Britta Schwarz
Golo jagt die Bilderdiebe
s&c 05/2008
Endlich zieht ein zweites Gespenst im Museum ein: Sir Gerrit. Ge...
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Britta Schwarz
Golo jagt die Bilderdiebe
s&c 05/2008
Endlich zieht ein zweites Gespenst im Museum ein: Sir Gerrit. Gerade haben sich die beiden zusammengerauft, als ihre Bilder spurlos aus dem Museum verschwinden. Alle Gespenster und auch Marco helfen bei der Suche. Sie sausen durchs Internet und erhalten Hilfe von den InternetGespenstern. Mit einem kräftigen Angst-mach-Spuk schüchtern sie die Bilderdiebe ein. ISBN: 3-8000-2070-X Verlag: UEBERREUTER Erscheinungsjahr: 2003 Umschlag- und Innenillustrationen: Regina Hofstadler-Lienerbrünn Umschlaggestaltung: Zembsch’ Werkstatt, München
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Backcover Endlich zieht ein zweites Gespenst im Museum ein: Sir Gerrit. Gerade haben sich die beiden zusammengerauft, als ihre Bilder spurlos aus dem Museum verschwinden. Alle Gespenster und auch Marco helfen bei der Suche. Sie sausen durchs Internet und erhalten Hilfe von den InternetGespenstern. Mit einem kräftigen Angst-mach-Spuk schüchtern sie die Bilderdiebe ein. Golo erlebt lustige und spannende Gespensterabenteuer, braut am liebsten extrastarke Gespensterstinke und hilft seinen Gespensterfreunden.
Autoren Britta Schwarz Bankkauffrau und Mutter, wurde 1966 im Auetal geboren, wo sie heute noch mit ihren beiden Kindern und ihrem Lebensgefährten in einem alten Landhaus lebt. Während der ersten Schwangerschaft besann sie sich auf ihr Kindheitshobby, das Geschichtenerzählen – und absolvierte von 1994 bis 1997 ein Schreibstudium an der Axel Andersson Akademie. Seither erschienen mehrere Kinderbücher, ein Katzenroman, ein Autorenratgeber und viele Kurzgeschichten. Unter www.brittaschwarz.de ist die Autorin auch im Internet zu finden. Regina Hofstadler-Lienerbrünn lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Leonding, Österreich. Wenn sie nicht gerade zeichnet, dann unterrichtet sie Deutsch und Italienisch – oder liest einen Krimi. In der Reihe Golo, das grüne Gespenst bereits erschienen. Golo zieht um Golo macht Urlaub Golo jagt die Bilderdiebe Golo und der Ohrflüster-Spuk
Golo, das grüne Gespenst
Britta Schwarz
Golo jagt die Bilderdiebe Illustrationen von Regina Hofstadler-Lienerbrünn UEBERREUTER
ISBN 3-8000-2070-X Alle Urheberrechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung, Verbreitung und öffentlichen Wiedergabe in jeder Form, einschließlich einer Verwertung in elektronischen Medien, der reprografischen Vervielfältigung, einer digitalen Verbreitung und der Aufnahme in Datenbanken, ausdrücklich vorbehalten. Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen Umschlag- und Innenillustrationen von Regina Hofstadler-Lienerbrünn Umschlaggestaltung von Zembsch’ Werkstatt, Müncheny Copyright © 2003 by Verlag Carl Ueberreuter, Wien Druck: Ueberreuter Print 1357642 Ueberreuter im Internet: www.ueberreuter.at
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Sir Gerrit »Soll ich dir meinen Ritter-Spuk zeigen?«, fragte Golo, das grüne Gespenst. Sein Freund Marco war ins Museum gekommen um Golo zu besuchen. Marco war ein ganz normaler Junge. Eigentlich haben Gespenster nur selten Menschen zum Freund – und Menschen fürchten sich vor Gespenstern. Aber bei Marco und Golo war das ganz anders, seit Golo heimlich mit Marco nach Griechenland in den Urlaub geflogen war. Golo hatte nämlich geholfen zwei Diebe zu fangen, die Marcos Eltern bestohlen hatten. Nun waren sie wieder zu Hause angekommen und Marco stand vor dem Bild, in dem Golo wohnte. Der lehnte sich aus dem Fenster des Forsthauses, das auf seinem Bild zu sehen war. Klitzeklein
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schaute er aus, Marco musste sich ziemlich anstrengen, damit er ihn überhaupt sehen konnte. »O ja! Bitte einen Ritter-Spuk«, sagte Marco und fing an zu grinsen. »Deine Spuktricks finde ich lustig! Jedenfalls wenn du mich nicht damit ärgerst.« »So etwas würde ich doch niemals tun«, sagte Golo und zwinkerte seinem Freund zu. Dann schwebte er aus dem Fenster und wurde gleich ein bisschen größer. Nach einer Sekunde füllte er das ganze Gemälde mit seiner grünen Gespenstergestalt aus. Er spähte nach links und er spähte nach rechts. Und als außer Marco kein Mensch zu sehen war, schlüpfte er aus seinem Bild. Schwups – er verwandelte sich in einen leuchtend grünen, knautschigen Flummi. Marco sprang hoch und fing den Flummi geschickt auf. »Ich dachte, du verwandelst dich nur in deine Reisegestalt, wenn du nicht im Museum bist«, sagte er verwundert. »Die Reisegestalt muss immer sein, wenn Gespenster herumfliegen«, seufzte Golo. »So steht es nun mal in Paragraf eins der Allgemeinen Gespensterordnung.«
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Marco strich sanft über den Flummi in seiner Hand. »Ist vielleicht ganz gut, dann erkennt dich niemand.« »Genau«, sagte Golo. »Keiner weiß, dass ich ein Gespenst bin, und ich kann spuken, wann ich will.« Mit einem Satz hüpfte er aus Marcos Fingern. Er landete auf dem Fußboden und trullerte bis zu einer Ritterrüstung auf der anderen Seite des Raums. »Bis gleich!«, rief er und war im nächsten Augenblick verschwunden. In die Rüstung drang kaum Licht, nur durchs Visier schien ein winziger, dünner Strahl. Zum Glück können Gespenster auch im Dunkeln gut sehen. Golo merkte sofort, dass heute etwas anders war in seiner Lieblingsritterrüstung. »Wo sind meine glänzenden Schilder geblieben?«, wunderte er sich. Herr Hügli, der Museumsdirektor, hängte nämlich immer ein Messingschild unter Golos Bild. »Unbekannter Künstler« stand darauf. Aber Golo wusste genau, wer es gemalt hatte, und darum nahm er jedes neue Schild wieder ab und versteckte es in der Rüstung. Dort sah Herr Hügli niemals nach und Golo hatte schon eine ganze
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Hand voll Schilder gesammelt. Und bald wollte er seine Gespensterfreunde auf Burg Grafenstein besuchen. Das schwarze Gespenst, das auch dort wohnte, liebte alles, was glänzte. Golos Schildersammlung wäre bestimmt ein feines Geschenk für das schwarze Gespenst! Golo wusste genau, dass er die Schilder in den einen Arm der Ritterrüstung gestopft hatte. Aber nun waren sie verschwunden. Ob Herr Hügli das Versteck doch entdeckt hatte? Golo beschloss, es herauszufinden. »Wann geht denn dein Spuktrick los?«, wollte Marco wissen. Er wartete schon gespannt vor der Rüstung und trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. »Bin gleich so weit«, kicherte Golo. Um die Schilder würde er sich später kümmern, jetzt wollte er erst mal, die Museumsbesucher ein wenig erschrecken. Golo nahm seine grüne Gespenstergestalt an. Hier in der Rüstung, wo ihn niemand sehen konnte, durfte er das. Er blinzelte durch das Visier. Da kam auch schon eine Dame angeschlendert. Hurra! Sie blieb bei der Rüstung stehen.
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»Na, mein Junge, die gefällt dir wohl?«, sagte sie zu Marco. Der nickte. »So eine hätte ich auch gerne.« Die Dame sah Marco an und merkte nicht, wie sich hinter ihr der Ritterarm in die Luft erhob. Als sie sich gerade wieder umdrehte, kitzelte Golo sie damit hinter dem Ohr.
»Hilfe!«, schrie die Dame laut und machte einen Riesenhopser rückwärts.
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Der Ritterarm senkte sich – und die Rüstung stand genauso unbeweglich da wie vorher. »Hast … hast du das gesehen?«, fragte die Dame mit zitternder Stimme und zeigte auf den Ritterarm. »Nö«, sagte Marco. »Was denn?« »Aber der Arm, er hat mich gekitzelt. Das musst du doch auch gesehen haben.« In Marcos Bauch wuchs ein gewaltiges Lachen und wollte unbedingt raus. »Da war nichts«, sagte er. Dann drehte er sich schnell weg und drückte die Hand vor den Mund, damit das Lachen eingesperrt blieb. Die Dame schüttelte den Kopf und trat noch ein bisschen weiter von der Rüstung zurück. »Ich glaube, ich sollte besser nach Hause gehen«, murmelte sie. »Na, wie war ich?«, fragte Golo stolz, als die Dame weg war. »Megaklasse!« Das Lachen in Marcos Bauch ließ sich nicht länger einsperren. »Noch mal!«, bettelte er. »Bitte, bitte noch mal!« Als nächstes kam ein junger Mann an der Ritterrüstung vorbei.
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»Buuahuuu!«, dröhnte Golo mit schauriger Gespensterstimme und klapperte mit den Beinen und dem Visier der Rüstung. »Buuahaaaa!« Vor lauter Schreck ließ der Mann seinen Schokoriegel fallen, von dem er gerade abbeißen wollte. Er blieb stocksteif stehen und starrte erst die Rüstung und dann Marco an. »Da war nichts«, sagte Marco wieder. Und diesmal konnte er sogar ohne große Mühe ernst dabei bleiben. Jedenfalls bis der Mann nicht mehr zu sehen war. Dann prustete er lauthals los. So spielten Golo und Marco den ganzen Nachmittag zusammen und ärgerten jeden, der sich zu nahe an die Ritterrüstung wagte. Am Ende tat Marco der ganze Bauch weh vor Lachen. »Schade, jetzt muss ich nach Hause«, sagte er. »Kommst du mit, Golo?« »Ich bleibe erst mal eine Weile im Museum«, sagte der und machte es sich als grüner Flummi in Marcos Hand bequem. »Unser anstrengender Urlaub steckt mir noch in den Gespensterknochen. Aber wir spielen bald wieder, du bist ein toller Spukpartner. Fast so gut wie ein richtiges Gespenst!«
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Als Marco gegangen war, machte sich Golo auf die Suche nach den verschwundenen Messingschildern. Leider waren sie in keiner anderen Ritterrüstung versteckt und auch nicht im Büro des Museumsdirektors. – Aber was war das? Im Raum neben dem, in dem Golos Bild hing, gab es lauter neue Sachen. Die waren vor seinem Urlaub noch nicht da gewesen. Uralte Tische und Stühle und Vasen – und ein Bild! Auf dem Bild war ein Schloss zu sehen mit vier hohen Türmen und einer Zugbrücke, die über einen Wassergraben führte. Anders als auf Golos Gemälde
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schien nicht die Sonne. Dicke schwarze Wolken verdunkelten den Himmel. »Hui!«, freute sich Golo. »Das ist ja ein richtiges Gespensterschloss.« Das musste er sich sofort ansehen! Er schlüpfte ins Bild und schon hatte er die Brücke überquert. Im ganzen Schloss war es finster und es gab keine Gespenstermöbel und auch keine Gespensterteppiche. Ungemütlich! Nein, hier hatte sicher noch niemals ein Gespenst gewohnt. Golo flog durch alle Hallen und hinauf in die Türme. Als er im letzten Turm angekommen war, sah er auf einmal einen schwachen Lichtschein. Dort war eine Kammer und darin stand ein Gespensterbett! »Also doch!«, jubelte Golo. Wo aber war das Gespenst, das hier wohnte? Golo schaute sich ein bisschen in der Kammer um. Da stand eine Truhe, die ihn magisch anzog. Er klappte den Deckel auf. »Meine glänzenden Schilder!«, rief er. Auf einer Decke lagen die verschwundenen Messingschilder hübsch nebeneinander aufgereiht in der Truhe. »Was machst du in meinem Schlafgemach?«, grollte es böse hinter Golo.
