Behandlung bösartiger Tumoren, des Kaposi-Sarkoms und der (chronischen) Hepatitis B und C eingesetzt. NW: u.a. Fieber, Unruhe, Angstzustände, Zittrigkeit. IFN beta wird z.B. zur Therapie eines generalisierten Herpes zoster eingesetzt. NW: u.a. Übelkeit, Erbrechen, Verwirrtheit. IFN gamma wird von NK-Zellen und CD4-Zellen gebildet, aktiviert Makrophagen und wird z.B. in der Rheumabehandlung verwendet. interindividuell: zwischen verschiedenen Menschen; Variabilität. Interleukine: Abk. IL. Stoffe (Zytokine), die im Rahmen einer Immunantwort Signale zwischen den Zellen vermitteln. Vgl. IL-1, IL-2, IL-3, IL-10, IL-12, IL-15, IL-16. intermittierend: zeitweise, z.B. intermittierendes Fieber als zeitweise auftretendes Fieber. interstitielle Pneumonie: Entzündung des Lungengewebes, die sich nicht in den Lungenbläschen, sondern im Stützgewebe der Lunge entwickelt, z.B. Pneumocystis-carinii-Pneumonie oder lymphoide interstitielle Pneumonie. Intervalltherapie: Behandlung, bei der die einzelnen Therapiemaßnahmen in zeitlichen Abständen (Zyklen) von Anwendungspausen unterbrochen werden, z.B. Intervallchemotherapie bei Tumoren. Die antiretrovirale I. mit sog. strukturierten Therapieunterbrechungen oder "Pillenpausen" wird z.Z. in klinischen Studien erprobt. Intervention: Eingreifen, z.B. therapeutische I. als Beginn einer Behandlung.
intraepitheliale zervikale Neoplasie: CIN. intraindividuell: innerhalb eines Individuums; Variabilität. Intrakine: Akronym für intrazelluläre Chemokine. intramural: in der Wand eines Organs. intramuskulär: Abk. i.m. In den Muskel, z.B. Injektion eines Medikaments. intraokulär: in das Auge, z.B. intraokuläre Gabe eines Medikaments. intrathekal: innerhalb des Liquorraums, innerhalb der harten Rückenmarkshaut. intrauterin: in der Gebärmutter. intravenös: Abk. i.v. In die Vene, z.B. Injektion eines Medikaments. intravitreal: im bzw. in den Glaskörper des Auges, z.B. Gabe eines Medikaments. intrazellulär: in der Zelle. intrazerebral: innerhalb des Gehirns. invasiv: eindringend, z.B. invasives Wachstum eines bösartigen Tumors mit Eindringen in ein gesundes Nachbarorgan oder invasive Diagnostik als Untersuchungsmethode, bei der Instrumente in den Körper eingeführt werden (z.B. Biopsie). investigational new drug: (engl.) Abk. IND. Durch die FDA in den USA gewährter Status für ein Medikament, der die klinische Erprobung und evtl. den erweiterten Zugang (expanded access) erlaubt. in vitro: (lateinisch) im (Reagenz-)Glas. Außerhalb des lebenden Organismus, z.B. an Zellen im Laborversuch. in vitro Fertilisation: Abk. IVF. Befruchtung einer Eizelle außerhalb des Körpers mit anschließender Implantation in die Gebärmutter. Durch Spezialverfahren kann Sperma eines HIV-infizierten Manns von HIV gereinigt und bei der IVF zur Befruchtung verwendet werden. in vivo: (lateinisch) im lebenden Organismus, im Körper. Inzidenz: Angabe über die Häufigkeit eines Ereignisses (z.B. Neuerkrankungen) während eines bestimmten Zeitraums (z.B. innerhalb eines Jahres) in einem bestimmten Gebiet (z.B. Land, Postleitzahlgebiet) oder in einer bestimmten Gruppe (z.B. Bevölkerung). Inzidenzstudie: Studie, in der das Neuauftreten bestimmter Ereignisse beobachtet wird, z.B. I. zum Auftreten von opportunistischen Infektionen. Iridozyklitis: Entzündung der Regenbogenhaut und des Ziliarkörpers des Auges. Vorkommen z.B. bei Zytomegalie. Iris: Regenbogenhaut des Auges.
Iritis: Entzündung der Regenbogenhaut des Auges. Vorkommen z.B. bei Zytomegalie. Isolierung: Absonderung, Abtrennung, z.B. eines Patienten in einem Isolierzimmer oder eines Erregers aus Untersuchungsmaterial. Isoniazid: auch Isonicotinohydrazid, Abk. INH. Medikament gegen Tuberkulose (Tuberkulostatikum). NW: u.a. zentralnervöse Störungen, Leberfunktionsstörungen, Neuropathie. Isonicotinohydrazid: Abk. INH, Isoniazid. Isospora belli: Einzeller (Protozoon), der beim Menschen Isosporiasis verursachen kann. Isospora hominis: Einzeller (Protozoon), der beim Menschen Isosporiasis verursachen kann. Isosporiasis: durch Isospora belli oder Isospora hominis hervorgerufene Kokzidiose, die v.a. zur Darmerkrankung mit Fieber, Durchfall und Darmblutungen führt. Behandlung z.B. mit TrimethoprimSulfamethoxazol oder Metronidazol. Isotyp: Auftreten gleicher Eigenschaften trotz unterschiedlicher Erbanlagen. Vgl. Allel. Itraconazol: Medikament (Antimykotikum), das u.a. zur Behandlung von Candida-Mykosen, Aspergillose und Histoplasmose eingesetzt wird. NW: u.a. Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Schwindel, Sodbrennen. IUD: Abk. für (engl.) intrauterine device, sog. Spirale. Mechanisches Kontrazeptivum zur Schwangerschaftsverhütung. Ein IUD begünstigt die Ansiedlung von Keimen und dadurch Infektionen, evtl. auch die Übertragung von HIV. IVDA: Abk. für intravenös Drogenabhängiger. IVDU: Abk. für (engl.) intravenous drug user, intravenös Drogengebrauchender. Ivermectin: Medikament gegen Onchozerkose, das auch gegen Krätze (Skabies) eingesetzt wird. NW: selten, u.a. Schwindel, Juckreiz, Blutdruckabfall. IVIG: Abk. für intravenöses Immunglobulin, das zur Unterstützung der humoralen Immunantwort als passive Immuntherapie bei verschiedenen Erkrankungen gegeben wird. Anwendung z.B. bei Kindern mit HIV, Thrombozytopenie oder Zytomegalie.
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J JES: Abk. für Junkies, Ex-User, Substituierte. Selbsthilfeorganisation von Drogengebrauchern, ehemaligen Drogengebrauchern und Substituierten. Jetvernebler: Luftstrahlvernebler. Vgl. Vernebler. JM 3100: auch AMD-3100, CXCR4-Blocker. Junkie: (engl.) Bez. für Drogengebraucher.
K KAAD: Abk. für Klinische Arbeitsgemeinschaft AIDS Deutschland e.V. Kachectin: Tumor-Nekrose-Faktor. Kachexie: Auszehrung, starke Abnahme des Körpergewichts. Kaiserschnitt: (lateinisch) Sectio cesarea, Schnittentbindung. Kandidat-Vakzine: wörtlich Anwärterimpfstoff. HIV-Impfstoffe, die in Zukunft in Feldstudien erprobt werden sollen. Kaposi-Sarkom: Abk. KS. Erstmals 1872 vom österreichischen Dermatologen Moritz Kaposi beschriebener Tumor. Rötlich-bläulicher Tumor, der von den Blutgefäßen ausgeht und v.a. an Haut und Schleimhaut, aber auch Lymphknoten und inneren Organen (Lunge, Darm) auftritt. Formen: Klassisches KS, selten und v.a. bei älteren Männern vorkommend; endemisches oder afrikanisches KS, in Zentralafrika häufig vorkommendes KS; iatrogenes KS, bei immunsuppressiver Behandlung z.B. nach Organtransplantation; epidemisches oder AIDS-assoziiertes KS, das als AIDS-definierende Erkrankung auftreten kann. Ursache für das AIDS-assoziierte KS ist eine zusätzliche Infektion mit dem Herpesvirus HHV-8. Diagnose durch Biopsie und feingewebliche (histologische) Untersuchung. Eine Behandlung ist nicht immer erforderlich und individuell sehr unterschiedlich, z.B. durch kosmetische Abdeckung (Camouflage), chirurgische Entfernung, Strahlentherapie, Chemotherapie (z.B. liposomales Daunorubicin oder Doxorubicin), Interferon alpha. Kapsel: Darreichungsform eines Arzneimittels, bei dem der Wirkstoff von einer verdaulichen Substanz (z.B. Gelatine) umschlossen ist. Kardiomyopathie: Erkrankung des Herzmuskels. Karnofsky-Index: sog. Aktivitätsindex zur Beurteilung des körperlichen Zustands anhand alltäglicher Tätigkeiten. 90-100% entspricht "normal, beschwerdefrei". Karpaltunnelsyndrom: Schädigung des Mediannervs im bindegewebigen Kanal des Handgelenks, die als mögliche Nebenwirkung von Somatropin auftreten kann. karzinogen: krebsauslösend, die Entstehung eines Karzinoms fördernd.
Karzinom: bösartige Geschwulst, Krebs. Kasuistik: Beschreibung eines einzelnen Krankheitsfalls, die Zufallseinflüssen unterliegt und im Unterschied zur Statistik keine Beschreibung von Regelhaftigkeiten und Verallgemeinerungen ermöglicht, jedoch auf Besonderheiten hinweisen kann. Katheter: schlauchförmiges Instrument, das in Hohlorgane (z.B. Blase) oder Blutgefäße eingeführt wird. Anwendung z.B. als Venenkatheter zur i.v.-Gabe von Medikamenten. kausal: ursächlich, z.B. kausale Therapie als Behandlung durch Beseitigung der Krankheitsursache. Keratitis: Entzündung der Hornhaut des Auges, verursacht z.B. durch Herpes-simplex-Virus (HSVKeratitis) oder Varicella-zoster-Virus (Zoster-Keratitis). Kernprotein: auch Core-Protein. Aus p15, p18 und p24 bestehendes Eiweiß im Inneren von HIV, das das virale Genom umgibt. Durch das Enzym Protease reift das K. von HIV nach der viralen Knospung aus. Vgl. Replikation. Kernspintomographie: Kernspinresonanztomographie. Computergestütztes Untersuchungsverfahren zur Gewinnung von Bildern aus dem Körper, das auf dem Prinzip der Magnetresonanz (NMR, Nuclear Magnetic Resonance) beruht und evtl. genauere Aussagen als eine Computertomographie erlaubt. Anwendung z.B. zur Diagnostik von Gehirnerkrankungen. Ketoconazol: Medikament (Antimykotikum), das z.B. bei Candida-Mykosen eingesetzt wird. NW: Juckreiz, Magen-Darm-Störungen. Killerzellen: auch K-Zellen. Untergruppe der T-Lymphozyten, die andere Zellen zerstören können. Vgl. natürliche Killerzellen. Klassifikation: Einteilung. Vgl. CDC-Klassifikation, Staging, Walter-Reed-Klassifikation. Klinik: 1. Krankenhaus. 2. Krankheitszeichen und Verlauf einer Krankheit. klinisch: auf die Anwendung am (kranken) Menschen bezogen, z.B. klinische Studie mit Erforschung eines neuen Medikaments oder Verfahrens am Menschen. Klone: Gruppe von genetisch identischen Zellen oder Lebewesen. Bestimmte Zellklone werden zur Gewinnung monoklonaler Antikörper verwendet. Knoblauch: (lateinisch) Allium sativum. Enthält u.a. antibakteriell wirkende Substanzen und besitzt möglicherweise immunmodulierende Wirkungen. Wirksamkeit bei HIV nicht erwiesen. NW: Wechselwirkungen mit Arzneimitteln, bei Verzehr großer Mengen entzündliche Hautreaktionen, Darmentzündungen, Blutgerinnungsstörungen. Knochenmark: im Knochen gelegenes Gewebe, in dem u.a. Blutzellen (Erythrozyten, Leukozyten, Thrombozyten) gebildet werden. Knochenmarkpunktion: Einstich mit einer speziellen Hohlnadel in das Knochenmark mit Entnahme von Knochenmark zur Untersuchung. Knochenmarktransplantation: Übertragung von Spenderknochenmark durch Infusion nach Zerstörung des körpereigenen Knochenmarks durch Chemotherapie oder Strahlentherapie. Knospung: auch (engl.) budding. Freisetzung von neu gebildetem HIV aus einer infizierten Zelle. Vgl.
Replikation. Kodon: kleinste funktionelle Untereinheit von DNA oder RNA, die den Aufbau von Peptiden steuert. Eine Veränderung des K. (Punktmutation) kann zu einer Veränderung der Eiweißstruktur führen. Körperflüssigkeiten: die im Körper gebildeten Flüssigkeiten wie z.B. Blut, Urin, Speichel, Sperma oder Lymphflüssigkeit. HIV oder Antikörper gegen HIV wurden z.B. in Blut, Sperma und Speichel nachgewiesen. Vgl. Übertragungswege. Körpergewicht: Istgewicht des Körpers. Das Idealgewicht in Kilogramm wird nach Broca bestimmt als Körpergröße (in cm) minus 100 minus 10%. Vgl. Body-Mass-Index. Körpertemperatur: Temperaturfeld des Körpers. Die Normalwerte liegen zwischen 36,5° und 37°. Kofaktoren: Faktoren, die eine Infektion, die Latenzzeit, den Zeitpunkt oder das Auftreten einer Krankheit beeinflussen können. Mangelernährung ist ein K., der den Verlauf einer HIV-Infektion beschleunigt. Es wird diskutiert, ob gleichzeitige andere Infektionen oder psychische Belastungen ebenfalls K. sind. kognitiv: alle Funktionen betreffend, die zu Wahrnehmung, Beurteilung oder Wissen beitragen. Kohlenhydrate: wichtige Grundnahrungsstoffe aus Wasserstoff, Sauerstoff und Kohlenstoff, z.B. Zucker, Stärke. Kohortenstudie: Beobachtung einer nach bestimmten Eigenschaften ausgewählten Gruppe zur Ermittlung des Zusammenhangs von bestimmten Ereignissen, z.B. K. zur Ausbreitung der HIV-Infektion unter homosexuellen Männern. Koitus: Geschlechtsverkehr. Kokain: weißes Pulver aus Kokapflanzen-Blättern, das nach Inhalation oder Injektion eine starke euphorisierende Wirkung besitzt. Als Crack werden rauchbare Kokainkristalle mit starker, schnell enthemmender Wirkung auf das Zentralnervensystem und hohem Potential zur Abhängigkeit bezeichnet. Kokzidien: parasitäre Einzeller (Protozoen), zu denen u.a. die Erreger der Toxoplasmose, CoccidioidesMykose und Isosporiasis zählen. Kokzidiose: Erkrankung durch Kokzidien. Kollektiv: Gruppe; i.e.S. alle Patienten innerhalb einer Studie oder eines Versorgungsbereichs, z.B. Poliklinik. Kolostralmilch: auch Kolostrum. Sekret der weiblichen Brustdrüsen, das bereits während der Schwangerschaft und in den ersten Tagen nach der Geburt abgesondert wird und besonders reich an mütterlichen Immunglobulinen ist. Vgl. bovines Hyperimmunkolostrum. Kolposkopie: gynäkologisches Untersuchungsverfahren mit Spiegelung von Scheide und Gebärmutterhals mit einer Vergrößerungsoptik. Kombinationsimpfstoff: Kombination von Impfstoffen gegen unterschiedliche Erreger oder Toxine (z.B. Diphtherie, Polio, Tetanus) oder unterschiedlicher Impfstoffe gegen einen Erreger (z.B. Vektorimpfstoff und Peptid-Impfstoff gegen HIV-1). Kombinationstherapie: Verknüpfung verschiedener Behandlungsmethoden, z.B. antiretrovirale Therapie und Kaiserschnitt zur perinatalen Expositionsprophylaxe oder gleichzeitige Behandlung mit verschiedenen Medikamenten, z.B. zur antiretroviralen Therapie oder Chemotherapie. Ziel ist die Steigerung der erwünschten Wirkung oder eine Minderung unerwünschter Wirkungen. Zur medikamentösen K. gegen HIV
(antiretrovirale Therapie) werden v.a. NNRTI, Nukleosidanaloga und Proteasehemmer angewendet. Als divergente K. bezeichnet man den Einsatz von mehreren Medikamenten mit unterschiedlichem Wirkmechanismus, als konvergente K. den Einsatz von mehreren Medikamenten mit demselben Wirkmechanismus. Kompartiment: Abschnitt, abgeteilter Raum. Gewebe (z.B. lymphatisches Gewebe) oder Organsystem (z.B. Zentralnervensystem), das anatomisch bzw. funktionell (Blut-Hirn-Schranke) abgeteilt ist. Innerhalb eines K. kann die Konzentration eines Medikaments bzw. die Virusmenge vom umgebenden Gewebe oder dem peripheren Blut erheblich abweichen. Komplement: normalerweise im Blut vorhandene Eiweiße, die im Zusammenwirken mit Antikörpern die Zerstörung von körperfremden Substanzen (Antigenen) bewirken. Komplikation: Ereignis im Rahmen einer Erkrankung oder Behandlung, das zu einer Verschlimmerung führt. Kondom: auch Präservativ, Gummi, Pariser. Mechanisch wirksames Mittel zur Empfängnis- und Infektionsverhütung (sog. Barrierekontrazeptivum). Verwendet werden Kondome für Männer als anatomisch geformter Überzug für den Penis aus Latex oder Polyurethan. Polyurethankondome für Frauen werden in die Scheide eingelegt. Konisation: kegelförmige Ausschneidung des Muttermundes aus dem unteren Gebärmutterhals. die K. wird zur Diagnostik oder Therapie einer Gewebsentartung (Präkanzerose) durchgeführt. Konjunktivitis: Augenbindehautentzündung. Vorkommen z.B. bei Augenreizung, Infektionen oder Allergie. Konsil: Untersuchung durch einen Arzt, der vom behandelnden Arzt zur Beratung hinzugezogen wird, z.B. augenärztliches K. bei einem Patienten, der von einem Internisten behandelt wird. konsumierende Erkrankung: auszehrende Erkrankung, z.B. Tuberkulose. kontagiös: frühere Bez. für Verbreitung von Erkrankungen durch direkten Körperkontakt, heute für ansteckend, infektiös. Kontagionsindex: Meßzahl für die Wahrscheinlichkeit der Übertragung eines Erregers. Kontamination: Verunreinigung, Verschmutzung, z.B. von chirurgischen Instrumenten durch Bakterien oder Viren. Kontraindikation: Gegenanzeige. Grund, ein Arzneimittel, eine Behandlung oder ein Verfahren nicht anzuwenden. Kontrastmittel: Mittel, die bei bildgebenden Verfahren (z.B. Röntgenuntersuchung, Computertomographie, Ultraschall) zur Verstärkung von Kontrastunterschieden in den Körper eingebracht werden. Kontrazeption: Schwangerschaftsverhütung, Empfängnisverhütung. Kontrazeptiva: empfängnisverhütende Mittel, z.B. Kondome, Spermizide (z.B. Nonoxinol 9), hormonelle K. (sog. Antibabypille). Bei hormonellen K. sind Arzneimittelwechselwirkungen (z.B. mit Proteasehemmern) zu beachten. Kontrollgruppe: Personengruppe innerhalb einer klinischen Studie, bei der das zu untersuchende Verfahren nicht zur Anwendung kommt.
Kontrolluntersuchung: Nachuntersuchung, Wiederholungsuntersuchung. Konversion: Umkehrung, Umwandlung, z.B. positives Ergebnis eines bis dahin negativen Tuberkulintests. Vgl. Serokonversion. Koordination: geordnetes Zusammenwirken von Organen oder Organfunktionen im Ablauf der Gesamtfunktion; neurologisch die geordnete Ausführung von Bewegungen. Korezeptor: besondere Struktur an Zellen für die Bindung, Erkennung oder Aufnahme bestimmter Substanzen, die zusätzlich zu einem Rezeptor vorhanden ist, z.B. Chemokinrezeptoren. Krätze: Skabies. Hauterkrankung, die durch Krätzmilben verursacht wird und mit starkem (nächtlichen) Juckreiz einhergeht. Therapie z.B. mit Lindan, Ivermectin. Krampfanfall: auch zerebraler Anfall, epileptischer Anfall. Allgemeine Bez. für Krämpfe, die z.B. bei HIVbedingten Infektionskrankheiten und Tumoren des Gehirns auftreten können. Krankheit: körperliche bzw. psychische Störung. Kreatinin: auch Creatinin. Stoffwechselprodukt, das im Muskel entsteht und über die Nieren ausgeschieden wird. Erhöhte Blutwerte von K. können eine Nierenschädigung anzeigen. Krebs: allgemeine Bez. für bösartige Geschwülste, Karzinom. Kreuzreaktion: Reaktion eines Antikörpers mit einem Antigen, wobei das Antigen nicht identisch ist mit dem Antigen, das die Antikörperbildung verursacht hat. Eine K. kann (selten) Ursache eines falschpositiven HIV-Antikörpertests sein. Kreuzresistenz: Resistenz von Bakterien oder Viren gegen ein bestimmtes Medikament, die auch zur Resistenz gegen andere Medikamente führt. Die Wirksamkeit dieser anderen Medikamente ist dann ebenfalls eingeschränkt oder aufgehoben. Bei antiretroviraler Therapie kann es zu einer K. von HIV gegen Medikamente kommen, die bislang bei dem individuellen Patienten nicht verwendet wurden. Kristallurie: Ausscheidung von Harnkristallen. Vorkommen z.B. als Nebenwirkung von Sulfadiazin. Kryopräzipitat: Niederschlag einer Substanz, der bei Kälte entsteht. Hochgereinigte K.e werden als Faktorenpräparate zur Behandlung der Hämophilie (Bluterkrankheit) verwendet. Kryotherapie: Vereisung. Behandlung durch Vereisen mit flüssigem Stickstoff oder Kohlenstoff. Anwendung z.B. bei Kaposi-Sarkom oder Condylomata acuminata. Kryptokokkom: Ansammlung von Kryptokokken, die bei Kryptokokkose in Zentralnervensystem und Lunge vorkommen kann. Kryptokokkose: durch den Hefepilz Cryptococcus neoformans verursachte Erkrankung, die v.a. als Hirnhautentzündung (Meningitis) meist bei schweren Allgemeinkrankheiten und Immunschwäche auftritt. Behandlung z.B. mit Amphotericin B, Fluconazol, Flucytosin. Bei ausgeprägtem Immundefekt wird eine Sekundärprophylaxe empfohlen. Kryptosporidiose: auch Cryptosporidiose. Durchfallerkrankung mit wäßrigen Durchfällen und Bauchkrämpfen durch den Erreger Cryptosporidium, das bei immungeschwächten Patienten meist zu einer langanhaltenden und schwer zu behandelnden Erkrankung führt. Behandlungsversuche z.B. mit Azithromycin, Nitazoxanid, Paromomycin, bovinem Hyperimmunkolostrum, Diclazuril, Somatostatin. kumulativ: anhäufend, steigernd, z.B. kumulative Wirkung eines Medikaments durch Ansammlung im Körper.
kumulierte Inzidenz: zusammengerechnete Zahl sämtlicher aufgetretener bzw. bekannter Krankheitsfälle in einem bestimmten Gebiet, absolut oder in bezug auf die Bevölkerungszahl. Kur: Heilbehandlung zur Vorsorge und Rehabilitation oder als Müttergenesungskur. kurativ: heilend. kutan: die Haut betreffend, zur Haut gehörend.
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2 AIDS-Taschenwörterbuch ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ
L L-754,394: Medikament gegen HIV (Proteasehemmer), das z.Z. in klinischen Studien erprobt wird. NW: u.a. Hemmung des Zytochroms CYP3A4. Laborberichtsverordnung: Rechtsverordnung vom 18.12.1987, nach der ein positives Ergebnis im Bestätigungstest anonym an das zentrale AIDS-Infektionsregister beim Robert Koch-Institut gemeldet werden muß. Ab 1.1.2001 abgelöst durch das Infektionsschutzgesetz. Lactobacillus acidophilus: Bakterium, das in bestimmten Milch- und Joghurtprodukten enthalten ist und das Wachstum von Candida albicans hemmen kann. Läsion: Schädigung, Mal, z.B. charakteristische L. bei einer bestimmten Erkrankung. Laktatazidose: Störung des Säure-Basen-Haushalts mit (lebensbedrohlicher) Übersäuerung durch Ansammlung von Milchsäure (Laktat). Vorkommen bei Stoffwechselstörungen und (selten) als Nebenwirkung von Medikamenten, z.B. Nukleosidanaloga. Laktatdehydrogenase: Abk. LDH. Enzym, das im Blut gemessen werden kann und z.B. bei Pneumocystiscarinii-Pneumonie erhöht ist. Laktose: Milchzucker. Bei HIV-Infektion kann eine L.-Unverträglichkeit auftreten, die eine laktosefreie Diät erfordert. Lamblia intestinalis: auch Giardia intestinalis. Geißeltierchen, das beim Menschen eine Lambliasis verursachen kann. Lambliasis: auch Lambliose, Giardiasis. Darmentzündung (Enteritis) durch Lamblia intestinalis. Übertragung fäkal-oral; diagnostischer Nachweis von Erregern (oder Zysten) im Stuhl. Behandlung z.B. mit Hydroxychloroquin oder Metronidazol. Lamivudin: auch 3TC, Handelsnamen Epivir bzw. Zeffix. Antivirales Medikament (Nukleosidanalogon), das gegen HIV und Hepatitis B-Virus wirksam ist. Einsatz zur antiretroviralen Therapie bei HIV-Infektion i.d.R. im Rahmen einer Kombinationstherapie. NW: u.a. Kopfschmerzen, Hautausschlag, Übelkeit, Blähungen. Langerhans-Zellen: verzweigte Zellen der Haut (sog. dendritische Epidermiszellen), die Antigene aufnehmen und transportieren können. L.-Z. besitzen CD4-Rezeptoren und können von HIV infiziert werden. latent: versteckt, verborgen, ohne typische Merkmale vorhanden. Latenzzeit: Zeitraum, währenddessen ein Krankheitserreger bereits im Körper vorhanden ist, ohne Symptome zu verursachen. Latex: natürlicher Kautschuk aus Pflanzen, der z.B. als Grundstoff von Einmalhandschuhen und Kondomen verwendet wird. Lavage: Spülung, z.B. diagnostische Spülung während einer Bronchoskopie (Bronchiallavage).
