Gastmahlszenen in der antiken Epik von Homer bis Claudian (Hypomnemata - Band 153)

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Hypomnemata Untersuchungen zur Antike und zu ihrem Nachleben

Herausgegeben von AlbrechI Dihle, Siegmar Döpp, Dorol hea Frede, Hans-Joachim Gehrke, Hugh L1oyd-Jones, Günther Patzig, Chrisloph Riedweg, Gisela SlI;ker

Band 153

Vandenhoeck & Ruprecht

Anja Bettenworth

Gastrnahlszenen in der antiken Epik von Horner bis Claudian Diachrone Untersuchungen zur Szenentypik

Vandenhoeck & Ruprecht

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Verantwortlicher Herausgeber: Siegmar Döpp

Bibliografische Infonnation Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek ...erzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; deta illierte bibliografische Daten sind im Internet tl ber abru lbar. IS BN 3-525-25252-8 Hypomnemata ISSN 0085-167 1

"2004. Vanden hoed: & Ruprecht in Göningen I www ....-r.de Alle Rechte ... orbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlic h geschützl. Jede Verwenun g in anderen als den gesel1.lich zugelassenen Fällen bedarf der ... orheri gen schriftl ichen Einwi lligung des Verlages. Hinweis zu § 520. UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dUrfen ohne vorherige schriftliche Einwilligu ng d es Verl ages öffentl ich zugänglich gemacht werden. Dies gi lt auch bei eine r ents prechenden N UI zung ftir Lehr- und UnterrichlS7.wecke. Printed in Gennany. Gesamt herstellu ng: Hu ben & Co. Gedruck t auf alterungsbeständ igem Pa pier.

In haltsverzeichn is I . Theoreti sche Grundl agen

1. 1 Einleitung: Methodische Vorbemerkungen....................................... 1.2 Ocr Begriff » Gastmahl~( ........ ............................................................ I.3 Der Begri ff ))Szenc«. ................. ... ... ....... ........... ... .... ... ....... ............... 1.4 Der Begriff »Strukturelement«........................... ............................... 1.5 Forschungsstand................................................................................

9 13 16 22 25

2. Die Typik der Gaslmah lszene 2. 1 Das typische Schema einer Gastmahlszene...... .................................

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2.2 Die Strukturelemente des typischen Schemas.............................. ......

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3. Die Nonn : Der wohlhabende Gastgeber 3. 1 Vorbemerkung: Die homerischen Gastmah lszenen.......................... 3.2 Interpretationen ................................................. ... ............................ 3.2. 1 Das Gastmah l bei Dido (Verg. Aen . 1.695-3.7 18)......................... 3.2. 2 Das Gastmahl bei Kleopatra ( Lucan. 10. 107-333)... ....... ... .... ........

111 143 143 178

4. Abweichungen von der Nonn : Ungewöhnliche Gastgeber 4. 1 Vorbemerkung..... .......................................... .................................... 4.2 Interpretationen ................................................................................ 4.2.1 Bescheidene Umstände: Odysseus bei Eumaios ( Ho rn . Od. 14).... 4.2.2 Der hiln ose Wirt: Die Argonauten bei Phineus (A .R. 2. 176-536). 4.2.3 Bewi rtung o hne Wirt: Hannibal in Capua (Si l. Ita l. 11 .259-368) ..

2 15 2 15 215 277 338

5. Ex kurs: Antigastmähl er 5. 1 Vorbemerkung... .................................................. ......................... ... 5. 1.1 Die Kyklopen szene der Odyssee.. ................................................ 5. 1.2 Die übrigen Antigastrnähler: Die Bewirtung................................ 5. 1.3 Die übrigen Antigastmähler: Der Kampf.. ................................... 5. 1.4 Die Ant igastmäh ler und die Besonderheit der Freiennordszcne .

395 396 430 446 470

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Inhalt

6. Ergebnisse.................................... ............................................. ........ .

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Literaturverzcichnis.............. ..... ............................................................. Index nominuln et rerum...................................................................... .. Index locorum........ ...... ....... ... ...... ... ..................... .. ...... ........................... Appendix: Übersicht über die berücksichtigten Gastmah lszenen. .........

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Vorwort Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um die fUf den Druck überarbeitete Fassung meiner Di ssertation, die im Sommersemester 2002 von der Philosophi schen Fakultät der Westflilischen Wilhelms-Universität

in Münste r angenommen wurde. Nach Ende 2002 erschienene Literatur konnte ni cht mehr berücksichtigt werden.

Die Anregung zu dieser Studie stammt von meinem Lehrer, Herrn Professor Dr. Adolf Köhnken, der die Arbeit zu jeder Ze it und auf jede erdenkl iche Weise gefOrdert hat. Einen besseren Doktorvater hätte ich mir nicht wünschen können. Ich bin ihm sehr dankbar.

Danken möchte ich auch Herrn Professor Dr. Matthias Battes t. der sich trotz schwerer gesundheitli cher Beeinträchtigung zur Übernahme des Korreferates bereiterklärte. Die Publ ikati on der Arbeit hat er nicht mehr erlebt. Die Abfassung der Di ssertation wurde durch ein Promotionsstipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes ermöglicht, die auch das Studium gefördert und ei nen Forschungsaufenthalt in der Fondation Hardt unterstützt hat. Ihr se i an dieser Stelle herzlich gedankt. Beim Lese n der Korrekturen halfen MaItin Busse, Claudia G lanemann, G uido Gunderloch, Marcus Heckenkamp, Christian Horstmann , Caro lin Jakobs, Markus MUlke, Dr. Claudi a Schindler, Eli sabeth Serafirn und Roswi tha Wethkamp. Sie haben, ebenso wie Maria Vrysa, auch durch Gespräche zum Ge lingen der Arbeit beigetragen. Me in Dan k gill auch den Herausgebern der Hypomnernata, besonders Herrn Pro fessor Dr. Siegmar Döpp, rur die Aufnahme der Arbei t in ihre Reihe, Frau Dr. Blech und Herrn Markus Eidt vom Verl ag Vandenhoeck & Ruprecht rur di e fre undliche und ko mpetente Betreuung bei der Druck legung sow ie der Johanna und Fri tz Buch Gedächtni s-Stiftung rur ihren großzügigen Dmckkostenzuschuß. Gewidmet ist d ieses Buch meinen Eltern und mei ner Schwester in Liebe und Dankbarkeit. Münster, im Oktober 2003

Anja Bettenworth

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I. Theoretische Grundlagen LI Einleitung: Methodi sche Vorbemerkungen Mahl beschreibungen gehören zum Kembestand der antiken epischen Dichtung. Vielfach bilden sie Glanzpunkte der Darstellung und ni cht selten läßt der epische Erzähler zentrale Ereignisse hier ihren Anfang nehmen, we nn zum Beispie l Odysseus während des Mahl s di e tatkräftige Hilfe der Phäaken erwirkt, di e ihn schli eßlich nach zehnjähriger Irrfahrt in die Heimal zurückbringen (Horn. Od. 7, 191- 193), oder wenn Dido beim gemeinsamen Schmaus ihre lange Liebe zu Aeneas »trinkt« (Verg. Aen . 1,749). Die besonderen gestalterischen Möglichkeiten, die gerade eine Bankettschilderung dem epi schen Di chter bietet, erwachsen aus ihren inhaltlichen Vorgaben. Da das gesell ige Zusammentre ffen mehrerer Figuren im Wesen des Gastmahl s ange legt ist, I lassen sich hier indi viduelle Charakterdarstellungen organisch in die Erzäh lung integrieren.2 Der Festsaal selbst bietet Anknüpfungspunkte für eine Ekphrasis, mit der der Dichter nicht nur seine poetischen Fähigkeiten unter Beweis stellen, sondern auch inhaltli che Aussagen treffen kann .3 Nicht zuletzt ergibt sich die Möglichkeit, Exkurse in Fonn von Vorträgen zwanglos in die fortlaufende Handlung einzuftigen und so das Epos kunstvo ll zu strukturieren (man denke an die Erzählungen des Odysseus und des Aeneas über ihre Erlebni sse oder an den gelehrten Vortrag des ägypti schen Priesters über di e Nilquellen [Lucan. 10, 194-33 1J). Angesichts der vielfälti gen Gestaltungsmöglichkeiten wäre zu erwarten, daß die einzelnen Gastmahlschilderungen deutlich voneinander abweichen, vor a llem in der flir das Lesen bestimmten hellen isti schen und römischen 4 Epik. Stau desse n zeigen sich jedoch auffallige strukturelle ÜbereinstimI Die Verbind ung von Umtrunk und Konversation ist in de r griechischcn und rö mischen Literatur auch außerhalb des Epos selbstvcrständl ich, vgl. z.8. Cal!. fr. 178 Pf. 15f.: ... ~ ~6:A' lrros T6l)' OA'l9ES, Ö T' oV IJOVOV ÜSOTOS oloov. / aAl. ' hl Kai

AEOX'lS oTvos fXEI V teiAEI.

2 Vgl. die Tatkraft des Eumaios im vier.lehnten Buch der OdySSL"C und das laszive Gebaren der Klcopatra in der Pharsalia (Lucan. 10,141- 143). 3 Vgl. zur homerischen Ekphrasis '1.. 8 . BECKER (1995), bes. 42-44 und SIMON (1995) 123- 141. Zuranliken Ekphrasislheorie s. 'l.B. GRAF( I995) 143- 155 . 4 Tatsächlich venriu HUNTER ( 1989) 39 die Auffassung, daß Apollonios innerhalb sei nes Werkes jewei ls nur ein Beispiel fnr eine Iypische Szene verwende: ))A. docs not repeal scene-types, such as feasting or arming: one cxample o f each suffices. Where such

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I. Theoretische Grundlagen

mungen, die bis in Details reichen, vgl. di e Rolle der Sänger beim Mahl (Horn. Od. 8,72-82; 8,266-366; 8,499-520; A. R. 1,496-5 11 ; Verg. Aen. 1,740-747; Si l. 11 ,288-297), die Beschreibung der mit kostbaren Polstern geschmückten Sitze und Liegen (Od. 7,95-97; V.rg. Aen. 1,697-700; Lucan. 10, 123- 126; Sil. 11 ,272-274) und die Parallelen in der Hervorhebung von Zahl und Tätigkeiten der Mägde und Di ener.s Ziel dieser Arbeit ist es, e inen Überbli ck über die Entwi cklun g der epischen Gastmahlszene und ihrer Bestandtei le zu geben, welcher die Unterscheidung zwischen den individuellen Eigenhei ten e ines Di chters und epochen- bzw. gattungstypisc ben Ko nventionen ermöglicht. Vor allem soll di e Frage geklärt werden, ob sich für die Gastmahlszenen aller Epochen e in diachron ausgerichtetes Referenzmodell entwerfen läßt, das die gle ichblei benden Elemente vereini gt und al s Interpretati onshilfe eingesetzt werden kann . Ein solches Schema, verbunden mit dem notwendi gen Ko mmentar, kann helfen, die Darstellungen der einzelnen Autoren, ihre Arbeitsweise und ihr Verhältnis zu den Vorgängern besser zu beurteilen und ihre eigene schöpferi sche Leistung zu würdigen. Der Nutzen eines schemati schen Überblicks auf synchroner Ebene ist unumstritten, s. z. B. SAiD ( 1979) 13 zum Begriff }scene ty p iq u e~ bei Homer: »E lle [sc. la scene typique] [... ] constitue [... ] une >norme poetique<et un schema idea l qui permet de meUre en relation toute une serie de developpe ments, de les lire les uns par rapport aux autres et de mesurer d' eventue ls ecarts. Quand il s'agit de banquet [... ) les ecarts sont meme plus interessants que le type qui permet de les apprecier.« Auch für das diachrone Schema gilt, daß gerade di e Abweichungen von der Norm oft interessan te Beobachtungen ermög lichen . Neben inhaltlichen Aspekten (z. B. der Darstellung der Dienerschaft und der Wiedergabe von Gesprächen und Liedern) so llen bei der Interpretatio n vor allem Fragen der Erähltechn ik berücksichtigt werden. z.B. der Erzählstandpunkt, di e Auswahl der dargestellten Elemente und die Anspielungen auf Vorgänger. Dieser diachrone scenes do occur, the Homeric pattern is usually eüher abbreviated or brokcn up.(( Ähnlich schon AREND ( 1933) 127f. Gegen diescn a llgemeinen }Konsens( wendet s ich CAIRNS ( 1998), der bei Apollonios ci n wicderholtcs Schema ffi r )}Ankunft(( und »)Abreisc(( nachwei st. 5 Zahlenangaben z.B. Horn. Od. 7. 103 (Qdysseus bei den Phäaken); Verg. Aen. 1,703 (Aeneas bei Dido); Angaben aber d ie Tätigkeit z. B. Ho rn. Od. 4 ,52-58 (Telemach bei Menelaos); A.R. 3.27 1-273 (Jason bei Aietes); Verg. Aen. 1,70 1-706 (Aeneas bei Dido): Si!. 11.274 -277 (Hannibal in Capua); C laud. rapt. Pros. 2,317-321 (Hochzeitsmah l von Pluto und Proserpina).

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I. Theorelische Gru ndlagen

II

Ansatz ist in der Forschung bi slang nur in Bezug auf einzelne Autoren und Epochen (Bezüge zwischen Apoll onios und Homer, Vergil und Homer, der flav ischen Epik und Homer, sowie zwi schen Vergil und ApolIonios) verfo lgt, aber nie konsequent auf lange Zeiträume und eine größere Gruppe von Autoren angewandt worden (s. dazu unten den Forschungsüberblick). Die Untersuchung erstreckt sich auf griechi sche und lateini sche Epen mit fortlaufender Handlung von Homer6 bis Claudian, da bei den Di chtem dieses Zeitraums die Kenntnis ihrer jeweiligen Vorgänger vorausgesetzt werden kann . Nicht berücksichtigt werden fragmentari sch erhaltene Dichtungen wie die »Hekale« des Kall imachos, die frührömi schen Epen des Li vius Andronicus, Naev ius und Ennius 7 sowie späte re griechi sche Epiker wie Quintus Smymaeus oder der unbekannte Verfasser der Orphischen Argonautika, die in größerer ze itli cher Distanz wirkten, und be i denen nicht geklärt ist, ob und wie weit sie die lateini sche Literatur rezipierten.8 Auch die Werke chri stli cher Dichter gehören ni cht zum Untersuchungsgegenstand, da ihre Gastmahl schilderungen vor allem von den biblischen Schriften, besonders den Abendmahlsdarstellungen und der Beschreibung der Hochzeit von Kanaa, bee influßt sind, die anderen Maßstäben gehorchen a ls die nichtchristliehe Epik. Diese Zusammenhänge näher zu beleuchten, würde den Rahmen der Arbeit sprengen. Nur bedingt herangezogen werden außerdem th emati sch ausgeri chtete Ged ichte wie die »Theogonie« und di e »Werke und Tage« Hesiods sowie di e Metamorphosen Ovids, bei denen die Szenen nicht nach dem Prinzip einer fortlaufe nden Handlun g, sondern nach stomi chen Gesichtspunkten angeordnet sind. Szenen aus den Metamorphosen werden aber im Rahmen eines Exkurses zu den bluti g endenden Mahl beschreibungen berücksichti gt,

6 Der Begriff » I-I omerl~ wird im fo lgenden aus praktischen Gründe n fü r den oder die unbekannten Verfasser von llias und Odyssee verwendCI. Dabei gehen wir von der Annahme aus. daß die schriftliche Fassung dcr Ilias früher als die der Odyssee entstand. 7 Es stcht fest, daß d ie Epen des Nacvius und die Annalen des Ennius Banketlschildemngen enthielten . Das längste, sicher zu einer Gaslmahlszene gehörige Fragment li ndet sich im siebten Buch der Annalen (fr. 234ff. V. "'" 268ff. SKUTSCH). Zu dcn })Anspiel ungen auf symposiastische Siluationcß« in der fru hrömischen Ep ik, die von den antiken Phi lologen als passender Rahmen für ein Selbstportra it des Dichters (Sängers) aufgefaßt wurden, s. RÜPKE (200 1) 50r. 8 Die Verg ilrczcpt ion des Quintus Smymaeus behandelt GÄRTNER in ihrer ftI r die Reihe »Zetematlu
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I. Theoretische Grundlagen

da sie die ausflihrlichsten erhaltenen Belege ftir diese Sonderform darstellen. In den zehn Epen, die den Auswahlkriterien entsprechen (es handelt sich neben !lias und Odyssee um die Argonautika des Apollonios Rhodios, Vergils Aeneis, die Pharsalia Lukans, die Punica des Silius Italicus, die Thebai s

und die Achi11eis des Statius, die Argonautica des Valerius Flaccus und

C laudians mythologi sches Epos ))De raptu Prose rpinae~() finden sich insgesamt 40 Gastmahlszenen, die im Hinblick auf einen gemeinsamen Grundbestand von Elementen und erzähltechnischen Eigenheiten ausgewertet werden. Soweit die Auswahl der Szenen vom Textkorpus früherer Untersu-

chungen abweicht (dies gi lt in erster Linie ruf die Auswahl der homeri schen Szenen im Vergleich zu REECE [ 1993]), werden die Entscheidungen unten begrundet. Die zahlreichen anderen, teils recht kurzen Erwähnungen von Mahlzeiten und Bewirtungen dienen als KontroJlgröße, die die Ergebnisse ergänzen oder modifizieren. Das auf dieser Grundlage gewonnene Referenzmodell einer epischen Gastmahlszene wird nach einer theoretischen EinfUhrung, die eine Definition der zentralen Begriffe ~)Szene~~, )~Gastmahl~~ und »Strukturelement« sowie einen Überblick über die bisherige Forschung umfaßt, näher vorgestellt und kommentiert. Die Erläuterungen geben jeweils einen Überb lick über Häufi gkeit, Funktion und diachrone Entwicklung der einzel nen Elemente der Szene und si nd als Hilfe bei der Textanalyse zu verstehen. Wie das »typische Schema(~ eines epischen Gastmahls bei der Interpretation eingesetzt werden kann, wird anschließend an fünf Beispielen aus verschiedenen Epochen gezeigt, die in unterschiedlicher Weise auf den Grundtyp Bezug nehmen. Ihnen ist ein summarischer Überblick über die Typik der homeri schen Gastmähler vorangestellt, die die fTÜhsten rur uns faßbaren Beispiele dieser Szenen darstellen. Die Untersuchung schließt mit einem Exkurs fiber blutig endende Gastmähler (im folgenden als )~Antigastmäh ler« bezeichnet), die in der Kykl openszene und im Freiermord der Odyssee vorgebi ldet sind, sich aber erst in der kaiserzeitlichen römischen Epik zu einem eigenen Traditionsstrang entwickeln, der mit Hilfe des typischen Schemas nur bedingt erfaßt werden kann.9 9 Als GegenbegrifT zur Gruppe der »Antigastmählef«, auf den:n Kampfphase das typische Schema nicht anwendbar ist. wird in dieser Arbeit die Bezeichnung nrcguläre Gastrnnhlszcncn« verwendet. Als nregulär« gilt cine Szene, die sich mit den Regeln des typischen Schemas erfassen läßt.

t.

Theoretische Grundlagen

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1.2 Der Begriff »Gastmahl« Das gemeinsame Speisen mehrerer Personen, wie wir es in antiken (bi ldlichen und li terari schen) Darstellungen fassen können, wird in der Forsch ung unterschiedlich beze ichnet. Dabei spielen sowohl der kulture lle Hintergrund, als auch Zweck und spezielle Ausprägung des Mahles eine Rolle. Zur Bezeichnung eines im griechi schen Kulturkreis verbreiteten Typus des gesell igen Mahles, das in ein von Gespräch, Unterhaltung und einem besonderen Komment geprägtes Trinkgelage mündete, verwenden Hi storiker heute in der Rege l die Bezeichnung »Symposion« (abgeleitet von au~ TT i vw , eig. ))Zusammentrinken«); doch wird dieser Begriff in der antiken Literatur nicht als Tenninus techni cus gebraucht. 1o Zwar ist aul..m oOlov als Titel des berühmten platonischen Dialogs spätestens seit der Kaiserzeit ge läufig, I1 doch Platon selbst beze ichnet, so MARTIN ( 1931) 149f., das Treffen bei Agathon, vor dessen Hintergrund das Werk spielt, ))schl echthin als auvovoia ,12 bald wieder als oVVBEtrrVOV lJ oder BEiTTVOV, t4 niemals aber als Symposion. Xenophon gebraucht weder die eine noch die andere di eser Bezeichnungen, spricht aber doch deutlich von einem Mahle bei Kallias ls ; Plutarch sagt au~TTOOlov 16 sowohl als BEllTvov l7 ; Athena ios, der

10 S. dazu d ie Darstellung von SCHM1TT-PANTEl. DNP 4 ( 1998) s.v. Gastmahl 1/. Griechenland 80 1, wo d ie Symposia als eigene Untergruppe mit festem Komment e inge-

filhn werden: n Diese Mahlzeiten [sc. die Symposia] folgen strengen Regeln.« FOr den angcl ~chs i sc h e n Sprachraum s. den Titel des von MURRAY (1990) herausgegebenen Sammelbandes »Sympotica. A Symposium on the >Symposium«(. 11 S. dazu die Ausgabe von JAHN ( 1875) 1-4 mit Belegen aus Gelli us, Diogencs Laen ius, Proklos, Plutarch und Philo. 12 Platon. symp. 172 B: n pcm:pov Se 1l0I. ~ S' <$s. EilTe· ou aliTOs na pryevou Tij

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13 Platon, symp. 172 B: l voyxOS oe t~rlTOUV , !30UA6IlEVOS 510TrueEOeat Tl'jv

·Aya ewvOS ovvouolav KOI ... TWV ÖAAWV TWV TOTE EV Tc:;:, ouvSelrrvy TTopoyeVOIlEVWV: 176 E: OVY)(wpeiv mivTos: IlTl SUl IlEe'lS: TTOlnOOOeal Tl'jv t v TC;> • • rropOV TL OVVOUOLOV. 14 Plalo n, symp. 174 A: Kai TOV eiTTeiv ÖTLt ni 5einvov EIs: 'Aya6wvOS. 15 Xenoph. symp. 1,4: EOTLOV yap Ilenw AIiTOAuKOV Ka i TOV TTaTEpo Q\iTov; 1.7 oi ouv all
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I. Theoretische Grundlagen

seinerseits von Platons OVOOiTIOV 18 spricht, [ ... ] weiß immer nur von einer ovvovoia oder einem oelTTvov l9, obwohl er offensichtlich mit Platon in Konkurrenz treten will.« Nur im Iileraturgeschichtlichen Sinn bezeichnet der Begriff Symposion technisch eine »Iiterari sche Fonn in Dialogen zur Erörterung eines Themas.io Diese Konnotation verbietet seine Anwendung auf die besonderen Bedingungen der antiken Epik, bei der das Mahl nicht selbständig, sondern zusammen mit anderen Szenen als Teil eines größeren Ganzen erscheint. Im Mittelpunkt steht hier nicht die philosophische Unterweisung oder die unterhaltsame Präsentation unterschiedli cher Wissensgebiete in lockerer Folge , sondern der Fortgang der epischen Er.lählung. Aus demselben Grund scheiden auch die manchmal für eine eigenständige, dem Symposion recht ähnliche Literaturgattung verwendeten Begriffe oelTTvov und convivillm als Bezeichnung ftlr das epische Gastmahl aus .21 In den Arbeiten, die sich mit Banketten in der antiken Epik befassen, hat es sich daher eingebürgert, zur Bezeichnung des Mahls keine griechischen oder lateinischen Ausdrucke, sondern Wörter aus den modernen Sprachen zu wählen, wobei jedoch oft keine genaue begriffiiche Differenzierung vorgenommen wird. Am gebräuchlichsten ist im deutschen Sprachraum der allgemeine Tenninus »Mahl«, der ungefahr dem englischen »feast« entspräche . Während »Mahl « jedoch bei AREND das gesamte Zusammensein bezeichnet, dessen Kern das gemeinsame Essen bildet, wird »feast« in der angelsächsischen Literatur außer ftlr eine Bewirtung insgesamt auch nur im engeren Sinn ftlr den Verzehr der Speisen verwendet, welcher se inerseits 18 Athen. I 4 E oyvoei S' ÖTL oi (\I TC;> n AOTW\lOS OV001Ti'iJ onw Kai EiKOOL noo\l. 19 Athen. I I A l\apn\lOlOS [... 1ToUS KOTO: TTäoO\l TTOLSElO\l ElJTTE 1POTClTOVS (\I lTOisJ O\JTOV SOLTVlJ6\10S n010VlJE V~ . I I C oi S' E\I TC;> ÖEiTT\lY öiiBE\I ETTlÖrU1I100 \lTes ÖElTTtIOOOq>LOTOi. I 2 A oliT6S ... ~eTelAllcpw s ni5 KO)..f'jS EKei\lllS ov\lovoioS ... ti nop' O:AAOV ~aew\l Tois hoipOlS öLel;JjelS: 20 WrLPERT (1964) 694. 2 1 Eine Diskussion dieser Literaturgattung findet sich bei MARTIN (1931) 156- 166. In den homerischen Epen bezeichnet ÖEiTT\lO\l gewöhnlich eine »Mahlzeit am Tage((, LFE 2 ( 1991) 239 s.v. öeiTT\lo\l. Dagegen bedeutet O:PIOTO\l ein ») Frühstück, eigentlich das Essen in der Frühe, die ersle der drei Mahlzeiten, welche früh am Morgen [... 1eingenommen wurde. In besonderen Fällen konnte die erste Mahlzeit jedoch auch in einem (gehaltvollen?) Seinvo\l bestehen.(( LFE t ( 1979) 1287 S. V. 0PLOTO\l. 6 6pTTO\l SIeht gewöhnlich Hir eine »)Abcndmahlzcit (nach der Tagesarbeit und vor dem Schlafengehen)( LFE 2 (1991) 335 S.V. OOpTTO\l. Zu den bei Homer seltener erwähnten Begriffen eiAoni\l1l (Fes1schmaus) und lpa\los (ein schlichteres Mahl , zu dem jeder Teilnehmer selbst einen Ameil beisteuerte) s. RUNDIN ( 1996) 185f.

I. Theoretische Grundlagen

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einen Bestandteil einer komplexen Szene, zum Beispiel eines Opfers oder der Bewirtung eines Gastes, darstellt. 22 Solche Bewirtungsszenen im weiteren S inne, die im Engli schen in der Rege l nicht als »fea sts«, sondern al s »hospitality-scenes« bezeichnet werden , umfassen in einigen Arbeiten nicht nur die eigentliche Aufnahme, sondern alle Ereignisse von der Ankunft des Gastes bis zu seiner Abrei se.23 In der deutschen Forschungsliteratur trägt ein Festessen, das unter Beteiligung von Fremden stattfindet, in der Regel die Bezeichnung »Gastmahl« , wobei sich der Begriff, anders al s das englische »hospitality-scene«, ni cht nur auf einen wirklichen Fremden bezieht, der auf einer Reise bei einem örtlichen Gastgeber einkehrt, sondern ebenso auf die Bewirtung von Freunden, di e der Gastgeber eigens zum Mahl eingeladen hat. 24 Da das Wort »Gastmahl« überdies als gängige Übersetzung von »Symposion« gebraucht und in diesem Sinn z. B. als Titel philosophi scher Dialoge benutzt wird,25 kann es nicht ohne genauere Definition rur die Beschreibung epischer Konventionen verwendet werden. Im fol genden wird »Mah l« als allgemeine Bezeichnung ftir ein gemeinsames Essen gebraucht, und zwar ohne Rücksicht auf Zahl und Art der Teil nehmer, den betriebenen Aufwand oder den Anlaß des Beisammenseins. Von einem »Gastmah l« im eigentlichen Sinn sprechen wir nur, wenn es sich tatsächlich um ein Mahl zum Empfang eines Gastes handelt, nicht aber, wenn die Teilnehmer ungebeten zusammenkommen oder schon länger gemeinsam leben, wie Odysseus und Kalypso (s. Horn . Od. 1, 13- 15 und 5, 13- 15). Als »Gastmahl« ist daher die Aufnahme von Athene!Mentes durch Telemach zu bewerten (Horn. Od. 1,102-323), ni cht aber das gleich22 RUNDIN ( 1996) 186 gibt mit dem Won "feasl« das griechische SOLS wieder. REECE ( 1993) 7 bezeichnet mit »feaSh( de n aus .)Preparation( , »)Consumption( und

))Conclusion( bestehenden Kern e iner Bewinung. 23 REECE ( 1993) S: )) In the hospitality scene, I includc everything that occurs fTom the momcnt a visitor approaches someone's house unti l the moment he deparu.« PLANTINGA (1996) 5 schließt sich dieser Definition an. 24 S. l. B. BINDER. ONP IV (1998) s.v. Gasimahllll. Rom: "Zum Gastmahl wurde zeitig eingeladen.« 2S S. für die Neuzeit 2.B. HÜBSCHER ( 1987) und die online·Ausgabe des Gnomon, die a ls Alternative zum Suchbegriff »)Gastmahlt( das Schlagwon ))Symposium Platonis« anbietet. WILAMOWllZ ( 1919) 354 wehne sich heftig, wenn auch vergeblich, gegen die Übersetzung des Titels cv~n60Lo v durch )Gaslmahl«: .)Die modeme Unsiue des Diners läßt ganz abgesehen von der Zahl schon durch die Fresserei mit ihrem monotonen Luxus nicht nur ei n wirkJiches Gespräch, sondern auch die Stimmung dazu kaum aufkommen. So ist es denn auch eine AbsurdiUlI, den Titel Symposion mit Gastmah l zu übersetzen.«

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I. Theoretische Grundlagen

zeitig stattfindende Gelage der Freier, bei dem die jungen Adligen der Insel eigenmächtig das Haus des Odysseus besetzen. Ferner gilt zwar das Abschiedsfest der Argonauten am Strand von lolkos als Gastmahl (A. R. 1,450518), da Jason hier als Einladender in Erscheinung tritt,26 nicht aber ihr Schmaus in Mysien, wo sich die nunmehr zu einer Mannschaft zusammengewachsenen Helden mit dem von den Einheimischen zur Verfügung gestellten Proviant eine Ruhepause gönnen (A.R. 1,11 82-11 86). Die Gastmah lszene umfaßt nicht nur die reine Nahrungsaufnahme, sondern auch die unmittelbar vorausgehenden und nachfolgenden Handlungen , die zur Bewirtung des Besuchers dienen. Oft malen die Epiker gerade die Rahmenhandlung farbig aus, während die Speisen und ihr Verzehr knapp geschi ldert werden. Man vergleiche z. B. das Gastmah l bei Kleopatra (Lucan . 10,107-333), wo der Festsaal, Kleopatras Kleidung, die geschäftigen Diener und das Gespräch mit dem Priester 219 Verse einnehmen, während der Tafelluxus in gerade neun Hexametern, der Genuß der Speisen überhaupt nicht erwähnt wird . Eine Analyse der Darstellungstechnik kann daher die rahmenden Partien nicht übergehen.

1.3 Der Begriff •• Szene« Eine nähere Bestimmung des Begriffs »Szene«, wie er im folgenden verstanden wird, ist vor allem deshalb erforderlich, weil der Tenninus in der Forschung sehr unterschiedliche Bedeutungen annehmen kann . AREND ( 1933), der auf eine genauere Bestimmung verzichtet, versteht unter »Szene« offenbar einen einfachen Vorgang - zum Beispiel »Bad« , »Mahl « oder )Schlaf« - unabhängig davon, ob dieser in einen größeren Handlungszusammenhang ei ngebettet ist (z.B. in die Bewirtung eines Gastes). Ihm

folgen u. a. NAGLER (1974), EDWARDS (1975) und SAID ( 1979), die in demselben Sinne von »type-scenes« bzw. »)scene typiquc« sprechen . GUNN

(197 1) dagegen wählt unter Berufung auf LORD (1951 und 1960) fUr denselben Gegenstand die Beze ichnung »theme«, verzichtet aber ausdrückli ch darauf, LORDS allgemein gehaltene Definition näher zu spezi fi zieren. Dieser hatte den Begriff »theme« bestimmt als 26 S. zuvor die fUhrende Rolle Jasons bei dem Opfer. das dem Mahl vorausgeht, A. R. I ,40M.: ayiATlge\l ETTLTfpoETlKaV ayovTE~ / ~uK6AOI AiaoviSao Me..> ß6e. und Val. Flac . 1,250-310, s. bes. 1,248-25 1: ~ ite. viri. mecum dubiisque evincite rebl/s I qllae meminisse il/vet nos(risque IIepotibllS ins/em. , Halle vero. socii. veniellfem li/are !ae/i I dl/lciblls adloqlliis !IIdoqlle edllci/e noclem!l.

I, Theorelische Grundlagen

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»a recurrent element ofnarration or descriplion in traditional oral poetry. 1t is not rcstricted, as is the formular, by melrical consideralion; hence, it should nOI be limited to exact word-for-word repetition. lt is approx imately what Arend has called )die typischen Scenen( in his work on Homer [.. .]. Regular use, or repetition, is as much a part of the defi nition of the theme as it is of the definition of the formular, bUI the repetition need not be exact. Strictly speaking, we cannot ca ll an action or situation or description in the poetry a theme unless we can find it at least twice.«27 Im Gegensatz dazu bezeichnen FEN IK ( 1968), REECE ( 1993), PLANTINGA ( 1996) und HELLM ANN (2000) mit dem Begriff »Szene« einen kompl exen, zielgerichteten Vorgang, der mehrere Handlungsschritte (bei der Bewirtung eines Gastes z.8. »Mahl«, »Bad« und »Schlaf«) umfassen kann .28 Diese kompl exe Struktur belegt andererse its DIMOCK ( 1963) 50 mit dem Terminus »stock motif« (im Unterschi ed zur einfachen »type-scene« im ARENDSCUEN Sinn), während EDWARDS ( 1975) 53 für denselben Sachverhalt den Ausdruck »narrative pauem« bevorzugt. In seiner Untersuchung gebraucht er jedoch synonym dazu den Begriff »episode« (vgl. S. 54: »The episode conta ins elements of the following type-scenes ... «). Dieselbe begriffl iche Unklarheit findet sich auch in Arbeiten zur lateinischen Epik. JuHN KE ( 1972) VIII verzeichnet unter der Überschrift »Szenenanalysen zu Statius' Theba is und Achilleis« ein Kapitel »Das Gastmahl«, beze ichnet den Vorgang innerhalb des Kapitel s jedoch als »Szenenfolge.«29 In der modemen Theorie des Theaters bildet die »Szene« das primäre Bauelement eines Stücks, das durch die Einheit von Ort, Ze it und Figuren konst ituiert wird.3o Die Figuren fUhren bestimmte Handlungen aus, welche 27 LORD ( 1951) 73. S. dazu GUNN ( 197 1) I Anm. I: »Th is general definition wi ll suflice to get our inquiry under way and no altempt wi ll be made here to extend, modify, or clarify iu< 28 PLANTINGA (1996) 3 unterscheidet allerdings im Anschluß an KNIGIIT ( 1995) 23 bei der Defin ition des Begriffs >)type-scene« nicht deutlich zwischen einfachen und komplexen Handlungen : nThe term typical scene (or type-scene) is used 10 describe an aetion or set of aetions which is repeated several times within an epie.« Synonym dazu erscheint in den Kapitelüberschriften der Begriff »episode« , vgl. 2. ß . S. 120 »Phineus Episode (2. 176·536)\1. Wiederkehrende ElemeOle innerhalb einer »type-scene« bezeichnet sie als »motifs.« 29 JUHNKE (1972) 63 : »Uaupttei l diescr ganzen Szenenfolge, der aueh das Erscheinen der Töchter Adrasts ( 1,533-539a) in den Hintergrund treten läßt, ist die große aitiologi . sehe Erzählung des alten Königs ( 1,557-672).« 30 LÄMMERT ( 1993) 92f.

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am Ende der Szene zu einem mindestens vorläufi gen Abschluß ge langt sind. Die inhaltliche Einheit bildet damit e ines ihrer wesentlichen Kennze ichen .ll Fortschritte oder Rückschritte der Fabel spie len sich innerhalb einzelner Szenen ab, welche dann zusammengefaßt den dramati schen Akt mit se ine n spezifi schen Aufgaben innerhalb des Stückes ergeben. Anfang und Ende der Szene kann der Dramatiker jeweils durch das Auf- bzw. Abtreten der Hauptpersonen oder durch den Wechsel der Kuli sse markieren . In der antiken Dramentheorie dagegen sind die Einheiten )Akt< und >Szene( noch nicht deutlich voneinander getrennt. Aristote les verwendet in seiner Poetik den Begriff ETTEIOOOIOV (eigentlich: Das »Auftreten«) einerseits fur den gesamten Abschnitt zwischen zwe i Chorliedem, der durch das Erscheinen der Personen geprägt ist und am ehesten dem modemen Begriff »Akt« entspricht,J2 daneben aber nach AI CHELES Ansicht auch »zur Bezeichnung der kleineren szenischen Einheit >Auftritt«(.l3 In übertragenem Sinne bedeutet das Wort bei Aristoteles »)die e inzel ne n Vorfalle im Geschehensablauf eines Mythos oder einer Dichtung, deren Details, ekphrastische Einschübe usw.«J4 Aufgrund der umstrittenen Bedeutung der Termini ver3 1 Die Einheit der epischen Handlung insgesamt fordert schon AristOieles, der darauf hinweist, daß e ine Einhei t von Protagonist, Zeit und Ort allein nicht ausreiche. Ar. Poet. 1451 a 16-32 : MüSoS 5' tOTlv etS 0Ux wcmep TIVES OiOVTai EOv llEp\ Eva 1). 1TOAAO

yop KaI 01TElpa Tc:;:, EVI ovI-Ißaivel, t~ w v Eviwv ou5iv tOTIV Ev. OÜTWS St Kai 1Tpa ~EtS' EVOs TToAAai EI01V, E~ IJia oU5EIJio yiVETOl TTpO;IS'. [... 1 Xpij ouv [... 1 TOV IJüSov, EllEi npa~EwS' IJ1IJEoiS EOTI. ~.II0 S' TE ElVOl Kai TOVTr!S' ö,Ä,T'jS' . 32 Ar. Poet. 1452b 20f.: t mlo6510v St IJEPOS' ÖAOV Tpoy~io S' TO IlETO;V ö,Ä,wv XoplKt::1V lle,Ä,wv. Dazu KOHNKEN ( 1990) 136·149 mit einer Diskussion fliihercr For-

wv

schungsansllZe. 33 Ar. Poet. 1449a 28 (im Rahmen einer Aufzahlung der Veränderungen, die die Tra· gödie seit Aisehylos durchgemacht hat) : hl 5E ETTElOOO[WV TT,Ä,fi6n . S. dazu AICIIELE (197 1) 49 Anm. 9: ~)Mit 1T,Ä,r')6n muß die Anzahl der Auftritte gemeint sein, die VOll fUnf in den Persern bi s auf siebzehn in den Phoi nissen steigt [... ]. Die Zah l der Epeisodien da· gegen vermehrt sich von Aischylos zu Euripides praktisch nur um eins.« S. dazu Ar. Poet. 145Ib 34f.; 1455b 13.16: 1459a 35; 1459b30. 34 AICHELE ( 1971) 48f. Zu ähnlichen Ergebnissen war schon NICKAU (1966) gekommen. der rur die aristo te lischen Begriffe hTElO&)IOV I ETTEIOOOIOÜV eine enge Bedeutung (ETTEI06510V = »Akt«, S. 160) und eine weitere Bedeutung (hTEloooloVv "Auftritte schaffen« S. 170 Anm. 38) annimmt. Für ..die Stellen. an denen man t TTEI06510V mit )Akt( Obersetzen mag«, (S. 160) fUhrt er Ar. Poet. 1452b 16 und 20: 14500 3 1 sowie mit Vorbehalt den oben (Anm. 33) zitierten und von AICHELE im Sinne von )Mengen der Auftritte« gedeuteten Halbsatz hl 5t Emlooo[wv 1TAT)6T'j an. Die Untersuchung geht von dem Lob Homers in 1459a 35 aus (Ev IJEPOS' ClTTo,Ä,oßWv

ETTE10OO!OlS' KEXPT'j TOl OIJTWV TTO,Ä,AOiS'. otov vewv ICQTOA6Y<+l KO\ Ö,Ä,,Ä,OlS' hTlooolol~ 15i51 Slo,Ä,ollßavEl TIlV 1T0Ino1V). Dieses war als Indiz gewertet worden, daß Aristote les die ,Epeisodia( als ,Nebenhandlungen( betrachte, durch d ie die Enählung

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zichten wir im folgenden darauf, antike Begriffe zur Abgrenzung der behande lten Textabschnitte zu verwenden. 35 Ari stoteli sch ist dagegen die Einsicht, daß ein Epiker seine Erzählung mit ähnlichen Mitteln gliedert wie ein Tragödiendichter, so daß die Einteilungskriterien des Dramas bi s zu einem gewissen Grad auf das Epos Obertragen werden können. 36 Indem der epische Di chter seine Aufmerksamkeit von bestimmten Figuren ab- und anderen zuwendet, erzielt er e inen Effekt, der dem physischen Auftreten oder Verschwinden auf der TheaterbOhne gleicht. Ähnliches gilt flir die Veränderung des Schauplatzes bzw. der Kulisse. 37 Zusätzli ch kann der Dichter den Szenenwechsel durch auktoriale Äußerungen ankündigen und so deren Wirkung erhöhen. 38 Unter »Szene« so ll daher mit NICO LAI (1973) eine »Konstellationse inheit« verstanden werden, die die Erzählung gliedert und durch die Einheit von Ort, Zeit, Handlung und Handlungsträgern als geschlossenes Bauelement kenntlich gemacht ist. Daraus folgt, daß Exkurse, die gerade in den Gastmahlschilderungen häufig vorkommen, zwar auf ihre Funktion und ihren Bezug zu der Szene befragt werden müssen, daß aber ihr Inhalt als solcher nicht zum e igentlichen Untersuchungsgegenstand gehört, da er sich nach Ort, Zeit, Handlung und oft. auch Handlungslrägern von der Mahlszene, welc he den Hintergrund bildet, unterscheidet. Man denke an di e Erzählungen des Odysseus am Hof der Phäaken, die an mehreunterbrochen und )aufgelockerh werde. Demgegenüber versteht NrCKAu den aristotelischen Begriff ETmo6l)IO\l als szenische Ausarbeitungen der Strukturfonncl , die dem Epos bzw. dem Drama zugrundeliegt. 35 Die Unzu längl ichkeit des aristotelischen ETulo6Slov-BegrilTs rur eine modeme Strukturanalyse vertritt MATIIlI ESSEN (1964) 16: ,)Wenn man 1... 1Wert darauf legt. tiefere Einsichten in den Bau einer Tragödie zu gewinnen, sollte man sich nicht mit einer Gliederung nach utPIl zufriedengeben. Denn mi t I-lilfe der aristotelischen Begriffe läßt sich nur eine sehr schematische Einteilung vornehmen . oft sogar nicht einmal das.«( 36 Ar. Poet. 1459b 7- 12: ETI Si: Ta E'(S'l TOIJTa Sei EXEI\I n'Jv ETTo TToliav TB TpayySLQ: · ii yop CIlTAnV ii 1TE TTAEYUEVIlV. ii iJ9IKr'jV ii TT09T\TIKfJV. Ko\ TO UePIl E;W IJEAOTTOILa s Kai Öl.+JEWS TalJTe . Koi yop 1TEPI1TETEI~V SEi Kai oVOYVWp(OEWV Kai TTa9T\IJO:TwV' En TOS SIO\lO[05 KOl n'Jv M;lv EXEI\I KOA~S . S. dazu SCIIWINGE ( 1990) 1-20. 37 S. dazu PATZER (1996) 98: ) Die deutlichste Markierung der Szenengrenzcn iSI das durch Detaitgenauigkeit vergegenwärtigte A IIf- lind Abtrete" va" Personell , mit dem der Wechsel von KOtlStellationseinheitcn sichtbar wird.« und ebd. 99: »Ein weiterer optisch besonders eindringlicher Indikator ist der Schauplatzwechsel. Er ist nicht völlig verbi ndlich [.. .J. aber wo der Ort des Geschehens wechselt, setzt immer auch eine neue Szene . ein.« 38 Vgl. Verg. Acn . 3,7 I 8: cO/lfiCllil tandem f actoqllc hic fine quievit.

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ren weit entfernten Schauplätzen spielen, oder an die Irrfahrten des Aeneas, die dieser während des Mahl s bei Dido in einer zusammenhängenden Schilderung rekapituliert (Aeneis Bücher 2 und 3). Über den Erinnerungen des Gastes tritt das Bankett einschließlich der Z uhörerschaft zeitwei li g zu· rück. Diese rel ati ve Eigenständigkeit gehört nach antiker Theorie zum Wesen der Exkurse. 39 Eine Besonderheit bilden Szenen, in denen der Dichte r außer dem Mahl auch die Erlebnisse von Teilnehmern w iedergibt, die das Beisammensein für kurze Zeit verlassen . Ob in diesen, den Exkursen nahestehenden Fällen auch die Zeit nach ihrer Rückkehr als Tei l der Gastmahl szene zu werten ist, wird danach beurteilt, ob sich die Mehrheit oder nur weni ge der Anwesen· den entfernen ()E inheit der Handlungsträger< beim Mahl), ob di e Bew irtung während ihrer Abwesenheit am selben O rt andauert (>Einheit von Zeit und Raum<) und ob die Entfernung einze lner Charaktere vom Dichter als ein mit dem Mahl verbundenes, vorübergehendes Geschehen gekennzeichnet wird (>Einheit der Handlung<).4o Die Ereigni sse außerhalb des Schaupl atzes werden analog den für Exkurse entwicke lten Kriteri en behandelt .

39

Man

vergleiche z. B. die Warnungen Theons vor überlangen Exkursen ( TTa pU(ß a OEl ~) . die vom eigentlichen Gedankengang ablenken könnten. (Theon. Prog. 80,30, p. 4 1 Patillon: TTa pa LTllTEOv Be Kai TC TTa PEKßa OEL') e ~ßaAAEOBaL IJETa;U SL'lyf)OEWS I-tm:paS.). Zur Diskussion bei Platon und Aristoteles vgl. ERLER (1994) 3 18330. 40 Diese Kriterien treffe n auf vier Szenen zu: Be im Mahl der griethischen Heerführer im neunten Buch der Ilias, während dessen die Presbeia zu Achi ll beschlossen wi rd , blei· ben die Teilnehmer so lange versammelt, bi s die Boten - deren Verhandlungen mit Ach ill in einer eigenen Gastmahlszene dargestellt werden - mit einer negativen Antwort zurückkehre n (s. die Mahnung des Aias Ho rn. 11. 9.626-628: O: TTa YYEiÄaL St TOX10TO / xpT'j uiiBov .ßavoolO1 1...1 / cif TTOU vVv EaTm TTOTI&EYUEVOL; Rüc kkeh r der Boten Horn. 11. 9,669-7 13). Ebenso erwarten die Argonauten in den Phineusszcnen des Apollon ios Rhodios und des Valerius Flaccus beim Schmaus das Erscheinen der Borcaden, die s ich an die (vom Dichter geschilde rte) Verfolgung der Harpyien gemacht haben, um Phineus von den Ungeheuern zu befreien und ein sicheres Gastmahl zu gewährleistcn (s. A. R. 2,308; TTOVvVxL01 BOPEW uevov UiEOS eYPTlaOOvTE') und Val. Flac. 4,528-530, wo die Tätigkeit de r Obrigen erst nach de r Rückkehr de r Boreaden wiedergegeben wird ; mox abit (sc. uterquefilius Aquilonis) el sociae viclor pelit agmina puppis . / lnrerea Minyae pli/SO file prima TOIfOnti I sacra IIomm). Zur Version des Apollonios s. u. S. 303f. Beim Besuch des Hannibal in Capua verläuft das Gelage ungestört, während Pacuvius etwas entfernt seinen Sohn von einem Attentat auf de n speisenden Hanni bal abzubri ngen vcrsucht. Di e (in Ausschn iuen) wört lich zitierte Unterred ung b leibt von den Obrigen unbemerkt, so daß die Ereignisse nach ihrer Rückke hr als Abschl uß einer fortlaufenden Gastmahlszene erscheinen, Sil. I 1,366f.: fum reddere sese I feslinom epulis el Iris/ia frome serenant, s. dazu unten S. 390-392.

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Eine Sonderrolle spielen auch die Ekphraseis von Gebäuden oder ihren Bestandteilen, d ie sich unter Umständen mit den Exkursen berühren können. Kennzeichnend ist rur sie die Anschauli chkeit, di e schon die antike Kun sttheorie zum Stilprinzip erhob: EK
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1. Theoretische Grundlagen

Schauplatzwechsel »i n den Festsaal« gleichgesetzt werden kann, gesta ltet sich die Festsetzung ihres Endes nicht immer ei nfach . Am Obersicht lichsten sind die Verhältni sse in Szenen, in denen unmittelbar nach der Bewirtung (mit oder ohne Nachtruhe) ein Schauplatzwechsel folgt. Zuwei len verbringt ein Besucher jedoch nach dem Gastmahl noch eini ge Ze it im Haus seines Wirtes, bevor er sich zur Abreise entschließt. Solche Aufenthalte können unabhängig von der Länge der erzählten Zeit summarisch zusammengcfaßt werden , d.h. die Mahlszene geht in ein »gleichfOrmig fortschreitendes« (ZIELINSKI) Geschehen über - ein nach PATZER ( 1996) 99 »sehr eindrucks· voller und oft gebrauchter Ind ikator der Szenengrenzc« - sie können aber auch zu detaillierten Schilderungen unterschiedlicher Aktivitäten einschließlich weiterer Mahlbeschreibungen ausgestaltet sein. In diesen Fä ll en betrachten wir, um ei ne Vergleichbarkeit der Szenen zu gewährle isten, fUr die Etablierung des typischen Schemas nur d ie Bewirtung, die mit dem Empfang des Fremden verbunden und daher im oben definierten Si nn a ls »Gastmahl« zu verstehen ist. Die während eines längeren Aufenthalts folgenden Mahlzeiten. die nicht mehr der Aufnahme eines Ankömmlings dienen. orientieren sich ebenfalls am typischen Schema, doch heben vor allem die nachhomerischen Dichter hier oft nur einzelne Details hervor. Solche Mähler werden daher nur als Ergänzung herangezogen .

1.4 Der Begriff »)Strukturelement« Ähn liche Schwierigkeiten wie beim Begriff )Szene« ergeben sich bei der Definition ihrer regelmäßig wiederkehrenden Bestandteile. Am ehesten fallen solche Details in den homerischen Epen ins Auge, wo d ieselben Vorgänge oft mit Formelversen ausgedrückt werden. MILMAN PARRY erwähnt sie beiläufig in seiner Definition einer »typica l scene(<: )There are certa in aclions which tend 10 recu r in thc lIiad and Odyssey, and wh ich, eac h time they do recur, are told again with many of the same detail s and many of the same words. Arend call s such passages )typica l scenes«(.44 MINCHI N (2001 ) 32 schließt sich PARRYS Definition einer typ ischen Szene an und bezeichnet deren kleinere Bestandteile als »recurrent ideas or events, some or all of which are expressed each time Homer refers to that scene.« MINCHINS Auffassung von der Funktion der typischen Szenen und ihrer Elemente unter44 PARRY ( 197 1) 404 (Es handelt sieh um e ine aus dem Jahr 1936 stammende Rezension zu AR END{l933 J).

I. Theoretische Grundlagen

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scheidet sich jedoch von der PARRYS und LORDS. Diese hatten angenommen, daß typische Szenen oder )Hhemes« als Blöcke vom Sänger ge lernt worden seien und dazu dienten , das Gedächtnis des mündlich improvi sie4s renden Künstlers zu entlasten. Diese Theorie weist MINCHIN mit dem Argument zurück, daß den typischen Szenen Erfa hrungen aus der realen Lebenswelt des Sängers (sogenannte ))scripts«) zugrundelägen, so daß se in Gedächtnis durch die Darstellung dieser selbstverständlichen Vorgänge 46 nicht belastet werde. Allerdings müsse der Sänger sich technische Fertigkeiten , wie die Fonnelsprache des Epos und die Gesetze des Metrums, aneignen, bevor er se ine »)ßatürlichen « Kenntnisse in eine epische Schilderung umsetzen könne. Die Betonung der )realen Lebenswelt< des Sängers - ein Begriff, der zah lreiche Unbekannte enthält - fuhrt dazu, daß die erzähltechni schen Konventionen, die die Szenen und ihre Bestandteile ebenfalls prägen, zu wenig berücksichtigt werden. Diese lassen sich jedoch in den nachhomerischen , besonders den römischen Epen sicher nachwei sen, bei denen wir über die zu ihrer Entstehungszeit üblichen Bräuche aus anderen Quellen recht gut informiert sind. Die wiederkehrenden Elemente, die wir in lateinischen Gastmahlszenen an treffen, stellen kein getreues Abbi ld römischer Gepfl ogenheiten dar, sondern beruhen größtentei ls auf epischen, d.h. literari schen Konventionen . Dies ze igt sich u.a. in der reduzierten Zahl und Art der Speisen beim Mah l, dem weitgehenden Fehlen historisch gut bezeugter Bräuche wie dem Sa lben und Bekränzen des Haares und der nach Art und Zahl beschränkten Vergnügungen nach dem Mahl. Bei der Frage, wie der Begriff )Strukturelement« einer typischen Szene gefaßt werden soll, können die Überlegungen l-P. MARTtNS gute Dienste leisten , di e auf der Analyse typischer Szenen in den altfranzösischen chan!ions de geste beruhen. MARTI N ( 1987) 3 16 unterscheidet in Anlehnung an 45 S. z .8 . LORD ( 1960) 92 : »The s inger always has the end ofthe Iheme in his mind . He knows where he is going. As in the adding of one line 10 another, so in the adding of one element in a theme to another, the singer can stop and fondly dweil upon any single item witho ul losing a sense of the whole. The style allows eomfonably for digression or for enrichmenl. Once emoorked upon a theme. the singer can follow his own pace.t( 46 MINCIUN (200 t) 39: ) Homer. aJong with other singers and allthe members of their audiences, would have acquired lhem (sc. the scriptsJ in the normal course ofliving either through his experience of life in the real world, or through listening 10 the stories of othcrs. ( ... ] Thus, bolh poet and audicnce hold in memory scripts for seu ing out on ajourncy. preparing a meal. dressing, preparing a bed and so on; these are routines which they have oflen witnessed and performed.(

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1. Thooretische Grundlagen

die sprachwissenschaftliche Trennung von langue und parole zwischen der Inhaltsebene (diegese) und der Ausdrucksebene (expression), die bei der Konstituienmg jeder Äußerung zusammenwirken . Die Strukturelemente gehören zur Inhaltsebene und formen zusammen die typische Szene als

»une serie ordonee cl autonome

d ' action.~(

(ebd. S. 320). Dabei werden die

einzelnen Elemente unler denselben erzähltechnischen Bedingungen (z.B. »Gastmahlszenc«, » Kampfszenc«) regelmäßi g eingesetzt, um einen essentiellen Gedanken (z. 8. nVorbereitung des Mahls«, »Nachtlager«) auszudrükkeß . Auf der Ausdrucksebene können die Strukturelemente unterschiedlich real is iert werden. MARTIN trennt zw ischen dem diehe rhetorique, das gleichsam die )Substanz( eines Ausdrucks (»substance de I' express ion«) bildet (für das Strukturelement ))Nahrungsaufnahmc« zum Beispiel ein Subjekt, das den Speisenden angibt, und ein finites Verb, das den Verzehr bezeichnet), und der /omwle, mit der diese Vorgaben in konkrete Sprache umgesetzt werden (ebd. S. 323). Formules für den Speisevorgang, die sich auf dasselbe cliche rhetorique zurückfuhren lassen, s ind bei Homer z.8 . a\JTap Ö TTivE Kai fiaBE Sl
1. ThcoTelische Grundlagen

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drucksseite keine sicheren Gemeinsamkeiten nachweisen lassen, dienen die in den untersuchten Szenen regelmäßig wiederkehrenden inhaltlichen Überein stimmungen als Kriterium für die Bestimmung der Strukturelemente. Im folgenden nehmen wir solche Strukturelemente in das typische Schema einer Gastmahlszene auf, die in der Mehrzahl der berücksichtigten griechischen und lateini schen Szenen auftreten (zum Schema s. S. 45). Ausnahmen von dieser Regel bilden das » Warten auf der Türschwelle« ( 16 Belege), die supplicalio (Hikesie) und der Gesangsvortrag. Die supplicalio erscheint zwar nur in gut einem Sechstel der untersuchten Szenen, dient dort aber als Ersatz für ein »Warten auf der Türschwelle«, bzw. tur die »Begrüßung«. so daß sie zusammen mit dem Warten auf der Schwelle als Variante in das Schema aufgenommen wird. Der Auftritt eines Sängers wird im Zusammenhang mit einer Gastmahlszene zehnmal ausführlich wiedergegeben , doch ist der Einnuß der Lieder auf die weitere Handlung und das Verständnis der Epen so groß, daß wir den Gesang trotzdem als Element des Schemas werten. 48 Drei Elemente (111: »Beschreibung«. V: »Begrüßung«. VII : »Das eigentliche Mahl«) werden in Unterpunkte gegliedert, um einen besseren Überblick zu ennöglichen. Als Unterpunkte werden Bestandteile gewertet, die in der Mehrzahl der Belege für das jeweilige Element erscheinen. Eine Ausnahme bildet der Unterpunkt Vllb: »Genuß von Speisen und Getränken«, der nur in 15 von 40 Szenen erscheint. Da er aber den Kern eines Mahles bildet, wird er trotzdem in das typische Schema aufgenom men .

1.5 Forschungsstand In der umfangreichen Forschungsliteratur, die in den letzten achtzig Jahren zum Thema »Sze nentypik « erschienen ist, lassen sich grob zwei Ansätze unterscheiden: I) Un tersuchung werk immanenter Wiederholungen (hauptsäch lich auf die Epen Homers angewandt) 2) Untersuchung intertexlueller Referenzen zwisc hen verschiedenen Epen mit Hilfe der Szenentypik. 48 Die Entscheidung wird dadurch geslützt. daß Musik in der Odyssee als nalürl icher Bestandteil eines Mahls gi lt, auch wenn ein Sänger nur in ausgewählten Szenen dargestellt wird. s. Horn. Od. 17.270f.: cp6p ~.IIY; / r)TrVEt. i'J v äpo SalTi 6Eoi TTohlOOV

tTO[Pl1v.

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I. Theoretische Grundlagen

Der Anstoß zu den werk immanenten Untersuchungen ging ursprünglich von der homerischen Frage aus, besonders von der Diskussion über die er· zähltechn ische Funktion der Wiederholungen , das Verhältnis von Mündlichkeit und Schriftlichkeit, die kompositorische Einheit der ho meri schen Epen und die Identität ihrer Verfasser. Dies gilt fliT die wegweisende Arbeit

W. ARENOS, die auch einen Ausblick auf Apollonios und Vergil bietet49 ebenso wie für die Forschungen MILMAN PARRYS. ohne die die späteren

Untersuchungen nicht denkbar sind. ARENDS erk lärtes Ziel ist es, zu einem besseren Verständnis der schon von antiken Homerkritikem und später u.a.

von BETU E und WILAMOWITZ inkriminierten Wiederholungstechnik Homers zu gelangen.50 Dazu teilt er die wiederkehrenden Handlungen in den homeri schen Epen in neun Hauptgruppen ein (»Ank unft<~, »Opfer und Mahl«, »Schiff- und Wagen fahrt«, »Rüstung und Ankleiden«, »Schlaf«, » M EP IlEP(~E IV «, » Versammlung<~, »Schwur«, »Bad«) und untersucht jeweils den Grad und die Funktion der Wiederholungen. ARENDS kleinteiliger Szenenbegriff ermöglicht ihm eine detaillierte Beschreibung der wiederkehrenden Elemente, fUhrt aber zu einer di sparalen Darstellung der einzelnen Vorgänge, die dann wieder zu größeren Einheiten zusammengefaßt werden müssen. Das Verdienst der Arbeit besteht neben der Ordnung und Analyse des Materials in einer differenzierten Bewertung der Wiederholungstechnik. Der Grundgedanke se i, »daß etwas, was gleich ist, auch mit dense lben Worten ausgedrückt werden muß.« Allerdin gs ist der Grad der Wiederholung verschieden: »)meistens [... ] findet sich ein starkes Streben nach Variati on~( (S. 8), die dadurch erreicht wird, daß zuweilen nur die wichtigen Worte wiederho lt, zuweilen unterbrochene Handlungsfaden wieder aufgegriffen oder Formelverse grammatisch angepaßt werden. Ent49AREND ( 1933) 127- 15 1. SO S, zu den antiken Kritikern StTTL (1882) Ir. : »Schon der erste namhafte Homeriker Zenodot ging nicht gleichgiltig an wiederholten Versen vorüber, fand jedoch keine andere Lösung dieses Problems. als nach seinem Brauche den Obelos in ausgedehntem Masse anzuwenden.(( BETUE ( 19 14) 339 nennt als Eigenheiten des von ihm postulierten alteren MenisgedichlS >>die knappe. kurze, leidenschaftlich vorwllrtsdringende Erzählung(( im Gegensatz zu der uns vorliegenden. von Wiederholungen geprltgten Fassung der homerischen Gedichte. Ähnliche Charakteri stika wie BEntE schreibt WI LAMOWITZ ( 1916) 126 der von ihm angenommenen ursprfinglichen Fassung der Palroklie zu: Die Schlachtbeschreibung »war in knappen, geraden Linien gezeichnet, aber selbst in ihrem ersten Thei le ist sie von Dublellen und Zusätzen so stark Ilberwuchert, daß es nicht anders möglich ist. das Ergebn is der Analyse dem Leser klar zu machen, als durch einen Abdruck der echten Teile.11

1. Theoretische Grundlagen

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sche idend ist dabei, »daß alle Einzelfalle nur als Abweichungen oder Ausschmückungen des einen Typus auftreten. Alle Variation, so stark sie auch besonders in der Odyssee wird , hat die feste Form nicht aufgelöst« (S. 27). Aufbauend auf diesen Ergebnissen folgte eine Vie lzah l von Spezia lunlersuchungen zu einzelnen Szenen typen in lIias und Odyssee, unter denen besonders B. FENIKS Arbeiten stark rezipiert wurden,51 sowie zu den erzähltechnischen Konventionen, die der homerischen Epik zugrundeliegen .52 Dabei wurde auch die Frage der Bewirtungsszenen immer wieder berührt. 53 Die neuste, ausschließlich den homerischen »hospitality-scenes« gewidmete Monographie hat S. REECE im Jahre 1993 vorge legt, der in Übereinstimmung mit AREND die verschiedenen Ausprägungen der Bewirtung bei Homer als Varianten einer zugrundeJiegenden Form betrachtet. Er bietet zunächst ei n zwanzigteiliges Schema einer typischen homeri schen »hospitality-scene« und analysiert anschließend die längeren Bewirtungen (Athene in Ithaka, Te lemach in Pylos, Telemach in Sparta, Odysseus bei den Phäaken, Odysseus bei Polyphem, Odysseus und Telemach bei Eumaios, Heimkehr des Odysseus). Das Schema weist, vor allem in der zweiten Hälfte, einige Unklarheiten auf, die bei der Darstellung der homeri schen Gastmahlszenen näher besprochen werden (s. u. S. 134- 137). Fortschritte erzielt REECE dagegen bei der Analyse der Fembeziehungen zw ischen den ersten vier Gastmahlszenen der Odyssee (Athene bei Telemach, Telemach bei Nestor, Te lemach bei Menelaos, Odysseus bei den Phäaken), fur die er 51 FENIK, B.: Typical Sattle Scenes in the lIiad. Wiesbaden 1968 (Henncs EZ 21), und ders.: Studies in the Odyssey. Wiesbaden 1974 (= Hemle5 EZ 1974). 52 Wegen der Vieb..ahl der Untersuchungen ist es nichl möglich. an dieser Stelle einen auch nur annahemd berriedigenden Überblick zu geben. Für die Zeil bis 1983 liegen mittlerweile Forschungsberichte vor, die eine Orientierung erlauben, s. z.O. HEUßECK ( 1974); HOLOKA ( 1973) und ( 1979): METTE ( 1976). S. an Einzeluntersuchungen l. B. KRI SCIIER (197 1) und ßANNERT ( 1988). 53 S. z. B. BEUiONT, D.: Early Greck Guest-Friendship and fI s Role in the Odyssey. Diss. Princeton 1962; KAKRIDIS, 11.: La notion de I'amitie et de I'hospitalitc chez Homere. Thessaloniki 1963; LEVY. H.: The Odyssean Suitors and the Host-Guest Relationship. TAPA 94 ( 1963) 145- 153; SIIELMERDINE. c.: The Pattern orGucst-We1come in the Odyssey. CJ 65 (1969) 124; EDWARDS, W.: Type-Scenes and Homeric Hospitality. TAPA 105 ( 1975); KAKRIDIS, J.T.: Gritthische Mahl - und Gastlichkeitsbrlluche. In: J. ConET, R. LEIMBACII. A.ß. NESCIIKE-HENTSCIIKE (Hrsgg.): Dialogus. Für Harald Patzer zu seinem 75. Geburtstag von seinen Freunden und Schülern . Wiesbaden 1975; STEWART. D.: The Disguised Guest. Lewisburg 1976; PWRICK. V.: The Hospitality or Noble WOnien in the Odyssey, Helios 15 ( 1988), 85- 101; SArD, S.: Les crimes des prclcndants, la maison d 'Ulysse CI les festins de \'OdyssCe. In: Etudes de Litterature Ancienne. Pari s 1979.949.

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I. Theoretische Gnmdlagcn

ein »crescendo« nachweist: »First, in each succeeding scene, the guest amves progressively later during the activities of a feast. ( ...1 Second, each succcding scene extends the description of the ritual of hospitality eloser to its proper conclusion [... ] Third. the hospitality scene, in Scheria, the last of the four, is in many ways a canflation and elaboration of the two preceding seenes in Pylos and Sparta« (S. 193f.). REECES Arbeit regte U.3 . PLA NTINGA ( 1996) zu einer entsprechenden Untersuchung der ersten zwei Bücher der Argonautika des Apollonios Rhodios an . Neben der synchronen, auf HarneT konzentrierten Forschung zur $zenentypik wurde der zweite Ansatz. der Rückgriffe eines epischen Dichters auf ein bestimmtes Vorbild betrachtet. vorangetrieben, besonders im angelsächsischen Raum .S4 Das größte Interesse erregte die imitatio Homeri helleni sti scher und römischer Dichter,55 daneben wurde aber auch das Verhältnis Vergils zu Apollonios sowie der flavischen Epiker zu Vergil untersucht. s6 Den meisten dieser Arbeiten ist gemeinsam, daß sie sich nicht auf einen Szenentyp beschränken, sondern zwei oder mehrere Epen als Ganzes miteinander vergleichen . Auf diese Weise kann die Imitationskunst eines Dichters in Bezug auf ein Vorbild gut herausgearbeitet werden, doch läßt sich die diachrone Entwicklung einzelner Szenentypcn nur bedingt verfolgen, da wegen des breiten Untersuchungsgebietes nicht alle Zwischenstufen $4 Thesen zur Intencxlualitäl sind Legion, s. z.B. BECARES (2000); EDMUNDS (200 I); FowLERIHINDS ( 1997); HINOS ( 1998); SHARROCK.!MORALES (2000); THOMAS (1999). 55 Vgl. aus der FOlie der Arbeiten z.B. BARCHI ESI, A.: La lraccia dei modello. Efreui omcrici nclla narrazione virgiliana. Pisa 1984. GARUARINO. G.: Omero nel libm I dell' Encidc. In: Cultura e lingue C1assiche 3. 30. Convegno di aggiomamento e di didallica. Palenno 29 otlobre - I nov. 1988. Ed. Biagio Amati. Roma 1993 . 309-322; JUUNKE. H.: Homerisches in römi scher Epik fla vischer Zeil. Untersuchungen zu Szenennachbildungen und Strukturentsprechungen in Statius' TheD.1is und Achi11eis und in Si lius' Puni ca. MOnchen 1972 ('" Zclcmala 53). KNAUER , N.: Die Acnci s und Homcr. Göuingcll 1964 (= Hypomnemata 7); KNIGltT, V. H.: Thc Renewal of Epic: Responses 10 I-Iomcr in the Argonautica of Apollonius. Leiden 1995 (= Mnemosyne Suppl. 152): RIPOLL. F.: Le monde homerique dans les Punica de Si lius ltalicus. Latomus 60 (200 1) 87-107. 56 S. z.B. HOG1. M.: Vergils Aeneis und die hellenistische Dichtung. Bem 1952 (Noctes Romanae 4); DUCKWORTU. G.E.: Foreshadowing and Suspensc in the Epics of Homer. Apollonius. and Vergil. New York 1966; NELIS. D.P.: Apollonius and Virgil. In: Th. Papanghel is; A. Rengakos (Hrsgg.): A Companion to Apollonius Rhodius. Leiden u.a. 2001 ('" Mnemosyne Suppl. 217); Ders.: Vergil's Aeneid and the Argonautica of Apollonius Rhodius. Lct.'
I. Theoretische Grundlagen

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gleichmäßig berücksichtigt werden können:S7 Dies ist erst möglich, wenn die beiden ForschungsansälZe zur Szenentypik miteinander verknüpft werden: Die Verbindung einer thematischen Analyse, wie sie REECE vorlegt, mit dem auf die Imitationstechnik ausgerichteten diachronen Vergleich zwischen möglichst vielen Dichtem könnte zu einem besseren Verständnis der antiken Anspielungstechnik fUhren . Die vorliegende Arbeit soll diese Verknüpfung am Beispiel der epischen Gastmahlszene herstellen, die in den mei sten diachron angelegten Arbeiten nur am Rande berücksichtigt wird.$8 Die Voraussetzungen dafUr sind günstig, da die Untersuchungen zu Homer wie auch die intertextuell orientierten Arbeiten bereits Ergebnisse geliefert haben , ohne die die typi schen Szenen ni cht sinnvoll interpretiert werden können. Einen wichtigen Hinweis liefert schon die Auswah l der Untersllchungsgegenstände, die meist um Homer, Apo llonios und Vergil krei sen . Wenn NELIS (2000) 85 in einem Sammelband zu Apollonios Rhodios bemerkt: ) There exist studies of Vergi l and ApolIonios, and of Valeri us Flaccus and ApolIon ios, but, understandabl y, no systematic treatment of the whole topic seems to have been attempted. )Silius Italicus and Apollonios Rhodiosc is, admittedly, not a title to set hearts racingcc, so spricht er damit eine nicht nur modebedingte, sondern auch sachlich begründete Forschungs lücke an: Von den uns erhaltenen Epen mit fort laufender Handlung in der Zeit zwischen Homer und Claudian haben Homer, Apollonios und Vergil bei weitem den spürbarsten Einfluß ausgeübt. Dies bedeutet ni cht, daß andere Dichter keinen Widerhall bei ihren Nachfolgern gefunden hätten, doch ist di eser meist geringer und wird erst bei genauerem Hinsehen offenbar. Besonders gut lassen sich die Verhältnisse mit den von SMOLENAA RS in seinem Kommentar zum siebten Buch der Thebais verwendeten Begriffen primary source und secondary source (primär- und Sekundärquelle) erfassen :

57 Hcispiclsweise haben A nalysen der Argonautika zu der Auffassung geruhn, daß Apollonios keine wiederho lten Szenenlypcn verwende - ei ne Ansicht, die erst in den letzten Jahren durch Einzel unlersuchungen te ilweise modi fi ziert wurde, s. o. Anm. 4 . 58 Zu den wenigen speziellen A rbei ten in diesem Bereich gehören ZWIERLEIN, 0 .: Cäsar und Kleopatrn bei Lucan und in späterer Dichtung. A&A 20 ( 1974) 54-73. T UCKER , R.A.; The ß anquets o f Dido and C leopatra. C ß 52 ( 19 75) 17-20. Nützliche Hinweise auch in Ei nzelkommenlare n. z.B. zu Lukan; SCHMIDT, M.G.: Caesar und Clcop'lIra. Philologischer und historischer Kommentar zu Lucan 10, 1-7 1. Frankfurt II .M.. ß em. New York 1986.

O()O.oI0231

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I. Theoretische Grundlagen

episode, settion and many scenes in Stalius havc a} a pri mary souree, which provides (part of) its content and narrative structure and is often signa lied ~) Ea ch

bya Leitzitat, and b) one or more secondary sources which suppl y specific con· ceplual and stylistic elements adding to, c r replac ing, those of its prima!)' source. In many cases the contenl and siructure of epi sodes. ClC., can casily bc identifi ed with a >typical scene< in Ha rneT and/ar Vergi! [... ], but it 15 somelimes diffi cult to recognize and distingu ish passages as SUC h ,(( 59

Eine ganz ähnliche Anspi elungstechnik hatte KNA uER (1964) bereits ruf Vergil festgestellt, der seine Erzählung so anlegt, daß in der Aeneis »ei ne prägnante Fonnulierung als >Leitzitat<sofort an das >Original< denken läßt. Näheres Zusehen enthUllt oft genug, daß die vor wie nach einem solchen Z itat liegenden Partien dem Aufbau der homerischen Szene entsprechen, aus der es stammt.«60 Der rote Faden, den das Vorbild aus Ilias und Odyssee li efert, kann dann ~~zu sa mme n gezwimt werden mit anderen Zusammenhängen,« die nicht se lten aus den Argonautika des Apollonios entlehnt sind.61 Diese allgemeinen Ergebni sse können mit Gewinn auf den speziellen Fa ll der Gastmahlszenen angewandt werden. Auch an diesem EinzeIproblem läßt sich nachwei sen, daß das homerische Vorbild bis in die fl avische Ze it und bis zu C laudian präsent bleibt. Allerd ings wird es dort mei st in vergilischer Brechung wahrgenommen, d.h. die Autoren rezipieren Hi as und Odyssee meist >durch di e Aeneis hindurch<. Direkt aus Horner überno mmene Elemente lassen sich dagegen in der nachvergi lianischen römischen Epik sehr viel seltener nachweisen (Beispiele s. u. S. 74). Wir haben also eine zweigetei lte Rezeptionsgeschichte vor uns, in der lI ias und Odyssee flir Apolloni os und Vergil ein unmittelba res Vorbild darstellen, während später die Aeneis als das römi sche Nati onalepos den Platz des vielbewunderten Modells einnimmt und als primary source dient. Nur fUr die Argonautica des Val erius Flaccus bilden - neben dem stets spürbaren Einflu ß

59 SMOLENAARS ( 1994) XXVIII . 60 KNAUER ( 1964) 335. 61 KNAUER ( 1964) 333. I·HNDS ( 1998) 10 1·104 betont zu Recht. daß intertextuellc Beziehungen stets in zwei Richtungen wirksam sind. Da in der vorl iegenden Arbei t die zeitliche Entwicklung eines Szenentyps untersucht wird. steht hier, pace HtNDS, die Wi rkung eines Epikers auf sei ne Nachfolger im Vordergrund.

I. Theoretische Grundlagen

31

Vergils62 - die Argonautika des Apollonios Rhodios die erste und natürli chste Quelle. Der mit Vergil verbundene Neuansatz in der Gauungsgeschichte war schon den gebildeten Kreisen der Spätantike bewußt, wie eine Bemerkung des Hi eronymus in seinem Kommentar zum Buch Mi cha belegt. Vergil , hei ßt es dort, sei nicht wie Enn ius >ein zweiter HomeT< (s. HoT. ep. 2, 1,50), sondern >der erste HomeT< tUr die lateinischen Schriftsteller gewesen: poeta sublimis nOI1 »Homems alter«. UI Lucilius de Ennio suspicalur, sed primus Homems apud Latinos. 6J Neue Impulse gegenüber !lias und Odyssee ergeben sich in der Aeneis unter anderem aus der Rezepti on der hellenistischen Dichtung, besonders der Argonautika des ApolIonios, deren Einfluß vor allem beim Gastmahl von Dido und Aeneas in Karthago sichtbar ist: Das Auftreten Amors und die von ihm entzündete unstillbare Liebe der Köni gin verweisen auf die Ankunft Jasons in Kolchi s, wo Medea, vom Pfeil des Eros getroffen, dem Ankömmling verfallt.64 Ebenso entsprechen sich der Gesang des Orpheus und des lopas sowie das Auftreten des (das und des Bitias. 65 Diese >hellenistischen< Züge sind verknüpft mit Anspielungen auf die Phäakenszene der Odyssee, in der viele Einzelheiten, wie z.8. die zahlreichen Diener (hundert: Verg. Aen. 1,705 bzw. flinfzig, Horn. Od. 7, 103, Verg. Aen . 1,703), di e langen, mehrere Bücher umfassenden Apologoi ( Horn . Od. 9, 1- 12,453, Verg. Aen . 2,3-3,718), sowie die der Szene unmittelbar vorausgehenden Ereigni sse (Schiffbru ch, Horn . Od. 5,29 1-440, Verg. Acn. 1, 102-158; Begegnung mit einer al s Mensch erscheinenden Schutzgött in , Horn . Od. 7, 19-77, Verg. Aen. 1,3 14-405; unsichtbar machender Nebel. Horn . Od. 7,14- 17, 39-42 u. 139-143, Verg. Aen . 1.411-414, vgl. A.R. 3,2 10-2 14) vorgebi ldet sind.

62 S. bes. die Bewirtung Jasons auf Lemnos (Val. Flac. 2,332-356), die dem Gastmah l der Dido im ersten Buch der Aeneis (Verg. Aen. 1,695-3.718) nachgebildet ist. 63 I·Heron. in Mich . 2,7 (- CChL LVII p. 511 ). Diese Beurteilung g ilt für Vergil a llerdings nur mit der Einschrftnkung, daß wir die Epen seiner Vorgänger, besonders des Ennius. nur in Fragmenten besitzen, so daß mögliche Zwischenstufen rur uns schwer faßbar sind. M it dem Einnuß des Ennius auf Vergil beschäftigt sich in neuerer Zeit PRINZEN ( t998) bes. 207-244. 64 A.R. 3,275-298 und Verg. Aen. 1,695f. und 7 12-722. 65 A.R. 1,494-5 11 (Gesang des Orpheus) und Verg. Aen. 1,740-746 (Gesang des 10pas); A.R. 1,472-474 (hastiges Trinken des Idas); Verg. Aen. 1,738f. (hastiges Trinken des Bitias). S. dazu ausruhrlich NELIS (200 I)a 96-1 12.

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I. Theoretische Grundlagen

Phäaken- und Didoszene wurden schon von den antiken Dichtem in einem Atemzug genannt: Statius zitiert sie als herausragende Beispiele ei nes königlichen Gastmahls (sil v. 4,2, 1-7):

Regia Sidoniae conviv;a (audaf Elissae, qui magnum Aenean Lallrentiblls iWulif arvis: A(cinoique dapes motJSllro carm;tJe monstraf aequore qui mullO reducem consumpsit Ulixem: 5 asl ego cu; sacrae Caesar no\'o goudia cenae nunc primum dominaque dedit consurgere mensa, qua celebrem meo voto lyra ... ? Die hier ausgedruckte und fur di e ganze Antike gilllige Wertschätzung gerade dieser beiden Gastmahlszenen läßt sich auch an der Vielzahl der Nachahmungen ablesen , die sie gefunden haben . Das Gas tmahl der Dido und die darin verarbeiteten homeri schen Elemente wirken nicht nur als primäre Quelle auf das Mahl der Kleopatra bei Lukan (Lucan. 10, 107-333) und die Bewirtungen bei Adrast (Stat. Theb. 1,386-720) und Lycomedes (Stat. Ach . 1,726-818), sondern s ind als >sekundäre Quelle< auch in Szenen präsent, deren Hauptvorbild aus einem anderen Werk stammt, wie bei dem Festsc hmaus des Hannibal in Capua (Sil. I 1,259-368; Primärquelle: Bericht des Livius, Liv. 23 ,7, 1-23, 10,13), dem Gastmahl der Argonauten auf Lemnos, Val. Flac. 2,332-356 ( Primärquelle: Apollonios Rhodios, A.R. 1,607-9 13) und dem Gastmahl der Argonauten bei Aietes, Val. Flac. 5,558-6 17 (primärquelle: Apollonios Rhodios, 3.213-442).66 So entsteht eine Gruppe eng zusammengehöriger »Königsmähler«, die wechselseitig aufei nander wirken und die landl äufige Vorstellung eines »)epischen Gastmahl s« prägen. Andere Szenen werden seltener oder in weniger auffiilli ger Fonn rezipiert . Deutlich aufeinander bezogen sind die Mähler des Nestor und des Euander (Horn . Od. 3,31-403 und Verg. Aen . 8,97-369), sow ie das Kirkeabenteuer der Odyssee und die Phineusszene bei Apollonios Rhod ios, die ihrerseits von Valerius Flaccus aufgegriffen wird (Horn . Od. 10,210-243 und 10,308-405, A.R. 2,178-536, Val. Flac. 4,423-636). In allen Szenen kommen weitere Vorbilder hinzu, die entweder in Form von wörtlichen Zitaten 66 Vgl. auch die Bewirtung der Anna durc h Aeneas, Sil . 8,69- 166, die inhaltlich direkt an das Gastmahl in Karthago und die in der Aeneis beschriebenen Ereignisse anknOpR. Die Primärquelle des Silius filr die Sage der von dcn Römem an den Iden dcs März verehrten Anna Perenna stellt jedoch Ovids Schilderung fasl. 3.523-696 dar.

I. Theoretische Gru ndlagen

33

oder strukture llen bzw. inhalt lichen Entsprechungen präsent sind, so daß sich ein Geflecht von Anspielungen ergibt, welches wir aufgrund der besseren Überlieferungslage vor allem in der flavischen Zeit gut fassen können. Diese Bezugnahme auf mehrere Vorbilder, die gelegentlich als contaminalio bezeichnet wird (s. dazu den Index bei W ESTIWooDMAN [ 1979]), sc hli eßt auch die Mög lichkeit ein, daß die Einteilung nach primary source und secondGlY SQlIrce innerhalb einer Szene changiert. Die Anspielungen enthalten also einen potentiell dynamischen Aspekt, den besonders H INDS ( 1998) 142 herausgearbeitet hat. Daß die von allen untersuchten Autoren praktizierte Verschmelz ung unterschiedli cher. auch in der Verarbeitung ( HINDS spricht von appropriation) noch erken nbarer Modelle zu ei ner neuen epischen Szene dennoc h gelingt, wi rd dadurch erleichtert, daß sich im Laufe der Zeit e ine traditione lle, d.h. von verschiedenen Ep ikern akzepti erte wiederholt verwendete Struktur des Gastmah ls herausgebi ldet hat. Diese kann der Leser auch dann als »typisch epi sch« identifizieren, wenn sich die wechselseiti gen Beziehungen zw isc hen den Epen im einze lnen komplex und unilbersichtli ch darstellen. Ihre Bestandteil e sowie die von den Dichtem verwendeten Anspielungstecbniken soll en im folgenden kurz vorgestell t werden.

000402~7

2. Die Typik der Gastmahlszene 2.1 Das typische Schema einer Gastmahlszene Das fo lgende Schema einer »typi schen« Gastmahl szene stellt eine Abstrakti on dar, die aus dem Vergleich von 40 Szenen aus den Epen Home rs, den Argonautika des Apollonios Rhodios und des Valerius Flaccus, der verg i-

lischen Aeneis, der Pharsalia Lucans, den Puni ca des Silius Italicus, der Thebais und der Achilleis des Statius sowie dem Epos »De raptu Proserpinac« des Claud ia n gewonnen wurde. Es ist led ig lich als Interpretationshilfe für den modernen Leser zu verstehen und bildet ni cht etwa die Vorgehensweise eines anti ken Epi kers ab. Vie lmehr muß stets berücksichti gt werden,

was EDM UNDS (200 1) 149 allgemein im Hinbl ick auf die Intertextualität ant iker Dichtung fomlU liert: "The trad ition [ ... ] appears in each poem no t as such (it does not ex ist as such) but as the fi gure ofthe tradition. So one can speak ofa lrop ing ofthe tradi tion." Als geschl ossene Gaslmah lszenen, die der Analyse zugrundeliegen, werden nur so lche Szenen betrachtet, in denen das Mahl und das damit zusammenhängende Beisammensein der Figuren vergegenwärtigt und nicht nur summari sc h als cin Bestandte il e ines längeren Aufenthalts erwähnt wird .67 Eingesc hl ossen sind neben Bew irtungen, die nur unter Menschen stattfin den, und die di e größte Gruppe darstellen, auch Gastmähler unter Göttern (2 Belege, Hennes be i Kalypso, Hom. Od. 5,55-1 48; Plu to und Proserpina, Claud . rapt. Pros. 2,306-372) sow ie Gastm ähler, die sich zwischen einem Menschen und e inem als Mensch verkle ideten Gott abspi elen. 68 Da der Gotl 67 Der Unterschied zwischen beiden Darstellungsweisen zeigt sich besonders im Vergleich de r beiden Argonaulcnelx:n des Apollonios Rhodios und des Valerius Flaceus. Nur das Abschiedsmahl (A.R. 1,450-5 18 und Val. Flae. 1,240-302) sowie die Aufenthalte bei Phineus (A. R. 2. 178-536 und Val. Flae. 4,423-636) und Aietes (A.R. 3,210-442 und Val. Flae. 5.558-617) sind in beiden Versionen als Gastmahlszcne im oben defini enen Si nn gestal tet. Das Lykosabcnteuer (A. R. 2,752-8 11 und Val. Flae. 4,733-762) und der Aufenthalt auf der Aresinscl (A.R. 2. 1118- (227) dagegen erscheinen nur bei Apollonios al s Gastmahlszene, der Empfang auf Lemnos (A.R. 1.849-860 und Val. Flac. 2.332-356) und bei K)'"J.:ikos (A. R. 1.947-984 und Val. Flac. 2,634-664) nur in de r Fassung des Va lerius Flaccus. Das Zusammentre lTen mit dem aggressiven Amykos ist in keinem der heiden Epen als Gastmah lszelle gestaltet. Ei ne Analyse d ieses Abenteuers bietet PLANTINGA ( 1996) 107- 119. die nicht die Gastmähler, sondern allgemein d ie Aufnahme e ines Fremden ())hospitality(() bei Apollonios behandelt. 68 Athene wird in Menschengesta lt von T elemach bcwin et (Horn. Od. 1, 102-323), Bacchus läßt sich unerkannt von Falernus bewin en (Si\. 7, 171-205). Beim Besuch der

000-402J7

36

2. Die Typik der Gastmahlszene

bestrebt ist, sich in all em an irdi sche GepOogenheiten anzupassen, unterscheidet sich diese Form der Bewirt ung von den unter Menschen spielenden Szenen o ft nur durch ihren unvennittelten Abbruch, der sich aus der Epiphanie bzw. dem plötz lichen Versc hwinden des Gottes ergibt. Die hi er gewählte Abgrenzung der Szenen ruhrt im Verg le ich zu der G liederung ARENDS zu e iner größeren Geschlossenheit. Da AREN D di e ein zelnen Vorgänge innerhalb einer Bew irtung getrennt aufschlüsselt, erscheint diese lbe Zusammenkunft zuweilen unter verschiedenen O berbegri f69 fe n. REECE dagegen legt seiner Arbeit ein nicht näher begründetes Textkorpus aus achtzehn »hospitality-scenes« zugrunde, von denen vier aus der I1i as, zwölf aus der Odyssee und zwei aus den ho merischen Hymnen stammen/ o wobei er mehrere Szenen, die Kennzeichen ei ner »hospitalityscene(~ aufwei sen, unberücksichti gt läßt. ll Andererseits nimmt er Handlungste il e ohne szenische Geschl ossenheit und ohne Mahl in seine Untersuchung auf, die nach den oben skizzierten Kriterien in der vorliegenden Arbeit ni cht zur Etablierung des typi schen Schemas herangezogen werden.72 Thetis in Chirons Höhle sind außer der Göttin und dem Kentau ren auch Achill (Sohn einer Gön in und ei nes Menschen) und ein Mensch (Patroklos) beteil igt. Auch hier ist es, um ein gemeinsames Speisen zu ennöglichen, notwendig, daß sich d ie göttlichen und hal bgötllichen Te ilnehmer auf die menschliche Ebene begeben. 69 Vgl. die Zusammenkunft der HeerfLI hrer bei Agamemnon, Hom. 11. 2 .402-411 und das Siegesmahl fLlr Aias, Horn. 11. 7.3 11-344. die tei ls unler der Rub ri k »Speiseopfer( und tei ls unter »)Mahl« erschei nen. 70 Bei den von REECE bertlcksichtigtcn Szenen handelt es sich um »Athene-Mentes in Ilhaca (Od. 1.103-324)l<; ))Tclemachus in Py los (Od. 3.4-485: 15 . 193-2 14)« ; ) Telemachus in Sparta (Od. 4. 1-624: 15. 1- 184)«; »Hennes and Ca lypso (Od. 5.55- 148)«; ))O dysseus and the Phaeacians (Gd . 5.388- 13. 187)«; ))Odysse us and Polyphem us (Od. 9. 105-564)( : ))Gdysseus and Acol us (Od . 10 . 1-76)«; »)Gdysscus and the Lacstrygonians (Od. 10.80- 132)«: ))Gdysse us and Circe (Gd. 10. 133- 11. 12: 12.1 - 152){(; »Gdysscus and Eumaios (Gd. 13 .22 1- 14 .533 ; 15.30 1-494; 16.452-1 7.25: 17 . 182-203)«: »)Te lemachus and Eumaios (Gd . 15 .555-16. 155)«(; »Odysseus' Ho mecoming (Gd. 17 .204-23 .348)«; )IThe Embassy to Achilles (11 . 9, 185-668)(; »Nestor and Odysscus in Phthia (11. 11.769782){(: »Thetis and Hcphaestus (11. 18.369- 19.3)(: »Priam and Achilles {11.24.334-694)«: lIDemeter in the Horne ofCeleos (H. Dem. 98-230)«; llAphrodi te and Anch ises (H. Aphr. 68-291 ).({ (In diese r Reihenfolge zitiert in REECES Appendix. S. 207 -23 1). 7 1 Es handelt sich um d ie Bewirtung der griechischen Heerfuhrer durch Agamemnon. Hom. [I. 2,402-441 : das Siegesmahl fLl r Aias. 1·lom. 11 . 7.3 11-344; die Berat ung der Heerru hrer vor und nach de r Presbeia. Horn 11. 9.89-181 und 669-7 13 und die Bewirt ung des T hcok lymenos durc h Telemach, Horn . Od. 17.84- 166 . 72 Dies gil t ru r de n Au fenthalt bei Aiolos und d ie Heimkeh r des Gdysseus in der von REECE ( 1993) 215 und 222 angesetzten Fonn (Horn Od. 10, \ -76 und Horn. Gd. 17,20423.348). Schon der Bericht des Gdyssc us über seine erste Landu ng beim Gott der Winde bezieht sich nicht auf ein einziges Gastmahl , sondern faß t d ie Ere ignisse eines ganzen

2. Die Typik der Gastmahls7..ene

37

Auch die Kyklopenszene, die REECE ebenso wie den Aufenthalt bei den Lästrygonen ohne Differenzierung als »hospitality scenes« einstu ft, wird im folge nden nur im Rahmen eines Exkurses berücksichtigt, da es sich hier um eine Sonderform handelt , be i der die Besucher nicht bew irtet, sondern gelölet und verschlungen werden. Die folgende Tabelle bietet e inen schemati schen Überblick über die für die Etablierung des typ ischen Schemas berücksichtigten Szenen :

Nr. Ste llefBezeichnung I 2

J

poet. VorbilderfBezüge

Besonderheiten 73

Horn. 11. 2,402-44 1: Agarnern-

üpfermahl u. stärkendes Mahl

non bewirtet die Heerfuhrer

verbunden

Horn. 11. 7.3 11 -344 : Festmahl f.

Am Ende Wechsel z. Parallel-

Aias

handlung (Troja)

Horn. 11. 9,89- 181 und 669-713 :

Szene ernt nach Presbeia zu

Mahl und Beratung vor und

Ende geruhrt

nach Presbeia 4

Horn. 11. 9.185-668: Pres!x:ia

Szene

•

m

Beratung

schoben Monats summarisch zusammen (s. Hom. Od. 10,14: ~.Ili va ÖE TtOVTa epiAEt lJe). Die folgenden, von REECE unter dieses Abenteuer gerechneten Elemente umfassen nicht nur den Aufenthalt im Palast. sondern den von den Gefährten ausgelösten Secstunn, die Rückkehr des von den Winden verschlagenen Odysseus und die abweisende Reaktion des Aiolus. Ohne Mahl vcrläuft der Besuch der Thetis bei 11 ephaist (I-Iom. 11 . 18,369-19,3), der daher nicht als GaSlmahlszene gewertet wird. Allerdings läßt der Beginn des Besuchs zunächst eine Gastmahlszene erwarten, vgl. die Beschreibung von Thetis' Ankunft und die Darstellung der T!ltigkeit des Hephaist aus Sicht der Besucherin (Horn. 11. 18,369-38 1), das Geleit, das Charis ihr gewährt und die Darstellung des Sitzplatzes ( Horn. 11 . 18.388-390). Die AuITorderungen der Charis (!-10m. 11. 18.387 an Thetis: GA;\.' ETtEO TtpOTepw. 'iva TOt TTCl P ~eiVta eeiw ) und des Hephaist (Horn. 11. 18.408 an Charis: aAha cU IJEV viiv 0; TTap6:6es ~Et vrita KaM) zeigen, daß sie tatsächlich die Absicht haben, ein Gastmahl auszurichten. Dies wird nur durch das dringende Anliegen der Thctis verh indert. die Hephaist unter Tränen um eine Riistung fLlr Achill billet und, nachdem sie diese erhalten hat, sofort ins griechische Feldlager zurückkehrt . S. dazu TsAGARAKIS (1982) 53 : ))Charis treats Thetis as a visitor, but it is not a visit the poet started to compose. It is the circumslances that give the arrivalthis tuming.« Die Verwendung eines auch in Gastmahlszenen gebräUChlichen Begi nns zeigt hier die Absicht der Gastgeber und hebt das ungewöhnliche Bctragen der Thet is hervor. 73 In der Spalte ))Besonderheiten« werden Punkte aufgefLIhrt, die die Erzähltechn ik betreffen . Sie sollen eine grobe Orientierung ennöglichen und miissen durch den Kommentar zu den einzelnen Elementen bzw. durch die Einzelinterpretationen ergänzt werden.

emge-

00040207

38 5

6 7

8 9 10

2. Die Typi k der Gastmahlszene

Hom. 11 . 11,618-803: Machaon

Gastmahl und Botengang ver·

bei Nestor

bunden

Horn. 11. 11 ,769-790: Nestor u.

Nestor erLähl1.

Odysseus in Phthia

Szene nach Tischgesprlleh

Horn.!!. 24,469-676: Priamos

Bittgang

bei Achill

verbunden

Horn. Od. 1, 102-323: Athene

Zwei Mähler parallel im

bei Telemach

selben Raum

Horn. Od. 3.3 1-403: Telemach

Mehrfaches Mahl, Ende des

bei Nestor

Au fenthalts Ho rn. Od. 3.493

12

Phäaken. Horn. Od. 7.8 1-347

14

Gastmahlszene

Aurenthalts Od. 15, 191.

Horn. Od. 5.55- 148: Hennes

Gastmahlszene und Botengang

bei Kalypso

verbunden

Hom. Od. 7.8 1-347: Odysscus Bezug zum Gastmahl bei Me- Mehrfaches nelaos. Hom.Od. 4. 1-305

bei den I'häaken 13

d.

Horn. Od. 4, 1-305: Telcmae h Bezug zum Gastma hl bei den Mehrraches Mahl. Ende des bei Menclaos

11

und

Abbruch

Hom. Od.

10.21 0-24 3:

Mahl.

Ende

d.

Au renthalts Od. 13,77 Odysscus eT71ihlt. Abbruch d.

Ge-

flIhrten des Odysseus bei Kirke

ß ewirtung wg. VeT7.aube run g

Hom. Qd. 10,308·405: Odys,

O
scus bei Kirke

abgebrochenes Mahl gehl in e ine ronnvollendete Bewirt ung Ober, Ende

des

Aurenthalts

Horn. Od. 10.574 15 16 17 18 19

Horn. 0<1 . 14 (ganz): Odysscus

Mehrraches Mahl , Ende des

bei Eu maios

Auren thalts Horn. 0<1. 17,201.

Horn.Od. 16,4-1 53: Telemach

Gastmahlszene

bei Eumaios

des Odysseus eingeschoben

Horn. Od. 17,84-166: Theo·

Pcnclopc

klymenos bei Tclcmach

aber Gcsprllc hspannerin

110m. Od. 19 .413-427: Odys-

Tei l des Na rbenexkurscs wäh·

seus bei Au tolykos

rend der Fußwaschung

A R.

1,450-518:

Opfennahl u.

Abschicds-

mahl der Argonauten 20

Aufenthalt Gastgebcri n.

Stärkungsmahl

ve rb unden

A.R. 2.178-536: Argona uten Kirke-Abcnteuer, bei Phineus

nic ht

in

Horn,

10.2 10-24 3 und 10.308-405

Od. Gaste übernehmen Rolle des Gastgebers

39

2. Die Typik der Gastmahlszene

21 22 23

A.R. 2.752-81 1: Argonauten

Gastgeber hat schon vorhe r von

bei Lykos

Ankunft de r Fremden erfahren

A.R. 2.11 18-1227: Argonauten

Beide Teilnehmer in fremdem

und Phrixossöhne

Land

A.R . 3.2 10-442: Argonauten in Gastmahl Kolchis

bei den

Phllaken. Gastmahl und Botengang ver-

Horn. Od. 7.81-347

bunden

evll. Gastmahl bei Menelaos. Horn. Od. 4, 1-305 24

Verg. Aen. 1,695-3.7 18: Dido Gastmahl und Aeneas

Horn.

bei den

Od.

Ph!laken. An kunfts motiv verdoppelt

7.81-347;

Ab-

schieds-maht d. Argonauten in Kolchis.

A.R.

1.4 50-518:

Gastmahl in Kolchis. A.R. 310-

442 25

Verg. Aen. 3.300-355: Aeneas Telemaeh bei Nestor, Horn. Od . Aufen thalt fongcfilhn bis Verg. bei

H eI~nus

3.3 1403

Acn.3.505

Gas tmahl

bei

den

Phäaken.

Horn. Od. 7.81·347 26

Verg. Aen. 8,97·369: Aeneas Telemach bei Nestor. Horn. Od. Gastmahl und Botengang ve r· bei Euander

3.3 1-403: Gastmahl bei den bunden . Aufent halt fongeffihn Phllaken. Horn. Od. 7,81·347

27

Lucnn. 10. 107-333: Caesar und Gastmahl bei Dido. Verg. Acn. Beide Klcopatra

28

bis Verg. Aen. 8.584

Si!. 6.62-55 1: Serranus bei Mn- Tclcmach bei Nestor, Horn. Od. pnege e. Verwu ndeten: Nacht· Lucan. 5,504·559)

30

negath'

gewenel

1.695·3,7 18.

3,3 1-403 (Caesar bei Amyclas, lager 29

Protagonisten

nicht

ZAsur.

sondem

Heilmittel

Si l. 7.171 -205: ßacchus bei Phi le mon und Bauds. OV. met. Ailiologische ErzAhlung Falcmus

8.626·724

Sit. 8.69·166: An na bei Aencas

Ovid. fas!. 3.523-696

Ailiologische EI71ihlung

Dido und Aeneas. Vcrg. Acn. 1.695.3,7 18. 31

SiJ. 11,259·368: Hannibal in Dido und Aeneas. Verg. Aen. kein einzelner Gastgeber Capua

1.695-3,718. (Gastmahl bei den PhAn ken. Horn. Qd. 7,8 1-3471) Aencas

bei

Aen.8.97·369.

Euandcr.

Verg.

000-402J7

40 32

2. Die Typik der Gastmahlszene

Sial. Theb. 1.386b-720: Ma hl Ae neas bei Ad rast

33

bei

Euander.

Verg. Zwei verfe indete G äs te

Aen. 8.97-369.

Stal. Ac h. I, I 04- 197: T hetis bei Thetis bei Hephaist, Horn. 11. An kunft d. Achill wä hrend des Chirnn

13.369-19.4: d.

(Abschiedsmahl Mahls

Argo na uten,

Val.

Flac.

1,240-3021) 34

Sial. Ach. 1,726-81 8: Diome· Presl:leia, Ho rn. 11 . 9 ,1 85-668;

Gäste

zugleich

Boten

und

des und Qclysse us bei Lycorne· Oido und Aeneas, Verg. Aen. Kundschafter 1,695·3,718; Aeneas

bei

Euander,

Verg.

Aen.8,97-369 Mahl bei Adrast, SlAt. Theb. 1,386--720. 35

Val.

Flae.

1.240-302:

Ab- Abschiedsmahl der Argonau- Gastmahl und

sehiedsmahl der Argonauten 36

Val.

mahl werden

1.96 1-984

Völke rn seiner Region

Val. Flae. 4.423-636: Argo- A rgonauten bei Phineus, A. R. Rollenta usch v. Gast u. G astgenauten bei Phineus

39

1,601 -9 14

Flac. 2.634-664 : Argo- Argonauten bei Kyzi kos, A.R. Gastgeber d istan ziert sich von

nauten bei Cyzicus 38

verbunden

Val. Flac. 2,332-356: Argo- Argonauten auf Le mnos, A.R. Gastmahl soll zu Hochzeitsnauten auf Lenmos

37

ten, A.R. I.450·5 IS

Abschiedsmahl

Va l.

2. 178-536

"',

FIne. 5.558-6 17 : Argo- Argonauten in Ko1chis A.R. Abbruch nach Verha ndlun gen

nau te n in Ko lchis

3.2 10-442. Acneas im Tempel von Kart ha· go. Verg. Acn. 1.44 1-630.

40

Claud. rapt. Pros. 2.306-372:

Gas tmahl zugL Uochzeits ma hl

Pluto und Prose rpina

Die Gastmahlszenen können entweder vom auktoria len Erzähler selbst oder von e iner der Figuren geschildert werden, wobe i verschiedene Zwischenfo rmen mög li ch sind. DE l ÜNG ( 1989) 37, di e die Erzählerstandpunkte der ll ias behande lt, untersche idet fünf Erzähl situati onen, deren Berück sichtigung (trolZ der kompli zierte n Terminologie) bei der Analyse der Gastmahl szenen von Nutzen sein kann . I) ))s imple narrator-tex t An ex tema l narrator focalizer presents thc cvents/pcrsons. Recipi ent is an ex tema l primary narratee-foca lizee.«

2. Die Typik der Gastmahlszene

41

Diese Variante entspricht der auktorialen Erzählperspektive und wird in den Gastmahlszenen am häufi gsten verwendet. 2) »complex narrator-text (embedded foca li zation): The external narratorfocalizer ernbeds in hi s narrator-text the foca lization of one of the daracters, who, thus, functions as an internal secondary focalizer. Recipients are a secondary focali zee, who is interna I or external, and , ultimately, the externa l primary narratee-focali zee.« Der auktoriale Erzähler übernimmt in dieser Variante die eingeschränkte Figurenperspektive. Diese Erzähl weise ist v.a. typisch fljr die Ekphraseis innerhalb von Gastmahl szenen, vg l. z. B. die Beschreibung des phäakischen oder des Königspalastes. 3) ))character-tcxt (speeches): The extemal primary narrator-foca lize r embeds in his narrator-text a character-text, presented by a character, who, thus, functions as an internal secondary narrator-focali zer. Rec ipients are an internal secondary narratee-foca lizee and, ultimately, the extemal primary narratee-focalizee.« Diese Erzählperspektive ist typisch rur die Begrüßungsphase in Gastmahlszenen sow ie für die Unterredung zw isc hen Gastgeber und Gast, bei der die Figuren von sich se lbst und ihren Erlebnissen berichten. Nur in vier der vierz ig berücksichti gten Szenen ist das gesamte Gastmahl als »charactcf-t ex t« gestaltet, d.h. eine Figur berichtet einer anderen von einem Gastmahl. 74 4) ))tertiary foca lization: The internal secondary narrator-focalizer embed s in his character-text the foca lization of another characler, who, thus, funct ions as a terti ary focal izer. Recipi ents are a tertiary foca li zee, the internal secondary narratee- foca lizee and, ultimati ve ly, the extemal pri mary narratee-focali zee.« Diese Erzä hlperspektive ist in den berücksichtigten Szenen am deut lichsten bei der Bewirtung der Gefährten des Odysseus durch Kirke ausgeprägt: Die Figur Odysseus ())i ntemal secondary narrator-foca li zer«) beri chtet den Phäaken (»i nternal secondary narratee-focalizee«) vom Zusammentreffen seiner Gefcihrten mit Kirk e, wo74 Diese FAlle fin den sich nur bei Horner und Vcrg il, davon einmal in der lI ias (Nestor in Phthia, 1·lom. 11 . 11,769-790), zweima l in de r Odyssee (Gef'ährtc n des Odysseus bei Ki rke und Odysseus bei Kirke, Od. 10,210-243 und Hom. 10,308-405). sowie einmal in der Aene is (Aeneas bei Helenus, Verg. Aen. 3,300-355). Ovid verwendet in den hier nicht berücksichtigtcn Metamorphosen eine kunstvolle Steigerung dieser Er.t.ählperspc k. tive, s. den verschachtelten Aufbau der Sagen in der zweiten Hälfte des flInflen Buches, wo d ie Musen de r Pallas von ihrem Sangesweustreit mit den Picriden berichten, bei dem die Calt iope in einem wOn Jich z itierte n Lied den Empfang der Ceres bei einer a lten Frau besungen hattc (Ov. met. 5,446-461 ).

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42

2. Die Typik der Gastmahlszene

bei er zeitweilig deren Perspektive einnimmt (» tertiary focalizef<~). In den anderen drei Szenen, in denen eine Figur ein Gastmahl schildert, ist diese komplexe Struktur nur angedeutet: Nestor übernimmt in seiner Er· zählung kurz die Perspektive des Achill (Horn. 11. 11 ,777), ebenso wie Aeneas zeitwei lig Empfindungen aus der Perspekti ve der Andromache ei nfließen läßt (Verg. Aen. 3,306-308). 5) »embedded speech: The internal secondary narrator·focalizer embeds in his character·text the speech of another character, who, thus, functions as a tertiary narrator·focalizer. Recipients are an internal tertiary narratee· focalizee, the internal secondary narratee-focalizee and, ultimately, the extemal primary narratee-foca lizee.« Diese Struktur findet sich in allen vier Gastmahlzenen, die von einer Figur dargestellt werden. 75 Eine leicht abgewandelte Form bildet darüber hinaus den Rahmen des KirkeAbenteuers der Gefährten: Tatsächlich kann Odysseus (»internal secondary narrator. focalizer«), der am Schiff zuTiickgeblieben war, nur deshalb die Erlebnisse seiner Geflihrten bei Kirke wiedergeben, weil Eurylochos ihm davon berichtet. Eurylochos wird also als »tertiary narrator· focalizer« eingefiihrt, doch zitiert Odysseus dessen Rede nicht wörtlich , wie es DE JONGS Definition voraussetzt. Die Analyse der Erzählperspektive in typischen Szenen kann Hinweise darauf geben, warum einzelne Strukturelemente auf eine bestimmte Wei se gestaltet werden. Sie allein reicht freilich fUr das Verständnis der Szenentypik nicht aus. Ebenso bedeutsam ist die Unterscheidung zwischen Gastmahlszenen, die um ihrer selbst willen erzählt werden (se i es, daß sie, wie in den Apologoi des Odysseus oder des Aeneas, aus der Figurenperspektive ein Stück der Haupthandlung nachtragen, oder daß sie primär aus der auktorialen Perspektive geschildert werden), und solchen, die der Erzähler als Exkurs bzw. zu einem bestimmten Beweiszweck einfUhrt. Die zweite Gruppe, zu der vier der vierzig beTiicksichtigten Szenen gehören, ist im Text durch einleitende Bemerkungen gekennzeichnet: Nestor erinnert Patroklos zunächst allgemein an die Ermahnungen, die sein Vater ihm mitgegeben habe, bevor er das Gastmahl in Phthia, bei dem diese geäußert wurden, und den Inhalt der Mahnung - Patroklos möge Achill ein guter Ratgeber se in - nä75 Vgl. auch das Kyklopenabenteuer im neunten Buch der Odyssee, wo dem Erzähl· standpunkt eine wichtige Funktion zukommt; dazu unten die Interpretation der Szene, S. 396ff.

2. D ie T ypik der Gastmahlszene

43

76

her schildert. Der Narbenexkurs im neunzehnten Buch der Odyssee, der auch den Besuch bei Autolykos umfaßt, dient dazu, di e aufsehenerregenden Hintergründe der Verwundung des Odysseus zu verdeutlichen und so zu erklären, warum Eurykleia die Narbe auch nach Jahren so fort identifizieren kann. 77 Die beiden aitiologischen Erzählungen in den Punica zur Entstehung des Weinbaus in Falernum und zur Verehrung der Anna Perenna in Latium führt der Dichter selbst als Exkurse ein, die der Verherrlichung des Bacchus und der Wassernymphe Anna Perenna dienen .78 Der Fokus liegt in allen Fällen nicht auf der Bewirtung selbst, sondern auf einem unmittelbar damit zusammenhängenden Ereignis, das der Erzähler als eigentli ches Thema hervorhebt. Dieser Umstand übt auch Einfluß auf die Darstellung der Bewirtung aus: Der Bericht vom Aufenthalt in Phthia, den Nestor aus der Rückschau liefert, endet nicht mit dem Nachtlager, wie eine vollständige Gastmahlszene, sondern bri cht ab, sobald der Erzähler die angekündigten Mahnungen des Menoitios rekapituliert hat. Im Narbenexkurs findet keine Unterhaltung nach dem Mahl statt, da der Beri cht auf die Jagd und die Verwundung des Odysseus al s Höhepunkt zuläuft , und in den beiden von Silius dargestellten Aitia des Weinbaus und der Verehrung der 76 Hom. 11. 11,765-768: W TTETTOv, Ti I1EV aal y E MEvoiTIOS" w8' ETTETEAAEV I ~l-IaTI T~ ÖTE 0 ' EI<: 9[IlS 'Ayo I-IEl.tvOVI TTEI-ITTEV' I vwr SE Ev80u tovTES, eyw Kol öios '08UOOEUS , I TTaVTO \.Ja)..' ev I-IEyapOlS DKOUO\.JEV. w S" EnETE':UEV . S. zur Zweckgebundenheit dieser Gastmahlszene AUSTIN ( 1966) 305: »The story ofthe rceruiting mission at Phthia [ ... } reeall s incidents from Achilleus' past to serve as a paradigmatie argument,( Vgl . PEDRICK (1983) 55-68. 77 Zur besonderen Erzählsiluation des Narbcnexkurses s, KÖHNKEN ( 1976) 112f.: ))Die lberichtendc EI7Jihlung( des Exkurscs bildet [, .. J immer nur den vcrtiefcndcn und verdcutl ichenden Hintergrund zur >szenischen Darstcl lung( der Haupten1ihlung [... 1. Der Exkurs ist [... 1aus der Perspektivc des >allwi sscndelH Erdihlers als In fannation des Hörers konzpiert. Er ist in An lage und Personal überhaupt nur von der Hauptcr.l.ählung her versländlich.(( 78 Der Ei nleitungsS31Z der wahrschein lich von Si lius erfundenen Falcrnusszene (s. NICOL [1936) 11f.) hebt die beschaulich gehaltene Er/.äh lung von den »großen Vomabcnl( (sc. den von Hannibal in Falernum ausgelösten Kämpfen) ab, Si!. 7. 162f.: Halld/as. Bacche. tuos Iacitum lramiuere honores / q/lamquam magno illcepw vocem. S. dazu VESSEY ( 1973) 241 : HThe appearance of the ward l11agl/a signalizes the fac i that the poet is luming aside for a time from thc )gr,mdl thcmes of epic 10 material more sui tcd to a Ismallcn, Calli machean genrc.( Der Beginn des Exkurses über Anna Pcrenna betont den weit vor der Gegenwart (des Dichters und seines eigentlichen Gegenstandes) liegenden Ursprung ihrer Verehrung, Sil. 8,44-49: mulw relro renlltl iacet a/qlle ambagiblls oevi I obtegitllr dellsa caligine mersa IleIIlS/as. I Cllr (... J regnis (... 1Aeneadllm gel'm(lll(l colmur Elissoe. / Sed IJressis siringall/ revocatall/ ab origil/e/al//(II/I / IIarrmuli melis breviterque ontiqllo revoll·om.

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44

2. Die T ypik der Gastmahlszene

Anna Perenna wird u.a. das »)Nachtlager« so abgewandelt , daß es die von Bacchus verliehene Trunkenh eit des Falemus und die göttli che Führung der künftigen Wassernymphe Anna hervortreten läßt. Trotz dieser Abwandlun gen werden die Szenen jedoch als epische Gastmähler gesta ltet, so daß auch diese Gruppe zur Etablierung des Verlaufsschemas herangezogen werden kann . Bei einer Analyse der von einer Figur dargestellten Bewirtungen muß jedoch darauf geachtet werden, ob und wie weit die Erzählperspektive die Ausgesta ltung einzelner Elemente beeinflußt. Di esem Zweck dient der unten folgende Kommentar zu den einzelnen Elementen . Aus der diachronen Perspektive der Arbeit ergeben sich einige Besonderheiten, die berücksichtigt werden müssen, wenn das typische Schema als Anal ysehilfe dienen so ll. Angestrebt wird nicht eine bis ins Detail reic hende Darstellung der literari schen Gepflogenheiten einer Epoche, sondern die Beschreibung der über die Zeiten hinweg konstant bleibenden Elemente. Wer sich vorrangig mit Homer beschäfti gt, wird also einige Elemente vermissen, die in Ilias und Odyssee wiederholt auftreten und bei synchroner Betrachtungsweise berücksichtigt werden müßten; wer die flavische Epik untersucht, wird einige Detail s, die im Schema als ))typisch« angegeben werden, in den Texten dieser Epoche nur selten entdecken. Trotz dieser notwendi gen Beschränkungen bietet ei n diachrones Schema Vorteile für di e Interpretation. An ihm läßt sich leicht ablesen, daß einige Elemente, die bei synchroner Betrachtung als se lbstverständlicher Bestandte il epischer Konvention ge lten, in Wirklichkeit epochenspezi fi sche Darstellungsfonnen sind (z. B. das be i Homer in einem Fonnelvers beschriebene ))Ausstrecken der Hände«), während sich andere durch die Zeiten hin behaupten (z. B. das bei Horner ebenfall s in einem Fonnelvers beschriebene Ende der Nahrungsaufnahme). Mißt man also ein konkretes episches Gastmahl an dem diachronen Schema, so li efert die Aufli stung zwar Hi nweise auf Besonderheiten der j eweili gen Szene, bietet aber noch keine Erklärung für die aufHi lligen Phänomene, di e jeweil s aus dem Kontex t heraus gedeutet werden müssen. Um die Interpretation des j ewei li gen Befundes zu erleichtern , habe ich im fo lgenden e ine kurze Beschreibung eines j eden Elements angefügt und diese durch e ine kurze Erläuterung zu ei nzelnen Details ergänzt, die zwar nicht zum typischen Schema gehören, aber oft im Umfeld eines Gastmahl es erscheinen und daher von Interesse sein können.

2. Die Typik der Gastmahlszene

45

Das Schema einer epischen Gasttnah!szel1e alls diachroner Perspektive

I) Ankunft des Gastes [11 Warten auf der Türschwelle] 111 ) Beschreibung: a) des Schauplatzes b) der anwesenden Personen [IV) slIpplicatio (Hikesie) al s Ersatz für Elemente n oder V] V) Begrüßung a) durch Gesten b) durch Reden VI) Platz bei Tisch VII) Das eigentliche Mahl a) Die Vorbereitung des eigentlichen Mahles: Dienerschaft b) Der Genuß von Speisen und Getränken c) Das Ende des eigentlichen Mahles VIII) religiöse Handlungen (Libation, Opfer, Gebet) IX) Gespräch zwischen Gastgeber und Gasl [X) Vortrag des Sängers] X I) Nachtlager

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46

2. Die Typik der Gllstmahlszene

2.2 Die Strukturelemente des typ ischen Schemas I) Ankunft des Gastes Die mei sten Fremden haben, wenn sie auf ihren Wirt treffen, eine Seereise hinter sich gebracht ( 19 von 40 Szenen).79 In zehn Fällen erreichen sie ihr Ziel zu Fuß,8o viermal benutzt der Gast ein Pferdegespann,81 und drei mal 82 nähern sich Götter im Flug bzw. schwimmend dem Bestimmungsort. Ohne nähere Angaben über die Art der Reise bl eiben der Besuch des Nestor und Odysseus in Phthia (Horn. I!. 11 ,769-790), des Odysseus bei Autolykos (Hom.Od. 19,4 13-427), des Caesar bei Kleopatra (Lucan. 10, 107-333) und des Hanniba l in Capua (S i!. 11 ,259-368). Die große Zahl der Schiffsreisen ist durch den Stoff der zehn berücksichtigten Epen bedingt, von denen allein vier (die Odyssee, die Argonautika des Apo lloni os und des Valerius Flaccus sow ie di e Aenei s) eine längere Seefahrt zum Thema haben, di e die Helden in fremde Länder und damit 79 Telemach bei Nestor (Horn. Od. 2,4 16-434); Odysseus bei de n Phäaken (Horn. Od. 5,270-453); Odysseus bei Kirke (Horn. Od. 10, 133- 14 1); Gefährten des Odysseus bei Kirke (Horn. Od . 10,133- 141 ); Odysseus bei Eumaios (Horn. Od. 13,75-1 2 1); Telemaeh bei Eumaios (Hom.Od. 15,284-300 und 495-499); Argonautcn bei Phineus (A.R. 2, 164177); Argonauten bei Lykos (A.R . 2,720-75 1); Argonauten auf de r Aresinse! (A.R. 2,960-\089); Jason bei Aietes (A .R. 2, 1229-1285); Acncas bei Dido (Verg. Aen. 1,34173); Trojaner bei Helenus (Verg. Aen. 3,268-277); Acneas bei Euander (Verg. Aen. 8,90- 10 I); Anna bei Aeneas (S il . 8,65-70); Diomedes und Odysseus bei Lycomedes (Stal. Ach. 1,675-700); Argonauten auf Lemnos (Val. Flac . 2,3 11-327); Argo nauten bei Cyzicus (Val. Flac. 2,579-635); Argonauten bei Ph ineus (Val. Flac. 4,422): Argonautcn bei Aicles (Val. Flac. 5,276f.). 80 Agamemnon bewirtet die Hcerftlhrer (Horn. 11 . 2.408); Siegesmahl rur Aias (Horn. 11. 7,3 10); Beratung vor der Prcsbeia (1·lom. 11 . 9,89f.); Presbeia zu Achill (Horn . 11 . 9,182); Thcoklymenos bei Telcmach ( Horn. Od. 17,84); Abschiedsmahl der Argonauten (in den erstcn Büchern der Argonautenepcn dcs Apollonios Rhodios und des Valerius Flaccus: hier sind die Helden schon länger versammclt, um die Abfahrt vorzubereiten, hinzu kommt d ie verspä tctc Ankun ft des Chiron, Val. Fine. 1,255); Semmus bei Marus (Si l. 6,69-7 1); Bacchus bei Falernus. Si\. 7, 17lf.); Tydeus und Po lyneikes bei Adrast (Stal. Theb. 1,376f. und 406). 8 1 Dieses Fortbewegungsmiuel ist im Wesentlichen auf Homer beschränkt und kommt in den späteren Szenen nur noch einmal bei Claudian vor, wo Pluto seine Braut Proserpina auf eincm Wagen cntfUhrt (Claud. rapt. Pros. 2.307). Das Pferdcgespann gi lt als typisches Gefährt des Unterweltsgottes, s. WOST RE XXI , I (1 95 1) 998 s.v. Pluloll . Die homerischen Bclege sind Machaon und Nestor ( Horn. 11 . 11 .620); Priamos bei Aehill (Horn. 11. 24,322-327); Telemach bei Mene laos ( Ho rn. Od. 4, 20). 82 Athene (Horn . Od. 1,96-1 02) und l'lennes (Od. 5,44-54) nähern sich fliegend, die Meergöttin Thetis (Stat . Ach. 1,98- 100) gclangt schwimmend nach Thessalicn. Zu dieser Deutung der Verse Irislis ad Haemon;lIs delOrqllel brllcchill Terms. I ler co/w la mWIlI. Iiqllidlllll ter g ress iblls aeqllor I r epPllli1 vgl. DILKE (1952) ad loe.

2. Die Typik der Gastmahls1.eoe

47

auch zu potentiellen Gastgebern führt. Die Art des Fortbewegungsmilte ls hat jedoch keinen maßgeblichen Einfluß auf den Ab lauf einer Bewirtung. 8) I.n fast der Hälfte der homerischen Gastmahl szenen (sieben von achtzehn) erscheint der Besucher, während die Vorbereitung zu einem Mahl 84 oder das Mahl selbst bereits im Gang ist, in das er sogleich integriert wird. Diese Konstellation nimmt bei den späteren Epikern an Häufigkeit ab, während die Zahl der eigens rur die Gäste veranstalteten Festessen steigt. Bei Apo ll on ios erscheint kein Gast während eines Mahls, und in den lateinischen Szenen trifft nur Aeneas den Euander bei einem Opferschmaus an. 85 Dennoch greifen alle nachhomerischen Autoren mit Ausnahme C laudians die Ankunft während eines Schmauses in abgewandelter Fonn auf. Dies kann dadurch geschehen, daß nach dem Eintreffen der Gäste und dem Begi nn des Mahl s eine zweite Ankunft eingeschoben wird (3 Belege, Rückkehr der siegrei chen Boreassöhne während des stärkenden Mahl s rur Phineus, [2. Ankunft während der Mah lszene] A.R. 2,426-428; Ankunft Cupidos während des Banketts Hir Aeneas, Verg. Aen. 1,697 f. ; Ankunft des Chiron beim Abschiedsmah l der Argonauten, (2. Ankunft während der Mahlszene1 Val. Flac. 1,255f.), daß die Gäste früh bemerkt werden, den Festp latz aber erst erreichen, wenn der Gastgeber bere its mit den Vorbereitungen begonnen hat (I Beleg: Jason auf Lemnos, Va l. Flac. 2,3 11-342), 83 Bei einer Re ise mit dem prerdegespann werden die Tiere von den Dienern des Gastgebers versorgt: Hont. 11. 11,620r. und Hom. 11 . 24,576 (das Ausschirren der prerde und Esel errolgt hier erst, als AchilI und Priamos sich Ober d ie Lösung Hektors e inig ge· worden sind); Horn. Od. 4.39·42 : Claud. 2.3 18r. Eine Fahn zu Schi rr Obt dann einen di· rekten Ein flu ß aur die Bewinung aus. wenn der Gast du rch Stürme Schaden genommen hat und deshalb aur Unterstützung angewiesen ist. Ein Seesturm kommt jedoch nur in drei Fällen im Zusammenhang mit einer Gastmahlszene vor (Odysseus bei den Phäaken. Hom. Od. 5,29 1.454; Aeneas bei Dido, Verg. Aen . 1,81·1 58 und die Phrixossöhne aur der AresinscI , A. R. 2, 11 02-1 120). 84 Diese Beobachtung schon bei SATo ( 1979) 28: )Dans l'Odyssee. le restin constitue en effet le cadre nonnal de I' hospitalitc et I'occasion privilegiee de la meUre ä I'epreuve. Aussi I'höte arrive·t-iJ le plus souvent au mi lieu d 'un resti n.« Es handelt sich um rolgen· de Szenen: Nestor und Odysseus in Phthia (Hom. 11. 11,776f.); Priamos bei Achill (Horn. 11. 24,475-477); AthenelMentes bei Te1emach (Horn. Od. 1, 103·1 12: hier wird der Gast nicht in das Mahl der Freier integriert. mit dessen Vorbereitungen die Diener eben be· sehäfligt sind, sonde rn speist abseits mit dem Gastgeber Telemach); Telemach bei Nestor (Horn. Od. 3,3 1·33); Telemach bei Mcnclaos (Hom. Od . 4, 1·16); Odysseus bei den Phäa· ken (Horn. Od. 7, 136-138); Telemach bei Eumaios (Horn . Od. 16, 11- 14). 85 Verg. Aen. 8,102· 104: FOrle die sollemnem iIIo rex Arcas honorem I Amphirr)'o· lIiodoe magllo divisq/lejereba f I ante IIrbem in f/lco) . Schon die Tatsache, daß der Gast während eines Mah ls eintriffi, läßt an eine Homerreminiszenz denken. Primäres Vorbi ld ist die Bewinung des Telemach bei Nestor (Horn. Od. 3,3 1-403).

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2. Die Typik der Gastm:lhlszene

oder daß sie den Wirt kurz vor Beginn ( I Beleg: Chiron bereitet ein Mah l für Achi ll und Patroklos vor, als Theti s erscheint, Stat . Ach. 1, 120f.) oder kurz nach dem Ende eines Mahls antreffen (I Beleg, Tydeus und Pol yneikes erreichen Adrast, als die Altäre noch Spuren des eben dargebrachten Opfers bewahren und die Speisen noch frisch sind86). Bei zwei Gelegenheiten beginnt das Mah l zuglei ch mit der Versamm lung der Festgesell schaft, die schon vorher zum Schmaus eingeladen wurde (Abschi edsmahl der Argonauten bei ApolIonios, 1,450-455 und Valerius Flaccus, 1,25 0-

252). 81

In anderen Fällen sind die Gäste zwar schon früher anwesend, doch setzt die Darstellung des Mahls erst e in, als das Fest bereits im Gang ist (2 Belege: Caesar bei Kleopatra, Lucan. 10, 107- 11 0, Hanniba l in Capua, 11,272274, dazu unten S. 178f. und S. 350f.), oder di e Art der Darstellung erweckt beim Hörer den Ei ndruck, als hätten die Vorbereitungen schon begonnnen ( I Beleg: Cyzicus befiehlt, den Palast zu öffnen, in dem die Di ener das Mahl vorbereiten, Val. Flac. 2,649-654). Mit unterschiedlichen erzähltechni schen Mitte ln bewahren die späteren Di chter so in elf von einundzwanzig Szenen eine Nähe zum homerischen Szenenbeginn während eines Mahl es. [11) Warten auf der Türschwelle] In dreißi g der vierzig berücksichtigten Szenen hält sich der Wirt in geschlossenen Räumli chkeiten auf, als der Gast eintriffi.88 In di esem Fall bittet der Fremde oft um Aufnahme, indem er am Eingang verharrt, bi s er bemerkt wird (11 Nachweise89). 86 Stat. Theb. 1,512-5 15: canis etiamnum aflaribllS ignes I sopilllm cillerem et lepidi libamilla sacri I servobam; adolere focos eplllasqlle recenles I inSlallrare illbel. Vgl. dazu die Ankunft des Odysseus bei den Phäaken. die eben die abschließende Trankspcnde ausgießen wollen, Horn. Od . 7, 136-138. 87 Vgl. dazu auch die Ankunft des Diomedes und Odysscus bei Lycomedes. wo de r unverLügliche Beginn der Vorberei tungen hervorgehoben wird: (L)'comedes) simili intra /imille dllcil. I nec mora. iam mensas famularis IlIrba IOrosqlle I inslruif (Stat. Ach . 1,740742). 88 Es handelt sich dabei in der lIias meist um ein Zelt (einzige Ausnahme : d ie Erzählung Nestors über den Besuch in Phthia. s. Horn . 11. 11 ,769), in den Ilbrigen Epen um ein restes Haus, wobei in fün r Szenen eine ungewöhnliche Pracht und Schö nheit hervorgehoben werden: Palast des Menelaos (Horn . Od. 4,43-46 und 71-75); Grotte de r Kalypso (Horn. Od. 5.59-74); Palast des Alkinoos (Horn. Od . 7,84- 133), des Aietes (A. R. 3,2 15248) und der Kleopatra (Lucan. 10, 111 - 126). 89 Nestor in Phthia (Ho rn. 11. 11 ,777); Athene bei Telemach (Horn. Od. 1.1 03-105): Te lemach bei Menelaos (Horn. Gd . 4 ,20-22); Gefährten des Odysseus bei Kirke (Horn . Od. 10,220 hier ein kurz angedeuteter Ruf); Odysseus bei Kirke (Horn. Gd . 10.310f.: hier

2. Die Typik der GastmahlS7.ene

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Das Warten auf der Türsc hwell e erscheint daneben in zwe i Fällen (Hermes be i Kalypso, Horn. Od. 5,75-77; Odysseus bei den Phäaken, Horn. Od. 7, 133- 135)90, in denen offenbar nic ht die Regeln des Gastrechts, sondern die staunenswerte Pracht der Behausung den Ankömml ing zu einem Halt veranlassen: Hennes wartet nicht, bis Kalypso ihn hereinbittet, sondern betritt die Grotte nach kurzem Innehalten auf der Schwelle unaufgefordert, und Odysseus ist bei seiner Ankunft am Palast des Alkinoos unsichtbar, so da ß eine stumme Bitte um Aufnahme ausgeschlossen ist. 91 Hinzu kommt eine Sonderfonn, bei der nicht der Gast, sondern der Gastgeber oder eine bereits früher eingetroffene Person auf der Türschwelle ausharrt (3 Belege: Der geschwächte Phineus bricht auf der Türschwelle zusamm en, A. R. 2,202f. , s. dazu unten S. 284; Chiron erblickt Thelis von der Sc hwe lle aus, Slat. Ach. I, 11 9f. [vgl. in derselben Szene die Begegnung der Theti s und des hei mkehrenden Achill »auf der Schwe lle« V. 17 If. ], Lycomedes steht auf der Schwelle, als Odysseus und Di omedes eintre ffen, Stat. Ac h. 1,726f.), so daß wir in den berücksichtigten Szenen insgesamt sechzehn Nachwe ise rur das )) Warten auf der Türschwe lle« bes itzen. Nur ei n kurz angedeuteter Ru f) ; Odysseus bei Eumaios (Horn. Od. 14.30-32); Telemach bei Eumaios (Horn. Od. 16, 12); Jason bei Aietes (A.R. 3,2 15); Pflege des Serranus (Si!. 6,72 f.); Bacchus bei Falernus (Si l. 7, 173f.: Halt nur angedeutet); Tydeus und Polyneikes bei Adrast (Stat. Theb. 1,386-389). 90 Die Ankunft des Odysscus bei den Phäaken wi rd von Apollonios durc h die auffäl lige Kombination eines inhaltlichen Detai ls (schützender Nebel, dessen genaue Fornl bei Apollon ios in der Forschung umstritten ist) mit einer erziihhechnischen Eigenheit (Ekphrasis eines Palastes aus de r Perspektive eines Unsichtbaren oder eben noch Unsichtbaren) in de r Kolchisszene rezipiert (A. R. 3.2 10-248). Vgl. die Ankunft des Aeneas bei Dido. wo d ie Helden auf ihrem Weg in eine Wolke gehllllt si nd, aus der sie vor de r Ekphrasis des Palastes wieder heraustreten (Verg. Aen. 1,4 11-593) und den von Valcrius Flaccus beschriebenen Besuch Jasons in Kolchis (Va l. Flac. 5,399-401 ). Die Verbindungen zwischen der Ankunft des Aeneas in Kanhago und des Jason in Kolchi s wird durch dic vom Gastmah l getrennte Bildbeschreibung verstarkt: Aeneas im Tempel von Kart hago und Jason am Tempel des Sonnengottes betrachten Darstell ungen von Szenen ihres eigenen (vergangenen oder zukün fi igen) Lebens, Verg. Aen. 1.453-493 und Val. Flac. 5.407-454. Nicht das typische Schema eines Gastmahls. sondern Anspielungen auf bestimmte Vorbilder si nd h ier ftlr die konkrete Gesta lt ung der Szenen ausschlaggebend. 91 Auch bei den Ankömml ingen, die durc h das Warten auf de r Schwelle regulär um Einlaß bitten, kann de r Aufenthalt an der Tür mit ei ner Beschreibung de r Räumlichkeiten aus der Figurenperspcktive verbunden sein. Dies tnm auf sechs Szenen zu: Telemach bei Mcnclaos (Horn. Od. 4.43-46: Genaue Beschreibung nach dem Hinei nführen der Gäste); Gefäh rten des Odysseus bei Kirke (Horn. Od. 10,210-220); Odysseus bei Eumaios (Horn. Od. 14.5-22); Jason bei Aietes (A.R. 3,2 15-248); Semnus bei Marus (S i!. 6,72f.: Das Äußere des Hauses wird hier nur sehr knapp angedeutet); Bacchus bei FaJcm us (Si I. 7.173-176 : kurze Andeutung).

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Besucher, die zugleich eine Botschaft ausrichten, oder die mit göttl icher Hilfe unsichtbar sind, betreten das Haus ihres Gastgebers ohne Aufforderung (4 Belege, nur bei Homcr).92 Die Häufigkeit des Strukturelements nimmt in den lateini schen Gastmahlszenen gegenüber den griechi schen aufTall ig ab. Warten bei Horner neun von achtzehn und bei Apollonios zwei von fUnf Personen auf der Schwe lle,93 so sind es in allen lateinischen Epen zusammen nur fü nf von siebzehn.94 Vergil, Lukan und Claud ian verwenden das Detail überhaupt nicht. Dies ist vor allem durch die veränderte Szenerie zu Beginn der Bewirtung bedingt. Bei Homer begegnen nur sechs von achtzehn Gästen ihrem Wirt im Freien bzw. außerhalb des Festsaals, so daß da s Warten auf der Türschwelle, welches in erster Linie der Bitte um Aufnahme dient, dort entfällt. In den latein ischen Szenen sind es dagegen dreizehn von siebzehn.9s 92 Presbeia zu Achi lI, Horn. 11. 9.192[; Priamos bei AchilI. Horn. 11. 24,477; Hemles bei Kal ypso, Horn. Od. 5,76f. ; Odysseus bei den Phäaken, Horn. Od . 7.134[ 93 Belege bei Homer: Nestor in Phthia (Horn. 11. 11,777); Athene bei Te lemach ( Horn. Od. 1, 103f.); Telemach bei Menelaos (Horn. Od . 4.20-22); Hennes bei Kal ypso (Horn. Od. 5,75); Odysseus bei den Phäaken (Horn . Od. 7.82f.); Ge rahnen des Odysseus bei Kirke (Horn. Od . 10,220); Odysseus bei Kirke (Horn. Od. 10,310); Odysseus bei Eumaios (Horn. Od. 14,30-32); Telemach bei Eumaios (Horn. Qd. 16, 12). Belege bei ApolIonios: Phineus bei der Ankunft der Argonauten (A.R. 2.202f.: Umkehrung); Jason bei Aietes

(A.R.3,2 15).

94 Semmus bei Marus, Si l. 6,72f.; Bacchus bei Falemus, Si l. 7, 173f. (kurLe Andeutung); Tydeus und Polyneikes auf der Schwelle des Adrast. Stal. Theb. 1.386-389 und 401-407; C hiron wanet an der Schwelle au f AchilI , als Thetis erscheint, Stal. Ach. 1, 119f. Lyeomedes wan et auf de r Schwe lle auf Odysseus und Diomedes, Slal. Ach . 1,726[ 95 Belege bei Homer: Agamemnon lädt die üb rigen HeerfOhrer zum Mahl ein (Horn. 11 . 2 ,38 1·385); Gastmahl des Agamemnon fUrden siegreichen Aias (Horn. 11. 7,3 11 f.: hier geleiten die Gefllhn en Aias zu Agamemnon); Nestor ford en Agamemnon auf, e in Mahl auszurichten. bei welchem die Presbeia zu Aehill beschlossen wird (1·lom. 11. 9,65-72, Agamemnon fo lgt der Anregung und ruhn die Heerflihrer in sein Zeh: Horn. [I. 89f.); Nesto r bringt den verwundeten Maehaon in sein Zelt (Horn. 11. 1I ,597 f.); Telemach bei Nestor (Horn. Qd. 3,36-38); Theoklymenos bei Telemach (Horn. Od. 17.6 1-73). Lateinische Belege: Aeneas begegnet Dido im Tempel (Verg. Aen. 1,595-630); Aeneas begegnet Helenus im Freien (Verg . Aen. 3,345-347); Aeneas begegnet Pallas und Euander im Hain (Verg. Aen . 8, 102-120); Caesar trim Kleopatra vor dem Fest und fOhn Verhandlungen mit ihrem Bruder (z.B. Lucan. 10,104- 107); Anna begegnet Aeneas am Strand (Sil. 8.65· 72); Hannibal zieht vor dem Fest in Capua ein (Si I. 11,222-224); C hiron läuft Thetis e ntgegen (Stal. Ach. 1,121-123); Abschiedsmahl de r Argonauten am Strand (Val. Flae. 1,250f.); Die Argonauten begegnen der lemnischen Botin Iphinoe am Strand (Val. Flae. 2,326f.); Cyzieus geht den Argonauten entgegen, (Val. Flac. 2.637); Phineus geht den Argonauten entgegen (Val. Flae. 4 ,433-435); Aieles forden Jason während der Audienz im Tempel des Sol auf, gegen seinen Bruder ins Feld zu ziehen, und akzeptien ihn dabei

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Bis auf zwei Ausnahmen, in denen das Mahl im Freien stattfindet (Mahl des Euander, Verg. Aen. 8, 102-1 04 und Absch iedsmah l der Argonauten, Va l. Flac. 1,250f.), wird der Gast dabei vom Wirt selbst ins Haus gebeten, so daß er sich in sgesamt in den lateini schen Szenen viel seltener als in den griec hischen in der Positi on eines Bittenden befindet, der an die Tür eines potentiellen Wirtes klopfen muß. Die tendenziell stärkere Stellung des Fremden in der lateinischen Epik ze igt sich auch in anderen Details, wie den Gastgeschenken (s. u. S. 108). Auffälli g ist die Beobachtung, daß die latein ischen Dichter in einigen Fällen den Beginn des Gastmahls so schildern , daß der Eindruck einer Ruhepause vor der Bewirtung gewahrt bleibt, obwohl das Warten auf der Tü rschwell e se lbst entfällt. Vergi l beschreibt die Festgese llschaft in Karthago aus der Perspekti ve des eben ei ntreffenden Cupido, so daß es scheint, als beobachte er diese von einem festen Standpunkt aus (Verg. Aen. 1,697700), und auch Hanni bal absolviert se ine Stadtbesichti gung in Capua offenbar von einem festen Standort aus (Si l. 11,259-266 dazu unten S. 342), ganz ähn lic h wie sonst die Gäste ihre Umgebung von der Schwelle aus betrachten. In der ersten Gastmahl szene der Achilleis, wo Theti s voller Unruhe die Höhle des Chiron mustert, um Spuren ihres Sohnes Achill zu entdekken , wird zuerst die Ekphrasis geliefert (Stat. Ach. 1,106-1 18), und erst danach durch die angstvolle Frage der Besllcherin die Figurenperspektive hervorgehoben , Stat. Ach. 1, 126f: lamdudum wcito Illstrat rhetis omnla vislI l nec perpessa moros: )Ubinam mea pignora, Chiron. .. ?(). /11) Beschreibung

a) des Schauplatzes Eine Beschreibun g der Räum lichkeiten, die aus der Perspektive des Gastes gel iefert wird und durch auktoriale Bemerkungen ergänzt werden kann, erscheint in 16 von vier.lig Szenen. 96 Wenn der Besucher unbemerkt auf der (scheinbar) als Gast (Va l. Flac. 5.534-54 1); Pluto raubt Proscrpina beim Blumenpflllcken (C laud. ra pt. Pros. 2.204f.). 96 Priamos bei Achill (1·lom. 11 . 24 ,448-456); Telemach bei Mene laos (Horn. 0<1. 4.43-46 und 71 -75. hier erscheint die Pcrsonenbesc hreibung ausnamhmsweisc vor der Ekphrasis der Räuml ichkeiten); Hennes bei Kalypso (Horn. Od. 5.63-74); Odysseus bei den Phäaken (Horn. Od. 7,84-\32); Gefährten des Odysseus bei Kirke (Horn. Od. 10,2102 19); Odysseus bei Eumaios (Horn. Od. 14 ,5-22); Jason bei Aietes (A.R. 3,2 15-248); Aeneas bei Dido (Verg. Aen. 1,697-700: hier ist die Beschreibung der Ei nrichtungsgegenstände mit der Darstellung der Aktivitäten der Gaste verbunden. Eine selbständige, offenbar aus der Perspektive des Aeneas gelieferte Ekphrasis der Räumlichkeiten erscheint vor

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Türschwelle haltmacht, schließt sich die Beschreibung direkt an , andernfalls wird sie möglichst nah an den Beginn der Szene gerückt. Mit Ausnahme der Darstellung des spartanischen Königspalastes ist sie abgeschlossen, bevor die bedienenden Knechte und Mägde beschrieben werden.'n Die Ekphrasis schreitet vom Größeren zum Kl eineren und von außen nach innen voran. Sie um faßt zunächst die großen Bauteile, wie Wände, Decken und Böden, sodann die Einrichtungsgegenstände und deren dem Beginn der eigentlichen Szene, Verg. Acn. 1,637-642); Aeneas bei Helenus (Verg. Aen . 3,349-353: hier ist die Beschreibung der Stadt in die Gastmahlszene integriert und tritt an die Stelle der Ekphrasis der Räumlichkeiten): Aeneas bei Euander (hier wird d ie Raumbeschreibung zunächst ausgelassen. da das Mahl im Freien stattfindet. Erst als sich die Gesellschaft in den Palast begibt, folgt eine Beschreibung der Stadt, die an die Stelle e iner aus flIhrlich en Raumbeschreibung tritt, Verg. Aen. 8,337-365 . Die Darstellung des eigentlichen Hauses flUh sehr knapp aus, Verg. Aen. 8,366); Caesar bei Kleopatra (Lucan. 10,1 11 - 126); Serranus bei Marus (Sil. 6,72f.: Beschreibung sehr knapp angedeutet); Bacchus bei Falemus (Si l. 7, 173- 176: Beschreibung sehr knapp); Hannibal in Capua (Si \. 11 ,259-266: hier fallen Stadt- und Raumbeschreibung zusammen, da das gesamte Gebiet von Capua in das Festmahl e inbezogen ist); Argonauten bei Cyzicus (Val. Flac. 2,65 1f. ): Thetis bei Chiron (Stat. Ach. 1, 106-11 5). Während des Besuchs bei Lycomedes musten Odysseus das Haus des Gastgebers zwar genau (Stat. Ach. 1,742-749), doch gibt der Dichter sei ne Beobachtungen nicht wieder. 97 In der Bewirtung des Telemach durch Menelaos ist die Raum beschreibung ausnahmsweise zweigeteilt. Die Besucher erblicken, dem typischen Schema entsprechend, den Palast zunächst beim Eintreten, d.h. von außen nach innen voranschreitend (Horn . Od. 4,43-46). Erst nachdem der Kö nig sie bewirtet hat, wendet sich Telemach an seinen Begleiter und beschre ibt in Wörtlic her Rede die ihn umgebende Pracht des Saales, den er mit der Wohnung der olympischen Gölter vergleicht (Hom. Od. 4,7 1-75). Diese Äußeru ng bi ldet eine Überle itung zur Rede des Menelaos (die eine Abweichung vom Schema darstellt. da sonst die Erlebnisse des Gastes im Mittelpunkt stehen): Zwar dürfe er sich nicht mit den Göttern messen, unter den Menschen aber stehe er niemandem an Reichtum nach. Diesen habe er trotz vieler Irrfahrten, von denen er daraufhin berichtet. nach Hause gerettet (Horn. Od. 4.78- 11 2). Durch die Stellung der Rede wird eine Parallele zwischen der Bewi rtung des Telemach bei Menelaos und dem zweiten Tag der Bewirtung des Odysseus auf Scheria erreicht : Vater wie Sohn reagieren mit Tränen auf d ie Erwähn ung des Odysseus (in Lied- oder Erdihlfo nn), d ie sich unmittelbar an d ie Bewirtung anschließt. Ihre Rührung (Ho rn . Od. 4, 113- 11 6 und Horn. Od. 8.83-86, 521-534) tr'.igt in beiden Fällen zu ihrer Ide ntifikatio n bei . Be im Besuch im Haus des Lycomedes. der keine eigene Ekphrasis enthält. durchwanden Odysseus, sche inbar die (nic ht näher beschriebene) Prdcht des Palastes bewundernd, d ie Räume, um nach Spuren des vennißten Achi ll zu suchen. Unterdessen sind die Diener mit den Mahl vorbercitungen beschäftigt, so daß hier die Herrichtung des Banketts und die Betrachtung der Rä umlichkeiten ausnahmsweise gleichzeit ig stattfinden . Das vorgetäuschte Staunen des Odysseus entspricht der gewöhnl ichen Reaktion eines Ankömmlings, so daß der Anschluß an die Oblic hen Besch reibungen des Schauplatzes fonnal gewahrt bleibt .

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Schmuck. Die Ausflihrlichkeit der Darstellung kann dabei stark schwanken , je nachdem, welche Schwerpunkte der Di chter setze n wil l. Die Ortsbeschreibung ennög licht es dem Di chter, seine Figuren, in erster Lini e den Hau sherrn, indirekt zu charakterisieren. Die nur im Gastmahl der Kl eopatra vorkommenden negativen Implikat ionen einer Ekphrasis98 werden von den Anwesenden ni cht als solche wahrgenommen, sondern die Reaktion des Gastes besteht - unabhängig von den Konnotationen - in Staunen, Freude oder Bewunderung. 99 So gelingt es dem Epiker, auch di e Figur des Betrachters se lbst in die Wertung einzubeziehen. Indem er dem bewunderten Gegenstand eine für den Leser negative Assoziation zuschreibt, kennzeichnet er den Besucher als zwe ifelhafte Gestalt. Die Ekphrasis des Ortes fehlt regelmäßig bei Mählern, die im Freien stattfinden.1OO Sie kann aber auch ausgelassen werden, wenn di e Betrachter den Schauplatz bereits gut kennen (dies gilt für den Wirt selbst, wen n in der Anfangsphase des Gastmahls dessen Perspektive vorherrscht),IOI wenn die 98 Lucan. 10, I 11- 126 (von Obennäßigem Luxus geprägter Palast der ägy ptischen Königin). 99 Alle filnf ausflihr!ichen Darstellungen e ines Königspa lastes bzw . einer Stadt enthalten einen Hinweis auf Staunen und Freude der Besuc her: Telemach bei Menelaos (Hom. Od . 4,44); Odysseus bei den Phäaken (Ho rn. Od. 7, 133): Jason bei Aietes (A. R. 3.215): Caesar bei Kleopatra (Lucan. 10, 169-171); Hannibal in Capua (SiI. 11,259-261). Beim Besuch des Aeneas in Karthago wird das Staunen der Besucher nur beim Anblick der Gemälde im Tempel vor Begi nn der eigentlichen Gastmahlszene wiedergegeben, Verg. Aen. 1,494[ : Haec dum Dardmfio Aeneae miranda videlltur. / dllm SlUpet oblUtuqlle haeret defixus in uno ... Bei der Beschreibung des f'alastes deuten nur die Adjektive slIperblls. Verg. Aen. 1.639: ingells. Verg. Aen. 1,640 und (series) longissima, Verg. Aen. 1.64 1 die Wirkung auf den Betrachier an. Daß d ie Beschreibung aus de r Figurenperspcktive geliefert wird, läßt sich nur ind irekt fo lgem , S. dazu S. 147 f. Vgl. als Kontrast die Abneigung der Argonaulen beim Besuch des Soltempcls in Kolchis vor Begi nn der GaSlmahl szene (Val . Flac. 5,407-456). Al lerdings löst hier nicht das Gebäude selbst diese Regungen aus. sondern der bildliehe Schmuck aur dem Fries und dem Portal , der das künftige unglückl iche Schicksal Jasons und Medeas zeigt. Die Ursache ihres instinktiven Widerwillens ist den Betrachtern unbckannl (Val. Fine. 5,45 1-454). Die Szene ist der BesiChtigung des lunotcmpels in Karthago (Verg. Aen. 1,44 1-497) nachgebildet. 100 5 Be lege: Telemach bei Nestor (Hom. Gd. 3,3 1-403); Abschiedsmahl der Argonaulen (A. R.I,450-518 und Val. Flac. 1.250-310); Argonauten und d ie Phrixossöhnc auf der Ares insel (AR. 2,1 118- 1227): Aeneas bei Euander, (Verg. Aen. 8.97-369: Eine Beschreibung der weiteren Umgcbung erfolgt hier bei der Rückkehr vom heiligen Hain . wo die Bewirtung staugefunden hat, zum Königssitz). 1019 Belege: Drei Mahler im Zelt des Agamemnon (Horn. 11 . 2.402-441 ; 7.31 1-344 und 9,89- 181 , fortgeflihrt 669-713); Presbeia zu Achill ( Horn. 11 . 9, 193- 195); Nestor und Machaon in Nestors Zelt (Hom. 11. 11.618-623); Telcmach bei Eumaios (1·lom. Od. 16.410: hier ist außerde m eine detaillierte BeSChreibung des Anwesens aus der Perspektive

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2. Die Typik der Gastmahlszcnc

Darstellung der Räumlichkeiten an anderer Stelle erfolgt,1 02 wenn der Dichter Nachdruck auf die Handlungen der Fi guren legl,IO) oder wenn die Anfangsphase der Bewinung insgesamt nur knapp dargestellt wird. 104 Es können auch mehrere Grunde gleichzeitig vorliegen. Da sich kei ne allgemeingültige Regel angeben läßt, muß die Er.t:ählabsicht jewei ls aus dem Kontext erschlossen werden.

b) Beschreibung von Personen Im Vergleich zu den Räumlichkeiten kommen die Personen, die der Besucher antTiffi, zwar öfter vor (in 21 von 40 Szenen finden sich zu Beginn Bemerkungen über die Anwesenden), werden aber mei st recht kurz behanlos delt . Der Dichter erwähnt sie gewöhnlich nach der Beschreibung des Gedes Odysseus vorausgegangen); Besuch der Argonauten bei Phineus (A. R. 2. 194-201 : hier herrscht die Perspektive des blinden Wines vo r); Polyneikes und Tydeus bei Adrast (Stal. Theb. 1,43 5-438 und 1,482-490: hier herrscht d ie Perspektive des Wines vor, der sei nen Blick auf die vom Kampf gezeichneten Gesichter und die prod igiöse Kleidu ng der Gäste richtet); Val. Flac. 5,567-569 (A ietcs betrachtet argwöhnisch die eintreffenen Argonauten). 102 Die Behausung der Kirke wird nur beim Besuch der GeHihnen des Odysseus geschildert, nicht aber bei der unmittelbar folgenden Ankunft des Odysseus (Hom. Qd. 10,3 10f.). Dasselbe gilt für die Ankunft von Athcne!Mcntes (Horn. Gd. 1.1 03-(05) und von Theoklymenos im Haus des Gdysseus (Horn. Gd. 17,84-87). Dieses wird erst bei der Heimkehr des verkleideten Odysseus aus dessen Perspektive beschrieben (Horn. Gd. 17 ,264-268). S. ebenso die Ankunft des Telemach bei Eumaios (Horn. Cd. 16,4-1 2), wo die Beschreibung der Hülle fehlt, weil zuvor eine Darstellung aus der Perspektive des Odysseus gegeben wurde (Horn. Gd. 14,5-22). 103 I Beleg: Bei der Hochzeit von Pl uto und Proserpina steht nicht das äußere Erschei nungsbild des Hades im Vordergrund. sondern das ungewöhnliche Betragen seiner Bewo hner, die über der Hochzeitsfreude die Quale n der Unterwelt vcrgessen: Sisyphos läßt seinen Stei n ruhen, der Adler frißt nicht länger von der Leber des Promcthcus, und Charon ruden , festlich bekränzt. seinen Nachen ohne Passagiere über den Acheron (Claud. rapt. Pros. 2,332-360). 104 5 Belege: Nestor und Gdysseus in Phthia ( Horn. 11. 11,771-777); Odysseus bei Autolykos (Horn. Gd. 19.413-417); Argonauten bei Lykos (A.R. 2,759-76 1); Anna bei Aeneas (Si l. 8,76f.); Jason auf Lemnos (Val. Flac. 2,340-349). 105 Die größten Unterschiede weist d ie Phäakenszene auf, in der d ie Darstellung des Palastes 49, die der anwesenden Personen 6 Verse um faßt (Horn. Gd. 7,84-1 32 und 7,136- 14 1). Die kürzeste Bemerkung besteht aus gerade vier Worten (Val. Flac. 2,635f. : rex divitis agri I CyziCflS), d ic längste ei ner einzigen Figur gew idmelc Beschreibung umfaßt sieben Verse (Darstellung der Kleopatra, Lucan. 10,137-1 43). Im einzelnen handelt es sich um folgende Szenen : Presbeia zu AchilI, Horn. 11. 9 ,186-19 1; Nestor und Gdysseus in Phthia, Ho rn. 11. 11.77 1-776; Priamos bei Achill , Hom. 11. 24,472-476; Athene/Mentes bei Telemach, Ho rn. Cd. 1, 106-[ 17; Te lemach bei Nestor, Hont. Gd. 3.32 f. ; Telemach bei Mene[aos, Horn. Od. 4,26f. (Rede des Eteoneus über die Gäste. dazu vor

2. Die Typik der Gastmahlszene

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bäudes,l06 wobei in adligen Häusern nur der Herrscher oder das Herrscherpaar besonders hervortritt. Die übrigen Teilnehmer werden entweder über ihre sozia le Schicht (z.B. nyr;Topa i]OE ~EoovTa , Horn. Od. 7, 136; senalus. Verg. Aen. 8,105; regest Lucan. 10, 136), über ihre Herkunft (z.B.
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obwohl im Verlauf von Gastmählern aller Epochen durchaus einzelne lndi· viduen namentlich in Erscheinung treten können . 107 Die Darstellung enthält in 19 von 21 Personenbeschreibungen Hinwei se auf die Akti vitäten der Anwesenden ,108 während ihr Äußeres, e inschließlich der Kleidung, nur in fünf Szenen vorkommt, in denen d ie beschriebenen Personen äußere Merkmale aufwei sen, die rur die Bewirtungsszene von Bedeutung sind: Der ausgemergelte Phineus (A. R. 2,200[,) bedarf ebenso wie der verwundete Serranus (Sil . 6,62·71 und 77.79) einer intensiven, über ein gemeinsames Mahl hinausgehenden Pflege. 109 Auch die Beschreibung Kleopatras bei Lukan, deren aufwendige Kle idung über mehrere Verse ge· schildert wird (Lucan. 10,137-143), steht in unmittelbarem Zusammenhang 107 In den iliadischen Personenbeschreibungen nennt der Erzähler nur Namen, die der Leser e inordnen kann, wie Patroklos (Hom. 11 . 9 ,190); Menoitios, AchilI, Pe1eus. (Horn. [I. 11 ,77 lf); Alkimos und AUlOmedon (Horn. 11. 24,474). In den späteren Gast· mählern werden Namcn von Nebenfiguren bei der Darstcllung der Famil ie des Aictes erwähnt. wo Verwandtschaftsbeziehungen und Eigennamen gekoppe lt sind (s. z. 8 . A. R. 3,241: • Al.jIVpTOS 1. .. 1 n cus Ail;Ta o), bei der Vorstellung des Pallas (Verg. Aen. 8, 104: Pallas hllie filius una), der a ls Gesprächspartner des Aeneas auft ritt und daher namentl ich eingeflihrt wird. 108 Achill spielt die Phonninx (Horn. 11 .9, 186·189); Angehörige und Freundc des Patroklos bereiten ein Opfer vor (Horn. 11 . 11 ,772-776); Achill hat eben gespeist (Ho rn. 11 . 24,475f.); die Freier spielen im Haus des Odysseus ( Hont. Od. 1, 106-108); Nestor bringt ei n Opfer dar ( Horn . Od. 3.5-9); Mene laos feiert die Hochzeit seincs Sohnes (1·lom. Od . 4.3- 19); Kalypso arbeitet am We bstuhl (Horn. Od. 5,6 If); die Phäakcn gießen eine Trankspende ftlr Hennes aus (Hom. Od. 7. 136f.); Kirke webl ein Gewand (Hom. Od. 10 ,221 -223); Eumaios schneidet Leder ftlr Sandalen (Horn . Od . 14,23 r.); Telemach ko mmt heran (Horn . Od. 16.4f.); Phineus erhebt sich von seinem Lager (A.R. 2.197); A ietes tritt aus dem Palast (A R. 3,268); Dido hat sich auf ihre Speiscliege gebettct (Verg. Aen. 1,697f); Kleopatra entfaltet ihren Luxus (Lucan. 1O,109f.); Marus erhebt sich von seinem Lager (Sil. 6,73 -77); C hiron bereitet ein Mahl vor, zu dem er Achill erwartet (Stal. Aeh. 1, 11 9- 12 1); die Argonauten begeben sich ei lig zum Palast des Aieles (Val. Flac. 5.558-566); d ie Seelen der To te n strömen zusammcn und der Phlegcthon erhebt sic h vor dem eintretenden Pluto (Claud. rapt. Pros. 2,308-316. Die Metapher von Blättern, Wolken und Wellen ftl r die Zahl der Totcn ist nach den Vorbildern Verg. Gcorg. 4.47 1480 und Verg. Aen. 6,309·3 12 gestaltet, dazu GRUZELI ER [ 1993] ad loc.). In der besonders kurten Persone nbeschre ibung des Cyzicus (Val. Flac. 2.635L s. o. Anrn. 105) wird weder seine Tät igkei t, noch sein äußeres Erscheinungsbild, sondern nur sein Rcichtum erwahnt. 109 Valerius Flaccus bietet keine Ekphrasis der Anwesenden. sondern infonniert den Leser mit ei nem auktorialen ErLählerko mmentar über Phineus' Strafe (Val. Flac. 4.424· 432), um dann g leich zur ßegrtlßung der Argonautcn durch den Seher überzugehen (Val. Flac. 4,433-4357: ergo l/bi iOnl MinyQS certamqlle accedere Phinells I senlit opem. primas baelllo deferlllr ad ,mdas I vesligolque ratem atqlle OCl/los ollollil inanes. I Tune tell/lern spirans anirnarn »)salve, 0 mihi longum / exspeela/o marlllS noslr;sqlle( oil )}Qgnito . I

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mit dem Festmahl : Das Gewand wie auch di e Ausstattung des Raums si nd von äußerlichem Glanz und übermäßigem Luxus geprägt, mit dem die Köni gin Caesar zu beeindrucken trachtet. In der vierten Szene handelt es sich nicht um die Darstellung der bereits Anwesenden, sondern um eine Beschreibung der Gäste Tydeus und Polyneikes aus der Perspektive des Wirtes Adrast , der sie an ihrer Kleidung als die ihm verheißenen Schwiegersöhne erkennt (Stal. Theb. 1,482-492). Die Ekphrasis ist hier zweigeteilt: Zunächst erblickt Adrast bei der nächtlichen Begegnung nur zwei vom Kampf gezeichnete Gestalten (Stat. Theb. 1,435-438). Erst als er sie in den Palast geflihrt hat und sie ruhig betrachtet, erken nt er die prodigiöse Kleidun g der beiden. ll o Beim Aufbruch zum kolchi schen Königspalast wiederum zeigen sich die Argonauten in der von Valerius Flaccus beschriebenen Version in voller Rüstung (Va l. Flac . 5,558-569, bes. 5,563f.: incilo cristas I aura qualil, variis florel via disco/ar armis) und versetzen Aietes durch ihre stattli che Erscheinung in Trauer und Zorn (Va l. Flac. 5,567-569), so daß das Mahl unter ungünsti gen Voraussetzungen beginnt. Die (durch auktoriale Ein schübe ergänzte) Perspektive des Wirts herrscht in zwe i homerischen und sechs nachhomeri schen Personendarstellungen 11I VOr. Di ese di ent in flinf der sechs nachhomerischen Szenen dazu, die Kenntnisse des Gastgebers und die sofortige Identifizierung eines Besuchers hervorL U heben. Dies ist sowohl bei Phineus und Adrast der Fall, die durch göttl iche Wei ssagungen von der Ankunft der Gäste wissen, als auch bei Marus, Chiron und Cyzicus, die ihre Kenntni sse auf natürli chem Wege erlangt haben. 11 2 Auf die homerische Epik läßt sich diese Regel jedoch 110 Dasselbe Prinz ip gi lt flj r eine ungewöh nliche Personendarstellung beim Besuch des Odysseus und Diomedes bei Lycomcdcs. Dieser läßt währe nd des Mah les seine Töchter e intreten, unter denen sich auch der verkleidete AchilI befi ndet (Stal. Ach. 1,75777 1). Die Beschreibung hebt sei n undamenhaften Verhalten hervor, durch das er sich schließlich bei dem eben fall s aus fiihrlich beschriebenen Tanz verrlil. III Eteoneus erblickt Telemach und Pei sislratos (Ho m. Od . 4,22); Eurnaios und Odysseus bemerken Telemach (Hom. Od. 16.8-16); Phineus erkennt d ie Argonauten (A .R. 2. 194-196. In der Phineusszene des Valerius Flaccus wi rd dagegen keine Personenbeschreibung der Argonauten gegeben, s. Val. Flac. 4.433-435); Marus erkennt Serranus (Si I. 6.77-89. bes. 8Ir. : »)Qllod see/lls, 0 IIimillS vilae nimillmqlle j erendis I adversis genil lls. cemo?«); Adrast erkennt Tydeus und Polyneikes als die verheißenen Schwiegersöhne (Stal. Theb. 1.435-438 und 482-492); Chiron beobachtct von rem, wie s ich Thctis vorn Strand her nähert (Stal. Ach. 1. 121f.); Cyzikus bemerkt die Argonauten (Val. Flac. 2,636-639); Aietes betrachtet die eintreffenden Argonauten (Val. Flac. 5,558-569). 112 In der von Valerius Flaccus beschriebenen Kolchisszene hingegen illustriert die Perspektive dcs Wirtes den hcim lichcn Unwillen des Aietes, den dieser vor sei nen Gasten

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nicht übertragen. Obwohl der Dichter bei der Begegnung zwisc hen Hennes und Kalypso betont, daß die Nymphe ihren Besucher sofort erkennt (Horn. Od. 5,67f.), wird keine Personenekphrasis aus der Perspektive der Wirtin, sondern eine Beschreibung der Räumlichkeiten vom Standpunkt des Besuchers aus geliefert (Horn. Od. 5,63-75). Umgekehrt herrscht beim Besuch des Telemach in Sparta zumindest vorübergehend die Perspektive des Menelaos und Eteoneus vor (Horn. Od. 4,22-36), obwohl diese nicht wissen, um wen es sich bei den Besuchern hande lt. Die Darstellung von Personen zu Beginn einer Gastmah lszene ist also in der Regel auf Informationen beschränkt, die der Leser unbedingt benötigt, um sich ein Bild von der augenblickl ichen Situation zu machen. Dagegen fehlt meist ei ne mit anschauli chen Details ausgestattete Beschreibung der Kleidung, der sonstigen äußeren Erscheinung und vor allem des Charakters der Beteiligten. Auf diese Wei se lenkt der Erzäh ler die Aufmerksamkeit von Leser oder Hörer auf den folgenden direkten Kontakt zwischen Gastgeber und Gast, bei dem sich das Wesen der Figuren zeigt und der über Erfo lg oder Mißerfolg der Bewirtung entscheidet.