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Golo fuhr herum und sah ein Gespenst, das so strahlend weiß aussah wie Golos beste Freundin auf Burg Grafenstein, das weiße Burgfräulein. Nur strahlte dieses Gespenst nicht genauso wie sein Gewand. Es starrte Golo zornig an, sehr zornig sogar. »Ich wollte nur gern wissen, wer in diesem Bild wohnt«, sagte Golo höflich. »Außerdem will ich meine glänzenden Schilder wiederhaben!«, fügte er nicht mehr ganz so höflich hinzu. »Deine Schilder?« Das weiße Gespenst verdrehte die Augen. »Die habe ich in meiner Ritterrüstung gefunden. Also gehören sie mir.« Ob Golo sich verhört hatte? Jetzt wurde er langsam wirklich böse. Er ließ seine grüne Farbe so giftig leuchten, wie er nur konnte, und blähte sich auf, bis er die ganze Kammer ausfüllte. »Meine Ritterrüstung«, sagte er langsam und gefährlich leise, »meine Ritterrüstung stammt von Burg Grafenstein, genau wie ich. Und was ich darin verstecke, gehört mir allein.« »Reg dich nicht auf«, besänftigte ihn der Weiße. »Als ich ankam, gab es hier kein anderes Gespenst. Also habe ich alles zu meinem Eigentum gemacht,
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so wie es Ritter nun einmal tun. Denn ich bin Sir Gerrit, Ritter auf Schloss Grauhof.« Golo nahm wieder seine ursprüngliche Größe an. »Ich will keinen Streit«, sagte er. »Nun wohnen wir beide in diesem Museum, da ist es besser, wenn wir miteinander auskommen.« »Abgemacht!«, sagte Sir Gerrit und reichte Golo seine weiße Gespensterhand. »Wir teilen eben alles, die Sachen gehören von nun an mir und auch dir.« Golo schaute in Sir Gerrits Gesicht, das jetzt ebenso strahlte wie das ganze Gespenst. Wie es schien, war er doch nicht so miesepetrig, wie er zuerst ausgesehen hatte. Vielleicht wurde es ja ganz lustig, wenn sie zu zweit durch das Museum spukten? »Abgemacht!«, sagte auch Golo und schlug ein.
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Besuch auf Burg Grafenstein Am Abend saßen Golo und Sir Gerrit im Forsthaus zusammen und erzählten sich von ihren Spuktricks. »Mein Bild hing Jahrhunderte lang in Schloss Grauhof«, sagte Sir Gerrit. »Da gab es immer viel zu tun, wenn die Schlossbesitzer Besuch bekamen oder eine Jagd veranstalteten. Ich bin durch die Kamine in die Gästezimmer gesaust, habe die Gäste erschreckt, und wenn eine Jagdgesellschaft losgeritten ist, habe ich ihre Pferde scheuen lassen.« »Hast du denn auch die Hirsche verscheucht, wenn ein Jäger schießen wollte?«, fragte Golo vergnügt. »Und ob! Das hat am meisten Spaß gemacht, weil sich die Jäger immer so herrlich geärgert haben.
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Aber das ist schon lange her. Zuletzt war ich bei Frau von Buchsberg, einer alten Dame, zu Hause. Sie bekam nur selten Gäste – und vor meinem Spuk hatte sie auch keine Angst. Langweilig! Vor ein paar Wochen ist sie ins Altersheim gezogen und hat dem Museum ihre Sachen geschenkt.« »Hier langweilst du dich bestimmt nicht«, versprach Golo. »Die Museumsbesucher lassen sich prima erschrecken.« Sir Gerrit nickte. »Das habe ich schon gemerkt. Warum bist du eigentlich hier? Gab es auf Burg Grafenstein nichts mehr zum Spuken?« »Mir ging es ähnlich wie dir«, sagte Golo. Der neue Burgbesitzer hat mein Bild dem Museum geschenkt. Aus Burg Grafenstein ist ein Hotel geworden. Es ist nicht weit. Wenn du Lust hast, fliegen wir gleich morgen hin und besuchen meine Freunde.« »Gute Idee«, sagte Sir Gerrit. »Bevor du heute in mein Schloss gekommen bist, hatte ich schon ewig niemanden mehr getroffen. Höchste Zeit, dass ich mehr unter Gespenster komme!« Die beiden plauderten die ganze Nacht. Erst als
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die Sonne aufging, verabschiedete sich Sir Gerrit. Er verwandelte sich in einen weißen Becher – das war nämlich seine Reisegestalt – und flog zurück in sein eigenes Bild. Golo schlief bis zum Nachmittag. Dann weckte ihn der Lärm von Menschen, die laut durcheinander redeten. Vorsichtig schlich er aus dem Forsthaus. Der Raum, in dem sein Bild hing, war leer. Aber nebenan, bei Sir Gerrit, tummelten sich Männer und Frauen und Kinder. Sie hielten Gläser in den Händen und Kekse und schauten sich die neuen Sachen an. Ein Mann fotografierte Herrn Hügli. Der stand vor Sir Gerrits Bild und reichte einer Oma, die im Rollstuhl saß, einen weißen Becher voll Limonade. Golo trullerte als grüner Flummi zwischen den Menschenbeinen hindurch zum Rollstuhl. »He, Sir Gerrit!«, flüsterte er dem weißen Becher zu. »Komm mit, wir wollen doch zur Burg fliegen!« »Warte noch«, flüsterte der Becher zurück. »Hier wird gerade meine Ausstellung eingeweiht.« Die Oma leerte den Becher in einem Zug. Sie schob ihre Brille zurecht und schaute nach unten. »Ja, ja«, sagte sie. »Alle denken immer, ich kann
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nicht mehr gut hören. Doch euch Gespenster höre ich sehr gut.« Erschrocken wollte Golo zur Seite rollen, aber da packte die Oma ihn und umschloss ihn mit warmen, kleinen Fingern.
»Du meine Güte, sie hat uns erkannt!«, entfuhr es Golo. Der Becher lachte. »Keine Sorge. Das ist Frau
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von Buchsberg, ich habe dir doch von ihr erzählt. Sie verrät uns nicht.« Die alte Dame öffnete ihre Hand. »Wie schön«, sagte sie. »Da hat Sir Gerrit also schon einen Freund im Museum gefunden.« Dann ließ sie Golo wieder auf den Boden plumpsen, denn Herr Hügli kam zum Rollstuhl. »Möchten Sie noch etwas Limonade, Frau von Buchsberg?«, fragte er. »Nein, vielen Dank«, sagte die Oma. »Ich habe mich überzeugt, dass alle meine Stücke bei Ihnen gut aufgehoben sind. Nun kann ich beruhigt zurück ins Altersheim.« Während sie sprach, versteckte sie den Becher hinter ihrem Rücken. Niemand bemerkte, dass dieser sich klitzeklein schrumpfte und zusammen mit einem ebenso kleinen Flummi aus dem Raum schwebte. Draußen vor dem Museum schwangen sich Golo und Sir Gerrit hoch in die Lüfte. »Mir nach!«, rief Golo und flog über die Stadt bis zum Wald, immer in Richtung Burg Grafenstein. Auf dem Parkplatz vor der Burg standen ein Bus und eine Menge Autos., »Heute hätten wir prima im
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Museum spuken können«, sagte Sir Gerrit. »Aber hier ist wohl auch was los.« »Bestimmt«, sagte Golo und schaute erstaunt auf die vielen Wagen. Seit das Burghotel eröffnet hatte, war er noch nicht bei seinen Gespensterfreunden zu Besuch gewesen. Hoffentlich hatten sie Zeit für ihn – und hoffentlich erkannten sie ihn überhaupt noch! Kaum flogen Golo und Sir Gerrit durch ein offenes Fenster in einen der Türme, da donnerte ihnen schon ein kräftiges Lachen entgegen. »Wenn das nicht unser Golo ist«, freute sich der Graf von Grafenstein. Er war das Obergespenst der Burg und wachte als rubinroter Kugelschreiber über die alten Gemäuer. Im Nu schwirrten von allen Seiten Gespenster in ihrer Reisegestalt heran. Das schwarze Gespenst kam als Stein, das bauchlose Gespenst als alter Fensterputzlappen. Dann erschienen ein Kaktus, ein Gummistiefel und zwei Portmonees. Zum Schluss schwebte in eleganten Bahnen ein weißer Tanzschuh mit hohem Absatz heran. »Oh, wie schön«, schwärmte Sir Gerrit und konnte gar nicht aufhören den Tanzschuh zu betrachten.