L-Carnitin: Aminosäure, die u.a. Energielieferant für die Muskulatur ist. Bei Absenkung des LCarnitinspiegels z.B. durch Medikamente ist eine Zufuhr von L-C. erforderlich. LDL: Abk. für (engl.) low density lipoproteins, Lipoproteine geringer Dichte. Lebendimpfstoff: Impfstoff, der vermehrungsfähige, aber i.d.R. abgeschwächte (attenuierte) Erreger enthält. Verwendung zur aktiven Immunisierung, z.B. als Masern-Mumps-Röteln-Schutzimpfung. HIVInfizierte sollten i.d.R. nicht mit L. geimpft werden. Leberwerte: Laborwerte zur Beurteilung der Leberfunktion, z.B. gamma-Glutamyltransferase, GlutamatOxalacetat-Transaminase, Glutamat-Pyruvat-Transaminase. Legionella pneumophila: Erreger der Legionellose. Vorkommen in Warmwasserreservoirs, epidemische Ausbreitung möglich. Legionellose: auch Legionärskrankheit. Erkrankung durch Legionella pneumophila mit Lungenentzündung und hohem Fieber. Leiomyosarkom: bösartiger Tumor der glatten Muskulatur, der bei Kindern eine AIDS-definierende Erkrankung ist. Leishmania: Einzeller (Protozoen), die z.B. durch Sandfliegen auf den Menschen übertragen werden und zu einer Leishmaniose führen können. Leishmaniose: durch Leishmania verursachte Erkrankung mit Haut- und Schleimhautbefall. Als Kala-Azar wird die viszerale Form der L. bezeichnet, bei der es zu Fieber, Leber- und Milzvergrößerung kommen kann. Lentivirus: sog. langsames Virus. Virus aus der Familie der Lentivirinae, einer Unterfamilie der Retroviridae (Retroviren). Ein L. kann lange Zeit im Körper vorhanden sein, bevor es zu einer Erkrankung führt (Slow-virus-Infektion). Zu den Lentiviren gehören u.a. tierische Retroviren (z.B. Visna-maedi-Virus) und HIV. lesbisch: umgangssprachliche Bez. für weibliche Homosexualität. Letalität: Sterblichkeit. Verhältnis der Todesfälle durch eine Krankheit zur Zahl der Erkrankten. Leukämie: Bez. für verschiedene Formen von Blutkrebs, der die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) betrifft. Leukozyten: die weißen Blutkörperchen Granulozyten, Lymphozyten, Monozyten. Leukozytopenie: auch Leukopenie. Verminderung der weißen Blutkörperchen. Vorkommen u.a. bei Knochenmarkerkrankungen, Viruskrankheiten, Einwirkung giftiger Substanzen oder nach Strahlentherapie. Leukozytose: Vermehrung der weißen Blutkörperchen, z.B. bei Entzündungen. Levo-alpha-Acetylmethadol: Abk. LAAM. Synthetische Substanz aus der Gruppe der morphiumähnlichen Wirkstoffe (Schmerz- und Betäubungsmittel). In den USA zugelassenes Medikament zur Drogenersatztherapie bei Opiatabhängigkeit (Substitution). NW: u.a. Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Gelenkschmerzen, Angstgefühle, Kopfschmerzen, Störungen der Libido. Levomethadon: auch L-Methadon. Handelsname L-Polamidon. Biologisch aktive Form des Polamidons. Betäubungsmittel und starkes Schmerzmittel von der Wirkart des Morphiums, das als Drogenersatzmittel bei der Behandlung der Opiatabhängigkeit angewendet wird (Substitution). NW: u.a. Verstopfung,
Wechselwirkungen mit anderen Schmerzmitteln und Schlafmitteln. Eine abgeschwächte Wirkung bei gleichzeitiger Gabe anderer Medikamente, z.B. Rifampicin, macht evtl. eine Dosisanpassung erforderlich. L-FMAU: Abk. für 1-(2-fluoro-5methyl-beta,L-arabinofuranosyl)uracil. Clevudin. Libido: sexuelle Begierde. Die L. ist von physischen und psychischen Faktoren abhängig und kann z.B. durch hormonelle Störungen, Medikamente und Drogenersatzstoffe (z.B. Methadon) beeinflusst werden. Lighthouse: Name für Hospize (z.B. London Lighthouse), die ursprünglich gegründet wurden, um eine umfassende Versorgung und ein breites Leistungsspektrum für AIDS-Patienten, Angehörige und Freunde zu bieten. Lindan: Arzneimittel gegen Parasiten, das z.B. bei Krätze (Skabies) angewendet wird. Lipide: Fette. Substanzen, die zahlreiche Stoffwechselfunktionen haben und in unterschiedlichen Formen vorkommen. Eine Erhöhung der Blutfette (Hyperlipidämie) bei HIV-Infektion ist häufig. Lipidsenker: Medikamente, die den Fettstoffwechsel oder die Fettaufnahme beeinflussen und zu einer Senkung erhöhter Blutfette bei einer Hyperlipidämie führen. Angewendet werden z.B. Anionenaustauscher (z.B. Colestyramin), Fibrate (z.B. Clofibrat) oder HMG-CoA-Reduktasehemmer (sog. Statine, z.B. Lovastatin) zur Behandlung einer Hypercholesterinämie bzw. Hypertriglyzeridämie. Neben unterschiedlichen Nebenwirkungen kann es zu Wechselwirkungen mit antiretroviralen Medikamenten kommen. Lipodystrophie-Syndrom: Störung des Fettstoffwechsels mit Hyperlipidämie, subkutanem Fettgewebeschwund und viszeraler Fettansammlung. Daneben können ein Buffalo hump, eine Atrophie des Wangenfetts oder (bei Frauen) eine Brustvergrößerung auftreten. Als Nebenbefunde können ein Diabetes mellitus, Insulinresistenz und weitere Stoffwechselstörungen vorkommen. Die Ursache des L.-S. ist noch ungeklärt. Als mögliche Ursachen werden die antiretrovirale Kombinationstherapie (v.a. mit Proteasehemmern) oder HIV-assoziierte Stoffwechselstörungen diskutiert. Liponsäure: auch alpha-Liponsäure. Medikament, das zur Behandlung einer peripheren Neuropathie eingesetzt wird. NW: evtl. Atembeklemmungen, Abfall des Blutzuckerspiegels mit Unterzuckerung. Lipoproteine: Moleküle, die aus Fett (Lipiden) und Eiweiß (Proteinen) bestehen und den Transport von Lipiden im Blut ermöglichen. Die Einteilung erfolgt nach physikalischen Eigenschaften in 1. L. sehr geringer Dichte (engl. very low density lipoproteins, VLDL). 2. L. geringer Dichte (engl. low density lipoproteins, LDL). 3. L. hoher Dichte (engl. high density lipoproteins, HDL). Änderungen in der Verteilung der L. werden als Dyslipoproteinämie bezeichnet. Beim Lipodystrophie-Syndrom im Rahmen einer HIVInfektion bzw. der antiretroviralen Behandlung wurden v.a. Erhöhungen der L. sehr geringer und geringer Dichte (LDL und VLDL) sowie Erniedrigungen der L. hoher Dichte (HDL) beobachtet. Liposom: aus Fetten (Lipiden) geformte Kugel, die als Umhüllung für Medikamente verwendet wird, um bestimmte Zielzellen (z.B. Makrophagen) zu erreichen. liposomales Amphotericin B: Medikament aus Amphotericin B und einem Lipidkomplex, das zur Behandlung von Pilzinfektionen (z.B. Kryptokokkose, Aspergillose) eingesetzt wird. L.A.B hat weniger Nebenwirkungen und eine bessere Wirksamkeit als herkömmliches Amphotericin B. Liposuction: (engl.) Fettabsaugung. Chirurgisches Verfahren zur Entfernung von unerwünschtem Fett. Liquor: Gehirn- und Rückenmarkflüssigkeit. Als liquorgängig wird ein Medikament bezeichnet, das die BlutHirn-Schranke überwindet und im L. nachweisbar ist. Listeria monocytogenes: Erreger der Listeriose. Listeriose: Infektion durch Listeria monocytogenes mit Sepsis und Meningitis.
livid: bläulich. Lobucavir: auch BMS 180194. Experimentelle Substanz (Nukleosidanalogon), die gegen verschiedene Viren (z.B. Herpesviren, Hepatitis B-Virus, Zytomegalie-Virus) wirksam ist und z.Z. in klinischen Studien erprobt wird. Lodenosin: auch F-ddA. Medikament gegen HIV (Nukleosidanalogon), das in klinischen Studien erprobt wurde. NW: u.a. schwere Leberschädigung. log-Stufe: Angabe der Veränderung eines Logarithmus, der einen exponentiellen Verlauf beschreibt. So entspricht z.B. ein Abfall der Viruslast um 1 log-Stufe einer Verringerung der Viruskopien auf ein Zehntel des Ausgangswertes und ein Abfall um 2 log-Stufen auf ein Hundertstel. lokal: örtlich, z.B. örtlich begrenzte Behandlung. Longitudinalstudie: Form der Prospektivstudie mit Beobachtung einer Gruppe zu unterschiedlichen aufeinanderfolgenden Zeitpunkten. long terminal repeat: (engl.) Abk. LTR, lange endständige Wiederholung. Bereich an den Enden eines DNA-Provirus mit einer bestimmten Genanordnung. LTR reguliert bei Retroviren wie HIV u.a. den Einbau des viralen Genoms in die Wirtszelle. long term non-progressor: (engl.) Bez. für Menschen mit HIV, die über einen langen Zeitraum keinen Immundefekt entwickeln. Loperamid: Medikament, das die Bewegungen der Darmmuskulatur hemmt und zur symptomatischen Behandlung von Durchfall eingesetzt wird, z.B. bei Kryptosporidiose. Lopinavir: auch ABT-378, Hadelsname Kaletra. Medikament gegen HIV (Proteasehemmer). NW: u.a. Durchfall, Übelkeit, Fettstoffwechselstörung. Lumbalpunktion: Entnahme von Liquor aus dem Lendenwirbelkanal durch Einstich mit einer Hohlnadel. Lungenaspergillose: Aspergillose. Lungenfunktion: Mechanik und Gasaustausch der Lungen. Die Lungenfunktionsprüfung liefert Anhaltspunkte für Schweregrad und Behandlungsbedürftigkeit einer Lungenerkrankung. Lungenhilus: zentraler Bereich der Lunge. Verzweigungsort der großen Lungenblutgefäße, zentrale Lymphabflußstation. Vgl. Hiluslymphknoten. Lungenödem: abnorme Ansammlung von Flüssigkeit in den Lungenbläschen oder im Lungengewebe. Lyell-Syndrom: Epidermolysis acuta toxica. Akute Zerstörung fast der gesamten Haut im Rahmen einer allergischen Reaktion. Tritt (selten) als schwerste Hautmanifestation einer akuten Arzneimittelallergie auf. Lymphadenopathie: Erkrankung der Lymphknoten mit Schwellung der Lymphknoten, z.B. bei Entzündungen. Lymphadenopathiesyndrom: Abk. LAS. Historische Bez. zur Beschreibung eines Vorstadiums von AIDS. Leitsymptom ist eine allgemeine Schwellung der Lymphknoten ohne Anzeichen einer akuten Infektion in den zugehörigen Körperarealen. Diagnose durch Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie) zum Ausschluß anderer Erkrankungen.
lymphatisch: zum Lymphsystem gehörig. Lymphgefäße: Leitungsbahnen, die den Blutgefäßen ähneln und in denen Lymphflüssigkeit transportiert wird. Lymphknoten: kleine, bis etwa bohnengroße Organe in Lymphgefäßen, in denen Fremdstoffe aus der Lymphflüssigkeit gefiltert werden. lymphoide interstitielle Pneumonie: Abk. LIP. Beidseitige Lungeninfiltrate unklarer Ursache, die im Röntgenbild mindestens 2 Monate nachweisbar sind und nicht auf eine Behandlung mit Antibiotika ansprechen. Vorkommen v.a. bei Kindern mit HIV. Lymphokine: Substanzen (Zytokine), die von T-Lymphozyten gebildet und in das Blut abgegeben werden. L. wie z.B. Interferone, Interleukine oder koloniestimulierende Faktoren (CSF) beeinflussen die zelluläre Immunantwort. Lymphom: allgemeine Bez. für Lymphknotenvergrößerung; i.e.S. die von B- oder T-Lymphozyten ausgehenden Tumoren. Vorkommen bei HIV überwiegend von B-Zell-Lymphomen, z.B. als malignes Lymphom (Hodgkin-Lymphom, Non-Hodgkin-Lymphom). Vgl. Lymphadenopathie. Lymphopenie: Lymphozytopenie. lymphotrop: auf das Lymphsystem gerichtet oder wirkend. Lymphozyten: Untergruppe der weißen Blutkörperchen, die in Knochenmark, Lymphknoten, Thymus und Milz gebildet werden und für Immunreaktionen des Körpers wichtig sind. Vgl. B-Lymphozyten, TLymphozyten. Lymphozytenfunktionstest: Test, der im Gegensatz zur rein quantitativen Bestimmung der Zellzahl die Funktionsfähigkeit einzelner Lymphozytengruppen erfaßt. Der L. untersucht i.d.R. die gerichtete Wanderung auf einen Zielreiz (z.B. Concanavalin A, Pokeweed). Lymphozytopenie: auch Lymphopenie. Verminderung der Lymphozyten im Blut, Vorkommen z.B. bei einer akuten Infektion. Lymphsystem: Organsystem, das Lymphgefäße, Lymphgefäßstämme, Milchbrustgang, Lymphknoten und am Immunsystem beteiligtes lymphatisches Gewebe (z.B. in Milz und Thymus) umfaßt. Lyse: Lösung, Auflösung von Zellen (z.B. Hämolyse) oder Bakterien. HIV kann zur L. v.a. von Lymphozyten und zur Bildung von Riesenzellen (Synzytium) führen. Vgl. zytopathischer Effekt.
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M MAC: Abk. für (engl.) Mycobacterium-avium-Komplex. MAI: Abk. für Mycobacterium avium intracellulare, Mycobacterium-avium-Komplex. Major Histocompatibility Complex: (engl.) Haupthistokompatibilitätskomplex, MHC. makrobiotische Ernährung: Kost, die sich hauptsächlich aus Getreide und Gemüse zusammensetzt. Bei HIV-Infektion oder Malabsorption ist die m.E. aufgrund der Unausgewogenheit unzureichend. Makrolid-Antibiotika: Medikamente gegen Bakterien (Antibiotika) mit Laktonringstruktur und glykosidisch gebundenem Aminzucker, z.B. Clindamycin, Erythromycin. Vgl. Breitband-Antibiotika. Makrophagen: sog. Freßzellen. Weiße Blutkörperchen, die zur Aufnahme (Phagozytose) von Bakterien, Viren, Mikroorganismen oder Fremdkörpern und von flüssigen Substanzen (Pinozytose) sowie zur Antigenpräsentation fähig sind. makroskopisch: ohne optische Hilfsmittel, mit bloßem Auge sichtbar. Makrozytose: Erhöhung des Zellvolumens, die bei Beeinträchtigung der normalen Reifung von Erythrozyten (z.B. durch Medikamente) auftritt. Meßwert ist das mittlere zelluläre Volumen (Abk. MCV). Malabsorptionssyndrom: Störung der von Nährstoffaufnahme aus dem Darm, z.B. bei HIV-Enteropathie. Malassezia furfur: Pilz, der eine Hauterkrankung (Pityriasis) verursachen kann. maligne: bösartig, z.B. bösartige Geschwulst. Malignom: bösartige Geschwulst. Malnutrition: Mangelernährung, Unterernährung. Manifestation: Äußerung, Erscheinung, Erkennbarwerden z.B. einer Krankheit. Marihuana: Kraut aus indischem Hanf, dessen Wirkstoffe (u.a. THC) v.a. bewußtseinsverändernde Wirkung besitzen und den Appetit steigern können. Vgl. Dronabinol. Marker: biologische Substanzen, deren Vorkommen oder Konzentrationsänderungen Hinweise auf einen bestimmten Zustand geben. Vgl. Surrogatmarker. Mastzellen: 1. im Gewebe vorkommende Zellen. 2. Blutmastzellen, basophile Granulozyten. maternofetale Transmission: Übertragung von der Mutter auf das Kind. Eine m.T. von HIV kann während der Wehen oder der Geburt, seltener während der Schwangerschaft oder durch Muttermilch beim Stillen erfolgen. Das Risiko einer m.T. ist regional unterschiedlich. Es kann durch antiretrovirale Therapie während der Schwangerschaft, Vitamin-A-Substitution, Schnittentbindung vor Einsetzen der Wehen und
Verzicht auf Stillen erheblich verringert werden. Vgl. vertikale Übertragung. MDMA: Abk. für 3,4-Methylen-Dioxy-Metamphetamin. Wirkstoff in Exstasy. MDRTB: Abk. für (engl.) multiple drug-resistant tuberculosis, mehrfachresistente Tuberkulose. Multiresistenz bei Tuberkulose, die auf mehrere verschiedene Tuberkulostatika nicht anspricht. Mediastinum: mittleres Gebiet des Brustraums. Mediatoren: Mittlersubstanzen. Körpereigene Stoffe, die physiologische Vorgänge steuern oder bei einem Krankheitsgeschehen (vermehrt) freigesetzt werden. Lymphokine sind z.B. immunologische M. Vgl. Zytokine. Megestrolacetat: künstlich hergestelltes Hormon, das zur Behandlung von Brustkrebs eingesetzt wird und durch Wassereinlagerung zu einer Gewichtszunahme führt. M. ist in den USA zur Behandlung des Wasting-Syndroms zugelassen. Meldepflicht: Pflicht zur Meldung bestimmter Erkrankungen, i.d.R. an das zuständige Gesundheitsamt. Die Meldepflicht wird durch das Infektionsschutzgesetz geregelt. Für HIV-Infektion besteht eine anonyme (nicht namentliche) Meldepflicht. Meningitis: Entzündung der Hirnhäute, Vorkommen z.B. (selten) als isolierte M. bei akuter Serokonversionskrankheit oder (häufiger) im Zusammenhang mit einer Enzephalitis. Meningoenzephalitis: Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute, z.B. bei Kryptokokkose. Menstruationsstörungen: Störungen bzw. Unregelmäßigkeit der Periode, z.B. Schmerzen (Dysmenorrhoe), verkürzter Abstand (Polymenorrhoe), Verstärkung (Hypermenorrhoe), verlängerte und verstärkte Blutung (Menorrhagie) oder Ausbleiben (Amenorrhoe). Gehäuftes Vorkommen bei HIVinfizierten Frauen, evtl. aufgrund von Hormonstörungen, sowie als Nebenwirkung von Medikamenten. metabolisch: stoffwechselbedingt, den Stoffwechsel betreffend. Meteorismus: Blähungen. Methadon: synthetische Substanz aus der Gruppe der morphiumähnlichen Wirkstoffe (Schmerz- und Betäubungsmittel), das aus R- und L-Methadon besteht. Anwendung von Levomethadon als Drogenersatzmittel bei der Behandlung der Opiatabhängigkeit (Substitution). Methämoglobinämie: Vorkommen von Methämoglobin im Blut. Methämoglobin entsteht z.B. nach Einwirkung von Giften oder bestimmten Medikamenten aus Hämoglobin und ist nicht zum Sauerstofftransport im Körper geeignet. Dadurch entsteht ein Sauerstoffmangel in Gewebe und Organen. Bei M. können Beschwerden wie z.B. Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen oder Atemnot auftreten. Methotrexat: Medikament (Zytostatikum), das u.a. bei malignem Lymphom eingesetzt wird. NW: u.a. Unterdrückung der Knochenmarkfunktion. Metronidazol: Medikament gegen Kleinlebewesen (Protozoen), das z.B. bei Isosporiasis und Mikrosporidiose eingesetzt wird. NW: u.a. Dunkelfärbung des Urins, Metallgeschmack, neurologische Störungen, Magen-Darm-Störungen. MHC: Abk. für (engl.) major histocompatibility complex, Haupthistokompatibilitätskomplex. Gruppe von Genen, die das HLA-System steuern und die individuell unterschiedliche Differenzierung von HLA bestimmen. Mikroangiopathie: Verengung oder Verlegung des Inneren (Lumens) kleiner Blutgefäße. Bei HIV-
Infektion aus ungeklärter Ursache gehäuft auftretend. Behandlungsversuch mit entzündungshemmenden Medikamenten. Mikroorganismus: auch Mikrobe. Mikroskopisch kleines Lebewesen, z.B. Bakterie, Protozoon, Pilz. mikroskopisch: nur mit optischen Hilfsmitteln (Mikroskop), nicht mit bloßem Auge sichtbar, z.B. Zellen. Mikrosporidiose: Erkrankung, die durch Mikrosporidien (Protozoen; u.a. Encephalitozoon cuniculi, Enterocytozoon bieneusi, Septata intestinalis) verursacht wird. Erregernachweis im Stuhl. Eine M. kann bei fortgeschrittenem Immundefekt u.a. zu Durchfall und Entzündungen der Gallenwege (Cholangitis) führen. Behandlung z.B. mit Trimethoprim-Sulfamethoxazol, Albendazol oder Metronidazol. minimale Hemmkonzentration: Abk. MHK. Die niedrigste Konzentration einer Substanz oder eines Medikaments (z.B. eines Antibiotikums), die die Vermehrung von Krankheitserregern im Laborversuch (Anzucht) verhindert. MIP: Abk. für (engl.) macrophage inflammatory protein, Chemokine. Mischintoxikation: Vergiftung durch eine Mischung unterschiedlicher Substanzen. Mischkost: ausgewogene Ernährung zur Deckung des Energie-, Mineralstoff- und Vitaminbedarfs. Mistelprodukte: Präparate aus Mistel (Viscum album), die z.B. zur Krebsbehandlung eingesetzt werden. Die immunmodulierende Wirkung von Mistelprodukten ist umstritten. Mitochondrien: in der Zelle gelegene Funktionseinheit (Organell), die für den Zellstoffwechsel wichtig ist und u.a. Substrate in Energie umwandelt. Verschiedene Medikamente (z.B. Nukleosidanaloga) können den Stoffwechsel in den M. stören (sog. mitochondriale Toxizität). Mitogene: Substanzen, die die Vermehrung von Zellen durch Mitose stimulieren und bei Lymphozytenfunktionstests verwendet werden, z.B. Concanavalin A, Pokeweed. Mitoguazon: Substanz, die hemmend in den natürlichen Stoffwechsel eingreift (Polyamininhibitor) und z.Z. zur Therapie des HIV-assoziierten Non-Hodgkin-Lymphoms in klinischen Studien erprobt wird. Mitose: Zellvermehrung durch Zellteilung, bei der identische Tochterzellen entstehen. MN rgp120/HIV-1: Subunit-Impfstoff. Gentechnisch hergestelltes Hüllprotein von HIV-1, das z.Z. in klinischen Studien in Kombination mit anderen Subunit-Impfstoffen als Schutzimpfung gegen HIV erprobt wird. modifizieren: abändern. Molekül: aus 2 oder mehr Atomen bestehende kleinste Einheit einer chemischen Verbindung. Molluscum contagiosum: sog. Dellwarze. Erkrankung der Haut durch Paravaccinia-Virus. Führt zu kleinen runden, in der Mitte eingedellten Knötchen. Diagnose durch sog. Quetschpräparat und Mikroskopie, Behandlung z.B. durch mechanische Abtragung. Monogamie: ursprünglich Bez. für Einehe. Sexualverhalten mit sexuellen Kontakten ausschließlich zu einem Partner. Von der lebenslangen M. wird die serielle M. unterschieden, bei der in unterschiedlichen aufeinanderfolgenden Partnerschaften jeweils monogam gelebt wird. monoklonale Antikörper: Abk. MAK. Von einem Zellklon gebildete Antikörper.