IV) supplicotio (Hikesie) Eine vollständige Hikesie (supplicalio),113 bei der sich der Bittende zu Boden wirft, die Knie des Angeflehten umschlingt und so sei ne Bitte vorträgt, erscheint nur in drei homerischen Gastmahlszenen (bei der Lösung Hektors, Horn . 11. 24,477 -506, beim Phäakenabenteuer, Horn . Od. 7,1 42- 154 und beim Zusammentreffen zwischen Odysseus und Kirke, Horn . Od. 10,323347)."4 Die demütige Geste dient in den beiden ersten Fällen, in denen der Besucher von einem Helfer (Hennes bzw. Nausikaa) zur sllpplicOlio aufgefordert wird (Horn. 11. 24,465-467 und Horn . Od. 6,3 10-3 12), dazu, das Wo hlwollen eines Wirtes zu gewinnen, dessen Behausung der Ankömm ling zu verbergen sucht, um sie als Verbündete im Krieg gegen seinen Bruder zu bewegen, s. Val. Flac. 5,532-541 und 5,567-573. 113 Der lateinische Terminus supplicatio wird in dieser Arbeit synonym mit dem griechischen Begriff IKEo[a verwendet, da die histori sch bezeugten Unterschiede zwischen griechischem und römischem Bittritual , d ie FREYBURGER ( 1988) herausarbeitet. in den Mahlszenen nicht hervortreten. Eine Trennung ist daher in unserem Zusamme nhang wenig sinnvoll. Z u den Unterschieden s. u. Anm. 120. 114 Nicht dargestellt wird in epischen Gastmahlszenen das im griechischen Kulturkreis gut bezeugte BerUhren des Kinns des Angeflehten. S. zu den Belegen GOULD (1973). Bildliehe Dars te llungen dieser Geste in der griechischen Kunst sind zusammengestellt bei NEUMANN ( 1965) 67-72.

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he imlic h betritt, weil e r Feindselig keit befürchten muß oder weil er wegen seiner von den Göttern verliehe nen U ns ichtbarkeit ni c ht auf d e r Tür~ schwelle warten kann, bis man ihn bemerkt.

1lS

In der Kirkeszene dagegen

ist es die Gastgeberin, die die Knie d es Odysseus umfaßt, nachdem dieser sie auf Anraten des Hennes mit dem Schwert bedroht hat. Der Angeflehte signalis ie rt schließ lic h in a lle n Szenen sein Wohlwo llen : Die Wirte AchiJl und Alkinoos nehmen den Besucher bei d er Hand, richten ihn auf und füh~ ren ihn zu einem S tuhl , wodurch er zum Tischgenossen wird,l16 während O dysseus, der als Gast zu Kirke gekommen war, das Angebot d e r Göttin annimmt und mit ihr das Lager teilt (Horn . O d . IO,346f). Hier, wo die za u~ berkundige Kirke trotz ihrer demütigen Haltung eine pote nti e ll e Gefahr für Odysseus darste llt, verlangt der Angeflehte der Bittstellerin zuvor den Eid ab, daß ihm von ihrer Seite kein Schaden drohe (eine ähnli c he S ituation findet s ic h später in d en Argonautika bei de r Bitte des Phineus an die B o~

readen, A,R . 2,251-25 3, dazu unten S. 296). Eine Variante der Hikesie erscheint bei der Begegnung von Telemach und Nestor. Hier beginnt der junge Mann seine Frage nach dem Verblei b des Odysseus mit den eindringlichen Worten ToüvEKa VÜV

Ta

c a y ovva8' iKaVOj..1Ol, a'i K'

E8EAIJo8a / KEiVOU AUYPOV ÖAE8pov EVlo TTEl v ... (Hom. Od. 3,92f., vgl. kurz

darauf Horn. Od. 3,98: Aiooo j..1al...). Allerdings dient di ese auf die typische Bitt~ geste anspielende Anrede offenbar nicht wie die oben besproc henen vollständigen Hikesien dazu, einen friedl ichen Kontakt zwi schen Gast und Gastgeber zu etablie· ren, da Nestor und Tclemach eben zusammen gespeist haben, so daß bereits eine freundl iche Beziehung zwischen ihnen besteht. Daß es sich hier nic ht um einen Ersatz rur e ine vollständigen Hikesie handelt, legt auch der Vergleich mit zwei Stellen nahe, in denen Odysscus - außerhalb einer Gastmahls7.cne - ähnliche Fonnulierungcn verwendet. Al s er nackt an den Strand von Scheria gespült wi rd 115 Aurschlußreich ist die Begegnung des Odysseus mit dem Kyklopen im neunten

Buch der Odyssee, die sonst rur die Beschreibung des typischen Schemas nicht durchge~ hend herangezogen werden kann, weil es sich um eine Antigastmahlszene handelt. Auch hier betril! Odysscus )unaufgdordert< die Behausung des Wirtes, welche bei seiner Ankunft leersteht. Sobald er jedoch aur den Hausheffil trim. beeilt er sich, ganz wie bei m Phäakenabentcuer und wie Priamos bei AchilI . zumindest eine verbale Hikesie vor,w bringen. um das Wohlwollen Polyphems zu erlangen (Horn. Od. 9.266~271). Da die mpplicario also bei Homer ei ne Alternative zu dem Element )}Warten auf der TürschweJle«( bzw. ) Begriißung«( darstellt, wird sie trotz ihrer Seltenheit in das typische Schema aurgenommen . 116 Horn. 11 . 24 ,5 15f.: Hom. Od. 7,167- 169.

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und dort auf Nausikaa tri m , entscheidet er sich nach eingehender Überlegung dafUr, das Mädchen nur mit Worte n anzuflehen, da die Berührung der Knie unter diesen Umständen als unsittlich interpretien werden könnte (Horn. Od. 6, 14 1147). Ebenso verzichtet er in der Kyklopenhöh le, nachdem er sich VOll seinem Schreck über das Ungeheuer erholt hat, auf jeden Versuch, die Knie des Riesen zu umfassen, und greift, wie schon bei Nausikaa, zu einer Wendung, die auf die Bittgeste anspielt (Horn . Od. 6, 149: yov\l ou ~o i OE und Horn. Od. 9,266f.: n~ eis S' aih E KtXO\lOIJ.E\lOI Ta 0 0: YOU\lO / h(6~ E 6 ' .. .). In beiden Fälllen dient die Anrede dazu, eine vollständige Hikesie beim ersten Zusammentreffen mit einer fremden Person zu ersetzen, der der Flehende aus tri ft igem Grund nicht d ie Knie umfassen kann. Ähnliche Hi nderni sse bestehen bei der Begegnung von Nestor und Telemach aber nicht, so daß der j unge Mann bei seiner Ankunft einen Fußfall vollziehen könnte, fa lls er di esen fU r notwendig erachtete. Die Tatsache, daß er darauf verzic htet, spricht daher zusammen mit dem ungewöhnlichen Zeitpunkt der Anrede nach dem Mahl dafUr, daß sie nicht wie bei Odysseus und Nausikaa und der Begegnung mit dem Kykl open das Fehlen einer vollständige Hikesie ausgleichen, sondern lediglich di e Bitte um Auskun ft verstärken SOIl .tI7

In den hellenisti schen und römi schen Banketten findet sich dagegen auch dann keine vollständige Hikesie (s upplicQtio), wenn das homerische Modell der Szene e ine solche nahe legt, wie bei dem an der Phaiaki s orientierten Besuch des Jason in Kolchis (A. R. 3,2 10-442; Va l. Fl ac. 5,558-6 17) und des Aeneas in Karthago (Verg. Aen. 1,695-3 ,7 18). Beide sind zwar wie Odysseus auf dem Weg zu ihrem Wirt in eine schützende Wo lke gehüllt, doch betreten sie, anders als Odysseus, den Festsaal nicht ohne Zustimmung des Hausherrn , da sich der Nebe l auflöst, bevor sie die Schwe lle überschreiten (A. R. 3,2 13f.; Verg. Aen. 1,586f. ; Val. Flac. 5,465f.). Di eses Verfahren, be i dem di e Hikes ie (supplicatio) geschickt umgangen wird, entspricht einer seit Vergil gattun gstypi schen Erhabenhe it des epischen . 118 ProtagonI sten. I J 7 Man beachte, daß Telemach dieselbe Wcndung noch einmal gegenüber Mcnelaos gebraucht. als er um Nachrichten von Odysseus biuet - dicsmal sogar erst am zweitcn Tag sei nes Aufenthalts. d.h . außerhalb der eigcnt lichcn Gastrnahlszcnc (Horn. Od. 4,322f.).

11 8 S. zum »Erhabenen(( bei Vergi l HEINZE (1957) 481-493. bes. 486-490. Augenfällig ist diese Verschiebung bei dem nach der Phaiakis gestalteten Aufenthalt der Trojaner in Karthago. Bei der Begegnung am Tempel, die Parallelen zum Zusammentreffen von Odysseus und Nausi kaa am Strand von Scheria aufweisl, wendet sich nicht Aeneas mil einer (verbalen) Hikesie an Dido, sondern )nUT( seine Gef
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Damit stimmt überei n, daß bei Homer ei ne Hauptfigur (Odysseus) und eine bedeutende Gestalt (Priamos) die Bittgeste vollziehen, während in den vier nach homerischen Mahl szenen, in denen eine Hikesie (supplicalio) weni gstens in abgewandelter Form erscheint, nur Nebenfiguren auf diese Weise fl ehen . Ihre Bitten richten sie jeweil s an die Protagoni sten (die Argonauten) oder an die Hauptfi gur eines früh eren Epos (Aeneas).119 Di e Modifi kationen der supplicGlio in diesen Szenen folgen keinem einhe itlichen Prinzip. In der Phineussze ne des Apollonios handelt es sich um einen Rollentausc h, da nicht der Gast, sondern der Gastgeber kniefallig um Hilfe bittet, wobe i die demüti ge Haltung durch die körperliche Schwäche des Gre ises bedingt ist. Die gestrandeten Phrixossöhne bei Apollonios und Phineus bei Va lerius Flaccus deuten nur verbal ei ne Hikesie an, ohn e dabei die typische Körperhaltung einzunehmen, Anna tut dasselbe nur durch den Fußfall, ohne eine Bitte auszusprechen (Sil. 8,73_75).120 Allen diesen Szenen ist gemeinsam, daß die Frage des unbefugten Ei ndringens in fremden Wohnraum, die bei Homer mit einer vo llständigen supplicGlio des Gastes verbunden ist, hier ke ine Rolle spielt, da sich die Beteiligten entweder im Freien begegnen oder der Hausherr selbst als Bittsteller auftritt. Alle Szenen sti mmen außerdem untereinander und mit Homer darin überein, daß der An geflehte grundsätzlich positiv reagiert, indem er den Flehenden, wenn dieser sich zu Boden geworfen hat, eigenhändi g aufri chtet und ihn schließVgl. auch den rel3liv glimpflichen Verlauf des Seestunns, der Aencas nur wenige Schille raubt. während Odysseus ei nsam. nackt und mi tte llos an den Strand von Scheria gespült wird. 119 A.R. 2,207-239 ( Phineus neht die Argonauten an); A.R. 2, 1122-1133 (die Phrixossöhne nehcn die Argonauten an); Sil. 8.73-75 (Anna neht Aeneas und lulus an); Val. Flac. 4,446 und 46Of. (Phineus neh t d ie Argonauten an). Das Bestreben, die Rolle der Protagonisten zu stärken, zeigt sich bei der Begegnung zwischen Anna und Aeneas in den Pun ica auch darin, daß hier nur lulus beim Anblick Annas weint (Sil. 8,74), während in der Vortage der Szene, den Fasti Ovids, Aeneas selbst in Tränen ausgebrochen war (Ov. fast. 3,61 2). Anders als Ovid greift Si lius anschließend ausdrücklich auf die ersten vier ß Ucher der Aenei s zurück und vervollständigt die darin enthaltenen Info mlationen über das Schicksal der Dido aus der Sicht ihrer Schwester. 120 In Ovids Version der Annasage fehlt die s lipplicGtio ganz. s. fast. 3.603-624. Die von FREYIlURGER (1988) 5 17-5 19 identifizier1en. hauptsächlich von römischen Historikern bezeugten Untersch iede zwischen griechischem und römischem ßittritual wirken sic h dagegen, wie oben erwähnt. nicht erkennbar auf dessen Darstellung in epischen Gastmahlszenen aus. Die bciden wichtigste n Eigenheiten der römischen s upplica tio sind danach: I) staU die Knie zu umfassen. kön nen die Hände auch nur in Richtung der Knie ausgestreckt werden; 2) der Bittende versucht, die rechte Hand des Angefl e hten zu berühren .

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lieh bewirtet. 121 Bei der Lösung Hektars, der Begegnung der Argonauten mit Phineus und ihrem Zusammentreffen mit den Phrixossöhnen schi ldert der Dichter darüber hinaus einen längeren Wortwechse l zwischen den Par· teien, wobei der Überlegene sich tröstend an den Hiketes wendet (Horn. 11. 24,477-570; A.R. 2,209-261 , bes. 244: ' A SEi>" ... ; A.R. 2,1123- 1167, bes. 1161 : AicrOE08' EVjJEVEOVTO S elTapKEOOOl KOKOTl'lTO .

V) Begrüßllng a) Begn"ißung durch Gesten In Szenen ohne slipplicorio des Gastes schließt sich unmittelbar an die An· kunft bzw. an das Warten auf der Türschwelle eine weniger rituali sierte Kontaktaufnahme zwischen Wirt und Bewirtetem an, welche entweder nur verbal (2 Belege l22 ) , nur durch Gesten (7 Belegel2) oder, in der Mehrzahl I24 der Szenen, durch eine Kombination aus beidem erfo lgt ( 13 Belege ). Zweimal deutet der Dichter die Kontaktaufnahme so knapp an, daß sich der 121 Bei der sllppliCOlio des Priamos schiebt der erregte Achill den Greis zunächst fort (Horn. 11 . 24,508), allerdings ohne den Körpcrkontakt abzubrechen, der rur den Erfolg e iner supp/icatio gegenüber Feinden unentbehrl ich ist (s. GOULD [1973]). Erst als er sich wieder gefaßt hat, richtet er Priamos auf, gibt ihm Hektor frei und setzt ihm ein Mahl vor (Horn. 11 .24 ,5 13-627). Auch in der Phäakenszene reagiert der Gastgeber nicht sofort auf die Binen . sondern muß erst von einem Anwesenden dazu aufgefordert werden (Ho rn. Od. 7,1 59- 166). Dann aber folgt die Reaktion dem bekannten Muster: Der Hausherr richtet den Kauernden auf und fuhrt ihn zur Bewirtung (Horn. Od. 7,1 67- 17 1). 122 Hermes bei Kalypso, Horn. Od. 5,87-91 : Serranus bei Marus. Si\. 6.81-89. 123 Nestor in Phthia, Horn. 11. 11 ,777f. ; Telemach bei Nestor, Ho rn. Od . 3,34-37: Telemach bei Mcnelaos, !-Iom. Od. 4,43; Odysseus bei Autolykos. Horn. Od. 19.414-417 ; Argonauten bei Phineus, A.R. 2. 197·205 (bei der Rede des aus de r Ohnmacht erwachenden Phincus handelt es sich weniger um eine Begrüßung al s um e ine slIpplicatio). vgl. außerdem V. 2,428f. (die übrigen Argonauten erheben sich zur Begrüßung der Boreaden, die von der Jagd auf die Harpyien heimkehren . Thelis bei C hiron. Sial. Ach. 1, 122-1 25 . Vgl. dazu auch V. 1, 172f. (Begrüßung von Ach il1 und Thetis); Pluto und Proserpina. C laud. rapl. Pros. 2.308 und 3 14f. (hier begrüßen die Bewohner der Unterwelt das einziehende Brautpaar). 124 Kombination: Presbeia zu Achil 1. Horn. 11 . 9 ,193·199; Athene bei Telemach, Hom. Qd. 1. 119- 125; GeHihrten des Odysscus bei Kirke, Horn. Od. 10.230f.; Odysseus bei Kirke, Horn. Od. 1O,3 12 f.; Odyssc us bei Eumaios. !-Iom. Od. 14.37-49; Telemach bei Eumaios, Horn. Od. 16. 12 -29: Jason bei Aietes. A.R. 3.253-268 (die erste Ko ntaktauf· nahme findet hier zwischen Chalkiope und ihren Söhnen stall): Aeneas bei Hele nus, Verg. Aen . 3,347f. ; Aeneas bei Euander. Verg. Acn. 8, 107- 174; Tydeus und Po lyne ikes bei Adrast, Slat. Theb. 1,438-4 73 und 5\0·5 12 ; Odysseus und Diomcdcs bei Lycornedes, Sta l. Ach. 1,728·740. Argonauten bei Cyzicus, Val. Flae. 2,636-649. Argonauten bei Phineus, Val. Flac. 4.43 3-464 . Ab v. 4.460 geht die Begrüßu ngs rede des Phineus in eine a n d ie Gäste gerichtete slipplicatio über.

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genaue Hergang nicht bestimmen läßt. 125 Die Begrüßung fehlt in Szenen, in denen der Gast unmittelbar zuvor eine Einladung erhalten hat (4 Belege)126 oder wenn die Erzählung erst während des Mahl s einsetzt (3 Belege 127). Die Gesten, mit denen sich Gast und Gastgeber begrüßen, bestehen in den meisten Fällen aus e inem Geleit zum Festplatz bzw. in das Innere der Behau sung. Dieses erscheint in lIias und Odyssee nur wenig häufiger als in der späteren Epik (i n 7 von 10 homerischen sowie in 6 von 10 nachhomerischen Szenen mit Begrüßungsgesten)128 und wird in einigen Fällen mit einem Handschlag kombini ert. 129 125 Argonauten bei Lykos, A.R. 2 ,755 -758; Bewinung des Bacchus du rch Falemus, Sil . 7, 174- 177: cepere mlelllem / jimlOsi postes et rifll pallperis aevi / allte focos meflsae; laetlls nee sel/serat hospes / adl'enisse deum. 126 I. Machaon bei Nestor (Nestor hat Machaon zuvor auf seinem Wagen vom Schlachtfeld gerettet. Horn. 11. 1I ,597f.• so daß eine Begrüßung bei der Ankunft nicht e rforde rl ich ist); 2. Die Argonauten beim Abschiedsmahl (zuvor gemeinsame Vorbereitungen fU r die Abfahn mit Opfer und Weissagung des Idmon , A.R. 1,317-449. Eine Begrüßung ist daher zu diesem Zeitpunkt nicht erforderlich); 3. Argonauten auf Lemnos (zuvor Einladung durch die Botin Iphinoc, Val. Flac. 2,326f.); 4. In Kolchis haben die Gesandten der Argonauten schon im Sol tempel mit Aietes verhandelt, Val. Flac. 5,534-54 1, so daß der König die Helden bei ihrer Ankunft im Palast nicht mehr eigens begrüßt. In fUnf Szenen gehen Einladung und Begrüßung des Gastes ineinander über: I. Agamemnon und d ie griechischen Heerftihrer (zuvor während der Heeresversammlung allgemeine Aufforderung zum Mahl , Hom. 11. 2.381-385. anschließend eine verbale Einladung an ei nzelne Gäste, Hom. 11 . 2,404-407). VgL in dieser Szene auch das in der Anti ke berühmte e igenmächtige Erscheinen des Menelaos (Horn. 11. 2,408f.), auf das Sokrates in Platons Symposion anspie lt ( Plat. symp. 174b·c, bes. 174cl -3: avoia\llTO LOU ~ E \lOU Kai EOTLCWTOS" TaU ' Aya ~E ~\l O\101j: O:KA'lTO\l EnOi'lOE\I t M CWTO T~)\I M E\lEAEW\I

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901'1v). zum Zusammenhang s. ROWE [1998) 131 ; 2. Die Achäer fUhren Aias nach seinem Sieg im Zweikampf zum Zel t des Agamemnon, Hom. 11 .7,31 1f.: Das Geleit bedeutet hier Einladung und (nonverbale) Begrüßung in einem; 3. Agamemnon ftihn die griechi schen HeerfUhrer in sein Zelt, um mit ihnen über das Verhal ten gegenüber AchilI zu beraten, Horn. 11. 9,89f., auch hier bildet das Gelei t zug leich Einladung und Begrüßung; 4. Telemach fiJhn Theoklymcnos, den er zuvor getroffen hat. in sein Haus. so daß Ei nladung LInd (nonverbale) Begrüßung ine inander übergehen, Horn. Gd. 17,84; 5. Jason forden die Argonauten, die mit ihm am Strand versammelt sind, zum Mahl auf, Val. Flac. 1,250f. 127 Dido und Aeneas (zuvor Einladung, Verg. Aen. 1,627, die Szene selbst beginnt wahrend des Mahles); Kleopatra und Caesar (zuvor Bündnis zwischen heiden, Lucan. 10,104· 106. die Szene setz t ein, al s das Mahl schon begonnen hat); Hannibal und die Capuaner (zuvor Ei nzug in Capua und Maßnahmen gegen die romfrcundliche Pane l. Sil. 11 ,222-258). 128 Hom. 11. 9, 199 (Presbeia); Horn. 11. 11,777f. (Nestor und Odysseus in Phthia); Hom. Gd . 1,125 (Athene/Mentes bei Telemach); Horn. Qd. 4,43 (Telemach bei Menelaos); Horn. Gd. 10,23 1 (Kirke ruft die Gefllhnen des Gdysseus ins Haus, worauf diese ihr

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2. Die Typik der Gasllnahlszene

Obwohl Parallelen zum erfolgreichen Absch luß einer fonnellen supplica/io bestehen, bei der der Überl egene ebenfalls die Hand des Gegenübers ergreift und ihn ggf. zu seinem Platz fUhrt, so llten beide Vorgänge unterschieden werden. Der wohlwollende Händedruck, mit dem der am Boden Liegende aufgerichtet wird, dient bei der supplico/io ni cht nur als Willkommensgruß, sondern vor allem als symbolische Zustimmung zu der vorgetragenen Bitte. l3o Das Geleit rur den Gast fehlt bei vier Gelegenheiten, bei denen ein geliebter Besucher stattdessen mit besonderer Herzlichkeit begrußt wird (Eumaios küßt den heimkehrenden Telemach, Horn. Od. 16, 190; Amph ithe. küßt ihren Enkel Odysseus, Horn. Od. 19,416f.; Ch.lkiope hebt freudig die Hände und wird von ihren Söh nen umannt, A.R. 3,256-259, Ach ill umannt Thetis, Stal. Ach. 1, 17 1-1 73 : Hier handelt es sich um die zweite Ankunft innerhalb einer Gastmahlszene), sowie in zwei weiteren Gastmäh lern, bei denen der Gast ni cht an der Tür gewartet hat, und wo daher jeweils nur das Niedersetzen in Verbindung mit einem Handschlag und ei nem Willkommensgruß (Telemach bei Nestor, Horn. Od. 3,34f.) oder nur mit einer Begrußungsrede beschrieben wird (Hennes bei Kalypso, Horn. Od. 5,9 1). 131 folgen. Eine körperliche Berührung schei nt damit nicht verbunden zu sein); Horn. Od. 10,313 (Kirke ruft Odysseus ins 1·laus, welcher der Einladung folgi ); Horn. Od. 14,48f. Hinzu kommen Horn. 11. 7,3 11 f.; Horn. 11 . 9,89f. ; Horn. Gd. 17,84 (Einlad ung und Begrüßung gehen ineinander über). Nachhomerische Belege: Verg. Aen. 3.347; Verg. Aen. 8,122- 125 ; Stat. Theb. 1.5 10-512 ; Stal. Ach. 1.125: Stat. Ach. 1,740; Argonauten bei Cyzicus, Val. Flac. 2,649. Hinzu kommt e ine Szene, in der nicht der Gast, sondern eine Nebenfigur ins Haus geleitet wird: Horn. 11. 24,577 (der Herold des Priamos wird in das Zelt des Achil1 geruhrt) sowie e ine Szene, in der das Geleit des Gastes im Anschluß an eine slippliCOlio erfolgt: S il . 8,75 (Anna fleht Aeneas und lulus an). 129 Nestor in Phth ia, Horn. lI . 11,778; Athene bei Telemach, Horn . Gd. 1,121 ; Aeneas bei Euander, Verg. Aen. 8, 124. Der Händedruck find et sich ohne Geleit außerdem bei der Ankunft des Te lemach bei Nestor (Horn. Gd. 3,35-37) und bei der Begrüßung des Gdysseus durch Autolykos und seine Söhne, Horn . Od . 19,41 5. Vgl. außerdem die Ankunft des Patroklos bei Nestor (H orn. 11. 11 .646: es handelt sich hier nicht um die Begrüßung von Gast und Gastgeber, sondern um die zweite Ankunft innerhal b der Bewinung des Machaon). 130 S. die Hikesie des Priamos, bei der Achill den Greis schließl ich aufrichtet. Damit wird dieser nicht nur a ls Gast akzeptiert, wie er offenbar selbst annimmt, da er wei ter auf die Freigabe Hektors insistiert (Horn. 11. 24,553-557), sondern AchilI deutet mit der Geste zug leich sei ne Bereitschaft an, auf den Wunsch des Priamos einzugehen, so daß er weitere Bitten gereizt ablehnt (Horn. 11 . 24,5 59-56 1). 131 Eine feste Regel läßt sich aus diesen Fällen nicht ableiten. vgl . die Presbeia zu AchilI, bei der die Gesandten das Zelt ebenfalls unaufgefordert betreten, dann aber von Achi!1 ausdrücklich weiter ins Innere geruhn werden, Horn . [1 . 9, 199.

2. Die Typik der Gastmahlszene

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Bei zwe i Gelegenheiten bekundet der Gast se ine friedferti ge Absicht, indem er einen Ölzweig in der Hand trägt, s. Aeneas bei Euande r (Verg. Aen . 8.1 15f.) und Odysseus bei Lycomedes (Stal. Ach . 1,727).

b) Begrüßung durch Reden In 12 von 15 Szenen, die eine verbale Begrüßung enthalten, spricht zuerst der Wirt den Besucher an. tJ2 Bei Homer heißt er ihn freundlich willkommen und zeigt in drei von fUnf Szene n auch unmitte lbares Interesse an der Herkunft und dem Anl iegen des Gastes. 1JJ Die Beantwortung dieser Fragen wi rd jedoch immer au f die Zeit nach dem Mahl verschoben , so daß fremde Besucher - di e bei Homer nur in der Odyssee erscheinen - ihr Inkognito zunächst wahren können. In der nach homeri schen Epik dagegen bleibt die Identität eines Besuchers nur in einem einzigen Fall (be i der Bewirtung des Bacchus im siebten Buch der Punica) bi s zum Ende der Nahrungsaufnahme geheim, um danach in ei ner Epiphanie umso eindrucksvoller enthüllt zu werden (S il. 7,194J 98).134 In allen anderen Fällen handelt es sich entweder um bekannte Gäste (7 Belege),m oder der Wirt erfa hrt den Namen oder wenigstens die Her132 Ausnahmen bilden die Besuche der Gefährten des Odysseus (Horn. Od. 10,229) und des Odysseus selbst bei Kirke (Horn. Od. 10.311), bei der die Besucher durch Rufen auf sich aufmerksam machen, ohne jedoch e ine längere Rede zu hahen. Mit ei ner spontancn Ansprache leitet nur Odysseus den Kontakt zu seinem Wirt Lycomedes e in. Stat. Ach. 1.728-737. Diese ist unter anderem der Presbeia zu AchilI (Horn. 11. 9,185-668) nachgebildet. in der Odysseus bei der Unterhaltung nach dem Mahl ebenfalls a ls erster das Wort ergreift (Horn. 11 . 9 ,222-225: O\/'TC1P tlTE\ rr 60\~ Kai i:Srrruos t; lpov EVTO. I veüo ' Aiac; 4>olvllc:t· VOI)OE SE Si~ ·OSUOOEUs. I rr;'noauevos S'OiVOLO Strrac; SeiSEKT' 'AXLAt'ja' I ))xa ip·. 'AXLAeii... ((). Ein wei teres Vorbild der S7.ene bildet der Besuch des Aeneas bei Euander. der. ähnlich wie Diomcdes und Odysscus in der Achi lleis, auf der Suche nach VerbOndclen für einen Feldzug ist. Vgl. v.a. Verg. Aen. 8, 11 5f. (Reaktion des Aeneas auf die Frage des !lallas): 111m paler Aeneas pl/ppi sie/alllS ab 0/10 I paciferaeqlle mallli mmllm praetelldil o/il'{le ... und Stal. Aeh. 1.726f.: ipso portarum in /imine regem leernil et osle/l.s(1 pacem prae/oflls o!iva .... Der Ö lzweig als Friedenssymbol findet sich nur in diesen beiden Gastmahlszenen. 133 Athene bei Telcmach. Horn. Od. 1. 123f.; Hermes bei Kalypso, Horn. Od. 5.87-90; Odysscus bei Eumaios, Horn. Od. 14,45-47. 134 In der Bewirtung des Tydeus und Po lyneikes. die insgesamt stark an ho merische B~uehe angelchnt ist, erfolgt vor dem Mahl nur eine grobe Identifikation des Tydeus (Stat. Theb. 1,452-465), während genauere Angaben erst im Anschluß an d ie Beköstigung gegeben werden (Stat. Theb. 1,676-68 1). 135 Abschiedsmahl der Argonauten (A.R. 1,336: cp!AOL und Val. Flae. 1.242 : socil), Die ArgonaUlen erschei nen in Begleitung der Phrixossöhne im ko lehische n KOnigspalast, wo diese sogleich von Medea und Chalkiope erkannt werden (A. R. 3.253-267). Die Vo rste llung der Argonauten erfolgt erst nach dem Mahl, wi rd aber nicht wie bei Homer a ls

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2. Die Typik der Gastmahlszene

kunft des Fremden schon vor dem Mahl (14 Szenen).I36 Auch der Charakter der BegrOßungsreden des Wirtes, für die wir 7 nachhomerische Belege besitzen, ändert sich: Während sie bei HorneT immer von Gastfreundschaft geprägt sind, tragen in der nachhomeri schen Epik nur die Anreden einen durchgehend freundlichen Charakter, die an einen bereits identifiz ierten Gast gerichtet sind. 137 In den beiden anderen Szenen überwiegen anfangs Mißtrauen oder Unwillen , die sich erst dann legen, wenn der Wirt nähere Informationen über den Besucher erhalten hat. U8

Gesprlich zwischen dem Fremden und dem Wirt gestaltet, sondern in den Erlebnisbericht der Phri xossöhne integriert. A.R. 3,320-366); Aeneas bei Helenus (Verg. Acn. 3.306-3 t 2: Andromaehe erkennl Aeneas); Serranus bei Marus (Si\. 6.77); Anna bei Aeneas (Sil . 8,7 1f. ); Thclis bei Chiron (Sial. Ach. 1,121-123). 136 Argonauten bei Ph.ineus (A.R. 2. 194- 196: Phineus identifiziert die Argonauten aufgrund seiner Seherkraft und A.R. 2,2 15-239 : Phineus stellt sich selbst den Argonauten vor. die ihn daraufhin vo n den Harpyien befreien und ihn bewirten sowie Va\. Flae. 4.433 f.: Phineus erkennt die Argonauten aufgrund sei ner Sehrkraft; Val. Flae. 4 ,436-464 : Ph ineus stellt sich sel bst vor); Argo nauten bei Lykos (A.R. 2.752-754 : Als die A rgonauten eintreffen, hai Lykos bereits erfahren, daß sie den Bebrykerkönig Amykos getötet haben): Argonauten und Phrixossöhne (A. R. 2, 1141 - 11 56: Auf Jasons Frage ste llt Argos sich und seine Brflder vor und nennt auch ihre Namen): Jason bei Aietes, (Val. Flac. 5.47 1-5 18: Jason stellt die Argonauten vor); Aeneas bei Dido (Verg. Aen. 1.522-558: lIioneus stellt Dido die Trojaner beim Gesprach am Tempel vor und erwähnt auch Aeneas. Verg. Aen. 1,595-6 10 : Aeneas tritt aus der Wolke und stellt sich selbst vor); Aeneas bei Euander (Verg. Aen . 8. 11 7- 120: Aeneas stellt sich Pallas vor); Caesar bei Kleopatra (Luean . 10.107 : Vor der Mahlszene kurz erwähnte Verhandlungen mit dem Bruder der Kleopatra); Hannibal in Capua (S il. 11 .222-258 : Einzug in Capua und Ause inandersetzung mit der romfreundlichen Partei vor der Mah lszene); Tydeus und Polynei kes bei Adrast. (Stal. Theb. 1.452-467 : Vorstellung des Tydeus. Die Vorstellung des Po lyneikes wird von Adrast zunäch.st unterbrochen und nach dem Mahl nachgeholt, Slat. Theb. 1.676-68 1); Odysseus und Diomedes bei Lycomedes (Stat. Ach. 1.730-733); Argonauten auf Lemnos (Val. Flac. 2.322-325 : Lemnierinnen erkennen die Argonauten aufgrund der Weissagung der Polyxo); Argonauten bei Cyzicus (Val. Flac. 2.636-648: Cyzicus erkennt die Argonauten als Griechen); Hochzeit von Pluto und Proserpina (Claud. rapt. Pros. 2,204 Pluto raubt Proserpina beim Blumenpflücken). 137 Chalkiope bei der Ankunft der Argonauten in Kolchis. A.R. 3,260-267 (Der Hauplgaslgeber Aietes dagegen greift nicht aktiv in die Begrüßung ein); BegrOßung durch Helenus, Verg. Aen. 3.34 7f. ; BegrOßung des Serranus durch Ma rus, Sil. 6.77-89; Odysseus und Diomedes bei Lycomedes, Stat. Ach. 1.738-740: Argonauten bei Cyzicus. Val . Flac. 2.639-648. 138 Ankunft bei Euander. Verg. Aen. 8.1 10- 114; Ankunft bei Adrast, Stal. Theb. 1.4 38-473 .

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VI) Der Platz bei Tisch Der Platz bei Tisch wird in 29 von 40 Szenen erwähnt und bildet damit eines der am häufigsten beschriebenen Details in epischen Gastmahlszenen . 139 Bei Homer wird, sofern der Dichter nähere Angaben macht, stets sitzend gespeist, wobei die Helden der Ilias auf einem KAtOIlOS oder einem QUPPOS Platz nehmen, während die Gäste in der Odyssee in der Mehrzahl der Fälle (6 von 10 odysseischen Szenen, in denen der Platz bei Tisch erwähnt wird) einen 6povoS erhalten. Kirke stellt ruf die Geflihrten des Odysseus außer den 6povo t auch KAtOIlOI bereit; in der Theoklymenosszene erscheint nur ein KAtOllOS. Horn . Od. 17,90. Nur wenn das Mahl im Freien ( I Beleg: Nestor, Horn . Od. 3,37f) oder unter betont ärmlichen Bedingungen stattfindet (2 Belege: Eurnaios, Horn . Od. 14,49-51 und 16,46-48), erhalten die Besucher statt eines Stuhles oder Sessels ein auf den Boden oder auf Rei sig gebreitetes Fell, wobei aber auch hier offenbar die aufrechte Haltung der Speisenden vorausgesetzt wird (5. Horn. Od. 3,37:'iOpvoev, Horn Od. 14,79 (über Eurnaios): aVTiov TI;,v; Horn. Od. 16,48: KaeE~ET '). In nachhomerischer Zeit scheint sich eine liegende Position beim Mahl durchzusetzen , wobei viele Szenen allerdings keinen Aufschluß über die gena ue Körperhaltung geben. Mit Sicherheit liegend speisen die Gäste in t J

139 Es hande lt sich um folgende Szenen: Presbei a zu Achill (Horn. 11. 9.200); Machaon bei Nestor (Horn. 11. 11 .623); Nestor und Odysseus in Phthia (Horn. 11 . 11,778); Prianlos bei Achi ll (Horn. 11 . 24.553 , in der Rede des Priamos; V. 24,578 bezieht sich ofrenbar a ur den Sitzplatz des Herolds); AthenelMcntes bei Telemaeh ( Horn . Od. 1. 130135); Telemaeh bei Nestor (Horn. Qd. 3.35-39); Te lemach bei Menelaos (Horn. Od. 4,5 1); Hermes bei Kalypso (Ho rn. Od. 5.85r.); Odysseus bei den Phäaken (Hom. Od. 7, 167-171); Gef"ähnen des Odysseus bei Kirke (Horn. Od. 10.233); Odysseus bei Kirke ( Hom. Od. 10,3 14 f.); Odysseus bei Eumaios (Horn. Od . 14,49-5 1); Telemach bei Eumaios (Horn. Od. 16,46-48); Theoklymenos bei Telcmaeh (Hom. Od. 17,90); Abschiedsmahl der Argonauten (A .R. 1.45 3-455); Argo nauten bei Phi neus (A. R. 2,305 und 309f.); Aeneas bei Dido (Verg. Aen. 1,697·700); Aeneas bei Euander (Verg. Acn. 8.176·178); Caesar bei Kleopatr3 (Lucan. 10.122- 126: Ausstattung der Liegen und 136f. Platz der Mahlteilnehmer); Senanus bei Marus (Si l. 6,89r.); Bacehus bei Falemus (Si!. 7,176); Hannibal in Capua (Sil. 11,272-274); Tydeus und Po lyneikes bei Adrast (St3t. Theb. 1,525-528); Odysseus und Diomedes bei Lycomedes (Stal. Aeh. 1,756 und 760); Ab-schiedsmahl der Argonauten (Val. Flae. 1,252f.); Argonauten aur Lcmnos (Val. Flac. 2,342·347); Argonauten bei Cyzicus (Val. Flae. 2,651: die Darstellung des Sitzplatzes P.ill t hier mit der sehr knapp gehaltenen Raum beschreibung zusammen): Argonauten bei Phineus (Val. Flac . 4,53 Ir. und 535); Jason bei Aietes (Val. Flac. 5,57 1: Jason speist ofrenbar neben Aietes. Der Text ist allerdings umstritten, vgl. dazu unten Anm . 148).

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der 22 nachhomerischen Szenen,l 40 mit Sicherheit sitzend speisen nur die Argonauten bei Phineus (A.R. 2,305) und die Trojaner bei ihrem Besuch bei Euander (Verg. Aen. 8, 175-178). Da Euander in dieser Szene als Repräsentant eines archaisch-ehrwürdigen Lebensstils erscheint, fUgt sich die auffällige Anlehnung an homerische Tischsitten hier gut in den Zusammenhang ein. Daß es sich um eine bewußte Anspielung handelt, kann der Leser aus weiteren Parallelen schließen , die den Aufenthalt des Telemach bei Nestor als primäres Vorbild ausweisen, s. z. B. die aktive Rolle der Söhne zu Beginn (Horn. Od. 3,36-42; Verg. Aen. 8, 110-125), den Gang vom Opferplatz zum Haus (Horn. Od. 3,386f.; Verg. Aen. 8,306f.) und die Tatsache, daß sowohl Pei sistratos als auch Pa lias den Gast bei der Weiterreise begleiten (Horn. Od. 3,481-483; Verg. Aen. 8,587f.). Die sorgfälti ge Ausstattung des Sitzplatzes bzw. der Tischliegen, die in 21 der 29 Erwähnungen näher präzisiert wird, kennzeichnet in homeri schen wie nachhomeri schen Szenen die Lebensverhältnisse des Wirtes und die Aufmerksamkeit, die dem Gast zuteil wird. Bei Horner erhält er einen »schimmernden« oder »kunstvo llen« Stuhl, der in zwei Fällen (bei den Phäaken, Horn. Od. 7, 162f. und bei Kirke, Ho rn . Od. I O,366f.) ausdrücklich aus Silber besteht oder, unter besonderen Bedingungen, ein ))dichtes« bzw. »weiches« Fell als Unterlage (Horn. Od. 3,37f.; Horn. Od. 14,49-51 ; Horn. Od. 16,46f.). In der lateini schen Epik dagegen verlagert sich das Interesse der Dichter stärker auf die Decken und Kissen, mit denen die Tischliegen bedeckt sind, wobe i besonders Purpurstoffe hervorgehoben werden (5 der 13 lateinischen Szenen, in denen der Platz bei Tisch erwähnt wird). Der Purpur gi lt im römischen Kulturkreis als Statussymbol , in der Kai serzeit besonders rlir den princeps14 1 und kommt daher nur bei königlichen sowie dem ausdrücklich als )königsgleich« (Si!. 11 ,271) bezeichneten Mahl in 140 Es handelt sich um die Argonauten beim Abschiedsmahl in lolkos (A.R. 1.453455 und Val. Flac. 1.252f.) sowie in der lateinischen Epik um die Trojaner bei Dido (Verg. Aen. 1.697-700, wobei sich Dido offenbar gelegentl ich aurrichtct, s.u. S. 158f.); Caesar bei Kleopalra (Lucan. 10. 13M.); Sermnus bei Marus (der allerdings schon aufgrund seiner Verwundung zum Liegen gezwungen iSI. Si1. 6,89f.): Hannibal in Capua (Sil. 11 ,272-274); Polydeukcs und Tydeus bei Adrast (hier liegen mil Sicherheit nur die Gäste, wAhrend Adrast selbst offenbar sitzend speist, Stat. Theb. 1.525-527); Odysscus und Diomedes bei Lycomedes (Slat. Ach. 1,756, vgl. 1.763): Jason auf Lemnos (Val. Flac. 2,342 und 34M.); die Argonauten bei Cyz.icus (Val. Flac. 2,651); die Argonauten bei Phineus (Val. Flac. 4,530 und 535). 141 Diese Tendenz läßt sich historisch schon bei hellenistischen Herrschern nachweisen, kommt a llerdings in den Gastmahlszenen der hellenistischcn Argonautika nicht zum Ausdruck . S. REINHOLD ( 1970) 48-5 1.

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Ca pua vor. Dieselbe Wertschätzung zeigt sich schon in den homerischen Epen, wo der kostbare Stoff ebenfall s den höheren Kreisen vorbehalten ist, doch erscheinen hier purpurfarbene Ki ssen nur zweimal als Sitzge legenheit (bei AchilI , Ho rn . 11. 9,200 und Kirke, Horn . Od. IO,352C).''' Bei Apollonios werden sie gar nic ht erwähnt. l44 Obwohl die lateini schen Dichter also im Vergleich zu Homer deutlich mehr Wert auf den Purpurstoff als Schmuck des Festsaals legen, knüpfen sie an lIias und Odyssee an, indem sie besonders den schimmernden Glanz hervorheben, der auch bei den homeri schen Stühlen und Sesse ln betont wird. Das Material, aus dem die Sitze bestehen, beschreiben die Epiker all er Epochen regelmäßig, wenn es sich um eine schlichte Einrichtung handelt, wie bei dem Opfer des Nestor am Strand und dem Hereules fest des Euander sowie den Bewinungen bei dem bescheiden lebenden Euma ios - die Gäste ruh en in di esen Szenen au f Fe llen, aufG rasbänken und e inem Ahornthron oder beim Abschiedsmahl der Argonauten. l 45 Edle Materialien werden dagegen nicht immer spezifiziert, sel bst wenn die sonstige Ausstattung des Raumes auf ein prächti ges Mobi liar schl ießen läßt. Horner spri cht nur in zwei von vierzehn Szenen, in denen er den Platz be i Tisch darstellt (Odysseus bei den Phäaken, Horn . Od. 7,162f. und Odysseus bei Kirke, 142 Verg. Aen. 1.700 (Aeneas bei Dido); Luean. 10, 123- 126 (Cacsar bei Kleopalra); Sil. 11 . 273 (Hannibal in Capua); Stal. T heb. 1,5 17 (Tydeus und Polyneikes bei Adrast), Val. Flae. 2,342 (Argonauten auf Lcmnos). 143 Außcrhalb einer Gastmahlszene befiehlt einmal Euryk lcia dcn Mägden, purpume Sioffe auf die Stühle zu legen. bezeichnet dies jedoch ausdr1lcklich als Maßnahmen rur cin Fest (Horn. Od. 20.\50-156; lv Tl ep6volo' EUlTOIT1TOIOI TOlTnTOS: / ßOhhETE lTOPqluptOVi; [... ) (mi Koi nöolv topTli). Telemaeh dagegen halle AtheneiMentes bei der Bewinung offenbar keine PurpurstofTe angeboten, s. Ho rn. Od. 1. 130f. STULZ ( 1990) 115 deulel die Anordnung der Eurykleia daher als Ausdruck ihrer Freude Ober die Heimkehr des (zu diesem Zeitpunkt .. l1crdings noch verkleide tcn) Odysseus. Mehrfach ersche inen Purp urslOffe dagegen als Ausstßltung des für den Gast bereitgestel hen Beues. vgl. das Nachtlager rur Phoinix bei Aehil1 . HOnl. 11. 24,644f.• rur Telemaeh am span anischc n Königshof. Horn. Od. 4,298 und fUr Odysse us bei den Ph!l.aken. Horn. Od. 7,337. Zu Purpurgewändem bei ~I omer s. BLUM ( 1998) 68-75 und STULZ ( 1990) 98- 114. 144 Purpurstoff erscheint in den Argonautika des Apollonios jedoch als Material für kostbare Gewänder. s. den Mantel Jasons (A .R. 1,721-767), den purpurfarbenen Peplos, den er von Hypsipyle erhalten hat (A.R. 4.423-434) sowie das Purpurgewand der Mcdea (A .R. 4. 1661 - 1663). 145 Ho rn. Od. 3.38 (weiche Felle); I-Iom. Od. 14,49f. (Laub mit einem darubergebreiteten Ziegen fell) ; Horn. Od. 16.47 (Laub mi t darube rgcbrei tetem Fell); Verg. Aen. 8, 176178 (Blinke aus Gras, ein mit einem Löwenfell bede<:kter Thron aus Ahornholz). In den beto nt einfachen Gasmlahlszenen feh lt eine Beschreibung des Sitzplatzes nur bei der Bewinung des Bacchus durch FaJemus. Si l. 7. 17 1-205.

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HaITI. Od. 10,366f.), ausdrücklich von silbernen Stühlen, Apollonios verzichtet ganz darauf. In der lateinischen Epik bestehen die kostbaren Ti schliegen, wenn sie näher beschrieben werden, ni cht aus Silber, sondern aus Gold (2 Belege: Didos und Cyzicus' Mobiliar, Verg. Aen. 1,697f. und Val. Flac. 2,65 1) und können mit Edelsteinen besetzt se in (2 Belege: Palast der Kleopatra, Lucan. 10,122, und des Cyzicus, Val. Flac. 2,651). Die Darstellung geht jedoch ni cht in s Detail, sondern dient dazu, zusammen mit der Ekphrasi s der Räumlichkeiten in impressioni stischer We ise die beim Mahl vorherrschende Atmosphäre zu kennzeichnen. Die punktuelle Erzähltechnik zeigt sich auch darin , daß sich in keinem Fall die genaue Sitzordnung aller Personen rekonstruieren läßt. Von den 40 untersuchten Szenen finden sich nur in 16 nähere Angaben zur räumlichen Verteilung der Figuren, die sich alle auf wenige Protagonisten, nicht aber auf ebenfalls anwesende Nebenfiguren beziehen. In der lIias sitzen Gast und Gastgeber, wenn sich die Anordnung näher bestimmen läßt, einander gegenüber (2 von 7 iliadischen Szenen; Achill und Odysseus, Horn. 11. 9,2 18f.; Achill und Priamos, Horn. 11 . 24,597f.), während der Besucher in der Odyssee entweder neben dem Hauptgastgeber (3 Belege: Athene bei Telem.eh, Horn. Od. 1,132-135; Telem.eh bei Nestor, Horn. Od. 3,36-39; Odysseus bei den Phäaken, Horn. Od. 7, 167-1 7 1) oder ihm gegenüber Platz nimmt (2 Belege: Eumaios und Odysseus, Horn . Od. 14,79; Eumaios und Telemach, Horn. Od. 16,53: hier setzt sich Eumaios dem Odysseus gegenüber). Bei der Bewirtung des Theoklymenos durch Te lemach wird nur der Sitzplatz der Pene lope angegeben, die sich mit ihrer Spinnarbeit den Münnern gegenübersetzt (Horn . Od. 17,96f.), ohne am Schmaus teilzunehmen . l46 Beide Varianten der Si tzordnung kommen unabhängig von der beim Mahl herrschenden Sti mmung vor, so daß sich daraus kei ne Rückschlüsse auf das Verhältni s der Figuren zueinander ziehen lassen. In den hell eni sti schen und lateini schen Szenen befinden sich Gastgeber und Gast nur beim Mahl des Adrast in homeri scher Weise ei nander gegenüber (Stat. Theb. 1,527f. parte alia) . Dieses Bankett weist auch andere Parallelen zu homerischen Gastmählern auf, welche offenbar direkt aus der Odyssee ohne Venn ittlung durch Vergil oder andere Vorgänger übernommen sind. 147 Es dürfte sich daher um eine bewußte Anspi elung handeln , die 146 Dennoch verfo lgt sie das Geschehen und eröffnet die Unterhaltung nach de m Mahl , Born . Od. 17, 100- 106. 14 7 Vgl. v.a. das in der lateinischen Epik nur von Statius geschilderte Aufstellen der Tische im Festsaal (StaL Theb. 1.5 19: [sc. mi1lis/romm) pars /eretis lemre ma1l11 oe dü-

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allerdings dadurch abgeschwächt wird, daß die Gäste nach römi scher Sitte liegend speisen. Die Anordnung der Gäste nebeneinander und neben dem Gastgeber wird in nachhomerischer Zeit nur bei zwe i Gelegenheiten, dem Abschiedsmahl der Argonauten bei Apollonios (AR. 1,455 : K€KAIVS ' E~Ei 'l S:) sowie - in einer kurzen Andeutung - beim Gastmahl des Aietes in Kolchi s erwähnt (Val. Flac. 5,571 iU,Xla).1 48 In zwei weiteren Fällen, beim Gastmahl der Dido und dem ausdrücklich darauf anspielenden Bankett auf Lemnos speist jeweils ein Protagonist (D ido als Gastgeberin bzw. Jason als Gast) »in der Mitte(( (Vcrg. Acn. 1,697f. und Val. Flac. 2,346f.), wobei offenbar an ein Triklinium gedacht ist, bei dem sich der Ehrenplatz auf der mittleren Liege befindet. '49 Wirklich »in der Mitte(( seiner Besc hützer sitzt der von den Harpyien erlöste Phineus bei Valerius Flaccus - eine Besonderheit, die wohl durch eine entsprechende Formulierung bei Apollonios angeregt ist (Val. Flac. 4,531 f., vgl. A.R. 2,309). Ohne räumliche Angabe hebt Valerius Flaccus ferner den Ehrenplatz des Herakles beim Abschiedsmahl in lolkos hervor, wo der Held als einziger nicht im Gras, sondern auf einem Kissen speist. 'so ponere mensa~. s. auch S13I. Ach. 1,741 r.), das dem in der Odyssee verwendeten Fonnelvers Trape 5E ~ECn1 V h aVUOOE Tpamt;aV entspricht (Hom. Od. 1,138; Horn Od. 4.54. vgl. Horn. Od. I0,354r. über die Dienerinnen der Kirke: I) 6' ETEprJ TrP0TrOPO,6E 6p6vwv h iTa LvE TpaTret;as I apyvpea S). 148 (über Aietes): Imerea laelo patitur cOfl vivia vI/lw {CI//IU in der Ausgabe von EHLERSl l er i,Ufa Aesonide" mag flo cralere locessil (Val. Flae . 5,570r.). Der einheitlich überliererte Ausdruck i/L"!:la, den EIILERS (1980) in Übereinstimmung mit LANGEN ( 1896) und MOZLEY ( 1958) in den Tcxt nimmt, und der aur eine Sitzordnung ))nebeneinander« hindeutet, wird neuerd ings von WIJSMAN ( 1996) ad loc. und CAVIG LIA (1999) 526. angezweirelt. Diese stoßen sich an der Wiederholung der Präposition in V. 5.572 und konjizieren daher iustwn bzw.Jrusta. S. aber zu der Wendung iuxta Aesoniden LANGEN ( 1896) zu Val. Flac. 5.57 1: »Non eleganter ilL'Cla particula repetitur versu proximo, sed similia sa· epius apud Valerium reperiuntur, velut rcpetitur IlOtus (nalos) 1.1 49 seq.; cOllfillio 11 . 632 et 634: pectus 111 , 134 seq. ; lergo 254 St.'q.; paler IV, 5 16 seq.« 149 MARQUARDT ( 1886) I 304: »Der rur die Hauptpersonen der Gesellschaft bestimmte Platz aber, der sogenannte locus consl/laris, berand sich aur dem medius leclUs.« 150 Val. Flac. 1.252f.: mo/li ;'H'elles f undunIlIr in afga I conspicullsque loris TirynlhiUSo Die ausdrOckliche Erwähnung des Platzes, die aur eine entsprechende Bemerkung wahrend der Wahl des AnfUhrers bei Apollonios zuruckgehen dürfte (vgl. A.R. 1,341 [; n C.lTrn wav 5E VeOL 6paoVv ' HpOlcAi')a I n ~ e vov t v ~E O OOIO I ) , ist auffilllig. Während die Argonauten bei Apollonios an rangs dem Herakles die Leitung der Expedition über· tragen wollen - eine Ehrenstellung, die durch die genaue Lokalisierung des Sitzplatzes unterstrichen wi rd - ist bei Valerius Flaccus die FOhrungsrolle Jasons unumstritten. Es wllre also zu erwarten, daß hier Jason den Ehrenplatz beim Mahl einnähme. S. zum Verhilitnis von Jason und Herakles Rl POLL ( 1998) 90: »Le part i suivi par Valt~rius consiste ä

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Die größere Vielfalt bei der Sitzordnung in den lateini schen Szene n er~ gibt sich also hauptsächli ch aus der Auseinandersetzung der Dichter mit ih ~ ren griechi schen Vorgängern, die sie ennveder nachahmen oder von denen sie bewußt abweichen, indem sie z. B. auf die römi schen Trik lin ia anspielen. Trotz unterschiedlicher Ausgestaltung gehört das Element VI »Pl atz bei Tisch« in der lateinischen Epik genauso zu den regelmäßig wiederkehren~ den Elementen wie bei Homer und ApolIonios. VII) Das eigentliche Mahl a) Die Vo rbereitung des eigentlichen Mahles: Dienerschaft Die Tätigkeit der Dienerschaft, die in in sgesamt 33 von 40 Szenen er~ scheint, um faßt bei Horner gewöhnlich die Vorbereitung des Mahl s, die Bedienung der Gäste und in zwei Fällen (Odysseus bei den Phäaken, Horn. Od. 7,232 und Odysseus bei Eumaios, Horn. Od. 14,454f.) auch das Abräumen des Geschirrs. Wenn es sich um eine persönliche Atmosphäre han~ delt, oder wenn der Gastgeber nicht über eigene Di ener verfUgt, können diese Tätigkeiten in allen berücksichtigten Epochen auch vom Hausherm selbst, seinen Angehörigen oder Freunden übernommen werden . 151 amplifier para1Jclement la suprematie d ' Hercule en lant que heros el la prccminence de Jason en tant que chef, sans que I'une des deux amoi ndrisse [ ... ] la secondeß Die Bevor~ zugung des Herakles oder gar seine Wahl zum Anführer, von der beim Abschiedsmahl trotz seines Ehrenplatzes keine Rede ist. erscheint jedoch später in der erzürnten Rede des Telamon wie eine Tatsache. s. Val. Flac. 3,699-702. Solche. gelegentlich zu Ungereimtheiten fUhrende Anspielungen auf konkurrierende Sagenversionen. die Valerius in seiner eigenen Erzählung nicht realisiert. gehören zur Erdihltechnik dieses Dichters. vgl. die wechselnde Beurtei lung des Pclias (Val. Flac. 1.22f. und 1,71-73). d ie unterschiedlichen Aussagen Ober die Umstände von Hylas' Verschwinden (Val. Flac. 1,2 18-220 und 3.54555 1) sowie über die TodesumstlInde des Phrixos (Val. Flac. 1,43-50 und 5.224f.). A ugenfllllig ist d ieses Verfahren in de r Rede der Medea an den (wie bei Apollon ios) ci ngesehllifenen Drachen, die eine Anspielung auf die euripideische Version enthält . nach der der Drache getötet wurde. Val. Flac. 8,98f.: »qllam gmvida mme mole iaces. qlla", segnjs inertem I floms hobel! Nee le sollem. miserOllde. peremi.K Zu dieser Erzähltechnik s. ZISSOS (1999) 289-30 1, der sich rur d ie Anspielungen auf die verschiedenen Varianten der Uy[assage auf die Ergebnisse von MALAMUDlMCG UIRE ( 1993) 196-207 stütz!. Der auffiUl ige Platz des Herakles beim Abschiedsmahl, der in Gegensatz zu seiner Jason untergeordneten Rolle in den römischen Argonautica steht, dOrfte daher als Remin iszenz an Apol1onios zu verstehen sein. 151 In 18 Szenen handelt es sich um wirkl iche Diener: Beralung vor de r Presbeia (Horn. 11 . 9.174- 176); Nestor und Odysse us in Pylos (Horn. [I. 11.624-641 : ARENDS Bemerku ng, erst in der Odyssee wOrden die Tische von den Bediensteten aufgestellt sowie Waschwasser und ndie Speisen von Dienern aufgetragen [ ... ]; die Helden vor Troja taten das selbst« [So 70] ist nicht zutreffend); Athene bei Telemach (Hom. Od. 1, 109- 11 2 und 136- 143 und 146-148); Te lemach bei Menelaos (Horn. Od. 4.52-58); Odysse us bei den

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Am einheitlichsten stellen sich di e Vorgänge in fün f vornehmen Gastmählern der Odyssee dar, wo der Dichter jeweil s diese lben Forrnelverse verwendet Zunächst bringt eine Dienerin (aucpiTToAOS) Wasser zum Reinigen der Hände l s2 und stellt e inen Tisch auf, sodann erscheint eine Wirtschafteri n (TaUIn), die den Gästen Brot und andere, nicht näher beze ichnete Speisen vorsetzL 1S3 Bei m Empfa ng von AthenefMentes durch Te lemac h und von Telemach durch Menelaos brin gt sodann ein weiterer Diener (OaLTPOS) Platten mit Fleisch und goldene Trinkbecher (Horn . Od. 1, 141f. und Horn . Od. 4,57f.), di e auf Ithaka vom })Herold« (Kii pv~) geflillt werden (Hom. Od. 1, 143). Zu den Fonne lversen s. u. S. 129f.

Phäaken (Od. 7, 172-176 und 7,232); Odysseus bei Kirke (Horn. Od. 10,348-372: Die Dienerinnen bereilen Stühle und T ische vor. ehe eine von ihnen Odysseus ins Bad fUhrt, worauf mehrere Mägde die Bedienung bei Tisch ubemehmen. Unmittelbar nach der Ankunft des Odysseus halle Kirke selbst einen Zaubertrank bereitet, den sie ihm vorsetzte. o hne jedoch die gewünschte Wi rkung zu er.lielen, Horn. Od. 10,3 l6f.); Theoklymenos bei TeleOlach (Hom . Od. 17,88f. und 9 1-95: Bad und Bedien ung am Tisch); Abschiedsmahl der Argonauten (A.R . t ,4 56f. ); Argonauten bei Aietes (A.R. 3.27 1-274); Aeneas bei Dido (Verg. Aen. 1,70 1-706); Caesar bei Kleopatra (Lucan. 10, 127-135); Hannibal in Capua (S il. 11.274 -277); Tydeus und Polyneikes bei Adrast (Stat. Theb. 1,5 15-524); Diomedes und Odysseus bei Lycomcdes (Stat. Ach. 1,74 1f.) ; Abschiedsmahl der Argonauten (Val. Flae. 1.253 f. ); Argonauten auf Lemnos (Val. Flac. 2,341 f.); Argonauten bei Cyzicus (Val. Flac. 2.652f.); Hochzeitsmahl von Pluto und Proserpina (C laud. rapt . 2,317-32 1). In 14 Szenen übernehmen der Hausherr, seine Angehörigen oder Freunde d ie entsprechenden Tätigkeiten : Agamemnon bewirtet die Heerfuhrer ( Hom. 11. 2,42 1-429); Festmahl filr Aias (Ho m. 11. 7.3 14-3 18); Presbcia (Hom. 11. 9.202-217); Nestor und Odysseus in Phthia (Hom. 11. 11.776); Primaos bei Aehi ll (Hom. 11. 24.62 1-626); Telemach bei Nestor ( Hom. Od. 3,32 f. und 3.40f.): !-I ennes bei Kal ypso (Horn. Od. 5.92f.); Gef11hrten des Odysseus bei Kirke ( Hom. Od. 10,234-236); Telemnch bei Eumnios (Horn. Od. 16.49-52); Odysseus bei Autolykos (Hom. Od. 19,41 8-423); Argonauten bei Phineus (A .R. 2,263, vgt. 2,301-303: Bad und Mah lvorbereitung, und 2,495); Aeneas bei Euander (Vcrg. Aen . 8. 179-1 8 1: hier sind nicht n!l.her bezeichnete leet; ;/lI'enes und ein Hereulespriester betei ligt); Bacehus bei Falemus (Sil. 7, 179- 184); Argonauten bei Phineus (Val. Flae. 4.487 und 4.529f.). In einer Szene (Besuch des Odysseus bei Eumaios) bewirten sowohl der Haus herr als auch sein Sklave den Fremden, s. Hom. Od. 14,76-78 und 14.449-451. 152 Das Übergießen des Wassers wird beim Absehlußtrunk im Zelt des Agamemnon naeh der Presbeia (Hom. 11. 9,174- 175) und beim Besuch de r Athene in Ithaka (Hom. Od. 1,146) von KflpuKES" übernommen, ebenso am zweiten Tag des Gastmahls bei Nestor (Horn. Od. 3.338), den wir nicht mehr zur Gastmahlszene im eingangs definierten Sinn rechnen. 153 Athene bei Te lemach, I-Iom. Od. 1, 136-140; Telemach bei Menelaos, Hom. Od . 4.52-56; Odysseus bei den Phllnken. Horn. Qd. 7, 172-176; Odysseus bei Kirke. Horn. Od. 10,368-372: Thcoklymenos bei Telemach, Horn. Od. 17,91-95.

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Die Verwendung von Waschwasser findet sich mit einer Ausnahme (der Beratung der Heerführer bei Agamemnon , wo sich die Teilnehmer vor einer Trankspende die Hände reinigen, Horn. 11. 9, 174_1 78)154 nur bei besonders gut ausgestatteten Gastmählern der Odyssee. In den Bewirtungen bei Nestor, der sich gerade am Strand aufhält (Horn. Od. 3,3 1-403), in der Hütte des Eum.ios (Horn. Od. 14 und 16,4-153) und bei Autolykos (Horn. Od. 19,4 13-427) wird dieser Brauch dagegen nicht beschrieben. In der nachhomerischen Epik wird das Darreichen von Waschwasser noch se ltener erwähnt Es erscheint nur in dem an der Phäakenszene orientierten Gastmahl der Dido (Verg. Aen. 1,70 1) sowie bei der Bewirtung Caesars durch Kleopatra (Lucan 1O,159f.), wo das seltene Detail offensichtlich als Anspielung auf das Gastmahl in Karthago eingesetzt wird. Das bei Horner beschriebene Aufstellen von Tischen übernimmt nur Statius in der Adrast- und der Lycomedesszene (Stat. Theb. 1,5 19; Sta1. Ach. 1,74If.), die mehrere Anspielungen auf homeri sche Gepflogenheiten aufweisen, so daß es sich auch hier um eine bewußt eingesetzte Parallele handeln dürfte. 155 Während also die mei sten nachhomeri schen Epiker - mit Ausnahme Vergils in der Didoszene, Lukans in der Kleopatraszene und des Statius in der Bewirtung bei Adrast und Lycomedes - die Handrei chungen der Diener bei Tisch auf das Servieren von Wein und Speisen reduzieren, und se lbst diese nur in 6 Szenen erwähnen,l 56 betonen sie andererseits die Vorberei154 Der Brauch, sich vor dem Trankopfer die Hände zu reinigen. ist auch außcrhalb eines Gastmahls belegt, vg1. HOIn. 11 . 24.302-314 (Prialnos betel vor seiner Fahn ins griechische Lager zu Zeus). Zu den archäologischen Zeugnissen für diesen Brauch s. SIMON (1998) 129-132. ISS Stal. Theb. 1,5 19: pars lerel;s fevare manu ac disponere memas, und Sial. Ach. 1,74 If.: nec mora. iam mensos/am/lloris /lirba IOrosq/le I ins/m;1 (vgl. Horn. Od . 4,54 und Horn . Od. 10,354f.) sowic die detailliert beschriebene Hcrrichtung der Polster (Slat. Theb. 1.517f., vgl. Horn. Od. 1, 130- 132). Vgl. auch die Anordnung der Mahlteilnehmer nebeneinander, Stat. Theb. 1,527f. mit Horn. Od. 1,132-135; Horn. Od. 3,36-39; Horn. Od. 7,167-171. Einige der homerisch erscheinenden ZOge in der Adrastszene sind offensichtlich über die Euanderszcne der Acneis vernlille lt (Verg. Aen. 8,97-369). die ihrerseits auf den Empfang bei Nestor (Od. 3,31-403) zurückgeht. 156 Einschenken von Wein bzw. Herbeibringen von Bechern : Abschiedsmahl der Argonauten, A.R. 1,456f. ; Aeneas bei Euander, Verg. Aen. 8. 18 1; Caesar bei Kleopatra, 10, I 59- 163 (hier werden unpersönl iche Fonnulierungcn verwendet, so daß aus dem Texl nicht erkennbar ist, wer die Handreichungen vorn immt); Hannibal in Capua, SiI. 11,276. vgl. 285; Mahl bei Cyzicus, Val. Flae. 2,653f.; Darreichen von Brot: Acneas bei Euander, Verg. Aen. 8, 181f.; Abschiedsmahl der Argonauten, Val. Flac. 1,254 ; Darreichen von Fleisch : Verg. Aen. 8,180f.; Abschiedsmahl der Argonauten, Val. Flac. 1,253[: Darrei·

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tung des Mahles. Di es geschieht einerse its durch die Darstellung von Details, wie das Anfac hen des Herdes (2 Belege 1S7), das Zerklei nern von 1S8 1S9 Brennho lz ( I Beleg ) und das Entzünden von Lampen ( I Beleg ) sow ie be im Gastm ahl des Adrast dadurch, daß nicht das Auftragen der Speisen selbst, sondern nur die Vorbereitungen dazu beschrieben werden. Die Darstellung der Dienerschaft ist tei lweise von homeri schen Vorbildern beeinflU ßt,l60 doc h schildert Statius ni cht wie Horner das Auftragen von Fleisch und Brot, sondern nur die Phase, in der die Sklaven di e Ei ngeweide der O pfertiere rösten und die Brotkörbe für das Bankett füll en. 161 Während die Diener bei Ho rner also stets in direktem Kontakt zu den Gästen stehen, die sie bedi enen - indem sie ihnen zum Beispiel Wasser über die Hände gießen - verlagert sich der Akzent in der nachhomeri schen Dichtung stärker auf d ie Vorbereitung des Mahls und damit auf d ie Beziehung zwischen Diener und Hausherm, a uf dessen Anweisung hin sie tätig werden. In allen Szenen erfull en die Sklaven ihre Aufgabe bei Tisch schweigend und ohne den geringsten Anstoß. Fehlverhalten der Dienersc haft, Widerspruch oder sonstige Wortäußerungen, wie sie in anderen Gattungen vorkommen, fi nden sich in den epischen Gastmahlszenen nicht. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle verzichtet der Erzähler sogar darauf, einen ausdrücklichen Be fe hl des Hausherrn an di e bei Ti sch aufwa rtenden Skl aven wiederzugeben, so daß deren Tätigkeit als zwangloser, selbstverständchen von nicht genau bestimmten Speisen : Caesnr bei Kleopatra. 10, 155- 159; Hannibal in Capua. Si!. 11.275; Mahl bei Cyzicus, V al. Flac. 2,653. 157 Aeneas bei Dido, Verg. Ae n. 1.704 ; Hannibal in Capua. Si!. 11.276. Be ide Szenen sind auch sonst aufeinander bezogen. so daß es sich um eine A nspielung handeln dürfte. Bei l'lomer wird das Entzünden des Fe uers nur in der Prcsbeia erwähnt, wo Patro klos diese Aufgabe ilbem immt (Ho rn . 11. 9.2 1 ' ). 158 Jason bei Aietes. A .R. 3,272 f. Das Zerklei nern von Brennholz ko mmt bei 1-l oltler nur in der Bewirtung des O dysse us durch Eumaios vor, wo nicht die D iener, sondern der Gastgeber diese A ufgabe ilbcmimmt (Horn . Od. 14.4 18). 159 Stat. T heb. 1.520. Das Detai l verweist auf das Gastmahl der Dido - der einzigen anderen Stelle . an der ausdrücklich Iyehn; erwähnt werden - ohne j edoch das Vorbild wörtlich zu zi tieren: Vgl. Verg. Aen. 1,726f.: dependem I)'ehn; laqllear;bus al/reis I ineem;; el IIOClern jlammis fimalio \line/ml und Stat. Theb. 1,520f.: asl olii lenebras CI opaeam \I;ncere IIOCfem l odgressi leI/dUn( ullralis v;11elllo Iyehllis. Bei Verg il gehört das Entzünden der Lampe jedoch nicht zur Vorbereitung des Mahls, da man in Karthago, anders als in Argos. ofTenbar vor Ein bruch der Dunkelheit zu speisen beginnt. Ers t während der Aktivitäten nach dem Mah l, d ie sich bis in d ie Nacht hinziehen, muß der Pa last kilnstI ich erleuchtet werden. 160 S. O. Anm . 155. 16 1 Stal. Theb. 1,522-524: his labor in.ferlo lorrere exsangllia ferro ' viscera

eoesanlm peeudllm, his elIm Il Iare canislris ' IJCrdamilom saxa Cererem.

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lieh ge leisteter Dienst erscheint. Nur in der Phaiakis, dem Mahl bci Euander sowie beim Empfang von Tydeus und Polyneikes in Argos - den einzigen Szenen, in denen bei der Ankunft des Gastes eben ein Mahl zu Ende geht oder schon beendet ist - gibt der Hausherr den direkten Befehl, fUr Speis 162 und Trank zu sorgen . Es handelt sich jeweils um eine außergewöhnliche Situation (der Gast wird nur zögernd aufgenommen, bzw. die Gäste erscheinen , als der Wirt schon schläft), so daß in dem Befehl des Haushenn kein Tadel mitsc hwingt. Beim Besuch der Argonauten bei Cyzicus gibt der Wirt nur den allgemeinen Befehl, den Palast zu öffnen, in welchem die Diener tätig sind, so daß die Situation der gewöhnlichen Konstellation ohne direkte Anweisung nahekommL I63 In drei homeri schen Mahlszenen fordert ein Hausherr keine Diener, sondern andere, ihm nahestehende Personen auf, die Fremden zu bewirten: Achillläßt Patroklos Wein nachrnischen (Horn. 11. 9,202-204), Eumaios befiehlt den übrigen Hirten, das beste Schwein zu holen (Horn. Od. 14,414417), und Autolykos fordert seine Söhne auf, ein Mahl herzurichten (Horn. Od. 19,418f.). Diese Abwand lung, bei der der Gastgeber die notwendigen Handreichungen an enge Vertraute delegiert, hat jedoch nicht traditionsbildend gewirkt. Eine woh l von der Eumaiosszene inspirierte Parallele erscheint in der nachhomerischen Epik nur während des Aufenthalts der Argonauten bei Phineus (A. R. 2,463-466), wo der greise Seher den ihn unterstützenden Hirten Paraibios auffordert, das beste Schaf der Herde zum Mahl herbeizubringen . In der lateinischen Epik hingegen erteilen di e Gastgeber ihren Angehörigen niemals direkte Weisungen. l64 162 Horn. Od. 7. 179- 18 1: TTOVT6vOE . Kprrn;po KEPOOOOIlEVO') IlE6u vEillOV I TTäolV ova Ileyapov. 'iva Kai toll TEpTTlK E paVV~ I omiOOIlEV; Verg. ACIl. 8, 175 f.: dopes iubel el sllb/af(l repol/i I pocllla; Stal. Theb. 1,5 12-5 16: callis e/iamllum allaribus iglles I sopilllm cillerem el lelJidi libamilla sacri I servabanl: adolere foeos elmlasque reeellles ! ;nslGurare iubel. Dielis parere miniSlri J cer/mim aciceieralll. 163 Val. Flae. 2.649-654: s ie memorallaelosque rapil. similI hospila pell/cl; / Ieeta i/lbeI lemplisque sacros /argilllr hOf/ores. ! SIa1ll gemmis allroqlll! lori melJ$(leque paratll I regifico cenlllmque pares primael'O ministri I cO,.,JOro. pars eplilas " umibu$, pars aurea geslalll ! pocula. 164 Eine Zurechtweisung erfä hn in den Gastmah lszenen nur der spartanische Hero ld Eteoneus. der jedoch nicht zu den am Tisch aufwartenden Dienern. sondern zu de n Vertrauten des Menelaos gehört. Dieser zOgen anfangs, die am Tor wartenden Fremden aufzunehmen und muß erst vom HClTSChcr an die zahlreichen Gelegenheiten eri nnert werden, bei denen cr selbst GastFreundschaft genossen habe (Horn. Od. 4,26-36). In de r Phineusszene des Valerius Flaceus (Val . Flae. 4,423-636), wo nach dem Vorbild dcs Apollonios eine Aufforderung an Paraibios zu erwan en wäre, fehlt der Hel rer des Phineus ganz.

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Das prompte und pfli chtbewußte Handeln der be i Tisch aufwa rtenden Sklaven ist in allen Epen Kennzeic hen ihrer Ergebenhe it und zugleich für die Gastfreundschaft, di e der Wirt dem Besucher entgegenbring!. Diese kann jedoch in Ei nzelfä llen durch di e Art, wie die Di enerschaft dargestellt wi rd, ei nen negativen Zug erhalten. In der Kolchisszene des Apoll onios Rhodios erscheint der Ho fstaat des Aietes als dienstbe fli ssen, weil ))es keinen gab, der bei der Bed ienung des Königs von der Mühe abließ« (A. R. 3,273f.). Dieser Einschub, der das Augenmerk des Lesers gerade zu dem Zeitpunkt auf den Wirt lenkt, zu dem sonst das Wohlergehen des Gastes im Vordergrund steht, ist in den epi schen Gastmahlszenen ohne Parallele und verstärkt den bedenkl ic hen Eindruck, den der Leser zuvor von Aietes gewon nen hat. Lukan wiederum schildert die Sklaven der Kleopatra gleichsa m als Tei l der luxuriösen, negati v gewerteten Raumausstattung, während er fUr die eigentl iche Bedienung bei Tisch nur unpersönliche oder neutrale Subjekte wählt (Lucan. 10, 127-135 und 155- 163, s. u. S. 187f. und 193f.). Di e an der Mahl vorbereitung und dem T ischd ienst beteiligten Personen sind in siebzehn Szenen in G ruppen organisiert, die sich die verschiedenen A ufgabe n teilen. In lli as und Odyssee, wo d iese Differenzierung zehnma l vorkommt, vari iert d ie A rt der Darstell ung stark: Die beteil igten Personen l65 können weni gstens teilweise mi t Na men ersc heinen (4 Belege ) , sie könnc n in Haushalten, die über zahlrciche Sklaven verfUgen, durch Gruppenbeze ichnungen gekennze ichnet werden (5 Be lege l66) oder durch distributive A usdruc ke voneinander abgesetzt se in ( I Beleg: Di enerinnen der Kirke be i der Bewi rtu ng, nac hdem Kirke Odysseus erkan nt hat, Horn. Od. 10,352359).'67 In nach homeri scher Ze it setzt sich d ie Abgrenzung mit Hilfe distri butiver Ausdrücke durch : In 6 von 7 nac hhomerischen Szenen, in denen bei der Mahlvorbereitung verschi edene G ruppen von Personen mit unterschi ed li chen Aufgaben erkennbar sind, werden diese nur durch korrelati ve Begri ffe t65 Bewirtung im Ze lt des Nestor (Horn. 11. 11 .624-627): Presbeia zu Achill (Horn . 11 . 9.202·211 ); Priamos bei Achill (Horn. 11. 24,621 -626); Odysscus bei Eumaios ( Horn. Od. 14,449). 166 Beratung der griechischen HeerfLihrer, Hom . 11. 9.174-176; Athene in Ithaka, Horn. Od . 1. 136- 143; Odysseus bei Menelaos. Horn. Od. 4,52-58: Odysseus bei den Phäaken. Horn. Od . 7,172-176; Thcoklymenos bei Telemach, Horn. Qd. 17,9 1-95. 167 Dasselbe Darstellungsprinzip gilt ffi r die Diener im '·Iaus des Odysseus, I-I om. Qd. 1, 110-1 12, die allerd ings nicht den Gast (Athene/Mcmes) bewirten, sondern von diesem bei ihren Bemühungen um die spielenden Freier beobachtet werden. während er an der Schwelle wanet.

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wie oi ~ Ev - oi SE, TOI ~ E v ... Toi SE, alii - alii oder pars - pars vonei nander abgesetzt,l68 während in der einzigen Ausnahme, der Didoszene der Aeneis, die Gliederung durch einen distributiven Ausdruck (V. 1,705: aliae) mit Gruppenbezeichnungen, wie wir sie ähnlich aus der Odyssee kennen, kombiniert ist (V. 1,701 : fa muli, V. 1,703 : f amulae, V. 1,705 : ministri). Die hellenistischen und römi schen Dichter legen in diesen Szenen Wert darauf, den Eindruck eines geschlossenen, in sich strukturierten Hofstaates zu erwecken, der sich um den Gast müht. Dafür spricht auch, daß die Einteilung in mehrere Gruppen in nachhomerischer Zeit nur an Königshöfen sowie bei der Hochzeit des )U nterweltkönigs( Pluto und dem ausdrücklich als )~köni gsglei ch « (Si!. 11 ,27 1) bezeichneten Gastmahl in Capua vorkommt (Sil. 11 ,274-277). In den durch korrelati ve Ausdrücke gegliederten Dienerdarste llungen wie auch in den funf he lleni stischen und römischen Gaslmahl szenen, in denen nur eine Gruppe von Dienern erwähnt wird,]69 fehlen Hinweise auf bestimmte Klassen, wie sie di e Begriffe Kiipv~ , SatTp6s oder clllcphTOAOS in der Odyssee implizieren. Die Erzähler sprechen stattdessen allgemein von leet; iuvenes (Verg. Aen. 8, 179), famularis turba (S131. Ach. 1,741), ministri (Val. Flac. 1,253) und Jamulae (Val. Flac. 2,341 ). Nur beim Abschiedsmahl der Argonauten (A. R. 1,457) läßt die Bezeichnung oivoX6ot an eigens abgestellte Mundschenke denken . Die Vorbereitungen fehlen nur dann, wenn der Erzähler das eigentliche Mahl knapp abhandelt (7 Belege, alle nachhomerisch).1 7o b) Der Genuß von Speisen und Getränken In den epischen Gastmahlszenen werden, anders al s im Roman oder de r Komödie, nur wenige Speisen ausdrücklich erwähnt. 17l Dabei handelt es 168 Jason bei Aietes (A.R. 3,27 1-274); Caesar bei Kleopalra (Lucan . 10,128-135); Hannibal in Capua (S il . 11 ,274 -277); Tydeus und Polyneikes bei Adrasl (Sial . Theb. 1.5 15-525); Argonauten bei Cyzicus (Val. Flac. 2,652f.): "lochzeit von Pluto und Proserpina(Claud . 2 ,3 17-321). 169 Abschicdsmah l de r A rgonaute n (A .R. 1,457); Mahl bei Euander (Verg. Aen. 8, 179-181 : hier ist nicht siche r, welchen sozialen Rang d ie Jünglinge innehaben); Odysseus und Diomedes bei Lycomedes (Stal. Ach. 1,741 f.) ; Abschiedsmahl de r Argonauten (Val. Flac . 1.253r.); Jaso n aur Lemnos (Val. Flac. 2,34 1f.). 170 Argonauten bei Lykos (A.R. 2,759-761); Argonauten aur der Aresinsel (A.R. 2,11 77); Acneas bei Helenus (Verg . Aen . 3,355); Serranus bei Marus (Si1. 6,94r.): Anna bei Acneas (SiI. 8.76f.); Thet is bei C hiron (Stal. Ach. 1. 11 9- 12 1: hier sind Personenbeschreibung und Mah1 vorbcrei tung verknüpO); Jason bei Aietes (Val . Flac. 5,570r.).

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sich gewöhnlich um Fleisch, Brot und Wein, während alle übrigen Gerichte nur mit einem summarischen Ausdruck zusammengefaßt werden . l72 Von dieser Regel weicht Horner nur in vier, seine Nachfolger nur in zwei Szenen ab: Nestor und Machaon erfrischen sich nach dem Kampf mit einem durch Zwiebeln und Honig ergänzten Trank aus Wein , Ziegenkäse und Mehl (KVKEWV), welchen der Greis aus einem übennenschlich schweren Becher genießt (Horn . 11. 11 ,624-641). Kirke bereitet zweimal ein ähnliches Gericht, in das sie Zaubennittel mengt, um Odysseus und seine Gefährten in Schweine zu verwandeln (Horn. Od. 10,234-236 und 10,316f.), und Hennes erhält von Kalypso Nektar und Ambrosia, die übliche Nahrung der Götter (Horn. Od. 5,92f.). Es handelt sich in diesen Szenen jeweils um außergewöhnliche Ti schgenossen, die entweder, wie Hennes, zur göttlichen Sphäre gehören oder altehrwürdige. in der Gegenwart des Epos nicht mehr übliche Sitten verkörpern .m Dasselbe gilt für die Falemusszene in den Punica, in der der Wirt. ähnlich wie Nestor. als Vertreter einer früheren Epoche erscheint. l 74 Er bewirtet den Gott Bacchus, welcher unerkannt bei ihm einkehrt. ausschließlic h mit Obst, Gemüse, Milch, Honig und Brot 17S und erhält zum Dank den später nach ihm benannten Wein. 17 1 S. zum Vergleich 2. 8 . Ar. Ra. 506 (Bohne nbrei); Ar. Ra. 507 (Kuchen); Ar. Ra. 509f. (Ge nagel); Ar. Ra. 510 (TpaYTi~aTa , d.h. >Nachtisch(); Ar. Ra. 517 (Fischscheiben); Petro n. 36,2 f. (Geflil gel, Saueuter, Hase. mit Pfeffer gewürLtes garum); Petron. 40.3-6 (mit Drosseln gerullter Eber, zwei verschiedene Dattelsorten, aus Kuchenteig gefannte Ferkel); Pctron. 49,9f. (mit verschiedenen Würsten geftllltes Schwein). 172 Ganz o hne Angaben zu Speisen oder Getränken bleiben nur 3 Szenen : Scrranus bei Marus (Si!. 6.72-551), Anna bei Acneas (Sil. 8,69- 166), Argonauten bei Cyzicus (Val. Flac.2,629-664l. 173 Nestor ist zwei Generationen ä lter als d ie übrigen He lden. stammt also aus der gle ichen Generation wie Kirke, d ie bei I-Iomer ausdrOcklich als Schwester des Aietes bezeichnet wird. s. Horn. Od. 10,136f.: KlplCn 1. .. 1 a VTo lCaolyvnTTJ o;\.o6qlpovoc; Aif}TOO. 174 Falernus lebt im sagenumwobenen Goldenen Zeita lter, Si l. 7, 166f. : Massico sllleabar meJiore Fa/ernus in aevo, I ensibllS igno ris, senior iuga. S. dazu VESSEY ( 1973) 24 1f. 175 Si!. 7, 179- 184: opesfesras puris nunc porno canisrris I camposuir, nunc irriguis citlls exrulil hortis I roranles Ilmare dapes. Turn !aele f a visque I dislinxil dulces epulas nulloqlle cruore I poIllIla caslUS mensa CereoJia dana I allIlJiI. Die Szene ist nach dem Vorbi ld der Geschichte von Philemon und Baucis in den Metamorphosen gestaltet, in der die Götter ebenfa lls bei einfachen Gastgebern einkehren und unter anderem FeldfrOch te und Honig als Speise erhalten (Ov. met. 8,664-667 und 674-(77). Die in epi schen Gastmah lszenen ungewöhnliche Erwähnung des Honigs dürfte durch d ieses Vo rbild a ngeregt sein. Ovidreminiszenzen sind bei Si lius auch sonst nachzuweisen, besonders in der Darstellung des Drachenkampfs (Ov. met. 7,672 fT. und Sil. 6, 13 7- 139) dazu FRÖHLICH (2000) 403f. sowie zu e iner weiteren (möglichen) Parallele STEINIGER ( 1999) 422f.

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Die Erwähnung ungewöhnlicher Speisen in der Kleopatraszene der Phar· salia, wo neben dem üblichen Fleisch von Landtieren auch Fi sche und Vö· gel aufgetragen werden (Lucan. 10,155·1 59), läßt sich hingegen nicht auf diese Weise erklären: Weder repräsentiert die Gastgeberin eine vergangene Epoche wie Nestor, Kirke und Falemus, noch gehört sie zur übematürli· chen Sphäre wie der Götterbote Hennes. Statt dessen handelt es sich um ei· nen dekadenten, jedes Tabu mißachtenden Charakter, den der Erzähler in mehreren auktorialen Kommentaren kriti siert. Die ungewöhnli che Speisen· folge, die der Leser le icht als Bruch der epischen Konvention erkennen kann, verweist hier auf das allgemein negative Bild der Kleopatra .t76 Ähnliches gilt für das von Va lerius Flaccus beschriebene Gastmahl in KoJchis, bei dem einer der Einheimischen, auf den Aietes Jason aufmerksam macht, das Blut seines Pferdes trinkt (Va l. Flac. 5,585). Die Vermischung von »Blut« und ))Getränken«, die sich hier zeigt, ist typisch für die Antigastmähler (s. dazu unten S. 452f. und 462f.), zu denen die KoJchisszenc des 177 Va lerius auch sonst Parallelen aufwcist. Über die genaue Speisenfolge beim epischen Gastmahl lassen sich keine allgemeingültigen Aussagen treffen . Bei Ho rner werden Speisen und Ge· tränke gewöhnlich gleichzeitig genossen, worauf sich in zwei Szenen (Gesandtschaft zu AchilI, Horn. 11. 9,223-231 ; Bewirtung des Odysseus durch Eumaios, Horn. Od. 14,111-113) ein gesonderter Umtrunk ansch ließt, der von Gast oder Gastgeber angeregt wird und ZU den Gesprächen nach dem Mahl überleitet. In 16 von 22 nachhomerischen Szenen werden die VESSEY ( 1973) 244 wertet die Erwähnung von Honig als Anspielung auf die von Ovid beschriebenen honiggetränkten Opferkuchen, die dem Bacchus (den Ovid in einer nur hier bezeugten Sagenversion als )Erfinder< des Honigs bezeichnet) in römischer Zeit dargebracht wurden, s. Ov. fast. 3.735[; /iba deo ji/lnl. SI/cis quia dulciblls idem I g lllldet. et o Bacclto mello repertaJenmt. und Ov. fast. 3.76 1[: meile pater Jruitllr. liboque infusa calen,; I illre repertori splendida mello domus . In jedem Fall erscheint Falernus a ls Ver· lreter der rur die goldene Zeil typischen »reinen« Haltung und Lebensweise. die den Menschen dieser Epoche den direkten Umgang mit den Göttern erlaubt . VgJ. pura [...1 Iympho , Si l. 7, 170; pl/ds I ...J canistris, Si l. 7, 179: mI/toque cntore I /wllllla [ ...1 mensa. Si!. 7, 182f. ; caslUS (sc. Fa/ernus), Si!. 7, 183. 176 Es handelt sich hier um den einzigen Beleg rur ein Fischgericht in einer epischen Gastmahlszene. Auffällig ist der Verzicht auf Meerestiere vor allem bei Homer, der in Gleichnisform (s. Ho rn. Od. 22,383-389) durchaus vom Fi schfang spricht, ohne jedoch den Verzehr der Tiere jemals zu schildern. 177 Vgl . die Bemerkung Jasons, einer der Gefolgsleute des Aietes erwecke den Eindruck cel/ pllgnam paret et positas conJundere mensos. Val. Flac. 5,580. Das UmstOrzen der Tische gehört in den Antigaslm!l.hlem zu den regelmäßig wiederkehrenden Details. Dazu unten S. 450f.

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Speisen vor dem Wein erwähn t,l78 doch sind die Bemerkungen meist so kurz und die Abstände zw ischen den Nennungen so gering, daß daraus zwar ei ne erzähltechni sche Konvention, aber keine Trennung von Mahl und Trinkgelage abgeleitet werden kann, wie sie hi stori sch rur die römi sche cena bezeugt iSt. 179 Zwei verschiedene Phasen lassen sich sicher nur beim Gastmahl der Dido (Verg. Aen. 1,723f.), beim Festschmaus des Lycomedes (Stat. Ach. 1,773() sow ie be im Abschi edsmahl der Argonauten (Val Flac. 1,253f., 1,260 und 1,294, Trennung allerdings nur angedeutet) unterscheiden. wo die Teilnehmer zunächst speisen und sich anschließend beim Wei n den Vergnügungen nach dem Mahl hingeben. Der eigentliche Vorgang der Nahrungsaufnahme, der in der Wirklichkeit das Kernstück eines Gastmahls bildet, wird nur in 15 von 40 Szenen ausdtiicklich erwähnt. Di e Dichter beschränken sich dabei auf eine kurze Be-

178 Absch iedsmahl der Argo nauten (A. R. 1.455f. und Val . Fllle 1.253 f. und 260, vgl. 294: Wein und Vergnügen nach dem Mahl werden gemeinsam erwähnt): Argonlluten bei Phineus (A.R. 2,307); Jason bei Aietes (A.R. 3,301); Aeneas bei Dido (Verg. Aen. 1.723f.); Aeneas bei I-Ie lenus (Verg. Aen . 3.354f.: die Formulierung all/ai medio Iibaba/lt poclllo Boeehi I impos ilis O/lr(} dopib/ls, po/erasqlle lenebam deutet an, daß zuerst die Speiscn aufgetragen wurden); Aencas bei Euander (Verg. Aen . 8. 175 f.): Caesar bei Kiel>patrs (Lucan. 10, 155-163); Bacchus bei Falcmus (Sil . 7. 179-1 84: hier werde n die Speiscn zUSllmmcn mi t Milch genossen, wBhrend die Übergabe des bishcr unbekannten Weins erst nach dcr Vorbereitung der IBndlichen Mah lzeit erfolgt . Sil. 7. 187- 191); Hannihal in CapUD (Si l. 11 .283-286): Tydcus und Polyneikes bei Adrast (Stal. Theb. 1,522-524 und 539541 : beim Abschluß des eigentlichen Mahles werden nur feste Speisen genannt): T hetis bei C hiron (Slat. Ach. 1.184f.): Diomedes und Odysseus bei Lycomcdes (Speisen und Wein werden offenbar zusammen genossen. auch wenn zuerst das Speisen genannt wird. vgl. Stal. Ach. 1.760: eplI/otllllr in dem auf die Frauen des Hauses bezogenen Amazonengleichnis. Stal. Ach. \.770: AchilI kann nur mit MOhe davon abgehal ten werden. Wein zu verlangen ; und Stal. Ach. 1.773 [ ; Jason auf Lemnos, Val. Flac. 2,347[ : h ier werden die Speisen zwar vor dem Wein erwähnt. heide werden aber gleichzeitig genossen): Argonauten bei Cyzicus (Val. Flnc. 2.653f.); Hochzeit VO ll Pluto und Proserpina (Claud. rapt. Pros. 2.327 : eplllis: 2.344: erD/erD 1)(lr{III/ et vi"o [... ) bibllnt, 2,346: exlel/duI/1 sodas od pocula plello ceroslas). Die umgekehrte Reihenfolge wAhl! nur Si lius halicus bei der Pflege des verwundeten Serranus, der unter starkem Durst leidet (SiI. 6.94f.: Exi" ellro seni tristem depellereJesso l ore sitim el poreo vires occersere mensa), wo d ie Umkehrung der oblichcn Reihenfolge den ßedOrfnissen des Kranken Rechnung tragI. In der Phineusszene des Valerius Flaccus kommen dagegen ohne Außeren Grund heide Varianten nebeneinander vor, s. Val. Flac. 4,530: vino loris eplllasqlle repamml und Val . Flac. 4 , 532f.: /oellls ad oblitoe Cereris sllspiral honores: l og"oscil Bocchi 10tiees, agnoscit ellllldom. 179 MARQUARDT ( 1886) I 33 1: ») Bei dem Essen nämlich wurde allerdings von Anfang an Wein gereicht, aber nach Belieben und im Ganzen mässig getrunken [ ...J. Das eigentliche Trinken begann erst nach der Cena.«

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merkung wie BaivvvTo lso oder auf eine Umschreibung, welche die Verben fiir Essen und Trinken ausspart. 181 Diese erscheinen nur dann in näher bestimmter Form, wenn die Umstände der Nahrungsaufnahme oder das Speisen selbst besonders hervorgehoben werden sollen. Dies ist der Fall, wenn der Gast nach längerer Notlage erstmals wieder bei Tisch sitzt,182 wenn er eine besondere Speise erhält,18l oder wenn sich sein (Eß-)Verhalten von dem der anderen Teilnehmer unterscheidet. l84 Die Darstellung der Nahrungsaufnahme ist aber auch unter so lchen Umständen nicht zwingend: Während Apollonios das gierige Schmausen des von den Harpyien befreiten Phineus ausdrückli ch schildert, beschreibt Valerius Flaccus in derselben Situation nur die Erleichterung des Sehers Ober das lang entbehrte Mahl. 185 Ähnliches gi lt fiir die Bewirtung des Telemach durch Menelaos und des Aeneas durch Euander. Zwar erhalten heide heim Mahl ein Ehrenstück, doch erwähnt nur Vergil auch dessen Verzehr. 186 1804 Belege: Bewirtung der griechischen Heerfuhrer durch Agamemnon (Hom. 11. 2,43 1); Sicgesmahl rur Aias (Horn. 11 . 7,320); Bewirtung Telemachs bei Nestor (Horn. Od. 3,66); GaSlmahl bei Autolykos (Horn. Od. 19,425). 181 3 Be lege: Argonauten bei Lycos (A. R. 2,761 : SalTT1V OIlq>;ETTOV TEpTTOVTO): Jason bei Aietes (A. R. 3,301: oOTTao iw~ S6PTT~ TE TTOTi'jT; TE 6vIlOV äpEOoav); Jason aur Lemnos (Val. Flac. 2,347f : sacris dum vincilur exlis I prima james ). 1822 Belege: Odysseus bei den Phäaken (Ho rn. Od. 7. 177); Phineus beim Besuch der Argonauten (A.R. 2,305r.). 183 3 Be lege : Hennes bei Kalypso (Od. 5,95); Aeneas bei Euander (Verg. Aen. 8.1 82[); Eumeniden aur der Hochzeit des Pluto (Claud. rapl. Pros. 2.344r.: die Eumeni· den trinken ausnahmsweise Wein). S. dazu auch Val. Flac. 5,584·586: Hier wird nicht da.. Speisen von Gast und Gastgeber beschrieben, sondern Jason beobachtet während der Konversation mit Aietes einen Gerolgsmann des Kolcherkönigs. der sich am Blut seines Rennprerdes labt. 1843 Belege: Odysseus bei Eumaios (Horn. Od. 14,\09f: Odysseus ißt schweigend. während Eumaios ihm unaufhörlich von seinem Kummer berichtet); Abschiedsmahl der Argonauten (A. R. 1,472-474: Idas trinkt als einziger Argonaut so ungestüm, daß er sic h den Ban mit Wein besudelt. Das Detail wird von Vergil nachgeahmt, vgl. das Vcrhalten des Bitias am karthagischen Königshor, das sich von den zurückhaltenden Trinksitten der Dido und anderer Teilnehmer abhebt. Allerdings gehOrt der Weingenuß hier nicht zum gewöhnlichen Verzehr, sondern bi ldet einen Tei l der Trankspende, Verg. Aen. 1,736740); Hannibal in Capua (Sil. 11,283[; Hannibal speist schweigend, wahrend das Haus vom Unn der Herumgehenden crfiUlt ist, s. v. 1I,279r.). 185 Val. Flac. 4,532-534: laelus od oblilae Cereris suspirat honores: I agnoscit Bacchi lalices. agnoscil et undam, / et nova non pavidae mirofur galldio mensae. 186 Horn. Od. 4,65f und Verg. Aen. 8,182 f Die Übergabe eincs solchen yepas. das aus dem besonders nahrhaften Rückenslück des geschlachtetcn Ticres besteht, erscheint in den untersuchten Szenen sonst nur bei der Bewirtung des Odysseus durch Eumaios. Eine Variante findet sich außerdem wahrend seines mehrtllgigen Aurenthalts bei den PhA-

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Die Darstellung der Nahrungsaufnahme umgeht der homerische Dichter in 11 von 18 Szenen dadurch, daß er nur die Vorbereitung des Mahls oder allenfa lls das Ausstrecken der Hände schildert, worauf er unmitte lbar zum Ende des Schmauses übergeht. 181 In nachhomeri scher Zeit nimmt dieses Verfahren an Häufigkeit ab: Nur Apollonios wechselt in zwei Szenen von der Vorbereitung unmittelbar zum Ende des eigentlichen Mahls (A. R. 1,455-459: Abschiedsmahl der Argonauten ; A.R. 2,495f.: Mahl bei Phineus). In allen anderen Szenen, in denen der Erzähler die Nahrungsaufnahme übergeht, treten entweder andere Ereigni sse zwi schen die Vorbereitung und das Ende des eigentlichen Mahls, oder es fehlen alle auf den Verzehr folgende Aktivitäten. Ebenso wie den Genuß von Spe isen und Getränken umgehen die Di chter gewöhnlich auch deren Wirkung. Die Belastung des Magens durch opulente Gerichte wird in den untersuchten Szenen nur einmal, die berauschende Qualität des Weines nur zweimal direkt beschrieben. Bei den betroffenen Fi guren, dem streitsüchtigen Idas (A.R. 1,472-474, vgl. die erzürnte Frage des Idmon, A. R. 1,477 f.... i\i TOI Eil äTTv 1;wpov ~iev eapaaA€OV Kiip I oiSaVEt EV aTil8wOI:),188 den Festgästen in Capua (SiI. 11 ,302) und dem verräteri schen Pacuvius (S il. 1 J,3 J 2f.), handelt es sich jeweils um negative Persönlic hke iten, deren Verhalten der auktoria le Erzähler auch sonst mißbilligl. 189 Einen Sonderfall bildet Fa lemus, der zum aken. wo allerdings nicht der Gastgeber das Fleisch überreicht. sondern der Gast Odysscus auf diese Wei se den Sänger Dcmodokos ehrt (Hom. Od. 8,474-478). 187 Das Ausstrecken der Hände. das stets durch den Fonnel vers 01 5' Elf' o\leia6' hoilJo npOIO:ellJE\lo XElpOS iOhAO\l ausgedruckt wird, kommt in den untersuchten homerischen Szenen insgesamt siebenmal vor und ist immer mit einem Fonnclvers zum Abschluß der Nahrungsaufnahme kombinien : Bennung der Heerfuhrer (Horn. 11 . 9,91); Presbeia zu Achill (1·lom. 11. 9.22 1); Priamos bei Hektar (Hom. 11. 24,627); Athene bei Telemach ( Horn. Od. 1,149): Telemach bei Menelaos (Horn. Od. 4,67); Telemach bei Eumaios (Horn. Od. 16,54); Theoklymenos bei Telemach (1·lom. Od. 17,98). Viemlal wi rd im Anschluß an die Mahlvorbereitungen nur der Abschluß des Spcisevorgangs in einem Fonnelvers genannt Pflege des Machaon in Nestors Zelt (Horn. 11. 11 ,642); Nestor und Odysseus in Phthia (.Iom . 11. 11 ,780); Gefllhrten des Odysscus bei Kirke ( I-10m. Od. 10,237); Odysscus bei Kirke (Horn. Od. 10,318). Zur Gestalt des Abschlußverses s. unten S. 84. 188 Der nach dem Vorbild des Idas gestaltete Bitias (Verg. Acn. I ,738f.) betrinkt s ich dagegen nicht, sondern rallt durch sein grobschlächtiges Betragen auf. 189 Eine Anspielung auf die sorgenlöscnde Wirkung des Weins findet sich beim Gastmahl der Dido. wo die Königin außer zu Iuppiter und luno auch zum Weingoll als datQr loetiliae betet (Verg. Aen. 1,73 1-735). Die berauschende Wirkung des Getränks wird jedoch nicht dargestellt. Nur angedeutct wird die Trunkenheit auch bei der Bewirtung des Jason in Kolchis, Val. Flac. 5.593-598 . In dcn regu laren homerischen Gast-

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Dank fiir se ine Gastfreundschaft von Bacchus selbst den bisher noch unbekannten Wein erhält und dessen Rausch daher keine negat iven Konnotationen trägt (S ilo 7, 199-205). Das dionysische Ambiente hat Silius durch A Itribute wie Weinranken und den Thyrsosstab kenntli ch gemaCht, die di e Epiphanie des Gottes begleiten (Si!. 7, 194- J 98), so daß der Leser die ungewöhnlich ausführli che Darstellung der Trunkenheit nicht mißverstehen kann o190 c) das Ende des eigentlichen Mahles Das Ende der Beköstigung wird in allen homerischen Gastmahl szenen - mit Ausnahme des kurz geschilderten Empfangs bei Autolykos (Horn . Od. 19,425 f.) - durch einen Formelvers nach dem Muster OlITa p en EI n omoS Kai eSrrnios E~ epov EVTO markiert, der zu den Aktivitäten nach dem Mahl überleitet. Ei n solcher Neuansatz findet sich auch in den meisten nachhomeri schen Szenen. Trotz zahlreicher Varianten im Detail behalten die Dichter dabei in sieben Fällen die homeri sche Konstruktion eines mit blEI (bzw. poslqllam) eingeleiteten Temporalsatzes bei, so daß der Fokus auf den im Hauptsatz beschriebenen Aktivitäten nach dem Mahl liegt, während die Bew irtung selbst nur im Rückblick erscheint. 191 Di ese lbe Wirkung erzielen ebenfall s mah lszenen venneidet de r Dichter selbst diese Anspielungen : Am Hof des Menelaos sorgt nicht der Wein, sondern das Zaubennittel der Helena rur eine entspannte Sti mmung (Horn. Od. 4,219-226). Eine Rolle spi elen die Folgen des Weingenusses dagegen in den Antigastm!l.hlem, d ie ihre Vorläufer in der Ky klopcnszene und im Gelage der Freier haben. Diese können wegen ihrer besonderen Voraussetzungen nicht mit denselben Maßstäben gemessen werden wie reguläre Gastmahlszenen. 190 Die realistische Darstellung des trunkenen Falemus ist, wic auch die gesamte Anlage der Szene als aitiologisehcr Exkurs innerhalb des Epos, deutlich von hel1enistischen Vorbi ldem beeinnußt, s. dazu VESSEY ( 1973) 240-242 . 19 1 Argonauten bei Phineus, A. R. 2,307f.: ·Ev6a 8'. blEi OOPTIOIO KopiceavT' Ti81: TIoTi'jTOS. I TIaVvVxlOI Bepiw IJevev uiios typ';eoovTES : Argonauten und Phrixossöhne, A.R . 2,1177f.: A VTOP eTIE\ pE;avTes EnapTea ÖatTa nooavTo, I ö~ T6T' äp' Aioovlöns IJETeipWVEEV ~Pxi TE IJv6wv...; Acneas bei Dido, Verg. Aen . 1,723[; Postquom prima qllies eplIlis mellsaeqlle remotae, / crateras magnos statlllillt et I'il/a co ronollt; Aeneas bei Euandcr, Verg. Aen. 8, I84f.: Postqllam exempta f ames et amor co",presSlls edelldi, / rex Ellandrus ait .... ; Cacsar bei Kleopatra, Lucan . 10. 172- 174: Postqllam eplilis Bacchoqlle modllm lassata ~'OllIptas I im/)()Sllif, 1011gis Caesor prodllcere /loctem I inchoal alloquiis; Scrranus bei Marus, Sil. 6.94-97: exin cllra l'eni fris tem depellerefesso I are sitim et parca ",ires accersere mensa./ Qllae postqllam properaltl, sopor $110 nllmera falldem I appliclIt er mitem Jimdit per membra quiere", ; Tydeus und PoIyneikes bei Adrast, Stal. Thcb. 1.539-54 1: Postq llam ordine met/soe I vicltl fames, signis perfL'Ctam allroqlle ni/entem I lasides pateram fimmlas ex more poposcit.

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siebenmal vorkommende freie Formulierungen, di e mit ~ ETE 'TT E1 Ta . EI( SE T OU . ubi, u/, iamqlle oder einer Partizipi alkonstruktion beginnen, ohne sich inhaltl ich immer eng an den homerischen Formelvers anzuschli eßen. l92 Von dieser Konvention weichl Silius Ita licus bei der Bewirtung des Bacchus durch Fa lernus und beim Emp fa ng des Hannibal in Capua ab, indem er nic ht di e Akti vitäten nach dem Mahl , sondern das Mahl selbst bzw. di e Trunkenhe it der Teilnehmer im Hauptsatz darstellt, s. Sil. 7,202-204: tempora qllassatus grates et praemia digna I vix intelleclis conaris reddere verbis I donec composuil fllclanlia lumina Somnlls; Sil. 11 ,28 3-286: vescitur ipse silens [... ] donec pulsa fam es et Bacchi mllnera dllram I laranmt mentem. Dadurch rückt in beiden Fäll en der Weingenu ß in den Vordergrund, dem di e Protagonisten so lange frönen, bi s eine erheiternde Wirkung einsetz t bzw. bis sie in Schlaf verfallen. Di e Variation des üblichen, mit poslquam beginnenden Verses hat der Dichter in der Hannibalszene durch wörtl iche Anspi elungen auf die Vorgänger hervorgehoben;9J während er bei der Bewirtung des Bacchus zwei mit pos/quam und dum einge leitete Temporal sätze so kombi niert, daß der Kontrasl zwischen den Varianten ersichtli ch iSt. I94 192 7 Belege: Abschiedsmahl der Argonauten. A.R. 1,457-459 : METE mlTa S'

OXXT)XOICl / ~vEl Eiive ' oto TE TToXAa viol TTapa SalTi lea i oivcp / TEPTTVWS E,+,IOwVTat; Jason bei Aietes, A.R. 3.302 f.: 'Eie SE TOÜ AiT)TTlS O!pETEpnS epEElvE 6vya TPOs: / ui i;as ToiolOI TTapnYOpEWV ETTEEOO1... ; Anna bei Aeneas, Sil. a~ ol ßaSis

8.76- 78: atqlle /lbi iam casus odversonlmq ue pavorem I hospitii lenivil honos. I/Im discere maesw l exposcit cura letum infelic;s Elis$ae; Odysseus und Diomedes bei Lycomedes, Stal. Ach. 1,99 [ : V I /JJaca/ofomes ep ulis bis lerque reposris, I rex prior odloqllitur paterisqllc hortotur Archivos. Abschiedsmahl der Argonauten, Val. Flac. 1,294-296: lamqlle mero IlIdoq ue modllS positique qllietis I eOIll;ellere loris. soills quibus ordine fusis I iml)lItiens sonmi ductar manet (es folgt eine Unterredung zwischen Jaso n, Aeson und Alcimedes); Argonauten auf Lemnos, Va l. Flac. 2.349f. : Dapibus eoeplis mox tempora fal/unt I I/Oclis et in seras dunmt semOllibllS 11mbras (un mittelbar zuvor setzt Valerius Flaccus eine wo hl iJber Vergi l Aen. 8.182- 185 vermittelte Imitation des homerischen Fonnelverses zur Beschreib ung de r Nahrungsa ufnah me ein, Val. Flac. 2.347f. : Saeris dum I'incil/lr extis I primofames circ/lln p(l/eris il Bocchus); ArgonaUlen bei Phineus, Val. Flac . 4 ,535537 (Jason betrachtet den bei m Mahl sitzenden Phineus): flullc II bi reclinem stratis el p(lce fmelltem l ospicit (... J taliblls appellat slIpplexqllC ila fowr lasoll ... 193 Vgl. Si l. 11 ,285f. : dot/ee pulsa fames et Boeehi nllmero dumm I lamnmt mellle", mit Verg. Aen. 8.184: Pos tquClm exemplo fil/lles et amor eompresSllS edend i; Luean. 10.172[ : Pos tquom epulis Boechoq/le modum lassata mluptas I imposuit. 194 Si l. 7,200·204: postquam iterata tibi sll1l1 lJOCllla. iam pede riS/lIll, / iam linglla tilllbante moves, potriqlle Lyaeo / tempora qllassallls grates ct praemia digna I vix illlel· lectis COllaris reddere verbis, I dOl/ee eomposliitluetCllltio lumina Sam/ws . Ein Sonderfa ll bei Apollonios Rhodios dient dazu, die fll r Phineus wichtige ZubereilUng der ers ten ungcstMen Mah lzeit zu betonen, S. A.R. 2,304-308: AliTa p Emi ~tya OOPTTOV Evl

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2. Die Typik der Gastmahlszene

Ein Neuansatz entfliJlt in den untersuchten Gastmahlszenen nur in Fällen, in denen ausnahmsweise keine weiteren Zerstreuungen geschildert werden t9S oder wenn das Mahl nur sehr knapp als Hintergrund für eine Unterhaltung erscheint. t96

VIII) Religi6se Handlungen (Libation , Opfer, Gebet) Religiöse Handlungen in Fonn von Gebeten , Segenswünschen, Trankspenden und Opfern erscheinen in 24 von 40 Gastmahl szenen. 197 Eine Kombi).JeyapolO\v ~ ee vTo, I 8alvvve' tt;o).JevoI · oUV 8E oq>lO\ 8a;\lVTo lveus I aplTaAEwS", oTov T' EV oveipaol, tru).Jov io;vwv. I vEv6a 8'. EllE! 50plTolo KopEoooavT' liSt lTOTi)TOS, lTaVvVxlOI BOPEW lJEVOV uiEos eypnooOVTES . Der mit A UTOP Eml beginnende Vers ist einer homerischen Fomlel nachgebildet, die in der lIias

dreimal als Abschluß einer ausftlhrlich geschilderten Mahlvorbcreitung erscheint, davon einma l in einer re inen Opferszene, zwe imal in einer mit einem Opfer verbundenen Gastmah[szene. S. Horn. 11 . [,467 = Horn. [\. 2,430 :0 Horn. 11 . 7,319: alrrop Emi nauoavTo lTOVOU TETVKOVTO TE 8aiTa . Eine weitere auffällige Fonnu lierung bei Valcrius Flaccus stellt einen intertextuellen Bezug zwischen dem Lemnosabenteuer und seinen stilistischen Vorbildern, der Dido- und der Euanderszene, her, auf die Valerius mehrfach rekurriert, s. Val. Flac. 2.347-349: sacris dllm vineirur exris I primafames cireum pareris ir Baeehl/$ er omnis I aula si/er und Verg. Aen. 1,723: Posrqllam prima q/lies eplliis und Verg. Aen. 8,182f.: vescirllr Aelleos [ ... ] IIISrralibllS exris. 1954 Belege: Odysseus bei Autolykos (Horn. Od. 19,424-427); Argonauten bei eyzicus (Val. Flac. 2.653-664: Das Herbeibringen des Tischgeschirrs geht unmittelbar in die Libation über, deren Segensspruche an die Stelle einer Unterhaltung nach dem Mahl treten); Hochzeit des Pluto und der Proserpina (Claud. 2.36 I f.: Stau eines Gesprächs [Element IX] oder eines Sängervortrags [Element Xl folgt die Hochzeitsnacht). Hierher gehört auch der Besuch des Aeneas bei Helenus, wo eine Unterhaltung zwischen Gastgeber und Gast erst nach mehreren Tagen der Bewinung gesch ilden wird (Verg. Aen. 3.356-462). 1963 Belege: Argonauten bei Lykos, A.R. 2,759-761: Thetis bei Chiron. Stal. Ach. 1.1 84-188: Jason bei Aietes. Val. Flac. 5,570-573 . 197 Die religiösen Handlungen verteilen sich folgendennaßcn : 15 Szenen enthalten e ine Libation, 13 Szenen enthalten ei n Speiseopfer, 9 Szenen enthalten Gebete. Gelübde und Segenswünsche . Im e inzel nen handelt es sich um fo lgende Szenen (wenn re ligiöse R.iten im Zusammenhang mit einem Bankett erscheinen, ohne zur e igentlichen Gastmahlszene zu gehören . werden diese der Übersicht halber mit einer entsprechenden Bemerkung aufgefUhrt, sind aber in die Zahlenangaben nicht ei ngerechnet): Agamemnon bewinet die Heerftlhrer (Gebet, Horn . 11. 2,412-4 18 und Speiseopfer. 1·lom. 11. 2.42 1427); Mahl für Aias (Speiseopfer an Zeus, Horn. 11. 7.314f.); Beratung der Heer1Uhrer vor der Presbeia (Trankspende erst nach der Presbeia, unmittelbar vor dem Nacht lager. 110m. 11 . 9,7 12); Presbeia zu Achill (Speiseopfer, Horn. 11. 9,220, Trankspcnde vor der Trennung, Horn. 11. 9 ,656f.), Nestor und Odysseus in Phthia (Opfer an Zeus, verbunden mit einer Trankspcnde. Horn. 11 . 11,772-775); Telemach bei Nestor {Opfer an Poseidon ist bereits im Gange. als die Szene einsetzt, Horn . Od. 3,5-9, Trankspende und Gebete an Poseidon, Horn. Od. 3,43-64. Verbrennen der Rinderzungen und Trankspende vor dem Nachtlager, Ho rn. Od. 3,341 , Gelübde, Trankspcnde und Gebete zu Athene, Horn. Od.

2. Die Typik der Gastmahlszene

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nation solcher Handlungen ist bei Homer etwas häufi ger anzutreffen als in der späteren Epik: Von 18 Mahlszenen in I1ias und Odyssee enthalten 6 mehrere religiöse Hand lungen, bei Apo lJ onios ist es eine von fünf und in der lateinischen Epik sind es 4 von 17 Szenen. 198 Die Kombination mehre· 3,380·385 und 393f. Die Schlachtung des gelobten Rindes wird am zweiten Tag in einer Opferszene beschrieben, Horn. Od. 3,430-463); Odysseus bei den Phäaken (Trankspende an Hennes vor dem Nachtlager. Horn. Od. 7, 136- 138. Trankspende an Zeus Hikesios, Horn. Od. 7, 179- 183, weitere Trankspende, Horn. Od. 7,228. Bingebet des Odysseus an Zeus, Horn. Od. 7,331 -333. Nicht während des Gastmah ls, sondern beim Abschiedsschmaus erfolgt außerdem ein Opfer der Phllaken an Zeus, Horn. Od. 13,24-27, ein Segenswunsch des Odysseus, Horn. Od. 13,44-46, sowie eine Trankspende mit Gebet und Segenswunsch des Odysscus. Horn. Od. 13,53-62); Odysseus bei Eumaios (2 SegenswUnsche des Odysseus an Eumaios. Horn. Od. 14,53 f., 440f. , vgl. außcrhalb dcr Gastmahlsz.ene Ho rn. Od. 15,341 f.; Haaropfer vom geschlachteten Schwein mit Gebet des Eumaios, Horn. Od. 14,420-424, Speiseopfer, Horn. Od . 14,427-429, Opfer aus gebratene m Fleisch, Horn. Od. 14,434-436, Opfer der äpy~aTa mit Trankspende. Horn. Od. 14,446-448); Abschiedsmahl der Argonauten (Opfer an Apollo mit Gebet und Libation vor der Gastmahlszene, A. R. 1,406-438, Verbrennen der RinderLungen mit Trankspende. A.R. 1,516518); Argonauten bei Phi neus (Opfer an ApolI , A.R. 2.490-494); Argonauten bei Lykos (Gelübde, einen Tempel zu bauen, A. R. 2,806-8 10); Argonauten und Phrixossöhne auf der Aresinsel (Schafopfer an Ares. 2,1 169- 11 76); Aeneas bei Dido (Trankspende und Gebet rur Gäste, Verg. Aen. 1,728-740); Aeneas bei He lcnus (Libation, Verg. Aen. 3,354); Aeneas bei Euander (Opfer an Herakles im Gang, Verg. Aen. 8. 102-1 06, Libation an Herakles, Verg. Acn. 8.273-279, Gesang der Salier. Verg. Aen. 8,285-305); Serranus bei Marus (Libation rur die wundersame Lanze, Si l. 6. 137- 139); Bacchus bei Falernus (Speiseopfer an Vesta verbrannt, Sil. 7, I 84f.); Hannibal in Capua (Libation an Capys, Si l. 11,299-302); Tydeus und Po lyneikes bei Adrast (Gebet, Stat. Theb. 1.498-5 10, Libation besonders an Apollo. Stat . Theb. I , 540~556, neuerliche Trankspende, die ins Feuer gegossen wird, und Gebet an ApolI. Stal. Theb. 1,694-720); Abschiedsmahl der Argonauten (Opfer. Gebet und Libation an Poseidon, Zephyrus, Glaucus und Thetis vor dem e igentli . ehen Mahl. Val. Flac. 1. 188-204. Gebet des Peleus, Val. Flae. 1,265-267); Jason auf Lemnos (Opfer an Venus unmittelbar vor Mahl. Val. Flae. 2,329-33 1, Aufforderung zu Libation und Gebet. Val Flac. 2,336); Argonauten bei Cyzicus. (Opfer in Tempeln. Val. Flac. 2,650); Argonauten bei Phineus (Opfer an Zeus. Val. Flac. 4,529f.); Argonauten bei Aietes (getrennte Libationen von Ko lehern und Argonauten an ihre jewei ligen Göller am Schluß der Gastmahlszene, Val . Flac. 5,615-617). Ei ne Miue lstellung nimmt der am zweiten Tag stattfindende Tanz der Madchen am Hof des Lycomedes ein. Zwar handelt es sich um eine an religiösen Bn'luchen orientierte Darbietung, doch wird sie offenbar zu Ehren der Gäste aufgefUhrt, d ie sich anschließend mit Geschenken rur die Gunst bedanken, S. Stal. Ach. 1,82 1·823: egressae Iha/oma Scyreides ihonl ! aSien/are charos pramissaque socra I'f!re"dis I hospifibus und die Heimkehr der Tänzerinnen 1.842-844. : in medioe iamdudum sedibm aulae I mllnera virgineos visu.)' IraClura /ocaral l Tydides. signum hospilii preliumque laboris. 198 Belege bei Homer: Agamemnon bewirtet die griechischen HeerfUhrer, Horn. 11. 2.402-441; Presbeia z.u AchilI , Horn. 11. 9,185-668; Nestor und Odysseus in Phthia. Horn. 11. 11,769-790; Telemach bei Nestor, Horn. 0<1. 3,3 1-403; Odysseus bei den Phaaken. Horn. Od. 7,81 -347; Odysseus bei Eumaios, Horn. Od. Buch 14; Beleg bei ApolIonios:

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2. Die Typik der GastmahlSlcne

rer Riten, meist von Schlachtung, Trankspende und Gebet, ergibt sich bei Gastmählern, die im Zusammenhang mit einem Opfe r stehen, aus dem sa· kral en Charakter des Banketts, s. Horn . 11. 2,41 0-427 (Agamemnon bringt vor dem Angriff einen Stier dar, dessen Fleisch dann zur Stärkun g der Kri eger dient); Horn . 11. 11 ,772-775 (Peleus opfert Zeus); Horn . Od. 3,5-9, 40-64, 338-342 (Nestor feiert ein Fest zu Ehren Poseidons); A. R. 1,406-438 u. 516·518 (die Argonauten bitten Apoll mit einem Opfer vor der eigentli · chen Gastmahl szene um glückli che Fahrt und feiern anschließend mit dem Fl eisch ein Abschiedsmahl); Verg. Aen. 8, I 02- I 06, 273 -279, 28 I -305 (Euander begeh' ein Fest zu Ehren des Herakles); Val. Flac. 1, 188-204 (die Argonauten opfern beim Abschied - vor der eigentli chen Mahlszene - dem Poseidon, dem Glaucus, Theti s und den Zephyrn und bringen ei ne Libation dar; Pe leus betet während des Mahls zu den Göttern, Val. Fl ac. 1,265·267). Wenn kein religiöser Anlaß vorliegt, ze igt die mehrfache Erwähnung von Riten die besonders fromme Gesinnung des Gastgebers, s. Horn . 11. 9,2 19f., 656f. (AchilI bewei st trotz seines Zornes Respekt vor den Göttern); Horn . Od. 7, 136- 138 7, 179- 184, 228, 330-333: (di e Phäak en, di e sich selbst als 'götternahes' Volk beze ichnen [Od. 7,201 ·206], bringen zahlreiche Trankspenden aus), und das vierzehnte Buch der Odyssee (Eumaios, der von al· len Gastgebern die meisten Opfergaben darbringt, verurteilt di e Hybri s der Freier, unter denen er zu leiden hat, Od. 14,8 1-95). Für reli giöse Handlungen läßt sich kein fester Platz innerhalb der typi. sehen Gastmahlszene angeben. Eine Libation wird mei st am Schluß des Beisammenseins, unmittelbar vor dem Nachtlager ode r der Trennung der Ti schgesell schaft, ausgebracht und dient dann als Ze ichen, die Ta fel aufzuheben. l99 Sie kann, besonders in der griechi schen Epi k, jedoch auch wäh· Abschiedsmahl der Argonauten. A. R. 1,450-5 18; Belege in de r lateinischen Epik: Aeneas bei Dido. Verg. Aen. 1,695-3,718; Aeneas bei Euander, Verg. Aell. 8.97-369; Tydeus und Po lynei kes bei Adrast, Stat . Theb. 1,386-720; Abschiedsmahl der Argonauten, Val. Flac. 1,250-3 10; für die genauen Ste llenangaben s. o. Anm. 197. 199 Insgesamt 7 Belege fü r Spenden im Anschluß an die Aktivitäten nach dem Mahl : Beratung de r griechischen Heerfü hre r vor und nach der Presbcia (Horn. Il. 9.177 und 9,712); Presbeia zu Achill (Horn. 11 . 9.657); Telemach bei Nestor ( Hom. Od. 3,393·395. eine wei tere Spende erfolgt hier zu Beginn des Mahls, während der Verkostung der OTT Aayxua . S. u. Anm. 200); Odysseus bei den Phäaken (Ho rn. Od. 7.228: Die Spende schließt hier nach dem üblichen Brauch das offziel1e Festmahl der Phäaken ab. Da Arete. Al kinoos und Odysseus jedoch im Raum zUrilckb leibcn, um e in privates Gespräch zu ruhren. fi ndet d ie Libation zugleich auch \Ior dem hier ungewöhnlich gestalteten ))Gespräch nach dem Mahl( statt); Abschiedsmahl der Argonauten (A. R. 1,5 16-5 18. eine weitere Spende finde t hier während des vor der Gastmahlszene dargebrachten Opfers stall, A.R.

2. Die Typik der Gaslmahlszenc

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rend e ines der Bekösti gung vorausgehenden Opfers oder während der Beköstigung se lbst/ oo sowie in lateini scher Zeit zwischen dem eigentlichen Mahl (Element VII) und den Gesprächen von Gastgeber und Gast bzw. dem Sängervortrag (E lemente IX und X) oder als Reakti on auf eine mythologi20 1 sche Erzäh lung erfolgen. Di e Trankspende wird, wenn der Epiker nähere Angaben macht, aus ei202 nem kostbaren oder ahehrwürdigen Gefaß dargebracht (5 Belege ) und ist ge legentlich mit einem Gebet verbunden, in dem der Gastgeber oder der Gast um das Wohlergehen des Ti schgenossen bitten.20J In einem Fa ll, in 1,435f.): Tydeus und Polyneikes bei Adrast (Stal. Theb. 1.694-720); Jason bei Aietes (Val. Flac. 5.6 15-617). 200 Insgesamt 3 Belege ftlr Trankspende während der dem Mahl vorausgehenden Oprerhandlung in der griechischen Epi k: Nestor und Odysseus in Phthia (Horn. 11. 1I ,774f.); Telemach bei Nestor (Horn. Od. 3,40-64); Abschiedsmahl der Argonauten (A.R. 1,435 r., eine weitere Trankspende erfolgt nach dem SängelVonrag, A.R. 1,5 16-518). S. in der lateinischen Epik das Oprer vor dem Abschiedsmahl der Argonauten Val. Flac. 1,204. Nur 1 Beleg ru r eine T ra nkspende während des Mahls, nach der Veneilung des Ehrenstücks: Odysscus bei Eumaios (Horn. Od. 14.447). 201 Insgesamt 2 Be lege flIr die Trankspende zwischen eigentlichem Mahl und den Gesprächen von Gastgeber und Gast bzw. dem Gesangsvonrag: Aeneas bei Dido. Verg. Aen. 1.728-736; Tydeus und Polyneikes bei Adrast. Stal. Theb. 1,540-556. Im Anschluß an eine mythologische Erl.Ühlung spenden die Tei lnehmer beim Mahl des Euander (Verg. Aen. 8.273-279: Libation zu Ehren des Hereules nach dem Bericht des Euander über Hercules und Cacus) und in Capua (Si!. 11 ,299-302: Libation zu Ehren des Capys nach dem Lied des Te uthras Ober die Abstammung des StadtgTÜnders). In 2 Szenen (Aeneas bei ['lelenus, Verg. Aen. 3,354; Semmus bei Maros, Sil . 6, 137- 139) läßt sich der Zeitpunkt der Li bation nicht genau bestimmen . 202 Nestor und Odysseus in Phth ia (Horn. 11. 11 .774: goldene Becher); Telemach bei Nestor ( 1·lom. Od. 3,41 : goldener Becher): Aeneas bei Dido (Verg. Aen. 1.728-730: vom Ahnherm ererbter Becher); Tydeus und Polyneikes bei Adrast (SIal. Theb. 1,54 1-55 1: Becher mit bildlic hem Schmuck): Argonauten bei Cyzicus (Val. Flae. 2.653-658 : Becher mit bild lichem Schmuck). Vgl. außerhalb einer Gastmahlszene z.B. den kostbaren Becher. nus dem Achill eine Trankspcndc ausbringt, als Palroklos in den Kampr zicht ( Horn. I!. 16,220-248). Nestor dagegen benutzt seinen prächtig verLienen Becher offenbar n icht rur eine Trankspcnde (Hom. [I. 11 ,632-637). 2034 Belege : Telemach und Mentor bitten um Segen ftlr Nestor (Hom. Od . 3.55-61); Phäaken biUen rür Odysseus (Horn. Od. 7,179-181: kurze Andeutung); Dido bittet um Segen ru r die Festgesellschaft (Verg. Aen 1,73 1-735); Tydeus und Polyneikes bei Adrast (Stal. Theb. 1,694-720: Adrast bittet Apoll um Beistand rur die Festgesellschaft). Vgl. auch außerhalb der eigentlichen ß ewinungsszene die Libation und das Segensgebet des Odysseus rur die Phllaken (Hom. Od. 13,56-62). Bei dem von Valerius Flaecus beschriebenen Gastmahl in Kolchis bitten die Teilnehmer dagegen in getrennten Libationen ihre je eigenen Schutzgötter um Wohlergehen und einen glOeklichen Ausgang des bevorstehenden Krieges (Val. Flae. 5,6 15-617). Die ungewöhnliche Fonn de r Trankspende illustrien dabei die latenten Spannungen zwischen Argonauten und Kolchem .

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2. Die Typik der Gastmahlszcoe

dem ein Gast- und ein Opfennahl ineinander übergehen, ist ein solc hes Gebet - den Konventionen des Opfennahl s entsprechend - mit der Schlachtung des Tieres und dem Verkosten der Eingewei se verknüpft (Agamemnon bewirtet die griechi schen Heerflih rer, 11. 2,410-427). Der von SAlo ( 1979) 33f. unternommene Versuch, bei der homerischen Trankspende fün f verschiedene typische Phasen zu unterscheiden, ist aus diachroner Sicht wenig sinnvoll .204 Schon bei Homer ersche inen die von SAlo angesetzten Teilelemente der Libation nur in e iner geringen Zahl von Gastmahl szenen.205 In der nachhomerischen Epik werden ebenfalls nur seIten e inzelne Phasen unterschieden,206 so daß di ese nicht als typi sch e in gestuft werden können. Auffälli g ist die unterschiedliche Verteilung von Speiseopfern in den einzelnen Epochen. Der homeri sc he Dichter erwähnt s ie in ei nem Dritte l der berücks ichtigten Szenen (6 von 18 homerisc hen Gastmahlszenen), Apollonios dagegen in mehr als der Hälfte (3 von 5). In der lateinischen Epik sinkt die Häufigkeit wieder auf ca. ein Viertel der Szenen (4 von 17). A llerdings kommen sie hier, abgesehen von der Euander-Szene in der Aene is (Verg. Aen. 8,97 -369), die stark vom Besuch Te lemachs bei Nestor in der Odyssee geprägt ist, und der in mythischer Frühzeit spielenden Be-

204 Es handelt sich nach SATo (1979) um folgende Handlungen: J. Aufforderung zur Trankspende. 2. Zuslimmung der Anwesenden, 3. Rein igung der Hände, 4. Spenden des Weins, 5. Abschluß der Spende. Diese Einleilung bietet die Schwierigkeit, daß das Tei lelement 3 seinerseits verschiedene Handlungen um faßI. Sai"d (1979) 34: »3. Puis )sans larder les heraUls versent dc ]'eau sur les mains(, )Ies jeunes gens remplissenl jusqu'au bord les craleres< (ce detail peUt etre remplace dans 10 deseriplion par une allusion au vin que I'on melange ou que 1' 0n puise). >Ils distribuent le vin en versant les prem icres goulles dans les coupes.«( Streng genommen besIeht die Libation also nicht aus fUnf, sondern aus acht verschiedenen Elementen. 205 Die Belege slammen aus der Versammlung der griechischen Heerruhrer, Horn. 11 . 9,89- 181 und 669-713; dem Besuch Telemachs bei Nestor, Horn. Od. 3.3 1-403 und dem Aufenthalt des Odysseus bei den Phäaken Od. 7,8 1-347 . Ein weiterer von SAfO berücksichtigler Beleg stammt nicht aus einer Gastmahlszene, sondern aus der Abschiedszeremonie auf Scheria (Horn . Od. 13,50-62). 206 4 Belege: Aeneas bei Oido (Verg. Aen. 1,728-740: Dido forde rt die Opferschale, betet, spendet den Wein und reicht die Schale, nachdem sie davon gekostet haI. an die übrigen Tei lnehmer weiter); Aeneas bei Euander (Verg. Aen. 8.273-279: Euander forde rt zu Trankspende und Gebet auf und fll11t die Opferschale mit Wein. worauf alle spenden und die Göller anrufen); Hannibal in Capua (Si l. 11,299-302 : crsl spendel Hannibal. dann die übrige Feslgesellschafl); Tydeus und Polyneikes bei Adrasl (Stat. Theb. 1.540-556: Adrast fordert die Opferschale, spendel Wein und betet dabei zu den GÖllern, besonders zu Apoll , Stat. Theb. 1,694-720: Adrasl forde rt zur Li bation auf und spricht ein Gebe!).

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2. Die Typik der Gastmahlszene

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wirtung des Bacchus (Sil. 7, 17 1-205) nur in den Argonautika des Valerius Flaccus vor, dessen Hauptvorb ild das Epos des ApoJlonios darstel lt. In !lias und Odyssee besteht der gewöhn liche Ritus bei der Schlachtung eines Rindes, Schafes oder Schwei ns in einem Brandopfer aus noch rohem Fleisch und Fett, dessen Herric htung be i Horner (und ApoJlonios) dem auch aus rei nen Opferszenen bekannten Ritus entspricht: Di e Teilnehmer schl achten und häuten das T ier, umwickeln die Lendenstücke mit Fetthaut, legen Te il e der Gli eder darauf und verbrennen alles im Feuer. In 5 Szenen 207 wird dieser Vorgang nur durch e inzelne Elemente des Rituals angedeutet. Andere Fonnen von Speiseopfern werden in griechischen Gastmahlszenen seltener beschrieben: Die Argonauten verbrennen be i Apollonios einmal die Zungen der geschlac hteten Tiere im Feuer und gießen eine Trankspende darüber (A.R. 1,5 16-5 18); ein Brauch, der bei Homer nur einma l vorkommt (Horn . Od. 3,332-341 , es handelt sich um e ine Zeremonie zu Ehren Poseidons). Aus den Gebräuchen bei m Opfer stammt auch das Verkosten der Eingeweide, das Horner und seine Nachfolger in einigen Gastmahl szenen erwähnen (2 homerische Belege, 4 lateini sche208). Während in lIias und Odyssee die religiöse Konnotation gewahrt bleibt (heide Belege stehen im Zusam-

207 2 Belege rur ein 3usfUhrlieh beschriebenes Opfer (mit detailliertem Schlachtvorgang. Verbrennen von Fleisch und Fett sowie dem Gebrauch von Gerste) während der Szene: Agamemnon bewirtet die HcerfUhrer (i·lom. 11. 2,4 10-427): Odysscus bei Eumaios (1·1001. Od . 14,422429). 1 Beleg fll r ein unmi nelbar vorhergehendes Opfer: Abschiedsmahl der Argonauten (A. R. 1,432435).5 Belege rur ein kurt.: erwähntes Opfe r: Presbeia zu Achill (Horn. 11. 9.220): Nestor und Odysscus in Phthin (Horn. 11. 11.772-775); Tele· mach bei Nestor (Hom. Od. 3,5-9: Opfer ist bereits im Gang. als die Gastrnnhlszene ein· setzt): Argonauten bei Phineus (A. R. 2,493 f.); Argonauten und Phrixossöhne auf der Aresinsel (A.R. 2,1169·1176). 208 Belege bei Horner: Agamemnon bewinet die griechischen Heerftlhrer (Horn. 1I 2.427): Nestor opfen Poseidon (Horn. Od. 3,40). Latei nische Belege: Euander bewirtet Aeneas (Verg. Aell . 8. 180); Adrast bewinet Tydcus und Polyneikcs (Stal. Theb. l,522f.); Abschiedsmahl der Argonauten (Val. Flae. 1,253 f. ); Jason auf Lemnos (Val. Flac. 2,347350: sacr;s d"m vi"cilllr exlis I prima fa mes d rel1m pllleris if Bacch/lS et OIft ftis I o/lla si· let. Ollpibus t:oeptis mox lempora f allIIm I IIoctis l ...J sermoniblls). In der Wendung socris eXlis klingt der religiöse Bezug noch an. Dcr Verzehr scheint wie bei Honter der Haupt. mahlzeit vorauszugehen (s. Val. Fine. 2.348: prima f ames) und mit einem (möglicherweise religiös geP.irbten) Umtrunk verbunden zu sein, doch ist die Fonnu lie· rung so knapp gehalten. daß der Leser die homerischen Gepfl ogenheiten kennen muß. um die Situation mit einer religiösen Zeremonie in Verbindung zu bringen.

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menhang mit einem Opfer an Zeus bzw. Pose idon209), ist der Genu ß der e.xta oder viscera in der lateinischen Ep ik vom Opferritus weitgehend gelöst. Er di ent hier vor allem als Homerremini szenz. die nur in Kombination mit anderen Anspielungen auftritt. Wenn reli giöse Riten in wechselseitigem Einvernehmen und in korrekter Weise durchgeführt werden, weisen sie die betreffende Person als positi ven Charakter aus, von dem die Tischgenossen nichts zu befUrchten haben. Das auffälli gste Beispiel bietet der Sauhirte Eumaios, dessen pietätvolle Gesinnung sich in einer sonst nirgends anzutreffenden Vielzahl von Opfern äußert. Umgekehrt läßt jedoch das Fehlen von Opfern und Gebeten all ein nicht auf eine kritische Bewertung der jeweiligen Figur schließen . In der Bewirtung des Telemach durch Eumaios fehlt Z. B. jede religiöse Hand lung, da die fromme Gesinn ung des Sauhirten aus der unmittelbar vorausgehenden Bewirtung des Odysseus bekannt ist. Auch Menelaos vollzieht kei nerlei religiöse Riten, zeigt aber seinen Respekt vor den Göttern dadurch, daß er den Vergleich seines Hauses mit einem Götterpalast ablehnt (Horn . Od. 4,78f.). Eine negati ve Wertung der Figuren ist mit Sicherheit nur dann gegeben, wenn die Person die Götter oder göttli ches Recht offen mißachtet oder wenn der Erzähler den von ihr durchgefUhrten Ritus mit negativen Konnotationen versieht. 2 10

IX) Gespräch zwischen Gastgeber lind Gast Eine angeregte Konversation bildet (neben dem Sängervortrag) den Höhepunkt e ines Gastmah ls und kommt mit fUnf Ausnahmen 2 1t in all en berück209 Die einzigen Personen, die in lIias und Odyssee die oTTAoyx.va ohne Opfer wie ein gewöhnliches Nahrullgsmiucl verzehren. sind d ie gottlosen Freier, s. Horn. Od . 20,252, dazu AREND ( 1933) 67r. mit Anm. I. 2 10 3 Belege: Kleopatra setzt ihrem Gast die )Götter Ägyptells( (gemeint sind heilige T iere) als Speise vor, Luean. 10,158f.; bei der Trankspende an Capys, die Hannibal ausbringt. berauschen sich die Anwesenden mit Wein, Si l. 11 ,299-302 ; Aietes und die Argonauten opfern nicht wie üblich gemeinsam, sondern wenden sich jeweils an ihre persönlichen Schutzgottheiten, Val. Flac. 5,615-617. Kurz zuvor hatte dcr auktoriale Erzllhler dem kolehischcn Gefolgsmann laxartes mangel nde Ehrfurcht vor den Göttern vorgeworfen. Val. Flac. 5,596-598. 2 11 Es handeh sich jeweils um begründete Sonderfälle. Horn Od. 10.237-240: Die Gefährten des Odysseus werden nach de m Genuß des Zaubertranks von Kirke in Schweine verwandelt, so daß eine )Konversation( aus sachlichen GrUnden entfällt; Horn. Od. 19,426-451: Bei de m im Narbenexkurs geschilderten Gastmahl bei Autolykos bildet ausnahmsweise nicht die Unterhaltung nach dem Mahl , sondern die gemeinsame Jagd den

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sichtigten Szenen vor. In der !lias steht offenbar dem ältesten Teilnehmer in vier von sieben iliadischen Gastmahlszenen handelt es sich um Nestor das Recht zu, ein Gespräch nach dem Mahl zu eröffnen.212 Auch bei der Lösung Hektars ergreift der betagte Priamos unmittelbar nach dem Mahl als erster das Wort und bittet um ein Bett (Horn. 11. 24,635-642). Bei der Bewirtung des Machaon durch Nestor läßt sich dagegen wegen der summarischen Darstellung der Gespräche keine Aussage über deren Ablauf treffen (Horn. 11. 11 ,643). Einen Sonderfall stellt die Presbeia zu Achill dar, wo Aias nach dem Mahl zwar zunächst dem greisen Phoinix einen Wink gibt, dann aber Odysseus auf eigene Faust das Wort ergreift (Horn. 11. 9,222-306). Tatsächlich hatte Nestor bei der Auswahl der Unterhändler den Phoinix als erstes Mitglied der Gesandtschaft genannt (Horn. 11. 9,168).213 Ausschlaggebend ist daflir aber nicht se in Alter, das erst später, in der Einleitung seiner Rede, hervorgehoben wird (Horn. 11. 9,432), sondern die enge Beziehung, die Phoi nix mit se inem ehema ligen Zögling Achill verbindet und die ihn be21 sonders geeignet erscheinen läßt, den Zorn des Peliden zu besänftigen. " Seinem Rang nach scheint Phoinix dagegen den heiden anderen Gesandten unterlegen zu sei n, so daß sich Odysseus, als der freundliche Empfang des Höhepunkt, auf der sich Odysscus die rur die Handlung bedeutsame Narbe zuzieht. Die Bewirtung kommt daher nur kurz ohne Aktivitäten nach dem Mahl zur Sprache. Aeneas gibt. al s er von seinem Besuch bei Helenus berichtet, während des sehr kurl. geschilderten Mahls (Verg. Aen. 3.354f.) keine Tischgespräche wieder. Erst im weiteren Verlauf des Aufenthalts. dessen Anfang das Mahl bildet, kommt es zu Wechselreden (Verg. Aen. 3.358-462). Beim Besuch der Thetis in Chi rons Höhle haben die Wechselreden bereits vor dem Mahl stattgefunden. da die beunruhigte Thetis keinen Aufschub erträgt, s. Stal. Ach. 1,127. Weitere Vergnügungen (obleClamina) nach dem Mahl. die einem Gesang des Achill vorausgehen, beschreibt Stat ius nur so knapp. daß der Leser nicht erkennen kann. ob auch längere Gespräche einbegrifle n sind (Stal. Ach. 1, 185). Claud. rap!. Pros. 2,36 1f : Nach dem Hochzeitsmahl wird Proserpina sogleich ins Brautgemach gcfUhn, so daß hier die (nicht mehr geschildene) Hochzeitsnacht an die Stelle eines Gesprächs zwischen Gastgcber und Gast tritt. 2 12 Nestor eröffnet in folgenden Szenen die Gespräche: Bewirtung dcr griech ischen HccrfUhrer durch Agamemnon (Horn. 11 . 2,433); Mahl fu r Aias (Horn. 11 . 7,324f.): Beratung der Heerflihrer vor der Presbeia (I-10m. 11 . 9,93f.); Ncstor in Phthia (Horn. 11.1 1.78 1). Die Reden Nestors in der Ilias untersucht PRIMAv,,: sr (2000) 45-64. 213 Dazu KOHNKEN ( 1978) 11f. 21 4 Oic enge Beziehung zwischen AchilI und Phoinix geht aus der Sclbslvorstcl1ung des alten Mannes zu Beginn seiner Rede hervor, Horn 11. 9,434-495, besonders 492-495: TTOA).. ' t IlOYllOO. / Ta epPOVEWV, Ö 1101 OÜ TI 6EOi y6vov E~ETE ).E I OV / E~ EilE- 6:).).a Of: lToiSo . 6EOLS Em Ehc:e).' 'AXIA.A.EÜ, / lTole6llTlv) dazu KOII NKEN (1975) 27 und TI IORNTON ( 1978) 2f.

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Achill eine besänftigende Intervention des Greises überflüssig macht, offenbar berechtigt fliblt, entgegen dem ursprünglichen Plan die Verhandlungen einzuleiten. 215 Wegen dieser komplizierten und in der Forschung teilweise umstrittenen Rahmenbedingungen kann die Szene flir die Frage der Gesprächsinitiative beim Gastmahl nur mit Vorbehalten herangezogen werden. Außerhalb der Ilias geht die Initiati ve zum Gespräch gewöhnlich vom Wirt aus, der sei nen Gast nach dessen Erlebnissen befragt (insgesamt l 1 von 28 odysseischen und nachhomerischen Szenen mit Konversation/ 16 dazu kommt die Rede des Lycomedes, Stal. Ach . 1,775-783, der zwar keine Fragen an die Gäste richtet, aber doch die Unterhaltung nach dem Mahl anregt). In der Odyssee, wo ein Fremder sein Inkognito stets bis zum Ende der Beköstigung wahren kann, ist mit dieser Erkundigung zugleich di e Frage nach Namen und Herkunft verbunden , die der Gast bereitwillig mit einer Erzählung beantwortet, welche je nach den Umständen seine wirkliche Geschichte preisgibt oder eine mit Elementen der Wahrheit vermi schte Scheinidentität aufbaut ?17 In den hellenistischen und lateinischen Gastmahlszenen dagegen, wo sich die Beteiligten entweder scbon länger kennen oder der Besucher schon vor dem Mahl sein Inkognito ge lüftet hat, richtet sich das Interesse des Wirtes auf Einzelheiten seiner Abenteuer.218 2 15 KQHNKEN ( 1975) 3 1f.: ))Die Ausfilhrun g der Mission [ ... ] verschiebl sich gegenüber ihrer Ankündigung und dem Plan Nestors dadurch. daß Odysse us auf Grund des freundli chen Empfangs der Gesandten durch Achill als ers ter das Wort ergreift . [ ...1 Aias will [ ... ] dem Vorschlag Nestors gemäß handeln und Phoinix zur Eröffnun g de r Verhandlung veranl assen [ ... 1, doch Odysseus kommt dem Phoinix mit seiner lnilialive zuvor (V. 223 b fT.; hier iSI im übrigen. ebenso wie später Vers 427 fT., bcme rkc nswen rur die untergeordnete Stellung des Phoi nix . daß er erst das Won nehmen kann. nachdem er von den ranghöheren Helden, Aias bzw. AchilI, V. 427-429, dazu emluOlert worden ist.1( 2 16 AthenelM entes bei Te lemach (Hom. Od . 1. 156·177); Telemach bei Nestor (Hom. Od. 3.6 8-74); Hennes bei Kal ypso (Horn. Od. 5.87-9 1: Kalypso sieHt vor dem Mah l eine Frage, d ie Hennes beantwortet, sobald er gespeist hat); Odysseus bei den Phäaken ( Horn. Od. 7,233-239); Odysseus bei Kirke (Horn. Od . 10,325); Jason bei Aietes (A. R. 3.3023 16); Aeneas bei Dido (Verg. Aen. 1,749-756); Anna bei Aeneas (Si !. 8,76-78); Tydeus und Po lyneikes bei Adrast (Stat. Theb. 1,557·672); Jason aur Lcmnos (Val. Flac. 2.35 1353); Jason bei Aietes (Val. Flac. 5,57 1-575: Aietes ergreift durch Zutrinken die Initiative und erfährt von Jason die Identität einzelner Argonauten und die Umstände, die zum Veriusl des Herakles gefllhrt haben). 2 17 S. zu den Trugreden in der Odyssee G RQSSAk DT (1998) 66·11 6 . 2 18 Ei ne A usnahme bi lden die Fragen des Adrast an Tydeus und Polyneikes. d ie sich vor dem Mah l nur unzureichend vorgestelli hallen und nach dem Mahl wcilere Detai ls zu ihrer Person preisgeben (Stal. Theb. 1.668-672. vgl. StaL Theb. 1,45 1-467).

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Wenn der Gastgeber sich nach dem Schicksal seines Besuchers erkundi gt - sei es zu Beginn des Gesprächs oder in dessen Verlauf - verbindet er oft mehrere Fragen,219 welche jedoch in der Antwort, die sich nicht an den Vorkenntn issen der Figuren, sondern an denen des Lesers orientiert, nicht a lle aufgegriffen werden müssen. Es handelt sich hier - auch bei wörtlichen Reden - um eine punktuelle Erzählweise, bei der der Dichter nur die wichtigsten Details der Konversation wiedergibt. Eine punktuelle Erzähltechnik erscheint auch in Szenen, in denen ausnahmsweise der Gast durch Fragen und Aufforderungen das Gespräch nach dem Mahl anregt,2W oder in denen ein Teilnehmer ohne Aufforderung zu erzählen beginnt,221 Diese Initi ativen tragen der jeweiligen Situation Rech2 198 Belege filr mehrere Fragen des Wirtes in der Konversation nach dem Mahl : Telemach an Athene (Ho rn. Od. 1,170- 177); Nestor an Telemach (Horn. Od. 3,7 1-74); Arete an Qdysseus (Horn. Qd. 7.238f.); Kirke an Odysseus (Horn. Od. 10,325); Eumaios an Qdysseus (Horn. Qd. 14, 187- 190); Aietes an die Phrixossöhne (A.R . 3,304-3 16); Dido an Aeneas (Verg. Aen. 1,750-752); Hypsipyle an Jason (Val. Flac. 2,3 5 1-353). Dazu kommen 5 Be lege, in denen mehrere Fragen ausnahmsweise vor dem Mahl , vom Gast oder nicht direkt an den Besuc her geslellt werden: Telemach befragt Eumaios über den ))BeuleT« Odysseus (Ho rn. Od. 16,57-59); Pallas befragt Aeneas gleich bei seiner Ankunft (Verg. Aen. 8.112-114); Caesar befragt den ägyptischen Priester Ober die Nilque llen (Lucsn. 10.176- 192); Adrast be fragt Tydeus und Polyneikes (Stat. Theb. 1,438-446 und 1,668-672, vgl. die indirekten Fragen in der Antwort des Po lyneikes, Stat. Theb. 1,677 f.); Thetis erkundigt sich bei Chiron nach Achi ll (Slat. Ach. 1, 127- 130). Eine si nguläre Situation weist die Theoklymenosszene auf, in der Penelopc, welche zwar nicht a ls Gastgeberin des Theok lymenos auftritt, aber, ähnlich wie Arete, als Hausherrin das Gespr'Jch nach dem Mahl eröffn et, sich auf die Frage nach Odysseus konzentriert. Diese richtet sie nicht an den Gasl. von dem sie die gewOnschlen Informationen nicht erwarten kann, sondern an Telemach, der eben von seiner Erk undungsfahrt heimgekehrt ist (Horn. Od. 17.101 - 106). 220 Odysscus befragt Eumaios (Horn. Od. 14 ,115- (20); Telemach befra gt Eumaios (Horn. Od. 16,57-59); Caesar befragt den ägyptischen Priester Ober d ie Nilquellen (Lucan. 10, 176- 192); Der Vater des jungen Pacuvius richtet eine Reihe von (rhetorischen) Fragen an seinen Sohn (SiI. 11 .337-350: Hier spielt sich die Unterhaltung ausnahmsweise zw ischen zwei Nebenfiguren ab); Jason befragt Phineus (Val. Flac. 4.538-546). 22 1 Menelaos erzählt ohne Aufforderung von seinen Abenteuern (Horn. Od. 4.78112); der Seher Theoklymenos prophezeit unaufgeforden Qdysseus' Heimkehr (Hom. Od. 17.1 5 1- 16 1); beim Abschiedsmahl der Argonauten beginnt ldas statt einer gewöhnlichen Unterhaltung, den niedergeschlagenen Jason zu schmähen (A .R. 1,463-47 1); der Seher Phineus sagt den Argonauten unaufgefordert ihren weiteren Weg nach Kolchi s voraus (A. R. 2,3 11-407); Jason berichtet Lykos Ober d ie Abenteuer der Argonauten (ob Lykos ihn dazu aufgefordert hat, geht aus de m Text nicht hervor: A.R. 2,762-77 1); Jason bi ttet die Phrixossöhne um Hilfe bei der Gewinnung des Goldenen Vlieses (A.R. 2,1 19211 95); Euander erzählt unaufgefordert die Legende von Hercules und eaeus (Verg. Aen. 8, 185-275) ; Serranus klagt über seine Lage (Si l. 6.102- (1 6); Baeehus übergibt dem Fa-

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Dung und sind daher nicht nur unterschiedlich begründet, sondern auch unterschiedli ch geHirbt: Indem der verkleidete Gast Odysseus dem Eumaios Fragen stellt, übernimmt er, ebenso wie Telemach, gegenüber dem Sauhirten für einen Augenblick die ihm rechtmäßig zustehende Rolle des Haushenn, während sich der Gast Caesar durch seine übermäßige Aktivität als rücksichtsloser Charakter entlarvt, der die Hausherrin Kleopatra in den Hintergrund drängt . In der Menelaosszene stellt die spontane Erzählun g des Wirtes, die Telemach zu Tränen rührt und so dazu beiträgt, ihn zu identifizieren, eine strukturelle Parallele zur Phäakenhandlung her, bei der Odysseus sich ebenfalls durch seine Tränen verrät. Der landflüchtige Seher Theoklymenos und der von den Harpyien erlöste Seher Phineus statten mit spontanen Prophezeiungen ihren Helfern Dank ab. Die Varianten sind daher immer im Kontext der Szene, des Epos und ggf. der epischen Tradition zu betrachten, bevor sie angemessen beurteilt werden können. Die Gespräche greifen unabhängig von ihrem genauen Verlauf die zw ischen den Ti schgenossen herrschende Stimmung auf und festi gen oder verstärken sie: Der gastfreundliche Eumaios faßt während der Erzählun g des vermeintlichen )Bettlers« Odysseus Zuneigung zu ihm, so daß er ihm schließlich sogar den besten Eber schlachtet (Horn . Od. 14,4 14f.), die in unruhiger Erwartung lebende Penelope ist von Telemachs Fahrtbericht aufgewühlt (Horn. Od. 17, 150), und Dido, die von Anfang an Sympathie fUr Aeneas hegt, verliebt sich durch Cupidos Wirken in ihn, während er von seinen Abenteuern berichtet (Verg. Aen. 1,748f.). Der grausame und unberechenbare Aietes dagegen läßt sich während der Gespräche nach dem Mahl zu einem Zornesausbruch verleiten (A. R. 3,367_382),222 während Aeneas, der di e schiftbrüchi ge Anna mitleidi g aufgenommen hat, von ihrem Bericht über Didos Tod bewegt ist (Si I. 8, 1601). Die Gespräche zwisc hen Gastgeber und Gast enden bei Homer immer mit einer kurzen abschließenden Bemerkung. Bis auf drei Ausnahmen hanlemus den Wein mit freund lichen Worten, auf die dieser wegen sei ner Trunkenheit nur lallend antworten kann (Sil . 7, 192-203); Adrast erzähl t unaufgefordert von der lo kalen Apolloverehrung (Sial. Theb. 1,557-668); beim Abschiedsmahl der Argonauten in der Versio n des Valerius Flaccus spielt sich - offenbar noch während des Mahls - eine nur knapp wiedergegebene )Unterhaltung< zwischen Peleus und Chiron ab (Val. Flae. 1.255270); Cyzicus berichtet ohne Aufforderung von der Kriegsgefahr in seinem Reieh (Val. Flat. 2,656-658). 222 Vgl. dagegen dieselbe Szene bei Valerius Flaccus, wo Aietes seinen Zorn unterdrückt und die Gespräche Slall dessen die Fremdheit von Win und Bewinetem widerspiegeln (Val. Flac. 5.578-6 14).

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delt es sich j edoch um knappe Aussagen nach dem Muster WS q>CITO. WS eq>OT', WS äpa q>ovnOOs, Tl pa etc., die sich nur auf di e letzte Wortäußerung beziehen und auch außerhalb von Gastmahl szenen häu fi g verwendet werden, um das Ende einer wörtl ichen Rede anzuzeigen. m Nur beim Gespräch zwischen Odysseus und dem phäakischen Köni gspaar, zwischen Odysseus und Eumai os sowie zwischen Penelope, Telemach und Theoklymenos verwendet der Dichter e inen voll ständigen Fonnelvers, der sich ausdrücklich auf die gesamte Unterhaltung bezieht und deren Darstellung als e ine ungefähre Wiedergabe des Geschehens kennzeichnet: Horn . Od. 7,334 = 14,409 = 17,166: WS oi IJEV TOIOVTO lTpOS CxAArlAOVS cyopevov. Bei Apollonios finden wir ein ähnliches Bild: ln drei von fünf Szenen bezieht sich die abschließende kurze Bemerkung nur auf die letzte Rede des Ti schgesprächs;224 in zwe i Fällen handelt es sich um eine Bemerkung, die auf das gesamte Mahl ausgerichtet ist, zu welchem auch die Unterha ltung gehört (A .R. 2,811 : "WS TOTE IJEV SaiT' clJq>llTavnlJEpol E~)l OWVTO ) bzw. um e inen an Homer orienti erten Vers, der die Wechselreden betont: A.R . 2, 1226: "WS 01 y ' CAAnAOIOIV CIJOLßaöov rlYOPOWVTO). In der lateini schen Epi k nimmt die Häufig kei t der Sc hlußbemerkungen ab. Von siebze hn Szenen en thalten nur sechs ei ne Abschlußfonnulierung, von denen sich wiederum vier nur auf die letzte Wortäußerung beziehen: Verg. Aen . 3,7 18: Erzählungen des Aeneas: eont;eu;t tandem f actoque ";e fin e quievit; Si!. 6,55 1: Rede des Marus: hoee Marus (sc. dixif); Val. Flac . 4,624f.: Rede des Phineus: atque ita f aeto / fine dedit rocitis ;/enun responsa /enebris und Va l. Flac. 5,6 15: Rede des Aietes: ! atllr. Nu r in der Kleopatraszene der Pharsa lia und wäh rend des Aufen thalts der Argonau ten bei Cyzicus bei Va lerius Flaccus verweist der Dichter auf den Verlauf des gesamten Ti schgesprächs: Lucan. IO,332f. : sie vellit in !Ufa securi paee traheban/ / noe/is i/er mediae; Val. Flac. 2,663f.: hasque inter variis nox plurima dic/is / rop fa vices nee non simili lux postera traclll.

223 Es hande l! sich um folgende Szenen: Agamemnon bewinet die HeerfUhrer (Ho rn. 11. 2,441 ); Siegesmahl fUr Aias ( Horn . 11. 7,344); Presbeia (Horn. 11 .9,620); Beratung der Heerfii hrcr vor und naeh der Presbcia ( ~I om . 11. 9,7 10); Nestor und Odysscus in Py los (Horn. 11. 11 ,790); Mac haon bei Nestor (Horn. 11 . 11.804); Priamos bei Achill (Horn. 11. 24 .643); Telemach bei Nestor (Horn. Od. 3,329); Telemaeh bei Menelaos (Horn. Od. 4.296); Odysseus bei Kirke (Hom. Od. 10.388). 224 Ende der Rede des Idas (A.R. 1,492); Ende der Rede des Phineus (A.R. 2,426); Ende der Rede des Aietes (A.R. 3.439 ).

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[X) Vortrag des Sängers] Sänger werden in epischen Gastmäh lern mehrfach erwähnt. Dem Odysseus gi lt die Lyra, deren Klang das Lied der Barden begleitet, gar als gottgegebene Begleiterin eines Banketts (Horn. Od. 17,270f.). Eine ganz ähnliche Aussage trifft der auktoriale Erzähler im ersten Buch, wo Musik und Tanz als ava8iUlaTO SOtTOS" (Horn . Od. 1, 152) bezeichnet werden. Trotz dieser hervorgehobenen Stellung ist die Zah l der ausftihrlich beschriebenen Darbietungen insgesamt nicht hoch (10 Lieder, die von fünf Sängern und ei nem Chor vorgetragen werden 225 ). Sie finden in 2 Fällen zwischen dem eigentli225 Demodokos am Ho f der Phäaken ( Inhaltsangabe bzw. wönliche Wiedergabe dreier Lieder am zweiten und dritten Tag von Odysseus' Aufenthalt, Hom. Od. 8,72-82; 8,266-366; 8,499-520); Abschiedsmahl der Argonauten in lolkos (A. R. 1,494-51 1 und Val. Flac. 1.277-293, jeweils Lied des Grpheus mit ausflihrlicher Inhaltsangabe nach dem )}Gespräch zwischen Gastgeber und Gast«); Aeneas bei Dido. Verg. Aen. 1.740-746 (Gesang des lo pas mit ausfllhrli cher Inhaltsangabe zwischen dem eigentlichen Mahl, auf das die Libatio n folgt, und dem Gespräch zwischen Gastgeberin und Gast); Aeneas bei Euander (Verg. Aen. 8,285·305: Abwand lung: Statt eines Sängers Chor der Priester mit ausfUhrli cher Inhaltsangabe nach einer ersten Er.täh lung des Gastgebers): Hannibal in Capua (zwei Lieder des Teuthras nach de m eigentlichen Mahl. Sil. 11 ,288-297, bzw. während des weite ren Aufenthalts, Si\. 11.440-482 mit ausflihrticher Inhaltsangabe); Thetis bei Chiron (StaI. Ach. 1,188- 194, Lied des Achi ll mit Inhaltsangabe zwischen an· deren, nicht näher beschriebenen Aktivitäten nach dem Mahl und de m Nachtlager. Der adlige Hintergrund ist in diesem Fall durch das Ideal des kriegerisch und musisch gebildeten Heroen gewahn). Hinzu kommen zwei kurze Erwähnungen des Phemios, Horn. Gd. 1, 153-155 (hier wird der Inhalt seines Liedes nach Abschluß der Gastmahlszene nachgereicht, Hom. Od. 1,325-327) und ei nes nicht namentlich genannten Sängers, der bei der Hochzeit im Palast des Mene laos auftritt, als Telemach und Peisistratos das Haus betre· ten. !-I om Gd. 4, 17f. sowie einige kurze Erwähnungen von nicht näher beschriebenen Gesängen bei der Vennählung von Pluto und Proserpina in der Unterwelt, Claud. rapt. Pros. 2,329, 2,345.2,360. Ob es sich bei dem Gruß an das Hochzeitspaar. dessen Beginn Claud ian in wörtlicher Rede wiedergibt (Claud. rapt. Pros. 2,365-372). um einen reinen Gesang handelt, geht aus dem von allen Editoren gebotenen Text nicht hervor, s. Vcrs 2,365f.: exlillOlII Cilm voce pii Difisquc sub aula I falia pervigi l i SlImllllf exordia plallslI . Dazu HALL (1969) ad loc.: }}E;r:l/lfalll CI/m I lQCe may mean )express thcir joy in song( (for cllln voce ::: an instrumental abI., c f. Quadrig. Ap. Gell. 9.13. 10 cum voce maxima COII· clamant) o r, alternatively. )dance and sing.«( Allerdings bietet die aus dem zwölften Jahrhunden stammende und nicht zu den Hauptzeugen der TextUberlieferung zählende Handschrift B statt der Junktur pervigili l ... ] p/allsil die Lesan pervig ili { .... ] eantll. Diese wurde offenbar von den Herausgebern a ls teefio facilior ausgeschieden . Legt man diese Textversion zugrunde. so handelt es sich eindeutig um den Beginn (V. 2,366: exordia) eines hochzeitlichen Liedes (hymenaeus), dessen genauer Inhalt im Dunkeln bleibt . Der wönlich zitierte Anfangsteil enthält nicht wic gewöhnliche musikalische Darbietungen nach dem Mahl eine Erzäh lung. sondern Aufforderungen an das Hochzeitspaar. Sie lassen sich daher nicht in die im folgenden entwickelten Kategorien einordnen, S. dazu unten Anm. 227 .

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chen Mahl (E lement VU) und den Gesprächen zwischen Gastgeber und Gast statt (E lement IX), doch können sie auch nach der Unterredung (4 Belege) oder, wenn der Besuch mehrere Mäh ler um fa ßt, erst im wei teren Verlauf des Aufenthalts eines Gastes, d.h. außerhalb der eigentli chen »Szene«, vorkommen (4 Be lege, s. Anm . 225). Angesichts ihrer inhaltli chen Bedeutung werden alle diese Gesänge ausgewenet, auch wenn sie sich nicht innerhalb der Szenengrenze befinden. Gegenstand der Lieder sind entweder kosmologische Zusammenhänge und die Taten der Götter (zweites Lied des Demodo kos, Ho rn . Od. 8,266366; Lied des Orpheus bei Apollonios Rhodios, A.R. 1,496-5 11; Lied des lopas, Verg. Aen. 1,740-746; Lied der Salier, Verg. Aen . 8,285-305; zwei Li eder des Teuthras, Si l. 11 ,288-297 und I J ,440-482 während des weiteren Aufenthalts des Hannibal ; Li ed des Orpheus über Phrixos und Helle, Val. Flac. 1,277-293) oder aber Begebenheiten aus der Lebenswe lt der Figuren. In di esem Fa ll werden stels Ereigni sse vorgetragen, die mindestens einen der Anwesenden unmittel bar betreffen (erstes und drittes Lied des Demodokos über den Trojanischen Krieg, Horn . Od. 8,72-82 und 8,499-520; Lied des Achill über die Heldentaten des Herakles, des Pollux, des Theseus und über das (Ehe-)Lager der Theli s, SIal. Ach. 1, 188- 194). Dies gilt se1bsl dann , wenn der Sänger, wie im Fa ll des Demodokos, diesen Zusa mmenhang zunächst nic ht ahnt. So lche Erzählungen treiben die Handlung des Epos voran, da sie flir die Figuren Aktua litäl besitzen und sie zum Handeln provozieren. Dasselbe triffi auf einen gleichnishaften Gesang zu, der a llerdings e inen Sonderfa ll darstellt und nur bei Apo ll onios ei nm al vorkom mt (fr iedenssliftender Gesang des Orpheus beim Absc hiedsmah! der Argenaulen , A.R. 1,494-5 11 ).'" Kosmo logische oder auf di e Götterwelt bezogene Lieder hingegen, deren ti eferer Si nn sich gewöhnlich nur dem Leser erschließt, errull en oft e ine kommen tierende Funk tion und fOrdern so die Orient ierung des Rezipienten. Dabei können sowohl gegenwärtige Ereignisse erläutert a ls auch künft ige 226 Zur Di skussion um d ie Bede utung des Orpheusgesangs s. PIETSCH ( 1999), bcs. 522-524. Er betrachtet den Gesang al s Versuch. die Menschenwelt in einen größeren Rahmen einzuordnen. s. S. 538: » Der kosmoJogisch-theogonische Gesang erflillt also durchaus die Funktion einer mentalen Beruhigung, e iner durch die Einsicht in die den Menschen umfassende göttliche Ordnung bewirk ten Festigung der Persönlichkeit, e iner Klärung des menschlichen Denkens und Wo llenS.11 A llerdings wird die friedliche Gesinnung. die sich nach dem Gesang bei den Argonauten e inste llt, im Text nicht ausdrücklich mit dem Inhalt. sondern vor allem mit der Melodie des Liedes in Verbindung gebracht.