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»Das weiße Burgfräulein«, sagte Golo mit sanfter Stimme. Dabei begann seine grüne Farbe zu leuchten. »In dieser Woche heiße ich Lisande«, erklärte das Burgfräulein, das sich jede Woche einen neuen Namen aussuchte, weil sie sich nicht für einen einzigen entscheiden konnte. Sir Gerrit verneigte sich, so gut sich ein Becher eben verneigen kann. »Sir Gerrit steht zu Diensten, verehrte Lisande.« Golo drängte sich rasch zwischen die beiden. »Ich muss dir unbedingt von meiner Reise erzählen«, sagte er. »Später, mein Freund, später!«, donnerte der Graf. »Nun lade ich die ganze Gesellschaft in mein Bild ein. Dort gibt es köstlichen neuen Gespenstertrunk.« Alle schrumpften sich zusammen und sausten im Gänsemarsch oder besser im Gänseflug durch die Hallen der Burg. Golo schaute sich um. Überall sah es sauber und ordentlich aus. Da waren nicht wie früher Spinnweben in den Ecken zu sehen. Und es liefen Menschen
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herum, Hotelgäste und auch Leute, die im Burghotel arbeiteten. »Es hat sich vieles verändert«, sagte Golo, als die Gespenster beim Bild des Grafen ankamen. »Das ka… ka… kannst du wohl glau… glauben«, stotterte das schwarze Gespenst. Lisande tauchte ins Bild ein und nahm ihre edle blütenweiße Gespenstergestalt an. »Seit wir in einem Hotel leben, können wir Tag und Nacht spuken«, erklärte sie fröhlich. Die Gespenster mussten sich mächtig zusammenquetschen, damit alle einen Platz fanden. Sofort schmiegte sich Sir Gerrit an das weiße Burgfräulein und prostete ihm zu, als der Graf Gespenstertrunk verteilte. »Liebste Lisande«, säuselte er, »noch nie bin ich einem so wunderbaren Geschöpf wie dir begegnet. Bei deinem Anblick verschlägt es mir den Gespensteratem.« War da nur ein Lichtstrahl oder liefen Lisandes Gespensterwangen tatsächlich rosa an? Golo merkte, wie in ihm drin etwas zu rumoren begann. Er war wütend, sehr wütend sogar! Was
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bildete sich dieser Sir Gerrit eigentlich ein? Das weiße Burgfräulein war allein Golos Freundin, jawohl! »Soll ich jetzt erzählen, was ich in meinem Urlaub erlebt habe?«, fragte er. »Gerne«, hauchte Lisande und zwinkerte Golo zu. Doch da beugte sich Sir Gerrit zu ihr hinüber und begann über sein Schloss zu berichten, über die riesigen Hallen und prächtigen Türme. Der Graf von Grafenstein kramte inzwischen eine neue Flasche aus einer Kiste, die er in seinem Bild versteckt hielt. Er schenkte Gespenstertrunk nach, der nach Himbeeren schmeckte, und alle Gespenster waren bester Laune. Alle – außer Golo. Der beobachtete eifersüchtig Sir Gerrit und wurde immer blasser und immer stiller. »Du bist herzlich eingeladen, mich auf meinem Schloss zu besuchen«, sagte Sir Gerrit zu Lisande. »Dann können wir bei Kerzenschein und Harfenmusik ein Gespenstertänzchen wagen.« »Wie romantisch«, antwortete Lisande. Jetzt reichte es Golo! Er stand auf und schlüpfte aus dem Bild.
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»W… w… wo willst du denn hin?«, stotterte das schwarze Gespenst hinter ihm her. »Nach Hause ins Museum«, knurrte Golo – und schon war der grüne Flummi verschwunden.
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Gespensterstreit Golo lag in seinem Gespensterbett und ärgerte sich. Er versuchte ein Buch zu lesen, aber es ging nicht. Er versuchte zu schlafen, aber das ging auch nicht. Die ganze Zeit musste er an das weiße Burgfräulein denken – und an Sir Gerrit. Der hatte ihm den Besuch auf Burg Grafenstein gründlich vermiest, und dabei hatte sich Golo so sehr darauf gefreut. »Liebste Lisande …«, äffte Golo Sir Gerrit nach. »Pah, was der sich einbildet! Ein toller Ritter ist das. Hätte lieber mitsamt seinem blöden Schloss wegbleiben sollen.« Da wurde die Tür aufgerissen. Sir Gerrit polterte ins Forsthaus. »Ich bin gespenstermäßig böse auf dich!«, giftete er Golo an. »Du hast mir den ganzen Spaß verdorben!«
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»Ich dir?«, giftete Golo zurück. »Jawohl! Als du weg warst, wollte Lisande nichts mehr von mir wissen und machte sich nur noch Sorgen um dich.« »Aha!«, sagte Golo und bekam auf einmal viel bessere Laune. »Sie ist eben meine Freundin und nicht deine.« »Das werden wir ja sehen«, knurrte Sir Gerrit. Golo kicherte und beschloss, beim nächsten Mal wieder allein zur Burg zu fliegen. »Was gibt es denn da zu lachen?«, fragte Sir Gerrit. »Außerdem, ab sofort teilen wir nichts mehr. Immerhin bin ich ein Ritter mit eigenem Schloss und du bist nur irgendein grünes Förstergespenst. Also gehört alles im Museum mir!« »Du meinst wohl mir, denn ich war als Erster hier!« »Nein, mir!«, rief Sir Gerrit. »Mir!«, rief Golo. »Das werden wir ja sehen«, sagte Sir Gerrit noch einmal und schwirrte genauso schnell aus dem Forsthaus, wie er gekommen war. Golo kuschelte sich gemütlich unter seine Ge-
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spensterdecke. Jetzt konnte er beruhigt einschlafen. Das weiße Burgfräulein machte sich Sorgen um ihn. Das war gut so, denn nun wusste er, dass es ihn doch noch ein wenig mochte. Mitten in der Nacht wachte Golo auf und war putzmunter. Er zwängte sich unter sein Bett und kramte einen kleinen, gläsernen Käfig hervor. »Es gibt Arbeit für dich«, sagte er und fasste vorsichtig in den Käfig. Das Tierchen darin krabbelte ihm fröhlich entgegen. Es gehörte zu einer seltenen Art und Golo war stolz es zu besitzen. Er hätte es auch gerne einmal Marco gezeigt, aber das ging leider nicht. Sein Haustier war nämlich eine unsichtbare Pluxspinne. Menschen wussten nicht, dass es sie überhaupt gab. Nur Gespenster konnten sie sehen, genauso wie ihre Spinnweben. Die konnten herrlich weich und seidig sein! Immer wenn Golos alte Gespensterdecke zu schmuddelig geworden war, so etwa alle zwei Wochen, bekam seine Pluxspinne zu tun. Dann wob sie ihm eine neue. Das war praktisch, denn wie jeder weiß, hassen die meisten Gespenster Wasser. Golo hasste es ganz besonders. Eine Kuscheldecke, die man waschen musste, war nichts für ihn, nein, nein.
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Heute brauchte er keine neue Decke, er hatte einen anderen Auftrag für die Spinne. Rasch reichte er ihr einen Brocken Malzbonbon. Pluxspinnen leckten für ihr Leben gern daran! Das Malz im Spinnenbäuchlein hatte nur einen Nachteil. Die Spinnfäden wurden davon hart wie Stahl, für eine Decke waren sie eine Woche lang nicht zu gebrauchen. Als die Spinne ausgiebig geschlemmt hatte und von dem Brocken nur noch ein winziger Krümel übrig war, nahm Golo sie aus dem Käfig. »Wir machen einen Ausflug«, erklärte er. Im Museum war alles dunkel und still. Golo flog wie der Wind herum und schaute, ob Sir Gerrit irgendwo zu sehen war. Die Pluxspinne musste sich an dem grünen Flummi festklammern, um nicht herunterzufallen, so schnell sauste er durch alle Räume. Von Sir Gerrit keine Spur. Golo freute sich: Also war der Ritter in seinem Schloss. Heimlich setzte er die Spinne auf den Rahmen von Sir Gerrits Bild. »Los geht’s!«, sagte er. Die Spinne machte sich gleich an die Arbeit. Sorgfältig spann sie ein Netz mit feinen Maschen,
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durch die nicht einmal mehr ein Staubkörnchen passte. Hauchdünn und für alle Nichtgespenster unsichtbar, doch so fest und hart wie eine Wand. »Gut gemacht«, lobte Golo schließlich. »Da kommt Sir Gerrit nicht so schnell raus!« Zufrieden flog er mit der Pluxspinne huckepack zurück zu seinem Forsthaus. Am nächsten Tag gab es im Museum keinen Sir Gerrit, der Golo schlechte Laune bereiten konnte – und am übernächsten Tag auch nicht. In aller Ruhe kochte Golo extrastarke Gespensterstinke. Es gab etwas zu feiern und wie ging das wohl besser als mit seinem Lieblingsspuk? Alle Museumsbesucher, die
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vor seinem Bild stehen blieben, überschüttete er mit der Stinke. Er fand es immer wieder wunderbar, wenn die Menschen davon nach zehn leisen Pupsen rochen und sich vor den anderen schämten. Am dritten Tag überlegte Golo, dass es an der Zeit war, seinen Freund Marco zu besuchen. Vorher wollte er noch eben das neue Messingschild in der Ritterrüstung verstecken, das Herr Hügli unter sein Bild gehängt hatte. Kaum steckte das Schild im Arm der Ritterrüstung, da wurde das Visier hochgeklappt. Ein weißer Becher schwebte davor. Sir Gerrit! Golo lachte. »Wo warst du denn so lange? Ich habe dich schon vermisst.« »Raus aus meiner Rüstung!«, befahl der Becher. »Ich bleibe in meiner Rüstung, solange es mir gefällt!«, sagte Golo. Der Becher neigte sich drohend über das offene Visier. »Du willst Gespensterstreit? Du sollst ihn bekommen«, grollte er. Schwups –kippte er sich um. Etwas Nasses, Kaltes schwappte auf Golo. Er schüttelte sich. »Ihh! Spinnst du?«
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Jetzt lachte Sir Gerrit. »Prima siehst du aus, schau dich mal im Spiegel an. Und das hält mindestens so lange, wie du mich eingesperrt hast.« Blitzschnell schoss Golo aus der Rüstung. Er hustete. Das nasse Zeug auf ihm trocknete zwar sofort, aber es umhüllte ihn wie ein Panzer. Im hellen Licht sah er dann die ganze Bescherung. Wo war nur seine schöne grüne Farbe geblieben? Über und über sah er plötzlich rosa aus, und zwar schweinchenrosa! »Lisande gefällt deine neue Farbe bestimmt gut!«, spottete Sir Gerrit. »Na warte!«, rief Golo. »Du erlebst in diesem Museum keine einzige lustige Spukminute mehr!« »Uaahh, da schlottere ich aber vor Angst. Rate mal, wem der Spaß am Spuken hier bald vergehen wird«, antwortete Sir Gerrit frech und flog davon. Golo seufzte. Er wollte doch einfach nur ein gemütliches Gespensterleben führen, ab und zu ein paar Menschen erschrecken und sonst mit niemandem Streit haben. Und jetzt das! Da konnte man glatt vor Ärger grün anlaufen, wenn man es nicht ohnehin schon war. »Nicht mal das geht«, schimpfte
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er leise vor sich hin und betrachtete seinen rosa Panzer. So lange er aussah wie ein Marzipanschweinchen, konnte er unmöglich zur Burg fliegen. Seine Freunde würden ihn auslachen. Bloß gut, dass es Marco gab. Der tröstete ihn bestimmt!