Mononeuritis multiplex: entzündliche Nervenschädigung, die z.B. bei Zytomegalie vorkommt. Vgl. Neuropathie. Mononukleose: auch Pfeiffer-Drüsenfieber. Erkrankung durch Epstein-Barr-Virus mit uncharakteristischem Fieber, Exanthem und allgemeiner Lymphknotenschwellung. Beteiligung von Leber und Milz möglich. Typisch ist eine Zunahme der Monozyten im Blut, die Diagnose wird durch spezifischen Antikörpernachweis bestätigt. Monotherapie: Behandlung, bei der nur ein einziges Medikament oder Verfahren angewandt wird. Anstelle der M. der HIV-Infektion mit einzelnen antiretroviralen Medikamenten wird heute i.d.R. eine Kombinationstherapie mit antiretroviralen Medikamenten aus unterschiedlichen Substanzklassen durchgeführt. monovalent: einwertig. Monovalente Impfstoffe enthalten ein Epitop als Antigen. Monozyten: weiße Blutkörperchen, die zur Phagozytose fähig sind und körperfremde Substanzen oder Bakterien aufnehmen können. Morbidität: Erkrankungsrate. Häufigkeit einer Krankheit, bezogen auf eine bestimmte Bevölkerung oder Gruppe. Morbus: (lateinisch) Krankheit. Morphin: Alkaloid des Opium. Betäubungsmittel, das u.a. als Schmerzmittel eingesetzt wird. Mortalität: Sterblichkeit. Rate der Todesfälle, bezogen auf eine bestimmte Bevölkerung. Bevölkerungsrückgang durch Todesfälle in einem bestimmten Zeitraum. motorisch: Bewegungsvorgänge betreffend. Moxibustion: vgl. traditionelle chinesische Medizin. Mozenavir: auch DMP-450. Medikament gegen HIV (nichtpeptidischer Proteasehemmer), das z.Z. in klinischen Studien erprobt wird. MPA: Abk. für (engl.) mycophenolic acid, Mycophenolsäure. MRI: Abk. für (engl.) magnetic resonance imaging, Kernspintomographie. mütterliche Antikörper: sog. Leihantikörper. Abwehrstoffe (Antikörper), die während der Schwangerschaft von der Mutter auf das Kind übergehen. Auch bei einem nicht HIV-infizierten Kind einer HIV-infizierten Mutter sind bei dem Kind mütterliche Antikörper gegen HIV evtl. bis zum 18. Lebensmonat nachweisbar. Mukosa: Schleimhaut. Multicenter-Studie: Studie, die in mehreren Kliniken, medizinischen Zentren oder an mehreren Orten durchgeführt wird. multifokal: mit mehreren Herden. multilokular: an mehreren Orten auftretend. Multiresistenz: mehrfache Resistenz. Herabgesetzte oder aufgehobene Empfindlichkeit von Bakterien
oder Viren gegen mehrere Medikamente. Mundsoor: Candida-Mykose im Mundbereich. Mundwinkelrhagade: Hautschrunde im Mundwinkel mit kleinen, schmerzhaften Einrissen. Mutation: Veränderung im Erbgut, die zur plötzlichen Änderung der Eigenschaften eines oder mehrerer vererblicher Faktoren führt. Mutter-Kind-Übertragung: maternofetale Transmission. MVA: Abk. für modifizierte Vaccinia ankara. Attenuiertes Vaccinia-Virus. Wird nach gentechnischer Eingliederung von fremdem Erbmaterial (Rekombination) als Vektor für unterschiedliche Antigene genutzt. rMVA wird z.Z. als Kombinationsimpfstoff mit DNA-Vakzine (DNA-MVA/HIVA) in klinischen Studien als Schutzimpfung gegen HIV erprobt. Myalgie: Muskelschmerz, z.B. bei Muskelerkrankung (Myopathie). Mycobacterium avium intracellulare: Abk. MAI, Mycobacterium-avium-Komplex. Mycobacterium-avium-Komplex: Abk. MAK, MAI. Komplex aus Mycobacterium avium und Mycobacterium intracellulare (atypische Mykobakterien), der bei AIDS-Patienten (meist mit weniger als 50 CD4-Zellen/µl) zu einer opportunistischen Infektion mit Durchfall, Gewichtsverlust, Fieber, Nachtschweiß, Lungeninfektionen und Leberfunktionsstörungen führen kann. Erregernachweis durch Blutkultur oder PCR. Behandlung mit verschiedenen Chemotherapeutika in Kombinationstherapie, bisher oft ohne anhaltende Wirkung. Mycobacterium tuberculosis: Mykobakterium. Erreger der Tuberkulose. Mycophenolsäure: Abk. MPA. Substanz, die evtl. über immunologische Mechanismen die Vermehrung von HIV hemmen kann und z.Z. in klinischen Studien untersucht wird. Myelitis: Entzündung des Rückenmarks. Myelopathie: 1. Erkrankung des Rückenmarks, z.B. bei Neurosyphilis mit Lähmungen, Harninkontinenz und Sensibilitätsstörungen. 2. Erkrankung des Knochenmarks. Mykobakterien: Bakterien der Familie Mycobacteriaceae, die ursprünglich für Pilze gehalten wurden und die beim Menschen z.B. eine Tuberkulose verursachen können. Vgl. atypische Mykobakterien. Mykoplasmen: Bakterien ohne Zellwand (z.B. Mycoplasma hominis), die häufig im Genitalbereich vorkommen, ohne Erkrankungen auszulösen. Mykosen: durch Pilze hervorgerufene Erkrankungen, z.B. Candida-Mykosen, Histoplasmose und Kryptokokkose. Mykotoxine: Gifte, die von Pilzen gebildet werden. Myopathie: Muskelerkrankung, die mit Muskelschwäche bzw. Schmerzen einhergehen kann. Vorkommen z.B. als Nebenwirkung von Medikamenten (u.a. Zidovudin). Myositis: Muskelentzündung. Vorkommen z.B. bei Infektionen, Autoimmunkrankheiten und als Nebenwirkung von Medikamenten.
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N N-Acetyl-L-Cystein: Abk. NAC. Schleimlösendes Medikament, das die intrazelluläre Glutathionkonzentration erhöht. NW: selten Magen-Darm-Störungen, allergische Reaktionen. Nachtschweiß: massiver Schweißausbruch, der während des Nachtschlafs auftritt und Symptom einer Erkrankung oder Nebenwirkung von Medikamenten sein kann. Nacktmaus: unbehaarte Maus ohne Thymus und mit starker Verminderung der T-Lymphozyten. Vgl. SCID-Maus. Nadelaustauschprogramme: auch Spritzenaustauschprogramme. Präventionsprogramme, bei denen Drogengebraucher benutzte Injektionsnadeln oder Spritzenbestecke gegen neue, sterile Nadeln und Spritzen tauschen können. N. können zu einem deutlichen Rückgang von needle sharing und HIVInfektionen bei Drogengebrauchern führen. Nadelstichverletzung: Verletzung, die beim Hantieren mit Nadeln (Kanülen) im medizinischen Bereich entsteht. Bei Verletzung mit gebrauchten Nadeln können Krankheitserreger übertragen werden. Nach heutiger Einschätzung besteht bei N. mit HIV-kontaminierten Nadeln ein (eher geringes) Risiko einer HIVInfektion, das durch eine Postexpositionsprophylaxe gesenkt werden kann. Das Risiko einer Übertragung z.B. von Hepatitis B-Virus durch N. ist wesentlich höher. Nadir: niedrigster gemessener Wert, z.B. der Viruslast oder einer Medikamentenkonzentration. Vgl. Zenit. Nahrungsmittelintoleranz: Unverträglichkeit von bestimmten Nahrungsmittel, z.B. von Fett oder Milchzucker (Laktose). Naloxon: Medikament, das die Wirkungen von Opiaten unterdrückt (Opiatantagonist). Naltrexon: Medikament, das die Wirkungen von Opiaten unterdrückt (Opiatantagonist) und durch Stimulation von Endorphinen evtl. immunmodulierende Wirkungen hat. Anwendung zusammen mit Psychotherapie in der Behandlung der Opiatabhängigkeit (Entzugsbehandlung). NW: u.a. Leberwerterhöhung, Engstellung der Pupillen (Miosis), Depression. NASBA: Abk. für (engl.) nucleic acid sequence based amplification. Laborverfahren zur Bestimmung der Viruslast. Nationaler AIDS-Beirat: Abk. NAB. Beratergremium des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG). natürliche Killerzellen: Abk. NK-Zellen. Im Blut normalerweise vorkommende Lymphozyten, die andere Zellen (z.B. Krebszellen oder virusinfizierte Zellen) zerstören können. Die zellschädigende (zytotoxische) Aktivität wird z.B. durch Interferon, Interleukin und Immunmodulatoren angeregt. Nausea: Übelkeit. Nebenwirkung: Abk. NW. Unerwünschte Wirkung eines Arzneimittels. Häufigkeit und Schweregrad von Nebenwirkungen sind von verschiedenen Faktoren abhängig, z.B. Dosis des Arzneimittels, individuellen Faktoren wie Alter oder Geschlecht, Begleiterkrankungen.
needle sharing: (engl.) Bez. für gemeinsamen Gebrauch von Injektionsnadeln oder Spritzbestecken bei injizierendem Drogengebrauch. Needle sharing ist bei injizierenden Drogengebrauchern ein Hauptübertragungsweg von HIV und Hepatitis C-Virus. nef: auch 3'orf, Gen von HIV. nef verstärkt die virale Infektiosität und begünstigt den Eintritt von HIV in Zellen. negativ: ergebnislos, nicht nachweisbar. Z.B. sind bei negativem HIV-Antikörpertest keine Antikörper gegen HIV nachweisbar. Vgl. falsch-negativ. Nekrose: örtlicher Gewebstod in einem Organ, verursacht z.B. durch chemische oder physikalische Reize oder schwere Stoffwechselstörungen. Vorkommen z.B. als akute Retinanekrose. Nelfinavir: auch AG 1343, Handelsname Viracept. Medikament gegen HIV (Proteasehemmer), das i.d.R. im Rahmen einer Kombinationstherapie eingesetzt wird. NW: u.a. Durchfall, Übelkeit, Blähungen, Hautausschlag, Kopfschmerzen, Schwächegefühl. neonatal: das Neugeborene unmittelbar nach der Geburt bis zum 28. Lebenstag betreffend. Neoplasma: Neubildung von Gewebe durch abnormes Wachstum. Vgl. Tumor. Neopterin: Abbauprodukt aus dem Stoffwechsel von Makrophagen. Im Verlauf einer HIV-Infektion können erhöhte Blutkonzentrationen von N. auftreten. Früher als Surrogatmarker verwendet. Nephrolithiasis: Nierensteinleiden, Nierensteine. Nephropathie: Erkrankung oder Schädigung der Nieren. Vorkommen bei HIV z.B. als Glomerulonephritis. nephrotoxisch: giftig für die Nieren, nierenschädigend. Netzhaut: auch Retina. Lichtempfindliche Innenauskleidung des Augapfels. Neuralgie: Nervenschmerz. Neuro-AIDS: Erkrankungen der Nerven und des Zentralnervensystems, die im Zusammenhang mit AIDS oder HIV-Infektion auftreten, z.B. AIDS-Demenz, HIV-Enzephalopathie oder Neuropathie. Neurodermitis: atopisches Ekzem. Neurologie: Lehre von Aufbau und Funktion des Nervensystems und den Nervenkrankheiten. Neuropathie: Erkrankung der Nerven, die zu Funktionsstörungen wie z.B. Schmerzen, Kribbelgefühl (Parästhesien) und Lähmungen sowie als autonome N. zu vegetativen Störungen führen kann. Häufig sind mehrere Nerven betroffen (Polyneuropathie). Vorkommen z.B. als Nebenwirkung von Medikamenten (u.a. Didanosin, Isoniazid, Stavudin, Zalcitabin), als Mangelsymptom (z.B. Vitamin-B-Mangel) oder als sog. HIVassoziierte N. Diagnose durch Elektromyogramm und Elektroneurogramm. Die Behandlung ist abhängig von der Ursache; evtl. werden Liponsäure, Amitriptylin und Carbamazepin und bei immunologisch bedingter N. immunmodulierende Behandlungen (z.B. Plasmapherese, Cortison) eingesetzt. Neurosyphilis: Syphilis mit Befall des Nervensystems. neurotrop: auf das Nervensystem gerichtet oder wirkend. Neutralisation: in der Immunologie Bez. für einen Vorgang, bei dem ein spezifisches Antigen (z.B. Virus
oder Bakterie) durch die Bindung von neutralisierenden Antikörpern in seiner Wirksamkeit aufgehoben wird. Neutropenie: Verminderung der neutrophilen Granulozyten im Blut. Eine ausgeprägte N. kann zu einer verstärkten Anfälligkeit gegenüber bakteriellen Infekten führen und u.a. als Nebenwirkung von Medikamenten auftreten. Neutrophile: neutrophile Granulozyten. Größte Untergruppe der weißen Blutkörperchen, die mit chemisch neutralen Farbstoffen besonders gut gefärbt werden können und u.a. an der Phagozytose beteiligt sind. Nevirapin: auch BI-RG-587, Handelsname Viramune. Medikament gegen HIV (NNRTI), das i.d.R. im Rahmen einer Kombinationstherapie eingesetzt wird. NW: u.a. Hautausschlag, Stevens-JohnsonSyndrom, Fieber, Leberfunktionsstörungen. nichtsteroidal: keine Steroide enthaltend, z.B. nichtsteroidales, entzündungshemmendes Medikament (Antiphlogistikum). niedrigschwellig: Bez. für Hilfsangebote, bei denen Hindernisse der Zugänglichkeit oder Inanspruchnahme weitmöglichst reduziert sind. Nierensteine: Ablagerung von Kalkkonkrementen in der Niere (sog. Nephrolithiasis), die zu Flankenschmerz, Koliken und Nierenfunktionsstörungen führen kann. Nierenwerte: Laborwerte zur Beurteilung der Nierenfunktion, z.B. Kreatinin, Harnstoff. Nitazoxanid: Abk. NTZ. Medikament, das gegen Kryptosporidien wirksam ist und bei Durchfällen eingesetzt wird. NK-Zellen: Abk. für natürliche Killerzellen. NMR: Abk. für (engl.) nuclear magnetic resonance, Kernspintomographie. NNRTI: Abk. für (engl.) non nucleoside reverse transcriptase inhibitors, Nicht-Nukleosid-ReverseTranskriptase-Hemmer. Substanzgruppe mit künstlichen chemischen Verbindungen, die den Wirkort der reversen Transkriptase besetzen und die Vermehrung von HIV hemmen. Einsatz gegen HIV z.B. von Nevirapin, Efavirenz oder Delavirdin. NNY: Abk. für N-nonanoyl-Rantes, CCR5-Blocker. Nocardia: Gattung von Bakterien, die als opportunistische Erreger eine Nocardiose verursachen können. Nocardiose: durch Nocardia (z.B. Nocardia asteroides) verursachte Infektionskrankheit, die als opportunistische Infektion v.a. bei immungeschwächten Patienten auftritt und zu Abszessen der Lunge, des Gehirns und der Haut führen kann. Noncompliance: (engl.) fehlende Bereitschaft oder Unfähigkeit eines Patienten zur Mitarbeit bei diagnostischen oder therapeutischen Verfahren. Non-Hodgkin-Lymphom: Abk. NHL. Bez. für alle Formen des bösartigen (malignen) Lymphoms mit Ausnahme des Hodgkin-Lymphoms. Das NHL tritt v.a. in Magen-Darm-Trakt, Knochenmark und Leber oder im Zentralnervensystem (primär zerebrales NHL) auf. Die Diagnose wird i.d.R. durch feingeweblichen (histologischen) Nachweis der Lymphomzellen in der Biopsie gestellt. Zur Behandlung werden z.B. Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin und Prednison als Kombinationstherapie (CHOP) eingesetzt; bei primär zerebralem NHL erfolgt zusätzlich eine Strahlentherapie. Nonoxinol 9: spermientötende Substanz (Spermizid), die z.B. in Gleitmitteln oder Scheidenzäpfchen
enthalten ist. Nonoxinol 9 hat eine begrenzte antivirale Wirkung gegen HIV, die wahrscheinlich jedoch nicht ausreichend ist, um eine HIV-Infektion zu verhindern. Non-Responder: (engl.) nicht Antwortender. Person (oder auch Krankheitserreger), die auf eine bestimmte Behandlung oder ein Testverfahren nicht anspricht. nosokomial: auf das Krankenhaus bezogen, z.B. Nosokomialinfektion als Infektion, die im Krankenhaus erworben wurde. NRTI: Abk. für (engl.) nucleoside reverse transcriptase inhibitors, Nukleosid-Reverse-TranskriptaseHemmer, Nukleosidanaloga. NSI: Abk. für nicht-Synzytium-induzierend, Synzytium. NUB-Richtlinien: bundesweit geltende Richtlinien des Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen für Neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden, die die Voraussetzungen für die Durchführung und die Kostenübernahme eines Verfahrens durch die gesetzliche Krankenversicherung regeln. Vgl. Substitution. Nukleinsäuren: aus Nukleotiden aufgebaute komplexe Moleküle, die als Desoxyribonukleinsäure (DNA) oder als Ribonukleinsäure (RNA) vorkommen. Träger der Erbanlagen und Schlüsselsubstanzen der Eiweißbiosynthese u.a. im Zellkern und den Mitochondrien der Zelle. Nukleokapsid: Abk. NC. Eiweißhülle der Nukleinsäure bei einem Virion. Nukleosid: Bausteine von Nukleotiden, z.B. Adenosin, Cytidin, Guanosin, Thymidin, Uracil. Nukleosidanaloga: Substanzgruppe mit künstlichen chemischen Verbindungen, die Nukleosiden ähneln, aber den Aufbau von Nukleinsäuren (DNA oder RNA) stören. N. können z.B. die Vermehrung von Zellen oder Viren hemmen und werden zur antiviralen Therapie bei HIV und Hepatitis B eingesetzt. Einsatz gegen HIV z.B. von Abacavir, Didanosin, Lamivudin, Stavudin, Zalcitabin oder Zidovudin, um die Virusvermehrung durch Hemmung der reversen Transkriptase zu unterdrücken. Nukleotid: aus Nukleosiden aufgebauter Grundbaustein von Nukleinsäuren (DNA, RNA). Nukleotidanaloga: Substanzgruppe mit künstlichen chemischen Verbindungen, die Nukleotiden ähneln, aber den Aufbau von Nukleotiden und Nukleinsäuren und damit die Vermehrung von Zellen oder Viren hemmen. Anwendung z.B. von Tenofovir. Nullsubstanz: Plazebo. Nystatin: Medikament (Antimykotikum), das v.a. bei Speiseröhrensoor (Candida-Mykosen) angewendet wird. NW: selten Magen-Darm-Störungen.
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O o.B.: Abk. für ohne (krankhaften) Befund. Oberflächenantigen: Struktur an der Oberfläche einer Zelle, eines Virus oder Stoffs, die vom Körper als fremd erkannt wird und die Bildung von Antikörpern auslösen kann. Vgl. Antigen. Oberlappen-PcP: Pneumocystis-carinii-Pneumonie, die einen bestimmten Teilabschnitt der Lunge, die Oberlappen, betrifft. Gehäuftes Vorkommen als sog. Durchbruch-PcP bei Aerosolinhalation von Pentamidindiisethionat zur PcP-Prophylaxe. observed-data analysis: (engl.) auch on-treatment analysis. Auswertungsverfahren von klinischen Studien, bei dem nur Daten von Patienten berücksichtigt werden, die zum Auswertungszeitpunkt tatsächlich vorliegen. Die Effektivität einer Therapie unter Studienbedingungen kann (z.B. im Vergleich zu einem bisherigen Behandlungsverfahren) bewertet werden. Obstipation: Verstopfung. Octreotid: Medikament gegen Durchfall (Diarrhoe), das eine ähnliche Wirkung wie Somatostatin hat und zur Behandlung von schweren Durchfällen bei Kryptosporidiose eingesetzt wird. NW: u.a. (vorübergehende) Schmerzen an der Injektionsstelle, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen. Ödem: Wassereinlagerung in Körpergewebe. Ösophagitis: Entzündung der Speiseröhre, z.B. durch Candida albicans (Speiseröhrensoor) oder Zytomegalie-Virus. Ösophagus: Speiseröhre. offene Studie: klinische Studie, bei der sowohl der Arzt, als auch der Patient weiß, welches Behandlungsverfahren (z.B. welches Medikament) eingesetzt wird. Ofloxazin: Antibiotikum (Gyrasehemmer), das bei zahlreichen bakteriellen Infektionen eingesetzt wird. NW: u.a. Schwindel, Kopfschmerzen, Hautausschlag bei Lichteinwirkung. OKT4-Zellen: auch T-Helferzellen, CD4-Zellen. OKT8-Zellen: auch T-Suppressorzellen, CD8-Zellen. Ondansetron: Medikament gegen Brechreiz und Übelkeit (Antiemetikum) bei Chemotherapie. NW: u.a. Kopfschmerzen, Obstipation. onkogen: eine bösartige Gewebebildung erzeugend. Onkogen: Gensequenz, die in bestimmten Viren (sog. Onkoviren) enthalten ist und zur Bildung bösartiger Geschwülste führen kann. Onkologie: Lehre von den Krebserkrankungen.
Onkoviren: auch onkogene Viren, Tumorviren. Viren, die bösartige Geschwülste verursachen können, z.B. das Epstein-Barr-Virus ein Lymphom. on-treatment analysis: observed-data analysis. Onychodystrophie: krankhafte Veränderung der Finger- oder Fußnägel mit Schrumpfungen oder vermehrtem Wachstum. Onychomykose: Pilzerkrankung der Finger- oder Zehennägel. Ophthalmologie: Augenheilkunde. Ophthalmoskopie: Augenspiegelung. Opiatabhängigkeit: Abhängigkeit von Drogen (z.B. Heroin) oder Medikamenten (z.B. Codein) aus der Substanzgruppe der Opiate. Opium: getrockneter Milchsaft von Schlafmohn. Anwendung als Opiumtinktur zur Schmerztherapie und zur symptomatischen Behandlung von Durchfallerkrankungen. opportunistische Infektion: Abk. OI. Nur bei Patienten mit Immunschwäche (z.B. bei AIDS oder immunsuppressiver Therapie) auftretende Infektion mit Mikroorganismen, die bei Menschen mit normalem Immunsystem nicht zu einer Erkrankung führen. Die Erreger machen sich die Abwehrschwäche des Körpers zunutze. Eine der am häufigsten bei AIDS auftretenden OI ist die Pneumocystis-cariniiPneumonie. Optikusatrophie: krankhafte Rückbildung (Atrophie) des Sehnervs (Nervus opticus), die zur Erblindung führen kann. oral: den Mund betreffend, durch den Mund, z.B. orale Gabe von Medikamenten als Pille. orale Haarleukoplakie: Abk. OHL, auch orale haarförmige Leukoplakie. Schädigung der Mundschleimhaut mit nicht abstreifbaren Belägen, die typischerweise an Zungenrand und Wangenschleimhaut auftreten. Es besteht ein Zusammenhang mit Epstein-Barr-Virus. Evtl. Behandlung mit Aciclovir. Oralverkehr: Geschlechtsverkehr mit Beteiligung des Munds als oral-genitaler (orogenitaler) Verkehr z.B. als Cunnilingus mit Mund-Vulva- oder als Fellatio mit Mund-Glied-Kontakt oder als oral-analer Verkehr mit Mund-Anus-Kontakt z.B. beim rimming. Organtransplantation: Übertragung von Organen. Bei HIV-Infektion des Spenders ist eine Infektion des Empfängers möglich, daher sollten HIV-infizierte Menschen keine Organe spenden (Spenderselbstausschluß). Das Vorliegen einer HIV-Infektion ist kein genereller Ausschlußgrund für Organempfang. orogenital: Mund und Geschlechtsorgane (Genitale) betreffend, z.B. orogenitaler Herpes an Mund und Geschlechtsorganen. orphan drug: Medikamente, die bei seltenen Krankheiten angewendet werden. Der Orphan-drug-Status wird in den USA von der FDA erteilt und bedeutet u.a. eine Ausweitung der Markenschutzrechte. Osteomyelitis: umschriebene Entzündung des Knochenmarks, oft durch eine Absiedlung von Keimen bei Sepsis oder durch Unfälle mit bakterieller Verschmutzung einer Knochenbruchstelle verursacht. Osteonekrose: Absterben von Knochengewebe. Vorkommen z.B. bei Knochenentzündungen,
Stoffwechselstörungen oder als sog. idiopathische O. ohne erkennbare Ursache. Osteopenie: Verringerung der Knochendichte. Vorkommen z.B. bei hormonellen Störungen oder als Nebenwirkung von Medikamenten. Otitis media: Mittelohrentzündung, z.B. durch Streptokokken oder Staphylokokken. Bei HIV-infizierten Kindern kann es gehäuft zu lang anhaltenden und wiederkehrenden Mittelohrentzündungen kommen. oxidativer Streß: durch Energieverbrauch z.B. während einer Infektion in einer Zelle verursachter Vorgang, bei dem freie Radikale gebildet werden. Vgl. Antioxidativa. Ozon: dreiatomiges Sauerstoffmolekül (O3). O. bewirkt bei Kontakt mit organischen Substanzen die Freisetzung chemisch aktiver Verbindungen. Eine Wirksamkeit bei HIV-Infektion konnte in klinischen Studien nicht belegt werden.