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angedeutet und so bestimmte Erwartungshalrun gen beim Leser aufgebaut werden. 227 Da Gesangsvorträge beträchtlichen Einfluß auf Fortgang und Verständnis der Handlung besitzen, verdienen sie bei der Analyse episc her Gastmähler besondere Beachtung. Ihre geringe Zahl verbi etet es jedoch, sie als reguläres Elemen t in ei n typisches Schema aufzunehmen. Sie werden daher nur in eckigen Klammem beim Verlaufsschema berücksichtigt. Gesangsvorträge bilden das beste Beispiel daftir, daß die Häufigkeit eines Elements nicht unbedingt seine Bedeutung ftir das jeweilige Epos widerspiegelt. Auch zeigt sich daran, daß eine epische Mahlszene nicht als getreues Abbild wirklicher Tischsitten mißverstanden werden darf. Musik gehört zwar - zumindest fti r den homerischen Dich ter - zu den selbstverständlichen Vergnügungen beim Festschmaus (s. Hom. Od. 17,270f.), doch ein Gesangsvortrag bildet deshalb noch keinen selbstverständ lichen Bestandteil einer Gastmahlszene. Es handelt sich hier um eine literari sche Gestaltung, die nicht kulturgeschichtliche In fo rmationen liefern, sondern eine Gesch ic hte auf mögli chst wi rkungsvolle Weise erzählen soll.

22 7 Einen auch rur die Figuren zwei fel sfrei erkennbaren Bezug zur gegenwän igen Si t\J3tion weist der mythologische Gesang des Orpheus beim Abschiedsmahl der Arg
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Xl) Nachtlager Ein Nachtlager bildet in 20 der 40 untersuc hten Szenen den Abschluß eines Gastmah ls. 228 In den homeri schen Epen, wo 9 von 18 Szenen mit diesem Element enden, be fi ehlt ei n vornehmer Gastgeber seinen Di enern oder Gefli hrten, ein Lager für den Fremden herzuri chten, wobei di e entsprechenden Handlungen mit Fonnelversen ausgedrückt werden.229 Anschließend begibt di eser sich im Vorraum des Hauses zur Ruhe. Der Gastgeber se lbst schläft dagegen an der Seite se iner Frau im Innersten des Hauses (5 von 9 homerischen Szenen mit Nachtl age~)o). Bei der Bewirtung des Odysseus durch den in einfac hen Verhältnissen lebenden Eumaios ist zwar die übliche Trennung von Hauptgastgeber und Gast während der Nac ht be ibehalten. doch sc hl äft hi er nicht der Wirt. sondern der Besucher Odysseus im Gebäude. während der wachsame Hirt die Nacht im Freien verbringt (Horn . Od. 14,518-533). Abwe ichend gestaltet sind bei Horner sonst nur der Besuch 228 9 Belege bei Homer: Beratung der Heerführer vor und nach der Presbeia (Horn. 11 . 9.7 13); Presbeia zu Achill (Horn. 11. 9,658-668); Priamos bei Ach ill (Horn. 11. 24,673676); Telemach bei Nestor (Horn. Od. 3,396-403); Te lemach bei Menelaos (Horn. Od . 4 ,296-305); Odysseus bei den Phäaken (Ho rn. Qd. 7.335-347); Odysse us bei Ki rke (Horn. Cd. 10,347: hier stcht de r Beischlaf von Gast und Gastgeberi n a ls Ersatzmotiv für e in wirkliches >Nachtlagcr< zwischen zwei Bewin ungen); Odysseus bei Eumaios (Hom. Od. 14,518-533): Odysse us bei Autolykos (Horn. Od. 19,427). Nachhomerische Belege : Abschiedsmahl der A rgonautcn (A. R. 1,5 18); Argonauten bei Phineus (A .R. 2,496f.); ArgonaUien auf der Aresinsel (A. R. 2, 1227); Aeneas bei Dido (Verg. Aen . 3.7 18); Aeneas bei Euander (Verg. Aen. 8,367-369); Baechus bei Falernus (Si1. 7.204f.); Anoa bei Aeneas (Si I. 8, 164- 166); Hannibal in Capua (SiI. 11 ,368) ; Abschiedsmahl der A rgonauten (Val. Flac. 1,295f. und 300); Thetis bei Chiron (StaL Ach. 1.195-197): Diomedes und Odysseus bei Lycomcdes (Slat. Ach . 1.8 16-8 18). Hinzu kommt der >Heilschlaf< des $erranus (Si l. 6.96f.), der e ine Abwandlung des Elements INachtlager< darste llt, ohne d ie Szene zu beenden. 229 ['AXlAEu<; S' ETOPOIOlV iSt S~~01 KEAEvoEvl / Se~vl ' ÖTr ' ol60öoau 6E~E VOl KO\ PrlYEO ":OAO / Tropql\jpe ' E~ßO A iE lV . oTopioOL T' tql\JTTEp8e TOlTllTO<;. / XAoivo<; T' t ve E ~evol OÜAO S KolhlTTEpeEV Eooo801 (Horn. 11. 24,644-646 = Horn . Od. 4.297-299 = 7.336-338). Eine andere Formu lierung findet sich bei wohlhabenden ho merischen Gastgebern nur in Horn. 11. 9 ,658-661 , wo Patroklos den Gefllhnen und Dienerinnen knapp befiehlt, ein Bell fIlr Phoinix bereitzustellen. Die nachhomerischen Epiker ahmen die entsprechenden Formeln nicht nach. 230 Phoinix bei Achill (Horn. 11. 9.658-668); Priamos bei Achill ( Horn. 11. 24 .673676); Telemach bei Nestor (1·lom. Od. 3.397-403); Telemach bei Menelaos ( Horn Qd . 4 .296-305); Odysseus bei den Phäaken (Horn . Od. 7.344-347). Der von Homer regelmäßig verwendete und in de r späteren Epik nicht nachgeahmte Ausdruck ist euSe ~VXc+> KAIO il'lS tVmiKTOV bzw. [KoBevSe] ~VXc+> M~ov VI.vr1AOio. Eine enlspr«hende Raumauftcilung reh lt in de r lI ias bei de r Beratung der Heerfllhrer vor der Presbeia, wo sich die Teilnehmer mIch dem Mahl in ihre eigenen Zelte begeben .

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des Odysseus bei Kirke, wo der Beisch laf von Gast und Gastgeberin das übliche Lager ersetzt (Horn. Od. 10,347) sowie der in einem Ex.kurs kurz geschilderte Aufenthalt des Odysseus bei Auto lykos, wo die Nachtruhe nur kurz erwähn. wird (Hom. Od. 19 ,426f.). Die nachhomerischen Ep iker erwähnen das Nachtlager meist nur summarisch und verzichten durchgehend darauf, die Sch lafp lätze von Gast und Gastgeber zu trennen . A uch in der Bewirtung des Aeneas durch Euander, der einzigen Szene, in der die Bereitung des Nach tlagers (in Anlehnung an die Nestorszene der Odyssee) ausfUhrlich beschrieben wird, findet keine Einteilung nach Wirt und Bewirtetem statt (Verg. Aen. 8,366-368). I.n folgedesse n steht in der nachhomeri schen Ep ik weniger die Fürsorge des Wirtes fUr sei nen Gast im Vordergrund, die in I1ias und Odyssee e ine wichtige Rolle spielt, als die erzähltechn ische Funkti on des Elements »Nach tl ager«, das eine natürliche Handlungszäsur bildet. Diese Funktion läßt sich ex. negativo an den Fällen ablesen, in denen der nächtliche Schl af fehlt. Abgesehen von den Szenen , in denen das Nachllager auf ~)ßatü rli c h e « Weise ausHi llt, weil das Mahl nicht bis in die Nacht hine in fortgefUhrt wird (9 Belege, fast nur bei Horner vorkorn mend 2J t ), oder we il die Teilnehmer die Nacht durchwachen (I Beleg, nur bei Apollonios vorkommend 232) , han-

23 1 AgaOlcmnon bewirtet die Heerftlhrer (Horn. 11 . 2,442-449); Nestor beherbergt Machaon ( I-I om. 11 . 11,804 f. : die Erzählung fo lgt dem al s Boten zu Nestor geschicklen Patroklos auf se inem Rückweg zu AchilI); A thene bei Telemach (Ho m. Od. 1.31 9-323: Tageszeit nichl sicher bestimmbar); Hermes bei Kaly pso (Hom. Od. 5, 148- 150); Gefährten des Odysseus bei Kirke (Ho m. Od . 10.241 -24 5); Telemach bei Eumaios (Ho m. Od. 16. 154- 159); Bewirtung des Theokl ymenos durch Telemach. (Horn. Od. 17.166-1 69 : Diese beg inn! offenbar während des Tages. doch dürfte ein weiterer G rund ftir das feh · lende Nachllagcr in dem Wechsel z u der gle ichzeitig Kontrasthandlung der schmausen· den Freier liegen: WS o i I-IEV TOlaiha rrpOs a)..)..f] ).ous ayo p EuoV· I I-IVlloT"iiPES SE rrO:po.Oev ·OSvo o iios: I-IEYO:pOlO I SiOKO.Otv TEprro vTO Kai a iyaVEI)OIV iEVTES I EV TVKTc:tl SarrE~ . ö Ot TTEp TTO:pOS. üßp.v l XOVTES): Argonauten bei A ietes (A.R. 3.439· 442); Argonauten bei Phincus (Va l. Flac. 4,629-638). Bei der die Presbcia rahmenden Beratung der Hee rftlhrcr fo lgl die En.ählung z unächst den Boten auf ihrem Weg von Agamemnons Zeh z u Achill (Hom. 11. 9,182- 185). Die Nachtruhe erfolgt am Ende des neunlcn Buches nach einer neuerlichen kUf7.cn Mahlzeit und einer Trankspende (Horn. 11. 9 ,7 12f.). 232 Argonaulen bei Ly kos (A.R. 2,8 1If.). Die einzige durchwachte Nachl in den homerischen Bewinungen (Odyssc us bei Kirke, Od. 10.541 ) beendel nicht eine geschlossene Gastmah lszene, sondern ei nen e injähri gen Aufe nthalt der G efährten (s. Horn. Od. 10,467-471). Vg l. auch die erste Nacht der Argonauten bei Ph ineus, A.R. 2,449 f. , dazu unten S. 326f. In sechs Szenen, Neslor in Phthia (Hom. 11 . 11 ,769-790); Alhene bei Tele· mach (Ho m. Od . 1.103 -323); Jason bei Aictes (A.R. 3,2 10-442); Aeneas bei Hclenus

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deli es sich dabei stets um Situationen. in denen das Gastmahl exemp lari sch rur einen längeren, aber nur summari sch erwähnten Aufenthalt steht,2n oder bei denen sich der Erzähler in der folgenden Szene einer gle ichze iti g stau234 find enden Parall elhandlung zuwendel. In beiden Fällen hebt der Verzicht auf das Nachtlager eine räumliche und/oder zeitliche Ko ntinuität der Ereigni sse hervor. In sechs der lateini schen Szenen wird der enge Zusammenhang mit dem Folgenden dadurch hergestellt, daß das Nacht lager zwa r erwähnt, aber nic ht in gewöhnlicher Weise zu Ende gebracht wird. Vergil deutet am Ende des Gastmah ls in Karthago zwar eine Ruhephase an, fahrt aber sogleich mit der Schilderung der schlaflosen, von Liebe gequälten Dido fort, deren Erregung durch den Kontrast mit dem ruhenden Aeneas besonderes Gewicht erhält. In gleic her Weise wird die um ihren Sohn besorgte Thetis von Sch laflosigkei t geq uält, während Achill und C hiron fried lich sc hlummern , und ebenso empfindet Odysseus die Nacht unter dem schlafenden Gefolge des Ly(Ve rg. Acn. 3,300-355); Baeehus bei Falcmus (Si l. 7, 171 -205); Argo nauten bei Phineus (Val. Flac. 4,423-636), läßt sich die Tageszeit nicht genau bestimmen. 233 3 Belege: Aeneas bei Helenus (Verg. Aen. 3.356: iamqu€ dies allerque dies processil); Argonauten auf Lemnos (Val. Flac. 2,356-373, bes. 370fT. : IIrbe sedelll loeli Minyae vid/lisq/le vacallles I indulgelll thalamis nimbosque ed/lcere ball I "ec iom ~'elle vias Zephyrosque oudire vocontes I di:.-simulollt): Argonauten bei Cyzicus (Val. Flac. 2.663 r.: hasque inter II(lriis II0X pillrima dictis I rapt(l I';ces IIec non simili lux postern IrnclII). 234 8 Belege: Siegesmahl rur Aias, 11. 7.344f. (Schauplatz wechselt vom Zelt des Agamemnon zur Versammlung der Troer); Nestor in Phthia, 11. I 1,788-79 1 (hier beendet Nestor seinen Bericht an Patroklos mit dem )Gesprtich nach dem Mahl«, worauf die ErZählung zur Haupthandlung zurückkehn); Theoklymenos bei Telemach. Ho rn. Od. 17, 166- 169 (Wechsel vom Inneren des Hauses in den Hof, wo die Freier sich vergnügen. Hier wird das Ma hl außerdem nicht bis zum Abend fongernhn); Caesar bei Kleop.·1tra, Lucan. 10,332f. (Wechsel vom Festsaal zu den Machenschaften des Pothinus); Serranus bei Marus, Sil . 6,55 1-554 (am Ende des Aufenthalts Wechsel von der HüHe des Marus zu dem von Gerüchten beunruhigten Rom): Tydeus und Po lyneikes bei Adrast, Stat. Theb. 1,720-2.2 (Wechsel vom Hor des Adrast aur die GÖHerebene); Jaso n bei Aietes, Val. Flac. 5,617-622 (Wechsel vom Hof des Aietes auf die Göuerebene); Hoch7.eit von Pluto und Proscrpina, Claud. rapt. Pros. 2,37 1-3,2 (Wechsel vom Hades zum Olymp). Vgl. dazu auch den Aurenthalt des Telemach bei Menelaos, bei dem zwar die beiden ersten, ausflihrlich beschriebenen Tage durch ein Nachtlager voneinander abgesetzt werden (Horn. Od. 4,302-305), der zweite Tag aber mitten in der Mahlvorbcrei tung, d.h. ohne Nachtlager, abbricht, worauf sich der Erzäh ler der Parallelhandlung in Ithaka zuwendet. Der Zusammenhang zwischen heiden Szenen wird hier durch ein fon laufendes, mit I-IE\I - SE verbundenes SatzgefUge gekennzeichnet (Horn. Od. 4,624f.). Nach Abschluß der Paral[elhandlung im 15. Buch kehrt der Erzähler sodann mit der Darstellung eines Nachtlagers zu den Ereignissen in Spana zurOck (Od. 15,4-8).

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comedes als lang und drückend.2J.S Ei nen engen Zusammenhang mit dem Fo lgenden erzielen Silius ltalicus in der Annaszene und Valerius Flaccus beim Absch iedsmah l der Argonauten dadurch, daß Anna bzw. Jason zwar schlafen, im Traum jedoch göttliche Aufträge empfangen, die sie nach dem Erwac hen ausfuhren , so daß es auch hier nicht zu einer wirk li chen Zäsur in der Handlung kommt (Si l. 8, 164- 19 1; Val. Flac. 1,300-3 11 ). In der SeITanusszene der Punica, bei der die Nachtruhe des verwundeten Legionärs zugleich einen Heilschlaf darstellt, setzt der Gastgeber Marus seine Bemühungen um den Kranken schon vor Tagesanbruch mit ungebrochenem Eifer fort, so daß das Nachtlager hier ausnahmsweise nicht als Schluß der Szene, sondern nur als Anzeichen der Gesundung eingesetzt wird (Si\. 6,96-99: Quae poslquam properata [sc. die Reinigung der Wunden und die erste Stärkung des geschwächten Serranus] sopor Slia numero tandem I applical er mitem fundit per membra quielem. I Necdum exorla dies, Marus ins/at vulneris aestus I experris medicare modis) . Die Szene endet erst, als sich der Dichter abrupt dem Parallelschauplatz Rom zuwendet und dabei nach dem oben beschriebenen Muster auf die Darstellung eines erneuten Nachtlagers verzichtet (S il. 6,55 1f.: Die Gleichzeitigkeit wird durch ;nterea markien). Kun stgriffe dieser Art sind zwar auch dem homerischen Di chter bekannt (man vergleiche die Erscheinung des Hennes vor Priamos, Horn. 11. 24,677688, und außerhalb der Gastmahlszene die der Athene vor dem sch laflosen Te lemach, Od. 15,7-42 oder vor Odysseus Od. 20,28-53), doch werden sie erst in der lateinischen Epik häufiger am Ende von Gastmah lszenen eingesetzt. Dadurch erhöhen die Dichter im Vergleich zu Homer das Erähltempo, verzichten aber zugleich auf eine Möglichkeit, die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Gastgeber und Gast am Sch luß der Szene noch einmal durch die ausfUhrliche Darstellung des Nachtlagers zu veranschau lichen.

235 Verg. Acn. 3,7 16-4 ,2: Sic pater Aeneas inlelltis omnibus lI/l/IS f fata renarrobat divum Cllr$lIsqlle docebat. I CQnlicuit tandem f actoque Mc fi ne quievit. I At regina gra vi ;omdudllm sOllda cura f vIIInIls aUt w nis et caeco carpilllr igni; SIal. Ach. 1, 195-200: Nox trahit in somllos; saxo coniabilllr ingeru f Centa llnls blandllsq ue umeris se ;,mectit Achil/es . f qllomqllom ibi fido parens, adsllelaque pectora mavll fl. I At Thetis /IIrd isonis per noctem in nllJibll.f astafIS. f quae nato secreta velit (... ] 11/Ic illllc divisa mente wJ/utat; Slat. Ach. 1,816-8 18: cetera depositis Lycomedis regia cllris I trallqlliIJa .fllb pace si/eI. sed tanga sagad f nox Ithaco. IlIcemqlle cllpit somnumqlle gravalllr.

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Weitere Einzelheiten aus dem Bereich des epischen Gastmahls Außer den eben beschriebenen erscheinen noch weitere Einzelheiten mehrfach im Umfeld eines epischen Gastmah ls. ohne jedoch in allen Epochen einen festen Bestandteil der Szene zu bi lden. Dies gi h für die >Begegnung auf dem Weg<, die >Gastgeschenke< und das >Bad<. di e deshalb kurz vorgestellt werden sollen, obwoh l sie keinen Platz im typischen Schema erhalten. Begegnung auf dem Weg Auf seinem Weg zum Gastgeber trim der Fremde bei Homer ge legent lich auf einen jungen Mann oder eine junge Frau, hinter denen sich Götter verbergen, die ihm Rat und Hilfe rur seinen bevorstehenden Aufenthalt geben (4 Belege2J6). Diese Begegnung liegt zwar vor dem Beginn der eigentli chen Gastmahlszene, übt aber dennoch Einfluß auf sie aus, da der Gast hier wichtige Verhaltensmaßregeln und in einem Fall sogar eine neue Gestalt erhält, die es ihm ennög li cht, unerkannt bei se inen Gastgebern einzukehren (Horn. Od. 13,429-438: Athene verwande lt Odysseus in einen Greis). In den nachhomerischen Szenen erscheint eine solche Begegnung vienna l, wobei es sich mei st um men schliche Helfer handelt: Die Argonauten treffen auf der Aresinsel mit den sc hiflbfÜchigen Phrixossöhnen zusammen, die ihnen Auskünfte über Aietes geben und mit ihnen nach Kolchis fahren (A. R. 2, 11 18-1227: hier ist das Zusammentreffen stark erweitert und zu ei236 Priamos begegnet He nnes in Gestalt eines j ungen Mannes; dieser geleitet ihn ungesehen durch das feindliche Lager ( Ho rn. 11. 24,334-467); Odysseus begegnet Athene in Gestalt einer jungen Frau: d iese forden ihn auf, sich mit seiner Biue an Arete zu wenden und hül lt Odysseus sodann in eine schützende Wolke (Hom. Od. 7. 18-8 1: vgl. im Vorfe ld auch die Begegnung mit Naus ikaa am Strand. die Berührungspunkte mit einer I Begegnung auf dem Weg< aufweist, Horn. Gd. 6,110-322); Gdysseus begegnet Hermes in Gestalt eines jungen Mannes: dieser verrät ihm. wie er die Zauberkraft der Kirke überwinden kann (Horn. Gd . 10.274-306): Odysscus begegnet Athcne in Gestalt eines j ungen Hinen (der sich dann in eine Frau verwandelt, Horn. Od. 13,288f.); diese hilft ihm. sein weiteres Vorgehen zu planen und verleiht ihm die Gestalt eines Greises (Horn. Od. 13,22 1-440). Ähnliche Begebenheilen kommen in der Odyssee auch im Zusammenhang mit Bewinungen vor, die keine gesch lossene Gastmahlszene bilden und daher in dieser Arbeit nur am Rande berücksichtigt werden. Es handelt sieh um den Aufenthalt bei den Lästrygonen. wo d ic Gefährten des Qdysseus auf d ie Königstochter treffen, die vor der Stadt Wasser schöpft ( Horn. Gd. 10,105- 11 1) sowie um die Heimkchr des Odysseus, der au f dem Weg in d ie Stadt dem Hinen Melanthios in einem Pappelhain begegnet (Horn. Od. 17,212-253). Dieser leistet j edoch keine Hilfe, sonde rn sehmäht und mißhandelt den venneintlichen Betller. Vg!. außerdem in der Kindhcitsgeschiehte des Eumaios die Begegnung der Seeräuber mit einer am Strand waschenden Dienerin, die ihnen hilft, Eumaios zu entfUhren (Horn. Od. 15,417-453).

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ner eigenen Gastmahlszene ausgebaut); Aeneas begegnet nach der Landung in Libyen seiner Mutter Venus in Gesta lt e iner Jägerin, die ihn beim Abschied in e ine schützende Wolke hüllt (Verg. Aen. 1,3 14-414), di e Troj aner begegnen auf ihrem Weg zu HeJ enus der trauernden Andromache, die Wasser schöpft (Verg. Aen. 3,300-345), Jason tri ffi auf Medea, als er sich zum Tempel des Sol begi bt, worauf ihm diese offenbar eine ortskundige Di enerin zur Verfiigung stellt (Val. Flac. 5,399-40 1). Während der Rei sende also be i Homer durch die Begegnung auf dem Weg stets Hilfen erhä lt, ohne di e der Besuch nicht erfolgversprechend abgeschlossen werden könnte, ist dies bei den späteren Belegen ni cht in gleichem Maße der Fall. Den homerischen Vorbildern am nächsten steht di e Begegnung von Aeneas und Venus in Libyen, wo ebenfa lls eine Gottheit beratend in die Ereigni sse eingreift. Auch das Zusammentre ffen der Argonauten mit den Phri xossöhnen vennittelt den Reisenden zwar anfangs eine freundliche Au fnahme, doc h ge langt der Aufenthalt in Kolchi s trotz dieser 237 Hilfestellung nicht zu einem harmoni schen Abschluß . Von den übri gen >Begegnungen vor dem Mahl < unterscheidet sich die Darstellung auch durch di e Beteiligung der Phrixossöhne am eigentli chen Gastmahl. In all en anderen Fä ll en greifen di e Helfer nur während der Reise ein und verabschi eden sich, ehe der Besucher das Haus seines Wirtes betritt . In der Helenusszene der Aeneis geht von der Begegnung auf dem Weg ke in prakti scher Nutzen fllr das Zusammentreffen mit dem Gastgeber aus. Das Gespräch des Aeneas mit der trauernden Andromache dient vielmehr dazu, das Pathos der Szene zu erhöhen und eine direkte Verbindung zu den Ereigni ssen des troj ani schen Krieges zu schaffe n. Gastgeschenke Die Übergabe von Geschenken bildet bei Horner eine auch außerh alb von Gastmahlszenen erwähnte Mög lichkeit, e iner anderen Person seine freundli che Gesi nnun g zu bekunden. Wenn er dazu imstande ist, antwortet de r Besc henkte mit e iner Gegengabe, di e ein Band wechselse itiger Freundschaft knapft (s. Horn . 11. 6,232-236: Glaukos und Di omedes tauschen ihre Rüstungen). Geschenke im Zusammenhang mit einer Gastmahlszene werden dagegen nur in der Odyssee beschri eben, wo der Wirt den Fremden bei der Abreise je nach seinen Möglichkeiten mit kostbaren Gegenständen, 237 Ähnliches gilt ftlr die Begegnung von Jason und Medea aur dem Weg zum Tempel des Sol (Val. Flac. 5,373·398: hier handelt es sich um eine rein praktische Hilfe) .

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Kleidung, Proviant und manchmal sogar einem Gefährt und Begleitern ausstattet (5 Belege2J8). Wenn Frauen als Schenkende auftreten , überreichen sie ihren Gästen kostbare Gewänder a ls Gabe. 239 Diese Geste gilt als Teil der Gastfreundschaft, so daß der Wirt, sollte er dem Fremden einst einen Gegenbesuch abstatten, seinerse its auf entsprechende Leistungen hoffen kann ? 40 In den iliadischen Gastmah lszenen hingegen, in denen alle Teilnehmer bereits durch Freundschaft oder kriegerische Allianz miteinander verbunden sind, unterbleiben solche Beweise dauerhaften Wohlwollens, obwohl der Brauch selbst in der Glaukos-Diomedes-Szene ausdrücklich envähnt wird (Horn. 11. 6,2 18-221 : Erinnerung an die Gastfreundschaft der Väter). Die Lösung Hektors, die einzige Szene, in der die Beteiligten erst während des Mahles miteinander vertraut werden und daher eine Übergabe von Gastgeschenken zu erwarten wäre, endet mit der Flucht des Priamos, so daß Achill keine Ge legenheit hat, ihn mit Gaben auszustatten, die der 24 1 Fremde gewöhnlich beim feierlichen Abschied erhä lt. 238 Athenc bei Telemach (Horn. Od. 1,310-318: die Götlin lehnt das Geschenk vorerst ab); Telemach bei Nesto r (Horn. Od. 3,478-485 : Nestor stellt Telemach e in Gespann zur Verfügung und gibt ihm seinen Sohn Peisistratos al s Begleiter mit); Telemach bei Mcnelaos (Horn . Od. 15, 101-130); Odysseus bei den Phäaken (Horn. Od. 13. 10- 14 und 66-69); Odysseus bei Eumaios (Horn. Od. 14,5 15f.: das aus Kle idungsstücken bestehende Gastgeschenk soll später von Telemach übergeben werden). Vgl. zum Wegbegleiter in der nachhomerischen Epik A.R . 2,8 14 (Lykos g ibt den Argonauten seinen Sohn a ls Begleiter mit) und Verg. Acn. 3 ,470 (ilelenus stel lt dem Aeneas Führer); Verg. Aen. 8,587f (Euander gibt dem Acneas se inen Sohn Pallas als Kampfgefährten mit). 239 Helena fibergibt Telemach das schönste ihrer selbstgewebten Gewänder (Hom. Od. 15. 104-108); Arete schickt drei Mägde zum Schiff. die Kleidung für Odysseus brin· gen (Hom. Gd. 13.66-68). S. dazu PEDRICK ( 1983). Dasselbe gilt rur die nachhomerische Epik : Andromache bringt Kleider fur Acneas und Ascanius (Verg. Aen. 3.482-49 1): die Frau des Cyzicus bringt Kleider (Val. Flac. 3,8·10: der Text ist alle rd ings umstritten, dazu LtUERMAN 11997] 21 6). Vgl. außcrhalb einer Gastmahlszene die Kleidung, die Penelope Odysseus bei seiner Ausrahrt nach Troja mitgab, Hom. Gd . 19,225-2 58. Umgckehrt erhalten Frauen vom Gastfreund unter anderem Gewänder und Schmuck: Aeneas läßt für Dido außer einem kostbaren Königsszcpter auch ein besticktes Gewand und Schmuck holen, das cr seinerseits als Geschenk von He lena erhalten hat. Verg. Aen . 1,647-655; Odysseus und Dio medes überreichen den skyrischen Mädchen Schmuc k. Kleider. Thyrsosstabe und Musikinstrumente, Stal. Ach. 1.7 14-7 t 6 und 849f. 240 Vgt. die Zusage von AthcnelMcntes, die Telemachs Gastgeschenk für den Augenblick hMich ablehnt. Ho m. Od. 1,316·3 18: OWPO\l O· ÖTTI KE 110 1 SoÜ\lOI q>C\ O\l ~TOP avwYEI. / OllTlS aVEpxol1l v,+, öOlJEVOI OTKOVOE q> ~ pEOeOl . / Koi 1100AO !CoA()\!

EAWV' ooi 5' 6~I O\l loTOI 0I10Ißi'lS.

241 Bei den Gaben, die Priamos dem Achill anbietet. handelt es sic h nicht um Gastgeschenke, sondern um das Lösegeld für Hekto rs Leichnam (Horn. 11. 24.229-237 und Hom.

11. 24,458).

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2. Die Typik der GaSlmahlszene

Die späte Übergabe der Geschenke, die unter Umständen erst nach einem langen, von anderen Ereigni ssen unterbrochenen Aufenthalt stattfindet, fUhrt dazu, daß die Geste be i Homer ni cht mehr in die eigentliche Gastmahl szene fällt und daher auch nicht in das typi sche Schema eingeordnet werden kann. Ähnliches gilt für die Argonautika des Apollonios, wo einmal (beim Aufenthalt bei Lykos, A.R . 2,813f.) ein Abschiedsgeschenk des Wirtes vorkommt sowie fur das an ApoUonios orientierte Argonautenepos des Valerius Flaccus (ein Beleg: Argonauten bei Cyzicus, Val. Flac. 3,8- 13, der Text ist a llerdings umstritten). In der Aeneis hingegen tritt erstmals neben dem üblichen Abschiedsgeschenk des Wirtes, wie es Helenus und Andromache, die im Exi l ein kleines Troja errichtet haben, dem Aeneas nach ho merischer Tradition überrei chen (Verg. Aen . 3,463-471 ), auch der Besucher innerhalb einer Gastmah lszene als Spender auf: Dido erhält von Aeneas kostbare Gegenstände, die Cupido in Gestalt des Ascanius herbeibringt (Verg. Aen. 1,647-655; 1,709-7 14). Diese dienen, anders als bei Homer, nicht als Beweis fortdauernder Freundschaft gegenüber dem scheidenden Gast, sondern unterstreichen Wohlwollen und Rang des Besuchers, der auf diese Wei se eine stärkere Pos ition erhält als in der Odyssee.242 Diese Variante des ))Gastgeschenks« wird jedoch nur noch einmal (in einer abgewandelten Form) von Si liu s Itali cus aufgegriffen , der den unerkannt bei Falemus einkehrenden Bacchus zum Dank für die Gastfreundschaft die Gabe des Weins stiften läßt (S il. 7, 171-205). Eine Besonderheit stellen auch die Geschenke dar, die Diomedes und Odysseus der Fami lie des Lycomedes am zwe iten Tag des Aufenthalts überreichen (Stal. Ach. 1,841-874). Diese dienen zwar vorgebli ch als Zeichen des Dank s fUr die Bew irtun g und als Anerkennung fUr den Tanz der Mädc hen , sollen aber in Wirkl ichke it den als Frau verkle ideteten Achill in eine Fa lle locken (Stal. Ach. 1,719-725). Tatsächlich wählt der Held nicht wie seine Geflihrtinnen Schmuck und Musikinstrumente, sondern ergreift die bereit liegende Rüstung, wodurch er sich verrät. Maßgeblich für den Zeitpunkt der Übergabe sind hier nicht die traditi onell en Gepn ogenhei len der Bew irtung, sondern d ie günsti ge, von Odysseus herbeigefUhrte Ge legenheit, Achi ll zu enttarnen. Nur im Anschluß an den Reigen können die 242 Vgl. auch außcrhalb einer GaSlmah lszene den Besuch des Aeneas bei Lalin us (Verg. Aen. 7. 155 und 243-248: Aeneas läßt als Geschenke die goldene Oprerschale des Priamus, sein Szepter, seine tiara und troische Gewänder herbeibringen. Zur Bedeutu ng des ebenralls als Geschenk genannten. unbestimmten gesflImell an dieser Stelle s. FORDYCE [ 19771 ad loe.).

2. Die Typik der Gastmahlszene

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Gäste, ohne Argwohn zu erregen, die Frauen des Hauses beschenken und ihre Reaktionen beobachten. Bad Ein Bad Hir einen Mahlteilnehmer wird im Zusammenhang mit 11 von 40 untersuchten Szenen erwähnt Die me isten Be lege (insgesamt 6) stammen aus der Odyssee,24J während es sic h in der lIi as gar ni cht find et (bier stellen sich Nestor und Mac haon an den Meeresstrand, um den Schweiß im Wind trocknen zu lassen, Horn . 11. 11,62 1f.). Außer der Reinigung mit Wasser um faßt das Bad eine Sa lbung mit Öl und schließlich das Anlegen frischer Kleider. Die einze lnen Vorgänge werden mit Fonnelversen beschrieben (s. dazu unten S. 11 7f.), di e in nachhomeri scher Ze it nicht mehr erscheinen, wie überhaupt di e Häufigkeit der Bad beschreibungen abnimmt. Bei Apollonios erscheint di e Reinigun g mit Wasser in zwei von fli nf Szenen, doch hande lt es sich in e inem Fall um e ine knappe Andeutun g (Jason bei Aietes, A. R. 3,300) und im zweiten um ei ne ebenfall s kurz gehaltene Umkehrung der Rollen, bei der nicht der Wirt dem Gast ein Bad bereitet, sondern die Gäste ihren hilflosen Wirt Phineus von Schmutz und Unrat reinigen (A. R. 2,30 1f.). Va lcrius Flacc us, der sich sonst auch in Einze lhe iten an Apoll onios orienti ert, verzichtet dagegen auf das rein igende Bad des VOll den Harpyien gepl agte n Greises. Der Gedanke der Reini gung erscheint in den lateinischen Gastmahl szenen sonst nur in der Achi lleis des Statius, wo sich der von der Jagd hei mgekehrte Achi ll Haar und Gesicht im Fluß wäscht (Stat. Ach. 1, 178- 183) sow ie in zwei kurzen Abwand lungen, bei denen Marus und Adrast da filr sorge n, daß die Wunden ihrer Gäste gewaschen und verbunden werden (S il. 6,9 1 und Sial. Theb. 1,527f.). Es handelt sich also im Wesen tlic hen um e ine Eigenart der Odyssee, wobei in e inem Fall (Te lemach bei Nestor) der Gast nic ht nur erfri scht, son24J dern auch mit gött licher Hilfe versc hönt aus dem Bad hervorgehl. Diese Wirkung finde t sich außerha lb von Gastmahl szenen noc h mehrfach, vgl. die 243 Athene bei Telemaeh (Horn. Od. 1,309-3 15: Telemach bietet ein Bad an. das die Göuin hönich ablehnt): Telemach bei Nestor (Hom. Od. 3,464-468: Bad am 2. Tag des Aufenthalts); Telemac h bei Mcnelaos (Horn. Od. 4,48-51); Odysseus bei den Phäaken (Horn. Od . 8,433-437: Bad nach den We ttspielen); Odysseus bei Kirke (Horn. Od. 10.360-367: Bad, nachdem Kirke Odysseus erkannt hat. sowie Horn. Od . 10.449-451 : Bad rur die Gefl!.hrten nach der Gastmahlszene, im wei teren Verlauf des Aufemhalts); Theoklymenos bei Te lemach (Horn. Od. 17,85-90: Gastgeber und Gast baden gemeinsam). 244 S. Horn. Od. 3.468: flC p' ooouiv60u ßi'i SEIlOS 6eOVOTOlCl olloios.

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2. Die Typik der GaSlmahlszene

improvi sierte Waschung des Odysseus am Strand von Scheria (Horn. Od. 6,229-245) und sein Bad zwischen dem Freiermord und der Wiedererkennung durch Penelope (Horn . Od. 23,154-163). Ein )übernatürlicher< Effekt läßt sich bei keiner nachhomerischen Badbeschreibung fe ststellen, wo die Protagonisten allenfalls eine vom Bad unabhängige Anziehungskraft besitzen (vgl. Jason, A.R. 1,307-31 1 und 3,443f. sow ie Aeneas, Verg. Aen. 1,588-593). In allen Gastmahlszenen wird, wenn es sich nicht ausdrücklich um die Reinigung einer Wunde handelt, der ganze Körper gebadet. Die spezielle Fußwaschung, wie sie Eurykleia (außerhaJb einer Gastmahlszene) an Odysseus vollzieht, stellt dagegen eine besondere Geste der Aufmerksamkeit dar, die nur hier beschrieben wird. Schon in der Odyssee ist das >Bad< nur locker mit der Gastmahlszene verbunden. Nur dreimal findet die Erfrischung während der eigentlichen Gastmahlszene statt (Telemach bei Menelaos, Horn . Od. 4,48-5 1; Odysseus bei Kirke, Horn . Od. 10,360-367; Theoklyrnenos bei Telemach, Horn . Od. 17,85 -90), während sie dreimal erst im Verlauf eines längeren Aufenthalts erfolgt (Te\emach bei Nestor, Horn. Od. 3,464-468; Odysseus bei den Phäaken, Horn . Od. 8,433 -437 und 449-457; Bad flir die Geflihrten des Odysseus im Haus der Kirke, Horn . Od. 10,449-451). In einer Szene bleibt es bei einem Angebot, das die als Mentes getarnte Athene höflich ablehnt (Horn . Od. 1,309-3) 5). Aus diachroner Sicht kann das Bad daher nicht als regelmäßiges Element einer Gastmahlszene gelten.

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3. Die Norm. Der wohlhabende Gastgeber 3.1 Vorbemerkung: Die homerischen Gastmahlszenen Die meisten der berücksichtigten Gastmähler (32 von 40) werden von einem Gastgeber ausgerichtet, der, auch wenn die Vermögensverhältnisse im einzelnen differi eren, leicht in der Lage ist, einen Besucher aufzunehmen . Diese Konstellat ion ist schon in den homeri schen Epen so verbreitet, daß sie, al s scheinbare Selbstverständlichkeit, in der Forschung nur dann themati siert wird, wenn eine Mahlszene von dieser Vorgabe abwe icht oder wenn der Rei chtum eines Königs wie Alkinoos ans Märchenhafte grenzt. In der Ilias gehören alle Gastgeber zu den wohlhabenden Kreisen, und auch in der Odyssee verfügen alle Wirte mit Ausnahme des Eumai os über ausreichenden Besitz. ' Ähnliches gilt rur die übrigen Epen. Die Bewirtung durch e inen wohlhabenden Gastgeber kann daher als Norm rur epi sche Mahlszenen ge lten. Das fo lgende Kapitel soll einen Überbl ick über den Aufbau des »no rmalen« homeri schen Gastmahls verm itteln, welches die Grund lage rur die Entwi cklung des Szenenty ps in der griech ischen und römischen Literatur bildet. Dabei soll en vor allem di e Details hervorgehoben werden , in denen sich der Ablauf e iner homerischen Gastmah lszene von dem oben vorgestellten diac hronen Schema unterscheidet. HierfUr ist ei ne Ause inandersetzung mit dem von REECE vorgelegten Pl an einer ho meri schen ~~hospitality-scene« si nnvol1. 2 Alls der Di skussion soll deutli ch werden, warum dieser Ansatz in der vorliegenden Arbei t - anders als in PLANTtNGAS Untersuchungen zur »hospita lity scene« bei Apollonios - ni cht übernommen wird.

I Auch die Nymphe Kalypso und die Göttin Kirke verfUgen Ober alle Mille! zur Bewirtung eines Gastes: Kalypso, d ie in einer wundervollen G rolle lebt, welche sogar Göller in Erstaunen versetzt (s. Horn. Od. 5.73-76), rOckt Hermes einen »glänzenden, sch immernden Lehnstuhl« hin (Horn. Od. 5,86), wie es auch andere Gastgeber tun (s. oben S. 67). Kirke verfilgt, wie die adligen Gastgeber der Odyssee. über mehrere Dienerinnen (es handelt sich dabei, dem göttlichen Ambiente entsprechend, um Nymphen), die den Gast baden, d ie Mahlvorbereitung abernehmen und Tischdienste lei sten (Horn. Od. 10.348372). 2 Die von REECE ausgewerteten Mäh ler sind oben S. 36 aufgefUhrt.

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11 2

3. 1 Vorbemerkung - Die homerischen Gastmahlszenen

Die äußerl ich aufHilli gste Besonderhe it der homeri schen Epen besteht in der Verwendung von Fonne lversen,3 die auch die Gastmahlszenen prägen. Spätere Epiker imiti eren nur weni ge dieser Verse und verzichten darauf, einen eigenen Bestand feststehender Fonnulierungen zu entwickeln. Das Korpus der homeri schen Gastmahl szenen erweckt so im Vergleich zu nac hhomeri schen Be ispielen schon sprachli ch den Eindruck größerer Geschlossenhe it. Um welche Verse es sich jewe ils handelt , wird unten be i der Besprechung der verschiedenen Bestandtei le angegeben. Für di e Identifizierung typischer Strukturelemente in homeri schen Gastmahl szenen sind die im dritten und vierten Buch der Odyssee beschri ebenen Bewirtungen des Te lemach bei Nestor und Menelaos besonders geeignet, da sie unter gleichen Voraussetzungen stattfinden. In beiden Fällen wird dieselbe Person (Telemach) bew irtet, di e sich mit demselben Anliegen - Informationen über das Schicksal des Odysseus zu erlangen - an dessen ehemalige Kampfgefährt en wendet. Beide Gastgeber reagieren wohlwollend und heide verfüge n, der Norm entsprechend, über di e materiell en Mög lichke iten für e ine großzügige Bewirtung. Zudem folgen die bei den Gastmähler so dicht aufeinander, daß der Hörer zum Vergleich aufgeforde rt wird. Ähnlich günsti ge Voraussetzungen sind bei keiner anderen homeri schen Bewirtun g gegeben. Di e beiden Szenen stimmen in folgenden Deta ils überein : I) Ankunft des Gastes während e ines Mahl s 2) Beschreibung der Anwesenden und ihrer Tätigkeiten 3) Anwesende erbl icken di e Gäste 4) Begrüßung durch Gesten 5) Sitzplatz neben dem Hauptgastgeber 6) eigentli ches Mahl - Vorbereitung des Mahl s (als Speisen werden Fleisch und Wei n genannt) - Endes des Mahl s (Fonnel: alh o p b rei TromOS Ka i e8rrnJos E~ epo v EVTO) 7) Gespräch zwi schen Gastgeber und Gast - Erzählungen des Gastgebers 3 Nach der Defi nition PARRYS ( 1939) 80 ist ein homerischer Formelvers »a group of words which is regularly employed. under the same metrical conditions, to express a gi· ven essential idea.(

3. 1 Vorbemerku ng - Die: homerischen GaSllnahlszencn

I 13

- Frage nach der Identität des Gastes - Identifizierung des Gastes 8) Nachtlager

- Gast bittet um Nachtruhe - Schl afplatz des Gastes - Schlafplatz des Gastgebers u. seiner Frau (Forme l: Kageü5e

~vxi;>

06~ov ~Aoio)

Hinzu kommen vier übereinstimmende Deta il s, die im weiteren Verlauf des Aufenthalts, d.h. außerhalb der oben definierten Szenengrenze. beschrieben werden : 9) Anbruch des folgenden Tages (Fonnel: i\~os 6' npIY' VElO q>o v~

p06050'-'\lAos 'Hws)

10) Absch iedsmahl

11 ) Der Wirt überreicht dem Gast Gesc henke 12) Abreise auf einem Pferdegespann sowie jeweils ei n von Di eneri nnen bereitgeste lltes Bad und e ine feierliche Trankspende. die jedoch wegen des unterschiedlichen Kontextes der Be· wirtungen (Opfer für Poseidon am Strand bzw. Hochzeitsfeier im Palast des Menelaos) zu verschiedenen Zeitpunkten stattfinden.4 Zieht man auf dieser Grundlage die übrigen Gastmäh ler in IIi as und Odys· see zum Vergleich heran, so zeigt sich. daß einersei ts nur wenige der er· mitteilen Gemei nsamkeiten in all en homeri schen Gastm ählern ersche inen (z. B. Vorbere itung des Mahls und Sitzpla tz) , und daß andere rsei ts die übri· gen Szenen wiederholte Elemente aufweisen, die in den Bewirtungen bei Nestor und Menelaos ni cht zu find en sind (z. B. di e Begegnung des Gastes mit eine m Haushund und das Abnehmen des Speeres bei der Begrüßung). 4 Bei estor, der eben am Strand ein Opfer rur Poseidon darbringt. erfolgt die Trankspende (als Teil der religiösen Zeremonie, s. Horn. Od. 3.43f.) unmittelbar vor dem e~ ten Mah l ( ~I om. Cd. 3,40-64), wahrend Menelaos keine Spende darbringt. Die Verse Horn. Od. 15, 14 7.1 50. die REECE als Abschieds libation zah lt, beschreiben keine Trankspende, sondern eine freundliche Geste des Menelaos, der seinen scheidenden Glisten zutrinkt . Umgekehrt kann Nestor, anders als Menelaos ( Horn. Od . 4.4 8-50), den Besuc hern nicht gleich bei der Ankunft ein warmes Bad bereitstellen, da sich die Feslgesellschaft gerade am Strand aufhalt. E~t am zweiten Tag, als alle in den Palast zurOckgekehrt sind. wird Telemach daher von einer Dienerin gebadet (Horn. Cd . 3.464-468).

114

3.1 Vorbemerkung - Die homerischen Gastmahlszenen

Es muß daher geklärt werden, ob und unter welchen Bedingungen ein Element, das nicht in allen homerischen Gastmahl szenen erscheint, als typisch betrachtet und in ein Schema aufgenommen we rden kann .s Hier liegt der Haupleinwand gegen den Ansatz von REECE, der auf eine Präzis ierung seiner Beurteilungskriterien verzichtet. Die Aussage, se in Schema umfasse Elemente »that occur repeatedly in the eighteen hospitality scenes uoder consideration« (S. 6), bleibt angesichts der stark schwankenden Häufi gkeit der Elemente unbefriedigend. Vor allem bei Details, die nur zweima l oder dreimal auftreten, wie das Abnehmen des Speeres bei der Begrüßung ( Ho rn . Od. 1,127-129 und Horn . 0<1. 16,40) und die Begegnung mit einem Haus-

hund (Horn. Od. 14,29f. und Horn. Od. 16,4-6, vgl. die von REECE als

Gastmahlszene gewertete Heimkehr des Odysseus, Horn. Od. 17,291-327

und die Wölfe und Löwen bei Kirke, Horn. Od. 10,212-219) muß geklärt werden, ob diese wirk li ch als typi sch für homeri sche Gastmahlszenen betrachtet werden können, oder ob sie - als seltene und damit aufHillige Details - dazu dienen, einzelne Szenen miteinander zu verknüpfen . Falls dies der Fall ist, sollten sie nicht in ein typisches Schema aufgenommen werden . Weitere Schwierigkeiten ergeben sich aus dem von R EECE zugrundegelegten Textkorpus, das Szenen aus unterschied lichen Gattungen umfaßt (neben Belegen aus Ilias und Odyssee auch zwei Beispiele aus den homeri6 schen Hymnen), ohne daß deren Vergleichbarkeit geprüft würde. Überdies 5 Vgl. d ie oben fU r das diachrone Schema festgelegten Kriterien, nach denen solche Elemente als typisch gelten sollen. die a) in der Mehrzahl der Szenen auftreten oder b) als Ersatz fll r ein Element der Gruppe a verwendet werden (dies tnm v.a. auf die Hikesie des Gastes zu, d ie in zwei regul!lren homerischen Szenen (und einem Antigastmahl) al s Ersal7. für das •• Warten auf der Türschwelle(( bzw. d ie damit zusammenhängende »ßegrfißungt( erscheint oder c) zwar nur in einer Minderheit von Szenen erscheinen . aber großen Ein nuß auf den Fortgang der epischen Handlung und die Bewertung des Gastmahls insgesamt ausüben (dies trim auf den Sängervonrag zu. der überdies in de n homerischen Epen mehrfach aus auktorialer und personaler Erdlhlperspektive als typischer Bestandteil eines Mahles bezeichnet wird). 6 Bei den von REECE berOcksichtigten Szenen handelt es sich um »Athcna-Mentes in Ithaca (Od. 1.I 03-324}1t: »Telemachus in Pylos (Od 3.4-485; 15. 193-21 4}1(; »Telemachus in Sparta (Od. 4.1-624; 15.1-184}1(; » Hennes and Ca lypso (Od. 5.55- 148}1(; Odysseus and the Phaeacians (Od. 5.388-13. 187}1(; )>Odysseus and Polyphemus (Gd. 9. 105-564)«; )>Odysscus and Aeolus (Od. 10 . 1- 76}1~; »Odysscus and the laestrygonians (Od 1O.8()" J32}1(, Odysscus and Circe (Od. 1O. 133- tI.l 2; t2.1-1 52}1<; .>Odysscus and Eumaeus (Od. 13.221-14 .533; 15.301-494; 16.452-1 7.25; 17. 182-203)((; ).Telemachus and Eumaeus (Gd. 1 5.555 -16. 1 55~( ; »Odysseus' Homecoming (Od. 17.204-23 .348)((, ))The Embassy to Achilles (11. 9,185-668}1<; »Nestor and Odysseus in Phthia (11. 11.16982}1<j )Thetis and Hephaestus (11. 18.369-19.3}1t; )) Pri3m and Achi lles (11. 24.334-694)tt; IIDcmeter in the Horne ofCeleos (fI. Dem. 98-230}l<, »)Aphrodite and Anchiscs (H. Aphr.

3.1 Vorbemerkung - Die homerischen Gaslmahlszenen

11 5

führt REECES pragmati scher Szenenbegriff (S. 5: » In the hospitality scene, I incJude everything that occurs from the moment a visitor approaches someone's house untilthe moment he departs«) dazu, daß bei der Heimkehr des Odysseus in den Büchern 17-23 auch lange Abschnitte ohne erLähltechnische Geschlossenheit al s ein einziges Gastmahl betrachtet und ausgewertet werden . O hne erkennbaren Grund fehlen andererseits Szenen, die Kennze ichen eines Gastmahls aufweisen (vgl. die Bewirtung der griechischen HeerfUhrer bzw. des Aias durch Agamemnon, Horn. 11. 2,402-44 1 und Horn. 11. 7,3 11 -344 sowie den Empfang des Theokl ymenos durch Telemach, Horn. Od. 17,84-1 66). Trotz dieser Schwächen und Ungenaui gkeiten können REECES Ergebni sse, gerade we il sie auch seltene Bestandteile eines homerischen Mahls aufführen, be i kriti scher Betrachtung als Ausgangspunkt fUr eine Vorstellung der »norma len« homerischen Gastmahlszene dienen. Das von REECE ( 1993) 6f. aufgestellte und von PLANTINGA akzeptierte Schema lautet:

I. 11. 111 .

IV. V. V I. VII .

Maiden at the welllYouth on the road Arrival at the destination Descripti on ofthe surroundings a. Ofthe residence b. Of(the activities of) the person sought c. Of (the acti vities of) the others Dog at the door Waiting at the thresho ld Suppli cation Rcception a. Host catches sight of the visitor b. Host hesitates to ofTer hospitality c. Host rises from his seal d. Host approaches thc vis itor e. Host attends to the visitor's horses f. Host takes the visilor by Ihe hand g. Host bids the visilor welcome h. Host takes the vis ilor' s spear i. Host leads the visitor in

68-29 1).« Angetlihn in dieser Reihenfolge im Anhang zu REECES Monographie, $. 20723 J.

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11 6

3. 1 Vorbemerkung - Die homerischen Gastmahlszenen

VIII.

Seat

IX.

Feast a. Preparation b. Consumption c. Conclusion After-dinner drink Identificati on a. Host questions the visi tor b. Visitor revea1s hi s identity Exchange of information Entertainment Visitor pronounces a blessing on thc host Visitors shares in a libation o r sac rifice Visitor asks to be allowed to sleep

X. XI.

XII. XIII. XIV. XV. XV I. XVII. Bed XV III. Bath XIX. Host detains the visitor

Guest-gifts XXI. Departure meal XX II . Departure libation XXJlJ. Farewell blessing XX IV . Departure omen and interpretat ion xxv. Escort to visitor's next destinati on. XX .

Das erste Element in REECES Schema ()) Maiden al Ihe we ll «) erscheint im Zusammenhang mit vier der achtzehn von uns ausgewerteten homerischen Gastmähler7 bzw. in Verbindung mit sieben der achtzehn von REECE be7 Vgl. dazu oben die Vorstel lung des Detail s »Begegnung aurdem Weg(c. S. IOSr. Im einzelnen handelt es sich um rolgende Gastmähler: Priamas begegnet Hemlcs in Gestalt ei nes jungen Mannes; dieser geleitet ihn ungesehen du rch das reindliche Lager (Horn . 11. 24.334-467); Odysse us begegnet Nausi kaa sowie A thene in Gestalt einer j ungen Frau: diese ro rdern ihn aur. sich mit seiner Bitte an Arete zu wenden. Athene hüllt Odyssc us sodann in eine schützende Wolke ( Ho rn. Od. 6,1 10-322 und 7.1 8-81); Odysseus begegnet Hennes in Gestalt eines jungen Mannes; diescr verrät ihm, wic er die Zauberk raft der Kirke überwi nde n kann (Horn. Od. 10,274 -306); Odysseus begegnet A thene in Gestalt e ines jungen Hin en; diese hilft ihm, sein weiteres Vorgehen zu planen und verlei ht ihm die Gestalt eines G reises (Horn. Od. 13,22 1-440). Das Detai l kommt in der Odyssee auch im Zusammenhang mit Bewinungen vor, die nicht szenisch gestaltet sind und daher in dieser A rbeit nur am Rande berücksichtigt werden . Vgl. außer de n von REECE angefUhr. ten Stellen (5. Anm. 8) auch die Kindheitsgeschiehle des Emnaios. in der die Seeräuber

3.1 Vorbemerkung - Die homerischen Gastmahlszenen

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rücksichtigten Szenen. 8 Der Gast begegnet auf seinem Weg zum Wirt stets in räumlicher und zeitlicher Entfernung - einem Fremden, hinter dem sich ein Gott verbirgt, der ihn mit Rat und Hilfe unterstützt, ohne die die Bewirtung nicht erfo lgversprechend verlaufen könnte. Nach den eingangs de finiert en Szenengrenzen (s.o. S. 22) und nach REECES e igenen Kriterien (>a lle Ereignisse zwischen Ankunft und Abreise des Gastes<) liegt dieses Element jedoch außerhalb der Gastmahlszene, da der Besucher zu diesem Zeitpunkt das Haus des Wirtes noch nicht erreicht hat. Sie sollten daher nicht in das Schema einer Gastmah lszene aufgenommen, sondern als ein vorbereitendes Ereignis eingestuft werden. Auch die letzten Elemente des von REECE aufgeste llten Schemas, die ebenfalls nur in einer Minderheit von Fällen erscheinen, fa llen nach unserer Definition mehrheitlich nicht in den Bereich der eigent lichen Szene. Ein Bad (Element XV III REECE) im Haus des Gastgebers findet sich bei Homer im Zusammenhang mit sechs von achtzehn Szenen,9 wobei der Zeitpunkt je nach der spezifischen Situation variiert. S. dazu oben S. I09f. Das Bad wird meist von Dienerinnen bereitet und umfaßt die Reinigung mit Wasser, das Salben mit Öl und das Anlegen neuer Kleider, ein Vorgang, der mit FOTme lversen nach dem Muster TOUe; 5' ETTEi ouv ol1~ai Aovoav Kai

am Strand einer Dienerin begegnen, die ihncn hilft , Eumaios zu entfUhren (Horn. Od. 15,417453). 8 Zusätzlich zu den vier in Anm. 7 genannten Belegen zählt REECE auch die Begegnung zwischcn den Gefähnen des Odysseus und der lästrygonischcn Königstochter (Horn. Od. 10.105- 111). die Begegnung zwischen dem >Bcttlcn Odysseus und Melanthios ( Horn . Od. 17.2 12-253) sowie die Begegnung zwischen Demeter und den Töchtern des Keleos (H. Dem. 98-183) hinzu. die in der vorliegenden Arbei t nur am Rande berücksichtigt werden, weil es sich nicht um >Szenen( im oben definierten Si nn bzw. nicht um epische GastmahJsz.cnen handel!. 9 Ein Bad erscheint nur in der Odyssee: Athcne bei Telemach (Horn. Od. 1,309f. : Telemach bietet ein Bad an. das die Göttin honich ablehnt): Telemach bei Nestor ( Hom. Od . 3,464-468: Bad am 2. Tag des Aufenthalts. außcrhalb der eigentlichen GastmahJszene); Telemach bei Menelaos (Horn. Od. 4.48-50: Bad vor dem ersten Mahl , d.h. innerhalb der MahJszene); Odysseus bei den Phäaken (Hom. Od . 8,433 -437 und 449-455: Bad nach den Wettspielen. d.h. außerhalb der Gastmahlszene); Odysseus bei Kirke (Horn. Od . 10.358365: Bad. nachdem Kirke Odysseus erkannt hat, d.h. innerhalb der Gastmahlszene und beim sc lben Aufenthalt Horn. Od. 10.449-451); Theoklymenos bei Telemach (Horn. Od. 17,85-90: Gastgeber und Gast baden gemeinsam: Bad innerhalb der Gaslmahl szcne). REECE 71ihlt außerdcm auch die Bäder des Odysseus während sciner l'leimkehr hinzu (1·lom. Od. 19,3 17, 320. 343-360, 386-388, 503-507; 23 ,153-63), die jedoch nicht im Zusammenhang mit einem regu lären Gastmahl stehen.

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3.1 Vorbemerkung - Die homerischen Gastmahlszenen

xpiaav EAalCtJ 'O / CII.HPI 5' äpa XAcfvas OVAas ßaAOv 1i5t XITwvasl l beschrieben wird. Diese detaillierte Schilderung stel lt eine homerische Eigenart dar. Wegen seiner Seltenheit und seiner oft nur lockeren Verbindung zur eigent li chen Szene sollte es aber nicht in ein typisches Schema aufgenommen werden. Ein separates Abschiedsmahl mit Libation (Elemente XXI und XXII REECE),12 ein Reisesegen (Element XXIII REECE),IJ ein Omen mit interpretation (XXIV REECE)14 und eine Eskorte zum nächsten Ziel (XXV RE ECE) erscheinen ebenfa ll s so unregelmäßig, daß sie nicht als fester Bestandtei l einer homeri schen Mahlbeschreibung aufgefaßt werden können . Das Abschiedsmahl , das nur bei der Bewirtung des Telemach durch Menelaos und des Odysseus durch die Phäaken erwähnt wird, ist soga r offenkundig als Parallele konzipiert, die die beiden auch sonst aufeinander bezogenen Szenen noch enger verknüpft. ls 10 Horn. Od. 4,49 = Horn. Od . 17.88; Varianten sind oVTap ElTEi AoOoi\l TE KO\ lXPIOE\I Alrr' EAOit+! ( Horn. Od . 3,466 = 10.364) und TO\l S· EllEi OU\I SUt+!oi AOOOO \l Koi XPIOO\l Uoit+! (Horn. Od. 8.454) sowie fTOVS tlAAous: ETo.pOUS: KipKll] E\lSUKEWS: AoOoe\l TE KOt lXPIOE\I >..iTT· tAolt+! (Horn. Od. 10,450). 1I Horn. Od. 4,50 = 17,89, Varianten si nd au
3. 1 Vorbemerkung - Die homerischen Gastmahlszenen

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Was den Kembestand der Szene von der Ankunft am Bestimmungsort (Element 11 bei REECE) bi s zum Nachtlager (Element XVII bei REECE) betrim, so st immen die späteren Gastmah lszenen in groben Zügen mit den homerischen Vorbi ldern überein . Bei Homer wie auch bei seinen Nachfolgern fol gt auf die Ankunft des Besuchers mei st ei ne Beschreibung der Räumlichkeiten und der anwesenden Personen (Element 111).16 Sie wird gewöhn lich aus der Perspektive des Besuchers geliefert und schreitet von den größeren zu den kleineren Bautei len und von außen nach innen voran. In fünf vo n elf Bewirtungsszenen der Odyssee ist sie mit dem ~~Warten auf der Türschwelle« (E lement 11 nach unserem Schema) gekoppelt: Während er am Eingang des Festsaa ls verharrt, betrachtet der Gast sei ne Umgebung. 17 Bei den Bew irtungen in einem Königspalast gi lt se ine Aufmerksamkeit der prächti gen Ausstattung des Hauses, die Macht und Einfluß des Gastgebers verdeut li cht. Erst nac h der Beschreibung der Räumli chkeiten wendet sich der Betrachter den anwesenden Personen und ihren Beschäftigungen zu, die an Königshöfen immer, in den übrigen Gastmählern meist beim Mahl versammelt sind. Dabei gibt der ho meri sche Erzähler in a llen Fällen di e Aktivitäten der gesuchten Person wieder sow ie in der Mehrheit der von REECE berücksichtigten Szenen (in zehn von achtzehn) auch die der übrigen Anwesenden, wobei die Reihenfolge nach den Erfordernissen der Situation gewählt wird. So schildert der Erzähler z. B. beim Besuch von AthenelMentes in Ithaka zunächst ausflihrlieh das Treiben der Freier ( Horn. Od. 1, 106-112) und erst anschließend die Situati on Telernachs (Ho m. Od. 1, 11 3-11 7), so daß dessen untergeordnete Rolle im eigenen Hause hervortritt. Der Zei tpunkt der Ankunft stimmt in den e inze lnen Szenen nicht exakt überein. REECE weist darauf hin , daß sich in den ersten vier größeren Bewirtungsszenen der Odyssee, die sich alle bei wohlhabenden Wirten abspielen (A thenelMentes bei Telemach, Telemach in Pylos, Te lemach in Spa rta und Odysseus bei den Phäaken) die Ankunft des Gastes immer weigen - eine Geste, die ebenfalls nur in diesen beiden Szenen erscheinl (Telemach: Horn. Gd. 4.113-116 und Horn. Gd. 4, 185: hier ohne VerhOllen des GesichlS, da auch Helena und Menelaos weinen; Odysseus: Ho rn. Od. 8,83-86; 8.92-95 und 8,52 1-534: hier ohne das Verhüllen des Ges ichls). 16 SIelIenangaben s. o. S. 5 1f. und 54f. 17 Das Verharren auf der Türschwelle wird nicht in einem festslehenden Vers. sondern mit wechselnden Formulierungen ausgedrUckt. die nur darin Gbereinslimmen, daß sie eine Form von 'ioTa~al und eine Grtsangabe (np68upov bzw. ouMs elc) enthalten .

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3.1 Vorbemerkung - Die homerischen GaslmahlS7.encn

ter nach hinten verschiebt: »)When Athena-Mentes arrives in Ithaca, preli minary preparations are under way for a feast [... ] ( 1.1 09- 12). When Telemachus arrives in Pyl os, men are roasting and skewering meat in preparation for an imminent feast (3.32-33). When Telemachus arrives in Sparta, a feast is already uoder way (4. 15-19). And when Odysseus arrives in Scheria, a feast hasj ust ended.«'8 In drei von elf odysseischen Gastmahlszenen (GeHihrten des Odysseus bei Kirke, Horn. Od. 10,2 12-219; Odysseus bei Eumaios, Horn. Od. 14,2936; Telemach bei Eumaios, Horn. Od. 16,4f.) tTim der Gast, als er das Haus erreicht, auf einen Hund oder ein anderes Tier, welches die Schwe lle bewacht. (Nach REECE, der die Heimkehr des Odysseus als eigene Gastmahlszene rechnet und daher die Begegnung von Odysseus und seinem Hund Argos mitzählt, handelt es sich um vier von zwölf odysseischen Szenen). Hinzu kommt eine Abwand lung des Details in der Phäakenszene, wo statt wirklicher Tiere goldene und si lberne Hundefiguren beschrieben werden, die den Festsaal des Alkinoos schmücken (Horn. Od. 7,9 1-94). Das Detail ist auf die Odyssee (und eine Erwähnung im homerischen AphroditeHymnus, V. 68-74) beschränkt und wird von späteren Epikern nicht aufgegrifTen. 19 Sei ne Ausgesta ltung ermöglicht Rückschlüsse auf den Halter der Tiere und dient daher auch zu dessen indirekter Charakleri sierung: Die zauberkräftige Kirke hält auf ihrer Insel etliche in Wölfe und Löwen verwandelte Menschen , und der tatkräftige Eumaios hat seine vier stattli chen Hunde se lbst aufgezogen (Ho rn . Od. 14,21 f. ). Alkinoos dagegen besitzt wundersame Sku lpturen, die Hephaist selbst geschmiedet hat und di e dem märchenhaften Rei chtum der Phäakenherrscher und ihrer Göttemähe entsprechen (Horn . Od. 7,9 1-94). Der Gast begegnet den Tieren, wä hrend er sich der Behausung seines Wirtes nähert oder direkt am Eingang verharrt. Dieses» Warten auf der Türsc hwelle«, das in neun der achtzehn von uns berücksichti gten homerischen 18 REECE(1993) 193f. 19 Das Fehlen der Hunde in der lIias flU h besonders in der Presbeia auf, wo keine Tiere erwahm werden, obwohl Achill »!lcun Tischhunde hattell (Horn. 11. 23, 173: t WEa TC;> yE 6vaKTL T paTfE~f'iEt; KVVEt; T1oav). Offenbar werden diese Tiere, wie schon die Bezeichnung TpaTfE~f'iES KVvES nahe legt, nicht zur Bewachung des Zeltes eingesetzt. Einen Überbl ick Ober d ie Darstellung von Hunden in der griechischen Dichtung bietel UUA ( 1976), allerdings ohne d ie el7llhlteehnische Funktion der in der Odyssee wiederholl erwähnten Tiere am Hausei ngang näher zu untersuchen. S. bes. 26-29. Vgl. auch SCOlT ( 1948), der aus den Erw!lhnungen von Hunden in llias und Odyssee Argumente für die Identität von lIias- und Odysseedichter gewinnen wi ll.

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3. 1 Vorbemerkung - Die homerischen Gastmahlszenen

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Szenen ersche int ( 11 Szenen bei REECE, davon neun mal in der Odyssee, zweimal in der lIias)20 gehört bei Homer zu den häufi gsten Elementen. ))Typi ca lly the visilor remains at the doorway fo r some time, wa iting for the master to notice hirn and ( .. .] offer hosptita lity .«21 Ob der Gast stehend oder sitzend auf Ein laß wartet, hängt nach REECES Au ffass ung von seinem sozialen Status ab: )) If the visitor is a social equal [... ] he stands at the doorway [ ... ]. If tbe visitor is a social in fe ri or [... ] he sits at the doorway in a posture thai symbolizes submission and helplessness. «22 Ein direkter Zusammenhang zwischen sozialem Status und der Kö rperhaltung des Gastes läßt sich j edoch aus den drei OdysseesteIlen, an denen e in Ankömmling auf der Schwelle sitzt, nicht ablesen.2J Als sich Odysseus in Gestalt des alten Mannes am Eingang zu Eumaios ' Gehöft niedersetzt und sei nen Stab fa llen läßt, handelt es sich um ei ne unmittelbare Reakt ion auf die Attacke der Hofhun de, die weniger seinen sozialen Status als vielmehr sei ne Hilfl osigkeit gegenüber den wütenden Ti eren unterstreicht und Eumaios zu einer Hil fe le istung bewegt (s. dazu unten S. 2 19f.). Auch beim zwe iten Besuch im Haus des Aiolos dient die sitzende Posi tion ni cht dazu, soziale Rangunterschiede, so ndern die augenblickliche Hilfl os igkeit des von de n Winden verschlagenen Odysseus zu verdeutlichen (Horn . Od. IO,62f.). Ein sozialer Rangunterschied zw ischen Gast und Gastgeber kommt in dieser Szene schon deswegen ni cht in Betrac ht , weil Aio los und seine Famili e Odysseus kurz zuvor bew irtet und ihn dabei ni cht wie eine rangniedere Person, sondern wie eiTnl VTO ~ i AE I nen Freund behande lt hatten (s. Horn . Od. 10, 14: I.nlva IlE). Auch die von den Göttern begünstigte Stell ung des Aiolos rechtfertigt

oe

20 Die Belege sind oben S. 48fT. aufgefUhrt. REECE rechnet auc h die Presbeia hinzu, wo die Gesandten aber nicht an der TOrseh welle. sondern direk t vor dem in sei nem Zelt sitzendcn Achill stcht:n bleiben (Hom. 11. 9, I92 f.) sowie den nicht szeni sch dargestellten Bcsuch des Odysseus bei Aiolos (Horn, Od. 10,62f.) und die (von ihm als einzige große Szene betrachtete) Heimkehr des Odysseus (Horn. Od. 17,26 1 und 339-34 1). Andererse its trennt er nicht zwischen der Bewirtung der Gefährten des Odysseus bei Kirke und dem GaSlmah l fUr Odysseus selbst. In den Hymnen zähl! REECE zwei Belege (Demeter bei Keleos. hy. Dem. lSSf. und Aphrodite bei Anchises, hy. Aphr. S I). 21 REECE(1993) 15. 22 REECE( I993) 15f. 23 Es handelt sich um den zweiten Besuch des Odysseus bei Aiolos, de r nach unserer Definit ion nicht zu den Gastmahlszenen zählt (Horn. Od . 10,62f. : t AeOVTEI) S' EI) BW~a TTapa OTae~O'OLV ETT' ouoov I tt;o~[e ' ), seine Bewinung durch Eumaios (Horn. Qd, 14 JOf.: aVTap 'OSUOOEVI) I Et;ETO K[POOoWI) und seine Heimkehr, die ebenfalls kei · ne geschlossene Szene bildet (Horn. Od. 17,339f.: tt;e S' eTTi ~[hivou oIioov f VToo6e 9upowv I KAtv6:~E VO') OTaelJ~ KVTTaploo(vy).

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3. 1 Vorbemerk ung - Die homerischen Gastmahls.zencn

ni cht die Annahme, daß Odysseus die Stelle ei nes »soc ial i nfe ri oT<~ einnehme, wie der kurz darauf folgende Besuch bei Kirke zeigt: Dort bittet 4 Odysseus aufrecht stehend am To r um Einlaß,2 obwoh l es sich bei Kirke um eine furchtbare Göttin handelt (Horn . 10, 136: KipKfI [ ... ] oelvi) 8ecs ovoneooa). Odysse us' stehende Haltung veranschau licht hier sein Selbstbewußtsein, in dem ihn Hermes kurz zuvor bestärkt hatte.25 Entscheidend für die Wahl der Körperhaltung ist a lso ni cht di e soziale Stellung des Gastes, sondern der Eindruck, den er bei seinem Wirt erwecken will . Die einzige Ge legenheit, bei der das Hocken auf der Schwelle eine soziale Unterordnung andeutet, ist die nicht als geschlossene Szene gestaltete Heimkehr des Odysseus, als sich dieser in Gesta lt des Bettlers auf der Schwe lle zum Festsaal niederläßt (Horn. Od. 17,339f. ). Kurz zuvor hatte der gehässige Hirt Melanthios bei se in er Begegnung mit Eumaios und dem verkleideten Odysseus das Hocken auf der Schwe lle und das Anl ehnen an den Türpfosten als typische Bettlerhaltung bezeichnet: Tri"] oi) Tovoe ~OAO{3pOV äYElS [... ] / lTTWXOV av.~p6v, [... ] / öS llOAAQS 'l'A'Qm llOPOOTaS 'l'AilYETO' w~OVS (Horn . Od. 17,2 19-22 1). Doch handelt es sich bei dem folgenden Aufenth alt des Odysseus am Eingang des von den Freiern belagerten Festsaales nicht um das gewöhnl iche Strukture lement »Warten auf der Türschwe lle«, sondern um eine Vermisch ung und Abwandlung der Elemente 11 »Warten auf der Türschwe lle« und V ) Pl atz bei Ti sch«: Der Bettler hält sich nicht nur so lange an der Tür auf, bis er von den Anwesenden bemerkt wird, wie es sonst e in Gast tut, sondern läßt sich fiir die gesamte Dauer des Mahl es dort nieder und spei st sogar auf der steinernen SchwelJe.26 Diese ande rsarti ge Situation, bei der Odysseus nicht in di e Ti schgeme in schaft aufgenommen wird, kann daher ni ch t als Beleg 24 Hom. Od. 1O,3 10f. : lo 111\1 S· Ei\li 8VPI)OI 9EäS KaH m AoKcluolO' H \l9a OTo.S

tß61loa, 9H]

Si UOI b ;AVE\I a üSf)s.

25 Vgl. die Übergabe des wundersamen Krautes Moly, das Odysseus gegen die Zauberkräfte der Göttin schUtzen soll und die Anweisung des Hermes. Kirke m it dem Schwert anzugreifen. sobald sie ihn mil ihrem Stab berühre (Hom. Od. 10,287-295). 26 Hom. Od. 17,356-358 ( Der auf der Schwelle silZende Odysseus hat von Te lemach Fleisch erhalten): " pa Kai aUq>OTip.;JOl\I e Si~aTo Kai KaTi 91lICE\I I Oval TTOOW\I

npomlpot9E\I. aEIKEAillS t n i mlPIlS. I n091E S' El os amBOs E\ll UEyapolOl\l ä EISE\I; Hom. Od. 17,466f. : äl.jlS· Ö y ' En ' oü8(w iW\lICOT' ä p' E~ETO. Ko.S' S' äpa mlPll\l I 6fjICE\I eVTTAeill\l. Die Hart n!l.ckigkeit. die er damil unter Beweis slelll, zeigt dem Leser

zugleich seine Entschlossenheit, den Saal trotz. des ablehnenden Verhaltens der Freier nicht SO bald zu verlassen.

3.1 Vorbemerk ung - Die homerischen Gastmahlszenen

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dafü r herangezogen we rden, daß ei n auf Einlaß wartender Gast seine Kö rperhaltung seinem sozialen Rang anpaßt. Statt durch das Warten an der Türschwelle um Aufnahme zu bitten, kann sich der Besucher auch zu e iner Hikes ie (s upplicatio),27 d.h. ei ner rituali sierten Bi ttgeste entsch li eßen, die auch außerha lb von Bewirtungen, besonders bei Kriegshand lungen, erwähnt wird.28 In den regul ären homeri schen Gastmahlszenen erschei nt sie nur bei der Unterredung zwischen Priamos und Achill (Horn . 11. 24,478) und bei Odysseus ' Bittrede an Arete (Horn . Od. 7, 142). Dabei wirft sich der Flehende zu Boden, umschlingt die Kni e des Angeflehten und trägt seine Bitte VO r. 29 Die Entscheidung des Gastes für eine Hi kesie fü hrt REECE ( 1993 ) 16 auf di e besondere Notlage zurück, in der er sich gerade befin de: })In three hospitality scenes [ ... ] the visitor is in such dire stra its th at he initially approaches his host not as a guest but as a suppliant. « Dazu kommt j edoch e in weiterer Aspekt: Eine Hik esie des Gastes tritt bei Homer nur in Situationen auf, in denen ei n Warten auf der Türschwell e aus verschiedenen Gründen nicht sinnvoll erschei nt . Priamos betritt be i der Lösung Hektors das Ze lt seines Gastgebers AchilI , o hne an der T ürschwelle auf Erlaubnis zu warten (H o m. 11. 24,477), veranl aßt durch die in fei ndl icher Umgebung gebotene Vorsicht. JO Sodann we ndet er sich mit e inem fo rm voll endeten Bittri tua l an den Gastgeber. In der Phäakenszene ist Odysseus unsichtbar, so daß er ni cht wie e in gewöhnlicher Gast auf der Schwe lle verharren kann, bis der Wirt ihn bemerkt. Zwar hä lt er be i seiner Ankunft e inen Augenblick inne, um die Umgebung zu betrachten, abe r da die Anwesenden ihn nicht sehen kö nnen, hat dieses Verha lten keinen Einflu ß auf den Kontakt zum Gastgeber. Odysseus wird erst wieder sichtba r, als er 27 Zum Gebrauch der Tenn in; » Hikes ie« und s lIpplicat/O s. O. S. 58. 28 Dazu GOULD ( 1973). 29 Wenn e in wirk liches Umfassen der Knie nicht opportun crschei nt, wie beim Z usammentreffen von Odyssc us und Naus ikaa, kann es durch ei ne entsprechende Äußerung des Flehenden, d.h. c inen perfonnativen Sprechakt, crsetzt werde n, vgl. Hom. Od . 6, 149 (Odysscus zu Nausikaa): yovvoü~ ol o e. 6voooo ; Horn . Od. 9 ,266f. (Odysseus zu Po· Iyphem): Ta 00: y oüva I hc6~ e e '. Das sonst gut bezeugte BerO hren des Ki nns wird in den homerischen Gastmah lszenen nicht erwähnt. 30 Die mögl iche Gefah r. d ie Priamos bei einer Entdeckung droht, deutet Achill selbst an, als er seinem Gast ein Nachtlager anbietet (Horn. 11. 24 ,6 50-655). Auch d ie Traumerscheinung des Henncs warnt den schlafenden Priamos vor Agamemno n und den anderen Griechen (Hom. 11 . 24,683-688). wAhrend von AchilI , wie der G re is schon vor sei nem AulOruch ins fei ndliche Lager von Iris e rfa hren hat, nichts zu befllrchten ist ( Horn. 11. 24. 184·187).

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3. 1 Vorbemerkung - Die homerischen Gas tmahlszenen

Arete und Alkinoos erreicht hat und ihnen zu Füßen flU h (Horn . Od. 7, 142f.). In der Polyphemszene wiederum ist beim Ei ntretTen des Odysseus ke in Gastgeber anwesend, auf dessen Ein ladung er an der Türschwelle warten kö nnte. Die Griechen betreten die Höhle daher, ohne am Einga ng Halt zu machen und richten statt dessen eine (verbale) Hi kesie an den heimgekehrten Kyklopen , sobald dieser die Gäste bemerkt und Odysseus sich von seinem Schreck erholt hat.) I Die Hikesie, di e den Wirt von den fri edlichen Absichten seines unerwarteten Gastes überzeugen soll, bildet also bei HomeT einen Ersatz rur das Warten an der Türschwelle bzw. für eine gewöhnliche Begrüßung.

Nachdem der Fremde entweder durch das Warten auf der Türschwelle oder durch eine Hikesie (supplicatio) um Aufnahme gebeten hat, erhebt ihn der Wirt in den Rang eines Gastfreundes.J2 Di esen Vorgang (E lement VII ))Reception«) schlilsse lt REECE in neun einzelne Handlungen auf: Der Wirt erblickt den Fremden (V ll a), zögert zunächst, ihn aufzunehmen (V llb), erhebt sich von seinem Sitz (V llc), nähert sich dem Fremden (Vlld), gibt Befehl, d ie Pferde des Gastes zu versorgen (Vll e) , ergreift den Gast be i der Hand (V IJ f), heißt ihn willkommen (V lIg), nimmt ihm den Speer ab (VlIh) und führt ihn ins Haus (V II i). Dabei differenziert REECE in seinem Schema nicht zwischen Elementen, die häufi g beschrieben werden und so lchen, die nur selten oder nur ein einziges Mal erschei nen. Setzt man voraus, daß ein bestimmtes Element, um als typischer Bestandtei l einer homerischen Gastmahl szene gelten zu können, in mindestens der Hälfte der ausgewerteten Szenen in lI ias und Odyssee auftreten muß, so bleiben von den neun Elementen nur zwei: Der Wirt erblickt den Besucher ( li Erwähnun gen nac h REECE,9 nach unserer Zählung, davon vier Sonderfä lleiJ und fU hrt ihn ins 3 1 Hom. Od. 9,259-27 1. Die ungewöhnlichc Zurückhaltung der Gästc, die ihre BilIrede erst vortragen, nachdem sie vom Wirt angesprochen wurden, wird vom Dichter durch den Schrecken motiviert, den Odysseus und seine Gefährten beim Anblick des Ungehe uers empfinden. 32 Eine Ausnahme bildet Polyphem, der Odysseus und sei ne Ge rahrtcn nicht nur grob anrahrt, sondern schl ießlich sogar mehrere der Griechen verschl ingt. Diese Szene wird daher in der vorliegenden Arbeit als Antigastmah l eingestuft. 33 Presbeia zu Achill (Hom. 11 . 9, 195, Sonderfall : Nicht der Gastgeber AchilI. sonde rn Patroklos crblickt die Botcn): Machaon in Nestors Zelt (Uo m. 11. 11,645, Sonderfall : Nestor erblickt Patroklos: es handelt sich um die zweitc Ankunft inncrhalb der Gastmahlszene); Priamos bei AchilI (Horn. 11. 24.480-484); Athene bei Te lemach (Horn. Od. 1, 118); Telemach bei Nestor (Hom. Od. 3.34); Telemach bei Menelaos (1·lom. Od . 4,22. Sonderfa ll : Nicht der Gastgeber Mene laos, sondern sein Herold erblickt d ie Gäste); Her-

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3. 1 Vorbemerkung - Die homerischen Gastmahlszenen

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Haus (9 Erwähnungen nach be iden Zählun gen, davon dre i Sonderfa lle).J4 Berücksichtigt man angesichts der wichti gen Rolle der Odyssee auch solche Deta il s, die in mindestens der Hä lfte der odysseischen Bewirtungen erscheinen (w ir zählen elf odysseische Szenen, REECE verze ichnet zwölf), so erweitert sic h die Gruppe der typisc hen Elemente nur um eins (V IId ~) H os t approaches lhe visitof«(), das nach beiden Zäh lungen sechsmal in der Odyssee und keinmal in der lIias erscheint. 35 Von den übrigen Bestandteilen kommt nach REECES Zählun g allenfall s das Element VIIf »Wirt ergreift die Hand des Gastes«( in Betracht, das zwar nur in knapp einem Viertel der odysseischen Szenen erwähnt wird (dre i odysseische Szenen nach unserer mes bei Kalypso (Ho rn. Od. 5,77f.); Qdysseus bei den Phäaken (Horn. Od. 7, 144f.) ; Odysseus bei Eumaios (Horn. Od. 14,29. Sonderfall : Die Hunde erbl icken den ))Belliem Odysseus). REECE rechnet auch den Besuch von Nestor und Odysseus in Phthia und von Telemach bei Eumaios ein. wo aber nicht das eigentliche Erblicken der Gäste, sondern nur das staunende Aufstehen des Win s beschrieben wird, Horn . 11. 11 ,777; Horn. Qd. 16. 12). Ebenso zählt er den (ohne Mahl verlaufenden) Besuch von Thetis bei Hephaist hinzu (Ho m. 11. l8,382f.), während er den Aufenthalt des Machaon bei Nestor nicht berücksichtigt. Das Erblicken des Fremden wird mit unterschiedlichen Formul ierungen wiedergegeben, die nur darin übereinstimmen, daß sie eine Form von 6paw enthalten. 34 Festmahl fUr Aias (Horn . 11. 7,31 If., Sonderfall : d ie Griechen ruhren Aias zum Zelt des AchilI ); Beratung der HeerfLIhrcr vor der Presbcia (Horn. 11. 9,89f. ): Presbeia z u Achil i (Ho rn. 11. 9. 199); Machaon bei Nestor (Horn. 11. 11,646, Sonderfall : Nestor fUhrt den nachtrtiglich e intreffenden Boten Patroklos ins Zelt); Nestor und Odysseus in Phthia ( Hol11. 11. 11,778); Athene bei Telemach (Horn. Od. 1,125); Telemach bei Menelnos ( Horn. Od . 4,43, Sonderfall : die Diener des Menelaos ruhren die Gäste ins Haus); Odysseus bei Eumaios (~I om. Od. 14.49); Theoklymenos bei Telemach (Horn. Od. 17,84). REECE rechnet den Besuc h von Thetis bei Hephaist (Horn. J1. 18.387f.) und, mit Einschrtlnkungen, den des Hennes bei Katypso hinzu (1·lom. Od. 5,91: hier fUh rt Kalypso den Hennes aber nicht in die Höhle, sondern fordert ihn auf, näherzulrcten) ebenso den Besuch des Tetemach bei Eumaios ( Hom. Od. 16,25f. und 41). Andererseits läßt er das Mahl rur Aias, die Be ratung der Ueerruhrer vor der Prcsbeia und den Besuch des Theoktymcnos bei Telemach aus. Das l" ineinfUhren des Gastes erscheint nur in der Bewirtung des Machaon durch Nestor, wo Patroklos nachträglich als Bote eintriffi, und in der ErZäh lung von Nestors Besuch in Phthia in einer übereinstimmenden Fonnulierung, S. Hom. 11. 11 ,646 es S' 6YE XElPOs E>'WV "" 11 .778. An den Obrigen Stellen werden Formen von ayw bzw. Eioayw in unterschiedlichen Satzkonstruktionen verwendet . 35 Athene bei Telemach (Horn. Od. 1. 120); Telemach bei Nestor ( Horn. Od. 3.36); Gefährten des Odysseus bei Kirke (Hom. Od. 10,230); Odysseus bei Kirke (Horn. Od. 10.3 12); Odysscus bei Eumaios (Horn. Od. 14,33f: Eumaios kommt dem von den Hunden angegriffenen Odysseus zu Hilfe): Telemach bei Eumaios (Horn. Od. 16. 14). REECE, der nicht zwischen den Bcwinungen der Gef1l.hrten und der Bewirt ung des Odysseus selbst bei Kirke trennt, zählt auch den Besuch des Telemach bei Menelaos mit, wo sich aber nicht der Win den Besuchern nähen. sondern der Herold andere Diener zusammenruft (Horn. Od . 4,37f.).

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3.1 Vorbemerkung - Die homerischcn Gastmahlszcncn

Zählung, vier bei REECE), in der lIias jedoch nach unserer Zäh lung in fast der Hälfte (zwe i von fUnt) der Szenen ersche inll6 Der Kernbestand ei nes homerischen Empfangs (El ement VII bei REEC E) lautet also: a) Der Win erbli ckt den Gast (Vll a bei REECE) b) Der Wirt nähert sich dem Gast (V ild bei REECE; nur in der Odyssee vorkommend) c) Der Wirt fiihrt den Gast ins Haus (V Ii i bei REECE) Die übrigen von REECE angegebenen Elemente »Zögern des Wirtes« (Nach unserer Zäh lung I x lIias, 2 x Odyssee/ 1 REECE rechnet das Zögern des Achill beim Empfang des Priamos nicht mit), »Aufstehen des Wirtes« (3 x llias, I x Odyssee nach beiden Zäh lungen),l8 »Versorgung der Pferde« (nach unserer Zäh lung 2 x lIi as, 1 x Odyssee,lll REECE rechnet das Aus~ schirren der Pferde bei der Bewirtung des Machaon und des Priarnos nicht 36 Machao n bei Nestor (Horn. 11. 11,646 , Sonderfall : Nestor fUhrt Patroklos ins Zelt. es handelt sich um die zweite Ankunft während einer Szene); Nestor und Odysseus in Phthia (Horn 11. 11 ,778); Athene bei Telernach (Horn. Cd. 1, 12 1); Telemach bei Nestor (Horn. Gd. 3,35); Gdysseus bei Autoly kos (Horn. Gd . 19,4 15). Nach REECES Zäh lung 3 Erwähnungen in der lIias, 4 in der Odyssee . In der lIias rechnet er den nicht als Mahl dargestellten Besuch von Thetis bei Hephaist ein (Horn. 11. 18.384 und 423), ebenso wie die Begegnung vo n Priamos und Achill (Horn. 11. 24,S I 5). ~Iier gehört der Handschlag j e~ doch, genauso wie bei de m von REECE ebenfalls mitgezählten Z usammentreffen des Gdysseus mit den Phäaken , nicht zum ßegrtlßungsrilUal , sondern bildet den Abschluß der Hikesie (slipplicolio), wie er auch bei Bittritualen in anderen Szenen belegt ist. Das Ergreifen der Hand darf hier a lso ebensowenig als selbständiges Element gezählt werde n wie der Fußfall oder das Umfassen der Kn ie. Außerdem rechnet REECE den Besuch des Telemach bei Eumaios ein, wo der Sauh irt die Hand des Gastes aber nicht ergreift, sondern sie küßt (Ho rn . Od. 16, 15 f.). Daftlr läßt er den Besuch des Machaon bei Nestor und des Odysseus bei Auto lykos unbertlc ksichtigL 37 Achili zögen anfangs, Priamos ' Hikesie anzunehmen (Horn . 11. 24 ,507f.); der H e~ rold des Menelaos zögert, Te lemach aufzunehmen ( Horn. Cd. 4.26-29); d ie Phll.aken zögern, Cdysseus aufzunehmen (Horn. Od. 7, I 53- 166). 38 FOr das Aufstehen des Wirtes verwenden die Dichter in drei Fällen Fonnelverse nach dem Muster TQcpWV S'ov6povae plus Subjekt (Prcsbc ia zu AchilI, Ho rn. 11. 9. 193; Nestor und Odysseus in Phthia, Horn. 11. 11 .777 und Te lemach bei Eumaios, Hom. Od. 16, 12). Abweichend gestaltet ist nur der Besuch des Patroklos im Zelt des Nestor. Hier handelt es sich um die zweite Ankunft während einer Gastmahl szene, s. Horn. 11 . 11,645: TOVSe iSwv 6 yt:paLOs elTlo 6p6vou WPTO ~aE lvoU . 39 Versorgung der Pfe rde des Nestor bei der Rückkehr zum Zelt (Horn. 11. 11 .620f. ); Verso rgung de r Pferde und Esel des Priamos am Zelt des Aehill (Horn. 11. 24.576): Versorgung der Pferde des Telemach in Sparta ( Horn . Od . 4.39-42).

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]. 1 Vorbemerk ung - Die homerischen Gas tmahlszenen

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mit), ~~W ilLkommensgruß« (Nach unserer Zählung 6 x Odyssee, 1 x Hias.'"' R EECE zäh lt die be iden einladenden Rufe der Kirke nicht mit) und 4t »Abnehmen des Speeres« (Nach beiden Zäh lungen 0 x Hi as, 2 x Odyssee ) gehören dagegen ni cht zu den Kernelementen. Nur in drei Fällen, bei der Lösung Hektors, be im Besuch Telemachs bei Mene laos und bei der Anku nft des Odysseus auf Scheria, zögern die Anwe~ se nden, den Fremden aufzunehmen . Achills Zaudern ist vor dem Hint e r~ grund anderer Hikesien zwischen Kriegsgegnem, bei denen der Ange flehte die Bitte des Gegners akzepti eren, oder, häufi ger, sie ablehnen kann , zu be~ trachten. Daß es sich bei den beiden anderen Fällen um e in unübliches Ver~ halten handelt, ergibt sich aus den Worten des phäakischen Grei ses (Horn . Od. 7, 159f.) und dem Dialog des Menelaos mit Eteoneus, der zunächst überlegt, Telemach und Peisistratos fortzuschi cken. Für dieses Ansinnen tadelt Menelaos den Herold, der se lbst oftma ls die Gastfreundschaft frem~ der Menschen genossen habe, und fordert ihn auf. die Besucher h erei n zu~ fuhren (Horn. Od. 4,30-36). Die freundli che Gesinnung des Menelaos ze igt sich auch an der ausfUhrlich dargestellten Pflege der Pfe rde, die er anordnet. Die Diener spannen die Tiere ab, binden sie an den Krippen an und werfen ihnen mit Gerste verm ischten Hafer vor. Sodann lehnen sie den Wagen an die Wand (Horn. Od. 4,39-42). Gewöh nl ich rei sen die Fremden in den homerischen Epen auf dem Wasserweg oder zu Fuß, so daß eine Versorgung von Reittieren se lten erforderlich ist. Bei den beiden anderen Gelegenheiten, in denen Zug- und Lasttiere erwähn t werden, dem Besllch des Machaon be i Nestor und des Priamos be i AchilI , beschreibt der Dichter nur das Aussch irren des Gespanns (Horn . 11. 11 ,620f. und Horn. 11. 24,576). Die ungewöhnlich ausgiebige Versorgung der Pferde am Hof des Menelaos unterstreich t so dessen Gastfreundschaft und hebt sie von dem unwirschen Verhalten des Herolds ab. Das selten dargestellte Abnehmen des Speeres gehört zu den Details der Begrüßungsphase, die in den späteren Epen ni cht mehr aufgegriffen we r~ den . Bei Horner erfo lgt diese I-I önichkeitsgeste, während der Gast zum

40 Presbeia zu Achill (Horn. 11. 9, 197f.); Alhene bei Telemach (Horn. Od. 1, 123f.); Hennes bei Kalypso (Horn. Od. 5,87~9 1); Gefährten des Odysseus bei Kirke (Horn. Od. 10,231); Odysseus bei Kirke (Hom. Od. 10,3 13); Odysseus bei Eumaios (Horn. Od. 14.37-47); Te lemach bei Eumaios (Hom. Od. 16,23 ·29). 4 1 Athene bei Telemach ( Horn. Od. 1. 12 1); Telemach bei Eumaios ( Horn. Od. 16,40).

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3.1 Vorbemerkung - Die homerischen Gastmahlszenen

Festsaal ge leitet wird (2 Belege: Horn . Od. 1, 121: EOE~ a To xaAKEOv 1YKOS ~ HOln . Od. 16,40). Nachdem der Fremde das Haus betreten hat, bietet ihm der Wirt einen Sitzpl atz an, der seinen persönli chen Möglichkeiten entspricht (Element VIII ~)Sea t « bei REECE). Telemach läßt Athene/Menles auf ei nem 8povoS mit Fußschemel Platz nehmen, über den er ein Tuch breitet (Horn . Od. 1,130f.); der in märchenhaftem Reichtum residi erende Alkinoos füh rt Odysseus zu einem glänzenden, offenbar mit Silber beschlagenenen Sessel (Horn . Od. 7, 169, vgl. 7, 162), und der Schwei nehirt Eumaios häuft fü r den als Bettler getarnten Odysseus Reisig auf, das er mit einem Ziegen fe ll bedeckt (Horn. Od. 14,49-5 1). Das Element erscheint in sgesamt in vier von sieben il iadischen sow ie in zehn von elf odysseischen Gastmählern (Stellenangaben s.o. S. 67) und gehört damit zu den häufigsten Bestandteilen der homerischen Mahlszenen. Ausge lassen wird es nur bei den knapper dargestellten Mählern im Zelt des Agamemnon (es hande lt sich um di e Beratung der Heerfü hrer, Horn . 11. 2,402-44 1, das Siegesmahl rur Aias, Horn . 11. 7,3 11-344 und die Beratung vor und nach der Presbeia, Horn . 11. 9,8918 1 und 669-713) und bei Auto1ykos (Horn . Od. 19,4 13-427). Das eigentliche Mahl (Element VII in unserem Schema, Element IX »Feast« bei REECE), das den Kern einer Bewi rtungsszene darstellt , un terteilt REECE in di e drei Abschnitte »Preparat ion (IXa)«, »Consumption (lXb)« und »Concl usion (IXc)«, von denen das Element IXa nach unserer Zählung in allen Szenen erscheint (nac h REECE sind es elf Nennungen in der Odyssee, vier in der lIias). In der lIi as übernehmen mit zwei Ausnahmen (die Hero lde be im Umtrunk in Agamenmons Zelt , Horn . 11. 9, 174f, und die Magd des Nestor be im Besuch Machaons, Horn. 11. 11,624-64 1) nahe Angehörige und Freunde des GasIgebers, zuwe il en unterstützt vom Hausherm selbst, di e Vorbereitung. In den fünf vornehmen Haushalten der Odyssee werden die Vorbereitungen dagegen meisl von dem in mehrere Gruppen organi sierten Gesinde übernommen, dessen Täti gke it der Dichter mit fü nf bis acht Forrnelversen beschreibt. Zunächst reicht e ine Dienerin 42 den Gästen Wasser zur Re ini gung der Hände und stellt e inen T isch be-

42 Das Übergießen des Wassers wird beim Umtrunk nach dem Mahl im Zelt des Agamemnon (Hom. 11. 9,174f. ) und beim Besuch der Athene in Ithaka ( Horn. Od. 1, 146) auch von KI'jPUKES übernommen, vgl. auch den zweiten Tag des Gastmahls bei Nestor (Horn. Od . 3,338).

3.1 Vorbemerkung - Dit homerischen Gasunahlszenen

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reil , ansch ließend trägt die Wirtschafterin Brot und andere Speisen auf. In zwei Szenen (Athene in Ithaka, Hom Od. 1, 141 f. und Te lemach bei Menelaos, Hom . Od. 4,57f.) bringl sodann ein Zerleger Platten mit Fleisch und goldene Trinkbecher, woraufh in auf Ithaka ein Herold den Wein ein44 schenkt. Die entsprechenden Verse lauten : XEpVLßa S·ol.LlpiTTOAO') TrP OX~ ETreXEVE cpEPOUOO KOAl'j xpuOEil) &ld:p apyvpeOLo AeßfJTOI) , viI,vao6or TTapa Se ~EO"'V h6woOE Tpa Tr E~av . OLTOV S' ai50ifJ TalJi., TTape6.,KE q>epouoa, EiSaTo TrOAA' ETTL6Elao . Xopt~olJe vr'j TTopEovnoJv. SatTpOS

oeKPEtWV n ivoKa s TTope6r'jKEv cuipaS

rrovTolwv. TTapa SE aq>1 TiOEt XPUOELO KUTTEAAO , Kilpv~

S' OVTOtOlV 601.1 ' €TTc;,XETO OiVOXOEUWV.

Die Organ isation der homerischen Dienerschaft in ei nze lne Gruppen, die von REECE nicht hervorgehoben wird, hat auf die Gastmahlszenen der späteren Epi k großen Einfluß ausgeübt und gehört aus diachroner Perspektive zu den am häufigslen wiederkehrenden Elementen. Während der homerische Dich ter die einze lnen Klassen oft durch unterschied liche Bezeichnungen vonei nander abgrenzt (s.o. S. 77 f.), erzielen sei ne Nachfo lger denselbe n EfTekt durch gliedernde Partikeln (oi - oi: o i IJEV - 0 \ alii - alii; fli - hi; pars - pars etc.), die die strafTe Organisation noch stärker betonen. Bei Homer erscheint di ese Art der Einteilung nur bei den vier Mägden im Palast

oe:

43 Athene bei Telentach (Horn. Od, 1,136- 140); Telemach bei Menclaos (Horn. Qd. 4,52-56): Odysscus bei den Phäaken (I-10m. Od. 7.1 72· 176): Odysseus bei Kirke ( Horn. Od. 10.368-372): Thooklymenos bei Telemach (Horn . Od. 17.91-95). 44 Andere Nahrungsmittel als f leisch, Brot und Wein werden nur beim Besuch des I'atroklos im Zelt des Nestor und beim Aufenthalt der Gefährten dcs Odysscus bei Ki rke geschildert ( Horn. 11 . 11 .638-641 und I-10m, Od. 10.234-236), In beiden Fallen wird geriebener Käse mit pramnischen Wein vennengt; im Fa ll des Nestor gehören auch Honig, Zwiebeln und Gcrslenmehl zu den bereitgestellten Speisen (Horn. 11. 11.630f.. bei der zweiten Zubereitung durch Kirke wird nur der Name des Tranks. nicht aber seine Zusammensetzung genannt, Horn. Od. 10.316). In beiden Szenen handelt es sich um Sonder· flille . Bei Nestor werden die Speisen nicht ror den in Eile befindlichen Patroklos bereitgestellt, der sogar einen Sitzplatz ablehnt und gleich wieder aufbrahen will . nachdem er den Gast des Nestor, Ober dessen Identit.!t er Achill Auskunft geben soll. als Machao n erkannt haI (Ho rn. 11. 11,648-654), sondern rur den erschöpR heimkehrenden Haushcrm Nestor. Kirke bereitet den Ankömmlingen ei nen Zaubertrank, der sie zusammen mit dem Rutenschlag in Schweine verwandelt ( Horn. Od, 10,234-243). so daß die ., Bewi rtung{( auch hier nicht in Oblicher Weise zu Ende gebracht wi rd.

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3.1 Vorbemerk ung - Die homerischen Gastmahlszcnen

der Kirke, deren G leicharti gkei t (bei all en handelt es sich um Nymphen) durch die Be iordnung unterstrichen wird ( Horn . Od. 10,3 52-359) sowie bei den die Freier bewirtenden Dienern, die AthenelMentes beobachtet, während sie auf Ei nl aß wartet:~5 Die in den Fonnelversen beschriebenen, nur mit ihrer Gruppenbezeichnung genannten Di ener verrichten ihre Tätigkeit stets o hne Fehl und Tadel und ohne vom Hausherm dazu aufgefordert oder überhaupt angesprochen zu werden. Durch eine d irekte Anrede wird be i Horner während der Mahlvorbereitung nur der phäakische Herold Pontonoos hervorgehoben, der nach der ersten Bekösti gun g des Odysseus auf A nweis ung des Alki noos Wein für eine Trankspende mi scht. 46 Dabei hande lt es sich ausdrückli ch um eine auf die Ankun ft des Odysseus abgestimmte, dem Zeus Hi kesios gewidmete Libation, deren außergewöhnlicher Charakter durch d ie sonst unübl ic he Anrede an den Herold unterstrichen wird. Auf den Genuß von Speisen und Getränken (Elemen t Vll b in unserem Schema, ))Consumption«, Element IXb REECE) geht der Di chter in den homeri schen Gastmahl szenen nur dre imal näher ein (be im Besuch des Herrnes bei Ka1ypso sowie bei den Aufenthalten des O dysseus bei den Phäaken und bei Eumaios).41 Der Götterbote verzehrt Nektar und Ambrosia, die typi sche Speise der Himmli schen (Hom. Od. 5,92-94), Odysseus bittet die Phäaken, ihn erst zu befragen, nachdem er gespeist habe (Horn . Od. 7,2 15-221 ), und der )) Benler« Odysseus verzehrt in der Hütte des Eumaios schweigend das gebratene Ferkel, das ihm der Sauhirt vorsetzt, wobei er den lebhaften Klagen lauscht, di e der treue Diener über das Verschwi nden seines Herrn äußert (Horn. Od. 14, I09f.).48 In allen Fällen illustriert die ausdrückliche Dar-

45 Hier sind gliedernde Ausdrücke und Gruppenbezeichnungen miteinander verbunden, s. Horn. Od. I, I 09- 112: Kr,PUKEo; S' o v.oiot Ko i OTpl1poi SepcTTo IITEo; / oi IJEII

apo 01\10 11 lIJ10y o II E\li KPI1Ti1POI Kai ü5wp. I oi 5' o ihe OTTOYYOtOl TTOAUTpr,TOtOt TPOTTEt;Oo; I lIit;o \l KO\ TTpOTI9EII. Toi SE KPEO TTo Ahcl SOnÜ\lTo. 46 Horn. Od. 7.179. 183 : »TTOIITOIIOE. KPI1Ti1PO KEPOOOOIJE\lOS IJE6u \lEilJo\l / TTÖOtll o lla IJEYOPO\l. 'i\lo Ka i .6ti npTTtKEpo Uvt+' / Om iOOIJE\I. ÖO; S' iKETIJOI\I älJ' o iooiOtOl\l o rrI1SEi. (( / WO; !llOTO. TT O\lTOII~ 5t IJEAi
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3. 1 Vorbemerkung - Die homerischen Gastmahlszenen

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stellung der Nahrungsaufnahme eine Besonderheit, die in einer auf den Gast abgestimmten Nahrung oder einem ungewöhnlichen Verhalten besteht. Sonst wird der Speisevorgang meist nur in ei ner kurzen Bemerkung, zuweilen auch nur aus dem Rückblick wiedergegeben; gelegentlich flillt er auch ganz aus. 49 An die Stelle des Genusses von Speisen und Getränken tritt in sieben Fällen (3 x llias, 4 x Odyssee) der Fonnelvers oi S' ETT ' oveio8' hoillo TTPOKEIIlEVO XEipo'i ioj..j..ov , der nur das Ausstrecken der Hände, ni ch t aber das Speisen se lbst darstellt.50 Die knappe Behandlung oder gar Auslassung dieses Vorgangs, der sich aus dem Zusammenhang leicht ergänzen läßt, zeigt das Streben des Dichters nach Raffung, indem er die Vorgänge nicht in allen Einzelhe iten, sondern nur anhand ausgewäh lter Punkte darstellt. Das Ausstrecken der Hände ist in der späteren Epik nicht rezipiert worden, ganz im Gegensatz zu dem unmittelbar folgenden, mit ErTEi eingeleiteten Fonnelvers, der den Übergang zu den Aktivitäten nach dem Mahl bildet. Er erschei nt in allen von uns berücksichtigten homerischen Gastmahlszenen (mit Ausnahme des Besuchs bei Autolykos, wo auch keine Akti vitäten nach dem Mahl erscheinen) und besitzt mei st die Fonn O\iTop ETTEI TT6010'i Kai eST)nJo'i e~ epov EVTO, wobe i unter besonderen Umständen (z.B. wenn die Teilnehmer nur Getränke zu sich nehmen) Abwandlungen möglich sind.5 1 schaft ihr Mahl bere its tx..>endet und sich den Darbietungen des Sängers zugewandt hat (Horn. O d . 17,339-34 1 und 356-358). 49 Die von REECE (1993) 24 angertJhrten Odysscestellen 9 ,162 ( Rast des Odysseus und seiner G efährten auf der Ziegeninsel) 9.557 (Rast nach der Fluc ht aus Polypherns Höhle): 10, 184 ( Rast des Odysse us und seiner G efährte n in der Bucht der Kirkeinsd ); 12.30 (Rast des Odysse us und seiner Ge fährt en auf Aiaia nach der Rückkehr aus der Unterwelt) sind fllr die vorliegende Untersuchung nicht aussagekrä Oig , da es sich nicht um Gastmahlszcnen handelt. 50 Be ratung der I-I eerfuhrer, Horn. 11 . 9,9 1; Presbeia zu AchilI, Ho rn. 11. 9,22 1: Priamos bei Hektor. Horn. 11 . 24,627: Athene bei Telemac h. Ho rn . Od. 1. 149; Telemach bei Menc1aos, Hom. Od. 4.67; Telemach bei Eumaios, Horn. Qd. 16,54 ; Theokl yrnenos be i Telemach, Horn . Od. 17.98. 51 Ho rn. 11. 2 ,432 (Agamemnon bewinet die Heerfllhrer); Hom. 11 . 7,323 (Siegesmahl fiir A ias); Horn. 11 . 9.92 (Beratung der Heerruh rc r): Horn. 11. 9,222 (Gesandtschaft zu AchilI); Horn. 11 . 11 ,642 (Nestor bei Mac hao n: Abwand lung des Fomlelverses: TW S·tTTEi oVv nivo vT' 6:
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3. 1 Vorbemerkung - Die homerischen Gastma hlszenen

Die auf diese Weise eingeführten Aktivitäten nach dem Mahl bestehe n in allen Fällen aus einer Unterhaltung zwischen Gastgeber und Gast, die in adligen Häusern durch die Darbietung ei nes Sängers ergänzt werden kann . Ein zusätzlicher Umtrunk nach der Mahlzeit (Element X ) After dinner drink« bei REECE) kommt dagegen nur in einer iliadischen Gastmah lszene (Horn. 11. 9,224: Gesandtscha ft zu AchilI) und in zwei Szenen der Odyssee vor (Odysseus beim Kyklopen , Horn. Od. 9,345-361; Odysseus bei Eumaios, Horn. Od. 14,1 12f.). In der Kyklopenszene, in der Odysseus dem menschenfressenden Unhold Wein anbietet, der ihn betäuben und wehrl os machen soll , handelt es sich jedoch um ein Anti gastmahl , so daß als Belege in gewöh nlichen Bewirtungen nur zwei Ste llen übrigbleiben. Der Umtrunk bildet demnach keinen typischen Bestandteil des Mahls, sondern drückt Wohlwollen gegenüber dem Tischgenossen aus. Odysseus trinkt Achill fre undlich zu, bevor die Gesandtschaft ihre heikle Botschaft ausrichtet, und Eumaios re icht dem »)Bettlef« Odysseus e inen Becher, aus dem er selbst getrunken hat. Ein ganz ähnliches Verhalten kommt in der Odyssee auch ei nmal außerhalb einer Gastmahlszene vor, als der Freier Amphinomos dem »Bettlen
vgl. in der Fonftlhrung des Aufenthalts auch 14,454 und 15,303 , wo der Vers in seiner häufigsten Form erscheint): Horn. 0<1. 16.55 und 480 (Telemach und Eumaios), Horn. Od. 17,99 (Theok lymenos bei Tdemach). Vgl. aueh Horn. Od . 8,72 und 485 (wei terer Verlauf des Aufenthalts bei den Phäaken) sowie im Rahmen eines Antigastmahls Horn. Od. 9.296f. (Fraß des Kyklopen: Abwandlung des Fomtelverses : aVTop eTTE! KVkAW,+, ueyoArw eunA';aoTo vll5Vv / ovSPOUEO KpE" lSwv kai En · 6KPllTOV yaAO ntvwv). 52 Die von REF.CF. ( 1993) 25 ebenfall s aufgeHlhnc Stel1e 1·lom. Od . 20,260-262 (Heimkehr des O
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3.1 Vorbemerkung - Die homerischen Gastmahlszenen

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nur Phemios und Demodokos a ls berufsmäßige Sänger, deren Vorträge wörtl ich (H orn . Od. 8,266-366) oder in groben Zügen referiert werden (Horn. Od. 1,325-327 [vgL die Ankündi gung des Gesangs Horn. Od. 1, 153155]; Horn . Od. 8,72-82 und 8,499-5 20). In den meisten Fällen verzichtet der Dichter dagegen auf eine ausflihrli che Darstellung musikalischer Vorträge nach dem MahLS
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3.1 Vorbemerkung - Die homerischen Gastmah lszenen

Hintergrundinformationen zu li efern oder gar die Handlung des Epos voranzutreiben. Am Hof der Phäaken, wo sowoh l Tanz als auch Gesang ausflihrlich geschi ldert werden, ist es nicht die tänzeri sche Lei stun g der Jünglinge, sondern der Gesang des Demodokos, der schließ li ch zur Identifikation des Odysseus und damit zu seiner Heimkehr fuhrt. Ähnliches gilt flir die Situation in dem von den Freiem besetzten Festsaal. Zwar wird auch hier der Tanz als Unterha ltungsfonn gewählt , doch nur der Gesang des Phemios über die VOOTOI der Trojakämpfer erlangt ei ne konkrete, über die gegenwärtige Situation hinausweisende Bedeutung. Indem er einen Bezug zum Schicksal des Odysseus herstellt, regt er Penelope zu ihrer bekümmerten Äußerung und Telemach zu seinem ersten selbstbewußten Auftreten an (Horn . Od. 1,337-359) und verweist den Leser damit auf die parallel laufende Heimkehrhandlung. Die Darbietung des Sängers ist in den homerischen Epen eng mit den Geschichten verwandt, die Gastgeber oder Gast einander vortragen. Besonders die Erzählkunst des Odysseus wird rühmend mit dem Vortrag eines aOl0os verglichen , der seine Hörer verzaubert (S. den Bericht, den Eumaios der Penelope von seinem Gespräch mit Odysseus gibt, Horn . Od. 17,5 14-521). Wie der Gesang, so können auch die Geschichten dazu dienen, die Handlung des Epos voranzutreiben; vgl. die Erlählung der Athene, die sich in der Gestalt des Mentes von Te lemach bewirten läßt und ihn dabei zur se lbständigen Suche nach se inem Vater ermuntert (Horn . Od. 1,253305) oder die Äußerungen des Eumaios (s. bes. 14, 144), die die Ankündigung der Athene bestätigen . daß der Sauhirt Odysseus freundlich gesinnt sei (Horn . Od. 13,404-41 1), wodurch er als potentie ll er Verbündeter in Frage kommt. REECE ( 1993) 28f. trennt in se iner Analyse zwischen «telling of stories«, das er als e ine Spie lart des Elements XIII (»After-dinner Entertainment«) auffaßt, und einem davon unabhängigen ) In fonnationsaustausch«, der ein eigenes Element bilde (E lement XII : »Exchange of informatio n«). Al s »storyte lling« klassifiziert er außer den Liedern der Sänger die Erzählungen des Nestor über seine Heimk ehr (Horn . Od. 3, 102-198) und über den Tod des Agamemnon (Horn. Od. 3,247-3 12), den Bericht des Menelaos über seine Rückkehr (Horn . Od. 4,76- 11 2) und seine Begegnung mit Proteus (Horn . Od. 4,347-586), die Kindheitsgesc hichte des Eumaios, die dieser dem Bettler vorträgt (Horn . Od. 15,383-494) sowie die Verse Horn. Od. 4,2 12-289. die jedoch nicht nur die Erlählung der He lena über Odysseus'

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3.1 Vorbemerkung - Die homerischen Gastmahlszenen

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Spähgang nach Troja, sondern auch ein kurz erwähntes Mahl , einen Umtrunk der Festgesell schafl und ein Gespräch zwischen Helena und Menelaos e nthalten. Ferner gehö ren nach R EECE di e Apologo i des Odysseus (Horn . Od. 9, 1- 12,453) und innerhalb d ieser der nur beiläufi g erwähnte Tatenbericht vor Aiolos (H o rn . Od. 10, 14-1 6) sowie Odysseus' Lügengesc hichten vor Eum.io, (H orn . Gd. 14, 19 1-359 und 462-506) und di e Verse Horn . Gd. 18,428-430 (s ie, es handelt sich offenbar um ein Versehen) in den Berei ch des »Geschichtenerzählens.« Während die Kretergeschichte, di e Odysseus dem Eumaios vorträgt, also a ls »Entertainment« (E lement XIII ) verstanden wird, stuft R EECE ( 1993) 28 die ebenso erfundene Kretergeschichte vor Pene lope ( Horn . Od. 19, 172 248) als »exchange of infomlation« ein (Element XIO. S7 Dieses Beispi el verdeutlicht die Schw ierigkeiten, di e sich aus einer Unterscheidung zw ischen »storytell ing« und »exchange of info nnatio n« ergeben: Sowohl Eumaios als auch Penelope fassen di e Lügengesc hi chten, die Odysseus bei seiner Heimkehr vorträgt, als ernsthaften, wenn auch unterhaltsam gesta lteten Infonnationsaustausch auf, ebenso wie andere »Geschichten«, di e ein Gast oder Gastgeber nach dem Mahl erzählen, stels auch der Selbstvorstel lung und damit der Info rmation dienen. Eine zusätzli che Schwierigkeit entsteht in R EEC ES Schema dadurch, daß er die Identifiz ie rung des Gastes, die sich im Laufe des Gesprächs ergibt und dem Wi rt wichti ge Informati onen liefert, ni cht unter das Element XII »Exchange of Infonnation« eingliedert, sondern sie als separaten Bestandtei l auffaßt (E lement X I: » Idenrificatio n«). Dieser gliedert sich nach R EECE in die Befragung des Gastes durch den Wirt (X I a » Host qllestions the vis itor«) und die Selbstvorste llllng des Gastes (X I b »Visitor revea ls hi s identity«). Diese Vorgänge untersche iden sich j edoch weder aus erzähltechnischer noch aus inhaltlicher Sicht vom Rest des Wechse lgesprächs, von dem sie daher nicht getrennt werden sollten. Überd ies nimmt die Identifi zierung des Gastes im Gespräch nur in der Odyssee ei ne zentra le und fü r den Fort57 Als weitere Beispiele fü r »Exchangc ofinfo rmalioOl< ne nnt REECE (1993) 28 d ie Verse Ho rn. Od. 14 ,11 5-1 4 7 (Eumaios erzäh h dem vermeintlic hen Bettler von sei nem verschollenen Herrn Odysseus) und d ie Vermutungen über sein Schicksal (Horn. Od. 14.42-44 und 133- 136), die Prophezeiungen des »Bettlers(( über d ie Heimkehr des Odysseus vor Eurnaios ( Horn. Od . 14,149-164 und 321-333) und vor Pene lope (Horn. Od. 19,269-307,555-558,583-587), d ie sehnsüchligen Äußerungen PeneJopes ober Odysseus ( Horn. Od. 19, 124-161 ) und d ie LOgcngeschichle des Odysseus vor Laer1es (Horn. Od. 24,266-3 14).

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3. 1 Vorbemerkung - Die homerischen Gastmahlszenen

gang der Handlung entscheidende Stellung ein,58 während sie in der llias gar nicht vorkommt. Bei der Wechselrede von Thetis und Hephaist, die REECE (1993) 227 als Beleg rur das Element ) Identification« betrachtet

(Horn. 11. 18,385f., 424-427 und 428-46 1l, geht es nicht um die Identität der ) Besucherin« Thelis, die der Gott sogleich erkennt und mit Namen anspricht, sondern um den Grund ihres Erscheinens ( Horn. 11. 18,385 = 424: TllTTE. ehl TaVVlTElTAE, iKcIVEIS TH.1ETEPOV 5w:). Das Gespräch sollte daher nach REECES eigenen Kriterien als Bestandteil des Elements XJI })Exchange of infonnation« gewertet werden. Während ein - wie auch immer gearteter - Austausch von Erlebnissen und Meinungen in den meisten längeren Gastmahlszenen vorkommt, erscheint eine ) Identifizierung« des Besuchers nur dann. wenn es sich tatsächlich um einen Fremden handelt. Daraus erklärt sich die Häufigkeit des Elements in der Odyssee, deren Thema die Heimkehr und schrittweise Wiedereinsetzung des zunächst unerkannten Odysseus in seinen alten Besitz bildet. In der Ilias hingegen, in der die Hauptpersonen einander vertraut sind und ohne Tarnung miteinander verkehren, ist keine Vorstellung der eigenen Person erforderlich. Da sic h außerhalb der Odyssee kein besonderes Eigengewicht der Identifizierung eines Gastes nachweisen läßt, ist es nicht sinnvoll , diesen Vorgang als selbständiges Element zu werten. Statt dessen sollte er als e in möglicher Bestandteil der »)Unterhaltung nach dem Mahl « aufgefaßt werden . Ähnliche Schwierigkeiten wie bei der Einteilung der Gespräche zwischen Gastgeber und Gast ergeben sich bei den von REECE angesetzten Elementen »)Visitor pronounces a blessing on the host« (E lement XIV) und »Visitor shares in a libation or sacrifice« (Element XV). Beide erscheinen in den homeri schen Epen nur se lten 59 und lassen sich nicht deutlich vonein58 Sie erscheint nach unserer Zählung in allen odysseischen Szenen außer den Besuchen des Hennes bei Kalypso (110 m. Od . 5,55- 148: Gastgeberin und Besucher kennen sich gut); der Gefähnen des Odysseus bei Kirke (Horn. Od. 10,210-243: hier kommt es nicht zu Gesprächen, weil die Besucher in Schweine verwandelt werden); des Theoklymenos bei Telemach (Horn. Od. 17,84- 166: hier haben sich Gast und Gastgeber schon fruher kennengelemt) und des Odysseus bei Autolykos (Horn. Od. 19,413427 : AUlolykos hat seinen Enkel Odysseus selbst eingeladen). 59 Ein Segen des Gastes wird nur in der Odyssee und auch hier nach REECES Zählung nur in drei Gastmahlszenen beschrieben (Horn. Od. 3,55-59 : Telemach bei Nesto r; Horn. 0<1 . 7,148-1 50: Odysseus bei de n Phäaken: Horn. Od. 14.5 1-54 ; 14.439-441 ; 15,340-342: Odysseus bei Eumaios). Eine Libation oder e in Opfer erscheint in der Odyssee ebenfalls dreimal und in der l1ias e inmal im Rahmen e iner Gastmahlszene. Stellenangabcn oben S.

86f.).

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3. 1 Vorbemerkung - Die homerischen Gastm3h1szcncn

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ander und von anderen Elementen trennen. Ocr Segen, den AthenefMentor für Nestor spricht, gehört Z. B. unmittelbar zu ei ner Libation , die Gast und Gastgeber geme insam darbringen. In der Phäakenszene wiederum bildet der Segenswunsch des Odysseus den Abschluß seiner Hikesie, mit der er die Phäaken um Hilfe bei der Hei mkehr ersucht. Solc he Anrufungen der Götter gehö ren zum Bestand des Bittrituals, von dem der Segen des Odysseus daher nicht ge löst werden sollte (s. u. S. 287f.). Unabhängig von einer Libation oder Hikesie erscheinen nur die beiden Segenswün sche, die der als Bett ler getarnte Odysseus rur Eumai os spricht, während dieser ihm einen Sitzplatz bereitet bzw. ihn am zweiten Tag seines Besuchs zu einem längeren Aufenthalt ei nlädt. Oie guten Wünsche des Gasles sind also nicht an einen fe sten Platz im typischen Ablauf einer Bewirtungsszene gebunden, sondern können bei ganz verschi edenen Ge legenheiten ausgesprochen werden . Dasse lbe g ilt Hir Libationen und O pfe r, die teil s beim Eintreffen des Gastes schon im Gang sind, teil s zur Mahl vorbereitung gehören und teils den Speisevorgang oder d ie Unterhaltung nach dem Mahl abschließen. Wenn letzteres der Fall ist, verwendet der homerische Erzähler einen mit bTEI einge leiteten Fornlelvers, wie er ähnlich auch beim Abschluß der Nahrungsaufnahme vorko mmt. 60 Wegen der ge legent lich anzutreffenden Verbindung von Segenswunsch und Trankopfer, die beide den Respekt des Betenden bzw. Opfernden vor den Göttern ausdrücken, ist es für die Analyse sinnvoller, sie unter dem gemeinsamen Oberbegri ff ) religiöse Handlungen« zusammenzufassen, ohne sie an einer fes ten Stelle im Gastmahl e inzuordn en. Den Abschluß des Mahl s bildet in der Hälfte der homerischen Gastmah lszencn die Bc reitung ei nes Nacht lagers und eine darauf folgende Phase der Ruhe und des Schl afes (nach unserer Zählung 3 Belege in der I1ias, 6 in der Odyssee; nach REECE 2 in der lI ias, 7 in der Odyssee).61 Ausge lassen 60 AUTap hTd OTIEio6:v TE n [ov S·. OOOV "SEhE 8u1J~ . 1·lom. Od. 3,342 =: I-10m. Od.7. 184. 61 Beratung der Heerfilhrer vor und nach der Presbeia, Hom . 11 9.713 ; Presbeia zu AchilI , Hom. JI . 9,620-622 und 658-668; Priamos bei AchilI, Horn. 11. 24,643-648 und 24,673 -676; Telemach bei Nestor. Hom. Od. 3,396-403 ; Telemach bei Menelaos, Ho rn. Od. 4.296-305; Odysseus bei den Phtlaken. Hom. Od. 7,335-347; Odysseus bei Kirke, Hom. Od. 10.347 (hier erscheint der Beischlaf von Gast und Gastgeberin als Ersatz flIr ein wirkliches >Nachtlager(); Odysseus bei Eumaios, Horn. Od . 14.5 18-533; Odysseus bei Autolykos. Horn. Od. 19,426f. REECE 7.ähh in der llias die die Presbeia rahmende Beratung der Heerfllhrer nicht mit, und rechnet in der Odyssee das Polyphemabenteuer hinzu (Horn . Od . 9,306 und 436: hier ist allerdings nicht von e inem Nachtl3ger, sondem vom kummervo llen Warten auf die Morgenröte die Rede), außerdem die ErwAhnungen eines

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3.1 Vorbemerkung - Die homerischen Gastmahlszenen

wird sie bei Homer, wenn die Teilnehmer noch vor Einbruch der Nacht auseinandergehen, wie Z.B. AthenelMentes, die wie ein Vogel entschwindet (Horn . Od. 1,3 19f.), wenn der Erzähler zu einer Parallelhand lung überwechselt (s. z.B. Horn . 11. 7,344f.: Siegesmahl fur Aias und Versamm lung der Trojaner) oder wenn es sich um eine knappe, auf wenige Punkte beschränkte Mahldarstellung handelt (s. Horn. 11. 11 ,769-790: rückschauender Bericht des Nestor über seinen Besuch in Phthia).62 Die Bereitung eines Bettes fur die Nacht demonstriert bei Horner die Fürsorge des Wirtes fiir seinen Gast und markiert zugleich, wie auch in der nachhomeri schen Epik, einen Ruhepunkt in der Handlung. In se ltenen Fällen (zwei mal in der Odyssee, einmal in der lIias) geht der Herrichtung des Lagers eine ausdrückliche Bitte des Gastes voraus, die REECE als eigenes Element wertet (E lement XVI: »V isitor asks to be allowed 10 sleep«). Es handelt sich um die Bitte des Priamos an Achill (Horn. 11. 24,635-642), um die Aufforderung von AthenelMentor an Nestor. den Göttern zu opfern und sich zur Ruhe zu begeben (Horn. Od. 3.331-336) sowie um die Bitten Telemachs gegenüber Menelaos (Horn . Od. 4,294f.).63 Entsprechende Bitten erscheinen in der nachhomerischen Epik ni cht, so daß sie aus diachroner Perspekti ve kein eigenständiges Element, sondern einen Übergang zwi schen »Gesprächen nach dem Mahl« und dem »Nachtlager« darstellen. Zu den bisher genannten Elementen kommt die Übergabe von Geschenken, die in der Odyssee fiinfmal, in der Ilias keinmal im Zusammenhang mit Gastmählern erwähnt wird 64 (REECE zählt einen Beleg in der lIias und Bettes bei der Heimkehr des Odysseus in den Büchern 18-23. Die Bewirtu ng bei Autolykos läßt er aus. 62 Nähere Angaben s. o. S. 102f. 63 REECE rechnet auch die Bitte des noch unerkannten Odysseus an Penelopc ein, die aber nicht während einer Gastmahlszcnc, sondern während des Gesprächs stattfi ndet, das zur Wiedervereinigung des Paares fU hrt (Ho rn. Od. 23,254-262). Nicht mitz uzählen ist auch der von REECE ( 1993) 213 und 220 aufgefü hrte Wortwechsel von Odysseus und AIkinoos und sowie die Äußerung des Eumaios gegenüber den anderen Hirten (Horn. Od. 11,373·384 und Horn. Od. 15.392-402). Zum einen handelt es s ich dabei nicht um eine Ermunterung zum Schlaf. sondem im Gegentei l zur Fortsetzung des Gesprächs , zum anderen spricht nicht der Gast, sondem der Gastgeber diese Aufforderung aus. Richtig dagegen RUCES (1993) 213 Hinweis auf Horn. Od . 11.330-332, wo Odysseus sei nen (außerhalb der von uns definierten Gastmahlszene stattfindenden) Bericht Ober die Nekyia unterbricht und darauf hinweist, daß die Stunde des Schlafs gekommen sei. 64 Athene bei Te lemach, Horn. Od. 1,309-318 (die Gönin lehnt das Geschenk vorläufig ab); Telemach bei Nestor, Horn. Od. 3,475-485 (das Geschenk besteht hier aus >königlichem! Proviant. Außerdem stellt Nestor seinem Gast ein Pfe rdegespann zur Verfügung und gibt ihm seinen Sohn Peisistratos als Begleiter mit); Odysseus bei den Phäa-

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3. 1 Vorbemerkung - Die homerischen Gastmahlszenen

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sieben Belege in der Odyssee). Es handelt sich dabe i um Abschiedsgaben in Form von kostbaren Gefäßen, Kl eidung und Proviant, die stets die Gastgeber (ni emals der Bewi rtete) kurz vor der Weiterreise des Fremden überreichen. 65 Sie sind Kennzeichen für den Wohl stand eines Wirtes und werden daher mit besonderer Sorgfalt ausgesucht. 66 Wegen seiner räuml ichen und ze itlic hen Distanz zum Bankett fä llt dieser Vorgang jedoch nic ht mehr in den Bereich der eigentlichen Gastmahl szene. Auc h di e von R EECE angesetzten, seltenen Elemente XV III (»8 ath«), XX I (» Departure meal«), XX II (» Departure libation«), XX III (» Farewellblessi ng«), XX IV (» Departure omen and interpretation«) und XXV (»)Escort to visitor's next destinati on«) spielen sich, wie oben gezeigt, oft ken. Hom. Od. 13. 10-22 (Gesehenke des Alkinoos und der vornehmen Phäaken: Kleider, Gold, DreifUße, ein Aißns und andere, nicht näher besti mmte Gaben) sowie 13.66-72 (Geschenke der Mete: Kleider und Proviant); Odysseus bei Eumaios, Horn. Od. 14,5 15f. (Telemach soll dem vemleintlichen Bettler später Kleidungsstücke schenken); Telemach bei Mcnelaos, Hom. Od. 15, I0 1- 129 (Geschenke des Mcnelaos: ein kostbares Trinkgefaß und ein silberncr Krater; Geschenk der Helena : ein kostbares, selbstgewebtes Gewand). REECE, de r die Gaben des Nestor nicht mit einrechnet, zählt die von Hephaist geschmiedeten Waffen a ls Gastgesehenk an Thetis, obwohl diese. anders als sonstigc Gaben. rur eine drille Person (AchilI) bestimmt sind (Horn. 11. 18,468-19,3); da neben fUhrt er die Gastgeschenke des Aiolos (das Mahl wi rd nach unseren Kriterien nicht szenisch dargestellt) und Erwähnungen von Gastgeschenken im Kyklopenabenteuer (nach unsercn Kri terien cin Antigastmahl) auf und wcrtct die Geschenke, die Telemach im Gespräch mit Eumaios für den Bcttler in Aussicht stellt (Horn. Od. 16.79-80, 83 f.) als Gaben. Den Wurf des Freiers Ktesippos mit dem Kuhfuß (Horn. Od. 20,296-302), de n Mantel, den Penclope zusammen mit Waffen und Schuhen als Preis ru r de n Bettler aussetzt. fa lls er Odysseus' Bogen zu spannen vemlag (Horn . Od. 21.339-341) und den Lanzenwurf des Philoitios auf Ktesippos (Horn . Od. 22.290f.) zählt er als .Gastgeschcllkc( während dcr (als eine einz ige Szene verstandenen) Heimkehr des Odysscus. 65 Ocr Gcdanke eines Austauschs von Geschenken wird in der Ilias beim Gespräch von Glaukos und Diomcdcs - außcrhalb ei ner Gastmahlszene - vomusgesetzt. s. Hom. 11 . 6.218-220. Dieser Vorgang crscheint In den Gastmahlszcnen selbst jedoch nicht. Zu den Geschcnken der Fmuen in der Odyssee s. PEDRICK ( 1988) 9Of. Ihre weitergehenden Folgerungen (S. 9 1: »The head of an oikos maintains control over his wife's hospitable gestures I ... ) he can appropriate his wifc 's farewel1 gestufe ofclothi ng the guest by subsuming her gift into his() si nd jedoch kaum haltbar. Obwohl Alkinoos vorsch lägt. Odysseus zum Abschied Kleider zu schenken. handelt es sich doch um Aretes eigene Gaben, ähn· lieh wie die Aufnahme des in der Asche sitzenden Odysseus an den T isch als freund liche Geste des Alkinoos gcwenet werden muß - und nicht etwa als die des ihn ermahnenden phäakisc hen Greises. 66 S. die Schätze. die die Phliaken dem Odysseus mitgeben ( Hom. Qd. 13 ,10-15) und besonders die Gaben , die Menclaos und He\ena rur Telemach aus ihrer Schatzkammer holcn. wobei Helena das schönste. zuunterst liegende Gewand aussucht (Hom. Od. 15,99108). S. dagegen den in bescheidenen Verhältnissen lebenden Eumaios, de r seinen Gast aur die Ankunft des Telcmach ventöstcn muß. dazu Anm. 64.

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3. 1 Vorbe me rk ung - Die ho merischen Gastmahlszenen

erst nach de r in unserer Arbeit zugrundegelegten Szenengrenze ab . Dasselbe gilt durchgehend für das etwas häufigere Element )) Host detains the visitof«( (Element XIX bei REECE), das me ist erst kurz vor der (geplanten) Abreise eines Gastes ei ngeflihrt wird. (7 Belege).67

Zusammenfass ung Die Gruppe der homerischen Gastmahlszenen weist eine größere Geschlossenheit auf als die späteren Bewirtungen. Dies gilt sowoh l flir di e sprachl iche Gestalt, die von Fonnelversen geprägt ist, als auch für den Inhalt, der in mehr Ei nzelheiten übereinstimmt als die späteren Szenen. Die beiden wichtigsten Unterschiede zwischen den Gastmählern der !lias und der Odyssee lassen sich so zusammenfassen : 1) in der !lias treffen nur einander bekannte Personen zusammen, während in der Odyssee o ft ein Fremder bewirtet wird, dessen Identifizierung e ine wichti ge Rolle spielt. 2) Dienstpersonal erscheint in der !lias nur in zwei Szenen (Beratung der Heerflihrer vor und nach der Presbe ia, Ho rn . 11. 9, 174[ bei der Reinigung der Hände vor der Trankspende; Machaon bei Nestor, Horn . 11. 11 ,624-64 1: be i der Vorbereitung des Mahles) und wird nicht in Gruppen aufgesch lüs-

67 Achill rorden Phoinix aur, über Nacht bei ihm zu bleiben (Horn. 11 . 9,617r.); Telemach bittet Athe.ne, länger zu bleiben (Horn. Od. 1,309); Menelaos vcran laßt Tclemach zum Bleiben (Horn. Od, 4.587-489); Alkinoos wünscht. Odysscus würde sich al s sein Schwiegersohn aur Scheria niederlassen (Horn. Od. 7,311 -3 16: diese Aussage findet sich ausnahmsweise zu Beginn des Gastmahl s); Kirke verspricht. Odysseus nicht länger zurückzuhalten ( Horn. Od. IO,488 f.): Eumaios versichen dem >Bettler( Odysseus, er könne weiterhin bei ihm bleiben (Horn . Gd. 15,335 r.): Telemach schlägt vor, den Iß clller< Gdysseus, rall s er bleiben wolle, wei terhin in der Hütte des Eumaios zu bewin en, damit er nicht unter den Freiem zu leiden habe (Hom. Od. 16,82-89). REI:CE zählt außerdem die Traumrede des Hermes an den im Vorraum von Achi lls Zelt schlarenden Priamos mit (Horn. 11 , 24 ,682-688), an der der Gastgeber jedoch nicht beteiligt ist und die auch nicht dazu dient. Priamos aurzuhalten, sondern ihn im Gegenteil zur Eile anzutreiben. Daneben nennt er das Gespräch zwischen Nestor und Te\cmach, das sich aber nicht um die Abreise, sondem um das Nachtlager dreht (Horn. Od. 3,343-355), sowie die Auseinandersetzung mit Polyphem . die während eines Antigastmah ls staufindet (REECE 7..ählt alle Stellen aur, an denen der Kyklop den Stein vor den Eingang wälzt, sodann das Betasten der Schare und einen Vers (Horn. Od, 9,5 17) aus seiner Rede an den aur dem Schi ff niehenden Odysseus) sowie den Aurenthalt bei Aiolos, Hom. Gd , 10, 14- 18, wo allerdings von einem »ZufÜckhalten(( des Gastes keine Rede ist: ~.ITlva SE lTOVTO q>[AEI !JE Kai E~EP E ELVEII EKOOTO, / - IA10V 'ApyEic.JV TE V Ea ~ Kai VOOTOV ·AX0 1WV. / Kai IlEV tyc:., TC;> lTOVTO KOTO: lloipOII KOTEAE~O , / a)..).. ' ÖTE Si') Kai t ywv OOOV ()TEOII .,S' EKEAEVOV / lTElllTEIlEII. ouSi TLKEivo~ aV';VOTO. TEÜ)(E SE lTOIlTT';V.

3. 1 Vorbemerkung - Die homerischen Gastmahlszenen

141

seit. In den adl igen Häusern der Odyssee dagegen bemüht sich ein wohlgeordneter Hofstaat um di e Gäste. Stellt man auf der Grundlage von Häufi gke it und Bedeutung der einzel nen Elemente und unter Berücksichtigung des oben definierten Szenenbegriffs ei n typisches Schema fUr die homerischen Gastmahlszenen auf, so ergibt sich folgendes Bild: diachrones Schema insgesamt

homerische Szenen68

I) Ankunft des Gastes T) 11) 11) Warten auf der Schwelle 111) 111) Beschreibung: a) des Schauplatzes b) d. Anwesenden IV) supplicQtio/ Hikesie (statt 11 u. V) IV) V) Begrüßung V) a) durch Reden b) durch Gesten

Ankunft des Gastes Warten auf der Schwelle Beschreibung: a) des Schau platzes b) d. Anwesenden Hikesie (statt 11 u. V) Begrüßung a) Win erblickt d. Gast b) Wirt nähert sich d. Gast c) Wirt fUhrt Gast ins Haus VI) Platz be i Tisch VI) Sitzplatz VII ) Das eigentliche Mahl VII) Das eigentli che Mahl a) Vorbereitung:Diener/F. a) Vorbereitung: Diener b) Genuß d. Speisen u. Getränke b)Ausstrecken d. Hände/F. c) Ende d. eig. MahlesiF. c) Ende d. eig. Mahles VIII) religiöse Hand lungen VII!) religiöse Hand lun gen IX) Gespräch Gastgeb. I Gast IX) Gespräch Gastgeb. I Gast X) Vortrag des Sängers X) Vortrag des Sängers XI) Nachtlager XI) Nacht lager a) Gast erbittet Nac htlager b) Be reitun g des LagersiF. c)Sch lafplatz d. Gastes IF. Es zeigt sich, daß bei den meisten Elementen ei ne Übereinstimmung zwi schen homeri schen und nachhomerischen Szenen gegeben ist. Homerisc he Besonderheiten, die trotz ihres häufigen Auftretens in Ilias und Odys68 Der Z USaiZ ),F.\( (fü r »)Formeh\) besagt. daß dieselben Verse in mehreren Gastmah tszencn zur Beschreibung eines Elements eingesetzt werden .

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3. 1 Vorbemerkung - Die homerischen Gastmahlszenen

see in späterer Zeit nicht rezipiert werden, bi lden das »A usstrecken der Hände zum Mahl «, die Bitte des Gastes um ein Nachtlager und die Trennung der Schla fpl ätze von Gast und Gastgeber. N icht rezipiert wird auch d ie zuweilen geschilderte » Begegnung mit dem Haushund« und das »A bnehmen des Speeres«, die aber schon be i Ho rner nur in der O dyssee und auch hi er so se lten erscheinen, daß sie nic ht zu den Kernelementen einer homerischen Szene gezä.hlt werden können. Andere Ei nzelheiten fallen in der späteren Epik zwar nicht weg, unterli egen aber ei nem Wandel. Di e wichtigsten Veränderungen lassen sich knapp so zusammenfasse n: I) Bei Homer werden zahlreiche Elemente unter Beteil igung von Forme Iversen beschrieben. Von di esen Versen werden nur zwe i (das Ende des eigentlichen Mahl s und das Ende der Gespräche von Gastgeber und Gast) in nachhomeri scher Ze it häufi ger rezipiert . 2) Das Begrußungsritual um fa ßt bei Ho mer mehr und einheitlichere Detail s als in späterer Zeit. 3) Die Mahltei lnehmer spei sen bei Ho rner in sitzender, nicht in liegender Haltung. 4) Die Diener werden bei Homer meist mit ihren G ruppenbezeichnungen, nicht durch di stributi ve A usdrucke vonei nander abgesetzt. 5) Die Handlungen der Diener werden bei Homer nicht als g leichzeiti g, sondern a ls aufeinander fo lgend dargestellt. 6) Während des eigentlichen Mahl es (E lement VII) erscheinen bei Horner o ft zwei Formelverse, von denen e iner das Ausstrecken der Hände, der andere das Ende der Mahl zeit bezeichnet, während der Genu ß von Speisen und Getränken selbst ausgelassen wird . 7) Musikalische Darbietu ngen werden bei Horner öfter als in späteren Gastmähl ern be il äufig erwähnt, ohne daß ihr Inhalt wiedergegeben wird . 8) Di e Gäste bitten bei Horner zuwe il en selbst um ei n Nacht lager. 9) Di e Bereitung des Nachtlagers wi rd bei Horner detai ll ierter gesc hildert als in den meisten spätere n Sze nen. 10) Der Dichter trennt zw ischen den Schlafpl ätzen des Gastgebers und des Gastes. Zu den Elementen, d ie einem Wande l unterliegen, gehört auch d ie Übergabe von Gastgeschenken, die bei Horner häufig vorkommt , aber nicht zur

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3.2.1 Das Gastmahl bei Dido

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Gastmahlszene im engeren Sinne zählt, da sie erst am Tag der Abreise, meist in räuml icher Entfernung vom Festsaa l, erfo lgt. Stets ist es der Gastgeber, der seinen scheidenden Besucher mit kostbaren Gaben ausstattet. In der nachho01erischen Epik dagegen gehören Geschenke, wenn solche überreic ht werden, immer in den engeren Kreis der Gastmah lszene. Dieser Wandel ist darin begründet, daß hier oft nicht der Gastgeber, sondern der Gast Gaben überrei cht, die se inen Reichtum und sein Wohlwollen zum Ausdruck bringen (s. Z. B. Aencas in Karthago, Verg. Aen. 1,643-656). In di esen Fä ll en gehört di e Übergabe nicht zur Abreise, sondern zur Begrüßung und somit zur Gastmahl szene im oben defini erten Sinn. Wic ste llt sich nun ein von einem wohlhabenden Gastgeber ausgerichtetes Mahl in der nachhomeri schen Epik dar, und welche Hilfen kann das aus dem Vergleich der Szenen abstrahierte Schema bei seiner Analyse bieten? Da sich Kontinuität und Verände rung am leichtesten an konkreten Beispielen demonstrieren lassen, werden im folgenden mit dem Gastm ahl der Dido und de m Gastmahl der Kleopatra zwei Szenen aus der auguste ischen und der neroni schen Zeit vorgestellt, di e wegen ihrer starken Nachwirkung (Mahl der Dido) und ihrer engen Bindung an ihre Primärquelle (Mahl der Kleopatra) einen vielversprechenden Untersuchungsgegenstand bi lden .

3.2 Interpretationen 3.2. / Das Gas/mahl bei Dido ( Verg. Aen. /,695-3,7/ 8) Das Festmahl, das di e karthagische Königin Dido zu Ehren des Aeneas und sei ner Begle iter ausrichtet, nimmt in der Rei he der ant iken epischen Gastma hlschi lderungen eine zentrale Ste llung ein. Mit Recht sind die zahl reichen Anspielungen, die di e berühmte Sze ne mit ihren griechischen Vorbildern , vor allem der Odyssee und den Argonauti ca des Apo ll onios Rhodios, verknüpfen, immer wieder herausgearbeitet worden.69 Zwar rekurriert auch die spätere römi sche Epi k auf griechi sche Vorgänger, doch geschi eht dies mit stetem Blick auf deren vergili sche Rezepti on, so daß Home r und Apollon ios gleichsam »durch Vergil hindurc h« wahrgenommen und bearbeitel werden.' o So slehen die Gastmah lschilderungen be i Lucan und Stati69 Vgl . z.8 . KNA uER( 1964) 164; NELIS (200 I)b 96-124; SCHENK ( 1989) 352f. 70 Die von J.J .L. SMOLENAARS (1994) XXV III fü r Statius vorgenommene Klassifizierung der Vorbi lder als ))primary source(~ und »sccondary sources(( scheint mir auch für andere lateinische Epiker brauchbar. Als »)primary source(( einer Szene ist nach

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3.2. J Das Gas tmahl bei Dido

us, wi ewohl sie auch Anspielun gen auf Homer enthalten, der vergil ischen Epik insgesamt deutlich näher, und zwar sowohl in inhaltlichen als auch in erzähllechnischen Details. Seine rezeptionsgeschi chtli che Stellung macht Vergil daher zu einem lohnenden Ausgangspunkt der Betrachtung, läßt sich hi er doch das Verhältni s zu Vorgängern und Nachfolgern in gle icher Weise stud ieren. Das Gastmahl bildet den Höhe- und Schlußpunkt des ersten Buches. 71 Aeneas, von einem durch Juno veranlaßten Seestunn verschlagen, landet mit einem Teil seiner Gefährten an der libyschen Küste, wo ihn seine Mutter Venus in Gestall einer Jägerin auf das Kommende vorbereitet (Verg. Aen . 1,3 14-41 0). Von ihr in eine schützende Wolke gehüllt, begibt er sich in Begleitung des Achates zum Junotempel und trifft dort, während er die Gemälde betrachtet, zum ersten Mal auf Dido. Diese enveist ihre freundliche Gesinnung, indem sie di e plötzlich erscheinenden, von Aeneas schon totgeglaubten Trojaner um I1ioneus gastlich aufnimmt. Al s sich schließlich die unsichtbar machende Wo lke um Achates und Aeneas auflöst, öffn et d ie Königin auch ihnen ihr Haus. (Verg. Aen. 1,4 11-64 2). Aeneas entsendet daraufhin Achates zu den Sc hifTen, um Ascanius herbe izuholen (Verg. Aen. 1,643-656). Venus jedoch sinnt auf eine neue Li st, um Aeneas zusätzlich vor mögli chen Anschl ägen zu schützen, und schickt statt des Jungen ihren Sohn Cupido zu Didos Palast (Verg. Aen. 1,657 -696). Bei seiner Ankunft (Verg. Aen. 1,697) selZt die Gastmahl szene ein.

Der Abschnitt vor dem eigentlichen Mahl Die Trennung von Begrü ßung und Bewi rtu ng durch die ein gelegte Götterszene ist rur den Aufbau einer epischen Gastmahl szene singulär. Sie besitzt ke ine Parallelen bei Homer und Apo lloni os 72 und wird trotz des großen SMOLENAARS ein Vorbild zu verslchen, "which providcs (part of) its content and narrati-

ve slruCl ure alld is o ften signal1ed by a Leitzitat((, während d ie ),sccondary sources(( »sup pty speci fi c conceptual and stylistic elements adding 10, or rcplacing. those of its pnmary sourceK 71 KOUN, W. ( 197 1) 38: »Das Festmah l ill Ka rthago ist e in cardo renlm.(( KLINGNER, F. ( 1967) 408: »Im Gastmahl fi ndet die Bewegung, d ie d urch das erste Buch geht. ihr Z ieL(( 72 Vgl. demgegenüber d ie Stellung der Götterszene m it dem Gespräch von Eros und A phrodite bei Apollonios Rhodios (A .R. 3.129- 166), das das Vorbild de r vcrgi lischen Götterszene bi ldet. Dieses ist nicht zwischen der Begrüßung von Jason und A ietes und der Bewirtung im Palast eingeschoben, sondem findet bereits frü her statt, wahrend die Helden in de n Fluß Phasis einlaufen, s. A. R. 3, 167f.

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3.2.1 Das Gastmahl bei Dido

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Einflusses, den die Bewirtung bei Dido auf die späteren lateini schen Dichter ausübt, von diesen nicht nachgeahmt. 7J Wie ist di ese Besonderheit zu erklären? Als der Liebesgon in Gestalt des Ascanius den Festsaal betritt, um die Liebe zw ischen Dido und Aeneas zu entzünden, hat das Mahl gerade begonnen. Dido ruht auf ihrer prächtig geschmückten Liege, Aeneas und die Trojaner strömen zusammen, und die Dienerschaft nimmt ihre Tätigkeit auf (Verg. Aen. 1,697-706). Ganz ähnli ch stellt sich die Situation in mehreren homerischen Mahlbeschreibungen dar, so z.B. in der ersten Besuch sszene der Odyssee (Athene auf Ithaka), die zu den Vorbildern des Mahl s bei Dido gehö n . Als die Göttin in Gestalt des Mentes das Haus des Odysseus betritt, tretTen die Diener soeben Vorbereitungen rur das Gelage der Freier (Hom. Od. I, I09- 11 2). In Sparta sind gerade Hochzeitsfeierli chkeiten in vollem Gange, als Telemach erscheint, um Erkundigungen über seinen Vater einzuziehen (Od. 4, I 5- J 9) und auch Odysseus trim die Phäaken und ihr Herr74 scherpaar inmitten der festli chen Mahl gemeinschaft an . Oft rolgt bei Horner auf die Ankunft des Besuchers ei ne Ekphras is des Palasles bzw. der Räumlichkeiten, die hauptsächlich aus der Perspek tive des Gastes geschildert werden. 7S SO\.\'ohl Telemach als auch Odysseus betrach ten bewundernd die kostbar ausgestatlete Wohnung ihrer jeweiligen Gastgeber, die des MeneJaos in Sparta bzw. die des Alkinoos auf Scheri a (Od. 4,75: oißa s ~ ' EXE! ,ioop6wvTa; Hom. Od. 7,82f: lTOAAa OE oi Kiip 73 Am ehesten läßt sich die von Valerius Flaccus beschriebene Ankunft der Argonauten in Kolchis vergleichen (Val. Flac. 5.407-617). Dort begibt sich Jason zunächst zum Tempel des Sol. des Vaters und Schutzgottes seines Gastgebers (Val. Flac. 5.399407), ganz ähnlich wie Aeneas zuerst den Tempel der karthagischen Schutzgöuin Juno betritt (Verg. Aen. 1,441 -452). Während Aeneas auf den dort angebrachten Gemälden Ereignisse aus seinem vergangencn Leben betrachtet (Verg. Aen . I ,453 -493), erblickt Jason auf dem Fries und den Tcmpehüren die bildliehe Darstellung seines zukünftigen Schicksals (Val . Flac. 5,407-454). Noch während beide Helden in den Anblick versunken sind, betritt ihr königlicher Gastgeber die S7,.ene und knüpft den ersten Kontakt (Verg. Aen. 1.494-636; Val. Flac. 5.455-546). Von dem folgenden Intennezzo, das in der Aencis die Ausscndung des Achates zu den Sch iffen und das Gespräch zwischen Venus und Cupido umfaßt, hat Valerius nur die GesandtschaO aufgegriffen: Jason schickt den Diosk uren Kastor aus, um die am Schiff wartenden Argonauten herbeizuholen (Val. Flac. 5.546f.). ganz ähnl ich wie Achates bei Vergil den Ascanius zum Fest rufen soll. Anschließend beginnt bei Valerius - ohne eingeschobene Götterszene - die Beköstigung im Königshaus. 74 Anders als in Sparta steht bei den Ph!l.aken, die gerade die Trankspende rur Hennes ausgießen (Horn. Od. 7, 136-138), das Fest sogar kurz vor dem Abschluß. Zum unterschiedlichen Zeitpunkt der Ankunft eines Gastes bei Homer vgl. REECE ( 1993) 193f. 75 Dazu o. S. 51r.

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/ WPllCiV ' iOTallEv~).76 Eine Beschreibung des Palastes liefert Vergil

ni cht unmittelbar vor der Mah lschilderung, also beim Eintreffen des Asca· niuslCupido, sondern schon ein wenig früher, als Dido Aeneas Gastfreund· schaft zusichert (Verg. Aen . 1,637-642).77 Die Abfolge der Ereigni sse stellt sich fo lgendermaßen dar: I) Dido führt Aeneas mit allen Ehren in den Palast und sendet den am Strand wartenden Trojanern e ine große Zahl an Stieren, Schweinen und Schafen (Verg. Aen . 1,63 1-636). 2) Kurze Ek phrasis des Palastes (Verg. Aen. 1,637-642). 3) Aeneas schickt nach dem bei den Schiffen wartenden Ascanius, der zugleich die Gastgeschenke für Dido mitbringen soll (Verg. Aen . 1,643656). 4) Venus ergreift diese Gelegenhe it zu einer Li st: Sie fordert Cupido auf, an der Ste lle des Ascanius zum Palast zu eilen und beim gemeinsamen Mah l die Liebe zwisc hen Aeneas und der Königin zu entfac hen (Verg. Aen.

76 Vgl. auch außcrhalb der untersuchten Gastmahlszenen d ie Ankunft des Aeneas bei Lati nus im siebten Buch der Aeneis. wo der Erzähler anfangs kurz die Perspektive des Gastgebers ei nnimmt (Verg. Aen. 7, 166-169). Die Palastbeschreibung erfolgt aber erst in dem Augenbl ick, als die Trojaner in den Thronsaal gerufen werden (Verg. Aen . 7, 170· 191), wobei nach homerischer An am Ende der Ekphrasis der Faden der Handlung wieder dort aufgenommen wird. wo er unterbrochen wurde. s. Verg. Aen. 7, 168f.: imra leclo vocari I imperar er solio medills cOlISedil ovilo und Verg. Aen. 7, 192f.: loli I ... J sede sedelis Tel/cros od sese ill (ecra vocavit. Auf diese Weise ruckt die Ekphrasis in die Nähe eine r Beschreibung a us der Figurenperspcktive. 77 KNAUER (1964) paralle lisien die Beschrei bung des Palastes des Alki noos (Horn. Od. 7.84- 133) nicht mit der des kartbagisehen Festsaals, sondern mi t der Ekphrasis der Tempeltüren in Karthago. weil sowohl Odysseus a ls auch Aeneas zu diesem Zeitpunkt durch eine Wo lke geschützt seien und die Beschreibungen ungefähr die gleiche Ulnge aufwiesen (S. 163). Während jedoch d ie Darstellung des Königspalastes auf Scheria z ur Einle itung der Mah lszene gehön und wic htige Hi ntergrundinfonnationen über ihren Schauplatz liefe n, handelt es sich bei den Kriegsdarstell ungen der TempcltUren um einen zeitlic h zurückgre ifenden Ex.kurs, der nicht im direkten Zusammenhang mit On und Verlauf des Gastmahls steht. (Erst d ie Schilderung Verg. Aen. 1,637-642 erfilllt - trotz ihrer Kürze - eine der Ekphrasis Horn. Od. 7,82ff. vergleichbare Aufgabe). Parallelen zwischen der Darste llung des phäakischen Palastes und der Darstellung der Tempclgemälde ergeben sich dagegen durch d ie deutlich markiene Figurenperspektive, d ie in der Beschreibung des karthagischen Hofes nur in indirekter Fonn spürbar ist. Vergil hat hier - wie auch an anderen Stellen seines Werkes - kein genaues Pendant des home rischen Vorbildes geschaffen. sondern einzelne Aspekte ei ner homerischen Szene - hier die erzähltechnische Funktion der Palastekphrasis und ihre Präsentation aus e iner stark markierten Figurenperspeklive - aufmehrere Szenen der Aeneis veneilt. Zu diesem Ver· fahren s. KNA UER ( 1964) 336.

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1,657-688). Ascani us wird unterdessen schl afend nach Zypern versetzt (Verg. Aen . 1,69 1-694). 5) Cupido geho rcht und ko mmt gerade rechtzeiti g zum Beg inn der Feierlichkeiten (Verg. Aen. 1,689 f. und 695 f. ). Die Trenn ung der Ekphrasis vom Gastmahl läßt sich erzähltechn isch aus der Konzentration auf die Hauptfi gur erkl ären. Nicht der Beginn des Gastmahl s bildet den Anknüpfungspunkt fü r die Raumbesc hreibung, sondern de r erste A uftritt des Protagoni sten Aeneas am O rt des Geschehens. Die näheren Umstände dieser Begegnung bedingen den Zeitpunkt der Ekphrasis: In der Aeneis läßt Dido das Mahl eigens veransta lten, um die Trojaner zu ehren. So hat Aeneas ausreichend Zeit, zwischen seinem ersten Bes uch im Palast und dem Beginn der Festl ichkeiten noch eini ge Vorbereitungen zu treffen (u .a. die Gastgeschenke aus den Schi ffe n holen zu lassen). Dieses Deta il ents pric ht der grö ßeren Souveränität des Aeneas im Vergleich mit dem Vorbild Odysseus: Jener kommt als schi ffb rüchiger, mittelloser Bittste lle r zu den zufä lli g gerade spei senden Phäaken, die er auf Athenes Rat sog leich um Hil fe anfleht. Seine verzweifelte Lage erlaubt ke ine retardierenden Vorbere itungen, so daß A nkunft, Ekphrasis und Beginn der Mahl beschreibu ng unmittelbar zusammentreffen. Während der Ekphrasis der Räumli chke iten tritt bei Homer, aber auch bei Apoll onios Rhod ios, zunächst d ie Perspe ktive des Ankömml ings in den 78 Vo rdergrund. Eine vergleichbare Fonnuli erung fe hlt bei Verg il , doch enthält die Palastbeschreibung auch hi er nur Elemente, die Aeneas o pti sch wahrnehmen kann, Z. B. den G lanz der Ausstattung und d ie mit bild lichen Darstell ungen geschmiickten go ldenen und sil bernen Tische ( Verg. Aen. 1,637: domus inferior regal; splendida luxu; Verg. Aen. I ,640f. : ingens argen/lUn mens ;s, caelafaque in aura / fo rlia filc fa palmm). Bei I-I omer und Apoll onios d ienen die Ekphrase is auch daz u, Macht und Größe der Gastgeber hervor.lU heben, die der Ankömmling aus der Ausstattung erschli eßen kann, und d ie ihn mit Staunen und Bewu nderung erfil llen.79 Eine ähn li che 78 Horn. Od. 7,82 r: TTohha 5i o i Kijp I WPIlOIV' icrTa IlE v~. TTp't V XÖ)'KEOV ov56v IKEOeOI. A.R. 3,215 : "EoTav 5 ' ev TTPOIlO),ijcrl. TEe" TT6TES E"PKE' ava KTos. Erst sp!lter fließe n auch aukto riale Bemerkungen ein, wie der Hinweis a ur Hepha ist als Schöp rer der Kunstwerke in den Palästcn des Alki noos und des Aietes (Od. 7, 9 1·94; A.R. 3,228r.). 79 Dieser Kunstgri ff ist bei Homcr nicht selten. KRtSCHER (1977) 84: .>J)er Dichter kann Gegenstände , Önl ichkei ten und Personen d ire kt beschrei ben, indem er ihre sichtbare Erscheinung wiedergi bt. also ihre Eigenschaften au rz1l.hll . [Diese] Form der Darste llung [... J wird ergänzt d urch eine indirekte Darstellung. d ie das (... ] Objekt in Re lation

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Wirkung scheint auch der Anblick des karthagischen Königspalastes auszuüben , wie di e Häufung steigernder Begriffe und wertender Ausdrücke nahelegt: ingens V. 1,640; series longissima V. 1,64 1; 101 V. 1,642; arIe laboralae V. 1,639; oSlroque superbo V. 1,639f. Plausibel ersc heint so lches Staunen in Verbindung mit der mensc hlichen Hauptfigur Aeneas, nicht mit dem als Ascanius getarnten Liebesgott.so Die im Vergle ich zum Iypi schen Schema iso lierte Ekphrasis läßt sich al so sowohl erzähltechnisch als auch inhaltlich rechtfertigen: Weil der Dichter sich auf die Hauplperson konzentriert und in der Regel aus ihrer Perspektive berichtet, bindet er die Palastbeschreibung an den ersten Auftritt des Aeneas bei Hofe und nicht an das Erscheinen des Gottes, mit dem die eigentliche Gastmah lschilderung beginnt. Aus der Sicht Cupidos erscheint nur die Darstellung der anwesenden Personen, die hier, wie in den meislen anderen Gastmah lszenen , nach der Beschreibung der Räumli chkeiten erfolgt. Die hier zu beobachtende szeni sche Gliederung, die durch das Auf- und Abtreten von Personen erreicht wird, gehört zu den Kunstgriffen des episl schen Dichters. Sie scham auf elegante Wei se Zäsuren, durch die der Dichter das Werk strukturieren und auf bedeutsame Handlungsabschnitte hinwei sen kann. Auf den Beginn der Gastmah lszene hat Vergi l erzäh ltec hni sch geschickt hingearbeitet. Die Begegnung von Venus und Cupido (Verg. Aen. 1,657-694), die die Aufmerksamkeit kurzfri stig auf ein Geschehen außerhalb des Palastes lenkt und die »Ankunft« des Liebesgottes vorbereitet, ermögli cht es ihm , trotz des längst vorher erfolgten Auftritts des Aeneas die eigentliche Mahlschilderung ebenfa ll s aus der bei Homer und Apollonios gängigen Perspektive eines Ankömm lings zu beginnen. So kommt es - abgesehen von der iso lierten Stellung der Ekphra sis der Räumlichkeiten - nicht zu größeren Verschiebungen im konvenlionellen Ablauf der Gastmahlszene, die in üblicher Form exponiert werden kann. Das oft

setzt zu anderen Objekten. l... ) Dies Verfahren wird [ ... 1 auch auf Gegenstände angewandt. d ie Bewunderung oder Schrecken erregen.(l 80 Es ist bezeichnend, daß auch beim Eintreffen der Göttin Athene (als Mentes) in 11haka die zu erwanende Ekphrasis ausfällt. Sie wird erst im siebzehnten Buch aus menschlicher Perspekti ve geliefen, als Odysseus dem Sauhirten seine Eindrucke schilden (Horn. Od. 17.263-27 1). Die Subjektivität de r Beschreibung ist dort durch d ie wörtl iche Rede deutlich gekennzeichnet. Zugleich wird das homerische Prinzip gewahn. das eine zwei mal ige Schilderung desselben Gegenstandes ausschl ießt. 8 1 Vgl. PATlER ( 1996) 97- 101 sowie KNA UER (1964) 162f. über das Foneilen der Athene Horn. Od. 7.78-8 1.