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Eine böse Überraschung »Was für ein Gespenst bist du denn?«, fragte Marco, als der rosa Flummi durchs Fenster in sein Zimmer schwebte. »Ich bin’s, dein Freund Golo!«, sagte Golo. Marco fing ihn auf und schaute ihn sich von allen Seiten genau an. Er pikste mit dem Finger gegen den Panzer und warf ihn erst in die Luft und dann auf den Boden. »Aua!«, beschwerte sich Golo und flog lieber schnell auf die Deckenlampe, damit Marco ihn nicht noch einmal werfen konnte. »Hm«, Marco schüttelte den Kopf. »Es ist deine Stimme, aber nicht deine Reisegestalt. Du siehst hässlich aus. Und als Superhochspringflummi taugst du auch nicht mehr. Keine coole Idee, verwandle dich lieber schnell zurück!«
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»Wenn das bloß ginge …«, seufzte Golo kleinlaut und erzählte die ganze Geschichte von Sir Gerrit und von dem Streit. Marco hörte aufmerksam zu und lachte Golo kein bisschen aus. »Oh, oh«, sagte er schließlich. »Klingt nach Megaärger. Am besten, ihr vertragt euch bald wieder. Könnt ihr nicht einfach alle drei Freunde sein, du und das weiße Burgfräulein und Sir Gerrit?«
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Golo schwebte von der Lampe und schüttelte sich, dass der ganze Flummi bebte. Vertragen? Mit diesem eingebildeten Ritter? »Niemals!«, rief er laut. »Sonst hab ich leider auch keine Idee«, sagte Marco. »Weißt du, lass uns erst mal was unternehmen. Gehen wir in den Park?« Ein bisschen Spaß konnte Golo zur Abwechslung gut gebrauchen. Mit einem Satz sprang er in Marcos Hosentasche und machte es sich dort bequem. Im Park gingen nicht besonders viele Menschen spazieren an diesem heißen Nachmittag. Es waren noch Ferien und viele Leute waren verreist. Auf einer Bank saß ein alter Mann. Er sah traurig aus und trank aus einer Schnapsflasche. »Ich werde ihm helfen«, sagte Golo zu Marco. »Pass gut auf!« Er versuchte, sich staubkörnchenklein zu schrumpfen. Das ging ziemlich schwierig mit dem rosa Panzer. Bloß gut, dass der sich in ein paar Tagen wieder auflöste! Aber irgendwie schaffte es Golo doch, und als er winzig genug war, schlüpfte er dem alten Mann ins Ohr. »Schnaps ist eklig und ungesund«, flüsterte er.
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»Enten füttern ist viel lustiger.« Diese beiden Sätze wiederholte er fünf Mal. Dann flog er rasch wieder aus dem Ohr und zurück zu Marco. »Puh! Das war anstrengend«, keuchte er. »Und jetzt?«, fragte Marco neugierig. Da warf der alte Mann plötzlich seine Schnapsflasche in den Mülleimer. Er holte Kekse aus einer Tüte, die neben ihm auf der Bank stand, nahm seinen Krückstock und tippelte zum Teich. Dort brach er die Kekse in kleine Stücke und warf sie ins Wasser. Sofort kamen die Enten angeschwommen und ein Schwan dazu. Sie schnatterten fröhlich und tauchten nach den Keksen. Marco lief auch zum Teich und lachte den alten Mann freundlich an. »Sind sie nicht wunderbar anzuschauen mit ihrem glänzenden Gefieder?«, fragte der Alte. Und auf einmal sah er gar nicht mehr so traurig aus. Nach einer Weile nahm er seinen Stock. »Jetzt gehe ich nach Hause und rufe meinen Enkel an«, sagte er. »Er wohnt weit weg in Dänemark und ich habe ihn schon lange nicht gesehen. Ich glaube, ich werde ihn besuchen.«
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Golo wartete, bis der alte Mann davongetippelt war. »Der trinkt ab sofort keinen Schnaps mehr!«, freute er sich. »Da hast du ja einen richtigen RettungsOhrflüster-Spuk gemacht«, sagte Marco. »Klar. Immer ärgere ich die Menschen auch nicht, nur manchmal. Jetzt zum Beispiel!« Schon sauste er davon zur nächsten Bank.
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Zwei Mütter saßen gemütlich darauf und plauderten miteinander. Vor jeder stand ein Kinderwagen und die Babys darin schlummerten friedlich. Golo flog in den Baum, der hinter der Bank stand. Er blähte sich kugelrund auf und pustete aus Leibeskräften auf die Mütterköpfe. Dabei grollte er, als ob es donnerte. Die Mütter hielten sich die zerzausten Haare. »Bloß schnell weg!«, rief die eine und rannte gleich mit dem Kinderwagen los. »Es gibt gleich ein Gewitter!« Marco und Golo lachten, als auch die andere, so schnell sie konnte, aus dem Park lief. »Supertoll! Beinahe hätte ich auch geglaubt, es stürmt und donnert«, kicherte Marco. Bis zur Abendbrotzeit blieben die beiden im Park. »Übernachtest du heute bei mir?«, fragte Marco auf dem Heimweg. Der stimmte diesmal sofort zu. Er hatte überhaupt keine Lust, ins Museum zu fliegen und wieder mit Sir Gerrit zu streiten. Vor dem Schlafengehen spielten sie noch an Marcos Computer. Golo fand es herrlich, was sich
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damit alles anstellen ließ. So viele witzige Comicbilder gab es darin, kleine Monster und sogar Gespenster! »Das nennt man Internet«, erklärte Marco. »Damit können wir uns alles Mögliche anschauen, was andere Menschen überall auf der Welt so machen.« »Ob man auch zu den Bildern hineinfliegen kann?«, überlegte Golo. Marco schüttelte den Kopf. »Das geht leider nicht. Obwohl … Gespenster können doch fast alles, oder? Probier es einfach aus!« »Nächstes Mal.« Golo gähnte herzhaft. »Heute bin ich viel zu müde.« Über Marcos Bett hing ein Bild mit einem wuschligen braunen Hund. Hier hatte Golo schon vor dem Griechenlandurlaub einmal geschlafen. Und hier kuschelte er sich auch jetzt ans weiche Hundefell. Es dauerte nur zwei Minuten, dann schnarchte er »Schrazahhh, schrazüüüh« sein leises Gespensterschnarchen. Am nächsten Morgen verabschiedete er sich gleich nach Sonnenaufgang von Marco. Der wollte lieber noch ein bisschen weiterschlafen.
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Aber Golo musste unbedingt nachsehen, ob Sir Gerrit etwas angestellt hatte, während er nicht zu Hause gewesen war. Schnell wie der Wind flog Golo zum Museum. Um diese Zeit gab es hier noch keine Menschen. Die kamen erst später, wenn die Sonne höher am Himmel stand. Bis dahin schaffte es Golo bestimmt, einen neuen Topf voller Gespensterstinke zu kochen. Aber was war denn das? Wo war sein Forsthaus geblieben? Wo war das ganze Bild hin? Die Wand war leer. Das hatte bestimmt der Ritter getan! »Sir Gerrit!«, schrie Golo, dass die Ritterrüstung klapperte. Ein weißer Becher kam schleppend über den Boden gerutscht und hielt vor Golo an. »Gib sofort mein Bild zurück!« Golo blähte sich auf, bis er größer war als ein Fußball. Selbst der rosa Panzer fing an von ihm abzublättern, so wütend war er. »Es ist schrecklich!«, schluchzte Sir Gerrit. »Sie haben alle Bilder mitgenommen …« Golo verstand kein Wort. War das etwa kein
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Streich? Er wurde ganz blass und schrumpfte mit einem lauten Plop auf seine normale Flummigröße. »Wer?«, fragte er. »Herr Hügli?« »Nein, nein, das waren Fremde. Heute Nacht. Ich flog draußen durch die Wolken und sie fuhren gerade weg, als ich zurückkam. Wusste doch erst gar nicht, was sie getan hatten, sonst hätte ich sie verfolgt …« Bilderdiebe! Golo sank neben dem weißen Becher nieder. Das musste ein böser Traum sein. Er erinnerte sich noch zu genau an die Diebe im Urlaub. Nur waren diesmal nicht Geld und Schmuck gestohlen worden. Das konnte man alles ersetzen. Jetzt ging es um Golos Zuhause – und um das von Sir Gerrit. Golo fing an zu rechnen. Nicht länger als dreihundertneunundneunzig Stunden durfte er aus seinem Bild fortbleiben, sonst musste er für immer seine Reisegestalt behalten und als grüner Flummi durch die Welt fliegen … Seit gestern war er unterwegs, es blieben also nur etwas mehr als zwei Wochen, um die Bilder zu finden!
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Bei der Polizei Golo überlegte einen Moment. Sir Gerrit ging es genauso wie ihm. Es nützte gar nichts, jetzt noch weiter zu streiten. »Ich glaube, wir müssen zusammenhalten«, sagte er. Der weiße Becher schwankte vor und zurück, was Ja bedeuten sollte. Die beiden Gespenster beratschlagten, wo sie nach den Bilderdieben suchen könnten. »Sie können überall sein«, jammerte Sir Gerrit. »Wir erwischen sie niemals. Schau uns nur an, so sehen wir für die nächsten tausend Jahre aus – und noch viel länger.« »Nicht gleich aufgeben«, sagte Golo. »Es waren Fremde? Hast du sie hier noch nie vorher gesehen?« »Ich weiß nicht, es ging alles so schnell … Ja, doch! Es war eine Frau dabei. Ihr habe ich gestern
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Nachmittag ein paar Haare ausgerupft, als sie vor meinem Schloss stand.« Golo stutzte. »Aha, eine erste Spur! Hast du die Haare noch?« »Und ob«, sagte Sir Gerrit und flog schnell zur Ritterrüstung. »Hier habe ich sie versteckt. Bloß, wie finden wir die Frau wieder?« Darauf wusste Golo auch keine Antwort. Noch nicht! Er dachte angestrengt nach. Es musste ihm ganz einfach etwas einfallen. »Wir schaffen das!«, beruhigte er Sir Gerrit. Es dauerte nicht lange, da schloss Herr Hügli die Tür zum Museum auf. Zuerst machte er wie jeden Morgen einen Rundgang und natürlich entdeckte er gleich die Bescherung. Er rannte in sein Büro und die Gespenster folgten ihm heimlich. Herr Hügli nahm das Telefon. »Hallo, Polizei? Im Museum wurde eingebrochen, bitte kommen sie sofort!« Ein paar Minuten später wimmelte es im Museum von Polizisten. Golo und Sir Gerrit beobachteten gespannt, wie die sich alles ansahen und überall an den Wänden und an den Türen nach Fingerabdrücken suchten.
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Golo hatte sich auf eine Fensterbank gesetzt. Plötzlich hob ihn eine Polizistin hoch. »Wo kommt denn dieser Flummi her?«, fragte sie. »Ach, den hat sicher ein Kind vergessen«, sagte Herr Hügli. »So etwas kommt öfter vor.« Die Polizistin legte Golo zurück. »Den Einbrechern gehört er jedenfalls bestimmt nicht.« Schließlich packten die Polizisten wieder zusammen. »Das waren Profis, sie haben keine Spuren hinterlassen«, erklärte einer.
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Herr Hügli seufzte. »Wie stehen die Chancen?« »Wir werden nach den Bildern fahnden«, versprach der Polizist. »Mit ein wenig Glück versuchen die Einbrecher vielleicht bald, sie zu verkaufen.« »Wir fahnden mit«, beschloss Golo. Und als die Polizisten in ihre Polizeiwagen stiegen, warteten in einem schon ein winzig klein zusammengeschrumpfter grün-rosa Flummi und ein ebenso kleiner weißer Becher. Weder Golo noch Sir Gerrit waren jemals zuvor bei der Polizei gewesen. Sie flogen von einem Büro zum anderen und staunten, was es dort alles zu tun gab. »Wie soll man bei so vielen Verbrechern die richtigen finden?«, fragte Sir Gerrit. Golo guckte einer Polizistin über die Schulter, die vor einem Computer saß. »Schau nur, da sind lauter Fotos von Verbrechern drin!« Da bekam er plötzlich eine tolle Idee. »Du hast doch die Frau im Museum gesehen«, sagte er zu Sir Gerrit. »Lass die Polizistin einfach mal im Computer nach ihr suchen.« »Wie denn?«, fragte Sir Gerrit hilflos.