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P p: 1. Abk. für Strukturproteine. Eiweiße, aus denen HIV aufgebaut ist. Wichtige Strukturproteine sind p7, p17, p18 und p24. 2. Zeichen für statistisches Signifikanzniveau. PAAD: Abk. für pädiatrische Arbeitsgemeinschaft AIDS Deutschland. Paclitaxel: auch Taxol. Chemotherapeutisches Medikament, das gegen bösartige Tumoren eingesetzt wird und in den USA auch zur Behandlung des Kaposi-Sarkoms zugelassen ist. NW: u.a. Neutropenie, Haarausfall, Fieber. Pädiatrie: Kinderheilkunde. pädiatrisches AIDS: Bez. für das Krankheitsbild, das bei Kindern mit AIDS auftritt. Häufige Symptome sind die Pneumocystiscarinii-Pneumonie, bakterielle Infektionen, Durchfall, Mundsoor, die lymphoide interstitielle Pneumonie (LIP), Gedeihstörungen mit Entwicklungsverzögerung und Speicheldrüsenschwellungen. Pädiatrisches AIDS: Klinische Stadien der HIV-Infektion bei Kindern unter 13 Jahren (pädiatrische CDC-Klassifikation von 1994) Stadium N: Keine klinische Symptomatik Stadium A: Leichte klinische Symptomatik (Kinder mit 2 oder mehr der gelisteten Symptome, aber ohne Symptome/Erkrankungen der Stadien B und C), Lymphadenopathie, Hepatomegalie, Splenomegalie, Dermatitis, Parotitis, rezidivierende oder persistierende Infekte der oberen Luftwege, Sinusitis oder Otitis media Stadium B: Mittelschwere klinische Symptomatik (weder A noch C). Unter anderem Anämie (Hb unter 8 g/dl), Neutrozytopenie (unter 100/µl), Thrombozytopenie (unter 100.000/µl) länger als 30 Tage, Episode einer bakteriellen Meningitis, Pneumonie oder Sepsis, oropharyngeale Candidiasis (länger als 2 Monate bei Kindern älter als 6 Lebensmonate), Kardiomyopathie, Zytomegalie-Infektion, rezidivierende HSV-Stomatitis, HSV-Bronchitis, HSVPneumonie oder HSV-Ösophagitis, Infektion mit Herpes-zoster-Virus (mindestens 2 Episoden oder mehr als ein betroffenes Dermatom), Leiomyosarkom, lymphozytäre interstitielle Pneumonie (LIP) oder lymphozytärer Lungenhyperplasiekomplex, Nephropathie, Nocardiose, Fieber länger als ein Monat, Toxoplasmose vor dem 1. Lebensmonat, disseminierte Varizelleninfektion. Stadium C: Schwere klinische Symptomatik. Mehrere oder rezidivierende schwere bakterielle Infektionen (mindestens 2 kulturell bestätigte Infektionen innerhalb von 2 Jahren), Candidiasis von Ösophagus oder Lunge, disseminierte Kokzidioidomykose, extrapulmonale Kryptokokkose, Kryptosporidiose oder Isosporidiose mit Diarrhoe (länger als 1 Monat), Zytomegalie-Infektion (an anderer Stelle als Leber, Milz oder Lymphknoten), Enzephalopathie, mukokutane HSV-Ulzeration (länger als 1 Monat), HSV-bedingte Bronchitis, Pneumonie oder Ösophagitis, disseminierte Histoplasmose, Kaposi-Sarkom, primäres Lymphom des Gehirns, Burkitt-Lymphom, disseminierte oder extrapulmonale Tuberkulose, disseminierte Mykobakteriose (Mycobacterium-avium-Komplex, Mycobacterium kansasii, nicht identifizierbare Mykobakterien), Pneumocystis carinii-Pneumonie, progressive multifokale Leukenzephalopathie, rezidivierende nichttyphöse Salmonellose, Toxoplasmose des Gehirns, Wasting-Syndrom.
Immunologische Kategorie Immunsuppression
Klinische Symptomatik N
A
B
C
Keine
Leicht
Mittelschwer
Schwer
1 Keine
N1
A1
B1
C1
2 Mittelschwer
N2
A2
B2
C2
3 Schwer
N3
A3
B3
C3
Bei unklarem Unfektionsstatus, aber prä- oder perinataler Exposition, werden die Untergruppen durch den Buchstaben E erweitert, z.B. EN1.
Immunologische Kriterien der pädiatrischen HIV-Klassifikation Immunologische Kategorie
Alter des Kindes
Immunsuppression 1 Keine 2 Mittelschwer
12 Monat
1-5 Jahre
6-12 Jahre
(µl), (%)
(µl), (%)
(µl), (%)
1500, 25
1000, 25
500, 2
750-1499, 15-24
500-999, 15-24
200-499, 15-24
<750, <15
<500, <15
<200, <15
3 Schwer
palliativ: lindernd, aber nicht heilend, z.B. palliative Schmerztherapie oder Palliativpflege bei unheilbar Kranken. palpabel: tastbar, bei der Tastuntersuchung spürbar, z.B. palpable Lymphknoten. Pandemie: weltweit verbreitete Epidemie. Pankreas: Bauchspeicheldrüse. Pankreatitis: Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Ein schwerer Verlauf mit tödlichem Ausgang ist möglich. Vorkommen z.B. bei chronischem Alkoholgebrauch oder als Nebenwirkung bestimmter Medikamente. p24-Antigen: Eiweißmolekül aus der Kernhülle von HIV, das bei Virusvermehrung freigesetzt wird und im Blut nachweisbar ist. Früher als Surrogatmarker verwendet, wird p24-A. heute u.a. bei Screening-Untersuchungen z.B. bei Blutspendern bestimmt. Panzytopenie: starke Verringerung aller Blutzellen, z.B. nach Knochenmarkschädigung. Papanicolaou-Abstrich: Abstrich aus dem Gebärmutterhals zur Diagnose atypischer Zellen durch Laboruntersuchung im Färbeverfahren nach Papanicolaou. Untersuchung zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs und CIN. Papille: kleine, rundliche Erhebung bei Organen, z.B. Sehnervenpapille des Auges. papulös: knötchenförmige Hautveränderung. Paracetamol: Medikament gegen Schmerzen, Fieber und Entzündungen. NW: u.a. allergische Reaktionen, selten Blutbildveränderungen. Bei hoher Dosierung oder Langzeitanwendung ist P. potentiell leberschädigend. Parästhesie: wörtlich Fehlempfindung, z.B. Kribbelgefühl als Zeichen einer Nervenerkrankung (Neuropathie). Vorkommen als periorale P. mit Mißempfindungen und Kribbelgefühl im Mundbereich u.a. als Nebenwirkung von Proteasehemmern oder als distale P. (in den Beinen) u.a. als Nebenwirkung bestimmter Nukleosidanaloga. Parameter: Maßzahl für die Ausprägung eines Merkmals, kennzeichnende und veränderliche Größe. Parasit: pflanzliche oder tierische Lebewesen, die auf oder in einem anderen Organismus (sog. Wirt) leben und evtl. zu Erkrankungen führen können. parenteral: unter Umgehung des Verdauungstrakts, z.B. parenterale Gabe eines Medikaments durch Infusion. Paromomycin: Medikament (Breitband-Antibiotikum), das v.a. bei Amöbiasis, Lambliasis und auch bei Kryptosporidiose eingesetzt wird. NW: z.B. Übelkeit, Durchfall, reversible Nierenfunktionsstörung, Hörstörungen. Paronychie: Entzündung des Nagelfalzes. Vorkommen an den Großzehen z.B. als Nebenwirkung von Medikamenten (u.a. Proteasehemmer). Parotis: Ohrspeicheldrüse. Parotisschwellung: Schwellung der Ohrspeicheldrüse, Speicheldrüsenschwellung. Parotitis: Entzündung der Ohrspeicheldrüse. Partikel: Teilchen.
passive Hyperimmuntherapie: Abk. PHT. Behandlung mit menschlichem Plasma, das hohe Konzentrationen von neutralisierenden Antikörpern gegen HIV enthält und von HIV-positiven asymptomatischen Spendern gewonnen wird. Wirksamkeit umstritten. passive Immunisierung: therapeutische Gabe von Antikörpern zur Abwehr einer Infektion, z.B. als vorbeugende Maßnahme (Postexpositionsprophylaxe) bei HIV-infizierten Kindern unmittelbar nach einer vermuteten Infektion mit Varizellen (Windpocken) durch Varizellen-Hyperimmunglobulin. Im Unterschied zur aktiven Immunisierung werden bei der p.I. keine körpereigenen Antikörper gebildet, weshalb die Schutzdauer begrenzt ist. pathogen: eine Krankheit auslösend, krankmachend, z.B. pathogene Mikroorganismen. Pathogenese: Krankheitsentstehung. pathognomonisch: für eine bestimmte Krankheit kennzeichnend. pathologisch: krankhaft. Pathomechanismus: der naturwissenschaftlich erklärbare Ablauf eines krankhaften Prozesses. Pattern: (engl.) Muster, Ausbreitungsmuster einer Erkrankung. Nach einem WHO-Vorschlag werden bei HIV 3 Muster unterschieden: In Pattern 1-Ländern (z.B. Österreich) ist die Ausbreitung von HIV im wesentlichen beschränkt auf umschriebene Risikogruppen. In Pattern 2-Ländern (z.B. Uganda) erfolgt die Ausbreitung v.a. über heterosexuelle Kontakte, Übertragungen von der Mutter auf das Kind sind häufig. In Pattern 3-Ländern (z.B. Kuwait) gibt es nur vereinzelt HIV-Infektionen und kein eindeutiges Ausbreitungsmuster. Mischformen mit unterschiedlichem P. in einem Land sind möglich. Paul Ehrlich-Institut: Abk. PEI. Bundesinstitut für Sera und Impfstoffe. PCR: Abk. für (engl.) polymerase chain reaction, Polymerasekettenreaktion. Sehr empfindliche Labormethode zum Nachweis von Erbsubstanz (DNA). Anwendung z.B. zum Nachweis (auch inaktiver) Krankheitserreger und zur Bestimmung der Viruslast (RNA und DNA). Die quantitative HIV-RNA PCR (qPCR) ist ein Laborverfahren zur Bestimmung der Viruslast im untersuchten Material (z.B. Blut). PD-178390: experimentelle Substanz gegen HIV (nichtpeptidischer Proteasehemmer), die z.Z. in klinischen Studien erprobt wird. Penciclovir: antivirales Medikament (Nukleosidanalogon), das gegen Herpesviren wirksam ist. Penetration: Eindringen, Durchdringen. Penicilline: Medikamente gegen Bakterien (Antibiotika), die z.B. zur Behandlung der Syphilis angewendet werden. PENTA: Abk. für (engl.) Pediatric European Network for Treatment of AIDS. Europäisches Netzwerk zur Durchführung klinischer Studien bei Kindern mit HIV bzw. AIDS. Pentamidindiisethionat: auch Pentamidin. Medikament (Chemotherapeutikum) zur Behandlung und Prophylaxe der Pneumocystis-carinii-Pneumonie (PcP). Anwendung als Aerosol zur Primär- und Sekundärprophylaxe oder i.v. für die Behandlung der schweren PcP. NW: bei Aerosolinhalation u.a. Reizhusten, Metallgeschmack, bei i.v.-Gabe u.a. Blutzuckerschwankungen, Diabetes mellitus, Pankreatitis. Pentoxifyllin: Medikament, das bei Durchblutungsstörungen eingesetzt wird und auch eine Senkung der Konzentration von Tumor-Nekrose-Faktor bewirkt. NW: u.a. Magen-Darm-Störungen, Kopfschmerzen. Peptid: Eiweiß, das aus mehreren Aminosäuren zusammengesetzt ist. Unterschieden werden Oligopeptide (bis 10 Aminosäuren) und Polypeptide (10-100 Aminosäuren). Peptidimpfstoff: gentechnisch hergestellter Impfstoff, der ein oder mehrere definierte Eiweißbausteine (Peptide) als Antigen enthält. Peptid T: experimentelles Medikament aus Aminosäuren, das die Bindung von HIV an den CD4-Rezeptor von Zellen verhindern soll (Fusionshemmer). Bisherige Studien blieben ohne eindeutigen Wirksamkeitsnachweis. Perfusion: Durchströmung, z.B. des Körpers oder einzelner Organe mit Flüssigkeiten, Blut, Plasma. perinatal: den Zeitraum kurz vor, während oder kurz nach der Geburt betreffend.
peripher: außen, im äußeren Bereich des Körpers, z.B. periphere Neuropathie. periphere Lymphozyten: Lymphozyten, die sich frei im Blut bewegen und nicht in Lymphknoten oder einem anderen Kompartiment liegen. Persistenz: Bestehenbleiben, Erhaltenbleiben z.B. von Krankheitserregern trotz Behandlung. persistierende generalisierte Lymphadenopathie: Abk. PGL. Historische Bez. für anhaltende, allgemeine krankhafte Veränderungen der Lymphknoten als Symptom des Lymphadenopathiesyndroms. Pflegeversicherung: seit 1.1.1995 bestehende soziale Versicherung zur ambulanten und stationären pflegerischen Versorgung. Die Einteilung der Pflegebedürftigkeit erfolgt in 3 Pflegestufen mit unterschiedlicher Leistungsgewährleistung. Phänotyp: genetisch bestimmte Eigenschaften oder Erscheinungsbild, die u.a. vom Genotyp bestimmt werden. phänotypischer Resistenztest: labormedizinisches Verfahren, mit dem die Empfindlichkeit von HIV gegenüber bestimmten antiretroviralen Medikamenten festgestellt werden kann. Phagozytose: Aufnahme körperfremder Substanzen (z.B. Viren, Bakterien) durch Phagozyten, sog. Freßzellen (u.a. Monozyten, Makrophagen). Pharmakodynamik: Einfluß von Arzneimitteln auf den Körper u.a. im Hinblick auf Wirkungsmechanismus, Dosis-WirkungsBeziehung und Nebenwirkungen. Pharmakokinetik: Einfluß des Körpers auf Arzneimittel u.a. im Hinblick auf Aufnahme, Verteilung, Verstoffwechslung und Ausscheidung des Arzneimittels. Pharyngitis: Entzündung im Rachenbereich. Phenytoin: auch Diphenylhydantoin. Gegen Krampfanfälle eingesetztes Medikament (Antiepileptikum). NW: z.B. Leberfunktionsstörungen, Überempfindlichkeitsreaktionen, Zahnfleischwucherung. Phobie: extrem starke Angst. Vgl. AIDS-Phobie. Phosphazid: auch Phosphonavir, PZT. Medikament gegen HIV (Nukleosidanalogon), das z.Z. in klinischen Studien erprobt wird. NW: Schwächegefühl, Übelkeit, Erbrechen. Phosphorylierung: chemischer Vorgang z.B. bei der Verstoffwechselung von Nukleosidanaloga in Zellen. Photosensibilität: erhöhte Empfindlichkeit der Haut gegen UV-Strahlung und starke Neigung zu Sonnenbrand, die veranlagungsbedingt oder als Nebenwirkung von Medikamenten (z.B. Hypericin, Doxycyclin) auftreten kann. physiologisch: im Zusammenhang mit regulären Stoffwechselvorgängen, normal für den Organismus. PI: Abk. für Proteaseinhibitor, Proteasehemmer. PID: Abk. für (engl.) pelvic inflammatory disease, pelvine inflammatorische Erkrankung. Entzündung des Beckenbereichs der Bauchhöhle, die bei Frauen mit HIV-Infektion gehäuft beobachtet wird. Eine PID wird häufig verursacht durch Candida, Mykoplasmen und Chlamydien. Pillenpause: Intervalltherapie. Pilotstudie">Pilotstudie: Studienform mit einer kleinen Zahl von Teilnehmern, die z.B. als Machbarkeitsstudie einer geplanten größeren Studie vorausgeht. Pilz: auch Fungus. Niedere Pflanze, die sich von organischen Substanzen ernährt. Einige Arten können beim Menschen zu Erkrankungen führen. Pilzerkrankungen: auch Mykosen. Durch Pilze hervorgerufene Erkrankungen, z.B. Candida-Mykosen, Histoplasmose und Kryptokokkose. Pinozytose: Aufnahme von Flüssigkeiten oder gelösten Substanzen durch Zellen.
Pityriasis: schuppige Hauterkrankung. Die Pityriasis versicolor wird durch den Pilz Malassezia furfur (auch Pityrosporum furfur) hervorgerufen und führt auf heller Haut zu dunklen, auf dunkler Haut zu hellen, schuppenden Herden. Behandlung mit Antimykotika. Pityrosporum ovale: sog. Flaschenpilz, der ein seborrhoisches Ekzem auslösen kann. Placebo: Plazebo. Placenta: Mutterkuchen. Organ, das während der Schwangerschaft dem Stoffaustausch zwischen Mutter und Kind (Embryo) dient. placentagängig: fähig, die Placenta zu passieren. Diese Fähigkeit ist abhängig von Art und Partikelgröße einer Substanz. Bestimmte Antikörper (IgG) können die Placenta passieren und von der Mutter auf das Kind übergehen. Plasma: Blutplasma. Flüssiger Anteil des Bluts (ohne Blutkörperchen), der im Unterschied zum Serum auch Gerinnungsfaktoren enthält. Plasmapherese: Verfahren zur Trennung von zellulären und nicht-zellulären Blutbestandteilen durch Filterung, das z.B. in der Behandlung der schweren, immunologisch bedingten Neuropathie eingesetzt wird. Plasmaspiegel: Konzentration einer Substanz (z.B. Medikament) im Blutplasma. Plasmazellen: aus B-Lymphozyten entstehende Zellen, die Immunglobuline und Antikörper bilden können und für die humorale Immunantwort wichtig sind. Plazebo: sog. Nullsubstanz. Wirkstofffreies, äußerlich nicht vom Originalmedikament unterscheidbares Scheinmedikament. Die Verwendung von P. in klinischen Studien wird kritisch diskutiert. Plazeboeffekt: Suggestivwirkung. Durch ein Plazebo erreichte Wirkung. Ein P. in bezug auf erwünschte und unerwünschte Wirkungen ist in klinischen Studien bei bis zu 20% der Studienteilnehmer nachweisbar. Plazenta: Placenta. PMPA: (R)-9-(2)Phosphonyl(methoxypropyl)adenin, Adefovir. Pneumocystis carinii: einzelliger Mikroorganismus (ein Pilz). Überall (ubiquitär) verbreiteter Erreger, der z.B. die Pneumocystiscarinii-Pneumonie verursacht. Pneumocystis-carinii-Pneumonie: Abk. PcP. Lungenentzündung durch Pneumocystis carinii. Häufigste opportunistische Infektion und AIDS-definierende Erkrankung. Symptome sind u.a. Atemnot und trockener Husten und Fieber. Die Diagnose erfolgt durch Röntgen-Thoraxbild, Messung der Lungenfunktion und Blutgasanalyse sowie mikroskopischem Erregernachweis aus dem Auswurf (Sputum) oder evtl. Bronchiallavage. Therapie z.B. mit Trimethoprim-Sulfamethoxazol, Pentamidindiisethionat, Dapson plus Trimethoprim, Atovaquon, Trimetrexat plus Calciumfolinat. Eine Primärprophylaxe wird bei einer CD4-Zellzahl unter 200/µl empfohlen. Zur Vermeidung eines Rezidivs bei ausgeprägter Immunschwäche ist i.d.R. eine Sekundärprophylaxe erforderlich. Pneumokokken: kugelförmige Bakterien, die v.a. bei Menschen mit Immunschwäche Lungenentzündungen, Mittelohrentzündungen oder Hirnhautentzündungen verursachen können. Pneumonie: Lungenentzündung. Pneumothorax: Luftansammlung im Brustfellraum, die zu teilweisem oder völligem Zusammensinken eines Lungenflügels führen kann. Vorkommen bei PcP-Prophylaxe mit Aerosolinhalation möglich. Therapie durch Absaugen der Luft bzw. Verkleben des Brustfells. PO2: Anteil des Sauerstoffs an der Gaszusammensetzung, z.B. im arteriellen Blut oder in der Atemluft. Podophyllotoxin: Bestandteil von Podophyllin. Lokal wirksames Zytostatikum, das zur Behandlung von Feigwarzen (Condylomata acuminata) eingesetzt wird. Pokeweed: Substanz aus der Pflanze Phytolacca americana, die Zellteilungen auslösen kann (Mitogen) und bei Lymphozytenfunktionstests verwendet wird.
pol: Strukturgen von HIV, das Proteine für die reverse Transkriptase, die Integrase und Protease von HIV kodiert. Vgl. Gen. Polychemotherapie: Behandlung von Infektionskrankheiten oder Tumoren mit einer Kombinationstherapie von mehreren Medikamenten. Polymenorrhoe: Monatsblutung, die zu häufig auftritt (verkürzter Zyklus). Polymyositis: entzündliche Erkrankung mehrerer Muskeln. Polyneuropathie: Nervenerkrankung, die mehrere Nerven betrifft. Vgl. Neuropathie. Polyradikulitis: Entzündung der Nervenwurzeln. Polytoxikomanie: gleichzeitig oder nacheinander bestehende Abhängigkeit von mehreren Suchtmitteln, z.B. Alkohol und Schlafmittel und Heroin. Polyurethan: Kunstoff, Grundstoff z.B. von Kondomen und Einmalhandschuhen. polyvalent: mehrwertig. Polyvalente Impfstoffe enthalten mehr als ein Epitop als Antigen. Population: Bevölkerung, in Studien auch Bez. für eine Untersuchungsgruppe. Port: Hohlkörper, der operativ in das Unterhautfettgewebe eingepflanzt wird und eine Verbindung zum Venensystem hat. Ein P. dient zur Erleichterung des intravenösen Zugangs bei häufigen Injektionen. positiv: vorhanden, nachweisbar, z.B. sind bei positivem HIV-Antikörpertest Antikörper gegen HIV nachweisbar. Vgl. falschpositiv. Positronen-Emissions-Tomographie: Abk. PET; Methode zum Nachweis der Stoffwechselfunktion von Zellen, z.B. von Hirnzellen bei unklaren neurologischen Krankheitszeichen. Postexpositionsprophylaxe: Abk. PEP. Vorbeugende Maßnahmen unmittelbar nach Exposition gegenüber einem Krankheitserreger, um eine Infektion zu verhindern. Bei HIV wird eine PEP z.B. nach Nadelstichverletzung mit Auswaschen und Reinigung der Wunde und antiretroviraler Kombinationstherapie empfohlen. Eine PEP nach nicht-beruflicher (z.B. sexueller) Exposition wird z.Z. in Studien erprobt. postnatal: nach der Geburt. postpartal: auch post partum. Nach der Entbindung. postprandial: nach der Mahlzeit. potentiell: möglich, denkbar. pp65-Antigen: Eiweiß (Antigen), das bei Zytomegalie im Blut nachweisbar ist. PPD: Abk. für (engl.) purified protein derivative of tuberculin. Im Hauttest verwendetes Tuberkulin. PPI: Abk. für prä- oder perinatale Infektion, Ansteckung des Kindes vor oder während der Geburt. Vgl. maternofetale Transmission. PPSB: Faktorenpräparat zur Behandlung von Faktor-IX-Mangel und Hämophilie B. Pradimicin: experimentelles Medikament (Antimykotikum), das in Laborversuchen gegen Aspergillen, Candida und Cryptococcus wirksam ist. NW: Erhöhung von Leberwerten. Prädiktoren: Faktoren, die die Voraussage bestimmter Ereignisse z.B. im Verlauf einer Krankheit ermöglichen. präfinal: dem Tod vorausgehend. Präkanzerose: Krebsvorstadium. Gewebe, das sich im Übergang von gutartigem zu bösartigem Wachstum befindet. Die Diagnose erfolgt durch feingewebliche (histologische) Untersuchung. Bei HIV kann eine P. evtl. schneller in ein Krebsstadium
übergehen. Vgl. Zervixkarzinom. pränatal: vor der Geburt. Prävalenz: epidemiologische Bez., die ein Krankheitsgeschehen in einer bestimmten Bevölkerung beschreibt. P. ist definiert als Zahl der Erkrankten bzw. Häufigkeit eines bestimmten Merkmals im Verhältnis zur Zahl der untersuchten Personen zum Zeitpunkt der Untersuchung. Prävalenzstudie: auch Querschnittstudie. Studie, in der die Häufigkeit eines bestimmten Merkmals in einer definierten Bevölkerungsgruppe zu einem bestimmten Zeitpunkt ermittelt wird. Prävention: Vorbeugung, Verhütung. Formen: primäre P., Vermeidung bzw. Ausschaltung schädlicher Faktoren, bevor sie wirksam werden; sekundäre P., Erkennung und Behandlung von Krankheiten zum frühestmöglichen Zeitpunkt; tertiäre P. als Begrenzung von Krankheitsfolgen (z.B. durch Rehabilitation). Precum: Lusttröpfchen. Vor dem Ejakulat austretende, überwiegend von den Drüsen entlang der Harnröhre gebildete Flüssigkeit. Prednison: synthetisches Cortison, das u.a. bei schwerer Allergie eingesetzt wird. Die Anwendung bei schwerer Pneumocystiscarinii-Pneumonie kann ein Lungenversagen verhindern. primäre Sectio: Schnittentbindung, die vor Einsetzen der Wehen durchgeführt wird. Primärinfektion: Erstinfektion mit einem Krankheitserreger. Primärprophylaxe: Verhütung von und Vorbeugung vor Krankheiten vor ihrem ersten Auftreten. Primaquin: Medikament gegen Protozoen und Malaria, das u.a. in Kombination mit Clindamycin zur Behandlung der Pneumocystis-carinii-Pneumonie eingesetzt wird. PRO-140: Substanz, die in Laborversuchen zu einer Hemmung des gp120-Korezeptors führt, der an der Neuinfektion von Zellen beteiligt ist. PRO-542: auch CD4IgG2. Medikament gegen HIV (Fusionshemmer), das z.Z. in klinischen Studien erprobt wird. Proband: Versuchsperson. probatorisch: probeweise. Probenecid: Medikament, das die Ausscheidung von Harnsäure fördert (Urikosurikum) und eine Steigerung der Harnproduktion bewirkt (Diuretikum). Anwendung z.B. mit Cidofovir. NW: u.a. Übelkeit, Brechreiz. Die Ausscheidung bestimmter Medikamente (z.B. Penicillin) kann durch P. gehemmt werden. Procedere: Vorgehen, Verfahrensweise. Prodrom: Vorzeichen, Frühsymptom. Prodrug: chemische Vorstufe eines Arzneimittels. profus: stark, übermäßig, z.B. profuse Durchfälle. Proganciclovir: Prodrug von Ganciclovir, Valganciclovir. Prognose: Vorhersage über Verlauf und Ausgang einer Krankheit, die auf ärztlicher Erfahrung und wissenschaftlichen Kriterien basiert. programmierter Zelltod: Apoptose. Progression: Progredienz, Fortschreiten z.B. einer Erkrankung. progressive multifokale Leukoenzephalopathie: Abk. PML. Infektion des Zentralnervensystems mit JC-Virus. Die PML kann zu sehr unterschiedlichen Beeinträchtigungen von geistigen und körperlichen Funktionen und in wenigen Monaten zu Koma und Tod führen. Diagnose anhand klinischer Symptome, Kernspintomogramm und Erregernachweis (PCR).