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aus inhaltli chen Grunden inkriminierte Gespräch von Venus und Cupido82 li efert a lso auf formaler Ebene einen eleganten, die Bindung an Homer und Apoll oni os wahrenden Übergang zur folgenden Szene. Dieser Aspekt wird in der Fo rschung zu wenig beachtet. 8J Zu den Detai ls, die der Eintretende im Festsaa l gewöhn lich bemerkt, gehören die Stühle oder Liegen , auf denen sich die Anwesenden zum Mahl niedergelassen haben . Die Beschreibung dieser EinrichtungsgegenSlände kann mehr oder weniger genau ausfallen, um faßt aber mei st einen Hinwei s auf die Qualität und Kostbarkeit des Inventars. Die Sitzordnung der Gäste kommt meist erst dann ins Spiel , wenn der Gast sich zum Mahl niederläßt, und ihm ein angemessener Platz zugewiesen werden muß. (S . zu diesem Element o. S. 67fT.). Daß trotzdem schon hier Didos Position auf der mittleren Liege erwähnt wird (Verg. Aen . 1,698), betont einma l mehr die dramati sche, am Blickwinkel einzelner Figuren orientierte Darstellungsweise Vergil s. Nur Dido, al s Opfer des eintretenden Gottes, auf das sich im Fo lgenden seine Aufmerksamkeit richtet (Verg. Acn. 1,7 17 reginam petit), wird in d ieser Weise lokalisiert, während Aeneas und die Trojaner in einem ko llekt iven Singular zusamrnengefaßt werden, der die genaue Sitzordnung ofTcnHißt (Verg. Aen. 1,700; slraloque super discumbituy oS fro). Größere Sorgfalt widmet Vergil der Kostbarkeit der Liegen. In vier Versen , von dellen zwei den Platz der Dido, zwei den der Trojaner schildern, geht er auf ihre erlesene Ausstattung ein, wobei er sich ringrnnnig zuerst den Decken, di e er a ls erhaben bezeichnet (aulaea superba, Verg. Aen . 1,697), dann

82 DUCKWQRnl ( 1966) 4 1: ,)The d ivine intervent ion is not really necessary, for the reader is prepared for a uat urul developmcnt of love on the pan of Dido.( Ähnlich scho n FRtEDRtCII ( 1941 ) 1650'. Vgl. ober SrAUl ( 1969) 346-36 1. der d ie scheinbar doppelte Motivicrung von Didos Gastfreundschaft aus der Darstellung de r Vcnus ols )Iabiles WcseIH erklHn: Venus werde von immer neuen Ängsten um ihren Sohn gequält, so daß sie immer neue Maßnahmen zu .seinem Schut'Z ersinne und dabei auch vor mehrrachem Eingreiren in Kanhago nicht zurückschrecke. 83 Meist wird nur auf inhaltliche Übereinstimmungen bzw. Unterschiede zu der entsprechende n Szene bei Apollonios Rhodios verwiesen oder der inhaltliche Bezug des GÖllergesprllchs zur Didohandlung disku ticn , FOr das erstere vgl. ,,_6. LESKV ( 1953) 172 : Fast in der ganzen Szene ))steht der fe ierliche Ernst Vergils im denk bar größten Gegensatz zu der leicht ironischen Vergnügtheit. mit der Apollonios das VerM ltnis der etwas bürgerl ich-hausbacke nen Aph rodite zu dem maßlos verzogenen Erosbengel gestaltet hat((, Hir das zweite WLQSOK ( 1967) 10 1 zur Stelle: ) Die >Inszenierung de r Liebcsepisode( fi ndet erst hier statt. Sie wi rd in der ß ittrede der Venus an Amor uulTnllend sorgflilt ig als zuslttz liche Sicherung zu der Gastfreundschaft Didos motivien .((

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dem »goldenen Geste ll « der Liege (aurea spenda Verg. Aen. 1,698)84 und schließlich wieder den Decken, diesmal unter dem Aspekt des kostbaren Purpurfarbstoffs, zuwendet (Verg. Aen . 1,700). Während die Materialien, aus denen die Einrichtung gefenigt ist, in den Gastmahlszenen aller Epochen erwähnt werden, erscheinen Purpurdecken und -kissen, die sich bei Hamer auch in der Presbeia (Horn . 11. 9,200) und der Odysseus-Kirkeszene (Ho m. Od. IO,352f.) finden, in der lateinischen Epik nur an wirkl ichen Königshöfen sowie dem ausdrücklich als »kön igsgleich« bezeichneten Gelage des Hannibal in Capua (Si I. 11 .271). Wenn die kostbare Ausstattung in einem adligen Hause fehlt, wie be im Mahl des Euander, so verbindet der Dichter damit eine bestimmte Absicht. die er deutlich ausdrückt,8s So bietet die Darstellung der häuslichen Einri chtung dem Dichter Gelegenheit zu einer indirekten Charakterisierung seiner Figuren. Dido wird als mächtige. in standesgemäßer Pracht lebende Königin e ingefU hrt . die ihren Palast bereitwillig den schiffbrüchigen Gästen öffnet: Die Fremden speisen auf ebenso kostbaren Liegen wie sie selbst. 86 Hat der auf diese Wei se charakterisiene Gastgeber den Ankömmling in Empfang genommen , so werden ihm Speisen und Getränke vorgesetzt, und zwar meist. noch ehe es zu ausfUhrlichen Gesprächen kommt. Die Ein ladung zur Teilnahme an der Gese ll schaft. die, wenn sich Gast und Gastgeber erst im Festsaal begegnen. gewöhnlich nach der Beschreibung der Räumlichkeiten und der Erwähnung der Tischgenossen, aber vor der Schi lderung der Diener erfolgt (vgl. S. 62ff. zum Element » Begrüßung«). ist in diesem Fall schon früher ergangen. als Dido Acneas zum Palast ge leitete ( Verg. Acn. 1,627: quare agile 0 l ee/is, illvenes, sllccedile nos /ris).s7 Durch di e 84 Zum Kasus von Ollreo , das als Ablativ (mit Synizcse) zu deuten ist. vgl. PARATORE

( 1978) ad loc. Servius war Ober den Kasus im Zweifel. vgl. ad Aen . 1,698. HGoldenc(( Liegen werden auch sonst in der römischen Literatur hllufig erwtlhnt. Sie bestanden fre ilic h nicht aus purem Gold. wie ja auch die ebenfalls o n bezeugten silbernen und elfenbeine rne n Klinen nicht aus reinem Silber oder Elfenbein besta nden. Vie lmehr hat man ~lI1ur an incrustirte Arbeiten zu denken. also an lec,; itwllrlIl i. il/argenloli. eburtlll.(( MARQUARDT( 1886) I. ) 10 Anm . 7. 85 Im Falle des Euander steht z.8 . die (würdevolle) Armut im Bl ickpunkt. die dem römischen SelbstverslAndnis und der Vorste llung von der eigenen Frühzeit entspric ht, vgl. Verg. Aen. 8,105 ptJllperqlll! seno fUS; Verg. Aen. 8.360: pOl/perir Etlondri . 86 Dieses Verhalten stimmt mit Didos früherer Ankündigung überein, vgl. Verg. Ae n. 1.574: Tros Tyr il/sqlle mi lli ,,11110 di.fcr im;"e agellIr. 87 Dazu Servo ad Aen . 1.627: TECTIS SUCCEDITF. NOSTRIS ad convivium vocot ; na m iam supra (sc. Verg. Aen . 1.573 1dixit ~ urbe , domo socias(. Die offizielle Aufnohme als hospi/cs erfolgt erst während der Libation beim Gastmahl : ~)The formal designation is not

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Entsendung des Achates, der die von Dido bereitgestellten Tiere zu den Schiffen treiben und Ascanius mit den Gastgeschenken herbeiholen so ll (und dabei Venus Ge legenheit zu ihrer List gibt), wird die freundli che Einladung der Königin noch e inma l in Erinneru ng gerufen, so daß sie nach der Ankunft des Jungen nicht ausdrücklich wiederholt zu werden bra ucht. Daher kann Vergil den Auftritt der Dienerschaft unmittelbar an die Darstellung der ruhenden Gäste anschli eßen, wodurch sich ein anschauliches Bild des gerade beginnenden Mahls ergibt. Das eigentliche Mahl Als Cupido den Saal betritt, si nd die Diener bereits mit vielflilti gen Aufgaben beschäftigt: Sie re ichen klares Wasser zum Waschen der Hände, stellen Brotkörbe auf und bringen Tücher »mit geschorenen Fransen« herbei, die offenbar zum Trocknen der Finger dienen (Verg. Aen. 1,70 If.). Letzteres stellt e ine in den untersuchten Gastmahlszenen singuläre Geste dar, die weder bei Horner noch bei Apollonios vorgebi ldet ist, und auch von Verg il s Nachfol gern nicht aufgegriffen wird, obwohl der Gebrauch so lcher Tücher für den römischen Kulturkrei s aus anderen Gattungen sicher bezeugt ist. sS Auch Vergil selbst spricht in keinem anderen Gastmahl der Aene is von mantelia, die bei Tisch benutzt werden. Dieselbe Formulierung findet sic h jedoch (an gleicher Stelle im Hexameter) noch einmal bei der Bew irtung des Aristaeus im vierten Buch der Georgica. S9 Beide Mähler, die unter recht unte rschiedlichen Bedingungen stattfi nden (Dido bewirtet einen vom Sturm verschlagenen Fremden ; die Nymphe Cyrene empfa ngt ihren trauernden Sohn Ari stacus) sind ni cht nur durch inhaltli che und sprachliche Para/lelen,90 so ndern vor allem durch den gemeinsamen Bezug zu Nordmilde unti! [... } the banquct when Dido, before making a libation prays Ilipp iler, hospiliblls nom le dare illra loqUlmtur (A. 1,73 1), but it is implied in her reply 10 I1ioneus.c( MONTI(1981)24. 88 S. Man. cp. 2.37,7; 7,20, 13; 7,53 ,4; 8,59,8; 7,20,8; 12 ,28.4 u.ö., Hor. saL 2,8,63 ; 2.4,8 !. 89 Vgl. Verg. Aen. 1,70 I r.: Dan! monibus filmllii Iymphas Cereremqlle conislris I eX'pedillnlloluisquejenmf ma"'elio vil/is und Georg. 4,376f : maniblls Iiquidos dom ordine jomis I germanoe, lonsisque jerunl mante!ia vil/is. Die, soweit ich sehe, einzige andere Stelle, an der von einem rransenbesetzten manfeie die Rede ist (Ov. fast. 4,933f: a dextra vil/is manlele SOll'lis I cllmqlle mer; palera lllris acerro juit) , ist nicht direkt vergleichbar, da das Wort hier kein beim Mahl verwendetes Tuch, sondern ein Requisit rur die reierliche Opferspende des flamen bezeichnet. 90 Vgl. Verg. Georg. 4,378f.: pars epulis onerant mensas el plena reponllnt I pGCulo und Verg. Aen. 1,705f.: ministri, I qui dapiblls mensas allerenl et pocllia pono'" sowie

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afrika verbunden, den kei n anderes Mahl bei Vergi l aufweist: Dido herrscht über das libysc he Karthago, und die von Apo ll ent-fuhrte Nymphe gab der libyschen Stadt Cyrene ihren Namen.91 Das Streben nach Lokalkolorit, welches sich be i der Bewirtung in Karthago aue-h daran zeigt, daß der Sänger lopas ausdrücklich als Schüler des Atlas bezeichnet wird, den Vergil im vierten Buch der Aeneis mit dem gleichnami gen afrik anischen Gebirgszug identifi ziert (s. dazu unten S. 169),92 läßt sich auch in den heiden anderen Gastmahl szenen der Aeneis nachweisen: Helenus, der ehema li ge Kampfge nosse des Aeneas, hat ni cht nur ein »kle ines Troja« (Aen. 3,349) errichtet, das die in der I1i as erwähnten Orte vergegenwärti gt, sondern folgt auch in seinem Verhalten den bei Homer beschriebenen Bräuchen.93 Der in Latium herrschende Köni g Euander und seine Untertanen wiederum verkörpern typi sch römische Sitten (vgl. das Auftreten der sali schen Priesterschaft, Verg. Aen. 8,285-305) und leben an Stätten, die bereits die röm ischen Ortsbeze ichnungen tragen.94 Da in beiden Fä llen der Lokalbezug sowohl durch geographi sche Beze ichnungen als auch durch die Verha ltensweisen der Figuren hergestellt wird, wäre zu erwarten, daß auch bei m Gastmahl in Karthago außer dem nordafrik an ischen Ortsnamen »Atl as« regionale Gepflogenheiten erscheinen. Als solche kommt j edoch nur der auffä ll ige Gebrauch der man/e/ia »mi t geschorene n Fransen« in Frage - das einzige Detail , das keine Entsprechung in anderen Gastmählern besitzt. Angesichts der Sorgfalt, die Vergil in den übrigen Mahl szenen auf landestypische Einzelhe iten verwendet, ka nn die Einftihrun g dieses gegenüber Horne r und Apollonios neuen Detai ls jedenfa ll s ni cht mit den röm ischen Tischsi tten begründet werden, deren Darstellung am karthagischen Köni gshof denk bar unpassend gewirkt hätte.9s Einen Hinwe is darauf, daß derart ige Tücher zu bestimmten Ze iten tatsächlich mit Verg. Georg. 4,379: Panchaeis ado lescIIIII igniblls arne und Verg. Acn. 1.704 : fsc.fa· mulae, qlliblls CIlf'U Jflammis adolere pellOtiS. 91 Zur Sagc von der Verbindung des Apoll mit Cyrcne, aus der Aristaeus hervo rgi ng. vgl. Pind. Pyth. 9,39-65 und A.R. 2,500-527 (Aition der Etcsienwinde). 92 Dazu KRANZ ( 1953) 35: »Atlas ist [... ] zum Le hrer des lo pas gemacht f... ], weil er als )Libyscher Phi losoph( aufgefaß t wird.« 93 Vgl. d ie vom Verhalten des Aeneas abweichende, an Homer orientiene An, in dcr Hc lenus und Andromache ihre Gasigeschenke überreichen, s. dazu oben S. 108. 94 Verg . Aen. 8,322f. (Lat ium); Verg. Aen. 8,330-332 (Thybris); Verg. Aen . 8.337358 (porta Carmentalis; LlIpercal. Argilclllm. Torpeia sedes. Capitolia. lal/k uilim. an Sorurnia). 9 5 AUSTIN ( 197 1) zu 702 konstatien den Untersc h.ied zur homerischen Tradition ()Iit has not worried Virg il thaI Horner says noth ing of na pkins«), bietet aber keine Erklärung.

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Nordafri ka bzw. Karthago in Verbindung gebracht wurden , liefert Quinti li an, der a ls Beispi el für e in punisches Lehnwort den Begriff mappa anfUhrt, welcher e igentlich das Mundtuch bei Tisch bezeichnet, aber auch a ls Synonym fUr manlele gebraucht werden kann : Quint. inst. or. 1,5,57: EI mwppam< circo quoque us ilo/llm nomen Poeni sibi vindicanl.96 Auf diese Weise li eße sich das auffallige Schweigen der späteren Epiker erklären : Wenn es sic h bei den beschriebenen manrelia um ein Detail handelt, dessen Lokalbezug rur die Leser spürbar war, so können sie in den späteren Gastmähl ern, von denen kei nes in Karthago stattfindet, ebensowenig erscheinen wie der (ebenfalls nur beim Bankett der Dido erwähnte) Berg Atlas. Diese Deutung wird durch die Tatsache gestützt, daß vie le spätere Gastmähler sowohl im Verhalten der Figuren als auch in den geograph ischen Beze ichnungen regionale Charakteristika erkennen lassen.97 Offenbar hat ni cht die rur das Epos exotische Erwähnung der manrelia se lbst, sondern das dahinter stehende Prinzip des Lokalbezugs traditionsb ildend gewirkt. Anders als die Tücher gehört das dargebotene Waschwasser zu den Detail s, di e in den vornehmen Gastmählern der Odyssee regelmäßig erwähnt werden. Da es bei Apollonios nicht erscheint, dürfte es sich hi er um eine direkte Homerreminiszenz handeln. Auch das Brot zäh lt zu den in Il ias und Odyssee häufig genannten Einzelheiten, wo es (neben Fleisch) ganz oben auf dem Speisezettel steht. 98 Selbst die Helden vor Troja begnilgen sich in der Regel mit di esen einfachen Genüssen. Fisch dagegen wird in den homeri schen Gedichten niema ls verzehrt,99 obwohl das Schl achtfe ld vor Troja nahe am fi schrei chen Hellespont liegt (s. z.B. Horn . 11. 9,360) und der odysseische Dichter in Gleichni sfonn vorn Fisc hfa ng spricht (Hom. Od. 96 Ftlr die schwankende Bedeutung des Begriffs MANTELE s. ThLL VIII (1938) 332f. s.v. mame/(j)wn, sowie d ie Bemerkung des Servius ad. Georg. 4.376: »Lueilius autem

mantclia dieil mappas.(( 97 S. z.B. Verg. Aen. 3.349-35 1 (der Trojaner Helenus hat e in »)kleines Troja(( errichtet); Verg. Aen. 8,285-305 (AuOrin der römischen PriesterschaO der Salier); Verg. Aen. 8,337-361 (römische Ortsnamen); Lucan . 10, 158 f. (Kleo palra läßt dem Gast heilige ägyptische Tiere zum Mahl vorser.r.en); Luean. 10,176-192 (ein agy ptischer Priester ist Caesars Gesprachspartner bei Tisch); Sil. 11,265f. (Name des Campus srellas in der Umgebung Capuas); Si1. 11.270 (die Capuaner richten ein Gastmah l nach ihre n Si tten aus): Statius Theb. 1.557-693 (Adrnst ef7.!hh von den Urs prüngen der lokalen Apollovere hrung); Val. Flae. 5.584-586 (Ein Koleher trinkt am Hof des Aictes das Blut seines Pferdes) u.ö. 98 KLi NGNER ( 1967) 404 : » In seinem [sc. des Gastmahls] Verlauferinnem an die heroische Zeit das Herumreichen von Handwasser und Brot (70 1ff, vgl. Od. 7, 172f.).(( 99 Dazu WIt.K INS( 1993) 197.

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22,383-389). Auch sonst werden den Teilnehmern epi scher Gaslmähler keine Fischgerichte vorgesetzt (Zur einzigen Ausnahme, Lucan. 10, 156, s.u.). An die homerischen Helden - nicht an die Sc hlemmer der römischen Elegien, wo Fisch ein Prestigeobjekt darstel1t 1oo - erinnern die Gepnogenhe iten im Palast der Dido. C harakteristisch rur die epische Mahlbeschreibung ist auch die knappe Fonn , in der der Dichter die verschiedenen Tätigkeiten des Gesindes aufzählt: So entsteht der Eindruck einer emsig beschäftigten, gutgeordneten Dienerschar, die sich um die Gäste müht (Verg. Aen. 1,701-706). Die Differenz ierung der Aufgabenbereiche ist typisch rur die epische Darstellungsweise. 101 Während bei Horner eine Klassifizierung nach einze ln benannten Gruppen erfo lgt, welche das Nacheinander der verschiedenen Handrei chungen betont, verwenden die späteren Epiker fast ausschließlich gliedernde Ausdrücke wie oi I.uiv - o i OE, pars - pars oder alU - alii, welche das Augenmerk stärker auf die Gleichzeitigkeit der Aktivitäten lenkt

(Stellenangaben s. oben S. 77f.). Individuelle Eigenschaften von Sk laven, wie Einfall sreichtum und Verschlagenheit, die z.B. in der Komödie eine wichtige Rolle spielen, haben dagegen im Epos keinen Raum . I02 Ebensowenig wird Dienern, die bei Ti sch aufwarten, eine Sprechro ll e zugebilli gt. 103 Diese Zurückhaltung entspricht dem Streben der Epiker nach Konzentration: Individuelle Züge tragen vor allem die Protagoni sten der Erzählung. Die Einfuhrun g von Nebenfiguren dient hin gegen in erster Linie der Charakleri sierung der zentralen Gestalten. Der Eifer, mit dem Didos Diener ihren Pnichten nachkommen , bezeugt die Gastfreund li chkeit der Königin gegenüber den schiflbrüchi gen Trojanern, ganz w ie auch di e Rechtschaffenheit der homeri schen Wirt100 Dazu WILKINS (1993) 200-202. 101 Vgl. Horn. Cd. 7, 103- 106: A.R. 3,27 1-274; Si!. 11,274-277; Val. FIne. 2.65 3f. Luean (10, 128- 135) ersetzt die Differenzierung der Dienerschaft nach Aufgaben durch die (syntaktisch ähnlich gebaute) Differenzierung nach dem äußeren Erscheinungsbild. Prunksucht und Dekadenz der Kleopatra, die die Szene beherrschen, schlagen sich so auch in diesem Detail nieder. 102 Die »)Ehrwürdigkeih<, die der Dichter der homerischen Epen der TOj.lill zuschreibt. kann kaum a ls individuelle Eigenschaft gedeutet werden, da sie zu einem Komplex von Fonnelversen gehört und in unveränderter Fassung mehreren Dienerinnen beigelegt wird, so der Wirtschafterin des Odysseus (Horn. Od. 1. 139), des Menelaos (Horn. Cd. 4,55) und des Alkinoos (Horn. Od . 7.175). 103 Vgl. als Kontrast den Herold des Menelaos (Horn. Od. 4.26-36), der nicht ein e infacher Diener bei Tisch, sondern ein enger Vertrauter des Königs ist und daher beim Empfang der Gäste als eigener Charakter mit Sprechrolle in Erscheinung tritt.

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sc hatlerin eher einen Ei ndruck vom ehrbaren Haushalt ihres Herrn als eine ausfiihrliche Charakterzeichnung vemlittelt. I04 Neben den an erster Stell e genannten vorbereitenden Di ensten bei Tisch (Verg. Aen . 1,701f. ) hebt Vergil in den folgenden Versen auch die große Zahl der Sk.lave n hervor, die im Palast tätig sind (Verg. Aen. 1,703-706). Im Inneren des Hauses verrichten fUnfzig Di enerinnen di e Küchenarbeit, hundert weitere und ei ne gleiche Zahl von männli chen Sk laven sind mit dem Auftragen von Speisen und Getränken beschäftigt. Die umfängliche Dienerschar entspricht den griec hischen Vorbildern und wird auch von späteren lateinischen Epikern aufgenommen. lOS Anders als das emsige Treiben im Saal können die Tätigkeiten im Hausinneren (Verg. Aen. 1,703: intus) sow ie die gena ue Zahl der Bediensteten all erdings kaum von den Anwesenden wahrgenommen werden . Vergil leitet hier unmerk lic h von einer an den Erkenntni smöglichkeiten der Figuren orientierten Darstellungsweise zur auktorialen Perspektive über, di e es ihm ermögli cht, im folgenden das verhängnisvolle Wi rken des Liebesgottes einfiih lend zu schildern. Erst jetzt, nachdem er schon die Bereitung der Speisen durch das Ges inde erwähnt hat, kommt der Dichter auf di e zusammengeströmten Karthager zu sprechen, welche sich in großer Zahl auf buntgestickten Speiseliegen ausstrecken (Verg. Aen . 1,707f.). Di ese zwe igeteilte Darstellung der Anwesenden ist eine vergi li sche Eigenhei t. Sie lenkt di e Aufmerksamkeit zu den prächti gen Gastgeschenken und zu ihrem Überbringer, dem getarnten Li ebesgott, zurück, von denen die Karthager gleichermaßen e ingenommen sind (Vcrg. Acn. 1,709: mirantur dona Aeneae. m;rantur lulum ). Vor allem die Königin läßt sich durch den Knaben lind durch die Geschenke be"eindmkken (Verg. Acn . 1,7 12-7 14: praecipue inJelix, pest; devota fUlurae. / e.xpleri menlem l1equil ardescitque luendo / Phoenissa. er pari/er puero donisque 104 Bei der von Apollonios dargestellten Bewinung in Ko lchis, wo ebenfalls e ifrige Diener beschrieben werden, liegt die Beto nung n icht auf ihrer Sorge um das Mahl , sondern auf ihrem Gehorsam gegenüber Aietes, der so, anders a ls e in homerischer Win, die Gäste fUr einen Moment in den Hintergrund dräng t (A.R. 3,273f. : oIi5€ T IS ~E\I / ÖS "O~ CITOU ~E8iEO"E\I UTfOOpr,OOW\I ß OOlAi;I). Deutlich wird diese Technik auch an de r Darstellung der Diener am Hof von Alexandria, deren blondes Haar nicht fli r sich steht, sondern in seiner Wirkung auf den Betrachter Caesar beschrieben wird, den die Gastgeberin Kleopatra zu beeindrucken trachtet (Lucan. 10, 129-13 I). 105 Horn. Od. 7,103- 107 (1m Palast des Alkinoos verrichten flinfzig Mägde d ie Webarbeiten); A.R. 3,270-274 (Der gesamte Hof des ko1chischen Kö nigspal astes fü llt sich mit einer Dienerschar); Lucan . 10,127 (Be i Kleopatra versieht ein /omilloe ni/men u IIIrbae populllsque minisrer den Dienst); Stal. Ach. 1,741 ( Bei Lycomedes wird das Gesinde als /aml/loris IIIrba bezeichnet), s. dazu auch KLi NGNER ( 1967) 404 .

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movelur),I06 ohne die Li st des Liebesgottes bemerken zu können, deren Wirkung Vergil in den folgenden Versen schildert (Verg. Aen. 1,715·722). Die ungewöhnliche Stellung des Abschnitts Ober die Dienerschaft inmitten der Aufzählung der Gäste bewirkt so im Vergleich zum typi schen Ablauf einer Mahlszene eine Akzentverlagerung: Oie Darstellung der Punier und di e Übergabe der Geschenke an sie, di e mit den Intrigen des venneintlichen Ascanius (dessen wahre Ident ität der Leser bereits kennt)lo7 verbunden ist, werden vom Dichter zunächst retardiert, so daß er sie dann , ohne die Beschreibung der Diener nachreichen zu müssen, zusammenhängend schildern kann . lOS Der rasche Erfolg der List tritt so deutli ch hervor: Schon bei der Übergabe der Geschenke beginnt der Anblick des Knaben zu wirken ( 1,7 13f.: Ardescirque tuendo I Pltoenissa, el pari/er puero donisque move.. (ur). Die Ubergabe von Gaben durch den Gast hat in homeri schen Mahl szenen, wo Geschenke immer vorn Gastgeber überreicht werden, keine PaI09 rallele. Dasselbe gilt flir die Argonautika des Apollonios. llo Wenn sich Vergil in diesen flir den Fortgang der Handlung so bedeutsamen Details von der Tradition löst, so geschieht es offenkundi g, um die folgende Entwicklung der Ereignisse anzudeuten . 111 Schon die bl oße Tatsache, daß hi er gegen die homerische Konvention der Gast mit Geschenken aufwartet, mußte di e Aufmerksamkeit des mit der epi schen Tradition vertrauten Lesers erregen. Die Herkunft der unerwarteten Gaben (es handelt sich um ein Ge106 Das Adjekliv illJelix, mit dem inmitten des freudigen Gastmahls das kllnOige Un· heil angedeutet wi rd, belegt deu tlich den Wechsel zur auktorialen Erllihl perspektivc. Vgl. DUCKWQRTl t ( 1966) 60. 107 VgJ. WILLlAMS{I990 [1 972]) 21 1 zur ))lragic iro ny« der Szene. 108 Der Auftritt Cupidos erfolgt zu einem ähnlichcn Zeitpunkt wie in der Vorlage bei Apollonios Rhodios. In beiden Fällen tritt der Liebesgott in Ersc heinung, als die Panncr eben im Königspalast zusammengetroffen und die Diener mit Mahlvorberei tungcn be· schäOigt sind (Vgl. A.R. 3,268·277 und Verg. Aen. 1,697·702). 109 REECE ( 1993) 35: )IGifis [... } are o ITered by a host to a guest , never viee VCTSa.« Zwar zeigt der Dialog von Glaukos und Diomedes auf de m Schlachtfe ld (Horn . 11. 6,215· 22 1), daß in der Ilias dc r Gedanke eines Gabentausches bekannt ist. Dieser wi rd jedoch in den Gastmahls7.cnen dieses Epos nicht dargestcllt. S. dazu oben S. I06L 110 Vgl. z. ß. das Lemnosabcnteuer A.R. 1.845 f. und 1,675 f.: Awpo llEV (, .. 1 I TTEllTTWllEV ~Eivo la lv . ETTEi 1(0'1 apElov OTTOOOQI. Bei Verg il und scincn Nachfolgern wande lt sich das Bild: Don tauschcn Gastgeber und Gast Geschenke aus. odcr nur der Gast überreicht zum Dank rur seine Bewinung Gaben (s. dazu oben S. 108f.). I I I Daß wechselseitige Geschenke den römischcn Gepnogenheiten cntsprechen (vgl. z. B. Liv. 30,15 ,11; Tac. Ann . 4.26), erleichtert die Einftlhrung des Details, gcnllgt aber nicht als Erklärung: Während des Empfangs bei Helenus z. B. überreicht nämlich - ganz nach homerischem Vorbi ld - nur de r Gastgeber ents prechende Geschenke. Vgl. GII3SON

( 1999) 194.

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wand aus dem Besitz Helenas, s. Verg. Aen. 1,648·652) weckt die Assozia· tion des un verhornen Danaergeschenks, dem die Trojaner zum Opfer fa ll en sollten. I 12 Ihre vo ll e Wirkung ent fa lten die (für den Leser) unheil verkündenden Gaben erst in Verbindung mit dem verstellten Cupido. Menschliches und Gött liches wirken hier zusammen; Aeneas handelt unwissend im Einklang mit seiner Mutter Venus, auf deren Aufforderung hin Amor tätig wird. Als verme intlicher Ascan ius steigert dieser seinen unheil vollen Einfluß auf Di· do, indem er sich, offenbar auf ihrem Schoß sitzend, von ihr liebkosen läßt. Dieses Detail hat für Diskuss ion gesorgt, da es der vorher ausdrückl ich er· wähnten liegenden Ha ltung der Gäste (Verg. Aen. 1,698, 700 und 708) zu wi dersprechen scheint. Die Verwendung von Speiseliegen ist nicht nur bei Vergil , sondern auch in der späteren römischen Epi k ei n typisches Element, das sic h von den Si tten der ho meri schen Helden auffa llend abhebt, da diese, sowei t sich die Position der Te ilnehmer bestimmen läßt, aussc hl ießl ich sit· zend spe isen. 1U Eine Lösung des Prob lems deutet sich in dem Adjekt iv in· lerdmn (Verg. Aen. 1,7 18) an, das einen Wechse l zw ischen liegender und sitzender Haltung nahe legt. Nachdem AscaniusiCupido ))die große Li ebe des fa lschen Vaters erfü llt (= gesättigt) hat, geht er die Königin an« (Verg. Aen. I ,7 16f.). Das durch die betonte Stellung am Versanfa ng als Neuansatz markierte Kolon reginam petit beze ichnet die offensive Hinwendung Cupi. 1I4 dos zu se inem eige ntli chen Opfer. Eine Aussage über den Standort des 112 DUCKWORTI'I ( 1966) 59, GIßSON (1999) 193f. Als Vorausdeutung auf das kommende Unglilck wurden die Geschenke auch von Valeriul' FlaccllS versl.anden. Venus schenkt Medea zur I-I ochzcil mit Jason ihre »)doppelte Krone« (Val. Flac 8.235f.: ipsa Sllam dup/icem Cytherea coronam I danat, deren Beschreibung offenbar an Vergi l orientiert iSI, vgl. Verg. Aen. 1.655 (Geschenke rur Dido): dllplicem gemmis ollroqlle coroflom) , die später )bci ei ner anderen Braul funkeln werden.« (Val. Fine. 8,235 f.: corOllam I donat et arSllrtls aUa C IIII/ virgine gell/mas). Die Stelle selzt eine entsprechende Imerprelai ion der Vergi lslelle voraus, dazu SCHIMANN (1998) 126f. 113 REECE (1993) 22. S. o. S. 67r. 114 Die Vorgehensweise Cupidos, der sich zuersi Aeneas und dann der Kön igin zuwendct, wird schon von Donal als Teil des Täuschungsmanövers gedeutet. Die modemen Kommcntatoren Slimmen dem zu. s. STEGEN ( 1975) zu Aen. 1,715-7 16: ))Selon Donat ( 139,8) j[ eSI naturel que Cupidon. pour jouer son röle, aille d'abord aupres du pere d'Ascagne, donl il a pris I'apparence. Oe plus, si Ent!e lui-meme eSI induil en erreur, cela rendra vraisemblnble que les autres le soienl nussi r... ]. 11 faul en effel que Cupidon SOl i capable de repondre d'abord ä un grand amour patemel d'Enee pour pouvoi r abuser nussi les aulres convives. ä commcncer par Di don .(~ Ähn lich PARA TORE (1978) zu Aen. 1,715: »)Per rendere piü naturale iI propria comegno, Cupido Osiema prima i segni d'afTelto per il suo presumo padre.« Indem der Dichter den (körperlichen) Wechsel Amors von Aeneas

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Knaben ist ihm jedoch nicht zu entnehmen. Der Liebesgott richtet seine Aufmerksamkeit nun auf Dido und verfehlt die gewünschte Wirkung ni cht. In drei Kola wird die Reaktion der Königin geschildert: haec oeufis, haee peetore 1010 I haerel el ;nlerdllfn gremio lovel 01. 1,717f.) Dabei werden optischer Eindruck und vollkommene Zuneigung durch die Anapher (haec ... haee) in enge Beziehung gesetzt, wie auch schon bei der Ankunft des AscaniuslCupido sein bloßer Anblick den Ausschlag gab (V. 1,7 13f.: ardescilque llIendo I Phoenissa). Erst danach kommt »zuweilen« (inlerdllm) auch die Berührung und die Liebkosung auf dem Schoß der Gastgeberin hinzu - eine freundliche Geste im Gefolge der schon durch das Schauen geweckten Sympathie. Die so geknüpfte Beziehung zwischen bei· den wird durch das zweimalige Bild des Feuers veranschaulicht: Beim An· blick des »glühenden« Gesichtes des Gottes (jlagrantis, V. 7 10) »entbrennt« die Königin (ardescit V. 7 13). Da der Gott nicht auf den physischen Kontakt angewiesen ist, um sein Ziel zu erreichen,l15 kann er es sich lei sten, sich nur bei Gelegenheit von Dido berühren zu lassen. Die grundsätzlich liegende Haltung bei Tisch und das Sitzen auf dem Schoß stehen also nicht in unlösbarem Widerspruch . Die Gesellschaft: tafelt in nachhorne· rischer Weise auf Speiseliegen, und nur dann und wann richtet sich Dido auf, um das Kind auf ihren Schoß zu nehmen . Indem der Dichter auf eine noch aktivere Rolle des Cupido - z.B. auf den aggressiveren Pfeil schuß verzichtet, legt er den Akzent auf die langsam wachsende Liebe der Dido, zu Dido betont, stellt er jedoch zugleich auch d ie Übcnragung der (unkörpcrlichcn) Liebe anschau lich dar, die Dido kur/. darauf während der Erdlhlungen des Aeneas )>lrinkt.(( (Verg. Aen. 1.749). Dieser Aspekt wird in der Forschung zu wenig beachtet. 11 5 Diese unkörperliche Wirkungsweise des vergi lischen Liebesgottes konstatiert w. KÜHN zurückhaltend : ))Amors Wirken geschieht völlig unsi nnenhaft.( Es fehle nicht nur der aus Apollonios bekannte Pfeilschuß, sondern »)flicht einmal des Feuerhauchs oder des Gifts bedarf der GOII, wie es dem Auftrag entsprochen hälle (v. 688) - und das hälle doch ein anschaul iches Bild ergeben.«( Es ist möglich. daß d ie Auffassung von einer typischerweise sinnlichen Einflußnahme des Gones durch ei nen fragwürdigen Analogieschluß, möglicherweise unter Ei nfluß der Allectoszene. bedingt ist. Vgl. demgegenüber die aus auktorialer Perspektive gelieferte Ei nleitung der Venus-Cupido-Szene. in der von dona al s primäres Minel zur VerfUhrung Didos die Rede ist. Verg. Aen. 1,659f.: pro dulci Asconio wmiot. doni!J'qlle fllN!ntem I incendat reginmn alqlle ossiblls implicet ig nem. Erst Venus stellt in ihrer Anrede das » Einhauchen( der Liebesglul in den Vordergrund, das durch Didos Küsse und Umarmungen erleichtert wird (Aen. 1.684-688). In der Durchfilhrung des Plans nehmen sodann wieder die Geschenke e ine wichtige Rolle ein, die den ersten Kontakt herstellen und mit der Wirkung des Cupido gieichgeordnci werden, vgl. V. 1,695r. und 1.709-7 14. bes. 7 13f. Das ~JUnsi nnen hafte(( Wirken zeigt sic h also nicht erst beim direkten Kontakt mit Dido. sondern ist von Anfang an intendiert.

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die er von Beg inn des ersten Buches an sorgfliltig vorbereitet hat t t 6 Zu· gleich stärkt diese Konzepti on die Rolle der Venus, die wegen der fehlen· den Eigeninitiative des Liebesgottes stets als eigent liche Akteurin im Hin· tcrgrund fühlbar bleibt. Das im Rahmen eines typisch epischen Gastmahls un gewöhnliche Element des maskierten Liebesgottes steht daher durchaus in Ei nklang mit der aktiven Roll e der Venus in der Aeneis. t t7 Die Zwe iteilung des Mahl s in ei ne Phase des Spei sens und einen Um· trunk , wie wir sie hier finden, ist zwar aus andercn Quellen als verbreitetc Si tte im griechischen und römisc hen Kulturkrei s bekannt, erscheint aber in epischen Gastmahl szenen sehr selten. Bei homerischen Gelagen genießen die Teilnehmer Brot, f leisch und Wein gewöhn lich zusammen,118 und auch in der Gruppe der nachhomerischen Gastmahlszenen, wo di e Spe isen meist vor dem Wein genannt werden, läßt sich nur in dre i fä llen eine Trennun g von Mah l und Trinkgelage nachwe ise n." 9 Der Unterschied zu der homeri· sehen Gepnogenheit von gleichze itigem Essen und Trinken wi rd allerdings in der Dido-Aeneas·Szene dadurch verdeckt, daß bei einem wichtigen Vor· bi ld. dem Gastmahl der Phäaken, der genaue Ablauf der Mahlzeit gar nicht geschildert wird, da Odysseus erst kurz vor Ende des f estes e intriffi. Zu· dem läßt Vergil in V. 1.723f. (Poslquom prima quies epulis mensoeque re· mOloe I eroleros mognos stallllml el vina coronanl) zwei ho merische for· me lverse anklingen, von denen einer zur Vorbereitung dcr Speisen gehört (vgl. Horn . Od. 1, 148 u.ö. KpJ)n;pas: E lTE OTE ~aVTo lTOToio), der andere den Einschnitt zw ischen Mahl und Unterhalrung bezeichnet (OlITOp elTEI lTOOIOS: Kai ebJ)nJOS: e~ epov EUTO Horn. Od. 1, 150 u.ö.) Bei Vergil rückt 116 STAIl1- ( 1969) 347f. 11 7 KQII N ( 197 1) 169: ~~ Der Wechsel zwischen einem fe indseligen Unternehmen der Juno und e inern helfenden Eingriff der Venus erweist sich geradezu als ein Rhythmus. der die Abfolge der Gö lterszenen beSlimmt.( 118 S. dazu oben S. 80f. 11 9 Außer de r Didoszenc handeh es sich um den Besuch von Diomedes und Odysseus bei Lycomedes. Stat. Ach. I,773 f. und das Abschiedsmahl der Argonauten bei Valerius Flaccus. 1·lier ist die Trennung nur angedeutet Die Diener bringen zunächst Fleisch und Brot. Val. Flac. 1.253f.. wAhrend der Wein erst wenig sp!lter. nach der Ankunft Chirons und des kleinen AchilI, erwAhnt wird (Val. Fluc. 1.260f. : il/um lIec va/Mo spumamia pocula 8accho I solJid ta",). Zum Abschluß der Aktivil1lten nach dem Mahl erscheint nur der We in. während von Speisen keine Rede mehr ist. Val . Flac. 1.294: /amque mero /udoque modus. KU NGNER ( 1967) 406 unlerscheidet niehl deutlich zwischen wirklichen hellenistischen und römischen Tischsiuen und der literarischen Konvent ion, wenn er bemerkt: »Nicht der Weise Homers. sondern späterer griechischer und rOmischer Sitte entspricht es. daß zwei Phasen unterschieden si nd. Zuerst speist man (70 I-722), dann begi nnt das Symposion (723-756).((

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dieser Vers zwischen Spei sen und Umtrunk . So erhält die Szene trotz der Unterschiede im Detail eine homerische Färbung. Besonders deullich wird die Ho merimitation in dem Ausdruck vina coronant, bei dem Vergi l eine wört li che Übersetzung von ElTEOTE'+IaVTOI20 einer sinngemäß richti gen Wiedergabe vorgezogen hat. Aus »s ie fullten di e Becher bi s an den Rand« wird nun, unter Bewahrung des wörtlichen Anklangs, ~~sie schmückten die Becher mit Kränzen.« Tatsächli ch zeigen Vasenbilder solche bekränzten Trinkgefäße. 121 Vergil sucht hier auf fonnaler Ebene den Anschluß an homerische Gepflogenheiten, während er sich inhaltli ch von dem Vorbi ld löst. Dem Vorgang des Essens selbst widmet Vergil wenig Aufmerksamkeit. Diese Zurückhaltung ist ein durchgehendes Kennzeichen all er epischen Mahlbeschreibungen , die sie von der Satire, dem Epigramm und Roman unterscheidet (s. dazu oben S. 78fT.). Der Grund kann nicht allein darin li egen, daß Essen und Trinken , wie andere IIliedere( Tätigkeiten des Alltags, als unpassend fur den hohen epischen Stil angesehen wurden . 'l2 Denn auch in lIi as und Odyssee, in denen noch keine Stillrennung vorliegt, wird das Verzehren von Speisen denkbar knapp abgehandelt .12l Vielmehr handelt es sich um eine Form der Raffung, die zur epischen Kürze beiträgt und das Hauptinteresse des Epikers erkennen läßt. Dies li egt, anders als in der Satire oder im Epigramm , auf dem zweiten Teil des Gastmahls, der sich an den Verzehr der Spe isen ansch ließt. '24 Generell weichen epische Gastmah lbeschreibungen in der zweiten Hälfte des Banketts stärker voneinander ab als in der ersten. Dies hängt damit zusammen, daß nach dem eigentlichen Essen die Unterhaltung beginnt, in der die spezifi schen Anliegen und Figurenkonste llationen zum Ausdruck kommen , welche jedem Epos sein eigenes Gepräge verle ihen. Heitere Erzählungen und Bittreden, Gesang oder wissenschaft li cher Vortrag si nd nur eini ge Formen, die diese Konversation annehmen kann . Allerdings lassen sich e inige Konventionen erkennen, die die einzelnen Varianten verbinden . 120 z.ß. Hom. Od. 1. 148. 12 1 liSSARRAGUE ( 1990) 197 Anm. 6 (mit Verweis auf Bildtafeln). 122 HEINZE ( 1957) 488: ))Es ist aber Oberhaupt der WOrde des heroischen Gedichts nicht angemessen, ohne Not d ie kleinen Alltäglichkeiten des Daseins zu erwähnen. essen und trinken, schlafen und sich ankleiden; wo es geschiehl. hai es irgendwelche besondere BedeulUng.«( 123 REECE ( 1993) 24: »Thc preparation of the feast is generally described in great detail, but thc actual consumplion of the food merits only a simple, o ne-verse fomlUlu .(( S.o. S. 8 1fT. 124 Vgl. als Kontrasl 2. B. die lange Reihe von Speisen Man. ep. 1.43 und 7.20.4- 19.

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Häufig fi ndet sich eine Trennung zwischen eigentlichem Mahl und Unterhaltung, die auch Vergil beachtet. Die beiden Phasen si nd in der Dido-Aeneas-Szene nicht nur durch die Anspielung auf homerisches Versgut, sondern auch durch die An der Darstellung markiert. Während im zweiten Teil der Szene (Verg. Aen.l ,723756) der Gehörsinn im Vordergrund steht, konzentriert sich der Dichter in der ersten Hälfte (Verg. Aen. 1,697-722) auf die optische Wahrnehmung, vgi. al/rea (V. 698), mediam (V. 698), ostra (V. 700), picris (V. 708),j1agranlisqlle dei vlIlllIS (V. 7 10), pictum croceo velamen acal1lho (V. 711), ardescilqlle tuendo (V. 7 13), haec oClllis [... 1haerel (V. 717f.). Den einzigen Hinwei s darauf, daß schon während dieser Phase des Gastmahls ein Gespräch angeknüpft wird, liefert der Verweis auf di e »geheuche lten Worte« (simlllalaque verba, Verg. Aen. 1,710), mit denen Ascanius/Cupido die Karthager in se inen Bann schlägt. Die im Vordergrund stehenden opti schen Eindrücke venn itteln dem Leser jedoch keine geschlossene Vorstellung von den Räumlichkeiten und den Anwesenden. Vielmehr werden, wie schon in der von der Gastmahlszene getrennten Ekphrasis, einzelne Elemente herausgegriffen, die die in der Palastbeschreibung erzeugte Sti mmung aufgreifen. Man vergleiche das wiederholte Detail des kostbaren Stoffes (V. 71 1, vgl. 639) und des - teils metapho ri sch gebrauc hten - Glanzes (flagranlis V. 7 10, ardescitqlle tuendo V.713), das sich auch in den zwe iten Teil des Mahls hineinzieht (V. 726f. über die Leuchter). Die Konzentration auf einzelne Bestandte ile statt auf den großen Zusammenhang läßt sich schon in homerischen Ekphrasei s beobachten. 125 Diese Fonn der Beschreibung, die Vergi l geschickt nachahmt, ennöglicht es dem Dichter, bei größtmöglicher Kür.le den gewü nschten Effekt be im Leser zu erzielen; Nu r die rur den Zusammen hang bedeutsamen Details brauchen erwähnt zu werden, alle anderen können fortfallen, ohne daß der an lI ias und Odyssee geschulte Leser eine zusammenhängende Beschreibung verm ißt. Stand im ersten Abschnitt des Gastmahl s der opti sche Eindruck im Vordergrund, so liegt der Schwerpunkt im Schlußteil auf der akustischen Wahrnehmung. Die erhöhte Za hl der Belege wird auf erzähltechnischer Ebene durch di e Wiedergabe der Darbietung des lopas und des Gesprächs zwischen Dido und Aeneas hervorgerufen, der so erweckte Eindruck eines 125 KRISCIIER ( 1977) 92: »Der Dichter breitet [... ] die Eigenschaften eines Gegenstandes aus, seine Materialien. Teile, Dekorationen; dabei erfaßt er aber nicht (oder allenralls in Andeutungen) die Relationen dieser Teile untereinander.«

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erhöhten Geräuschpege ls liegt aber in der Absicht des Dichters: fi t strepifUS tectis vocemqlle per ampla vollltant I alria (Verg. Aen. 1,725 f. ) heißt es zu Beginn des Umtrunks: Der Palast hall t also wider von der fröhlichen Festgesell schaft . Beschrieben wird jedoch nur die Unterredun g der Königin mit ihrem Gast, die gleichsam stell vertretend das Geschehen im übrigen Hause illustrien . In früh eren Gastmahl schilderungen fehlen Entsprechungen zum vergilischen fit strepillls, ja die Beschäftigung der übri gen Anwese nden wird in der Regel vollkommen übergangen . Dieses Schweigen ist jedoch aussagekräftig. In einem Sonderfall näml ich, bei dem im Festsaa l neben der Unterhaltung der Pro tagoni sten noch ein e andere wichti ge Tätigkeit stattfindet, wird diese ausdrücklich erwähnt: Es handelt sich um den Besuch von Athene/Mentes in Ithaka, a ls Phemios vor den Freiern singt (Horn . Od. 1. 151 -1 55), während Telemach und die Göttin sich unterreden. Be ide Ereignisse werden als gleichzeiti g gekennzeichnet. 126 Da die späteren Epiker also über ein Mode ll fUr die Darstellung von Unterhaltungen auf mehreren Ebenen verfUgten , kann das Fehlen di eser Konstellation nur heißen, daß sich während der Unterredung der Protagoni sten keine anderen bedeutsamen Ereigni sse im Festsaal abspielen. Der Abschnillllach dem eigentlichen Mahl Der Um trunk beginnt mit einer fe ierlichen Trankspende, die Dido zu Ehren Jupiters, des Beschützers der Fremden, ausgießt. Se it Homer ist e ine solche Libation das Vorrecht des Gastgebers und Hausherm bzw. e iner ihm nahestehenden Person. 127 In dieser Funkti on fühn auch Dido das Ritual durch, obwohl sie selbst nur an dem Wein nippt (s. u. An m. 138). 126 Daß die beiden Beschl!.ftigungen (pace Z IELINSKI) tatsltchlich gleichzeitig stallfinden , ergibt sich deutlich aus Hom. Od. 1.155f. Nach dem Mahl verlangen die Fre ier nach Gesang und Tanz (Horn. Od. 1, 150- 152: alrT0p EnEI TT6aI~ Kai t 5rrruos t~ ~po v eVTo [ ... ] ToiOlV ~E\I t vi eppEolv cnXa ~E ~"'X E I / ~oXTTll T' 0 PXl1o.vs TE) . Telemach aber beginnt ein Gespräch mit seinem Gast, was er ausdrücklich bis zum Ende der Mahlzeit verschoben hatte (Horn. Od. 1, 12Jf. ). Er und die Freier haben ihren Schmaus a lso gleichzeitig beendet und wenden sich nun de m Gespräch bzw. dem Sänger zu. 127 In diesem Zusammenhang ist (außerhalb einer Gastmahlszene) Horn. Od. 18, 15 1f. von Interesse. Der Bettler Odysseus gießt hier im Anschluß an sein Gespräc h mit Amphi nomos aus dem ihm gereichten Pokal eine Trankspende aus und gibt seinem Gesprachspanner dann den Becher zurück. Obwohl cr sich noch nicht zu erken ne n gegeben hat, übe rnimmt er hier bereits eine typische Aurgabe des Hausherm . Die Ste lle kann also zu den Gelegenheiten gerechnet werden, bei denen sich die wahre Identitllt des verwandelten Odysseus andeutet (Vgl. seine kräftige Gestalt beim Boxkampr mit lros. der de r Trankspende unmittelbar vorausgeht, Horn. Od. 18,66-7 1). Unrichtig hierzu REECE

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Die Pos ition der Libation zwischen eigentlichem Mahl (Element VlI) und dem Gespräch zwi schen Gastgeber und Gast (Element IX) unterscheidet sich jedoch von der homeri schen Tradition. In lIias und Odyssee erfolgt ei ne vergleichbare Trankspende meist gegen Ende des Festes, kurz bevor sich die Beteiligten zur Ruhe begeben: 128 Achill gießt eine Trankspende erst aus, als der Schmaus beendet ist, und auch Alkinoos hebt das offi zielle Bankett mit dieser Geste auf, ehe er und Arele allein mit Odysseus zurückbleiben. t 29 Demgegenüber spiegelt der Zeitpunkt der Trankspende bei Dido eine nachhomeri sche Gepllogenheit wider, die auch außerhalb des Epos gut bezeugt ist. I3O Bei Vergil findet sie sich noch beim Gastmahl des Euander: Der Köni g hält sich bei Ankunft der Trojaner mit se inem Gefolge in einem ( 1993) 30: »Amphinomus ( ... ) allows Odysseus to share in a libation.1< Zwar hatte Amphinomos dcm Beuler vorher anerkennend zugctrunken, aber es ist Odysseus, von dem d ie Libat ion ausgeh!. Richtig bei KIRCHER ( 19 10) 62 . 128 S. Horn. 11 . 9, 174- 178: Mahl der Heerftlhre r vor der Presbeia; Horn. 11 . 9,712: Presbeia zu AchilI: Horn. Od. 3,390-396: Te lemach bei Nestor: Ho rn. Od. 7, 136- 138 und 228f.: Odysseus bei den Phäaken. Die hier behande lten Spenden während einer )gewöhnlichen< Mahlzeit sind dabei zu tre nnen von den Trankspenden, d ie zum Opferschmaus gehören: Wird ein Schlachto pfer dargebracht, SO gießt der Leiter des Rituals den Wein nicht am Ende des Mahls aus, sondern vor dem Verzehr des Fleisches, vgl. Horn . 11. 11 ,774f.; Horn. Od. 3,43-64; A. R. I.435 f. Eu maios, dessen Gastmahl von zahlre ichen religiösen Handl ungen geprägt ist, spendet den Göttern nicht am Ende dcs Mahls, sondern während er den Mastebcr schlachtet (Horn. Od. 14,447). Die Hand lung rückt dadurch in die Nähe von Opferszenen und hebt d ie fro mme Gesinnung des Sauhinen hervor. Zur Stellung der Libation s.o. S. 88f. 129 Eine Ausnahme bi ldet die oben erwähnte Libation, d ie Odysseus während des Gclages der Freier, das wir nicht als e igene Gastmahlszene gewen ct haben. im Anschluß an das Gesprllch mit Amphi nomos darbringt. Sie kü nd igt nicht das Ende des gesam!er. Schmauses an, sondern nur den Endpunkt e iner Unterred ung, was von Amphinomos auch richtig verstanden wird, da er sofon durch den Saal davongeht (Hom. Od. 18,153f.). 130 Die Trankspende wi rd in den übrigen lateinischen Gastmahlszenen, in denen sich der Zei tpunkt der Libation näher bestimmen läßt. stets wie bei Vergi l nach dem Essen dargebracht. Vgl. Tydeus und Polynei kes bei Adrast, Stat. Theb. 1,552-554; Hann ibal in Capua, Si!. 11,299-302 (im Anschluß an das erste Lied des Teuthras). Die einzige Ste lle bei Lukan, an der eine libalio erwähnt wi rd (beim gemeinsamen Mahl von Cacsariancrn und Pompeianern). ist zwar zu kurz, um als vollständ ige Mah lszene zu gelten. doch nennt der Dichtcr auch hier zuerst die Speisen, dann das T rankopfer und dann die angeregte Unterhaltung, Lucan. 4, 197-200: ",eI/sos I i/1Stitll/lIIl el p€l'mixto liOO",illo Baccho; I g m minei IlIxerefoci. ilillcloqlle cl/bili / exlrahil insonmis bellontmfabllia lloeres. Al s HannibaI während des Gelages in Capua seine Libation darbringt, haben die Soldaten zwar schon zuvor Wein genossen (Si!. 11,285f.), doch fUgt Silius a usdrücklich hinzu, daß erst nach der Trankspende dcsscn eigentliche W irkung einsetzt (Si l. 11 ,299-302). Zu Belegen außerhalb dcs Epos s. KIRCHER (19 10) 14 f. Während des T rinkens konnten dann erneut Libatio nen, die sogenannten Gelagespenden, dargebracht werden. S. KJRCII ER (19 10) 14[

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heiligen Hain auf, wo er Hcrcules ein Opfer dargebracht und das dazugehörige Mahl fast beendet hat (Verg. Aen. 8,109f.: cunclique re/iclis I consurgunl mensis; V. 8, 175f.: dapes iubel el sub/ala reponi I pocu/a). 13 I Nach einer ersten Bewirtung der Trojaner (V . 8, 184: Poslquam exempla fames et amor compressus edendi, vgl. V. 1,723) bringt Euander schließli ch eine Weinspende zu Ehren des Hercules dar. Sie fo lgt auf eine längere aitiologische Erzählung, in der er den Ursprung der Herculesverehrung darge legt hane (V. 8, 184-272), und mit der er nun zur Libation überleitet (V. 8,273275: quare agile, 0 illvenes. [.... ] dOle vina 'Ilolenles). Die Stellung der Trankspende nach dem Mahl und ihre Einleitung durch eine religiöse Ansprache stimmen also mit dem Gastmahl der Dido überein. Nur nimmt die Ansprache in Karthago di e Form eines auf die Zukunft gerichteten Bittgebets an, während es sich bei Euander um eine Rückbesinnung auf den Mythos handelt. Auch dieser wird jedoch mit einem Blick auf die Zukunft beendet (V. 8,27 1f.: hone aram Ilico staluil qllae maxima semper I dicetul' nobis el eril quae m(u ima semper). Auch enden beide Reden mit einem betonten dixit (V. 1,736) bzw. dixeral (V . 8,276), die jeweils am Versanfang stehen und den Übergang zur eigent li chen Trankspende bezeichnen. Auch andere Autoren leiten , wenn sie ein ausdrückli ches Gebet schildern, das Versprengen des Weines mit e iner vergleichbaren Wendung ein , vgl. Horn. Od. 18, 151: WS qUl-TO, Ka'l olTEioas ernEv ~EA tT) SEa olvov, Val. Flac. 1,204: sicfaills, Val. Flac. 3,456: di.xeral el, Val. Flac. 5,6 l5 :falllre/. Didos Bitte (luppiter [... ] I hlU1c laelum Tyriisque diem Troiaque profec/is I esse \Jelis. notrosque huius meminisse minores, Aen. 1,73 1-733) ist durch dieselbe tragi sche Ironie gekennzeichnet, die der Leser schon beim Auftritt Cupidos und dem bedeutungsschweren Gastgeschenk der Trojaner empfand . Zwar werden sich beide Wünsche erfU llen , aber auf andere Wei se als die Königin horn. Wohl endet der Tag fröh lich , doch in dem strahlenden Fest ist Didos Untergang bereits ange legt, so daß sich die Nachfahren von Trojanern und Karthagern mit Bitterkeit und in gegense iti ger Feindschaft daran erinnern werden. Die Tragik der Situation tritt um so deutlicher hervor, als Dido die religiösen Gepflogenheiten genau beachtet. Wenn beim epischen Gastmah l religiöse Riten ko rrekt und in gegenseitigem Einverständnis durchgeführt werden, so hebt dies die fromme Gesinnung der betreffenden Personen hervor, die zugleich eine günstige Einstel131 Man beachle das Detail des Ankömml ings. der auf eine speisende Gesellschaft triffi. s.o. S. 47f.

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lung gegenüber dem Gast impl iziert: Die Phäaken beenden ihren Schmaus mit e iner Trankspende an Hermes (Horn . Od. 7, 136-1 38), und Nestor sprengt den Göttern Wein (Horn. Od. 3,34 1), ebenso wie der fromme Euander (Verg. Aen . 8,278f.). 132 Odysseus kann darauf zählen , daß ihn di e Phäaken sicher in di e Heimat zurückführen, und auch Telemach kann sicher sein, daß Nestor ihm seinen Sohn in guter Absicht als Beg leiter mitgibt. Aeneas wiederum wird in Euander einen zuverlässigen Bundesgenossen be im Kampf um Latium finden .133 Umgekehrt wei st das Fehlen religiöser Riten ni cht zwingend auf eine negative Beurteilung des jeweiligen Gastgebers hin . Bei der Bewirtung des Telemach am Königshof von Sparta im vierten Buch der Odyssee fehlt zwar die Libation, doch stellt Menelaos gleich zu Beginn die religiöse Verpflichtung zur Gastfreundschaft her134 aus. Beim Empfan g von Telemach in der Hütte des Eumaios (Horn . Od. 16,4- 153) wiederum können reli giöse Anspielungen entfallen~ da die un mitte lbar zuvor geschilderte Bewirtung des Odysseus den fromme n Charakter des Schweinehirten bereits hinreichend verdeutlicht hat. Eine eindeutig negative Wertung ist nur in Fällen gegeben, in denen Riten und Opfer in verzerrter Wei se erscheinen. wie beim Fest der Kleopatra (Lucan. 10, 107-33 3), und in den mei sten Antigastmählern, wie z. B. dem der Lapithen und Kentauren, das in einer blutigen Schlacht endet (Ov.

132 Ein Beispiel rur eine negativ dargestellte religiöse Handlung. bei der sich die Teilnehmer nicht nach dem üblichen Verhahenskodex richten. bi ldet die Trankspende des l'lannibal an Capys (Si l. 1I,299f.). Die Libatio n, mit der der FeldhcrT sei ne freundl itht Gesinnung gegenüber der zu ihm übergclaufenen Stadt Capua bekundet. mündet in ein ausschweifendes Gelage, bei dem sich die Göste an Wein berauschen. s. Si\. 1I,30I f.: celera ql/em seqllill/r Bacchiqlle e more liqllorem I irroral mensis Il/rOO ardescilqlle Lyaeo. Vgl. auch die Trankspenden des Aietes und des Jason bei Valerius Flaccus, die am Schluß eines von latenten Spannungen geprägten Mahl s getrennt ihren jeweiligen Sehutzgollheiten opfe rn : occidl/o libal cralera porel/li / quisque suis lum VO /(l deis el pocula fimdil , I dem acie",. dem belligeros superare labores (Val. Flac. 5,615-6 17). Der Dichter belOnt hier mit der Libation einerseits die Nahe des Aietes z u seinem Vater Sol, zum anderen ert..ielt er durch die bciden para lle l ablaufenden Libat ionen einen effektvollen Kontrast. 133 Weitere Beispiele sind die gemei nsa me Libation des Achill und der Gesandten. Horn. 11. 9,656f. (AchilI blei bt trotz seines Grolls gegen Agamemnon der Freund der Ge· sandten) und die des tre uen Eumaios, Horn. Od . 14.446f. (er bietet dem unerkanm heimkehrenden Odysseus Schutz und wird neben Telemach zu seinem wichtigsten Helfer). 134 1·lo m. Od. 4,33 -35 (im Gespräch mit Eteone us): ?i !JEV Sn vwY ;EIVnYO n OAAO q>0YOVTE~ I OAAWV aVepWlTWV Sevp' hCOIJEe', oi d n 061 ZEV~ / t;on iow mp lTauo!] O lt;u~.

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met. 12,2 10-535), bzw. der lemnischen Frauen, d ie sch ließli ch ihre ahnungslosen Männer ermorden (Sta1. Theb. 5, 186-264, s. unten den Exkurs). Vor diesem Hintergrund wirkt d ie Trank spende der Dido um so tragischer. Obwohl sie sich in allem an den Brauch der Väter hält,1l5 die Fremden freundlich bewirtet, den Göttern opfert und sie um Beistand anfl eht, IJ6 wird von dem Gastmahl rur sie nur Ung lück ausgehen. Die Art der Darstellung entlastet di e Köni gin . Nicht die Menschen, sondern die Götter sind es, die das unheil vo lle Geschehen in Gang setzen. Noch während die Protagonisten arglos beten, nimmt das Schicksal seinen Lauf, o hne daß di e Figuren es bemerken oder gar verhindern könnten. Nur der Leser erkennt in der Schilderung einze lne Hinwei se. Zu ihnen gehö rt das hastige Trinken des Bitias, der, als Dido ihm nach der Trankspende die potero reicht, sein Gesicht furmlich in den Wein taucht. 131 Seine Eile ra llt um so mehr ins Auge, als Dido selbst nur an dem Wein nippt , bevor sie ihrem Gefolgsmann die Schale weiterreicht (Ve rg. Aen. 1.737: summo lel1us oUig it are). Servius deutet die Zurückhaltung der Königin als Adaption römischer Gepfl ogenhei len. 1J8 doch dient sie erzäh ltec hni sch auch als Folie rur das ungestüme Verhalten des Bitias.1J9 Hasti ges oder übermäßiges Trinken. ein naturali stischer Zug, der sich vom hohen epischen Stil abhebt,14O fun giert auch bei anderen Autoren als Warnsignal. Die 135 Verg. Aen. I,729f. : i mplevilque mero pareram. quam BelliS el oml/es l a Befo so{iIi .

136 Die rechte Gesinnung der Dido wird noch dadurch unterstrichen, daß sie die Karthager mit den gleichen Worten zum Feiern einlädt wie der pills E"andel': Verg. Aen. 8.173: anlllW, quae differre nefas, celebralejallenles; V. 1.735: cl vos 0 coerum. Tyrii, celebrale j allen/es. 137 Zu der Wendun gpleno se profllir auro vgt. u. Anm. 140. 138 Servius ad Acn. 737 : })ct verecundiam regi nae ostendit. ct morem Romanum . Nam apud maiores nostros feminae non utebantur vil1o, nisi sacrorum causa certis diebus.« Daß das Gastmahl nicht in Rom, sondern in Karthago stattfindet, beachtet er nicht. 139 AUSTIN ( 1971) zu V. 1,738.: )Ni rgil neatly shows here and in the nexlline the contrast between the delicate Dido and the somewhat unpol ished manners or her men.« Vgl. PUTNAM in seinem )Intervento( zu GRIFFIN (1995) 296: ») Her (sc. Dido 'sl moderation is countcrbalanced by the deep. roaming draughts in which 8ilias and his rellow courtiers find pleasure.«( 140 Vgl. HEINZE ( 1957) 488. Auch ZWIERLEtN ( 1999) 430 weist, allerd ings mit anderen Folgerungen fu r die Textkonstitution, aur den auffä lligen Charakter der Verse als ,){!erb-komische Trinkszene« hin. In den modemen Kommentaren, soweit sie Stell ung nehmen, herrscht die Auffassung vor, pfeno se profIliI auro ( V. 1,739) sei ein Synonym ftlr )trinken <. Die Parallelen lassen jedoch Zweirel an dieser Imerpretation aufkommen. Das Verb prohlere als Synonym ftlr bibere ist z.B. bei Horaz bezeugt, wird aber m.W. nie reflexi v gebraucht. (Vgl. Hor. scrnl. 1,5, 16: IIl/Ilta prOIl/IIIS VlIfJfXllIlIUla von einem be-

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törichten Gefährten des Odysseu s ze ichnen sich nach dem Ka mp f mi t den Kikonen ebenso durch unbeherrschten We illgenu ß aus (Horn . Od. 9,44f.: Toi OE \1Ey a VrpTiOI OVK ETTiSovTo. / Ev8a OE TToAAov \1EV ~ EeV TT ivETO) wie der ge fa hrliche Kyklop (Horn . Od. 9,36 1) oder die Kentauren, bevor sie die Schlacht mit den Lapithen provozieren (Ov. met. 12,2 19-221). Das Vorbild für Bitias bil det der stre itsüchtige Idas, der durch sei n Verhalten die Expedit ion der Argonauten in Gefahr bringt und so gieri g trinkt, daß er sich sogar den Ban besudelt (A.R. 1,472-474).141 Erst durch den Gesang des Orpheus wird der Konfl ikt beigelegt (A.R. 1,496-5 15). Für Dido und Aeneas freilich - zuma l im Rahmen des fröhlichen Mahls von Trojanern und Karthagern - ist dieser Zusammenhang nicht erkennbar. Sie lauschen sorglos trunkenen Seemann; 2,4,26f.: felli praecordia mulso I prolueris meNus in der Zurechtweisung ei nes Zechers). GOLDBERGER (193 2) 122 verweist aufnden Kraftausdruck se prolllere, der trotz Verg . Aen. 1,739 sicher vulgär ist (Plaut. Curc. 121 cloacom proluere Iden Magen ausspü len - saufe n< D,« ohne j edoch Belege fUr de n reflex iven Gebra uch anzuru hre n, ebenso BoNFANTE ( 1937) 5 1 vgL JENKINSON (1989) 356 mit Anm. 51 . Die mehrfach in diesem Zusammenhang angefilhn e Stelle Pers. prol. I : nec f onte labra pro/li; caballino ist dagegen wohl im Sinne von )besplllen(, )benetzen< zu verstehen . Vergil se lbst verwendet proluere nirgends sonst im Si nne von )trinken (, ebensowenig wie Luka n und Valeri us Flaccus, die das Verb glinzlich meiden, oder Statius und Si lius, die es nur in seiner Gn mdbcdeutung , überströmen, benetzen, bespülen( kennen. In d ieser Verwe ndung hat prolIIere keinen vulgären Unterton. Die antiken Kommentatoren deuten die Ste lle daher im Sinne von >sich benetzen<, vgl. Servius ad loc.: » PROLUIT bibendo profudit« und Macr. sa!. 7.1 , 14: Aplld Didonem Bi/ias sic hOllriens menlm, I/ t se tQ/mn supeifll/o ei/lS effusione p roilleret. Die ant iken Horazscholien zu den heiden angefOhrt en Stellen geben wenig Aufschluß, obwohl sie ausdrücklich auf Vergil verweisen. vgl. Pseudoacronis Scho l. Uor. sat. 1.5. 16: )) prolu tus( plenus: ut Virgilius (Aen. 1,739)( und Schol. HM. 2.4,26 »))prolueris( profuderis firrigaveris Vi rgilius« (Verg . Aen. 1,739). Mir scheint d ie Bedeutung )sich beim Trinken aus der vo llen Schale das Gesicht benetzen( . )das Gesicht in den Wei n ta uchen< den Sinn am ehesten zu treffen, zumal plellus so eine prägnante Bedeutung erhäl t. Vgl. die Übersetzung von CANA LI ( 1978): »quegli [ ... ] tuffe, il visa ncl pieno o ro.«( ähnlich STEG ENS ( 1975) Erklllnmg ad loe .: ) il s 'est baigne le v isage da ns l'or.« Das fo lgende post alii proceres (Verg. Acn. 1.740) bra ucht dabei nicht zu irri tieren: Es bildet den Schluß einer A ufzählung (Verg. Aen. 1,737 prima [sc. Dida ], Verg. Acn. 1,738 tum Bitiae dedit, Verg. Aen. 1.740 posl alii proceres) und bezieht sich auf d ie Reihen folge der Trinkenden. Kleine Abweichungen vom hohen Stil, wie hier der natural istische Z ug, werden auch von anderen Epikern als Kunstgri ff eingesetzt, s. COFFEY (1996) 86-92 zu Luks n. 14 1 S. dazu NELIS (200 I)a 96f. Eine bisher m.W. nicht beachtete Nachahmung des Auftri tts des Bitias findet sic h bei der Vorstellung der Gäste im ko1chischen Königspalast du rch Aietes (Val. Flac. 5,593 -595), wo der (aus der Perspektive des Aietes beschriebene) ko1chischc Gefolgsmann Odrussa sich so über sein Tri nkgefäß beugt, daß sein Ban den Wein verunrei nigt: ille profundo I incumbens Qdnlssa ",ero; viden alta coma flle", I pectora el ingem i t/lrba fllem pocula barba?

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dem Gesang des lopas (Verg. Aen. 1,740-747), der von der Entstehung der Welt und den Bewegungen der Gestirne erzählt. Daß Vergil hier dem Vorbild des Apollonios folgt, hat man oft gesehen. 142 Aber nicht nur der Inhalt der Lieder (heide Male handelt es sich um kosmische Zusammenhänge), auch die Verbindung von hastigem Trinken und Gesang sind aus Apollo143 nios übemommen. Dadurch gewinnt das kleine Detail flir den Leser an Gewicht. Der Auftritt eines Sängers gehört zu den Vergnügungen, denen sich eine Festgesellschaft höheren Standes nach dem Mahl hingibt. Dabei lassen sich zwei große Themenbereiche unterscheiden. Entweder erzählt der Barde von Ereignissen aus der Lebenswelt der Figuren, oder er konzentriert sich auf überirdi sche (kosmische oder mythologi sche) Inhalte. lopas lenkt mit seiner Darstellung die Aufmerksamkeit auf die großen Zusammenhänge des Kosmos. Er behandelt die Entstehung von Mensch und Tier, Regen und Feuer, gerahmt von den Bewegungen der Himmelskörper. Dabei gibt Vergil ni cht den exakten Inhalt des Gesangs wieder, sondern erwähnt die einzelnen Themen nur summari sch, die mei sten davon in Form indirekter Fragen (Verg. Aen. 1,743: unde hominum genus el pecudes, unde imber el ignes ; Verg. Aen. 1,745: quid [... ] properent; Verg. Aen. 1,746: quoe [ ... ] obslel). Die Darstellungstechnik läßt die Ungewißheit hervortreten, während die vom Sänger gelieferten Erklärungen in den Hintergrund gedrängt werden .l 44 Damit weist das Lied eine strukturelle Parallele zur nachfolgenden Unterhaltung zwischen Dido und Aeneas auf. bei der die ersten Erkundigungen der Königin ebenfalls als indirekte Fragen ohne ausdrückliche Antwort wiedergegeben sind (V. 1,75 1: quibus [...] armis ; V. 1,752: qua/es [...] equi, qUClntus Achilles). Das flir di e Szene so charakteri sti sche Moti v des Nicht-Wissens und die damit verbundene dramatische Ironie, verur142 S. z.B. SCI-I ENK (1989) 352 ; SEGAL ( 1971) 339. 143 Allerdings hat Vergil gegenilber Apollonios die Szene gemildert und den Akzent auf die Lebhaftigkeit des Geschehens gelegl (vgl. V. 1,738: dedit itlcrepitans; hausit. V. 1,739: !>"pumamem pateram: pro/llit). Von einem beschmutzten Ban ist hier keine Rede. SEGAL ( 197 1) 340 verweist auf den Zusammenhang zwischen beiden Stellen (»In the sctting of Orpheus' song drinking also plays a prominent part 1... 1and Virgil may have borrowed some details from Ihis scene(() ohne den Gedanken weiler zu verfolgen. AUSTIN ( 197 1) zu Verg. Aen. 1.739 verweisl kommentarlos auf die Apolloniosstelle. 144 Vgl. al s Kontrast die thematisch ganz ähnlichen Erklärungen des Anchises zur Weltentstehung im sechsten Buch. Verg. Acn . 6 ,724-75 1, deren Inhaltsangabe mit der Festslellung zusammengefaßt wird: inde hominum pecudumque genus (Verg. Aen. 6.728). Sodann folgt eine ebenfalls konkrei gehaltene Erklärung der Phänomene ohne indirekte Fragen, vgl. V. 6,733 : hine; V. 6,739: ergo; V. 6.743: exinde.

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sach t teils durch bewußte Täuschung (Verg. Aen. 1,7 10 simulataque verba, Verg. Aen. 1,7 16 fa/si; vgl. daraus resultierend Verg. Aen. 1,71 8 inscia), teil s durch die Grenzen der menschli chen Einsicht (Dido kann weder di e Zukunft [vgl. ihr Bittgebet] noch alle Einzelheiten der Vergangenheit genau kennen [vgl. di e Fragen an Aeneas] , s. auch Verg. Aen. 1,7 12: infelix. pesti devota f lltllrae, Verg. Aen. 1,749: infelix Dido), tritt im Gesang des lopas deutlich hervor: Die Figuren durchschauen ni cht di e größeren geschi chtli145 chen und kosmischen Zusammenhänge, in denen sie sich befinden. Der Sänger wiederum, der Antworten auf einze lne Fragen zu geben vennag (V. 743: Imde hominwn genus el pecudes ... etc.) verdankt seine Einsicht nicht menschli cher Erkenntn is, sondern der Unterweisung durch Atlas (V. 1,741 : docuir quem maximlls AI/as). Mit der Wahl gerade dieses Lehrers gre ift Vergil einerseits die homeri sche Tradition auf, nach der Atlas als Begründer der Astronomie galt,]46 andererseits hebt er den regionalen Aspekt der Schi lderung hervor, indem er den mythi schen HimmelstTäger an anderer Stelle (Verg. Aen. 4,246-25 1) ausdrückl ich mit dem afrikanischen Berg 141 Alias identifi ziert. Das Streben nach Lokalkolorit hat später u.a. Lukan aufgegriffe n, indem er am Hof der Kleopatra statt eines Sängers einen gebildeten ägypti schen Pri ester auftre ten läßt, der in einem naturwi ssenscha ftli chen Vortrag die Geheimn isse des Nil verlaufs enthü llt (Luca n. 10, 193-33 1). Die Kenntni sse afrikanischer Ge lehrter, die im Fa ll Ägyptens schon in der Odyssee gerühmt werden (hier geht es um medi zinische Kunstfertigkeit, Horn. Od. 4,227-232), dienen in be iden Fä llen dazu, den 148 Wi ssensdu rst der Zuhörer zu sti llen. Damit steht das Lied des lopas trotz inhalt li cher Berührungspun kte in eiTlem Spannungsverhä lln is zu seinem Vorbild, dem Gesang des Orpheus bei Apolloni os Rhodios. Orph eIJs setzt eine gleichn ishafte myth ische Erzäh145 Die antike Homercrklänmg sah in dcm )unpcTSÖnlichcn( Inhalt des lopasgesanges einen Kontrast zu dem anzüglichen zweiten Lied des Demodokos über Ares und Aphroditc, dem der Vortrag des lopas strukturell entspricht, s. dazu unten Anm. 150. Der unverntngliche Inhalt verdeutliche die seelische Verfassung der Dido als einer regina ad/me casla (s. Servo ad Aen. 742), die kurz darauf ihrer verderblichen Liebe zu Aeneas verfallen wird. 146 Servo ad. Aen. 4,246. 147 S. GARIJARINO ( 1994) mit ei ner Zusammenfassung früherer Forschungsansatze. 148 Nach SEGAL ( 1971) 345 »)Virgil has chosen loemphasize Ihe irregularilies and the blemishes of nature rather thnn its orderl iness (lnd harmony.(( Diese Deutung scheint mir unscharf: Aus der Perspektive der Figuren mag die Natur ))irregulllf(( oder undurchschaubar erscheinen (s. die indirekten Fragen), jedoch folgt sie in Wirklichkeit bestimmten Gesetzm1l.ßigkeiten, die von lopas im Gesang dargelegt werden.

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lung zug le ich al s d idakti sches Mittel ein, das den zerstrittenen Argonauten hilft, ihre Situati on richti g einzusc hätzen und ihr persönlic hes Verhalten so zu ändern, daß die bevorstehende Expediti on erfo lgreich verla ufen kann . Eben dies ist bei Verg il nicht der Fall: Wie die Art der Darstellung eher die Unwissenheit der Hörer herausstellt, so trägt auch der Inhalt des Liedes ni cht dazu bei , das kommende Unhe il aufzuhalten. Di e Fragen, die hier beantwortet werden, stehen fü r d ie Figuren in keinem erkennbaren Zusammenhang mit ihrer augenblicklichen Lage, so da ß sie auch keinen förd ernden Einfluß auf das kommende epi sche Geschehen gewinnen können. 149 Die kommentierende Funktion des Sängers ist bei Vergil also allenfall s vom Leser zu durchschauen. Eine solche Konstell ation, die auch auf das Lied des Demodokos über Ares und Aphrodite zutrifft ( Horn . Od. 8,266366),150 ist in epischen Gastmahlszenen nicht ungewöhnl ich (s. o. S. 99 f. ). Anders verhält es sich, wenn der Sänger Begebenheiten aus der Lebenswelt seines Publikums zu Gehör bringt, denn in diesem Fall besitzt der Vortrag fü r di e Figuren Aktualität. 151 Dies gilt selbstverständlich auch, wenn der 149 Inwieweit der Inhalt des Gesangs den Gang der Ereignisse symbolisch ande utet, ist, ebenso wie die Figur des Sängers, umstritten, vgl. z. B. RUDßERG ( 1936), DUKE ( 1950), POSCI-I L ( 1977) 185fT. rur ei ne symbolistische Interpretation. dagegen EICHHQLZ (1968) 107, der betont, daß diese Deutung nicht den gesamten Inhalt des Liedes berücksichtige und der Gesang v.a. als Kontrast zur aufkeimenden Liebe de r Dido betrachtet werde n müsse. Ähnl ich SEGAL (1971) 343-348 mit stärkerer Betonung des im Lied präsemierten »cosmic orden(, in dc m NEUS (200 I)a 105- 112 empcdokleischen Einfluß erkennt; vgl. BROWN ( 1990); LlTTLE ( 1992) und GARUARINQ (1994). KRANZ (1953) bes. 34-38 sicht die Erwähnung von Sonne und Mond a ls Anspielung aur orientalische Gestimsgötler, die der Szene Lo kalkolorit verleihe. HERRMANN ( 1967) 474-476 wi ll lopas als Rep räsentation des Maecenas und den Inhalt des Liedes als Anspielung aur dessen philosophische Interessen deuten. Diese These hat allerdings keinen Rückhalt im Tex!. 150 Be ide Lieder entsprec hen sich durch ihre Stellung im Epos, s. dazu SCHM1TNEUER BURG ( 1999) 13M.: ))Vergil läßt in sei ner Adaption de r odysseischen Szene an die SteHe dieser drei Gesänge {sc. des Demodokosl einen einzigen wesentlich geringeren Umra ngs treten. Den ersten Demodokosgesang [... J verarbeite t er strukturell in de r Beschreibung de r kunstvoll gestalteten Wände des [...} Junotempcls ( 1,466-493) [... }. Den Gegenstand des dritten Demodokosgesanges, die I1iupersis, verarbeitet Vergil im gesamten 2. Buch als ersten Te il der Erzählungen sei nes Helden; ihr zweiter Abschnitt, de n das 3. Buch in voller Lange umfa ßt, entspricht schl ießlich de n - sich unmittelbar an den letzten Demodokosgesang ansch ließende n - Apologen des Odysseus. Damit wi rd d ie szenische und slrukturelle Entsprechung zwischen dem lopas-Gesang und dem zweiten Gesang des Demodokos (von Ares und Aphroditc) recht de utlich.« 15 1 Eine Verbi ndung zwischen mythischem Geschehen und aktuellem Bezug zeigt das bei Silius beschriebene Lied des Teuthras (vor Hanni bal in Capua) über die Liebesabenteuer Jupiters, das sodann bis zur mythischen G ründ ung der Stadt Capua ron gefl1hn wird (Si!. 11,288-297).

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Sänger in belehrender Absicht ein Gleichnis vorträgt, wie es beim Lied des Orpheus (A. R. 1,496-511 ) der Fall ist (der allerdings zugl eich das Geschehen für den Leser kommentiert, s. Ne li s [200 11105f.]). Solche Lieder nutzen die Dichter, um di e Handlung unmittelbar voranzutreiben. Der bewußte Einsatz der Gesänge wird dadurch deutlich, daß aus der menschli chen Welt immer nur Ereignisse berichtet werden, von denen mindestens einer der Anwesenden direkt betroffen ist. Dies ist sogar dann der Fall, wenn der Sänger den Zusammenhang anfangs nicht ahnl. I52 Als der phäakische Sänger Demodokos den Streit von Achill und Odysseus besingt (Horn . Od. 8,72-82), kann er noch nicht wissen, daß sich hinter dem fremden Gast der Held se ines Liedes verbirgt. Der Gesang aber rührt Odysseus zu Tränen, bewirkt sc hli eßlich seine Identifikation und treibt so di e Handlung des Epos ein gutes Stück voran . Phemios, der vor den Fre iem die V60T O I der Trojakämpfer besingt, kann den Bezug auf die aktue lle Situation im Haus des verschollenen Odysseus zwar erfassen, provoziert aber dennoch mit dem Auftritt der trauernden Penelope, d ie ein anderes Lied zu bören wünscht, ein Ere ig ni s, das eine unetwartete Folge, die selbstbewußte Äußerung des bi s dahi n so unsic heren Telemach, nach sich zieht ( Horn . Od. J,358 f.). So trägt der Gesang einerse its zur Exposition der Figuren bei und fördert andererse its die Entwicklung Telemachs zur reifen Persönlichkeit, die später in der Lage sein wi rd, den heimkehrenden Odysseus be i se inem Rachefeldzug zu unterstiltzen. lopas' Lied, das den Gang der Ereigni sse nicht unmittelbar fördert, steht durch seinen Kontext, die beiden >trojan ischen Partien< der Tempe lbilder und der Jrrfahrtcrzählung, in ei ner nur für den Leser erkennbaren Parallele zum Lied des De modokos über Ares und Aphrod ite (Horn . Od. 8,266-366, s. Anm . 150), das ebenfall s durch zwei >troj ani sche Partien <, das erste und das dritte Lied des Sängers, gerahmt wi rd . Aus der Figurenperspekt ive hingegen ste llt die Darbietung des Sängers nur einen üblichen Bestandteil eines festli chen Mahl es dar. Musik be im Mahl ist schon bei Ho rner so verbreitet, daß sie zuweilen auch bei Gese ll schaften. die ohne Gäste staufi n-

152 Dieses Phänomen ist bei Homer nicht allein auf die Gesangseinlagen beschrlinkt . Vgl. HÖLSCIIER ( 1939) 65 : » Eine besondere EigentOmlichkeit de r Odyssee [ ... } ist es,

wenn Menschen, o hne daß s ie ahnen können, wen sie vor sich haben. sogleich von dessen Dingen und von dem, was ihn am meisten betriffi, zu reden beginnen .1( Ebd. Besprechung der Beispiele (Me ne laos·Te lemach, Horn. Od . 4.97fT.; Eumaios-Odysseus, Horn . Od. 14,37 fT.; Pe nelope-Odysseus. Horn . Od. 18.251 ff. eie.).

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3.2.1 Das Gllstmahl bei Dido

den, eingehalten, und gelegentl ich auch in sehr kurzen Erwähnungen eines Mahl s eigens genannt wird. 153 Die wichtigste und natürlichste Beschäfti gung aber, der sich die Gese llschaft nach beendetem Mahl widmet, ist das Gespräch, das - im Gegensatz zum Auftritt des Sängers - nur unter besonderen Umständen fehlt (s. o. S. 92f.). In homeri schen Gastmahl szenen ist es üblich, einen Ankömmmling erst dann nach seiner Person zu befragen, wenn er sich mit Speise und Trank gesättigt hat. '54 Weicht ein Gastgeber in lIias und Odyssee von dieser Sitte ab, so gilt dies als grober Regelverstoß, den sich gewöhnlich nur Barbaren, wie der Kyklop, zuschulden kommen lassen. Eine Ausnahme bildet Alkinoos, der, noch bevor Odysseus sein Mahl beendet hat, Mutmaßungen über seine Identität anstellt (Horn . Od. 7, 189-206) und von ihm vertröstet wird (Horn . Od. 7,215: aAA' EilE IlEV ooplTiioOl EooaTE). Man hat die ungewöhnlichen Überlegungen des Köni gs als Reaktion auf das plötzliche Erschei nen des Odysseus gedeutet, der dank der verhüllenden Wolke mitten in den Festsaal ge langt war. 1S5 Bei Dido liegen die Dinge anders. Di e Schiffbrüchi gen haben schon vorher, al s sie um Hilfe flehten, ihre Identität preisgegeben (V. 1,524) und die Köni gin dazu veranlaßt, sie freudig aufzunehmen. Die Identifik ation eines Fremden vor dem Mahl ist eine Eigenart nachhomeri sc her Bew irtungsszenen. In der Odyssee dagegen erfolgt sie erst nach der Bekösti gung, so wie es auch in der lI ias die - nicht al s selbständi ge Gastmahl szene gesta ltete Begegnung zw ischen Bellerophon und dem Köni g von Lyk ien vorausl56 setzt. Di e fomlVo llendete Gastfreundschaft Oidos erweist sich darin , daß sie ni cht nur ein Fest zu Ehren der Fremden ausri chtet, sondern ihre Neugier auf nähere Einzelheiten so lange bezä hmt, bis alle gegessen und getrunken

153 Vgl. die Aussage des Odysseus Ober das ohne Gäste stattfindende Gelage der Freier: cp6Pj.lty~ / ~mJE I. ~ \I apa SatTI 6EOI Tl"oillCO\l ETO(pO\l (Hom . Od. 17.270r. ). 154 S. Tclemachs Versicherung. er werde seinen Gast AthenelMentes erst nach dem Mahl befragen. Horn. Od . 1, I23f. Dazu REECE ( 1993) 54. Zu der Erwähnung d ieser Sitte in der Bcllerophongeschichle der Ilias s. S. 292 mit Anmerkung 163 . 155 So MATTES ( 1958) 147-1 49.Vgl. aber ROSE ( 1%9) 397, der die Ursache in Al ki· noos' >,ineplitude as aleader [... 1and ignorance of protocol\(( sicht. Die Frage ist mit dem vieldiskutierten Problem des Schweigens der Arete verbunden, s. dazu unten S. 4()()f. mit Anmerkung 16. 156 Belege innerhalb von Gastmahlszenen fehle n in der Il ias, weil dort stets einander bekannte Personen zusammentreffen, die nicht eigens identifiziert werden müssen .

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haben . Dann aber verbringt sie die Nacht in langem und wechse lvoll em Gespräch mi t Aeneas (Verg. Aen. 1,748 f. ). Den Inhall der Unterhaltungen hat Vergil unterschiedlich gewichtet. In ind irekter Rede gibt er die Fragen Didos nach Einzelheiten der Kampfhand lungen um Troj a wieder, jenen Abschnitt der Vorgeschi chte also, der dem Leser aus der I1ias vertraut ist. Herausragende Gesta lten und Ereignisse, w ie Priamus, Hektor, AchilI und die Ari sti e des Diomedes werden kurz in Erinnerung gerufen, ohne daß jeweil s die A ntwort des Aeneas hinzugesetzt würde. 157 Damit erken nt Vergi l di e Autorität der llias an. Statt se inen Helden die dort erzählten Ereignisse noch einmal aus eigener Perspektive berichten zu lassen, verweist er den Leser an Homer, als dessen Fortsetzer er auftritt: Erst als Dido sich nac h Ere ignissen erkundigt, di e ni cht mehr von de r lIi as abgedeck t werden, antwortet Aeneas in einer ausführ lichen Ich- Erzählung, di e bei der Eroberung Trojas beginnt und mit dem Tod des Anchi scs auf Sizi lien endet. Der A nsc hluß an d ie Gegenwart des Erzählers wird mi t einer knappen Bemerkung hergestellt (Verg. Aen. 3,7 15: hinc me digressuffi veslris deus appulil or;s), aber nicht mehr im Einzelnen geschi ldert, da der Leser d ie Ereigni sse am Strand von Libyen bereits kennt. Auch hier ze igt sich, daß Vergil sich bei der Darstellung der Erzählungen primär am Wissenstand des Lesers, ni cht an dem der Figuren orientiert. Über den genauen Ab lauf des Seesturms und die Ereigni sse in Libyen vor ihrer Begegnung mit Aencas wird Dido nicht ausdrücklich informi ert . In der Pri märq uell e, den Apo logoi des Odysseus auf Scheria, kommt dagegen auch sei ne Begegnung mi t Nausikaa, die der Leser bereits kenn t, ausflih rlich zur Sprache. Solche Wiederholunge n, auch wörtl icher Art, si nd be i Homer nicht se lten (ma n denke an d ie Botenszenen. in denen zuerst der Au ft rag erteilt und sodann d ie Nachricht vom Boten noch einmal wört lich wiedergegeben wi rd). Der Dichter trägt damit den Erfo rderni ssen ei nes mü ndlichen Vortrags Rechnung, in dessen Verl auf der Hörer immer w ieder orientiert und an vorangegangene Ereignisse eri nnert werden mu ß, da er sie nicht nachsc hlagen kann. Demgegenü ber kann sich Vergi l, wie schon Apo lIonios, eine konzisere Darstellung erlauben, durch die wicht ige Punkte hervorgehoben werden . m Die A rt der Präsentation wahrt aber
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3.2.1 Das Gastmahl bei Dido

der Phäaken). Thema der Ich-Erzählung sind in beiden Fällen die Irrfahrten des Helden, also ein Teil der Vorgeschichte, die nun aus der Figurenperspektive rekapituliert wird. Die Homerimitation zeigt sich auch in der ungewöhn lichen Länge der Erzählung, die mehrere BUcher um faßt. Bei anderen Gastmählern überschreitet die Konversation die Buchgrenze nie, auch ist nirgends eine so deutliche Dominanz des Haupthelden festzustellen. Der Grund liegt darin, daß nirgends sonst ein so umfangreiches Stück der Haupthandlung nachgetragen werden muß. Der Leser der Argonautika hat die Expedition bis zur Ankunft in Kolchis sowie das Schicksal der Phrixossöhne chronologisch verfolgt, so daß eine kurze Rekapitulation der Ereignisse, wie sie Argos dem Aietes liefert, vo llkommen ausreicht - zumal die Nachkommen des Phrixos nicht zum engeren Kreis der Helden gehören . Das Publikum der Telemachie ist über die Ereignisse in Ithaka und die Hintergründe von Telemachs Erkundungsfahrt informiert, so daß sich die Gespräche mit Nestor (Horn. Od. 3,69-329) und Menel.os ( Horn . Od. 4,68295, 31 1 und 620) ganz auf den Zweck der Reise - die Suche nach Odysseus - konzentrieren können. Ähn lich verhält es sich in der späteren Epik mit den Tiscbgesprächen in der Kleopatra- und der Hannibalszene. Die punktuelle Art der Darstellung, die nur wichtige Details herausgre ift, tritt auch am Ende des Banketts hervor. Mahlbeschreibungen finden stets gemessen an der Gesamtlänge der Schilderung - ein abruptes Ende , auch wenn es nicht immer so knapp ausfliHt wie beim Gastmah l der Dido. Vergil begnügt sich mit einem einzigen Vers (V . 3,7 18: cOIJliclIiltandem !acloqlle Mc fine quievir), der nicht die eigent liche Aufhebung der Tafel beschreibt, sondern nur dadurch, daß er die Begriffe von »Verstummen«, ))Ende«, und ))Ruhe« (colllicui/,/acio fille, quievit) verbindet, den Absch luß des Mahls ankündigt. Die Art der Darstellung ist auffä llig, da ein abendl iches Gastmah l gewöhn li ch mit der Bereitung eines Nachtlagers rur den Fremden endet (S. zu den Ausnahmen o. S. 102f.). Aufdieses Detail verwendet besonders Horner vie l Aufmerksamkeit, illustriert es doch anschauli ch die Fürsorge des Gastgebers. 159 Vergil se lbst hält sich - in deutlich erkennbarer An lehnung an das homerische Vorbi ld - beim Gastmahl des Euander an diese Rege l und sc hilden in drei Versen die Lage und Ausstattung des rur Aeneas hergeri chteten Bettes. (V. 8,366-368: angusli sub/er fasligia /ecti I ingenlem Ae159 REECE zu ( 1993) 172 zu Homcr: »The provision ofa bed (... ] is an indispensable element of a hospita1ity scene [... J; its preparation is usually dcscribed in great detni l.l(

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neon duxil slratisque focavit l eJlu ftwn fO/fis et pelle Libystidis IIrsae). Auch

in anderen Epen endet ein abend liches Mahl in der Regel damit, daß die Teitnehmer sich zum Schlafen niederlegen, wobei sich der Dichter oftmals mit einem kur.len Hinweis begnügt. l60 Das Element fehlt hingegen schon bei Homer regelmäßig in Fällen, in denen sich die Dichter unmittelbar einern Parallel schauplatz zuwenden. Dasselbe gilt rur die späteren Epiker wie Lukan (V. IO,332f.) und Silius hali eus (V. 11 ,368-372), die am Ende der Mahlbesehreibung ohne Überleitung zu den Umtrieben des Pothinus, bzw. zu den Ereignissen in Karthago umschalten. 161 Das Fehlen eines Abschlußverses erfiillt dort die Funktion, die Gleichzeitigkeit der Ereignisse zu verdeutlichen. Ferner fä llt di e Bereitung des Nachtlagers in Szenen aus, in denen das Mahl nur den Auftakt für einen längeren Aufenthalt bildet und beispielhaft die Gastfreundschaft des Wirtes verdeutli chen so ll. In diesem Fall wird durch das Fehlen des Ruhepunkts die exemplarische Funktion der Bewirtung fUr die fo lgenden Ereigni sse betont, mit denen sie eng verknüpft ist. ]62 Ein innerer Zusammenhang zwischen dem Fest und der folgenden Szene ist bei Vergi l zweifellos gegeben, doch handelt es sich nicht einfach um eine Fortetzung des hannoni schen Zusammenseins wie Z. B. beim Aufenthalt bei Helenus (Verg. Aen. 3,356: iamqlle dies a/terqlle dies proeessit...). Das Gastmahl bildet vie lmehr den Ausgangspunkt rur Didos unglückliche Liebe zu Aeneas, die ihr in der folgenden Nacht den Schlaf raubt (V. 4,1-5: AI regina [ ... ] vu fnlls oUt [... ] /lee placidam membris dal euro quielem) und später zu größerem Unglück führen wird. Der Bruch zwischen beiden Szenen zeigt sich sc hon in dem pointiert an den Vers- und Buchanfang gestellten 0 1 (V. 4,1 ). Nach dem ruhi gen Ausklang von Mah l und Unterhaltung (V. 3,7 18: qllievil), bei der Aeneas und indirekt auch seine Zuhörer im Mittelpunkt standen (V. 3,7 15: hine me digressllm ves/ris deus appufit oris), 160 Vgl. z.B. Val. Flac. 1,294-296: posiliqlle quielis I comicuere loris, sofus quib/ls ordine jllsis I impaliens somni duc/or maneI. 16 1 Zu der sog. ))offenen(( Szene vgl. FR1 EDR1CIl ( 1975) 29-36 und HOl.SCHER ( 1939) 42f. Die hier vorgebrachten ü berlegungen bezichen sich auf Gasonahlszenen im eingangs definierten Sinn . S. o. S. 16fT. Bei kUI7..en Erwähnungen von Mahlzeiten hingegen, bei denen nur einzelne typische Delails genannt werden, kann das Nachtlager, ebenso wie der Sänger oder das Auftreten der Diener, auch aus Grfinden der Erzählökonomie ausfallen, vgl. das erste Mahl der Argonauten bei Kyzi kos (A. R. 1.978-984), wo die Bewirtung nur mit einem Satz (A. R. 1,979: Toi') IJho Soh' o htYVVE) angedeutet und von den typischen Elementen nur die Unterhaltung (A. R. 1,980-984) genannt wi rd. 162 Vgl. A. R.: 1,86 If. (Argonauten auf Lemnos): 'AiJßOhiJ1 S' Ei') niJOp od t~ niJOTOS nEV / VOVTIAiIlS.

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3.2. 1 Das Gastmahl bei Dido

wendet sich der Dichter. ohne in der Erzählung einen Ruhepunkt zu schaffen, a llein Dido zu, die nach einer sch lanosen Nacht Rat bei ihrer Schwester Anna sucht. Dieser Kunstgriff kommt in den berücksichtigten Gastmahlszenen bei Homer und Apollonios nicht vor, wird aber in späterer Zeit von Statius und Valerius Flaccus aufgegriffen. 16) Sie nillt um so mehr ins Auge, als einerseits die Kontrastwirkung darin liegt, daß Aeneas ruht, während Dido keine Entspannung finden kann , andererseits aber das typische Element des Nachtlagers, das inhaltlich im Mittelpunkt steht, auf darstellerischer Ebene so weit wie möglich zurückgedrängt wird. Von der sorgfaltigen Bereitung des Bettes oder dem Schlummer des Gastes ist keine Rede. Einzig das Verb quievit läßt den konventionellen Schluß einer Gastmahlszene anklingen. Vergi l mi scht hier zwei Darstellungsweisen. Einerseits betont er die Kontinuität des Aufenthalts, indem er die Berei tung des Lagers nicht eigens sc hildert, andererseits hebt er den Bruch zwischen den Ereignissen hervor, indem er die Nachtruhe wenigstens anklingen läßt (und die folgende Szene mit at beginnt). Damit führt er die Tendenz zum Unbestimmten, die die ganze Szene durchzieht, konseq uent zu Ende. Für die Herrichtung eines Bettes bei Horner ist es charakterist isch, daß die Position des Lagers für den Fremden angegeben und von dem des Gastgebers getrennt wird. Priamus schläft im Vorraum von Achill s Zelt (Horn. 11. 24,673f.), und Telemach ruht bei Mene laos in der Vorhalle, ga nz ähnlich wie auch Odysseus bei seinem Besuch auf Scheria. Die Gastgeber dagegen schlafen im Innersten ihrer Behausung an der Seite ihrer Frauen (Achi lI und Briseis, Horn. 11. 24,675f.; Nestor und seine Frau, Horn. Od. 3,397-403; Menelaos und Helena, Horn. Od. 4,3 04f.; Alkinoos und Arete, Hom. Od. 7,346f.). Zuweilen können dem Standort und der Beschaffenheit des Bettes auch eine besondere Bedeutung zukommen, wie sich - außerhalb einer geschlossenen Gastmahlszene - z.B. nach der Heimkehr des Odysseus zeigt. Zunächst schläft er außerha lb des Hauses bei Eumaios, dann in der Vorhalle, l64 und sch ließ lich wi ll Pene lope den Fremden ausdrück li ch )}im Haus« 163 Stat. Ach. 1, 195-200 (Thetis kann bei ihrem Besuch in Chirons Höhle aus Sorge um Achill nicht schlafen); Stal. Ach. 1.8 16-818 (Odysscus wird am I-I ofdes Lycomedes die Nacht lang). Val. Flac. 1,294-299 (während alle anderen schlafen. richtet Jason beruhigende Worte an Aeson und Alkimedes. Die darauf folgende allgemeine Nachtruhe wird hier zusätzl ich durch ein Traumbi ld Jasons überspielt, Val. Flac. 1,300-307). Eine Traumerscheinung flUh auch die Phase des Schlafs beim Besuch der Anna in Latium (SiI. 8, 164-1 84). Solche Traumgesichte haben Vorläufer bei Homer. s.o. S. 104. 164 Vgl. auch die Weigerung des ,Bettlers( Odysseus. das prächtig ausgestattete lager anzunehmen. das Penelope ihm zugedacht hat, Horn. Od. 20,139-143.

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(Ho rn . Od. 19,598 f. Tw5' evi OiK~ ) selbst ruhen lassen, ei ne Geste, die zwa r fre undliche Ges innung, aber zugleich auch Zurückhaltung ausdrOc kt. 165 Dies ändert sich erst, als sie den Fremden im Zuge der n Eipa, bei de r die Positi on und die Eigenscha ften des Ehebettes eine entscheidende Roll e spi elen, als ihren rechtmäßi gen Mann anerkannt hat. An diese m Abend legt sich das wiedervereinte Paar, wie der Di chter ausdrücklich hervorhebt, auf se inem angestammten Lager zur Ruhe: Die Irrfa hrten des Odysseus sind damit vorüber. Vergil dagegen gibt ni cht an, wo und wie die Gäste schlafen - e in signifik anter Unterschied z. 8. zum Gastmahl bei Euander (Verg. Aen. 8,366-368). Wie die Präsentation der Szene zeigt, be fin det sich di e Beziehung von Dido und Aeneas noc h in der Schwebe, und indem der Dichter das Element Nachtlager abwandelt und verkürzt, gelingt es ihm, diese Spannung aufrecht zu erhalten. Erst im vierten Buch, bei der von bösen Vorzeichen überschattcten )Hochzeit < in der Grotte , wird sich das Verhältni s der be iden Figuren entscheiden, dessen kUnftige Entw icklung der Leser bisher nur aufgrund von Vorausdcutungen erahnen kann.

Zusammenfassung Das Gastmahl bei Dido sti mmt in den me isten Detail s und deren Anordnung mit dem aus 40 Szenen abstrahierten Schema Uberein. Eine Besonderheit bildet die Trennung der Begrüßung vom eigent lichen Mahl durch eine Götterszene (das Gespräch zwischen Venus und Cupido, Verg. Aen. 1,657688). Diese, im Rahmen der epi schen Gastmah lszenen si ngul äre Anordnung cnnöglicht es dem Dichter, ei ne zwe ite Ankunft (die des Cupido) ei nzusc hieben und so das Geschehen aus der trad itionellen Pcrspekti ve ei nes Ankömm lings zu schildern, obwohl sich der Protagon ist Aeneas schon längst im Palast der Dido au fh ält. Eine Eigenheit ist fe rner die Erwähnung von HandtOchern (manle/ia , Verg. Aen. 1,702), die, wie ein Vergleich mit georg. 4,377 zeigt, der Szene afrikanisch/karthagisches Lokal kolorit verlei ht. Spätere Dichter haben das Detail daher nicht Ubernommen, bemühen sich aber, in Vergil s Nachfo lge jeweil s landestypi sc he Ei nzel he iten in ihre Erzählung zu integrieren. Dieses Bestreben läßt sich auch bei m Gastmahl von Caesar und Kleopatra im zehn ten Buch von Lucans Pharsa lia nachweisen, bei dem die Vergil imitation besonders kl ar erkennbar ist. Di e Szene

165 Vgl auch d ie , Prüfung( des Odysseus durch Penclope nach dem Freiennord, Horn.

Od . 23. 178f.

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3.2.2 Das Gasunahl bei Kleopalra

wird daher im folgenden als zweites Beispiel rur eine Bewirtung bei einem ~~wohlhabenden Gastgebem besprochen.

3.2.2 Das Gastmahl bei K/eopatra (Lucall. /0. /07-333) Im zehnten Buch der Pharsalia beschreibt Lukan ein Festmahl, mit dem Kleopatra ihrem Verbündeten Caesar Dank rur die Wiedergewinnung des ägyptischen Throns abstattet. Caesar hatte die Königin zuvor mit ihrem Bruder und Rivalen versöhnt und dessen Ratgeber, den Würdenträger Pothinus, vorübergehend ausgeschaltet. Am Abend nach dem gelungenen Coup findet sich die Festgesellschaft im Königspalast von Alexandria ein, während Pothinus bereits wieder auf Rache sinnt. FOr das Verständnis der Szenentypik epischer Mähler stellt Lukans Beschreibung ein wichtiges Zeugnis dar: Sein Haupl'vorbild ist, wie häufig festgestellt wurde, die im vorigen Kapitel besprochene Bewirtung des Aeneas durch Dido. l66 Doch obwohl offenkundige Anklänge die Szene wie ein roter Faden durchziehen, trägt sie mit ihrer negativen Charakterisierung von Gast und Gastgeberin einen deutlich anderen Charakter als das vergilische Festmahl und dessen homerische Vorbilder. 167 Mit welchen stilistischen Mitteln gelingt es dem Dichter, das Bild eines typi sch epischen Gastmahls zu evozieren, dabei wiederholt auf eine oder mehrere Vorlagen anzuspie len und trotzdem seiner Darstellung eine ganz eigene Färbung zu verleihen?l68 Der Abschnil/ vor dem eigentlichen Mahl Dem typi schen Beginn eines epischen Gastmahls entsprechend hat sich die Festgesellschaft bereits versammelt, als die Ert.ählung einsetzt. Kleopa-

166 SCHMIDT ( 1986) 190: ~) Bekanntennaßen [ist] die GIISlmahlszene insgesamt an der entsprechenden Szene der Aeneis orientiert.{( GAGLIARDI (1987): I 86f.: »ehe 10 spunto dei lpeZZO( risalga a Virgilio. e cosl pacifico che il fatto veniv8 giä rivelato da uno scolio a Luean. X, 175. ove si paria di aemilialio Vergilii, con chiaro rimando alla pane finale deli libro deU ' Eneide.«. Vgl. ZWIERLEIN ( 1974) 6 1f. und 65; TUCKER (1975); LAUSOERG (1985) 1603. FOr das Scholion s. USENERS Ausgabe (1869) 321 . 167 LAUSBERG ( 1985) 1603: "Eine odysseische Basis im negativen Sinne hat auch Caesars Aufenthalt bei Kleopatra.« GAGLIARDI ( 1987) 187 Anm. 2: "Tutto j'cpisodio ( ... 1 riecheggia antifrasticamentc Virgilio.« THIERFELDER (1935) 14 nennt Lucan " cine Art Gegen-Vergil«(, v. ALBRECliT (1970) 281 f. einen )IUltra-Vcrgil .11 168 Dieses Phänomen. das hier mit Blick auf die Gastmahls7.enen untersucht wird. durchzieht das gesamte Epos. so daß HENDERSON ( 1998) 167 von ~Kle fonn ed epic lopoi( spricht, die die Pharsalia prttgen.

3.2.2 Das Gastmahl bei Kleopatra

179

tra ist dam it beschäftigt, ihren orientali schen Pru nk zu ent fa lten,l69 der sich in der Ausstattung der Räum lichkeiten (Lucan. 10, 11 1-1 26), der Zusammensetzung der Di enerschaft (Lucan. 10, 127- 135) und den dargebotenen Spe isen und kostbaren Salben (Lucan. 10, 155-1 68) äußert. Allerdings fe hlt die sonst rur Bew irtungsszenen charakteri stische Ankunft des Gastes, die eine deutliche Zäsur in der Erzählung markiert. und auf di e, wie wir gesehen haben, selbst Vergi l in Aeneis I nicht verzichten mag, obwohl sieb sein Hauptbeld Aeneas schon längst vor Beginn des Banketts im Palast der Dido aufhält. Di e sieb daraus ergebende Schwierigkeit löst Vergi l elegant durcb die Verdoppelung des Ankunftsmotivs, indern er den verkl eideten Cupido gerade zu Begi nn des Festes ersc he inen läßt. Ein gut markierter Neuein satz ist so gewährleistet. Umgekehrt erreicht Lukan, indem er die Darstellung der Ankunft me idet, gerade eine enge Verbi ndung des Mahl s mit den vorhergehenden Versen, die noch dadurch verstärkt wird, daß es sich um ein durchgehendes SatzgefUge handelt, V. 107f.: Pax ubi porto duci dOllisque ingentibus empta est, I excepere epulae lanlarum gaudia renWl. Nachdem der römi sche Feldherr, d urch Kleopatras Verfii hrungskün ste auf ihre Se ite gezogen,no den Bruder der Kö nigin durch große Geschenke versöhnt und Frieden unter den Geschw istern geschaffen hat, beginnt sogleich das Mahl. Lukan suggeriert auf diese Weise einen inneren Zusammenhang zwischen beiden Vorgängen: Es hande lt sich um e in Festgelage zur Feier der wiedergewonnenen Macht, bei dem Caesar die Roll e des Ehrengastes einnimm t. Dies entspricht der typ ischen Bew irtungsszene, bei der dem Fremden jeweils eine bevorzugte Stell ung zukommt. Obwohl abweichend vom Schema ke ine Figur den Rau m betritt , fä hrt der Di chter nach den ein leitenden Versen, die das gerade beginnende Mahl anzeigen, in trad it ioneller Weise mit der Ekphrasis der Räum lichkeiten fort, die sonst immer aus der Perspektive des Ankömm lings - gelegentlich mit auktorialen Bemerkungen ve rmi scht - geschildert werden. Die Wahl dieses point ojview verl eiht der Figur des Gastes besonderes Gew icht. Wie im vorigen Kapi tel gezeigt, handelt es sich dabei um die Hauptpersonen des Epos (Odysseus, Jason, Aeneas) oder eines Erzählabschnitts (z.8. Telemach in der Te lemachie), das heißt zugleich: um Figuren, die nicht erst beim Mahl 169 V. 10.108- 11 0 : Excepere eplilae /(Il/ fan/m gal/dia ren/m. 1 explicuitqlle SI/OS ma-

gllo Cleopalrll lI/mI/lW I tJondum IransIalos Romolla ill soecufal/lxus. I 70 V . 104- 106: Nequiql/am dllras 'emp'as.fel Caesor;s aures: I Vo/ws adest preciblls, jaciesqlle incesta peroral. I Exigit ;nf mulam CQrmpIQ ;lIdice /lQCtem.

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3.2.2 Das Gastmahl

bei

Kk'Opatl1l

in Erscheinung treten , sondern deren Vorgeschichte, augenbli ckliche Situa· tion und Weg zum Gastgeber der Dichter schon mehr oder weniger ausfUhrlich dargestellt hat. Die Schilderung des Gebäudes aus der Perspektive des Ankömm lings, die gleichzeitig als Indiz fur das besondere Interesse des Dichters an der Figur gelten kann, ergibt sich in diesen Fällen zwanglos aus dem Zusammenhang. Wie stellt sich nun die Ekphrasi s bei Lukan dar, der auf die Ankunftsszene verzichtet? Die Struktur der Raumbeschreibung (Lucan. 10, 111- 126) wei st eine typi sche Zweiteilung auf, bei der zunächst die großen Gebäudeteile und allgemeinen Gestaltungsprinzipien (Lucan. 10, 111 -121), anschließend die Einrichtungsgegenstände (Lucan. 10, 122- 126) vorgefuhrt werden. Dabei bleibt die Ekphrasis wie in den übrigen epischen Gebäudebeschreibungen auf Gegenstände beschränkt, die die Festgesellschaft wahrnehmen kann ; es liegt also prinzipiell die Figurenperspektive, oder - in der Tenninologie l7I STANZELS - ei ne personale Erzäh lsituation vor. Der Eindruck, den der Palast auf den Betrachter ausübt, faßt der Dichter gle ich in den ersten beiden Versen der Ekphrasis in einem Vergleich zusammen, V. Illf. : Ipse {oells templi [.. .] ins/ar erat. Aufgrund der negati ven Wertung, die das Bild erfahrt (V. 1\1 f. /empli, quod vix corruplior oe/os I ex/mal) , können Kleopatra und die Ihren als Betrachter ausgeschlossen werden. Um wessen Perspekti ve aber handelt es sich in diesem Abschnitt? Das Verständni s des Relativsatzes [tempi11m] quod vix corrllplior aew s I exslrual ist seil Jahrhunderten umstrilten. Schwierigkeiten entstehen hauptsäch lich aus der (einhei tl ich überlieferten) Wendung cOl'ruplior ae/as und damit verbunden aus den verschiedenen Lesarten des Verbs. Für exslrual CF) bieten ZV exSlruel , MGU haben e:wruir. Die Lesart exslruel ließe den Satz als eine auf die Zukunft gerichtete Aussage erscheinen ; die Übersetzung müßte lauten: »Der On se lbst glich einem Tempel , wie ihn eine verdorbenere Epoche kaum errichten wird.« Der potentiale Konjunktiv exslruat, den die meisten Herausgeber in den Text genommen haben , kann zwar sowoh l auf die Gegenwart der Figuren wie auf eine zukünftige Epoche bezogen werden , wird aber von den Übersetzern mei st nur im zweiten Sinne gedeutet, vgl. CANALI ( 1997): »11 luogo era simile a un tempio, che a stcnto un 'etä piü corroua sarebbe costruire(( ; EHLERS ( 1973): »Schon der Raum gli ch ei171 STANZEL (199312) 17. Nach der von DE JONG (1989) 37 favori sicncn Eintcilung handclt cs sich um einen )>complcx narrator-tcxt (embedded foca lization): The ex ternal narralor-focalizer embcds in his narrator-text the focalization of one of the characters. who, thus, fu nctions 3S an internal secondary focalizer.((

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n em Tempel, wie ihn frei lich selbst eine noch tiefer verdorbene Epoche kaum er· r ichten

w(jrde .~~

Nach dieser Interpretation diente der Relativsatz dazu, der von

a ll gemeinem Sitten verfall gekennzeichneten Epoche der Klcopatra ein künftiges, n och dekadenteres Zeitalter gegenüberzustellen - ein Zeitalter, das mehrfach mit der Herrschaft Neros identifiziert wurde. So konnte die Stelte sogar als Beleg rur Lukans regimekritisehe Haltung herangezogen werden (s.u. Anm. 174). Diese Deutung ist nicht nur deshalb unbefriedigend, wei l die Ära der Bürgerkriege, die Lukan gerade als besonders dunkle Epoche der römi schen Geschichte beschreibt, auf d iese Weise eine g leichsam mildere Bewertung erflihre. 172 sondern vor allem, weil der Text keinen konkreten Hinweis aufNe ro liefen. Diese Schwierigkeiten werden beseitigt, wenn man den Konjunktiv als Even· tual is o hne enge zeitliche Festlegung auffaßt. Der Komparativ corroplior wäre dann a ls verstärkter Positiv zu verstehen , eine in Prosa und Dichtung überaus g äng ige Bedeutung (Vgl. KS 11 175 Anm. 19). Diese Lösung wi rd bereits in den

adnotaliones des Wallersteinensi s I 2 ( 11./12. Jh .) und Vossianus XIXf. 63 ( 10. Jh.) vorgeschlagen (»TEMPLI QUOD VIX CORRUPTIOR AETAS E. id est eum magna luxuria est, tale templum non potest fabri cari ~~) und von HOUSMAN ( 1926) ad loc. akzeptiert : )~orroptior, ab integritate vergens, non amplius incorrupta«. Der Satz hieße demnach: »Der On selbst g lich ei nem Tempel , den eine ziemlich verdorbene Epoche kaum errichten dürne . l~ Eine ähnliche Aussage enth ie lte die Lesart e:rslmit. Allerdings würde durch die Verwendung des Indikativs die in vix liegende Zurückhaltung gle ich w ieder relativiert, weshalb sie zu recht von den Herausgebern zurückgewiesen wurde.

172 Krit ik an seiner eigenen Zeit seheint Lukan eher indirekt dadu rch zu üben, daß er d ie Bürgerkriege, die schließlich Caesar und seinen Nachfo lgern zur Macht verhalfen. negat iv schildert. Die kaiserliche Macht steht also von Anfang an unter dunklen Vorzeichen. Gerade deshalb darf die fin stere Atmosphare dieser Zeit nicht gemi lden werden. Vgl. LEBEK (1976) 166 zu dem ähnlich gelagerten Problem der ersten drei Bücher und der Bedeutung der Caesargestalt, die mehrfach (vgl. PFLrGGERSI>ORfER {1959] bcs. 346. vo rsichtiger LAUSßERG ( 1985] 1604 Anm. 10) auf Ncro bezogen wurde : " Die Dine ren· ziert heit. mit der Caesars Schuld abgeschwacht wird. [ware] ei ne dcnkbar ungeeignete Art der Anspielung auf GegenwansvcrhltltnisscII. In j üngerer Zei t kommt HOLMES (1999) 8 1 in einer Analyse des Pharsa lia-Proocms zu dem Schluß. Lukan habe zwar das Kaisertum al s Staatsform mißbi lligt . sei aber von Nero als Person bt..-cindruc kt gewesen. "Nothing but prior expcctation prcvents a reader from understanding , I admire Nero. but think we must be rid of Caesars.((( Diese ambi valente Haltung kö nne d ie o ft festgestel lten WidersprUche zwischen dem enkomiast ischen Nero-Anruf zu Beginn der Pharsalia und ihrer antikaiserlichen Tendenz erklären. Wie er jedoch selbst einrflumt (S. 75). handelt es sich bei der Frage. ob der Anruf Neros iron isch zu verstehen sei. um "a quest ion on which it sccrns unJ ikel y that a scho Jarl y consensus will be rcac hed.((

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3.2.2 Das Gastmahl bei Kh.'Opatra

Dafür, daß cormplior hier tatsächlich auch die Gegenwan der Figuren und ni cht in erster Linie die des Dichters bezeichnet, spricht überdies, daß das Adjektiv von Lukan sonst eindeutig zur Qualifizierung der Bürgerkriegsepoche und ih-

rer Erscheinungen verwandt wird. Im zweiten Buch (V . 2,256f.) fragt Brutus den

sinenstrengen Calo: quid 101durare per allllOS I profiliI ;nmllnem corrupti moriblls aevi? Die latini schen Hilfstruppen werden ein mal (V. 10,404), ebenso wie Caesar selbst (V. 10,57) als corn/pli bezeichnet . In der Leichenrede auf Pompcius schließlich ist das Adjektiv wie an unserer Stelle auf Obcnnäßigen Luxus gemünzt, an dem Pompeius trotz seiner Erfolge nie Gefallen gefunden habc (V . 9.201 : casfa domlls ftLTIlqtle earens eorruplaque numquam I forluna domini). Einen Bezug zur Gegenwart des Di chters wei st das Won hingegen nirgends auf. Worin die Funktion des Relativsatzes genau besteht. tritt deutlicher hervor, wenn man ihn probehalber ausläßt. Der verbleibende Hauptsatz (ipse /OCIIS lempli [... ] inslar eral) gibt für sich genommen keinen Aufschluß darüber, ob das Bild positiv oder negativ zu fasse n ist. Wie die bewundernde Äußerung Telemachs Ober den Palast des Menelaos in Hom. Od. 4.74f. einerseits und die Luxuskritik Senecas (ep. 86,6, s. u. Anm. 179) andererseits zeigt. kann der bloße Vergleich zwischen Palast und Gotteshaus in der antiken Literatur sowohl Anerkennung wie Ablehnung bedeuten. Daß Lukan ihn tadelnd verstanden wissen wi ll , zeigt erst die Ergänzung qllod vix corruptior oe/as 1 exsll1w/. Die Funktion des Relativsatzes liegt also nicht darin , ei ne potentiell noch negativere Epoche einzufUhren, sondern den Vergleich mit einem Tempel , der allein auch positiv verstanden werden könnte, als negativen Kommentar zu kennzeichnen . Kritik an prächtig ausgestalteten Tempeln oben römische Schriftsteller oft im Zuge einer nostalgischen Verkl ärung der Frühzeit, in der die Annu! als Kennzeichen ei nes noch unverdorbenen Lebenswandel s erscheint, vgl. Ov. fast. 1.201 f. zu Roms Anfängen: luppifer anglls/a vix (OIllS stabal in aede. 1 inqllc 101';S dexlro ficlile lu/men eral. Je meh r die althergebrachten Wene verfielen, desto stärker hielt nach dieser Auffassung der Luxus Einzug, der den Autoren als Kennzeichen der Dekadenz gilt. Lukan flihn diesen Gedanken bei der Besc hreibung des ehrwürdigen Jupiter-Ammon-Tempcls in Libyen aus: Obwohl der GOIt bei den umliegenden Stämmen als einziger verehrt werde, sei er ann und noch unberOhn von römischem Gold: POl/per ad/me deus esl IIullis vio/ara per aevum I divitiis delubra lenens, monlmque priomm 1 numen Romano templum delel1dil ab aura. (V. 9,519-52 1).173

173 An den übrigen Stellen, an denen der Dichter Hei ligtümer erwähnt. spricht er dagegen von ihrem Schmuck wie von einer selbstverständlichen, nicht negativ gewerteten

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A uch fü r unseren Tempelvergleich, mit dem der Dichter ein ungünstiges Urteil über Kleopatras Luxus nUIt, muß dieser Dekadenzgedanke berücksichtigt werden: Ein goldgesc hmückter Tempel ist tadelnswert, wei l er nicht dem Ideal der e infac hen Frühzeit entspricht. Einem solchen degenerierten Heiligtum g leicht der ä gypti sche Kön igspa last, ja er übertri ffi es noch: Daß in den ältesten Kultstätten kein Sc hmuck zu fi nden war, versteht sich im römischen Denken von allein, aber se lbst e in späteres und damit ))verdorbeneres« Zeita lter als diese frü he Epoche würde beim Tempelbau ke ine solche Pracht entfalten wie Kleopatra in ihrem Festsaal Den implizierten Vergleichspunkt zu dem Komparativ corruplior bi ldet a lso die idealisierte Vergangenhei t, mit deren Genügsam keit verglichen alle späteren Epochen als mehr oder weniger dekadent erscheinen müssen. Da sich nun alle vom Urzustand entfern t haben, ersche int eine Eingrenzung des Begriffs ae/as auf eine einzige geschichtl iche Epoche, z. B. die Regierungszei t Neros, wie sie unter anderem von BRISSET und BASTET rur diese Ste lle angenommen wird,'74 unzulässig. Jede Zei t, die nic ht dem nüchternen Ideal der mores prim'es (V. 9,520) entspricht, muß sich diesen Tadel gefallen lassen - auch die Gegenwart der Figuren selbst. Da mit bi ldet der qllod-Satz nicht nur eine lockere, auf eine feme Zukun ft geric htete Assoziation, sondern e ine konkrete Kritik an der Epoche der Kleopatra, d ie sich, w ie weiter unten geze igt wi rd, nahtlos in den Rahmen der Gastmahlszene einfügt.

Die kurz darauf fo lgende Beschreibung der Dienerschaft und der kostbaren afrikani schen Tische, mit denen der Palast ausgestattet ist, ist dadurch geprägt, daß Personen und Gegenstände ni cht rur sich, sondern stets auf den Tatsache (so z.B. beim Angebot der Einwohner von Mytilene, dem Pompcius göttliche Ehren zu erweisen: diese umfassen l emplorum cu/IIIS aummque deomm [V. 8, 12 1] vgl. v. 8,858) und verurteilt einmal sogar den (wirklichen oder drohenden) Raub des Tempelsch mucks während des Bl1rgerkriegs (vgl. V. 5,305 bei der Darstellung von Caesars frevelhaftem Charakter: 11011 Ulis [sc. militibus J IIrbes spoliolldaque lempla lIegassel oder 3.155-168 (Plündemng des Satumtempcls). Offenbar existieren bei Lukan eine positive und eine negative Einschlitzung zum Tempelschmuck nebeneinander, von denen je nach Kontext die eine oder andere zum Tragen kommt. 174 BRISSET ( 1964) 206: ~) Lucain critique le luxe excessif de Neron, non seulement dans certains vers qui semblent bien rappeier les fCtes de I'empercur (X, v. 111- 126), mais encore dans les attaques de caractere plus general contre le luxe du tcmps.« BASTET (1970) 144 : ~)Je erois pouvoir admcure que le luxe decrit dans le livre 10 ne doit pas etre exclusivement considere du point de vu moralisateur, mais que, dans ces passages, Lucain s'erige en interprtte du mecOntenlement que le mode de vie de Neron [... ] faisaient naltre dans les classes superieures de la societe. La Domus aurea [...] devait en devenir le IC!moin le plus manifeste.(

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römischen Feldherm bezogen erscheinen : Ein Tei l der Sklaven hai so blonde Haare, daß selbst Caesar zugeben müßte, am Rhein ni chts Vergleichbares gesehen zu haben (Lucan. 10, 129- 131 ), und die aus afrikani schem Holz geferti gten Tischplatten sind von solcher Qualität, daß selbst Caesar nach der Kapitulation Jubas keine gleichwertigen in die Hände fielen (Lucan. 10, 144-146). Der ungewöhnliche Vergleic h mit den Erfahrungen des Römers legt die Vennutung nahe, daß dessen Perspekti ve vorherrscht, was gelegentliche auktoriale Einschübe nicht ausschl ießt l75 Da Caesar Staunen und Bewunderung rur die Pracht des Königshauses empfindet, dürfte der oben besprochene Relativsatz, mit dem der Tempel vergleich negati v gewertet wi rd, als solche auktoriale Ste llungnahme aufzufasse n sein. Indem Lukan die Erzählung erst einsetzen läßt, als das Mahl bereits im Gang ist, scham er mit erzähltechni schen Mitte ln eine Nähe zu der vor allem bei Homer häufi gen Ankunft eines Gastes während des Festschmauses. Ähnlich wie Lukan verfa hren auch alle anderen berücksichtigten Epiker (mit Ausnahme C laudi ans), bei denen sich Wirt und Bewirteter meist schon früh er begegnen, so daß eine Ankun ft während des Mahl s hier nicht in Frage kommt. 176 175 Auch SOtMIDT (1986) 192 scheint die Perspektive Caesars vorauszusetzen, äußen sich aber nur vage: ) Daß letztlich das Interesse Lukans dem römischen Feldherm gilt. dies wird nicht erst im Laufe der Schilderung des Gastmahls deutlich, in welcher in zunehmendem Maße sich der Blick des Dichters auf den Römer richtet (... l, um schließlich ganz bei diesem zu verweilen.(! Die Ansicht GAGLIARDIS (1987), Caesar werde auf den Status eines Komparsen reduzien (188 : )ICesare (... ) appare quasi relegato alla pane di comparsa«) scheint mir nicht haltbar. Sie beruht auf der fa lschen Voraussetzung, daß au f die Hauptperson stets auch d ie me isten Verse verwendet würden. Gerade in Pan ien , in denen das Geschehen aus de r Perspektive der Protagonisten betrachtet wird, keh n sich das Verhältnis jedoch um: Beim Gastmahl der Dido im ersten Buch der Aeneis gelten, wie bei Lukan. die meisten beschreibenden Verse der Gastgebcrin (Dido) bzw. ihrem Königshof. ka um einer dem Gast. Dennoch wi rd man Aencas kaum als » K omparscn ~( bezeichnen wollen. Noch deutlicher wird der Sachverhalt beim Besuch des Odysseus bei den Phaaken, dem des Te lemach bei Menelaos und dem Empfang Jasons bei Aietes. In allen drei Fällen wird eine ausftlhrliche Ekphrasis des Palastes aus der Sicht der Gäste geliefen. Legt man GAGLlARDJS Maßstab an, nach dem die ausgedehnte Beschreibu ng des vom Gastgeber zur Schau gestellten Luxus den Ankömmling auf eine Nebenrolle reduzien, so ergäbe sich. daß Odysseus, Telemach und Jason als » Komparsen« anzusehen seien. Dies wird aber keiner der Szenen gerecht. 176 Vgl. A.R. 2.426-428 (Die Boreaden kehren von ihrer Jagd au f die Harpyien zun1ck, als Phineus und die übrigen Argonauten eben speisen; hier hande lt es sich um die zweite Anku nft während einer Mahlszene): Verg. Aen. 1.697-700 (AscaniusiCupido trim ein, a ls Aeneas und Dido sich eben im Festsaal versammel n); Sil. 11,272-274 (Hannibal wi rd auf ein bereitstehendes Lager gebettet, nachdem er die Besicht igung Capuas beendet

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In der Beschreibung selbst dominiert, ebenfalls einer häufigen dichterichen Praxis entsprechend, der optische Eindruck der kostbaren Materialien ( V. 11 3: divitias, aunUlI, V. 115: marmoribus, achates, V. 116: purpureusq ue lapis, V. 117: onyx, Meroitico , V. 119: ebur, V. 120f. : tesllldi"is Indae I tergo, V. 121:zmaragdo, V. 122:gemma. iaspide, V. 123:filco, 125 :ouro, cocco), die hauptsächlich unter dem Aspekt des schimmernden Glanzes betrachtet werden (V . 114: IIitebat; V. 122:fillgel; V. 123 : micant; V. 125 : nitel). Dem persönlichen Stil Lukans entspricht hingegen die häufige Verwendung von Litotes und An tithesen, die besonders in der Beschreibung der einzelnen Bauteile ins Auge fa llt. Nicht mit oberflächlich angebrachten und geschnittenen MamlOr(platten) inkrustiert strahl! das Haus (V. 114f., d .h. der Marmor ist nicht nur Schmuck, sondern » fand solide VerwendUllg« I77), nicht müßig (d.h. o hne stützende Funktion) stehen dort Achat und Porphyr(säuJen) (V . 11 5f.), nicht als Verk leidung der Pfosten dient meroitisches Ebenholz, sondern es ersetzt billige Eiche (V. 117f.), eine S tütze, nichl (nur) Zierde des Hauses (V. 119). 178 Die hochgesteckten Erwartungen des Betrachters werden hier durch die vierfache Vemeinung (IIee ... nOll ... 11011 ... 11011) vorgeflihrt, um sogleich effektvoll von Kleopatras Reichtum in den Schatten gestellt zu werden. Der Prunk der ägyptischen Königin , so wird dem Leser suggeriert, überschreitet alle Grenzen. Der Vorwurr der Maßlosigkeit schwingt auch in dem oben erwähnten Vergleich zwischen Palast und Tempe l mit (Lucan. 10, lll r.: Ipse loells fempli, quod vix cormplior oelos I exstnlOl. inslllr erat: »Der Festsaa l glich einem Tempel, den eine ziem li ch verderbte Epoche kaum errichten dürfte«) . Kostbarkeiten, die eigen tlich ftlr Sakra lbauten angemessen wären, werden von hat); Stat. Theb. 1,5 12-5 15 (T ydeus und Polyneikcs trelTen so kurt nach einem Festmahl ein. daß die AltIlre noch mit Asche bedeckt und die Speisen noch frisch sind); Stat. Ach. 1.120f. (Thctis triff! ein, al s C hiron gerade ein Mahl Hlr Aehill vorbereitet); Val. Flac. 1.250-253 (die schon l!lnger am Strand versammelten Argonauten setzen sieh ohne Vorbereitungen direkt zum Mahl nieder); Val . Flac. 2,340-342 (die Argonauten begeben sich unter der Führung Hypsipyles zum Festplatz. wo die Dienerinnen das Mahl bereiten); Val. Flae. 2.649-654 (Kyzikos. der die Argonauten am Strand erwanet. ö lTnet sein Haus, in dem d ie Diener schon ror das Fest bereitstehen). 177 SCIIMIDT ( 1986) 200f. 178 Diese sogenannten INegationsamithesen(, d.h. ,Klie besondere Akzcnluierung bestimmter Erzahlmomente durch ihre GegenObersteIlung mit dem NichlZUtrelTenden(( (NOWAK 11955)133) bilden bei Lukan ein wichtiges Stilmittel . Eng verwandt ist auch die Paradox ie. \Ion der Lukan in der Pharsalia regen Gebrauch macht, vgl. dazu TUJ ERFELDER ( 1935) 7: I) Die Paradoxie ist in einzigan iger Weise bezeichnend und konstitut iv Lukans Werbt

rur

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Kleopatra ihrem eigenen RepräsentationsbedUrfnis dienstbar gemacht. l79 Diese Einschätzung paßt zu dem Vorwu rf des j uror, den Lukan schon an früherer Stelle indirekt gegen die Königin erhoben hat iSO und den er wenige Verse später zweimal wiederholt (Lucan. IO, 146f.: Pro caeclis er amens I ambitione fu ror; V. 1O,156f.: luxus inan; I ambilionefurens). Der Vergleich eines Festsaals mit der (i m weitesten Sinne) sakralen Sphäre ist zwar kein fester Bestandteil feierli cher Gastmahl szenen. doc h steht das Bild in der antiken Epik auch nicht ganz allein: Te lemach vergleicht, wie oben gezeigt, den Palast des Menelaos voller Staunen mit der Wohnung des Zeus, wi rd dafür jedoch sogleich von se inem Gastgeber zurechtgewiesen. Es sei Frevel, die Bebausung eines Menschen auf eine Stu fe mit der eines Unsterbl ichen zu stell en.181 Gerade dies ist bei Kleopatra der Fall. Zusammen mit dem Gebrauch der Antithesen in einer ansonsten auf traditi onelle Gegenstände gerichteten Ekphrasis bildet der Tempelvergleich ein Beispiel dafilr, wie Autoren konventionelle Elemente so abwandeln können, daß sie der persönlichen Erzählabsicht entsprechen, ohne die Bin· dung an die Vorbilder zu verlieren. Der epischen Ko nvention entspricht die Erwähnung typischer Einrichtungsgegenstände in typischer Anordnung (zunächst das Gebäude se lbst, dann das Mobiliar) und die Hervorhebung wen iger, aber typischer Eigenschaften (optische Wirkung, strahlender Glanz der Ausstattung). Diese Elemente wecken zugleich die Assoziation an die epischen Vo rbilder. 182 Wertende Kommentare und die gehäufte 179 Der Tadel tempelähnlicher Prachtbauten ist in der römischen Literatur auch sonst verbreitet. vgl. Sen. ep. 86.6: POl/per sibi ,'idetl/r oe sordidliS nisi parietes magnis et preliosis orbibus refillsenml. f... ] nis ; Thasius lapis, quo"dam rarum in aliqllo speclllcl/llim lemplo, piscinas flos(ras circllmdedit, ebenso Manil. 5,290-292 . 180 V. 10,60-62 klagt er, Kleopatra habe den fllror der Römer gesteigen , ähnlich wie Helena den von Argos: Qllanllim impulit ArgO$ I lIiocasqlle dan/os f aeie Sparumo nocemi. I flesperios ouxit talllum Cleopalra furores . 18 1 Horn. Od, 4,78f.: T~KVO 'lilA ', TOI ZT')v\ !3POTC:)V OUK clV TIS Epl~OI I lIeaVOTOI yap ToV yE 56lJOI Kai KnllJOT' l OOlV. Die göttliche Sphäre tritt bei de r Ausstallung von Festsälen sonst nur in Fonn von Kunstwerken in Erschei nung, die von den Himmlischen selbst geschaffen wurden, so im Palast des Alkinoos (Horn. Qd. 7.91 94) oder des Aietes (A.R. 3.228-234). Diese Fälle sind jedoch nicht direkt vergleichbar: Die staunenswerten AusstattungsstOcke werden don nicht von Menschen eingesetzt. um den Göttern gleichzukommen, sondern die Götter selbst Oberlassen sie den von ihnen besonders bevorzugten Menschen. Der Schimmer des Göttlichen ist in diesen Fallen also kein Zeichen von Hybris, sondern bekundet gemde die Nllhe der Eigentümer zu den Unsterblichen. 182 In diesem Fall handelt es sich neben der Gastmah lszene aus dem ersten Buch der Aeneis (Verg. Acn. 1.695-3,718: pri",ary source) vor allem um die Ankunft des Odys-

n

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Verwendung von Antithesen, also geschickt gewählten Stil fi guren, verle ihen der Szene hingege n e ine eigene Färbung. Das gleiche Prinzip läßt sich auch bei der Beschreibung der Dienerschaft nachweisen, die bei Lukan unmitte lbar auf die Ekphrasis der Räumli chkeiten folgt (V. I 27-135). Gegenüber dem typischen Schema, nach dem zunächst der Sc hauplatz (E lement lila), dann die Anwesenden (lIlb) und erst anschließend die Dienerschaft (V ll a) dargestellt wird, bedeutet diese Anordnung eine Modifikation, deren Gründe die Interpretation erschli eßen muß . Für sich genommen handelt es sich bei der Darstellung der Diener um ei nes der konstanteren Elemente der berücksichtigten Gastmahl szenen. Die Bediensteten treten, wie am Beispiel Vergils gezeigt, meist in mehreren Gruppen auf, die unterschi edliche Aufgaben erfullen . Zur Beschreibung der Dienerk lassen wählen die lateinischen Dichter kurze Sätze, die durch distributive Ausdrücke wie alU - alU oder pars - pars gegli edert werden , wobei die knappen Formulierungen den Eindruck emsiger Geschäftigkeit erhöhen. 183 Von den typischen Eigenschaften dieses Elements hat Lukan sowohl di e Auftei lung der Dienerschaft in mehrere Gruppen, als auch die knappen Formul ierungen und die Verknüpfung durch hos - alios, pars - pars übernommen. Trotz dieser äußeren Reminiszenzen we icht di e Darste llung inhaltli ch jedoch von allen untersuchten Mahl szenen ab: Die verschi edenen Klassen von Dienern unterscheiden sich nämlich nicht durch ihre spezie ll en Aufgaben, sondern aussch ließlich durch ihre äußere Erscheinung: Weibliche und männliche Sk laven , schwarze und weiße, alte und junge, dunkelhaarige und blonde, sow ie junge und ältere Eunuchen stehen sich gegenüber (V. 127-135). Keiner dieser Klassen ist eine bestim mte Aufgabe zugewiesen, so daß sie im Vergleich mit der eifrig beschänigen Dienerschaft seus bei den Phaaken (Hom. Od. 7,8 1-347) und die des Jason bei Aictes in der Version des Apollonios Rhodios (A. R. 3,2 10-442). Zusammen mit der hier besprochenen Mahlbeschreibung bilden d iese drei Szenen nufgrund ihrer zahlreichen intertextuellen Bezüge ei ne eng zusammengehörige Gruppe und zugleich einen Traditionsstrang, der auf nndere Epiker ei ne nicht zu unterschätzende Wirkung ausgeObt hat (vgL das Siegesmahl des Hannibal in Capua, Si l. 11 ,259-368; die Bewirtung des Tydeus und Polyneikes bei Adrast, Stat. 1,386-720 und des Jason bei Aietes, Val. Fine. 5.558-6 17). 183 Bei Homcr kann die Darstellung dcr einzelnen Gruppen dagegen unterschiedliche Fonnen annehmen. Eine Abgrenzung du rch distributive Ausdrucke erscheint nur zweimal (Athene bei Telemach, Horn. Od. 1,109-112: dort verbunde n mit der Gruppenbezeichnung ICnpVICES, und Odysseus bei Kirke, Horn. Od. 10,352-359: Dienerinnen der Kirke bei der Bewirtung des Odysseus, nachdem d ie Zauberkünste der Kirke wirkungslos geblicben sind).

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3.2.2 Das Gastmahl bei Klcopatra

in den übrigen Mahl szenen stati sch wirken . Aus diesem Grund kann Lukan ihre Darstellung sinnvo ll an die Ekphrasis der Räumlichkeiten anschließen : Die Sklaven werden lediglich als dekoratives Element eingeführt, und in dem exoti schen optischen Reiz liegt ihre Hauptfunktion und der wichtigste Unterschied zu anderen Gastmah lszenen. l84 Die Dekadenz der Kl eopatra, die sich, im Gegensatz zu allen epischen Vorläufern, nicht scheut, das Hauspersonal zu Ornamenten zu degradieren, wird so augen fällig. ISS Die Arbeitsweise des Dichters läßt sich in diesem Fa ll fo lgendermaßen zusammenfassen: Auffällige strukturelle Eigenschaften eines Elements werden übernommen und ermöglichen dem episch geschulten Leser die Assoziation mit einem oder mehreren epischen Vorbildern . Inhaltliche Abweichungen hingegen tragen der spezifischen Erzählsituation Rechnung. 186 Erst die Verbindung von traditioneller Form und modifiziertem Inhalt bewirkt den (von Lukan offenbar angestrebten) Kontrast zu den epischen Vorgängern und damit zugleich eine Aneignung (appropriation, HINDS [1998] 142) der überlieferten Stoffe. An die Stelle emsiger Geschäftigkeit zu Ehren des Fremden, wie sie sonst bei Gastmäh lern üblich ist, tritt bei Kleopatra vordergründiger Prunk. So liefert Lukan einen deutlichen Hinweis darauf, wie er die folgende Bewirtung Caesars verstanden wissen wi ll , ohne seine Einschätzung expressis verbis deutlich machen zu müssen. Diese Erzäh ltechnik setzt eine enge Vertrautheit des Lesers mit den epischen Gepflogenheiten voraus. Unmittelbar an die Beschreibung des Palastes, in die Lukan auch die Darste llung der Dienerschaft einbezieht, schließt sich di e Erwähnung der 184 Es ist bezeichnend, daß der Dichter bei de r Schilderung der konkreten Mahl vorbereitungen - sonst der klassische On filr d ie Darstellung des Gesindes - die Diener vollkommen zurückdrängt, indem er ein unbestimmtes Subjekt wählt oder die Trinkgefäße personifiziert: "Sie( legen die Tisehplauen auf d ie Elfenbeinfllße (V. I44f), ))sie(( flIl len die Speisen in Goldgefliße (Lucan. 10,15 5), lIder Kristall(( re icht das Wasser zum Waschen der Hände (V. I 59f), I,d ie Edelsteinbechenc nehmen den ungemischten Wein auf (Lucan. 10, I60f). GAGLIARDI ( 1987) 190 dagegen verweist nur auf die im Vergleich zu Aeneis I erhöhte Zahl der Sklaven: (» I 250 ministri ehe servivano il pranzo d i Dido ne. diventano un ' infinit3 di ancel1e ed un lntero popolo di servi [ ... ) d iversi per colore e per e ta. di varie razzc e d i varia condizione( ), vergißt aber zu erwähnen, daß die erwähnten Diener gar keine Dienstleistungen mehr auszufiIhren scheinen . 185 ZWt ERLEtN ( 1974) 62 Anm. 50: ,)Bei Vergil wird sie (sc. die vielgesta ltige Dienerschar) in ihrer Funktion rur das Fest, bei Lucan verselbständigt. als A usweis der Ü ppigkeit und des Prunkes beschrieben.( 186 Dieses Verfahren ist mehrfac h beobachtet worden, vgl. RUTZ ( 1968) 24 2: v . ALßRECIIT ( 1968) 286.

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Gäste an (Lucan. 10,136-143), was dem typi schen Ablauf der Mahlszene entspricht. Nur bei di eser Gelegenheit erwähnt der Dichter den Bruder der Herrsc herin, der zwar auch an dem Bankett teilnimmt, aber nicht wie Caesar und Kleopatra mit eigenem Namen vorgestellt, sondern unter den Plural reges (Lucan. 10, 136) subsumiert wird. Indem Lukan den dritten prominenten Teilnehmer zugunstcn Caesars und Kleopatras zurückdrängt, schafft er eine strukturelle Parallele zu berühmten Paaren wie Odysseus und Kal ypso, Odysseus und Kirke sow ie Aeneas und Dido. Wird di e Figurenkonstellati on auf diese Weise künstlich in »)traditionelJe« Bahnen gelenkt, so fä llt um so mehr die ungewöhnliche Personenbeschreibung ins Auge. die allein Kleopatra gilt (Lucan. 10, 137- 143), und für die die epischen Gastmahldarstellungen keine Parallelen bieten. '81 Dennoch schli eßen sich die Verse so harmonisc h an das Vorhergehende an, daß sie nicht als Fremdkörper empfunden werden . 188 Lukan erreicht diese enge Verflechtung, indem er den ekphrastischen Stil der vorangehenden Verse beibehält. Kleopatras Kleidung und Schmuck werden in vertikaler Richtung, beginnend mit dem Gesicht (Lucan. 10, 137:jucGta), beschrieben, während persönli che Merkmale ausgespart bleiben. Di e übermäßig geschminkte Königin stellt reichen. vom Roten Meer import ierten Schmuck zur Schau, an dessen Gewicht - e ine groteske Übersteigerung - sie schwer zu tragen hat. '89 Ihre Brust ist von einem Gewand aus durchscheinendem sidonischen StofTbedeckt, der ei ne besonders feine Variante der hauchdünnen serischcn Seide darstellt. (Lucan. 10, 141 - 143). Wie schon bei der Ekphrasis der Räuml ichkei ten stehen nur die kostbaren Materialien sowie der Eindruck des (rei n physischen) Glanzes im Vordergrund, dem, genau wie be i der Darstellung ihrer Dienerschaft, keine charakterli chen Vorzüge entsprechen. Im Gegenteil : Durch direkte wertende Kommentare des Dichters, die der eigentlichen Gastmahiszene unmiuelba r vorausgehen, und ei ne ge187 In der flavi schcn Epik hat Valcrius Flaccus die Personendarstellungen beim Gastmahl von Jason und Aietes geschickt mit dem Gespräch zw ischen Gasigeber und Gast verknopft: Jason befragt seinen Win. w3hrcnd des Banketts über die anwescnden Personen, wobei auch deren Kleidung oder Verhalten zur Sprache kommen (Val. Flac. 5.576-6 14). Die Angaben beschrtlnken sich jedoch auf die auffäll igsten Merkmale und sind daher weder an Länge noch an Ausführlichkeit mi t der Darstellung der Klcopatra vergleichbar. 188 Sowei t ich sehe. ist die ausftihrliche Personenbeschreibung inmitten eines epischen Mahls bisher in der Forschung nicht als Sonderfall erkannt worden, vg1. ZWIERLEIN( 1974) 60. 189 V. IO. 139f.: PleIla maris Ruhri spoliis. colloque comisqlle I divirias Cleopalro geril cllllllqlle laboral.

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3.2.2 Das Gastmahl bei

Kleopatra

schickt angelegte Kontrastszene im zweiten Buch (die ohne festli ches Bankett und festliche Kleidung begangene Hochzeit Catos, des Inbegriffs eines stoischen Weisen, mit Marcia V. 2,326-391) ist die Aufmerksamkeit des Lesers fllr die Oberflächlichkeit des ägyptischen Pomps bereits geschärft. l90 Umso deutlicher tritt der verschwenderische Luxus in Ausstattung und Kleidung hervor, der als orientalisches Laster gekennzeichnet wird: Bisher hatte solcher Überfluß Rom noch nicht erreicht (V. 10, I 09f.: Exp/icuilqlle SIlOS magno Cleopalra IIImll/tll I nondum Irans/alos Rom(ma in saecli/a luxus).

Die Neuartigkeit der in Alexandria gebotenen GenUsse zeigt sich besonders deutlich in den wiederholten Bezugnahmen auf Caesar, der zugeben muß, niemals etwas Vergleichbares gesehen zu haben (Lucan. 10,130f. und 145f.). Die traditionelle Figurenperspektive unterstützt so den vom Dichter angestrebten Effekt: Das Staunen, das mit stili stischen Mitteln beim Leser erweckt wird, ist zu verstehen als das Staunen des welterfahrenen römischen Feldherm, selbst wenn entsprechende Verben, wie wir sie in anderen Gastmahlszenen finden,191 bei Lukan fehlen . An ihrer Statt fUgt der Dichter, nachdem Caesar am Ende der Mahlvorbereitungen die kostbaren Tischplatten erblickt hat (Lucan. IO,145f.), einen emphatischen Erzählerausruf ein, mit dem er den aus blinder Ruhmsucht erwachsenden Leichtsinn der Kleopatra anprangert: Sie scheut sich nicht, einem Bewaffneten ihren ganzen Reichtum vor Augen zu stellen und so seine Habgier anzustacheln, Lucan. 10,146-149: Pro caecus el amens I ambilio"e furor, cj.,i1ia bella gerenli I divitias aperire suas, incendere mentern I Izospilis armali. Dabei hätten selbst die sittenstrengen Konsuln und Diktatoren der Frü hzeit dieser Versuchung kaum widerstehen können (Lucan. 10, 149- 154). t92 Der emoti onal gefärbte Kommentar, ein Kennzeichen des pathetischen Stils, gibt einen Hinweis darauf, wie der auktoriale Erzähler die Wirkung des Feslsaals auf Caesar verstanden wi ssen will: Sie bestehl aus Staunen und erwachen-

190 Vgl. z. B. v. 2,363 (zum Schmuck der Marcia): colla monile decens mil V. 1O, 139f. : Plena marls Rllbr; spoliis colloqlle comisque I divilias Cleopatra ger;t c ultuqlle laborat. 191 Vgl. Od . 4,75: OEßOS ~ ' lXEI Eioop6wVTO Od. 7, 133: EVeO OTOIj el1ELTO TTO)'IiT).OIj Si~ 'QSuOOE\JS A .R. 3,2 15: "EOTOV S' tv TTP0j..lO).tjOI. TEel1lT6TEIj E'PICE' ltvOKT~ . s. dazu oben S. 53 . 192 Eine zUirefTende Behandlung des Vergleichs bei KLOSS ( 1997).

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3.2.2 Das Gaslmahl bei Kleopalra

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der Habgier. Damit übernimmt er die Funktion, die sonst den Verben der Bewunderu ng innerhalb der Ekphrasis zukommt. 193 Mit der emotionalen Interjektion erwei ten Lukan ein Stilmittel, das sich in A nsätzen schon bei Homer und Vergil nachweisen läßt. In der Was spric ht der auktori ale Erzäh ler schon vor der Niederlage des Hektor von dessen lJoipa , die ihn bewogen habe, außerhalb der Stadtmauern zu bleiben, und redet in der Odyssee mehrfach den Sauhirten Eumaios direkt an (Horn . Od. 14,55 und 442). Vergil spricht aus der Erzählerperspekti ve von der in/ehr Dido (Verg. Aen. 1,749), läßt sich vom Tod des Pa lias zu einem schmerzlichen Ausruf hinreißen (0 d%r ... Verg. Aen . 10,507-509) und verspri cht Nisus und Euryalus ewigen Ruhm (Verg. Aen. 9,446-449: Fortunat; ambo! Si quid mea cannina pOSsllnt, I nlilla dies umqllam memor; vos eximet aevo ... ). Diese maßvoll angewandte ») Lyrisierung< des Epos« (M. v. Albrech. [1970] 290) durch eine persönliche Apostrophe greift Lukan auf, erweitert sie und erhebt sie in der Fonn des engagienen Erzählerkommentars zu einem häufig gebrauchten Stilmittel, durch das er immer l94 wieder die persönl iche An tei lnahme am Gang des Geschehens betont. Der Einschub weist - neben der Charakterisierung der Gastgeberin - auf eine zweite, sonst weniger sichtbare Funktion der Ekphrasis hin: Wenn sie, wie in Gastmahlszenen üblich, aus der Fi gurenperspektive geliefert wird, charakterisiert sie neben dem Betrachteten auch den Betrachter selbst, we icher selekti v bestimmte Elemente wahrnimmt oder sie in bezeichnender

<>"ern

193 Die in der Analyse der Gegenwartsliteratur allgemein ahepliene Trennung zwischen dem nAutor« und dem ),E.-dihlem als einer gedachten vermittelnden Instanz ist in der klassischen Phi lologie noch nicht durchgehend rezi piert worden. Am ehesten wird sie fü r die kleinen Gattungen angenommen, in de nen die Dichter selbst wiederholt dara uf hinweisen, daß sie gerade nicht mil dem lyrischen Ich iden tifiziert werde n wollen. Auch im Epos kann eine solche Unterscheidung vor voro:iligen SchlOssen bcwahrell. wil: sie gerade im Fall der Pharsalia häufig gezogen wurden. Diese Arbeit gehl von der Prämisse aus, daß die Lebenssituation des A utors ein Werk zwar beeinflußt, daß aber EI7.ählstandpunkt und -perspektive künsllerische Ausdrucksmittel sind, die bewußt gewählt werden und die Persönlichkeit des Dichters nicht ungebrochen widerspiegeln. 194 Zur Problematik de r Komme ntare vgl. MARTI (1975) 88: >IThough the feelings of !his cnigmatic persona correspond to thosc ofthe author. it cannot be identified with ei lher the aUlhor or narrator,« und die folgende Diskussion de r These. Nicht zuletzt das Hervonreten der EI7.ählerpersönlichkeit bzw. einer in seinem Namen kommentierenden persolfa hat die Auffassung begünstigt, daß es sich bei der Pharsalia um e in zeitkritisches Werk handele, die Darsle llung der Bürgerkriege also in Wirklichkeit auf Nero und sein Regi me ziele. So sei die negativ geflirbte Palastbeschreibung als Kritik am LlJ)(us Neros zu verstehen, der sich u.a. in der prächtigen domus aurea äußerte (s. dazu BAS IEI o. Anm. 174 ). Der Text der Ekphrasis liefen dafllr jedoch keine Hinweise.

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3.2.2 Das Gastmahl bei KJeopatfB

Weise deutet: Der unerfahrene Telemach weiß bei se inem ersten Besuch am spartanischen Königshof vor Staunen keinen anderen Vergleich, als daß so die Wohnung der Götter aussehen müsse (Hom. Od. 4,71-75), und Aeneas, se lbst im Begriff, Ahnherr eines neuen Volkes zu werden, bemerkt im Palast der Dido - neben der kostbaren Ausstattung - auch die Darstellungen großer Taten aus ihrer langen Familiengeschichte. 19s Demgegenüber fällt Caesar beim Anblick des prächtigen Festsaals vor allem die Relativität seiner eigenen Erfolge ins Auge: Er hat niemals vergleichbar blonde Menschen gesehen (sc. geschweige denn sie als Sklaven besessen) wie am Hof der Kleopatra und auch bei se inem größten Erfolg in Afrika kein vergleichbares Ebenho lz erbeutet. Die drohende Begehrlichkeit, die die Vergleiche nur andeuten, macht der Erzäh lerkommentar explizit. Die von Ehrgeiz getriebene K1eopatra (Lucan. 10,157: ambilione furens) findet in ihrem Gast ein ebenbürtiges Gegenüber. Caesar wird so als der skrupellose, nach Beute lüsterne Kriegsherr gezeichnet, der, anders als die Konsuln und Diktatoren der Frühzeit, auf alles andere als das Wohlergehen des Vaterlandes bedacht ist. Trotz der freund li chen Bewirtung durch die Gastgeberin und des (augenblicklich) friedlichen Verhaltens ihres Besuchers erscheinen so beide als negative Figuren - eine im epischen Gastmahl bis dahin einzigartige Konstellation.]96 Bei den Vorgängern wird der Ankömmling stets als positive Gestalt gezeichnet, so daß sich die Spannung des Lesers ganz auf das Verhalten des Gastgebers richtet. Wird er den Fremden woh lwollend aufnehmen, oder drohen ihm womög lich Gefahren? 197 Tatsächlich gehen Regel verstöße, wenn sie überhaupt vorkommen, mei st vom Gastgeber aus, sind jedoch mit insgesamt nur drei Fä ll en äußerst selten. 198 Gewöhn lich 195 Verg. Acn . 1,640-642: Caelataque in allrQ I fortiafacta ,mtmm, series longissima

reYl/m I per tot dliCl a ..,jras amiquQ ab origine gen/iso

196 Sie findet sich nur spatcr noch cinmal beim Empfang Hannibals in Capua, S. u. dic Interpretation der Szene. 197 Vgl. fllr potentiell bedenkliche Siluat ioncn de n Bittgang des Priamos zu Achill (Horn. 11. 24,448·691, S. die warnenden Worte der Hekabe Horn. 11. 24,206f. und die Klagen de r Freunde bei seincr Abfahrt, Horn. 11. 24,327 f.); Odysseus bei Kirke (Horn. Od. 10,308-540) und Jason bei Aietes (A.R. 3.21 5-448; Val. Flac. 5,558-6 17). 198 Es handelt sich zum einen um Kirke, die dic Gefährten des Odysseus in Schweine verwandelt (Horn. Od. 10,237-243), zum anderen um ihren Verwandten Aietes, der auf die Bitten Jasons. ihm das goldene Vlies zu überlassen. eine menschenunmögliche Probe ersi nnt (A.R. 3,396-42 1) bzw. zunächst nur mit unterdrücktem Zom reagiert (Val. F lac. 5,5 19-531). Selbst in den blutig endenden Antigastmählem ist es mit zwei Ausnahmen, dem Mahl de r Lapithen und Kentauren, (Ov. met. 12, 146-579; Val. Flac . 1, \37- 148) und

3.2.2 Das Gast mahl bei Kleopatra

193

halten sich beide Parteien an das Gastrecht, d .h. auch der Wirt erweist sich in der überwiegenden Mehrzahl der Szenen als positiver Charakter. Daß der Dichter nun trotz des bei oberflächli cher Betrachtung regelkonfonnen Gastmahl s heide Protagoni sten negativ beurteilt, unterscheidet das Banken der Kleopatra von seinen Vorgängern, und läßt den Pess imi smus Lukans hervortreten . Sein Ziel ist es, die unglücklichen Verkettungen des Bürger. kriegs darLusteIlen, die eine klare Scheidung von Gut und Böse nicht erlau· ben. l99 Unter dem Deckmantel gewahrter Konventionen verbirgt sich daher ei n ganz anderer Sachverhalt als bei den epischen Vorgängern. Weder von der Gaslgeberin noch vom Gast ist etwas Gutes zu erwarten: Sein furor w ird durch das Fest eher noch gesteigert (Lucan. 10,169: Discit opes

Caesar spoliati perdere 11llmdi).

Abweichungen vom traditionellen Schema entstehen bei Lukan also nicht nur dadurch, daß der Dichter unter Wahrung typischer struktureller Eigenhciten bei der Wertung Modifikationen vornimmt (z. B. in der Dar· ste llung des als dekadent gekennzeichneten Palastes und der Dienerschaft), sondern auch durch die Einfligung eines nClIen Elements, des ausflihrlichen Erzählerkommentars, der nicht nur das flir Lukan insgesamt kennzeichnen· de Pathos erzeugt, sondern auch der Charakteri sierung der bei den Protago· ni sten dient. Die geschickt gewählte Stellung des Ausrufs gegen Ende der Mah lvorbereitungen (Lucan . 10, 146· 154) bewirkt eine Zäsur in der Schi l· derung und zugleich einen prononcierten Neuansatz, mit dem der Dichter zum üblichen Ablauf eines Gastmahls zurückkehrt.

Das eigen/liehe Mahl Nachdem di e Vorbereitungen abgeschlossen sind, werden versc hiedene Speisen aufget ragen, dazu Wein als Getränk und Wasser, um die Hände zu der Geschichte von Perseus und Phineus in den Metamorphosen (Ov. met. 4.757-5,235) stets der Win, der als erster zur Gewalt greift. Man erinnere sich an das Verhalten des Kyklopen (Horn. Od. 9,287-344), die schmäh liche Behandlung des , Bettlers( Odysseus durch die Freier bei seiner - nicht als geschlossene Szene gestalteten - Heimkehr (s. bes. den Schemelwurf, Horn. Od. 17,462-465) und de n Meuchelmord der lemnischen Frauen an ihren heimkehrenden Männem, der bei Statius (Stal. Theb. 5,186-264), anders als bei ApolIonios, während eines Gastmahls stattfindet. 199 Vgl. V. ALBRECHT (1968) 286 (zum Prooem): » Es geht Lucan weniger darum. Caesar anzuschwärzen oder Pompeius reinzuwaschen, viel wichtiger ist ihm die Darstel· Jung der verhängnisvollen Situation des Bruderkrieges, bei der die Grenzen von Recht und Unrecht sich verwischen.( Die gle iche Einstellung spiegelt auch das Gastmahl in Alexandria.

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reinigen (Lucan. 10, 155-163). Wie schon beim Aufstellen der Ti sche (Lucan. 10, 144-146) tritt dabei jedoch die Dienerschaft, der diese Tätigkeit in einem vornehmen Haushalt normalerweise obliegt, nicht ausdrücklich in Erscheinung. Lukan wählt statt dessen eine Fonnulierung, die die Aufmerksamkeit des Lesers ganz auf die dargebotenen Speisen lenk1. 2OO Er bleibt damit seinem Darstellungsprinzip treu, nach dem die Dienstboten nicht als Dienstboten, sondern als schmückendes Beiwerk ins Bewußtsein treten . Derselbe Effekt entsteht durch die Personifizierung des Kristalls, der das Wasser zum Waschen der Hände »darbietet«, sow ie der Edelsteingetaße, die den edlen Falerner aufnehmen. (Lucan. 10,159-16 1: manibusque minislra/ I Niliacas cryslaflos aquas, gemmaeqlle capaces I excepere menlln). Ähnlich werden auch die Speisen ni cht konkret genannt, sondern nach ihrer Herkunft umschrieben: Infudere eplilas auro, qllod terra, quod aer, I quod peJagus NiJusqlle dedit (Lucan. 10,155f.). Alle Elemente, so suggeriert der Dichter, mUssen ihren Tribut für die königli che Tafel li efern, und zwar unabhängig von ihrem eigentlichen Nährwert. Sogar Fisch trägt man auf, der sonst in epischen Mahlszenen niemals verzehrt wird. Wie die Diener haben auch die Speisen ihre primäre Funktion eingebüßt und dienen weniger der Sättigung, als der Selbstdarstellung der Gastgeberin: Jnjudere eplilas aura, [... ] qllod luxus inan; I ambilione jurens 1010 qllaesivit ;n orbe I non mandante janze. (Lucan. 10, 155-158). Dieser Befund bestätigt die oben dargelegten Prinzipien. Seit Homer gehört die knappe Erwähnung von Speisen beim Gastmahl zur epischen Konvention . In lIias und Odyssee werden Brot und Fleisch als wichtigste Bestandteile der Mah lzeit meist konkret mit Namen genannt, während weitere Zutaten allgemein als »Speisen« (EioaTa) erscheinen. In der römischen Epik ist di ese summari201 sche Beschreibung das übliche. Dieses Verfahren hat Lukan in se inem 200 SCHMIDT ( 1986) 237 bemerkt dazu richtig, daß »mit in fund ere und posuere [ .. .]

d ie Prascnz der Diener vorausgesetzt lwird] ; sie sind das logisch zu ergänzende Subjekt der Handlung1( - aber eben nur das ZII ergänzende Subjekt. 201 VgL Horn. Od. 1, 141 : KpEIWV nivaKas: Horn. Od. 7. 175[ : aiTov: EiSaTa n OA.A' : A.R. 1,456: EiSaTa Kai I-IE&u Aapov; A.R. 3.30J: oopny TE n on;Ti; Verg. Aen. 3,355: impositis allro dopiblls : Verg. Acn. 7, 109: dopes ; Aen . 8. 175 : dopes, Si\. 11 ,275 : dopes . Eine Ausnahme bildet Stat. Theb. 1,522f.: His labor inserto tQrTere er· sangllia ferro I viscera caesonlm peclldllm, die wohl - dem mythisch-heroischen Thema der Thebais entsprechend - als bewußte Reminiszenz an homerische (Opfer-) Mahlvorbereitungen ZU deuten ist, vgl. z.B. Hom. Od. 12,364f. Die knappe Nennung weniger Be· standtei le unterscheidet das Epos von Satire und Epigramm, bei denen die Dichter gerade an der umständlichen Darstellung eltotischer Leckerbissen GefaJlen finden (vgl. Hor. sat. 2,2, 15-48; luv. 5, 143- 170; Mart. 12, I 7,4-6 u.ö.).

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3.2.2 Das Gastmahl bei Kleopatra

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Sinne abgewandelt: Zwar knüpft er an die Struktur der homerischen Mahlszene an, indem er die Nahrungsmitte l nennt, setzt aber gleichzeiti g durch die all e Elemente einbeziehende Umschreibung andere Akzente. Wie schon bei der Darstellung des Palastes ist das Ergebnis der Eindruck von Dekadenz, den der Dichter durch den ausdrücklichen Zusatz non mandal/te fame deutli ch ausspricht. Übennäßi gen Speisenluxus, der sich in der Gier nach ausge fa llenen Lekkerbissen äußert, hat Luk an schon mehrfac h kriti siert, z. B. im neunten Buch. wo er in seiner Klage über die römi sche luxuria mit seltenen Speisen und Hö lzern , die zu Tischen ve rarbeitet werden, zwei Beispiele anfUhrt, die sich auch an Kl eopatras Tafel wiederfinden.202 Was den Luxus so verwerflich macht, erläutert der Di chter in einem emotionalen Ausru f des vierten Buches (V. 4,373-38 1), der sich all gemein gegen di e Schlemmer richtet: diese Menschen halten das Maß der Natur nicht ein, sondern überschreiten achtlos die ihnen gesteckten Grenzen.20J Das Thema ist in der römi schen Literatur auch sonst verbreitet, wird jedoch ni cht im heroischen Epos, sondern in der Satire, in der )moralischen( Geschichtsschreibung und vor allem im ph ilosophischen Schrifttum angesprochen.204 Hier zeigt sich der Einfluß der Stoa, der die Pharsali a allenthalben prägt.205 Bei Kl eopatra tritt zu der bloßen Gier nach Luxus noch ein weiterer Aspekt: Sie scheut sich nicht einmal, ihrem Gast di e Götter Ägyptens als Speise vorzusetzen (Lucan. IO,158f.: mullas volucresque ferasque I Aegypti posuere deos). Durch seine pointi erte Ausdrucksweise hebt Lukan das Paradoxe der Situation, rur das er auch sonst ein sicheres Gespür zeigt,206 scharf hervor. Es handelt sich um den gleichen Hang zur religiösen Indifferenz, ja zur Blasphemie, der sich schon in der tempelähnlichen Gestaltung des Festsaa les abzeichnete. Kleopatra ähnelt in dieser Hinsicht dem Bi ld, das Lukan sonst von Caesar entwirft.207 Nur der For/una folgend ,203 setzt 202 V. 9,429f.: In I/emus ignotllm nosrrae venere seCli res, I e.xrremoqlle eplilas men-

sasque pelimllS ab arbe. 203 $. bes. Luean. 10.373-378: 0 prodiga renlm 1 /II:OIries nllmquam pan'Q COlllellla parolis I et qllaesitonml terra pelagoque cibom m I w nbitiosa fames et lautae gloria me,,sae. I discite quam pan'O liceat proollcere vi/am I et qllal/lIIm ,w tUrG pelat. 204 Schon Sallust prangert mit ähnlichen Worten die Dekadenz seiner Zeitgenossen an (Ca\. 13,3: l'escendi causa terra mariqlle omnia exq uirere); das gleiche Phänomen beklagt auch Seneca (z. 8 . ep. 47,2 und 8).