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»Natürlich mit einem Ohrflüster-Spuk«, sagte Golo und erklärte genau, wie Sir Gerrit ins Polizistinnenohr schlüpfen konnte und was er sagen musste. »Ich glaube, das kann ich nicht«, sagte Sir Gerrit. Golo wurde ungeduldig. »Es geht um unser Zuhause, hast du das vergessen? Außerdem, was soll denn das weiße Burgfräulein von dir denken?« Das half. Vor Lisande wollte Sir Gerrit nicht als ein Kann-ich-nicht-Rittergespenst dastehen. Er schrumpfte sich noch viel kleiner, als er sowieso schon gerade war. So klein, wie es überhaupt nur ging, und begab sich vorsichtig auf den Weg ins Innere des Ohrs. Und er machte seine Sache gut. Bald nachdem er verschwunden war, tippte die Polizistin etwas in die Tastatur ein. Sie klickte mit der Maus und der Computer begann zu rattern. »Keine Ergebnisse«, las Golo auf dem Bildschirm. »Suche wiederholen?« Sir Gerrit kam angeschwebt. Er prustete vor Anstrengung und schwirrte mit letzter Kraft in ein Kinderfoto, das auf dem Schreibtisch stand.
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Golo flog ihm nach. »Pech gehabt!«, sagte er. Im Bild nahm er seine echte Gespenstergestalt an und reckte und streckte sich. »Wir müssen uns etwas anderes einfallen lassen.« Sir Gerrit hörte ihn nicht mehr. Er schnarchte – er war einfach eingeschlafen. »Der ist eben keinen Ohrflüster-Spuk gewohnt«, murmelte Golo. Er fühlte sich überhaupt kein bisschen müde, sondern flog lieber gleich noch einmal los, um die Polizisten bei der Arbeit zu beobachten. Eine ganze Woche blieben die beiden Gespenster bei der Polizei. Immer wenn ein Telefon klingelte oder jemand zur Tür hereinkam, horchten sie gespannt. Doch nichts passierte, die Fahndung blieb erfolglos. »Hier kommen wir nicht weiter«, sagte Golo eines frühen Morgens. »Die Zeit läuft uns davon, wir müssen uns dringend eine andere Taktik ausdenken.« »Vielleicht helfen die Gespenster von Burg Grafenstein bei der Suche?«, überlegte Sir Gerrit. Genau! Dass Golo nicht gleich daran gedacht hatte! Dieser weiße Ritter war ja doch zu etwas nütz-
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lich. Wenn die Bilderdiebe tatsächlich Fremde waren, dann hatten sie das Museum sicher vorher ausgiebig ausgekundschaftet. Und dann hatten sie bestimmt auch irgendwo übernachtet. »Klar!«, rief Golo mit frischem Mut. »Schnell, auf zum Burghotel!«
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Schwarze Gespenster finden alles Auf Burg Grafenstein war gerade ein Bus angekommen. Viele neue Gäste bezogen ihre Hotelzimmer und ahnten nicht, dass sie dabei beobachtet wurden. Die Burggespenster schwärmten aus. Jedes wählte einen Menschen, den es als Nächstes ärgern wollte. Das weiße Burgfräulein, das in dieser Woche nicht mehr Lisande, sondern Hilda hieß, machte den Anfang. Im obersten Stockwerk blockierte sie die Fahrstuhltür mit einem Besen. So musste jeder, der hinauf wollte, wohl oder übel Treppen steigen. Eine Frau mit einem dicken Vertreterkoffer ächzte und stöhnte. »Ein mieses Hotel«, maulte sie vor sich hin. »Nicht einmal der Aufzug funktioniert.«
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Hilda kicherte. Unbemerkt sprang sie auf den Koffer und ließ die Schnappverschlüsse aufklappen. Schon kullerten Parfumfläschchen, Nagellacke und Lippenstifte über die Stufen und verteilten sich im ganzen Treppenhaus. »O nein, auch das noch!«, schimpfte die Frau. »O ja!«, freute sich Hilda. Als die Frau sich bückte, um alles wieder einzusammeln, schnappte sie flink ein Parfüm und flog davon.
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Der Graf von Grafenstein, dessen Reisegestalt ja ein roter Kugelschreiber war, pikste einen Mann in die Seite. Der drehte sich zu dem Mann um, der hinter ihm ging. »Was soll das?«, fragte er. »Ich habe nichts gemacht«, sagte der andere und überholte ihn. Gespenster lieben es, wenn sich Menschen streiten, weil sie ihre Gesichter dabei so lustig verziehen. Also pikste der Graf auch den anderen Mann und im Nu war ein herrliches Wortgefecht im Gang. Die beiden Männer stritten immer noch, wer wohl wen gepikst hatte, als der Graf schon längst weitergeflogen war. Das schwarze Gespenst folgte auch einem Mann. Der hatte einen silberglänzenden Metallkoffer. »W… wie schön!«, schwärmte das schwarze Gespenst und konnte gar nicht aufhören den Koffer anzuschauen. Er würde sehr gut in seine Sammlung passen. Leider war er ein wenig groß. Aber vielleicht hatte der Mann ja noch etwas anderes Glänzendes dabei. Da kamen Golo und Sir Gerrit durchs Treppenhaus
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geschwebt. Wie alle anderen hatten sie sich mückenklein geschrumpft, damit die Menschen sie nicht beim Fliegen bemerkten. Gespenster aber erkennen einander sofort, auch wenn sie noch so klein sind. »Besuch!«, dröhnte der Graf so laut, dass sich die Hotelgäste umdrehten. »Wir brauchen Hilfe«, flüsterte Golo dem Grafen zu. Als Chefgespenst der Burg war dieser natürlich für Hilfe jeder Art zuständig – und berief gleich eine Zusammenkunft im gräflichen Bild ein. Die Gespenster ließen Menschen Menschen sein und machten sich auf den Weg. Als sich alle versammelt hatten, erzählten Golo und Sir Gerrit aufgeregt, was mit ihren Bildern geschehen war. »Selbst die Polizei findet keine Spur«, endete Golo und das Rittergespenst fügte hinzu: »Ein paar Haare von der Bilderdiebin sind alles, was wir haben.« »Zeig mal her«, verlangte Hilda. Sir Gerrit kramte in den Tiefen seines Gespenstergewandes und beförderte ein dünnes braunes Büschel zutage.
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Hilda griff danach. Sie achtete immer genau auf alle Frauen, die im Hotel zu Gast waren. Als edles Burgfräulein interessierten sie besonders modische Frisuren und jeder neue Duft. Darum hatte sie auch das Parfumfläschchen von der Treppenstufe aufgehoben. Jetzt befühlte sie die Haare, sah sie sich genau an und schnupperte daran. Sie rochen aber nicht nach Parfum. »Aprikosen-Shampoo«, sagte sie. »Wirklich nichts Besonderes. Tut mir Leid, ich kann mich nicht erinnern, ob jemand mit solchem Haar hier gewesen ist.« »A… A… Aprikosen?« Mit einem Satz sprang das schwarze Gespenst herbei und schnappte sich die Haare. »D… d… da… weiß ich w… was!« Das schwarze Gespenst stotterte immer ein wenig, aber wenn es aufgeregt war, dann brauchte es für einen einzigen Satz eine ganze Minute. Und nun war es sehr aufgeregt! Golo und Sir Gerrit traten vor Spannung von einem Gespensterfuß auf den anderen. Und das schwarze Gespenst brachte sehr langsam Wort für Wort hervor, was es mit den Aprikosen auf sich hatte.
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Auf der Suche nach etwas Glänzendem war es vor etwas mehr als einer Woche in ein Hotelzimmer geflogen. Dort duftete es nach Aprikosen, genau wie das Haarbüschel, nur viel stärker. Zuerst war nichts Glänzendes zu sehen. »A… aber schwa… schwarze Ge… Gespenster finden a… alles!«, stotterte das schwarze Gespenst stolz. »Na und, was hast du gefunden?«, fragte Golo ungeduldig. »Mo… Mo… Moment.« Das schwarze Gespenst schlüpfte aus dem Bild und flog davon. Sir Gerrit schüttelte den Kopf. »Etwas Glänzendes, wie soll uns das weiterhelfen?« Da kam das schwarze Gespenst auch schon zurück. In seiner Hand hielt es eine goldfarbene kleine Karte. Golo las laut vor, was darauf stand: »Karl Krage, Antiquitäten. Obergasse zwölf, Grafenstein.« »Antiquitäten?«, fragte Hilda. »Was bedeutet das?« »Das sind alle möglichen alten Sachen«, erklärte der Graf von Grafenstein. »Möbel, Teppiche, Bilder …«
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»Unsere Bilder!«, riefen Golo und Sir Gerrit wie aus einem Gespenstermunde. Bestimmt hatten die Einbrecher sie zu dem Antiquitätenhändler gebracht, damit der sie verkaufte! Der Graf von Grafenstein schaute finster drein. »Wir machen einen Ausflug«, entschied er und stieß dabei ein gefährliches Grollen aus. »Wehe dir, Karl Krage, wenn wir das Diebesgut bei dir finden!« So verließ die gesamte Gespensterversammlung die Burg und machte sich auf den Weg zur Obergasse zwölf.
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Auf falscher Fährte An der Tür zum Antiquitätengeschäft hing ein Schild. »Heute ab 15 Uhr geöffnet«, stand in großen goldenen Buchstaben darauf. Das schwarze Gespenst flog gleich gegen die Scheibe und bewunderte die glänzende Schrift. »W… wie schön!«, schwärmte es. »Wie schön?«, seufzte Sir Gerrit. »Der Laden hat noch geschlossen.« »Kein Hindernis für uns«, sagte das weiße Burgfräulein Hilda. Geschickt schlängelte sie sich durchs Schlüsselloch hinein und die anderen taten es ihr nach. Im Geschäft gab es noch viel mehr zu Staunen für das schwarze Gespenst. Da standen silberne Kerzenleuchter in den Regalen und golden bemalte Vasen. Es gab Kristall und alte Schränke und Holz
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truhen. Auch ein paar Bilder hingen an den Wänden. Hübsche Gemälde waren das, fand Golo. Nur sein eigenes entdeckte er im ganzen Laden nicht und das von Sir Gerrit fehlte auch. Da erklang ein Rumpeln und Poltern aus einem anderen Raum. Die Gespensterschar sauste los. Nur das schwarze Gespenst blieb zurück. Es mochte all die herrlichen, glänzenden Sachen gar nicht verlassen.