Projekt Information: Selbsthilfeverein, der Therapieinformationen zu HIV-Infektion und AIDS anbietet. Proktitis: Entzündung des Mastdarms. Proktoskopie: Mastdarmspiegelung. Endoskopie der untersten Abschnitte des Enddarms einschließlich des Analkanals. Proleukin: subkutan injizierbares Interleukin-2. IL-2. Promiskuität: Sexualverhalten mit sexuellen Kontakten mit einer Vielzahl von Partnern. Prophylaxe: Verhütung und Vorbeugung von Krankheiten als Primärprophylaxe oder Sekundärprophylaxe. Vgl. Prävention. Prospektivstudie: Studie, bei der Informationen über eine Erkrankung, Therapie oder Gruppe durch eine beobachtende Verlaufsstudie ab einem gesetzten Zeitpunkt gesammelt werden. Prostitution: Anbieten von Männern oder Frauen zu sexuellen Dienstleistungen, i.d.R. gegen Geld. Protease: Enzym, das Eiweiße und Peptide abbaut. Die P. von HIV bildet aus viralen Proteinvorläufern Eiweiße, die für den Aufbau der Virusstruktur wichtig sind. Vgl. Replikation. Proteasehemmer: auch Proteinaseinhibitor, Proteaseinhibitor. Substanzen, die die Reifung von infektiösen HIV-Partikeln und den Aufbau der Virusstruktur (Kernprotein) hemmen. Einsatz gegen HIV z.B. von Amprenavir, Indinavirsulfat, Lopinavir, Nelfinavir, Ritonavir und Saquinavir, um die Virusvermehrung durch Hemmung der Protease von HIV zu unterdrücken. Protein: Eiweiß. Die aus Aminosäuren aufgebauten organischen Hauptbestandteile von Zellen. Proteinurie: Eiweißausscheidung im Urin, z.B. bei Nierenerkrankung. protektiv: schützend, z.B. protektive Antikörper nach Schutzimpfungen. Protionamid: Medikament gegen Tuberkulose und atypische Mykobakterien. NW: u.a. neurologische Störungen, Magen-DarmStörungen. Protokoll: Kriterienkatalog und Verlaufsplan einer Studie oder eines Behandlungsverfahrens. Protozoen: einzellige tierische Lebewesen, von denen einige beim Menschen Erkrankungen (z.B. Amöbiasis, Toxoplasmose, Isosporiasis) auslösen können. proviral: auf ein Provirus bezogen. Provirus: Virusvorläufer. Das in das Genom der Wirtszelle eingebaute Virusgenom. Vgl. Replikation. Prurigo: stark juckender Hautausschlag. Pruritus: Juckreiz, Hautjucken. Vorkommen z.B. als Pruritus ani (Afterjucken) bei Pilzinfektionen. Psoriasis: Schuppenflechte. Weißlich schuppende, entzündliche, leicht erhabene Hautveränderungen. Im Zusammenhang mit HIV sind öfter schwere Verlaufsformen beschrieben. Psychometrie: möglichst objektive Erfassung psychischer Funktionen und Persönlichkeitsmerkmale mit Hilfe von Tests. Psychoneuroimmunologie: Abk. PNI. Wissenschaft, die sich mit dem Zusammenhang von psychischen Faktoren, Nervensystem und immunologischen Funktionen beschäftigt. pulmonal: die Lunge betreffend, zur Lunge gehörend. Punktion: Einstich mit einer Hohlnadel (Kanüle) in den Körper, z.B. Knochenmarkpunktion. Punktmutation: Veränderung im Erbgut, die punktgenau nur eine einzelne Nukleinsäure betrifft und Struktur und Funktion des Genprodukts verändern kann. Eine P. tritt spontan auf oder kann durch radioaktive oder UV-Bestrahlung hervorgerufen werden und begünstigt u.a. die Entstehung von Resistenzen.
Pyodermie: eitrige Hautentzündung, z.B. Follikulitis oder Ekthyma. Pyrazinamid: Abk. PZA. Medikament gegen Tuberkulose. NW: Leberfunktionsstörungen, Gelenkschmerzen. Pyrimethamin: Medikament gegen Protozoen, das in Kombination z.B. mit Sulfadiazin und Calciumfolinat bei Toxoplasmose gegeben wird. NW: Blutbildveränderungen, Magen-Darm-Störungen.
© 1991, 2001 by Stephan Dressler, Berlin, und Matthias Wienold, Hannover, zuletzt aktualisiert am: 01.08.2001
2 AIDS-Taschenwörterbuch ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ
Q Qi Gong: Form der konzentrativen Bewegungstherapie aus der traditionellen chinesischen Medizin. qPCR: Abk. für quantitative Polymerasekettenreaktion, PCR. Quantifizierung: Mengenbestimmung, z.B. von HIV im Blut (Viruslast) mit der quantitativen RNA-PCR zur Q. von freigesetztem Virus im Blut oder in einer Zellkultur (Virusquantifizierung). Quarantäne: seuchenhygienische Isolierung von Personen, die von einer ansteckenden Krankheit befallen sind, um weitere Ansteckungen zu verhindern. Als hygienische oder präventive Maßnahme bei HIV-Infektion aufgrund der Möglichkeiten der individuellen Verhaltensprävention (z.B. safer sex) nicht sinnvoll. Quinolon: auch Chinolon. Chemische Substanz, die z.B. Ausgangsstoff für Antibiotika (Medikamente gegen Bakterien, z.B. Gyrasehemmer) ist. Abkömmlinge von Q. werden z.Z. als Integrasehemmer in Laborversuchen getestet.
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R Rabiesvirus: auch Lyssavirus. Erreger der Tollwut. Attenuierte Stämme von R. werden nach gentechnischer Eingliederung von fremdem Erbmaterial (Rekombination) als Vektor für unterschiedliche Antigene (z.B. SIV) genutzt. Radikale: ungepaarte Elektronen, die als Produkt einer biochemischen Reaktion (z.B. bei Infektionen) entstehen können. Freie R. können zu einer Zellschädigung führen. Radikulopathie: Entzündung der Nervenwurzeln. Radioimmuntherapie: experimenteller Ansatz der HIV-Therapie, bei dem an monoklonale Antikörper gebundene radioaktive Substanzen eine Zerstörung HIV-infizierter Zellen bewirken sollen. Radiologie: Teilgebiet der Medizin, das sich mit bildgebenden Verfahren sowie der diagnostischen und therapeutischen Anwendung von Strahlen befaßt. Randomisierung: Zufallszuordnung, z.B. von Teilnehmern an einer klinischen Studie in verschiedene Teilgruppen oder Studienarme mit dem Ziel, externe Faktoren zwischen den verschiedenen Gruppen auszugleichen und so eine Verzerrung der Studienergebnisse zu vermeiden. Rantes: Abk. für (engl.) regulated-upon activation, normal T-expressed and secreted, Chemokine. Reaktivierung: erneutes Aktivwerden eines Krankheitsgeschehens, z.B. einer Tuberkulose. Recall-Antigene: sog. Gedächtnisantigene. Körperfremde Substanzen, mit denen der Körper durch Impfung oder Krankheit wahrscheinlich bereits Kontakt hatte und gegen die spezielle Abwehrzellen bestehen, die sich an diese Antigene "erinnern" und zu einer zellulären Immunantwort führen. R.-A. werden beim Hauttest zur Prüfung der Immunität eingesetzt. rekombinant: Abk. r. Ein gentechnologisch durch Rekombination (genetischen Umbau) hergestelltes Produkt betreffend, z.B. ein Eiweiß oder ein Genom. Rekombination: 1. Vorgang bei der natürlichen Vermehrung von Genmaterial, bei dem es zur Umlagerung z.B. von Gensequenzen kommen kann. Diese Form der R. ist ursächlich für die Entstehung neuer HIV-Varianten. 2. Gentechnisches Verfahren, bei dem Gene eines Organismus in die Erbsubstanz eines Trägerorganismus eingefügt werden. Anwendung z.B. bei der Herstellung von Medikamenten (Erythropoetin, Insulin, Interferon u.a.) und von Glykoproteinen von HIV. Die Kennzeichnung rekombinanter Produkte erfolgt durch ein vorangestelltes r (z.B. rgp160 für rekombinantes Glykoprotein 160). rektal: zum Mastdarm (Rektum) gehörend. Rektoskopie: Spiegelung des Enddarms. Vgl. Endoskopie. Rektum: Mastdarm, Enddarm. Reliabilität: Zuverlässigkeit. Maß für die Präzision eines Untersuchungsverfahrens. Die R. beschreibt, in welchem Maß erhobene Daten und Resultate einer Messung z.B. im Rahmen einer klinischen Studie oder
eines psychologischen Testverfahrens durch wiederholte Messungen oder andere Meßverfahren bzw. Beobachter reproduziert werden können. Remission: (lateinisch) Nachlassen. Zurückgehen von Krankheitserscheinungen, z.B. Nachlassen des Fiebers. Bei kompletter (vollständiger) R. ist eine Diagnose mit den üblichen Mitteln nicht mehr möglich. Unter Teilremission versteht man eine deutliche Besserung, jedoch ohne vollständige Normalisierung. renal: zur Niere gehörend, die Nieren betreffend. Replikation: auch Reduplikation. Identische Verdopplung von DNA oder RNA, die bei Retroviren der Vermehrung entspricht. Der Replikationszyklus von HIV beginnt mit der Bindung des Virus an die Zelle (z.B. über gp120 an zelluläre CD4-Rezeptoren oder über Chemokinrezeptoren). Es kommt zu einer Verschmelzung der Virushülle mit der Zellmembran (Fusion). Nach Freisetzung der HIV-RNA wird diese in HIV-DNA übersetzt (reverse Transkription). Die so entstandene provirale DNA wird mit Hilfe des Enzyms Integrase in das Genom der Wirtszelle eingebaut. Die Aktivierung der Wirtszelle führt zur Transkription von HIV-DNA und zur Vermehrung der viralen Erbsubstanz (Translation). Die entstandenen Virusbausteine (Glykoproteine, Enzyme, RNA) werden an der Zelloberfläche zu neuen Viruspartikeln (Virionen) zusammengefügt (sog. Knospung), die durch das Enzym Protease zu funktionsfähigen, infektiösen Viren werden. Die R. von HIV kann durch verschiedene Substanzen (z.B. Fusionshemmer, Integrasehemmer, NNRTI, Nukleosidanaloga, Proteasehemmer) gehemmt werden.
Resistenz: Widerstandsfähigkeit. I.e.S. die sich entwickelnde Widerstandsfähigkeit gegenüber Medikamenten, z.B. R. von Bakterien gegen bestimmte Antibiotika oder von HIV gegen antiretrovirale Medikamente. Als phänotypische R. wird der Verlust der Wirksamkeit eines Medikaments in Zellkulturen oder im Organismus beschrieben. Als genotypische R. von HIV wird der Nachweis einer Mutation bezeichnet, die typischerweise zu einer verringerten Empfindlichkeit des Virus gegenüber einem Medikament führt. Bei R. müssen ggf. andere Medikamente zur weiteren Behandlung verwendet werden. Bei allen antiretroviralen Medikamenten kann es zur Entwicklung einer R. von HIV kommen. Vgl. Kreuzresistenz. Resistenztestung: Verfahren, mit denen die Empfindlichkeit von Bakterien gegenüber bestimmten Medikamenten untersucht wird (sog. Antibiogramm). Anwendung bei HIV als genotypischer Resistenztest, der Mutationen im Erbgut von HIV feststellt, oder als phänotypischer Resistenztest, mit dem die
Empfindlichkeit von HIV gegenüber bestimmten antiretroviralen Medikamenten getestet werden kann. resorbieren: aufnehmen, aufsaugen. Resorption: Aufnahme, z.B. die R. von Medikamenten aus dem Darm in das Blut. Respirationstrakt: Atemwege. Responder: (engl.) Antwortender. Person, die eine erwünschte Reaktion auf ein Behandlungsverfahren oder ein Testverfahren zeigt und z.B. auf eine Behandlung anspricht. restriktiv: einschränkend, beschränkend. retikulonodulär: netzförmig und knotenartig, z.B. netzförmige Streifung mit knotenartigen Verdichtungen als Befund im Röntgenbild bei lymphoider interstitieller Pneumonie. Retina: Netzhaut des Auges. Retinitis: Netzhautentzündung, die z.B. als Folge einer Zytomegalie-Infektion des Auges vorkommt. Retinochorioiditis: Netzhaut- und Aderhautentzündung des Auges, z.B. bei Toxoplasmose. Retrospektivstudie: Studie, bei der anhand bereits vorhandener Unterlagen und Daten im nachhinein eine Auswertung vorgenommen wird. retrosternal: hinter dem Brustbein, z.B. retrosternale Schmerzen bei Speiseröhrenentzündung (Ösophagitis). Retrovirus: Virus, das als Erbinformation RNA enthält. HIV ist ein R. aus der Untergruppe der Lentiviren. Neben HIV gibt es andere Retroviren, die entweder beim Menschen (z.B. HTLV-I, HTLV-II) oder bei Tieren zu Erkrankungen führen können. rev: auch art. Regulatorgen von HIV, das den Transport von HIV-RNA aus dem Zellkern vermittelt und den Aufbau der Proteine zur Fertigung neuer Viruspartikel steuert. Vgl. Gen. reverse Transkriptase: Abk. RT. In Retroviren vorkommendes Enzym, das RNA in DNA umschreiben kann und damit für die Virusvermehrung wichtig ist. Eine Hemmung ist durch verschiedene Medikamente (NNRTI, Nukleosidanaloga) möglich. Vgl. Replikation. rev-Inhibitoren: experimentelle Substanzen (Guanidinoglykoside), die die Bildung von HIV-Proteinen durch das Gen rev hemmen und z.Z. in Laborversuchen erprobt werden. rex: Regulatorgen, das an der Vermehrung von HIV beteiligt ist. Vgl. Gen. Rezeptor: besondere Struktur an Zellen für die Bindung, Erkennung oder Aufnahme bestimmter Substanzen, z.B. CD4-Rezeptor. Rezidiv: Rückfall. Wiederauftreten einer Krankheit, nachdem zunächst eine Abheilung eingetreten war. rgp120: rekombinantes gp120. Gentechnisch hergestelltes Hüllprotein, das in klinischen Versuchen als Therapeutikum und Impfstoff gegen HIV erprobt wurde, aber nicht zu einer Besserung bei HIV-Infektion geführt hat. rgp160: rekombinantes gp160. Gentechnisch hergestelltes Hüllprotein, das in klinischen Versuchen als
Therapeutikum und Impfstoff gegen HIV erprobt wurde, aber nicht zu einer Besserung bei HIV-Infektion geführt hat. rhG-CSF: Abk. für (engl.) recombinant human granulocyte colony-stimulating factor, auch Filgrastim, Lenograstim. Gentechnisch hergestellter Granulozyten-koloniestimulierender Faktor, der bei der Ausbildung von Granulozyten wichtig ist und zur Vermehrung der weißen Blutkörperchen eingesetzt wird. NW: u.a. Knochen- und Muskelschmerzen. Vgl. CSF, GM-CSF. rHGH: Abk. für (engl.) recombinant human growth hormone, rekombinantes menschliches Wachstumshormon, Somatropin. rhIL-12: Abk. für rekombinantes humanes Interleukin-12, IL-12. rhIL-16: Abk. für rekombinantes humanes Interleukin-16, IL-16. Rhodococcus equi: früher Corynebacterium equi. Erreger seltener Lungenentzündungen mit Bildung von Lungenabszessen. Nachweis im Auswurf (Sputum). Ribavirin: Medikament (Nukleosidanalogon), das gegen Lassa-Fieber und bei chronischer Hepatitis C in Kombination mit Interferon alpha eingesetzt wird. Eine Wirksamkeit gegen HIV ist nicht nachgewiesen. NW: u.a. Blutarmut (Anämie), Übelkeit. Ribonukleinsäure: Abk. RNS, RNA. Ribozyme: künstliche RNA-Moleküle, die wie Enzyme wirken. Nach Einschleusung in die Zellen können R. natürliche RNA zerschneiden und und so z.B. virale Erbinformationen abtrennen und inaktivieren. Ricin: pflanzliches Gift aus Ricinus communis (Castor-Bohne), das modifiziert auch bei Medikamenten (z.B. anti-B4 blocked Ricin) verwendet wird. Rickettsien: Gattung von Stäbchen- oder Kugelbakterien, die beim Menschen verschiedene Erkrankungen (sog. Rickettsiosen, z.B. Fleckfieber) verursachen können. Rifabutin: Medikament gegen Tuberkulose und Mycobacterium-avium-Komplex. NW: u.a. Uveitis, Übelkeit, Erbrechen, Rotfärbung von Urin, Störung der Knochenmarkfunktion. Rifampicin: Medikament gegen Tuberkulose (Tuberkulostatikum), das auch gegen Mycobacterium-aviumKomplex eingesetzt wird. NW: Leberfunktionsstörungen, Magen-Darm-Störungen. Rifamycin: Medikament gegen Tuberkulose (Tuberkulostatikum). Rifapentin: Medikament, das in den USA zur Therapie der Tuberkulose zugelassen ist (Tuberkulostatikum). NW: u.a. Wechselwirkungen mit Proteasehemmern. rIL-2: Abk. für rekombinantes Interleukin-2, IL-2. Rilopirox: auch HOE-351. Substanz gegen Candida albicans (Hydroxypyridon), die zur oralen Behandlung von Candida-Mykosen erprobt wird. rimming: (engl.) Form des oral-analen Geschlechtsverkehrs mit Lecken des Afters und Einführen der Zunge in den Analkanal. Für die Übertragung von HIV epidemiologisch ohne Bedeutung. Risiko: Wahrscheinlichkeit, daß ein unerwünschtes Ereignis eintritt.
Risikofaktor: Faktor, der das Risiko erhöht, sich eine bestimmte Erkrankung zuzuziehen. Als R. für eine HIV-Infektion gelten z.B. unbehandelte geschwürbildende Erkrankungen der Geschlechtsorgane. Risikogruppen: Bez., mit der eine Zuschreibung von Risikoverhalten bzw. Faktoren auf bestimmte Gruppen erfolgt. Risikoverhalten: Verhalten, das mit einem erhöhten Risiko für eine Krankheit einhergeht. Im Zusammenhang mit AIDS und HIV-Infektion gelten u.a. ungeschützter Geschlechtsverkehr (unsafe sex) und gemeinsamer Nadelgebrauch bei Drogengebrauchern (needle sharing) als R. Ritonavir: auch ABT-538, Handelsname Norvir. Medikament gegen HIV (Proteasehemmer), das i.d.R. im Rahmen einer Kombinationstherapie eingesetzt wird. NW: zahlreiche Arzneimittelwechselwirkungen durch Hemmung von Enzymen (v.a. CYP3A4, Zytochrom), Durchfall, Übelkeit, Kopfschmerzen, Veränderungen von Laborwerten. RKI: Abk. für Robert Koch-Institut. RNA: Abk. für (engl.) ribonucleic acid, Ribonukleinsäure. Nukleinsäure, die in Zellen die genetische Information der DNA übersetzt. In Retroviren (z.B. HIV) enthält die RNA die genetische Information (Erbinformation). Bei einer Infektion mit Retroviren wird die RNA des Virus zunächst durch die reverse Transkriptase in DNA umgeschrieben, die dann wiederum in RNA übersetzt wird. RNase H: Enzym, das RNA abbauen kann. Die RNase H entfernt die RNA aus dem bei der Umschreibung der viralen RNA entstehenden RNA-DNA-Hybrid. Diese Trennung ist Voraussetzung für die Eingliederung von HIV-DNA in das Genom der Wirtszelle. Vgl. Replikation. RNS: Abk. für Ribonukleinsäure, RNA. Robert Koch-Institut: Abk. RKI. Bundesbehörde für Infektionskrankheiten und nicht übertragbare Krankheiten. In der Fachgruppe Infektionsepidemiologie und AIDS-Zentrum im RKI werden die anonym gemeldeten HIV-Infektionen und AIDS-Fälle erfaßt. Röntgen-Thoraxbild: Röntgenaufnahme des Brustkorbs. rPF4: Abk. für (engl.) recombinant platelet factor 4, rekombinanter Plättchenfaktor 4. Gentechnisch gewonnene Substanz, die auch von Thrombozyten (Blutplättchen) gebildet wird und die Bildung von Blutgefäßen hemmt (Angiogeneseinhibitor). Experimentelle Anwendung in klinischen Studien zur Behandlung von Tumoren. RTI: Abk. für Reverse-Transkriptase-Inhibitoren. Medikamente, die die reverse Transkriptase von HIV hemmen, z.B. NNRTI oder Nukleosidanaloga.