205 S. zum Thema DUE ( 1968) 201 -232. 206 Dazu zuerst THIERFELDER ( 1934/35) 7IT. 207 Zur Ähn lichkeit der Frauengestalten mit ihren jewei ligen Partnern vgl. HARICII (1990) 212: »Ncben weiteren ErJ".1I.htfiguren kommt. epischer Technik getreu. den Frau-

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3.2.2 Das Gaslmahl bei Kk'Opalra

sich dieser bedenkenlos und ungestraft über menschliches wie göttliches Recht hinweg.209 Der wiederholte Hinwei s auf die Hybris der Kleopatra ist aber auch bemerkenswert, weil ihre pietätlose Haltung gegenüber dem Heili gen sie in Gegensatz zu den positiv besetzten Gastgebern früherer Epen bringt, bei denen , wie oben (S. 86fT.) gezeigt, Respekt vor den Göttern die Rege l ist. Dem episch geschulten Leser muß Kleopatra so als negati ve Figur erscheinen, bei der Vors icht geboten ist. Es ist vor diesem Hintergrund kein Zufall, wenn die Libation , di e im homerischen Epos mei st zum Ende des Gastmahls, im nach homerischen zwischen dem »eigentli chen Mahl« (E lement VII) und »Gespräch zwischen Gastgeber und Gast« (Element IX) bzw. als Reaktion auf eine mythologische Erzäh lung vom Gastgeber dargebracht wird , hier ausfä llt. Da sonst in der Pharsalia gelegentlich Gebete erwähnt werden ,2lo kann der Grund nicht darin liegen, daß Lukan , der die traditionelle Götterwelt weitgehend ausengcstahen die Aufgabe zu, Ei nblick in das Wesen der Helden zu gestatten.t( Wie Kleopalra ihrem Gast und Liebhaber Caesar, so Sieht Cornelia dem Pompeius und Mareia dem Cato charakterlich nahe. Dazu auch ZW1ERLEIN ( 1986) 473 . 208 Vgl. seine Worte beim Überschreiten des Rubicon (V. 1,225 f.): >Hic(. Oil, >Me

pace", lemeralaque iura relinqllo: I le. Fortuna, "'eqllor; procul hinc iam foedera SlIntO.t 209 Das prominenteste Beispiel ist die Abholzung des heiligen Hai ns in Gallien. bei

der Caesar angesichts seiner zaudernden Legionäre sogar eigenhändig zur Axt greift (V. 3.399-452), dazu RUTZ ( 1950 1989]) 162-1 65 und LEIGH (1999), bes. 171-179. Instruktiv si nd auch Selbstaussagen wie die Seestunnreden (V. 5,532-537 und 5.578-593). In titanenhafter Weise wagt Caesar hier un!er dem Schutz seines »Glücks« die o ffene Konfron tation mit den Oberirdischen und den \Ion ihnen entfesselten Naturgewalten - und siegt (V. 5.579f.: lraliam si coelo al/Clore reclIsas. I me IJele). Die Szene ist a ls Kontrast zum Seestunn in der Aeneis (Verg. Aen. 1,81- 143) konzipiert, mit dem die \Io n luno bzw. Aiolos aufgeslaehellen Winde, noch während Aeneas um Schonung betel. die trojanische Flotte zerschmettern, dazu RUTL. ( 1950[ 1989]) 154f. In de r Konfrontation des goulosen, aber erfolgreichen Caesar mit dem hart getroffenen pills Aeneas zeigt sich der Pessimis· mus Lukans besonders deu tlich: lI Die allen Götter sind hilnos geworden gegenüber de m Mächtigen dieser Erde(( (RUTZ [1 950/ 1989) 155). 210 Vgl. das Gebet. das Caesar bei seinem Besuch in Troja \lor einem nüchtig erbauten Altar an d ie in den Ruinen wohnenden nAschengöucf((. die Laren des Aeneas und die Gönin des Palladions richtet (V. 9.987-999). Die Stimmung ist allerdings hier wie an \lergleichbaren SIelIen weit von derjenigen tmdilioneller Epen entfernt. Das Gebet auf den Trümmern \Ion Troja stellt Caesar ftIr den kundigen Leser nicht in die Nachfolge des pills Ael/eas, die er durch d ie Selbstbezeichung ge"lis //lleue [... 1clurissimllS (V. 9.995) ftIr sich in Ans pruch nimmt. sondern in die des ))E.-llyranneM Alexander. Dieser aber war nach dem zeitgenössischen stoischen Denken ),eine [ ... ) signifikante Gestah ru r das Böse geworden.(( Run (1950[ 19891) 143. \lgl. Sen. benef. 1,13.1-3; Sen. de im 3, 17,1. außerdem C ie. de off. 1.90. Zum Alexanderbild bei den Rö mern s. WEBER ( 1909). G leichzei tig enttarn t die ganze Anlage der Trojaszene Caesar als Gegenbi ld des pius Ael/eas. S. ZWIERLEIN ( 1986) 477 .

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b iendel,2I1 weshalb seinem Werk sogar der Rang eines Epos abgesprochen 12 wurde/ auch konsequent auf d ie Darstellung religiöser Riten verzichte. Vi el mehr setzt sich hier die ;mpie/as der Mahlteilnehmer konsequent fort: Kleopatra, di e sich nicht scheut, Caesar die heimi schen Götter als Speise vorzusetzen, macht keinerlei Anstalten, das Bankett durch eine Trankspende den Himm li schen zu empfehlen . Damit ist jedoch nur die inhaltliche Seite des Tatbestandes erfaßt. Auf struktureller Ebene bedeutet der Verzicht auf die Libation zugleich, daß ein traditioneller Auftritt des Gastgebers ausfallt, die Stellung Kl eopatras gegenüber ihrem Gast also geschwächt wird. Freilich hat eine fehlende Tranks pende allein noch keine große Akzentverschiebung zur Folge. (Man erinnere sich, daß auch Menelaos den Göttern ke inen Wein sprengt, ohne daß se ine Stellung in der Telemachie dadurch gefahrdet wUrde). Sie fallt aber ins Gewicht, wenn man den weiteren Verlauf des Mahls, vor allem des Tischgesprächs, hinzunimmt. Ohne der Interpretation zu weit vorzugreifen, läßt sich sagen, daß sich hier die schwache Position Kleopatras bestätigt: Zur beherrschenden Gestalt entwi ckelt sich Caesar, der schon zu Beginn der Fest lichkeiten als maior pOles/as (Lucan. 10, 136) bezeichnet wurde. Auf die Erwähnung des Handwassers, welches zur Mahlvorbereitung zählt , fo lgt unmiltelbar die Darbietung des Weins, der aus kostbaren Edelsteingefäßen genossen wird ( Lucan. 10, 159- 16 1: man;bllsqlle m;n;stral I N;liacas cryslallos aquas. gemmaeqlle capaces I excepere merum ). Nicht nur inhaltli ch durch die fehlende Libati on, sondern auch syntakti sch durch d ie Wahl eines fortlaufenden Satzgefliges wird so der Eindruck erwec kt, Mahl und Umtrunk bildeten keine deut lich getrennten Phasen des Gastmahl s. Zwar fUhrt Lukan zuerst die Speisen samt dem dazugehörigen Waschwasser und erst danach den Wein an, doch sind Handwasser und Wein darstellerisc h so eng miteinander verbunden, daß sie nahezu g leichzeitig in das Bewußtsein des Lesers treten. Beide werden unter dem Aspekt ihrer Behältnisse (cryslallos, gemmaeqlle capaces, Lucan. 10, 160) betrach21 1 Vgl. zum Problem der Religion in de r Pharsa lta LE BONNIEC ( 1968) passim. AHL ( 1974) passim. 212 Diese Einschätzung gehl bis in die A ntike zurück. s. Servius ad Aen. 1,382: Lllcanus l ... J ideo in numero poelomm esse 11011 memit, sowie Quint. inst. 10. 1,90 vgl. dazu die Worte des Eumol ptls bei Petron. 118,6: ecce belli civilis ingens opus quisquis 1Iltigerii IIisi plen/ls Ii/leris. 1m b ollere labelur. 11011 eI/im res ges/ae versibus comprehell doe SUnI. quod longe melius his/orid facillnl. sed per ambages deommq/le ministeria praecipi/Ond/ls eslliber spirirus. Vgl. auch Mart . ep. 14,194: (Lucanus): Sunt quidam qui me dicllnt non esse poelam: I sed qlli me wmdir bybliopolll pI/rar.

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tet, wobei die beiden Kola durch ein gemeinsames Prädikat zusammengeschlossen sind. So entsteht ein homogenes Bild, das eine zeitliche Differenzierung zwi schen dem Darreichen des Handwassers und dem Auftragen des Getränks kaum zuläßt. Dies entspricht den auch sonst zu beobachtenden Konventionen. Den Wein läßt Kleopatra ihren Gästen abweichend von den normalen griechischen und römi sc hen Gepfl ogenheiten als menrm, also ungemischt vorsetzen. Schon seit homerischer Zeit ist es sonst üblich, den zum Trinken 213 bestimmten Wein mit Wasser zu verdünnen - ein Brauch, an den sich. wie gesehen, Dido gew issenhaft hält.214 Überdies wählt Kleopatra ni cht ein einheimisches Produkt, sondern einen uralten, von den Römern besonders geschätzten Falerner. 2IS Auch in diesem Punkt hebt Lukan also den maßlosen Aufwand hervor. Die Verwendung der Antithese (Lucan. 10, 16 1-1 63: merum, sed non Mareotidos uvae, ! nohile sed [ ... ] FaJernum) verknüpft das Detail mit der strukturell ganz ähnlich gesta lteten Ekphrasis, die ja ebenfalls durch Antithesen die Maßlosigkeit der Königin herausstellte . Auch die Blumenkränze und das kostbare Parfüm, an denen sich die Festgesellschaft anschließend erfreut, sind durch die Beschreibung er negativo in diesen Rahmen eingeordnet (Lucan. 10, 166f.: e ui IIof/dunl evonuit aura I eimromon ex/ema IIee perdidit aero terra) . Der Gebrauch von Blumenkränzen und duftenden Salben beim Mahl ist aus der Satire und dem Epigramm wOhlbekannt,216 wird im Epos jedoch selten erwähnt. 21 7 Lukan nimmt hier ein neues Detail in den Ablauf des epi2 13 Vgl. Horn. Qd. 1, 110: oi Ili v öp ' 01vov f lllOYOV EV\ ICpnTl\pol Kai ü5wp u.Ö. 2 14 Nur bei der Trankspende an Illpirer hospilalis spricht Vergil ausdrücklich von menlm (Verg. Aen. 1,729), während rur den Umtrunk unter Anspie lung aur einen homerischen Fonnel vers von vinllm die Rede ist (Verg. Aen . 1,724 : craleras magnos s talUlml CI villa coronant, vgl. Horn. Qd. 1,148: Koiipol SE Kprpijpa s ETtEOTE4IOVTO tTOToio). 2 15 Vgl. Mart. ep. 1,18,1-4: Qllid le. Tllcco i/l val vell/lo miscere Fa/uno I in Valica n is condila muSla cadis? I q/l id lantllm fecere honi libi pessima vina ? I 0111 quid fecenlnl optima ..,ina moli? Ähnlich Man. 3,77,8 u.Ö. 216 S. LlUA ( 19 72) mit ausfllhrli cher Diskussion des Brauchs und dessen restlichen Konnotationen . Vg l. rur Kränze Hor. sat. 2.3, 13; 2,7.24; 2, 11, 14r.: 3,29,3; 4.1I.3r.; dazu Man . 5,64 ,3r.; 8.77,3r.; 12. 17, 7 (Salben und Kränze); lu v. 4.108; 8 , 159; Persius 3,104 ; Stal . s il v. 1.2, 111 (Salben als Zeichen der Freude). 2 17 Außer Lukan spricht noch Silius von wohlriechenden Salben. die Hannibal beim Gastmahl in Capua kennen lernen werde (Sil. 11.402). Anders als in unserer Szene beschreibt er sie aber nicht während des Mahls selbst, sondern nennt sie nur allgemein in einer Rede der Venus, mit der die Liebesgöttin noch vor den eigentlichen Festlichkeiten ihre Sö hne auffordert, die Karthager zum Wohlleben zu verleiten. Auc h die zweite Bemerkung fal lt eher bei läufig außerhalb eines Mahls. als sich Virtl/.$ in einer Scheideweg-

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se hen Gastmahl s auf, das rur den an Homer, Apolloni os und Vergil geschulten Leser ei ne Überschreitung der gattungsspezifischen Gepflogenhe iten bedeutet. Während di e ungewöhnli che Beschre ibung der Kleopatra sich als eine Erweiterung der übli chen Darstellung aller Anwesenden deuten läßt, ergibt sich di ese Neuerung nicht ohne weiteres aus dem traditionellen epischen Gastmahl. Allerdings ist sie nur vom Leser als solche zu erkennen, ni cht aber aus der Fi gurenperspekti ve, rur di e Kränze und Sa lben auc h wenn diese im Epos gewöhnlich nicht beschrieben werden - zum gewö hnli chen Bestand ze itgenössischer Gastmähl er zählen dürften. Die Übernahme von gattungsfremden Details stellt also ei nen weiteren Kunstgriff dar, mit dessen Hilfe Lukan die epischen Vorbilder in seinem Sinne modifiziert: Sie charakterisieren das Gastmahl der Kleopatra für den Leser als e in d ie übl ichen Grenzen überschreitendes Gelage. Als Anhaltspun kt darur, daß diese Detail s tatsächlich als Fremdkörper empfunden wurden, kann die Tatsache gehen, daß sie bei den späteren römi schen Epikern , denen der Gebrauch von Kränzen und Salben beim Mahl durch ihren eigenen kulture llen Hintergrund durchaus vertraut war, nicht traditionsbi ldend gew irkt haben. S. Anm . 2 17. Szene mit Voll/p'a5 um die Seele des Scipio strei tet (S il. 15,117) und diesem dabei eine Reihe von verlockenden Annehmlichkeiten aufzählt, zu denen auch kostbare Parfüms gehören. In der Aeneis erscheint gesalbtes Ihar nur außerhalb von Gastmah lszenen (Verg. Acn . 4,2 16f., 12.99f.) und wird als Zeichen der Verweichlichung gedeutet. So auch bei Va l. Fine. 5.588-592. S. die Besprechung bei lI UA (1972) 86. Blumenkränze erscheinen in epischen Gastmahlszenen sonst n icht. Vergil und Statius erwähnen nu r Krän ze aus Laub, d ie aber nicht wie bei Lukan zum bloßen Schmuck d ienen. sondem religiös besetz t sind : Sie gehören zur Kleidung der Teil nehmer bei religiösen UandJu ngen. s. das Mahl bei Euander, Verg . Aen. 8.274 : cingile f ronde cornas el pocl/la porgite dexlris; Verg. Acn . 8.275-277 : >dale vintl volenles( I di:ceral. Herculea bic% r cl/m popl/lus umbra I velavilque comos foliisque inne.m pepe/ldil; Verg. Aen. 8.285L turn Salii fld canflLf incensa altaria eirCl/m I 'JOplileis adsllnl evillcli tempora ramis; und das Mahl bei Adrast, Stal. Theb. 1,552-555: hone (sc. fJOlerom J lIndallle mero f llndens \'()(:at ordim? Cll1lelOS I c(leJieo/as l ... J comitum famulwlIqllc evincta pudica I frollde mallllS. Als nicht religiös gefärbter Kopfschmuck erschei nt cin Kranz erst bei C laudian im Rahmen e iner regulären Gastmahlszene (Die Manen tragen nicht näher bezeichnete Klilnze. C laud. ra pt. Pros. 2,328; Charon trägt während der Uochzeils feie rlichkeiten von Pluto und Prosperpina ei nen Kra nz aus Ual men, C laud. ra pt. Pros. 2,359f.). Vor C laudian werden KrAnze sonst nur während der A ntigastmähler als allgemeines Zcichen der Festfreude genannt, Gv. met. 4.756-760; Stat. Theb. 5. 190- 192. Zu ungenau daher GRUZELI ER ( 1993) zu Claud . ra pt. Pros. 2,328 coronol;: »the nower garlands of a traditiona] symposi um, distributed in Greek tradi tion to the guests after the libation to Zeus Soter. Garlands always go with drink ing . (~ Die angefUhn en Belege luv. 5.36; Anac. 396 (P MG) und Hor. Od. 1.38 sta mmen jwoch nicht a us dem Epos.

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Wirkt das auffalli ge Element der Bekränzung schon durch sein bloßes Vorhandensein überraschend auf den Leser, so entfaltet es seinen Einfl uß auf der Figurenebene erst durch die hohe Quali tät des dargebotenen Schmucks. In gleicher Weise wirkt nicht der Sc hmuck des Festsaals an sich auf Caesar, sondern erst der darin zur Schau gestellte maßlose Luxus. Obwohl di e Bekränzung beim Mahl dem Epos inhaltli ch fremd ist, unterscheidet sich di e Art ihrer Wirksamkeit auf die dargestellten Personen also nicht von der konventioneller Bestandteile. Den verderbl ic hen Einfluß des von der Pharaonin sorgflilti g in Szene gesetzten Re ichtums (vgl. Lucan. 10, I 09f.) auf Caesar faßt Lukan in einem direkten Kommentar zusammen, der ein Pendant zu dem an Kleopatra geri chteten Ausruf ( Lucan. 10, 146154) darstellt. Bl ind vor Ehrgeiz se i die Köni gi n, hatte es dort geheißen, so daß sie sogar einem Bewaffneten ihren Reichtum offenbare (s. Lucan. 10, 146- 149: Pro caeclIs el amens / ambi/ jone Juror, civilia bel/a gerenli / d jvj/ias aperire suas. incendere menlem I hospitis arma/i), Nun zeigt sich der Erfo lg dieses Kalkü ls: Der römische Feldherr, bi sher von so lchem Luxus unberührt. >lernt< auf diese Weise, di e Reic htümer der Welt zu verschwenden. (Lucan. 10, 169: Discit opes Caesar spoliali perdere rmmdi). In wirkungsvoller Prolepse wird d ie drohende Plünderung der Welt vorweggenommen: Mit der verführerischen Bewirtung des kriegführenden Caesar sind weitere Raubzüge vorgezeichnet (Luean. IO, 170f.: el gessisse pudel genero cum paupere bel/mn, / e/ causas Marlis Phariis cum gen/ibus optCl/). Diesen direkten Ei nwurf, der die vorangegangene Schilderung nac h ihrer Wirkung und den daraus erwac hsenden tragischen Konsequenzen zusammenfaß t, hat Lukan wieder effektvoll an e ine traditionelle Zäsur innerhalb der Gastmahl szene gekn Opft: den durch e ine Reminiszenz an homerische Formelverse bezeichneten Übergang zwisc hen eigentlichem Mahl (E lement VII ) und Gespräch zw. Gastgeber und Gast (E lement IX).218 Die nachträgliche Feststellung, daß das Mahl beendet se i, erl aubt es dem Dichter, den eigentlichen Vorgang des Speisens zu umgehen, der in epischen Gastmahlszenen nur dann näher beschrieben wird. wenn ihm besondere Bedeutung zuko mmt. 219 Wie im vorigen Kapitel geze igt, verwendet schon Vergil e inen 218 Lucan. 1O, I72f. : Poslquam epulis Bacchoque modum lassala I'oluplas I imposlIil, vgl. Horn. Od. 1.1 50 U.ö. : aUTop IhlEi 1T6010S: Kai i:SrrnJOS i:~ lpov €VTO ... S. dazu oben S . 84r, 219 Vgl. auch außerhalb der Gastmahlszenen das Tischprodigium in der Aeneis, wo de r Verzehr der Brote, dem eine entscheidende Bedeut ung zukommt, ausführlich geschilden wird (Verg. Aen. 7. 112- 117).

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an lI ias und Odyssee orientierten Fonnelvers (Verg. Aen. 1,723f.: Pos/qll. am prima qllies eplilis mensaeqlle rem%e, I ero/eras magnos slafluml el v;na coronant). A nders als Lukan fU gt er ihn jedoch nicht zwischen e inem Umtrunk und dem Gespräch ein, sondern sc hon an früherer Stelle, zwischen dem Genuß der Spei sen und dem Umtrunk , womit er der aus dem römi schen Kulturkre is bekannten Trennung zw ischen dem Genuß der Spei sen und dem anschließenden Trinkge lage Rechnung trägt. Da Lukan seinerse its ke in e igenes Trinkge lage schildert, sondern dessen Elemente in die Beschreibung der Bekösti gung integriert, erscheint der an Homer ori entierte Hexameter folgerichti g am Ende des gesamten Ko mplexes, also direkt vor dem Gespräch, in das e in Bankett gewöhnlich mündet. 22o

Der Abschniu nach dem eigentlichen Mahl Anders als in den Primärquell en der Szene, dem Besuch des Odysseus be i den Phäaken und der Bewirtung des Aeneas be i Dido tritt nac h dem Mahl jedoch kein Sänger auf, um das Ohr der Gäste zu erfreuen. Statt desse n beginnt Caesar ei ne lange, bis ti ef in die Nacht dauernde Unterhaltung. Diese Konste ll ation ist zwar inhalt lich auffälli g, da meist nicht der Gast, sondern de r Gastgeber den Anstoß zum Gespräch g ibt,221 fonnal jedoch läßt sie d ie üb liche Darste llung eines wißbegierigen Wirtes anklingen. Primäres Vorbild ist das Gastmahl be i Dido, vg l. Lucan. 10.173f: /ongis Caesar producere Ilocrem I inchoar adloquiis und Verg. Aen. 1,748f: nec non el vario lJocrem sermone rrahebat I infe lix Dido. Gemei nsame Detai ls, di e he ide Szenen mit anderen epi schen Gastmählern tei len, si nd einerseits d ie lange Dauer der Unterhaltung, andererseits der wechse lvolle Gesprächssto ff, der bei Verg il ausdrück lich genannt (Verg. Aen. 1,748: vario [... ] sermone). be i Lukan nur durch den Plura l (Luca n. 10, 174: al/oquiis) angedeutet wird. We iterhi n ist das Prinzip gewahrt, daß von den zahl reichen 220 Dies ist in 35 der 40 untersuchten Gastmahlszenen der Fall . Nur fllnf enthalten keine Unterhaltung nach dem Mah l: Aufenthalt der Gefllhrten des Odysseus bei Ki rke, Bom. Cd. 10.210-24 3; Odysscus bei Autolykos. Horn. Od . 19,41 3-427; Acneas bei l'lelenus. Verg. Aen. 3,300-355: Thctis bei Chiron. Stal. Ach. 1, 104-197: Hochzei tsmahl von Pluto und Proserpina. C I.md. ra pt. Pros. 2,306-372; dazu oben S. 92f. 22 1 In der lIias eröffnet dagegen meist der älteste Tei lnehmer das Gesprllch . Die Erzäh lungen der Gäste in der Odyssee, die gewöhnlich vom Gastgeber angeregt werden, können dagegen geradezu als »Gegenleistung« rur die freundliche Au fnahme betrachtet werden, s. REECE ( 1993) 28 (der sci ne Aussage allerdings unrichtig auch auf die Ilias bezieht): »The visitor provides news from abroad to a curious host. as though in exchange for material hos pitali ty.«( S. dazu S . 93f.

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3.2.2 Das Gastmahl bei Kleopatra

Themen ni cht alle wiedergegeben werden, sondern im Extremfall nur eines, näml ich die längere Erzählung einer einzelnen Person.222 Doch während sonst meist der Gast nach AufTorderung von seinen Abenteuern berichtet, ist es hier der ägyptische Priester Acoreus, der auf Caesars Bitten in e inem natunvi ssenschaftli chen Vortrag die Geheimni sse des Nils enthüllt (Lucan. I0, 1 93 ~33 1 ). Die rur ein episches Gastmahl überraschende Initiative des hospes kommt durch eine lange wörtliche Rede (Lucan. 10, 176- 192) gebührend zur Ge ltung, während KJeopatra, di e wahre Gastgeberin, in dem verbleibenden Teil der Szene mit keinem Wort mehr envähnt wird - ja es ist nicht einmal sicher, inwieweit sie sich an den von Caesar angeregten alloquia betei li gt. Ein solches Übergewicht des Gastes, der nicht nur die Initi ati ve zum Gespräch an sich zieht, sondern sogar die Wirtin ganz in den Hintergrund drän gt, weist kein anderes epi sches Gastmahl au f. 223 Lukan erreicht diese Verschiebung, indem er nicht nur die Initi ati ve zur Konversation auf Caesar überträgt, sondern darüber hinaus das traditione lle Element des ))Gesprächs zwischen Gastgeber und Gast« (lX) mit dem künstlerischen Vortrag verschmilzt. Während an Königshäusern oft ein (Hof-)Sänger auftritt, und zuvor oder, se ltener, im Anschluß daran e ine Unterhaltung über die Erlebnisse des fremden stattfindet, bei welcher der Gastgeber durch seine Anordnun gen und Wünsche eine lenkende Funktion ausübt, so besteht hi er der beri chtende Teil der Unterha ltung aus einem Vortrag, der nicht von Gast oder Gastgeber, sondern einem Dritten geli efert wird. In dieser Beziehung gleicht also die Rede des Acoreus eher den Li edern der Sänger, die ebenfa lls als Außenstehende die Protagoni sten unterhalten. Da außerdem die Aufforderung zum Vortrag während der Unterhaltung ergeht, tritt dieser zugleich an die Stelle der langen Erzählung, mit der sich gewöhnli ch der Fremde näher vorstellt. Durch diese Verschmelzung zwe ier gängiger Elemente und die Übertragung der Initiative auf Caesar blendet 222 Auch bei Homer, der von allen Epikern die größte Vorliebe ru r längere Gespräc he hat und manchmal bis zu vier Wechsel reden darstellt (vgl. den Besuch des Telemach bei Menelaos, Hom. Od. 3.78-305) werden nicht alle erwähnten Themen ausgeftlhn. Apollonios und Vergil, dessen Beispiel Lukan fo lgt. raffen die Unterhaltungen noch stärker. Vgl. das Abschiedsmahl der Argonauten, A. R. 1.457-459, wo zwar viele T hemen angedeutet werden, später aber nur der Streit mit Idas erscheint. Zu Vergil s. HEINZE ( 1957) 404 : »Was zunächst bei Virgi l ins Auge fli llt. ist [ ...] die große Ei nschränkung, die bei ihm das Gespräch erfähn . {... } Z u allenneist beschränkt sich das Gespräch auf Rede und Gegenrede zweier Sprecher.« 223 Vgl. dagegen die Konversation von Jason und Aietes (Val. Flac. 5.574-614), bei der zwar der Gast Jason den Gesprächsverlauf durch Fragen lenkt, seinen Win aber ausdrücklich zu Wechselreden au ffordert.

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3.2.2 Das Gastmahl bei Kleopatra

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Lukan die eigentliche Gastgeberin KJeopatra , wie zuvor schon ihren Bru· der, vollkommen aus, ohne daß der Eindruck eines epischen Mahls dadurch ernsthaft gestört würde . Als Caesar den Priester zum Reden auffordert (Lucan. 10, 176-192), schließt er in seine Bitte zahlreiche Einze lfragen ein, ganz wie es in anderen epischen Mahl szenen die Gastgeber tun , wenn sie den Ankömmling bitten, se ine Geschichte zu erzählen. 224 Anders als diese verlangt er jedoch nicht danach, persönliche Erlebni sse seines Gesprächspartners zu hören, sondern erkundigt sich nach der Geschichte, der Geographie, den Bräuchen und be· sonders der Religion des Gastlandes (Lucan. 10, 177-1 8 1 und 189·191), also nach Einzelheiten, für die Acoreus nur in seiner Eigenschaft als gelehrter Pri ester, nicht aber als Person interessant ist. Da dieses Gespräch zugleich als einzige Phase der Unte rhaltung breit ausgeführt wird, während ein Austausc h zwischen Caesar und Kleopatra vollkommen fehlt, erhalten die alloquia insgesamt eine nüchternere Färbung als alle vergleichbaren Gast· mahl szenen, in denen die Protagonisten in eine persönliche Beziehung Ire· ten.225 Eine so ausführliche Begründung für se ine Wißbegier, wie Caesar sie Iie· fen, ist in den epischen Gastmahlszenen einzigartig. Sowohl bei dem Lied eines Sängers als auch bei den Erzählungen eines Gastes wird gewöhnlich wenn überhaupt - nur eine kurze Einladung ausgesprochen , weil sich die Unterhaltung hannoni sch aus dem Zusammenhang ergibt. Wenn ein be· rufsmäßiger Sänger anwesend ist, muß nicht eigens begründet werden, warum gerade er ein Lied vortragen soll , und noch weniger müssen sich di e Gäste dafür rechtferti gen, daß sie sich nach dem Mahl an einer musischen Darbietung erfreuen wollen .226 Auch wenn der Fremde vom Gastgeber auf224 Vgl. Horn. Od. 1,170·177 (Telemach an Athene); 3,7 1·74 (Nestor an Telemach und Mentor); 7,238 f. (Arete an Odysseus); I~ om . Od. 10,325 (Kirke an Odysseus); t4.187- 19O (Eumaios an Odysseus); A. R. 3.304-3 16 (Aietes an die Phrixossöhnc); Verg. Aen. 1,750-756 (Dido an Aeneas), vgl. auch die vorgezogene Be fra gung des Acneas durch Pallas. Aen. 8.1 12·114. s. dazu oben S. 95 Anm. 219. 225 Diese kann im intensivsten Fall in einer Liebesbcziehung bestehen, aber auch in allgemein freun dschaftlicher Verbundenhei t. wie zwischen Telemach und Nestor oder Telemach und Me nelaos. Selbst Zom und Wut, wie sie zwischen Aietes und Jason herr· sehen (vgl. A.R. 3,367·382; Val. Flac. 567-569), stellen eine Fonn von persön licher Beziehung dar, die sich von d em Schweigen, das Lukan über alle Wechselreden zwischen Caesar und Kleopatra breitet, deutlich abhebt. 226 So zeigt Ho mer den Beginn des Gesangs gelegentlich ei nfach dadurch an, daß dem Sänger sein Instrument gere icht wi rd, vgl. Horn. Od. 1, 153f. (Phemios); Ho rn. Od. 8,67-69 (Demodo kos).

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3.2.2 Das Gastmahl bei Kleopatra

gefordert wird, von seinen Abenteuern zu erzählen, muß weder die Wahl des Vortragenden - nur er se lbst kann sei ne Vorgeschichte kennen - noch der Wunsch des Hörers umständlich begründet werden. Entsprechend 227 knapp fallen die Aufforderungen jeweils aus. Caesar hingegen greitl zu einer freundlich vorgebrachten (Lucan. 10,175: placidis [... ] dicris) und geschickt gegliederten Argumentation, in der er zunächst die Frömmigkeit und Gottesnähe des Acoreus hervorhebt (Lucan. 10,176f.: sacris devote senex [... ] nOIJ neglecte deis) .228 Di e achtungsvoll e Anrede al s senex und der ausdrückliche Hinweis auf sein hohes Aller (Lucan. 10, 176) schaffen einen hannoni schen Übergang zu den Fragen Caesars nach der Frühgeschi chte des ägyptischen Volkes und, daran anschließend, nach se inen Bräuchen, religiösen Riten und vielgestaltigen Gottheiten (Lucan . 10, 177-179). Gerade von den ältesten und verborgensten Geheimnissen und Aufzeichnungen wünscht der Römer zu erfahren, wobei er sich auf die Götter selbst beruft, die sich gern erkennen ließen (Lucan. 10, 179- 181 : quodcllmqlle vetustis I insculptwn est adytis pro/er. nosciqlle volentes I prode deos). Als unterstützendes Argument dient ihm die Legende, daß die Vorfahren des Priesters sogar ihren Gastfreund Platon unterwiesen hätten (Lucan . 10, 18 1f.: Si Cecropium sua sacra Platona I maiores docllere tui ... ).229 Von dem berühmten hospes leitet Caesar sodann unmerkli ch zu seiner eigenen Person über: Der Hauptgrund flir seinen Aufenthalt in Alexandria sei zwar der Ruhm des Pompcius, jedoch, so fugt er rasch hinzu, auch der der Priestersc haft ;2JO habe er sich doch se lbst während der Kämpfe des Bür227 Das Recht eines Wirtes, Näheres über seinen Gast zu erfahren. ist in der Odyssee so unumstritten. daß Reisende, d ie ihre Anonymität zu wahren wünschen, sogar eher zu ei ner LOgengeschichte greifen , als die Bille des Gastgebers rundheraus abzuleh nen. Vgl. al s bekanntestes Beipiel die Trugrede des Odysseus vor EUlllaios (Horn . Od. 14.19 1-359). aber auch die vorgetäuschte Identität der Atheue im erslen Buch der Odyssee (Horn. Od. 179-2 12). 228 Die Ansprache weist Parallelen zur Rede des Aeneas vor seiner Unterwehs fahn auf (Verg. Aen. 6,103-123). besonders was die Argumentation mil großen Vorbi ldem bctriffi (Aeneas erwähnt O rpheus, Pollux, Theseus und Herakles). Vgl. dazu EIC HßERGER ( 193 5) 9-13 . Die Rede des Aeneas wiederum gehl möglicherweise auf orphische Vorb ilde r zurOck, dazu NORDEN (1957) zu Aen. 6,120. 229 Die Legende. daß Plalon nach Ägyplen gereist sei, überliefem auch Diodor 1.96.2 und Cicero (Oe rcp. 1. 16. vgl. Oe fin . 5.50). Eine kommentierte ZU5.1mmenstellung der Zeugnisse bei DORRIE (1990) Nr. 62-65. 230 Lucan . 10. 184f.: Fama q/lidem gelleri Pharias me dllxil ad IIrbes, I sed lamen el

\'cslri.

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gerkriegs mit Sternbildern und allgemein den Himmelserscheinungen beschä fti gt und werde durch seine Kalenderrefonn sogar dem Mathematiker Eudoxos g leichkommen ( Lucan. 10,185-187). Seine Kenntni sse stellt der Römer scho n durch die Wortwahl heraus, die von feierli chen bzw. gelehrten Ausdrücken (V. 177: primordia ; V. 180: adylis; V. 18 1: Cecropiwn) und seltenen oder fremd sprachigen Fo rnlen (V. 178: vIIIgi; V. 187 :[astibus; V. 18 1: Platona) geprägt ist - eine geschickte Anpassung an seinen gebi l23 1 dete n Gesprächspartner. Sein mit virl/lS gepaartes großes Verlangen nach Wahrheit, das sich darin ausdrücke, finde freili ch seinen Höhepunkt in der Frage nach den Nilquellen ( Lucan. 10, 189-191 : Nihil est, quod noscere malim / quam jluvii callsas [... ] igno fllmque caput). Hier erst enthüllt der Römer seine eigentlichen Absichten. Nicht die Götter Ägyptens und die Frömmigkeit, die er eingangs an Acoreus gerühmt hatte, stehen im Mittelpunkt seines Interesses, sondern ein sagenumwobener Ort jense its der bekannten Welt. Um zu ihm vorzustoßen, sei er, der erfolgreiche Feldherr, sogar bereit, den Bürgerkrieg zu verlassen (Lucan. 10, 19 1f. : spes si! mihi certa videndi t Niliacos [otlles. bellum civile relinquam). Es zei gt sich, daß die Religion nur als Mittel zum Zweck dient: Sie bildet ein G li ed in der Argumentationskette, mit deren Hilfe Caesar die eigentli ch wichtigen Informationen von dem Priester zu erlangen horn . Sein Verhalten korrespondiert also mit dem der Kleopatra, die di e heili gen Tiere des Landes riicksichtlos ihrem Repräsentationsbedürfni s dienstbar macht, indem sie sie dem Gast a ls exotische Speise vorsetzt (Lucan. 10, 158f.). Offenbar versteht Acoreus den eigent lichen Hintergrund der Frage sehr wohl : Se ine Antwort befaßt sich nach einem kurzen Abriß über den Sternenhimmel (Lucan . 10, 199-2 18) au sschli eßli ch mit dem Verlauf des Nil s und seiner gehei mni svollen Schwemme (Lucan . 10,219-33 1).232 Daß die geographische Lage der Que llen nur ungenau angegeben wird ( Lucan. 10,287: medio cons urgis ab axe) entschuldigt der Priester mehrfach durch Wendungen, di e sein eigenes Wissen relativieren (Lucan . 10,237: q uis callsas reddere poss it ?~ Lucan. 10,27 1: vincit ad/me natura latendi; Lucan. 10,284f. : nul/i conlingit gloria genti t UI Nilo sit laela suo; Lucan . 10,285287: Tuajlllmina prodom, / qua deus [... ] / le me nosse dedil) . Von den re231 Auf diesen Effekt weist zu Recht TASl.ER ( 1972) 87 hin . der ihn vor allem im Vergleich mit der Caesarrede an den niedrig gestellten Amyclas herausarbeitet (ebd. 86-

88).

232 Die AusfUhrungen weisen Parallelen zum ) ) De Ni IO« überschriebenen Buch IV A der Naturales Quaestiones des Seneca auf. Vgl. aber auch Hdt . 2, 19-34 .

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lig iösen Bräuchen und den Göttern des Landes, nach denen Caesar zuerst gefragt hatte, ist hingegen keine Rede mehr. Sie spielen nur am Anfang des Vortrags eine Ro lle, als der Priester ausdrücklich versichert, den Himml ischen se ien se ine Ausführungen zwei fellos genehm ( Lucan. 10, 197: ast ego eoelieolis gratllIn reor). A llerdings gründet sich diese Auffassung nicht auf eine gött liche Offenbarung oder gar die Tradition der ägyptischen Priesterkaste, sondern auf se in eigenes, nicht unumstrittenes Urteil (Lucan. 10, I 96f. : Sit pietos aliis miracula tanta silere; / ast ego ... ). Acoreus ist also keineswegs der konservative Vertreter der Priesterschaft, den Caesars Anrede saais devote senex (Lucan . 10, 176) vennuten lassen könnte. Sein ambivalenter Charakter wird schon gleich beim ersten Auftritt des heiligen Mannes im achten Buch deutlich, wo ihn der Dichter unter die ))U ngeheuer«, d . h. die Ratgeber, am Hof des Pto lemaios einreiht (Lucan. 8,474f.: omnia monstra / Pellaeae eoiere d OntliS. quos inter Acoreus), um allerdings abschwächend hinzuzufügen : [A coreus] iam placidlls senio !ractisque modestior annis (L ucan. 8,476). Nun offenbart er, wenn auch mit warnendem Unterton , dem machtbesessenen Feldherrn geheime Kenntnisse über den Nil. Daß nur ein Teil der gestellten Fragen ausfUhrlieh beantwortet wird, ist, wie oben gezeigt, in einer epischen Gastmahlszene ni chts Ungewöhnliches.233 Da di e Dichter sich normalerwei se am Kenntni sstand des Lesers orientieren, kommen im Vortrag hauptsächlich Einze lheiten zur Sprache, die diesem noch unbekannt sind. Hier verhält es sich anders: Die Antworten werden nicht nach den Vorkenntnissen des Publikums, ja nicht einma l nach denen des Gesprächspartners ausgewählt. Vielmehr orientiert sich der Priester nur an bestimmten Aspekten der ihm vorge legten Fragen, während andere ganz ausgek lammert bleiben. Wie läßt sich der Vortrag des Acoreus nun fonnal fassen? Oben (S. 99f.) haben wir gesehen , daß sich Gesänge beim Mahl grob in zwei Kategorien ei nteilen lassen: Solche, die als Kommentar rur den Leser konzipiert sind, und so lche, di e als handlungsfOrdemde Elemente wirken . Das Charakteristikum eines )kommentierenden< Gesangs besteht darin, daß er für die Figuren einen bloßen Zeitvertreib darstellt, während ihnen seine eigent liche Bedeutung verborgen bleibt. Al s Beispiel diente u.a. der Gesang des lopas in

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233 S. schon Scho l. ad Lucan. 10,1 75 zur Ä hnlichkeit der Bankette von Dido und Klco paua : )) U! illa Aencan interrogat de Troiano bello ac dc inde contc nta est de expug na· tione urbis audire et de erroribus, ita hic {sc. Caesar} intcrrogat primordia gentis terrarumque situs vulgique mores CI non ind icat nisi de natum Nili,c!

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der Aeneis (Verg. Aen. 1,740-747). Stellt man se inen Vortrag neben den des Acoreus, so werden einige grundlegende Unterschiede sichtbar. Daß der Gesang des lopas auch allegori sche Funktion habe, ist unbestritten . Jedoch sind die von ihm verwendeten Bilder so gewählt, daß sie unter den 234 Lesern der Aeneis zu unterschiedlichen Deutungen fuhren können . Noch weni ger sind die Bezüge und Vorausdeutungen von den involvierten Figuren zu erkennen, die sich nur an dem künstleri schen Vortrag erfreuen . Bei den Ausftihrungen des Acoreus verhält es sich anders. Nicht nur, daß der Pri ester se in Thema an dem ausdrücklichen Wunsch Caesars ausrichtet und ihm damit Bedeutung für die Gegenwart verleiht - auch die exempla rur berühmte Nilexpeditionen entstammen dem Wi ssenshorizont sei ner Hö rer, werden eindeutig qual ifi ziert und auf Caesar bezogen. Der Wunsch, die verborgenen Quellen zu entdecken, hat vor ihm schon ägypti sche, persi sche und makedonische Tyrannen geleitet, Lucan. 10,268f.: Quae tibi noscendi Ni/llIn, Romane, cupido est, I et Phariis Persisque [ llil Macetwnque ty rannis. Die Anrede mit dem Völkemamen (Romane) stellt Caesar - auch rur die Festgesell schaft erkennbar - auf eine Stufe mit ihnen , d.h., wie der Priester g leich präzisisiert, mit Alexander, Sesostris und Kambyses ( Lucan. 10,272-282). Die darin liegende Warnung ist offenkundi g, denn alle drei sind auch aus der Figurenperspektive al s mächtige und bewunderte, aber auch skrupellose Eroberer erkennbar, denen es trotz ihrer militärischen Erfolge nicht gelang, den Ursprung des Nils zu ergründen.noS Bes itzt aber der Vortrag des Acoreus rur di e Figuren Aktualität, so kann er nicht ausschließlich al s Kommentar rur den Leser eingestuft werden wie das Lied des lopas. Es bleibt zu fragen, ob er stattdessen, wie verg leichbare ))aktue lle« Gesänge in anderen Gastmahlszenen , handlungsfördernd wirkt, dem Geschehen also eine neue Richtung verleiht. Da das Epos kurz darauf abbri cht, läßt sich dieses Problem nicht mit letzter Sicherheit klären . Unstrittig ist jedenfa ll s, daß, während z. B. das dritte Lied des Demodokos die Identifikati on des Odysseus und das Lied des Orpheus die Versöhnung der 234 Man vergleiche die noch immer andauernde Forschungsdiskussion, dazu oben S. 168 mit Anmerkungen. 235 Zu den militärischen Erfolgen des ägyplischen Königs Sesostris s. Hdt. 2,102110, zu seiner Skrupellosigkeit ebd. 2, 107. Vgl. den zusammenfassenden Bericht bei Strabo 790. ähnlich Diod. 1,57, 1-5. Ober die Regierungszeit des Kambyses s. Hdt. 3, 166; zu seinem Wahnsinn, mit dem er wegen sei nes Frevels gegen den Apisstier geschlagen wurde. Hdt. 3.27-30. Zum Alexanderbild und der Alexandernachfo lge Caesars s. o. Anm . 210 und u. Anm. 237.

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Argonauten erst herbei flihrt,236 Caesars Wunsch, die Nilquell en zu entdek· ken, schon vor der Unterhaltung besteht. Nicht der Beri cht des Acoreus weckt sein Verlangen, sondern gerade weil Caesar dieses Verlangen ver· spUrt, fo rdert er einen entsprechenden Bericht. Ebenso weist der Priester, wenn er Caesar warnend mit Alexander vergleicht, auf eine schon bestehende Parallele hin. Während der Gesa ng des Dernodokos zu neuen Aufschlüssen über die Identität des noch unerkannten Odysse us führt, stellt die aemulalio Alexandri, die Acoreus in Caesars Ansinnen erkennt, einen be· reits bekannten Charakterzug des Römers dar,237 der sich durch seinen kurz vor dem Festmahl besc hriebenen Besuch am Grab Alexanders (V. 10, 18· Hg 52) selbst in Beziehung zum makedonischen Eroberer gesetzt hatte. Aus diesem Grunde ist fragli ch, ob die warnenden Worte des Priesters abschreckend oder nicht vielmehr bestätigend auf seinen Hörer wirken. Haben sie bestäti gende Kraft, sprechen sie also nur eine ohnehin vorhandene Tendenz deutlich aus, so geben sie der Handlung keine neuen Impul se, wie es vergle ichbare »aktuelle( Darbietungen tun . Bringen sie Caesar hingegen von seinem Wunsch ab, die Nilquellen zu sehen, so üben sie akti v Einfluß auf den Verlau f des Epos aus und könnten daher im eigentlichen Sinne als »handlungsfördemd« bezeichnet werden. Die Indizien - und auf solche sind wir wegen des unvo ll ständi gen Zu· stands der Pharsalia angewiesen - sprechen für die erste Mögl ichkeit. Anders als bei den Gesängen des Phemi os (Horn. Od. 1,337·344), Demodokos (Horn . Od. 8,83-85), Orpheus (A. R. 1,512-5 15) oder des lopas (Verg. Aen. 1,747) fehlt be i Lukan jede Publikumsreaktion. Weder erhält Acoreus aus· 236 Drilles Lied des Demodokos, I-I om. Od. 8,499-520: Lied des Orpheus, A.R. 1.494-515 . 237 Die oemll/otio Alexondri ist Oberhaupt ein rester Bestandtei l des antiken Caesarbildes, vgl. Suet. Caes. 7, 1; Cass. Dio 37,52, 1-2 und 41,24.2, dazu Pl ut. Caes. 11,5-6. Zur Alexandemachahmung im Selbstverständnis Caesars vgl. jetzt BRACCESI (1993) 149- 162. 238 Dieser bewußte Rückgri ff auf den berühmten Eroberer laßt auch den kurz zuvor geschilderten Besuch Caesars in den Ruinen von Troja (9,%4·999) in neuem Licht erscheinen. Man hat oft gesehen, daß Lukan diese Szene nach dem entsprechenden Aurenthalt Alexanders in llion gestaltet hat, als dessen Ebenbild der römische Feldherr erscheinen soll. Zieht man auch seinen kurz darauf rolgenden Besuch am Grab Alexanders in Betracht, so stellt sich die Frage, ob die symbolische Bedeutung von Caesars Trojabesuch tatsllchlich nur dem Leser bewußt wird, wie ZW1ERLE1N ( 1986) 468 meint. Vielmehr schei nt das Interesse, das Caesar selbst an dem Welteroberer bekundet, darauf hinzudeuten, daß auch die Figuren den typologischen Bezug der Ereignisse erkennen. Wi r können also ftIr den Caesar Lukans ei ne willentl iche Alexandcrnachfolge annehmen, so daß die von Acoreus bemühten warnenden exemp/o geradezu al s Anreiz wi rken mOssen.

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drOckl ich Beifall , noch Obt jemand Kritik an se inen AusfUhrun gen. Di e aufs höchste gesteigerte Wißbegierde Caesars, die er unmittelbar vor der Rede des Priesters se lbst eingestanden hatte (Lucan. 10, 189: nihil es! quod noscere malim und Lucan. 10, 19 1f. : spes sir mihi cerfa videndi I Niliacos fon/es. bellum civile relinqllam) wird an ihrem Ende nicht revidiert, noch äußert Caesar Enttäuschung Uber di e Darstellungen des Acoreus. Vielmehr nehmen d ie Unterhaltungen e inen ruhigen und sorglosen Verlauf, wie Lukan zusammenfassend bemerkt, V. IO,332f.: Sic velUl in IUla secur; pace traheballt / "oelis iler mediae. Der in den Versen 10, 189- 192 erzeugte Eindruck , Caesar sei zu einer Ni lexpedition geneigt, wird also durch die Rede des Acoreus nicht getrübt. Es steht daher zu vermuten, daß Lukan diese nicht als »hand lungsfördemdes(( Element im eigentlichen Sinne verstanden wisn ll sen wol lte. Da sie aber auch nicht als nur an den Leser gerichteter Kommentar konzipiert ist, stellt sich die Frage, welchem Zweck die Erzählung statt dessen dient. Ein Blick auf die bisher ana lysierten Elemente des Gastmahl s liefert einen möglic hen Ansatzpunkt. Dabe i hat sich ergeben, daß viele von ihnen bei m Bankett der Kleopatra ihre ursprüngliche Funktion ei ngebOßt haben. Die Dienerschaft erscheint als dekorati ves Element, ebenso wie die Ausstattung des Festsaa ls und di e aufgetragenen Speisen: Das Holz der Pfeiler ist ni cht primär unter dem Gesichtspunkt seiner Tragfähi gkeit, sondern nach sei nem materiell en Wert ausgesucht , das MenU nicht nach seiner sättigenden Wirkung, sondern nach seinem exotischen Reiz. Da Lukan bei der Darstellung dieser Elemente j edoch Slrukturprinzipien wahrt, die sich auch be i seinen Vorgängern finden , tritt durch den Kontrast zwischen traditioneller Fonn und ihrer Ausgesta ltung die Dekadenz der beschriebenen Persone n hervor, die fortwährend traditio nelle Grenzen Ubersc hreiten.

239 Ob der historische Caesar tatsächlich eine Fahrt auf dem Ni l unternommen hai, spielt fUr die hier behandelte Frage nach de r ET71thltechnik eine untcrgcordnete Rolle, da der Dichter auch sonst gelegentlich frei mit historischen Tatsachen umgeht (Man vergleiche die - rein fiktive - Rede Ciceros in Pharsalos fV . 7.68-85 ] oder die ins Jahr 48 statt. wie historisch bezeugt. ins Jah r 49 datierte Rede Caesars vor seinen in Placentia meuternden Soldaten [5.319-364]. zur Datierung RUTZ ( 1989 (1950} 30). Selbst wenn eine Fah rt auf dem Nil historisch erwiesen wAre, bedeutete dies also nicht zwi ngend, daß Luka n sie dargestellt Mue. Welche Funktion er de r Aeoreusrede zuweist. muß daher - mit aller gebotenen Vorsichl - aus dem vorliegenden Teil des Epos erschlossen werde n. Vo n e iner angeblichen romantischen Ni lreise mit Kleopatra berichten Appian (BC 2,90) und Sueton (Caes. 52), wAhrend über wissenschaftliche Expeditionen nichts bekannt ist.

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3.2.2 Das Gastmahl bei Kleopatra

Wendet man man dieses Prinzip auf die Acoreusrede an, so ergibt sich, daß auch hier äußerlich Strukturen bewahrt sind, die sich auch in anderen Gastmahlszenen finden . Daß Lukan dabei zwei typische Formen von Aktivitäten nach dem Mahl, das Gespräch zwischen Gastgeber und Gast (Element IX ) sow ie den Sängervortrag (Element X), verschmolzen hat, ist rur diese grundsätzliche Feststellung ohne Belang. Während aber die einzelnen Details (Beginn der Rede nach dem Essen, Aufforderung zur Erzählung, Vortrag, Abbruch und Hinwendung zu einer Parallelhandlung) leicht identifiziert werden können, gestaltet sich eine sichere Aussage über die Wirkung der Rede problematisch: Entspräche sie den traditionellen »handlungsfördernden« Beiträgen, wie ihre formale Anlage vermuten läßt, so müßte sie dem Geschehen eine neue Wendung geben, das heißt, sie müßte Caesar von se inem früher gefaßten Wunsch , die Ni lqueJlen zu sehen, abbringen. Während sich bei vergleichbaren Reden der Effekt so fort an den betroffenen Personen zeigt (Penelope äußert sofort ihr Mißfallen über das Lied des Phemios und gibt damit Telemach Gelegenheit zu seiner selbstbewußten Äußerung [Horn. Od. 1,337-344]; Odysseus weint schon während des Gesangs des Demodokos und leitet damit se ine Identifizierung ei n [Horn. Od. 8,83-86]) finden sich in dem erhaltenen Teil der Pharsalia keine Anzeichen für eine solche neue Wendung, die sich an Caesar als der betroffenen Person zeigen mUßte. Sind diese Überlegungen ri chtig, so prallen die warnenden Worte des Priesters wirkungslos an dem nach Macht strebenden Feldherrn ab. Wie Kleopatra sich nicht scheut, die Grenzen von pie/as und modeslia zu sprengen, so läßt sich auch Caesar von Mahnungen zur Bescheidenheit nicht beeindrucken.240 Dies entspräche ganz dem Bild, das Lukan auch sonst von ihm entwirft? " Übt aber die Rede des Priesters keinen erkennbaren Einfluß auf Caesar aus, so haben wir dieselbe Art der Modifikation vor uns, die sich auch an anderen Details des Gastmah ls beobachten läßt. Eine von der jewei ls positiv gefärbten Primärquelle (Aeneas bei Dido) und Sekundärquelle (Odysseus bei den Phäaken) abweichende negati ve Wertung der Ereignisse 240 Daß sich nach dem Tod des Pompeius und mit dem Aufenthalt in Ägypten eine neue Qualitat seines Machtstrebens snkßndigt. deutet Luksn selbst an. vgl . V. 10.170f. (Ober Caesar): et genisse pudel genera cum paufH!N! bellum I et causas Martis Phariis cum gentibus optat. 241 S. RUTZ ( 1950 (19891) 169 zur Seesturmrede. Lucan. 5.654-67 1, eine rur den C harakter Caesars besonders illustrative Stelle : »)In dem Genuß dieses Geruhls. stets gefllrchtet zu werden. steigen sich Caesar zu einem wahrhaft dämonischen Triumphbewußtsein und zerbricht [.. .1alle Schranken. die ihm als Mensch gesetzt sind.«

3.2.2 Das Gastmahl bei Kleopatra

2 11

unter weitgehender Bewahrung der Struktur und ihrer Elemente ist ein kontinuierliches Kennzeichen der Szene. 242 Lukan ken nzeichnet seine Protagonisten auf diese Weise als rücksichtslose, auf unbegrenzten Luxus und unumschränkte Macht bedachte Gesta lten, die sich weder von Göttern noch von Menschen in ihrem Streben aufhalten lassen. Für Caesar läßt sich dieser beherrschende Wesen szug auch außerhalb des Festmah ls durchgehend nachweisen.243 Als Antagonist steht ihm innerhalb des Epos Cato Uticensis gegenüber (dessen Hochzeit, wie wir gesehen haben, eine Kontrastfolie zum Luxus der Kleopatra bildet), rUf di e spezielle Situation des Gastmah ls aber auch all jene Gastfreunde in der vorlukanischen Epik, rur die pie/os und modes/ia die Richtschnur ihres Hande ins bilden - in erster Linie also Aeneas und Odysseus, deren Bewirtungen in Karthago und auf Scheria die Primär- und die Sekundärquelle der Kleopatraszene bilden. Nach dem Ende der Rede schließt die Gastmahlszene abrupt mit ei nem einzigen zusammenfassenden Satz: Sie velul in lula secur; pace Irahebant I tJOclis iler mediae (Lucan. 10,332f.). In gleicher Weise bringen auch andere Dichter die Szene nach der wört lichen Rede rasch zu einem Abschluß, wobei sie allenfalls noch die Bereitung des Nachtlagers rur den Fremden darstellen.244 Daß Lukan dieses Detail nicht mehr aufnimmt, hängt mit dem abrupien Ortswechsel zusammen, der den Leser mitten im Vers zu den Um tri eben des Pothinus versetzt: Lucan . 10,332-335: Sic [... ) Irahebam I noclis iler mediae. sed non vaesana POlhini I mens imbula semel sacra iam ca ed e vacabat l a scelerum mO/ti . Indem er das Mahl kurz vor seinem eigentlic hen Ende, der Nachtruhe, abbricht, deutet Lukan die Gleichzeitigkeit beider Handlun gen an , ein Verfahren, das schon bei Homer zu beobachten ist, s.o. S. 104. Zusammenfass ung Oie versc hiedenen Modifikation en, die Lukan gegenüber dem typischen Schema einer Gastmah lszene vorgenommen hai, lassen sich in zwei Grup242 Vgl. RUTZ (1950[ 19891) 154, zum allgemeinen Verhältnis zwischen Pharsalia und Aeneis: Das Epos Lukans zeichne sich dadurch aus ))daß nicht nur eine in der Situation glcichan igc Szene einen emgegengesetzten künstlerischen EfTekt erzielt, sondern vor al lem alle Wene des ei nen beim anderen in ihr Gegcmei l verkehn sind.l( 243 Vgl. z. 8 . die Seeslurmredcn, s.o. Anm . 209. 244 S. z.ß . Horn. Od. 7,334-347 (Odysseus bei den Phäaken); Verg. Aen. 3,7 16-718 (Acneas bei Dido).

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3.2.2 Das Gastmahl bei Klcopatrn

pen e inteilen. Die erste um faßt fonnale Änderungen, also Eingriffe in die Struktur der Gastmahlszene, die dadurch entstehen, daß der Autor Elemente, die seine Vorgänger mehrfach gebrauchen , ausläßt (man denke an die feh lende Libation) oder neue einfügt. Das Material flir solche Ergänzungen kann entweder aus anderen Gattungen stammen, wie die Blumenkränze und Salben be im Mahl, oder, wie der ausführliche Erlählerkommentar. aus Tendenzen früherer Epiker entwickelt sein und nun eine gewisse Eigenständigkeit erlangen. Da gattungs fremde Elemente einen Stilbruch bewirken , können sie eingesetzt werden, um eine negative Wertung auszudrükken: Die beschriebenen Personen, so suggeriert der Dichter sei nem Publikum, halten sich nicht an den Kodex der heroi schen Welt und entsprechen daher nicht den positiven Vorbildern der Vergangenheit. Da solche fonnalen Änderungen in den Aufbau der typischen Szene eingreifen, dürfen sie nicht zu zahlrei ch se in, wenn deren charakteristische Gestalt erhalten bleiben soll. Wesentlich häufiger sind daher Modifikationen, bei denen äußerlich die Fonn gewahrt und die Szene nur vom Dichter auf besondere Weise ausgestaltet wird (vg1. die ornamentale Funktion der Dienerschaft, die Art und die Aufzäh lung der Speisen oder die Art der Unterhaltung nach dem Mahl). Nicht immer sind beide Fonnen der Modifikation deutlich voneinander zu trennen , zumal sie wechselseitig aufeinander einwirken können . In unserer Szene fuhrt z. B. die rein schmückende Funktion des Gesindes - a lso eine besondere Ausgestaltung des Struktu relements »Dienerschaft« (Element VlI a) - dazu, daß das Element nicht wie sonst beim Auftragen der Speisen erscheint, sondern direkt an die Ekphrasis des Palastes angeschlossen wird. Die Art der Ausgesta ltung zicht also eine Verschi ebung im typischen Ablauf - eine rormale Änderung - nach sich. Seide Formen der Modifikationen wirken hier zusammen und verleihen Lukans Gastmahlszene ihre eigenartige Prägung. Für ihre Anwendung sind zwei Prinz ipi en enlscheidend: I. Konsequenz: Abweichungen vom typischen Schema ze igen sich im Gastmahl der Kleopatra ni cht nur bei einzelnen, sondern bei der Mehrzahl der Elemente, wobei sie stets in die gleiche Richtung zielen. Der Dichter geht damit über einze lne kleine Verschiebungen, wie sie jede Gastmahlszene aufgrund ihres spezi fischen Kontextes verlangt, hinaus: Die ganze Szene erhält eine unverkennbare Färbung. 2. Transparenz: Die Modifikationen wandeln die aus anderen Epen bekannten Strukturelemente zwar ab, bewahren aber deren Grundzüge so

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genau . daß jeder einzelne Bestandteil. und oft auch sei n direktes Vorbild, zwe ifel sfre i erkennbar bleibt (s. S. 168). Die einzelnen Komponenten werden also nicht vollständig verkehn oder deformien wie in den Antigastmählern (z. B. dem Bankett der Lapithen und Kentauren oder dem de r lemni schen Frauen, s. daz u unten den Exkurs). Welche Detai ls sind nun dafür entscheidend, daß der Leser eine Gastmahlszene trotz aller individuellen Eigenschaften als »typisc h episch« empfind et? Die bisherigen Ergebnisse legen nahe, daß der Struktur der Szene dabei eine wichtige Funktion zukommt. Da nun die Mähler bei Dido und Kleo patra eine grundlegende Parallele in der Figurenkonslellalion aufweisen. aus der sich weitere Bestandteile harmoni sc h ergeben, bleibt zu prüfen, ob das Ergebnis durch diese Analogien verflilscht wurde. Seide Male handelt es sich um eine Frau, die einen Mann aus einem fremden Land bei sich aufnimmt, beide Male ist die Gastgeberin eine Königin . Aus der Konstellati on Mann - Frau entwickeh sich die jeweils im Hintergrund präsente Liebesbeziehung; aus der königlichen Stellung der Gastgeberin ergibt sich die prunkvolle Kulisse und die Beteiligung der Dienerschaft. Welches Bild bietet sich uns aber, wenn diese G rundkonstanten wegfa llen? Läßt sich auch in solchen Szenen noch von einer ) ty pischen« Struktur sprechen, und wenn ja, wie wird sie erzeugt? Als Gegenprobe kommen nur we ni ge Szenen in Frage, da der männli che Held in den mei sten Fäll en ent weder von e iner Frau (Ka lypso, Kirke, Dido, KJeopatra, in gewissem Sinne auch Arete) oder aber von einem Herrscher (Nestor, Mcnelaos, Alkinoos, Aietcs. Euander, Lyco medes) empfangen wird. Eine Ausnahme bilden die Bewi nung des Odysseus durch Eumaios, da hi er ein Schwei nehin unter besche idenen Bedingungen al Gastgeber auftritt, der Aufenthalt der Argonauten bei Phineus, bei dem nicht e in einziger Gast hervorgehoben wird~ sondern ei ne ganze Gruppe erscheint und das Fest ftIr Hannibal in Capua, bei dem umgekehrt kein ei nze lner Wirt den Besucher aufnimm t, sondern eine ganze Stadt als »Gastgeber« fun giert. Die drei Szenen unterscheiden sich also in ihrer Grundkonstellation deutlich voneinander und von den bisher besprochenen Gastmählern und könnnen daher als Folie dienen . Zug leich erfassen wir mit der Odyssee, den A rgonauti ka des Apollonios und den Punica drei Epen aus drei unterschiedl ichen Epochen. Finden sich auch hier die Prinzipien , d ie wi r bisher aus zwei nah verwandten Szenen abge lei tet haben. bestätigt?

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4. Abweichungen von der Norm. Ungewöhnliche Gastgeber 4.1 Vorbemerkung In acht Szene n weichen die Dichter von der Nonn einzelner, wohlhabender Wirte ab. Fünfmal stellen sie dem Besucher eine in bescheidenen Verhältni ssen lebende Person gegenüber, I zweimal setzen sie einen Wirt an, der aus körperlicher Schwäche unPJ.hig ist. Besucher zu empfangen.2 In einem weiteren Fall handelt es sich um eine Gruppe von Personen, von denen ke ine als Indiv iduum in Erscheinung triu.3 Läßt sich auch unter diesen besonderen Umständen ei ne Orientierung der Dichter am typischen Schema nachweisen, und welche erzähltechni schen Besonderheiten zeigt die Darstellung? Im folgenden werden drei Beispiele aus drei Epochen vorgestellt, die verschiedene Arten der Abweichung repräsentieren. 4.2 Interpretatio nen 4.2. / Bescheidene Umstä'lde: Odyssells bei Eumaios (Holl/. Od. /4 ) Mit der Bewirtung durch Eumaios beginnt die eigentli che Hei mkehr des Odysseus. Nac hdem ihn die Phäaken schlafend am Strand von Ithaka zurückgelassen haben. erkennt er beim Erwachen zunächst seine Hei mat ni cht. Erst die Begegnung mit Athene, welche den Nebel über dem Land lichtet . überzeugt ihn davon, wi rklich zu Hause zu sein . Von der Göttin erhält er auch den Ratsc hl ag. zu nächst den treuen Schwei nehinen Eumaios in seinem Gehöft aufzus uchen und dort zu warten, bi s sie den noch in Sparta weilenden Telemach herbe igehoh habe. Auf dem Landgut möge er sich auch einen Plan zur Überwindung der Frei er zurechtlegen (1 3,330-415 ). Odysseus s[immt zu und macht sich, von Athene in ei nen greisen Bettler verwandelt, auf den Weg zu Eumaios. Dieser zögert trotz sei ner bescheidenen Minel nicht, den Wanderer aufzu nehmen und ihn über mehrere Tage hinweg zu bewi rten. Für die Untersut Es handelt sich um Eumaios. der Odysseus (Horn. Od. 14.1-533) und Tetemach (Horn. Qd. 16,4- 153) bewirtet; Euander (Verg. Aen. 8.97-369); Marus (Si!. 6.62-55 1) und Falemus (Sil . 7. 171-205). 2 Argonaute n bei Phineus. A.R. 2.178-497 und Val. Flac. 4.423-636. 3 Hann ibal in Capua. Sil. 11.259-368.

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4.2. 1 Odysscus bei Eumaios

chung der Gastmahlszenen sind besonders die Ere ignisse des ersten Tages instrukti v, di e das 14. Buch der Odyssee füllen. Während in den Büchern 15 und 16 die Ankunf! Telcmachs und die Se lbstoffenbarung des Odysseusalso die ZusammenfUhrung der Telemach- und der Odysseushandlung - im Vordergru nd stehen, konzenlriert sich die Hand lung des 14. Buches ganz auf die Bewirtu ng. Da di e äußeren Umstände des schli chten Mah ls, mit dem Eumaios den fremden Bettler empfangt, ganz andere sind al s beim vorhergehenden märchenhaften Festmahl der Phäaken und bei den bisher besprochenen prunkvollen Bankenen an den Königshöfen von Karth ago und Alexandria , bietet sich die Szene als Gegenprobe an. Der Abschlliu vor dem eigelltliche" Mahl Ähnlich wie in den bi sher besprochenen Gastmählern steht am Beg inn der Szene ei ne Ekphrasis der Räumli chkei ten, die der Ankömmling bei seine m Eintreffen erblickt (Ho rn . Od. 14.5-22). Obwohl sich die Darstellung des schlichten Gehöf!s unter inhaltlic hen Gesichtspunkten deutlich von der Ekphras is eines Köni gspalastes untersc heidet, folgt di e Beschre ibung strukturell dem gleichen Schema. Der Di chter geht von außen nac h innen vor und wendet sich zunächst den großen Bauteilen des Raumes zu (Horn. Od. 14,5- 12), um anschließend nähere Einze lheiten zu schildern (Ho rn. Od. 14, 13-22). An di e Stelle der sonst ge legentlich erwähnten Kunstwerke. of! Nachbildungen von Menschen oder Tieren, treten hier wirkliche Hunde, die Eumaios selbst aufgezogen haL. Der Relali vsatz KVVES [... 1 / OÜS E6PEI.JIE ovßc.:lTTlS (Horn . Od. 14.21f.) ersetzt dabei di e bei Statuen übliche Nennung des Künstlers, vgl. Horn . Od. 7,9 1f.: KUVES [ ... 1 OÜS " Hq>OIOTOS eTEv~E v , A. R. 3,229f.: " Hq>OIOTOS EllnOOTO 8e.OKEAo epyo ' KOl oi XOAKOTTOOOS TOVPOVS KallE).

Anders als die Königspaläste wird jedoch das Heim des Schwei nehirten rückschauend gleichsam in sei ner Entstehung beschrieben (V. 8: OE\Il08' , V. 10: e8piYKwOEV, V. 11 : EAOOOE, V. 12: O:Ilq>II(EaOOOS, V. 13: TToiE I) und eng mit der Person des eben im Hof sitzenden Eumaios vcrhunden .4 4 Diese Iypisch homerische DarsleJlungsweise beobachtet schon Lessing im ltLaokoon.. am Beispiel der Schildbcschreibung der Ilias: »Homer malet n!lmlich das Schild nicht als ein renig vollendetes. sondern als ein werde ndes Schild. Er hai also auch hier s ich des gepriesenen Kunstgri ffes bedient. das Koex islierende seines Vorwurfs in cin Konsekutives zu verwandel n und dadurch aus der langweiligen Malerei eines Kör-

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4.2. 1 Odysseus bei Eumaios

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WähJend der Akzent bei den Adelshäusem auf dem staunenswerten Glanz des Festsaals liegt, triu hi er die Tatkrafl des treuen Dieners in den Vordergrund .:; Nicht nur, daß Eumaios in Abwesenheit seines Hcnn dessen Besitz sorgsam hütet (V. 3f: Ö oi ßtOTOLO jJCxALoTa I Kr;OETO) - er mehrt ihn sogar a us eigenem Antrieb, ohne auf die Befehle der Penelope oder des Laerles zu warten (V. 9: VOOqlLV OEOlT01V1lS KaI I\aepTao yepovTos). Selbständiges und pflichlbewußtes Handeln als Wesenszug des Eumaios wird dem Leser also zuerst durch die Ekphrasis vorgeführt . Damit läßt sich eine wich tige Funktion der Raumbeschreibung, die Charakteri sierung des jeweili gen Besitzers, die schon bei den köni glichen Gastmählern zu beobachten war, auch für das e infache Milieu des Schweinehirten nachweisen. FOlgte die Szene nun dem typischen Ablauf, so müßte Odysseus seinen Gastgeber beim Mahl mit mehreren anderen Personen antreffen . Dies ist jedoch nicht der Fall . Eumaios hält sich vielmehr allein auf seinem Gehöfl auf und sitzt auch njcht in sei ner Hülte beim Mahl, sondern im Vorhaus, wo er aus Leder Sandalen schneidet (Horn. Od. 14,5 und 23f.). Diese Abwei chung kann nicht durch die andersartigen Lebensbedingungen des Knechts im Vergleich zu einem König wie Alkinoos begründet werden. da Eumaios. wie sich später zeigt, auf se inem Gehöft eine Reihe von anderen Hirten (und in Mesaulios sogar ei nen ei genen Diener) bei sich hat, mü denen zusammen er gewöhnli ch se ine Mahlze iten einnimmt (s. Horn. Od. 14,24f.. Hom . Od. 14.407f. : zu Mesaulios s. Ho rn . Od. 14,449-455). Es wäre dem Di chter also cin Leichtes gewese n, Odysseus während eines solchen ge meinschaftl iche n Esse ns der Hirten eintreffen zu lassen, ähnlich wie kurz darauf Telemach gerade in dem Augenblick heimkehrt . als Odysseus und Eumaios in der Hüne bei m Frühstück sitzen ( Horn . Od. 16, 1-5). Daß der Dichter hier von dieser Tradi ti on abweicht, lenkt die Aufmerksamke it des Lesers auf die für den Beg inn einer epi schen Gaslmahlszene ungewöhnliche Beschäftigung des treuen Schweinehirten. Er wird als fl e ißi g und arbeitsam ei ngefü hrt - e ine Darslellung, die den von der Ekphrasis evozierten Ei ndruck bestätigt. Daß Eumaios bei der erslen Begegnung mit seinem heimkehrenden Henn nicht bei Ti sch si lZl, sondern einer handwerkpeni. das lebendige Gemlilde e iner Handlung zu machen. Wir sehen nicht das Schi ld. sondern den göttlichen Meister. wie er das Sc hild verfertigt. « (S. 12 1 in der Ausgabe von GöPFERT). 5 So schon AREND ( 1933) 44 Anm. 2. S. auch AUSTIN ( 1975) 166: )J Eumnios' hUl. lowly as it is, is as slriking as a palace ror its archileclural deLail . ils symmetry and its crarlsmanship.«

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4.2. 1 Odysseus bei Eu maios

lichen Tätigkeit nachgeht, schafft einen wirkungsvollen Kontrast zu den Freiem. die bei der Ankunft des Qdysseus ein Gelage feiern (Horn. Od. 17.269·271: YIVWOKW S' ÖTI rroAAoi EV aUTct> (sc. Tct> oWJJaTlj SalTa

TlOevTat / avSpes. Erre! KviOll IJEV Evf)voOev. EV OE Te

q>6PJJIY~

/

Als Prasser werden sie schon im ersten Buch vorgestellt (vgl. die Rede der Athene in der GÖllerversamm lung. Horn. Od. 1,91 f. : lJJVlloTi')pes l cii TE oi aiet / JJi'iA ' aOlvo: Q(pa~ouol Kai l ... 1 ßoüs). so daß der Leser der Eumaiosszene den Unterschied zwischen ihnen und dem rastlosen Schwei· nehirten wahrnehmen kann . Die Veränderung eines typischen Merkmal s kann also darin begrUndet sein, daß der Dichter einen Kontrast zu einer anderen Begebenheit des Epos schaffen will. Die Besonderheit der Eumaiosszene liegt darin, daß eine markante Abweichung vom typischen Schema hier positiv besetzt ist, wäh· rend sie bei den bi sher besprochenen Szenen negativ gewertet wurde (s.o. S. 212). Der Di chter erzielt diese Wirkung, indem er ein traditionelles. aber CUr sic h genommen wertfreies Detail (»Esse n und Trinken«) gegen ein anderes, positiv besetztes (» nützliche Tätigkeit «) austauscht. Durch die mehrfache Würdigung der praktischen Tätigkeit. nicht zuletz t in der unmittelbar vor· ausgehenden Ekphrasis. hat er die ModifikaLion sorgfaltig vorbereitet. Sie bestätigt, was Odysseus zuvor über das untadelige Betragen des Eumaios gehört hai (V. 13.404f.: ovßwTTJv 1...1. / ÖS TOI vc:;,v ElTiovpos. 6~c:;,s Bi Ta l !irrla oTOe). Daß die Variatjon tatstichlich der Charakteri sierung des Schweinehirten dient. bestätigt die erwähnte Ankunft des Te lemach im 16. Buch. Zu di esem Zeitpunkt hat sich Eumaios durch se ine eifrige Gast· freundschaft, seine sehnsüchtigen Erzählungen von Odysseus und seinen Groll gegen die Freier bereits als treuer Diener erwiesen. so daß er, als Te· lemac h das Gehöft betritt. dem typischen Schema gemäß beim Mahl sitzend dargestellt werden kann (Horn . Od. 16.1·5: 'Qouoevs Kai oioS uepopß6s / ~nvel ).

EVTVVOVT' aploTov äJJ' Tioll ... ] TIlXEJJaxov OE rrepiooalvov Kvves 1... 1 rrpoolovTa).

Die übrigen Hirten halten sich bei der Ankunft des Odysseu s nicht bei Eumaios auf. sondern gehen außerhalb ihrer Tätigkeit nach (Horn. Od. 14,24-28). Daß auch Abwesende erwähnt werden , ist für eine epische Gasunahlszene ungewöhnlich . Sonst schildert der homerische Dichter den tafelnden Gastgeber und vervollständigt das Bild durch seine mit ihm speisenden Tischgenossen. Da Eumaios jedoch handwerk lich tätig ist, werden fOlgerichtig auch seine Mitarbeiter mit ihren speziellen Aufgaben vorge·

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4.2. 1 Odysseus bei Eumaios

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stellt, wobei der Dichter eine Durchbrechung der eigentlichen Onsbeschreibung in Kauf nimmt (Horn. Od. 14,25f.: ~XOVT ' äAAVOIS äAAOS Öll' aypollEvOIOl oVEOOlV. / oi TpEIS' TCV OE TETapTov anonpoEIlKE nOAlvSE).6 Er kann dies um so leichter tun , als die entsprechenden Verse

dem Leser Infomlationen liefern , die rur das fol gende Geschehen von Bedeutung sind. So erfahn er nicht nur die Zahl der auf dem Landgut ansässigen Knechte und damit der potentiellen Verbündeten, sondern erlebt Eumaios auch erstmals als Vorgesetzten der Hinen. d.h. als ordnenden und vorausschauenden Verwalter. Daß er nur unter Zwang den Freiern die Tiere abl iefen (Horn . Od. 14,27: aVaYKIJ), ist ein weiterer Beleg rur seine Treue zum rechtmäßigen Herrn und hebt ihn von den pfli chtvergessenen Dienern und Mägden ab, die sich den Freiern angeschlossen haben (vgl. Horn. Od. 2ü,6-8). Als der Bettler sich dem Gehöft nähen , erblicken ihn die Hunde des Eumaios, stürzen bellend herbei und drohen, ihn zu zerreißen (Horn . Od. 14.29f. . vgl. Horn. Od. 14,37: oAiyov OE KUVES SIESIlAnoavTo).7 Odysseus wehn ihren Angriff nicht mit Gewalt ab, sondern kauert sich »klug« (Horn. Od. 14,3 1 KEpOooVVt;)) nieder,8 wobei ihm sein Stecken aus der 6 Zur üblichcn Darstellungsweise s. z.B. Horn. 11 . 24.476f.: Horn. Cd. 3,32f.: Ho rn. Cd. 4 ,3f.: s. auch in der späleren Dichlung Verg. Aen. 1.697. 700: Verg. Aen. 8,102- 105 (Die Reihe nfo lge wird umgekehrt am Ho f der Phäaken. wo Arele und Alkinoos, an d ie sich Odysseus hilfeflehend wendel, in einer Art Klimax ersl nach den übrigen Fürslen erscheinen (s. Ho rn. Od. 7,136 und 7.14 1). Vgl. auch den Besuch der Athene bei Telemach. wo die Göuin schon im Hof den aufdringliche n Freiem begegnet. bevor Telemach selbsl ihr entgegeneilt (Horn. Cd. I, I06 und I 13). Ebenso ke hrt Lukan, wie oben beschrieben. die Reihenfolge um, so daß nicht die Gasigeberin KleopatrJ., sondern der Ubermächtige Cac....ar am Ende de r Gliste liste erscheinl (lucan. 10, I36f.). 7 In einigen homerischen GaSlmahlszenen wird der Ankö mmling zunllchsl nicht vom GasIgeber selbst, sondern von einer anderen Person erblickt. S. die Ankunft des Telemach bei Menelaos (Od. 4,22). die Begegnung des Cdysseus mit Alhene an der Quelle auf Scheria (Cd. 7,19 und zuvor mit Nausikaa am Strand, Horn. Qd . 6, 139-315), das Gesprtlch des Aeneas mit Andromache vor de m an homerische Brtluche eri nnernde n Empfang bei Helenus (Verg. Aen. 3.302-306, s. dazu S. 108) u.ö. S. REECE (1993) 12f. zum Element >I maiden al the weil«. In der Eumaioss7.ene Ubernehmen die Hunde. die Odysseus als ersle erblicken, e ine lIhnliche Funklion, wobei sic h allerdings eine - sonSI unUbliche - kö rpe rliche AUac ke anschließt. s. AREND ( 1933) 45. 8 HAI NSWQRTU ( 1961) 124f. siehl in dem Zwischenfall e inen Mangel an Logi k: Einerseits kauere sich Odysseus »klug« nieder, um die Hunde zu besllnfligen - ein Kn iff. der auch sonst bekannt sei - andererseits schwebe er in tödlicher Gefahr. bi s Eumaios die Tiere mit Sleinen vertreibe. Diese Inkongruenz sei ein Ergebnis der mündlichen Überlieferun g. die wenig Wert auf eine slringente GedankenfUhrung lege. Tatsächlich de uten die

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4.2. 1 Odysseus bei Eumaios

Hand faUt. Eumaios eil! sofort herbei , läßt das Leder fallen und vertreibt die Hunde mit SteinwUrfen (Horn. Od. 14.33-36).9 Sodan n begrUßI er den Fremden freundlich (Ho rn . Od. 14.37-47). Daß der Gast am Ei ngang der Behausung wartet, bi s er in Empfang genommen wird, gehört zum traditionellen Ablauf einer Gastmahlszene. 1O Kann aus triftigen GrUnden diese Konventi on nicht eingehalten werden, wie bei der Ankunft des (unsich tbaren) Qdysseus im Palast des Al kinoos ll und befindet sic h ei n Gast in Bedrängnis, so tritt an ihre Stelle eine bitlflehende Geste durch Umfasse n der Knie und/oder Niederkauem am Boden. 12 Ein guter Gastgeber beeilt sich sodann, den Fremden aus seiner demiltigen Haltung aufzurichten und ihm ei nen ehrenvollen Platz in seinem Hause anzubieten, ganz wie Eumaios es mit dem Bettler Odysseus tut. l ) Daß aber in einer Bewirtungsszene Scho lien das Verhallen des Odysseus als Maßnahme gegen d ie aggressiven Hunde. s. Schol. Dind ad. 14.3 1: El:ETO KepöoaVv1)J epU01KOV q>OOl ßor,6'lI-lO TTPOs CITTOTPOTTi]U KUUWU Ta Ko6eo6ijuol Kai TTPOE060 1 nlV poßöou ws I-In eTTlT16€l-Ievou. v . Es ist jedoch fraglich. ob sich die KEPSooW'l tatsächlich auf die listige Abwehr der Hunde bezieht: In diesem Fall hlitte sie in der Tat versagt. (Vgl. d ie aus auktorialer Perspekti ve vorgetragene Aussage Horn . Od . 14.32f.: i u60 KEV ~ rro p' OTo61-1t;) OEIK{}\10U TTo6eu aXyos' / aAAa außwTlls... ). Die demonstrative Hi lflosigkeit des Odysscus entspricht vielmehr seiner neuen Rolle als schwacher Greis. an die er sich klug anpaßt und so d ie erste gastfreundliche T at des Eumaios provoziert. 9 Mit der gesuchten Parallelität zwischen Horn. Od . 14.3 1 (OKijTTTPOV SE oi EKTTEOE Xe1pOs) und Hom. Od. 14.34 (OK\rrOS SE o i l KTTeoe XElpOS). d ie durch die Ste llung jewei ls am Versende noch betont wi rd. kUndigt sich e ine Reihe von Übereinstimmungen zwischen Eumaios und dem heimke hrenden Odysseus an. Indem der Dichter g leich zu Beginn der Szene e ine auch fornla l auffällige Ent sprechung w!ihh . schlirft er de n Blick des Lesers tur solche versteckten Hinweise. S. dazu Kt NG (1 999). 10 Stellenangaben s.o. S. 48rf. II Horn. Od. 7,139f.. wo der unsichtbare Odysseus alle rdings zunächst bewundernd auf der Schwelle verham hatte. Eine tlhnl iche Situation erscheint beim Bingang des Priamos zu AchilI . als er nur heimlich ins Zeh seines Feindes zu treten wagt, und daher plötzlich vor Achill erscheint. Ho m. 11. 24.477-479. Auch Hernles verham e ine Zeitlang bewundernd auf der Schwelle der Kalypse. betritt dan n jedoch als der Höherrangige ohne Aufforderung (und ohne Demutsgeste) d ie Grolle (Qd. 5.75-77). 12 S. Horn. Od. 7, 142 und 7. 153 f. (Odysseus umfaßt die Knie der Arete. fl eht das Königspaar an und setzt sich dann in die Asche am Herd). Diese Form der fle hentliche n Bitte ist streng ritualisiert. Zum genauen Ablauf e ine r Hikesie vgl. GOULD ( 1973) sowie zu den Unterschiede n von griechischer Hikes ie und lateinischer supplica/io FREY. ßURGER (1988). 13 Diese Verpflichtung zeigt sich indirek t an den tadelnden Worten des Echeneos (Hom . Qd. 7. 159f.: 'A Xtduo', cU IJ.€V TOI T6Se K6:AAIOV oüSe EOIKe I ~eivov I-IEV x o I-Ioi 1j0601 hT' EO)(opl] EV Ko viI]01V). Vgl. auch d ie Lösung Hektors. wo Achill zunächst vom SchmerL um sei nen Vater übermannt wird , Priamos aber aufric htet. sobald er s ich wieder gefaßt hat (Hom. 11.24.5 15).

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4,2. 1 Odysscus bei Eumaios

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das Verharren oder Niederkauem durch einen körperlichen Angriff ausgelöst w ird, kommt in der epischen Tradition sonst nicht vor. t4 Während ei ner regul ären Gastmahl szene muß der Ankömmling kei ne Tätlichkeiten durch Mensc h oder Ti er befil rchten , selbst wenn die Aufnahme anfangs nicht allzu 1S

her.dich ausf
14 Nur in Anslilzen vergleichbar ist die bei Statius beschriebene Ankunft des Tyde us und Polyneikes bei Adrast. wo die Reisende n durch einen Regenschauer ZUnl Aufenthalt auf der Türschwelle gezwungen werden und dort in einen handgreinichen Streit geraten (Sial. Theb. 1,408-434). 15 für einc anfangs zurückhaltcnde Aufnahme, d ie dennoch weil von körperl icher Aggression entfern t ist, vgl. die Ank unft des Telemach in Sparta (bes. Horn . Od . 4.28f.) und den Besuch des Odysseus bei den Phäaken (bc.s. Hom. Od. 7, 159f.). Vgl. in der späteren Epik auch den Besuch der Argonauten in Kolchis. wo sic h selbst der feindli ch gesonnene Aieles trotz seines Grolls nicht dazu hinreißen Hißt. sci ne n Gast Jason tätlich anzugreifen. A. R. 3.396-400: Toio SE evl-lOs I SLx6aSirw TTOpcpUPEV EVt OTLi6EOOL

I ~ OCPEOC; bpl-ln6etS- aliTooxe56v E;e vapi~OL. / ~ ö ye TTELprlOatTO ßi'lS-· T6 oi EioaT' OPELOV I cppa~OI-lEv~. Stau dessen greift er zu einer. wie er g laubt. menl-Ie VOL v~v.

schenunmöglichen Probe. Ähnlich stel h sich die Situat io n in de r Fass ung des Valerius F1accus dar, 5.567-570: if/O!; lsc. die in voller RUSlung erscheinenden Argonauten ] Sofe S{lfuS WciWI1UI(!stissimus i r a I m;r(lfllr letnere fU/SlIIlIPIOS nec /(lUa mal/ei l robom qua", medios IlOs/em .fllbiisu penllles. 1 imereo loeto patifllr conv;via 1'111111. (EHLERS: culw). 16 S. Hom. Od. 17.2 17-234 (Schmährede und Fußtritt des Melanthe us); ebd. V. 17.446-452 und V. 17, 46()..465 (Schmährede und Schemelwurf des Antinoos): 17,477480 (zweite Schmährede des Antinoos): V. 18.351-364 und 387-498 (Schmilhrede und Schemelwurf des Eurymachos): V. 19.66-69 (Schml1hrede de r Melanl ho): V. 20.292-302 (Schmährede des Ktesippos und Wurf mit de m Kuhfuß).

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4.2.1 Odysscus bei Eumaios

rend Eurnaios ihn herzlic h aufnirnml. 17 Hier ist also der Kontrast zu e iner anderen Szene innerhalb desselben Werks entscheidend für eine Änderu ng am klassischen Ablauf der Gastmahl szene. 18 17 Z um Kontrast zwischen beiden Szenen vgl. EISENBERGER ( 1973) 27 und WILLIAMS ( 1986) 395 . LoUDEN ( 1993) 187 verweist zu Recht auf die traditionelle Glie· derung der Verse 14.32f. durch lv6a KEV .. .. a)..).a . Mit diesen Worten oder einem Äquivalent wird auch sonst in den ho merische Epen _nicht geschehenes Geschehen. (.pivotal contrafactual «) ei ngeleitet. Seine Erklärung•• that this pivotal contrafaclual (... ) is invenled by Horner hoch 10 introduce Eumaios in dramatic fas hion and 10 emphasize how dependent Odysseus iso ironically. in his new environme nt. Ithake« ist jedoch rur sich genommen nicht ausreic hend. Der Gastgeber kann durcha us auch auf andere Weise dramatisch eingeruhrt werden . wie der erregte Dialog des Menelaos mit seinem zögern· den He ro ld Eteoneus in Od. 4 .26-36 belegt. Bezieht man hingegen den KontrJ.St zur Argos-Szene und zur Begegnung mit den Freiem ein. so zeigt sich die Z ielrichtung des hier besprochenen Details. Es ist weniger die Abhängigkeit des Odysse us. die angesichts der wütenden Hunde hervOrtritt. als d ie Gastfreundschaft des Eumaios. Diese hebt sich von dem fe indseligen Betragen der Freier ab und wird durch das Stilmittel des . pivotal con· trafactual« unterstriche n: Eumaios wendet schimpnichen Schmel7. von seinem Gasl ab. während die Freier ihn mit Spott übe rhäufe n. Für e ine ausfUhrliche Analyse solcher . Beinahe-EpisOOen« s. NESSELRATH ( 1992). 18 MONRQ ( 190 1) 2 1 verweist auf die Parallele zwischen den Epitheta ru r die Hunde und de n sonst üblichen Attributen fUr die Diener. Dies ist jedoch kein Hinweis darauf. daß die Szene humoristi sch zu verstehen sei. wie WILLIAMS (1986) 397 meint : . As if it were no t enough for Ho mer to make Eumaios and his hounds mock-royalty. he continues througho ut the whole passage to have all six stages of the formal royal g uest welcome performed. in order. by noble Odysseus. Ihe bark-wielding ho unds. and noble EUOlaios. leader of men.« Vielmehr zeigl sich schon bald. daß sich Eu maios. bei allen fonnalen Ähnlichkeiten dieser S7.ene zu den Gastmählern der Adligen. keineswegs als . Kö nig. geriert. Er ist sich der sozialen Unterschiede deu tlich bewußt und betont sie mehrfach. Auch verrichtet er zu Ehren seines Gastes schwere körperliche Arbeiten. wie das Hacken von Brennholz. was hochstehende Persönlichke iten in der Odyssee niemals tun. Seine Besche idenheit. die sich vor allem im Umgang mil de n übrigen Hinen zeigt. unterscheidet ihn 1.. B. von dem hochmütigen Iros. de r sich über den Fremden erhaben dünkt (Horn. Od. 18. \ ().. 13 und 26-3 1). Der Kampf um den Vorrang unter den Bettlern sol lte also nicht ohne weiteres mit der hier besprochene n Episode gleichgesetzt werden. wie WILI.IAMS ( 1986) 395 es tut : . The struggle for Ihe Kingship of Strangers and Beggars foreshadows the bloody destruct io n which wi ll soon take place over the lordship of the castle . In book 14 , Odysseus· reception by Eumaios is just such a parody. a foretaste of the full recepti· o n he will receive al the very end of the Odyssey.« Während lros arrogant a uftritt. beruhen die strukturellen Ähnlichkei ten zwischen dem Gastmahl in der Hütte und einem Empfang im Palasi nicht auf Anmaßung. sondern auf einer allgemein akzeptierten und positiv besetz.ten Konvention. Im Gegensatz zum Auftriu des lros zeigt die Darstellungstechnik bei Eumaios gerade die innere Paralleli ttl t zu de n formvollende ten adligen Gas tgebern. Somit erschei nt lros als eine unheroische Gestalt, während Eumaios trotz sei ner ännlichen Verh Uhnisse dem epischen Verhaltenskodex vollauf genüg t. Darauf weisen auch die Epithela hin. die der Dichter dem Schweinehinen beilegt (V. 14,48 Sios uq>Opß6s; 14, 12 1: ovßc.:nns, 6pxouos avSpwv u.O.). Zum Problem der heroische n

4.2.1 Odyssells bei ElImaios

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achdem Eumaios die Hunde durch Sche itreden und Steinwürfe vertrie~n hat. begrüßt er den Gast mit freundlichen Wonen (V. 14,37f.). Bevor er aber den BetLler fonn vollendet zum Mahl bittet und ihm sogar zusichert, ihn e rst danach über seine Identität zu befragen - ei n Versprechen, das zeigt. wie ge nau sich Eumaios Ober die Pflichten eines guten (odysseisc hen) Gastl9 gebers im klaren ist - äußert er eine ungewöhnliche Klage Uber sein eigenes Leid. Er habe vie l UnglUck zu ertragen, weil sei n Herr fern von der Heimat weile. Womögli ch irre er gar hungernd umher, während er, Eumaios, gezwungen sei, den Freiem die Mastschweine des Odysseus auszuliefern (V. 14,39-44). Eine so ausfUhrliche Bemerkung Uber die eigenen Sorgen ist bei der Begrußung eines Gastes einziganig. Sie belegt die außergewöhnliche Verbundenheit des Knechtes mit seinem Herrn und sein waches Empfinden flir rechtes Verhalten. Wie ihn die Vorstellung bedruckt , daß ein Fremder, ruT den er nach dem Gastrecht Verantwortung trägt, auf seine m Grund und Boden zerri ssen werden könnte (V. 14,38), so leidet er darunter, aus Zwang den ihm anvertrauten Besitz se ines Herrn anderen abtreten zu mUssen.20 In der ungewöhnlichen Rede des Schweinehinen zeigt sich eine auch sonst in der Odyssee zu beobachtende dramatisc he lronie.21 Dieser erzäh ltechni sche Kunstgri ff kann jedoc h erst mit der Heimkehr nach Ithaka sei ne Epithe ta rur Eumaios vgl. BONNA"'E ( 1984) 193: Die Formel n ÖlOS uq>Op~ und oußwTT'JS. 6pxa lJOS ävSpc:,v ..soulignent ce qui ra pproche ce dernier Isc. Eumeel des he.ros epiques traditioneis." 19 Ho rn . Od. 14,45-47. Einen Fremden erst nach dem Mahl 1.11 befragen. gehön zu den Regeln der homerischen Gastfreundsc hafl. wird aber nur in der Odyssee im Rahmen ei ner geschlossenen Gasunahlszene beschrieben. Zu allgemein daher REECE ( 1993) 26. Wird dieses Prinzip ei nmal mißachtet. wie am Hof der Phäake n. so kann es der Fremde sogar selbst in Erinnerung rufen (s. Horn. Od. 7.2 15). Besonders pnichtbewußte Gastgeber sind u.a. dadurch gekennzeichnet. daß sie ihrem Gast sogleich eine entsprechende Zusicherung machen . s. Ho rn. Od. 1.123f. (Telemach zu Athene/Mentcs): Horn. Od. 4.60f. (Mc ne laos zu Telemuch). An d ie gleiche Sille h:Ut sich auch NeslOr. wie sei ne Anrede nach dem Mahl bestätigt (Horn. Od . 3.69f.). 20 Den Zusammenhang zwischen Gastfreundschaft und Treue zu Odysseus ste lll GROSSARDT ( 1998) 67 zu Recht heraus: ,.Da die beiden Themen auch im weiteren Verlauf des 14. Buchs miteinander verk nUpft sind (Eumaios spricht von Odysseus und bewinet währenddessen seinen Gast). ist damit rur den Leser dieser Szene ein deutlicher Rezeptionshinweis gegeben. dass rur Eumaios Gastfreundschaft (bzw. allgemeine Mitmenschlichkeit) und Treue zur Herrschaft nur zwei äussere Erscheinungsbilder derselben ethischen Gesinnung sind ... 2 1 Vgl. das erste Lied des Demodokos. der den Streit zwischen Odysseus und AchilI besingt. ohne zu ahnen. daß Odysseus selbst unter den Zuhörern weilt (Horn. Od. 7,7282).

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4.2. 1 Odysseus bei Eumaios

volle Wirkung entfalten, da der verkleidete Odysseus erst hier auf Personen trifft, die ihn schon früher gekannt und sei ne Ankunft sehnsUchtig erwartet 22 haben. Das Gespräch mit Eumaios bi ldet dabei nur den Auftakt zu einer Reihe ähn licher Zusammentreffen mit Telemach (Ho rn . Od. 16,44- 185), Euryk1eia (Hom. Od. 19,36 1-391 ) und Laertes (Hom. Od.24,226-3 19), die in den verschiedenen Begegnungen mit Penelope ihren Höhepunkt find en (Hom. Od. 19.97-360; 509-604 und 23.85-206 mit Übergang in die Anagnori sis).23 Nachdem er seinem Herzen Luft gemacht hat, besinnt sich Eumaios auf die nächstliegenden Aufgaben und geleitet den Bettler in die Hütte (Horn . Od. 14,48), wo er ihm nach seinen Möglichkeiten einen Platz herrichtet: Eigenhändig häuft er Reisig auf und bedeckt es mit einem Ziegen fe ll , das ihm selbst sonst als Bett dient (Horn . Od. 14,49-5 1). Ist dieser Sitz auch seinem materiellen Wert nach nicht mit den kostbaren Sesseln ve rg leichbar, di e den Fremden in e inem Königspalast angeboten werden , so weist die Darstellungstechnik doch Berührungspunkte mit dem Empfang in Adelshäusern auf: Hier wie dort gilt das Interesse des Dichters de m Material der Sitze sowie den Decken oder Polstern , mit denen sie belegt sind. 24 Bei Eumaios wiegt der ideelle Wert die materielle Annseli gkeit auf: Indem der Sauhirt seine eigene Bettdecke hervorholt, bietet er dem Gast das Kostbarste und zugleich Persön lichste an , was er besitzt. Ihm selbst ist dieser Umstand bewußt. da er dem Fremden versichert, daß seine Gastfreundschaft 22 Die dramatische tronie ist e in ko nstitutives Element gerade der Eumaiosszene . Sie ist Voraussetzung dafUr. daß Eumaios seine Treue und seine rechte Gesinnung gegenUber dem venneimtichen Bellier unter Be weis stellen kann . Hätte er Odysseus dagegen scho n bei seiner Ankunft (bewußt oder unbewußt) erkannt wie ROISMA N (1990) 215-36. !>es. 2 15 meim. SO verlöre sein gas tfreund liches Verhalten seinen Aussagewert, könnte es doch als kluge Berechnung erschei nen. Damit wäre auch der Probecharakter hinntllig. den der Dichter selbst hervorhebt (Hom. Od. 14.459: OUßWTEW m l pI'lT(~W\I . Horn. Od. 15.304: oußWTEW mlpI'lT(~W\I). Gegen ROISMA N auch GROSSARDT ( 1998) 69f. und KING ( 1999) 79 Anm. 22. 23 Zu den Parallelen zwischen Odysseus' Aufnahme bei Eumaios in Buch 14 und seiner Späteren Begegnung mit Pene lo pe s. FENIK ( 1974) 155- 158. bes. 155: ..The meeting with Eumaios is thus a e10se doublet. in ilS detail s and in il5 tone. o f the homilia to follo w. Anticipation on a smaUer scale of more important evems 10 come by minor repli. cas of themselves is characteristic o f Ihe Odyssey (cf. Telemachos' weeping in Spana and Odysseus' double weeping at the coun of Alkinoos) .• 24 S. z. B. Athene bei Telemach (Horn. Od. 1.1 3Of.): Odysseus auf Scheria (Horn . Od. 7.162 und 169): Odysseus bei Kirke (Horn. Od. 10.3 14f.) und sogar Qd. 3.38. wo die Felle. auf denen Nestor und sein Ge folge beim Mahl am Strand sitzen. beschrieben werde n.

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4.2.1 Odysseus bei Eumaios

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zwar arm, aber gern gewährt sei (Horn . Od. 14,58f.: 500ts 5 ' oAIYTl TE
\JOAIOT' eetAEIS'. ÖTI IJE

~eivE . TTp6qlpWV U1T t &E~O.

Ka i oe6.vaToI eeoi O:AAOI . / ÖTTI

26 In der lateinischen Epi k ist das Element noch se Ilener: Nur beim Abschied von l'lelcnus äußert Aeneas einen ausdrücklichen Wunsch rur die Gastgeber (Verg. Aen . 3.497-499: effigiem Xllnlhi Troiamque "jdetis / quam vestrae jecere manlls, melioribl/s. OplO./ Q/lspiciis. er quaejuerir minus obvia Grais). 27 V. 14.53f.: 14.440f.. 15,34 If. Die beiden anderen von REECE ( 1993) 213 und 223 unter dem Stichwort »blessing .. angefUhrlcn Belege (Od. 7.148- 150 und 17,475f.) sind nicht direkt vergleichbar, da die Segensbiue, die Odysscus rur die Phäaken ausspricht. nicht d irekt zum Mahl, sondern zu der supplicario gehört, mit der er Arete um Hilfe an· nehl. Bei der Anrufung der Gö tter, d ie Odysseus gegcnüber Anti noos vorbri ngt. handeIl es sich nicht um e ine Segensbine. sondern einen Fluch rur dessen tätlichen Angri ff (richtig au f S. 30). Der Segenswunsch für die Phäaken Od. 13,44-46 gehört nichl umitIc lbar zum Gastmahl , sondern zur Abschiedsszene.

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4.2. I Odysse us bei Eumaios

wie ihn mit guten Dingen ehrt« (man beachte den Plural ayaBoi Ol, der gerade nicht auf eine bestimmte Handlung hinweist). und ) wei l er seine Irrfahrten und seine MUhsal beendet hat. «28 Der Heimkehrer betrachtet al so das Verhallen seines Gastgebers insgesamt als lobenswert, welches sich in herausragenden Handlungen beispielhaft zeigt. Zugleich impli zieren die drei Wünsche ein sich stei gerndes Verdienst des Eumaios: Er nimmt den Gast nicht nur freundlich auf. sondern ehrt ihn auch und sorgt dafür, daß seine Irrfahrten enden. Damit spiegeln die Begründungen der Segensbitten nur für den Leser erkennbar - drei Etappen der Heimkehr des Köni gs wider. die von der freundlichen Aufnahme über die Akzeptanz als ranghohe Persönlichkeit bis zur festen Etablierung reichen, womit die Irrfahrten beendet sind. Auch der Inhalt der WUnsche wei st Bezüge zum Heimkehrmoti v auf: Zunächst bittet Odysseus, »Zeus und die anderen Götter mögen (sc. dem Eumaios) gewähren, was er am meisten begehre.« Der größte Wunsc h des Eumaios aber ist die Heimkehr seines Herrn. der die Freier vertreiben und die Macht in Ithaka wieder übernehmen soll .29 Al s Eumaios den Bellier nun ehrt und ihn zum Bleiben veranlaßt - also dem verk leideten Kö nig gegenüber ein Verhalten an den Tag legt. das seine Rechtschaffenheit und Zunei gung beweist, bestätigt Odysseus ihm zweimal seine Zuneigung (V. 14,440f.; 15,34 1f. ), auf die der Diener seine Hoffnung gesetzt hatte (V. 14,62). Die SegenswUnsche können also unter die versteckten Vorausdeutungen gerechnet werden , die die Heimkehr des Odysseus durchziehen. Dieser Umstand erklärt, warum solche WUnsche außerhalb von reli giösen Riten nur hier vorkommen. Sie gehören nicht primär zu den Eleme nten eines typischen Gastmahl s, sondern bereiten, wie die auch außerhalb solcher Szenen vorkommenden Prophezei ungen , die Daheimgebliebenen auf die Rückkehr des Hausherrn vor. Sie können aber in das Mahl eingefUgt werden, weil Dankbarkeit zu den typischen Reaktio nen eines Gastes gehört,30 28 V. 14.54 : ÖTI I.IE lTP6
29 Dasselbe gih fü r Te lemach. und auch für ihn bittet Odysseus fo lgeric htig um d ie ErfU llung aller seiner WUnsche, Horn . Od, 17 ,354f. 30 S. Horn. Od. 8.4 13-4 15 (Odysseus zu Alkinoos); Horn. Od. 8.467f. (Odysseus zu Nausikaa); Horn. Od. 13.44-46 (Odysseus zu den Phäaken): Horn . Od , 15. 158 f. (Te lemach zu Menelaos), ind irekt auch 3.57-59 (Gebet von AthenefMenior für den Gastgeber Nestor). Die Tatsache. daß der venneintliche Mentor einen Segenswunsch für Nestor spricht. weist schon als solche auf seine Dankbarke it hin, obwohl in der Fonnutierung des Gebets nur die umfangreiche n Opfer. nicht aber die Gastfre undschaft al s rtIhrnl iche Leistungen erwähnt werden.

4.2. 1 Odysseus bei Eumaios

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und weil der Segenswunsch in den mit der Libation verbundenen Gebeten von Athene/Mentor und Telemach vorgebildet ist (Horn . Od. 3.55-64).31 Eumai os greift den Segenswunsch auf, indem er auf leus Xenios als SchUtzer der Fremden und Mittellosen hinweist (Horn . Od. 14,56-58). In dieser Äußerung zeigt sich erneut die Übereinstimmung zwischen Eumaios und seinem verkleideten Herrn: Beide sind sich über die Rolle des leus bei der Gastfreundschaft einig. Der Sauhirt nimmt aus Gottesfurcht den Fremden bei sich auf, und Odysseus sagt ihm - in der verhüllenden Fonn des Segenswunsches - die Unterstützung der Göller bei der Erfüllung sei ner Wünsche zu (Horn. Od. 14,53f.).32 Eumaios führt den Gedankengang fort, indem er dem Gast vers ichert, seine Gaben seien trotz ihres bescheidenen Umfangs gern gewährt. Mehr könne er dem Fremden in der augenbli cklichen Lage nicht bieten, da Odysseus, der ihm zugetan war und ihm eigenen Besitz verschafft hätte, in der Feme weile (Horn . Od. 14,58-68). So kehrt der Schwei nehirt wieder zu dem Thema zurück , um das seine Gedanken unablässig kreisen: Das Schicksal seines vemleintlich toten Herrn (Horn. Od. 14,68). Auch diese zweite Rede des Gastgebers ist im Rahmen einer episc hen Gastmahlszene ungewöhnlich. Doch bricht der Schweinehirt sei ne Überlegungen un vennitteh ab und wendet sich wieder den Pflichten eines Gastgebers zu, indem er sich an die Bereitung des Mahls macht (V. 14,72-78). Diese Tätigkeit ist im Gegensatz zu den Reden des Eumaios ein konstantes Ele ment von Gastmahl szenen. das sich meist an die Herrichtung ei nes Sitzes anschließt. 33 Die auffäll igen Reden bewirken also keine Versc hiebung im traditionellen Ablauf der Szene. sondern retardieren led igli ch die einzelnen Elemente. Die Ein füg ung eines ungewöhnlichen Bestandteils - hier der Rede - die in der zuvor besprochene Szene aus der Pharsalia negative 31 Außcrhalb ei ner Gastmahlszene wird ein solches Gebet einmal von Odysseus tur Nausikaa vorgebracht (Hom. Od. 6. 180- 185). da er ihr in seiner gegenwärtigen Situat ion kei ne andere Gegenleistung anbietcn kann. Doch während O
33 Horn. 11. 9,200-214: Horn. 0<1. 1,1 30- 143; Horn. 0<1.3.37-41 (hier ist das Mahl schon fertig zuberei tet); Horn. 0<1 . 4.5 1-58; Horn. Gd. 7.168- 176; Horn. Gd. 10.3 J4-317 und Horn. Gd. 10.354-357.

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4.2. 1 Odysseus bei Eumaios

RUc kschlUsse auf die betroffene Figur erl aubte. weil sie e ntweder gattungsfremde Elemente einführte. oder eine Verschiebung im Ablauf und damü eine Störung der fonn voJlendeten Bewirtung bewirkte. hat unter diesen beso nderen Umständen eine positi ve Konnotati on. da sie die Treue des Dieners betont. Bei vornehmen Gastgebern in der Odyssee liegt die Zubereitung der Speisen und die Bedienung bei Ti sch in den Händen der Dienerschaft. die. in me hrere Gruppen organisiert, unterschiedliche Funktionen wahrnimmt (s. dazu oben S. 77f.). Dabei erwähnt Homer - ebenso wie di e meisten späteren Dichter - die Speisen vor dem Wein. auch wenn die Festgesell schaft beides zusammen genießt (zur Speisenfolge s. o. S. 80f.). Ein vergleichbares Dienstpersonal hat der einfache Schweinehirt nicht aufz ubieten. Statt dessen macht er sich selbst daran . die Speisen zu bereiten. indern er zwei Ferkel schl achtet und brät (V. 14.72-77). Die ein zelnen Handgriffe werden dabei mit großer Genauigkeit in ku rzen, parataktischen Sätzen wiedergegeben, die jeweils durch beiordnende Ko njunktionen getrennt werden (ö', Kai, T E - TE, Kai, ö' . ö' , ö'): Eumaios schürzt den Chi ton, geht zum Schweinestall , nimmt zwei Ferkel und trägt sie weg , schlachtet sie, sengt sie ab, zerteilt sie. stec kt sie an Spieße, brät sie, trägt sie herbei und bietet sie Odysseus an . Sodann mischt er den Wein (V. 14,78). Di e Darstellung entspricht also sowohl in der Reihenfolge der aufgetragenen Nahrungsmittel als auch in ihrer Vorliebe für Details dem typi schen Schema der Gastmahlszene. An der Stelle der sonst in der Odyssee Ubl ichen e inzel nen Di enerklassen stehen hi er, da es sich nur um eine ei nzige Person handelt, die beiordnenden Konjunkti onen TE - T E bzw. Kai und die Partikel SE. Auf diese Weise wird der Eindruck der Geschäfti gkeit, der fUr di e Beschreibung großer Dienerschaften typi sch ist, auch unter den veränderten Umständen ei ner einzigen bedienenden Person gewahrt . Diese Umformung der typischen Situation, bei der Eumaios ei ne ganze Dienerschar ersetzt, ist bemerkenswert. Der Sauhirt besitzt nämlich durchau s Gefährten und sogar einen eigenen Diener. die die Vorbere itung der Speisen und die Bedienung bei Ti sch hällen Ubernehmen können, w ie es der Sklave Mesaul ios bei der späteren gemeinsamen Mahl zeit tut (V. 14,449 und 455). Indem der Di chter beim ersten Zusammentreffen zwische n Odysseus und Eumaios auf di ese Mög lichkeit verzichtet. und stall dessen den Schwe inehi rten an di e Stelle des Gesindes treten läßt, hebt er dessen Gastfreundschaft hervor. An die Stelle von Pracht und königlichem Aufwand -

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4.2.1 Odysse us bei Eumaios

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der durchaus die woh lwollende Gesinnung des Gastgebers gegenüber dem Fremden bezeugen kann - tritt hi er die Herzlichkeit persönlicher Dienstleis'tungen.

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Das eigelltlk l!e Mahl

Nac hdem das Ferkel gebraten ist, trägt Eumaios das Aeisch herbei und setzt es Odysseus noch warnl an den Spießen vor. Bei den meisten anderen Gelegenheiten, bei denen der homeri sche Erzähler die Zubere itun g eines Bratens schildert, we rden di e StUcke dagegen zunächst von den 6ßEAOi gelöst und anschließend den Tei lnehmern gereicht. J5 Eumaios und sei ne Gef:ihrten verfahren selbst so, als sie gemeinsam die Abendmahlzeit einnehmen (V. 14,43 1-433). In diesem wie in den ilbrigen Fäll en, in denen das Fleisch vor de m Serv ieren von den Spießen genommen und mundgerecht zerteilt wird, handelt es sich um ein größeres Tier. dessen Aeisch offenbar in unhandli chen Portionen gebraten wird . Wenn Eumaios den Ferkelbraten nicht weiter zerlegen muß, sondern ihn sei nem Gast direkt an den Spießen vorsetzen kann, so deutet dies auf die bescheidenen Dimensionen des Mah les hin . Der Dichter betont diesen Umstand, wenn er Eumaios gleich darauf das FerkelOeisch als Speise der Diener bezeichnen läßt (V. 14,80f.: EoBIE vüv, W ~EIVE. TI:] TE 8~weoOl no:pEOTI, / xoipe ' ). In die gleiche Richtung zie lt der Verzicht au f den GenuS der o n AO:yxva. Dieser bildet zwar keinen unabdi ngbaren Bestandtei l homeri scher Gastmahl szenen, wird aber gelegent lich als e ine nomlale Gepflogenheit erwähnt. 36 Stets bilden die 34 Dieser Wesenszug der Szene iSI schon früh hervorgehoben worden. s. schon AREND ( 1933) 44. Eigenhl1ndig 7.eneilt bei Ho mer sonst noch Achilles das A eisch, das er rur Odysseus und Phoenix bralen wi ll (Horn. 11. 9.209). Hier wie don sieht die intime Atmosphäre des gemeinsamen Mahles im Vordergrund . Eine (allerdings ca. 200 Jahre jllngere) bild liche Darste llung des Fleischze rteilens findet sic h auf de m Deckel einer lxxlIischen Decke lschale und eines Kantharos (he ute Schlo ß Fasanerie). s. BROMM ER ( 1959) Taf. 63, 1-2 und 64. 1-2. 35 Die ents prechende n Fo rme lverse lauten: ~i011JA A6v T' apo TÖ)..)..O kaI a~cp ' OßEAO'iC\V hrElpov. / WTrTfloo:v TE mp.cppoStw ~ t pvoovT6 TI TrQVTO (z. B. Ho m. 11. 1.465f. [Opfer an Apolloni : Horn. 11 . 2.428f. (Agamemnon bewinet die Heefllhrer) . bzw. ~ (oTVAMv T' apo e TrlOTOIJ E VW~ m ipo:v T' OßEAO'iC\V, / WTrTllOO:V TE m P lCPPOSEW~ t pvoavT6 TE TrO:VTO (z. B. '·Iom. 11. 7.317f [Festmah l rur Aias [.; Horn . 11. 24,62 3f. [Bewirtung des Priamos bei Achill J). 36 S . Horn. Od. 3.40. Bei Homer trägt dieser Vorgang mit einer Ausnahme (Horn. Od. 20.260. wo d ie gottlosen Freier die OTrAoyxva offenbar ohne Opfer \'crzehren) stets religiösen Charakter. Vgl. dazu STENGEL ( 19 10) 74-76 mit Stellenangaben. In den Gastmahlsl.ene n der sp:ttercn Epik dagegen werden Begriffe wie exta und viscera im Sinne von ClirO verwendet. s. z.B. Verg. Ae n. 8.1 80 (Aeneas bei Euander); Stal. Theb. 1,522f.

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4.2. 1 Odysscus bei Eumaios

OlTAayxva den ersten Gang, während das Hauptgericht aus dem eigentli-

chen Aeisch besteht. J7 Bei Eumaios erscheinen die innereien nicht ausdrücklich, sondern werden offenbar unter den Begriff lTaVTa (Horn. Od. 14,76) subsumien .)! Auf diese Weise erhält die Darstellung des Essens im Vergleich zu den minutiös geschildenen Vorbereitungen ei nen sc hlichten Charakter. Nicht auf die Abfolge von Speisen kommt es dem Dichter an , sondern auf die Gastfreundschaft, mit der Eumaios den verkleideten Odysseus empfängt. Erst als er die Mahlvorbereitungen beendet hat, setzt sich Eumaios dem Gast gegenüber (Horn . Od. 14,79) und forden ihn zum Speisen auf (Horn . Od. 14,80-108). Eine so elaboriene Einladung hat in anderen Gastmahl szenen keine Parallele. Gewöhnlich folgt bei Homer nach dem Auftritt der bedienenden Sklaven ein schlichter Formelvers, der das Ausstrecken der Hände und damit den Beginn der eigentlichen Mahlzeit ankündigt. 39 Nach den umständlichen Vorbereitungen , die vor den Augen des Gastes stattfinden . ist eine eigene Aufforderung durch den Gastgeber nicht vonnöten, zumal dieser in der Regel selbst an der Mahlzeit teilnimmt und sich ihr Beginn so zwanglos ergibt. 40 Eumaios speist zwar nicht gemeinsam mit dem Bettler, wie der Singular nOBLE lTlVE TE in V. 14,109 zeigt, doch könnten seine Vor(T ydeus und Po lyneikes bei Adms t): Val. Aac. 1.253f. (Abschiedsmahl de r Argonauten): Val. Aac. 2.347 (Argonaulen auf Lemnos. hier klingt der religiöse Bezug in de r Wendung socr;s [... 1exlis noch an). 37 S. STENGEL ( 19 10) 75. 38 Ebenso bei der zwei ten Mahl7.eit in der Hütte. Horn. Od . 14.434. 39 Z. B. Hom. Od. 4.67 (Gastmahl bei Menelaos): 01 5 ' b, ' o VELa6' hoi\..lQ TTpoKEL\..IEVa XElpaS ia).,Aov. s. dazu oben S. 83. 40 Eine Ausnahme bildet das erste Mahl des Odysseus bei den Phtlaken. da die Gastgeber bei der Ankunft des Fremden schon fast am Ende ihres eigene n Banketts angelangt sind (Ho rn. Od. 7. 136-138: EiipE 5E all;Kwv r,ynTopaS r,Bt ~EOOVTa lj /

c;,

orrEVOOVTa lj BmclEoOlv evokorry 'ApYETtpOVTIJ I TTV~(hy cmEv5EOKOV. ÖTE \..Iv.,oaiaTo KO!TOU). Da sie aber die Trankspende noch nicht beendet haben . und somit

d ie Tafel noch nicht aufgehoben ist. kann die Anweisung an die Wirtschafte rin (Ho m. Od. 7. 166) und das prompte Auftragen der Speisen als ausreichende Aufforderung fü r Odysseus gehe n. am Mahl teilzunehmen. Daß er bei diesem Bankett auf e ine Einladung z.um Essen warten müsse. wie BRUNS ( 1970) Q 60 mit Verweis auf Horn . Od. 7.2 15 (0)..)..' ElJE \..IEV oopnf)oal ea o aTE K .,M~EvOV mp) me int. ist aus de m Text nicht z u entnehmen. Spreche r des fraglichen Verses ist Odysseus. der d ie Mutmaßungen des AIkinoos über sei ne Ide ntittlt (Hom . Od. 7. 199-206) unterbricht und zu speisen verlangt. Seine Bitte zielt also nicht darauf, daß Alkinoos ihn ausdrOcklich zum Essen auffordern möge. so ndern darauf. daß die Frage der Identi tilt auf d ie Zeit nach dem Mahl verschoben werde n soll . Der Gast klagt hier sein Recht auf eine von Erkundigungen un belastete Mahlzeit ein.

4.2.1 Odysseus bei Eumaios

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bereitungen , ähnlich wie bei den Phäaken. al s au sreichende Ermunterung 41 gelten. Die lange Aufforderung (Horn. Od. 14,80-108) ist daher auffällig. Der Anlaß für die Abweichung ergibt sich aus dem Inhalt der Rede: Eumaios fordert seinen Gast auf, das Ferkelfleisch, das den Dienern als einziges zur Verfüg ung stehe, zu verzehren. Die Mastschweine hingegen äßen die Freier, die ohne Furcht vor den Gönem fremden Besitz verprassten (V. 14,80f.). Die Auffo rderung zu essen und zu trinken leitet al so eine Entschuldigung für die nach Eumaios' Begriffen kärgliche Mahlzeit ein. Während er seinem Herzen Luft macht, verzehrt Odysseus schweigend die ihm vorgesetzte Mahl zeit (V. 14, 1 IO clKEWV). Di eses Schweigen während des Essens ist ein für Gastmahlszenen typisches Verha1ten und wird meist von beiden Parteien eingehalten: Als Alkinoos versucht, Odysseus zu befragen, während er noch speist, weist der Gast dieses Ansinnen klar zurück (V. 7,2 15 : aAA' eilE Il EV oo plTi;om eaOaTE). Um so deutlicher tritt hier die Redseligkeit des Eumaios hervor, der, so wird dem Leser suggeriert, den Be,tler während des ganzen Mahls un'erh:;" (V. 14, I09: WS <paß', 6 ö' [ ...] n081E). Erst als dieser seinen Schmaus beendet hat (V . 14, 111 ), setzt eine neue Handlung ein: Der Schweinehirt fo rdert Odysseus zu einem feierlichen Trunk auf, wie er auch sonst gelegentlich bei der Bewirtung von Gästen vorkommt. 42 Zum dritten Mal innerhalb kurzer Ze it wird hier das Mitteilungs bedürfn is des Eumaios in einer Weise dargestellt, die ihn vom üblichen Verhalten eines Gastgebers absetzt. Nirgends sonst geht ein Wirt so frOh und so ausgiebig auf sei ne persönliche Situation ein , noch dazu, o hne sic h zuvor nach der Identität seines Gesprächspartners erkundigt zu haben. Daß Eumaios einem völli g Fremden sei ne persönlichen Sorgen enthUllt, ist einerseits ein Zeichen seines großen Kummers, der in ei ner ungewöhnlich engen Bindung an den verscho llenen Odysseus begrOndet ist. Andererseits läßt sich beob4 1 Eine Aufforderung zum Essen richtet auc h Menelaos an seine Gäste. Diese steht aber nicht filr sich, sondem unterstreicht, daß er die Besucher zunächst ungestört speisen lassen und erst spätcr über ihr A nliegen befragen wolle (Ho rn. Od. 4,60·62: OiTOU S'

äTfTE060v Ka i Xa (pETOV· a \rnlp htE1TQ I SdTrvoU TrQOOa lJEVW EipnOOIJE6 ', c( TI VE~ fOTOV I ovSpw v). D ie Emphase liegt also nicht auf der Einladung zum Essen,

sondem auf de r du rc h aliTap l mlTQ hervorgehobenen Zeitbestimmung. 42 Odysseus trinkt Achill zu (Ho lTI. 11. 9,223·225); äh nlich Hom. Qd. 4,22Q.232, wo Helena eigens de n Wein mit e inem sorgenlösenden Zaubermi ttel versetzt, und dann zum Einschen ken aufforde rt. In Horn. Od. 3.4547 handelt es sich dagegen bei dem Um trunk um eine Trankspcnde im Rahmen des von Nestor veranstalteten O pfermahls ftI r Posei· don.

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4.2. 1 Odysseus bei Eumaios

achten, daß auch Penelope den Bettler mit auffallender Freundl ichkeit behandelt und ihm, schon bevor sie ihn erkannt hat. Zugeständni sse macht, die 43 auf eine heiml iche Sy mpathie schli eßen lassen. Diese Parallelität im Verhalten zweier so unterschiedlicher Figuren wie Penelope und Eum aios legt nahe. daß es sich bei ihrem auffalli gen Betragen gegenil ber dem Bettler nicht um einen Zufall hande lt. Di e Ursache muß folglich in eine m Punkt zu suchen sein, der beide verbindet. Oie auffalligste Parallele zw isc hen dem Schweinehirten und seiner Herrin aber ist ihre Liebe und Treue zu Odysseus. Obwohl sie ihn in seiner Verkleidung nicht erkennen. brin gen sie dem Fremden. der durch seine Erscheinung offenbar die Erinnerung an Odysseus wec kt,"" doch instinkti v Zuneigung entgegen. Umgekehrt werden die Freier beim Anblick des kräftigen Bettlers von Staunen und Furcht ergriffen (V. 18,7 1-74). So schei nt auch durch die Verkleidung gelegentlich schon die wahre Gestalt des Odysseus hindurch. Für das Verhalten des Eumaios ist bedeutsam, daß er sich zwar im Vergleich zu anderen epischen Gastgebern außergewö hnlich gesprächi g zeigt, daß aber ke ine der drei Reden den Ablauf der Mahl szene beeinträchtigt: Di e typischen Bestandtei le ei ner Bewirtung sind weitgehend vollständi g und in der korrekten Reihenfolge vorhanden und werden allenfalls inhaltlich den bescheidenen Verhältnissen des Schwei nehirten angepaßt. So unterbricht keine der Erzählungen eine traditionelle Handlung des Gastgebers. sondern die berichtenden Abschnitte werden stets zwischen zwe i Eleme nten des Schemas eingefü gt. Die Begrü ßungsrede des Euma ios (Ho rn . Od. 14,37-47) steht zwischen de m Empfang an der TU r und der Aufnahme an den eigenen Tisch. während der zweite Bericht zwischen der Herri chtung eines Sitzplatzes und der Bereitung der Mahl zei t eingeschoben ist (V. 14,56-7 1). Oie dritte Rede schließlich fi ndet sich zwischen der Bere itung der Speisen und dem fe ierl ichen Trank. den Eumaios dem Bettler am Ende der Mahl zeit 43 Horn. Qd. 19.317-324 (Bad und Nachtlager) und 19.353-356 (Fußwaschung); 19.589f. (Anerkennung seiner fesselnden Erzählergabe): 19.598r. (Bereiwng eines Nachtlagers im Haus). Dies häll sie fre ilich nicht davo n ab. de n verkleideten Odysseus zu prüfen. bevor sie ihn als ihren Mann anerkennt (Buch 23.85-240). In diesem Punkt unlerschcidet sie sich von Eumaios (und Philoitios). d ie den He imkehrer nach seiner Selbstoffenbaru ng sofon al s Qdysseus akzeptieren (Horn. Od. 2 1.222-224). Zu den gru nd legenden Parallelen zwische n dem Aufenthalt bei Eu maios und dem Z usammentreffen mit Penelope s. FENtK (1974) 155·158. 44 S. z.8 . Horn. Qd. 19.380f. (Eurykleia : oU TTW TLVa <prUJL EOLKOTO WSE iSio6o L I wS aV SE~O ')
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gewährt (Y. 14,80- 108). Dabei werden die in der ersten Rede angesc hnittenen Themen (Gastfreundsc haft gegenOber dem Beuler, Sehnsucht nach Odysseus, Kummer Ober die frevelhaften Freier) in den folgenden beiden Erzählungen des Eumaios we iter entfaltet. Nach dem UmlIUnk mOnden di e Ere ignisse mit dem »Gespräc h zwischen Gastgeber und Gast« wieder in den typischen Ablauf einer Gastmahlszene ein. Es ergibt sich folgende Struktur: Element Y: »Begru ßung« I. Rede des Eumaios (V. 14,37-47: Themen: Gastrecht, Odysseus. Hybris der Freier) Element VI: »Pl atz bei Tisch« 2. Rede des Eumaios (V. 14,56-7 1: Haupuhema: Zuneigung des Odysseus) Element Vlla: » Vorbere itung des eigentlichen Mahles (Dienerschaft)« 3. Rede des Eumaios (V. 80- 108: Hauptthema: Hybris der Freier), parallel dazu Element Vllb: Genuß von Speisen und Getränken Eleme nte Vllc »Ende des eigentlichen Mahl es« und IX »Gespräch zwischen Gastgeber und Gast« (in den Obrigen Gastmahlszenen ersche int der hier beschriebene Umtrunk nur gelegentli ch) Ei ne Zeremoni e, bei der Gastgeber und Gast Wein aus derselben Schale trinken, ist ein selten vorkommender Bestandteil von Bewirtungsszenen. Gewöhnlich gehört diese Geste in den Umkreis von Trankopfern . Stets bedeutet sie eine Ehre fur den Gast und ist insofern Kennzeichen rur eine gute Beziehu ng zwischen beiden Parteien."5 Dies zeigt sich auch an der Art des verwendeten Libationsgefaßes, bei dem es sich, wenn der Dichter nähere Angaben mach t, um ei ne beso nders schöne oder kostbare Trinkschale han46 delt. Dem Schweinehirten, der sei nem Gast nicht einmal einen gewöhnli 45 Vgl. Horn. Od. 3.51 (Pc isistratos bietet AthenelMentor den Becher an): Verg. Aen . 1,738-740. Vgl. außerhalb von geschlossenen Gastmahlszenen Ho rn. Qd. 13.57. wo die Trankspende zum Abschied ausnahmsweise vom Gast (Odysseus) ausgeht. ebenso Horn. Od. 18, 15 1f.. wo der Bettler Odysseus nach dem Faustkampf mit lros d ie Freundlichkeit des Amphinomos mit e ine r T rankspende aus demselben Becher beantwOr1eL Er gerier1 sich damit zugleich (trotz sei ner Tarnung als Beu ler) scho n als Hausherr. 46 Horn. Od . 15. 149: ( V SEna T XPVOl~Ct> : ähnl ich auch Horn. Od. 4.59 1f. (Abschiedsgeschenk des Menelaos): SWow K a ~ov 6:~EIOOV . 'iva On EvSl)Oea eEoiolV I 6:eavoTOIo ' El-leeEV I-lEI-lVfWEV05 "l-laTa nO VTa . Vgl. dazu auch d ie (außerhalb eines Mahls stattfindende) Trankspende des AchilI rur seinen Liebling Patroklos. zu der er eigens einen ideell und materiell besonders kostbare n Be<:her hervorholt (Ho rn. 11.

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chen Sessel anbieten kann, steht solch kostbarer Hausrat freilich nicht zur VerfUgung. Statt dessen reicht er ihm einen Skyphos, aus dem er selbst zu trinken pflegt. 41 Der Hinweis, daß er selbst gewöhnlich das Trinkgefaß be16,220-23 1). S. rur die spätere Epik z.B. Verg. Aen. 1.728-730 (patera der Dido): Sial. Theb. 1,540-551 (palera des Adrasl). 47 V. 14,112: öWKe OKV<J>O'i, cfl mp htwE\I. Die Frage. o b Odysseus oder Eumaios als Subjekl zu SWKe zu ergänzen sei, ist umslritten. Die fraglichen Verse lauten: 1 11 aUTap em' SelTT\lflOe Kai fjpape &v~C)\l t&.J5ij. Kai 0 ; TT).noa~e\lOS 5WKE OKV<J>O'i. cfl TTEp lTTl\le\l. oivou E\liTTAelov' 6 5 ' E5E~aTo. XaiPE SE ~c;:,. Kai ~I\I (V. 14,113) fo lgerichtig auf Eumaios beziehe. Wie die Paralle len in Horn. 11 . 9.224 und Od. 13, 57 (sowie Od. 8,475-478) zeigten. sei es auch sonst gelegentlich möglich. daß der Gast seinem Wirt Wein (oder etwas anderes) anbiete. In diesem Fall mUßte freilich ein ebenfalls unbezeichneter Subjektswechsel zwischen xaipe und Kai ~I\I q>e.)\lf)oas hua TTTEp6EVTa TTpoonvSa (V. 14.114) angenommen werden. da die folgende wörtliche Rede eindeutig aus Odysseus' Mund sta mmt. FUr die Entscheidung sind daher andere Kriterien heranzuziehen. Die Reakti on der annehmenden Figur wird mit xaipe SE 9u~4> beschrieben . eine Reaktion, d ie in der Szene sonst nur Odysseus beigelegt wird (vgl. V. 14 ,5 1: xaipe S' ·05voaevs. V. 14 ,526 x o i pe S' '0 SUOCEVS. sowie V. 14,438 von Eumaios: KVSal\lE SE 9u~ov ovaKTOS). Sie bezeichnet dort die Freude Uber besondere Erweise von Gastfreundschaft oder Zuverlässigkeit. Eine solche auff:U1ige Gunst bedeutet das Darbieten des eigenen Bechers. Das Imperfekt betom dabei den häufigen bzw. regelmtißigen Gebrauch des GeHtßes. Ein allbewähnes Trinkgefll.ß aber besitzt der Bettler Odysseus nic ht . Sein frUheres Hab und Gut halte er beim Schiffbruch vor Scheria verloren. und die Schätze. die er von den Phäaken erhalten hatte. sind noch in der Höhle am Strand verborgen . Von einem Skyphos, aus dem er regelmäßig lrinke, kann also keine Rede sein. Alles spric ht also dafür. daß an dieser Stelle Eumaios dem Gast sei nen Becher anbietet. ganz wie e r es vorher mit seiner Decke und später mit seine m eigenen Bett und seinem Mantel tut. Von den von HOEKSTRA (in HEUBECK/WEST 1984) ad loc. angefUhrten Parallelstelle n ist nur die erste (Horn. H. 9.224: Odysseus trinkt Achill bei der Presbeia zu) umer bestimmten Voraussetzungen stichhaltig. Sie bietet da.~ Verb SEISioKW ()zulrinken(). während an unserer Stelle öWKE verwendet wird. Daß SelSloKw in de m fragl ichen Vers einen >ToasI< bezeichnet. bei dem man dem Geehrten einen Becher überreichte. geht jedoch nicht aus dem Ko ntext hervor. sondern läßt sich nur indirekt aus e iner von HOEKSTRA nicht aufgeführten Parallele in

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nutzt, ersetzt hier - gemäß der Maxime 500t) 5' 6ldYll TE q>iAIl TE / yivETat TlIJETEPIl (V. 58f.) - die Beschreibung der wertvollen Materialien, 48 aus denen sonst solche Becher gefertigt sind. Odysseus selbst erkennl die Ehrenbezeugung, die in dieser Geste liegt, und freut sich dartlber (V. 14, 113: XaiPE 5E ev~c;» .49 Er antwortet jedoch nicht mit einem Segens· wun sc h wie bei den drei anderen Gelegenheiten, an denen Eumaios ihm e inen besonderen Dienst erweist (V. 14,53f.; V. 14,44Of. ; V. 15,341f.), son dern mit einer Frage nach dem verschollenen Herrn des Eumaios (V. 14, 115f.). Der Abschnitt nach dem eigentlichen Mahl Die Initiative des Gastes ist nicht nur wegen des fehlenden Segens auffa lli g, der nach dem Vergleich mit ähnlichen Situationen während der lan· gen Bewirtung zu erwarten wäre. In der Odyssee ist es gewöhnlich nicht der Gast, sondern der Hausherr, der das Gespräch in Gang bringt (s . dazu oben S. 94). Ergreift dagegen der Ankömmling die Initiative, so könnte dies als Horn. 0<1 . 18, 12 1 und 152 folgern, wo Amphinomos dem im Faustkampf siegreichen Beuler ebenfalls zutrinkt (SEISioKETO). Kurz darauf reicht dieser ihm den Becher zurl.lck, nachdem er gelrunken hat (öo.y S' [ \I XEpotl8'lKE Si lla s). Der angeruhne lIiasvers 9,224 läßt sich also nur auf Umwegen als Beleg heranziehen und sollte daher in der Argumentation nicht zu stark gewichtet werden. Bei der Parallele Horn . 0<1. 13,57 (hier wird das eindeUlige [ \I XElpt Ti8EI Si llas verwendet) handelt es sich dagegen nicht um einen rituellen Umtrunk während des Mahles, sondern um einen feierlichen Segenswunsch rur Arete, den Odysseus beim Abschied von Scheria äußert und mit einem gemeinsamen Trunk verbinde!. Ohne Beweiskraft sind auch die von HOEKSTRA genannten Verse Horn. Od. 8.475-478, da es hier nicht um einen Umtrunk, sondern um das EhrenstUck des Bratens geht. Dieser wi rd auch nicht dem Gastgeber. sondern dem Sanger Dcmodokos als Lohn rur seine Darbietung überreicht . 48 Ob EUß1aios selbst bei dieser Zeremonie etwas Wein genießt, bevor er das TrinkgefUß wei terreichI. läßt sich aus dem Text nicht mit Sicherheit erschließen. Am Mahl selbst ist der Schweinehin jedenfalls nicht beteil igt, wie V. 14.111 zeigt. Es hande lt sich hier um eine Abwandlung des Ublicherwcisc im Plural gehaltenen Fonnelverses oi &'tll' ovEia S' hOlIJa lTpoKEiIJEVa XEIPOS i aAAov zum Ende einer Mahlzei t. Dieser ist hier so variiert, daß ausdrtlckJich nur Odysseus als Speisender erscheint. 49 Von der Freude des Odysseus ist außer an dieser Stelle noch dreimal ausdrl.lckl ich die Rede (Horn. 0<1. 14,51 f.; 14.438 und 14.526f.) Jedesmal geht ei ne konkrete Dienstleistung des Eu maios voraus, von denen zwei (Berei tung eines Sitzes aus der eigenen Decke. Zuteilung des EhrenstUcks beim Mahl ) ein deutliches Zeichen der Gastfre undschaft si nd. Diese beiden beantwortet Odysseus mit einem Segenswunsch. Der dritte Dienst (persönliche Bewachung der Herde bei Nacht) gilt hingegen nicht dem Gast, sondern ist ein Trcuebeweis des Schweinehinen gegenüber seinem verschollen geglau bten Herrn. Auch in diesem Fall freut sich O
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4.2.1 Odysseus bei Eumaios

ZurUckdrangung des Gastgebers aufgefaßt werden. Ei ne solche Situation haben wir fü r eine spätere Epoche am Beispiel der Kleopatraszene gezeigt. Ln dem hi er besprochenen Fall erfahrt jedoch die an sich ungewöhnliche Akti vität des Fremdenso eine besondere Ausprägung: Die Frage nac h dem Namen des Verschollenen knüpft ausdrücklich an die von Eumaios so ei ndringlich vorgebrachten KJ agen Uber die lange Abwesenheit sei nes Herrn an (V. 14, 116: WS ayopE\ie IS). Anders als Caesar, der sich vo n Kleopatra ab und seinen wissenschaftli chen Interessen zuwendet (Lucan. 10,174-33 1), greift der Bettler damit das Herzensanliegen se ines Gastgebers auf und stellt ihm sogar Auskünfte über Odysseus in Aussicht , den er möglicherweise getroffe n habe (Ho rn . Od. 14. 11 8- 120). Die enge Verbindung zu der vorausgegangenen Rede läßt d ie auffallend akti ve Ro lle des Gastes nicht als negati ven Zug erscheinen, ähnli ch wie auch in anderen Szenen besondere Bedürfnisse des Tischgenossen un konventio nelle Handlungen recht ferti ge n.5 1 Eumaios zieht die von dem Bettler angedeutete Mögli chkeit frei lich nicht ernsthaft in Betracht und deutet seine Wone als die Ubliche Li st von Vagabunden, die sich auf diese Weise eine Belohnung verdienen wollten (Horn . Od .. 14,12 1- 132). Die Frage des verkleideten Odysseus gehört wie die SegenswUn sche zu den verdec kten Prophezei ungen. Auf die Parallelität weist schon die Freude des Odysseus hin, die sowohl den SegenswUn schen des vierzehnten Buches als auch der Frage vorausgeht (V . 14, 113f. [Frage]: x aipe OE ev ~ t:;l . I Ka i ~IV q>wvi}cra \ ... ; V. 14,5 1f. [Segen]: Xatp' 0 ' 'Oovcrcr' V\ 1... 1 ' TTO\ T'

50 FENIK (1 974) 30 verweiSI auf die Parallele Ho m. Qd. 16.57. wo der he imke hre nde Te lemac h nach dem Begrtlßungsmahl ebenfalls das Wort ergreift . bevor Eumaios ihn uber seine Reise befragen kann. Eine Erklärung fUr d ie Abweichung vom traditio ne llen Sche ma liefert e r allerdings nicht. 5 1 So lc he f-lI.lle sind allerdings rechl sehen . Vgl. als markantes Beispiel die Phineusszene A.R. 2. 178-497. in der der Dichter aus nahe liegenden GrUnde n mit 7Alhl re ic he n Konventionen eines epischen Gastmahls bricht. ohne dem Bankett ei ne negative Ko nnotation zu verleihe n: Nic hl der (vom Hunger entkräftete) Gasigeber bereitet das ersle Mahl. sondern die Fremden, (A.R. 2.263); nichl der Win mßt die Gäsle bade n. sonde rn d ie Besucher wasche n ihn (V. 2.30 1f.). I.n konsequenter FortfUhrung der vena uschten Ro llen bestreilel hier auc h nichl ei ne r der Ankömmli nge. sondern der mil prophetischen Rihigkei ten begabte Phineus das Gespräch nach dem Mahl (V. 2.3 11 -425). Trolz dieser besonderen Si tualion. d ie sich aus der Hilnosigkei l des von de n Harpyien geplagten Phi ne us ergibt, sind aber auch hier d ie meislen ty pische n Elemente einer Gastmahlszene vertreten. Lediglich die ausf1lh re nden Personen entsprechen nicht der Iypischen Ro lle ne rwan ung.

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E<paT".: V. 14,438f. [Segen] : KvSalVe OE ev~6v ävaKTos / Kai Illv q>wvnaa s npooeq>1l TTOAVIlIlTIS 'OSvooevs ... ). Eumaios. der diesen Hintergrund nicht durchschauen kann, läßt es sich frei lic h nicht nehmen, den fremden Bettler fUr se ine - wie er mei nt bel'rügerischen Absichten zu tadeln und erneut seiner Trauer über den verscho llenen Herrn Ausdruck zu verleihen. Di eser se i gew iß zu Wasser oder zu Lande umgekommen und habe seinen Freunden nur Kummer zurückgelassen (Ho rn . Od. 14 , 133 -1 38) Doch zu der schon mehrfach betonten Sehnsucht nach se inem Herrn (Horn . Od. 14,40f. ; 14 ,62f. ; 138f.) tritt nun e ine weitere Komponente. Eumaios vennißt nicht nur den woh lgesonnene n Herrscher, sondern auch den Menschen Odysseus. Selbst nach Vater und Mutter habe er nic ht so viel Sehnsucht wie nach dem Verschollenen, den er bei sich nur tiBelos nenne (Hom. Od. 14 , 138_147).52 Formal betrachtet gehört diese Rede zu dem in fast allen Gastmahlszenen vorkommenden »Gespräch zwischen Gastgeber und Gast« (Element IX ). bei de m sic h die Partner tiber ihre persönliche Situation oder ihre bestandenen Abenteuer austauschen. 53 Mit diesem teilt sie unler anderem den Bezug au f die Vergangenheit. Allerdings ist der Gegenstand des Gesprächs nicht, wie häufig in der Odyssee. ein früh eres Erlebnis, sondern bezieht sich mit dem vermißten Odysseus ganz auf ei ne Person, die dem Schweinehirt teuer war. Die fortdauernde Liebe zu ihm , die sich in der Anrede ti8eios ausdrüc kt. schafft e ine Verbindung zur Gegenwart der Figuren. Eumaios' gegenwärti ges Leben ist, wie seine Antwort zeigt. ganz vom Gedanken an die gltickliche Vergangenheit geprägt. als Odysseus noc h auf Ithaka herrschte. Obwoh l er diese Epoche fur unwiederbringlich verloren hält. kann er sic h nicht von ihr lösen. Die Sehnsucht des Hirten bietet Odysseus e inen Ansatzpu nkt für sei ne Gegenrede, die im Unterschi ed zu den versteckten Propheze iunge n im Vorfeld eine offene Ankündigung der Hei mkehr darstellt (V. 14, 15 1f. : O\JK aÜTws Ilv6noollal, oAAa ovv ÖPK'il. / WS VElTa l ·Oovo'VS ).

52 Über die Bedeutung der Verse Horn. Od. 14, 145- 147 herrscht keine Einigkei t. Dazu MOJlLESTEIN ( 1984) 146-148. Z u l'jeEioS al s Anrede ru r ttltere BrUdcr s. LoUDEN (1997) 99 Anm. 28 mit 5teJ1enangaben. Dazu auc h 5 chol. Dind. ad. 14. 147 . 53 Zu dcn Ausnahmen Ho rn. Cd. 10,2 10-243 (Gefährtcn dcs Odysseus bei Ki rke): ~I o m . Qd. 19.4 13-427 (Oysseus bei Autolykos): 5tal. Ach. 1.104- 197 (fhetis bei C hiron): Claud. rapt. Pros. 2.306-372 (HochzeilSrnahl von Plulo und Proserpina). s. oben 5 . 92f.

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4.2.1 OdYSSCliS bei ElImaios

Diese Form der zukunftsbezogenen Rede kommt nur in den mit der Rückkehr des Odysseus verbundenen GastmahJ szenen vor. Zwar pflegen die Teilnehmer son st nach gemeinsamem Mahl gelegentlich Pläne für die Zukunft zu schmieden.S4 doch erhebt nirgends sonst eine Fi gur, außer wirklichen Sehern wie Theoklymenos oder Phineus, den Anspruch , das Kommende vorauszusagen , wie es hier der fremde Bettler tut. Seine Aussage erscheint um so befremdlicher, als er keine Beweise fUr seine Behauptung anfUhrt, und nicht einmal, wie er vorher angekündi gt hatte (vgl. V. 14, 11 8120), auf eine mögliche Begegnung mit Odysseus verweist. Seine Behauptung erhält einzig durch einen Schwur bei Zeus Gewicht (V. 14, 151 und 158f.) und dadurch. daß der Bettler eine Belohnung im Voraus ablehnt. Erst wenn Odysseus heimgekehrt sei , möge er al s Gegengabe ein schönes Gewand und einen Mantel erhalten (V. 14,153-155). Daß sich auch hinter dieser Forderung eine versteckte Ankündigung verbirgt - tatsächlic h wird die bevorstehende Wiedereinsetzung des Heimkehrers in seine alten Rechte unter anderem dadurch angezei gt, daß er sich in prächtiger Kleidung und göttlicher Schönheit zeigt (V. 23, ) 55 _163)55 - wird jedoch nur dem Leser deutlich. Eumaios hingegen läßt sich von den Behauptungen des Fremden nicht beeindrucken, sondern bittet ihn im Gegenteil, das Thema zu wechseln (V. 14, 168f.). Diese Bitte kommt un vermittelt, war es doch bi sher der Schweinehirt selbst, der ausführlich und unaufgefordert von seinen Erinnerungen an Odysseus berichtete. Der Unterschied zwi schen den Erzählungen des Eumaios und der Weissagung des Gastes besteht darin, daß erstere ganz der Vergangenhe it verhaftet sind. während letztere Hoffnung für die Z ukunft vermitteln soll. Diesen Gedanken wei st Eumaios zurück: Sein He rr werde niemal s heimkehren. Seine Wei gerung, das Gespräch fortzusetzen, begründet er mit dem Schmerz, den ihm jede Erinnerung an Odysseus bereite. Statt dessen fordert er den Gast auf, ruhi g seinen Wein zu trinken , d.h. zum Mahl zurückzukehren (Hom . Od. 14. I 66- I 70). Dazu paßt der Wunsch, mehr tiber das Schicksal des Fremden zu erfa hren (Horn. Od. 14, 185- 190), der zu den Ko nventionen einer Gastmahl szene 54 Vgl. z.B. die Rede Nestors beim Mahl der achäischen Fürsten (Horn. 11 . 7.3:27343). in der er den Plan zum Bau der Maller entwickelt . 55 SO IWABL ( 1992) 47: ItZielpunkt ist die I.. . ) )Investitllr<des Odysseus als Hausllerr und Gatte. auf die mit dem immer wiederkehrenden Moti v lind dem Versprechen der Kleidung hingeführt wird." 50 schon 5CHADEWALDT ( 1959) 2 1 und 24. allerdings m it weitergehenden analytischen Folgerungen. Zum KleidemlOti v in Bezug auf die Trugreden jetzt GROSSARDT (1998) 74-82.

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4.2.1 Qdysseus bei Eumaios

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zählt. Ist die Ide ntität des Besuchers bereits bekannt, so richtet sich di e Wißbegier auf nähere Einzelheiten seiner Erlebnisse (s. dazu oben S. 94f.). Indirekt bestätigt die ausdrüc kJiche Abwendung des Eumaios vom vorherigen Thema dessen ungewöhnliche SteUung innerhalb eines Gastmahls. Der Sauhirt ist sich selbst also sehr wohl der Gepflogenheiten beim Mahl bewußt. Hier zeigt sich nachträglich, daß es nicht Unwissen ist, die ihn zunächst auf die übliche Frage nach der Herkunft seines Gastes verLichten läßt. Wie sich Eumaios scho n bei den einzel nen Vorbereitungen des Mahl s von se inen Erinnerungen zwar unterbrechen, aber nicht von sei nen Pflichten abhalten läßt. so verzögert sich in der Unterhahung zwar die traditionelle Frage nach der Herkunft des Bettlers, f
avopwv: n oSI TOI n OAIS n8E TOKT;ES: / onnoins T' enl vnos aq>iKEo: nws BE OE vaÜTOL / tiyayo v Eis ' ISaKnV: TivEs E~~EVOL EUXETOwVTO;). In ähnlicher We ise hatte schon Telemach seinen Gast AthenelMentes befragt (V. 1,170- 173), und ebenso hielt es Nestor gegenüber Telemach (Ho rn . Od. 3,7 1-74) und Alkinoos gegenüber Odysseus (Horn . Od. 8,550-555 und 8,572-586). Auf die spätere Epik hat diese Fragetechnik traditionsbildend gewirkt.56 Der Beuler Odysseus antwortet auf di e Erkundigung mit einer langen Darste llung sei ner angeblichen Bi ographie (V. 14,199-359) , die mil 160 Versen zu den um fa ngreichsten Erzählungen in der Odyssee gehört . Länger sind nur die durch ein Intemlezzo in V. 11 .333-384 unterbrochenen Apologoi und die Erzählung des Menelaos bei der Bewirtung des Telemach (V. 4.3 33-592). Daß Od ysseus einerse its noch unerkannt bleibt, andererseits aber de m Eumaios seine Bitte um Auskunft nicht abschlägt, zeigt di e wichtige Stellung, die diese Frage im Rahmen der Gastfreundschaft einnimmt: Der ho meri sche Wirt haI ein Anrecht darauf, zu erfahren , wen er unter seine m Dach beherbergt. So kann eine entsprechende Erzählung geradezu al s

56 Vgl. Verg. Aen . 1.753-756: vgl. auch Caesars Fragen an den PrieSler Acoreus. die die Erkundigungen des Wirts erselz(, Lucan. 10, 178- 181 . S. dazu oben S. 203f.

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4.2. 1 Odysseus bei Eumaios

>Gegengabe ( fü r freundliche Aufnahme betrachtet werden,57 freilich ohne daß damit alle materiellen Anspruche abgegolten wären .58 Das regelkonforme Verhalten des Wirtes muß demnach durch ein regelkonformes Betragen des Gastes erwidert werden . Die Trugrede des Odysseus und ihre komplexe Struktur ist Gegen stand zahlreicher Untersuchungen. Im Rahmen der Gastmahl szenen ist vo r allem ihre Bedeutung für den Fortgang der Hand lung interessant. 59 Der Beuler Odysseus gibt sich in seiner Erzählung als unehelicher Sohn ei nes reichen kretischen Kaufmanns aus, der sich durch Raubzüge ei ne geachtete Stellung in der Heimat erworben hatte, bevor er mit den Griechen nach Troja aufbrach. Nach sei ner Heimkehr habe er eine Expedition nach Ägypten unternommen, wo se ine Gefährten jedoch im Kampf von den Ei nhe imischen besiegt worden seien. Nur durch die Gnade des ägyptischen Königs sei er verschont und als Gast aufgenommen worden. Nach sieben Jahren des Aufenthahs habe ihn schließlich ei n betrügeri scher Seemann zu einer Fahrt nach Phönizien verleitet, auf der er jedoch Schiffbruch erlitten habe und bei den Thesproten gestrandet sei. Dort habe er von den Abenteuern des Odysseus gehört. Die Seeleute, die ihn selbst einige Zeit später nach Dulichion geleiten sollten. hällen ihn jedoch unterwegs llberfallen, um ihn auf Ilhaka als Sklaven zu verkaufen. Nur mit Hil fe der Göller sei er entkommen und habe sich in der schlechten Kle idung. die sie ihm ge lassen häuen, bis zur Hütte des Eumaios durchgeschlagen. In der Erzahlung misc hen sich - nur rur den Leser erkennbar - wahre Elemente mit erfundenen Begebenheiten ; ganz ähn li ch wie scho n Athene. die SChutzgöttin des Odysseus. in ihrer Trugrede vor Telemach nur Elemente der Wahrheit preisgegeben hatte (V . 1.1 80-2 12).60 Der Schweinehirt 57 REOCE ( 1993) 27f. In der nac hho merischen Epik wird der GaSI dagegen mit e iner Ausnahme (ßacchus bei Fale mus. Sil. 7. 194- 198) schon vor der Beköstigung identifizie rt. 58 Vie lmehr entste ht durch das gemeinsame Mahl eine Gastfreundscha ft zwischen den Parteien . d ie daue rhaft zu wec hselseitiger Aufnahme und UnterstUtz ung verpflichtel. Vgl. in der Begegnung von Dio medes und Glaukos d ie Verse Horn. 11. 6.2 12-233, wo die Gastfreundschaft der Väter als BegrtIndung fur die Freundschaft der Söhne dien!. 59 Für eine ausführlic he In terpre tatio n s. jelzt GROSSARDT ( 1998) 66-11 6. Eine detaillierte Untersuc hung der Trugreden im 14. Bueh auch bei KI NG (1999). Don ebenfalls eine Diskussion de r über die Gastmah lsze ne hinausgehenden Funktione n. z. B. die Kritik Olm Heldenbild der lIias. 60 S. KtNG (1999) 80: " Thi s Iying tale is the one that corresponds most c losely to the life o f the real Odysseus.« Ähnlichkeiten bestehen zwischen dem Ägyptenfeldzug und dem Kampf gegen die Kiko nen. zwische n de r Ankunft bei den Thesproten und auf Sc he-

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4.2.1 Odysseus bei Eumaios

24 1

nimml diese wechse lvolle Lebensgeschi chte mit Erschütterung auf, wi e seine lebhafte Reaktion zeigt (V. 14,36 1 ÖE!AE ~Eivwv. Tl IJO! IJO:AO 8vIJov ö pIVOS ). Mit seiner emotionalen Färbung hebt sich der Ausruf klar von den bi sherigen Anreden für den Beuler ab. 61 Die Anteilnahme des Eumaios ist einerseits aus seiner allgemeinen Gutmütigkeit und Menschenfre undli chkeit zu erklären, die er schon durch die gastliche Aufnahme des Fremden bewi esen hat. Daneben bestehen jedoch auch Parallelen zu se iner eigenen Lebensgeschichte .62 Wie der Bettler entstammt Eumaios ei ner angesehenen Familie und wurde al s Sklave nach Ithaka verkauft. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn er der Erzählung seines Gastes mit be sonderer Anteiln ahme lauscht. Auch fur andere Erlählungen in der Odyssee ist es kennzeichnend, daß der unerkannte Odysseus seine Selbstvorstellung auf die Leben sumstände und Interessen des Publikums abstimmt. Dabei ni cht er immer wieder Details ein , die seine Hörer besonders anriJhren . In den Apologoi am Hof der Phäaken , di e ihn soeben als den beruhmten Odysseus identifi ziert haben, kommen nebe n den Irrfahrten beso nders se ine Li sl und Tatkraft zur Geltung (vg l. den Einfall sreichtum , mit der Odysseus sich und einen Tei l se iner Gefä hrten aus der Gewalt des Kyk lope n befreit). In der hier besprochenen 63 Trugrede stehen dagegen Leiden und Hilflosigkeit im Vordergrund. Odysseu s stell t so dem Schwei nehirten e ine Re ihe von Beispi elen für vorbildli -

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ria. zwischen dem Schi ffbruch der Phönizier und dem Schiffbruc h des Odysseus bei der Abfahn aus Thrinakia sowie zwischen der Behauplung. daß der Bettler die Schätze des O
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4.2.1 Odysscus bei Eumaios

che oder mißbrauchte Gaslfreund schaft vor Augen. die von den Göttern jeweil s belohnt oder bestraft wi rd. Da sich Eumaios bereits als aufmerksamer Gastgeber erwiesen und die Fre ier wegen ihrer Hybri s getade lt hat, kann die Rede in doppelte m S inne als ennutigender Zuspruch aufge faßt werden. Wenn sich das hier de mo nstrierte Prinzip bewahrheitet, so mü ßten di e ~vT1 oTi)p E) . analog zu den heimtückischen Phöniziern . bald ein schlimmes Ende nehmen. während der Schwe inehirt rur sich selbst auf ei nen g uten Ausgang ho ffen kö nnte. 64 Zug leich gestaltet Odysseus die Rede als erneute Prophezeiung: Der venni ßte Herr werde bald heimkehren (V. 14,321-333). Beide Funkti onen der Rede werden von Eumaios sehr wohl verstanden. Die all geme inen Aussagen, daß nämlich Gastfreundschaft belohnt. Mißachtung von Fre mden jedoch bestraft werde, akzeptiert er sog leich. wie auch seine ku rz darauf geäußerte Scheu vor Zeus Xeni os beweist (V . 14,388 f. ). Nur d ie Aussagen Uber die Heimkehr des Odysseus wi ll er noch nicht annehmen. Denn wie Zeus Xenios das Gastrecht und die Fremden beschützt, so sei andererseits Odysseus den HimmJischen verhaßt. Deshalb sei er verscho llen und habe nicht einmal vor Troja den Tod gefun den, so daß ihm ein wUrdi ges Denkmal hätte errichtet werden können (V. 14,365-37 1). Mit diesem Gedanken greift Eumaios, ohne es zu wissen, das G rUbein des Odysseus während seines Schi ffbruchs auf. Wenn e r schon sterben solle, so hatte d ieser damals geklagt, so hätte er doch im Kampf fall en so llen. wo ihm d ie Gefahrten e in ehrendes Grab verschafft häuen (V . 5,306-3 12). Auch in d.i esem Punkt zeigt sich d.i e schon mehrfach beobach· tete grundlegende Übereinstimmung zwischen Herrn und Knecht . Aus dem Zorn der Götter gegen Odysseus leitet Eumaios se ine Überleugung ab. daß sein Herr nicht he imkehren werde. Daher seien auch di e LUgengeschichten mUßi g. die Ankömmlinge immer wieder Uber se ine verme intliche RUckkehr erzählten. wie einst ein Ätoler, der ihm endgültig die Lust zu Nachforschunge n geno mmen habe. Da er nun schon lange GerUc hten kei nen G lauben schenke, sei es auch nicht Hoffnun g auf eine Nachric ht von Odysse us, die ihn dazu bringe, Fremde gastlich aufzunehmen. Vielme hr se ien es Scheu vor Zeus Xenios und Mitleid mit dem Bettler, die ihn so hande ln ließen (Horn. Od. 14,378-389). 64 Zu Recht weist KING ( t999) 77f. auf den regelmäßigen. auch für Eumaios erkennbaren Wechsel zwischen guten und schlechten Gastgebern in der Trugrede hin. Da sich zuletzt bei de r Landung auf Ithaka die Ihesprolischen Seeleute als skru pellose Gewalttäter erwiesen haben. läßt sich unschwer folgern. daß der nächste Gastgeber de m Bettler e ine n guten Empfang bereite n wird. Dieser nächste Gastgeber aber ist Eumaios selbst.

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4.2. 1 Odyssells bei ElImaios

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Der Verweis auf Zeus Xenios kommt auch sonst in Gastmahl szenen gelegentl ich vor, allerdings nur bei der Zurechtweisung eines ungastlichen WirtS, bei einer Hikesie (supplicario) oder im Zusammenhang mit einer Trankspende für den Gott (s. dazu z. B. S. 162f. und 287). Er di ent jeweils dazu, die traditionellen Pflichten eines Wirtes gegenüber dem Gast herauszuste ll en. Eine ähnliche Funktion übernimmt das Detail auch hie r: Nicht niedere oder eigennützige Moti ve sind es, die Eurnaios dazu veranl assen. den fre mden Bettler aufzune hme n, sondern die Rücksicht auf das von den Göttern gebotene Gastrecht. Da e r sich also in seine m Handeln nicht vom äußeren Schei n bei rren läßt, sind auch keine erfundenen Reden nötig, um sein Wohl wollen zu gewinnen. So möge auch der Fremde nun von se inen Lügengeschichten ablassen. Odysseus freili ch besteht auf seiner Behauptung, daß der verschollene Hausherr bald zurückkehren werde, und bietet Eumaios e ine regelrechte. von den Göllern überwachte Verei nbarung an (Horn . Od. 14,393: ~)J1TPTlV 1Tot Tl o6~Ee' ): Kehrt Odysseus zurück, so soll der Bettler neue Kleidung erhalten und nach Dulichion gesandt werden; bleibt der Vermißte aber aus, so möge Eumaios ihn von einem Felsen stU rzen lassen (V. 14,395-400). Damit greift der verkleidete Odysseus einen früh eren Gedanken auf und ve rschärft ihn: Haue er seiner Erzählung zuvor dadurch Gewicht verliehen. daß e r keincrlei Belohnung im Voraus verlangte. so erklärt er sich nun sogar bereit zu sterben. we nn er ge logen habe. Obwohl sich der Bettle r mit se inem Leben rür die Wahrheit se iner Ankünd igung verbürgt und so se ine Beteueru ngen zum Äußersten steigert, liefcrt er Eumaios jedoch keine rati onalen Gründe für di e Wahrheit der Behauptung. Damit sind di e he iden Bekräfti gunge n, di e der Fremde vorbringt, zwar dem Grad, nicht aber der Qua lität nach verschieden. Beide Male geht es ni cht darum , den Schwe inehirten mit nachvoll ziehbaren Argumenten von der baldigen He imkehr zu ilberzeugen.65 Statt der Sachfrage (»welche Anzeichen sprechen fur die baldige Rückke hr des Od ysseu s?«) steht vielmehr die Beziehung zwisc hen den Gesprächspartnern im Vordergrund . Indem der Bettler das Thema personalisiert und die Plausibilität seiner Behauptung von seiner eigene n Glaubwü rdigkeit abhängig macht , zwingt er den Schweinehirtcn dazu, seine Ansichten über den Gasl und zugleich über die mögliche He imkehr des Odysseus 65 Aur die sorgfl1llige symmelrische SIn.l}aur dieser Konversalion weisl FEN IK ( 1974) 156 hin. Jewei ls vier Etappen der Unterhal tung rahmen die lange Trugrede des Odysseus. die so auch komposilionell einen herausragenden Platz. erhtllt.

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4.2. 1 Odysseus bei Eumaios

offenzu legen. Beide sind durch die Art, wie der BeitIer seine Vorsc hläge fonnuliert, eng verbunden. Willigte Eu mai os ein, ihm nach der Hei mkehr des Odysseus ein Gewand zu sc henken, so wäre dies ein Eingeständ nis seiner immer noch vorhandenen Hoffnung, den Verscholl enen wiederzusehen. Zugleich bedeutete dies einen Vertrauensbeweis gegenüber dem Beuler, mit dem er ohne jede Sicherheit ein Abkommen schlösse. Daß Eumaios beide Male die Angebote des Bettlers kategori sch ablehnt (V. 14, 166f. und 14,402-406), ist ein Hinweis auf seine Vorsicht, die schon in seinen vorhergehe nden Äußerungen deutlich geworden war (Vgl. auch V. l4. 124f.: äVOPES aAnTOI / \VEVSOVT' ovS' t8EAOUOIV aAn8Ea lJu8noao8m). Zwar sehnt er sich nach seinem Herrn. aber er denkt nicht daran, jedem Gerücht Glauben zu schenken. 66 Diese Zurückhal tung bedeutet freilich nichl, daß Eumaios deshalb seine Pflichten als Gastgeber vernachlässigte . Zwar stellt er dem Gast keine Belohnung in Aussicht, fall s Odysseus wider Erwarten heimkehre, doch fordert er ihn freundlich auf, am Abendessen der Hirten teil zunehmen (V. 14,407f.). Ebenso weigert er sich, auf den zweiten provozierenden Vorschlag einzugehen und den Bettler zu bestrafen, fall s Odysseus nicht erscheine. Auch hier antwortet Eumaios mit einem energi schen Hinwei s auf das Gastrecht. wobei der lebhaft-ironi sche Ton seiner Antwort dem drastischen Angebot des Bettlers entspricht (V. 14,402406: oiiTe.> yap KEV !l01 tUKAEin T' apEn; TE I Ein Elf' av8pWTToUS. älJa T' aVTIKo Kai IJETETTELTa ... ). Beide Wortwechsel zusammen machen deutlich. daß das Betragen des Sauhi rten gegenUber seinem Gast weder im Positi ven noch im Negati ven durch die Frage der Heimkehr mitbestimmt ist. Richtsc hnur sind alle in die Verpfli chtungen der ~Evia . Damit erwe ist er sich - im Gegensatz zu den frevleri sche n Freiem - als pietät voller, dem göttl ichen und mensc hlichen Recht verpflichteter Charakter. Durch sei ne Vorschl äge erprobt der verkleidete Odysseus also die Standfesti gkeit se ines Dieners. Zwar kann er sich nach den lebhaften Klagen des Eumaios tiber dessen Treue im Klaren sein, ebenso wie seine grundsätz liche Gastfreundschafl nicht in Frage steht. Diese freundliche Gesinnung. die er au s eigenem Antrieb gegenüber dem Fremden bewiesen hat , muß Eumaios nun auch unter dem Druck provokanter Angebote bewahre n. Die Prtifungs66 Das SelbSLbewußtsein des Eumaios. das keineswegs nur negative Ko nnOLationen besitzt. bewährt sich später am Ende der Mante lrede noch einmal. dazu GROSSARDT ( 1998) 200f.