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Als sie den Geräuschen folgten, landeten sie in einer Werkstatt. Hier stapelten sich noch viel mehr Schränke und Tische und Stühle. Sie sahen nicht so hübsch aus wie die im Laden, sondern ziemlich alt und gebraucht, und manche waren sogar kaputt. Herr Krage zerrte ein Regal quer durch die Werkstatt und fing an es mit einem Schleifgerät zu bearbeiten. »Hier drin muss er auch die Bilder versteckt haben«, flüsterte der Graf. Hilda schob einen Vorhang zur Seite. Tatsächlich! Dort stapelte sich ein ganzer Berg von Rahmen. Und in einem Kippständer lehnten so viele Bilder aneinander, dass es Golo ganz schwindlig wurde. Sofort schwirrte er los, dicht gefolgt von Sir Gerrit, und sie wühlten sich durch die Gemäldesammlung. »Nein«, sagte Golo schließlich und trudelte enttäuscht zurück. »Kein einziges Bild aus dem Museum ist dabei.« »Aber irgendetwas muss es mit der Karte doch auf sich haben«, überlegte Hilda. »Am liebsten würde ich den Antiquitätenhändler danach fragen.
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Aber Gespenstern gibt er bestimmt keine Antwort, sondern fängt an zu schreien und läuft gleich weg.« Die Karte! »Ich habe eine Idee«, sagte Golo und schaute rasch auf das glänzende kleine Stück Karton. Da stand auch eine Telefonnummer drauf! »Kommt mit!«, rief er und sauste davon. »Was hast du vor?«, wollte Sir Gerrit wissen. »Mit uns spricht Herr Krage bestimmt nicht, da hat Hilda Recht«, sagte Golo, »aber mit der Polizei!« Ein Stück vom Laden entfernt gab es auf der anderen Straßenseite der Obergasse eine Telefonzelle. Golo hatte sie auf dem Hinweg gesehen. In Windeseile steuerte der grüne Flummi nun darauf zu. In eine Telefonzelle hineinzukommen ist nicht besonders schwierig für ein Gespenst. Telefonieren dagegen schon! »Wir brauchen Menschengeld«, stellte Golo fest. Nun tragen Gespenster ja alles Mögliche mit sich herum, doch Geld brauchen sie keins, denn sie kaufen niemals ein. Jedenfalls brauchen die meisten Gespenster kein Geld. Aber auf Burg Grafenstein
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lebte immerhin ein Gespenst, das alles Glänzende sammelte. »Ich habe Geld«, sagte das schwarze Gespenst und stotterte ausnahmsweise kein bisschen dabei. Schwups – purzelten aus dem Innern des schwarzen Steines blank polierte Münzen. Sir Gerrit hielt den Telefonhörer im weißen Becher fest und Hilda tippte mit dem spitzen Absatz ihres Tanzschuhs die Nummer ein, die auf der Karte stand. »Guten Tag, Herr Krage«, sagte Golo. »Hier
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spricht die Polizei. Im Zusammenhang mit dem Einbruch im Museum wurde ihre Visitenkarte gefunden. Sie werden verdächtigt etwas mit dem Verschwinden der Bilder zu tun zu haben.« Einen Moment lang war alles still am anderen Ende der Leitung. Golo hörte nur den schnaufenden Atem von Herrn Krage. »Hören Sie mal«, sagte Herr Krage dann ungehalten. »Ich führe mein Geschäft hier in Grafenstein schon seit über zwanzig Jahren. Noch niemals habe ich mit gestohlenen Bildern gehandelt! Außerdem habe ich doch selbst letzte Woche bei Ihnen Anzeige erstattet, weil jemand versucht hat bei mir einzubrechen!« Golo räusperte sich. Aha! Jetzt wusste er, wozu die Einbrecher die Karte gebraucht hatten. Sie wollten also nicht nur das Museum bestehlen, sondern Herrn Krage gleich mit! »O ja, ich sehe Ihre Anzeige in meinen Unterlagen«, log Golo. »Bitte entschuldigen Sie das Versehen.« »Schon gut, so etwas kann ja mal passieren«, sagte Herr Krage. »Suchen Sie besser woanders. Sie sollten die Diebe bald unschädlich machen, bevor
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sie noch weiteres Unheil anrichten. Haben Sie eigentlich schon an das Internet gedacht? Da wird heutzutage schließlich alles Mögliche verkauft!« Golo stutzte. Das Internet … »Vielen Dank, Herr Krage«, sagte er und hatte es auf einmal ziemlich eilig. »Auf Wiederhören.« Rasch half er Sir Gerrit den Hörer wieder einzuhängen. Der sank müde auf den Boden der Telefonzelle und seufzte. »Noch ein paar Tage, dann ist alles zu spät!« »Nichts ist zu spät!«, rief Golo. »Wir fliegen jetzt zu meinem Freund Marco!« »Was soll das schon nützen?«, fragte Sir Gerrit. »Hast du denn nicht gehört, was Herr Krage gesagt hat? Wir surfen im Computer nach unseren Bildern, im Internet!« »Surfen«, »im Internet«, diese seltsamen Worte hatte noch keines der anderen Gespenster jemals gehört. Ratlos sahen sie sich an. »Das ist gar nicht schwierig«, sagte Golo. »Marco kann das prima, er hilft uns ganz sicher. Kommt einfach alle mit!«
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Wenn Gespenster surfen Marcos Fenster war verschlossen. Golo drückte sich gegen die Scheibe und spähte ins Zimmer. »Ist niemand da«, stellte er enttäuscht fest. »Ich glaube auch nicht, dass ein Menschenkind uns helfen kann«, sagte Sir Gerrit und wollte davonschweben. »Warte doch!«, rief das Burgfräulein Hilda. »Oder hast du eine bessere Idee?« Die hatte der weiße Becher natürlich nicht. Sofort stoppte er seinen Flug und kehrte um. »Wenn du mich bittest, dann bleibe ich, wo immer du möchtest«, säuselte er mit süßer Stimme. Golo merkte, dass das wütende Brodeln in ihm drin wieder begann. Er konnte einfach nichts dagegen tun. »Mich hätte Hilda bestimmt nicht zurück-
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gerufen«, dachte er und wurde ganz traurig. »Als ich von der Burg weggeflogen bin, hat sie es auch nicht getan. Ich bin ja nur ein einfaches grünes Förstergespenst und kein Ritter. Da hat Sir Gerrit leider Recht …« Vielleicht war es sogar besser, wenn er jetzt für immer ein grüner Flummi bleiben musste. Er beschloss, weit fort von Grafenstein ein einsames Reisegespensterleben zu fristen und niemals wieder zum Museum oder zur Burg zurückzukehren. »Wenn mein bester Freund Golo sagt, dass der Junge Marco bei der Suche helfen kann, dann ist das so«, sagte Hilda mitten in Golos finstere Gedanken hinein. Hildas bester Freund? Hatte Golo richtig gehört? Ich glaube, ich bleibe doch hier!, überlegte er und auf einmal war sein ganzer Gespenstermut wieder da. »Los!«, rief er laut. »Wir fliegen hinein und warten, bis Marco wiederkommt!« Sir Gerrit brummte noch etwas, das keiner verstand, und dann folgte auch er Golo ums Haus herum. Zum Glück stand das Küchenfenster offen. So
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mussten sich die Gespenster nicht durch das enge Schlüsselloch der Haustür quetschen. Marcos Mutter kochte gerade das Mittagessen. Es roch lecker nach Hähnchen und Pommes frites. Der Graf von Grafenstein sog den Duft genüsslich ein. »Fliegt ruhig schon vor«, flüsterte er. »Ich bin müde und mein Bauch knurrt wie ein grimmiger Hund.« Während die Gespensterschar heimlich hinter dem Rücken der Mutter entlangflog, ließ er sich auf den Schrank plumpsen. Gleich neben den Grill, in dem das Hähnchen brutzelte. Wie gut, dass Gespenster nicht wie Menschen essen müssen um satt zu werden! Der Graf rollte einfach nur nahe genug an den Grill heran. Er schnupperte ein
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paar mal kräftig – schon hörte das hungrige Knurren auf. »Nanu«, sagte die Mutter. »Wo kommt denn der rote Kugelschreiber her? Der gehört sicher Marco.« Sie schnappte den Grafen und trug ihn ins Kinderzimmer. »He, lass mich noch weiter schnüffeln«, wollte er protestieren. Aber dann tat er es lieber nur lautlos. Schließlich sollte die Mutter nicht merken, dass sie Gespenster zu Besuch hatte. Als sich die Tür zum Kinderzimmer öffnete, gab es auf dem Schreibtisch ein leises: Plop! Golo hatte den anderen sofort den Computer gezeigt und jetzt schrumpften sich alle blitzschnell klitzeklein. »Richtig satt bin ich aber noch nicht«, grollte der Graf, nachdem die Mutter gegangen war. »Egal«, sagte Golo und schaltete den Computer ein. »Jetzt lasst uns mal versuchen, ob wir auch ohne Marco surfen können.« »Surfen? Was soll das bloß bedeuten?«, wollte Sir Gerrit wissen. »So nennen das die Menschen, wenn sie im Internet herumgucken«, erklärte Golo und klickte auf alle möglichen Tasten und auf die Maus.
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Leider erschien auf dem Bildschirm nur der wuschlige Hund, der immer zuerst zu sehen war, wenn Marco mit dem Computer spielte. Und leider lief Marco auch nicht gleich ins Kinderzimmer, als er nach Hause kam. Zuerst musste er nämlich das Hähnchen aufessen. »Und die leckeren Pommes«, seufzte der Graf und wäre am liebsten gleich noch einmal in die Küche geflogen. »Wo bleibt er denn? Das dauert ja ewig!«, rief Sir Gerrit ungeduldig. Aber dann war es endlich so weit. Marco kam ins Kinderzimmer – und staunte nicht schlecht, als er all die Reisegespenster auf seinem Schreibtisch entdeckte. »Meine Güte, Golo …« »Das sind alles meine Freunde«, sagte Golo und wollte noch hinzufügen: »Jedenfalls fast alle.« Doch das verkniff er sich. Wenn sie die Bilder erst gefunden hatten, blieb immer noch genügend Zeit, um mit Sir Gerrit zu streiten. Marco merkte gleich, dass Golo den Computer angeschaltet hatte. »Toll, dass ihr mich besucht. Wollen wir etwas spielen?«
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»Wer will jetzt schon spielen?«, brummte der Graf mit seiner allertiefsten Grafengespensterstimme. Erschrocken machte Marco einen Schritt zurück. »Hab keine Angst«, beruhigte ihn Golo. »Wir spielen ein andermal. Heute musst du mich retten und diesen weißen Becher dort drüben auch.« Er zeigte auf Sir Gerrit, der im Zickzack hin und her flog. Rasch erzählte Golo, was passiert war und was die Gespenster nun vorhatten. »Du weißt ja, als grüner Flummi gefällst du mir ganz gut«, sagte Marco. Aber als er das grimmige Knurren des Grafen hörte, setzte er sich ganz fix vor den Computer. Eins, zwei, drei verschwand der wuschlige Hund vom Bildschirm und schon öffneten sich die ersten Internetseiten. »Doch bloß Spielerei«, sagte Sir Gerrit. »Wie sollen wir da drin unsere Bilder wiederbekommen?« »Falls sie wirklich auf einer Seite stehen, dann klappt das auch. Wir sind nun in einer so genannten Suchmaschine«, erklärte Marco und tippte die Wörter »Gemälde« und »Bilder« ein. Eine Zahl erschien. Die war so groß, dass Golo sie kaum lesen konnte.