© 1991, 2001 by Stephan Dressler, Berlin, und Matthias Wienold, Hannover, zuletzt aktualisiert am: 01.08.2001
2 AIDS-Taschenwörterbuch ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ
S Saccharomyces boulardii: Präparat aus lebenden Pilzen, das zur symptomatischen Therapie bei Durchfällen eingesetzt wird, auch wenn kein Erreger nachweisbar ist. Die Anwendung schließt eine gleichzeitige Behandlung mit Antimykotika aus. Sadomasochismus: Abk. S/M. Sexualverhalten, bei dem sich die Partner durch körperlichen oder seelischen Schmerz stimulieren. Bei S/M-Praktiken mit blutigen Verletzungen besteht die Möglichkeit einer HIV-Übertragung. säurefeste Stäbchen: stäbchenförmige Bakterien, die durch Anfärbung mit säurehaltigem Farbstoff nicht zerstört werden, z.B. Mykobakterien. safer sex: (engl.) sichereres Sexualverhalten zur Minderung des Risikos einer HIV-Übertragung durch Geschlechtsverkehr, z.B. durch Verwendung von Kondomen. safer use: (engl.) sichererer Gebrauch. Strategie zur Verringerung des HIV-Infektionsrisikos bei injizierenden Drogengebrauchern z.B. durch Verwendung von persönlichem Spritzbesteck (Vermeidung von needle sharing und gemeinsamer Spritzenbenutzung). Salmonella: Bakterien, Erreger der Samonellose. Attenuierte S.- Stämme werden nach gentechnischer Eingliederung von fremdem Erbmaterial (Rekombination) als Vektor für unterschiedliche Antigene z.B. bei der Impfstoffentwicklung genutzt. Salmonellose: Erkrankung durch Salmonellen, z.B. als Salmonellenenteritis (Darmentzündung) mit akutem, fieberhaften Brechdurchfall. Diagnose klinisch und durch mikrobiologischen Erregernachweis. Behandlung mit Antibiotika. salvage therapy: (engl.) Rettungstherapie. Verzweifelter, mitunter letzter Versuch einer Behandlung mit außergewöhnlichen, oft experimentellen Therapieformen nach Scheitern aller bisherigen Maßnahmen. Saquinavir: auch Ro 31-8959, Handelsnamen Fortovase (Soft-Gel-Kapsel), Invirase (Hard-Gel-Kapsel). Medikament gegen HIV (Proteasehemmer), das i.d.R. im Rahmen einer Kombinationstherapie eingesetzt wird. NW: u.a. Übelkeit, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Schwächegefühl. Schanker: Geschwür, das bei sexuell übertragbaren Krankheiten an den Geschlechtsorganen auftritt, z.B. als Ulcus molle (weicher Sch., verursacht durch Haemophilus ducrey) oder Ulcus durum (harter Sch. bei Syphilis). Therapie mit Antibiotika. Scheidenflora: normale Besiedlung der Vagina durch Bakterien. Störungen der Sch. können z.B. bei Erkrankungen oder als Nebenwirkung von Medikamenten auftreten. Schluckbeschwerden: alle Formen von Beschwerden, die beim Schlucken auftreten. Bei Speiseröhrensoor kann es u.a. zu Schmerzen beim Schlucken kommen. Schmierinfektion: Übertragung von Krankheitserregern durch Verschmieren von infektiösem Material wie z.B. Eiter oder Wundsekrete. Schnittentbindung: (lateinisch) Sectio. Operatives Entbindungsverfahren, z.B. Kaiserschnitt. Durch eine Sch. vor Einsetzen der Wehen (sog. primäre Sectio) kann das Risiko einer Übertragung von HIV von der
Mutter auf das Kind verringert werden. Daher wird HIV-infizierten Schwangeren i.d.R. eine Sch. empfohlen. Schutzimpfung: Gabe eines Impfstoffs, der im Körper die Bildung von spezifischen Antikörpern gegen Krankheitserreger oder deren Gifte (Toxine) auslöst und so zu einer Immunität führt. Generell sind Totimpfstoffe und Toxoidimpfstoffe auch bei HIV-Infizierten anwendbar. Bei HIV-Infektion sollten keine Lebendimpfstoffe eingesetzt werden. Je nach Immunstatus wird evtl. nur ein eingeschränkter Impfschutz erreicht. Schutzimpfungen gegen HIV werden z.Z. in klinischen Studien erprobt. Schwangerschaft: auch Gravidität. Bei HIV-Infektion der Mutter besteht die Möglichkeit einer HIVInfektion des Kindes durch vertikale Übertragung. Das Risiko einer HIV-Übertragung von der Mutter auf das Kind (maternofetale Transmission) kann durch antiretrovirale Therapie während der Sch. oder bei der Geburt und durch eine Schnittentbindung gesenkt werden. Nach heutigem Wissensstand hat eine Schwangerschaft keine negativen Auswirkungen auf den Verlauf einer HIV-Infektion. schwul: umgangssprachliche Bez. für männliche Homosexualität. SCID: Abk. für (engl.) severe combined immunodeficiency, schwerer kombinierter Immundefekt mit Störung der humoralen und zellulären Immunantwort. Genetisch bedingter (angeborener) Immundefekt mit Agammaglobulinämie, T-Zell- und Stammzelldefekt. SCID-Maus: Maus, die nach genetischer Veränderung einen Immundefekt (SCID) hat und als Tiermodell in der Immunologie verwendet wird. Screening: Suchtest im Rahmen einer Vorfelddiagnostik, z.B. Reihenuntersuchungen oder Untersuchung einer großen Zahl von Personen (Massenscreening) anhand bestimmter Kriterien. SDF: Abk. für (engl.) stromal cell-derived factor, Chemokine. Seborrhiasis: bei HIV-Infektion auftretendes Mischbild einer Psoriasis und eines seborrhoischen Ekzems mit typischen Hautveränderungen v.a. im Gesicht. Verläuft häufig in Schüben. Zur Therapie werden z.B. Antimykotika-Cremes eingesetzt. second line: (engl.) zweite Wahl. Behandlungsverfahren oder Medikamente, die nachrangig eingesetzt werden, v.a. bei Unverträglichkeit oder Unwirksamkeit einer First-line-Therapie. Sectio: wörtlich (lateinisch) Schnitt; i.e.S. Schnittentbindung. Sedierung: Ruhigstellung, z.B. durch Medikamente. Sehvermögen: Gesamtleistung des Auges, die bei Erkrankungen (z.B. Zytomegalie-Retinitis) eingeschränkt sein kann. Sekundärinfektion: auch Zweitinfektion. Infektion mit einem zweiten Krankheitserreger bei schon bestehender Infektionskrankheit. Sekundärkrankheit: auch Zweitkrankheit. Auftreten einer zweiten Erkrankung, die auf dieselbe Ursache zurückzuführen ist wie die Ersterkrankung, z.B. Gürtelrose nach Windpocken als Folge einer VaricellaZoster-Infektion. Sekundärprophylaxe: Verhütung oder Vorbeugung des erneuten Auftretens einer Krankheit. Selen: Spurenelement, dessen Konzentration bei fortgeschrittener HIV-Infektion verringert ist. Der therapeutische Nutzen einer Gabe von S. ist unklar. Sensitivität: Empfindlichkeit. 1. Eigenschaft eines labormedizinischen Untersuchungsverfahrens, auch
geringe Mengen einer Substanz genau nachzuweisen. 2. Eigenschaft eines labormedizinischen Tests, möglichst vollständig die kranken Personen zu erfassen, also bei möglichst allen kranken oder infizierten Personen ein positives Ergebnis zu liefern. Ein HIV-Antikörpertest mit einer hohen S. identifiziert z.B. einen hohen Prozentsatz der infizierten Personen richtig als positiv. Sepsis: sog. Blutvergiftung, bei der Erreger (meist Bakterien) in die Blutbahn eindringen und sich dort vermehren. Septata intestinalis: Krankheitserreger (Mikrosporidien), der bei HIV-Infizierten zu chronischem Durchfall und Fieber führen kann. Behandlung z.B. mit Trimethoprim-Sulfamethoxazol, Albendazol oder Metronidazol. sequentielle Treue: Bindungsverhalten v.a. bei erwachsenen (Ehe-)Paaren, bei dem Phasen der Treue durch "Seitensprünge" unterbrochen werden. serielle Monogamie: Bindungsverhalten v.a. bei Jugendlichen, bei dem aufeinanderfolgend Bindungen an jeweils nur einen Geschlechtspartner eingegangen werden. Serodiskordanz: ungleicher Serostatus z.B. zwischen 2 Partnern oder Zwillingen, von denen einer HIVpositiv, der andere HIV-negativ ist. Serokonversion: Ausbildung einer serologischen Immunantwort auf einen Fremdkörper (Antigen, z.B. Bakterien oder Viren) im Sinn einer Antikörperbildung. Der zuvor negative Nachweistest für entsprechende Antikörper wird positiv. Serokonversionskrankheit: vor und während der Ausbildung einer Immunantwort durch Antikörperbildung auftretende allgemeine Krankheitssymptome. Bei HIV-Infektion kann zum Zeitpunkt der Serokonversion eine S. mit Fieber, Abgeschlagenheit und unspezifischen Symptomen auftreten, die der Mononukleose ähnelt. Eine antiretrovirale Behandlung während der S. wird z.Z. in klinischen Studien erprobt. Serologie: Gebiet der Medizin, das sich mit den Immuneigenschaften des Serums und deren Nachweis beschäftigt, z.B. dem Nachweis von Antikörpern. serologischer Marker: ein Hormon, Enzym oder besonderer Eiweißkörper (z.B. Antikörper), der im Serum vorkommt und Hinweise auf Stoffwechselfunktionen, Erkrankungen oder eine Immunreaktion gibt. Seroprävalenz: im Serum nachgewiesene Häufigkeit eines Merkmals, z.B. Antikörper. Seroreversion: Fehlen von Antikörpern und Antigen im Blut nach ursprünglichem Nachweis. Der ursprünglich positive Nachweistest wird wieder negativ. Vorkommen z.B. bei nicht HIV-infizierten Neugeborenen nach Verschwinden der mütterlichen Antikörper. Serum: Blutserum. Flüssiger Anteil des Bluts ohne Blutkörperchen, der im Unterschied zum Plasma keine Gerinnungsfaktoren enthält. Sextourismus: Reiseverkehr (v.a. in bestimmte Länder Asiens, Lateinamerikas und Afrikas) mit dem Hauptzweck sexueller Aktivität im Urlaubsland. Epidemiologisch relevant ist v.a. bei Frauen, aber auch bei Männern ein Risikoverhalten bei S. (unsafe sex). Sexualität: abstrahierende Bez. für Vorgänge der geschlechtlichen Erregung oder Betätigung. Wesensbestandteil menschlichen Verhaltens und Empfindens sowie Gegenstand von Sexualwissenschaften. Sexualverhalten: allgemeine Bez. für geschlechtliches Verhalten und individuelle Ausprägung von Sexualität.
sexuell übertragbare Krankheiten: engl. sexually transmitted diseases, STDs. Auch Geschlechtskrankheiten, venerische Krankheiten. Erkrankungen, die durch sexuelle Aktivitäten (z.B. Geschlechtsverkehr) übertragen werden. Neben den "klassischen" Geschlechtskrankheiten Syphilis, Gonorrhoe, Weichem Schanker und Lymphogranuloma inguinale sind auch bestimmte Genitalentzündungen, Chlamydieninfektionen, AIDS, Hepatitis u.a. Krankheiten sexuell übertragbar. sex worker: (engl.) von Prostituierten selbstgewählte Bez., die die Professionalisierung des sexuellen Dienstleistungsgewerbes (sex industry) betont. Shigellen: Bakterien aus der Gruppe der Salmonellen, die zu Durchfall und Darmstörungen (bakterieller Dysenterie) führen können. Shigellose: durch Shigellen verursachte Darminfektion mit schweren, wäßrigen Durchfällen und Fieber. Behandlung mit Antibiotika. SHIV: künstlich erzeugtes Mischvirus (Hybrid), das aus der Hülle von HIV und dem Inneren von SIV zusammengesetzt ist. SHIV führt in Tierversuchen zu einer relativ raschen Erkrankung der Tiere. SI: Abk. für Synzytium-induzierend, Synzytium. SIDA: Abk. für (französisch) syndrome d'immunodéficit acquisé bzw. für (spanisch) síndrome de immunodeficiencia adquirida. AIDS. Simian Immunodeficiency Virus: Abk. SIV. Retrovirus, das bei Affen nachgewiesen wurde und HIV-2 strukturell ähnlich ist. Simultanimpfung: gleichzeitige aktive und passive Impfung, z.B. Tetanusprophylaxe bei nicht Geimpften. Singultus: Schluckauf. Sinusitis: Nasennebenhöhlenentzündung. Vorkommen als akute oder chronische S. bei Infektionen der oberen Atemwege. Bei HIV-infizierten Kindern kann es gehäuft zu lang anhaltenden und wiederkehrenden Nasennebenhöhlenentzündungen kommen. Sirup: Zubereitungsform von Medikamenten in süßer Flüssigkeit. Sjögren-Syndrom: Autoimmunkrankheit mit Speicheldrüsenschwellung, Mund- und Augentrockenheit. Skotom: teilweiser Gesichtsfeldausfall. Vorkommen z.B. durch Zerstörung von lichtempfindlichen Sinneszellen der Netzhaut. Slow-virus-Infektion: (engl.) Virusinfektion, die typischerweise erst lange Zeit nach der Primärinfektion zu einer Sekundärerkrankung führt, z.B. eine Form der Gehirnentzündung nach Maserninfektion (subakut sklerosierende Panenzephalitis, SSPE). Somatostatin: körpereigenes Hormon, das die Bildung von Wachstumshormon hemmt und bei schweren Durchfallerkrankungen gegeben wird. NW: u.a. Blutzuckerabfall. Bei hoher Dosierung kann eine vollständige Darmstille (paralytischer Ileus) eintreten. Vgl. Octreotid. Somatotropin: auch somatotropes Hormon, STH. Wachstumshormon, das im Hypophysenvorderlappen gebildet wird. S. steuert das Längenwachstum und stimuliert u.a. die Proteinbiosynthese. Somatropin: rekombinantes menschliches Wachstumshormon (rHGH), das in den USA zur Behandlung des Wasting-Syndroms zugelassen ist. NW: u.a. Blutzuckersenkung, Hautreaktionen, Karpaltunnelsyndrom, (in hohen Dosierungen) Akromegalie.
Sonographie: Ultraschalldiagnostik im bildgebenden Verfahren, z.B. zur Bestimmung von Fettablagerungen im Bauchraum. Sorivudin: auch BV-ara-U. Antivirales Medikament, das gegen Herpes-simplex-Virus (HSV 1) und Varicella-Zoster-Virus wirksam ist. SP-303: Medikament mit pflanzlichen Inhaltsstoffen, das in Studien gegen Durchfall bei HIV erprobt wird. Spaltvakzine: Impfstoff, der aus Einzelbestandteilen eines Krankheitserregers nach dessen Aufspaltung gewonnen wird. Diese Teile sind nicht mehr vermehrungsfähig, können jedoch eine Immunantwort durch Erhaltung der wichtigen Antigene auslösen. SPECT: Abk. für Single-Photonen-Emissions-Computertomographie. Methode zum Nachweis der Stoffwechselfunktion von Zellen, z.B. von Hirnzellen bei unklaren neurologischen Krankheitszeichen. Speicheldrüsenschwellung: Schwellung der Speicheldrüsen (v.a. Ohrspeicheldrüse), meist mit sichtbarer Schwellung des Gesichts, die bei AIDS v.a. bei Kindern oder im Rahmen eines SjögrenSyndroms auftritt. Speicheldrüsentumoren: Geschwülste, die von den Speicheldrüsen ausgehen. Vorkommen meist als bösartige Tumoren, z.B. der Glandula parotis (Ohrspeicheldrüse). Ein Zusammenhang mit Epstein-BarrVirus-Infektionen wird vermutet. Speicheltest: Verfahren, bei dem Speichel als Untersuchungsmaterial verwendet wird. Sp. für HIV weist im Speichel enthaltene Antikörper gegen HIV nach. Der Sp. hat eine niedrige Spezifität und führt zu einer großen Zahl falsch-positiver Ergebnisse. Die Anwendung ist umstritten. Vgl. Heimtest. Speiseröhrensoor: Candida-Mykose der Speiseröhre. Spenderselbstausschluß: freiwilliger Verzicht von Personen, die evtl. ein Risiko für eine HIV-Infektion hatten, auf die Spende von Blut, Plasma, Samen oder Organen. Sperma: Samenflüssigkeit des Mannes, enthält Spermien und Sekrete aus Vorsteherdrüse, Samenblasen und Nebenhoden. Spermienwäsche: Verfahren zur Reinigung und Isolierung von Spermien, das z.B. bei in vitro Fertilisation angewendet wird, um HIV aus dem Samen eines HIV-infizierten Mannes zu entfernen. Spermizid: spermienabtötendes Mittel, das zur Empfängnisverhütung verwendet wird, z.B. Nonoxinol 9. Spezifität: Eigenschaft eines labormedizinischen Tests, negative Ergebnisse auch den tatsächlich Nichterkrankten oder Nichtträgern eines Merkmals zuzuordnen. Die Zahl falsch-positiver Ergebnisse ist bei hoher S. gering. Spiramycin: Medikament (Makrolid-Antibiotikum), das z.B. bei Kryptosporidiose gegeben wird. NW: u.a. pseudomembranöse Kolitis. Spirometrie: Lungenfunktionsprüfung mit Messung von Lungenvolumen und Atemgröße. Splenomegalie: krankhafte Vergrößerung der Milz. Spontanabort: Fehlgeburt, die nicht durch einen Eingriff (z.B. ärztliche Maßnahme) verursacht wird. Sporen: männliche Keimzellen von Pflanzen und Pilzen.
Sporttherapie: regelmäßige, dosierte körperliche Betätigung unter Anleitung mit dem Ziel, Beweglichkeit und Belastbarkeit des Körpers zu erhalten. SP-PG: Abk. für (engl.) sulfated polysaccharide peptidoglycan, sulfatiertes Polysaccharid-Peptidoglykan. Extrakt aus Bakterien, der in Zellkulturen die Bildung von Blutgefäßen hemmt (Angiogeneseinhibitor) und bei Tumoren erprobt wird. Sproßpilze: Pilze, die Zellen in Form von Sprossen bilden, z.B. Hefepilz (Candida). Sputum: Auswurf aus Lunge, Bronchien und Trachea. Sputumkultur: Anfertigung einer Kultur aus dem Sputum. Ermöglicht den mikrobiologischen Nachweis z.B. von Bakterien und Pilzen. Sputumprovokation: Auslösen eines Hustenreizes (z.B. durch Inhalation einer Kochsalzlösung) zur Gewinnung von Sputum (Schleim, Auswurf) aus den Atemwegen. SSW: Abk. für Schwangerschaftswoche. Stadieneinteilung: Einteilung einer Krankheit in verschiedene Stufen mit jeweils unterschiedlichen Krankheitszeichen. Vgl. CDC-Klassifikation, pädiatrisches AIDS. Staging: (engl.) Stadieneinteilung und Einstufung, z.B. von bösartigen Tumoren in bezug auf den Grad der Bösartigkeit und Ausbreitung im Körper. Stammzellen: Vorstufen der Blutzellen (sog. Blutstammzellen), die v.a. im Knochenmark vorkommen und aus denen alle Blutzellen (Erythrozyten, Leukozyten, Thrombozyten) entstehen. Stammzelltransplantation: Behandlungsverfahren, bei dem Stammzellen aus Nabelschnurblut, Knochenmark oder (nach Gabe von Zytokinen) aus dem peripheren Blut übertragen (transplantiert) werden. Standardisierung: Herstellung gleicher oder vergleichbarer Maßstäbe als Bemessungsgrundlage, z.B. bei labormedizinischen Untersuchungsverfahren. Standardtherapie: Therapieverfahren, das allgemein anerkannt ist. Staphylokokken: kugelförmige Bakterien, die schwere Infektionen (z.B. Abszeß, Lungenentzündung, Sepsis) verursachen können. Statistik: quantitatives Erfassen von Ereignissen oder Merkmalen sowie Analyse der Daten durch statistische Verfahren. St. geht die über die Beobachtung von Einzelfällen hinaus und ermöglicht die Beschreibung von Regelhaftigkeiten und Verallgemeinerungen. Stavudin: auch D4T, Handelsname Zerit. Medikament gegen HIV (Nukleosidanalogon), das i.d.R. im Rahmen einer Kombinationstherapie eingesetzt wird. NW: u.a. Neuropathie, Schlafstörungen, Leberwerterhöhung, Muskelerkrankungen, Magen-Darm-Störungen, selten Laktatazidose. STD: Abk. für (engl.) sexually transmitted disease, sexuell übertragbare Krankheiten. Sterilisation: vollständige Entkeimung und Keimfreiheit durch Abtöten oder Entfernen aller Mikroorganismen, im Unterschied zur Desinfektion also auch von Mikroorganismen, die keine Erkrankung verursachen. Steroide: biologisch wichtige organische Verbindungen, z.B. Gallensäuren und Geschlechtshormone, die
auch als Medikament angewendet werden. Als anabole St. werden synthetische St. bezeichnet, die zur Steigerung von Gewicht und Muskelmasse führen, aber geringer ausgeprägte geschlechtsspezifische Wirkung haben als das Geschlechtshormon Testosteron. Anabole St. werden u.a. zur Behandlung des Wasting-Syndroms verwendet. Vgl. Cortison. Stevens-Johnson-Syndrom: Hauterkrankung mit Blasenbildung und Fieber, die bei HIV-Infektion v.a. bei Arzneimittelunverträglichkeit auftritt. Stillen: Brusternährung von Säuglingen. Eine Übertragung von HIV durch Muttermilch ist möglich, daher sollten HIV-infizierte Mütter, wenn möglich, nicht stillen. Stomatitis: Entzündung der Mundschleimhaut, z.B. durch Herpes-simplex-Virus. Strahlentherapie: Behandlung durch Bestrahlung z.B. mit Röntgenstrahlen. Anwendung v.a. bei bösartigen Geschwülsten. Stratifikation: Einteilung von Daten in Untergruppen mit ähnlichen Werten (Schichten, Strata). Streetwork: (engl.) Straßenarbeit. Form der aufsuchenden Sozialarbeit, bei der die Klienten in der Szene (z.B. Drogenabhängige auf der Straße) angesprochen werden. Streptokokken: kugelförmige Bakterien, die z.B. Lungenentzündungen, Nierenentzündungen (Glomerulonephritis), Hirnhautentzündungen (Meningitis) oder Herzentzündungen verursachen können. Streptomycin: Medikament (Antibiotikum), das z.B. gegen Mycobacterium-avium-Komplex eingesetzt wird. NW: u.a. Nierenschädigung, Hörstörungen, allergische Reaktionen. Strongyloides stercoralis: Zwergfadenwurm, der im Dünndarm vorkommt. Erreger der Strongyloidose. Strongyloidose: durch Strongyloides stercoralis hervorgerufene Krankheit, die v.a. bei immungeschwächten Patienten zu schweren Darmentzündungen mit Bildung von Geschwüren (ulzeröse Enterokolitis) führen kann. Behandlung mit Tiabendazol. strukturelle Prävention: Vorbeugung, die sowohl den einzelnen wie auch die allgemeinen Lebensbedingungen und die sozialen Beziehungen (Strukturen) berücksichtigt. strukturierte Therapieunterbrechung: (engl.) structured treatment interruption, Abk. STI, Intervalltherapie. Studie: Untersuchung zum Beweis einer Theorie oder Hypothese anhand einer größeren Gruppe von Menschen (Studienteilnehmer oder sog. Studienpopulation). Studien untersuchen z.B. die Entstehung von Krankheiten (Pathogenese), ihre Diagnose und Ausbreitung (epidemiologische St.). Bei klinischen Studien mit Anwendung eines medikamentösen Behandlungsverfahrens am Menschen werden 4 Phasen unterschieden. Phase I: Dosisfindung und Erhebung von Daten zur Pharmakokinetik (Aufnahme, Verteilung, Ausscheidung), Verträglichkeits- und Sicherheitsprüfung eines Medikaments, i.d.R. an gesunden Probanden. Phase II: Erhebung von Daten zur Wirksamkeit und Verträglichkeit, i.d.R. an einem kleineren Patientenkollektiv. Phase III: Vergleich zur vorhandenen Standardtherapie und zeitliche und numerische Ausweitung der Phase II mit Wirksamkeitsnachweis. Phase IV: Langzeitbeobachtung, Anwendungsbeobachtung und Charakterisierung eines Medikaments, i.d.R. nach der Zulassung als sog. Postmarketingstudie. Je nach Studienform kann man Blindstudie, Doppelblindstudie oder offene Studie unterscheiden. Studien zur Entwicklung von Schutzimpfungen werden i.d.R. an Nichtinfizierten, Studien zu therapeutischen Impfstoffen an Infizierten durchgeführt. Studienauswertung: Analyse und Darstellung der Ergebnisse einer Studie. Bei klinischen Studien können z.B. eine intent-to-treat analysis oder eine observed-data analysis durchgeführt werden. Studienprotokoll: Protokoll, das die Bedingungen für die Teilnahme an einer klinischen Studie, den
Studienablauf und die Studienauswertung festlegt. Einschlußkriterien beschreiben Eigenschaften, die die Teilnehmer der Studie haben müssen (z.B. CD4-Zellzahl). Ausschlußkriterien legen fest, unter welchen Voraussetzungen jemand nicht an einer Studie teilnehmen kann. Studienregister: Verzeichnis klinischer Studien. Für die BRD hat das Robert Koch-Institut ein St. zu HIV und AIDS erstellt. subakut: nicht sehr stark verlaufend, z.B. subakuter Krankheitsverlauf. subfebril: leicht erhöhte Körpertemperatur, leicht fieberhaft. subklinisch: Verlauf einer Erkrankung ohne oder mit nur geringen Krankheitszeichen. subkutan: Abk. s.c. In die Unterhaut, z.B. Injektion eines Medikaments. Subpopulation: Untergruppe. Substitution: Ersatz. 1. Ersatz fehlender oder verringerter körpereigener Substanzen, z.B. durch Gabe von Faktorenpräparaten bei Hämophilie oder von Hormonen bei erniedrigten Hormonkonzentrationen. 2. Gabe von Drogenersatzstoffen (z.B. Levomethadon) bei Opiatabhängigkeit. Innerhalb der Leistungspflicht der gesetzlichen Krankenversicherung ist nach den NUB-Richtlinien eine S. bei manifester Opiatabhängigkeit (ab zwei Jahren Dauer) möglich. Bei schweren konsumierenden Erkrankungen (z.B. Krebserkrankung), HIV-Infektion, chronischer Hepatitis B und C kann die S. unbefristet erfolgen. Eine zunächst auf zwölf Monate befristete S. ist bei schweren behandlungsbedürftigen Suchtbegleit- oder Suchtfolgeerkrankungen (z.B. wiederholte schwere Abszeßerkrankung oder Lungenentzündung, psychiatrische Erkrankungen), bei HIV-infizierten Schwangeren und bis zu 6 Monaten nach der Geburt möglich. Ebenfalls auf zwölf Monate ist die S. zunächst befristet, wenn eine drogenfreie Therapie aus medizinischen Gründen nicht durchgeführt werden kann und die Aussicht besteht, daß durch die Behandlung eine Stabilisierung und Besserung des Gesundheitszustandes sowie durch Herunterdosieren schrittweise eine Drogenfreiheit erreicht werden kann. Auf sechs Monate befristet ist die S. zur Herstellung einer stationären Behandlungsfähigkeit bei Opiatabhängigkeit und (auch im Anschluß daran) als Überbrückungsmaßnahme, wenn ein Therapieplatz zur Entzugsbehandlung und anschließenden Entwöhnung zugesagt ist. Die S. wird durch psychiatrische bzw. psychotherapeutische Behandlung oder psychosoziale Betreuung unterstützt. Subtyp: Unterart, z.B. HIV-1 E als S. von HIV. S.en haben eine unterschiedliche geographische Verteilung. Subunit-Impfstoff: Impfstoff, der aus einem Einzelbestandteil (engl. Subunit) eines Krankheitserregers besteht. Z.Z. wird z.B. MN rgp120/HIV-1 als Schutzimpfung gegen HIV und als therapeutische Impfung in klinischen Studien erprobt. Sucht: veraltete Bez. für Abhängigkeit. Suchtest: Labortest, der zur Untersuchung vieler Personen eingesetzt wird (z.B. beim Screening). Als S. für HIV-Antikörper wird der ELISA verwendet. S.s haben eine hohe Sensitivität, aber dafür eine relativ geringere Spezifität, so daß es zu falsch-positiven Ergebnissen kommen kann. Daher ist bei jedem positiv ausgefallenen S. die Durchführung eines Bestätigungstests erforderlich. Suizid: Freitod, auch Selbstmord. Suizidalität: Neigung zum Suizid. Sulfadiazin: Medikament gegen Bakterien und Mikroorganismen (Sulfonamid), das z.B. bei Toxoplasmose und zahlreichen bakteriellen Erkrankungen eingesetzt wird. NW: u.a. neurologische Störungen, MagenDarm-Störungen, Blutbildungsstörungen, Kristallurie.