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absich t drückt der Dichter später mehrfach aus, wenn er die Reden des Odysse us mit dem Partizip TTEIP"Ti~wv (V. 14,459; V. 15,304) einl eitet. Da.. gle iche Prinzip einer verlängerten, d.h. ni cht auf dem ersten Eindruck beru henden Prüfung liegt auch der Begegnung mit den Freiem und der unLreuen Dienerschaft zugrunde: 67 Der verkleidete Odysseus schreitet nicht gleich nach der ersten Demütigung zur Rache, sondern behält seine Bettlerrolle zunächst bei, bi s e ine günstige Gelegenheit zum Angriff gekommen 68 ist. Dabei weicht er auch weiteren Zusammenstößen ni cht aus. Nachdem Eumaios die Zumutung, einem Gastfreund wo mögli ch das lebe n zu nehmen, empört zurückgewiesen hat, kommt er unvermittelt auf die bevorstehende Abendmahlzeit zu sprechen (Horn. Od. 14,407f.). Die Ankündi gung eines neuerlichen Mahls beendet vorläufig das Gespräch zwischen Eumaios und seinem Gast. Sie zeigt zugleich an, daß seit der zuvor geschilderten Bewirtung e ine größere Zeitspanne vergangen ist, die mit den Wechse lreden gefüllt wurde, so daß di e erzähJte Zeit deutlich länger ausfallt als die ErLählzeit - ein Hjnweis darauf, daß der Dichter nur einen Teil der Unterhaltung wörtli ch wi edergibt. Di eses Verfahren ist auch in anderen Mahl szenen das Übliche und wird von späteren Epikern durchweg übernommen. Durch entsprechende Bemerkungen weisen die Dichter gelegentli ch darauf hin. daß es sich bei den in wörtlicher Rede gehalte nen Partien 69 nur um Ausschnitte aus einer umfassenderen Unterhaltung handelt. In der Eu maiosszene wird di eser Umstand direkt nur durch die Verwendung des Pronomens To taiiTa (Horn . Od. 14,409) sowie indirekt durch die kuf2. darauf folgende zweite Mahlzeit angedeutet. Der zusammenfassende Vers WS oi !JEv TOtaUTQ TTPOS O:AArlAOVS ayopEvoV entspricht einem auch sonst 67 Ähnlich gelagen ist auch das Gesprtich mil Penelope, allerdings mit dem Unterschied . daß sich hier zwei an List ebenbürtige Partne r gegenüberstehen (Vgl. Ho rn. Od. 23, 181 zur Rede der Pe nelope: WS" öp' lcp., 1... 1 mlpw~.1E V" ), S eide stimmen dari n Ubercin. daß die Prüfung (und damit d ie wechselseitige Ak:t.eptanz) nicht vo rei lig stattfinden dürfe. vgl. die Aufforderung des Odysseus an den ungedu ldigen Te le mach. Horn. Od. 23, 1nf.: T.,XEUOX' . il TOIUnTEp ' EVL UEyapolOlv l o oov / mlp6:t;Elv Eui 6EV. 68 Vgl. die Sehmtihungen des Mclamheus Hom. Qd. 17.2 15-238. die Odysseus stumm ertrtigt; seine Zurüc khaltung im Kampf mit lros, um sich nicht zu verraten. Horn. Od. 18,W -94, und besonders das durch ein G leichnis veranschaulichte Ringen des Odysseus um Selbstbeherrschung, al s er nachts das Treiben der Mägde beobachtet (Horn . Od. 20. 17-30). 69 S. in der sp!i.teren Epik "l. B. Verg. Aen. 1.750-752 , wo du rch die zahlreichen Fragen der Dido deutlich wird, daß die ,. Umemaltung nach dem Mahl « mehr The men um· faßt als die in wörtlicher Rede berichtete Iliupersis und die darauf folgenden Irrfahrten des Aeneas. Vgl. auch Allm . 70.

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4.2. 1 Qdyssc us bei Eumaios

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vorkommenden Abschluß eines Gesprächs. Falls die Bereitung eines Nachtlagers nicht eigens geschildert wird, ist mit einem solchen Resümee gewöhnlich das Ende der Gastmahl schilderung erreicht. Die vorl iegende Szene bietet die Besonderheit, daß ei nerseits kein Nachtlager beschrieben wird , da die Zeit der Nachtruhe noch nicht gekommen ist, andererseits aber der zusammenfassende Vers auch nicht das Ende der Bewirtung bildet, da sich unmütelbar eine Abendmahlzeit anschließt (Horn. Od. 14,407 ), die wir in die Szene einbewgen haben, weil erst sie ei ne volle Bewirtung des Fremden zeigt. Auch fehlt ein Sängervortrag. Mit Phemios und Demodokos werden in der Odyssee überhaupt nur zwei Sänger namentlich erwähnt, die im Haus des Odysseus und am Hof der Phäaken ihren Dienst tun . Der Inhalt ihres Vortrags kommt dabei stets zur Sprache, auch wenn die Länge der Darstellung stark variiert (Horn . Od. 1,325 -327 [Lied des Phemios]; Horn . Od. 8,72-82 [erstes Lied des Dernodokos]; Horn. 0<1. 8,266-366 [zweites Lied des Dernodokos]; Ho rn . 0<1. 8,499-520 [drittes Lied des DemodokosJ) . Ohne bzw. ohne ausfUhrlich geschilderten Gesang verlaufen dagegen die Bewirtung des Telemach bei Nestor (Horn . Od. 3,3 1-403) und bei Menelaos (Od. 4, 1-305), obwohl bei dem Hochzeitsfest in Sparta, das bei Telemachs Ankunft gerade im Gang ist, sogar ein Barde musiziert, dessen Lied allerdings nicht wiedergegeben wird (Horn. Od. 4, 17f.). läßt sich fur diese Auslassung e in Grund angeben und welche Folgerungen erl aubt dies für die Eumaiosszene? Schon in der ersten Gastmahlszene der Odyssee. dem Empfang von AthenelMentes durch Telemach. zeigt sich e ine enge Verbindung zwischen Gesangsvortrag und sorgloser Stimmung des Publikums. Von den Anwesenden im Megaron lauschen nur die Freier, die sich nach Telemachs Worten um »leichte« Vergnügungen wie Kilhara(spiel) und Gesang kümmern können, weil sie fremdes Gut verlehren (Ho rn . Od. I, 159f.), der Darbietung des Phemios, während sich Telemach selbst mi t Athene in e in ernstes Gespräch vertieft (Ho rn . Od. 1, 156-3 18). Sorglosigkeit und Freude beim Mahl werden auch sonst in der Odyssee eng mit ei nem Gesangsvortrag assozi71 iert. Diese VerknUpfung kan n auch erklären . waru m der Dichter an den 70 Vgl. Hom. Od. 7.3 34 (Odysseus bei den Phäaken); Ho rn. Od. 15.493 (Te lemach bei Menelaos) und in der späteren Epik A.R. 2.448 (Argonauten bei Phineus); A.R. 2. 1226 (Argonauten und Phri xossöhne); Lucan. 10.332f. (Caesar bei Kleopatra) U.ö. 7 1 Ho rn. Od. 8.90-92 (Phäaken freuen sich Uber den Gesang. nur der d irekt betroffe ne Cdysseus trauert); Hom. Cd. 8.367-369 (allgemeine Freude Uber d as zweite Lied des

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4.2.1 Odysscus ~i Eumaios

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Höfen des Nestor und des Menelaos auf eine solche Einlage verzichtet. Der Akzent liegt in diesen Szenen auf der unsteten Suche des Telemach, der nach dem Empfang in Pylos bald weiterzieht, und seinen längeren Aufenthalt bei Menelaos mit spUrbarer Unruhe gegen den Wunsch des Gastgebers abbricht (Horn. Od. 15,64-74). Gesangsvorträge sind dagegen in epischen Gastmahlszenen mit Ruhe und Sorglosigkeit assoziiert. Meist wähnen sich die Zuhörer in wirklicher oder - im Fall der gottlosen Freier - scheinbarer Sicherheit; in einem Fall stellt das Lied des Orpheus Ruhe und Frieden wieder her (A.R. 1,496-515). Das prominenteste Beispiel sind die Darbietungen des Demodokos auf der Phäakeninsel Scheria, die den ersten sicheren Aufenthaltsort des Odysseus nach langen Irrfahrten darstellt. Erst in dieser behaglichen Atmosphäre ist Raum für Gesang (und Tanz, s. außerhalb der Gastmahlszene Horn . Od. 8,370-380). Dieses Prinzip bleibt in der nachhomerischen Epik gewahrt: lopas trägt sein Lied beim Mahl nach dem Seesturm vor, der einen Teil der trojanischen Aotte vernichtete (Aen. 1,740746), die Salier singen !lach Abschluß des Freundschaftsbundes mit Euander (Aen. 8,285-305), und auch Teutbras tritt erst nach dem Einzug Hannibals in Capua auf (Sil. 11,288-297 und, auBerhalb der Gastmahlszene, Sil. 11,432-482)-" Für das Gastmahl bei Eumaios ist dieser Befund von besonderem Interesse, handelt es sich hier doch um einen )Ruhepunkt < par excellence. Durch Athenes Mund hatte der Dichter selbst angekündigt, daß Odysseus in der Hüne des Eumaios bleiben solle, bis Telemach auf göttliches Geheiß zurückkehre (V. 13,411 : ~v8a ~EVEIV ), und dieses Wanen dann so breit aus13 gemalt, daß die Episode zuweilen als »Iangatmig« getadelt wurde. Auch an Hanno nie und behaglicher Ruhe ist der Aufenthalt bei Eumajos vo n Demodokos): Hom. Od. 17,5 18·520 (Eumaios beschreibt Pe nelo~ die fesselnde Erzäh lkunst des Odysseus. indem er ihn mit einem Sänger vergleicht). 72 Die Verbindu ng von ..GesangsdarbielUng4< und »sorgloser Stimmung« kann auch erkltiren. waru m in der nachho merische n Epik etwas häufiger Lieder ausfUhrlich wiedergegeben werden (in den 18 homerischen Szenen fin den wir umfangreiche Inhaltsangaben nur beim Aufenthalt auf Scheria. wo Democlo kos drei Gesänge vorträgt. in den 22 nachhomerischen Szenen dagegen bei sechs Gelegenheiten. Ste lle nangaben s. oben S. 98). Nachho me rische Epiker verwenden Gastmahls:r.cnen selte ner als Horner und nutzen sie. um einen Ruhepunkt in de r Handlung anzu:r.eigen. Da scho n der Szene ntyp sel bst eine entspannte Situation suggerien . trill in ihnen auch ö fte r ein Sänger auf. 73 HOEKSTRA (in HEUBECKIWEST 1984) XI: » ... ~ stato giustamente osservato che ne ll ' ultima parte de ll ' Odissea I... ) i1 rilmo de lla narrazione l: no tevolmente lento. 11 fenomeno e piu che mai evide nte nelt 'e pisodio delta permanenza di Odisseo nella capanna di Eumeo I... ]. Se dal punto di vista poetico cio sia un danno. l: questione di gusto .«

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4.2.1 Odysseus bei Eumaios

kaum einer anderen Szene zu überbi eten. Wenn der Dichter trotzdem au f eine musikali sche Darbietung verzichtet, so kann diese Entscheidung kaum erzähltechnisc h moti viert sein wie bei den Mählern des Nestor und Menelaos. Vielmehr haben wir e ine inhaltlic h begrUndete Abweichung vor un s, die dazu dient , di e e infachen Verhähni sse des Schwein hirten von de r Norm der Bewirtung bei einem wohlhabenden Wirt - abzusetzen. In der schli chten Welt des Hirten ist kein Platz rur die aktive Beschäfti gung mit den schönen Künsten, geschweige denn . daß ein beru fsmäßiger Sänger von außerhalb das Gehöft aufsuchen könnte. Der Dichter verzichtet hi er also aufgrund inhaltlicher Vorgaben auf ein Strukturelement. Hier zeigt sich, daß das Schema der typischen Gastmahl szene nicht einseitig an strukturellen Merkmalen au sgerichtet werde n darf. Wie die Interpretation der Dido- und der Kleopatraszene erwiesen haben, spi elt die »Struktur« zwar eine entsche idende Rolle bei der Identifizierung des »Typi schen«, doch kann in der Gestaltung von Detail s sehr wohl die inhaltliche Seite den Vorzug erhahen. Dennoch bleibt das Thema ))Sänger« in der Eumaiosszene nicht ganz ausgespart. O ft wurde auf di e Unterredung zwi schen Eumaios und Penclope hingew iesen, in der der Schweinehirt di e Erzählkunst seines Gastes ausdrück lich mit der eines Sänger vergle ichl. 74 Bedeutet diese Äußerung, daß Erzählungen des Odysseus vo m Erzähler als »Ersatz« rur einen Gesangsvortrag intendi ert si nd? Wäre dies der Fall. so müßten Gespräch und Gesang prinzipiell austauschbar sein und auch im typi schen Schema als Alternati ven gekennzeichnet werden. Tatsächl ich können sich die Li eder der Sänger und die Gespräche nach dem Mahl inhaltli ch sehr nahestehen. Be ide weisen eine große themati sche Vielfalt auf, die von Berichten Uber Ere igni sse der j üngeren Ve rgangenheit bi s hin zu mythi schen Begebenheiten reicht (s. S. 94ff.). Auch können be ide die Handlung des Epos vorantreiben und damit eine vergleichbare erzähl tec hni sche Funktion erfUllen. Doch tritt der Sänger stels als eine dritte, von den Muse n inspirierte Instanz zwischen Gastgeber und Gast. während Odysseus an der fragli chen Stell e aus der Ich -Perspektive berichtet. Anders als ei n Sänger beansprucht er einen unmittelbaren Bezug se iner Erzählung auf die eigene Person, so daß sei ne Selbstaussagen für den Gastgeber einen direkten Zusa mme nhang mit der augenblicklichen Situati on besitzen. Di e 74 Horn . Qd. 17.5 18·521 (Eumaios zu Penelope): W S" S' ÖT' OOlOOV ovnp n C>-

TIStpKeTa l. ÖS" Te 6e(;)v E~ / OE[S!) SeSa wS" i m ' iuepOevTo ßPOTOtOl. / TOÜ S· ll1..l0TOV lJEUOOOlV o KoutlJeV, cmnoT' OElS!). I WS" EUE KEi vOS l6EAYE.

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4.2.1 Odysseus bei Eumaios

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Gespräc he nach dem Mahl sind stets Akte der Kommunikation, sei es, daß die Teilnehmer sich einander vorstellen, daß sie frühere Erlebnisse rekapitu lieren ode r daß sie dem anderen no twendj ges Hintergrundwi ssen verm itteln. Ein Sänger dagegen spricht weder aus der Ich-Perspekti ve, noch ist sein Gesang Bestandteil der Kommunikation zwischen den Anwesenden. Vielmehr dient er der Unterhaltung und Entspannung, wobei das Lied zugleich, ohne daß die Figuren davon Kenntni s haben, handlungsfö rdemde oder kommentierende Funktion erfull en kann . Wegen der Unterschi ede in der Enähl perspekti ve und Erzählabsicht sind die Strukturelemente »Gesang« und ,>Gespräch zwische n Gastgeber und Gast« nicht beliebig austauschbar. Erzählung und Lied können sich aber darin beriihre n, daß sie den Anwesenden Vergnügen bereiten, wenn sie kunstvoll vorgetragen werden . Eben auf diese Virtuosität zie lt die Äußerung des Eumaios: Betrachtet man nur die Kun stfert igkeit und das daraus resultierende Vergnügen für das Publ.ikum, so könnte Odysseus - auf Figurenebene - tatsäc hli ch ei nen profess ionell en Sänger ersetzen. Di e Tatsache, daß die Austauschbarkeit von Erzähler und Sänger nur für deren Wirkung auf der Figurenebene gi lt. zeigt der Aufenthalt des Odysseus auf Scheria, wo Alk inoos seine Erzählkun st ebenfa ll s mit der ei nes Barden vergleicht (Od. I 1.368: l1ü6ov S' WS ÖT ' aOlbos elTlOTal1EVWS KaTEAE~a s) . Da bei den Phäaken auch drei wi rkl iche Auftritte eines beru fsmäßigen Sängers beschrieben werden, läßt sic h folgern. daß in e iner homeri schen Gastmah lszene offenbar der bloße Vergleich mit einem aOlb6s neben einer realen Gesangsdarbietung stehen kann, o hne diese überflü ssig zu machen. Beide erfü llen eine je e igene erzähltechni sche Fu nktion, se lbst wenn ihre Wirkungen den beteili gten Figure n vergleichbar ersche inen. Bei der Vorstellung des $ truklurelements X »Vortrag des Sängers« haben wir je nach ihrer Fun kt io nen innerhalb des Epos zwei Gruppen von Gesangsdarbietunge n unterschieden . Während die erste e inen Kommentar für den Leser darstel lt , dessen li efere Bedeutung von den Figuren nicht erfaßt werden kann,7j besitzt die zweite auch für die Hörer Aktu alität. 16 Nur die 75 Vgl . 1.. B. während des weileren Aufenthalts des Odysseus. d.h. außerhalb einer ge·

schlossenen Gaslmahl szene. das Licd des Demodo kos Ober Ares und Aphrodi le [Horn . Od. 8,266-3661 oder das Licd des lopas in dcr Acneis rVerg. Aen . 1,740-746[ 76 Vgl. (auBcrhalb dcr eigcmlichen Gastmahl szene) die Lieder des Demodo kos über Troja (Hom. Qd. 8.72-82 und 8.499-520) und das nur kurz erwähnle Lied des Phemios Ober die nosto; der griechischen Hclden (Horn. Od. 1.325-327).

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4.2. 1 Odysseus bei Eumaios

zweite Gruppe wirkt im Rahmen des Epos handlungsfördernd. Wie die Analyse gezeigt hat, enthält die große Trugrede in Buch 14 tatsächlich Be· standteile, die auf eine Förderung der Handlung abzielen: So paßt Odysseus seine angebliche Biographie bewußt in einzelnen Punkten der Lebensge· schichte des Eumaios an, ein Kunstgriff, der seine Wirkung auf den Gastge· ber nicht verfehlt. Diese Beobachtung allein reicht jedoch nicht aus, um die listige Erzählung zu einem Ersatz fUr den Sängervoruag mit »aktuellem« Inhalt zu machen. Ganz ähnlich hatte Odysseus nämlich schon auf Scheria seine Apologoi dem Geschmack seiner Gastgeber angeglichen und sich de· 77 ren Hochachtung erworben. in beiden Fällen handelt es sich um einen geschickten Schachzug des TToAvlli'jTIS 'OBVOOEV), der mit seiner Er· zählergabe die Hörer auf seine Seite zu bringen weiß, um so langfristig die Rückkehr in sein Haus zu erreichen. Der Inhalt wirklicher Gesangsvorträge wird vom Sänger hingegen nicht mit Blick auf ein langfristiges Ziel ausgewählt. Wenn Demodokos von den Abenteuern des Odysseus singt - ein Thema, das eine handlungsfördernde Wirkung entfaltet, indem es den dabeisitzenden Odysseus zu Tränen rührt so hegt er dabei keine übergeordnete Absicht, sondern folgt ausdrtlckJich einer momentanen »Mode« (vgl. Horn. Od. 8,73f.: O:Vi'jKEv O:EIBEllevOI, KAia o:vBpwv, / OillT)), Tf)) nh' apa KAEOS oupavov eupuv '(KavE).78 Ohne Zutun des Sängers entwickelt sich der Gesang sodann zum Ausgangs· punkt fUr die Identifizierung des Gastes. Oie Unterschiede zur Trugrede im 14. Buch sind erkennbar: Wenn auch der Bettler seine Lebensgeschichte so fesselnd zu schildern vermag. daß Eumaios sich wie von einem Sänger verzaubert fuhlt, so bleibt die Erzählung doch im Rahmen einer beim Gastmahl 77 S. die lobenden Worte des Alkinoos, Horn . Od. 11 .362-369. Da er vor Fürsten spricht, erscheint er in den Apologoi in zahlreichen Abenteuern als umsichtige und von seinen Gef'ährten anerkannte Führungspersönlichkeit (s. z.B. die Abreise von Aiolos. wo die Gefährten erst dann den geheimnisvollen Sack zu öffnen wage n. als Odysseus, de r ihnen dies unIersagt haue. eingeschlafen ist. Horn. Od. 10.3 1-47) sowie die vergle ichbare Situation bei der Schlachtung dcr Hel iosrinder (Horn . Od. 12.338-373). Auch ist es auffllllig. daß nur hier, im märchenhaften Reich der lOgönemahen Phäake n«. von sagenhaften Onen und der Begegnung mit Wunderwesen die Rede ist. Die dem Eumaios prtlsentierte Erzählung spielt sich dagegen ausschließlich in der bekannten Welt ab. 78 Dies gilt selbst fUr den Gesang des Orpheus. der Frieden unter de n streitenden Argonauten stiflet (A. R. 1.496-5 11 ). Seine Wirkung liegt nämlich außer im Inhalt des Liedes vor allem in der An des Vortrags (vgl. das stille Lauschen der Argonauten. nachdem Orpheus seine n Gesang beende! hat und die ErkJärung A.R.1.5J5 : Toi6u O~ IU EUEAAIITt. eiAKnN clQlSfis). Von ei ner listigen Wahl der Worte und Inhalte wie in der Trugrede des Odysseus ist hier ke ine Rede.

4.2.1 Odyssc:us bei Eumaios

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üblichen Selbstvorstellung. Diese aber ist al s eigenständiges Element von ei ner Gesangsdarbietung zu trennen. Daß Ho mer bei der Darstellung der einfachen Hinen tatsächlich aus inhaltlichen Grunden auf den Sänger verz.ic htet. legt auch die anschließende Beschreibung der Abendmahlzeit nahe. Zu diesem Zeitpunkt hat sich der Gast bereits vorgestellt und ein längeres Gespräch mit Eumaios gefühn . Da nun außerdem mehrere Personen versamme lt sind, die als Publikum dienen könnten. wäre es ein Leichtes gewesen. nach dem Mahl eine abgewandelte Gesangsdarbietung -z. B. durch einen der Hinen - einzufUhren. Statt dessen verzichtet der Dichter auf jede Art von »Unterhaltung nach dem Mahl « und läßt die Hinen nach dem Essen sogleich an ihr Nachtlager denken (V. 14,455f.). Die schlichte. von Arbeit geprägte Lebensführung der einfachen Leute, die in Gegensatz steht zum Lebensstil der Fürstenhäuser. tritt durch die zwe ifache Auslass ung hervor. Aufenthalte mit mehreren Mählern kommen in der Odyssee wiederholt vor, während sie in der lIias gar nicht eingesetzt und auch von ApoJlonios und den lateinischen Epikern nicht allgemein aufgegriffen werde n.79 Ihr Vorkommen hängt in der Odyssee offenbar nicht mit der Länge eines Aufenthalts zusammen: Die beiden ersten Mahlzeiten bei Eumaios spi elen sich innerha lb weniger Stunden ab, während zwisc hen dem ersten und dem zwei ten Festschmaus der Ph äaken eine ganze Nacht liegt (Od. 7, 177f. und 8.7 1). Daß erzähltechnische Gru nde fUr die mehrfachen Mahlbeschreibungen ausschlaggebend si nd. legt auch der Vergleich mit anderen Szenentypen nahe . Dort ist der Dichter gerade bestrebt, Dopplunge n zu verme iden, in de m er bestimmte Elemente nur einmal ausführt. obwoh l er mehrmals Gelegenhei t hälle. sie darzustellen .so Um so mehr muß die Htlufung von Mahlsch ilderungen am selben Ort und mit denselben Protagoni sten verwundern , wie sie sich außer bei den Phäaken und bei Eumaios z. B. auch beim Aufenth alt des Telemach in Sparta (s. Od. 4,67; [Wiederaufnahme in 4.2181 ; 4,624 und \ 5. \42) finden . 79 Be ispiele in der nachhomerischen Dichtung sind die Mahlzeiten der Argonauten bei Phineus (AR 2.301 -306 u. 490-497): das doppelte Mahl bei Euander (Verg. Aen . 8.175· 183 und 8.283L) sowie das Gelage des Hannibal in Capua (SiJ. 11.283-297 und 427-482). bei dem Silius zweimal auf den fröhli chen Schmaus eingeht und als einziger late inischer Epiker auch zwei ausfUhrliche Gesangsvorträge nach dem Vorbild des Demodokos darstellt. 80 Diese Tendenz läßt sieh auch an der oben erwähnten Beschreibung von Odysseus ' Haus auf h haka erkenne n. Diese wird. entgegen den Ublichen Gepflogenheitcn bei Gastmahlszcnen. beim Besuc h von AthcnelMentes auf Ithaka zunächst ausgespart. und später bei der Heimkehr des Odysseus nachgeholt (Ho m. Cd. 17,264-27 1).

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In allen Fällen slehen neben der Aufnahme an den eigenen Ti sch, die den Kern der Gastfreundschaft bi ldet. ausführli che Gespräche zwisc hen Gasl und Gastgeber im Miuelpunkl. Im Verlauf dieser Unterhaltung erfährt Telemach von der abenteuerlichen Heimkehr des Menelaos. die Phäaken von der Irrfahrt des Odysseus. 8 1 Seide Male stellt der Erzäh ler e inen längeren Abschnin seiner Vergangenheit dar, wobei er jeweil s vom Trojanischen Krieg ausgeht und den Bericht bis in die Gegenwart fortfUhrt . Jedesmal ist auch die ausführliche Schi lderung durch ei ne längere Phase der Begrüßung, der ersten Kontaktaufnahme und des ge meinsamen Spei sens vorbereitet. Da nun in diesen Szenen die lange Selbstvorstellu ng, durch welche sich die Gesprächspartner miteinander bekannt machen, eng mit dem Mahl verbunden ist. kann die Wi ederaufnahme des Banketts eingesetzt werden , um wachsende Vertrautheit zwischen den Betei ligten zu kennzeichnen.82 Tatsächlich finde n sich Doppel gastmähler nur in Zusammenhängen, di e von Einvernehmen und wechselseitiger Akzeptanz geprägt sind.83 Äußerlich betrachtet gi lt Ähnliches fOr den Besuch des Odysseus bei Eumaios. Durch die aufmerksame Bewirtung bahnt sich eine freund schaftliche Beziehung zwischen den Protagoni sten an , die durch längere Gespräche verstärkt wird. Ersl danach enählt der Gast ausfuhrli ch se ine lebensgeschi chte, bei der er auch den Trojanischen Krieg streift und di e er bi s zu seiner Ankunft auf Ithaka fortfUhrt . Ein wesentlicher Unterschi ed zum Besuch bei den Phäaken oder Telemac hs Aufenthalt in Sparta liegt jedoch darin, daß es sich bei der Lebensgeschichte, die der vermeintli che Bettler 8 1 Die Parallele zwische n der Telemachie und der Heimke hr des Odysseus und im besonderen der Mah lszene bei Menelaos und am Hof der Phäaken ist mehrfach hervorgehoben worden. Vgl. ROTER (1969) 221f. (Parallelen 7.wischen Telemac h und Nausikaa) und besonders 238-240 (Banke tte in S parta und auf Scheria). 82 Der bewußte Einsatz dieses Details läßt sich ex negativo aus der Kyklopen-Szene ablesen. die ei n Gegenbi ld zu den regelko nfonnen Gastmah lszenen darstellt . Wie sonst im Laufe der ei nzelnen Mahlzeite n d ie Vertra utheit und d ie gegenseitige Zuneigung de r Teilnehme r wlichst. so ste igert sich hie r mit jeder grausigen lOMahlz.eit« des Kyklopen Wut und Haß seiner Gefangene n. die in e inen konkreten Re uungsplan mUnden. vgl. die Vert weinung des Odysseus und seiner Geflthnen nach der ers ten »Mahl zeit« des Kyklopen (Horn. Od. 9.294: KAaio vTE~ und 9.306: CTE Va XOVTE ~). den Wunsch nach Rache nach der zweiten ... Mahlzeit« (Hom . Od. 9,3 16 f.: AmO~JllV KOKO ßuaaOOoIlEuwv. / Ei TTW ~ TElco illl1V) und die Ausführung des Planes nach der dritten »Mahlzeit« (Horn. Qd. 9.347ff. : ,KUKAw,+" Ti'I. TTie olvov eTTEl q>o:ye~ clv8pollea KpEO ... I). 83 In dem anfangs von Konnikten überschatteten Besuch des Odysseus bei Kirke erfo lgt die fonnvollendete zweite Bewirtung des Odysseus erst. als Ki rke ihn als ihren VOll Hennes vorhergesagten Bezwinger erkannt und - nach ei nem Eid. der Odysseus Unver· sehrtheit zusichen - das Lager mit ihm geteilt hat (Hom . Od. 10.325-407).

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dem Schweinehirten vorträgt, nicht um e inen wahrheitsgetreuen Bericht der Vorgeschichte handelt. Zwar greift die Erzählung Elemen te aus de n Abenteuern des Odysseus auf,S4 doch wird dem Leser scho n durch die falsc he Ident ität, die der Heimkehrer vortäuscht, kJ argemacht, daß die folgende Schilderung nicht al s Ergänzung zu den Apologoi aufzufassen ist. Hande lt es sich aber nicht um eine n Nachtrag zu den vergangenhe its bezogene n Schilderungen am Hof der Phäaken. so kann der eigenLlic he Zweck der Rede nur auf die Gegenwart der Figuren abzielen, selbst wenn sie äußerli ch den Charakter einer rückwärtsgewandten Erzähl ung trägt. Ihr Ziel ist es nichl , den Schweinehirten über die wahre Identität und das Leben des venneintlichen Bettlers aufzuklären: Stau dessen schafft der Fremde J.ilnst. lieh Parallele n zwi schen der Biographie des Eumaios und seiner eigene n fikti onalen Lebensgesc hichte. Dieses Manöver verfehlt seine Wirkung nicht, wie die Reakt ion des Sauhirten zeigt (V. 14,36 1: SEihE ~Eivwv, 1-10 1 1J00ha 8vj..loV 0 PIVQ) . Die behutsame Annäherung zwi schen Gastgeber und Gast trägt also einen anderen C harakter als bei den Doppelgastmählem des Menelaos und des Alkinoos. Telemach strebt in Sparta zunächst danach, aus zuverlässiger Quelle Nachrichten tiber den verscho llenen Odysseus zu erhalten, und Odysseus bemüht sich auf Scheria, die göuem ahen Phäaken dazu zu bewegen, ihn sicher nach Hause zu gele iten. In beiden Fällen trägt der Gast ei n bestimmtes Anli egen vor, von dem er bereits weiß, daß sein Gegenüber es erfüllen kann. Bei der Begegnung mit Eumaios ist dies hingegen nicht in gle icher Weise der Fall. Zwar hat Odysseus bereits von Athene erfahren, daß der Sauhirt ihm auch während seiner Abwesenheit die Treue gehalten hat und daher al s möglicher Verbündeter in Frage ko mmt, doch bleibt di e Aussage der Göttin recht vage (V. 13,404-406). Der C harak ter des Eumaios. der ihn zum mutigen und umsichti gen Helfer beim Rache fe ldzug macht , muß sich erst im Laufe des längeren Besuchs bewähren. Vor alle m aber muß d ie Beziehung zwischen dem He im kehrer und sei ne m trcus te n Knecht wieder angeknü pft werden. Auf eine wachsende Venrautheit, di e die eigentliche Wiedererkennung vorberei tet. zielt paradoxerwe ise gerade di e LUgenrede des Odysseus ab. Wi r haben hier e ine je ner iron ischen Wendungen vor un s. di e di e gesamte Heimkehrgeschi chte prägen . Auf den Erfolg dieser paradoxen Strategie deutet das mehrfache Gastmahl hin . Ein ähnliches Prinz.ip läßl sich in den Begegnungen des verkleideten Odysseus mil Penelope beobachten. Auch hier finde n sich Elemente von Bewi nungssze-

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84 S. o. Anßl. 60.

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nen. z. B. wenn Penelope ei ne n Sessel für den Gast herbeiholen und mit Fellen belegen läßt (Horn. Od. 19.97·99: »Platz bei Ti sch«) oder nach der Untene· dung de n Mägde n die Anwei sung erteilt. ihm di e Füße zu waschen, ein Bell im Hause bereitzustellen (Element »Nachtlager«) und am nächsten Tag fUr ein Frühstück zu sorgen (Horn. Od. 19,317·322). Beze ichnend ist auch der Zeitpunkt der ersten Begegnung zwischen Odysseus und Penelope. die staufindet. »während die Mägde den Tisch abräumen.. (Ho m. Od. 19.60-64). Das Gespräch nimmt damit den Platz einer intimen Unterredung nach dem offiziellen Ende des eigentlichen Mahles e in - eine Konstell ation. die sic h so auch bei m Mahl der Phäaken und in der Abendmahlzeit bei Eumaios findet (dazu unten S. 269). Zwar speist Pene lope als )alleinstehende< Frau des Hauses nicht persön lich mit dem Fremden. wie es Arete tut. doch bahnt sich auc h hier im Laufe der Begegnungen e in vertrautes Verhältni s an, das sich am deutlichsten in den VergUnsti gungen zeigt. die Penelope ihrem Gast gewährt (s. ihre Ankündigung Hom. Od. 19. 253f.: vüv I-IEV Sn 1-10 1, ~EivE I... J I EV I-IEyapolOlv ElJoiOl cpiAOS T ' EOlJ aiSoi6s TE).

Die abendliche Hauptmahlzeit Der Abschnitt vor dem eigentlichen Mahl Unmiuelbar nac h de m Abschluß des ersten Mahls treffen die Hirten e in (Horn . Cd. 14,410), de re n Arbeit auf den Weiden der Dic hter schon z u Beg inn des vierzehnten Buches geschilde rt hatte (H o rn. Od. 14,24-27). Ihre Ankunft markie rt de n Begi nn des gemeinsamen Abendessens. mir d e m de r erste Tag bei Eumaios zu Ende geht. Allerdings ist d as Mahl zu diesem Zeitpunkt noch nic ht im Gange. und die Ereignisse werden auch nicht, wie es de m typi sche n Sche ma entspräche, aus d e r Sicht d er Ankömmlinge ge· schildert . So fehlt di e Ekphrasis der Räumli c hkeite n sowie di e Erwähnung d e r versammelten Pe rsonen , die sonst rege lmäßig beim Beg inn e iner Mahlzeit erfolgt: A lle diese Detail s hat d e r Dichter hi e r scho n bei der Ankunft d es Gastes geschilde rt. Indem er die bereits bekannten Eleme nte ausläßt, bewirkt er eine geraffte Darstellung, wie sie auch bei anderen Gelegenheiten nachgew iesen werden kann . Die genaue Beschreibung setzt daher erst mit dem Element der Mahlvo rbereitung, a lso e iner ko nkre ten Handlung, ein . Eine Ähn lic hke it zum Beginn der Gaslmahl szene beste ht aber insofe rn , als auch hier die Ankunft einer oder mehrerer Personen den Beginn d er Besc hreibung markie rt .

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Die Vorberei tun g der Abendmahlzeit erfolgt auf die ausdrückliche Anweisung des Eumaios hin , der sich so ein weiteres Mal als umsichtiger VorgeseLZter der Hirten zeigt (Horn . Od. 14,414f.). Ein in wört li cher Rede gehaltener Befehl an die Bediensteten oder andere Anwesende, die Speisen aufzutragen, kommt sonst in den ho meri schen Epen se lten vor.85 Gewöhnli ch werden nur die Handlungen der Die ner beschrieben, so daß sich die Bewirtung ohne retardierende wörtliche Reden unmittelbar an den fre undli chen Empfa ng des Fremden an schließt. Oi e prompte Aufnahme an den eigenen Ti sch ist dabei Kennzeichen eines guten Gastgebers (Vgl. den Tadel des Phäaken Echeneos Ho rn . Od. 7, 159f.). Da sich Odysseu s hier jedoch bereits in der Hütte aufhält und von Eumaios eigenhändig bewirtet worden ist, kann der Dichter hier auf diesen Aspekt, den er l. B. bei der Ankunft von Athene/Mentes in Ithaka hervorhebt, verzichten. An Stelle der un verzüg li chen Bewirtung betont er hier die herau sgehobene Stellung des Eumaios, welcher den anderen Hirten in se lbstverständlicher Weise Anweisungen gi bt. Indem der Schweinehirt sich seinem Gast zu Ehren über die Forderungen der Freier hinwegsetzt und den besten Eber hol en läßt, bringt er sowohl seine Gastfre undsc haft al s auch sei ne Abneigung gegenüber den Usurpatoren und seine selbstbewußte Haltung zum Ausdruck (s. V. 14,414-4 17). Es ist darüber hinaus bezeichnend, daß Eumaios erst jetzt, nac hdem durch die Umerhahungen eine Atmosphäre der gege nsei tigen Sympathie geschaffen ist, das Mastschwein holen läßt. Auch hier bestätigt sich also die Funktion der Doppelgastmähler al s Ken nzeichen einer langsam wachsenden Vertrautheit . Auch in anderen Gastmahlszenen richten die Wirte gelegentli ch Aufforderungen an einzelne Ti schgenossen oder sonstige Anwesende. die bestimmte Dienstl eistungen fUr den Gast erbringen soll en. Achill läßt den Wei n von Patroklos mi schen (Horn. 11. 9.202-204), Menelaos trägt se inem Hero ld auf, die pferde des Telemach abschirren zu lassen (Horn . Od. 4 ,35f.) 85 Ausnahmen bilden gelegentliche zusätzliche Anweisungen an di e Bediensteten, zum Beispiel wenn Al kinoos 7..U ei ner neue rliche n Trankspende aufruft (Ho m. Qd. 7, 179f., vgl. Ho rn. Od. 7, 137f., wo scho n eine abschließende Libatio n erwähnt wird, bevor die Ankunft des Odysseus das offizie lle Ende der Mahlzeit hinausschiebi). Di e.~ gesondene Aufforderung erfolgl aber ers!. nac hde m die Diener ohne d irekten Be fehl des Alkinoos Speis und Trank rur Odysseus aufgetragen haben. Selbst indirekte Anweisungen sind selten: Vgl. dazu Ho m. Od. 3.427f. (Aufforderung Nestors an seine Söhne ): EinQTE &' Eice,.) / S~~ijOIV KOTO: SW~OT' aYOIc-XtfTO: SaLTa n EV!o6ol und in der Phaiakis die tadel nden Worte des Echeneos (Hom . Od. 7,163f. : cV SE KI1PUKEOCl KEAWOOV / oTvov EnIKpijOOl). S. dazu oben S. 76.

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und Alkinoos gebietet sei nem Sohn. dem verkleideten Odysseus Pl atz zu machen (Ho rn . Od. 7. 170f.). Stets hande lt es sich bei den Angeredeten um Personen, die dem Gastgeber eng verbu nden sind: Achill schätzt Patroklos über alles, Laodamas ist der Lieblingssohn des Alkinoos, und be i dem Herold Eteoneus handelt es sich um e inen engen Weggefahrten des Menelaos. der ihn ausdrücklich an ihre gemei nsamen Erlebni sse erinnert (Ho rn . Od. 4.33-35, man beachte d,ie Verwendung des Dual s). Die Aufforderungen können daher als Ze ichen des Wohlwollens gegenüber dem Gast aufgefaßt werden. Ähnlich verhält es sich bei dem Mahl in Eu maios' HÜHe. Da der Schweinehirt den Bettler eigentlich ni cht mit den schmackhaftesten. für die Freier reservierten Fleischstücken versorgen dürfte (Horn . Od. 14,105f.), ist ei ne eigene Anordnung erforderl ich, die, ähnlich wie am Hof des Menelaos und Alkinoos, nicht an den untergeordneten Mesaulios, sondern an die Hirten ergeht, in deren Kompetenz die Versorgung der Tiere fa llt und die Eumaios zugleich im Rang näherstehen. Der Sauhirt erteih ihnen zwar die Anweisung, dem Gast zu Ehren das beste Schwein herbeizubringen, beteiligt sich aber auch selbst an den Vorbereitungen. Daß diese Rollenverteilung vom Dichter bewußt gewählt ist. zeigt ein Blick auf das e igen tliche Mahl: Hier wartet der SkJave Mesauli os den Tischgenossen auf und räumt ansc hli eßend das Brot wieder fort, ohne daß Eumaios oder ein anderer Hirte ihn eigens dazu auffordert (V. 14,449 und 455). Das Prinzip, daß die Diener während ihrer Tätigkeit bei Ti sch in der epischen Darstellung weder sprechen noch angesprochen werden, ist also auch unter den einfachen Verhältnissen des Schweinehirten gewahrt. Der Hin weis. daß Mesaulios einst von Eumaios gekauft worde n sei (V. 14,449452), macht deutlich, daß er nicht denselben sozialen Rang bekleidet wie die von der Weide heimkehrenden Männer, bei denen eine solche Präzisierung feh lt. Der Auftrag des Eumaios an die Hirten einersei ts und die still sc hweigenden Dienste des Sklaven andererseits deuten ihre unterschiedlichen Beziehungen zu Eumaios an. Ein vergleichbares dichterisches Verfah ren läßt sich auch in anderen , der Adelswelt zugehörigen Gastmahlszenen gelegentlich nachweisen .86 Die von der Norm abwe ichenden bescheidenen 86 Vgl. den Empfang des Telemach bei Menelaos. wo der 8EPCnTWV Eleoneus. ein Vertrauter des Königs, direkt von ihm seine Anweisungen erhtUt (Horn. Qd. 4.35f.). während die Mägde ohne direkten Befehl die Speisen auftragen (Od. 4.52-58), ebenso die direkte Anrede an den "aipv~ Pontonoos. Horn. Qd. 7. 179- 181 , der dadurch von den

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Lebensumstände haben also in di ese m Punkt keinen Einfluß auf di e typi sche Struktur der Szene. Nachdem Eumaios die Hirten aufgefordert hat, das beste Schwein für das Abendessen herbeizubringen, spaltet er e igenhändig das Holz, das zum Braten des Fle isches benöti gt wird (Horn. Od. 14,4 18). Diese praktisc he Täti gkeit unterscheidet ihn von den vornehmen Gastgebern in der Odyssee. Zwar nicken diese gelegentlich dem Gast einen Stuhl zurecht (s. Hom. Od. 1.1 30f. ) oder reichen ihm das beste Slück des Festhratens (Ho rn . Od. 4.65 f.). wie es auch Eumaios später tut, doch handelt es sich dabei eher um symbolische Ehrenbezeugungen. Eumaios hin gegen verrichtet eine anstrengende körperl iche Arbeit, die sonst de m Dienstpersonal überlassen wird.87 In dieser Abweichung zeigt sich erneut der unprtitentiöse Charakter des Sauhi rten, der zwar die Oberaufsicht über das Landgut führt , sich aber deshalb ni cht dem Wohlleben ergeben haI. Auch in Abwesenheit seines Herrn nutzt er seine Stellung nicht zum persönli chen Vo rteil aus, indem er die übri gen Bewohner des Gehöfts für sich arbeiten läßt, sondern beteiligt sich selbst an den niederen Täti gkeiten des Alltags . Dieses Detail korrespondiert mit dem Beginn der Szene, als Odysseus den Sauhirten be i der Lederverarbeilung antrifft. Indem der Dichter den Arbeitsei fer. die Bescheidenheit und das handwerkliche Geschic k des Eumaios mehrfach hervorhebt. kennze ichnet er sie als feste Wesens merkmale. Verbunden mi t sei nem anderen ko nstanten Charakterzug, der Sehnsucht nac h Odysseus. bildet der Si nn für das Prakti sche eine Voraussetzung dafür. daß Eumaios di e Rache an den Freiern unterstüLZen kann. Herausgestell t werden gerade je ne Eigenschafte n. die rur den weiteren Verl auf der Handl ung bedeutsam si nd. Eine wichtige Funktio n von Gastmahlszenen - die Charakterisierung der Te i.lnehmer - läßt sich also auch hier nachweisen. Als das Holz gespalten und das Mastsc hwe in here ingebrac ht ist, beginnt die Zubereitung des Ti eres mit einem Opferritus, den Eumaios zu Ehren der vielen namenlosen Dienem abgehoben wird . Z ur tenninologischen Abstufung der Dienerklassen vgl. RAMMING ( 1973) 141f. 87 Vgl. Horn. Qd. 20. I60f. (Diener spal te n Holz rur die Freier. außerhalb einer geschlossenen Gastmahlszene) und in der hellen istischen Epik A.R. 3.272f., wo die Sklaven des Aietes das beim Bankett benötigte Feuerholz hacke n. Diese Tätigkeit wird hier ausdrücklich als KCr\10T05 im Dienste des Herrschers. a lso als anstrengende und niedere Arbeit bezeic hnet. ebd. A. R. 3.273 f. In der lIias kö nnen dagegen auch vorne hme Gastgeber stärker in die Vo rbereitungen eingebunden werden, wie Agamemno n und Ac hilI . d ie offenbar eigenhändig ein Tie r schlachten bzw. es zerlegen (Ho rn . 11 . 2,402f.. Ho rn. Il. 9.206-2 10. Horn. 11 . 24.62 I f.).

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Götter voll ziehl. Unter Gebeten wirft er die Borsten vom Kopf des Schweines ins Feuer und tötet sodann das Tier durch einen Hieb mit einem Holzscheit (Horn. 0<1. 14,420.426). Anschließend zerlegen es die Gefährten, sengen die Borsten ab und zertei len das Schwein in kleine Portionen (Horn. Od. 14.426f. ), woraufhin Eumaios StUcke von allen Teilen in Fett wickelt. sie mit Gerstenmehl bestreut und im Feuer verbrennt (Horn. Od. 14.427429) .88 Erst als dies geschehen ist, wird das übrige Fleisch zerteilt, an Spieße gesteckt und gebraten (Horn. Od. 14,430L). Man hat oft gesehen. daß der Dichter hi er die viel häufigere Beschreibung eines Rinderopfers an die Verhältni sse des Eumaios anpaßt, der als einfacher Schwe inehirt sei ne m Gast ein Tier aus sei nem Zuständig ke itsbereich anbietet. 89 Der Eber wird nicht mit einem Beil , sondern mit einem Holzscheit getötet,90 worauf man die Borsten absengt, statt wie bei einem Rind die ganze Haut abzuziehen. Das Zertei len des Schweins, die Vorbereitung des ersten Fleischopfers und die Art, wie die Portionen über offenem Feuer gebraten werden, entsprechen hingegen formal den Gepflogenheiten beim Verzehr von Rindern . Indem der Dichter die Struktur solcher Opfervo rbereitun gen bewahrt und sie nur inh altlich soweit wie nöti g an die einfacheren Verhältni sse anpaßt, schaff! er Parallelen, die den Leser zum Vergleich auffo rdern . Auch in der auf den ersten Blick ungewöhnli chen Bewirtung bei Eumai os läßt sich also jene Mischung von inhaltlicher Modifik atio n und strukturellen Übereinstimmungen nachweisen, di e wir bei den obe n besprochenen Gastmahlszenen Lukans und Vergil s festgeslelh haben. Diese Erzähltechnik ist demnach nicht auf den adli gen Kontext beschränkt, sondern wi rd von den Dichtem auch in anderem Zusammenhang angewandt. Zugle ic h wird deullich, daß es sich um ei n epochenUbergreife ndes Phänome n 88 Möglicherwe ise verwendet Eumaios das Gerstenmehl in Abwand lung des sonst bei Opfermählem übliche n Ausstreuens von oVAOx\rral. Diese werden gewö hn lich vor de r Schlachtung des Opfertieres von den Anwesenden geworfen . S. z .B. Horn. 11. 2 ,410422. dazu STENGEL(191O) 17 und 3 1-33. 89 AREND ( 1933) 66: " In de m Opfer des Eumaios ~ 4 13ff. kommen die kleinen Ve rhältnisse des Hirten und zugleich seine besondere Frömmigkeit zum Ausdruc k. Er kann nur ein Schwein opfern . aber dieses Opfer. sonst kurz erwähnt. wird hier mit derselben Lie be dargestellt wie anderswo e in Rindopfe r.« 90 Bei Homer. aber auch in der übri gen griechische n und lateinische n Epik ist für Rinder ein Hieb mit dem Bei l die übliche Tötungsmcthode. s. STENGEL (1 9 10) 11 4. Beim Abschied der Argonauten von lo lkos betäubt Herakles einmal ein Opferrind mit seiner Keule - ein vereinzelter Fall. der d ie überme nschliche Kraft des Helden demo nstriert. Auch hier durchtrennt aber Ankaios anschließend de n Nac ke n des Tieres mit ei nem Beil (A.R. 1.427-430).

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hande lt, das sowohl in der archaischen griechi schen, als auch in der klassischen und kaiserzeitlichen lateinischen Epik Verwendung findet. Wichtig ist für die Deutung der hier besprochenen Szene, daß die inhaltlichen Veränderungen unter den gegebenen Voraussetzungen angemessen oder notwendig sind (das Absengen der Borsten ist die typische Art, ein Schwein zum Braten vorzubereiten; ebenso gehört ei n betäubender Hieb, der bei dem Sc hwe in, anders als beim Rind, sofort zum Tode führt, zur gängigen Schlachtmethode) .9l Der Di chter selbst unterstreicht, daß Eumaios sehr wohl we iß, )) was angemessen ist. « (Od. 14,433: TTEpl yap
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4.2. \ Odysseus bei Eumaios

ein Ganzopfer handelt. zum Ritual gehört. Charakteri siert ist diese mit ei· nem Opfer verbundene Zubereitung des Fle isches bei Homer, aber auch bei Apollonios Rhod ios, durch eine kn appe. auf reine Handlungen beschränkte Darstellungsweise (s. dazu die in Anm. 93 aufgeführt en Be ispie le). Anord· nun gen von seilen des Leiters si nd nicht erforderl ich, vie lmehr greifen die Handlungen der Fi guren nahtlos ineinander. Auf diese We ise wird dem Leser ein hoher Grad von Rituali sierung suggeriert . AUe diese Detail s finden sich auch in der hier besprochenen Szene: Eumai os, der schon mehrfach als der Vorgesetzte der Hirten aufgetreten ist. übernimmt von Anfang an die führende Rolle, was se ine GeHihrten widerspruchslos akzeptieren . Bestimmte Anweisungen we rden während des gesamten Vorgangs nicht erteilt, so daß die Darstellung ganz auf Handlungen beschränkt bleibt. Die Häufung der Opferriten ist im Rahme n eine r Bewirtungsszene auffa lli g. Zwar wi rd auch bei profanen Mahlzeiten gelegentlich von den bereitstehenden Speisen geopfert (s. das Opfer. das Achill während der Presbeia darzubringen befiehlt, Horn . ll. 9.2 19f. ). und natürlich kann ein plötzlich erschei nender Gast in ein reli giöses Ritual ei nbezogen werden,94 doch ein ausdrücklich für den Fremden veranstaltetes Mahl erhält gewöhnlich ke ine betont religiöse Färbung. Instruktiv ist der Abschied der Argonauten von lolkos (A.R. 1,450-5 18), wo ihr Mahl am Strand auf ein Stieropfer an Apoll fo lgt (A.R. 1,406-438). Seide Vorgänge trennt Apollonios genau: Zuerst schlachten die Argonauten dem Gott das Tier und erst später, nachdem Idmon se ine Prophezei ung gesprochen hat (A. R. 1,436-447) und es Abend geworden ist. richten sie am Strand ein Lager fUr das Bankett her. Dies ist U111 so bemerkenswerter, als hier nicht nur e ine ze itlic he Nähe zwi· schen Opfer und Mahl besteht. sondern auch der Ort und di e Tei lnehme r überei nstimmen. Ob zu den eiSaTa , mit denen die Argonauten sich beim Nachtmahl sätti gen, auch di e bei dem Ritual übriggebliebenen Fle ischstü kke gehören, wird nicht ausdruck lich vermerkt, doch legt der Vergleich mit anderen Opferszenen di es nahe. Um so deutli cher wird die formale Trennung zwischen Opfer und Gastmahl: Das Schl achte n des Ti eres ist in die· sem Fall keine Mahl vorbereitung im engeren Sinn. sondern. wie das Gebet Jasons zeigt. e in Ritual. das den GOlt für die bevorstehende ge fährli che Ex pedition gün stig stimmen soll. Wie di e Fahn mit eine r re ligiösen Zeremonie 94 Al s 7.:.8 . Telemach Nestor beim Opfer rur Poseidon anlrifft. wird er in d ie heiligen Hand lungen ei nbezogen und so beim Mahl. das in erster Lin ie ein O pfe nnahl darstellt . besonders geehrt (Horn. Od. 3.36-66).

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beginnt , so so ll sie nach dem Willen Jasons auch mit ei ner solchen enden, fa ll s der Gott ihnen eine glilckliche Heimkehr gewährt (A R. 1,411 -424). Der Gedanke an das späler folgende Mahl aller Teilnehmer, zu dem Jason ei ngeladen hat, ist hingegen für das Opfer nicht ausschlaggebend. Be i Eumaios li egen die Verhältni sse anders. Er hatte schon unmittelbar nach der Hei mkehr der Hirten darauf hingewiesen , daß nun die Ze it fur e in Nachtmahl gekommen sei (Horn. Od. 14,407). Als er seine Gefahrten auffordert , das beste Schwein zu herbeiz ubringen, will er damit ni cht einen Gott, sondern den Fremden ehren (Horn. Od. 14,414f. : 'ivo ~EivC+l iepEvow I Tr)AEBon4J). Erst im Zuge dieser gastfreundlichen Geste kommen dann die Götter ins Spiel (V. 420f. : TOV ~EV ElfEIT ' EOTr)OO V Elf' EOXOpT)' ovBi; ovßwTTl S I An6ET' ap ' 6:6avclTwv).95 Dieser Sachverhalt wird durch die Reihenfolge der untersc hiedlichen Handlunge n hervorgehoben, die durch die Konjunktion ovBe verbunden sind . lm Vordergrund steht zunächst die Fürsorge für den Fremden , aber allch die Götter vergißt der Sauhirt freilich (ap' ) nicht. Die Partikel apa () freilich <, >natilrlich <) wei st darauf hin, daß di e Ehrfurc ht vor den Himmli schen ein konstitutiver Wesenszug des Eumaios ist. So spi egelt die vom Dichter gewählte Reihenfo lge »Auswahl des Mastschweins« und »Gebet an die Unsterbli chen« den Kausalzusammenhang der Ereigni sse wider (den Göttern wird gerade zu diese m Zeitpunkt geopfert , weil ein Mahl ansteht, nicht umgekehrt wie in der obe n erwähnten Argonautika-Szene). Wie das apo zeigt, bedeutet dies jedoch keine Abstufu ng nach Wi chti gke it. Für Eumaios s ind vielmehr Gastfreundschaft und Frömmigkeit eng miteinander verknüpft , wie er selbst zu Beginn der Szene bemerkt (Hom. Od. 14,57f.): lfpOS yap 610S EiOlV ÖlfOVTES I ~Eivo i TE TTTWxoi TE). Als das Fl eisch gebraten ist, wird es - auch dies ein seltener Zug - von den Gef.ihrten vom Fe ue r genommen und aufgeschichtet, um verteilt zu werden (Hom. Od. 14,43 1f.) . Das Detai l des Anrichteti schs (EAEOS) stellt eine Anpassung an die beso nderen Rahmenbedingungen dar. Da Opfermähl er so nst fur gewöhnlich unter freiem Himmel stattfinden , fehlt in den dazugehörigen detaillierten Sch ilderungen. an denen sich der vo rli egende

95 In diesem S inne auch PETROPOULOU ( 1987) 145f. Für den Gebrauch von iepniw im Sin ne von »mllcto ( I'icrimam I'esce"di callsa)i( Siall für ..sacrificiQi( s. EßEUNG (1885) s. v. iepEuw. und Sc hmiu. M .: LFE 2 ( 1991 ) I I 36f. s.v. iEpeuw, de r allerdings darauf hinweis!. daß gerade an unserer Stelle die Bedeutung ,.schlachten .. nichl de n Ver7jcht auf jegliche relig iöse Handlung bedeUlen muß.

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Abschnitt orientiert, ein vergleichbarer Gegenstand.96 Der Dichter berichlet dort ledigl ich, daß das Fleisch wieder von den Spießen gezogen wird, ohne darauf einzugehen, wohin es gelegt wird. Die aufnilli ge Erwähnung einer Fleischbank hebt an unserer Stelle die häus liche Atmosphäre her vor. die die 97 ganze Szene prägt.

Das eigentliche Mah' Mit der nun folgenden Verteilung des Fleisches. einer von Eumaios persönlich Ubemommenen Aufgabe. kehrt der Dichter zum typischen Mahl verl aufzurtlck. (Ho rn . Od. 14,433-438). Eine so detaillierte Schilderung, di e sogar Zahl enangaben einschli eßt , fehlt in anderen Gastmahl schilderungen. Herbeigebracht wird das Fleisch in den ho merischen Epen normalerweise vom SatTpO} , wobei nicht zu erkennen ist, ob der Hausherr an der Zuteilung der Portionen insgesamt beteiligt iSt. 98 In ein igen Fäll en Uberrei cht er jedoch dem Gast persönlich ein Ehrenstilck (y epa s), das aus dem schmackhaften RUcken des Ti eres besteht (Agamemnon. Horn . 11. 7,32 1L; Menelaos, Horn . Od. 4,65f.).99 Auch in unserer Szene wird das Ehrenstück für Odysseus hervorgehoben. Bevor er den Fremden auf d iese We ise auszeichnet, hat Eumaios alles Gebratene in sieben Porti one n aufgete ilt (H orn . Od. 14,4 34). Die präzise Angabe verdeutli cht das Pflichtbewußtsei n des Schweinehirten, der über seinem Ei fer als Gastgeber seine alltäglichen Pfl ichten nicht vernachlässigt. Alle Mahlteilnehmer erhalten de n ihnen zustehenden Tei l. Eingerechnet ist dabei auc h ein Fleischopfer fur di e Nymphen und Hennes, das Eumaios eigens beiseite stellt (Horn . Od . 14.435f.).

96 Die einzige Parallele bietet der Empfang bei Achill (Ho rn . 11. 9,2 15). der im kleinen Kre is im Zelt des He lde n stattfindet. 97 Dazu gehört auch die Bezeichnung der Mahl zeit a ls &6pno v. Zu solchen Elementen der Häuslichkeit bei der Bewirt ung in der Hülle s. PETROPOULOU ( 1987) 147f. Zur Bedeutung von oopn ov vgl. Schal. zu 11. 2.38 1 (DtNOORF I 105 ). 9 8 Die BC7.eichnung SOlTP~ (von Sa[w) spric ht gegen diese Annahme. 99 In den lateinischen Gastmahls7.enen ko mmt dieser Brauch bei dcr Bewirtung des Aeneas durc h Euander vor (Verg. Acn. 8. 182f.: vescilllr Aeneas si,,1II1 el Tro;ww ;lIventus I IJerfJelUi 'ergo bovis ). Allerdings wird hier nic ht nur e ine Person. sonde rn die »trojanische Jugend « insgesamt mit dem RUckenteil geehrt. Wer de n Braten Uberre icht. bleibt unklar. Ve rgi l hat also hier. wie auch sonst häufig in de r Aene is. die homerische Vorlage gestrafft. Der Gast kan n ein solches EhrenstUck auc h weitcrrcichen. vgl. Horn . Qd. 8.474-478. wo Odysseus ein Stüc k des RinderrOckens. de n er beim Mahl mit den Phäaken erhalten halo dem Sänger Demodokos bringen Il1ßI. Dazu BRUNS ( t970) Q 50 .

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Eine Spende aus schon gebratenem Fleisch läßt sich in den Epen nur hier sicher nachweisen und kann als Zeichen rur die besondere Frömmigkeit des Schweinehirten gelten. 100 Gewöhnlich umfassen die Weihgaben auch bei e inem voll ständi g beschriebenen Opfennahl neben dem Hauptopfer aus rohem, mit Fett umhüllten Fleisch nur das sogenannte Voropfer aus Tierhaaren sowie das Streuen der heili gen Gerstenkörner (OVAOXVTOI). welches das Gebet vor der Schlachtung begleitet. 1ol Da Eumaios alle diese Opfer scho n dargebracht hat . faHt die erneute Hinwendung zu Hennes und den Nymphen um so mehr ins Gewicht. Ihnen wird auch al s einzigen namentlich geopfert, während das roh verbrannte Fleisch allgemein »allen Göttern« geweiht ist (Horn. Od. 14,423). Für einen Hirten scheint die Aufmerksamkeit für die ländlichen Gottheiten der Nymphen in der Tat angemessen. Zugleich wird auch Hennes geehrt . Beide sind eng mit Ithaka verbunden, wie ihre mehrfache Erwähnung in der Odyssee zeigt. 102 Im Zusammenhang mit dem verkleidet anwesenden Odysseus gewinnt das Detail an dramatischer Ironie. Ausgerechnet des Gottes der Reisenden, der Diebe und der Lügner gedenkt Eumaios, während sein listenreicher Herr schon am Tisch sitzt, bereit , seine Irrfahrten zu einem Abschluß zu bringen. Ein Ehrenslück, wie es Eumaios dem Gast Uberreicht, wird nur in Szenen beschrieben, bei denen Fleisch das Hauptgericht bildet. Die Geste kennzeichnet aufmerksame Gastgeber, welche sich auch sonst vorbildlich verhahen . Odysseus weiß diese Freundlichkeit zu schätze n und antwortet mit einem Segenswunsch (Ho rn . Od. 14,440f.), der, wie oben gesehen, erst in Verbindung mit den versteckten Voraussagen seine Bedeutung entfaltet. Aus der Figurenperspektive ist hingegen nicht zu erkennen, welche Folgen die Gastfreundschaft des Sauhirten haben wird.

100 AREND ( 1933) 67: . Die Frömmigke it des Eu maios wird hervorgehoben 1... 1 dadu rch. daß er nach dem gewöhn lichen wll08ETEiaeol [... / noch einmal opfert. was nur hier vorkommt (435f.). und zwar von dem rur die Mahlzeit bestimmten Fleische..c Allerdings bringt auch Patroklos während der Presbeia (Hom . 11. 9 .220) ein Opfer dar. nachdem das Fleisch gebrate n und verte ilt ist. Welche Art von Speisen er ins Feuer wirfl. geht aus der Darstel lungjedoch nicht hervor. 10 1 AREND ( 1933) Tafel 4 . Schema 8. 102 S. Hom. Od. 16.471 (Hügel des Hermes): Horn. Od. 13.102·11 2: Horn. Od. 13.345-35 1: Hom. Od. 13.404-410: Horn. Od. 17.204-2 11 (hei lige Grotten und Quellen von Nymphen). Dazu PEIROPOULOU ( 1987) 145: . The nymphs and Hemle5 are presented as rural deities o f lthaca whose sacred places serve as landmarks in the dcscriptio n of the homecoming ofOdysseus.«

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Eumaios geht ni cht auf das Gebet des Fremden ein, sondern fordert ihn, wie schon beim BcgTÜßungsmahl. zum Essen auf. Wieder weist er dabei auf seine beschränkten Minel hin, mit denen sich der Gast begnUgen mUsse (Horn . Od. 14,443-445). Das übrige werde Zeus nach seinem Willen geben oder verweigern (Horn. Od. 14,444f.). Nach diesen Worten gießt der Sauhirte eine Trankspende für die Himmlischen aus (Horn. Od. 14.447). wie sie in den berücksichtigten Gastmahlszenen mehrfach vorko mmt. Sie bildet bei Horner und Apollonios meist jedoch nicht den Anfang, sondern den Abschluß der Mahlzeit, wie im Palast der Phäaken (Horn . Od. 7, 136f.)103 und kann mit einer Anrufung der Götter verbunden sein. Die sich darin äußernde pietätvolle Haltung des Gastgebers hat Eumaios im Verl auf der Szene oft unter Beweis gestellt, so daß ein Gebet hier fe hlen kann . Statt dessen konzentriert sich der Dichter auf die heili gen Handlungen, mit denen der Schwei nehirt das Mahl einleitet. So erreicht er ein höheres Erzähltempo, das mit dem ersten, durch viele Reden unterbrochenen Teil der Bewirtung kontrasti ert: Nachdem Gastgeber und Gast in langen Gesprächen Freundschaft geschlossen haben , läuft das weilere Beisammensein ohne größere Unterbrechungen ab. Zu dem von Eumaios vollzogenen Ritual zählt die Opferung der cipYlJaTa (Horn . Od. 14,446), eine in den Gaslmahl szenen sonst nicht erwähnte Handlung, die hier der Libation unmittelbar vorausgeht. 104 Die enge 103 Vgl. auch Hom . 11 . 9.656f.; A.R. \.516-518 sowie Qd. 3.342 (hier ist allerdings zu beachten. daß es sich um eine Ko mbination aus Opfer- und Gastmahl handelt. bci der ausnahmsweise noch eine weitere. mit Gebet verbundene Trdnks jX!nde w~hrend de r Z ubcreitung des Fleisches eingeschoben isl (Ho rn. Qd. 3.45-48). Z um Ze itpunkt der Libation s.o. S. 88f. 104 Die Bezeichnung ÖPYIJOTO erscheint bei Homer nur hier. Sachlich sind am ehesten die nicht näher bezeichneten Opfergaben (eunAoi) vergleichbar, d ie Patroklos auf Befehl des Achill zwischen dem Vencilen der Ponioncn und dem Beginn des Mahls ins Feuer wirft (Horn. 11 . 9,220). Über das Wesen de r apYllaTa herrscht keine Einigkeit. Die Bezeichnung aPYllaTa (von apxw) weist allgemein auf die »Erstlinge. der SjX!i sen hin, die vor Beginn des Mahles geopfen werden (so VERMEULE TOWNSEND 11 974 J 98 zur Stelle: )t Wenn das Übrige gekocht ist, teilt er Isc. Eumaiosl es in sieben Te ile 1... 1. Und wieder werden die ersten Stücke, apYlloTo, den ewigen Göttern geopfen .• Ebenso LSJ S.v. apYlloTo : firstlitlgl at a sacrifice or feast, mit Verweis auf unsere Stelle. STANFORD (1965) und, wenn auch mit Vorbehalten. HOEKSTRA (in HEUBECKIWEST 1984) wollen sie dagegen mit de n FleischstUcken g le ichsetzen, die Eu maios zuvor (Horn. Qd. 14.435f.) den Nymphen und Hermes geweiht haue. Dagegen spricht allerdings. daß die aPYIJOTa ausdrücklich ,.de n Göttern« geopfen werden. eine Bezeichnung, die bei Homer siels d ie Olympier meint. s. PETltOPOULOU (1987) 136f. Andererseits kann es sich auch nicht um die in Horn. Od. 14,427-429 erwähnten Flcischstllcke hande ln. wie MONRO ( 1901 ) ad. loc. annimmt. da Eumaios diese bere its verbrannt hat, so richtig

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VerknUpfung zwischen beiden könnte eine Erklärung fUr di e ungewöhnliche Ste llung der Trankspende liefern : Die ö:py~aTa werden als »Erstl inge« naturgemäß am Beginn des Mahles dargebracht, indem Eumaios sie ins Feuer wirft. Da beim Verbrennen ei nes Speiseopfers gelegentlich auch Wein in die Flammen gegossen wird ,105 kann die Libati on hier das Essen einle iten. Die Konventionen eines Opfermahles Uberlagern aJso, ähnli ch wie zuvor bei der Sch lachtung des Schweines, den Ablauf des Gastmahls. Daß die Spende zu eine m späteren, dem typischen Verlauf entsprechenden Ze itpunkt nicht wiederho lt wird, betont die Nähe der Szene zu den Opfermählern. In beide n Szene ntypen können sich dje Anwesenden an der Libation beteiligen, indem sie. wenn der Hausherr gespendet hat, den Becher herumgehen lassen und daraus trinken. Wi e bei der Zuteilung des Fleisches wird dabei nur der Tei lnehmer ausdliicklich erwähnt, dem sich der Wirt als erstem zuwendet - in der Regel al so der Gastfreund, der bei einem Mahl den höc hsten Rang unter den Anwesenden einnimml. 106 Tatsäch lich reicht Eumaios den Wein an den Beuler weiter (V. 14,447f.), dem zu Ehren das Mahl stattfindet (Vgl. Horn. Od. 14,414f. '(va ~Ei v~ iEpEuaw I TTl}..E8aTT~). STANFORD ( t965) ad toe. Es muß also ein drittes Opfer geme int sein. das die außergewöhnliche Pietät des Eumaios belegt. K ADI.EI'Z (1984) 102 stimmt dem zu und deutet die äpy~aTa als »the >fi rstlings< of the wine. the libation whieh Eumaios pours after the solid saerifiee has bcen made and Ihe supper portions distributed.t< Ob Ehiw hier allerdings prngnanl als )leine Trankspende ausgießen
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Erst jetzt wird das Brot von Mesauli os, dem Sklaven des Eumaios, aufgetragen. ähnlich wie das Gesi nde in größeren Haushalten die Speisen bei Tisch serviert. Indem der Dichter di e Vielzahl von Dienern auf einen ein zigen reduziert, paßt er das Element inhaltlich an das einfache Milieu auf dem Landgut an. Auch bringt Mesaulios nicht ausdrücklich ganze Kö rbe herbei, wie es bei vornehmen Gastgebern gelegentlich der Fall ist,l07 sondern verteilt eine unbestimmte Menge Brot an die Tischgemeinschaft (Ho rn . Od. 14,449 oiTov). Aus der inhaltlichen Abwandlung ergeben sich Folgen für die formale Gestaltung: Da nur eine Person das Brot aufträgt und außer dieser Dienstleistung keine Handreichungen anstehen, kann die fUr odysseische Gastmähler sonst so typische Einteilung der Dienerschaft in mehrere Abteilungen mit verschiedenen Aufgaben nicht eingehalten werden. An die SteHe der kurzen Beschreibung vieler Gruppen hat der Dichter hier die ausftlhrli che Darstellung einer Einzelperson gesetzt. Die intime Atmosphäre zeigt sich an der ungewöhnlichen Nennung des Namens: Obwohl in epi schen Gastmahl szenen zahlreiche Tischsklaven erwähnt we rden, erscheint keiner als eigene Persönlichkeit. Weder ihr Charakter noch ihr Aussehen nehmen indi viduelle Züge an, und ihre Namen werden nur selten genannt. 108 Hier dagegen erfahrt der Leser nicht nur Mesau lios' Namen, sondern auch seine Herkunft. Die Personenbeschreibung des Dieners selbst ist zweigeteilt. Der Hauptsatz, in dem Mesaul ios das Subjekt bildet, nennt seinen Namen und seine Aufgabe beim Gastmahl (Horn . Od. 14,449: oiTov Se mplv ~ ve l~ e M eoauAloS"). In dem anschließenden Relativsatz, der einen Teil sei ner Vorgeschichte aufgreift. ist nicht der Sklave, sondern Eumaios das Subjekt: Der Schweinehirt hat ihn von Taphiern ge k auft~ ohne Geheiß der Pe nelopc oder des Laertes, und zwar von seinem eigenen Besitz. 109 Von den vier Versen 107 Horn. 11 . 9.2 16f.: Horn . 11 24.625r.; Verg. Aen . 1.70 If.: Verg. 8, 18Of.: S tal. Theb. 1.523f. sowie außerhalb der geschlossenen Gastmahlszenen Ho rn . Od. 20,254r. 108 Vgl. Ho rn. 11. 11 .624-627 (hier fi nde t sich auc h ei ne kurte A ngabe Uber d ie Herkunft de r Magd). Die Sklaven erscheinen sonSt entweder mit ihrer ko nkreten Bezeichnung. wie d} pu~. To~in oder SOLTp6S. bzw. in der späteren Epi k als nicht näher benannte Gruppen wie beim oben besprochenen Gastmahl der Klcopalra (Lucan. 10.127(35). Generell ist in vornehmen Haushalten ihre große Zahl bede utsamer als d ie EinzeIperson . Ausnahmen von der Regel sind Szenen. in de nen de r Gastgeber e ine m einzelnen Diener besondere Aufträge erteilt. Dies gilt z. B. ru r das Gastmahl bei de n Phäaken. als Alkinoos den Ponto noos namentlich aufforde rt. zu Ehre n des Gastes noch einmal Wein zu mischen (Ho rn. Od. 7.179- 181). S. O. Anm. 86. 109 Ho m. Od. 14.449-45 1: öv po avßwTTlS / O\ITC>S KT"T'}aOTO oTOS [... 1 v60IJHV

SEOlfO!lInS Kai I\Oi pTQO y ipoVTOS.

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der Personenbeschreibung gellen also drei nicht vorrangig Mesaul ios. sondern sei nem Besitzer. Eumaios erscheint hier erneut als selbstä ndig hande lnde Persönlichkei t, die in ihrem eigenen Wirkungskreis nicht auf Anweis ungen der Herre n angewiesen ist. Zugleich stellt der Dichter durch die umfäng liche Erl äuterung klar, daß Mesaulios bei Tisch als rechtmäßiger Diener des Eumaios aufwartet. Der Schwe inehirt nimmt folgl ich nur eine n ihm zustehenden Di enst in Anspruch. Wenn er dagegen die übrige n Hirten , di e nicht wie Mesauli os persönlich von ihm abhängig sind, zu Handre ichungen auffordert, so beteiligt er sich auch selbst an den Arbeiten. Der Kunstgriff, durch die Beschreibung des Sklaven zugleich ei ne indi rek te Charakterisierung seines Besitzers Eumaios zu geben. ents pricht der d ich terischen Ko nvention. Auch sonst ennöglicht die Darstellung des Gesindes Rückschl üsse auf das Wesen des Hausherm : Im Haus der Kirke arbeiten keine gewöhnlichen Dieneri nnen, sondern vier Nymphen, die die göttliche Natur ihrer Herrin unterstreichen (Horn. Od. 10,348-35 1), und im Haus des Odysseus haben die (außerhalb einer Gastmahlszene beschriebenen) schamlosen Mägde die Oberhand gewonnen. welche den rücksichtslosen Charakter der Freier ahnen lassen (z. B. Horn . Od. 19,65-69 u.ö.). Dasselbe Prinzip zeigt sich in der späteren Epik bei dem im vorigen Kapitel besproc henen Gastmahl der Kleopatra . Di e Diener werden dort nic ht nach ihrer Funktion beim Mahl , sondern nur nach ihrer äußeren Erscheinung klassifiziert. Das sich darin äußernde Sl.reben nach oberflächli chem Prunk stellt ein Wesens merkmal der Kl eopatra dar. llo Die vergleichbare er.lähltechni sche Funktion. die das Element »Dienerschaft « in der Eumaios- und der Kleopatraszene erfüllt, ist bemerkenswert , da sei ne äußere Stru ktur wenig Überei nstimmungen aufweist. Ein einzelner Diener stcht ei ne r sorgfäJtig gegl iederten Schar gegenüber, und während Luk an kurze Kola wählt, wie sie in der nach homerisc hen Epik weit verbreitet sind (Lucan. 10, 128132).] 1] finden w ir bei Ho mer ein über mehrere Hexameter reichendes Satzgefüge. Nach der Beschreibung der nur aus Mesauli os bestehenden »Dienerschaft « begi nnt der Verzehr von Speisen und Getränken . Wi e so 11 0 Zur Dars te llung der Dienen;chafl des unberechenbaren Aietes (A.R. 3.270-274) vgl. oben S . 77. 11I Z. B. A.R . 3.27 1-273 (Argonauten bei Aietes, vg!. auch außerhalb einer Gastmahlszene die Rast der Argonauten in Mysien. A. R. 1.11 82- 11 85): Verg. Aen. 1.701r. (Aeneas bei Dido); Si l. 11.275-277 (Hannibal in Capua); Sial. Theb. 1.5 17-524 (Tydeus und Polynei kes bei AdraSI); Val. Rac. 2.653r. (Argonauten bei Cyzicus) u.ö.

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häufi g im ho meri schen Epos beze ichnet der Di chter jedoch nur Anfang und Ende desselben, ohne näher auf den Essensvorgang einzugehen (Horn . Od. 14,453f.). Beide sind in Formel verse gefaßt, von denen der zweite mit einer Ausnahme in allen homerischen Gastmahlszenen verwendet wird (s. oben S. 84f.). Die Aussparung der Nahrungsaufnah me selbst ents pricht dem Streben des Di chters nach Raffung des Geschehens. Obwohl es sich beim Gaslgeber und seinen Gefahrten um sozial niedri ggestellte Persönlichkeiten handelt, agieren sie, wie der bisherige Verlauf des Mahles zeig t, im Rahmen ihrer Mög lichkeiten genauso formvollendet als die Vornehmen in anderen Gaslmahl szenen. So unterscheiden sich die Sprache des Eumai os und die Redewendu ngen, mit denen er seine Gäste begrüßt. qualitativ nicht von der Ausd rucksweise hochgestellter Gastgeber. ]]2 Der Dichter motiviert diese formale Nähe auch inhaltlich, indem er Eumaios gute Kenntni sse der adl igen LebensweIl zuschreibt, die er durch seine eigene köni gliche Herkunft und seinen Umgang mit Odysseus' Familie besilZt (Horn. Od. 15,4 13f. und 15,363-365). Wie sich zeigt, hat der Dichter viel Mühe darauf verwandt. Parallelen und Kontraste zum typi sche n Verlauf miteinander zu ei nem stimmi gen Ganzen zu verbinden: Wo er abweicht, begrundet er die Variatio n so, daß sie als Konsequenz aus den inhaltlichen Vorgaben erscheint. Dieses Verfahren setzl enge Vertrautheit und einen souveränen Umgang mit den epischen Konventionen voraus. Das zeigt sich auch in der SChlußpase der Bewirtung. Diese ruHt zwar in all en Gastmahlszenen im Vergleich zu den umfanglichen Vorbereitungen knapp au s, doch wirkt sie se lten so abrupt wie in diese m Fall.

Der Abscl/fliu//ach dem eigentlichen Mahl Nachdem die Hirten ihre Mahl zeit beendet haben , räu mt der Di ene r Mesauli os das Brol ab, worauf sich alle beei len, zur Ruhe zu gehen (Hom. Od. ) 4.455f.). Die Aufhebung der Tafel und die damit verbundenen Arbeiten der Sklaven werden im Epos se lten geschildert. Sie bezei chne n hi er das Ende des offi ziellen Beisammenseins, von dem di e fo lgende Unte rredu.ng 11 2 Diese einheitl ich epische Diklio n ist e in typisches Gauungsmerkmal. In ande ..en Gatt ungen wie der Satire und dem Ro man wird d ie Sprache hingege n auch aJs Mille l zur sozialen Differenzierung eingesetzt Man vergleiche im lateinischen Bereich das G::ast· mahl des Trimalchio. s. dazu schon ABHOlT ( 1907) 43·50 und DELL 'ERA ( 1970) 2 1-25 mi] e inem ForschungsUbcrblick.

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abgesetzt wird . Dense lben Kunstgriff hatte der Dichter schon be im Phäakenabenteuer angewandt (Ho rn . Od. 7,230-232) und wiederholt ihn später außerhalb einer Gastmahl szene bei der Begegnung zwischen O
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teresses. Der Schweinehirt besteht die Probe mit Bravour: Statt seine herausgehobene Position auszunutzen und einen der Anwesenden dazu zu zwingen, sei nen Mantel abzutreten, gehl er persönlich auf den Wunsch des Gastes ein. Allerdings handelt es sich nur um eine Leihgabe: Da weder er selbst noch seine Gefahrten Ober ausreichend Kleidung zum Wechseln ver· fUgten, könne er den Mantel nur fUr eine Nacht entbehren, gibt Eumaios zu bedenken (Horn. 0<1. 14.510-514). Er sei aber zuversichtlich. daß Telemach ihm Mantel und Chiton schenken und ihn zu seinem Bestimmungsort geleitet werde, sobald er heimkehre (Hom. 0<1. 14.51 5-517). Die Leihgabe an diese m ersten Abend stellt Eumaios gleichsam al s Belohnung rur die »untadelige« Geschichte dar, die der Fremde nach dem Ende des Mahls vorgetragen habe (Horn. Od. 14,508-512).'" Eine längere, als Erzählung getarnte Bitte des Gastes ist zu diesem Zeitpunkt der Bewirtung einzigartig. Gewöhnlich finden Unterhaltungen vor dem offiziellen Abschluß der Festlichkeiten statt, wie wir es auch beim ersten, vorläufigen Mahl bei Eumaios gesehen haben . Wenn Alkinoos und Arete sich nach dem Bankett allein mit ihrem Gast unterreden, so geht die Initiative dazu nicht ausdrticklich von Odysseus aus. Ziel des Gesprächs ist vielmehr, Näheres über den rätselhaften Fremden zu erfahren. Bei den Phäaken erfUllt di e separate Unterredung also diese lbe Funktion wie die Unterhaltung beim Mahl. Auf die listige Trugrede des Odysseus trifft dies nicht zu. Ein Infonnationsgespräch zw ischen den Protagoni sten hat schon während der ersten Bew irtung stattgefunden 11 5 - nun geht es nur noch um eine weitere Erprobung der Gastfreundschaft des Eumaios. Sie muß also in Zusammenhang mit den anderen Prilfreden des Odysseus betrachtet werden . FOr diese ist charakteristi sch, daß sie, wie oben gesehen , zw ischen zwei Elemente des Schemas eingelegt werden. Sie zerreißen keines der Ub1ic he n Stnlkturelemente, sondern retardieren allenfalls seinen Beg inn. Dasselbe Prinzip ze igt sich auch hier. Nach dem Fonne lvers zum Ende der Mahl zeit (Hom.Od. 14,454) und dem »abräumenden Diener« mOßte. da das eigentJi 114 Dazu GROSSARDT ( 1998) 79-8 1. 11 5 Daß es sich bei der venneintlichen Lebensgeschichte des Bettlers in Wirklichk.eit um eine Trugrede handelt und daher keine Wiedererkennung zustandekomml. tut de m l lnfo rmationscharakter. des Gesprtlehs keinen Abbruch. Eumaios wünscht ganz de m typische n Schema ents prechend, n!l.herc n A ufschluß über seinen Gast und wird mit einer formal korrekten Rede zufriedengesteIl I. Die Selbstverständlichke it mit der Odysseus auf das Ansinnen sei nes Gastgebers antwortet. staU n!l.here Auskünfte direkt abzulehne n, spricht gerade rur die allgemei ne Akzeptanz dieses Infomlatio nsaustausches nach de m Mahl.

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che »Gespräch zwischen Gastgeber und Gast«( (Element IX ) schon stattgefunden hat. nach dem typi sche n Schema gleich ein Bett hergerichtet werden, wie es Eumaios kurz darauf tatsächlich tut (Horn. Od. 14.5 18-522). Die Prtifrede ver.lögert den Beginn dieses konventionellen Elements und hebt es dadurc h hervor. Da die Erzählung darauf ausgerichtet ist, Eumaios zu e iner sorgfaltigen Ausstattung des Bettes zu veranl assen, besteht auc h ein inhaltlicher Bezug: Di e eingeschobene Rede fUhrt auf das Sc hlußelement e iner Gaslmahlszene hin . Von den Worten des Bettl ers beeindruckt, macht sich der Sauhirt daran, e igenhändig e in Nachtlager fur ihn herzurichten. Die Freude am Detail , die die minutiöse Darstellung erkennen läßt, ist eine ho meri sche Eigenart. Zwar tibemehmen auch spätere Epike r das Element, doch schildert nur Homer das Bett ausführlich (s. dazu oben S. IOIL). wodurch die häusliche Atmosphäre hervortritt. Die Leihgabe des Mantels beweist hier zugleich di e Fürsorge des Eu maios, der auch vor persönlichen Ein schränkungen nicht zurückschreckt. Die zusammenfasse nden Verse, in denen zuerst der ruhige Schl af des Gastes und anschließend di e Nachtruhe des Wirtes geschildert wird (Ho m. Od. 14.523 f und 532f.), entsprechen einem bei Homer häufig anzutreffenden Erlählmuster. Unter weniger beengten Verhältnissen schläft der Fre mde allerdi ngs in der Halle, während sich der Gastgeber, meist mit seiner Gatti n. ins Innere des Hauses zurUckziehl. 11 6 Parallel dazu müßte Eumaios, selbst wenn e ine räumliche Trennung in der einfachen HUtte ni cht möglich ist, den innersten Sc hlafplatz am Feuer ei nnehmen. Gerade diesen we ist er jedoch Odysseus zu (Horn . Od. 14,5 18f.) und verzichtet sei nerseits nicht nur auf das wännste Lager im Haus, sondern auf das sc hützende Dach überhaupt. Während sei ne Gefährte n in der Hütte ruhen, rü stet er sich, um di e Nacht im Freien bei der Herde zu verbringen, wo ihm nur ein Felsen als Windschu tz d ient (Ho rn . 0<1. 14,532f.). 117 ln dieser Abweichung vom ty pi schen Sche ma zeigt sich der Charakter des Eumaios, der persönlich Ver116 S . z.B. Horn. Qd. 3.398-403 (Nestor); Ho rn. Qd. 4.302-305 (Menelaos): Ho rn . Od. 7.344-347 (Alkinoos). In der nachhomerischen Epik werden die Schlafpll1tze von Gast und Gastgeber dagegen nicht getren nt (S. o. S. 102). 117 Diese Partie ist ei ner typischen Ankleide· und RÜslU ngss7.ene nachempfu nden. wie sie sonst bei hochstehenden Persönlichkeiten vorko mmt. S. dazu BONNAf't (1984) 19 1f. Das darstellerische Prinzip ist das gleiche wie bei der eigentlichen Bewinung: Hier wie don paßt der Dichter das Gesche he n inhaltlich den einfache n Verhältnissen des Eumaios an. ohne die Struktu r einer ROstungsszene aufzugeben.

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antwortung übernimmt und auch unangenehme Tätigkeiten selbst ve rrichtet, statt se ine Gefahrten damit zu betrauen. Dieses Zeichen von Pf1 ichtgefü hl und Besc heidenheit bemerkt Odysseus, wie schon in vergleichbaren Situationen, mit heimlicher Freude (Horn . Od. 14.526). bestätigen sie doch , was er bei seiner Ankunft von Athene gehört hat (Horn. Od. 13,404f.). Mit dem Nac htlager und dem damit verbundenen neuerlichen Beweis für Eumaios' Treue ist, wie auch sonst in epischen Gastmahl szenen. e in Ruhepunkt und zugleich eine Zäsur in der Handl ung erre icht. Nach den oben dargestell ten Kriterien (s. S. 102f.) kann der geruhsame Schlaf unterschlagen werden , wenn der enge Zusammenhang mil den folgenden Ereign issen herausgestel lt werden soll , oder wenn der Dichter abrupt auf einen Parallelschauplatz überwechse lt. Im zweiten Fall suggeriert das fehlende Nachtl ager und damit der fehlende Neueinsatz eine mit dem Gastmahl zeitgleich abl aufende Parallelhandlung. Will der Dichter dagegen e inen Neueinsatz in der Handlung anzeigen, so schildert er - vorausgesetzt, es handelt sich um eine abendliche Bewirtung. was meist der Fall ist - das Nachtl ager der Beteili gten. Diese Prinzipien find en wir in unserem Beispiel bestäti gt. Nach dem Ende der Gastmahlszene. die nach alexandrini scher Zählung mit dem Buchende zusammenfallt, wendet sich der Dichter wieder der Telemachi e zu, die er nach dem vierten Buch zunächst ausgeblendet hane. 118 Telemach befi ndet sich noch bei Menelaos in Sparta und soll nach Athenes Willen trotz des Hinterhalts der Freier sicher nach Ithaka zurückkehren. Diese Absicht heißt Zeus in der zweiten Götterversammlu ng ausdrücklich gut und beauftragt Athene, dem jungen Mann zu Hilfe zu eilen (Ho rn . Od. 5.25-27). Mit der Umsetzu ng des Pl anes setzt nun die Telemachhandlung wieder ein. Der Akzent liegt also auf dem Neuansatz, der auch inhaltlich durch den Wechse l von der menschlichen auf die göttliche Ebene gekennzeichnet ist. Dieser Wechsel legt zugleich nahe, daß tatsächl ich ei ne Zäsur intendiert ist, und nicht allein erzähleri sches Unvermögen an dieser Stelle die ausdrückli che Darstellung gleichzeiti ger Ereigni sse verhindert.

118 In der Tenninologie ZrElINSKIS bedeutet das Nachtlager e inen gle ichmäßigen Vorgang. Erst wenn dieser erreicht isl. kann der homerische Dic hter den Schau platz verlassen und sich anderen Ereignissen zuwenden. bis auch diese in einen gleichmäßigen Vorgang übergehen. Z IELlNSKt ( 1899- 1901) 41 3. Die Interpretation sp!l.lerer Epen zeigt jedoch. daß fü r das Element ,..Nachtlager", auch inhaltliche Aspekle entscheide nd sind.

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4.2. 1 Odysseus bei Eumaios

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Zusammenfassung Die Bewirtung des Bettlers Odysseus durch Eumaios hebt sich durch das einfache Mi lieu, in dem sie stattfi ndet, von der Nonn der epi schen Gaslmahl szenen ab. Stau eines königli chen oder zumindest herrschaftlichen Ha uses dient hi er ei ne schlichte Hütte als Ku lisse, in der Bettler und Hirten spei sen. Aus diesen Vorgaben erwachsen e ine Rei he von weiteren Veränderungen gegenüber der Norm . So werden die sonst von der Dienersc haft ausgefüh rten Täti gkeiten im Begrtißungsmahl durch Eumaios persönlic h übernomme n. An die Stelle der sonst bei Horner üblichen Gliederung in genau bezeichnete Gruppen, deren Tätigkeiten in knappen Sätzen wiedergegeben werden, triu hi er eine Beiordnung durch TE - Kai. So wird die übliche Struktur - eine Unterteilung in kurze Kola - auch unter veränderten inhaltlichen Bedingungen gewahrt. Ähnl iches gilt für die Elemente V »Pl atz bei Tisch« und Xl »Nachtl ager.« Andererseits werden auch Stru kture lemente ausgelassen, wie 20. 8. der »Gesangsvortrag«, der sich ni cht für das bescheidene Ambiente auf dem Landgut eignet. Neben den aus inhaltlichen Gründen vorgenommenen Modifikati onen fi nden sich auch solche, die aus dem Streben nach Kontrast zu anderen Szenen innerhalb desse lben EJX>s erwachsen. Zu ihnen gehört die Attacke der Hunde. die ni cht aus dem typi schen Schema abgelei tet werden kann . Sie erklärt sich u.a. aus dem Gegensatz zur Begegnung des Odysseus mit Argos. Dem anhänglichen Hund und den aggressiven Freiem ei nerseits stehen der treue Schweinehirt und di e wütenden Hunde andererseits gegenü ber. Auf diese Weise tri tt die Zuverl ässigkeit des Eumaios deutl ich zutage. Dieser Charakterzug zeigt sich noch ausgeprägter in den zahl reichen Re den des Sa uh irten. Sie bilden die auffa lligste Eigenheit der Szene, beherrschen sie doch ni cht nur das »Gespräch zwi schen Gastgeber und Gast«, sondern auch die Phase der »Vorbereitung des Mahles« (Element Vlla) « und sogar die des »Genusses von Speisen und Getränken« (Element Vll b). Vor all em letzteres ist rur epi sche Mahlszenen ungewöhn lich. Di e Erzählungen des Eumaios drehen sich von Anfa ng an um den verschollenen Odysseus und die Sehn sucht, die der Schweinehirt nach ihm empfi ndet Der Dichter baut so eine dramatische Ironi e aur, wie sie gerade für die Heimehr des Odysseus typi sch ist, 119 aber auch in anderen Gastmahlszenen, vo r 119 VgL Ho m. Od. 19, 124- 136 (Penelope klag! de m Beuter ihr leid um den ver· schollenen Odysseus, ohne zu ahnen. daß es sich bei de m Fremden um Odysseus selbs! handel!}; Horn. Od. 20, 199·225 (Philoilios klag! um de n Verlust des Odysseus, an den e r

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allem in den »kommenti erenden« Gesangsdarbietungen, gelegentlich vorkomme 120 Die große Zahl der Reden verlangsamt zwar den gewöhnlichen Ablauf der Mahlszene, verhindert ihn aber ni cht. Vie lmehr sind die Erlählungen so zw ischen die einzelnen SLrukturelemente ei ngefUgt, daß sie keines von ihnen beeinträchtigen. Da Eumaios seine Pflichten als Gastgeber nicht vernachlässigt, erhält die ganze Szene trolz seiner im Rahmen des Schemas ungewöhnlichen Beredsamkeit eine positi ve Färbung. Ausschlaggebend ftir die Bewertung der Figuren ist also hier (w ie in den beiden oben besprochenen )normgetreuen< Szenen aus der Aeneis und der Pharsalia) der Grad, in dem das typische Schema unter den jeweilige n Umständen eingehalten wird . Allerdings läßt sich an der Eumaios-Szene auch eine wichtige Ausnahme von dieser Regel zeigen. Auch positiv besetzte Figuren können gelegentlich eine Konvention brechen, wenn es im Interesse ihres Gegenübers geschieht. So eröffnet hi er der Gast (Odysseus) im Gegensatz zu epi schen Gepflogenhei ten die Unterhaltung nach dem BegTÜßungsmahl (Horn . Od. 14,115- 120), ohne deshalb in negativem Licht zu erscheinen , während dieselbe Handlung bei Caesar in der Pharsalia (Lucan . 10.172-192) als Affront ausgelegt werden kann (s.o. S. 202f.). Der Unterschied liegt darin , daß Odysseus sich nach dem Herzensanliegen des Wirtes erkundigt, während Caesar eigennützige Interessen verfolgt. Daß die ungewöhnliche Frage des Odysseus den guten Beziehungen zwischen ihm und Eumaios keinen Abbruch lut, belegt das wiederholte Mahl , das der Odysseedi chter auch bei anderen Aufenthalten einsetzl, um den Prozeß wach sender Vertrautheit zu veranschaulichen. 121 Die bei den Mähler sich bei m Anblic k des Bettlers erinnert ruhII, ohne zu wissen, daß er den Vermißten selbst vor sich hat). 120 Vgl. z. B. den ersten Gesang des Demodokos (Horn. Od . 8,72-82), in dem der Sänger vom Streit zwische n Odysse us und AchitJ berichtet. o hne zu ahnen. daß sich Odysseus im Saal befindet. 12 1 S. die Bewirtung des Odysse us auf Sc heria: Während sei nes Aufenthalts, der insgesamt vier Mtlhler umfaßt (s.u. Anm. 122), gewinnt der Gast durch seinen Erfolg bei den Wettkämpfen und seine Erzählkunst den Respekt und die Zuneigung der Phäaken (vgl. bes. Horn. Od. 8,236-240: 8,387f.: 408-411 : 8.542-545 : 11 .363-369). Nachdem sie ihn anfangs zurUckhaltend aufgenommen haben, bringen sie ihn sc hließlich mit prächligen Geschenken auf eine m wundersamen Schiff in die Heimat (Hom. Qd. 13,64-77). S . auch den Aufenthalt auf der Kirkeinsel: Nachdem es der Göttin nicht gelungen ist, Odysseus während des ersten Mahles zu verwandeln, und er sie mil de m Schwert bedroht hat (Horn. Qd. 10.3 16-322). bewirtet sie ihn anschließend zuvorko mmend und bewegl ihn zu

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folge n dabei prinzipiell je dem typischen Schema, allerdings fa Ut das zweite - mit Ausnahme der Bewirtungen des Odysseus auf Scheria und bei Kirke - kürzer aus als das erste. 122 Dieses Phäno men zeigt sich in der Eumaiosszene deutli ch. War die erste Bewirtung vor allem durch lange Unterhaltungen geprägt, so konzentriert sich die zweite auf Handlungen, welche weni ger Raum beanspruchen al s Gespräche. t2) Die einzelnen Handgriffe sind dabei dem epischen Opfermahl entlehnt. das hier teilwei se die Gastmahl szene ilberlagert. Da es sich aber bei eiinem »Opfer« um ein positiv einem einjährigen Aufenthalt (Ho rn. Od. 10.348-406 und 456-468). Eumaios schlac htet beim z.weiten Mahl e inen ftlr die Freier bestimmten Masteber (Horn . Cd. 14.4 14-417), währe nd er dem Bettler zunächst Ferkelfleisch vorgesetzt hatte. das er selbst und die bei ihm wohnenden Hin en gewöhnlich ver/..ehren (Horn. Od. 14.8Of.). In der nachhomerisehen Epi k läßt sich die Ph ineusszene in den Argonautika des Apollo nios verg leic he n. wo beim zweiten Mah l neben der Freundschaft zwischen dem Seher und den Argonauten die Aktivität des Phine us im Vordergrund steh!, der nach der Venreibung der Harpyien erstmals als ordnender und leitender Gastgeber in Erscheinung tritt (s. A.R. 2,463f. : Befehl an Paraibios. das beste Schaf herbeizubringen: A.R. 2.49 1f. : Auffo rderung des Greises an Jason und die Boreaden. ein O pfer darzubringen). s. dazu unten S. 329. 122 Belege für ein kürzeres zweites Mahl nach der ersten Bewinung: Telemach bei Nestor. Ho rn. Cd. 3.3 1-403 (erstes Mahl) und Ho rn. Od. 3,430-485 (zweites Mahl mit vorhergehe nde m Opfcr und anschließendem Abschied): Telemach bei Menelaos (Horn. Qd. 4.20-305 (erstes Mahl) und Horn. Od. 4.621 -624 (Vorbereitung einer zweiten Mah lzeit. deren Verze hr nicht wiedergegeben wird) und Horn . Od. 15.133- 183 (drilles Mah l und Abschied von Menelaos); ArgonaUlen bei Phineus. A. R. 2.178-497 (davon 2.178448: erstes Mah l mit vorausgehende r Lockspeise fIlr die Harpyien und 2.449-497: zweites Mahl am fo lgenden Tag mit Erzählung über die Herkunft des Paraibios. Beide Mtihler sind hier zu ei ner geschlossenen Szene vereinigt. s.u. S. 336. Beim Aufenthalt des Odysseus bei Ki rke umfaßt die Darstellung der zwei ten Bewinung zwar einige Verse mehr als die erste. doch wird dabei das Mahl und seine Vorbereitung nur ku rz angedeutet. während die Gesprtiche beim Nachtlager und der Abschied von Kirke aus ftlhrlich wiedergegeben sind. vgl. Horn. Od. 10.308-405 (erstes Mahl) und Horn. Od. 10,469-574 (zwe ites, kurL angedeutetes Mahl mit Abschied und Aufbruch zur Unterwe lt). Beim Aufenthalt des Odysseus auf Scheria wechseln lange und kurze Mähler ab: Horn. Od. 7.8 1-347 (erstes Mahl zum Empfang des Gastes) und 8.57- 103 (zweiles Mahl am nächsten Tag) und 8.42 1· 13.17 (drittes Mahl. bei dem Odysseus seine Irrfahnen erzählt) und Hom. Od. 13.23-77 (vicn es Mahl mit Opfer und Abschied von den Phäaken). 123 Es handelt sic h um folgende Schri tte : Eumaios spaltet Holz (Horn. Od. 14,41 8). die !-Iinen bringen den Eber herbei (Hom. Od. 14.419). Eumaios bringt ei n Haaropfer dar (!-Iom. Od. 14.422-424). Eumaios löte t das Tier (Horn. Od. 14.425f.). die Hinen zerlegen das T ier und sengen die Borsten ab (Horn. Cd. 14.426f.). Eumaios wickelt R cischstUcke In Fetthaut, beslreut alles mit Gerste nmehl und wi rft die Gabe ins Feuer (Horn. Cd. 14,427-429). die GePJhnen zerschneiden das Heisch. stecken es auf d ie Bratspieße. gare n es. nehmen es wieder von den Spießen und schichten es auf (Horn. Od . 14.430-432). Eumaios teilt die Portionen c in (Hom. Od. 14.432-438). Eumaios bringt weitere Opfer dar und reicht Odysseus anschließend de n Becher mit We in (Ho rn. Od. 14,446448), Mesau lios ven eilt Brot (Hom. Od. 14.449).

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4.2. 1 Odysse us bei Eumaios

besetztes Detail handeh, tut diese Kreuzung der Szenemypen der poSiti ven Fä.rbung der Episode keinen Abbruch. (Dasselbe gill fUr die eine Rü· stungsszene imitierende »Wappnung« des Eu maios am Ende der Bewirtung. In ihr zeigen sich Wac hsamkeit und Pflichtbewußtsein - auch dies jeweils positi ve Bestandteile). Elemente aus anderen episc hen Sze nentypen können also ohne negative Wertung entlehnt werden. wenn sie dazu bei tragen, ei· ne n in der Bewirtung angelegten positi ven Zug zur Geltung zu bringen. Eine längere Konversation entfallt während der zweiten Mahlzeit. Statt dessen schildert der Dichter e in sehr sehenes »intimes« Gespräch, das nach de m offi ziellen Ende der Mahl zeit stattfindet und von dieser durch di e Er· wähnung eines »abräumenden Dieners« getrennt wird. Dabei trä.gt Odys· seus in ei ner Lügenerz.ählung seinen Wunsch nach e inem Mantel fur das Nachtlager vor. Eumaios gewährt ihm die Bitte mit Einschränkungen und macht sich sogleich an die Bereitung eines Nachtlagers. Dieser Vorgang wird zwar inhaltlich an die ei nfachen Verhältnisse angepaßt, folgt aber for mal de n konventionellen Strukturen. So find et die äußerlich von der Nonn abweiche nde Szene ei n dem typischen Sche ma en tsprechendes Ende. Wie sich gezeigt hat, kann das anhand der Gastmähler in vornehme n Häusern entwickelte Schema auch zur Analyse von Szenen herangezoge n werden, die in einem ärmlichen Mili eu spielen. In diesem Fall werde n die einzelnen Elemente zwar inhaltlich anders gefü llt. doch lassen sie sich aufgrund fo rmaler Analogien leicht identifiz ie ren. Eine wichti ge Orientierungshilfe bietet dabei unter anderem die Rollenverteilung. Der sozial niedri ggestellte Eumaios erfUlli bei der Bewi rtung die gle ichen Funktionen wie ei n ad li ger Gastgeber und Obernimmt sogar zusätzliche Tätigkeite n, die die· se r wegen seines hohen Ranges an Untergebene delegieren konnte. Wenn der soziale Rahmen des Mahl s sei nen typischen Ablauf ni cht grundSätzlich in Frage stellt , so bleibt zu untersuchen, welches Bild sich bietet, wenn der Gastgeber daran gehindert ist, seine konventionelle Rolle zu übernehmen . Ein Beispiel liefert der Aufenth alt der Argonaut en be i dem blinden Seher Phineus im zweiten Buch der Argonautika des Apoll on ios Rhod ios. Dieser wi rd vo n den Harpyien gepeinigt, die ihm bei jeder Mahl ze it die Nahrung en treißen oder sie ungenießbar machen. Durch die Angriffe und den Hunger geschwächt , kann Phineus - ohnehin behindert durch Alter, Blindheit und die von den Harpyien verwüstete Behausung - den typi schen Pflichten eines Gastgebers ni cht nachkommen. Auch ste ht er als

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4.2.2 Die Argonauten bei Phineus

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einze lner Wirt fünfzig Besuchern gegenü ber, so daß die Bewirtung an ihre G renzen stoßen muß. Läßt sich trOiz dieser exzeptionellen Vorgaben auch hier eine O rientie· ru ng an den Konventionen der Gastmahl szene nachweisen?

4.2.2 Der hilflose Wirt: Die Argollamen bei Phineus (A. R. 2, 178-536) Der A ufen thah der Argonauten bei Phineus (A. R. 2, 178-536) hat in der neueren Forschung, die sich verstärkt um di e helleni sti sche Dic htung bemüht. vermehrt Beachtung gefunden. Besonders gilt di es für di e lange Prophezei un g, mit der der Seher den Argonauten Hinweise auf den weiteren Ve rla uf ihrer Reise gibt (A. R. 2,3 11-407 und 420-425) sowie die damit zusammenhängenden Fragen, vor allem die Rolle der Göner l N und Besonderheiten der Erzähltechn ik. Während die Interpreten darin überein stimmen, daß d ie Weissagung des Phineus keine genaue Vorstellung der künfti gen Ereignisse vermittele. gehen die Ansichten über die Bedeutung seiner Rede und damit über den Tenor der Szene ausein ander. THEODORAKOPOULOS (1998) betrachtet die Gestalt des Phineus vorrangig als >Fol ie< für den Erzähler, dessen ästheti sche Ansichten er verkörpere,125 während PADUANQ (1997) 265 »i limi ti posti al conoscere umano e la misura tipica dell a religiosit3 apollinea« als Hauptthema ausmacht. CUYPERS (1997) und PLANTlNGA {I 999) betonen dagegen in Übereinstimmung mit OUCKWORTH (1966) 83 und 102 die spannungssteigemde Wirkung der Szene, d.h. einen er.tähltechnischen Aspekt. 126 Wie aber verh ält sich d ie Begegnung m it Phi neus zur Trad itio n der e pi schen Gastmah lszenen?

124 Diese wurde schon in den dreißiger Jahren von KLEIN (1931) untersucht und wird u.a. von CUYPERS ( 1997) in seinem Kommentar zum Anfang des zweiten Buchs wieder aufgegriffen. 125 TII EODORAKOPOULOS (1998) 19 1: ,. The seer clearly servcs as a foil [0 [he narrator. and both are preoccupied with setting boundaries to the narrati ve. with limiting its comprchensi'leness. but also its comprehcnsibili[y. I... J Ine'li tably Call imachean aes[he[ics must also play a pan in this rejectioll of continuity... Dazu auch FEENEY (1991 ) 60 und 94 und GOLDltlLL ( 199 1) 284. 126 PL\NTINGA ( 1999) 146: ,.Suspcnce is created and false anticipations are raised. ] ... J In fact , many importan! evcllls in Book Two. such as their stay with Lycu!> or the encounter with Apollo on the island of Thynias. are left out by the seer. .. CUYPERS (1997) 196: . Phineus· instructions gi'lc the reader a hold. but they also create suspcnse. We now know Ilt which point in the story sometlri"8 is going to happen. but do not know exactly whut ...

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4.2.2 Die Argonauten bei Phineus

Einen Tag. nachdem Polydeukes den aggressiven Bebrykerköni g Amykos im Faustkampf besiegt hat (A.R . 2. 1-1 63). landen Jason und seine Begleiter am Westufer des Meeres im Gebiet der Thyner (A.R. 2, 176f.), wo der greise Seher Ph ineus ein elendes Leben fristet: Weil er den Menschen zu freim ütig den Willen der Gölter geweissagt haue, war er zur Strafe mit Blindheit geschlagen und den Harpyien au sgeliefert worden, die ihm den größten Teil der Speisen, welche ihm Nachbarn zum Dank für seine Prophezeiungen bringen, vom Munde rauben . 127 Nur mit den übelriechenden und mit Unrat besude lten Resten hält sich Phineus am Leben. Erst die Boreassöhne sollen ihn nach einem Orakel des Zeus von seinen Peini gern befreien. Daher erwartet der Seher die Argonauten bereits sehnsüchtig, als sie ihr Schiff am Land vertäuen. Von diesen Umständen ahnen Jason und seine Mannschaft freilich nichts. bi s sie selbst mit Phineus zusammentreffen. Nur der Leser wird noch vor Beginn der e igentlichen Szene durch einen Kommentar des auktorialen Erzählers, der zwischen dem Landemanöver der Argonauten und ihrer Ankunft im Haus des Sehers eingeschoben ist, über die Hintergründe untemchtet. 128 Die Unwissenheit der Ankömmlinge ist für den Beginn einer episc hen Gastmahlszene ungewöhnlich. In der überwiegenden Zahl der Fälle besitzt der Fremde schon einige Kenntnisse über seinen Gastgeber, wenn er dessen Wohn sitz erreicht. Dies gilt nicht nur rur Besuche be i Freunden und Bekannten, wie die des Telemach bei Nestor (Ho rn . Od. 3,3 1-403) und Menelaos (Ho rn . Od. 4,1-305), sondern auch fUr Gastmähl er bei Fremden, wie das des Odysseus bei den Phäaken (Horn . Od. 7,8 1-347) oder bei Kirke (Od. 10,308-405). Hier begegnet dem Reisenden, noch ehe er das Haus se ines Wirtes erreicht, gelegentl ich e ine Person - meist eine junge Frau oder e in junger Mann - die ihn begrUßt, ihm den Weg weist und ihm ei nen ersten Eindruck von Land und Leuten vennittell. Diese Gespräche, die oft ei nige Zeit vor der Ankunft stattfinden, bereiten die eigenlli che Gaslm ahl szene

127 Zu den abweichenden Fassungen der Phineussage s. u. Anm. 238. 128 Apollonios verwe ndet den auktorialen Er.t1ihlerkommenlar noch mehrfac h. so in de r direkt vora usgehenden Episode. der Begegnung mit Amykos. die einen ähnl iche n Beginn aurweist. S. dazu CUYPERS ( 1997) 21 1. Z u inhaltliche n Verbindu ngen zwi schen beiden vg l. ROSE (1984) 115- 135 und DE FOREST ( 1994) 74 mil Anm . 10. Den Aufbau des Amykosabcmeuers bespricht KÖII NKEN ( 1965). s. v.a. 84 und 10 1.

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4.2.2 Die Argonauten bei Phineus

vor, indem sie den Ankömmling zum Beispiel auf einen potentiell en Wirt aufmerksam machen . l29 Diese Prinzipi en. die Apol.lonios beim Treffen zwischen Jason und Aietes im dritten Buch berücksichtigt (vgl. die Begegnung der Argonauten mit den Phrixossöhnen, von denen sie erste Informationen Uber Aietes erhalten, A.R. 2. 1200- 1215), sind in der Phineusszene offenbar außer Kraft gesetzt, da die Ankömmlinge - im Gegensatz zum Leser - bis zu ihrem Gespräch mit Phineus keine Hinwei se auf Identität und Schicksal ihres Gastgebers erhalten. Den Anknüpfungspunkt ftir den Erzählerkommentar bildet der Ort der Landung (A. R. 2,178 Ev6a). obwohl der Text selbst kaum Informationen i.lber die landschafliiche n Gegebenheiten enthält. Vielmehr konze ntriert sich die Beschreibung auf die Person des Phineus, sei ne prophetischen Fähigkeiten und seine gegenwärtigen Leiden. die als die erbarmenswUrdigsten von allen bezeichnet werden (V. 2. 178f.: lvevs, / OS lTepl mlvTwv oAowTaTa 1TT1l-!aT' aVETAI1). Die Größe seines Ungli.lcks tritt vor allem durch die gesuchten inhaltlichen Kontraste hervor: Gerade seine Sehergabe, Zeichen ei ner besonderen göttlichen Gnade, hat Anlaß fi.lr seine Bestrafung gegeben, und sei n hohes Alter - auch dies gewöhnlich ein Beweis fUr die Huld der Götter - wird vergällt durch die Blindheit und die Angriffe der Harpy ien, so daß es einen Teil der Strafe bildet. 130 Schließlich ist er unter den Nachbarn ein gefragter Ratgeber. doch muß er di e menschliche Gesellschaft meist entbehren, da niemand den scheußlichen Gestank der Harpyien

Sn

129 S. dazu oben S. 105f. In der lIias gilt dies fUr die Begegnung von Priamos und Hennes (Hom. 11 . 24.352-469) und in der Odyssee außer für das Zusammemreffen des Cdysseus mit Nausikaa (Hom. Od . 6, 108-315) auch rur seine Begegnung mit Athe ne (in Gestalt eines jungen Mädchens) vor der Stadt de r Phäaken (Horn. Cd. 7. 18-77), rur seine Unterredung mit Hennes auf dem Weg zu Kirke (Ho rn. Od. 10,277·308) und die Beratung mit Athene vor dem Besuch bei Eumaios (Horn . Od. 13,22 1-440). Vgl. außerhalb der 40 untersuchten Gastmahlszenen die Begegnung mit der Tochter des U!.strygonenkönigs (Horn. Cd. 10. 103- 11 ) und innerhalb der Enlihlu ngen des Eumaios die Begegnung der phönizischen Räuber mit einer Wäsche wasche nden Sklavin. die ihnen den Weg zum Palasl weist. aus de m sie später Eumaios entführen (Hom. Cd . 15.4 15-84). In der nachhomerischen Epik erscheint dieses Detail fast nur bei Vergil. s. die Ankunft des vom Sturm verschlagenen Aeneas in Karthago (Verg. Aen. 1,3 14-4(1) und seine Begegnung mit Andromaehe (Verg. Aen. 3.300(345). S. aber auch das erste Zusammentreffen zwischen Jason und Medea bei Valerius Aaccus. das sich, anders als in der Version des ApolIonios, auf dem Weg zum Tempel des Sonnengoues ereignet (Val. Aac. 5.350-398). Bedingt vergleichbar iSI die Begegnung der Argonauten mit den Phrixossöhnen bei Apollonios, die zu einer eigenen Gastmahlszene ausgebaut ist (A.R. 2.1 11 8-1227). 130 A.R. 2.178- 190. s. zum Greisenalter als Strafe fRÄNKEL ( 1968) 167.

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4.2.2 Die Argonauten bei Phineus

ertrage n kann (A. R. 2, 19 1- 193). Von dem allgeme inen Portrai t des Phineus leitet der Dichter zu dessen augenblickl icher Situatio n über: Der Seher vernimmt die Stimmen und den Länn e iner Gruppe von Menschen und erkennt aufgrund seiner We issagekunst augenblicklich, daß es sich um di e von Zeus verheißenen Retter hande lt (A.R. 2, I 94-1 96). An diesem Punkt der Handlung - der Ankunft der Gäste am Haus des Wirtes - setzt die eigentliche Gastmahl szene ein. Der Absc:Jmitt vor dem eigentlichen Mahl Nach den bisheri gen Ergebnissen wäre nun eine Schilderun g aus der Perspekti ve der Fremden zu erwarten. die nach der Anlage der Argonaulika auch zwanglos mögli ch wäre. Wie in den homeri schen Epen der Dichter seine Helden auf ihren Wegen begleitet, so folgt auch Apollonios in seiner Erzählung der Fahrt der Argo; und wie der homerische Di chter einen neuen Ort aus dem Blickwinkel des Ankö mmlin gs beschrei bt. so hätte auch Apollonios diese Darstellungstechnik wähl en können. Wie ve rtraut sie ihm war, zeigt die Ankunft des Jason bei Aietes, bei der das primäre homeri sche Vorbild (Odysseus bei den Phäaken) in vielen Detail s - ein schl ießlich der Palastbeschreibung aus der Perspekti ve des Gastes - geschickt rezipiert wird (A. R. 3,2 15-248. vgl. Horn . Od. 7.84- 132). In der Phineusszene hingegen stehen nicht die Ei ndrucke der eben ei ntreffenden Argonauten, sonde rn die des blinden )Gastgebers< Phineus an erster Ste lle. Dieser hört Stimmen und Lärm und erhebt sich von seinem Lager. um den Fremden entgegenzugehen (A. R. 2, 194- 198). Daß es es sich hier tatsäc hl ich um die Fi gurenperspekti ve handelt, zeigt di e Beschränku ng auf Hör- und Tastei ndrUcke, ent sprechend der begrenzten Wahmehmungsfahi gkeit des Phineus: Das Nahen der Argonauten kü ndigt sich allei n durch Geräusche an. o hne daß optisc he EindrOcke erwähnt wUrden. wie es seit Homer bei Gastmahl szenen Ubli ch ist,13I und wie es sic h bei Apolloni os selbst be i der Ankunft Jasons im Palast des Aietes nachweisen läßt. 132 Den Weg zur TUr bewälti gt Phineus. in 13 1 Die Dominanz der O pti k ist bei Horner durchgehend zu beobac hten und lebt auch in der lateinischen Epik fon . Sie gilt selbst rur die Ankun ft des Te le rnach bei Eumaios im 16. Buch, d ie sich zunächst nur d urch die Schrille des j unge n Mannes und das Schwanzwedeln der Hunde ankünd igt (Hom. Qd. 16.5f.: vO'lce BE DlOS OBvaaeus-. / a aiVOVTOS- TE KWOS- TTEpi Te KnfrrOS- ?jAee n o5oi'rv). Sobald er aber die Hütte betreten hat, lrill sein A nblick in de n Vordergrund (Ho m. Qd. 16 .23 f.: oti 0 ' lT' Eyw ye / ~. 060. tcpall'lV; 16.25f. : eioEAeE. cpiAOV TEKOS. 6
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4.2.2 Die Argonau ten Ix:i Phineus

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dem er sich an den Wä nden entlangtastet (A.R. 2. 199: ToixovS a~cpa OE 01 auoToAEOS XpwS / EOKArlKEI).1JJ Vergleichen wir diesen Befu nd mit dem typischen Schema, so zeigt sich, daß es sich um eine inh altli che Abwandlung handelt: Dem Schema entspricht das Prin zip, daß die Ankunft ei nes Gastes aus der Fi gurenperspekti ve geschildert wird. Diese Konvention wird jedoch inhaltlich variiert, als hier nicht der Ankömmling, sondern der Gastgeber al s Beobachter erschei nt. Der bruc hlose Wec hsel zwischen der Sicht weise der Argonauten , denen Apollonios in seinem Berichl bi s zu ihrer Landung gefo lgt war, und der des im Hause weilenden Phineus wird durch den auktorialen Erzählerkommentar ennöglicht , der e ine Verbindung zwischen dem Landeplatz der Argo und dem Wohnsitz des Phineus herstellt. Von der eingeschränkten Perspektive Jasons und seiner Beg leiler wechselt Apollonios zunächst zum Standpunkt des »allwissenden( , d.h. über den Ereignissen angesiedelten Erzählers. von wo aus es im folgenden ohne weiteres mög lich ist, erneut die eingeschränkte Perspektive einer Figur, in diesem Fall des Sehers, e inzunehmen, ohne den Erzähl flu ß zu stören. Ei ne solche vennittelnde Funkti on kann die Begegnung des Ankömmlings mit einer Figur, wie sie in den Zusammentre ffen des Odysseus mit Nausikaa und Athene vorgebildet sind, l3<1 ni cht übernehmen. Zwar liefern diese Personen, ähnlich wie der auktorial e Erzählerko mmenlar. nähere Infonnati onen tiber den künftigen Gastgeber, doch bl eiben sie dabei immer an den Schaupl atz des Gesprächs - den Strand von Scheria, den heili gen Hain oder di e Kü ste von Ithaka - gebunden. Oie 133 Vgl. auch die Beschreibung seines Ganges A.R. 2. I99f., d ie sich auf das Zittern des Greises beschränkl, ohne auf den :tußere n Anblick näher ei nzugehen. Die einzige Bemerk ung, die auf den ersten Blick auf sein optisches Erscheinungsbild bezogen werden könnte, stellt der Vergleich A.R. 2, 197 dar. Phineus erhebe sich »wie e in gespenstischer Traum ... Die Formulierung spielt auf die Beschreibung der kraftlosen Toten in der Nekyia der Odyssee (Horn. Qd. 11,222) an (vgl. PLANTINGA 119991 125f.), beschreibt also in erster Li nie seine innere Verfassung und seine verzweifelte Lage, weniger seine äußere Erschei nung. 134 Horn. Cd. 6, 149-322 (Odysseus und Nausikaa) und 7.18-77 (Athene und Odysseus auf Scheria): Ho rn. Od. 13.22 1-440 (Athene und Odysscus auf Ithaka). Vgl. in der lateinischen Dichtung die Begegnung des Ankömmlings Aeneas mit Venus, Verg. Aen. 1.3 14-401 und Andro mache, Verg. Aen . 3,300-345.

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4.2.2 Dil! Argonauten bei Phineus

augenblickliche Situation im Hause des Gastgebers rückt dagegen erst dann in den Blick, wenn der Ankömmling nach dem Gespräch und e iner kurzen Wegstrecke dessen Wohnsitz tatsächl ich erreicht. Die Besonderhe it der Phineusszene liegt darin. daß der Ert.ähler sei ne Protagonisten verl äßt. um sich einem neuen Schauplatz - der HUtte des Sehers -zuzuwenden, aus dessen Sicht die Ankunft der Helden gesch ildert wird (A.R. 2, 194-205). m Der auktoriale Erzählerkommentar Ubemimmt damit die Funktion e ines Scharniers zwi schen zwei unterschiedlichen poinls 0/ view. l36 Der Wechsel der Perspektive ist also sorgfaltig vorbereitet. Welchen Zweck verfolgt der Dichter mit diesem Kunstgriff, der auch Konsequenzen fU r die Darstellung der Mahlvorbereitungen hat? Während gewöhnlich der Gast Vorkenntni sse über seinen Wirt besitzt, ist es hier Phineus, der die Besucher augenblicklich identifiziert , und der sogar, wie sich später zeigt, über ihre zukO nftigen Abenteuer unterrichtet ist. Die Argonauten hingegen erfaßt beim Anblick des Sehers Erstaunen (A. R. 2.206f.). Vergleichbare überraschte Reaktionen zeigen sonst Gastgeber, wenn sie einen unerwarteten Besucher bemerken. 137 Jeweils muß sich der 135 Dies zeigt sich u.a. darin. daß nur das Vertäuen der Argo (A .R. 2. 177) und kurz daraur die Begegnung der Gä...te mit Phineus wiedergegeben wird (A.R. 2,194r. und 206f.). Der dazwischen liegende Vorgang des Ausschirrens dagegen wird in der Darstellung ausgespart . 136 Den geschickt angelegten Übergang zwischen den ErL.äh lstandpunkten, den Apollonios aur diese Weise erreicht. 7.eigt der Vergleich mit der Ankunft des Te lemach und des Pei sistratos in Sparta. Hier nähern sich die beiden Männer zunächst der Burg des Menelaos, den sie beim Hochzeitsrest vorfinden. Die Ereignisse im Saal werden zwar als Beobachtung der Ankömmlinge eingeführt (s. Horn . Od. 4,3: Tav S' EUpoV), doch handelt es sich orrenbar um einen Si tuationsbericht des auktorialen ErL.llhlers, der schließlich wieder zu de n eben vorfahrenden Gästen zurückkehrt. Diese haben den Palast noch nicht betreten, sondern wanen an der TOr auf Ein laß (Horn. Od. 4.20-22: TW 5·atiT· EV TTpo6VpolOl Mllwv aUTW TE Kai " TTTTW, / Tf1).lllax~ S' ;;pws Kai NiOTOPOS aYAabs ui6s. / oTi;oav). Erst jetzt geht der Erzählstandpunkt aur den Herold Eteoneus Ober, der, aus dem Haus tretend. die Gäste erblickt (Horn. Od. 4,22: 6 5E TTPOIlOAWV i5E'TO KPEiwv 'ETEc.JVELU;). Anders als bei Apollo nios ist hier der auktoriale Situalionsbericht nicht organisch mit dem Perspektivenwechse l verknüpft. so daß sich ein abrupter Übergang von einem Erztlhlstandpunkt zum anderen ergibt. 137 S. z. B. das Erstaunen des Achi ll beim Eintrerren der Gesandtschaft (Horn . 11 . 9, 193). die Verwunderung der Phäake n beim Erschei nen des vorher unsichtbaren Odysseus (Horn. Od. 7,145: eaLII..Ia~OV S' 6p6wVTES) oder die erstaunte Freude des Eumaios bei der Ankunft des TeJemach (Horn. Od. 16.12 : TQq>WV 5' aVOPOUOE crußwTIlS). In der späteren Epik läßt sich der - vor der Gastmahlszene stattfindende - plötzliche Auftritt des bis dahin unsichtbaren Aeneas vergleichen, der Dido in Erstaunen versetzt (Verg. Acn. 1.613). s. auch den Schrecken des Euander und seiner Begleiter bei der Ankunft der rremden Gäste, Verg. Aen . 8. 109f.

4.2.2 Die Argonauten bei Phineus

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Wi rt auf eine unerwartete Situation ein stellen, während der Bes ucher schon vor der Ankunft Pläne für sein weiteres Vorgehen gefaßt hat. Daher gerät ein Gast gewöhnlich auch ni cht über di e Person des Wirtes, sonde rn allenfall s über Details seiner Wohnung in Erstaunen , welche durch die Kostbarkeit der Baumaterialien oder ihre sorgfaltige Ausgestaltung beslicht. In der Phineusszene, wo die Perspektive des Greises vorherrscht, wäre daher ei ne Umkehrung zu erwarten, bei der nicht Gäste die Behausung des Wirtes, sondern der Wirt das prächti ge Schiff und die Ausstattung der Gäste bewunderte. Eine solche Umkehrung verbietet jedoch die überlegene Seherkraft des Phineus, die der von Göttern ähnelt. Er kennt sei ne Gäste bereits und gerät daher über ihr Erscheinen nicht in Staunen. lJ8 Die Einleitung bietet also folgendes Bild: Die Ekphrasis des Gebäudes, die gewöhn lich aus der Perspekti ve des Gastes geschildert wird und zum Anfang der Szene gehört, fallt unter den besonderen Umständen dieser Erzählung aus. Das übliche Staune ns über einen plötzlich auftretenden Fremden ist zwar vorhanden, doch zeigt hier nicht wie sonst der Gastgeber, sondern die Gruppe der Ankömmlinge eine überraschte Reaktion , so daß die Ro llen von Wirt und Bew irtetem in markanten Punkten vertauscht erscheinen. In dieses Bild fü gt sich auch der ungewöhnliche Perspektiven wechsel zu Beginn der Szene ein: Während sonst die Ankunft beim Gastgeber aus der Sicht des Fremden dargestellt wird, wählt der Dichter hier den Standpunkt des Gastgebers Phi neus, den er mit Hilfe des auktorialen Erzählerkommentars geschickt ein führt . Der Wechsel der Rollen läßt sich al so nicht allein an inhaltlichen Modifikationen (»Staunen der Gäste«), sondern auch an der Erzählperspek ti ve ablesen. Zu kläre n bleibt nun, wie we it di ese Modifikationen durchgehalten werden. und wie sie den Verlauf der Mahl szene beeinflussen. Als der bi s auf die Knochen abgemagerte Phineu s 139 die Argonauten kommen hört. erhebt er sich mühsam von sei nem Lager und schleppt sich t 38 Dagegen ist die Blindhe it des Sehers allein kein zwingender Grund . auf das Staunen zu verzichten: Auch die du rc h Hör- und T astsinn e mpfangenen Reize (z.B. der Klang der Stimmen oder der Schritte. das Klirren von Waffen, das Knirschen des Schiffes etc.) könnten Phineus in Erstaunen versetzen. Freilich mUßte d ie ents prec hende Ekphras is dann anders gestaltet werden a ts ei ne auf optischen EindrUcken beruhende Schilderung . 139 Die Beschreibung des nur noch aus Haut und Knochen bestehenden Greises IlIßt die Darstellung des Erysichthon im 6. Hymnus des Kall imachos anktingen. vgl. A.R. 2,20 t: plvoi SE oW OoTEO lJOÜUOU lepy ou mit Call . hy. 6.93: pU/6s TE KO; OoTEO ~WUOU i:)"Eiql6.,. Parallelen zwischen dem Erysichlho nmYlhos bei Kall imachos und der Phineusszene zeigen s ic h auch an anderen Stellen. z. B. beim Hinweis des Sehers auf

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4.2.2 Die Argonauten bei Phineus

mit unsicherem Schritt zur Tür, indem er sich tastend an den Wänden fort· bewegt. Dem Fremden entgegenzueilen und ihn zu begrüßen gehört schon bei Homer zum typi schen Verhalten eines guten Gastgebers : je rascher er den Besucher empfangt, desto herLlicher ist seine Gastfreundschafc l40 Ra· sche Bewegungen sind dem blinden und geschwächten Phineus zwar nicht möglich , doch rafft er sich trotz seiner Gebrechen von seinem Bett auf. Erst an der Tür übermannt ihn die Schwäche, und er sinkt vor den Augen Jasons und seiner Begleiter auf der Schwelle zusammen (A.R. 2.202f. : Ka8€~ETO yovva ßapvv8eis I ovöov br' avAelolo). Die Hervorhebung der Tür· schwelle, die in betonter Stellung am Versanfang genannt wird. ist auffall ig, spielt es doch fUr den weiteren Handlungsverlauf keine Rolle, ob Phineus auf der Schwelle oder an einem anderen für die Argonauten sichtbaren Ort zusammenbricht. Das Detail ist aJso ni cht inhaltlich motiviert . Häufig findet sich e in Halt auf der Türschwelle in homerischen Gast· mahlszenen, besonders in der Odyssee. Allerdings ist es dort der Gast, der 141 am Eingang verharrt. bis er ins Haus gebeten wird. Dieses passive Ver· hahen, das dem Wirt die Handlungsi niti ative überläßt, zeigt die friedliche Gesinnung des Fremden. Hier aber sind es nicht die Gäste, sondern Phineus, der, von seiner Schwäche bezwungen, am Hau seingang haltmacht, was sei· ne Hilflosigkeit hervortrete n läßt. Es handelt sich hier um eine besondere seine unwide rrufliche Blindhe it und in der Darstellung des vom Vater des Paraibios begangene n Freve ls, dazu unten Anm. 261 und 275. Parallelen beste he n auch z ur Beschre ibung der Polyxo beim zuvor geschilden e n Besuch der Argonauten auf Lemnos. vgl. A.R. 2. 198 (Phine us): ßOKTP4l OKTJ1TT6 ~ E VOS ~)lKvoi') TToolv Qe avpa~e und A.R. 1.669f. (Polyxo): yi]pal' 511 iHKvoiolv E1TIOK6:~ouoo TTOOEOOI. I ßixKTP4l E pEi50~EvT) . mlp l M ~E vE a,v ' oyo peüool. dazu Pl..ANTINGA ( 1999) 122. 140 Tele mach bemerkt die als Mentes getarnte Athe ne " bei we item als e rster« (!-10m. Cd. 1. 113: TiJv SE TTOAV TTPWTO') i5e TT)AE\.lOXO') und springt auf. um sie zu begrußen. wä.hrend die frevelhafte n Freier de n Fremden am Hoftor nicht beachten. Vgl. als Kontrast die Ankunft der Argonauten im Köni gspalast von Kolchis. wo Aietes als letzter aus dem !-laus lriu . um die Gliste zu begrUßen. A.R. 3,268: AhiTTlS SE TTawoToTOI; WPTO evpa~E . GILLI ES (1928) zu A.R. 3.26 8 betrac htet dieses Detail al s bloße Variante der homerischen Fo rmulierung. doch liegt im diachro ne n Ve rgleic h de r Gastmahlszene n die Fo lgerung nahe. daß mit dem späte n Ersc he inen des Hausherm zug leich dessen Zurtlckhaltung angedeutet we rden soll. 14 1 Vg l. Nesto r und Cdysseus in Phthia (Horn . 11 . 11.777): Athene bei Telemach (Ho rn . Cd. 1.103f.); Te lemach bei Mene laos (Horn. Od . 4.20-22); Hermes bei Kalypso (Ho rn . Cd. 5 ,75); Odysseus bei den Phäake n (Ho rn . Od . 7.82f.); Gefährten des Odysseus bei Kirke (Horn. Od . 10,220); Odysseus bei Kirke (Ho rn. Od. 10.3 10-3 12). Odysseus bei Eumaios (Hom. Od. 14.30-32). Te lemach bei Eumaios (Hom. Qd. 16 . 12 ); vgl. auch Ho rn . Cd. 17.26 1 (Eumaios und de r ) Bettler( erreichen - außerhalb einer Gastmahlszene - das Haus des Odysseus): Jason bei Aietes (A.R. 3.2 15). S. oben S . 48ff.

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4.2.2 Die Argonauten bei Phineus

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Fo rm der Modifikatio n: Wurden typi sche Elemente in den bi sher besprochenen Szenen immer nur als ganze abgewandelt, beispielsweise indem Eu mai05 be im ersten Mahl die gesamte Bewi rtung selbst übernimmt (Ho rn . Od. 14,49-78), oder di e Vorgänge bei der Sch lachtung eines Rindes insgesamt an die Zubereitung eines Schwei ns angepaßt wurden (Ho rn. Od. 14,41 9-438), so wird hier ein konventione lles Element abrupt abgebrochen: Phine us beginnt zwar, indem er aufsteht und zur Tür geht , mit den üblichen WiHko mmensgesten ei nes Wirtes, kann diese jedoch nicht bi s zum Händedruck und der Bereitung eines Sitzplatzes fortführen, da ihn vorher die Kräfte verlasse n und er, mag er woll en oder ni cht, seinen Besuchern die Initiati ve überlassen muß. Mit dieser unerwarteten Wendung hebt der Di chter den Unterschied zw ischen der herkömmlichen Gastgeberrolle und der eigenarti gen Stellung des Phineus hervor. Nach dem ersten gescheiterten Versuch, selbst aktiv zu werden , unternimmt der Greis vorerst keine weiteren An strengungen, seine Gäste formvollendet zu begrüßen, sondern bittet sie um Hilfe. 142 Damit aber nähert sich seine Rolle der eines Besuchers in herkömmlichen Gastmahl szenen. Der Dichter unterstreicht diesen »Rollenwechse l«, indem er Phineus wie e inen Gast »auf der Schwelle« haltmachen und die Argonauten verwundert auf den Anblick des besinnungslosen Greises reagieren läßt. Wie oben geze igt. entspri cht dies dem Staunen der homerischen Gastgeber, die plötzlic h einen Fremden in ihrer Mitte erblicken. Befi ndet sich ein Ankö mmling in einer Not lage, 50 wendet er sic h gelegentlich, noch ehe der Wirt auf sei n Ersche inen reagieren kann, mit einer Hikes ie (sIIpplica/io) an die Anwesenden. 1o So handelt Priamos, als er Achi ll um di e Freigabe von Hektors Leichnam bittet, und ebenso Odysseus. als er hilfesuchend im Königspalast der Phäaken erscheint. l44 In ähnlicher Weise richtet hier Phineus einen dringende n Appell an die Argonauten: Sie sollten nicht abfahren, bevor sie ihn von den Harpyien befreit häne n. Wi e in den homerischen, mi t einer wirk.lichen Hi kes ie verbundenen Gastm ahl sze142 Akti v wi rd der Seher erst am zwei ten Tag der Bewirtu ng . Zu diese m Wande l in seinem Verhalten S. U. S. 329. 143 Dies gill vor allem. wenn er durch äußere Umstände gezwungen isl. auf das übli che Warten an der T(irsc hwelle zu verL.ichle n und den Raum ohne Aufforde nmg zu betrelen. Beispiele in reguHlre n Gastmahlszenen bilden d ie Ankunft des Priamos bei Achill (Hom. 11. 24.477-479) und des Odysscus bei den Phäaken ( Horn. Od. 7. 139- 14 3). vgl. aber im Rahmen eines Antigastmahls den Besuch des Odysseus beim Kyklopen (Ho m. Dd. 9.2 16-2 18) $ . dazu auch oben S. 123 und unte n S. 405. 144 Horn. 11 . 24. 486-506: Horn . Gd. 7. 142- 152.

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4.2.2 Die Argonauten bei Phineus

nen steht hier der Flehende allein ei ner Gruppe von Personen gegenüber, von denen er eine oder mehrere besonders anspricht: Priamos wendet sich direkt an Achill,1 45 Odysseus an Arete (und Alkinoos), Ho rn . Od. 7, 146· 152. Auch Phineus leitet seine Rede mit einem all gemeinen Hilfegesuch an alle Argonauten ein (A.R. 2,217f.: AIOOOI-IOI (... ] xpalollETE 1101), appel . liert dann aber ausdrtickJich an die Boreassöhne Kalai s und Zeles, die ihm aufgrund seiner Seherkunst als seine eigentlichen Retter bekannt sind (A. R. 2,234f.: TOS IlEV 8EoqmTov EOTIV EprpiioQl Bopeao / uieas ). Der Auf· bau der Rede entspricht dem anderer Bittgesuche: Am Anfang steht eine achtungsvolJe Anrede, die den Rang der Angeflehten hervorhebt, und mit einer kur.len Andeutung des eigenen Unglücks verknüpft wird (A.R. 2,209214). Sodann fol gt unter Hinweis auf die Götter die eigentliche Bitte um Hilfe , die mit einer Darstellung des Leids einhergeht (A .R. 2,2 15_239).146 Den Inhalt seiner Rede slimmt der Flehende jeweils auf seine spezielle Situatio n ab. Der grei se Priamos beschwört Achill nicht nur bei den Göttern, sondern vor allem bei sei nem grei sen Vater, um ihn so zu Mitleid und der Erftillung seiner Bitte zu bewegen (Horn. 11. 24,486-492), und Odysseus verweist am Hof der götternahen Phäaken allgemein auf die Himmlischen , di e seinen Gönnern ein glückliches Leben. verbunden mit fortdauerndem Ruhm und Reichtum gewähren sollen (Horn. Od. 7, 148- 150). Auch Phineus kann dank seiner Sehergabe die Bittrede an die konkreten Verhältnisse anpassen. So spricht er di e Besucher, ohne daß diese sich zu· vor vorgestellt häueR, sogleich mit der ehrenden Anrede navEAAnVWV TTpO
145 Horn . 11 . 24,486-506. Z u diesem Zei lpunkt befi nden sich me hrere Gef
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4.2.2 Die Argonau ten bei Phineus

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lio n ( A.R . 2.2IOf.).147 Auch kennt er die Hintergrunde der Fahrt, wie die Erwähnung der » Befehle des Kö nigs« belegt. 148 Indem er die Anordnungen des Pelias als ~)grau sa m « bezeichnet, wei st er sich geschickt als Freund der Argonauten aus und schafft damit günstige Bedingungen für seine eigentli che Bitte. Durch einen Hinwei s auf das Unglilc k. das ihn getroffen habe, verleiht er seinem Anliegen Dringl ichkeit. Seine Hilflosigkeit kommt nicht nur in einer direkten Klage zum Ausdruck (A R. 2,214), sondern zeigt sich auch darin , daß er sogar an seiner eigenen Wahrsagekunst zu zweifeln scheint. So ist die Anrede anfangs einschränkend fonnuliert (KAUTE [... ) Ei eTEOv 0 10' VlJEiS .... AR. 2,209f,), ehe der Greis sich selbst unterbricht, die Identität der Gäste noch einmal bestätigt und dabei zugleic h den Argonauten den Ursprung seines übennenschl ichen Wi ssens erklärt: Es handelt sich um ei ne von Apoll verliehene Gabe, die ihn auch jetzt ni cht verlassen habe (A R. 2,212-214). So verdeutlicht das an fan gliche Zögern in der Anrede - gleichsam als sei mit den Körperkräften auch die Sehergabe im Sc hwinde n begriffen - di e Größe der von Phineus erduldeten Leiden. Filr den Leser, der durch den Erzählerkommentar Ober das untrügli che Wi ssen des alten Mannes unterrichtet ist. besteht frei lich von Anfang an kein Zweifel dari.lber, daß die Wahrsagekunst ihn nicht verlassen hat. Um so größer ist der dramatische Effekt der Selbslunterbrechung, die sein Staunen Ober die nahende Rettung illustriert . Der folgende Lobprei s auf Apoll (A.R. 2.2 13f.) sc hlägt zwei Themen an , die auch die anschließende Bitte bestimmen: Der von dem Gott ve rliehenen Wahrsagekunst stehe n die Leiden gegenilber. denen Phineus ausgesetzt ist. Der Appell selbst wird ei ngeleitet durch einen Verwei s auf die Götter, wie 149 ihn auch andere Hiketeis vorbringen. An erster Stelle steht Zeus Hikesios

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147 Die Z usammen fassung von Fahrtzie l und Anruhre r der Expedition entspricht in etwa den Aussagen des Pro logs im ersten Buch der Argonautika (A .R. 1,3f. und 15- 17) " In der ehrenden Anrede jedoch (Vs. 209) geht Phineus um eine Stufe Uber die Diktion des Erlählers Ap. hinaus: während jener die Schar als ap tCJTi'iES' zu bezeichnen pflegte. Uberbietet ihn Phineus durch das noch großanigere navEAAnvwv lTpocpEpEoTaTol.« (FRÄNKEL ]1968 1 167). Die BelOnung des Ruhms der Argonauten zeigt den Nachdruck. den der Seher in seine Bitten legt. Zu den Paralle len zwischen der Figur des Phineus und dem auktorialen ErLtlhler s.u. S. 318 Anm. 11 6. 148 A.R. 2.2 IOf.: oüS' S~ KPUEPÖ ßaOlAnOS EqJETUÖ I ] ... 1 6:YEI I-.IETO KwaS' 'Inowv. Vgl. später Jasons eigene Worte zu Aieles. A.R. 3.389f. : 01.1.0 I-.IE Sail-.lwv / KalKpuEpl'J ßaotAiios I· .. } WPOEV EqJETl-.ln· 149 A. R. 2.2 15-218: ' IKECiou lTPOs: Z,WOs: [ ... ]1 o(ßou T' cll-.lqJi Kai au1i'lS' E'jvEKEv "Hpns I Aloool-.la t. I ... ) XpaiOI-.lETE 1-.101 ... .. vgl. Horn. Od. 9.269-27 1 (Odysseus zum Kyklopen): 0"-).' alSEio. qJeplOTE. 9EoVS" iKiTat Se TOI [II-.IEV. I ZruS' S' hml-.lnTwp

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4.2.2 Die Argonauten bei Phineus

als ihr Schutzherr par excell ence. Auch in anderen Gastmahl szenen ist der Göttervater ein wichtiger Bezugspunkt, doch wird er dort gewöhnli ch ni cht als Gon der Bittflehenden, sondern als Schützer des Gastrechts (Zeus Xenios/Jupire r hospiralis) angerufen. ISO Die primäre Sorge des landfremden Besuchers besteht gewöhnlich ni cht darin, daß die Gastgeber eine bestimmte Bitte absc hlagen könnten, sondern darin, daß er als »Fremder« möglicherweise überhaupt abgew iesen we rde. 151 Phineus hingegen befind et sich in seiner Heimat und muß ähnl iches nicht fürchten. Sein Streben ri chtet lKETO:WV TE ~Ei vwv TE. / ~E( V IOS, A.R . 2, 1123f. (Phrixossöhne zu den ArgonaUlen): ' AVT6~EeO rrpOs ZnvOs 'ErrO\Viov [... 1 EVI-IEVEEtV. ISO S. Anm. 149, vgl. in de r lateinischen Epik auch das Gebet der Dido an IlIppiler Iw.~pilalis als der SchUlZgotlheit der G!iste (Verg. Aen. 1.731-733). Anrufu ngen anderer Gouheiten werden dann erwähnt. wenn gerade ein Fest oder Opfer zu ihre n Ehren stattfi ndet oder wenn sie die persönl iche Schutzgolthei t e ines Anwesenden darstellen, s. z.B . das Gebet von AthenclMento r und Telemach an Poseidon während eines Festes zu Ehren des Gottes (Ho rn . Od. 3.55-64): Gebet des Jason und der Boreaden an ApolI , den Schutzgott der Argonauten. währe nd eines Opfers (A. R. 2.492f.): das Gebet der Dido an luno als Schutzgöltin Karthagos und an Bacchus als laelitiae t/alor, d.h. als dem Schutzgott des beim Bankett genossenen Weines (Verg. Aen. 1.734): Gebet des Aietes an seinen Vater Sol und der Argonauten an ihre n namenliich nicht genannlen Schutzgoll (Val. Flac. 5,615-6 17). 15 1 Vgl. die allgemein um se ine Aufnahme kre isenden Sorgen des Odysseus, al s er am Strand von Scheria d urch d ie Stimme n der Mädchen geweckt wird: w ~Ol EYW, TEWV OUTE ßPOT(~V ES yoio v iKa vw; I Ti p' ci y ' UßPIOTOI TE KO; ayplOI Oll&/: OIKOIOl, f ilE
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4.2.2 Die Argonauten bei Phincus

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sic h st;,ltt dessen auf die Erfill iung seiner Bine, die er flehentlic h vorträgt. Bei de r Anrufung des Zeus Hikesios handelt es sich also um eine Mod ifika~ tion der sonst üblichen Erwähnu ng des Zeus Xenios, die der speziellen Situ ation des Phineus Rechnu ng trägt. 152 Auch die beiden folgenden Anrufe an Apoll und Hera sind sorgfalti g auf die ko nkrete Situation abgestimml. Mit Phoibos beschwört Phine us sei nen persönlichen Schutzgott , der ihm trotz seines Ele nds eng verbunden bleibt, wie auch die Gäste an seiner Begrüßung, die prophetisches Wi ssen ahnen läßt . un schwer erkennen können (vgl. A.R. 2,2 13f. ). Bei Hera wiederum hande lt es sich um die Gönnenn der Argonauten. Damit fleht der Seher gerade jene Gottheiten an. die heiden Parteien besonders nahestehen . m Eine vollständige Hikesie (supplicario) umfaßt außer ei ner Rede auch eine rituali sierte Biugeste, die bei Appellen um gastliche Aufnahme, aber auch bei anderen Anlässen, z. B. in Kampfsitu ationen. in weitgehend e inhe itl icher Form erschei nt. Der Aehende wi rft sich dabei zu Boden und umfaßt mit der einen Hand die Knie des Angeflehten. In dieser Ste llung trägt er sei n Anliegen vor. t54 Nur unter besonderen Umständen, wie bei der Begegnung zwischen dem nackt an den Strand gespülten Odysseus und Nausikaa, erfolgen Abweichungen. Odysseus verzichtet darauf. das Mädchen in aller Form anzuflehen, weil die dazu erforderliche Berührung als un sitllich inter-

152 Die Stellung des Götteranrufs und (bzw. der Berufung auf die Göller) innerhalb der Gastmahlszene ist nicht genau festge legt . Am Anfang steht er nur, wenn der Fremde tats!lchlich eine Bittrede vorträgt. (vgl. "10m . 11 . 24.503; Hom. Od. 7. 146- 150 vgl. 179· 181, Horn. 0<1. 9.266-271 : A.R. 2. 1 I23f.). Gelegentlich findet e r s ic h auch während der Libation oder einer Opferhand lung (vgl. l .B . Horn. 11. 2.4 12-4 18; Horn. Od. 3.55-61). 153 Ein ähnlicher Bezug zu den betei ligten Personen läßt sich auch bei anderen Ge· beten in Gastmahlszenen verfolgen. AthenelMentor gießt während ihres Besuchs in Py. los eine Libation filr den Meeresgotl Poseidon aus. dem d ie Gastgeber gerade opfern (Hom. 0<1. 3,55-6 1). Der auf dem Landgut ausharrende Schwei nehin Eumaios bringt neben anderen Göllern vor allem Hermcs und de n Nymphen. also ländlichen Gottheiten, seine Gaben dar (Horn. Qd. 14.435f.). In der Aeneis wendet sich Dido zuerst an l uppifU hospiralü. den SchUtzer des Gastrechts und der Fremden. sOOann an Bacchus als den Gott des Weines und Spender der Freude. und erst zum Schluß an ihre eigene SchutzgöttinJuno(Verg. Aen . 1.73 1-735). 154 Vgl. GoULD ( 1973) 76f. Das Beruhren des Kinns. das aus anderen Zusammen· hängen so gut bezeugt ist. daß es aus historischer Perspektive a ls Bestandte il einer Hi kesie (Suf'f)!icafio) gelten kann . wird in Gastmahlszenen nicht beschrieben. Es erscheint bei Homer aber gelegentlich im Zusammenhang mit Kampfhandlungen, s. z. B. Horn. 11. I0,454 f. (Dolon will flehend das Kinn des O
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4.2.2 Die Argonauten Dei Phineus

pretiert werden k önntc, I5j Seine sorgenvollen Überlegungen im Vorfeld zeigen jedoch, daß die unko nventionelle Hikes ie nicht unprobl emati sch ist. Tatsächlich wird aus zahlreichen Kampfszenen der Bias deutlich, daß schon kleine Fonnfehler, besonders der fehlend e Körperkontakt mit dem Ange· fl ehten. den Erfolg der Bitte gefahren kö nnen. 156 Auch im Fall des Phineus haben wir eine Ausnahmesituation vor uns. Zwar liegt der Seher am Boden. wie es alle Bittflehenden bei einer vollständi g durchgefühJ1en Hikesie tun. doch resultiert dies aus seiner körperlichen Schwäche. d ie ihm selbst das Sprechen schwennacht. m An di e typischen Bittgesten ist unter d iesen Umständen nicht zu denken, obwohl Phineus. wie seine Wonwahl zeigt. seinen Appell aJ s regelrechte Hikesie verstanden wissen will (A. R. 2,215-217: ' IKwlov TTPOS Z~v6s (. .. ) Alaao~a. ). Es steh. 155 Ho rn . Cd. 6. 141 - 147. bes. 145- 147: WS 6:po 0\ IPPOVEOVTI ooaCJOOTO KEp&IOV

Elvol . I AiCJCJE0601 En EECJCJlV onOOTooo I.JElAIXloICJI. I 1.111 oi yoüvo AOß6vTI XOAWaOITO IPpevo KoUPIl. Obwoh l er also die Knie des Mädchens nicht bertlhn. beginnt Cdysseus die fo lgende Binrede mit den Wonen yovvoVuoi CJE (Horn. Cd. 6, 149).

In der Tenninologie KOPPERSCHMIDTS [1967 ) 20f. hande lt es sich um eine .. fomdose. Hikesie: während GOULD 11 973)77 mil Anm. 17 denselben Sachverhalt als »fi gurative supplication« bezeich net. im Gegensatz zur .. formellen« bzw ...complete suppl ication .• 156 GOULD (1973) 77 : ..The Ho meric evide nce suggesls. if it does not prove, that an >abandoned < act of supplication. that is one in which physical co ntact wilh the person suppl icated is lost or broken. loses its full binding force.« GOULD zählt in de n homerischen Gedichte n insgesamt JO abgewiesene Hikesien. von denen die mei sten ein unvoll ständiges Binritual aufweisen. ,"where e ithe r the act is never completed (the suppliam is killed before he can establish the physical co mac t I... )) or Ihe supplicalion is purely . fi gurative. 1... 1 and 00 physical contac t is anempted .... (GOULD (1 973 1 81 ). Beispiele sind Horn. 11. 1O,454ff (I)Olo n). Ho rn. U. 11.130ff. (Peisander und Hippolochos), Hom. 11. 20,463ff. (Tros). und. mit Ei nschr!l.nkunge n, da der Kyk lop insgesamt als gott los dargeste llt wird. Horn. Cd. 9.266ff. (Odysseus und der Kyklop). 157 Zum medi zinische n Hintergru nd des Ausdrucks cißAllXPOV KWUO (A.R. 2.205) s. ERBSE (1953) 186f.: »Der Ausdruck OßAI1XpOV KWIlO (fonnal gebildet nach A 134 eavoTOS ... aßAllXp6S) gewinnt die gefordene Prägnanz erst dann. wenn man den ohnmachtsllhnlichen Zustand darunter versteht. den die Ärzte als KOTO<papO definieren . das lethargiSChe Schweben zwischen Wac hen und Schlaf.oc Vgl . auc h FltÄNKEL ( 1968) ad 2.207f. ( e~ v-nOTOIO I OTf)EkOS au1T1ItOVoOS) zum medizinisch richtig wiedergegebenen nachen Atem des Phine us. Solcher Realismus ist e in typisches Ke nnzeic hen alexandrinischer Kunst. Vgl. dazu ZANKER ( 1987) 72f. GtANGRANDE ( 1973) 28f. und LoMBARDI ( 1985) 262 mit Anm . 62 wollen ünoTOS dagegen im Sinne von imll$ ve rstehen und verweisen auf d ie Wendung imoque tra/ums a pectore vocem (Verg. Aen . 1.311 ). die von Apollonios inspirien sein kö nne. Die Situati on stellt sic h in beiden S7.enen jedoch unterschiedlic h dar: Be i Aeneas ha ndelt es sich um eine n jungen. kräfti gen Mann. de r beim Gedanken an die überstandenen Leiden aufseufzt. Nur hier paßt die Vorstellung eines tie fen Atemzugs. nicht aber bei dem kraftlosen und vom Hunger bis hin zur Ohnmacht geschwächten Greis.

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4.2.2 Die Argonauten bei Phineus

29 1

daher zu erwarten, daß er den Mangel an Fonngerechtheit mit anderen Mittel n ausg leichen wird. ISS In der Tat nimmt die Beschreibung seines Unglücks im Verg leich mit anderen Hikesien großen Raum ein (A.R. 2,209239)1" Die lange wönliche Rede ist auch insofern auffallig, als die darin enthaltenen Informationen im Wesentlichen dem Erzählerkommentar am Beginn der Szene entsprechen. Die Blindheit des Sehers, sein hohes Alter, die ständigen Angriffe der Harpyien und ihr unerträglicher Gestank werden hier wie d Oll hervorgehoben . Mit dieser Doppelung lenkt Apollonios die Aufmerksamkeit des Lesers auf die Unterschiede in der Darstellung. Wurde das Unglück des Phineus im Erzählerkommentar weitgehend neutral dargestelltnur ei n kurzer Einschub qualifiziert seine Leiden als die schlimmsten von allen - so erhalten sie in der Erzäh lung des Betroffenen eine emotionale Färbung. Diese wird u.a. durch eine Häufung von wertenden Adjektiven erreicht, die das Leid des Phineus veranschaulichen. l60 Vor allem die Ratund Hilflosigkeit wird hier plastisc h ausgestaltet, indem nicht nur wie im Erzählerkommentar die körperliche Unterlegenheit des blinden Greises hervortritt, sondern auch die Unrahigkeit, das Übel angemessen zu beschreiben: Die Harpyien stürzen sich »von irgendwoher« (A. R. 2,224: EKTTo8ev) auf ihn, aus einern »unsäglichen Verderben« (A.R. 2,224: aq>paoTolo [... ] oM8pou), so daß er sich »keinen Rat weiß« (A. R. 2,225: ioxw 0 ' ou Tlva lJiiTIV). Sei ne augenblickliche Situ ation faßt er gleich zu Beginn seiner Bitte als »schmähli che Behandlung« zusammen (A. R. 2,218: puoao8e OUOOJ..lIJOPOV avepa "U~'lS) , eine Einschätzung, die gegenüber dem auktorialen Erzählerkommentar neu eingeführt wird und mil dem am Schluß 158 Daß bei einer »figura tive supplicali on« die Bittrede gewöhn lich eindringlicher vorgetragen wird a ls bei e iner ronnvollende len Hikes ie. in der die Gesten eine entspre· chende Wirkung ausüben. zeigt sich u.a. an den oben zitie n e n Überlegungen des Odysseus (Hom. Od. 6. 14 1- 144). Die Alte rnative lautet nicht Ti youvwv )..[OOOITO )..oßwvoTTooTa50 ETTIl EOOt sondern Ti yoUvw v )"iOOOtTO )..aßwv - Ti ETTEEOOt oTTO
n

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292

4.2.2 Die Argonauten bei Phineus

der Rede geschilderten ehemaligen Reichtum und Ruhm des königli chen Sehers wirkungsvoll ko ntrastiert (A. R. 2,236f.: Ei EYWV 6 TTplV TTOT'

on

ETTtKAVTOS civopO:O\ IVEVS / ÖAß~ llaVTCxruVl;J TE ). 161

Seine Rede beendet Phineus, indem er sich, wie auch andere Bittflehende, speziell an einzelne Helfer, di e Boreassöhne Zetes und Kalais, wendet: Nach einem Götterspruch seien sie es, die die Harpyien vertreiben würden. Bei dieser indirekten Aufforderung beruft sich der Seher nicht nur auf seine Eigensc haft als Schutzflehender. sondern macht die Helden darauf aufmerksam, daß sie mit ihm verschwägert seien (A.R. 2.235-239). Damit wird sein dringender Appell über eine fö rmliche Hikesie, wie sie zwi schen Fremden üblich ist. hinausgehoben. Phineus bittet um eine Hilfeleistung unter Ver162 wandte n, die kaum abgeschlagen werden kann . Mit dieser überraschenden Wendung, di e der Seher geschic kt an das Ende seiner Darstellung setzt, verleiht er seiner Bitte Dringlichkeit und steigert die Auss icht auf Erfolg, se lbst wenn er wegen seiner Schwäche den Bittritus nicht formvo llendet vollziehen kann. Die Berufung auf verwandtschaftli che Bande erfordert freilich, daß Phineus den Helden seinen Namen preisgibt - e in Vorgang. der vor a llem in den Gastmahlszenen der Odyssee eine wichti ge Rolle spielt. Dort erreicht ei n Fre mder gewöhnlich das Haus eines ihm - auf welche m Weg auch immer - bekannten Wirtes und wird von diesem aufgenommen, ohne seine Identität sogleich nachweisen zu müssen. Erst nach der Bewirtung stellt sich der Ankömml ing auf Bitten des Gastgebers vor und berichtet von seine n Erl ebni ssen. 163 Nun haben wi r mehrfach festgeste llt , daß in der Phineusszene die konventionellen Roll en von Gast und Gastgeber in auffälliger Weise vertauscht sind. Entsprechend ist es der Seher, der se inen Namen enthüllt. Doch selbst wenn wir grundsätzlich einen Rollentausch annehmen, bedarf

16 1 Der Ankla ng an AVlla (Schm ulz) soll bei de m Won AUIl'l1) (schmilll liche Behandl ung) möglicherweise milgchön werde n. Tals!lchlich slelh der völlig verschm ulzle Kö rpe r des Phi neus das äußere Ke nnzeichen seines Leidens da r (s. A.R. 2.200f. ). und m it der Reinigung durch die Argonaute n beginnt seine Restiluieru ng (A. R. 2.301 f. ). 162 Z ur Wirksamkeit von Famil ienbanden vgl. die Reaktion Jasons. als er die gcslrandele n Phrixossöhne als Verwandte erkenn!. A.R. 2. 11 60f.: ~ H äpo Si] y vwToi

TTOTPWIOt ÖIlIlIV tOVTES I )'iooeoe'

eU ~ EvEovTO S

brapKEooo l KOKChllTa .

163 Vgl. als markantes Beispiel aus de r I1ias die nicht als Gastmahlszene geslalte te Geschichle Be llerophons. de n sein GaSIgeber ersl am zchnle n Tag de r Bewinu ng nac h seiner Ide ntilät befragt. und so erst jetzt de n Inhalt des »Uri asbrie fes ... erflihn (Ho m. 11 . 6.172- 177).

4.2.2 Dic Argonautcn bei Phincus

293

di e Selbstvorstellung vor der Bewinung, die der homeri schen Konvention zuwiderläuft, einer Erklärung. Blicken wir auf die Gastmahlszenen der Odyssee, so zeigt sich. daß die ErLäh lungen des Gastes nach dem Mahl als )Gegengabe< für eine freundliche Aufnahme und Beköstigung verstanden werden können . l64 1m Fall des Phineus. dessen Strafe gerade darin besteht, nicht in Frieden speisen zu können. ist es allerdings unmög li ch. ein Festmahl als Zeichen der Freundsc haft auszurichten, bevor die Harpyien in die Flucht geschlagen sind. Um dafür die Unterstützung der Argonauten zu erlangen , ist es erforderlich. daß Phineus seine Vorgeschichte - eigenliich ein typisches Element der Unterhaltung nach dem Mahl - schon zu Beginn der Begegnung preisgibt und , um der Bille Dringlichkeit zu verleihen, auf die Verwandtschaftsverhältnisse hinweist. Die Veränderungen gegenüber dem typi schen Schema resultieren also aus inhaltlichen Vorgaben. die im Stoff selber angelegt sind. Der grundSätzliChe Rollentausch fUhn zunächst dazu, daß sich der Gastgeber. ni cht der Gast. sei nen Zuhörern vorstellt, während die besonderen, mit dem Mahl verbundenen Hinderni sse bewirken. daß die Erzählung der Vorgeschi chte und die Preisgabe der Identität vor dem Mahl stallfinden. 16S Allerdings fa llt auf, daß bestimmte strukturelle Eigenschaften einer konventionellen Gaslmahl szene auch unter diesen stark verändenen Bedingungen erhalten bleiben. So erfolgt die Enthüllung des Namens hier wie don im Rahmen einer Selbstvorstellung. di e auch einen Teil der Lebensgeschichte ei nschließt, und die von einer Einze lperson vor einem oder (häufiger) mehreren Zuhörern vorgetragen wird. l66 Die Tatsache. daß der Dichter die Be164 REECE ( 1993) 28. Ei nen instruktiven Kontrast bietet der Aufenthalt dcs Odysscus beim Kyklo pen im ne unten Buch der Odyssee. Aur dessen pervertierte )Gastfreu ndsc hafl< antwortct Odysscus mit einer Selbstvorstcllung. die Polyphem spUler der U1chcrlichkeit preisgibt (Ho m. Od. 9 .364-367 und 9.408-412). 165 In dcn lale inischen Gastmah lszenen ist dies auch ohne erkennbaren Anlaß das Übliche. s dazu oben S. 65 . In einem Fall. der stark an homerischen Vorbildern orienticn en Bcwirt ung von T ydeus und Polyneikes durch Adrast, erfolgt vor de m Mahl nur ei ne Identifizierung des Tydeus (Sial. Theb. 1.452-467), die nach dcm Mahl du rc h eine Se lbstvorslcllung des POlyneikes vcrvol lsHlndigl wird. (Stal. Theb. 1,673-68 1). 166 Vgl. die Selbstvorste llung der Athe nelMenles bei Telemach (Hom. Cd. 1.1 79187); dic des Telcmach bei Nestor (Ho m. Od. 3.79-101); die Apologoi des Cdysse us auf Scheria (Horn. Cd. 9. 1- 12.453); die kretische LUgengeschichte des Odysscus bei Eumaios (Horn . Od. 14. 192-359). S. auch 110m. Od. 4.156-167 (Vorstellung des Telemach durc h Peisistmtos): A.R. 2. 11 4 1- 11 56 (Vorslellung der Phrixossöhne durch ihren A nführer Argos). A.R. 3.320-366 (Vorstell ung der Argonaute n du rc h Argos) und in der spllleren Epik Verg. Aen. 8.117- 120 (Vorste llu ng der Trojaner durch Aeneas): Sial. Ach. 1.730-733 (Vorste llung von Diomedcs und Odysseus durc h Cdysscus). wo keine re ine

4.2.2 Die Argonauten bei Phineus

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sonderheiten, welche das Phineusabenteuer im Vergleich zu einer gewöhn · lichen Gast-GastgcheT-Konstellation aufweist. nicht dazu nutzt, sich ganz von der Vorlage zu lösen. zeigt den starken Ein flu ß typischer Erzählstrukturen . Die Beschreibung ist darauf angelegt, daß der Leser sie als Variation der herkömmlichen Bewirtungsszene erkennt und aus dem Vergleich se ine SchlUsse zieht. Auf die Erzäh lung des Phineus reagieren die Argonauten mit innerer Bewegung. ganz wie auch die Zuhörer in anderen Gastmahlszenen. Wohlgesonnene Partner zeigen dabei je nach den Umständen Mitleid. Freude oder Bewunderung, während Gegner in Zom geraten. Generell vers tärkt also eine solche Erzählung die bereits vorhandenen Gefühle der Zuhörer. 161 Sachlich läßt sich mit der Phineusszene die Begegnung mit den Phrixossöh· nen vergleichen, bei denen es sich ebenfalls um in Not geratene Verwandte ei nes Argonauten handelt, auf deren Rede die Helden mit Freude und Hilfsbereitschaft reagieren (A. R. 2, 11 57- 11 67), daneben aber auch der Empfang des Priarnos durch AchilI , bei dem der Greis seinen Gastgeber durch eine Bittrede rührt (Horn. 11. 24.486-506) sowie die Eumaiosszene im vierl.ehnten Buch der Odyssee (s. oben die lnterpretalion). in der die erfundene lebensgeschichte des Bettlers den gutmütigen Schwei nehirten tief bewegl und ihn zu weiteren Hilfeleistungen anspornt. Dies bekundet er selbst durch eine entsprechende Rede (Horn . Od. 14,361 -389). so wie auch andere gute Gastgeber in ähnlichen Situationen ihre Unterstützung zusagen. l68 Ähnlich reagiert Zeles. der zusammen mit seinem Bruder zu Phineus tritt. dessen Hand ergreift und freund liche Worte an ihn richtet. Selbslvorstellung vorliegt. sondern ein Sprecher (Peisistratos. Argos. Odysseus) die Prä· sentation der Ankömmlinge übernimmt. Auch hier gehören die Redner allerdings zu den Gäste n und beziehen sieh selbst in die Schilderung mit ein. 167 S. den Zorn des Aietes nach der Vorstellung der Argonauten durch Argos (A.R. 3.372-38 1) und in der latei nischen Epik die positi ve Reaktion Didos auf die )Apologoi. des Aeneas. Schon zuvor hatte sie Sympathie rur ihre Gäste empfunden (Verg. Aen. 1,575·578). die sich durch das Eingreifen Cupidos in Liebe zu Aeneas wandelt. Diese Steigerung erfolgt während der Enählungen (Verg. Aen. 1.748f.). Die Reaktio n des phlLak.ischen Königspaares. das sich zuerst dem Gast gegenüber zurOckhaltend gibt. be· vor es ihm mit dem sicheren Geleit seinen größten Wunsch erfUllt. Slelll ei ne Ausnahme dar. die in der Forschung viel diskutiert wurde. vgl. ROSE (1969) und unten S . 400. mit Anmerkung 16. 168 S. z.B. Hom. Od. 3. 103-200 (Hier steIlI die Antwort NeslOrs auf Telemachs Rede zugle ich die Erfüllung sei ner Bille um Auskunfl dar). Hom. Od. 4.214f. (Mene laos si· chert T elemach zu. sich mit ihm unterhalten zu wollen. wie dieser gewünscht halle. vgl. die Vorstellung des Telemac h durch Pei sistratos. Ho rn. Cd. 4. 162f.: tE}..&ETO yap OE i &~Oeal . / ~po oi Tl hr~ u1To~hlEOI Tl ~P yo\l ) .