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»Oje«, sagte Marco. »Es gibt furchtbar viele Seiten, auf denen eure Bilder sein können. Es dauert Wochen, wenn wir dort überall hinsurfen wollen.« Wochen? Golo wurde abwechselnd heiß und kalt. Sie hatten nicht viel mehr als eine Woche Zeit! Was, wenn sie es nicht mehr rechtzeitig schafften? Und was, wenn die Bilderdiebe doch gar kein Internet benutzten, um die gestohlenen Sachen zu verkaufen? Daran mochte er überhaupt nicht denken. Gab es denn keinen anderen Weg, auf all die Seiten zu surfen und ganz, ganz schnell darin nachzuschauen? Da fiel ihm auf einmal wieder ein, was Marco beim letzten Besuch vorgeschlagen hatte. »Wir fliegen einfach ins Internet hinein!«, rief er. »Ich weiß nicht«, sagte Sir Gerrit misstrauisch und schaute sich die erste Seite voller Gemälde an, auf die Marco geklickt hatte. »Aber ich weiß!«, sagte das Burgfräulein Hilda. »Ich bin dabei. Wer kommt noch mit?« »I… i… ich!«, stotterte das schwarze Gespenst. »Gibt es im Internet wohl auch etwas, um Gespensterbäuche zu füllen?«, fragte der Graf.
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Marco lachte. »Das musst du schon selbst herausfinden. Ich würde euch ja gerne begleiten. Nur bin ich kein Gespenst und kann nicht fliegen. Schade!« »Einer muss doch auf den Computer aufpassen, damit wir wieder herauskommen können«, sagte Golo. Das sah Marco natürlich ein. »Dann viel Glück!«, rief er. Golo machte den Anfang. Er schwebte vorsichtig auf den Bildschirm zu, und als er die Scheibe berührte, war er schon im Internet verschwunden. »Ihm nach!«, befahl der Graf, nahm Anlauf und flog mit rasender Geschwindigkeit durch das Glas. Hilda und das schwarze Gespenst und alle anderen machten sich ebenfalls auf den Weg. Als Letzter surfte schließlich Sir Gerrit ins Internet hinein.
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Wo sind unsere Bilder? Golo landete mitten zwischen zwei Gemälden. Er schüttelte sich. Hui, ganz schwindlig konnte es einem hier drin im Internet werden! Aus dem grünen Flummi wuchsen zwei lange Gespensterarme, ein Gespensterkopf und dann ein ganzer Gespensterkörper. Auch die anderen verwandelten sich wieder in ihre normale Gestalt. »Das ist prima!«, freute sich das Burgfräulein Hilda. »Viel bequemer, als wenn wir die ganze Zeit als Reisegespenster herumfliegen müssen.« »Da siehst du mal, was mir für immer bevorsteht, wenn die Bilder nicht hier sind«, seufzte Sir Gerrit. Hilda sauste so schnell um ihn herum, dass ihr weißes Gewand wie im Wind flatterte. »Als Ritter gefällst du mir viel besser als als Becher. Also
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strengen wir uns lieber an und suchen gemeinsam!« »Wenn du mir hilfst, bin ich das glücklichste Gespenst der Welt«, sagte Sir Gerrit und zwinkerte Hilda zu. Golo tat lieber, als ob er das überhört hatte. Er schaute aus der Internetseite nach draußen. Dort saß Marco immer noch vor dem Computer. »Hallo Marco!«, rief Golo. »Wir fliegen jetzt los!« Aber Marco konnte ihn nicht hören. Er konnte auch nicht sehen, dass Golo ihm zuwinkte. Auf dem Bildschirm schwirrten bloß ein paar winzige bunte Punkte, die vorher nicht da gewesen waren. Da streckte Golo einfach seinen Kopf aus dem Bildschirm. »Wir fliegen jetzt los!«, sagte er noch einmal. Erschrocken machte Marco mitsamt seinem Schreibtischstuhl einen Sprung, als plötzlich ein riesiges grünes Gespenstergesicht genau vor seiner Nase auftauchte. Doch dann fing er an zu lachen. Er streckte die Hand aus und tätschelte Golos Wange. »Alles Gute!«, rief er. »Das können wir gebrauchen«, nickte Golo. Schwups – zog er den Kopf zurück ins Internet.
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Und im nächsten Moment waren auch die bunten Pünktchen verschwunden. Die Gespenster eilten von einer Seite auf die andere. Bis zum nächsten Morgen machten sie keine einzige Pause. – Was es dort alles zu sehen gab! Blumenbilder und solche mit Menschen drauf, Häuser und Wiesen und viele, auf denen man gar nicht erkennen konnte, was sie eigentlich darstellten. Einmal entdeckten sie eines, das voller silberner Farbkleckse war.
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»Da… da… das möchte ich ha… haben«, stotterte das schwarze Gespenst und wollte sich nicht mehr davon trennen. »Keine Zeit«, entschied der Graf von Grafenstein. »Wir müssen weiter.« Also beschloss das schwarze Gespenst schweren Herzens ein andermal wiederzukommen und dann sehr lange bei dem silbernen Bild zu bleiben. Nach drei Tagen hatten sie so viele Gemälde betrachtet, dass sie total erschöpft waren und immer langsamer flogen. »Ich will schlafen!«, maulte das bauchlose Gespenst. »Keine Zeit«, sagte der Graf wieder und diesmal klang auch er dabei ziemlich müde. Am vierten Tag vergaß Hilda ganz, dass sie nun schon seit einer Woche diesen Namen trug und eigentlich einen anderen aussuchen müsste. Am fünften Tag surften sie gerade auf eine Seite, wo Menschen Bilder für wenig Geld kaufen konnten. Da rief Sir Gerrit plötzlich: »Schnell, kommt her! Das Forsthaus!« Golo jubelte! Er preschte los und wollte gleich in
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sein Bild fliegen. Kurz davor stoppte er. »Ein schönes Forsthaus«, sagte er. »Gehört mir aber leider nicht …« Zum Traurigsein blieb keine Gelegenheit, denn nun dröhnte die Stimme des Grafen durch die Seite. »Seht mal, wer hier ist!« Der Graf schwebte vor einem Gemälde, auf dem eine Burg zu sehen war. Aus dem Burggraben kam ein fremdes Gespenst. Es war über und über knallrot gefärbt, genau wie der Graf. »Mein Vetter, der Graf von Simsen«, erklärte er und umarmte das fremde Gespenst. »Was machst du denn im Internet?«, fragte der Graf von Simsen erstaunt. »Meine Freunde und ich suchen Bilder«, antwortete der Graf von Grafenstein. »Davon gibt es hier eine ganze Menge«, sagte sein Vetter. »Ja, leider«, sagte Golo. »Wir suchen nämlich ganz bestimmte Bilder.« Der Graf von Simsen lachte – und das klang ebenso, wie es sich anhörte, wenn der Graf von Grafenstein sein dröhnendes Lachen gellen ließ.
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»Nichts leichter als das. Fragt doch die Internetgespenster.« »Wen?«, wollte Golo wissen. »Die Gespenster, die hier im Internet zu Hause sind. Glaubt mir, das sind Tausende. Heute Abend halten sie eine Versammlung ab. Ich gehe auch hin, kommt einfach mit!« Das ließen sich Golo und die anderen nicht zweimal sagen. Sie konnten es kaum erwarten, bis es Abend wurde und sie alle zusammen auf eine Seite flogen, auf der es ein gewaltiges Kellergewölbe gab. Hier tummelten sich so viele Gespenster, wie Golo noch nie auf einem Haufen gesehen hatte. Sie mussten sich dicht zusammenquetschen, damit sie ins Gewölbe hineinpassten, und sie lärmten so laut, dass es in den Ohren hallte. Das Vorsitzgespenst bat um Ruhe. »Heute wollen wir besprechen, auf welchen Seiten der Menschen wir als Nächstes spuken«, sagte es. Der Graf von Simsen hob seinen Gespensterarm. »Ich habe Gäste mitgebracht«, sagte er. »Sie suchen nach ihren Bildern, die gestohlen wurden. Wenn die Diebe eine Internetseite haben, können wir sie erschrecken!«
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Die Versammlung stimmte begeistert zu und Golo und Gerrit mussten genau erzählen, wie ihre Gemälde aussahen. Als sie fertig waren, meldete sich ein dünnes kleines Gespenstermädchen zu Wort. »Ich glaube, ich habe eure Bilder gesehen«, sagte es. »Wenn ihr wollt, führe ich euch auf die Seite.« Und wie Golo und Sir Gerrit das wollten! Als die Versammlung beendet war, folgten sie dem
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dem Mädchen. Die Gespenster der Burg Grafenstein kamen natürlich auch mit und der Graf von Simsen und eine gewaltige Gespensterschar. Wie ein Bienenschwarm surften sie quer durchs Internet. Wenn so viele Gespenster auf einmal unterwegs sind, dann wackeln die Internetseiten! Manche halten die große Besucherzahl gar nicht aus und funktionieren für mindestens zwölf Stunden nicht mehr. »So können wir die Menschen ganz leicht ärgern«, kicherte das Gespenstermädchen. Es ärgerten sich sogar eine Menge Menschen, denn über hundert Seiten fingen an zu wackeln und einundzwanzig verschwanden von den Bildschirmen. Das Mädchen fand es nämlich lustig, den Gespensterschwarm durch immer mehr und mehr Seiten zu lenken. »Wann kommen wir endlich an?«, fragte Sir Gerrit ungeduldig. »Macht es euch etwa keinen Spaß?«, kicherte das Mädchen. »Spaß haben wir, wenn unsere Bilder wieder da sind«, knurrte Sir Gerrit.