Sulfalen: auch Sulfamethoxypyrazin. Medikament gegen Bakterien und Mikroorganismen (Sulfonamid), das z.B. bei Toxoplasmose eingesetzt wird. NW: u.a. Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, allergische Hautreaktion. Sulfamethoxazol-Trimethoprim: Trimethoprim-Sulfamethoxazol. Sulfonamide: Medikamente (Chemotherapeutika), die das Wachstum von Bakterien und Mikroorganismen durch Hemmung der Folsäurebildung hemmen. NW: u.a. Allergien (bei HIV-Infektion bis zu 50%), Unterdrückung der Knochenmarkfunktion. Superinfektion: erneute Infektion mit demselben Erreger bei bereits bestehender Infektion. supportiv: unterstützend, z.B. supportive Behandlung. Suppressorzellen: Unterdrückerzellen, CD8-Zellen. supprimieren: unterdrücken, hemmen, zurückdrängen. Surrogatmarker: Ersatzmarker. Laborwerte, die hilfsweise zur Beurteilung des Krankheitsverlaufs oder der Wirksamkeit einer Therapie verwendet werden. Eine Bestimmung der Viruslast oder der CD4-Zellzahl kann indirekt Aufschlüsse über den Krankheitsverlauf geben, auch wenn keine Veränderung der klinischen Symptome zu beobachten ist. Survivor-Syndrom: ursprünglich bei Überlebenden von Konzentrationslagern beobachtetes Syndrom mit Angst, Spannung, Isolierung, psychosomatischen Störungen und Überlebendenschuld u.a., das auch bei HIV-negativen schwulen Männern beschrieben wurde. Symptom: Krankheitszeichen. Symptomatik: Gesamtheit der im Rahmen einer Krankheit auftretenden Symptome. symptomatisch: an den Zeichen einer Krankheit orientiert, z.B. symptomatische Therapie mit Behandlung der Beschwerden ohne Beseitigung der Krankheitsursache. Syndrom: Gruppe von Symptomen und Erkrankungen, die in ihrer Gesamtheit typisch für ein bestimmtes Krankheitsbild sind. synergistisch: zusammenwirkend, sich gegenseitig unterstützend, z.B. synergistische Wirkung von Medikamenten mit einem Effekt, der stärker ist als die bloße Summe der Einzelwirkungen. Synzytium: sog. Riesenzelle, Syncytie. Bei der Verschmelzung von Zellen entstehende vielkernige Masse. Bei HIV-Infektion mit S.-induzierendem (SI) HIV kommt es in der Zellkultur zur Bildung von Synzytien aus aufgelösten Lymphozyten, die bei nicht-S.-induzierendem (NSI) HIV nicht beobachtet wird. Syphilis: auch Lues. Durch das Bakterium Treponema pallidum verursachte, sexuell übertragbare Krankheit, die in verschiedenen Stadien mit unterschiedlichen Symptomen (z.B. Hautausschlag, Kopfschmerzen, Fieber, Störungen des Nervensystems) verläuft. Bei HIV-Infektion kann es zu einem rascheren Verlauf bzw. auch zur Aktivierung einer latenten S. kommen. Behandlung mit Penicillin. systemisch: ein gesamtes Organsystem (z.B. Zentralnervensystem) oder den ganzen Organismus betreffend. Systemmykose: Pilzerkrankung (Mykose) mit Ausbreitung im gesamten Körper.
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2 AIDS-Taschenwörterbuch ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ
T T-20: auch Pentafusid. Experimentelle Substanz (Fusionshemmer), die an das gp41 vom HIV-Hüllprotein bindet und die Fusion von HIV mit der Membran von Zellen verhindern soll. Erprobung z.Z. in klinischen Studien. NW: u.a. Rötungen und Schwellung an der Injektionsstelle, allergische Reaktion. T-649: experimentelle Substanz gegen HIV (Fusionshemmer), die z.Z. in Laborversuchen erprobt wird. T-1249: experimentelle Substanz (Fusionshemmer), die an das gp41 vom HIV-Hüllprotein bindet und die Fusion von HIV mit der Membran von Zellen verhindern soll. Erprobung z.Z. in klinischen Studien. NW: u.a. Rötungen und Schwellung an der Injektionsstelle. Tachypnoe: beschleunigtes Atmen, z.B. als Symptom einer Pneumocystis-carinii-Pneumonie. Tagesklinik: Form der medizinischen Versorgung zwischen ambulanter und stationärer Behandlung. Ist eine stationäre Behandlung nicht erforderlich, jedoch mehrstündige Anwendungen, Behandlungen oder Beobachtung, kann die Versorgung durch eine T. übernommen werden. tar: Abk. für transactivation response element. Genprodukt von HIV, das evtl. die HIV-Transkription hemmt und einen möglichen Ansatzpunkt für eine Gentherapie darstellt. tat: Abk. für transcriptional activator trans-acting. Regulatorgen von HIV, das eine Steigerung der Transkription und Virusvermehrung auslöst. Ein Zusammenhang zwischen der Aktivierung von tat und der Aktivierung anderer, latenter Viren und der Apoptose von CD4-Zellen wird vermutet. Vgl. Gen. tat-Inhibitoren: Medikamente zur Hemmung von tat, deren klinische Erprobung nach Auftreten von schweren Nebenwirkungen zunächst eingestellt wurde. Z.Z. werden neue Substanzen in Laborversuchen erprobt. tax: Genprodukt von tat, das die Transkription von HIV aktiviert. T-cell growth factor: (engl.) Abk. TCGF, T-Zell-Wachstumsfaktor, IL-2. TCGF: Abk. für (engl.) T-cell growth factor, T-Zell-Wachstumsfaktor, IL-2. TE: Abk. für Toxoplasmose-Enzephalitis. Vgl. Toxoplasmose. Teich-Target: Scheibe mit konzentrischen Kreisen unterschiedlicher Schattierung und Farbe. Eine regelmäßige Sehprüfung (Visuskontrolle) mit dem T.-T. kann bei fortgeschrittenem Immundefekt zur frühzeitigen Erkennung einer Zytomegalie-Retinitis beitragen. Tenofovir: auch Adefovirdipivoxil, GS 840, bis-POM-PMEA, Preveon. Antivirales Medikament (Nukleotidanalogon), das gegen Zytomegalie, Hepatitis B, HHV 6 und Epstein-Barr-Virus wirksam ist. Wird z.Z. in klinischen Studien zur Behandlung der HIV-Infektion erprobt. NW: Absenkung der L-Carnitinspiegel, Nierenschädigung. teratogen: fruchtschädigend, z.B. Medikamente, die bei Einnahme während der Schwangerschaft zu Fehlbildungen des ungeborenen Kindes führen.
Test: Prüfung, Untersuchung. Oft Kurzbezeichnung für den HIV-Antikörpertest. Testosteron: Geschlechtshormon, das v.a. in der Nebennierenrinde und in den Hoden gebildet wird bzw. durch Umwandlung von Östrogen entsteht. Erniedrigte Konzentrationen bei HIV-Infektion werden als Mitursache u.a. von Gewichtsverlust, depressiver Verstimmung, Libidostörungen und Wasting-Syndrom diskutiert. Vgl. Steroide. Tetracyclin: Medikament (Breitband-Antibiotikum), das bei zahlreichen bakteriellen Erkrankungen eingesetzt wird. NW: u.a. Magen-Darm-Störungen. tev: Mischprodukt aus tat und rev. Regulatorgen von HIV mit unbekannter Funktion. Vgl. Gen. TGF beta: Abk. für (engl.) transforming growth factor beta. Transformierender Wachstumsfaktor, der die Reaktion von Zellen auf andere Faktoren (z.B. Interleukin-2, GM-CSF, G-CSF) und bei bestimmten Zellen deren Entwicklung beeinflußt. Eine vermehrte Freisetzung von TGF beta durch HIV-infizierte Zellen führt in Laboruntersuchungen zur Suppression der CD4-Zellen. Thalidomid: Handelsname Contergan. Medikament, das bei HIV-Infektion experimentell bei WastingSyndrom, aphthösen Ulzerationen des Magen-Darm-Trakts und zur Schmerzbehandlung eingesetzt wird. Wirkmechanismus ist möglicherweise eine Hemmung des Tumor-Nekrose-Faktors. THC: Abk. für Tetrahydrocannabinol. Wirksubstanz von Marihuana. Dronabinol. T-Helferzellen: Untergruppe der T-Lymphozyten, CD4-Zellen. Therapie: Behandlung, z.B. kurative (heilende) T. oder palliative (lindernde) T. Zur antiretroviralen T. gegen HIV werden v.a. NNRTI, Nukleosidanaloga und i.d.R. im Rahmen einer Kombinationstherapie angewendet. Gentherapie, Immuntherapie und Fusionshemmer befinden sich im Stadium der klinischen Erprobung. Als Therapieversagen wird das Nichterreichen eines Behandlungsziels bezeichnet. Therapiestudie: klinische Studie, mit der die Wirksamkeit eines bestimmten Therapieverfahrens (z.B. Medikament) an Menschen untersucht wird. Thorax: Brustkorb. Thrombozyten: Blutplättchen. Im Knochenmark gebildete Blutkörperchen, die v.a. für die normale Blutgerinnung wichtig sind. Thrombozytopenie: auch Thrombopenie. Verminderung der Blutplättchen. Vorkommen z.B. als Nebenwirkung von Medikamenten. Bei HIV-Infektion kann eine nicht durch Medikamente hervorgerufene T. auftreten, bei der wahrscheinlich HIV-Proteine die Bildung der Blutplättchen hemmen. Spontane Blutungen sind bei dieser Form von T. selten. TH1/TH2-Subpopulation: Untergruppen der CD4-Zellen, die zelluläre (TH1) bzw. humorale (TH2) Immunreaktionen beeinflussen. Thymopentin: Abk. TP5, Immunmodulator mit einem dem Thymopoetin ähnlichen Polypeptid, das die Reifung und Ausbildung von T-Lymphozyten anregt und so zu einer Stärkung der zellulären Immunantwort beitragen soll. Thymopoetin: im Thymus vorkommendes Hormon, das die Entwicklung der T-Lymphozyten anregt. Thymus: lymphatisches Organ, das im oberen Brustraum liegt und wichtig für die Entwicklung und Differenzierung der T-Lymphozyten ist.
Tiabendazol: Medikament zur Behandlung von Wurmerkrankungen (Anthelmintikum), das z.B. bei Strongyloidose eingesetzt wird. TIBO-Derivate: Tetrahydroimidazobenzodiazepin-Abkömmlinge. Substanzen aus Benzodiazepinen (Beruhigungsmittel), die die reverse Transkriptase von HIV hemmen können. Vgl. NNRTI. Tiermodell: Tier, bei dem eine Krankheit modellhaft hervorgerufen und die Wirksamkeit eines Medikaments oder Impfstoffs erprobt werden können. Tinctura opii: Opiumtinktur, Opiumauszug. Anwendung zur Schmerztherapie und zur symptomatischen Behandlung von Durchfallerkrankungen. NW: u.a. Müdigkeit. Tinea: oberflächliche Dermatomykose (Pilzerkrankung der Haut), die durch Fadenpilze (Dermatophyten) hervorgerufen wird. Behandlung mit Antimykotika, Rückfälle häufig. Tipranavir: auch PNU-140 690. Medikament gegen HIV (nichtpeptidischer Proteasehemmer), das z.Z. in klinischen Studien erprobt wird. NW: Durchfall, Übelkeit, krampfartige Bauchschmerzen. Titer: 1. Gehalt an aufgelöster Substanz in einer Lösung. 2. Menge eines Antikörpers oder Antigens, die noch zu einer Reaktion mit einem bestimmten Reaktionspartner führt. Ein hoher T. von IgM spricht für eine frische Infektion. Steigende Titer z.B. von IgG zeigen eine ablaufende Immunreaktion an. Tivirapin: auch R91767. Medikament gegen HIV (NNRTI), das z.Z. in klinischen Studien erprobt wird. T-Lymphozyten: auch T-Zellen. Vom Thymus abhängige weiße Blutkörperchen, die an der zellulären Immunantwort beteiligt sind, körperfremde Stoffe identifizieren und bei B-Lymphozyten eine Antikörperbildung gegen Antigene anregen können. Die Infektion von T-L. durch HIV führt zu einer Funktionseinschränkung des Immunsystems. Vgl. Killerzellen, CD4-Zellen, CD8-Zellen, zytotoxische TLymphozyten. TMC-120: auch R-147681. Medikament gegen HIV (NNRTI), das z.Z. in klinischen Studien erprobt wird. NW: u.a. Schlafstörungen. TMC-126: experimentelles Medikament gegen HIV (Proteasehemmer), das z.Z. in klinischen Studien erprobt wird. TMP: 1. Abk. für Thymidin-5-monophosphat, Nukleotid aus Thymidin und Phosphorsäure. 2. Abk. für Trimethoprim. Tobramycin: Medikament (Aminoglykosid-Antibiotikum), das i.v., als Augensalbe oder Tropfen bei schweren Infektionen angewendet wird. NW: (bei i.v.-Gabe) u.a. neurologische Störungen, Blutbildveränderungen, allergische Reaktionen, (als Tropfen) Brennen. Toleranz: Duldsamkeit. Pharmakologische Bez. für Anpassung des Körpers an ein Medikament mit Nachlassen der Wirkung. Torulopsis glabrata: alte Bez. für Candida glabrata. totale parenterale Ernährung: Abk. TPE. Form der künstlichen Ernährung durch Infusionen, bei der die lebensnotwendigen Nahrungsbestandteile zugeführt werden. Eine TPE wird z.B. angewendet, wenn durch eine mechanische Verlegung oder schmerzbedingt eine orale Nahrungsmittelaufnahme oder eine Ernährung über eine Magen-Darm-Sonde nicht möglich ist. Totvakzine: Totimpfstoff. Impfstoff mit abgetöteten Krankheitserregern.
Toxikologie: Teilgebiet der Pharmakologie, das sich mit der Wirkung von Giften und Substanzen auf den Körper befaßt. Toxikomanie: Abhängigkeit von einem Suchtmittel. Toxine: Giftstoffe von Mikroorganismen, die auch immunologisch wirken können. Vgl. Endotoxin. toxisch: giftig, z.B. toxische Dosis eines Medikaments. Toxizität: Giftigkeit, z.B. T. einer Substanz oder eines Medikaments. Toxoplasma gondii: Einzeller (Protozoon), Erreger der Toxoplasmose. Eine Infektion erfolgt am häufigsten über den Verzehr von rohem oder nicht durchgegartem Rindfleisch oder Rohmilch und über sog. Oozysten aus Katzenkot. Toxoplasmose: Erkrankung durch Toxoplasma gondii, die bei HIV-Infektion am häufigsten als intrazerebrale T. zu einer Entzündung des Gehirns (Enzephalitis), seltener zu einer T. des Auges (Chorioretinitis) führt. Diagnose durch Nachweis steigender Antikörpertiter bzw. durch bildgebende Verfahren. Therapie z.B. mit Pyrimethamin plus Sulfadiazin und Calciumfolinat, Sulfalen oder Clindamycin und Trimethoprim-Sulfamethoxazol. Bei positivem oder steigendem Antikörpertiter und CD4-Zellzahl unter 100/µl wird eine medikamentöse Vorbeugung (Primärprophylaxe) empfohlen. Zur Vermeidung eines Rezidivs ist bei ausgeprägter Immunschwäche i.d.R. eine Sekundärprophylaxe erforderlich. Trachea: Luftröhre. traditionelle chinesische Medizin: Abk. TCM. Altes Behandlungskonzept, das u.a. die Verwendung von tierischen Materialien und Heilpflanzen, Akupunktur, Moxibustion (Erwärmung von Akupunkturpunkten durch glühenden Beifuß) und konzentrative Bewegungstherapie (Qi Gong) umfaßt. Eine Wirksamkeit bei HIV-Infektion oder AIDS wird z.Z. in Studien untersucht. Transaminasen: Enzyme, die stickstoffhaltige Moleküle (Amine) übertragen. Vorkommen z.B. in Leber, Herzmuskel und Skelettmuskulatur. Transferfaktor: Substanz aus T-Lymphozyten, die wahrscheinlich die Fähigkeit, auf ein spezifisches Antigen immunologisch zu reagieren, auf andere Zellen oder Organe übertragen kann. Transkription: Umschreibung und Übertragung des genetischen Materials von DNA in RNA durch das Enzym Transkriptase. Bei Retroviren beginnt die T. umgekehrt (rückwärts, retro-) mit der Umschreibung von RNA in DNA durch die reverse Transkriptase. Vgl. Replikation. Translation: Übersetzung der durch Transkription umgeschriebenen genetischen Information in die Aminosäurensequenz von Proteinen. Transmembranproteine: Eiweiße, die durch die Zellhülle (Membran) hindurchreichen. T. können z.B. die Funktion von Rezeptoren und die Vermittlung von Signalen vom Äußeren in das Innere einer Zellen übernehmen oder den Transport von Stoffen durch die Membran regeln. Transplantationsantigene: auch Histokompatibilitätsantigene. Antigene, die nach Transplantationen zur Abstoßung des übertragenen Organs (Transplantats) führen können, z.B. Blutgruppenantigene, HLA. Vgl. MHC. transplazentar: durch die Placenta (Mutterkuchen), z.B. Übertragung von mütterlichen Antikörpern auf das Kind. Transsexualität: Identifikation mit dem anderen Geschlecht, bei der die eigenen biologischen Geschlechtsmerkmale als nicht mit der sexuellen Identität vereinbar erlebt werden. Es besteht der Wunsch
nach einer (chirurgisch-hormonellen) Geschlechtsumwandlung. In anderen Kulturkreisen (z.B. Asien) werden Umwandlungen von Geschlechtsmerkmalen auch durchgeführt, um eine homosexuelle Orientierung leben zu können. Transvestitismus: Neigung, Rollenmerkmale des anderen Geschlechts (z.B. Kleidung, Habitus) anzunehmen. Treponema pallidum: korkenzieherartige Bakterien, Erreger der Syphilis. Trichomonaden: Geißeltierchen, die sexuell übertragen werden können. Erreger der Trichomoniasis. Trichomoniasis: Erkrankung durch Trichomonaden. Bei HIV-infizierten Frauen kommt es vermehrt zu einer chronischen T. durch Trichomonas vaginalis mit einer Scheidenentzündung. trigger: (engl.) auslösen. Triglyzeride: Unterklasse von Fetten, die aus 3 mit Glyzerin veresterten Fettsäuren bestehen und v.a. als Energielieferanten dienen. Eine Erhöhung der T. wird als Hypertriglyzeridämie bezeichnet. Trimenon: (lateinisch) Dreimonat. Einteilung der Schwangerschaft in 3 jeweils dreimonatige Abschnitte. Trimethoprim: Abk. TMP. Medikament (Antibiotikum), das u.a. in Kombination mit Dapson zur Behandlung der Pneumocystis-carinii-Pneumonie eingesetzt wird. NW: Übelkeit, Erbrechen, allergische Hautreaktion, Störungen der Blutbildung. Trimethoprim-Sulfamethoxazol: TMP/SMX, auch Cotrimoxazol. Antibiotisch wirksames Medikament mit den Wirkstoffen Trimethoprim und Sulfamethoxazol (Sulfonamid), das u.a. zur Behandlung und Prophylaxe von Pneumocystis-carinii-Pneumonie und Toxoplasmose verwendet wird. NW: u.a. allergische Hautreaktion, Übelkeit, Leukozytopenie, selten Stevens-Johnson-Syndrom. Trimetrexat: Abk. TRM. Medikament (Antibiotikum), das in Kombination mit Calciumfolinat z.B. zur Behandlung der Pneumocystis-carinii-Pneumonie eingesetzt wird. NW: u.a. Störung der Blutbildung, Leberfunktionsstörungen, Nierenstörungen. Trizivir: Handelsname für Kombinationspräparat mit den Medikamenten Abacavir, Lamivudin und Zidovudin. Tröpfcheninfektion: Übertragung von Krankheitserregern durch Husten, Niesen oder Sprechen. Eine Übertragung von HIV durch T. ist nicht möglich. TSAO: Abk. für 2',5',-bis-O-(tert-butyldimethylsilyl)-3'-spiro-5''-(4''-amino-1'', 2''-oxathiole-2'', 2''dioxide)pyrimidine. Experimentelle Substanz gegen HIV (NNRTI), die in Labortests die reverse Transkriptase von HIV-1 hemmt. T4/T8-Ratio: CD4/CD8-Ratio. Tuberkulin: Stoffwechsel- und Zerfallsprodukte von Mycobacterium tuberculosis, die im menschlichen Körper zu einer Immunreaktion führen und beim Tuberkulintest verwendet werden. Tuberkulintest: Test der Hautreaktion nach Verabfolgung von Tuberkulinen zur Diagnose der Tuberkulose oder zur Prüfung des Immunstatus. Tuberkulom: Tuberkuloseherd, der durch die Abwehrreaktion des Körpers wie eine abgekapselte Kugel erscheint.
Tuberkulose: Abk. Tbc, Schwindsucht. Weltweit verbreitete bakterielle Infektionskrankheit mit Mycobacterium tuberculosis, die chronisch verläuft und v.a. in den Atmungsorganen lokalisiert ist (Lungentuberkulose), jedoch grundsätzlich alle Organe befallen kann. Tritt bei HIV-Infektion i.d.R. als Aktivierung eines Primärherdes auf. Seit 1993 gilt die Lungentuberkulose bei HIV-Infektion als AIDSdefinierende Erkrankung. Vgl. Mycobacterium-avium-Komplex. Tuberkulostatika: Medikamente (Chemotherapeutika), die i.d.R. als Kombinationstherapie bei Tuberkulose eingesetzt werden, z.B. Ethambutol, Isoniazid, Pyrazinamid, Rifampicin. Tumor: Geschwulst. Allgemeine Bez. für jede Schwellung und Gewebezunahme. I.e.S. wird jede (gutartige oder bösartige) Neubildung von Gewebe als T. bezeichnet. Tumor-Nekrose-Faktor: Abk. TNF, auch Kachectin. Glykoprotein aus Makrophagen (Zytokin), das die CD4-Zellen aktiviert und evtl. HIV stimuliert. TNF-alpha wird in einen Zusammenhang mit WastingSyndrom, HIV-assoziierter Neuropathie und AIDS-Demenz gebracht. Lösliche TNF-Rezeptoren (z.B. sTNFR p55 oder p75) hemmen evtl. die Bildung von Erythropoetin. Typhus: durch Bakterien (Salmonella typhi) verursachte Erkrankung mit Fieber, Durchfall und Verstopfung. Behandlung u.a. mit Antibiotika und Flüssigkeitsersatz. T-Zellen: Kurzbezeichnung für T-Lymphozyten. T4-Zellen: CD4-Zellen. T8-Zellen: CD8-Zellen. T-Zell-Expansion: experimentelles Verfahren, bei dem T-Zellen des Patienten außerhalb des Körpers zur Teilung angeregt und anschließend dem Körper wieder zugeführt werden. T4-Zellzahl: CD4-Zellzahl.