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Der Händedruck ist ein typischer Bestandteil des Bittrituals. Ein Krieger, der von einem besiegten Gegner in aller Form um Schonung angefleht wird, bekundet sei n Einverständnis, indem er an ihn herantritt, ihn berUhrt und ihn aufrichtet. Auch in unkriegerischem Kontext wird auf diese Wei se die Ge· währung einer Bitte signalisiert. l69 Ein homerischer Gastgeber, der einen am Hoftor wartenden Fremden bewirten will, tritt an diesen heran und führt ihn ins Haus, wobei in einigen Szenen ein Händedruck ausdrUcklieh er· wähnt wird. 17o Das stille Verharren am Eingang ist hier gleichbedeutend mit e iner Biue um Aufnahme. Bei der Selbstvorstellung nach dem Mahl dage· gen, zu der die Rede des Phineus Ähnlkhkeiten aufweist, ist ein Hand· schlag nicht üblich . Der Händedruck des Zetes kennzeichnet die Situation demnach als Teil des BegrUßungsrituaJ s. Dies bedeutet, daß auch die Rede des Phineus in diesen Zusammenhang einzuordnen ist. Zwar enthält sie mit der Selbstvorstellung eine Eigenart, die sonst zum »Gespräch zwischen Gastgeber und Gast« nach dem Mahl gehört, doch entspricht die Erzählung insgesamt einer typischen Bitte um Hilfe, die gelegentlich den Anfang einer Gastmahl szene bildet. Auch dabei triu der charakteristi sche Rollentausch zwischen den Parteien hervor: Nicht der Gastgeber. sondern der Gast ergreift hier die Hände des Sprechers und signalisiert damit Sympathie und Hilfsbereitschaft. Meist wird eine BegrUßung auch verbal ausgedruckt: Ein Wirt fordert den um Aufnahme ersuchenden Gast auf, ihm ins Haus zu fol· gen oder richtet andere freundliche Worte an ihn; ein Krieger sagt dem Unterlegenen Schonung zu. l7J Zeles beginnt seine Rede mit Mitleidsbekun· dungen (A.R. 2,244f., vgl. Horn . Od. 14,361f.) und einer bewegten Frage nach den Ursachen des von Phineus erd uldeten UnglUcks (A. R. 2,245). Die· se mündet allerdings nicht wie in anderen Gastmahl szenen in e ine Zusiche169 S. GOULD (1973) 79. der den Vorgang anhand der Hikesie des Odysseus im Palast der Phllake n illustriert: »The act of fi rst raising Odysseus 10 his feet by taking him by the hand is symbolic both of acceptance within the social group and of the conferment of ho no ur. " Für eine Geste des Wohlwo llens in kriegerischem Ko ntext, vgl. Hom. Od. 14.278-280. s. auch die von GoULD (1973) 79 Anm. 32 angefilhrte Parallele bei Thuc. 1, 137. 1. 170 S. Horn. 11. 11.646 (Nestor empfllngt Patroklos): Ho m. 11. 11.778 (AchilI empru ngt Nestor und Odysseus in Phthia): Hom. Od. 1.1 2 1 (Telemach empfangt Athene!Mentes) und Hom. Od. 3,35-37 (Neslor und seine Söhne empfangen Telemach und Athene/Mentor). S. dazu S. 63f. 171 Für die verschiedenen Arten der Begr1lßung in GastmahlS7.enen vgl. oben S. 62ff.: filr eine Schonungszusic herung während einer Kampfhand lung Horn. Od. 22.372377 (Odysseus verspricht Medon Schonung). In der lIias haben solche Bitten um Gnade allerdings keinen Erfo lg, s. dazu FENIK (1968) 83f.

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rung täti ger Hilfe, l72 sondern weckt vielmehr Bedenken : Die Boreaden fUrchten. mit der Vertreibung der Harpyien die Götter zu erzUrnen , und fordern daher von Phineus einen Eid, daß diese Tat den Himmlischen nicht mißfallen werde . Eine solche Einschränkung ist ungewöhnlich. Hat sonst ein Krieger erst einmal die Hand des Aehenden ergriffen , so steht der Erfti llung seines Wunsches nichts mehr im Wege, und ebensowenig zieht ein Gastgeber, der die Hand des Fremden ergriffen hat, seine Gastfreundschaft später zurUck. So gibt AchiIJ trotz seiner Trauer den Leichnam Hektors vereinbarungsgemäß heraus: Priarnos haI BuBe geleistet und in aller Form um ctie Freigabe gebeten , so daß dem gefallenen Patro klos damit Genüge getan ist, wie Achill selbst in seinem Gebet darlegl. l73 Die Entscheidung Ober Gewährung ooer Ablehnung einer Bitte fallt der Überlegene also souverän aufgrund des ihm vorgetragenen Anliegens, o hne zusätzliche Bedingungen zu stellen. Reichen ihm die Darlegungen nicht aus, so lehnt er di e Bitte rundweg ab. indem er den Händedruck versagt oder die körperliche Berührung unter174 bricht. Der Einwand des Zetes, der, nachdem er schon Zustimmung signali siert hat , zusätzlich e inen Schwur verlangt, zeugt also von außergewöhnlicher Vorsicht, die nicht aus den ho meri schen Gepflogenheiten abgeleitet werden kann . Ihre Ursache muß demnach in eine m Punkt liegen, der die Boreassöhne von den angeflehten Persönlichkeiten in vergleichbaren Szenen untersche idet. Di e Haupldifferenz aber liegt in dem eigenartigen Rollentausch, der die Begegnung mit Phineus prägt. Die Argonauten und Zeles als ihr momentaner Wortführer agiere,z zwar in einer We ise. wie sie so nst einem Wirt zuko mmt, sie sind aber ni cht die Gastgeber. Vielmehr befi nden sie sich al s Re isende auf fremdem Gebiet und mUssen immer wieder auf gaslliche Aufnahme und die Hilfe der Götter hoffen. Diesen Zug teile n sie mit allen anderen Ankömmlingen in ep ischen Gastmahl szenen. Au s dieser be172 Vgl. Ho rn. Qd. 7. 19 1- 193 (Nachdem Alkinoos Oysseus an de n Ti sch aufgeno mmen hat. verspric ht er. o hne die Identiltit seines Gastes zu kenne n. e in Geleil in dessen Heimat ins Auge zu fassen): A.R. 2. 11 36 (Jason sagt den Phrixossöhnen Hilfe zu. ohne ihre Identität zu kennen): ähnlich in der späte ren Epik Verg. Aen. 1.562-578. 173 Ho rn. 11 . 24.592-595 . Der Zwang. e iner e inmal al s Hiketes anerkannten Person Schutz und Hilfe zu gewähren, zeigt sich ger..lde in der wenige Verse zuvor e rfolgten dro henden Auffo rderung Achi lls an Priamos. ihn nicht weiter zu reizen. 1Jr; OE. y ipov,

ouS' miT6v EV\ 1C)\LOiQOLV eaow / KaI \KIhTI V TTEp E6VTO • .o.LOs S' OXITWlJaL EIilETlJaS (Ho rn. 11. 24.569f.).

174 s. GOULD (1973) 80-82.

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sondere n Situation erklärt sic h das auffällige Verhallen des Zetes. Wie sehr sich di e Argonauten auf die Gunst der Himmli schen angewiesen fühlen , zeigte sc hon das Gebet l asons an Apoll vor der Abfahrt in lülkos,175 und tatsächlich haben ihnen die eben bestandenen Abenteuer die Gefahren der Reise vor Augen gefUhrt . Auf das Gefühl der Unsicherheit nimmt Zetes direkt Bezug, wenn er die Drohungen der Unsterbli chen hervorhebt (A.R. 2,250f.).

Dieser Einwand gefahrdet die schon sicher scheinende Hilfeleistung für Phine us, denn obwohl es grundsätzlich göttlichem Recht entspricht, den Bitt-nchenden zur Hilfe zu kommen, kann die Unterstützung eines Frevlers de n Adressaten der Bitte ins Unglück stürzen . 176 Der Seher muß die Argonauten also, wi ll er sie nicht unverrichteter Dinge ziehen lassen, davon überzeugen, daß di e erbetene Wohltat die Gölter nicht erzürnt. Entspre· ehend hefti g fallt seine Antwort aus, A.R. 2,256: Iiya ' ~..; ~Ol TaVTa l71 v6~ EVtß6AAEO, TEKVOV. Der Imperativ an betonter Stelle am Versan· fang, der Dati vus ethicus \.10t und die vertrauliche Anrede TEKVOV, die Sympathie und väterliche Gesinnung - also die Abwesenheit von Gefahr signalisiert, heben di e Erregung des Phineus hervor. Sodann leistet er den verlangten Eid. indem er den Sehergon ApolI , die Schicksalsgöttin Ker und die Götter der Unterwelt zu Zeugen für die Wahrheit seiner Behauptung anruft (A.R. 2,257·261 ) - dieje ni gen Mächte also, die sein vergangenes, 175 A.R. 1.4 11 ·424, bes. 415f.: aUTOs vVv aYE vi;a oVv o-pTEI-u1EOOLV ETO(pOLS I t::eloE TE Kai TTaAivopaov ES ' EAAoSa . 176 Dazu KORZEN JEWS KI ( 1964) 62r. Vermeintlich fl uchbeladene Personen werden daher in anderen Gattungen gelegentliCh von ihren Mitmenschen gemiede n oder nur zögerlich bewirtet, vgl. Soph . Ocd. T. 236·243: Eur. Iph. T. 947-954. In epischen Gastmah lszenen ko mmt diese S ituation jedoch nicht vor. Vergleichbar ist die nicht als Gastmahlszene geschi lde rte Be lleropho ngesch ic hte: Als Pro itos zu der Übcrteugung komm!. daß Betlerophon sei ne Frau verfuh re n wolle. scheut er sich, ihn z.u töten, und schickt ihn stall dessen mit eine m Uriasbrief fort (Horn. 11. 6,166· 170). 177 Sowohl de r Ausmf de s Phineus als auch dessen Einleitung durch de n auktorialen Erllthler orientieren sich an ho merischen Wendungen, s. (6 yepo los) auei\VoTO TOloS' m eEooL (A.R. 2.255. vgl. Ho rn. 11. 23,489 = Ho rn. Qd. 4,286: aueh.voo601 ETTEEoo1v: Horn . 11. 22,329: clue1ß6UEvOS ETTEE001V; 11. 23,492 : cllJe ißeoeov ETTEEOCLV, Horn. Qd. ·t706 (u.ö.): (mOOLV clUeij30uEvos [-I"), -(.) 1) und Iiyo· UOL TOiiTO v~ [VLßOA')'EO TEKVOV (A.R. 2,256. vgl. Horn. Qd. 17,393: I iya · UDL TOiiTOV; Horn. n. 9,600: U01 TaVTa VOEL eppECi und Ho rn. 11. 1.297: cU S'EVL eppECi ßaAAEO cijLOLV). Wie hier vermeidet Apollonios auch sonst wörtliche Entlehnunge n aus den ho merische n Epen. An deren Ste lle tri tt .. I' uso intenso della vanazione ana logiea« (FANTUZZI I1988] 25), d.h. Formulierungen, d ie den ho meri schen Hintergmnd noch erkenne n lassen, ohne regelrechte Formelverse zu bi lde n. Eine Zusammenstellung solehe r Verse bietet FANTUZZJ ( 1988) 28-4 1.

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4.2.2 Die Argonauten bei Phineus

gegenwärtiges und künftiges Leben bestimmen. l1S Daß Apoll dem alten Mann gewogen ist. hat schon dessen Bittrede an die Boreassöhne gezeigt. Vor allem aber ist er der Urheber jener Gabe. durch die Phineus sich selbst ins UnglUck sUirzte. Ker wiederum »mit dem bösen Namen« (kR. 2,258: 5vowvvllos: [...1 Kf}p) bestimmt sein augenblickliches elendes Leben. Ihre Nennung führt den Seher auf seine Blindheit, das sichtbarste Zeichen seiner Strafe. 179 Auch sie soll ihm - gleichsam als Personifizierung seines Unglücks - als Zeugin dienen. Zuletzt fol gt die Anrufung der Unterweltsgötter: Selbst sie mögen ihm ihre Gunst versagen, wenn seine Bitte dem göttlichen Willen widerspreche. Auf diese Weise verbürgt sich Phineus mit seinem ganzen Leben fUr die Rechtmäßigkeit seines Wunsches. Er ist nicht nur bereit. das Wohlwollen seines Schutzgottes Phoibos aufs Spiel zu setzen, sondern auch die Hoffnung auf ein Ende seines UnglUcks im Tod. ISO Dieser Schwur verfehlt seine Wirkung nicht, denn Kalai s und Zetes sind nun sogleich bereit, gegen die Harpyien anzutreten (A.R. 2,262). Dabei fallt auf, daß Phineus während des Wortwechsels keine Beweise rur die GottgeHiIligkeit seines Wunsches anruhrt und auch Uber die eigentlichen Grunde seiner Bestrafung, nach denen Zetes sich erkundigt hatte,181 geflissentlich hinweggeht. Eine ähnliche Situation haben wir schon in der Eumaiosszene beobachtet: Der fremde Bettler betont zwar, daß er auf seinen Reisen den verschollenen Odysseus leicht getroffen haben könne (Horn. Od. 14, 118-120), verzichtet aber, als er dessen Heimkehr tatsächlich ankündi gt, auf jeden stichhaltigen Beweis fUr seine Behauptung (Ho rn . Od. 14,15 1- 153). Hjer wie dort bekräftigen die Sprecher ihre Angaben nur durch Beteuerungen, so daß der Zuhörer allein aufgrund seiner Menschenkenntnis über ihre Glaubwürdigkeit entsche iden muß: Immerhin hätten Phineus wie auch der kretische Bettler gute Grunde, eine Täuschung zu wagen, um ihr Los zu erleichtern. Indem der Di chter ganz auf rati onale Begrundungen verzichtet, legt er den Akzent auf die persönliche Beziehung zwischen dem Schwörenden und seinen Adressaten. 178 Zu den sprachlichen Schwierigkeiten der Verse A.R. 2.26Of. vg!. FRÄNKEL

( 1%8) 167- 169. 179 Dieser Teil seiner Leiden ist ihm offenkundig nach dem Talionsprinzip auferlegt. wie es auch sonst bei mythischen Frevlern geschieht (vgl. z.8. Tantalos). Phineus hat durch seine Sehergabe gesündigt und wird dafür an den Augen gestraft. 180 Darauf verweist zu Recht CUYPERS ( 1997) ad loc. 181 AR 2.245-247 : Ti vU TOt Tooa K~5E' avijTtTat; I Ti pa efOUS oAoijm TTapr,htTfS (uppa5h:)Ot

I \JaVTooVvas 5E5aws;

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4.2.2 Die Argonauten bei Phineus

299

Erach tet der Angesprochene den Eid allein als ausre ichend, so bedeutet dies, da er ja über keine anderen indizien verfügt, daß er sein Gegenüber für vertrauenswürdig hält. Die grundlegende Sympathie zw ischen beiden kann auf diesem Wege dichterisch leicht dargestellt werden . Das eigemliche Mahl Der Erfolg einer Bitte wird in der prompten Reaktion des Angeflehten sichtbar, wie sie hier die Argonauten zeigen. Ohne daß ihre Zustimmung in wörtlicher Rede wiedergegeben würde, beginnen Jason und sei ne Begleiter sogleich, sich um Phineus zu kümmern , indem sie ihm ein Mahl bereiten. 182 Mi t dieser Geste erreicht der anfangs beobachtete Rollentausch seinen sinnfa ll igsten Ausdruck: Ni cht der Wirt beköstigt den Fremden, sondern die Fremden beköstigen den Wirt . Allerdings nimmt die Darstellung der Mahl vorbereitungen hier weniger Raum ein als in anderen Gastmahlszenen: Apollonios widmet ihnen nur einen einzigen Vers, der ilberdies keine Infonnationen über den Ablauf der Vorbereitungen und die Art der Speisen enthält, während Homer gewöhnlich mehr Sorgfalt auf diese Phase des Gastmahl s verwendet. ]83 Ein häufiger Bestandteil der Mahlvorbereitungen ist bei Homer eine in mehrere Gruppen eingeteihe Di enerschaft, die durch ihren Eifer nicht nur die Ergebenheit gegenüber dem Hausherm , sondern zugleich auch das Wohlwollen des Wirts gegenüber dem Fremden plastisch zum Ausdruck bringl. ]S4 Auf dieses Detai l verzichtet Apollonios in der Phineusszene, o bwoh l es ihm durchaus vertraut war, wie andere Mahl beschreibungen in den Argonautika belegen. Nicht nur bei der Begegnung zwischen Jason und Aietes, di e von all en Besuchsszenen der Argonautika den homeri schen Bewirtungen an Königshöfen am nächsten steht , sondern auch bei der landu ng der Argo im Gebiet der Myser - die keine Gastmahl szene im eingangs definierten Si nn darstellt - sind die Vorbereitungen für das Mahl kunstvoll 182 A. R. 2.263: a 1I.Vo St Koup6TEPOt TTETTo vT'joaTo SaiTa yepovTL. 183 S. z. B. Presbeia 7.U Achi ll (Ho rn. H. 9.202-220): Alhene bei Telemach (Hom. Od. 1.139- 148): Telemach bei Me nelaos (Hom. Od. 4.55-58); Odysseus bei den Phäaken (Hom . Od. 7,175f.): Odysseus bei Kirke (Hom. Od. 10.368-372); Odysseus bei Eumaios (Horn. Od. 14.73-78). Vgl. bei Apollo nios auc h d ie Mahlvorbereilungen bei Aietcs (A.R.

3.270-274).

t 84 S. 7.. 8 . die Bewinung von Alhene!Mentes durch Te lemach (Ho rn . Od. 1.1 36143): den Empfang des Te lemach bei Menelaos (Ho m. Od. 4.52-58); de n Be..,uch des Odysseus auf Scheria (Hom. Od. 7. 172-176) U./j. Dazu oben S. 77.

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4.2.2 Oie Argonauten bei Phineus

ausgestalte!. Dort bereiten die Argonauten selbst, in mehrere Gruppen organisiert, aus dem von den gastfreundl ichen Mysem bereitgestellten Provi ant das Abendessen. 18S Die Kü rze der Mahl vorbereitungen in dem ansonsten ausführli ch geschilderten Phineusabcnteuer stellt also nicht nur innerhalb der epi schen Gastmahl szenen allgemein , sondern auch innerhalb der Mahl besc hre ibungen der Argonautika ei nen Sonderfall dar und soll daher näher betrachtet werden. AnstaU die unterschiedli chen Handgriffe hervorzuheben, die zur Vorbereitung ei nes Mahl s notwendig sind , und die zahlre iche Personen zu Ehren eines einzelnen verrichten, betont Apollonios in seiner knappen Darstellung den Altersunterschied zwischen den Beteili gten: Die Jüngeren be re iten ein Mahl für den Greis. Anspi elungen auf das Lebensalter der bedienenden Personen bilden bei epi schen Gastmählern eine Ausnahme, l86 relati ve Angaben über die Altersverhältnisse zw ischen »Dienern « und Gast kommen sonst überhaupt nicht vor. Das Detail kann also nicht aus den homerische n Gastmahl szene n übernommen sei n. Es setzt vielmehr die Reihe der Anspi elunIS7 gen auf das Alter fort , die schon den Beginn der Szene prägen. Die Betonung des Lebensalters hebt zugleich die besondere Konstellatio n der Phineusgeschichte hervo r: Die ankommenden Argonauten übernehmen di e Aufgaben eines Wirtes, da der Hausherr Phineus wegen seiner körperlichen Schwäche nicht dazu fähi g ist. Damit steht zugleich fes t. daß der unge185 A.R. 1,11 82- 1185: lv6a S' hUle' 01 ~t v ~uAa Ko.YKava. Tol SE AEXa iT]vl


pora).

187 A.R. 2.183: yf)paS : V. 199f.: Tpe ~ e S' äl.flEa v looo~ivOlO I oSpa vil) YTlpal TE: V. 221 : yiipas Ol..lI1PUTOV ES TEA~ EAKW: V. 254: YEpal61;: . Vgl. V. 2,220f.. wo das Alter in einem Atemzug mit de r von den Göttern verhängten Blindheit genannt wird :

ou YO:P ~oiivov hT' 6
a~ripUTov

ES

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30 1

wöh nli ch akti ven Ro lle der Ankömml inge keine negati ve Ko nnotati on anhaflet, wie es sonst be i einem von der epischen Konventi on abwe ichenden 188 Wir finden hier die schon in der Eum aiosszene Verhalten der Fall iSt. erken nbare Regel bestätigt, daß Gast und/oder Gastgeber ohne negati ve Im pli kati onen die epischen Ge pflogenhei ten mißachten können, wenn dies im Inte resse ihres jeweiligen Gegenübers geschieht. Ocr Akzent liegt also in dieser Szene auf der Unterstützung für den notleidenden Greis: Das Mahl , das ein Teil der Argonauten bereitet, iSl nicht Se lbstzweck, sondern dient dazu , die räuberischen Harpyien anzul ocken, während sich Kalais und Zeles zum Kampf bereitmac hen (V. 2,263-265). Die He lfe r erscheinen hi er in zwei G ruppen, di e kl ar abgegrenzte A ufgaben erfü llen. wobei die e inzelnen Schritte durch die Partikeln IlEV - SE - OE gegl iedert werden (Bereitschafl zur Hilfe - Bereitung der Mahlze it - Rüstung zum Kampf). Damit ähnel n d ie Vorbereitungen zur Abwehr der Harpyien, bei der Speisen als Köder verwendet werden, zwar stru kturell de n typisc h epischen Mahl vorberei tungen, dienen aber insofern einem anderen Zweck, als ihr primäres Ziel in der Erlösung des Phineus von den Ungeheuern und nic ht in seiner formvollendeten Bewirtung besteht. Der Genuß oder das Beruhren der Speisen, wie wir es hi er fi nden, 189 wird in epischen Gastmahl sze nen selte n dargestellt. Der homeri sche Dichter besch ränkt sich me ist darauf, mi t einem Formelvers Begi nn und Ende des Verzehrs anzuzeigen, ohne die Nahrungsaufnahme selbst zu schildern. t90 Erwähnt wi rd das Speisen nur dann in näher bestimmter Form, wen n dem Vorgang besondere Bedeutung zuko mmt, wie im Kyk lopenabcnteuer der 188 S. die Begegnung des Odysseus mil dem Kyklopen. die alle n Regeln de r Gastfreundschaft widerspricht: Nachdem die Gäste die Höh le Polyphems betreten haben (Hom. Od. 9 .2 18-233). erkundigt sich dieser sogle ich nach ihrer Identitä t (Hom. Od. 9.252-255) und flJhn auch fon zu fragen. nachdem sich die Gliste als Hiketeis ausgewiesen haben (Hom. Od . 9.259-280). Vgl. in der lateinischen Epik die Ubermäßig aktive Rolle des bei Kleopatro speisende n Caesar (Lucan . 1O. 136f. und 172· 192). der als negativer C harakter erscheint. Während Caesar von sich aus die Initimive ergreift und dabei die Gastgeberin in den Hintergrund drilngt. wird de n Boreassöhnen ihre starke Stell ung durch die Situation vorgegeben. 189 A.R. 2_266: Kai Sn Tel npwTLo6' 6 y i pc.lv llfla uEv EbwSiis ... 190 Der Formelvers zu Beginn ei ner Mahlzeit 7.eigt nur das Ausstrecken der Hände . der Vers am Ende den Zustand der Sättigung an. vgl. l. B. Hom. Od. 1.1 50f.: oi S· ~ n ' oVE ia6' ETollJa npOKEllJEVa XE1paS iahhov. J OllTllP Em i n 6C1OS Kai ESrrnios e~ l pov eVTo ... u.ö. Z u den Ausnahmen s. die Diskussion de r Strukturelemente. S. 83ff. Vgl. in der lateinischen Epik z. B. Verg. Aen. 1.723 (nur Schlußvers); Verg. Aen . 8. 184 (Erwähnung des Spcisens und Schlußvers); Luean. 10. I 72f. (nur SchluBvers).

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4.2.2 Die Argonauten bei Phincus

Odyssee. das das frOhste Beispiel für ein Anti -Gastmahl darstellt. Da hier der Akzent darauf liegt, daß das grausame Ungeheuer die Gefahrten des Odysseus tatsächlich verschlingt, wird der Schmaus entsprechend ausfllhrlieh dargestellt. 191 Vergleichen läßt sich aus der lateinisc hen Epikaußerhalb von Gastmahlszenen - das erste Mahl der geflohenen Trojaner auf italischem Boden. bei dem sich das von Celaeno angekUndigte Tischprodigium erflilh. DafUr ist es unerläßlich, daß Aeneas und seine Begleiter tatsächlich die >Tische< verzehren, ein Vorgang. der mit einer ungewöhnlich detaillierten Schilderung gewUrdigt wird. 192 Auch in der Phineusszene kommt alles darauf an. daß der Seher tatsächlich versucht, von den dargebotenen Speisen zu kosten. da die Harpyien nicht an Nahrungsmitteln allgemein interessiert sind, sondern konkret den darbenden Greis daran hindern sollen, seinen Hunger zu slillen. 193 Der Speisevorgang wird daher hervorgehoben. Die List der Argonauten zeigt Wirkung: Kaum will Phineus von den Speisen kosten , als die Ungeheuer auch schon herbeifliegen, sic h unter Gesc hrei darauf stürzen und die Umgebung mit ihrem Gestank verpesten (A.R. 2,266-272). So findet das Mahl ein abruptes Ende, wie es keine andere Gastmahlszene bietet. Nicht nur der homeri sche Fonnelvers zum Ende des eigentlichen Mahls fällt aus, da der Hunger des Phineus ni cht gestillt wird auch an ein »Gespräch zwischen Gastgeber und Gash< nach dem Mahl oder gar ein geruhsames Nachtlager ist unter diesen Umständen nicht zu denken. Auch wäre es sinnlos. nach der Vernichtung der Speisen ein neues Bankett

191 Horn. Qd. 9.292 f.: f10alE 5' wS TE !.EWV 6PEOLTPocpoS. 00ö' Cm eAElTTEV. I EYKOTO TE OOPKOS TE Kai 60Tea lJVeAOEvTo. Nur der erste Fraß des Kyklopen wird jedoch gleichsam exemplarisch ausgemalt, während die beiden lIbrigen ~ Mahl zei ten <­ gemäß dem typischen Schema - nur mit »Vorberei tung« (der Tötung der Gefahrten) und »Ende des eigentlichen Mahls«. bzw. ohne jeden SchluBvers vertreten sind (Horn. Od. 9.3 Ilf.: 6lTAiooaTO 5EilTvov. I 5EllTvr'loas 5·.. ... Horn. Od. 9,344: c)1TAiooaoo OOPlTov). Auch darin zeigt sich der ungewö hnliche C harakter solcher Dars tell ungen. die nur unter besonderen Umständen in die Mahlbeschreibungen e ingefllgt werden . 192 Verg. Aen. 7. 112· 117: IIt I'erlere mo rs!lS I ex;gllGm in eererem !JenliriG llde-git etlelldi. I et vio/are "UIIIU ma/isqlle alldaeibus orbem I fatalis crusl; !Jotll/is 'lee pare~ re qUlldris: I . IIeus, et;am mellSllS eOllslwl;mlls ?< jnllll;t IIIIIIS, I 'lee p/llra. lUJllldells. \l"gl. die kurte Erwähnung des Speisens Verg. Aen. 8.182f., wo die Betonung damuf liegt. daß Aeneas und seine Begleiter von Euander das beste (RUcken·)Stück des Bmtens und
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4.2.2 Die Argonauten bei Phineus

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herzurichten , solange die Harpyien als Ursache des Übels nicht vertrieben sind. Diese Aufgabe Ubernehmen die Boreassöhne, die sich nach einem Augenblick des Schreckens wieder fassen und die davonfliegenden Ungeheuer mit gezUckten Schwertern verfolgen. Die Kraft dazu hat ihnen Zeus selbst verliehen , als dessen ~)H unde« die Harpyien gelten (A. R. 2,273_283}.194 Freilich ist es den Boreaden nicht bestimmt. sie zu tÖlen: Im letzten Augenblick gre ift Iri s ein und verhindert einen Kampf. t95 Bei der Styx schwört sie 194 Die Dramatik der Jagd veranschaulicht Apollonios in einem von Horner inspirierte n Gleichnis: Die Boreassöhne verfolgen die Harpyien wie Jagdhunde. die Gemsen und Rehe n nac hstellen und sie fast mit ihre n Zähnen erreichen (A. R. 2.278-28 1). vgl. Horn. 11. 8.338-340 (Vergleich Hektors mit e inem wütenden Jagdhund). Solche aus der T ierwelt entlehnten Bilder verwendet Apollonios wesentlich seltener als Homer. s. dazu CARSPECKEN ( 1952) 69: »11 is the world o f nature whieh predominates. as in Homer. but in Apollonios the emphasis is rather o n inanimate than animate nature. (... ) Hunting seenes. of which there are eightccn in the Jliad. appear on ly five limes.« Die Reminiszenz an homerische Käm pfer ist bemerkenswert. da die solchennaßen lOheroisch« gefarbte Jagd in e ine n unkriegerische n Kontext eingebettet ist: Das mutige Handeln der Boreaden hebt de n Kontrast zur Gastmahlszene hervor, die den Hintergrund der Verfolgung bildet. 195 Mit dieser unblutigen Fassung der Sage folgt Apollonios Hesiod, frr. 155f. MW. Daneben eltistiert e ine weitere Version. nach der die Harpyien von den Boreaden getötet wurden. vgl. ApolIod. Bibi . 1.9.21 ; lbykus fr. 292 PAGE: Aesch. fr. 260 RADT; vgl. Philodern Oe piet. p. 18 GoMPERZ. Man hat die Wahl dieser Sagenfassung mit der allgemeinen Abneigung hellenistischer Dichter gegen blutige Szenen begrUndet. so PADUANO (1986) ad loe. ErLähltechnisch betrachtet liefen der ausdrUckl iche Schwur de r Iris. der die T ötung der Harpyien verhindert, einen Bewei s für die Glaubwürdigkeit des Phineus. über d ie die Argonauten anfangs im Zweifel waren. Ihr Erscheinen veranschaulicht zugleich den Umschlag von zu großer Sorge zu übermäßigem Eifer: Drohten die zögernden Boreaden zunächst. Phineus gegen den göttlichen Willen im Stich 7. U lassen. so laufen sie nun im Eifer der Verfolgung Gefahr. die eEIJLS zu verlet7.en. indem sie die Harpyien nicht nur venreiben. wie es Phineus gefordert hatte (A.R. 2,234: tpnnJOOL). sondern sie gar töten. Die Ratlosigkeit und die Unkenntnis des göttlichen Willens. die die gesamte Fahrt prägt. zeigt sich also auch in dieser Szene. Der Eindruck wird dadurch verstllrkt. daß auch für den Leser der Wille der Himmlischen nicht deutlich erkennbar ist. Während die Götterboten im ho merischen Epos sonst von den Himmlischen ausgeschickt werden. sche int Iris hier aus eigenem Antrieb zu handeln. S. dazu CUYPERS (1997) 195f. Die schwac he Rolle der Olympier. vor allem des Göttervaters. in den Argonautika Irin in diesem Z usammenhang um so deutlicher hervo r. als die bedrängten Harpyien im g le ichen Zusammenhang von Iris als IJEYOAOLO 8u,)s KVvES bezeichnet werden (A. R. 2.289). Vgl. zu der von Homer deutlich abweichenden Göttenechnik des Apollo nios F'EENEY ( 1991 ) 56-60 und KLEIN ( 1931 ) bes. 245f. Das Eingreifen der Iris (und nicht des Hennes. der sich nach anderen Versione n den Boreassöhnen entgegenstellt) mag dadurch motiviert sein, daß sie als Schwester der Harpyien galt (S. Hes. Theog. 265((.). Diese Erklärung findet sich schon in Schol. 286 Laur. Bei der Fonnulierung Kat vU KE - Ei \..11) handelt es sich um eine typische Einleitung tur ein sogenanntes . ungeschehenes Geschehen .. , wie es im Epos seit Homer häufig vorkommt, vgl. NESSELRATH ( 1992) 44 .

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4,2.2 Die Argonauten bei Phincus

den Boreaden, daß Phineus künftig von den Ungeheuern verschont bleiben solle, worauf sich Kalai s und Zetes zum Schiff zurückwenden" 96 Es folgt ein kurzes Aition , das den Namen der Strophaden aus dieser Gest.e er· klärt . 197 Während der Dichter dieses Geschehen verfolgt, treten die Ereig· ni sse am Schiff und an der HUtte des Phineus vorübergehend zurück, wo sich die übrigen Argonauten um Phineus bemühen (A. R. 2.301·305). Ein vorübergehender Schauplatz wechsel während der Mahl szene kommt in epischen Gastmählern selten vor (s. o. S. 20). Alle Teilnehmer bleiben gewöhnlich am selben Ort und verlassen diesen erst, wenn das Mahl been· det ist. Dabei kann das Element )Nac hliager~< (Element XI) ausfallen. um anzudeuten. daß die im Anschluß geschilderte Szene gleichzeitig mit dem Gastmahl zu denken ist 198 Der ungewöhnliche Einschub unterstreicht die Sonderstellung des Mahl s und der dazu erforderlichen Vorbereitungen. Dienen die aufgetragenen Gerichte in anderen Szenen dazu , eine Ti schge· seil schaft zu beköstigen und den Fremden nach seiner langen Rei se zu stär· ken, so bilden die Speisen hier nur einen Köder für die Harpyi en: Sie wer· den ausdrückli ch nicht für alle Anwesenden bereitgestellt, wie es sonst üblj · cherwiese geschieht,l99 sondern ausschließlich für den Greis, da nur er Ziel 196 KNIGHT ( 1995) 171 , die die Berührungspunkte der Szene mit der homerischen Kirkegeschichte untersucht, möchte das Ende der Verfolgungsjagd mit dem Ende der Feindseligkeiten aur der Kirkeinsel (Hom. Od. 10,321·344) parallelisieren und faßt zusammen: »Circe and the Harpies, who have been causing hann . 3re lhreatened with swords and swear a solenm oa!h not to do any furth er hann.« Diese Paraphrase ist ungenau: Nicht die Harpyien selbst schwören den Eid. sondern die Götterbotin Iris - ein Umstand. der nicht verwischt werden darf. denn die Phineusszene erhlilt einen Teil ihrer Dramatik gerade daraus. daß die Harpyien nicht im eigenen Interesse. sondern auf Befehl der Göller ha ndeln (Vgl. A.R. 2.289: ' ApTlVio5. IJEYOAOIO ~I 05 KV"05). Die anfangli ehe BefUrchtung der Argonauten. möglic herweise in einen Konflikt mit den Göttern verwickelt zu werden. ist also nic ht abwegig, genauso wenig wie die Skrupel , die Phi neus zu ei ner bewußt bruchstückhaften Weissagung veranlassen. um die Himmlischen nic ht erneut zu erzürnen . 197 Vgl. VALVERDE-SANCBEZ (1989) 189f. Die Strophaden erwähnt auch Vergi l (Aen . 3.209-213). allerdings als neuen Wohnsi tz der Harpyien. S. NELIS (200 J)a 32f. 198 Vgl. den Aufenthalt des Telemach bei Menelaos im vie rten und funfzehnte n Buch der Odyssee. den der Dichter ohne Nac htlager ullierbricht. um zu dem offenbar gleichzeitig stattfindenden Treiben der Freier auf Ithaka Ubenuwechseln (Horn. Od. 4.620f.). Ein Nachtlager wird allerdings später zu Beginn des 15. Buches geschildert. al s die Telemachhandlung wieder ei nsetzt (Hom. Od. 15.4·8). gleichsam als handele es sich um den Abschluß des in Buch 4 geschilderten Mahls. Dies ist jedoch wegen der offenbar langen Zei t des Aufenthalts kaum möglich. Für die Diskussion um die Dauer des Be· suc hs bei Menelaos s. SEECK (1998) 138- 140. 199 Eine Ausnahme bildet das Begrtlßungsmahl für den . Bettler< bei Eumaios. an dem der Wirt nicht selbst teilnimmt, sondern - ein ungewö hnlicher Vorgang in epischen

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4.2.2 Die Argonauten bei Phineus

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der regelmäßigen Angriffe wird (A.R. 2,263). Obwohl di e Begegnung zwischen Phineus und den Argonauten - abgesehen vom durchgehe nden Rollentausch - wie eine typische Mahlsze ne eingeleitet wird, e ntspri cht die Inlcntion bei der ersten Herri chtung der Speisen nicht der von Gastgebern in anderen Szenen. Auf den Zusammenh ang mit der Vertreibung der Harpyien weisen auch die Bemühungen der zurückgebliebenen Argonauten hin , die zeitlich parallel mit der Verfolgungsj agd der Boreassöhne ablaufen. Die Gleichzeitig ke it der Handlungen wi rd deutli ch mit T6cppa gekennzeichnet: Während die Boreaden Jagd auf die Harpyie n machen. bereiten die übrigen Argonauten für Phineus ein Bad und säu bern ihn am ganzen Körper vom Schmutz. 2OO Die Reinigung mit warmem Wasser, die in der Hias noch nicht erscheint, wird in der Odyssee mehrfach al s selbstverständliche Annehmlichkeit erwähnt . Gewöhnlich stellt der Gastgeber dafUr ni cht nu r Wasser und die notwendigen Gerätschaften zur Verfügung, sondern auch Dienerinnen als Badepersonal. 201 In der vorli egende n Szene sind es jedoch die Gäste, die ihren Gastgeber auf diese Weise pflegen. Die Szene we ist also - selbst den durchgehenden Rollentausch vorausgesetzt - eine gegenüber dem typischen Schema leicht abgewande lte Struktur auf. Zunächst schildcrt der Dichter eine an den epi schen Ko nventio nen ori entierte und mi t einer Hikesie verbunde ne Empfangsphase, bei de r die Rollen fast durchgehend vertauscht sind. Al s das Ritual erfolgreich beendet und damit eine freundli che Beziehung zw ischen den Parteien etabliert ist, folgt unverzüglich dic Hilfe leistung für de n Bittflehenden. Diese unterbricht fU r eine Weil e den typischen Gang des Geschehens. Zwar haben auch in anderen Gastmahlszenen die Bitten eines Gastes gewöhnli ch Erfolg, doch handelt es sich dort stets um Anl iegen. di e ent weder e rst während des Mahls vorgetragen werden, oder die bis zu m Ende eines fo rmvollendeten Banketts aufgeschoben bzw. während der Bewirtung selbst e rfuHt werden können -

Mahlszenen - seinen speisenden Gas1 mit Erl.ählungen un terhält ( Ho rn. Od. 14 .80-108). In der Phineusepisode erscheint auch diese an sieh auffltl1ige Si tumion umgekehn . da hier die Reisenden auf das Mahl verl.ichten. 200 A.R. 2 .30 1f. : T6q>pa S' ap1CJTllES TTlV6EV TTEP't SeplJo yepovTO) / TH1VTlJ q>OIß~caVT ES. Dazu G UMMERT (1992) 67f. Zur lange umstrittenen Frage de r gleichzeitigen Handlungen bei Apollonios insgesamt s. K ÖHNKEN (1965) 122- 124. mit Diskussion der Thesen MEHM ELS ( 1940) und I BSCUERS ( 1939). 201 Telemach bei Nestor (Horn. Od. 3.465-469); Te lemaeh bei Mene laos (Horn. Od . 4.48-5 1); Odysseus bei den Phtlaken (Ho rn . Od . 8.433-437 und 449-457): Odysseus bei Kirke (Horn. Od. 10 .358-365); Theoklymenos bei Telemaeh (Horn. Od. 17.85-90).

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4.2.2 Die Argonlluten bei Phineus

zum Beispiel durch Erzäh lungen, um die der Bittende ersucht hal. 202 In der hier vorliegenden besonderen Situation kann jedoch ke in fröhliches Gastmahl sraufinden , ehe nicht die Bitten des Phineus erfü llt und die Harpyien in die Flucht geschlagen sind. Nachdem die übrigen Argonauten den Greis gebadet haben, richten sie eine neue Mahlzeit her. 20 ) Auch hier setzt sich der Rollentausch zwischen Gast und Gastgeber fort: Nicht der Wirt stellt das Fleisch fUr die Mahlzeit bereit, sondern die Argonauten schlachten ausgewählte Tiere aus der bei Amykos erbeuteten Schafherde. Das Verb ipeuoavTo wird von den Übersetzern meist mit »opfern « wiedergege· ben und als Andeutung des vor Mahlzeiten üblichen Speiseopfers betrachtet?04 P LANTlNGA (1999) interpretiert den Vers als Hinweis auf die besondere Frömmig· keit der Argonauten. wobei sie jedoch anmerkt, daß Opferrituale nicht ausdrück202 Vgl. Horn. Od. 3,92ff. (Tele mach zu Nestor): TO: 00: yoüva6' il<:avol-lal. 01 1<:' e60\1]o60 / KEivou AUYPOV öAe6pov eVlomlv. derselbe Vers Horn. Od. 4.322f. (Telemach zu Menelaos). In beiden Flillen wird der Wunsch durch die Erzählungen nach dem Mahl erfU llt. Bei der Bitte des Odysseus an Arete und Alkinoos um ein Geleit nach Ithaka (Horn. Od . 7, 147-152) erfolgt die Erfllllung erst nach längerem Aufenthail des Gastes, doch hm diese Verzögerung keine negativen Auswirkungen auf den Gang der Handlung, da Odysseus trotzdem seine He imat erreichl, bevor die Freier Penelopes Wi · dersland brechen kö nnen . Bei der Bittrede de r Phrixossöhne (A. R. 2.1 123·) 133) kommen die Argonauten de m Wunsch nac h Kleidung sogleich nach. während sie de r allgemeinen Bille um Unierstützung durch das stärkende Mahl und das Geleit nach Kolchis Rechnung tragen. Elwas anders stelli sic h die Situation bei der Lösung Hektors dar. Hier wi ll Ac hill zuntlchst die Freigabe des Leichnams aufschieben, bis er durch ein friedliches Beisammensein - ob damit auch ein Mahl intendiert ist. läßt sich zu diesem Zeitpunkt nic ht deutlich e rkennen - das unkriegcrische Verhähnis zu Priamos besiegelt hat (Horn. 11. 24.522-55 1). Dieses Ansinne n le hnt Priamos ab und besteht darauf, daß zuerst sein Sohn ausgelöst werden mUsse, was Achill ihm auch zugesteht (Horn . 11 24,552-620). Erst anschließend wird e in Gastmahl für die Anwesenden hergerichtet (Horn. 11 . 24.62 1·627). Die unverzügliche Erfllllung der Biue. die der raschen Hilfe leistung für Phineus enl· spricht, ist jedoch ausschl ießlich durc h die PieUit des Priamos mOli viert und nicht dadurc h. daß, wie bei dem von Harpyien geplagten Seher, dem Mahl äußere Hinderni sse entgegensHInden. Ohne Erfolg bleibt in den epischen Gastmahlszenen nur der Wunsch der Argonauten. das goldene Vlies von Aietes zu erhalten (A.R. 3.333-349: Argos trägt das Anliegen der Argonauten vor und Val. Rac. 5.483-5 18: die Bittrede erfolgl in dieser Version wtlhrend der ersten Begegnung mit Aictes im Te mpel). 203 A.R. 2,301-303 : T6
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4.2.2 Die Argonauten bei Phineus

lieh dargestellt werden. tung des Verbs

206

2os

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Die Übersetzung »opfern « e ntspric ht der G nmdbedeu-

und fü gt sich inhaltlic h in die Situation ein. Es liegt n ahe. daß

die Argonauten hier, wie vor jeder Mahlzeit. den Göttern e inen Anteil an dem A eisch weihen. Auffallig ist a lle rdi ngs. daß kein Adressat rur die Gabe genannt w ird. Bei anderen Opferszenen und Erwähnungen von Opfern ne nnt Apollo nios den geehnen Gott dagegen s le ts namentlic h

207

und fügt an der ei nz igen S telle. an

de r die Gabe nicht nur e ine r Gotthei t gi lt. e ine n Plural hinzu : a8avoToloI

BvT,AoS I

pE~avTES (A.R.

2,156f.: Opfer nac h dem Sieg über Amykos) .

Demgegenüber bleiben die Angaben an u nserer Stelle recht a llgemein . Nicht die Götter slehen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit - sie werden nic ht ei nmal erwähnt - sondern das durch das Verb ipEuoavTo a usgedrtickte Schl achte n der Rinder.

208

Diese Wortwahl impliziert nicht unbedingt eine religiöse Motivation

flir das Töten de r Tiere. wie der Sprachgebrauc h der Odyssee belegt. 209 Am d e ut205 PLANTINGA (1999) 140: »In the Phineus episode (... ) the various preparations and rituals o f sacrifice are not mentioned at all . The fact that a sacrifice is made is important as it underlines Ihe piety of the Argonauts and attention is drawn specifically tO the care with which the sac rifice is made (2.302-3: ETTlKPISOV ipE\/oavTo I ~.lliAa ...).... Diese Interpretation wird jedoch durch den Text nicht geslOtzt. Nicht daß die Tiere fur ein Opfe r ausgesucht werden. ist hier gesagt, sondern daß ausgesuchte Tiere geschlachtet werden . Dies aber entspricht dem allgemei nen Gastrecht: Dem Fremden wird das beste zur Verfugung stehende Aeisch vorgesetzt, von dem er oft auch die schmackhafteste Portion erhält. vgl. Horn. Od. 4.65f. (Mene laos tri u das ihm zustehende EhrenstUck an die Gäste ab); Hom. Od. 14,437f. (Eumaios reicht Odysseus das EhrenstUck). S. dazu oben S. 262. 206 S. LSJ s.v. iepevw. 207 A.R. 1.14 (Pelias opfen Poseidon und allen anderen Göttern außer Hera); A.R. 1,437 (Argonauten opfern ApolI); A.R. 1.858-860 (Lemnierinnen o pfern Hera, Aphrodite und allen übrigen GÖllern); A.R. 1,966f. (die Argonauten opfern ApolIon); A.R . 1, 1186 (d ie Argonauten opfern ApolI ); A.R. 2,485 (Vater des Paraibios soll der thynischen Nymphe opfern); A.R. 2,688 (die Argonauten opfern Apollo . HWloS"); A.R. 2,1 148 (Phrix os opfene Zeus den goldenen Widder); A.R . 2,1 170 (Phrixossöhne opfern Ares); A. R. 3,65 (Hera erinnen sich an das von Pelion vergessene Opfer); A.R. 3.846f. (n:tchtliche O pfer an Daira verleihen den Zauberkräutern ihre Wirkung); A.R. 4 ,702 (Kirke ruft beim SUhnopfer Zeus an); A.R. 4 , 12 17- 12 19 (Ailion des j:thrlichen Opfers an die Moiren und Nymphen im Heil igtum des ApolIon Nomios); A.R. 4 , 1594 (Argonauten opfern Triton); A.R. 4. 17 19 (Argonauten opfern ApolI). 208 Bei Valerius Aaccus (V. 4,529f.) ist an der hier besproche nen Stelle klar ein regelrec htes Opfer an Jupiter intendien: IlI lerea Min)'ae pulsa lue IJrima TOt/tmli I saera I/0I'0t/1.

209 S. Horn. Od. 2.56 (von den täglichen Pr.assereien der gottlosen Fre ier gesagt); Ho rn. Qd. 8,59 und Hom. Od. 13.24 (Alkinoos stel lt Fleisch rur die Ruderer der Ph:taken bereit); 19, 198 (Der >Bettler< Odysseus berichtet Penelope, wie er Odysseus und sei ne Geflihnen mit Mehl. Wein und Aeisch gestärkt habe); Ho rn. Od. 24.215 (Odysseus trägt Telemach und den Knechten auf, ein Mahl im Haus des Lacrtcs herzuric hten), u.ö. Eine Diskussion dieses Sprachge brauchs findet sich bei SATO ( 1979) 36f.

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4.2.2 Die Argonauten bei Phineus

308

lichsten zeigt d ies eine Parallele in der oben besprochenen Eumaiosszene : Dort erte ilt der Sauhirt seinen Gehilfen die Anweisung: a~Ee' vwv TOV aploTov, 'iva ;Eiv'il iepHJOW /

TllAE5alTt;> (Horn. Od. l4,4 14f.). wobei iEPEVOW nicht

)}opfem ((. sondern nur »für den Gast schlachten« bedeuten kann . Dies sch ließt nicht aus, daß im Rahmen der Mahl vorbere itungen auch den Göllern Fleischstükke dargebracht werden (vgl. die zahlreichen Opferhandlungen des Eumaios), aber der reli giöse Gedanke gibt nicht den Anstoß zur Schlachtung. Vielmehr so ll auf diese Weise Fleisch gewonnen werden. um den Gast bewirten zu kö nne n. Eine Form von iEpEVW/ipEuO~a t21O kommt in den Argonautika sonst nur einmal beim gemeinsamen Opfer der Argonauten und der Phrixossöh ne vor ( A.R. 2 , 11 70). wobei die We ihung der Gaben an den Kriegsgou Ares deutlich gekennzeichnet wird (A.R. 2. 11 69f. : ..dov ~ ETa V'lOV • Ap'loS / ~fiA ' iep EVo6 ~ EVOI ). Das gebräuchlichste Verb für »opfern « ist in den Argonauti ka

PEt;w, das

zwölf-

mai im Zusammen hang mit Opfern gebraucht wird. daneben ko mmen Wendungen wie

eu., 5exeo6at vor (A.R. 4, 12 17). In allen Fällen ist der Adressat der Weihung

erkennbar. Es ist also anzuneh men, daß das Verb an unserer Ste lle nicht im S inne von )}opfern «, sondern abgeschwächt als »schlachten(( zu verstehen iSt. 211 Die Mahl vorbereitungen bei Phineus sind also nicht nur wegen der fe hlenden Angaben über den geehrten Gott oder eine allgemeine Weihung an die Himmlischen auffalli g. sondern auch wegen des in den Argonautika seltenen Verbs i p evo~a t.

Daher verdient die Parallele in der Eumaiosszene der Odyssee, in der

das Wort ebenfalls in nicht-rel igiösem Kontext innerhalb einer Gastmahl szene verwendet wird . Beachtung. Der Aufe nthalt des Odysseus bei Eumaios und die Begegnung zwischen den Argonauten und Phineus wei sen auch in anderen Details Übereinstimmungen auf: In beiden Fällen wird ein betagter norle idender Mann, hinter dem sich ein ehemals bedeutender Herrscher verbirgt. von wohlmeinenden Helfern beköstigt. In beiden Fällen besitzen die Greise, denen das Alter ausdrücklich vo n den Göttern verliehen wurde. Vorkenntnisse über ihre Wohltätcr, die ihnen ihre persönliche Schutzgoltheit selbst vennittclt haI. Beide werden von den äußercn Umständen gezwungen. sich am Ei ngang zur Behau sung nieder.w kauem . und beiden ei len sodan n die kü nftigen Gastgeber zur Hilfe. die auch später bei der Bewirtung se lbst Hand anlegen. Die Parallelen werden d urch s prachliche Reminiszen7..en unterslrichen: Sowohl Odysseus als auch Phineus speisen )gieri g«. 210 Zwischen iepeuw I ipevw und ihren med ialen Fonnen besteht keine semantische Differenz. Beide können sowohl das Schlachten eines Tieres allgemein als auch das Opfer fUr einen Gon bezeichnen. 211 S. LSJ s.v. iepevw . die unsere Stelte mit der Bedeutung "'!>'/lI uglller for a feas t" anfUhren.

4.2.2 Oie Argonauten bei Phineus

309

wobei das Adverb jeweils 3m Versanrang steht (Horn. Od. 14.109r. : Kpio T'

ne81e TTivE TE oTvov / 6:pnoMws: A.R. 2.305r.: aUv SE Oq>IOI SaiVVTo lveus / 6:PTToAEWS). Der im gleichen Zusammenhang erschei nenden Wendung ~pape 6vlJoV (Horn. Od. 14. 111 ) entspricht die Verbindung 8vIJov iaivwv bei Apolloni os ( A.R. 2.306).212 Die Parallelen . die von FANTUZZI ( 1988) 3 1-4 1 nicht erfaßt werden. sind bemerkenswert. als apTTo AEwS bei Homer sonst nur noch einmal (beim improvisierten Mahl des Odysseus am Slrand von Scheria. Ho rn . Od. 6.250. vgl. de n Verweis von MOONEY 11912) zu A.R. 2,306. der allerdings die Parallele in der Eumaiosszene übersieht) vorkommt und in den Argonautika nur an unserer Stelle rur gieriges Essen verwendet wird.m Diese Beobachtungen legen den Schluß nahe. daß das Verb ipevoavTo ohne dire kten Bezug auf die Göller als Imitation der OdysseesteIle zu verstehen ist. Wie Eurnaios den Gast aufn immt und ihn mit seinen Vorrtiten stärkt. so bew irten die Argo nauten Phineus aus ihrem Proviant. Der Akzent liegt nicht aur einer religiös motivierten Schlachtung, sondern auf der Hilfeleistung fUr den Greis, ganz wie auch in der Eumaiosszene das Tier nicht als Oprer

rur die Göller dient

(obwohl

diese ihren Antei I erhalten). sondern Aeisch rur die Bewirtung des Bettlers liefert.

Das Ende der Vorbereitungen wird durch einen zusammenfassenden Hexameter angezeigt, der e ine Abwandlung ho merischer Fonnelverse dar214 slcllt. Sodann folgt eine all gemeine Bezeichnung des Spcisens, wie sie in lI ias und Odyssee nur gelege ntl ich vorkomml. 21S In zahlreichen homeri sc hen Gastmahlszenen beschränkt sich die Darstellung auf einen Formeivers. der das Ausstrecken der Hände bezeichnet, und dem unmitte lbar eine Formel zum Ende der Mahlzeit fo lgt. Auch in der nachhomerischen Epik, wo das Ausstrecken der Hände nicht erscheint. Uberspringen die Dichter in der Mehrzahl der Szenen die Nahrungsaufnahme. Ihr wird - wie oben geze igt - nur dann Aufmerk samkei t geschenkt. wenn ihr in der jeweilige n SilUati on ei ne besondere Bedeutung zukommt. Dies ist bei Phineu s der Fall. An dem ungestönen Schmaus des Sehers ze igt sich. daß die Mi ss ion der 212 S. PLANTINGA ( 1999) 141. 2 13 Sei der einzigen anderen Stelle. an der das Wo rt von Apollo nios überhaupt verwendet wird. handelt es sich "ichl um eine Mahlbeschreib ung (A.R.. 4.55(.: ETTExrlpaTo M~ vI1 / 6pnaAEws. von der Schadenfreude der Mondgöuin bei Medeas Aufbruch). 2 14 V. 2.304 : a imlp hel IJtyo SOpnov Evi IJEYOpoLOL leevTo I 5a ivuve ·. vgl . 110m. Qd. 3.65: oi 5 Emt WTTTT}OOV Kpf vn l pTEpa Ka\ t pvoavTo [... 11 5aivuvT·... u.Ö.

2 15 A.R. 2.205: 5a ivvvS' t~6IJ E VOL. Die Belege bei Homer sind oben (S. 82) aufgefUhrt .

3 10

4.2.2 Die: Argonauten M i Phi neus

noch nicht heimgekehrten Boreassöhne erfolgreich verlaufen ist und Phi· neus sei ne Strafe verbUß, hat. 2 16 Aus diesem Grund beläßt es der Dichter nicht bei der in den ho meri schen Epen vorgebildeten Fonnel Baivvv9 ' E~6~ E V0 1 , sondern fUgt ei ne pl asti sche Schilderung des spei senden Phineus an : Dieser ißt mit den Argonauten, und zwar gierig. als träume er. 211 Der e ineinhalb Hexameter umfassende Einschub, der betont am Ende des Schmauses s teht~ verleiht Phineus als Mahlteilnehmer besonderes Gew icht. Zwar sind es die Argonaute n, die das Mahl herrichten, und die die Mehrheit der Tischgemeinschaft bilden, doc h richtet sich. wie die Struktur der Mahlbeschreibung zeigt, die Aufmerksamkeit des Dichters auf den al s zusätzli chen Teilnehmer e ingefUhrten Greis. vgl. V. 2.305: oaivvv9' • aVv OE OCJH· 01 OatVVTO
2 16 Nur seine Blindheit kann nicht rückgä.ngig gemacht werden . wie der Seher selbst de n Argonauten e rkllin, s. A.R. 2,441-447. 2 17 A.R. 2,305f. : öo (vvve' t~6~e vol ' Oliv SE OqllCl SOiVVTO lveu') I apTToAEw,) oTov T' EV oVEipo Ol, 9u\Jov ioivw v. Den Anklang zwischen " A PT1"VIOI und aPTTOAEW') betont zu Recht VtAN (1976) ad loe .• vgJ. O' HARA ( 1990) 371 f .. der auf die Reminiszenz in Verg. Aen . 3,225-228 verweist 218 Vgl. A.R. 2.306: oTov T' t v ovetpa Cl . 9u\Jov lo ivwv. Der genaue Sinn des Nebensatzes ist umstritten . Entweder handelt es sich um e inen allgemeinen Verg leich ( .. Phineus erfreute sein HerL wie in einem Traum«). wobei EU ovEipoCl als poetischer Plural zu betrachten wäre, oder es sind die sehnsuchtigen Träume des Sehers sel bst gemeint (» Phineus erfreute sein Hel? wie in seinen Triiumen",-). Für ersteres plä.diert PADUANO ( 1994), ru r letz.teres VIAN (I974) und GLEtINATZEL-GLEI ( 1996). In jedem Fall aber hande lt es sich um ei ne Empfindung. die nur Phineus selbst. nicht aber die Argonaute n wahrnehmen können.

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4.2.2 Die Argonauten bei Phineus

311

Speise und Trank zusammenfaßt. 2 19 In Übereinstimmung mit den meisten homeri schen Szenen (eine Ausnahme bilden die Presbeia, Horn. 11. 9,223· 231 und die Bewirtung des Odysseus durch Eumaios, Horn. Od. 14,111 · (13) wird hier, wie auch sonst in den Argonautika. nicht zwischen Mahl und Umlrunk getrennt. wie es auch später in der römischen Epik nur in Ein· zelfa1.len angedeutet wird. 220 So geht Apollonios vom Mahl gleich zum »Gespräch zwischen Gastgeber und Gast« über (A.R. 2,307·310). Charakte· risti sch ist für diese Phase des Banketts eine Wechselrede, die sich bis spät in die Nacht hinzieht. Wird die Dauer der Unterhaltung ausdrücklich er· wähnt , so steht die entsprechende Bemerkung am Ende der Reden.221 Apollonios hingegen weist schon direkt nach dem Mahl darauf hin, daß die Argonauten die ganze Nacht über wachen (V. 2,308: rravuuXlol BOPEW IJEVOV vieas EypnooouTes). Das lange Beisammensein ergibt sich also nicht. wie in anderen Szenen, organisch aus der ausgiebigen und wechselvollen Unterhaltung der Tischgenossen, die sie die Zeit vergessen läßt, son· dem aus der Sorge der Argonauten um die Boreaden. deren Heimkehr sie abwarten wollen. Erst an zweiter Stelle wird Phineus erwähnt. welcher mit· ten unter ihnen am Herd sitzt (A.R. 2,309: mh6s S' EU l1eooolOi nap' EoxapD noS' 6 yepatos). Nur sein Platz ist durch die Angabe nap' EoXaPD näher bestimmt, nicht aber der der Argonauten , die sich an nicht genau bezeichneten Orten um den Grei s gruppieren. In den mei sten anderen Mahlszenen wird hingegen der Gast lokalisiert, während die Position des Gastgebers entweder nur indirekt oder gar nicht zur Sprache kommt. 222 2 19 A.R. 2.307: l veo S· eTTEI MPTTOIO KOP~OOOVT ' T\Se TT01i'!TOS .... vgl. Horn. Od. 1,150 u.Ö.: O\lTIlP ellE\ n oOlO') Kai eS'lniO') l~ l p o v EVTO ... 220 Vgl. Verg. Aen . 1.723f.. Sial. Ach. 1,773f. und Val. Aac. 1,294 . Dazu oben S. 80f. Zur Tre nnung zwischen Mahl und Gelage in der rö mischen Kultur allgemein s. K IRC/IER ( 191 0) 14f. 221 Horn. Qd. 1.423 (Vergnügungen der Freier nach dem Mahl): TOLet" St TEp-n O\Jevolol \JE;l.oS E"Oll"EPOS: ~Aee. Horn. Cd. 3.329 (Telemach bei Nestor): WS tepOT', n~A I~ S· 6:p lSu Koi erri Kvecpo s TiME, A.R. 2,8 11 (Aufenthalt bei Kyzikos): ~WS T6TE IlEV SOLT ' Ollcp\ rroVnllEpol E'+IIOwVTO. Bei den Mahlbeschreibungen , die keine n ausdrtlcklichen Hinweis auf die Dauer der Gesprttche enthalten. wird ihre Länge dad urch kenntlich gemacht. daß sich die Teilnehmer unmittelbar danach zu Bell begeben (Odysseus bei den Phäaken, Horn. Od. 7 ,343, vgJ. Hom. Od. 13.17) oder, in der Kirke· szene. daß während der Unlerredung (am Ende des einjährigen Aufenthalts, d.h. außer· halb der Gastmahlszene) die Morgenröte erscheint (Ho rn. Od. 10.541 ). 222 S. z.ß. Horn . Cd. 3.37-39 (PeisislTntos läßt Telemac h und AthenelMentor Platz nehmen): '(SPUOEV nopo: SalTi / KWEOIV EV )..tOAOKOLOIV. en\ \VO\JaTOIS OAil)O"1 I nap' TE KOOIYV"'TC~ 8pOOVllnSEl Kai rroTEpl c";l: Horn. Od. 4,5 1 (Telemach und PeisistralOS bei Menelaos): ts pa ep6vous E~OVTO nap ' 'ATpEiS'lV MEV~AOOV : Horn.

eni

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31 2

4.2.2 Die Argonauten bei Phineus

Auch in diesem Detail fi ndet also eine Umkehrung der traditione llen Rollenveneilung statt. Der Platz am Herd wird sonst in Gastmahlszenen nur selten erwähnt. Er erscheint einerse its als Ort der Biuflehenden, wie das Beispiel des Odysseus zeigt, der sich in die Asche setzt. um die Reaktion der Phäaken auf sein Erscheinen abzuwarten (Hom. Od. 7, 153f.), andererseits kann das wärmende Feuer, das sich im Innersten des Hauses befindet. in beso nderen Fällen auch ei nen bevorzugten Platz für das Nachtlager bieten, wie die Euma iosszene zeigt (Horn . Od. 14,5 18f. ). Bei der Darstellung der Sitzordnung kommt der Herd sonst jedoch nicht ausdrücklic h vor. Der Fremde sitzt entweder auf dem Ehrenplatz neben dem Hauptgastgeber. d.h. dem Herrn des Hauses, oder ihm gegenüber, wobe i die genaue Lage im Raum und die Position zur Feuerstelle keine Roll e spielen.223 Setzt man in der Phineussze ne einen durchgehenden Rollentausch an, so müßte Phjneus, der gleichsam die Steilung eines Gastes innehat. während der Unterhaltung neben dem Anführer der Argonauten. d.h. neben Jason, sitzen. Tatsächlich tritt Jason in der Unterhaltung mi t dem Seher als Wortfuhrer auf, ganz wie es sonst der Hauptgastgeber im Gespräch mi t einem Ankömmling tut. 224 Um SO auffä lliger ist Od . 7. 169- 17 1 (Alkinoos lädt Odysseus an den T isch): t TT\ Bpo vou ETae q>a elvaü. / vio v 6:va oTf)aa ') ayam 'wopa l\ a ooa~a vTa / Ö') oi TT AIlOIOV Tr;e. Eine Ausnahme bilden die Presbeia Ho rn. 11. 9.2 18f.. d ie Lösung Hektors (Ho rn . 11 . 24.597 f.), d ie Bewirtung des Odysseus durch Eumaios (Ho rn. Od . 14,79 ) und des Telemach durch Eumaios (Ho rn. Od. 16,53). in der nur die Posilion der Gastgeber näher beschrieben wi rd . Diese setzen sich den Besuchern gegenllber. S . eine ähnliche Geste (außerhalb e ine r Gastmahlszene) auch im 5. Buch der Odyssee. wo sich Kalypso Odysseus gegenllbersetzl. nachde m sie beschlossen hat, ihn z.iehen zu lassen (Horn. Od. 5. 198). Vgl. außerde m Hom . Od . 1,130- 133, wo der Gast Athene IMemes nicht in eine sc hon bestehe nde T ischge meinschaft aufgeno mmen wi rd. sondern Telemach ausdrUcklich ei gene Plätze getrennt von den Freiem herrichtet. Dabei sorgt er zuerst ru r de n Besucher. der auf e inem Lehnstuhl Platz nimmt. und anschließend rur sich selbst. indem er e inen bescheideneren KAIO~ O') an ihre Se ite rUckt, wodurch die ehrerbietige ZurUckhaltung des j ungen Telemach gegenüber de m älteren Mentes zum Ausdruck kommt. S. zum " Platz bei Tisch« oben $ . 67ff. 223 S. Anm. 222. »In de r Mine« sitzen sonst in den geschlossenen Gastmah lszene n nu r Dido bei de r Bewirtu ng des Aeneas (Verg. Aen. 1.6970. und Hypsipyle bei dem an der Aeneisstclle orientierten Gastmahl de r Argonauten auf Lemnos (Val. Flac. 2.346f.), wobei möglicherweise d ie röm ische Sitte e ines Tri kli niums angede utet werde n so ll. so daß die Szenen nicht di rekt mit dem hellenistischen Argonautenepos vergleichbar sind. 224 A.R. 2,4 11-418; vgl. Ho rn. Od. 1.1 58ff.: Horn. Od. 3,69ff. : Hom. Od. 4.78ff. ; Horn . Od. 5.87 ff. ; Hom. Od. 7. 186ff.; Horn . Od. 14.80ff. (hier beginnt d ie entsprechende Rede des Gastgebers Eumaios jedoch schon während des Mahles); A.R. 3.304 ff . und in der late inischen Epik Verg. Aen. I ,750ff. : Verg. Ac n. 8, 185 ff.

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4.2.2 Die Argonauten bei Phineus

3 13

der Si tzplatz am Herd und die fehlende Angabe der Relation zu Jason. Dies kann nicht darin begründet sein, daß Phineus, ähnlich wie der auf Scheria am Herd si tzende Odysseus, zu diesem Zeitpunkt als Bittsteller aufträte, denn sei n Hilfeersuchen an die Boreaden hat bereits Erfolg gehabt. wie das eben bee ndete, von den Harpyi en ungestörte Mahl beweist. Auch nimmt er nicht die von Odysseu s gewählte Position ;11 der Asche ein (Horn . Od. 7, 153: EV KovfTJOI), sondern sitzt !leben dem Herd (A.R. 2,309: lTOp' EoXaPTJ). Das Motiv kann also allenfalls aus der tl .a. in der Eumaiosszene erke nnbaren Bedeutung des Herdes als innerstem Punkt des Hauses abge~ leitet werden. Hier wie dort befindet sich eine besonders schutzwürdige Person direkt an der Feuerstelle . während sich die anderen um sie herum bzw. neben ihr niederlassen.225 Der hervorgehobene Platz des Phineus ent~ spricht also für sich genomme n der hervorgehobenen Position ei nes fre m ~ den Ankömmlings bei Ti sch, während die Lokali sierung direkt am Herd den Schutz kennzei chnet, den er durch die Argonauten erfahrt. Warum aber hat Apollonios den Ro llentausch, den er der Szene insgesamt zugrunde legt, in di esem Punkt ni cht in allen Einzelheiten durchgehalten und Phineus neben Jason angesiedelt ? Hier zeigt sich erneut ein Phänomen, das wir schon beim Begrußungsritual beobachtet haben. Di e Argonauten übernehme" zwar über weile Strecken di e Ro lle der Gastgeber, sie sind es aber in Wirkl ichkeit ni cht. Sie bereiten Phineus zwar ein Mahl, wie es sonst pfli cht bewußte Wirte für ihre Gäste tun, doch liegt der Akzent auf der konkreten Hilfel e i ~ stung für den hungernden Greis, und nicht wie in den typi schen Gastmahlszenen auf ei ner freundlichen Aufnahme und der damit verbundene n Ehre n.lr den Bewirtete n. FOlgerichtig ist dem Dichter nicht daran gelegen , Ph i ~ neus dadurch auszuzeichnen, daß er ihn an der Sei te ei ner ei nflußreichen Persön lichke it Platz nehmen läßt. 226 Statt dessen betont er die »Rückführung« des von den Harpyien zur Hilflosigkeil verurte ilten Sehers an den eigenen Herd.

225 A.R. 2.309 : a liTos: 5' EI.' UEOOOIOI Trap ' eoxO:plJ. vgl. Ho rn. Od. 14.5 18-524 : Tiefl 5' apo oi nvpOs EyyUS: / E\ivTiv [...j TOI 5t TTap' aliTov / äv5pES: , , KOIU!l00VTO V€!lVIOI. 226 Man beachte. daß Auszeichnungen. wie das Ehrenstück. des Bra tens. während des Aufenthalts nicht erscheinen. und daß auch keine Gaben lIberreicht .....erden. wie es sonst häufi g geschieht. Die Ehre. d ie mit dem Sitzplatz neben dem Gastgeber verbunden ist. wird besonders de utlich. wenn zugunsten des Gastes andere. bevorzugte Personen aufstehen müssen. vgl. den RUckzug des Königssohnes am Hof der Phäaken. Horn. Od. 7.170f.

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3 14

4.2.2 Die Argonauten bei

Ph im~us

Der Abschn if1nach dem eigentlichen Mahl Eine ähnliche leichte Abweichung vom Rollentausch zeigt sich am Beginn der wechselseitigen Gespräche nach dem Mahl , die in der Odyssee üblicherweise, angeregt durch eine Frage des Gastgebers. mit einer Selbstvorstellung oder einem Erlebnisbericht des Fremden beginnen. Eine solche Frage ist in der hier vorliegenden Situation jedoch überflüssig: Der traditi onsgemäß zu erwartende >Gastgeber< Phineu s kennt die Ankömmlinge aufgrund seiner Sehergabe bereits genau, und die Argonauten als faktische >Gastgeber< sind durch die Bittrede des Phineu s ausreichend über den Namen und die Vorgeschichte ihres Gegenübers unterrichtet. Der Greis be· ginnt seine propheti sche Rede, in der er den Argonauten Auskünfte über ihre weitere Fahrt bi s zur Ankunft in Kolchis erteilt, daher ohne Aufforde· rung, ähnlich wie Theoklymenos in der Odyssee (Horn. Od. 17, 151-1 6 1 ). Typisch ist ein solch un vermiuelter Beginn hingegen für die Darbietung von Sängern, welche die Tischgenossen nach dem Mahl unterhalten und ihr Thema meist frei , d.h . ohne Aufforderung durch die Zuhörer, auswählen ?27 Wie oben gezeigt, sind die Gesangsvorträge stets so angelegt, daß sie direkt oder indirekt einen Bezug zur weiteren Handlung des Epos aufwei sen: Ent· weder enthalten sie einen für alle oder einen Teil der Anwesenden erkenn· baren Bezug auf ihre augenblickliche Lage und beeinflussen so den weite· ren Verlauf des Epos, oder sie bilden einen hauptsächlich an de n leser/ Hörer gerichteten Kommentar, der gegenwärti ge und künftige Ereignis· 227 Die grundsätzliche Freiheit des nur den Musen verpflichteten Sängers hebt Homer gleich im ersten Buch der Odyssee hervor: Auf die Bitten der Pene lope. Phemios möge ei n weniger trauriges Lied anstimme n. antwortet Te lemae h mit e iner lebhaften Verteidigung der Sängers (Horn. Od. 1.346-350. vgl. Ho rn. Od. 7.73·82: Demodokos wird von der Muse. nicht von einem der Teilnehmer zum Gesang getrieben). Allenfalls wird dem KUnstler sein Instrument gereicht. so z.B. dem Phemios (Horn. Od. 1, 153f.) und dem blinden Dcmodokos (Horn . Od. 8.26If.). Eine indirekte Aufforderung. mit dem (selbstgewl1hlten) Gesang fortzufa hren. fi ndet sich Horn. Od. 8_90f. (Die Phäaken drän· gen Demodo kos zu singen). Auch bei m dritten Lied des Demodokos fo rdert Odysseus de n Sänger auf. de n (selbstgewählten) Stoff zu prl1.z.isieren. doch erscheint die Muse als ei ne treibende Kraft bei der Durchführung (Horn. Od. 8.487-499). Bei Apollonios ist das selbständige Hande ln des Sängers noch ausgeprägter. wie das Verhalte n des Orphe us 7.eigt. der beim Abschiedsmahl der Argonaute n ohne Aufforderung sei ne n fri edenstiften· den Gesang beginnt (A.R. 1.494-5 11 ). In der lateinische n Epik ist dieses Verhalten eben· faUs die Regel. vgl. z.B. Verg. Aen . 1.740-746; Sil. 11.288-297; Sil. 11.432f. Dies gilt auch rur den Gesang des AchilI in Chirons Höhle. bei dem der Kentauer seinem SchUle r die Lyra stimmt. aber kein Thema auswählt (Slat. Ach. 1.1 85·188 [Uber Chiron l: varia oblectamina nectells I elicil extremo chelYII et solanlia cllras I fila movet levituque expert051JOlIice chordas I dat pi/ero).

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4.2.2 Die Argonauten bei Phineus

315

se e rläutert (s. dazu oben S. 99f.). Sein Wi ssen bezieht der Sänger traditione ll von e iner göttlichen Instanz, meist von den Musen ,228 auch wenn dieser Zusammenhang in Gastmahlszenen selten direkt ausgesprochen wird . Die göttlich inspirierte Ausrichtung auf die Zukunft stellt auch das auffälligste Merkmal der Rede des Phineus dar. Da es sich ausdrücklich um eine Weissagun g handelt,229 ist diese die kUnftigen Ereignisse >kommentierende< Funktion jedoch nicht nur fllr den Leser erkennbar, wie es bei entsprechenden Gesängen der Fall ist, sondern auch für die Gespräch spartner des Phine us selbst?30 Seine Rede vereint al so zwei Kennzeichen, die sonst für unterschi edliche Typen von Gesangsvorträgen charakteristi sch sind , und rückt damit inhaltlich in die Nähe der konventionellen musikalischen Darbietungen nach dem Mahl. 231 Der Eindruck wird noch durch die Blindheit des Phineus erhöht, die er nicht nur mit anderen Sehem,232 sondern auch mit 228 SCODEL ( 1998) 172: )HOrdinary . narrati ve derives its authority either from personal experie nce or from human report. whereas epic perfonners are infonned by lhe Muse. and do not depend on ordinary sources.« 229 A.R. 2.3 11f.: ou IJEV TTOVTO TTeAet 8EIJtS Vu ~.u Sai'jvat / (hp€)l:e~' öooa S'

öpC.lpe eeois
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230 S. dazu DUCKWQRTH ( 1966) 83 und 102. Die Aktualill1l. die die Rede für die Argonauten besitzl. zeigt sich schon in der Gastmahlszene selbst in den sorge nvollen Erkundigungen Jasons nac h seinem e igenen Schicksal und dem seiner Gefährten (A.R. 2.4 11-418). lhren tatsächl ichen Einnuß auf den weiteren Verlauf der Handlung verdc utlicht die zuvcrsichtliche Erklärung Jasons. nach den gefahrlichen Symplegaden werde ihne n kein vergleichbares Unheil mehr drohen. »wenn wir wirklich Phinc us' Ratschlag folgend fa hren« (A.R. 2.646f. ). Vg!. die Landung der Argonauten auf der Aresinsel. die sie ausdrücklich in Erinnerung an die Mahnungen des Phineus unternehme n (A.R. 2. 1050f. : \.li'jTlv lTOpmiVC.llJev ETTippo60v. Ei y ' Entl((AOOI I UO,AETE .
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4.2.2 Die Argonauten bei Ph ineus

berühmten Sängern wie Demodokos leilt.233 Die inhahliche Parallele schen heiden ermöglicht es dem Dichter. für die Rede einen abrupten, sonst nur bei Gesangsvorträgen vorkommenden Übergang zu wählen , ohne spürbar gegen epische Konventio ne n zu verstoßen. Darauf, daß die Phineusrede hier tatsächli ch Funkti onen des Sängervortrags übernimmt, wei st auch die Tatsache hin, daß während des ausführli ch gesc hilderten Gespräc hs nach dem Mahl keine Lieder vorkomme n. obwohl die Argonauten mit Orpheus einen Sänger in ihren Reihen haben.234 Mit den Erzählungen nach dem Mahl ist der Prophezeiung des Phineus der Umstand gemeinsam, daß sich der Sprecher über die Bedeutung seiner gezielt eingesetzten und au s fre ie m Willen geäußerten Rede 235 sehr wohl im Klaren ist. Hier wie dort ist es das Ziel. die Hörer fUr sich einzunehmen und zu einer bestimmten Handlung zu bewegen.236 Im Mittelpunkt steht dabei weniger der kün stleri sche Wert der Darbi etun g, als vielmehr di e Wirkung des Inhalts auf den Hörer. So setzt Odysseus in der oben besprochenen Eu233 Vgl. Ho rn. Cd. 8,64. Überdies wird den Sängern, d a sie von den Musen inspirien sind, eine besonders e nge Verbindung z.ur göttlichen Sphäre z.ugesprochen. Vgl. die Biurede des Phemios. der z.war eigene Be mühungen beim Erlernen der Sangeskunsl einräumt. sich jedoch letztlich auf die göILliche Gabe beruft. die ihn »für Gölle r wie rur Menschen« s ingen lasse. Odysseus möge sich daher sche uen. den so Ausge7..eichneten zu töte n (Ho rn. Cd. 22.345-348). Vgl. später im Lateinische n die doppelte Bedeutung des Begriffs vates. 234 Generell bezeichnet der Gesangsvortrag e inen Ruhepunkt in der Handlung. In der Phine usszene dagegen befind en sich die Anwesenden während der Weissagung des Sehers in unruhiger Erwartung. da die Boreaden noch nic ht heimgekehrt sind. Daher uberraschl der fehlende Gesangsvortrag zu d iesem Zeitpunkt nicht. Bemerkenswert ist vielmehr d ie Tatsache, daß der Gesang später nicht nachgeholt wird und auch währe nd des zwe iten Mahl s ausfa llt. S. zum Vortrag eines Sängers oben $. 98(f. 235 A. R. 2.3 12f.: öooo 6 ' ö pwpe amis:
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maiosszene ei ne geschickt angelegte LUgenerzählun g ein , die den Sauhirten dazu bewegt, ihm seinen Mantel rur die Nacht zu überlassen (Ho rn . Od. 14, 459-5 12). Auch Phineus strebt danach. mit se inen Ausführungen das kUnftige Verhalten seiner Hörer in einem bestimmten Sinne zu beeinflussen. Die Versc hmelzung von Gesang und Erzählung erfolgt dabei sowohl auf formal er wie auf inhaltli cher Ebene: So entspri cht der abrupte Beginn der Rede direkt nach dem Mahl der mehrfach vorko mmenden Ste llung des Gesangs vortrags, während sich ihre äußere Fonn al s gesprochene (nicht zur Leier gesungene) Äußerung an di e Reden nach dem Mahl anlehnt. Inhaltlich betrachtet erinnert die Aus richlUng auf di e Zukunft an ei ne häufi ge Form der Sängerdarbietung, während die Appellfunktion. die sich in der Gestaltung der Rede ni ederschlägt, sie in die Nähe von Ges prächen nach dem Mahl rückt. Auf diese Wei se gelingt es dem Dichter, die innerhalb einer Gastmahlszene ungewöhnliche Prophezei ung harmonisc h in die Szene zu integrieren. G le ich zu Beginn seiner Ausflihrun gen verschafft sich Phineus mit einer se lbstbewußten Aufforderung Gehör (V . 2,3 11 : KAUTE vvv). Die Partikel vOv deutet darauf hin , daß der Zei tpunkt der Rede nicht willkürlich gewählt ist. Vielmehr hält sich der Seher an die Tradition, nach der ernsthafte Gespräche erst nach dem Ende des Mahles stattfinden.237 Se ine Rede beginnt er mit ei ner kurzen Rec htfertigung der folgenden propheti schen Ausführungen: Er werde seinen frü heren Frevel nicht wiederholen , sondern den Argonauten nur so weit AuskUnfte über ihre bevorstehende Rei se erte ilen. wie es die Gölter gestatteten . Untrüg li che lnfo nnationen dürften sie nach dem Willen der Himmli schen jedoch nicht erhalte n (A.R. 2,3 11 -3 16). Im Gegensatz dazu beginnen die Redner in homerisc he n Gas Lmahl szenen ihre A usrührun gen oft mit einer Versicherung, di e gerade die Zuverlässigkei t des Folgenden hervorhebt. Die Beteuerung bei Ho mer lautet (mit leichten Abwandlungen) gewöhn lich TOlyap eyw TOI TauTo ~aA ' CITPU::EWS ayoPE\JOW (Hom. Od. 1, 179 u.ö.). Di e dem Phineus in den Mund gelegte Wendung ou ~EV mlvTo TTEAE I eE~IS V~ ~I 5afivol / CITPEKES' öoaa 5' öpWpE SEOIS q>iAOV OUK eTTlKEVaW läßt diese Formulierung anklingen, kehrt deren Inhalt jedoch um : Zwar ist es für di e Argonauten nicht recht, alles untrUgl ich zu wissen. aber sov ie l, wie den Göttern lieb ist, wird er nicht

237 Ei ne Ausnahme bildel die Lösung Hdaors. wo sich Priamos weigert. vor der Freigabe seines Sohnes auch nur Pl3lz zu nehmen (Ho m. 11 .24.553-558).

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verschweigen.238 In dieser besonderen Situation mindert die Einschränkung jedoch nicht die Auraktivilät seiner Weissagung - im Gegenteil. Da den Argonauten auf ihrer gefahrvollen Reise am Wohlwollen der Himmlischen gelegen ist, können sie eine Prophezei ung über ihre künftigen Abenteuer nur dann zuversichtlich entgegennehmen, wenn feststeht, daß sie unvollständig und daher mit dem göttlichen Recht vereinbar ist. Die Versicherung dient damit demselben Zweck wie eine konventionelle homeri sche BeteuerungsformeJ: Mit beiden soll das Vertrauen der Hörer gewonnen werden. 239 Sodann legt Phineus in einer längeren Rede die Rei seroute der Argonauten bis Kolchis dar: Die erste Gefahr bilden die beweglichen Kyani schen Felsen, die niemand unbehelligt durchfahren kann ? W Deshalb sollten sich die Helden an einem Vogelzeichen orientieren: 241 Nur wenn eine Taube, di e die Helden dem Schiff vorausfliegen lassen, die zusammenschlagenden Felsen unbehelligt durchquere, sollten die Argonauten eine Durchfahrt versuchen und sich dabei mit ganzer Kraft in die Riemen legen, denn darin. nicht 238 Mit dieser Einleitung enthüllt der Seher zum ersten Mal die wahren Hintergründe seine r Bestrafung: Sie hat ihn geuoffen. weil er den Menschen zu freimütig den Willen des Zeus geweissagt hatte. Damit folgt Apollonios Hesiod (fIT. 155f. MW). der eine ähnliche Fassung der Sage berichtet. Sie zeichnet sich dadurch aus. daß einem relati v geringen Vergehen eine grausame göttliche Strafe folgt. Daneben exi stieren konkurrierende Varianten. nach denen Phineus bestraft worden sei. weil er Phrixos den Weg VOn Kolchis nach Griechenland gewiesen (scho l. A. R. 2. 178 = Hes. fr. 254 MERKELBACHWEST). oder weil er e in hohes Alter in Blindheit eine m kurzen Leben mit voller Sehkraft vorgezogen habe (Hes. fr. 157 MW). Bei Sophokles ersche int Phineus als grausamer König. der von seiner zwei ten Ehefrau dazu verleitet wu rde. seine Kinder aus erster Ehe blenden zu lasse n (Soph. Aot. 968-976. vgl. Schol. Od. 12.69). Nach Apollodor beraubte er sie sogar eigenhtlndig des Augenlichts (ApolIod. BibI. 3. 15.3. hier auch die Variante. daß die Argonauten Phineus fUr diese Gewaltt'!t bestraft häuen). FUr diese Untat verfiel er se lbst nach dem Talio nsprinzip ewiger Blindheit und wurde den Harpyien ausgeliefert (ApolIod . BibI. 1.9.2 1). Eine Zusammenstellung der verschiedenen Variante n liefern Bou vlERfMoREAU (1983). Eine zögernde Auskunft des Se hers. wie wir sie hier finden . gehö rt zum Kernbcstand der Phineus-Sage und verwandter Erzlihlungen. vgl. KNIGHT (1995) 170. 239 Der Nachdruck. den Phineus hier auf die gougewoll te Unvollsttindigkeit seine r Rede legt. indem er sich weigert. die kUnftigen Ereignisse bl'1Veds (A. R. 2.391) darLulege n. ist me hrfach als Reflex hellenistischer Dichtungstheorie interpretiert worden. In der Tal entspricht das Adjektiv de r Wo rtwahl des Kallimachos. der auf diese Weise gegen e in langes. von Anfang bis Ende durchgängig erLählendes Epos polemisiert. FUr die Beobachtung. daß die Äußerungen des Phineus mehrfach Ansichten des Erzählers widerspiegeln. s. z.B. OE FOREST ( 1994) 74-78. 240 Zu wört lichen Berührungen mit de r Rede der Kirke ( Horn. Od . 10.488495 und 504-54O)s. KNIGHT ( I995) 173- 175. 241 Die wiederho lten Mahnungen des Phineus, nicht gegen das Taubenzeichen zu handeln . steigern sich wirkungsvoll in ihrer Dringlichkei t. s. dazu FRÄNKEL ( 1968) 173.

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so sehr in Gebeten, liege ihre Rettung. 242 Andernfalls mUßten sie unbedingt von ihrem Vorhaben ablassen.243 Sodann folgt eine Reihe knapperer Angaben. die vor allem die Fahrtroute Uber das Land der Bithyner, die Thynische In sel. das Gebiet der Mariandyner, das Acherusische Kap. Kap Karambis, di e »Große KUste«, die Mossynoiken und die Aresinsel nach Kolchis betreffen. 244 Dabei nimmt die Schilderung streckenweise den Charakter eines 242 A.R. 2.333f: Emi cpaos cU vV TI TOOOOV / lOOET' E\I EVxwXfjOl\l 000\1 T' E\ll KapTET XElpW\I. Dieser Ratschlag mutet in Anbetracht der sp:l.teren Entwicklung zunächst sehsam an. Als die Argonauten die Symplegaden schließli ch erreichen. durchquert zwar die Taube selbständig den geflihrlichen Engpaß. den Argonauten aber gelingt es nicht. das Schiff aus e igener Kroln durch die Felsen zu steuern . Erst Athene. die eigen· htindig eingreift. re ttet ihre SchUtzlinge vor dem Untergang. Dabei ist jedoch zu berück· sic htigen. daß Phineus selbst seine Hörer auf den verhUlle nde n Charakter sei ner Prophe zeiung aufmerksam macht. Ei n genauer Blick auf den Wortlaut ist daher raLSam. Phine us spricht nicht davon, daß es »nicht« auf Gebete ankomme. sondern davon. daß die Rettung nicht so sehr .. in Gebeten liege wie in der Kraft der Hände .« Tatsächlich bewältigen die Argonauten den größten Teil der Durchfahrt selbst und si nd nur im letzten Moment auf die UntenitUtzung Athenes angewiesen (A R. 2.588·599). Vgl. dazu auch FRÄNKEL (I%8) 174. der aus den Worten des Phincus folgert : .. Demnach schenken die Göller keineswegs dem Menschen seine Erfolge (vgl. I 87Of.). sondern im gUnstigsten Fall erlauben sie ihm den Erfolg. unter der Beding ung. daß er die erforderliche Leistung von sich aus aufwende!.« Auch der Ausgang des Vogel zeiche ns korrespondien in der von Phineus angekündigten Weise mit den wirklichen Ereignissen: Der Seher halle den Argonauten untersagt. die Durchfahn zu versuchen. falls die Taube umkomme. und ihnen geraten. das Wagnis einzugehe n. fa lls das Tier heil davonniege . Tatsächlich Uberlebt die Taube und verlien nur einen Teil der Schwanzfedern. wie auch die Argo schließlich nur einen Schaden davonträgt (A .R. 2.57 1-513 und AR 2.60lf.). Das Vogelzeichen kUndigt daher nicht so sehr ..Gelingen« oder . Mißlingen«. als vielmehr den Verlauf der Durchfahn an . Zur GÖltenechnik an dieser Stelle vgl. KLEIN ( 1931 ) 31-37 und 216-219. bes. 218 Anm. 53. Es ist möglich. daß sich in der Darstellung des Vogelzeichens mit dem zusätzlichen Eingreifen der Athene zwei Sagenmoti ve mischen . die urs prtlnglich nicht zu ein und derselben Variante gehören. Das Taubenzeiche n ist vor Apollonios nur bei Asklepiades von Tragilos uberliefert (fr. 2 ab J AKOBS = scho l. A.R. 2.328 und 562). der berichtet. daß es in Tragödien eine Rolle gespielt habe. 243 Obwohl diese Angaben den Ausgang des Abenteuers zunächst ungewiß erscheinen lassen. und Phineus selbst dessen Unsicherheit hervorhebt. legt die Schilderung der weiteren Etappen nahe. daß die Durchquerung gelingen wird . 244 KNIGIIT ( 1995) 172 weist zu Recht auf die Parallele im Kirkeabenteuer bei Homer hin. in der die Zauberin Odysseus und seinen Beglei tern eine ähnlich knappe Beschreibung der Stationen auf dem Weg zur Unterwelt liefen (Hom. Od. 10.488-495 und 504·540). Ungenau ist jedoch die Festste llung. daß .. in Horner Ihis occurs towards the end of the episode. whereas in Apol1onios it is almost exaclly in the cenue.4< Vgl. 172 Anm. 135: ..2.178-3 10 precede (133 lines). 2.408-536 follow ( 129 lines).« Diese Berechnung. die die Verse von der Ankunft der Argonauten bei Phineus bis zu ihrer Abfahrt zählt. zieht nicht in Betrac ht. daß wir hier e inen mehrere Mähl er umfassenden Aufenthalt vor uns haben. Wie bei Kirke bildet dabei die Weissagung. unterbrochen von einer Zwi-

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geographischen Ex.kurses an. ohne daß Handlungsanwei sungen oder Voraussagen auf bestimmte Ereignisse geliefert wUrden.N S Ausführli cher geht der Seher außer auf die Kyanischen Felsen nur auf die Aresi nsel (A.R. 2,382-390) und den kolchischen Hain mit dem Drachen ein (A.R. 2.402407 ). also auf besonders wichtige Etappen der Fahrt. Nur in den ersten beiden Fällen gibt er seinen Hörern jedoch einen konkreten Rat für ihr Verhal ten, den er freilich mit Hinwei s auf die von den Göttern auferlegte Schweigepflicht unterbricht (A. R. 2.390f.: clAAcl TIJ1 IlE TTOAIV XpEIW clAITE0801 I l.laVTCxruVT) Ta EKaOTa 5111VEKES E~EvETTovTa :).246 Die Argonauten selbst si nd offenbar mit der Art der Information einverstanden, denn die Nachfrage Jasons, die er nach einer Zeit der Furcht und 247 des Schweigens stellt . ric htet sich nicht auf Präzisierung der Angaben. sondern auf die Art und Weise der Heimkehr: Wie sollen die Argonauten den RUckweg bewältigen, wenn sie einmal die Felsen Uberwunden haben?24 S Die Antwort des Sehers raUt überraschend aus: Zwar geht er zuschenfrage Jasons. den Abschluß eines Beisammenseins. und wie bei Kirke wird das Ende der Rede durch den Sonne naufgang markiert. (Allerdings ist die Untem allUng in der Kirkeszene insofern nach hinte n verschoben. als sie sich nicht wie üblich bei Tisch. sondern auf dem Nachtlager am Ende des einjährigen Aufenthalts abspielt. Sie richtet sich daher auch nicht an alle Gäste. sonde rn nur an Odysseus. der bei der Zauberin schläft ). Die Rede des Phine us befindet sich also ebenso wie die Rede Kirkes in der Schlußphase ei nes Mahls. wo man sie nach dem ko nventione llen Verlauf von Gastmahl szenen erwartet. Am folgenden Morgen beginnt sodann eine neue Bewirtung. bei der Elemente des typischen Schcmas erneut in de r konventionellen Reihenfolge vorkommen. Die Konvention. daß bei mehrfachen Mahlzei ten längere Reden im Rahmen des ersten Bnnkelts gehalten werden. läßt sich schon bei Homer gelegentlich nachweisen (vgl. Hom. 0<1. 4. 1-624 mit 15.92-98 und 133- 143 sowie Hom . 0<1. 13.23-27). 245 Während Aufztlhlungen in Fonn von Katalogen schon im ho merische n Epos geläufig sind. ents pringt die Vorliebe für gele hrte Ei nzelhe iten . die den Abschnitt in die NUhe eines Lehrgedichts rtlckt. dem Zeitgeschmack des Hellenismus. 246 Es hande lt sic h um e ine Fonn der Aposiopese. bei der ein Gedankengang aus religiöser Scheu unterbrochen wird. Eine rhetorische Definition ihrer Wirkung besitzen wir erst aus Quintilian . s. insl. o r. 9.2.54: ' ATfOOLWTfnoL ~ 1••• 1oSlelldi, adfeclUs. vel irae I••• ) l't!1 solliciwdinis el quasi religionis. Eine ähnliche Fo rmel verwendet der Enä.hler gelegentl ich auch rur sich selbst. vgl. A.R. 1.649. wo er auf diese Weise den )fortlaufende n. Bericht über Aithalides abbricht . Vgl. zum Zusammenhang mit der hellenistischen Dic htungstheorie Anm. 239. 247 'AIl'lxavia und BEoc; schre ibt Apollonios den Argonauten mehrfach zu und setzt sie auf diese Weise vom vorhellenistischen Heldenideal ab. Vgl . zur Darstellung Jasons bei Apollonios und Pindar KÖI-INKEN (2000) 55-68 mit Literatur. 248 A.R. 2.41 1-4 18. bes. 416(.: TfWS alfTE TOO'lV a)..6s eTIlL KE)..ev60v. / VlltS t wv

tTapoLS älla VrltOLV;

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4.2.2 Die Argonauten bei Phincus

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nächst auf die aus der Fahrtroute erwachsenden Befürchtungen Jasons ein, inde rn e r ihm versichert, er werde mit Hilfe einer Gottheit einen anderen Heimweg finden (A.R. 2,421 f.) , doch konzentriert er sich sodann auf das Stichwort ViiI), das Jason als Begründung seiner Sorgen eingefUhrt hatte: Sowohl auf dem Hinweg als auch auf dem Rückweg werde er Helfer bekommen, am wichtigsten aber sei es, die Unterstützung der Kypris zu gewinnen , von der der Erfolg des Unternehmens abhänge (A.R. 2,420-425). Erst jetzt also offenbart der Seher den Argonauten ein entscheidendes Detail , das auf diese Weise markant am Ende der Unterredung zu stehen kommt. Ein vergleichbarer Kunstgriff läßt sich auch bei Homer und später in der römischen Epik gelegentlich nachweisen. Zwar gehören Nachfragen von Se iten der Hörer nicht zum ständi gen Bestand epischer Bankette, doch wenn sie erfolgen, so bringt die Antwort stets wichtige Einzelheiten, die auf diese Wei se besonders hervorgehoben werden. 249 Trotz der spärlichen Ratschläge zum konkreten Verhalten liefert die Rede des Phineus al so wertvolle Informationen fUr die Argonauten, die sie, da sie in unerforschtes Gebiet vorstoßen. nur von einem Seher erlangen können. Wie sonst die Erzählungen eines Gastes als Gegengabe für die freundli che

249 Ho m. Od. 7.3 15-328 (Alkinoos verspric ht Odysseus die Heimkehr, nachde m de r Tatenbericht du rch die Diskussion um Nausikaas Verha lten unterbroc he n wurde); vgl. die nach dem eigentlichen Mahl geschilde rte Rede der Kirke (Ho rn . Od . 10,488-495 und 504-540), die zun!ichst den Gang zu Teircsias in die Unterwelt ankilndi gt, n!ihe re Einzelheiten und Verhaltenshinweise aber erst auf die Erkundi gunge n des Odysseus hin preisgibt. Ähnlich entlockt in der oben besproc hene n Eumaioss7.ene erst die Nachfrage des Bettlers ( Hom. Od. 14.115 - 120) dem Eurnaios den Namen seines verschollene n Herrn, der dadurch besonders betont wird. In der late inische n Epik Illßt sich d as Tischgesprtic h zwische n Dido und Aeneas vergleichen (Verg. Aen. 1.748-756). in dem erst die Erkundigungen Didos Aeneas zu sei nen langen Apologoi anregen , welche die gegenüber der llias neue n Infonnationen enthalten. Eine solche zweigete ilte und in Fo rm e iner Klimax angeordnete Stru ktur läßt sich gelegenIlich auch rur prophetische Rede n innerhalb oder außerhalb von Gastmahlszenen nachweisen: Kalchas e nthüllt die Ursache für den Zorn des Apoll ersl, nachdem ihm Achill Schutz zugesichen hat (Ho rn. 11. 1.68- 100), und auch die Sibylle in Cumae erteilt Aeneas erst auf dessen Drängen hin Anweisungen rur sei nen Weg in die Unterwelt. Verg. Aen. 6.124- 155. Die spezifische Struktur der Phineusrede weist also eine Nähe zu anderen prophetische n, prinzipiell vom Gastmahl unabhängigen Reden auf. kann aber ohne Schwierigkei ten in cin Gastmahl integ rie rt werden, weil Sprccherwechsel und gelegentlich auch konkrete Fragen eines Gesprächspanners scho n bei Homer vorgebildet sind (Vgl. Horn. Od . J J,370-374).

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Bewirtung aufgefaßt werden,2.5Q so bilden hi er die Ratsc hläge des Gastgebers Phineus eine Reaktion auf seine Rettung durch die Ankömmlin ge. 2St Kaum hat Phineus seine Rede beendet, als die Boreassöhne in eiligem Flug von ihrer Verfolgungsjagd heimkehre n und den Fuß auf die Schwelle setzen (A. R. 2,428: ov5~ €TTI Kpamvovs €ßaAov n ooas"). Wie wir gesehen haben. ist die Ankunft von Personen während eines Gastmahls und ihr Verharren auf der Schwelle ei n regelmäßig wiederkehrendes Element am Beginn von Gastmahlszenen (s. dazu oben S. 47ff.). Im Gegensatz zu anderen Banketten. in denen die Ankunft während des Mahl s auf einem Zufall beruht. wird hier jedoch das Beisammensein mit Absicht so lange ausgedehnt. bi s die Boreaden erscheinen (A. R. 2,308: navvVxlo t Bopew lJevov uieas typnooOVTES). Eine ähnliche Konstellation fi nden wir in der Eumaiosszene, in der der Sauhirt mit seinem Galit auf die abendliche Heim kehr der übrigen Hirten wartet. Hier wie dort handelt es sich um die zweite Ankunft von Personen innerhalb der Szene,2S2 und hier wie dort wird sie im Gegensatz zur ersten - von den Anwesenden erwartet. Doch während der homeri sche Dichter in der Eumaiosszene nach der Ankunft der Hirten e in neuerliches Mahl anschließt, verzichtet Apollonios darauf, die Boreaden nach ihrer Rückkehr speisen zu lassen. Statt dessen markiert er die Zäsur, die durch das Ei ntreffen weiterer Personen entsteht, mil dem typischen Ver250 REECE ( 1993) 28. So vergilt AthenelMentes die freundl iche Aufnahme durch Te lemach mit wert vollen Ratschltlgen rur sein weiteres Vorgehen (Hom. Od. 1.269-302). 251 PADUANO ( 1986) ad loc. weist zu Recht auf d ie wörtliche n Anklänge zwischen A. R. 2.3 10 (mlpaTa vauTlhlllS EVETTWV avuoiv TE KEhEUeOU) und dem Gebet Jasons an Apoll vor der Abfahrt hin (A.R. 1,4 12-414) und resümiert: «Difalli il di scorso di Fineo e l'aiuto principale che il d io fomisce indirellamente agli eroi.« Nicht zutreffend ist jedoch die Auffassung, die Phineusrede sei bei Apollo nios Rhodios selbstloser gehalten als bei Valerius Flaccus. wo Phineus erst nach der He imkehr de r Boreaden weissage (Val. Aac. 4,537ff.), PADUANO ( 1986) elxl. Auch wen n Kalais und Zetes noch nicht zurückgekehrt sind, so läßt das ungestörte Mahl des Phineus doch deutlich erkennen. daß ihre Jagd glUcklich verlaufe n und der Fluch aufgehoben ist. Von Zweife l oder Unsicherhe it über de n Erfolg der Mission ist tatsächlich nirgends die Rede, nur tiber das genaue Schicksal der Boreaden herrscht Unklarheit. Vgl. als Kontrast die Darstellung dieses Augenblicks bei Stat. Theb. 8.255-258. wo das gierige Speisen des Oedipus mit der ersten Mahlzeit des Phineus verg lichen und ausdrücklich auf einen solchen Zweife l hingewiesen wird : qlwJjs post longae Pllineus ieiunia poellae. I nil stridere domi volueres ut sellsit abactas f - Il eedum tota fides -, llilaris mellsasqlle torosqlle I /l ee wrbata feris traetavit pocula pinnis. 252 Die erste Ankunft. die mit der Landung der Argonauten korrespondiert . ist die des Bettlers Odysseus selbst. Eine Übereinstimmung besIeht auch insofern , als sowohl die Boreaden als auch die Hinen ausgezogen sind, um ei ne bestimmte Aufgabe zu erfüllen, nach deren Erledigung sie zu ihrem Ausgangspunkt zurückkehren.

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halten e ines Gastes, der sei nen Fuß auf die Schwelle setzt. Auc h die prompte Reakti on der wartenden Argonauten, die sogleich von ihren Sitzen aufspringen (A.R. 2,428f. ). entspricht der von Gastgebern, die einen Ankö mmli ng erblicken.253 Der anschließende Empfang se lbst wird stark gera fft: Da die Boreaden als sehnsüchtig erwartete Heimkehrer erscheinen, sind keine umfangreichen Rituale erforderl ich, um zwischen ihne n und den Personen in der Hütte ein vertrauensvolles Verhähni s zu schaffen, wie es bei unbekannten Besuchern der Fall ist. 2S4 So gibt der Dichter hier nur den Bericht ihres Abenteuers in einer knapp gefaßten indirekten Rede wieder (A.R. 2,430-434). Hier ze igt sich, daß bei ApolIonios, wie bei anderen Dichtern . die Vorkenntni sse des Lesers, nicht die der beteiligten Fi guren, den Ausschlag fü r die Gestaltung eines Strukturelements geben. Da der leser bere its über die dramatischen Ereignisse während der Verfolgungsjagd unterrichtet ist, genagt hier ei ne kurze Zusammenfassung des Geschehens. Auf die Schilderung der Boreassöhne reagiert Jaso n mjt Erleichterung, ist doc h j etzt gewiß. daß das Verschwinden der Harpyien. welches sich in dem ungestörten Festmahl angekündi gt hatte, von den Göttern gebilli gt wird. Oie Zuversicht, die die anfangs sorgenvollen Argonauten nun erfüllt , zeigt sich in dem Wunsch des Jason, Phineus möge auch von seiner Blindheit befreit werden. Dies werde ihm , l ason, eine ähnlich große Freude bereiten wie se ine e igene Heimkehr.255 Damit stellt er ei ne Verbindung zwischen seinem eigenen Schicksal und dem des Phineus her, ganz ähnlich, wie es zuvor schon Zetes in seiner sorgenvollen Rede getan hatte. Fürchteten die ArgonaUlen anfa ngs, wegen ihrer Hilfe für den Seher den Zorn der Götter zu 253 Für das Aufstehen und Entgegeneilen s. z. B. Alhc ne bei Tele mac h (Ho rn. Od. 1.1 19); Tele mach bei Nesto r (Ho rn. Od. 3.34f); GcfUhrlen des Odysseus bei Kirke und Odysseus selbst bei Kirke (Horn. Od. 10.230f. = Od . 10.3 12f.); Cdysscus bei Eumaios (Ho m. Od . 14.330 ; Telemach bei Eumaios (Horn. Cd. 16. 12); Argo nautcn in Kolehis (A .R. 3.254-257 und 268-271 ). Vg!. in der lateinischen Epik dcn Besuch des Ae neas bei Euander (Verg. Aen. 8. 109- 11 1); Serranus bei Marus (S il. 6,73-77) ; T ydeus und PoIyne ikes bei Adrast (Sial. Theb. 1.43 1-433); Thetis bei Chiron (StaL Ach. 1.1 2 1- 123); Ankunft von Pluto und Proserpina in der Unterwelt (Claud. rapt. Pros. 2.308-3 17). Für das gcwöhnliehe Ersta unen von Gastgebern s. o. Anm. 137 . 254 Auch in der Eumaiosszene entfa llen be7.eiehne nderweise solche Begrüßungsritualc zwischen dem Sauhinen und scinen he imkehrenden Gefahrlen. 255 A.R. 2.44 1f. : Ei St Kai Cxpe o A ~ oiOl q>OwS n OpOI. ri T' 0\1 6[w I ooov ~i m p lmOTpOTTOS OTKO S' b,ol ~ ., v. Es handelt sich um eine wei tere Reminiszcnz an die Kirkeszenc : Als Odysscus wohlbehalte n von Kirke zurtlckkehrl. freuen sich seine Geflihrlen wie Ktilber. die ihre MUtter bei de r Heimkehr von der We ide umdrUngen. und so. als se ien sie schon in dic Heimat zurtlc kgeke hrl. Od. 10.4 10-420. S. FRÄN KEL (1968) 187f.

y.,e.,mw

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256 erregen und damit den Erfolg ihrer Fahrt zu gefatuden, so setzt ihr An· führer nun die eigene Heimkehr mit der voll ständigen Erlösung des Phineus gle ich. Hierin find et die Sympathie der Argonauten für den notleidenden Gre is, die sich schon zuvor mehrfach gezeigt hatte,251 ihren deutlichsten Ausdruck. Vergleichbare Wünsche für das Glück und Wohlergehen ihres Wirtes äußern die Besucher gelegentlich auch im Zusammenhang anderen Gastmahlszenen. Wenn solche Binen vorkommen, so stehen sie meist am Ende des Aufenthalts und bringen die Dankbarkeit für die freundli che Aufnahme zum Au sdruck ?58 In der hier besprochenen Szene ist dieses Detail auffallig gestaltet, da bisher nicht die Argonauten, sondern Phineus al s Bewirteter erschienen war, so daß nun ein Segenswun sc h des Sehers für seine Wohltäter zu erwarten wäre. I.ndem Apollonios statt dessen Jason e inen entsprechenden Wun sch in den Mund legt, betont er ni cht die form gerechte Bewirtung, für die nur Phineus danken könnte, sondern vielmehr den Wandel von einer anfanglieh zuruckhaltendcn Ei nstellung der Argonauten hin zu einem vertraulicheren Verhältnis zu dem Grei s. Die eigentliche Bedeutung des Wunsches liegt al so ni cht in sei nem gen auen Inhalt, sondern darin, daß er einem der Gäste in den Mund gelegt wird . Daß der Ausruf Jasons nicht auf ei nen punktuellen Anlaß, sondern auf ei nen grundsätzli chen Wandel seiner inneren Ei nste llung zurückzuführen ist, deutet der Dichter an, indem er ihn ni cht al s Antwort auf einen ei nzelnen Gunsterwe is des Sehers - z. B. sei ne unmitte lbar vorausgehende Prophezei ung - konzi piert, sondern ihn als Reaktion auf den beruhige nden Bericht der Boreaden darste llt: Erst zu diese m Zeitpunkt, als die Argonauten sicher se in können, die Göller mit ihrer Hilfe fUr Phineu s nicht erzUrnt zu haben, entsteht e ine entspannte Situation, die der freund liche Wunsch besiegelt. Damit erhalten die Worte Jasons eine andere Färbung al s di e Segenswünsche in den homeri schen Szenen. Diese Sonderstell ung zeigt sich auch dar256 A.R. 2,248-253: ällllL yE IJ~V v60s ~ voov 6:Tlil;ETO L, iEIlEvOlat I XPalOIl-EIV 1... 1aUs' av rrpl v epllTliaa LI-lEV iouaas I ' Aprrvios 1,.. 1lOT' äv OIl60m;lS 1 1l~ lJEV TOl6 y' EKTlTL SEalS ellTo SuIlOV EOEOSal. 257 Vgl. A.R. 2,240 r. ; 2,435. 258 Vgl. z.B. den Wunsch des Odysseus an Arete ku rz vor de r Abreise von Scheria (Ho rn. Od. 13.59-62). Für d ie ungewöhnlichen SegenswU nsche des Odysseus gegenü ber Eumaios. in denen ausdrtlcklic h die Götter angeruren werden. s.o. S. 225-227. Eine n Segenswunsch von seiten des Gastgebers an den GaSt findet sich nur einmal. beim Abschied des Tele rnach von Mene laos. Er unterstreic ht hier die besorgte Zuneigung des Menelaos, der den j ungen Mann gern länger bei sich behalten hätte (Ho rn Qd. 15. 111r.).

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in. daß der Sprecher ni chl ausdrücklich die Huld der Götter auf den Seher herabru ft. sondern die Beseitigung der Blindheit in den Mittelpunkt stellt auf welchem Wege auch imme r sie geschehen möge. Diese im Vergleich zu den homerischen Epen neuartige Akzentuierung ermöglicht eine Verlagerung des Segenswunsches vom Bewirteten (der bei Homer auch deshalb mit ei ner solchen Bille reagiert, weil er seinem Wohltäter nichis anderes bieten kann ) auf den eigentlich überlegenen )Gastgeber<. Jason und sei ne Begleiter haben Phineus bereits ideelle und materi elle Hilfe ge leistet, und es mUßte ihnen ei n leichtes sein. auch sei ne Prophezei ungen mit ei ner wie auch immer gestalteten Belohnung zu vergelten. Indem sie darauf verzichten , und Jason Slatt dessen die Beseitigung der von den Göttern verhängten Blindheit erhofft. zeigt sich eine Sympathie mit dem leidgeprüften Greis, die über den bloßen Austausch von Gabe und Gegengabe hinausgeht. ApoUonios greift mit dem Segenswu nsch ein konventionelles Detail der Gastmah lszenen auf und modifiziert es , indem er es nicht. wie sonst ilblic h, auf die Bewirtung bezieht, sondern es mit einem Vorgang (dem beruhigenden Bericht der Boreaden) verknüpft. der mit dem Mahl selbst nur indirekt verbunden ist. Dies kann ohne Bruch mit der epischen Konvention erfolgen. da der Segenswunsch schon bei Horner nicht exakt auf eine Stelle innerhalb der Bewirtung festge legt erscheint. 2:59 Mehrfache Sprecherwechsel in der Unterhaltung nach dem Mahl kommen in der griechisc hen Epik häufiger vor als in der lateinischen, sind aber in der gesamten epi schen Traditio n nicht ungewöhnlich. All gemei n ist es üblich, daß nicht die lange Erzäh lung einer einzelnen Person, sondern e in kurl.er Einwurf des Gesprächspartners, evtl. mit einer knappen Replik der crzllhle nden Fig ur, die Szene beschließt . worauf ein zusammenfassender (Formel-) Vers aus der Perspektive des auktorialen Erzählers folgl, der die vorangegangenen Gespräche als Ausschnilt aus einer umfassenderen Unterhaltung kennzeichnet. 260 Die knappe Reaktion des Publikums auf den langen Monolog dient dazu. den Fortgang der Unterha ltung auch nach dem Ende der umfangreichen Haupterzlihlung anzudeuten . Diese Struktur finden wir auch in der vorliegenden Szene. Nachdem Jason den Wunsch nach 259 S. REECE 29f. mit Stcl1enangabcn. Vgl. v.a . die SegenswUnsche des Qdysseus gegcnilbcr Eumaios (Hom. Qd. 14.53 f.; 14.44Of., 15.34I f.). Früh erfolgen auch die Segw swUnsche von AtheneiMentor und Telemach rur Nestor. da sie mit e iner Libation verk nUpft sind. die gewöhnlich vor dem Opfennahl Slaulindel (Hom. Qd. 3.57-59). 260 S. z.B. Horn. Qd. 14.409: WS 01 IlEV TOtOVTO npOs oAArihOUS oy6peuov. vgl. A. R. 2.811 WS T6TE IlEV50iT' ollq>i novrillEpOt E'Vt6wvTO u.ö.

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He ilung des Sehers geäußert und Phineus ihn über die Unabänderlichkeil dieses Schicksals aufgeklärt hat,261 folgt eine zusammenfassende Bemerkung, die inhaltlich den homerischen Formelversen zum Ende der Unter262 haltung nahesteht und genau wie diese eine n Hexameter umfaßt. Nach dem Ende des »Gesprächs zwischen Gastgeber und Gast« folgt in regulären epischen Gastmahl szenen oft die Bereitung eines Nachtlagers. Wie wir in den vorigen Kapiteln gesehen haben, kann dieses Element allerdings ausfallen, wenn der Dichter einen abrupten Wechsel zu einer Parallel263 handlung vornimmt, deren Gleichzeitigkeit er beto nen wil1. Umgekehrt kann das Nachtlager aber auch fehlen , um das Gastmahl als Auftakt eines längeren Aufenthalts zu kennzeichnen?64 In der Phineusszene liegt nun eine dritte. gleichsam natürliche Ursache flir das fehlende Nachtlager vor: Die Unterhaltung der Tischgenossen zieht sich so lange hin , daß schließlich die Mo rgenröte erscheint (V. 2.449f. ). Durchwachte Nächte schildert A)X>lIoni os in den Argonautika noch mehrfach. während sie in anderen Epen seltener vorkommen.265 Die erzähleri sche Wirkung kann dabei je nach Kontext verschieden ausfallen. So brechen die Argonauten nach ihrer Rast in Mysien - außerhalb einer Gastmahlszene - im Morgengrauen eili g auf, um den gün stigen Wind auszunutzen (A.R . 1,1273- 1275), wobei sie den nach Hylas suchenden Herakles am Ufer zurtickJasse n. Indem der Dic hter die durch ein 26 1 Die Wortwahl des Phineus nimmt die Darsle llung des bli nde n Sehers Tires ias aus dem Athenehymnus des Kallimachos auf. vgl. A. R. 2.259 o).,aov VEqK>S u. Call. hy. 5.98 T€KVo vl ... ] o ).,a o v. und A.R. 2.444 u. Cal!. hy. 5. 103. S. dazu BULLOCH (1985) zu Call . hy. 5,98 und 5,103. Während jedoch bei Tiresias in der Danllcll ung des Kallimachos ausdrtlcklich ei n göu liches Gesetz bzw. sein vom Schicksal zugeleiltes Los rur seine ewige Bl indheit vera ntwonlich sind. nennt Ph ineus medi zinische G ründe fU r sein unrettbar verlorenes Augenlicht. S. FRÄNKEL (1968) 188. Es 7.eigt sich hier einerseits das scho n beim plölzlichen Zusammenbruch des Phineus beobachtete Interesse des Apollonios an medizinischen Einzelheiten. zum anderen aber auch d ie schwache Ro lle der Götter. d ie nur noch indirekt fU r die Unheilbarke it des Leidens verantwon lich sind . 262 A. R. 2.448: " WS TW y ' on~).,OtCl TTa paß)"~STlv oyopevov. vgl. Horn. Od. 4.620: ~ W) oi !JEv TOla ÜTa TTpOs o).,M).,ovs oyopevov. u.ö. 263 S. de n Übergang von der Bewinung des Tele mach bei Menelaos zum T reiben der Freier au f Ithaka (Horn . Od. 4,624f.). Dazu oben S. 103 Anm. 234. 264 Vgl. Horn . 0<1. 4.624 (Telemach bei Menclaos): A.R. 1.984f. (Bcwin ung durc h Kyzikos). 265 Vgl. z.B. außerhalb der Gastmahlszenen A. R. 2.660f. (nächlliche Fahrt zur Thynischen Insel). Be i Home r wird ei ne durc hwachte Nacht nur beim Aufe nthalt dcs Odysseus im Hause der Kirke ausdrtlcklich erwähnt (Ho rn. 0<1. 10.541. hier hande il es sich jedoch nicht um eine an ein ein7.e lnes Gastmahl anschließende Nacht. sondern um das Ende e ines cinjährigen Aufenthalts).

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geruhsames Nachtlager eintretende Zäsur vermeidet, bringt er die Unruhe der nac h Kolchis strebenden Helden zum Ausdruck? 66 Diese Begründung kann jedoch in der Phineusszene nicht zutreffen: Die Argonauten denken nach der Heimkehr der Boreaden keineswegs sofort an Abfahrt. sondern verbringen ohne äußere Not noch einen weiteren Tag bei Phineus. bevor sie schließlich von den aufkommenden Etesienwinden sogar für vierzig Tage gegen ihren Willen aufgehahen werden (A. R. 2,524-530). Da ei n längerer Aufenthalt bevorsteht, wäre es also durchaus möglich gewesen, im Sinne einer erzählerischen Raffung auf die Beschreibung des Nacht.lagers zu verzichten, ohne deshalb ausdrücklich eine schlaflose Nacht anzusetzen.267 Indem ApolJonios während der Gespräche die Morgenröte erschei ne n läßt, deutet er den besonders intensiven Austausch der Argonauten untereinander und mit ihrem Schützling Phineu s an. Während in den ho merischen Gastmahlszenen die Figuren nur davon sprechen, daß sie ganze Nächte mit Erzählungen verbringen könnten. geschieht dies in der vorliegenden Szene tatsächlich.268 Strukturell betrachtet bewirkt das fehlende NaChtlager zugleich eine enge VerknUpfung der beiden aufeinanderfolgenden Tage. Dies ist um so bedeutsamer, als der zweite Tag mit einer neuerlichen festlichen Mahlzeit und der Bereitung eines Nachtlagers, das wir am ersten Abend vermissen , endet (A.R. 2,495-497).269 Apollonios schließt 266 Der bewußte VerLieht auf die Darstellung der Nachtruhe ist in dieser Szene besonders augenflillig. da die Argonauten zuvor ein Lager rur ihr Mahl am Strand hergerichtet haben (A.R. 1.11 82- 1184). auf dem sie. ähnlich wie beim Abschiedsmahl in 101kos. auch schl afen könnten (vgl. A.R. 1,453-455 und 1.5 18). Doch vermeidet der Dichter dieses abschließende Element geschickt, inde m er nicht d ie Erei gnisse am Strand, sondern die erfolglose Suche des Herakles nach Hylas schilden, und sich erst, als der Mo rgenstern erscheint, wieder den Ubrigen Argo nauten zuwendet. Es ist also nicht genau zu entscheide n. ob diese die Nacht schlafend oder wachend verbracht haben, doch liegt der Akzent de utlic h auf der Unruhe der Helden, die nicht durch die Schi lderu ng geruhsamen Schlafes unterbrochen werden soll . Ein ähnliches Motiv ru r d ie fehl ende Nachtruhe auch A.R. 2.163f. (Mahl nach dem Sieg über Amykos). 267 Ein solches Verfahren findet sich schon bei Horner, vgl. den Aufenthalt des Telemach bei Menelaos in der Odyssee. dessen Beschreibung in Ho m. Od. 4,624 zunächst ohne Darstellung e ines Nachtlagers abgebrochen und in Ho rn. Od. 15.4f. nach einer längeren Zeitspanne mit dem Nachtlager wieder aufgenommen wird. 268 Horn. Od. 11 ,373f. (Alkinoos zu Odysseus), vgl. auch Ho rn. Od. 14, 193- 195 (Odysseus zu Eumaios). 269 Die Darstellung des zweilen Tages hat Apollonios stark gerafft : Nachdem die Sonne aufgegangen iSI, erscheinen die Nachbarn , unter denen sich auch Paraibios befindet. Auf ihn richtet sich nun die Aufmerksamkei t des Dichters. so daß die eigentliche Beratung der Nachbarn durch den Seher in den Hintergrund tritt . Paraibios ist der liebste Geflihne des Ph ineus. er erkennt die Argonauten sogleich. weil er um die Umstände der

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also, indem er die Nachtruhe be i der ersten Gelegenheit ausläßt und den zwe iten Tag erheblich rafft. beide Mähler zu einer Einheit zusa mmen, die von dem folgenden, durch ungünstige Witterungs verhältnisse er.lwungenen Aufenthalt deutlich abgesetzt ist. Dadurch erhält di e Bewirtung im Hause des Phineus, wiewohl auf zwei Tage verteilt, eine ähnli che Gesc hlossenheit wie die Szenen, in denen auf das ))Gespräch von Gastgeber und Gast« ein zwe ites Mahl folgt 270 Ein Beispiel für diese Szenengestaltung haben wir in der oben bespro· chenen Eumaiosszene behandelt, wo die Ankunft weiterer Personen - der übrigen Hirten - das Zeichen fur ein zweites Mahl gibt (Horn . 0<1. 14,4070. Ei ne ähnliche Konstellation liegt in der Phineuserzählung vor: Be i Sonnen· aufgang erschei nen die Nachbarn , die den Seher trOlz der Angriffe der Harverhe ißenen Rettung weiß. er allein darf bleiben. nachdem die Nachbarn gegangen sind. und er erhält de n Au ft rag. ei n Sc haf fü r das Mahl herbeizuschaffen. Die dann fo lgenden Ereignisse kennzeichnet der Dichter ausdrUcklich al s d ire kt aufeinande rfo lgendes Geschehe n: Als Paraibios gegangen ist. um das Schaf zu ho len. erzählt Phi neus dessen Vorgeschic hte. d ie Apollonios in wörtlicher Rede wiedergegeben hat. Im Unterschied zu zah lreichen anderen Erlllhiungen während epischer Gastmah lszene n fehlt hier jeder Hinwe is darau f, daß es sich dabei um e inen Ausschn itt aus e iner umfang reichen Unterhaltung handle (vg l. Ho rn. Od . 4.620: " W S oi ~ i: \I T OlQÜTQ rrpos oXArlXOVS oy6pevo\l u.ö.). oder daß d ie Erz.ählung längere Zeit in Anspruch ne hme. So entsteht der Eindruck. daß Erzähl7.eit und erzählte Zeit zusammenfallen. es sich mith in um ein kUr7.es Intermezzo hande lt. Sofort danach (A. R. 2,490: o VTiKO) ke hrt Paraibios zurllck. wo rauf sich Jason und d ie Borenden erheben und rasch (A. R. 2.493: WKO) de m Apoll ein SChlachtopfer darbringe n. »während die Sonne unterging« (A.R. 2 .494: ~lJa TOS: O VO ~ E VOl O) . Da die Ereignisse von der Er/.ählung des Phineus bis zum Schlachto pfer einerse its we nig Zei t in Anspruch nehmen und als unmitte lbar aufei nander fo lgend gekennze ichnet sind. andererseits aber der Tag bereits wieder 7,Or Neige gehl. als das Opfer dargebracht wird. muß der größte Teil der Tagesspanne bereits vor der Erzählung des Phineus vorU bcrgegangen sein. Dies kann nur bede uten. daß die knapp e rwähnten Ratschläge an die Nachbarn (A.R. 2.462) die me isten Stunden des Tages flUle n. wie auch FRÄNKEL (1968) zu A.R. 2.462-66 annimmt. Dies wird jedoch nicht ausdrllcklic h hervorgehoben. sondern kann nur aus de m Kontext geschlossen werden. Ziel des Apollo nios war es also. den ausfüh rlich geschilderten ersten Tag. der in der erzähl te n Zeit die gle ic he Länge hat wie der knapp behandelte zweite. in seiner Wichtigkeit gegenUber dem verble ibenden Aure nthalt hervorLuheben. In diesem Rahme n erfUlI t d ie Figur des Paraibios, mit deren Hil fe der Dichter die zeitraubende Beratung der Nachbarn kunstvoll Uberbrllckt. eine wichtige erzähl technische Funktion. Vg l. dagege n FRÄNKEL (1968) 190f. . der zwar darauf hinweist. daß der Hirte >l nicht als blo ße Staffage ... eingefü hrt werde. aber gleich darauf e inschrä nkt. daß Paraibios "zu d ieser Positio n nur im Rahme n e ines Geschichtchens aufsteigt. mit dem ei n verelendeter Kö nig die Haupt personen erbaulich unterhält.« 270 S. z.B. Te lemach bei Menelaos (Ho rn. Od. 4.52-67 und 4.2 16-2 18): Odysseus bei Eumaios (Horn. Od. 14.72- 11 3 und 14.41Q.455).

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py ien unennüdlich mit Speise versorgt hatten, um ihm so für sei ne Weissagungen zu danken (A.R . 2,450-455).271 Unter ihnen befind et sich Paraibi os, dem Phineus aufträgt. e in Sc haf herbeizuholen. (A. R. 2,464-466: aTl.fJa OE TOV ye / OGastes< erschien. so erteilt nun erstmal s Phineus Anweisungen , wie es so nst ein ep ischer Gastgeber lUt. 274 Die fo lgende Rede des Phineus (A.R. 2,468-489), in der er die Vorgeschichte des Parai bios darlegt, bestätigt die gewandelte Rollenverteilung. Anders als in se iner ersten Erzäh lung, die seine Leiden und die daraus resultierende Hilflosigkeit zum Inhalt hatte (A.R. 2,220-239), erscheint Phineus hier als akti ve. mit überlegener Wei sheit ausgestattete, ja trotz seiner Gebrec hen selbständige Persö nlichkeit. Er habe Paraibios e inst durch se inen prophetisc hen Rat von 27 1 FRÄNKEL ( 1968) 189 Anm. 92 verwcist auf die Parallele z.wische n A. R. 454f. und Hom. Od. 24.2 11f. = 389f. (Beschreibung der alten Frau, die den greisen Laertes auf seine m Landgut versorgt). 272 Ho m. Qd. 14.4 14f.: 6: ~E e ' vwv TOV ÖptOTOV. '(va ~E iv~ iEpUJOW / Tllh E SaTT~ .

273 Dies ist auffällig, da mehrfache Gastmähler auch sonst vorkommen, wie z. B. in der Phaiakis. Hier wird jedoch die konkrete Aufforderung an bestimmte Personen. Tiere zu schlachten. durc h eine all geme ine Anwe isung und das Versprechen des Alkinoos erselz.t, er werde alles Notwend ige für das Mahl zur VerfUgung stellen (Hom. Qd . 8.38f.: o VTap hrELTo eof) v 6;hEyVvETE SoTTo I iJUETEpOVS' e).!l6vTE5· eyw 5' EV TTO:OL TTap E~w). In der lateinische n Epik erscheint dieses Detail gar nicht. Ebenfalls seIlen find en sich andere Anordnungen. z.. B. Wein rur das gemci nsame Mahl zu mischen (Hom. Od. 7 .1 63 f.: vgl Horn. Qd. 7, 179- 181). dem G ast eine Sitzgelegenheit zu bringen (Ho rn . Od. 7 . I62f. ) oder (außerhalb der Gastmahls7.tne) Wasser für ei n Bad zu erhilZ.en (Ho m.

Od.8.4331.). 274 Vgl. la SCHER (1939) 34: " Während Phineus am ersten Tage in seiner Hilflosigkeit vorgefühn wurde, sieht man ihn am zweiten Tage als Wohltäter w i rk e n .~

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einem Fluch erlöst, mit dem dieser wegen eines von seinem Vater begangenen Frevels geschlagen gewesen se i.275 Zum Dank dafür habe ihn der Hirt niemals im Stich gelassen, so daß er ihn nur mit Mühe fortschicken könne.276 Die Erwähnung der Dankbarkeit für die Erlösung von einem Fluch hat im Zusammenhang mit der glücklichen Vertreibung der Harpyien besonderes Gewicht: In Paraibios stellt Phineus den Argonauten, denen er selbst seine Rettung verdankt, einen musterhaft dankbaren Menschen vor Augen und beweist damit, wie sehr er sich seiner eigenen Verpflichtung gegenüber seinen Rettern bewußt ist. 277 Kurz darauf kehrt Paraibios mit zwei Schafen zurtlck. 278 Bei seiner Ankunft erheben sich lason, und. nach einer Aufforderung des Phineus, auch die Boreaden, um ein Opfer für Apoll darzubringen (A.R. 2,490-494). Auch hier zeigt sich die gewandelte Rolle des Sehers, der den Argonauten - ganz 279 nach Art eines ordnenden Gastgebers - Anweisungen erteilt. Die prompte 275 S . lascHER ( 1939) 35: »Die letzte Rede des Phineus steht in Kontras t zu seiner ersten . die mit den Mitteln des Pathos sein Elend schilderte. indem nun durc h die Erzählung. wie er Paraibios von seinem Unglück befreite, seine eigene Erlösung von den Quälgeistern gerechtfertigt erschein!.«: Zum moralischen Tenor der Erzählung s. VAI.VERDE SANCHEZ (1989) 191 : »EI mito de Parebio (... ) desempena una funci6n imponante corno exemplum moralizador en el discurso de Fineo.« Die Art des Frevels - der Vater des Pardibios hatte einen von einer Nymphe bewohnten heiligen Baum gefällt - weist Parallelen zum Erysichtho n-Mythos auf, de n Kallimachos im Demeterhymnus beschreibt (CaII . Cer. 3 J-I J5). 276 Vgl. A.R. 2.483f.: lYWYE (... ) la\.HTAOIdrW lyvwv; A.R. 2,484 : EKEAEVoa ; A.R . 2.488f. : 1l6A1S 5 ' aEKovTo euPO~E / TTellTTw. 277 Der Seher selbst deutet jedoch in dcr Einleitung seiner Redc an, d aß er dieses Beispiel nicht ausdrücklich auf den konkreten Einzelfall be7.ogen wissen will. Damit können seine Darlegungen dem Leser. der über den Ausgang des Geschehens und die folgende Untreuc Jasons gegenüber Medea. durch deren List seine Heimkehr erst crmöglicht wurde, unterrichtet ist. al s Folie und Kommentar dienen. 278 A.R. 2 ,490f. Daß Paraibios zwei Schafe staU des verlangten einen herbeibringt. bestätigt seinen ungewöhnlichen. gelegentlich Uber das Ziel hinausschießenden Dienste ifer, den Phineus selbst in seiner Rede hervorgehoben hatte (vgl . A.R. 2.488f.: 1J6)\lS 5' aEKoVTo euPO~E / TTEIJTTW. eTTEi lJElJOVeV ye TTOPEIJIlEVOI aOXQA6wIlTI). Die Interpreten haben einige Mühe darauf verwendet, die Herkunft des zweiten Schafes zu klliren, vgl. fRÄNKEL ( 1968) 192 mit Anm. 99. der die Ansicht vertritt. Paraibios habe das Tier aus seiner eigenen Herde gcnommen, die aber mit der des Phineus zusammen gegrast habe. Aus dem Text ist dies jedoch nicht zu entnehmen . Apollonios scheint weniger auf die genauen Besitzverhältnisse Wert zu legen als auf die Tatsache, daß der dankbare Paraibios die Aufträge dcs Phincus mehr als erfüllt. GAERTNER (200 1) 225-227 nimmt eine Textkorruptel an. 279 FRÄN KEL ( 1968) 193 hat die Anordnung des Phineus dahingehend ausgedeutct, daß die Boreaden am Opfer beteiligt seien »)im Auftrag. und im Namen ihres blindcn

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Reaktion der Boreaden zeigt, daß sie die neugewonnene Selbstä.ndigkeit des Sehe rs fraglos akzeptieren . Auf Einzelheiten der Mahlvorbereitungen geht der Di chter nicht ein . Summarisch wird nur die auf das Opfer an ApolIon folge nde Herrichtung der Speisen erwähnt (A.R. 2,495 : KOUPOTEPOI 0 ' ho:pwv IJEVOEIKEa oalT' O:AEyuVOV). Auch in diesem Punkt zeigen sich Reminj szenzen an die Eumaiosgeschi chte. Zwar wird in Gastmahlszenen auch sonst gelegentlich ein dem Mahl vorau sgehendes Opfer geschildert , doch nur bei Eumaios und Phineus erfolgt es ausdrücklich am Herd (A.R. 2,494: ElT ' EoxapeqllV, vgl. Horn. Od. 14,420: ElT ' EOXaPI) , während bei allen anderen mit einem Opfer verbundenen Gastmählern FleischstOcke in einem nicht näher bestimmten offenen Feuer verbrannt werden. 28O Die häuslich-intime Atmosphäre, die beide Szenen verbindet. kommt so deutlich zum Ausdruck. Vergleichbar sind dabei auch die Rollen der ei nzelnen Teilnehmer. Bei Eumaios unterstUtzen di e ilbrigen Hirten ihren Vorgesetzten bei der Zubereitung der Speisen, während als wirklicher Sklave nur Mesaulios in Erscheinung tritt - im Gegensalz zu den Bewirtungen in Königshäusem , wo zahlreiche Dien er zur Verfilgung stehen. Auch Phineus verfUgt nichl ilber eigenes Gesinde, sondern ilberläßt die Opferhandlungen und Mahlvorbereitungen den anwesenden Argonauten , d .h. seinen Tischgenossen. Wenn er auch nicht selbst Hand anlegt . so ilbernimmt er doch zumindest für den religiösen Teil VerantworIUng, indem er die Personen. die das Fleisch darbringen sollen , mit auswählt. Ei ne leitende Funkti on bei religiösen Handlungen aber ist in epischen Gaslmahlszenen Kennzeichen des Hauptgastgebers (oder seines engsten An gehöri gen)?81 Schwagers. der die Riten nicht selbst vollziehen kon nte. zum Dank fUr sei ne (nunmehr gesicherte. 436) Befre iung von den Harpyie n, die nicht zu Stande gekomme n wäre, wenn ihm nicht sei ne apollinische Sehergabe die Mittel und Wege daz.u eingegeben htlue. « Solche Begrtlndungen feh len jedoch im Text. wo sich Kalais und Zetes schl icht ~auf Be fehl .. (t S ' tn\ ul1pi ' b :I1Qv); Opfer vor dem Abschiedsmahl (A.R. 1,434f.): Verbre nnen der Zungen na~h dem Abschiedsmahl (A.R. I,5 17f. ): vgl. außerhalb ei ner Gasl mahlszene z. B. das Gelage nach dem Sieg uber Arnykos (AR 2.158). 28 1 So fordert Nestors Sohn Peisistratos d ie Gttste auf. ei ne Trankspende fUr Poseidon darl ubringen (Horn. Od. 3.43), Nestor selbst übernimmt beim Abschiedsmahl das

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Die Mahlbeschreibung selbst fallt sehr knapp aus, wie es bei me hrfac hen Bewi rtungen gelegentlich vorkommt :282 Nicht nur das Auftragen von Speisen und Getränken , sondern auch die Gespräche nach dem Mahl oder e in Gesangsbeitrag fehlen. Da die zahlreichen Details einer fonnvollendeten Mahlvorbereitung hauptsächlich dazu dienen, den Wirt als positi v besetzten Charakter zu kennzeichnen , dieser aber seine Gastfreundschaft in der Regel schon während der ersten Mahl zeit bew iesen hat, ist es ni cht notwendig. den gesamten Ablauf noch ein zweites Mal zu schildern . Viel mehr kann der Dichter nun einze lne Punkte der Bewirtung besonders hervorheben und damit seine Darste llung akzentu ieren . Im vorliegenden Fall greift Apollonios diejeni gen Details aus der Mahl vorbereitung heraus, die ei n selbstbewußtes Auftreten des Gastgebers erfordern, indem er selbst Hand anlegt oder Aufgaben delegiert. Die Weihung der Gabe an den Sehergon (AR . 2,493: Mavn)Lo v 'ATToAAwva ) und nicht an Zeus Hikesios, den der bittflehende Phineus am Vortag bei der Ankunft der Argonauten als erste Schutzgottheit angerufen hatte (A. R. 2.215), unterstreicht seine wiedergewonnene Se lbständigkeit. Seit sich die Wei ssagung des Apoll erfti llt hat, kann der körperlich gestärkte Phineus wieder selbstbewußt auftreten, da der Götterzorn von ihm gew ichen 283 ist. Zugleich verweist das Opfer gerade an 'ArroAAwv MavTiJtos auf die wichti ge Rolle, die die Prophezeiung des Phineus fUr die Argonauten Voropfer (Hom. Od. 3.444-446). wtihrend seine Söhne das Tier betäuben und schlac hten (Ho rn. Od. 3.448-455). dessen FleischsLUcke wiederum Nestor selbst verb rennt (Ho rn. Od. 3,459); Alkinoos ruft zu einer Tl".lnkspende an Zeus auf. Horn. Od. 7. 18Of.. (vgl. außerhalb des Mahles den Befehl des Alkinoos. dem Poseidon ein SUhnopfer dnrLUbringen. nac hdem dieser das Schiff der Phllaken vers te inert hat . Hom. Qd . 13. 18 1- 183). Auch Apollonios htih sich an d iese Regel. s. A. R. 1,41 1-424 (Jason. der >Gastgeber. beim Abschiedsmahl in lolkos. ruft bei der dem Mahl vorausgehenden Opferhandlung Apoll an). FUr die lateinische Epik gilt Ähn liches. vgl. Verg. Aen. 1.73 1·736 (Didos Trankspende). Verg. Aen . 8.273-278 (Euander fo rdert zur Trankspende auf und fU lli selbst den Becher). 282 Dies gilt vor alle m. we nn es sich um ein Abschiedsmahl hande lt. wa.s in der Odyssee z.weimal. beim Aufenthall des Telemac h in Spar1a (Horn . Gd. 15.92-98 und 133- 143) sowie beim Abschied des Odysseus von den Phäaken. de r Fall ist (Ho rn . Qd. 13.23-27). vgl. REECE ( 1993) 37. Das von dem Scher angeregte Mahl, bei d em der Ro llentausch erstmals aufgeho ben ist und Phineus als le ite nde Persönlichkeit erscheint- ist o ffenbar gleichz.eitig als Abschiedsmahl intendiert. da die Abfahrt am nächten Morgen nur durch die widrigen Etesienwinde verhindert wird. s. A.R. 2.498-529 . 283 Die fOr1dnuemde Blindheit geht offenbar nicht darauf z.urück. daß der annlng liche Fluch (s. A.R. 2. 184) weiterbesteht. sondern e rwächst aus natUrlichen Ursachen. vgl. A.R.2.444f.

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4.2.2 Die Argonauten bei Phineus

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spiel!. Ihr persönlicher Schutzgott, dem sie während der gesamten Fahrt aus versc hi edenen Anlässen und unter versch iedenen Beinamen Gaben darbringen.28J hat ihnen hier in der besonderen Fonn ei ner durch Phineu s verkündeten Weissagung seine Hilfe erw iesen. Beide Parteien haben also in gleicher Weise Anlaß, dem Gott durch ein feierli ches Opfer zu danken . Auf diese Wei se hebt der Dichter die enge und vertraute Verbindung zwischen Gast und Gastgeber gegen Ende der Mahlschilderung noch einmal hervor. Die Mahlzeit schließt mit einer zusammenfassenden Bemerkung. die, ebenso wie das Mahl selbst, knapper ausflil lt als bei Homer übli ch.28s Statt der konventionellen Erwähnung von Speise und Trank beschränkt sich Apollonios auf ein kurzes Resümee (A.R. 2,496: Eva' EU OalOO:\lEVOt. .. ), auf das die Bereitung eines Nachtlagers folg!. Anders als in vielen homerischen Szenen wird dessen Beschaffenhei t nicht näher ausgemalt, sondern se in Vorhandensein schli cht kon statiert (A.R. 2,496f: Toi \lEV TTapa lTEio\la Ta VfJOS , I TOI S' allTOÜ KaTO: OW\laT' aOhAEES Euva~o vTo). Die KUrze dieses Elements ist in den Argonautika durchgehend zu beobachten und findet sich auch in der römischen Epik regelmäßig.286 Trotz der knappen Schilderung behä lt Apollo nios die fUr Homer Iypische zweigeteilte Struktur des Nachtlagers bei : Gewöhnlich wird zunächst das Lager des Gastes »in der Halle« bzw. »im Inneren des Zeltes« lokalisiert und dann der Gastgeber erwähnt. der. meist mit seiner Gemahl in . im Innersten des Hauses ruhl. 281 Ähn lich teile n sich die Argonauten für die Nac ht in zwei Gruppen. auch wenn nicht erkennbar ist, nach welchen Kriterien sie eingeteilt werden: Die erste schHifi bei den Schiffen, die zweite im Haus. Damit ist e in fonnaler Abschluß der Gastmahlszene erre icht, der gewöh nlich eine Zäsur markiert. Übl icherwei se setzt nach der Besc hreibung e ines Nachtlagers ein neuer Handlungsstrang ein , der entweder von einem 284 S. A.R. 1.966 und 1186: 'A1T6 AAW\I 'EK(3omoS. A.R. 2,686: 'An6 AAc.l\I ' Ewlos. A. R. 4, 1714- 1717: 'An6AAw\I AlyM.-ns , vgl. A.R. 4,1218 'An6AAw\I NOuIOS. Für eine vollständige Aunistung alter Epi theta Apoll s vgl. VIAN (1996) 229 (Index). 285 Vgl. den homerischen Fo rmel vers oVTOp tTTEi noolOS ko\ EBrrnios t; EPO\l

" E\lTO.

286 S. z. B. Abschiedsmah l dc r Argo nauten (A. R. 1.5 18): Argonautcn und Phrixossöhne auf der Aresinsel (AR 2,1227): vgl. dazu oben S . 102. Eine Ausnahme bildet die an Homer orie ntie ne Euandersze ne der Acneis (Verg. Acn. 8,366-369). 287 S. z. B. Phoinix bei AchilI (Horn . 11 . 9,658·668): Priamos bei AchilI (Horn. 11. 24.673-676): Tclemach bei Nestor (Horn. Od. 3.397-403): Telemach bei Menelaos (Horn Od. 4.296-305): Odysseus bei den Phtlaken (Horn. Od. 7.344-347). Dazu oben S. JOi.

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4.2.2 Die Argonauten bei Phineus

Ortswechsel der beteiligten Personen oder einem Schauplatzwechsel in der Erzählung begleitet ist. 288 Eine vergleichbare Fu nktion erfüllt hier der sich unmitte lbar anschließende aitiologische Exkurs über die Etesienwinde. der fast 30 Verse e innimmt (A.R. 2,498_527).289 Indem der Dichter deren Auswirkungen auf die Weiterfahrt der Argonauten zunächst versc hweigt und sich statt dessen ganz auf die Herkunftssage konzentriert, schafft er eine Zäsur, durch die der folgende, nur summarisch angedeutete längere Aufenthalt der Argonauten und ihr ebenfalls nur knapp geschildertes Opfer vor der Abfahrt, die zusammen nur 8 Verse umfassen (A.R . 2,528-536), von den ersten beiden Tagen im Haus des Phineus (insgesamt 3 19 Verse) abgesetzt werden ?90 Die Darstellung der Abfahrt ist vom Dichter nicht so sehr als Schluß der Bewirtung, sondern vielmehr als Beginn neuer Abenteuer gestaltet. Zusammenfassllng Der Aufenthalt bei Phineus, der in dieser Untersuchung als zweites Beispiel für eine Modifikation der Norm dient, stellt gegenüber de r Eumaiosszene eine Steigerung dar: Die Bewirtung findet nicht nur wie bei dem Sauhirten in bescheidenem Ambiente statt, das keinen Empfang im Sinne eines normalen wohlhabenden Gastgebers erlaubt, sondern sie ist wegen der körperlichen Gebrechen des Gastgebers sogar grundsätzlich in Frage gestellt. Da Phineus in seinem gegenwärtigen Zustand einen Fremden nicht formvollendet empfangen kann. scheint sich der Stoff kaum für Anspielungen auf traditionell e epische Mahlszenen zu eignen. Dennoch finden wir im Verlauf der Szene die meisten Elemente des typischen Schemas in der herkömmlichen Reihenfolge wieder, angefangen von 288 S. Anm. 263. 289 Vgl. VALVEROE SANCHEZ (1989) 192 : »Con semejante indicaci6n Isc. dem Schluß des Ailions A.R. 2.528-5301 sc ha ccrrado e l exeur $ lI$ elio l6gico y. ademas. e l episodio queda tambien clausurado. pues a partir de i verso 53 1 se inicia un nuevo pasaje dc navigaci6n 1... 1 Po r consiguiente. e l e:CCllrSIlS ha sido intercalado e n cl desarrollo narrativo.« 290 Die Wahl gerade eines aitiologische n Stoffes. der noch dazu die Aufmerksamke it auf Cyrene lenkt. verweist auf Kallimachos. wie MARGOLIES OE FOREST ( 1994) 76 bemerkt : » It is highl y appropriatc to introduce an etiological story conceming the Cyre ne (2.500). from whom Callimachus' ho meland was named. Etiological slo ries we re Callimachus ' hall mark. I... ) He (sc. the narrato r 1 inlroduces Ihe winds 10 reaffirm that Ihe course o f Ihe narrative is Callimachean." Daneben muß jedoch auch die ko mposilionstechn ische Funktion de r ailiologische n Er/lih lung bertlcksichligt werden.

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4.2.2 Die Argonauten bei Phineus

335

der »)A nkunft« (Element 1). einem leicht variierten »Warten auf der Türschwell e« (Ele ment 11), e iner Sonderform der »Hjkesie« (supplicario. EleIllent IV) und e iner »Begrußung« (Eleme nt V) über die auf mehrere Personen verte ilte Vorbereitung des eigentljchen Mahles (Element VIJa) und den Speisevorgang (Element Vllb) bi s hin zum »Gespräch zwi schen Gastgeber und Gast« (Element LX , hi er bestehen Berührungspunkte zu einem Sängervortrag, Ele me nt X) und dem Nachtlager (Element XI). Die Verarbeitung zahlreicher Strukturelemente trotz einer stark von anderen Gastrnahlszenen abweichenden Ausgangssituali on wird dadurch ermöglicht, daß Apollonios gleich zu Beginn der Szene einen grundlegenden Rollentausch ansetzt, der den gesamten ersten Tag der Bewirtung bestimmt und darin besteht, daß nicht der hil nose Hausherr Phineus, sondern die landfremden Argonauten die typischen Tätigkeiten eines Gastgebers übernehmen. Es handelt sich also um eine inh altlic he Modifi kation, die während dieses ersten Tages der Bewirtung fast alle ty pischen Elemente erfaßt und sie in derselben Weise abwandelt: Aktivität ist in di esem Abschnitt das Kennzeichen der Gäste, Passivität das des Gastgebers. Der Wechse l wi rd von ApoUo nios unter anderem dadurch gekennzeichnet. daß sich ein typisches Verhalten des Gastgebers - das Entgegeneil en bi s zur Tür - mit dem Zusammenbruch des Phineus in ei ne sonst vom Gast vollzogene Biugeste verwandelt. Die Analyse hat ergeben, daß sc hon vor di esem geschickt inszeni erten Wechse l au f der Handlungsebe ne auch d ie Erzähltechnik den besonderen Verhältni ssen angepaßt wird: So schildert der Dichter die Ankun ft der Besucher ko nventionell aus der Figurenperspe ktive. doch legt er nict1l die Sicht weise der Gäste. sondern die des Gastgebers zugrunde. Hier zeigt sich. daß nicht nur typische Handlungen zum festen Bestand von Gastmahl sze· nen gehören, so ndern ebenso einige schon bei Ho mer zu beobachtende er7..l1hhech ni sche Eigenhe iten. Die spezielle Mod ifi katio n in Gesla lt eines Rollemausches hat zur Folge, daß die C harakteristi ka ei ner Gastmahlszene von den besonderen Umsländen weitgehend unberUhrt bleiben: Die einze lnen Handlungen erfolgen nicht nur in der bekannten Reihenfo lge, sondern werden auch mit den typischen erzähltechnischen Millel n umgesetzt. So entsteht trotz der abwe ichenden Ro Uenzuweisung der Eindruck einer epische n Gastmahl szene. Dies bestätigt die Ergebni sse der vorhergehenden Analysen, wonac h die epi sche Couleur einer Szene vor allem durch ihre

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4.2.2 Die Argonauten bei Phineus

fonnale Struktur entsteht. die sich nicht auf eine einzelne primary SOl/rce zurtickfUhren läßt. während inhaltliche Aspekte vor allem Verbindungen zu bestimmten Vorbildern herstelle n. Zugleic h hat sich gezeigt, daß nicht alle typischen Elemente und Handlun gen ohne weiteres von ihrem eigentlichen Träger gelöst und auf einen neuen Ubertragen werden könne n. So reagiert Zetes auf den Appell des bin· flehenden Phineus nicht mit derselben Souveränität. die ein Gastgeber zeigt, da sich di e Argonauten ungeachtet der akti ven Rolle, die sie in dieser Szene übernehmen. als Reisende in einer unsicheren und zur Vorsicht gemahnenden Situation befinden. Auch wird Phineus als dem Bewirteten zwar ei n hervorgehobener Platz an der Tafel zuteil , dieser ist aber nicht ausdrucklich als Ehrenplatz »neben dem Hauptgastgeber« gekennzeichnet, da hier nicht di e Ehrung ei nes Fremden durch den Wirt im Vordergrund steht, sondern die Hilfe der Argonauten, durch die Phineus sei ne WUrde zurtick gewinnt. Daraus folgt, daß die Differenzierung zwischen formal·strukturellen und inhaltli chen Eigenschaften einer typische n Szene nicht zu mechani sch gefaßt werden darf. Vielmehr sind beide Ebenen miteinander verflochten , so daß Änderungen auf der einen auch Modifikati onen auf der anderen Ebene nach sich ziehen können. Wird. wie bei Phineus, die Rolle des Bittstellers auf den Gastgeber Ubertragen, so bedeutet dies, daß das Begrtißungsritual zwischen den Parteien in formal leicht veränderter Form (hier durch die Einfügung ei ner der Vorsicht dienenden Rede) modi fi ziert werden muß. Die Sonderstellung des erste n Mahls tritt im Vergleich mit dem am nächste n Tag folgenden Mahl hervor, als Phineus bereits von den Harpyien erlöst ist und seine Souveränität wiedergewonnen hat. Den gesamte n zweiten Tag hat der Dichter mit Hilfe der Figur des Paraibi os geschickt gestrafft: Indem sich das Augenmerk der Leser auf den Hirten und sei ne Vorgeschi chte richtet. tritt das Gespräch mit den ratsuchenden Nachbarn , das in der erzählten Zeit den größten Teil des Tages ausfüllt, in den Hintergrund . Auf diese Weise werden di e auf zwei Tage vertei lten Ereignisse zu einer Einheit zusammengesc hl ossen und ebenso die Bedeutung des Mahl s im Vergleich zu den anderen Ereigni ssen des zweiten Tages gesteigert . Hier übernimmt der gestärkte Phineus di e Rolle eines Gastgebers, indem er Anwei sungen erteilt, für Fleisch sorgt und die leitende Funktion bei religiösen Handlungen au sübt. Das Gastmahl endet, dem typischen Schema entsprechend, mit eine m Nachtlager, das nach dem ersten, von den Argonauten ausgerichteten und

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4.2.2 Die Argonauten bei Phineus

337

mil langen Gesprächen endenden Schmaus fehlte. Auf diese Weise gelingt es dem Dichter. beide Mahl ze iten zu einer Szene zusammenzuschließen, die von der weiteren Hand lung abgesetzt wird . Die Handlungszäsur, die das Element »NaChtlager« sonst markie rt. ist hier durch das unmittelbar folgen de umfangreiche Aitio n der Etesienwinde gegeben. welches die Haupthandlung des Epos zunächst unterbricht. Der durch die widrigen Wetterverhältnisse erzwungene, vierzig Tage dauernde Aufenthalt der Argonauten wi rd dabei so knapp behandelt. daß er nicht als eigene S7.ene, sondern nur als Auftakt zu neuen Abenteuern ins BewußlSein des Lesers tritt . Die Phineusszene belegt also gerade aufg rund ihrer pro blematisc hen. durch den Mythos vorgegebenen Ausgangssituatio n die bewußte. an der Tradition epischer Gastmahlszenen orientierte Gestaltung der Ereignisse. Dabei sind aufgrund inhaltlicher Parallelen bestimmte prägende Vorbilder. wie die Kirke- und die Eumaiosszene der Odyssee. unschwer erkennbar (vgl. die Prophezeiungen des Phineus und der Kirke. di e Rollen des Parai bias und der Hirten des Eumaios. die Erwähnung des Herdfeuers. di e Schlach tung von K1ei nvieh statt von Rindern und die durchwachte Nacht). doch läßt sich die fonnaJe und inhaJLliche Gestaltung der Szene nicht aJlei n auf diese Vorbilder reduzieren. So findet sic h die typi sche Ve rwunderung der Gastgeber über ei nen plötz lichen Ankö mml ing. die hier auf die Ober Phineus staunenden Argonauten Obertragen wird , weder bei Kirke noch bei Eumaios. Auch die Hervorhebung der Tilrschwe lle (OUOOs) als Ort des warte nden Fremden fehlt in den bei den Szenen. wo nur all gemein vom Ausharren »vor der TOr« die Rede ist Diese Ergebni sse zeigen. daß auch fUf Apollonios der Einfluß e ines als typisch empfu ndenen. ofrenbar aus dem Zusammc nwi rkc n zahlreicher Vorläufersze nen erwachsene n Ablaufs epi sc her Gastmahl szenen so be· stimmend gewesen ist. daß e r diese Konventio n sel bst unte r schwieri gen inhalt lic hen Vorgaben anklingen li eß. Ist dieses Verfahren , das wir bi sher nur in der griechi schen Literatur beobachtet haben. nuch in der lateini schen Epik anzutrerfe n, und welche Fonnen nimmt es dort an? Erst dann wäre die epochen- und sprachObergreifende Wirksamkeit der Szenentypik erwiesen. Apollonios hat die sich aus dem Stoff ergebenden SChwieri gkeite n gemei sten, indem er einen Rollcntausch der beteiligten Persone n vornahm und so den geschWächten Phineus zunächst aus der aktiven Positi on des Wirts in die pass ive des Bewirteten versetzte. So kann er sich selbst hier an konventio nellen Struk turen epischer Gaslmahlszenen orienticren. Es ist daher auf-

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338

4.2.3 Hanni bal in Capua

schlußreich, das Verfahren eines Dichters anhand ei ner Szene zu untersuchen. in der eine solche Möglichkeit nicht besteht, weil kein k.lar definierter Gastgeber zugegen ist. Einen solchen Fall stellt das Gelage Hannibals in Capua dar, das Silius Italicus im elften Buch sei ner Punica schildert. Hier steht dem siegreichen Karthager nicht eine einzelne Person gegenüber. sondern eine ganze. eben zu ihm übergelaufene Stadt. Zugleich bietet die Szene den Vorzug, daß wir die unmitte lbare Quelle des Dichters, die entsprechende Beschreibung bei Livius. mit der epischen Darstellung vergle ichen können. läßt sich 7.eigen, daß Sil ius Änderungen an der Prosavorlage vornahm. um sie dem typischen Verlauf einer epischen Gastmah lszene anzupassen?

4.2.3 Bewirtung olme Wirt: Hmlllibal in Capua (Sil. 11.259-368) Die Bewirtung Hannibals in Capua. die Silius Italicus im 11. Buch se iner Punica schildert, ist uns auch aus der Geschichtssc hreibung bekannt. Den ausfuhrli chsten Bericht, der auch dem Dichter als Primärquelle gedient hat, bietet Livius im 23. Buch se ines Werkes ab urbe condüa. daneben besitzen wir die zum Teil auf Livius zuruckgehenden Darstellungen Slrabos. Diodors, des Valerius Maximus und des Florus. 29L Wir sind daher in der gü nstigen Lage, die Darstellung ei nes Epikers mil der ei nes Hi storikers vergle ichen und somit gattungsspezifische Eigenheiten besser herausarbeiten zu können al s in den bisher besprochenen Szenen, in denen entweder Oberhaupt keine oder allenfalls eine knappe und daher wenig aussagek.räftige Parallele in anderen Gauungen vorlag. Strukturell unterscheidet sich das Bankett in Capua von allen untersuchten Szenen durch das Fehlen ei nes klar defini erten Gastgebers (S. das unbesti mmte Subjekt Si!. I 1.270: insl i tllllni de more epulos). Sowohl die in wohlhabenden Kreisen angesiedelte normale Form eines Mahls, die oben am Beispiel der Dido- und der Kleopatraszene erläutert wurde, als auch die als Beispiele rur Abweichungen angeführten Bewirtungen bei Eumaios und Phineus beruhen darauf. daß jeweils ein persönlicher Kontakt zwischen einem landfremden Besucher und einem besti mmten Wirt etabliert wi rd. Allenfall s können Aufgaben des Gastgebers, wie am Beispiel des Phi-

29 1 Liv. a.u.c. 23.7.1 -23. 10.1 3: vgl. 18. 10- 16. Strabo 5.4. 13: Diodor 26. 10- 17: Val. Max. 9 exl. I : A or. epil. 2.6.22. Zur QuellenbenulZung des Silius vgl. BAUER ( 188 1) und ( 1889) sowie bes. NICOL (1936) und speziell zu den Ere ignissen um Capua B URe " (19S4)b.

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4.2.3 HannibaJ in Caplia

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neusabenteuers gezeigt, durch eine Gruppe von Personen übernommen werden.m Die von Silius beschriebenen Erei gnisse spie len sich während des Zweiten Punischen Krieges im Herbst 21 7 v. Chr. ab: Nach der Niederlage der Römer bei Cannae hat Capua, im G lauben, nun seine Position gegenüber Rom stärken zu können, die Forderung gestellt, daß in Zukunft einer der beiden Konsuln aus Kampanien stammen solle. 29J Als der Senat dieses Ansinnen zurückweist, schli eßt sich Capua Hannibal an und liefert die romfreundli che Partei in der Stadt. allen voran ihren Wortführer Decius. an die Kanhager aus. Zum Ze ichen der Freundschaft öffn et die Stadt sodann ihre Tore für Hannibal und richtet ihm zu Ehren ein Fest aus. 294 Einzig der Sohn des kanhagerfreundlichen Capuaners Pacuviu s295 lehnt jede Verbrüderung mit Hannibal ab und plant gar, ihn zu töten. Ei ne Gastrnahlszene kann nach den in der Einleitung (S. 22) formulierten Kriterien entweder mit der Ankunft eines Gastes be i seinem Wirt . oder. wenn ke ine Ankunft geschildert wird . mit dem Wechsel des Schauplatzes >}in den Festsaal« beginnen. In der Hannibalszene jedoch bereitet beides Schwieri gkeiten. Zwar wird die Ankunft des karthagischen Feldherm in Capua geschildert, dessen Stadtgebiet den Schaupl atz für das Festmahl bildet (Si!. I ) ,270f. [es/am [ ... ) per urbem l... ) ceJebrafl l cOflvi via), doch folgt nach seinem Eintre ffen nicht unmittelbar ei n gastlicher Empfang, sondern

292 Einzelne Argonauten übernehmen dabei herausragende Aufgaben. vgl. die flI hrende Rolle Jasons bei der Befragung des Phineus (A.R. 2.409-418). sowie das persönl iche Ei ngreifen der Boreassöhne KaJais und Zetes (A.R. 2.24().253 und 262-290). 293 Einer der Wortfllhrer der Capuaner ist der ältere Pacuvius. s. zu den Verhandlungen BURCK ( 1984)a 7- 10. 294 In diesem Punkt weicht Silius vom Bericht des Livius ab. der das Gastmahl nicht in der gesamten Stadt. sondern in den H!iusern namentlich bezeichneter. vornehmer Bürger stattfinden läßt. Liv. 23.8. 1: Del'ersatus est u/Jud Nillllios Ceferes. Sthellium POCUI';umque, illclutos 1I0bilitate oc dj"itiis. 295 Der Name des j ungen Mannes ist nicht ei ndeutig überliefen. Obwohl ihn Livi us nur unbestimmt als iu venis bezeichnet und auch Sili us nur zu Umschreibungen greift. sct7.en DUFF (1950) 122 Anm. b u. ö. und MARTIN (1984) 224. Anm. 1 zu S. 78. den Namen Perolta an. Ein solcher ist frei lich in der Familie der Pacuvii weder inschriftlich noch literarisch belegt. Die Annahme beruhl auf einer korrupten Lesart bei Li vius (liv. 23.8.7: nee 1... 1 Calavills filills perho/aviniim 1'0111; ; perolla villd 1101IIi/). Die LiviusEditoren ubernehmen dagegen sei l Ende des 19. Jahrhunderts meist die Konjektur HEERWAGENS perfid ad I'inum pOlllit. (WEISSEN BORN nimmt perpelli in den Tex t) s. dazu HERAEUS ( 1885) 109. DELZ (1983) 2 12 und SPALTENSTEIN ( 1990) zu Sil. 11 .267 .