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Das Gespenstermädchen flog eine scharfe Linkskurve. »Also schön, dann los.« Kurz darauf landeten unzählige winzige Punkte auf einer Internetseite, bis sie über und über mit Gespenstern gefüllt war. Die Bilder darin begannen gefährlich zu wackeln. Golo machte sich als Erster auf die Suche. Tatsächlich! Da war schon Sir Gerrits Schloss! Sofort schlüpfte dieser in sein Bild. »Hurra!«, rief er überglücklich. Vor lauter Gespenstern hatte Golo Mühe, weiterzusuchen. Überall schwirrten sie herum. Man konnte kaum erkennen, was auf den Gemälden zu sehen war, die es hier zu kaufen gab. Und wie viele Bilder das waren! Golo drängelte und schubste sich von einem zum anderen. Abgehetzt und außer Gespensteratem kam er schließlich vor dem allerletzten an, das er noch nicht angeschaut hatte. Eine gelbe Gespensterfamilie spielte davor Fangen miteinander, Mutter, Vater und zehn Kinder! Golo flog nach rechts und Golo flog nach links, um einen kleinen Blick auf das Gemälde zu erhaschen. Da schimmerte auf einmal ein
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See zwischen den gelben Gestalten hervor und ein Wald – und eine Forsthütte! »Mein Bild!«, schrie Golo laut. So laut, dass das Wackeln der Internetseite immer stärker wurde und sie mit einem schrillen Pling! kaputtging. Die Gemälde verschwanden und die Gespenster fanden sich in einem leeren Raum wieder. »Was hast du getan?«, schimpfte Sir Gerrit. »Keine Sorge«, sagte der Graf von Simsen. »Spätestens morgen Früh läuft die Seite wieder ganz normal.« Golo überlegte. Ihre Bilder hatten sie gefunden – aber was nun? »Müssen wir jetzt für immer im Internet wohnen?«, fragte er. Der Graf von Simsen schüttelte seinen roten Kopf. »Das geht nicht, denn ihr seid keine Internetgespenster. Alles, was ihr hier auf den Seiten seht, sind nur Abbildungen von Gemälden. Wenn ihr eure Gespenstergestalt behalten wollt, dann müsst ihr die richtigen Bilder finden.« »Also war all die Mühe umsonst?« Sir Gerrits Stimme zitterte und Hilda legte tröstend ihren Arm auf seinen. »Warum denn umsonst?«, fragte der Graf von
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Simsen. »Sobald die Bilderdiebe ihre Internetseite anklicken, wisst ihr, wo sie sind.« »Das kann aber ewig dauern …«, sagte Golo und wollte am liebsten genauso wie Sir Gerrit von Hilda getröstet werden. Stattdessen klopfte ihm der Graf von Simsen auf die Schulter. »Auch kein Problem«, sagte er. »Wenn die Zeit zu knapp wird, werden die Internetgespenster herausfinden, wo die Diebe wohnen. Ihr könnt euch ja gar nicht vorstellen, was hier im Internet alles möglich ist!« Wenn sich der Graf so sicher war, dann war es Golo auch. Nur Sir Gerrit überzeugten die Worte noch nicht ganz. »Ich finde, die Internetgespenster sollten gleich anfangen, nach der Adresse zu suchen.« Solange die Seite nicht funktioniert, geht das nicht«, erklärte der Graf von Simsen. »Hab Geduld.« Allmählich zerstreute sich die Gespensterschar. Die meisten flogen los um Menschen zu ärgern. Golo und Sir Gerrit blieb nichts anderes übrig, als den Abend zusammen mit Hilda und den anderen Burggespenstern im Gemälde des Grafen von Simsen zu
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verbringen. Der tischte zur Ablenkung leckeren Gespenstertrunk auf. Doch außer dem Graf von Grafenstein wollte es niemandem so recht schmecken. Am nächsten Morgen flogen sie nach einer schlaflosen Nacht gleich los. Vergeblich, die Seite der Bilderdiebe funktionierte noch immer nicht. Nur der leere Raum war da, in dem jetzt bunte Pünktchen herumschwirrten. »Oje, oje«, jammerte Sir Gerrit. »Das geht schief!« »D… du hättest lieber ein schw… schw… schwarzes Gespenst werden sollen«, stotterte das schwarze Gespenst. »Stimmt«, sagte Golo. »Ich dachte auch immer, Ritter geben die Hoffnung niemals auf.« Genau in diesem Moment fing der Raum an zu summen. Pling!, erschienen alle Gemälde wieder. Und nicht nur die, plötzlich kamen sogar zwei neue hinzu, die Golo noch nicht kannte. Er starrte angestrengt nach draußen. Da saß doch jemand vor einem Bildschirm. Ein Mann und eine Frau! »Das ist sie!«, rief Sir Gerrit und zog aufgeregt das Haarbüschel aus seinem Gewand. »Die Frau aus dem Museum!«
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Angst-mach-Spuk Vor lauter Wut blähte sich Golo auf und seine grüne Farbe schimmerte immer giftiger. »Die Bilderdiebe!«, grollte er. Zuerst wollte er einfach aus dem Computer schlüpfen und die Wohnung der Einbrecher nach den Bildern durchsuchen. Aber dann überlegte er sich etwas anderes. »Wer macht mit beim Angstmach-Spuk?«, fragte er die Gespenster. »I… ich na… na… natürlich!«, stotterte das schwarze Gespenst und fletschte seine pechschwarzen Zähne. Hilda pustete ihre Wangen kugelrund auf und versprühte weiße Funken aus den Augen. Ein paar davon regneten durch den Bildschirm und trafen den Mann, der gerade etwas in den Computer tippen wollte.
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»Autsch!«, rief er. »Ich habe einen elektrischen Schlag bekommen!« Der Graf von Grafenstein ließ sein gruseligstes Lachen ertönen, sodass die Internetseite wieder zu wackeln begann. Sir Gerrit nickte nur bedächtig. »Paragraf vier der Allgemeinen Gespensterordnung erlaubt diesen Spuk für Gespenster in Not«, sagte er sehr langsam und sehr leise. Und dann, mit einem Mal, steckte er seinen Ritterkopf aus dem Bildschirm. Genau vor der Frau schwebte er in der Luft und verwandelte sich in einen riesigen weißen Krebs. Die Zangen schnappten gefährlich nach der Frau.
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Sie begann zu kreischen und schlug nach dem Krebs. Doch der zwickte ihr in die Hand und wurde immer größer. Hinter ihm drängten die anderen Gespenster in ihrer Lieblings-Angst-mach-Gestalt aus dem Internet. Ein schwarzer Feuerball, zwei rote Monster mit dicken Bäuchen und Zacken darauf, eine weiße Säbelzahntigerin und viele mehr. Dann erschien ein grüner Drache. Er sprang einfach auf den Wohnzimmertisch und breitete majestätisch seine Flügel aus. »Bringt sofort die gestohlenen Bilder zurück ins Museum!«, befahl der Drache und spie einen Feuerball vor die Füße des Mannes. Die Bilderdiebe drängten sich ängstlich aneinander und schlotterten und sagten kein Wort. Derweil tanzten die beiden roten Monster um sie herum und zogen sie an den Haaren. »Wenn die Bilder nicht bis heute Nacht im Museum sind, dann ergeht es euch schlecht!«, versprach der Krebs, der nun schon bis zur Zimmerdecke reichte. »Ist ja gut …«, brachte der Mann hervor. »Wir tun es!«
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Die Säbelzahntigerin strich um seine Beine und ließ noch ein paar Funken sprühen, dass der Mann in die Luft hüpfte und sich seine Jeanshose rieb. »Das wollen wir hoffen, dass ihr es tut«, schnurrte die Tigerin. »Sonst kommen wir wieder!« Die Gespenster umschwirrten die Bilderdiebe noch eine Weile. Dabei veranstalteten sie einen solchen Lärm, dass die Gläser im Schrank zersprangen – und verschwanden schließlich im Internet. Dort mussten sie sich erst einmal ausruhen, denn ein Angst-mach-Spuk ist ziemlich anstrengend. »Ich glaube, wir bekommen unsere Bilder bald wieder«, kicherte Golo. »Schnell zurück ins Museum!«
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Ab jetzt Freunde! »Vielen Dank, Graf von Simsen«, sagte Golo und der Graf von Grafenstein umarmte seinen Vetter zum Abschied. Dann durchquerten sie das Internet, so schnell es nur ging. Sie mussten zu der Seite zurückfliegen, von der sie gestartet waren, damit sie wieder aus Marcos Computer schweben konnten. Das war gar nicht so einfach bei all den vielen Internetseiten, die sie im Laufe der letzten Tage besucht hatten. Erst spät am Abend hatten sie es geschafft. Marco lag schon in seinem Bett. Er schlief nicht, sondern beobachtete den Bildschirm, genau wie er es versprochen hatte. Immer wieder hatte er besorgt nach seinem Freund Golo und den anderen Gespenstern Ausschau gehalten und die ganze Zeit über den Computer nicht abgestellt.
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Als er ein leises Brummen hörte, sprang er sofort auf. Golo hüpfte aus dem Bildschirm und verwandelte sich in den grünen Flummi. Gleich nach ihm erschienen auch Sir Gerrit und alle Gespenster der Burg Grafenstein in ihren Reisegestalten. »Endlich!«, rief Marco. »Habt ihr die Bilder gefunden?« Golo hüpfte in Marcos Hand und kuschelte sich gemütlich darin ein. »Komm mit zum Museum«, sagte er. »Dann wirst du es sehen.« Eigentlich durfte Marco so spät nicht mehr aus dem Haus, draußen war es nämlich schon längst dunkel. Aber wenn ihn so viele Gespenster beschützten, konnte schließlich gar nichts passieren. Rasch zog er sich wieder an und kletterte aus dem Fenster. Auf dem Weg zum Museum begegneten sie niemandem und auch dort war alles still und friedlich. Sir Gerrit flog ins Museum hinein, während sich die anderen zusammen mit Marco hinter einer Ecke versteckten. Als er zurückkam, schauten ihn alle erwartungsvoll an.
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»Was ist?«, fragte Golo. »Haben sie die Bilder schon gebracht?« Der weiße Becher schüttelte sich. »Nein. Hoffentlich kommen sie überhaupt.« Da näherten sich die Scheinwerfer eines Autos. Marco duckte sich, zog seine Jacke bis über den Kopf und drückte sich dicht gegen die Hauswand.
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Langsam rollte ein Lieferwagen vor den Eingang des Museums. Zwei schwarz gekleidete Gestalten sprangen heraus und sahen sich nach allen Seiten um. Jeder von ihnen schleppte etwas bis vor die Tür. Immer wieder liefen sie zurück zum Auto und holten neue Gegenstände heraus, bis sich ein richtiger kleiner Berg vor dem Museum türmte. Dann sprangen sie in ihren Wagen und brausten schnell davon.
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Sofort flogen die Gespenster los. »Ein Bilderberg!«, lachte das weiße Burgfräulein und beschloss, ab diesem Moment nicht mehr Hilda, sondern Fiona zu heißen. »Da wird sich aber jemand freuen.« »Etwa Herr Hügli?«, fragte Marco kichernd. »Der auch«, sagte Golo und schlüpfte zusammen mit Sir Gerrit zwischen die aufeinander gestapelten Gemälde. Zehn Sekunden später tauchten sie wieder auf. »Wir haben es geschafft!«, jubelten sie wie aus einem Gespenstermunde. Der weiße Tanzschuh Fiona drängelte sich zwischen die beiden und wirbelte mit ihnen einmal über das Museum und zurück. »Seht ihr«, lachte Fiona, »wenn wir Gespenster zusammenhalten, kann gar nichts schief gehen.« Zusammenhalten … In diesem Augenblick fiel Golo wieder ein, dass er und Sir Gerrit ja eigentlich zwei Streitgespenster waren. Schnell flog er ein Stückchen von dem weißen Becher fort – und dieser von ihm. »O nein, nicht schon wieder, das erlaube ich
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nicht«, seufzte Fiona. »Ihr seid beide meine Freunde! Aber nur, wenn auch ihr euch ab sofort für immer vertragt, kapiert? Hand drauf!« Aus dem Tanzschuh wuchs eine kleiner weißer Arm. Golo zögerte noch und Sir Gerrit schwankte hin und her. »Na los«, sagte Marco. »Worauf wartet ihr?« Da schnellte aus dem Flummi eine Försterhand und legte sich auf Fionas. Von der anderen Seite erschien eine weiße Ritterhand und schlug ein. »Freunde!«, röhrte der weiße Becher. »Freunde!«, antwortete der grüne Flummi. »Und weil wir jetzt alle Freunde sind, bringen wir Marco auch gemeinsam nach Hause«, entschied Fiona und schmunzelte zufrieden. Nun lachte auch Marco und legte seine Kinderhand auf die der Gespenster.
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