© 1991, 2001 by Stephan Dressler, Berlin, und Matthias Wienold, Hannover, zuletzt aktualisiert am: 01.08.2001
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U U-75875: experimentelle Substanz gegen HIV (Proteasehemmer), die z.Z. in Laborstudien erprobt wird. U-96988: Medikament gegen HIV (Proteasehemmer), das z.Z. in klinischen Studien erprobt wird. U-103373: Medikament gegen HIV (Proteasehemmer), das z.Z. in klinischen Studien erprobt wird. ubiquitär: überall vorkommend, allgemein verbreitet. Überdosis: Überschreitung einer angestrebten Wirkstoffdosis. Bez. in der Drogenszene für Heroindosis, die zu lebensgefährlichen Komplikationen oder zum Tod führt. Übertragung: auch Transmission. Weitergabe von Krankheitserregern und Infektion (Ansteckung). Übertragungswege: Ansteckungswege. Wichtigste Ü. für HIV sind ungeschützter Geschlechtsverkehr und gemeinsamer Nadelgebrauch bei Drogenabhängigen (needle sharing). Übertragungen sind auch durch Bluttransfusion, Gabe von Faktorenpräparaten, von der Mutter auf das Kind während Schwangerschaft und Geburt (maternofetale Transmission), durch Muttermilch, Organtransplantation, künstliche Befruchtung und Nadelstichverletzung möglich. Ulkus: Geschwür der Haut oder Schleimhaut aus unterschiedlicher Ursache, z.B. als Druckgeschwür (Liegegeschwür, Dekubitus), infektiöses U. oder Narbenulkus. Vgl. Schanker. Ultraschallvernebler: Gerät zur Erzeugung eines lungengängigen Aerosols durch Schwingungen einer Membran. Verwendung z.B. bei Aerosolinhalation. ultrasensitiv: besonders empfindlich, z.B. Bestimmung einer sehr niedrigen Viruslast durch ultrasensitive PCR. Ulzera: Pluralform von Ulkus. Umstimmungstherapie: Behandlung zur Änderung von Körperfunktionen z.B. durch Eigenblutbehandlung, Heilfasten. UNAIDS: gemeinsames Programm mehrerer Organisationen der Vereinten Nationen (UNO) und der Weltbank zur Bekämpfung von AIDS. uncoating: (engl.) Enthüllung. Freisetzung der viralen Kernproteine (core) nach Fusion von HIV mit der Zellmembran. Vgl. Replikation. underreporting: (engl.) Untererfassung. Epidemiologische Bez. für ein Meldeverhalten, bei dem geringere Zahlen von HIV-Infektionen oder AIDS-Erkrankungen gemeldet werden als tatsächlich vorliegen. unifokal: aus einem Herd bestehend, mit einem Herd. unsafe sex: (engl.) Sexualverhalten, bei dem ein relativ hohes Risiko einer HIV-Infektion besteht, z.B. penetrierender Geschlechtsverkehr ohne Kondom.
unselektiert: unausgewählt, zufällig zusammengestellt, z.B. Teilnehmer einer klinischen Studie. user: (engl.) Kurzbezeichnung für Drogengebraucher. Uterus: Gebärmutter. Uveitis: Entzündung der mittleren Augenhaut (Uvea), z.B. als Iritis (vordere U.) oder Chorioiditis (hintere U.). Vorkommen z.B. bei Neurosyphilis oder als Nebenwirkung von Rifabutin. UV-Exposition: Bestrahlung mit ultraviolettem Licht, z.B. Sonnenlicht. Verstärkte UV-E. kann zu einer (mäßigen) Verringerung der CD4-Zellen und zu einer Immunsuppression führen.
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V Vacciniavirus: auch Vakzinevirus. Impfvirus gegen Pocken. Wird nach gentechnischer Eingliederung von fremdem Erbmaterial (Rekombination) als Vektor für Antigene genutzt. Verwendung bei HIV-Infektion z.B. als Träger von gp160 bei experimentellen Impfstoffen. Vaginalsekret: Scheidenflüssigkeit, zusammengesetzt aus dem Sekret von Scheide und Gebärmutter. Vaginalverkehr: Geschlechtsverkehr, bei dem das Glied in die Scheide eingeführt wird. Vaginitis: Scheidenentzündung, z.B. durch Pilze. Vakzine: Impfstoff z.B. aus lebenden, in ihrer Ansteckungskraft künstlich abgeschwächten Erregern (Lebendimpfstoff), aus abgetöteten Erregern (Totimpfstoff) oder aus inaktiviertem Toxin. Vgl. Impfstoffe. Valaciclovir: Medikament (DNA-Polymerasehemmer), das zur Behandlung von genitalen Infektionen mit Herpes simplex und von Zoster eingesetzt. NW: u.a. Kopfschmerzen, Übelkeit. Valganciclovir: antivirales Medikament (Nukleosidanalogon, sog. Prodrug von Ganciclovir), das z.Z. in klinischen Studien zur Behandlung der Zytomegalie erprobt wird. NW: u.a. Leukozytopenie. Validität: Gültigkeit. Maß für die Richtigkeit eines Untersuchungsverfahrens. Die V. beschreibt, in welchem Ausmaß erhobene Daten und Resultate einer Messung z.B. im Rahmen einer klinischen Studie oder eines psychologischen Testverfahrens dem tatsächlichen Zustand entsprechen. Vancomycin: Medikament (Antibiotikum), das u.a. bei schweren Staphylokokkeninfektionen eingesetzt wird. NW: u.a. Nierenschädigung, Ohrenschädigung. Variabilität: Veränderlichkeit. Unterschiedliche Ausprägung eines Merkmals oder einer Eigenschaft, die infolge von biologischen Veränderungen (intraindividuelle oder interindividuelle V.) oder als V. bei Messungen entsteht. Als intraindividuelle V. werden Veränderungen innerhalb eines Menschen mit der Zeit und der Situation bezeichnet, z.B. tageszeitliche Stoffwechselschwankungen. Als interindividuelle V. werden biologische Unterschiede von Mensch zu Mensch bezeichnet, z.B. eine von Individuum zu Individuum unterschiedliche Verstoffwechslung von Medikamenten. variable Region: der Teil eines Antikörpers, der bei jedem Antikörper unterschiedlich ist. Varicella-Zoster-Virus: ein Herpesvirus (HHV-3). Erreger der Windpocken (Varizellen) und der Gürtelrose (Zoster). Übertragung durch direkten Kontakt und Tröpfcheninfektion. Varizellen: Windpocken. Primärkrankheit durch Varicella-zoster-Virus hervorgerufen. Übertragung durch Schmier- und Tröpfcheninfektion. Windpocken sind i.d.R. eine Kinderkrankheit, bei Immundefekt ist eine schwere, generalisierte Verlaufsform möglich. Therapie z.B. mit Aciclovir. Nach Abheilung der V. kommt es zu einer Latenzphase. Als Sekundärkrankheit kann nach Jahren v.a. bei alten und immungeschwächten Menschen eine Gürtelrose (Zoster) auftreten. Varizellen-Hyperimmunglobulin: Hyperimmunglobulin zur Postexpositionsprophylaxe bei VaricellaZoster-Virus.
VEE-Virus: Abk. für (engl.) Venezuelan equine encephalitis virus. Alphavirus, das nach gentechnischer Eingliederung von fremdem Erbmaterial (Rekombination) als Vektor für unterschiedliche Antigene genutzt wird. vegetarische Kost: Ernährung ohne Fleisch und (als sog. vegane Kost) ohne Milch, Milchprodukte und Eier. Durch v.K. können Nährstoffdefizite entstehen, die das Immunsystem zusätzlich schwächen. vegetativ: 1. ungeschlechtlich, z.B. Fortpflanzung bei Pilzen. 2. nicht dem Willen unterliegend, autonom, z.B. vegetatives Nervensystem. Vektor: Träger, Überträger z.B. eines Krankheitserregers oder Träger des immunogen wirksamen Bestandteils eines Impfstoffs (Antigenträger). Verhältnisprävention: Vorbeugung durch niedrigschwellige und flächendeckende Bereitstellung von Präventionsangeboten, z.B. Bereitstellung von Kondomen oder sterilen Spritzen. Vgl. strukturelle Prävention. Verhaltensprävention: Vorbeugung durch Veränderung bestimmter Verhaltensweisen, z.B. die persönliche Umstellung auf Safer Sex. Vernebler: Gerät zur Erzeugung eines Aerosols, z.B. Druckluft- oder Ultraschallvernebler. Je nach Verneblertyp entstehen unterschiedlich große Partikel. vertikale Übertragung: Übertragung einer Krankheit durch direkte Weitergabe (unabhängig von der Übertragungsart), z.B. Infektion des Kindes durch die Mutter während der Schwangerschaft oder Geburt als pränatale oder perinatale Infektion. Vgl. maternofetale Transmission. Verum: (lateinisch) das Wahre. In klinischen Versuchen im Gegensatz zum Plazebo die echte Behandlungsform, z.B. das wirkstoffhaltige Medikament. vif: viraler Infektionsfaktor. Regulatorgen von HIV, das für die Infektiosität und die Virusvermehrung notwendig ist. Vgl. Gen. Vigilanz: Wachsamkeit, Aufmerksamkeit. VIH: Abk. für (französisch) virus d'immunodéficit humain, HIV. VIN: Abk. für vulväre intraepitheliale Neoplasie. Neubildung innerhalb des oberflächlichen Gewebes der Vulva, die bei Frauen mit HIV-Infektion gehäuft auftritt. Eine regelmäßige Kontrolle durch gynäkologische Untersuchung wird empfohlen. Vinblastin: Zytostatikum. NW: u.a. Haarausfall, Leukozytopenie. Bei lokaler Behandlung des KaposiSarkoms durch Unterspritzung sind Nebenwirkungen außer Übelkeit eher selten. Vincristin: Zytostatikum, das zur Behandlung von Kaposi-Sarkom und Lymphomen eingesetzt wird. NW: u.a. Alopezie (Haarausfall), Polyneuropathie. Bei lokaler Behandlung des Kaposi-Sarkoms durch Unterspritzung kann es zu Nekrosen kommen. vip: Gen von HIV, das für die Infektiosität von HIV eine Rolle spielt. Virämie: Vorkommen von Viren im Blut. Bei HIV-Infektion kommt es unmittelbar nach der Ansteckung zu einer ausgeprägten V., die sich im weiteren Verlauf i.d.R. zurückbildet. Das Fehlen von Krankheitszeichen schließt eine V. nicht aus. Vgl. Viruslast. Virion: auch Viruspartikel. Form, in der ein Virus außerhalb der Zelle (extrazellulär) oder des
Wirtsorganismus vorliegt. Vgl. Replikation. Virodene: umstrittene Substanz zur Behandlung der HIV-Infektion mit dem Inhaltsstoff P058, die in Südafrika hergestellt wurde und mittlerweile verboten ist. V. enthält u.a. das Lebergift Dimethylformamid. Virologie: Lehre von den Viren und Viruskrankheiten. Virostatika: Substanzen, die die Virusvermehrung (Replikation) hemmen, z.B. NRTI, Nukleosidanaloga, Proteasehemmer. Virulenz: Infektionskraft eines Krankheitserregers. Virus: Krankheitserreger. Ein V. besteht aus genetischem Material (DNA oder RNA), das von einer Proteinhülle umgeben ist. Viren können sich nur in Zellen eines Wirtsorganismus vermehren. Vgl. Replikation. Virusanzucht: labormedizinisches Untersuchungsverfahren zur Anzüchtung von HIV in Zellkulturen. Unterschiedliche Verfahren (z.B. mit unterschiedlichen Wirtszellen) sind nur eingeschränkt vergleichbar. Viruslast: auch (engl.) viral load, Virusbeladung. Menge von HIV im Blut, die mit verschiedenen Methoden (NASBA, bDNA, PCR) bestimmt werden kann und in Zahl der Kopien/ml angegeben wird (Virusquantifizierung). Starke individuelle Schwankungen und Abweichungen bei mehrfacher Bestimmung sind möglich. Die V. wird als Anhaltspunkt für den Beginn einer antiretroviralen Behandlung und ihre Wirksamkeit sowie als Surrogatmarker für den Krankheitsverlauf verwendet. Veränderungen der V. werden auch in log-Stufen angegeben. Virusreservoir: Bereich oder Organsystem, in dem Virus nachweisbar ist. Vgl. Kompartiment. Virusvermehrung: umgangssprachliche Bez. für einen Anstieg der Viruslast; i.e.S. die Replikation. viruzid: Viren zerstörend oder inaktivierend. Viskosität: Fließeigenschaft gasförmiger und flüssiger Stoffe. Visna-maedi-Virus: Lentivirus (Retrovirus), das bei Schafen zu einer Immunschwächekrankheit führen kann. viszeral: die Eingeweide betreffend. Vitalkapazität: Differenz des Luftvolumens in der Lunge zwischen maximaler Einatmung und Ausatmung. Bei einer Pneumocystis-carinii-Pneumonie ist die V. frühzeitig eingeschränkt. Vitamine: lebenswichtige Substanzen, die an zahlreichen Stoffwechselvorgängen beteiligt sind. V. werden vom Körper nicht oder nur unzureichend gebildet und müssen mit einer ausgewogenen Ernährung zugeführt werden. V. wirken bei der Infektabwehr und Immunregulation mit; die Vitamine A, B, C und betaCarotin wirken antioxidativ. Eine direkte antivirale Wirkung hochdosierter V. ist zweifelhaft. VLDL: Abk. für (engl.) very low density lipoproteins, Lipoproteine sehr geringer Dichte. V3-Loop: (engl.) V3-Schleife. Ein Abschnitt im Proteinteil des gp120 von HIV, der starke antigene Eigenschaften besitzt. VLP: Abk. für (engl.) virus-like particle, virusähnlicher Partikel.
Vollbild: auch AIDS-Vollbild. Krankheitsbild im Verlauf der HIV-Infektion, das der vollen Ausprägung der erworbenen Immunschwäche entspricht und durch das Auftreten von schweren, i.d.R. lebensbedrohlichen Erkrankungen (z.B. Pneumocystis-carinii-Pneumonie, Mycobacterium-avium-Komplex, Zytomegalie) gekennzeichnet ist. Vgl. CDC-Falldefinition. Voriconazol: Abk. VCZ. Medikament (Antimykotikum), das u.a. zur Behandlung von Candida-Mykosen, Aspergillose, Kryptokokkose und Histoplasmose eingesetzt wird. NW: u.a. Arzneimittelwechselwirkungen. vpr: Eiweiß von HIV, das u.a. die Neubildung von CD4-Lymphozyten vermindert. vpu: Eiweiß von HIV, das evtl. den Zusammenbau von Viruspartikeln fördert und gleichzeitig die Expression von CD4-Rezeptoren hemmt. VSV: Abk. für (engl.) vesicular stomatitis virus. Virus, das nach gentechnischer Eingliederung von fremdem Erbmaterial (Rekombination) als Vektor für unterschiedliche Antigene (z.B. von SIV) in Tierversuchen genutzt wird. Vulva: die äußeren Geschlechtsteile der Frau. Vulvovaginitis herpetica: Entzündung von Vulva und Vagina, verursacht durch Herpes genitalis.
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W Walter-Reed-Klassifikation: heute nicht mehr gebräuchliche Einteilung der HIV-Infektion von den WalterReed-Forschungsinstituten der U.S.-Armee, die von der CDC-Klassifikation abgelöst wurde. WR0: Angehöriger einer Hauptbetroffenengruppe ohne HIV-Antikörpernachweis; WR1: HIV-Infektion; WR2: Lymphknotenvergrößerung; WR3: CD4-Zellzahl unter 400; WR4: zusätzliche Abschwächung der Reaktion vom verzögerten Typ im Hauttest; WR5: keine Reaktion im Hauttest oder Mundsoor; WR6: Vollbild. Warzen: gutartige Wucherungen der Haut, die durch humanes Papillomavirus verursacht werden. Wasting-Syndrom: auch (engl.) slim disease, HIV-Kachexiesyndrom. Durch starken Gewichtsverlust und Durchfall gekennzeichnetes Krankheitsbild, das bei fortgeschrittenem Immundefekt, Enteropathie und Fieber auftritt. Behandlungsversuche z.B. mit anabolen Steroiden, Somatropin. Wehen: Gebärmutterzusammenziehungen, i.e.S. die Geburtswehen. Bei HIV-infizierten Schwangeren treten vermehrt vorzeitige W. auf. Während der W. kommt es evtl. zu einem Übertritt HIV-infizierter Zellen von der Mutter auf das Kind. Welt-AIDS-Tag: 1. Dezember. Jährlicher, weltweiter Gedenk- und Aktionstag gegen AIDS. Western blot: (engl.) Labortest, bei dem Proteine aufgetrennt, mit radioaktivem Antikörper markiert und anschließend durch eine Farbreaktion identifiziert werden. Verwendung z.B. als Bestätigungstest zum Nachweis bestimmter Proteine von HIV. WF10: experimentelles Medikament (Immunmodulator), das die Aufnahme (Phagozytose) von Bakterien, Viren oder Mikroorganismen durch Freßzellen (Makrophagen) unterstützen soll und z.Z. in klinischen Studien erprobt wird. NW: u.a. Blutbildveränderungen. WHO: Abk. für (engl.) World Health Organisation, Weltgesundheitsorganisation. Wildtyp: Bez. für ein genotypisch oder phänotypisch ursprüngliches Virus, das nicht durch den Selektionsdruck durch antiretrovirale Medikamente verändert wurde. WR: in Verbindung mit einer Zahl Abk. für Stadien nach der Walter-Reed-Klassifikation.
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X Xerodermie: sehr trockene Haut, häufig bei HIV-Infektion. Xerophthalmie: krankhafte Trockenheit der Augen. Xerosis: Trockenheit, z.B. Trockenheit der Mundschleimhaut. XM421: Medikament gegen HIV (Proteasehemmer), das z.Z. in klinischen Studien erprobt wird.
Y Yersinien: Bakterien, die beim Menschen eine Yersiniose verursachen. Yersiniose: durch Yersinien verursachte Krankheit, die zu Entzündungen des Magen-Darm-Trakts (Gastroenterokolitis), Lymphknotenentzündungen (sog. Pseudotuberkulose) und Gelenkentzündungen (Arthritis) führen kann.
Z Zalcitabin: auch Dideoxycytidin, Abk. ddC, Handelsname HIVID. Medikament gegen HIV (Nukleosidanalogon), das i.d.R. im Rahmen einer Kombinationstherapie eingesetzt wird. NW: u.a. Neuropathie, Geschwüre der Mundschleimhaut, selten Pankreatitis. Zeffix: Handelsname für Lamivudin, das zur Behandlung der chronischen Hepatitis B in niedrigerer Dosierung als bei HIV-Infektion eingesetzt werden kann. Zelle: mikroskopisch kleine Baueinheit von Tieren und Pflanzen mit eigenem Stoffwechsel, Fähigkeit zur Vermehrung (Zellteilung) und zur Reaktion auf Reize. Zellkultur: Anzucht von Zellen im Labor, z.B. zur Virusanzucht und zur Testung von Medikamenten. zellulär: eine Zelle betreffend, von Zellen ausgehend. zelluläre Immunantwort: Form der Immunabwehr, bei der die Reaktion auf körperfremde Substanzen durch spezielle Abwehrzellen erfolgt (Killerzellen, Makrophagen). Vgl. humorale Immunantwort. Zenit: höchster gemessener Wert, z.B. der Viruslast oder einer Medikamentenkonzentration. Vgl. Nadir. Zentralnervensystem: Abk. ZNS. Gehirn, Rückenmark und Hirnhäute. HIV kann am ZNS z.B. zu einer HIV-Enzephalopathie führen. Bei ausgeprägter Immunschwäche kann es zu opportunistischen Infektionen (z.B. zerebrale Toxoplasmose) oder Tumoren (z.B. Non-Hodgkin-Lymphom) kommen. zerebral: das Großhirn betreffend, vom Großhirn ausgehend oder zu ihm gehörend. zervikal: 1. den Nacken oder Hals betreffend. 2. den Gebärmutterhals betreffend.
Zervix: auch Cervix. Hals, i.e.S. Gebärmutterhals. Zervixdysplasie: krankhafte Veränderungen von Zellen im Bereich des Gebärmutterhalses, z.B. als intraepitheliale zervikale Neoplasie. Vgl. CIN. Zervixkarzinom: bösartige Krebsgeschwulst des Gebärmutterhalses. Vorkommen bei HIV als AIDSdefinierende Erkrankung überwiegend bei fortgeschrittenem Immundefekt. Es besteht ein Zusammenhang mit einer chronischen Infektion mit humanem Papillomavirus. Das Z. wird je nach Ausmaß von Tumor und Lymphknotenbefall in verschiedene Stadien eingeteilt. Bei HIV erfolgt der Übergang von einer Präkanzerose oder einer intraepithelialen zervikalen Neoplasie (CIN) in ein Z. rascher. Diagnose durch Abstrich, Kolposkopie oder Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie). In Abhängigkeit vom Krankheitsstadium chirurgische Behandlung (z.B. Konisation) bzw. Strahlentherapie. Zidovudin: Abk. ZDV, Handelsname z.B. Retrovir, Aztec, frühere Bez. Azidothymidin, Abk. AZT. Medikament gegen HIV (Nukleosidanalogon), das i.d.R. im Rahmen einer Kombinationstherapie eingesetzt wird. NW: u.a. Anämie (Verringerung der roten Blutkörperchen), Leukozytopenie (Verringerung der weißen Blutkörperchen), Übelkeit, Kopfschmerzen, seltener Muskelerkrankungen. Zink: Abk. Zn. Lebenswichtiges Metall (essentielles Spurenelement) für den Körperstoffwechsel. Bei HIVInfektion besteht oft ein Zinkmangel, der zu Hauterkrankungen führen und mit Gabe von Zn. behandelt werden kann. Die Anwendung von Zn. als Immunmodulator ist umstritten. Zinkfinger: Struktur auf dem p7-Nukleokapsid (NCP7) von HIV aus Aminosäuren, die durch Bindung eines Zinkions funktionsfähig wird. Der Z. ist wichtig für die Vermehrung von HIV. Hemmer des Z., z.B. Azodicarbonamid, sind z.Z. in Studien. Zintevir: auch AR177 (5'-gtggtgggtgggtgggt-3'). Medikament gegen HIV (Integrasehemmer), das z.Z. in Laborversuchen erprobt wird. zirkulierende Immunkomplexe: Antigen-Antikörper-Verbindungen, die in der Blutbahn zirkulieren. Bei HIV-Infektion können häufig (u.a. aus IgG/IgM und p24-Antigen bestehende) z.I. nachgewiesen werden, die zu Störungen der zellulären Immunfunktion und Folgeerkrankungen (z.B. Glomerulonephritis) führen können. ZNS: Abk. für Zentralnervensystem. Zoster: Gürtelrose. Infektionskrankheit durch Varicella-zoster-Virus, die bei HIV-Infektion vermehrt vorkommt. Sekundärerkrankung nach Windpocken (Varizellen) mit typischen Hautveränderungen i.d.R. im Bereich des Versorgungsgebiets eines Hautnervs. Als Z. ophthalmicus wird der Befall des Auges bezeichnet. Behandlung mit Aciclovir, Famciclovir, Valaciclovir, Sorivudin oder Brivudin. Ein wiederholtes Auftreten von Z. ist möglich. Zwangstest: erzwungene Durchführung eines HIV-Antikörpertests z.B. im Rahmen von Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen ohne Einverständnis der Betroffenen. Zytochrom: sog. Atmungsferment. Eisenhaltiges Enzym, das u.a. die Energiegewinnung im oxidativen Prozeß (Atmungskette) vermittelt. Das Zytochrom P450 (CYP450) existiert in zahlreichen Formen (z.B. CYP3A4). Die Hemmung oder Verstärkung von Z. kann die Verstoffwechselung von Arzneimitteln und damit u.a. deren Plasmaspiegel und Halbwertszeit beeinflussen. Zytokine: Substanzen, die von verschiedenen Zellen gebildet und im Rahmen einer Immunantwort freigesetzt werden. Z. wie z.B. Lymphokine aktivieren u.a. CD4-Zellen, wirken immunregulatorisch und sind wichtig für körpereigene Reparaturmechanismen. Vgl. Chemokine, CSF, Interferone, Interleukine, Tumor-Nekrose-Faktor. Zytologie: Lehre vom Aufbau und den Funktionen der Zelle, auch Bez. für Untersuchung von Zellveränderungen.
Zytomegalie: Erkrankung, die durch Zytomegalie-Virus (CMV) verursacht wird und bei der verschiedene Organe betroffen sein können. Im Rahmen einer HIV-Infektion treten u.a. die durch CMV verursachte Augenentzündung (Chorioretinitis), Darmentzündung (Kolitis), Speiseröhrenentzündung (Ösophagitis), Lungenentzündung (Pneumonie) und Hirnentzündung (Enzephalitis) auf, die z.T. auch AIDS-definierende Erkrankungen sind. Diagnose durch Erregernachweis in Gewebeproben, klinischen Befund, steigende Titer des pp65-Antigens und erhöhte Viruslast (CMV-PCR). Zur Behandlung werden z.B. Foscarnet, Ganciclovir (i.v. und als Kapseln), Cidofovir (mit Probenecid) und humanes CMV-Hyperimmunglobulin eingesetzt. Eine Primärprophylaxe wird bei einem Immundefekt (CD4-Zellzahl <50/µl) empfohlen. Zur Vermeidung eines Rezidivs bei schwerem Immundefekt ist i.d.R. eine Sekundärprophylaxe erforderlich. Zytomegalie-Virus: auch (engl.) Cytomegalovirus, CMV. DNA-Virus aus der Gruppe der Herpesviren (HHV-5), das bei Menschen häufig zu Infektionen führt, die bei intaktem Immunsystem oft ohne Krankheitszeichen einhergehen. zytopathischer Effekt: schädliche Wirkung auf Zellen, z.B. von bestimmten Viren (u.a. HIV) oder chemischen Substanzen, die zur Auflösung (Lyse) und zum Absterben der Zellen führen kann. Zytostatika: Substanzen, die die Teilung und Vermehrung von Zellen verhindern oder stark verzögern. Anwendung z.B. zur Behandlung von Krebs. zytotoxisch: giftig für Zellen, zellschädigend, z.B. bestimmte körpereigene Faktoren oder Medikamente. zytotoxische T-Lymphozyten: Abk. CTL. Untergruppe der T-Lymphozyten, die körperfremde Zellen zerstören können und für die zelluläre Immunantwort wichtig sind.
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