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4.2.3 Ihnnibal in Capua

die Auseinandersetzung mit dem romfreundlichen Decius und desse n Ausschahung. Die Ereignisse ste llen sich bei Silius folgendermaßen dar:

I. Die Capuaner erwägen aus Groll gegen Rom einen Friedensschluß mit Hannibal. Decius spricht sich als einziger dagegen aus (SiI. 11,155-200) 2. Ankunft Hannibals vor den Stadtmauern; Befehl , Decius ins karthagische Lager zu bringen (S il. 11 ,201 -221) 3. Einzug Hannibals in Capua untcr dem Geleit des Senats (Sil. 11 ,222-224) 4. Konfrontation und Wechselreden von Hannibal und Decius, der schließlich gefesselt abgeführt wird (S il. 11 ,225-258) 5. Besichtigung der Stadt durch Hannibal (Si l. 11 ,259-266) 6. Beginn des Festmahls (Si l. 11 ,270ff.)'96 Da wir den Begriff »Szene« eingangs al s >Ko nstellation seinheit < defi niert haben. die durch die Einheit von Ort, Zeit, Handlung und Handlungsträgem als geschlossenes Bauelement kenntlich gemacht ist, kann der Beginn der Gastmahlszene erst nach der Entfernung des Handlungsträgers Dec iu s angesetzt werden, mit dessen Abtransport die offene Konfrontation in der Bürgerschaft von Capua endet. Anschließend beginnt Hannibal. nun besänftigt , eine Besichti gun g der Stadt, die durch erztihltechni sche Details mit dem fol genden Gastmahl verbunden ist: Besichtigung und Gastmahl folgen unmiuelbar aufeinander (Einheit der Zeit), in beiden Fällen bildet das Stadtgebiet Capuas den Schauplatz (Einheit des Ortes), und beide Mal e tritt der karthagische Feldherr al s Protagoni st auf, der von nicht näher bezeichneten, offenbar einheimi schen Personen begleitet wird (S il. 11 ,265: mOlIstra", capitolia celsa; Si\. 11 ,266: Stellatisqlle eloce,1l campos ; Sil. 11 ,270: inst;tll UII! ele more epulas; Sil. 11 ,27 1: celebr(lfIt conviv;a: Einheit der Handlungsträger). Da eine Einheit von Ort , Zeit und Handlungsträge rn vorliegt , muß sich die Bestimmung der Szenengrenze danach richten , ob Bes ichti gung und 296 Dieser Aufbau unterscheidet sich von dem Bericht des Livius vor allem durch die frühzeiti ge Verhaftu ng und Deportation des Dccius. die der Historiker erst rur den zweiten Tag. d.h. nach dem Gastmahl ftlr Hannibal. ansetzt. Während die Bewirtung bei Li vius also von politische n Auseinandersetzungen gerahmt wird. bildet sie bei Sil ius dc ren Abschluß und den Übergang zu einer schleichenden, vQn Venus geförderten Verweichlichung der Karthager. die sich in fortdauernden Gelagen manifestie rt. Der Wendepunkt. den das Gastmahl mit sei nem negati ven Ein nuß auf Hannibals militärische Gesinnung darstellt. trin so deutlicher hervor.

4.2.3 Hannibal in Capua

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Gastmahl auch durch e ine Einheit der Handlung verbunden sind oder vom Dichter ei ne solche intendiert ist Diese wäre gegeben. wenn die Musterung der Stadt als Vorbere itung auf die festliche Bew irtung aufge faßt werden könnte. Ein Vergle ic h mil de n übri gen Gastmahlszenen zeigt nun , daß die Zeit zwi schen der Ankunft eines Gastes und seiner Aufnahme an den Ti sch des Wirtes in vielen Fäll en durch eine Ekphrasis der Räumli chke iten aus der Perspektive des Besuchers ausgefüllt wird. die unmittelbar in den Empfang des Gastes übergeht Für den Leser stellt daher die dem Mahl direkt vorangestellte Beschreibung der Stadt. die ebenfall s aus der Sicht Hannibals erfolgt (s.u. S. 342). ei nen vertrauten Zug dar, der der sonst üblichen Ekphrasis eines (geschlossene n) Festsaales entspricht. Aus di esem Grund soll der Anfang der Gastmahlszene nach der Verhaftung des Dec ius und beim Beginn der Stadtbeschreibung (Si I. 11.259) angesetzt werden . Der Abschnitt vor dem eigellllichen Mahl Als Hannibal seinen Gegenspieler ausgesc haltet und von seinem Zorn abgelassen hat, tritt er dennoch nicht als Freund und Beschützer. sondern als frohlockender Sieger in Capua auf. Die nur hier und bei Vergil erscheinende Ju nktur "ie/ar ovalls läßt den Wettlauf der Trojaner während der Leichenspiele rur Anchises im fUnften Buch der Aeneis anklinge n, bei dem Ni sus, als er sich bereits jubelnd der Z ielli nie nähen . auf dem Blut der SchIachttiere ausgleitet und so den schon sic her geglaubten Sieg verschenkl. 297 Auf diese Weise deutet Silius gleich zu Begi nn der Szene. die Hannibal auf dem Höhepunkt seiner Macht zeigt. den vergänglic hen Charakter solcher Pracht an. Am Ende der Kri egshandlungen wird nicht Karthago. sondern Rom triumphieren. Der Stadt Capua. di e den Schauplatz des Geschehens bildet, kommt da bei im Epos des Sili us e ine besondere Sy mbolkraft zu. Als treulose Verbündete Roms gilt sie dem Dic hter als altem Karthago lind als Si nnbild der Pflll icajides. da sie den fremden Eroberer mit offenen Armen empfUngI. Folgerichtig erleidet sie auch als erste. noch vor der Mutterstadt der Feinde. di e Bestrafung d urch die siegreichen Rö mer.298 297 Verg. Aen. 5.33 1-333: hic ;/H'ell;s iam "ictor o"ons "esl;g;a presso I hlmd ten"it

lilllOOW solo. sed prOl/lIs in ipso I concj(/it ;mmundoqlle fimo sacroqlle cnlOre. 298 Das Gewicht. das der Aufenthalt in Capua bei Silius besitzt. 7.eigt sich u.a. darnn . daß der Dichter den Bericht des Li vius Uber die Ereignhose in Kalllp.1niell auf den Aufenthalt in C:lpua reduzien hat . Vgl. dazu ß URCK ( 1984)b 6: .. Es ist zunHchst von erheblicher Bedeutung. daß dcr Dichtcr den Ereignissen in Cupua samt dem Mago-Bericht ein ganzes Buch eingeräumt hat und daß er die Behandtung der zahlreichen Kämpfe Hanni-

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4.2.3 Hannibal in Capua

Vo r diesem Hintergrund ist die Gastmahl szene zu lesen, die den karthagischen Feldherm zunächst als aufmerksamen Betrachter der Stadt zeigt: Er läßt seinen Blick umherschweifen und betrachtet die Häuser und Tempel (Sil. 11 ,26Of : specrandis urbis tecris remplisque serenos /Iae tus circumfe rt OCIt/os). Die Beto nung optischer Eindrücke aus der Fi gurenperspekti ve ist, wie wir in den vorigen Kapiteln gesehen haben, charakteristi sch fur den Beginn einer Gastmahl szene. Besonders in den ho meri schen Epen wartet ein Besucher oft auf der Türschwelle des Wirtes, wobei seine Eindrucke in Form einer Ekphrasis ausgestaltet werden kö nnen (Ele ment 111. s. dazu oben S. 5 1ff ). Ein Verharren »vor der Tür« ist hier freilich nicht mög lich, da zunächst nicht ein einzelnes Haus, sondern eine ganze Stadt den Schauplatz des Geschehens bildet. Dennoch hat es der Dichter verstande n, den Eindruck eines ruhig stehenden Betrachters zu erwecken, indem er nicht Hannibal selbst durch die Stadt ziehen läßt, sondern nur davon spricht, daß dieser seinen Blick über Häuser und Te mpel gleite n lasse (S il. 11 ,26 1: circumfe rt oculos). Der ty pi sche Eindruck der Ruhe vor de m Beginn der eigentlichen Feierlichkeiten bleibt auf diese Wei se gewahrt . Das gilt auch rur den weiteren Verlauf dieser )Mauerschau<, bei der Hann ibal vefschiedene hervorgehobene Gebäude vorgeführt werden, ohne daß von einer Bewegung im Raum die Rede wäre. Aus den Versen 1I ,265 f. : Monstrant capitolia celsa I S/ellatisque docenr campos Cereremque belligllam läßt sich nicht ableiten, ob sich der Feldherr auf den Weg durch die Straßen macht, oder ob er die einzelnen Sehenswürdigkeiten von einem fes ten AussiChtspunkt aus betrachtet. Stets bleiben auch die nicht näher defini erten Begleiter so weit im Hintergrund, daß ihre Anwesenheit nur aus dem Plural der Verben mons/ralll und docent erschlossen werden kann. Spezielle Informati onen über Namen und Funktion e inzelner Orte oder Gegenstände, die e inem Fremden nicht beim bloßen Anbli ck zugäng lich sind, werden in anderen Ekphraseis gelege ntlich mit Hilfe ei nes auktori alen Erzählerkommentars ei ngefl ochten. S ilius dagegen hat sie mehreren ano nymen Personen in den Mund gelegt, die aber, da sie nicht näher besti mmt oder charakteri siert werden. im Bewußtsein des Lesers genauso wei t zurucktreten wie so nst der auktori ale Er.lähler. Insofern ents priCht die Darbals gegen andere italische Städte. die bei Livi us sowohl vor dem Capua-Bericht stehen als auch ihm rolgen. ausgelassen hat. Diese Verselbstilndigung macht deutlich. we lch' großes Gewicht er im Rahmen des ganzen Kriegsgeschehens dem Aurenlhalt Hannibals in Capua beigelegt wissen wil l.O(

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4 ,2.3 Hannibal in Capua

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stellung dem Beginn einer typischen, mit ruhiger Betrachtung aus der Figurenperspekti ve einsetzenden Gastmahl szene. Auc h die Gliederung der »Ekphrasis« folgt in wichtigen Punkten dem aus a nderen Gaslmahlszenen bekannten Schema. Zunächst konzentriert sich die Beschreibung auf allgemeine Elemente des Stadtbildes. wobei die Gebäude grob in Profan- und Sakralbauten gegliedert werden (Silo 11,260 urbis tectis templisque), bevor sie sich den Einzelheiten, dem Kapilol 299 und dem zu Capua gehörenden Campus Stellas zuwendet (Si lo 11 ,265f. capito/ia celsa I Stellatisque [... ] campos Cereremque).300 Ein solcher vom Allgemei nen zum Speziellen fortschreitender Aufbau find et sich schon in der Ekphrasis homerischer Gastmahlszenen und wird auch von den lateini schen Epikern befolg' (s. dazu o ben S. 53f. ). Allerdings hat Silius zw ischen dem allgemeinen und dem speziellen Teil der Beschreibung einen Passus eingefugt, der sich mit seiner Häufung indirekter Fragen von der übrigen Ekphrasi s abhebt. Während Hannibal die Häuser und Tempel betrachtet. erfährt er, wer der Erbauer der Mauem sei, und wie viele junge Leute unter Waffen stehen, scxlann die Summe der fur den Krieg verfUgbaren Silber- und Kupfertalente und schließlich die Stärke der capuanischen Kavallerie und Infanterie. Es handelt sich also größtenteils um Angaben zur Zahl und Au srüstung der in der Stadt anwesenden Personen, d ie in einer gewöhnlichen Ekphrasis erst nach der Beschreibung von Gebäuden geliefert werden. Silius dagegen hat sie in die Darstellung der 299 Bei der Erwähnung des Kapitols von Capua handelt es sich um einen Anachro· nismus. da ein solches erst im Jahre 26 n. C hr. e rbaut wurde. Ein Zeugnis darüber findet sich Suet. T ib. 40. S. dazu S PALTEN STEIN ( 1990) 12 1. de r die unzeitgemä.ße Erwähnung bei Sili us als Sinnbild des Selbstbewußtsei ns der Capuaner deutet: ,. Oe nombreuses villes a vaient voulu leur Capitole. par imitation de Ro me [... 1. de sorte qu' il faut garder ici celte rMere nce .« Die Erw!1hnung fUgt sich daher g ut in die augenblickliche Situation ein. in der sich Capua eben von Rom losgesagt und sic h eigenmitc htig dem Gegner angeschlossen haI. Die We ndung Capilolia celsa, die sonst nur in der Schildbeschreibung Verg. Aen. 8,653 (sowie bei Sili us selbst. V. 17.327) als zusammenhitngender Ausdruck erscheint. unterstreicht den Wellstre it Capuas mit Rom. In der Schildbeschreibung ist es das von Man lius bewachte rö mische Kapitol selbst. das mit dem Epitheto n ce/sa versehen wi rd. S. dazu Anm. 303 . 300 Bei m Campus Stellas handelt es sich um das scho n bei Li vi us 9,44.5 erwähnte, zu Capua gehörige Land. das wegen seiner Fruchtbarkeit berühmt war. Seine genaue Lage ist unbekannt. s. SPALTENSTEIN ( 1990) 121. In jedem Fall zeigt die Tatsache, daß Hanni baI das Ackerland erst nach seinem Einzug in die Stadt erblickt. daß Silius die )Besichtigung< Capuas nicht a ls Abschrei ten einzel ner Orte, sondern vielmehr als Schau von einem geeigne ten Punkt aus konzipiert hat. Von diesem Standort aus betrachtet der Feldherr Te mpel. Häuser. das Kapito l und das Umland .

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4.2.3 liannibat in Capua

Stadt integriert, indem er zunächst vom Anblick des allgeme inen Stadtbi ldes auf den Erbauer der Mauem und damit den Stadtgründer überleitet. Die Erwähnung dieser fOr das Selbstverständnis einer Siedlung zentralen Gestah ist in epischen Bankettszenen ungewöhnli ch. Die Erwähnung des Stadtgründers an dieser Stelle läßt sich al so nicht unmittelbar aus dem typischen Schema ableiten. Vom Erbauer der Mauem geht der Dichter sodann mit einer neuerlichen indirekten Frage zu der waffenfahigen einheimischen Jugend über.301 Die Nebenordnung der beiden Kola durch et legt einen inneren Zusammenhang zwischen ihnen nahe. Offenbar führt der Gedanke an die Stadtmauern den Sprecher sog leich zu deren möglichen Verteidigern. den kampffahigen BUrgern . Daß militärische Implikationen vorherrschen, zeigt de ullich di e folgende Erwähnung der Rei chtUmer Capuas, die nicht al s Ausdruck allgemeinen Wohlstands angeführt werden, wie sonst in Gastmahlszenen kostbare Materialien den Rang ihres Besitzers verdeutlichen,302 sondern ausdrUcklich in ihre m Wert al s Kriegskapital erscheinen (S il. 11 ,263: quol bello pareanl argenI; aerisque ta/eI/ta ). Die anschl ießenden Fragen nach der Stärke von Kavallerie und Infanterie bestätigt diesen Eindruck: Das Stadtbild wird nicht nach ästheti schen oder repräse ntativen. sondern allein nach militäri schen GesiChtspunkten beurtei lt. In diesem Zusammenhang gewinnt die außer von Si liu s nur in der Schildbeschreibung der Ae neis (Verg. Aen. 8,653) verwendete Junktur CapilOlia ce/sa eine besondere Färbung: Dort hande h es sich nicht ei nfach um das erhabene Kapitol Roms, sondern konkret um das von Feinden bedrängte und von Manliu s tapfer verteidigte Herz der Stadt , dessen erhöhte Lage ihm die Gegenwehr erlei chtert .303 Ebenso ist 30 1 Sil. 11 .26 1f. : .f inglllll discir: I qllis mllris sllwr. el jJllbe.f sil qlllllllo 1mb on"ü. 302 Hom . Cd. 4.7 1-75 ; Ho m. Cd . 7.84- 132; A.R. 3.2 15-238: Lucan. 10. 11 2- 126. Be i der Bewirtung des Aeneas durch Dido. die e in doppeltes Ankunfts mOli v aurweist (s. oben die Inte rp retation de r Szene S. 148r.). ist die Ekph rasis der kostbaren Ausstattung de r eigentliche n Gastmahlszene vorgelagert. s . Verg. Aen. 1.637 -642. 303 S. Verg. Aen. 8.652r. : in SlImmo eusros T0'7Jeille Malllills areis I srabal lJrO remlJ10 er CapilOlia cefsa lell eoor. Die geschickt in die Beschreibung Capuas integrie rte Re minisl.cnz an das von Feindcn bedfJngtc rö mi sche Kapi to l gehört zu einer Reihe !ihnlicher Verweise. die das gesamte Epos durchz iehen . Stels kehrt dabei das MOliv des .. Kapilo lsoo: bzw. der .. Sladtmauemoo: wieder. 50 prtlfi guricrt der Kampf um die Mauem Sagunts dcn Kampr um Ro m selbst. s. dazu v . ALBRECHT ( 1964) 24-27. Zug leich crtlJ1lt das Mauermoti v in de n Punica eine Doppelfunktion: .. Vom Ende her gesehen ist der Fall Sagunts der erste 5c hrill 7.um Fall Kanhagos I...). Schon ist Scipio geboren. der Hunnibal vor den Mauem seiner Vaterstadt (poi ntiert slloe muros Ca rlhagi"is 3.592) besiegen wird.oo: (v. AL8RECHT 11 964 ) 28). Somit I!ißt die Anspielung auf das römische Kapitol

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4 .2.3 Han ni bal in Capua

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die Betonung des getre idespende nden Ackerlandes im Rahmen von Gastmahl szcncn ungewöhnlich. Wirtschaftliche Grundlagen. vor allem landwirtschaftlicher Natur, werden nur dann erwähnt, wenn die ei nfache Lebensweise des Gastgebers hervorgehoben werden soll , wie bei dem in altrömischer Schl ichtheit lebe nden Euander und dem gastfre undlichen Falemus, der in seiner Hütte un wissentlich den Gott Bacchus beherbergt. Während bei Euander und Falemus jedoch aus Getreide bereitete Speisen bei Ti sch aufgetragen werden,304 stehen die Feldfrüchte in der Capuaszene in keinem erkennbaren Zusammen hang mit dem Gastmahl. Sie gewinnen ihre e igentliche Bedeutung erst, wenn sie. wie auch die übrige Ausstattung der Stadt. unter dem Gesichtspunkt militärischen Nutzens betrac htet we rden. Das kornreiche Capua stellt einen wichtigen Verbündeten fü r die in Feindesland kämpfenden und auf Nachschub angewiesenen Karthager dar. Die Formulierung dieser Infonnationen als indi rekte Fragen ist im Rahmen e iner Ekphrasis zu Beginn der Gastmahlszene auffa.l lig, da es sich bei der Onsbeschre ibung sonst um Sinneseindrucke des Ankömmlings handelt, die dieser ohne das Ei ngreifen Dritter wahrnimmt. Gelegentlich erscheinen indirekte Fragen dagegen bei der Darstellung von Gesprächssituaüonen, wie sie bei Gastmahlszenen gewöhnl ich nach dem Mahl eintreten.305 Tatsächlich handelt es sich auch be i der Besichti gu ng Capuas durch Hannibal um ein Gespräc h, se lbst wenn dieser Umstand von Silius nicht besonders her-

einerseits Hannib.1.ls e igentli ches Ziel anklingen. am Ende d ie Hauptstadl der Feinde und den Te mpel des Jupiter selbst zu erobern (vgl. Si l. 1.64 Uber de n Traum Hannibals noch vor Kriegsausbruc h: 11IIfuilie 1... 1noctllrtlo ,umelral Cl1lJilOlill lIislI). andererseits zeigt die An der Darstellung seines we iteren Aufe nthalts in Capua. daß s ic h hinter d iese m vermeintlichen Machlzuwachs durch neue Verbündete - lihnlich wie hinte r dem str.ttegisch wichtigen Sieg von Sagunt - scho n der N1edergang und schließlich d ie Aus löschung Kanhagos ankUnd igen. Die von SPALTENSTEIN ( 1990) 12 1 zur S te lle venretene Aufassung »)Cel$3( est convenu« g reift also zu kurt. 304 Verg. Aen. 8.18Of.: onerallllJlle clmistris I dOll o faborallle Ce reris; Si l. 7. 178-

181 : grato cllrsabat sllIdio illstabalqlle sCllcctae. I dOllcc opes festlls pllr is flllII C poma (."atlislris I composuil. IIIl11C i rrig llis d illS ex/u fil lIo rtis I rOrllr1teS Immore dapes. Be i Ho-

rner Hißt sich d ie o ben besprochene Eu maiosszene vergleic hen. wo allerdings nicht Al:kerbau. sondern Viehzucht d ie Lebensgrundjage bi lde t (Horn. Od. 14.13-17). Im Falle des Alkinoos. dessen wundersamer Obslganen e ine r eingehenden Ekphrasis gewUrdigt wi rd. stehen die Frtlchte nicht als Nahrungsquelle der Phäake n im Vordergrund. sonde rn vielmehr als Kennzeichen e iner märchenhafte n Pracht und FUlle. die die gewöhnlicher Gtlrten wei l Uberstcigt (Ho m. Od. 7 .1 12~ 1 2 6). 305 S. z. B. Hom. Qd. 3.69f. : Verg. Aen. 1.75 If.; SIal. Theb. 1.557-559. dazu oben S.

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4.2.3 Hanni bal in Capua

vorgehoben wird . Der Feldherr befindet sich in Gesellschaft mehrer ortskundiger Personen, die ihm alle gewünschten Informationen liefern können . Die Reihe der indirekten Fragen führt Silius mit discil anstatt mit einem Verbum des Fragens ein (z.B. dem metri sch ebenfalls möglichen quaerir ). Die Betonung liegt also nicht so sehr auf dem Wissensdurst des Hannibal (vg!. aJ s Kontrast Aen . 1,750, wo Vergil eine ähnliche Reihe indirekter Fragen ausdrücklich mit rogilalls einleitet, um das lebhafte Interesse Didos an der Vorgeschichte des Aeneas zu verdeutlichen), als vielmehr auf dem bereitwilligen Zusammenspiel zwischen Capuanern und Karthagern. Discere setzt im Kontext des Gesprächs einerseits einen auskunftsfreudigen Gesprächspartner voraus, andererseits impliziert es die willige Aufnahme der neuen Informationen oder sogar eine aktive Erkundigung des ) Lernenden «. Das Interesse an militäri schen Aspekten. das einerseits inhaltlich einer typischen Ekphrasi s zuwiderläuft und andererseits durch fonnal unübliche indirekte Fragen in die Ortsbeschreibung eingelegt ist, läßt sich also nicht eindeutig Hannibal oder den Capuanern zuordnen . Vielmehr wirken beide zusammen und ergänzen sich gegenseitig. Dieser Befund ist insofern bedeutsam, als nach den bisherigen Ergebnissen ein Bruch der epischen Konvention auf einen negativen Charakter schließen läßt, wenn dieser ni cht ausdrücklich erfolgt, um auf die besonderen Bedürfnisse eines Gespräch spartners einzugehen (s. oben S. 236). Daß im vorliegenden Fall beide Parteien gleichermaßen an der die Grenzen einer konventionellen Ekphrasis sprengenden Unterhaltung beteiligt sind , kann darauf hindeuten. daß keine von beiden al s poSitiver Charakter gewertet wird . Dieses Ergebnis stimmt mit dem Hannibal- bzw. Capua-Bild liberein, das sich aus anderen Szenen des Epos ergibt. So erscheint der karthagi sche Feldherr in der ersten von zwei Charakteri stiken , die Silius ihm widmet, als eine kriegslUsterne und das göttliche Recht mißachtende Gestalt. Selbst seine vir'"s erhält durch das Attribut improba einen sini stren Zug. 306 Diese negativen Eigenschaften werden auch durch die gebührende Würdigung seiner militäri sc hen Fähigkeiten in der zweiten Charakteristik nicht aufgehoben (Si!. 1,242_267) .307 306 Sil . 1.56-60: Ingenio motus avidusfideique sinister I isfuit, t!Xuperans astu, sed tlevius oequi. I Amwto nullus dil'llm pudor; improba virtus I er pads despeclUs flonos; penitusque nIet/ulfis I sanguinis human; flagrat sitis. 307 S. dazu KI6EL (1979) 105: "Die Trennung der beiden Abschnitte der Charakte ri· stik und die Voranslellung des negati ven Teils 1... 1 läßt ein e ntlarvendes Element, das Livius fremd ist. massiv in den Vordergrund treten; denn nun sind nicht mehr die vitia den virtutes gegenübergestellt 1.•• 1. sondern die improba virtus wird durch ihre Vor·

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4.2.3 Hannibal in Capua

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Die gewöhnli che Reakti on eines Gastes auf den eindrucksvollen, in einer Ekphrasis gewürdigten Wohnsitz eines wohlhabenden Wirtes besteht in Staunen und Bewunderung, di e ihn zu eingehender Betrachtung veranlassen. 308 Auch Hannibal zeigt positive Gefühle beim Anblick Capuas, doch handelt es sich nicht, wie sonst üblich, um Bewunderung, sondern um Freude (Sil. 11 ,259 ovans; 11 ,260f.: serenos I laetus circllmfert OCil /OS). )Freude< aber bedeutet. daß der Betroffene eine bestimmte Situation für sich selbst oder ihm nahestehende Personen als positi v bewertet, wobei die Gefühle um so intensiver ausfall en, je höher der Nutzen der jeweiligen Situatio n eingeschätzt wird oder je wichti ger sie dem Subjekt erscheint. Im Falle HannibaJs geben die indirekten Fragen Aufschluß darüber. daß ihm vor allem die militäri schen Qualitäten der neuen Bündnerstadt am Herzen liegen. Sei ne Freude bezieht sic h daher - anders als die sonst in Ekphraseis übliche Bewunderung - nicht auf die Schönheit Capuas, sondern auf die strategischen Vorteile, die es ihm verspricht. Zugleich hat sich gezeigt, daß die Interessen der Stadtbewohner mit denen Hannibals übereinstimmen. Auch sie zeigen daher Festfreude (Si!. 11 ,270: fesla'" [... 1 urbe", ; Sil. 11 ,27 1: celebrant; Sil. 11.368: [aela [... J convivia). S e ide Partner gehen aus freiem Entschluß das gegenseitige Bündnis gegen Rom ein .J09 Wie bei dem obe n behandelten Gastmahl von Caesar und Kleopatra (Lucan. 10,107-333) werden hier sowohl Gast als schaltung und Oberordnu ng zum allein bestimmende n Faktor in Hanni bals H a nde ln .~ Die Ambivalenz des Hannibalbi ldes. in de m sich posilive Anlagen mit negative n Charaktenügen mischen. ist in de r Forschung mehrfach hervorgehoben worden. V. ALBRECIIT (1964) 47-55 vergleicht seine Darstellung mit der eines tragischen Helden. cbenso VESSEY (1982) 323: »His rise and fall arc inhcrently tragic because he is a hclpless viclirn of external force s that he can ncither cOnlrol nor modify.« 308 S. z. ß. Telemach bei Menelaos, Horn . Od. 4.44 ; Odysseus bei den Phäaken. Horn. 0<1.7. 133; Jason bei Aietes, AR . 3.2 15; Caesar bei Klcopatra. Lucan . 10. 169- 17 1. Vgl . obe n S. 53. 309 Die Angaben des Sili us über die Tei lnehmer des Festes bleiben dabei im Verg leich zu Livius auffalle nd unbestimmt : Während die FornlUlierung Tyrio resofllla in galldia Coelll ! converso (Sil. 11.303f) nicht crkennen läßt. wer außer den Karthagern an de m Bankett leilninunl. betOni Livius ausdrtlcklich. daß Hannibal abgesehen von sei nen Gastgebern und de m jüngere n Pacuvi us. um dessen Zulassung sein Valer ersucht haue. sowie einem im Krieg ausgezeichneten Bürge r namens Vibellius Taurea keinen ei nzigen Kamp~tner zu den Feierlichkeiten zugelassen habe. Liv. 23.8.4L: IlUic /UIII pater iuve,,; Isc. dem jUngeren Pacuvius, der sich durch seine Partei nahme fUr Decius verdächtig gemacht hauel Hannibo/em delJrecOIldo mogü qllon/ plirgandQ placavit. victusque ptltris

preciblls lacrimisque etiam Oll cenam ellm cl/m plure vocari il/ssit. cui convivio neminem Campalll/l11 praeterquam hOSIJi/es Vibelfiumque Tourenm, insignem be/lo Ilin/Ill. adhibi1IIr/IS erat.

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4.2.3 Hannibal in Capua

auch Gastgeber als negative Charaktere eingeführt . Ist diese Annahme korrekt, so mUßten sich im Verlauf des Gastmahls weitere entsprechende Abweichungen vom typi schen Schema nachweisen lassen. Noch während der Besichti gung der Stadt geht der Tag langsam zur Neige. Das Hemufziehen der Nacht hat Si lius in einem aufwendigen , offe nbar an Vergil orientierten Bild ausgemalt. Während Phoebus seine ermatteten Pferde zur Ziellini e lenkt. verdunkelt Hesperos den Sonnenwagen allmäh lich mit seine m Schauen. 3Lo Der Abend stellt in der griechi schen und römischen Kultur den üblichen Zeitpunkt für ei n ausgedehntes Mahl dar und bildet daher auch in den meisten Gastmahl szenen den Hintergrund . Die Gäste erreichen das Haus ihres Wirtes oft gegen Abend, während Mähler zu anderen Tageszei ten. wie das Frühstück des Odysseus bei Eumaios (Horn . Od. 16, 1-32 1) nur se hen zur Sprache kommen. Silius hält sich also, indem er ein nächtliches Gelage ansetzt, an die Gepflogenheiten seiner epischen Vorgänger. Besonders deutli ch tritt der Einfluß der Szenentypik im Vergleich mit Livius hervor, der das Gastmahl njc ht erst nach Einbruch der Dämmerung. sondern schon am Tage beginnen und bi s in die Dunke lheit hinein andauern läßt (Li v. 23,8,6: epulari coeperunt de die). Schon kurz nach Sonnenuntergang entspinnt sich bei Livius die Unterhaltung zwischen dem Sohn des Pacuvius und sei nem (bei Li vius unter dem Namen Pacuvius Calavius erscheinenden) Vater. die Silius erst spät in der Nacht ansetzl. 3LL Der gesamte Ablauf des Festes erscheint also zeitlich so weit nach hinten verschoben, daß sein Zeitrahmen dem eines übli chen epischen Gastmahl s gieichl. 3L2 Nach der Ekphrasis der Räumlichkeiten (Element lila) folgt gewöhnlich eine Erwähnung der am Mahl beteiligten Personen (Element Ulb), wobei, 3 10 S. z. B. Verg. Aen. IO.2 15r. : 11IIIIqlle dies caelo cOllcesserat al"llIque cllrm I lIoclil'ago P/roebe medium pu/sabat Olympum und in den Punica selbst Si!. 17.638r. 3 11 Liv. 23.8.8: So/is ferme occasu !)(ltrem Cillavium ex cOllllil';O egressum secu/lts filius. 3 12 Sowohl Livius als auch Sil ius synchro nisiercn dabei bedeutsame Ere ignisse mit de n natürliche n Einschnitten des Tagesverlau fs. Be i S ilius setzt mit Einbruch dcr Dämmerung das Gastmahl ein . das den bedeutendsten Teil von Hannibals Aufenthalt ausmac ht. wtihrend Li vius zu Begi nn de r Nacht das d ramatische Gespräch zwischen Vatcr und Sohn stallfi ndcn läßt. Für die epische Technik ist also nicht dic Erwähnung von Dämmerung oder Morgengrauen an sich charakteristisch. sondern viel mehr die ko nventionelle Festlegung des Begi nns von Festlichkeiten auf die Abenddämmerung. VgJ. in den Punica auch den wiederholten Hinweis auf de n Sonncnaufgang vor den Schl achte n am T icinus (Si l. 4.88f.). am Trasime nischen See (Si 1. 5.55-58) und bei Cannae (S il . 9 . I 79r.). Dazu NIEMANN ( 1975) 39.

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gerade wenn es sich um größere Feierl ichkeiten handelt, nic ht a lle An wesende n, so ndern nur die Haupt personen dargeste llt werden. Auf d ieses Detail verzichtet der Dichter jedoch, da er die waffenfahige Juge nd, di e Kavall erie und Infanteriste n bereits während der Ekphrasis des Sc haupl atzcs erwähnt hat. Die Identität der bei Hannibal verweilenden Gesprächspartner läßt er dabei genauso im Dunke ln wie ein mögliches karthagisches Gefolge. Statt dessen besc hreibt er in zwei zusammenfassenden Versen den Beginn der Vorbere itungen fUr das Mahl : »Man« richtet ei n regelgerec htes Mahl aus und fe iert an Tischen. die in der ganzen Stadt aufgestellt sind, ein Gelage.3D Auc h hier legt sich der Dichter zunächst nicht auf einen bestimmten Veranstalter des Mahls fest. Der Ei ndruck des hannonischen Zusamme nwirkens von Karthagern und Capuanem bleibt auf diese Weise erh aJten. Die Feierl ichke iten, in die das ganze Stadtgebiet einbezogen ist, c harakteri siert Silius einerseits mit dem Attribut de more (S iJ. 11 ,270), das eine traditionelle, der lo kalen Eigenart der Veranstalter ents prechende Färbung impli ziert ,314 andererseits mit dem Adverb regifice, das den königsgleichen Aufwand hervorhebt. Mi t dieser Fonn der Prachtentfaltung hat sich Capua nach seinem politi schen Abfall von Rom auch innnerlich von dessen Traditi onen gelöst: Statt an republi kanischen Vorbildern festzuhalten, orie ntiert es sich in sei nem Verhalten an den verpönten Gepflogenheiten eines rex, Der in dem Adverb liegende Vorwurf wird noch gesteigert durch die fo lgende Beschreibung des Platzes beim Mahl : Hanni bal wird erhaben auf e in 3 13 Sil. 11,270f. : Jnstifllmlf de more t'plilas JesllImque JHU IIrbem I regiftee exstructis

celebrlmt COrlvivill mensis.

3 14 SPALTENS1l!IN ( 1990) ad loe. w ill tle more dagegen allgemeiner im Sinne von »wie es (a llgemei n) Sitte is t ~< interpre tieren : ~) Dc more < signifie ,dans les reg les<, comme , e more < 301 (un sens qui apparait e.g. au vers 4,770): on ne pcnsera pas. par ex emple. iI une coutume locale 1... 1 d' aumm plus que ces banquets n 'ont rien de propre a Capoue. Cest une simple touehe cmphat ique (cf. le prestige de 1a tradition : n. 1.325)«. S. dagegen ric htig Du!-"F ( 1934) »as Iheir manner was« und MARTtN ( 1984) .. A leur habi lude ... Daß es sich nicht um ei ne allgemein verbreitete Sille handeln kann, ergibt sich einerseits aus dem Adverb regiftce. mit dem die Ausstallung der Ti sche gekenn7.eichnet wird ... Kö nigsgleich« g ilt in Ro m (und entsprechend bei seinen italischen Verbilnde ten) geradezu als Beleidigung. Das Bankett steht also nicht in der Traditio n Roms. mit dem Capull frü her verbündet war. Aber auch der neue Panner, Hannibal. schei nt durch die An des Festmahles befre mde.: Sil. 11.283f.: f{mIOS dalllllat hOl/ares I esse epulis facileslJlle coli IaIllO agmil/e mellsas. Folgl ich spiegelt das Gastmahl ebensowenig die Gepnogenhei ten KaJ1hagos wider. (Vg1. da7.U auch den ausdrücklichen Kommentar des Li vius. a .u.c. 23,8,6: cOnl,jvillm 11011 ex more Pllllico 1... 1 esse). Oe more kann da her nur bedeuten, daß es sich um eine dem capuanischen Charakter entsprechende Ausstattung handelt.

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4.2.3 Hannibal in Capua

kostbares, weithin von Purpur strahlendes Speisesofa gebettet. Die Beschreibung des Platzes bei Tisch (Element VI) erfolgt bei den untersuchten Gastmahlszenen stets nach der Begrüßung durch den Gastgeber. Der freundliche Empfang des )Fremden ~ in der Stadt hat hier bereits im Rahmen der ) Mauerschau ~ stattgefunden , bei der die ortskundigen Begleiter gleichsam die Rolle eines konventionellen Gastgebers übernehmen. Die Henichtung eines Platzes, mit der ein Festessen eingeleitet wird. kann in einer epischen MahJ szene auf zwei Arten beschrieben werden. Entweder stellt der Dichter die einzelnen dazu erforderlichen Handlungen -das Herbeibringen eines Stuhls oder einer Liege, das Ausbreiten von Decken und Polstern etc. - ausdrucklich dar. wobei entweder der Gastgeber selbst oder eine von ihm beauftragte Person tätig wird. Da diese Form der Präsentation den Nachdruck auf die persönliche Fürsorge fUr den Fremden legt, tritt sie nur in Gastmahlszenen auf, die von Herzlichkeit und Intimität geprägt sind. m Daneben finden sich Darstellungen, die nur das Resultat der Vorbereitungen wiedergeben: Der Gast läßt sich auf einem schon bereitstehenden Ehrenplatz nieder. In diesem Fall ist es dem Dichter mehr um den vom Gastgeber entfalteten Luxus zu tun, der - je nach Tenor der Szene positiv oder negativ gefcirbt sein kann .Jl 6 Besonders häufig findet sich diese Darstellungsform bei den eigens fUr den Fremden veranstalteten Mählern. Vor allem, wenn das Bankett beim Einsetzen der Erzählung schon im vollen Gange ist. kann der Dichter leicht auf die ausdrtlckliche Schilderung der Vorbereitungen verzichten. Zwar spricht Silius davon , daß das Mahl eigens gegen Abend vorbereitet wird 3 11 _ also lange nachdem Hannibal die Stadt betreten hat - doch erscheint der Feldherr selbst erst beim Fest, als sein Platz ferti g vorbereitet ist: 3 t5 Vgl. z.B. Athene bei Telemach (Horn. 0<1 . 1.1 30f.) ; Odysseus bei Eumaios (Horn Od . 14.49-5 1): Telemac h bei Eumaios (Hom. Od. 16.46f). Ähnliches gilt rur die Auf· nahme des Odysseus bei den PhHake n. wo der Königssohn Laodamas seine n silbcrbc· schlagenen Sessel rur den Gast räumen muß (Horn. Qd. 7. 167.171). Vgl. dagegen den unfreundlich verlaufe nden Aufenthalt der Argo nauten bei Aietes (A. R. 3.2 15-438: Obwohl fUr Argonauten und Phrixossöhne eigens ein Mahl hergerichtet wird. erwlihnt AJX)lIonios die Bereitung der Sitzplätze mit keinem Won). 3 16 Lucan IO. 136f. Vgl. auch den Empfang des Aeneas bei Euander. wo nicht der Luxus. sondern die Kargheit der Ausstattung im Vordergrund steht. Verg. Aen. 8. 176178: gramineoqlle "iros locaf ipse sedili. I praecip,wmqlle fora ef I'illosi peUe leollis I accipil Ae"etln soJioqlle i" "iwt acemo. 3 17 Sil. 11.267-270: iamque diem ad metas tlefe.f.fis Pltoeblls Olympo I impellebar eqllis. f uscalxlt ef Hesperos umbra I pall/atim infusa prO/Jcramcm ad liwra Cllrrum. 111 ' s fifUlml de more e/JIIlas...

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Si\. 11,272-274: Ipse [ ... ] splendenriblls OSlro I accipilllr sublime loris. Das Bestreben, die Hauptfi gur erst dann auftreten zu lassen, wenn das Gastmahl bzw. die Vorbereitungen dazu bereits im Gange sind, läßt sich in den meisten Szenen nachweisen. Zwanglos ist diese Ko nstellation bei un verhofften Besuchern gegeben, die der Di chter leicht während ei ner Mahl zeit eintreffen lassen kann . Bei eigens rur einen Fremden ausgerichteten Festen dagegen sind erzähltechnische Minel erforderlich, um die Darstellung trotzdem »während « des Gelages beginnen zu lassen. So hat Vergi l beim Gastmahl der Dido für Aeneas das Ankunftsmoti v verdoppelt, um das beginnende Mahl aus der Perspektive des eben eintreffenden Cupido schildern zu kö nnen (Verg. Aen . 1,63 1f. und 1,697), wogegen bei Lukan die Beschreibung des Gastmahls von Caesar und Kleopatra insgesamt erst während des Banketts einsetzt (Lucan IO, 107f.). Einen ähnl ichen Effekt erzielt Silius, indem er darauf verzic htet, die Vorbereitung der Liegen zu beschreiben . und die Einnahme des Platzes passivisch formuliert, so daß der Eindruck entsteht, Hannibal komme erst nach Abschluß der Vorberei tungen hinzu.3 18 Die Verwendung des Passivs accipiwr bei Si lius Italicus weist darauf hin , daß nicht der als Sieger eingezogene Hannibal , sondern eine andere, nicht näher bezeichnete Instanz bei dem in gegenseiti ger Harmonie beginnenden Mahl als Gastgeber auftritt . Der Feldherr erhält einen hervorgehobenen, mit kostbaren Stoffen geschmückten Platz, wie es sonst vor allem bei Empfangen in Köni gshäusern der Fall ist (s. o. S. 68ff.). Seit den homerischen Epen gehört diese BeLOnung des strahlenden Glanzes zum konstanten Bestand der Gastmahlschi lderung, und ebenso zäh lt der Purpur in der latei ni schen Epik zu den mehrfach erwähnten Details. 319 Als Kennzeichen 3 18 Sil . 11.274 (Iccip illlr [ ... j/o ris. vg l. demgegenUber das Mahl bei Euander. Verg. Aen. 8. I77 f.. wo es über den König he ißt: l oro 1... 1 f accipil Aeneall sowie Verg. Aen.

1.697 -700 : ;am .te regilla 1... 1/ allrea composllil sponda I mediamqlle locovil. I iam pal er Aeneas el iom Troiww ;1H'eIllIlS I cOll velliunl. Siraloque super diSCllmbilllr OSlro. wo drei

aktive Verbfo rmen und ein mediales Passiv verwendct werden. ebenso Lucan. 1O. 136 f.: Discubuere lOris reges ma;or que POleSlOS I Caesar. 3 19 Bei Horner werden Purpurkissen beim Gastmahl nur zweimal beiläufig erwähnl. s. d ie Presbeia zu Aehill, Ho rn. 11. 9.200 und Odysseus bei Kirke. Horn. Od. 10.353. Für die lateini schen Be lege S. Verg. Aen. 1.700 (Aeneas bei Dido): Lucan. 10. 123- 126 (Cacsar bei Klcopatra) : SiaL Thcb. 1.5 17 (T ydeus und Po lyneikes bei Adrast): Val. R ac. 2.342 (Argonauten auf Lemnos). Die Wensch!l.lZung des Purpurs zeigt sich auch außerhalb des Epos: Ho raz verwendet zur Umschreibung ännlichcr Mähler einmal d ie Wendung cenae sin e Qu/aeis el OSlm (Hor. carm. 3.29 ,15) und erwähn! an anderer Stelle Gold und Purpur als Ke nnzeichen königsgle ichen Standes (HOf. a.p. 228). Vergil teilt diese Au ffassung. wenn er l .B. die AnlUhref bei den Leichenspielen ru r Anchises auf Purpur-

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4.2.3 Hannibal in Cap1l3

der Könige fü gt er sich hier gut in das »)königsgleiche« Festbankett ein.32o Die Erei gnisse in Capua gehen freilich daruber hinaus: Der Empfang Hannibals ist nicht nur der eines Herrschers, sondern sogar der eines Gottes: Si \. 11 ,272-274: ipse, deum cultu el sacro digllatus hOllOre I r... j accipilur sublime toris. Damit fa llt ei n Schauen auf das Gelage. Zwar gehört es zu de n Pflichten eines guten Gastgebers. den Besucher mit all en nur möglichen Ehre n zu e mpfangen, doch wird er nie auf eine Stufe mit den Göllern gehoben. Ein guter Wirt erwe ist beim Mahl den Himmli schen die Ehre und läßt auch den Fremden an religiösen Handlungen teilnehme n. Fühn ein Gastgeber dagegen die Riten nichl korrekt oder nicht im Ein vernehmen mit dem Gast durch oder erscheinen religiöse Detail s sogar in perverti en er Form, so deutet di es auf einen negativen Charakter des Wines hin , wie die Analyse des Mahls von Caesar und Kleopatra ergeben hal. 32 1 Wenn nun die Bewohner Capuas nic ht den Göttern . sondern Hannibal reli giöse Vere hrung entgegenbringen. so wirft dies ei n bedenkliches Li cht auf ihre persönli che Haltung und den Charakter der Feierlichkeiten.322 Allerdings nennt Silius auch jetzt keine indi viduellen Gastgeber, sondern behält mit der unpersönlichen Fonnul ierung accipitur die während der On sbesichtigung vorherrschende Unbesti mmtheit be i. Offenbar handeln nicht nur einzelne Exponenten der Stadt, sondern die Bevöl kerung insgesamt in dieser für den aufmerksamen Leser unheil verkündenden We ise. decken Platz nehmen (Verg. Aen. 5. 132) und Camill a bei ihrer Ankunft ei ne n königlichen Pu rpunnantel tragen Hißt (Verg. Aen. 7.8 14f.). Einen Purpurmantel trägt bei Sili us der Bruder Hannibals (Si l. 3.238f.). 320 Vgl. bei Si lius selbst die Rede der personi fizienen Fides. die Blindnistreue als besscr be7.cichnct als ~ von Purpur str.thlende Königreiche.:, Sil. 13.284-286: Foedera. morta/es. fle SlU!VO rum"ite ferro. I set/ castam servate Fit/elll. FI//gemiblls OSlro I haec /)oeior regt/iso 32 1 Don läßt Kleopatra »die Göller Ägyptens«. also heilige Tiere. ihrem Gast gebraten vorsetzen (Lucan. 10.158f.) Zu den Implikationen religiöser Hand lungen S. oben S.

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322 Dieser Eindruck wird durch die später fo lgendc. an a lle Ste rblichen gerichtete Rede der Fie/es ku r1. vor der Eroberung Capuas bestätigt (SiI. 13.284-29 1). Angesichts der treulosen Stadt mahnt die Göttin d ie Mensche n. unter keinen Umständen Ven rlige zu brechen und Freunde im Stich zu lassen. (s. das Zitat Anm. 320). Jeder Treubrüc hige werdc in seinem Leben nur Tränen und Trauer ernte n und hei matlos umgetrieben werden (Si l. 13.28&.29 1). Die wön lichen Anklänge a n das von Purpur schimmernde. königsgleiche Mahl (vgl. Sil . 11.27 1-274: regifice extructis celebrallf convivia mellsis. I 1... II)raeciIJUis IIIU/toqlle procul splendemibus oSlro I accipitur sublime loris) lassen das verwerfliche Verhalten der Capuaner um so deutl iche r hervonrelen. Tatsächlich bewahrheitet sich d ie Drohung der Fides: Wenig spätcr wird Capua von Ful vius eingenommen. der d ie VerTäter hinrichten läßt.

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Dmi eigem/iche Mahl

Das eigentliche Mahl beginnt, dem typischen Schema entsprechend , mit dem Auftragen der Speisen. Diese Täti gkeit wird in den meisten Gastmahl szenen von mehreren Personen Ubemommen, die in Gruppen organi siert sind (s.o. S. 77 f.). Si liu s betont diese n Aspekt zusätzlich, indem er nicht nur di e Klasse n der Bediensteten aufzählt. sondern deren Auftritt mit der Erläu terung 11011 ulla ministri I turbo gregis (Si l. 11,274f.) ei nleitet. J23 Die Litotes hebt dabei die auch fUr die anderen Gastmahlszenen bezeichnende Organi sation der Dienerschaft wirkungsvoll hervor. Das Wort w rba läßt hier die Bedeutung »U nordnung« mitschwingen, welche durch di e Aufgabente ilung vermjeden wird. Di e Zusammenarbeit der einze lne n Diener bleibt stets gewahrt, so daß sie im gleic hen Atemzug zusammenfassend als mi"ister grex beze ic hnet werden können. Dieses Zusammenspiel zwischen Ei nheit und Vielfalt wi rd auch von anderen Epikern bei Mahlbeschreibungen ruhme nd hervorgehoben. Dabei verwenden sie eine Re ihe von distributi ven Ausdrücken oder parallel gebauten Sälzen, die jeweil s eine ei nzelne Gruppe von Bediensteten beschrei ben. In gleicher Weise verknUpft auch Silius die verschiedene n Klassen von Di enern durch di e Parall eli smen his - his - his - cutis. Die vie r Abteilungen si nd jeweilS fUr das Servieren der Speisen, die Versorgung des Feuers. das Auftragen der Getränke und die Besorgung des Vorrats zuständig. Dabei werden die Speisen, wie es in den meisten lateinischen Gastmahlszenen geschieht, vor den Getränken erwähnt. Silius verzichtet jedoch darauf, konkrete Nahrungsmittel aufzufUhren. Diese Zuruckhaltung entspricht der epischen Tradition, denn schon bei Homer we rden nur wenige Speisen (Fleisch. Brol und Wein , dazu bei Nestor, Hom. 11. 11 ,624-64 1, und Ki rke, Horn . Od. 10,234-236 u. 316f. ein u.a. aus Käse und We in bestehendes Mi schgetränk ) ausdruckli ch genannt, währe nd alle Ubrigen Gänge nur in allge mei ner Fonn zusammengefaßI wer323 Li vi us erwlihnt das Gesinde dagege n nicht. so daß die Anregung zu diesem Detai l und seiner spezi fi schen Ausgestaltung nicht aus de r Prosavorlage übernommen sein kann. Es handelt sich um eine Angleichung des Sto ffes an epische Gepflogenheiten . Der adjektivische Gebrauch von minister kommt nur bei späten Dichtem und auch hier recht se lten vor. vgl. Lucan. 10 . 127 (in der oben besprochenen Mahlszene der Pharsalia): Ja mulae nUlI/erus turooe po/)/Ilusque minister. ebenso Lucan. 8.206f. (über den fliehenden Pompeius und seine hochgestellten Verbündeten): flam neque deieclo Jatis acieque Ju goto / abstuJerat Magno reges Fonulla ministros; luvenc. 4.540 (über Petrus im Hof des Kaiaphns): occulte maes/us sedil cum plebe ministra; Drac. OreSI. 6 13f. (Pylades e rmutigt Orest zum Kampf): Quae turba ministra I credula dum fuerit. lIobis mox corde Javebl/Ill.

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den. In der lateini schen Dichtung verstärkt sich diese Tendenz: In den mei sten Gastmahl szenen erscheint - wie bei S ilius - nur der Ausdruck do pes oder ei ne ähnlich unbestimmte Bezeichnung. Liefert ei n epi scher Dichter dagegen detai llierte Beschrei bungen ei ner aufwendi gen Speisenfo lge, so läßt dies auf einen zum Luxus neigenden und damit negati ven C harakter des Gastgebers schli eßen. vor allem dann, wenn es sich um exqui site Gerichte handelt .325 Während sich eine vergleichbare Stru ktur der Dienerbeschreibung in den meisten nachhomerischen Gastmahlzenen find et, lehnt sich die Fo rmulierung se lbst deutlich an das oben besproc hene Bankett der Dido an. Allerd ings hat Si lius die religiös-feierliche Erwähnung der Penaten (Verg. Aen. 1,703 f. : quinquaginta jntlls famulae, quibus 1 [... ] eura [... ] j1ammis adolere penatis ) durch das prosaischere f oeos ersetzt (Si l. 11,275 f.: eura I ltis adolere f oeos) . Der Verzicht auf di e in der Ae neis vorhandenen religiösen Anklänge deutet. zusammen mit der abgöttischen Verehrung Hannibals. auf den sin.islren Charakter di eses von einer vertragsbrüchigen Stadt ausgerichteten Festmahls hin. Während in der primären epi schen Vorl age, dem Gastmahl bei Dido, das sich andeutende verhängni svolle Schi cksa l der pietätvoll handelnden Königin vom auktori alen Erzähl er mi t Mitgefühl kommentiert wi rd (s. Verg. Aen. 1,749: injelix Dido ), fi nden sich in der Version des Silius wiederholt Hinweise auf di e Hybris der Beteili gten,l26 die ihren kommenden Untergang andeutet und ihn zugleich gerechtfertigt erscheinen Hißt. Der Ausgang des Geschehens steht daher in e inem andere n Li cht als das Sterben Didos.J27 324 Es handelt sich bei Homer um eine n Komple lt von Fonnelversen. vgl. zum Brot und zur allgemeinen Zusammenrassung von Speisen Hom. öd. 4.55 r. (Telemach bei Me nelaos): aiTov 5 ' a iSOL'l TaIlL'l lTOpeO'lKE !lli pouoa / ETSaTo TTOhA ' EmOEioa. x o pLl;o IlEV'l TTO PE6vTC.. w, ebenso Hom. Od . 7.1 75 r. (Odysseus bei den Phäake n) u.ö. Zu Fle isch und We in vgl. Horn. öd. 1.141 - 142 (AthenelM entes bei Tele mac h): SOLTPOS 5t KP EIC~V lTiVOKas lTOpt OIlKEV oEipa s / TTa vToiw v, lTopa Si O!pL T(9EL xpuaELo KUTTEAAo . S. dazu oben S. 78ff. 325 In der Bewi rtung des Bacchus d urch Falem us (S il . 7. 179-184), wo ebenralls zahlreiche Speisen ausru hrlich beschrieben werden. handelt es sich um beto nt e infache GenUsse. die der Vorstellung von der schlichten rö mischen FrUhzeit ents prechen (s. dazu oben S. 79). 326 Vgl. neben der göttergleichen Verehrung Hann ibals (Sil . 11.272-274) die mit Ubenntißigem Weingenuß verbundene Trankspende (Sil. 11 .300-302). 327 Die Diskrepanz zwischen dem Gastmahl der Dido - als König in vo n Kanhago g leichsam eine Vorgängerin Hannibals - einerseits und dem Gelage in Capua andererseits ze igt sich deutlich aur der Götterebene. wo vor allem d ie den Kanhagcrn reind lich gesinnte Venus als handelndes Subje kt erscheint. Doch während sie bei Vergil als Ver-

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Ocr schon bei der Beschreibung des Ehrenplatzes dominierende Eindruck des Glanzes kehrt auch in der folgenden Darstellung der beim Mahl verwendeten kostbaren Gefaße wieder: Die Capuaner bieten schweres , mit fi gürlichen Darstellungen besetztes Geschirr von beträchtlichem Alter auf, dessen Gold auf dem Tisch erstrahlt (S iL 11 ,277f.: Aspera mensa I pondera caelati l u/gellt all/iquitus auri).328 Ähnliche Gefaße werden auch bei anderen Gastmahlem nach der Darstellung der Dienerschaft erwähnt , selbst wenn sie ke inen festen Bestandteil solcher Szenen bilden. Während sie im griechi schen Epos - mit Ausnahme des berü hmten Nestorbechers (Horn. 11. 11 .632-637) - sehen dargestellt werden, gehen die lateini schen Dichter mehrfach auf die Kostbarkeite n ein.329 Feste Punkte bilden dabei das hohe Alter der Gefaße. ihr edles Material und fi gtirlicher Schmuck und gelegentlich ihr ideeller Wert, der in der hier besprochenen Szene allerdings keine Roll e spielt. Ein solcher entsteht vor allem durch berühmte Vorbes itzer, besonders. wenn es sich um einen Ahnherren des gegenwärtigen Eigentümers handelt. Hinwei se auf das Alter werden von Vergil und Statius eingesetzt, um T raditionsbewußtsein und Treue zu m mos maiorwlI hervorLuheben. Bezeichnenderweise fehlt der Hinweis auf etwaige Vorbesitzer im Fall der treulosen Capuaner. wahrend er in der direkten Vorlage, dem Mahl von Dido und Aeneas, ausdrückl ich erscheint. 330 bündete de r G!l.sle auftrin und deren Unternehmungen fördert. inde m sie ihnen eine freundliche Aufnahme in Karthago verschafft . bewirkt sie bei Silius gerade durch Luxus und Wohlleben de n Untergang der Besucher (S il . 11.385-387: Nec Vellerem intereafllgil exoptabil e lempils I PoellorwII me1l1es caeco per fal'la !Jreme"di I exil io el fuxu co rdll i",/)()rtlll/{/ tJoIII,mdi). Vgl. dazu BURCK (1984)b 22f. 328 Bei de r Beschreibung der kostbaren Gefllßc he bt Sil ius durch die Metonymie pondl'ra besonders das Gewicht der edlen Materialien hervor. Bei dem Adjekti v (uper handel! es sich um e ine schon bei Verg il und Ovid g!ingige Bezeichnung fü r Geflißc mit erhabene m Relief. s. (außerhalb von regulären Gastmahlszenen) Verg. Aen. 5.267: C)"I11 bit/ljlle argelllo per[ec/a a/que aS!Jera signis: Verg. Aen. 9.263 f.: argelllo perjec/a tIIljlle aspera signis I pocufa: Oy. met. 12.235 f.: forle filiI iuxla .figni.f e.w al1/iblls asper I ami· qllllS {:rater .

329 Verg. Aen. 1.728-730 (Aeneas bei Dido): Stat. Theb. 1.54 1-55 1 (Tydeus und Polyneikes bei Adrast): Val. Aac. 2.65 1·655 (Argonauten bei Cyzicus). In den ho me ri schen Szenen ist sonst nur von goldenen Bechern die Rede, vgl. Hom. 11. 11.774 (Nestor in Phthia). Hom. Gd. 3,41 (Te le mach bei Nestor). 330 Verg. Aen. 1.729f. : imlJ!evilqlle mero 1)(Jleram, quam Bellis ('I o'''',es I a Befo so· lili. Die Erw!l.hnung des Be lus an d ieser Stelle fli ll! besonders aur. weil die Figur im weiteren Verlaur des Epos ke ine Ro lle spielt. S. zur Gesla h des Belus AUSTtN ( 197 1) zu Verg. Aen. 1.729. Als Gründer der kanhagischen Königsdynastie erw!l.hnt ihn Si lius selbst bei der Beschreibung Karthagos (Si l. 1.86-88: S/(1111 mll m lO re maeSIO I effigies. Befw;qllf' !)(Jrefls omnisque lIepomm la Befo seri es). ebenso SIal. Theb. 6,6 1.

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Erleuchtet wird das nächtli che Gelage durch Feuerschein (Sil. 11 ,279 : EripiulII flammae lIocte", ), wobei die Formu lierung nicht genau erkennen läßt, ob dabei an Fackeln, offene Feuer oder Lampen zu denken ist. Erst die Verse 11,279f. (strepiluque moventum I mumIfIrat 0110 dOl1llls) machen deutli ch. daß sich die Szene in einem festen Gebäude abspielt. Sie gleicht damit dem Gastmahl der Dido, das in dem ausdrücklich von Leuchtern erhellten Kö nigspalast staufindet. 33 1 Hier wie dort ist die Besc hreibung der optischen Eindrücke mit akustischen Wahrnehmungen verbunden : Di e große Zahl der Anwesenden verursacht eine beträchtliche Geräusc hkuli sse: Si l. II ,279f.: sIrepiluque movenlum I l1IumlUral alta dOl1JlIs; Verg. Aen . 1,725f.: fit strepitus tectis vocemque per amplo volulanl / otr;a). Die Betonung der akustischen Eindrucke gehört zu den EigentUmlichkeiten Vergil s, die Silius Ubemimmt. I.n anderen Gastmahl szenen dagegen verzichten die Dichte r meist auf die Andeutung der im Hintergrund ablaufenden Vorgänge.332 Auch Vergi l und Silius sind darauf bedacht, diese Ebene nicht zu konkret auszugestalten: Beim Mahl der Dido verwendet der Dichter e inen abstrakten Begriff und eine Verbform mit unbestimmten Subjekt (Verg. Aen . 1,725: fit slrepitus bzw. vocem [ ... ] vo(utarU), während bei Silius ein unbelebter Gegenstand als Handlungsträger erscheint. (S i!. 11 ,280 l1Iumlllrat alta domus). Diese Zurüc khaltung entspricht dem auch in den anderen Gastmah lszenen zu beobachtenden Streben nach Konzentratio n: Nur weni ge Hauptpersonen treten in den Szenen mit scharfen Konturen hervor. während die ilbrigen Anwesenden weitgehend ausgeblendet werden . In dieser Phase des Gastmahl s werden hauptsächlich Eindrucke beschrieben, die die Figuren beim Gelage tatsäc hli ch wahrnehmen können , ge legentlich ergänzt durch Informatio n aus Sicht des auktorialen Erzäh lers, während weit entfernte Ereigni sse - z. B. Begebenheiten außerhalb der Stadt - keine Rolle spie le n. Daß es sich tatsächlich um die Figurenperspcklive handelt , geht aus den folgenden Versen hervor, die das Staunen der karthagischen Soldaten beim Anblick der prächtigen Mahlvorbereitungen 33 1 Verg. Aen. 1.126f.: depelllJelll I)'clmi laqlleariblls (IIlreis I incellsi e/ IIoctem flammü fwwlia vinCIITr/ ; vgl. demgegenüber die einfache Umgebung des unter freiem Himmel feiernden Euander. wo Fackeln den gleichen Zweck erfü llen. Verg. Aen . 8.28 1f.: iamque s(lcerdoles 1•.. 1ilxmt I pel/ibus in morem eineti, flamlll(lsque ferebanl . 332 Vgl. aber als Ausnahme die Bewirtung von Athenc/Menles durc h Telemac h im ersten Buch der Odyssee, wo der von Phemios rur die Freier vorgetragene Gesang den Hintergrund rur die Unterredu ng zwi schen de r Göttin und Tele mach bildet (Hom. Od. 1.153-327).

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beto nen : Si !. 11.280-282: Stupet illcolIsuews opimae / Sidoni/ls mellsae miies. jaciemque superbi I ignotam luxus oculis mirantibus lumrit. Erst hier finden wir die VerblU ffung des Besuchers, die nach dem gewöhnlichen Verl auf einer Gastmahlszene schon bei der Ankunfl zu erwaI1en gewesen wäre. Bei Silius erscheint sie zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt und unter bemerken swerten Um ständen . Das Erstaunen wird ni cht nur all gemein festgestellt. sondern mir dem Soldatenstand des Betrachters in Verbindung gebrach!. (S i!. 11 ,280f. Stupet [ ...1Sidollius l ... j miles stau stupet Sidoltius)eine Präzisierung, die bei anderen Gastmählern nicht auftritt. Trotzdem sche inen di e äußeren Umstände der GefUh lsregung zunächst vergleichbar: Ursache der Verwunderung ist die mangelnde Gewöhnung des Beobac hters an reichgedeckte Tafeln,333 ganz ähnlich wie auch in anderen Gastmahlszenen nur solche Personen Erstaunen bekunden, fUr die die jeweilige Umgebung einen ungewohnten Anblick darstellt .334 Auch das begierige Schauen. das der Di chter durch das pl astische hllurit (Si!. 11 ,282) verdeutlicht, ist fUr das Staunen über die Wohnung eines Wirtes charakteri sti sch. Ers t die fol genden Ausführungen lassen den Unterschied zu der sonst beschriebenen Bewunderung der Gäste erkennen: Während di ese von allen Besuchern geteilt wird. stel lt Si lius hi er dem nicht näher spezifizierten, d.h. durchschnittli chen kanhagischen Soldaten , der sich an der Pracht nicht sallsehen kann . die unwillige Reaktion Hannibal s gegenüber, Sil. 11 ,283f.: Vescitur ipse silens el la1l10s damna! holtores I esse epulis jaciJesque coli lanto agmine mensas. Wie der Feldherr über die strategi schen Qualitäten Capuas Freude empfunde n hatte. so gerät e r nun angesichts des unkriegerischen Wohllebens, desse n Augenzeuge er wird , in Zorn .33.~ Das unkriti sche Staune n der 333 Sit. 11.280f.: im:otlsuelllS 0IJ;maf! 1 1... 1 mellsae; 28 1f. : jaciemque superb; I ;gllolam

luxus.

334 Vgl. die Ankunft von GÖllern. die sich in der Regel nic ht Uber die Bc hausungen ihrer Wirte verwundcrn. Die einzige Ausnahme bildet der Besuch des Hennes bei Kalypso. wo die Bewunderung des Götterbote n eigens begrtlndct wird (Ho m. Od. 5.73-75). S. als instrukti ves Bei spie l auch die (außerhalb e iner Gastmahl s7.cne) dargestellte Heimkc hr des Odysseus. bei der dieser zwar eine Beschreibung sei nes eigenen Hauses gibt. aber nicht uber d essen Beschaffenhe it staunt (Ho m. Od . 17.264-27 1). Seine Verwunderung erregt nur der Anblick des auf dc m Mist liegenden Hundes Argos. dessen schlechte n Zustand der Heimkehrer nicht vorhersehen konnte (Horn. Od . 17.306-3 10). 335 Dieses Verhalte n unterscheidet sich von der o ben besproche nen Reaktion Cacsars auf den von Kleopatra e ntfalteten Luxus in der Pharsal ia. Anders al s Hannibal fiIhlt sich Caesar nicht zur Kri tik. sondern zur Nachahmung aufgefo rden. Negative Wenungen dagegen werde n bei Lukan nur aus der Perspekti ve des :lUktori ale n Erzählers vorgebracht. S. oben S. 190f.

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einfachen Soldaten über den Reichtum der Capuaner dient dabei als Folie fIlr die Abneigung des Feldherrn . Diese hebt die Dekadenz der Capuaner hervor, die nicht nur aus dem (indirekt erschließbaren) Blickwinkel der Römer, sondern sogar nach der Ansicht ihres eigenen Verbündeten ein tadelnswertes Verhalten zeigen. Zugleich belegt die kritische Haltung Hannibals se ine zu diesem Zeitpunkt noch intakte Selbstdiszipl in, di e erst später, unter dem dauerhaften, von den Eroten verstärkten negati ven Einfluß Capuas ins Wanken gerät, womit seine Niederlage gegen die Römer besiegelt ist. J36 Nach außen druckt sich di e Verärgerung des Feldherm in seiner während des Mahls andauernden Schweigsamkeit aus, die Silius mit dem nur im Stillen geHillten negati ven Urteil gleicho rdnet. Sil. 11 ,283: Vescilur ipse silens el lantos dal1mat hOtlOres . Meist verzichten die Dichter darauf, Unterhaltu ngen während des Speisens zu schildern, was sich in der Regel daraus ergibt. daß der Vorgang der Nahrungsaufnahme selbst vollko mmen ausgeblendet wird. Wir besitzen also in den meisten GastmahJ szenen nur ein argumelllum ex silenljo dafGr. daß ke ine bedeutsamen Unterhaltungen während dieser Phase des Mahls stattfi nden. Das Speisen selbst erscheint 337 nur dann ausdrücklich, wenn ihm eine besondere Bedeutung zukommt. Diese BegrUndung kann jedoch in der vorliegenden Szene nicht zutreffen, da weder vor noch nach der Szene Art und Umfang der verzehrten Gerichte eine Rolle spi elen. Vielmehr setzt Siliu s das seltene SlrUkture lement des Genusses von Speisen und Getränken ei n, um den Kontrast zwische n dem mUrrisch schweigenden Feldherrn und der lärmenden Mensche nmenge um ihn herum hervorzuheben. Die Situ ation ähnelt damit der Konstellatio n in der oben behandelten Eumaiosszene, in welcher ebenfa ll s der Gast (Odysseus) finster sc hweigt, während der Wirt ihm unennüdli ch von seinen

336 S. die Rede de r Venus an ihre Söhne (S il . 11.40Q(409). bes. 400: combibm iIlopsos du ctor [sc. Hannib(l/ l per viscera luxus und den Erfolg ihres Wirkens. Si\. 11.420-

423: Ipse el;am. afflatlls f aJleme CupilJin f!. duclOr I instal4rOl mellsn$ dapiblLf repelilqUf! volentwn I hospilia et pa/rias paulatim decolor artis I eXllil. occulta merrlem vi/ilmle sagillll.

337 S. A.R. 2.305f. (der erlöste Ph incus speist). vgl. auBerhal b von Gastmahlszenen die ausfU hrliehe Beschreibung der Nahrungsaufnahme beim Mahl de r Trojaner in Ita lien. als sich das Tischprodigium errullt. Verg. Aen. 7. 112- 117: 111 wmere morms I exigullm in Cererem pef/lldo lu/egit edendi.1 et ,'iolare maI/li malÜ'qlle audaciblls orbem f fa toNs

crllsti paru!is " ec parcere qlllldrÜ': lI/leus. etiam mef/sas conswn;nIllS?< inqllit 111111$. I lIee ,){IITa. lldlluJelis.

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Erlebnissen berichtet. 338 Anders al s in der Bewirtung durch Eumaios. wo Odysseus nicht dem gesprächigen Sauh irten, sondern den frevelhaften Freiem zilml, richtet sich der Unmut Hannibals hier jedoch gegen seine Gastgeber. Nicht nur der Reichtum der Spei sen und der Ausstattung, auch di e große Schar der Diener mißfallt ihm. Allerdings hält der Unwille nicht lange an: Schließlich sorgt der Wein dafUr, daß seine Sorgen dahinschwinden: Si lo 11 ,285-287: donec pulsa fames et Bacch; munera duram I laxarum melltem: rum [ronri reddira demum I /aeriria, er posi!ae gra viores peclore curae. Den Stimmungs wandel HannibaJs beschreibt Siliu s sowohl seiner äußeren (SiL 1I ,286f.: f ronli reddira [... ] /aeti!ia) als auch seiner inneren Wirkung nach (Si L 11 ,287: posirae graviores pecrore curae): Der Feldherr kehrt, bedingt durch den Wein, zu der freudigen Haltung zurUck, die die erste Bes ichtigung Capuas prägte. Der Effekt des Weins auf die T ischgenossen wird in regul ären Gastmahl szenen nur selten geschildert :339 Enthemmung oder gar Trunkenheit sind dabei , mit Ausnahme der Falemusszene, in der Bacc hus selbst seinem Wirt aus Dankbarkeit den Wein Ubergibl (Si L 7, 194-204), slets Zeichen für einen unausgeglichenen oder gefahrlichen Charakter. Das drastischste Beispiel stellt die zu den Antigastmählem gehörende Kyklopenszene in der Odyssee dar, in der das Ungeheuer nach dem Verzehr der Gefahrten und berauscht vom Wein, schl ießl ich in e inen tiefen Schl af fal lt (Horn. Od. 9,37 1-374). Die abstoßende Schilderung dieses Vorgangs entsprichl dabei dem ungeschlachten Wesen des Kyklopen. Auch der Rausch des Idas , der unter dem Einflu ß des Wei ns beim Abschiedsmahl der Argonauten in Iolkos ei nen Strei t heraufbesc hwört (A R. 1,462-474), ist deutlich negati v besetzt und wi rd durc h einen naturali sti schen Zug, das Besudel n des Bartes mit Wei n, als regelwidriges Verhalten gekennzeichnet. Vergil überni mmt dieses Detai l in abgeschwächter Form fU r das Gastmahl der Dido (Verg. Aen. 1,738f.: rum Bitiae dedit increpüans; iIIe impiger hausit I sputt/ml/em pa· (e ram er pleno se pro/ll i! auro, dazu oben S. 166f. mit Anmerkunge n). Das 338 Horn. Od. 14 , I09f.: WS t;lo a'· 6 5 ' evSuK~wS KPEO T' floale lTLVE Te oTvov, I aplTOAEWS CUCEc.JV, I(OICO: 5E IlVIl0"Tllpol €pUTeuev. 339 Regel mäßig erscheint die enthemmende Wirk ung des Alkohols dagegen in den Anti-Gastmählern, bei denen die Tei lnehmer. meist erhil"Z1 vom Wein. eine blutige, mit bizarren Absche ulichkeite n gespickte Sc hlacht anzetteln, de r die meisten Anwesenden zum Opfer fallen . Diese Fo rm der ) Gastmähle r~ . bei dene n d ie Dichter mil dem Kontrast zwischen anheimelnder Atmosphäre und greul ichen Ein7.elheilen spielen. bildet ei nen eigenen Traditionsstrang. de r sich nicht in das typische Sche ma >regulärer< Gastmahlschilderungen einfügt. S. dazu unten den Exkurs.

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4.2.3 Hannibal in Capua

ungehörige Verhalten des Bitias beschränkt sich jedoch auf ungestümes Tri nken. bei dem er sein Gesicht mit Wein benetzt, ohne daß auc h die berauschenden Folgen angeprangert würden . Auf diese Weise verlei ht Vergil seiner Darstellung eine im Vergleich zu Apollo nios wen iger drasti sche Färbung. Bei positiv besetzten Figuren verzichten die Dichter dagegen darauf. die Wirkung alkoholi scher Getränke zu beschreiben. So ist es am Ho f des Menelaos nicht der Wein, der die Anwesenden ihren Kummer vergessen läßt. sondern das wundersame Kraut, das Helena unbemerkt in den Trank mi schl. 340 Die von Sil ius angedeutete, vom Alkohol bew irkte Freude und Sorglosigkeit34I wirft al so ei n zweifelhaftes Li cht auf Hannibal, se lbst wenn der Dichter ihn nicht ausdrUcklich nach dem Vorbild eines Idas oder BiLias als hemmungslosen Zechgenossen darstellt - ein Wesenszug. der nicht zu dem mehrfach betonten harten soldatischen Wesen des Fe ldherm paßt. 342 Trotzdem ist der Karthager offenbar nicht unempfanglich für den von den Capuanern gebotenen Luxus, zu dem auch der reichliche Weingenuß zählt .343 340 Horn. Od. 4.22Of.: airTb:' ap o eis oivov ßOÄe

<pop~aKov,

l v&ev ETIlVOV,

I

Vnmv6ES T' ö:xoA6v TE, KQKWV En LAI160v onOVT(.JV. 34 1 SPALTENSTEINS (1990) 123 Hinweis »C' est un topos que le vin chasse les soucis (Hor. caml. 1,7,31). geht an dem hier besprochenen Problem vorbei, da er die gattungs* Iypischen Konventione n nicht beachtet (sein Stellenverweis stammt nicht aus dem Epos. sondern aus den cannifla des Horaz). Der Gedanke, daß Wein Sorgen venreibe. ist zwar in der antiken Literatur geläufig. d ie sorgen lösende Wirkung wird aber in epische n Gastmahlszenen nicht dargestellt - außer um die betreffende Figur zu diskreditieren. Vor dem Hintergrund dieser Tradition ist daher auch die Hannibal-Szene zu lesen. 342 Silius selbst hebt in seiner einleitenden Charakteri sierung Hannibals (Sil. 1.242267) dessen abgehärtetes Naturell hervor, dem körperliche Mühen. Kälte. Schlnfman gel, Hunger und Durst nichts anhaben können. Dabei erträgt er nicht nur äußere Zwangslagen, sondern verzichtet aus freien StUcken selbst auf lebensnotwendige Güter, vgl. Si l. I ,259f.: femillcllm !)IItat !lumenti iacuisse sub Ilmbra I cxercetqlle .fiti", et speClalO fante recetlit. Diese Darstellung stimmt mit dem in der übrigen römischen Literatur tradierten Hannibalbild überein, vgl. die Charakterisierung Hanni bals bei Livius (2 1.4,2- 10) bes. Li v. 21.4.5-7. wo die Mäßigung im Essen und Trinken besonders gewürdigt wird: nullo

labore alll corpus fatigari aut animus vinci polerm. caloris ac fn"goris lJatiemia par; cibi potio/li,fque desiderio lIaturafi. flOII I'oluprafe moäus ft/litus: I'igifiarum sOllmique nec die /lec nocte discriminata tempora 1... 1ea fleque molli strato neqlle silemio accersita: multi saepe militari sogufo OpeT1U1/1 humi iacentem inter cllstodias stat;ollesque mifilllm COfl· spexenmt. Die Vorlage für diese Charakterbeschreibung bildet das berühmte Portrai t des Catilino bei Sallust (Cal. 14- 16). Bertlhrungspünkte bestehen auc h zwischen der Sil. 1,259 geschilde rten Hannibalcharakterislik und de m Bild des Calo bei Lukan. s . Lücan. 9,587·593. 343 Daß Capua dem Luxus besonders ergeben sei. beto nt scho n Li vius 2 3,4.4: prQlIO

semper civitas ;11 lu.:wriam 11011 inge"iorum modo vitia sed aflllenti copia I'OllIptatillm

4.2.3 H:lnnibal in CllPUll

36 1

Die Formulierung dOflec pu/so fames er Bacchi mUllera duram I laxaruflt mentem (Sil. 1I ,285f.) läßt die ho merischen Fonnelverse zum Ende einer Mahlzeit anklingen , die auch die griechischen und latei nischen Epiker in leicht abgewandelter Fonn verwenden (s. dazu oben S. 84ff.). Dabei li egt di e Betonung darauf, daß die erste Phase des Beisammenseins dazu dient, Hunger und Durst ZU still en, worauf der vergnügliche, aus Gesprächen und gelegentli ch ei nem Sängervortrag bestehende Teil fo lgt. Die Eröffnun g dieses neuen Abschnins wi rd gewöhnlich durch temporale Korrelati va wie cmu - rum unterstrichen. Silius hat diese Form der Darstellung umgekehrt , indem er den Ablauf des Geschehens nicht nach dem Schema »nachdem - da«, sondern nach dem Prinzip »solange - bis« (Si !. 11 ,285 f.: donec l ... ] tllm ) gliedert und dabei der Beschreibung des Weines besondere Aufmerksamkeit widmet: Die zweite, entspannt -heitere Phase des Gastmahls beginnt nicht, nachdem Hunger und Durst gesti llt s ind , sondern Hannibal speist, bis er gesättigt ist und sein Gei st vom Wei n heiter wird, worauf sich die Unterhaltung nach dem Mahl anschließt. 344 Die Fonnulieru ng legt nahe, daß der fe stliche Schmau s in Capua die üblichen Grenzen des epi schen Gastmahls Ubersc hreitel. Ei ne ähnliche Situation findet sich im oben besprochenen Gastmahl Caesars und Kleopatras, das durch zah lreiche Verstöße gegen die e pische Ko nventio n auffallt. S eide Protagoni sten erweisen sich dort als unbeherrschte, he mmungslose Charaktere, die weder auf göttliches noch auf menschli ches Recht Rück sicht nehmen. Auch vor diesem Hintergrund erscheint Hannibal in einem ungünstigen Licht. 345

Der Absclllliu lIach dem eigentlichen Mahl Nach dem Ende des eigentlichen Mahles beginnt, ähnlich wie in der epischen Vorl age, de m Bankett der Dido, sog le ich e in Sängervortrag (Si!. 11,288: Personal Euboica Te/ohras /esludine). Der un vermittelte Beginn solc her Vorfü hrungen ohne au sdrückliche Aufforderung ist typisc h rur epi -

et infeeebris omlJis llmoe/l itmis marilimae terrestrisqlle, film vero ita obseqllio pri/lci,mm er lieentia pfebeilsl fllscü,jre, W /lee libidi" i /lee sumptibus modus ej·st!r. 344 Sil . 11,283-286: vescitllr ipse silelJs I... J IJonec ')IIJs%mes t!1 Baeehi /IIWIUll du rum IItLfllnmt melltem.

345 Die Parallelen zwischen der titanenhaften Caesargestalt bei Lukan und dem von Hybris beherrschten Hannibal bei Si lius sind schon früh erkannt worden. Vgl. dazu v. ALBRECHT(I964) 54f.

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362

4.2.3 Han nibal in Capoa

se he Gasunahlszenen.346 Die knappe Darstellungsweise entspricht formal dem allgemeinen Streben nach Raffung des epischen Stoffes, die wir schon mehrfach beobachtet haben. Die Ereignisse werden dabei vom epischen Dichter nicht linear wiedergegeben, sondern punktuell nach ihrer Bedeutsamkeit ausgewählt. Bei den Liedern nach dem Mahl verleiht die abrupte Einführung dem Sänger zugleich eine gewi sse Unabhängigkeit von seine m jeweiligen Umfeld: Da mögliche Auftraggeber ausgeblendet werden, erscheint seine Kunst als ein weitgehend autonomes Gebiet. Tatsäc hlich besteht bei zahlreichen während epischer Gastmahlszenen vorgetragenen Liedern für die betei ligten Figuren kein erkennbarer Zusammenhang zwi schen dem Inh alt der Gesänge und ihrer gegenwärtigen Situation, so daß die möglicherweise darin enthaltenen Vorausdeutungen und Kommentare zum weiteren Verlauf des Epos sich an den Leser richten (s. dazu oben S. 99f. ). Der Dichter klassifiziert den Gesang des Teuthras sogleich a1s unkriegeri sch, indem er ihm eine den Ohren schmeichelnde Kraft zuweist und ihn den wilden Tönen der Kriegstrompete gegenüberstellt (Sil. 11 ,289f.: obtusas immiti murmure saevae I inter bella tubae permulcet cantibus auris). Mit dem Bild der unterschjedlichen Musikinstrumente und ihrer jeweili gen Wirkung (Euboica testudo - illter bella tuba ; personal - immiti munnure, pemlulcel aures - obtusae aures) wird zugleich der Kontrast zwischen dem Vortragenden und sei nem Publikum hervorgehoben: Die kriegsgewohnten Hörer si nd un ruhig. sich dem Zauber des fri edlichen Lyraspi els zu entziehen. Eine solche besänftigende, das Publikum in Bann schlagende Wirkung ist auch anderen Gesangsdarbietungen in epischen Gaslmahlszenen eigen. Besonders deutlich zeigt sich di ese Qualität am friedensstiftenden Vortrag des Orpheus beim Abschiedsmahl der Argonauten in lolkos. Hier ist es neben dem Inhalt des Gesangs vor allem die Zauberkraft der Me lodie, welche die streitenden Parteien besänftigt. 347 Die Nähe zur göttlichen Sphäre, d ie bei dem begnadeten Sänger Orpheus hervortritt, gehört aber auch zu de n Eigenschaften der anderen Sänger. Von den Musen oder anderen göttliche n 346 Das bekannteste Beispiel rur einen ausdrtlcklich vom Publikum gewünschten Gesang ste llt das dritte Lied des Demodokos am Hof der Phäake n dar (Horn. Od . 8,487520). Vergleichbar ist auch der von Caesar angeregte Vortrag des Acoreus beim Gastmahl in Alexandria (Lucan. 10.176-33 1), der zwar nicht in Liedfonn dargeboten wi rd . aber diesem in einigen Punkten tlhne lt (s. dazu oben S. 202f. 347 A.R. 1,496-5 15, bes. 5 13-515: Toi S' OIlOTOV Ar, ~avTOS hl TTPoVxOVTO

lCopf'Jva / TTOVTES OIlWS 6p60imv hr' oüaolv npElltovTES I ICf'J Af'J91lt;l. Toi6v oqllv EvtAAITTE 8EAIC'TUV aOISi'ls.

4.2.3 Hannibal in Capua

363

Instanzen inspiriert , genießen sie hohe Achtung und werden von ihrem Pu· bl ikum gewöhnlich mit Ehrfurcht behandelt. 34 & Oft genug hande h auch ihr Gesang von den Taten und Abenteuern der Göuer. Auch Teuthras wird durch den Hinweis auf seine Heimatstadt Cumae in die Nähe numin oser Mächte geruckt , gih die Stadt doch seit alter Zeit als Wohnsitz der Sibylle und Entstehungsort der in Rom heiliggehaltenen sibyllini schen Bücher. Der Sänger erscheint damit als respekteinflößende Gestalt.349 Die Erwähnung Cumaes trägt im Zusammenhang mit einem für di e Karthager ausgerichte. ten Gastmahl zugle ich politische Konnotationen, da die Stadt während der punischen Kriege vor allem durch ihre unverbrüchliche Treue zu Rom be· kannt war.3SO Der friedlich auftretende und sein rauhes Publikum in Bann schlagende Teuthras erscheint damit rur den kundigen Leser nicht nur als begnadeter Sänger, sondern auch als Exponenl der Bündnistreue inmitten der vertragsbrüchigen Capuaner. Die fo lgenden Verse haben seit den textkritischen Thesen SUMMERS' im Jahre 1900 immer wieder Anlaß zu Diskussionen geboten. Nach der einheitlichen Überlieferung der Handschriften beginnt der Sänger sein Lied mit den Liebes· abenteuern Jupiters. vor allem seiner Liaison mit Elecu a, aus der Dardanus her· vorging (Sil. 11 ,29 1·293). Über dessen Sohn Erichtho nius sowie die Nachkom· men Tros. llus und Assaracus leite! Teuthras schließlich zu Capys. dem Stadt· grunder Capuas über. mit dessen Lobpreis der Gesang schließt (V. 11,293·297). Der in den Handschri fte n überlieferte Text lautet:

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Person(lf Euboica Telahras lesilidille. Cymes illcoJa , el oblIIsas immiti mummre saevae illler beUa t1fbae pennillcel catlll:blls auris. Namqlle lovem er laelos per ! lIrw c(Jllebat amores

348 Vgl. die sprechenden Namen der $tlnger Phemios und Demodokos in der Odys· see und die Selbstaussage des Phemios. Hom. Od. 22.347f.: OVTOO(SOKTOS" S' Eilli. eEOs: S~ 1101 EVCllPEOIV oilloS" / rrovToioS" e V~CllvoE V .

349 SPALTENSTEIN( 1990) 123 übersieht diesen Zusammenhang. 350 $. Liv. 23.3 1.10 Uber einen Beschlu ß des Senats aus dem Jahre 215 v. Chr. zu· gunsten VOll dreihunden Rittern aus Capua, die sich gegen ihre Heimatstadt gestellt hat· ten und Rom treugeblieben waren. FUr sie wurde festgelegt. IIli municipes Cumani essenl pridie. quam IJO/JII/us Campanus a poPl/ fo Romtlllo defecisset. Dazu WÖLFFLIN ( 1935) ad loe: IDie Rillerl ,. besaBen die civitas s;ne suffragio. Diese konnte nur von BUrgern einer Mun izipalstadt ausgeUbt werden. Capua aber war sei t dem Tage des Abfalls kei n Mun icipium mehr. Damit also die treuen Riller ihr Bürgerrecht ohne eine Unterbrechu ng be· sitzen. wird erklllrt. daß sie bereits am Tage vor dem Abfall Capuas einem anderen Municipium angehön haben« - ntlmlich dem stets romtreuen CUffiae.

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4.2.3 Han nibal in Capua

Elecrraeque IOros Allam idos ; unde creaw s, ,}rotes digna dellm , fIlIII Dart/anus; isqll e Tonam i ul der Erich1holliuIII magna de stirpe lI ep olem. 295

H inc Tros, hinc /lus, generis fIlne ordille 10llgo Assaraells, Ilulloqlle m illor famave mmlllve

rum Capys 111 primis dederit Slla 1I0m;na muris. SUMMERS ( 1900) dagegen hatte nach Si\. 11 .290 die Verse 11 ,453-458 aus dem später folgenden zweiten Lied des Teuthras eingefügt, so daß d ie Gesangsdarbietung nicht mit den Liebschaften Jupiters, sondern mit der Erschaffun g der Welt aus dem Urchaos beginnt und erst über das »keusche« Zeitalter Satums (S i!. 11 ,458) zu Jupiter und der Genealogie des Capys überleitet. Um den grammatischen Anschl uß zwischen beiden Teilen zu gewährleisten, war es erforderlich, das einheitlich überlieferte lIamqlle lovem [ .. , ] eanebat (S i!. 11 ,29 1) in iamqlle l ovem [ ... ] eanebar zu ändern .

Den Anstoß rur die Versumstellung gab eine Schwierigkeit im zwe ite n Gesang des Teuthras (S i!. 11.440-482), in welchem der Sänger an vier berühmten Beispielen die Wunderkrart der Lyra verherrl icht. Nach der Darste llung der Lyra des Amphion. bei deren Klang sich die Mauem Thebens von selbst zusammenfügten (Si!. 11 .440-445), besingt Teuthras das Instrument des Ario n, welches Macht über das Meer, seine Tiere und sogar den Meergreis Proteus besaß (Sil . 11,446-448). Ebenso gewürdigt wird die ehelys des Kentauren ChiTon . die bei der ErLiehung der Helden eine wichtige Rolle spielte und die Krart besaß, de n Zorn des Meeres und sogar des Averner Sees, d.h. der Unterwelt zu besänftigen (Si!. 11 ,449-458). Z ur Vollendung gelangte die Kunst des Lyraspiels freilich erst mit dem Auftreten des Orpheus, der in Olymp und Unterwelt g leichernlaßcn Gehör fa nd. Menschen. Tiere und unbelebte Natur in seinen Ban n schlug und selbst nach seiner Ermo rdung d ie Tiere des Flusses Hebrus bezauberte. der das noch murme lnde Haupt des Sängers in seinen Fluten davontrug (S i\. 11.459-480). Während bei der Darstellung der Leier des Amph ion, des Ario n und des O rpheus der genaue Inhalt der jeweiligen Gesänge nicht wiedergegeben wird, findet sich bei der Darstellung des von C hi ron verwendeten Instruments e ine knappe Z usammenfassung des ents prechenden Liedes: Es handelt sich um die von SUMMERS inkrimin ierte SchöpFungsgeschichte vom noch lichtlosen Urchaos über die Ordnung der Elemente durch den Gott, wobei auch den Himml ischen ihr Wohnsitz auFdem Olymp zugewiesen wurde, bis hin zum )keusche n( Zeitalter des Saturn (Si l. 11 .453-458). Di e Tex tsteIle lautet im Zusammenhang:

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10m I sc. Argolicis exalldila chelys ), quae PeJiacajonllabat mpe cClIIelldo heroul1l menfes et magIli pectora Achillis, Celltallro dilecta chelys, compesceret iras. perclIssafide. lIel pelagi vel Iristis Avemi. Namqlle chaos. caecwn qllol/dam sille sidere moieIl! 110 11 surgente die. ac nl/mdllm sille l/lce canebCII. Tllm delis ulliquidi disclIsset sraglla projmuli lellurisqlle globutll media cOfnpage locassel. 11/ ce/sunI sllperis "abitare dedisset Olymp/lm: castaqlle Satum i mOlIstraba, saewla palris.

SUMMERS' Darstellung legt nahe, daß er als Subjekt fUr canebat (v. 11.454) den Kentauren Chi ron ansetzt. 3SI Der Erzieher des Achill wäre damit der einzige Sänger der Beispielreihe. der direkt zu Wort käme. während Amphion. Arion und Orpheus, der Meister des Lyraspiels, stumm blieben.352 Damit entstehe ein U n~ gleichgewicht, das durch die Versumstellung beseitigt werden könne: Entferne man die Kosmologie, so sei keiner der angefUhrten Sänger mit ei ner Inhaltsangabe seines Gesanges vertreten. Zudem wirke eine Weltentstehungsgeschichte inmitten eines Lobgesangs auf di e Lyra lächerlich.353 Dagegen stimme es gu t zu der im ersten Gesang des Teuthras vorgetragenen Geneaologie des Capys. die auf diese Wei se über die Liebschaft en Jupi ters hinaus bis zum Ze italter Saturns und zurück zum Urchaos verfolgt werde, und dami t glatter verlaufe als in der handschriftlich überl ieferten Fassung.354 SUMMERS macht also ausschließlich inhaltliche Kriterien ftir die Vers· umstellung gehcnd . wobei das zweite Argument (eine Kosmogonie wirke an diese r Stelle »lächerlich«) auf einem i1sthclischen und daher objektiv nicht nachprü fbaren Urteil beruht. Dagegen ist zu fragen , ob die beiden Gesänge des Teu lhras an 35 1 Teuthras se lbst kommt als Subjekt rur cf/nebell nicht in Frage. da das gesamte Lied in direkter Rede wiedergegeben isl. s. SUMMERS (1900) 306. 352 SUMMERS (1 900) 306: lO OfChiron's Ise. Iyrej 11only says that it cou ld subdue the anger of the sea or even of hell. Then come these lines Isc. v. 11.453-4581. which eould only mean thai the theme of Chiron's song was the creation. But ( I) we are not told what was the theme of the other Iyrist' s songs (2) as no spcdal event is mentioned in conneetion with Chiron (as there is in the other cases) no one song of his could be specially selccted here... 353 SUMM ERS (1900) 306: ,.it would bc ridiculous 10 represenl hirn Isc. Teulhrasl as introdueing a cosmogony in the midsl of a poem on the Iyre... 354 SUMMERS (1900) 306: .. I(we insert these 6 lines before 29 1 all will run smoothIy: the harper si ngs of Chaos, of Satum and his >casta saecula{ and passes thcnce to Jupiler and his . Iaetos per furta amoreS. Ho.

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4.2.3 Hannibal in Capua

ihrer jewei ls einheitlich überlieferten Position im Epos nicht doch e ine befri edigende Funktio n erfüllen. Dazu kann zunächst eine nähere Betrachtung des von SUMM ERS auf C hiro n bezogenen canebar (Sil . 11 ,454 ) hilfreich sein . das den Anlaß für die Umstellung lieferte. Im zweiten Gesang des T euthras, der in direkter Rede wiedergegeben wird. erscheint in der überwiegenden Zahl der Fälle eine wundertätige Lyra als Subjekt der Handlung: Das Instrument des Amphion lf wird von den Bewohnern von Argos gehört« (S il. 11 .440L), es »besitzt die glückliche Eigenschafl. durch sein Schildpatt Stei ne anzuziehen und zu Mauem zu türmen« (Sil. 11,441 L), die Lyra »ummauert « Theben und »befiehlt « den Ste inen (Si I. 11 ,443-445). Die Leier des Ario n »mäßi gt« das tiefe Meer (Sil. 11 ,446), »hält die Robben in Bann« (S il. 11 ,447). »l zieht < Proteus in jeder se iner Formen (hinter sich her)« (Sil . 11 ,447f.) und »trägt« - eine kUhne Zuspitzung - Arion auf dem Rücken des Meeres (Sil. 11 ,448). Auch die Lyra des Orpheus, die in der Darstellung weitgehend hinter ihrem Besitzer, dem Meister der Sänger, zurücks tehen muß. wird zu Beginn des Abschnitts in Form einer Metonymie noch einmal als Subjekt des Verses ei ngeführt : Ihre Saiten lfglänzen« am Himmel (Sil. 11.459-46 1: nen '; 1... l f li/gent d ora

inter sidera coe/o). Auch in der umstrittenen Darste llung Chirons und seines Instruments erscheint d ie mit wundersamen Kräften ausgestattete Lyra al s Subjekt: Sie hai den Sinn der Helden »geformt« (SiJ. 11.449f: fom wbat [... ] heroum memes), sie wird vo m Kentauren »geliebt« (Sil. 11,45 1: Ce"'Clllro dilectll chelys), und kö nnte. wenn ihre Saiten angeschlagen werden. Zomesregungen »bezwingen« - sowohl des Meeres als auch des fin steren Avemer Sees (Sil. 11.45 1f. : compesceret iras. / percllSSll

lide. vel pelag; vel trist;s Avem i). Will man nicht einen abrupten Subjektwechsel zwi schen dem eindeutig auf die Lyra zu beziehenden qlioe I ... ] compescerer ;ras (S il. 11.449-45 1) und conebat (Si I. 11.454) annehmen. so mu ß als Agens in beide n Fällen cllelys verstanden werden . Daß die Leier se lbst »singt«. bildet dafUr ke in Hinderni s, hatte S ilius das Instrument doch ausdrückl ich d amit eingefUhrt . daß sie »singend den Sinn der Helden formte« (S il. 11 ,449f.: quae Pelioca !O n1I(I -

bat rupe Cllllelldo I herollll/ memes). Ccmere wird auch sonst in Prosa und Dichtung als gängige Bezeichnung nicht nur des menschlichen Gesangs, sondern auch

des Klangs von Instrumenten verwendet. m Zudem sind die beiden Sätze durch

nomque eng verbunden. wobei der zweite den G rund für die friedensstiftende Kraft des Instruments anfUhrt: Di e Lyra des Chiro n kann Zornesregungen besänf355 S. ThLL III ( 1907) 266 s.v. clIno : »res non animantcs. imprimis instrumenta cl soni canunt. i. sonanl."

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Ligen: deI/li sie singt vom Chaos und seiner Überwindung durch den Gou und das saturnisc he Zeitalter. Die Inhaltsangabe des Liedes. das den Zorn besänftigt, bedeutet aJso nicht, wie SUMMERS meint. eine ungebührliche Hervorhebung Chirons im Vergleich zum Meistersänger Orpheus. Nicht der Kentaur. sondern sein Instrument trin »singend« in Erscheinung und wird in seiner übernatürlichen Eigenschaft gewürdigt. Wie aber verhält es sich mj{ dem zweiten Vorwurf SUMMERS ', die Erwähnung einer Kosmogon ie im Rahmen eines Lobliedes auf die Lyra sei »lächerlich« und fehl am Platze? Betrachten wir die Struktur der vier rur die Wunderkraft der Lyra angeflJhrten Beispiele, so zeigt sich j eweils eine Te ndenz zu anschaulicher Darstellung: Im ersten Be ispiel (,A mphion() wird die Fähigkeit des Instruments zunächst summari sch vorgestellt und anschließend detai lliert ausgeführt. So heißt es anfangs nur, daß die Lyra in der Lage war, Steine auf Mauem zu legen (S i\. 11.441f.: lapidem

testudine felix I dll cere er i" muris posllisJe IIolet/fia sam). Erst in den Versen 11 .443-445 nimmt diese rahigkeit konkrete Gestalt an: Unter der Hand des Amphion befestigt die Lyra Theben, indem sie zunächst Ste ine aufruft. sich zu Wällen zu fugen und sodann anordnet die verzauberten TOnne sollten sich ins Une ndl iche erheben (Si !. 11,445). Der Inhalt des Leierspiels und der genaue Ablauf der wundersamen Bautätigkei t kom men also erst im zweiten Teil der Darstellung zur Sprache. Einen ähnlichen Ablauf zeigt die mit drei Versen recht knappe Beschreibung der meerbeherrschenden Lyra: Nach der nicht näher spezifizierten Aussage. sie könne da<.; Meer besänftigen (Sil 11 .446). erwähnt der Dichter ihren Einnuß auf die Robben. d.h. ei ne bestimmte Art von Meeresbewohnern (Si!. 11.447), und sodann ihre Bedeutung für zwei konkrete Personen. den Meergreis Proteus und den (der Sage nach von Seeräubern in die Fluten gestoßenen) Ari on, auf die das zauberkräftige Spiel einwirkt (Si!. 11.447f.). Das Beispiel des Orpheus. das sich mehr auf den Meistersänger selbst als auf sein Instrument kon7..cntriert, schreitet ebenfall s von der allgemeinen Dal1itellung der Bewunderung. welche Orpheus bei Menschen und Göttern genießt. zu konkreten Taten fort: Mit seinem Gesang ist er in der Lage. die gesamte belebte und unbelebte Natur zu bezaubern und konkret das Meer, welches sich der Argo als erste m Schi ff widersetzen wollte, zu besänftigen (Si !. 11.459-472), Be im Abstieg in die Unterwelt bezwang er nicht nur den Acheron. sondern brachte auch den Stei n des Sisyphos zum Stillstand . Seine letzte Tat vollbrachte er sogar erst nach seinem Tode, als das abgeschlagene, noch murmelnde Haupt die Tiere des Hebrus in seinen Bann zog (S i!. 11 ,472-480).

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Im Licht der durchgängig zu beobachtenden Tendenz zum Gegenständl ichen mUssen auch die umslriltenen Verse über die Leier des Chiron betrachtet werden: Diese bi ldet den Sinn der jungen Helden durch ihr Spiel und dient vor allem der Erziehung Achills.3S(i Ihre Hauplfahigkeit besteht darin, Regungen des Zornes zu besänftigen, und zwar sowohl des Meeres als auch der Unterwelt (S il. 11 ,449452), ohne daß diese Eigenschaft näher spezifiziert wUrde. Eine genauere Vorste llung liefern erst die unmittelbar folgenden. von SUMMERS inkriminierten Verse 11 ,453-458, die den Inhalt des Gesangs angeben - ganz so. wie auf die all gemeine Feststell ung, Amphions Leier habe »Steine auf Mauem gelegt«. e ine Spezifizierung in Fonn von »Stadtmauer Thebens« und »Errichtung von Wehrttirmen durch Gesang« erfolgte. Ihre friedensstiftende Wirkung entfaltet Chirons Leier, indem sie eine Kosmogonie vorträgt, die vom licht- und taglosen Chaos über die ordnende Hand des Goltes bis zum »keuschen « Zeitalter Satums fUhrt. das im römischen Denken den Inbegriff einer Friedenszeit darstellt .357 Der Inhalt des Gesangs korrespondiert also mit seiner Wirkung auf die Hörer: Wie der Kosmos vom Chaos zur Eintracht find et, so gelangt auch das Publikum vom Zorn zu fri edlicher Stimmung. sobald Chirons Lyra erklingt. Diese Vorstellung findet eine Parallele im Gesang des Orpheus bei Apollonios Rhodios. der den Zorn der streitenden Parteien Idmon und Idas besänftigt, indem er zur Leier eine Kosmogonie vorträgt (A.R. 1.496-5 11). Auch hier wird das anf
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4.2.3 Hannibal in Capua

369

Zeitalter« dienen. in welchem Krieg und Streit unbekannt waren.J59 Die Kosmogonie in mitten eines Lobliedes auf die Lyra ist vor diesem Hintergrund keineswegs fe hl am Platz. Die von SUMMERS erstmals vorgenommene Umstell ung ergibt sich also nicht zwingend aus tex:tkriLischen oder inhaltlichen Schwierigkeiten innerhalb des zweiten Teuthrasliedes. Fügt sich das erste Lied des Sängers. das er während des eigentlichen Gastmahls vortritgl. auch in seiner handschri flli ch überliefenen Form in den KonteX:1 ein und welche Fu nktion erfli lh es don ?3tIO Die handschri ftlich überlieferte Fassung bietet eine in indirek ter Rede gehaltene Z usammenfassung des von Teuthras dargebotene n Liedes. Der SHnger beg innt se ine AusfUhrunge n mil den »fröhl ichen Liebschaft en« Jupüers (S il. 11,29 1: l(lelOS per f llrra canebal amores). Das Adjekti v laetos nimml dabei Hann iba ls Stimmung von Freude und Gelassenheit auf. die der Dichter zuvor gebührend hervorgehoben hane, vgl. Sil. 11.259: ovmls; 11.26Of.: serenos I laews circlUnJert QCulos. 11 ,286f.:Jrollli reddila dem",,, I laefir;a ). Aus der heiteren Verbindu ng des Goues mit der Atlastochter Electra gehl Dardanus hervor, von dem in direkter Linie der Heros Capys abstammt , welcher Capuas Mauem den Namen gab (S il . I J ,29 1-297):

359 Vgl. Ov. met. 1.89- 100: al/reu IJrima saUl est aetas, lJlwe villdiu 111/110, / slJO"te S"tI. l 'ÜU' lege fidem reeumull/e eolelxlt. / 1... ) flO"dl/JII l)raeci,);,eS cillgeoont oppida fossae. /11011 wba d ireeti, 11011 aeris eonma flexi, / 1I0n galeae. 11011 t'lIsis ero,: jint> militis IIS/l 1 mollia secllrae perageba,,' ot;a gefltes.

360 Auch MARTIN ( 1984) emscheidet sich in sei ner Ausgabe gegen eine Versumstellung und argumentiert. daß Teuthras. um die rauhen Karthage r rur sich zu gewinnen. zunlichst mit einem kur.,:cn Lied beginnen müsse. ehe er eine Il1ngere musische Darbietung wagen könne. Daher mUsse das erste Lied des Sängers kUrLer aus rallen als das zweite: . Si Teuthras veut reussir tt emousser la pui ssance et lu violence de I'armee carthnginoise ( .. .1il doit upprivoiser doucement ... (... 1ces h6tes rebelles aux douceurs de la civilisalion de Cnpoue. Pour ce raire. sa premiere approche est mesuree cl breve.« (S. 258). Die Versumslellung. die den ersten Gesang verlängere. sei daher nbzulehnen. Wirklich ergeben die Lieder in der überlieferten Fonn (zunächst eine kurLe. dann eine längere Darbietung) eine Steigerung. Doch unterscheidet MARTIN. der dies als psyc hologischen Knirr des Teuthras deutet. nicht zwischen Erzlthlzei t und erz!1hlter Zeit. Nur die Enll.hlzeit steige rt sich zwischen dem ersten und zweiten Gesang. Ober die erzählte Zeit. d.h. die Zeit. die Teuthras benötigt. um seine Lieder vorzutragen. sind dagegen keine sicheren Aussagen möglich. da der erste Gesnng nicht in wörtlicher Rede. sondern nur indirda und summnrisch zusammengefnßt wi rd. Die wnchsende Länge der Lieder sollte daher nicht nl s eine Strmegie des Teuthras. sondern als erzähltechnische Entscheidu ng des Dichters aufgefaßt werden.

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295

4.2.3 Hannibal in Capua

Namque lovem el [aelos per fima eallebar amores Elet.:traeque IOros Atlomidos; Imde crealllS, proles dig'lll dellm , Imn Dardanus: isque TOflOmi 111 deI ErichtllOflillm magIla de stirpe nepote",. ffin e Tros, hinc Ilus, gelleris tl/lle ordine lot/go AssarOCIlS. ,wlloqlle mit/or famave mallUI'e 111m Capys 111primis dederit SilO "omina ",/lris.

Die Darstellung der Ah nenrei he des Capys weist wörtliche Anklänge an die Genealogie der Römer in den Fasti Ovids auf. der Ca pys aJ s Valer des An· chises und Großvater des Aeneas nennt, vgl. Ov. fast. 4.3 1·37:

35

Dardallo" Eleelra lIesciret Atlamide "all1m scilieel. Elee/r(1f! co"eubu;sse lov;? Iwills EricllllJonills, Tros eSI gelleratus ab ilIo, ASS(lraeOll creat Me. Assoroeusqlle Cap>,": proximus Allehises. CIlt" quo commlllle paremis 11011 dedigflota est flomen habere Velllls: "illc salllS Aeneas.361

Die hier aufgeführte Ahnenreihe von Dardanu s bis Aeneas erscheinl schon in der llias (Horn . 11. 20.2 13·241). Eine Identifi zierung des dort erwähnten Capys mit dem StadtgrOnder von Capua dagegen läßt sich zuerst bei Heka· taios (FG rH I frg. 62) bzw. in einer wohl auf Hegesianax zurüc kgehe nden Notiz im Geschichtswerk des Dionysios von Halikarn assos (1 ,73.3) nachweisen.362 Danebe n fi ndet sich eine von Coe lius Antipaler in seinem Bellum Punicum vertretene und von Vergil aufgeg ri ffene Vers ion, nach der der GrO nderheros Capys ni cht ei n Vorfahr. sondern ein Zeitgenosse des Aeneas gewesen sei. 363 lndem Teulhras an dem höheren Alter des lokalen Gründer36 1 Vgl. auch die Heldenschau in der Aeneis. Verg. Aen. 6.648-650: hic genus anti· quum Teueri. puleherrima proles. I magnanimi herQ(!s. nati melioribus annis, I llusqUl' Assoraeusque et Tro iae Dardnnus auetor. 362 Die Echlheit des Hekataiosrragments ist umstritten. Währe nd HARRISON (1991) ad. Verg. Aen. 10,145 von seiner AuthentiziLll.I ausgeht, meldet HEURGON ( 1942) 144 Zweirel an. Zu Hegesianax als Quelle siehe HARRISQN ebd. und HEURGON ( 1942) 136 mil Anm. 5. 363 Nach Antipater (lilien bei Servi us ad Aen. 10,1 45) handelt es sich um ei nen Cousin. nach Vergil um einen nicht nt1her bestimmten Verbündeten des Aeneas, Verg. Aen. 10.14 3· 145 : Mluit [... ) et Cnpys: hinc nomen CamlJOnoe tlucitur urbi. Nach Calo ist

4.2.3 Hannibal in Capua

371

heros festhäh, betont er zugleich das höhere Alter Capuas im Vergleich zu Rom, was von den Capuanern als SlUtze rur ihre Forderung nach gle ichberec htigter Behandlung interpretiert werden kann. Gleichzeitig zeigt das Lied aber auch, daß die Capuaner mit dem Abfall von Rom nicht nur Bundesgenossen , so ndern sogar ihre eigenen Verwandten verraten, wodurch der Seitenwechsel noch verwerflicher erscheint. Wegen der Bedeutung, die der Jides in den Punica und besonders in der Capua-Erzählung zukommt , verdient dieser Zusammenhang besondere Beachtung.364 I.n den bisher interpretierten Gastmahlszenen hat sich gezeigt, daß sich bei den während des Banketts vorgetragenen Gesängen zwei Hauptklassen unterscheiden lassen. Während die erste unmittelbare Aktualität fUr das Publikum (ggf. auch nur einen Teil des Publikums) besitzt, und daher dazu ei ngesetzt werden kann . die Hand.lung voranzutreiben, ist die tiefere Bedeutung von Gesängen der zwe iten Kategori e fUr d.ie Anwesenden meist nicht erkennbar. Solche Lieder bringen die epische Handlung nicht unmittelbar voran , so ndern dienen viel mehr als Ko mmentar rur den Rezipienten des Epos. Diesen Kriterien zufolge wäre der Gesang des Teuthras der ersten Gruppe zuzuordnen, zeigen sich doch die Hörer, allen voran Hannibal , direkt vom Inhalt des Gesangs angesprochen: Sie belohnen ihn nicht nur mit allgemeinem Beifall (S i\. 11 ,298f. ). wie er auch beim Gastmahl von Aeneas und Dido beschrieben wird, das ei n Vorbild der Szene bildet,365 sondern gießen darüber hinaus eine Trankspende rur den besungenen Helden Capys aus (Si!. 11 , 299~ 02). Damit zeigen sie deutlich, daß sie das Lied nicht nur se iner ästhetischen Qualität. sondern auch seinem Inhalt nach g ünsti g auf~ nehmen . Gerade die positi ve Reakti on auf den aktuellen Bezug des Liedes läßt die Kurz..,> ichtigkeit des Publikums hervortreten: Wie der Applaus und die einhellige Trankspende zeige n, werden die für die Capuaner positi ven der Gründer Capuas dagegen kei n Verw:lIldter des Aeneas. sondern ei n Etrusker (O rig. 3 fr. 1 CHASStGNET). nach Livius handelt es sich um e inen Samniten (Li v. 4.37. 1). Dane· ben findet sich in der Königsdynaslie von Alba Longa ein Herrsc her namens Cap)'s. dazu HEURGON ( 1942) 145. 364 S . dazu V. ALBRECI-IT ( 1964) 55·86 . Vgl. auch die Rede de r vom Hi mmel aur Ca· pua herabbl ickenden perso nifi zierten FitJn kun; vor de r Einnahme und Zerstörung der Stadt durch die Rö mer, in der das Schicksal Capuas als exe mplarisch fUr alle Vcrrliter bezeichnet wird. Si l. 13.28 1·29 1, bes. 286-289: DlIbio qlli f ra"gere ren/Ir! I galldebit paeta ae tenllis spes finquet amid, 111011 jlJi domlls, allt eOlliux. 01// I'iw manebit 1 umqu· um expers luew s fae rimaeque. 365 Verg. Aen. 1,747: ingemi"ant IJfaus li Tyrii, Troesque seqlllintur. S. dazu als mögliches homerisches Vorbild Ho m. Cd. 8.367·369 (Freude des Cdysse us und der Phäaken nach dem zweilen Lied des Demodokos).

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372

4.2.3 H:annibal in Capua

ZUge der Capysgestalt zwar wahrgenommen (Sil. 11 ,296f.), die ebenfalls angesprochene Verwandtschaft zwischen Capuanern und Römern jedoch nicht in Rechnung gestellt. Dies ist um so bemerkenswerter. als die Frage von Vertragstreue oder Abfall von Rom durch das mutige Auftreten des Dec ius auch nach der offiziellen Übergabe Capuas an Hannibal die Ta· gespolitik in der Stadt bestimmt hatte, so daß der Sinn der Capuaner für dieses Thema geschärft sein müßte.366 Das Unrecht des Vertragsbruchs wird nur von einigen wenigen aufrechten Personen emstgenommen. zu denen außer Decius auch der Sohn des Pacuvius zählt, welcher unmittelbar nach der Trankspende erstmals eingeführt wird. Wir haben also einen in den epischen Gastmahlszenen seltenen Mischfall vor uns. bei dem der Gesang nach dem Mahl zwar einerseits der ersten Gruppe von Liedern (für das Publikum erkennbarer aktueller Bezug) zuge· ordnet ist. die mei sten Hörer den Sinn des Liedes jedoch trotzdem nur un· vollständig erfassen. Indem er die falsche Selbsteinschätzung der Capuaner und Karthager illustriert, nimmt der Gesang zugleich Züge eines an den Leser gerichteten Kommentars an , wie er für die zwe ite Klasse von Gesän· gen charakteristisch ist. Die Wendung concelebrallf plallsu pariter Sidollia pubes I Campallaeque manus (Sil. 1I ,298f.) greift auf ähnliche Formulierungen im Gastmahl der Dido zurück. in der Karthager und Trojaner dem lopas applaudieren (Verg. Aen. 1,747 : illgeminom plausu Tyrii, Troesque seqUlmfllr). Hier wie dort werden zuerst die Karthager genannt, obwohl sie im einen Fall die Gäs te, im anderen die Gastgeber stellen . Hier wie dort sind sie jedoch in besonde· rer Weise von dem Unglück betroffen, das der Gesang in verhüllter Form

366 Silo 11 .55-258. In der Darstellung des Silius gehl die entsprechende Diskussio n, die mit der Verhaftun g des ronllreuen Dccius endet, de m fe ierlichen Empfang rur Hannibai unmittelbar voraus. In seiner leidenschaftlichen Rede hatte sich Decius auf de n mit Jupiter verwandten Sladtgrtlnder Capys berufen. de m er verpnichtet sei. und um dessetwillen er nicht mit ei ne m Barbar Gemei nschaft haben könne . Silo 11 . 177- 182: Quos fu gilis sodos ? Qllosl'e (ulditiJ ? lIIe ego .fell/gllis f DardmzillS. cu; sacra pater, CI/i nomina linquit f ab love dllcta Cap}'s. magno cognalllS 111/0: I iIIe ego [... 1MlInnllrico Iw /zom fetz/orill mixtus atulllllo ? Die Darstellung weist BeZUge zum Lied des T eulhras auf. Um so deut licher tritt die Verblendung der Capuaner hervor, die gemeinsam mit Hannibal, den Decius unter Hinweis auf den von Jupiter abstammende n Stadt gründer als Barbaren geschmäht haue. eine Libation fUr eben diesen Grtlnderhe ros ausbringen. An der Darstellung seiner ehebrecherischen Herkunft. auf die Te uthras, anders al s Dec ius, e iniges Gewicht legt. nehmen sie ke inen Anstoß.

4.2.3 Han nibal in Capua

373

ankündigt. J67 Damit zeigen gerade diejenigen Hörer die erste Reaktion, denen das Lied ohne ihr Wi ssen in besonderer Weise gilt.368 Den Anstoß zur Libation gibt Hannibal (Sil. 11 ,299f.): Allte mun;s ductor honor; I 1Iomi1lis augusto libat ca rchesia riw . Trankspenden und andere reli giöse Handlungen ersc heinen häufi g in Gastmahlszenen, gehören aber nicht zu deren unabdingbaren Bestandteilen. Ebensowe nig läßt sich solchen Ritualen ein fester Platz innerhalb des typischen Schemas zuwei sen, da Fonn und Anlaß je nach Kontext beträchtlich differieren . Der Ausftihrende ist jedoch gewöhnlich der Hauptgastgeber oder ei n naher Angehöriger, der auch die Gäste in die Zeremonie einbi nden kann .J69 Si lius hat diese Konvention. die er auch in seiner epischen Hauptvorlage. dem Mahl der Dido. vorfand. nur mutatis mutmidis bewahrt: Da er während der gesamten Szene auf einen personifizierten Gastgeber verzichtet. und statt dessen den >Besucher< Hannibal als ei nzigen Protagonisten in den Vordergrund stelll.J7Q kann er nun. ohne den Eindruck einer epischen Szene zu stören. den karthagischen Feldherrn als Opfernden zeigen. Übertragungen typischer Hand lungen von einer Partei auf die andere haben wir bereits in der Ph ineusszene des AJX>lIo nios beobachtet. J71 Allerdi ngs handelte es sich dabei stets um Aktivitäten. die nicht in Widerspruch zum Gesamtcharakter der 367 Zur Deutung des Jo pasliedes vgl. oben S. I68ff. mit Anmerkungen. 368 Bei offenkundigen Bez.Ugen auf die eigene Lage ist eine solche Reaktion se lbst· versländlich. vgl. d ie he ftige Abneigung der Penelope gege n das traurige Lied des Phe· mios (Hom. Od. 1.336-344) und die unwillkürlichen Tränen des Odysseus bei den Trojaliedem des Demodokos (Horn. Od. 8.83-86 und 8.52 1-531 ). 369 S. z. B. Horn. Od. 3.40-50 (Pcisistratos reicht Athene/Mcntor den Becher zur Tmnkspende); Ho rn. Od. 7_ 179- 18 1 (Alkinoos forden zur Tmnkspende :101): Vcrg. Aen. 1.736-740 (Dido leitet die Trankspende ein); Verg. Ac n. 8.273-275 (Euander fo rden zur Trankspende rur Hcrcules aul). 370 Diese Konstellalion enl.'ipricht der Gesamtanlage der Pun ica: de m Feldhe rm Hann ibal triu auf römischer Sei te nicht ein e inzelner menschlicher He ld. sondern die person ifiziene f'ides Rom(1II0 entegegen. welche sich jeweils einen Helden als ihr beson· deres Werhe ug erwähll. s. dazu v. ALBRECI-IT ( 1964) 55: . Man kann das Werk geradezu als ein . Epos der Fides ( bezeichnen . Dieser Tatsache entspricht es. daß auf römischer Seite kein cin7.clner Ikld ausschließliche Geltung beansprucht. « 37 1 Zu den auffä lligsten ü bertragungen Iypischer Handlungen vom Gast auf den Gasigeber (und umgekehrt) gehört in dieser Szene das Niedersinken des Gastgebers Phineus auf der Schwelle - eigentlich e ine typische Biugeste des Fremden - und die Vorbereitung eines Bades rur Phineus sowie der erslen Mnhl 7.cit durch die eben gelandete n Argonauten. In der Phineusszene ist die übertragung konkreter Handlungen von ei ner Partei auf die andere mit Verschiebungen auf erztlhltcchni scher Ebene verknUpft. So wird das Zusammentreffen mit de n Argonauten nicht wie sonst aus der Sicht der Gtlste. sondcm vielmehr aus der des Gasigebers Phineus geschildert . S. daz.u oben S. 28Of.

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4.2.3 tlannibal in Capua

Figur stehen. Auch Caesar handelt in der Pharsalia gelegentlic h so selbstbewußt, als sei er selbst der Wirt . Allerdings verrichtet der von Lukan als geradezu dämonischer Charakter gezeichnete Römer nicht von Hilfsbereitschaft zeugende Aufgaben , sondern reißt selbstherrlich die Unterhaltung nach dem Mahl an sich. so daß er die eigentliche Gastgeberin Kleopatra in den Hintergrund drängt. 372 Auch hier stimmt das Verhalten mit seinem sonstigen Charakterbild tiberein . Nun haben die bisherigen Untersuchungen ergeben. daß religiöse Handlungen, so sie korrekt und in gegenseitigem Einverständnis durchgefUhrt werden , stets positiv besetzt sind. Es stellt sich daher die Frage, ob die Libation, die Hannibal als Reaktion auf den Gesang des Teuthras ausbringt, das sich zu Beginn der Szene abzeichnende negati ve Charakterbi ld korrigiert . Die Wortwahl des Silius bei der Darstellung des Rituals ist durch eine Reihe erhabener und se ltener Wörter geprägt (Vgl. Si!. 11 ,300: augusto; 11.300 carchesia; 11.301 : Bacchi (... ] liqllorem ; 11.302: irrora/, Lyaeo), die eine feierliche Atmosphäre anzudeuten scheinen.ln Dem Beispiel Hannibals fo lgend, sprengt auch die übri ge Menge der Sitte gemäß Wei n über die Ti sche: Si!. t 1,30 I f. : ce/era qllem sequilur Bacchique e more liquorem I irrorat mensis wrba). Diese Reihenfolge. bei der zunächst eine einzelne Person der Götter und Helden gedenkt, erscheint auch in anderen Gastmahl szenen .J14 Bei Silius wird die feierlich e Zeremonie jedoch durch die Beiordnung mit der berauschenden Wirkung des )Sorgenlösers < verknüpft (SiI. J 1,30If.: ce/era quem sequilur r...1 /urba ardescitque Lyaeo): Die Spendenden ergeben sich zugleich mit der Libation de m ungezüge lten Wci ngenuß und erhitzen sich unter der Wirkung des berauschenden Tranks. Oben haben wir gesehen. daß solche naturali stischen Züge in Gastmahlszenen mit einer Ausnahme {der Bewirtung des Bacchus durch Falemus im 372 Lucan. 10.1 73- 175. s. dazu oben S. 202(. 373 Bei dem von Hannibal verwendelen carcllesium (Kapxf!oloV) handelt es sich um ein griechi sches Gef:tß. das in der latei nischen Literatur außer von Martial (ep. 8.56 (551 15) nur von Epikern im Sinne e ines Trink- und besonders Libalionsgef:illes erwähm wird. s. Verg. Aen. 5.77 (Trankspeode am Grab des Anchises): Verg. Georg. 4.380 (Trankspende an den Oceanus). Nach Macrobius (sal. 5.2 1.2) war sein praktischer Ge· brauch ausschließlic h auf den griechischen KullUrraum beschränkt Vgl. dazu HILGERS (1969) 48 und 14Of. Die sehene Bezeichnung umerslreichl die erhabene Rlrbung des Abschnills. 374 S. z. B. in de r Odyssee das Gastmahl bei Nestor im drillen Buch der Odyssee. wo Alhene/Memor als ersle eine Trankspende ausbringl (Ho m. Od. 3.52-64). und in der Aeneis die Trankspende der Dido (Verg. Aen. 1.736-740).

4.2.3 Hannibal in Capua

375

sechsten Buch der Punica) nur dann erwähnt werden, wenn es sich bei den beteiligten Personen um negati v besetzte Charaktere handelt. Daß das Mahl tatsächlich in ein Gelage umschlägt, belegen die folgenden Verse, mit denen der Dichter zu den Ereignissen arn Rande des Geschehens überleitet, Sil. 1I ,303f.: Tyrio resolula in gaudia coelu I con verso. Die ausgelassene Stimmung steht im Gegensatz zu der feierlichen Sprache, mit der die Vorgänge beschri eben werden. So tritt das der epischen Konvention widersprechende Verhalten der Teilnehmer deutlich hervor. Nur einer der Anwesenden bleibt von den Vorgängen unbeeindruckt : Der Sohn des karthagelfreundlichen Capuaners Pacuvius läßt sich nicht von der allgemeinen Freude über Hannibals Ein zug anstecken. Die Darstellung seiner nüchternen Gesinnung zeigt dabei ex negativo die Hemmungslosigkeit der übrigen . Der lIeue Römerfreund ist als einziger nicht vom Wein »befl eckt«, durch das Trinken »vergifte!« und »wehrlos gemacht«: Sil. 375 1I,307f. : mens uni, jnviolata mero nullisque vellenis I pOlando exannala. Der Umtrunk, und damit auch die Libation, die den Anstoß dazu gibt, stehen also nicht unter positiven Vorzeichen.376 Die Trankspende hebt daher 375 Die Nüchtemheit des jungen Mannes, die ihn vor allen anderen Gasten auszeich· net, hebt, wenn d ie Konjektur HEERWAGENs korrekt ist. schon Livius hervor: unus 'lee

lJomillorum invirarione nee ipsius interdllm Hallnibalis Clüal'ius filius per/iei ad vinum potuit (Liv. 23,8.7). Z u den textkritischen Schwierigke iten an dieser Ste lle s. oben Anm.

295. 376 Diese Beobachtungen stehe n in Einklang mit dem Hannibalbild. das sich aus an· deren Szenen de r Punica ableiten läßt. Nichts liegt Hannibal femer als wirkliche pierQS gegenüber den Göttern, vgl. Si!. 1.11 6f. (von Hamilcar eingegebener Schwur des jungen Hannibal : non .ntperi mihi, 11011 Martem eohibetltia pacflI. f non ce/stle obsriterinf AI!,es TU'1,eiaque sam ): S il. 12.627·629 (Hannibal. der vo r den Mauem Roms vo n Ju piters Blitz getroffen worden war. tul die Erscheinung als natürliches Ereignis ab: ambustis sed

eI/im ductor Sidonius am/i! I s;srebar socios er caecum e nlibibllS ignem I munnuraque a ventis misceri I'ana docebar): Si l. 12.699f. (Jupiter fordert luno auf, Han ni bal Einhalt zu

gebieten. da dieser sich bereilmache, den Blitz des höchsten Goues nachzuahmen und Ro m in Brand zu setzen: siste virum. lIamqlle, ut cenlis. iam jlagirar iglles leI parOl accellsis i",irari lu/mit/a jlammis): Als besonders aufschlußreich erweisl sich der Alpen. übergang des karthagischen Heeres Sil . 3.500-5 11, als Hannibal seine vor dem Zom der Gölle r zitternde n So ldaten anstachelt und sie auf die . WiUP.!.hrigkeit .. der Himmlischen gegenüber seinem Untemehmen verwe ist. Sil. 3.5Q6..508: non puder obsequio superum fessosque seclmdis. I post belJi decus atque aeies, dore terga nivosis I montibllS? Kurz zuvor hatte er die Überwindung der Alpen als e ine Tat bezeichne t. die sogar Hera, die He rcules seine Arbeiten auferlegte. in Staunen versetzt habe: Si l. 3,90-92: nos clausae

n;vibus rupes sUP/JOstaque caelo I saxa monem; 1105 Alcidae, mirQtlte 110verca, I sutllltUS labor el. belJis labor acrior, Alpes. Z ur Selbststilisierung des Hannibal als Hercules vg l. HEl 2 1 E ( 1995) 202-204 und zu allgemeinen Parallelen zwischen Hannibal und Hercu les BASSElT ( 1966) 268. der annimmt. daß nach Silius' Auffassung »Hannibal, despile cer·

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4.2.3 Hannibal in Capua

das sich abzeichnende negati ve Charakterbild nicht auf. sondern läßt es im Gegenteil stärker hervonreten . Als Pacuvius schließlich das Gaslmahl vorübergehend verläßt, folgt ihm sein Sohn, um die neue politische Lage zu besprechen. Seine Person wird anders als der beim Gastmahl dominierende Hannibal - mit einem Lobpreis des Dichters eingefUhn. 311 Die pathetische direkte Anrede an eine Figur ist innerhalb einer Gastmahlszene ungewöhnlich und unterstreicht den Rang, den Silius dem römerfreundlichen Sohn des Pacu vi us zuweist. 378 Ihm gilt di e Sympathie des Erzählers. der sogar die niemals umgesetzten Pläne des jungen Mannes rur ruhmwürdig hält (S il. 11.304-306). Sein geplanter Kampf gegen Hannibal und dessen Ermordung werden ausdrücklich als »Ehre« (S illtal. 11.308: decus) und »heiliges Begehren « (Si l. 11 ,3 10: S(lCf(l libido) bezeichnet , die um so höher einzustufen seien, als er sich damit sogar Uber den Willen seines eigenen Vaters hinwegzusetzen bereit sei (Sil. 11 ,3 1Of.). Die Auflehnung gegen den väterlichen Willen stellt gewöhnlich im römi 179 schen Denken einen schweren Verstoß gegen den mol' maiorum dar -es sei denn. der Vater selbst wiche mit seinem Verhalten von den altrömischen Tugenden ab. So ist Silius bestrebt, Pacuvius gleich zu Beginn des Treffens mit seinem Sohn in ei n zweifelhaftes Licht zu rucken: Der junge Mann folgl lain good lrails o f chamcler and cennin noble aclions . is not wonhy to be associl.lled with Hercules.« VESSEV (1982) 323 weist diese Ansicht als Vereinfachung zurilck : »11 is not so much any moral defecls in Hnnnibal' s character [... llhnl prevents his becoming a troe refleclion of Hercules os Ihc reality Ihal he is fighting whal must be an unequal banle agai nst Fate :md thai hc iso thcrefore. a dupe of thc gOO .... « 377 Sil. 11.304-306: neque enim. i/t\'en;s 'UNI dig/lt! si/er;. I tramillatn 'llil cOt!.pta fi· INns [amamqut!. lIegabo I qU{llI/qua'" impeifecr;s. m{lgll{le 'amen imJofis. OIuis. 378 Die Bemerkung BURCKS ( 19S4)b 18. Silius beginne diesen Abschnitt »epischer Tr.ldition folgend mit dem Preis des jungen Pacuvius« ist irreführend . Zwar gchön es zur epischen Kon vention. eine n Helden mit einer direkten Anrede zu ehre n. doch in Gnst· mahlszenen ist dieses Element sonst nicht zu finden . selbst dann nicht. wenn die Figur do n zum erste n Mal auftritt. So begegnet Aeneas dem Pallas zum ersten Mal auf dem Weg zum Festschmaus bei Euande r. doch erfolgt das Lob des Königssohnes nicht don. sondern später im Zusammenhang mit seiner Aristie und seinem Tode. s. den Vergleich des k!lmpfenden Pallas mit einem Hinen. welcher freudig die wütenden Flammen eines se lbst gelegten Waldbrondes verfolgt. bes. die Schlußfolgerung Verg. Aen. IO.4IOf.: /Ion alirer socium virlus coir omnis in ullwn I requt!. ;/II'ar. Pallo; s. auch die Anordnung des Aeneas fü r die Überführung des Gefallenen. Verg. Aen. 11.26·28: Eualldri priml/s ad urbem I mittatur Paflas. quetn 110 11 viril/fis egentem labstufi' arm dies . Silius ruhn a lso ein für GastmahlS7.enen ungewöhnliches Detail in seine Schilderungen ein . 379 Vgl. dagegen das Vorbild des pills AenellS. dns in der vorliegenden Szene. die deutliche Anklänge an das Gastmah l der Dido erkennen läßt. besonders präsent ist.

4.2.3 Hannibal in Capua

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se inem Vater, während dieser, den Magen belastet mit versc hiede nen Spei· sen, den Festsaal langsa men Schrittes verl äßt (Si!. 11,3 12f. : l s variis one· ral um epulis olque atrio w rdo / Iinquell/em gressll eom i/a/li S pOile poren· lem ... ). Hier wie bei Hannibal und seinen Begleitern liegt das Gewicht auf

den abstoßenden Folgen ei nes übennäßi gen Tafelluxus: Berauschen sich die Karthager am Wein , so setzen Pacuvius die verschiedenen Gerichte zu, die er in großen Mengen zu sich genommen hat. Eine tlbennäßige Zah l von Speisen, wie sie in Capua zur Verfügung steht, bedeutet jedoch in der epi. sehen Traditi on einen potentiellen Vorwurf gegen den Gastgeber, der sich dem Verdac ht der Prasserei aussetzt. 380 Falls der Wirt viele Gerichte auftra· gen läßt, werden di ese meist nur summari sch angedeutet und womöglich in einen positi ven Zusammenhang gerückt. Di e homeri schen Fonnelverse, in denen regelmäßig von Ei5aTa TToAAa die Rede ist, betonen nicht so sehr die Gerichte, als vielmehr die Freigebigkeit der Wirtschafterin , die bereit 38 1 ist, sämtliche Vorräte des Hauses fUr den Gast zu öffn en. Vor allem vermeide n es die Epiker. bei positi v besetzten Figuren die Wirkung ei nes opulenten Mahles zu schildern, ganz wie sie nonnalerwe ise auch die berausche nde Qual ität des Weines verschweigen: Mit Ausnahme des Falernu s (S i!. 7, 194-204) kommt diese nur bei zwei felhaften Charakteren ausdrücklich zur S prache. 382 Die abstoßenden Züge des mit geflilltem Magen und schwerem Schritt davongehenden Pacuvius treten daher für den Leser deutlich hervor. Der j unge Mann folgt seine m Vater von weitem und eröffnet das Gespräch erst, als sie e inen freien Pl atz erreicht haben, der Gelege nheit zu ungestörter Unterredu ng bietet, Si!. 11 .3 14-3 17: postquam posse darum mediraw operire lIovosque I pandere conatus, el fiber parte relicla I leel orum a tergo paluilfoeus, »Aceipe digrw I el Capuo el f/ob is«, i nquit, »COIIsuIIO«.

Gespräche nac h dem Mahl bilden ei nen üblichen Bestandtei l der Gast·

380 Das aufflllligstc Beispiel bietet das oben besprochene Gastm ahl der Kleopmra. bei dem der Dichte r neun Verse auf d ie Darstellung des Speisen luxus verwendet (Lucan. 10.155-163). S . bes. Lucan. 10. 155- 158: '''ludere epulaJ (Jura 1... 1 I quod fu..'CUJ inan; I

ambitione !llrellJ toto qllaeJivit ill orbe I /Ion nU/lu/mlle !allle.

38 1 Vgl. Horn . Od. 4.55 f. (Telemac h bei Menelaos): OiTOU S' oi50i'l TOI-II'l TTOpE9rll'::e lPEpouoa . / eißOTQ TTOAA' ETTl9Eioo . XOPL~OI-lE\I'l TTope6vTwu . ebenso Horn . Od. 7.175f. (Od)'sseus bei de n Phtlaken) u.ö. 382 Speziell das unmäßige Belasten des Magens wird in der rö mischen Literatur auch außerhalb des EJX>S getadel t. S. z.B. Sen. ep. 47,2.

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4.2.3 Hannibal in Capua

mahJszenen.J8J Allerdings entw ickeln sie sich sonst zwischen Gast und Gastgeber, nicht aber zw ischen Randfiguren der Szenerie. In der Odyssee und den nach homeri schen Epen eröffn et gewöhnlich der Wirt den Wortwechsel, indem er sich nach der Identität oder den Erlebnissen des Fremden erkundigt, worauf dieser die gewünschten Informationen in einer mehr oder weniger ausfUhrlichen Erzählung liefert . Solche Berichte verstärken die Geftihle der Parteien fUreinander: Entweder festigen sich die bestehenden freundschaftlichen Beziehungen - was rur die meisten berucksichtigten Gastmahlszenen zutri fft - oder es werden nun latente Spannungen offenkundig.J84 Wenn in einer GastmahJszene auch musikali sche oder andere kUnstlerisehe Darbietungen vorgeführt werden, so beginnen die Gespräche entweder direkt vorher oder direkt im Anschluß daran .J8S An di ese Reihe nfolge hält sich auch Silius, der zunächst das Lied des Teuthras und anschließend die Unterredung zwischen Vater und Sohn schildert. Allerdings trägt diese einen ungewöhnlichen Charakter, wie schon der einleitende Lobpreis auf den jungen Mann erkennen läßt. Es handeh sich hier nicht um die zentralen Gestalten des Gastmahls, sondern um zwei Persönlichkeiten, die in der Szene bisher noch nicht in Erscheinung getreten sind .J86 Auch können sie nicht gleichermaßen als >Stell vertreter< von Gast und Gastgeber betrachtet werden, di e üblicherweise die Unterhaltung nach dem Mahl bestreite n, da sich 383 Nur in fü nf Szenen (Gefll.hrten des Odysseus bei Kirke. Horn. Od. 10,2 10-243; Odysseus bei Autolykos. Ho rn. Cd. 19.41 3-427: Aeneas bei Helenus. Verg. Aen. 3,300355 ; Thetis bei C hiron. Stat. Ach. 1.95- 197: Hochzeit von Pluto und Proserpi na. Claud . rapt. Pros. 2,306-372); fehlt das Gespräch nach dem Mahl (vgl. dazu oben S . 93). 384 So verstärkt sich die anfltngli che Zuneigung Didos für Aeneas, die sich in ihre r freund lichen BegrUßungsrede an die Gäste 7.eigt (Verg. Aen. 1.6 13-630), währe nd des Gesprächs nach de m Mahl, bis sie sich in Liebe verwandel t (Verg . Aen. 1,749: in[efix DitJo fOllgum ( ... J bibebat amorem). Für eine zornige Reaktion vgl. die Unte rredu ng de r Argonauten mit Aietes. die sich in ihrer Heftigkeit steigert, bes. A.R. 3.367f. In der Versio n des Valerius Aaccus (Val. Aac. 5.57 1-6 14) verstärken die Gespräche beim Mah l. bei de m die seltsamen Gewohnheiten der Kolcher beschrieben werden, das Gefühl der Fremdheit, das sich schon im Widerwi lle n der Argonauten gegen die un verständlichen Bilder am Soltempel angedeutet hatte. 385 S. dazu oben S. 98f. Eine Ausnahme bildet die Bewirtung von Athe nelMentes d urc h Telemach. die parallel zu dem im gleichen Raum stattfindende n Ge lage de r Freier ablä uft. Während Phemius fü r d ie Verehrer der Pene!ope singt, e nts pinnt sic h g leichzei tig zwischen de m abseits sitzende n Telemach und der Göttin ein Gespräch (Horn. Od. 1. 153·327). 386 Bei Livius dagege n ist der Vater des Pacu vius scho n zuvor als Gastgeber erwä hnt worden. s. Liv. 23,8. 1.

4.2.3 Hannibal in Capua

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der jüngere Pacuvius weder den Capuanem noch den Karthagern zuordnen läßt. Während der Vater - der bei Livius ausdrucklieh als einer der Gastgeber erscheint (Liv. 23,8, 1) - die Partei Hannibals ergreift, macht sich der zum Mord entschlossene Sohn, der schon durch seine ZurUckhaltung beim Weingenuß eine innere Di stanz zu den Vorgängen hatte erkennen lassen, die Sache der Römer zu eigen. Mit der geheimen Unterredung wird also Rom als dritte Kraft in die Szene eingeführt, obwohl sie am Mahl selbst nicht direkt betei ligt ist. Dieser Vorgang hat in der Tradition der Gastmahlszenen keine Parallele. Der Sohn beginnt seine Rede unvermittelt mit einer Aufforderung, wie sie sonst in Reden nach dem Gastmahl nur ausnahmsweise vorkommt (S i!. I I ,316L Accipe diglla [ ...] cOllsul/a). Gewöhnlich geht längeren Ausfüh rungen einer Person eine Frage des Gesprächspartners voraus, die den lnhalt des Folgenden maßgeblich bestimml. m Eine Ausnahme bildet z.B. der oben besprochene Aufenthalt der Argonauten bei Phineus in den Argonautika des Apollonios Rhodios, wo der greise Seher nach dem Mahl aus eigenem Antrieb e ine Pro phezeiung äußert (A. R. 2,311: KAUTE vvv). Der unvermittelte Beginn sei ner Ratschläge fUhrt jedoch wegen der inhaltlichen und strukturellen Nähe zu den gewöhnlich spontan erfolgenden Sängervorträgen nicht zu einem merklichen Bruch innerhalb der Bewirtungsszene. Eine vergleichbare Erklärung läßt sich in dem hier besprochenen Gastmahl nicht anführen . Anders als in der Phineu sszene ist beim Gelage in Capua bereits ein genau abgegrenzter Gesangsvortrag vorausgegangen , und anders als die Rede des Sehers weisen die Ausführun gen des Sohnes weder inhaltliche noch strukturelle Parallelen zu den Liedern von Sängern auf. Da der un vermittelte Gesprächsbeginn folglich nicht aus den gewöhnlichen Strukturelementcn der Gastmah lszellc herge leitet werden kann , dUrfte es sich um eine Erfindung des Silius handel n. der sich in diesem Detai l von den epischen Vorbilde rn löst. Der Dichter hat den ungewöhnliche n Neuansatz, der di e Sonderste ll ung des Zwiegesprächs unterstreicht, gut vorbereitet, indem er die Un terredung ni cht nur räumlich vom Gastmahl e ntfernt stattfinden läßt, sondcrn sie auch strukturell durch den auffälligen Lobpreis des Sohnes von den Vorgänge n im Festsaal trennt. So ergibt sich eine Zäsur in der Darstellung. die nur dadurch abgemildert wird , daß die Unterhahung 387 S. oben S. 93 ff. Bei m Aufenthalt des Telemac h in Spana regt nicht eine direkte Auffo rderung, sondern die Bewunde rung. die die G!iste für seinen Palast !iußem . den Mene laos zu seiner Erlllhiung an (Horn. Od. 4.71-75).

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4.2.3 Hannibal in Capua

einen traditionellen Platz innerhalb des epi schen Gastmahls - nämlich di rekt nach dem Sängervortrag - ausfUllt. Der Leser wird somit durch verschiedene Anzeichen auf den ungewöhnlichen Charakter des Folgenden aufmerksam gemacht. Der junge Mann offenbart sei nem Vater einen unerhörten Plan: Er bereite sich vor, den Krieg zwischen Rom und Karthago mit seinem eigene n Schwert zu beenden, indem er Hannibaltöte und al s Sieger sein Haupt Jupiler darbringe (Si!. 11 ,3 18-320: Hoe ego bellum ' cmifieere etlse paro at qlle avulsllm Jerre TOIlami , reetoris Libyci vietor caput). Das Schwert werde das Bündnis zwisc hen Rom und Capua wieder heili gen, welches durch den verräteri schen Abfall der Stadt zu den Karthagern beDeckt worden sei (Si!. 1I ,320f.: Hie erit ille, ' qlli polluta dolis ;am Joedera sallciet, e'lsis). Dieses Vorhaben werde er auch dann ausführen, wenn der Vater, vom Alter erschöpft, vor einer akti ven Teilnahme zurUckschrecke (S i!. 11.322-325). Auf diese Weise stellt er ihm die gewagte Tat als einen Akt der p;etas vor Augen, mit dem der Makel des Vertragsbruchs (vgl. Si!. 11.32 1: pol/ula dolis iam Joedera) von Capua genommen werden solle. 388 Ein Mordan schlag auf Hannibal sei daher sowohl der Stadt als auch seiner selbst würdig (S i!. 1I ,3 16f.: digna ' et Capua et nobis [... ] cOllsulta ). Der junge Mann nimmt dabei Formulierungen und Gedanken auf, die schon der Dichter in seinem Lobpreis vorgebracht haue. s. Si!. 11 ,304: iu venis 110 11 diglle sileri : Si!. 11 ,307: melis [ ... ] ll/violala mero, vg!. Sil. 11 ,32 1: pofluta dolis iam Joedera ). Die sprachliche und gedankliche Nähe zwischen beiden Partien , wonach das Verhalten von Capuanem und Karthagern als morali sch beOekkend, der Mordplan dagegen al s ruhmwürdig zu betrachlen sei , läßt erkennen, daß die Rede des Sohnes den Ansichten des auktorialen Erzählers ent spricht. Dieser ergreift also - ein ungewöhnlicher Vorgang im Rahmen einer Gaslmahlszene - weder rur di e capuanischen Gastgeber, noch rur die ~ B es uc he r ( aus Karthago Partei, sondern schlägt sich auf die Seite der nicht direkt invol vierten Römer, deren Interesse n einzig von dem potenliellen Attentäter vertreten werden. 388 Die Orientierung des jungen Mannes an römischen Werten tritt u.a. in der pointiert an den Beginn der Rede gestellten AnkUndigung hervor. er werde als Sieger das abgeschlagene Haupt Hannibals dem Ju piter darbringen. Die Weihung an den höchsten Goll Roms und die Hervorhebung seiner kUnftigen Ro lle als Sieger (S il . 11.320 ,';cto r) lassen die Gepnogenheiten beim rö mischen Triumphzug anklingen. an dessen Ende die mitgefllhrten Kriegsgefan genen hingerichtet und Jupiter auf dem Kapi to l vom Sieger ei n Opfer dargebracht wurde.

4.2.3 Hllnnibal in Cllpua

38 1

Dieser wirft seinem Vater nicht nur Vertragsbruch gegenüber Ro m vor, sondern schilt auch sein allgemeines Betragen gege nüber HannibaJ : Er halte den punischen Feldherm rur die größte Persönlichkeit und setze ihn gar den Göttern gle ich: Sil. 11 .325f.: S"mmum [... J credis el aequas / Hll1mibalem superis. Auch diese Anklage entspricht der Schilderung, die der Dichter kur.l zuvor vom allgemei nen Tenor des Gastmahl s gegeben hatte: Hannibal wird von den Capuanern wie ein übermenschliches Wesen an ihren Tischen aufge no mmen und mit göttlichen Ehren bedacht (Sil. 11.272-274: Ipse. dellm CIIII" et sacro digllatlls hOllore I...J accipitur sublime loris). Die negati ve Beurteilung der Capuaner. die sich zunächst nur aus dem Vergleich mit dem typischen Schema einer Gastmahlszene ablesen ließ, findet so ihre Bestäti gung: Aus römischer Perspektive, der der junge Pacuvius zuneigt, bedeutet die Verehrung des Hannibal einen Akt der Hybris. der das eidbruch ige Verhalten der Stadt um so abstoßender erscheinen IäßI. Der junge Mann gerät beim Gedanken an diese Vorgllnge in äußerste Erregung: Seine Augen sprühen, und im Geiste sieht er bereits die kommenden K!impfe gegen den Eindringling vor sich (Sil. 11 .327f.). Solche in ei nen Zornesausbruch mündende Anklagen sind im Rahmen einer Gastmahlszene ungewöhnlich. Nur au snahm sweise. und nur wenn es sich um einen zweifelhaft en Charakter hande lt , zeigt sonst ein Gespr!lchspartner eine aggressive Regung.389 Be i dem jungen Pacuvius jedoch handelt es sich um eine ausdrücklich positiv bewertete Persönlichkeit, deren emotionale Reaktion offenbar vom Leser nicht negati v ausge legt werden soll. In der Tat folgt seine leidenschaftl iche Rede dem Grundsatz, daß die Gespräche nach dem Mahl die bere its vorher bestehenden Stimmungen zwischen den Partnern aufnehme n und deutlich hervortreten lassen:J90 Die Span nungen zwischen Vater und Sohn sind bereits vor dem Gastmahl vorhanden und werden durch den Wo rt wechsel nur noc h einmal plastisch zum Ausdruck gcbracht. J9 1 Obwohl 389 S. z.B. die zornige Reaktion des Aieles nach der Rede des Argos. A.R. 3.367r.: äva ~ 5' hrEx~aTo UV6015 / Eloalwv. ~ 5E X6"c,l ~P E VE5 I)EpE60vTo. vgl. auch die Darstellung der Begegnung bei Valerius F1accus, wo allerdings nicht Argos, sondern Jason die entsprechende Rede hült. (Val. F1ac. 5.519-522 : TalibllS orantem "ultu grmü iIIe "';nl,ci 1 iomdudum I)remit et Juriis ignescit opertis . 1 ce.' turnet atque imo sub s urgile concipit Austros l utlda silens, trollil eX olto sic barborus iras). 390 S. dazu S. 97. 391 Der lil tere Pacuvius wird schon bei der Beratung der Capunner über ihre Forderu ngen on Rom als glUhender AnhUnger Hannibals geschilden, der du rc h seine Verbrechen berüc htigl sei (S il. t l ,55-60: lias as/u agresSlls. quo ,'erteret acrius oegras f ud Tyrios memeS ( ... 1- IJoclI I';O filiI IWIlt! obscumm crimine nomen -I lIortlllur summ;

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4.'2.3 Hannibal in Capua

also ein aggressiver Gesprächsverlauf in Gastmahl szenen nur sehen erscheint. bewegt sich Silius dennoch mit sei ner Darstellung im Rahmen der epischen Tradition. Pacuvius reagiert auf die leidenschaftlichen Worte seines Sohnes mit einem Entsetzen, das ihm sogar das bloße Anhören des Mordplanes unterträglich scheinen läßt (S il. ll ,329f.). Z itternd rallt er seinem Sohn zu Füßen und bedeckt sie mit Küssen (S il. 1l ,330f.: tremebulldus ibidem I slem itur et pedibus crebro pavida oscula figells .. .). Die dramatische Geste des Fußfalls bildet innerhalb und außerhalb von Gastmahl szenen einen konstitutiven Bestandteil der supplicatio, des traditionellen Bittrituals, bei dem sich der Flehende zu Boden wirft und die Knie der angeflehten Person umschlingt. In dieser Haltung trägt er sein Anliegen vor, wobei er gewöhnlich die Götter zu Zeugen anruft. 392 Silius hat die überkommene Fonn des Ritual s gesteigert, indem er den Vater nicht nur vor dem Sohn niederfallen, sondern ihn darüber hinau s desse n Füße kü ssen läßt. Eine solche Geste der Selbsterniedrigung findet sich nirgends sonst in den epischen Gastmahlszenen: Selbst Priamos, der in seiner Verzweiflung vor Achill niederHUlt, um ihn zur Freigabe Hektors zu bewegen, küßt nur die Hände des Feindes. J9J Vor allem aber hebt sich die Stellung der Bittgeste innerhalb der Szene von den epi schen Gepflogenheiten ab: In den Gastmahlszenen , die eine vollständige supplicatio enthallen, wird diese gewöhnlich von e inem Fremden vorgebracht, der durch die Demutsgestc das Wohlwollen des Gastgebers und damit ei ne Bewirtung oder eine beso ndere Gunst zu erlangen hofft. 394 Das Ritual dient also typi scherweise der Ko ntaktaufnahme und steht daher am Beginn der jeweili gen Szene. Im Falle des Pacuvi us dagegen erscheint das Element von seiner speziellen Funktion im Rahmen von Bewi rtunge n gelöst. Ziel ist hier nicht der Aufbau ei ner Beziehung, sondern die Überleugung des Gesprächspartners. zu dem bereits enge Bindungen bestehen. Diese Fonn der supp/icatio kann also nicht aus der Tradition der Gastmahl szeparteIII deposcere iuris I a/que altenwtos Socillto consllle fasces. Umgekehrt scheint sein

Sohn schon länger seine karthagerfreundliche Haltu ng abzulehnen. wie das Plusquamperfekl Si l. 11 .3 11: Pacllvio genitlls plltrias (Jalll flal'erat ar1es nahe legt. 392 Das Berühre n des Kinns. das aus anderen Zusamenhängen und aus ikonographi. schen Zeugnissen gut bekannt ist, wird in den supplicmiones der epische n Gastmahlszenen nicht dargesiellI. Z um Bittrilual vgl. GOULD ( t 973) und FREYBURGER ( 1988). 393 Die Geste erhnh freilich eine besondere Dramatik dadurch . daß Achill mit eben diesen Händen alle Söhne des Priamos getölel hai (Ho rn. 11. 24.478f. und 24.504-5(6). 394 S. Horn. 11. 24.477-507 (Knie fall und Bittrede des Priamos vo r AchilI); Horn. Od. 7,142· 154 (Kniefall und Bittrede des Od)'sseus vor Arete).

4.2.3 Hannibal in Capua

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ne stammen, sondern entspricht vielmehr den im Epos häufig besc hriebenen Beschwichti gungsversuchen zwischen erklärtermaßen gegnerischen Parteien, besonders bei Kriegshandlungen. Der Unterlegene erbittet dabe i nicht wie in den Mahlszenen - ei ne gastliche Aufnahme, sondern fleht um sein Leben. das von dem Stärkeren unmittelbar bedroht wird. Dazu die nt neben der rituali sierten Unterwerfungsgeste ei ne eindringli che Biltrede, deren Einzelheiten an die spezifische Situation angepaßt werden. 395 Auch bei der supp/iea/io des Pacuvi us handelt es sich um eine Frage von Leben und Tod: Zwar ist nicht der Flehende selbst in Gefahr, doch wird in Hannibal e ine Person bedroht. die er verehrt, und, in der Fonnulierung seines Sohnes, sogar den Göttern gleichachtet. Info lgedessen hande lt es sich bei dem Fußfall um eine dem Ernst der Lage angemesse ne Geste. Sei ne Rede beginnt der Vater mit e inem eindri nglic hen Appell an die pleias des Sohnes : Bei se iner eigenen mög licherweise nur noch kurzen Lebensze it, bei den ihm als Vater zustehenden Rechten und schließlich beim Wohl ergehen des Angefl ehten sel bst, das ihm teurer sei als sein eigenes. beschwört er den Sohn. von seinem Vorhaben abzul assen, Sil. 11 ,332-334: Per si quid supereSI vitae. per fllra paremis I perque lila", IlOsl ra pOliorem, 'WIe, sa/ulem, I absiste illceptis. oro. Der Mordplan, den der Sohn als politi sches Attentat verstande n wissen will ,396 wird dadurch auf ei ne persönliche Ebene gehoben: Nicht d ie Verpfl ichtungen des StaatsbUrgers. sondern seine Bindungen als Sohn so llen den ju ngen Mann leiten und ihn von ei nem Angriff auf den von seinem Vater hochgeschälzten Feld herm abhalten. Das explizite Formulieren des Bilt vorgangs, das sich hier beobachten läßt (Sil. 11,334: oro) unterstreicht die emotionale Färbung der Rede. 397 Nach der eigentlichen Bitte fo lgl e ine nähere Begründung. deren erster Teil sich ebenfalls au f d ie persönliche Bindung zwisc hen den bei den Gesprächspartnern , daneben aber 395 S. Ho m. Od. 10.323-335 (Kirke neht Odysseus an, der sie mit de m Schwert bedroht): Hom. Od. 14.278-2S4 (LOgenerl ählung des Odysseus Ober seine Erreuung du rch de n ägyplischen König). vgL auch Hom. Od. 22,310-319 (Der Opferbeschauer Leiodes neht nac h de m Freiermord um sein Leben); HOIn. Od. 22.342-353 (Phemios neht um sein Leben). 396 VgL Silo 11.316f.: digna t!1 Capua e l nobis [... 1 consulta. sowie seine Beru fu ng auf die staatsrechtlic hen Begriffe bellum (Sil . 11.3 18) undfoedera (S il . 11.321). 397 Vgl. die Hikesie des Phemios. Od. 22.344. Es hande lt sich in der Tennino logie der modemen Linguistik um einen perfonnativen Sprechakt (.. perfonnative sentence ... ). Zur Definition s. AUSTIN (1994 [ 1962)) 6: ItTo utter (he sentence (in. of course. the approprime ci rc umslances) is not 10 describe my doing 1or 10 state that l am doing it. It is 10 do it. ...

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4.2.3 Hanni bal in Capua

auch auf moralisch·rechtliche Traditionen stütz!: Der junge Mann möge von seinem Beginnen ablassen, damit sein Vater das Ga~trecht nicht durch Blut befleckt sehe (S il. 11.334f.: ne sallglli"e cemam I polhila hospilia). Die Wort wahl greift erneut den Gedanken der Befleckung auf. das sowohl der auktoriale Erzähler (indirekt) fUr das Gastmahl des Hannibal, als auch der junge Pacuvius für die gebrochenen Verträge mit Rom verwandt hatten (S il. 11 ,307: melis uni, inviolara mero, Sil. 11.321 : polluta dolis iam foedera). Durch die wörtlichen Anklänge wi rd der Ko nflikt zwischen zwei Prinzi pien, der Heil.igkeit des Gastrechts und den Pflichten als Bürger, betont: Weil Hannibal und die abtrünnigen Capuaner bereits durch Vertragsbrüchigkeir gefrevelt haben, müsse der Feldherr sterben, haue der junge Pacuvius argu · menLiert. Gegen diese Auffassung setzt nun der Vater das heilige hospilium, durch dessen Mißachtung sich ein Gewalttäter ebenfalls beflecke. Diese Auffassung läßt sich durch eine lange und ehrwürdige TradiLion stützen: Schon bei Ho mer gilL der Fremde als besonderer Schützling des Zeu s und damit als heilig und unantastbar, wobei diese privilegierte Ste llung sich un· terschiedslos auf alle Fremden erstreckt, selbst wenn sie sich eines (wirklichen oder venneintlichen) Verbrechens schuldig gemaCht haben .J98 Das Argument des Vaters ist daher durchaus emstzunehmen. Die ernsten Konsequenzen eines Mordes am Gastfreund stellt der ältere Pacuvius seinem Sohn in zwei drastischen Bildern vor Augen. Er möge es ihm ersparen, die bereits ge leerten Weinkelche mit Blut aufgefü llt und die Ti sche im Kampfgetümmel umgestürzt zu sehen: Sil. 11 ,334·336: ne I ... ] cemam I l ... J tabo repleta cm ellto I pocula et eversas pugllae certamine mensas. Beide Vorstellungen , die in regulären Gastrnahl szenen nicht auf· treten, gehören zu den konstanten Details einer separaten Gruppe von Be· wirtungen, die in dieser Arbeit als »Anti ·Gastmähler« bezeichnet werden. Ihre Eigenart besteht darin, daß sic h das Bankett an einem bestimmten Punkt - meist nach dem Genuß berauschender Getränke - in e ine blutige Sch lacht verkehrt, die durch bi zarre Einzelheiten geprägt ist, und in deren Verlauf der größte Teil der Anwesenden auf ungewö hnlic he Weise ums Leben kommt. Dabei legen die Dichter den Akzent auf den plötzli chen Wandel der Situation, auf den Kontrast zw ischen der intimen Atmosphäre 398 Als Proitos zu der Überzeugung kommt. daß Bellerophon seine Frau verfUhren wolle. scheut er sich, ihn zu tölen . und schic kt ihn stall dessen mit einem .. Uriasbrief« fort (Horn. 11 . 6, 166-170). Vermeintlich nuchbeladene Personen werden aber in der Tra· gödie nicht selten gemieden oder nur zögerlich bewincl,vgl. Soph. Oed. tyr. 236-243, Eur. (ph. T. 947-954. Dazu KORZENIEWSKI ( 1964) 62f.

4.2.3 Hannibal in Capua

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eines Mahls und der Brutalität des Kampfes sowie auf die seltsamen Todesarten der Unterlegenen. Di e ersten epischen Vorbilder fü r di ese Art von Mahlszenen find en sich in der Odyssee, wo die Kyklopen- und besonders di e FreiemlOrdszene zur Nachahmung reizten (Horn. Od. 9, 105-566 und Horn . Od., Buch 22). Während Apollonios auf bluti ge Gastmähler nur in Ansätzen hinweist, liefern Ovid, Statius und Valerius F1acc us ausführli che Schilderungen e iner aus einem Gastmahl erwachsenden Schlacht,399 so daß sich e in e igener Traditionsstrang entwickelt, der das rur »regulare« Gastmahlszenen entworfene Schema sprengt. Wenn Silius dem Pacuvius gerade den Gedanke n an umgestOrzte Ti sche und blutgefililte Wei nkelche als Inbegriff eines befl eckten Gastrechts in den Mund legt, so spielt er damit auf die Tradition der Ant.igastmähler an, die tatsächlich jede Achtung vor mensc hlichem und göttlichem Recht vernlissen lassen. 400 Diese Konstell ation schei nt zunächst die Deutung des Gesprächs zu erschweren: Einerseits wird Pacuvius vor Beginn der Unterredung als negativer Charakter gekennze ichnet, während sein Sohn einen ausdrUcklichen Lobpreis des Erzählers erhält, andererseits bringt er in seiner Argumentatio n sti chhaltige Gründe gegen e inen Mordanschl ag auf Hannibal vor. Wie läßt sich di eser Widerspruch auflösen? Nachdem er seine vom Gedanken an das Gastrecht ausgelösten moralischen Bedenke n gegen den Mordplan in drasti schen Bildern dargelegt hat, sc hli eßt der Vater einen auf di e Person Hannibal s ko nzentrierten Gedankengang an, in dem äußere Hindernisse rur das Vorhaben dargelegt werden: Wie solle ei ne e inzelne Person einen Feldherrn Uberwinden. dem weder 399 ßlutige Gastmahls:t.enen finden sich in dcr Ilachholllcrischen Epik im Zusamme nhang mit dem Mtlnnermord der lcnmischen Frauen (Stat. Theb. 5. 186-264 und Val. FIne. 2. 186-24 1. Die Schilderung des Gemetzels bei Apollonios Rhodios ist dagegen nicht mit e inem Gastmahl verbunden. s. A.R. 1.609-6 19); ebenso mit dem Sieg des Pe rseus Ober seinen Nebenbuh ler (Ov. met. 4,757-5.235) und der Schlacht zwischen Lapilhe n und Kentauren (Ov. met. 12.2 10-535 : Val. Flac. 1.140-148). Das Kyklopenabenteuer und der Fre iermord erscheinen dagegen nur in der Odyssee im Rahme n einer ausfUhrlie h geschilderten Antigastmahlszene (Horn. Od. 9 ,2 16-559 und Buch 22). 400 Die bewußte Anspielung wird besonders im Vergleich mit der Darste llung des Livius deutlich. der den Vater ausru fen läßt: flb IlOspirali mensa Jurgis. 1... 1 u/ eilm ipsam mensam cruentares hospitis sanguine (Li .... 23,9.4). Die Vorstell ung des blutbcneckten Tisches hat S il ius also nicht direkt übernommen. sondern sie durch Aufspahung (blutgefOl he Beche r · umgestürzte Tische) on die epische Trad ition der Antigastmllhle r angepaßt. Eine äh nl iche Anspielung fi ndet sich in den Argon~lUtica des Valerius Flaccus, wo einer de r ko lchischen Gefolgsleute den Eindruck erweckt ceu p,jgllOm paret et pos;· tlU cOllfim dere mensas (Val. Flac. 5.580). •

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4.2.3 Hann ibal in Capua

Heere, noch Mauem , noch Städte standhalten könnten? Einen Teil d ieser Unü berw indli chkeit schreibt der Vater der überwälligenden Wirkung von Hannibals Persönl ichkeit zu: Seinem feurigen Blick, dem Blitzen se iner Auge n und seiner furchlcrregenden, das Schl achtfeld beherrschenden Stimme könne der Attentäter unmög lich widerstehen. Auch beim Mahl sei Hannibal also keineswegs wehrlos, wie der Sohn Hil schlich glaube, da ihn sei ne ewige. in vielen Kriegen und Schl achten erprobte Hoheit schütze (S il. 11,337-344). Sobald er sich dem Punier in fe indlicher Absicht nähere, müßten ihm unweigerlich die Gespenster der rö mi schen Niederl agen bei Cannae, Trebi a und am Trasimeni schen See vor Augen treten. wo sogar der römi sche Fe ldherr Paulu s sein Leben verloren habe. (Si l. 11 ,344-346).401 Mit d iesem Gedankengang leitet der besorgte Vater von der überl egenen Persönl ichkeit Hannibals zu seinen nicht minder gefahrli chen militä.ri schen Q ualitäten über. Zudem sei der kriegsgewohnte Soldat nicht allein: WUrde er tatsächlich angegriffen, so dUrften seine Beg leiter und die neben ihm Speisenden kaum tatenlos zusehen, sondern wUrden ebenfall s zu den Waffen greifen. Selbst wenn der Sohn seinen Anschlag erfo lgreich ausfüh ren könne , werde er die Tat daher nicht überleben, ebensoweni g wie der rö merfreundl iche Dec ius den Fesse ln sei ner Gegner entkommen sei (Si l. 11 ,347350). Diese Überlegungen kleidet Pacuvius wi rkungsvoll in rhetori sche Fragen, die die Gefahrlichkeit des Mordpl ans unterstreichen. Die Erregung des Sprechers zeigt sich dabei in Anaphern und Interjekti onen (Sil. 11 ,337340: Tun e illum (... 1rune iIIa l ...Jfilfmilla perruleris? Sil. 11 ,343f.: rot bellis quaesila viro, 10 1 caedibus annar I maiesras. Si l. 11.347: Quid ?). Dennoch verfehlen di e beschwörenden Binen ihre Wirkung. da sic h der junge Mann , von der Begierde nach höherem Ruhm ergri ffe n, gegenüber den mahne nden Worten sei nes Vaters taub stellt . Dieser führt nun das äußerste Argument ein, um seinen Sohn vom Mordplan gege n Hannibal abzuhalten:402 Nicht die karthagischen Begleiter, die ihren Feldherr beim Mahl sc hütz ten, we rde er töten mUssen, sondern seinen eigenen Vater: Er sei entschl ossen. mil sei nem eigenen Leib den Schwerthi eb von Hannibal abzuwehre n. Diesem verzweifelten Appell verleiht der Erlähler Dramatik, indem er den angedrohten Vatennord in konkrete Bilder faßt (Sil 1 t ,356-358: hoc iugu/o dextram expfora. Namqlle "aee ribi fe rrum , I si Poem"" ill vasis40 1 Zur Darstellung römischer Niederlagen bei Sili us allgemein s. NIEMANN ( 1975). 402 Der leidenschaftliche NeuansalZ wird durch das nachgestellte Hauptverb hervorgehoben (Si!. 11.35 1-354: Talia commemorans. famae maioris amore I flagrante", ut vid it iuvenem slmJllmqlle timori: I Nil I/I/ra po.teo ( ... 11 ait).

4.2.3 Hannibat in Capua

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se paras, per viscera fe rrum I 1Iostra est ducelldum ). Der Anakoluth lIam IUlec tibi fe rrum ... und die Wi ederholung des entscheidenden Wortes (ferrum, Sil. 11 ,356 u. 11 ,357, dazu WILLS 11 996J 66f. ) verdeutlichen die Erregung, in der sich der Vater befindet Durch di e Metaphorik ersche int zugleich das nur mit Worten ausgetragene Streitgespräch zwi schen Pacuvius und seinem Sohn als erster Teil eines Kampfes auf Leben und Tod: Da sich der Sohn das Schwert nicht »entwinden« lasse, werde der Vater es ihm durch se inen Tod »entrei ßen« und sich darin auch von sei nem schwerfalligen Alter nicht beirren lassen: Sil. 11 ,358-360: Tardam ne sperne seneCfllm : I opponam membra atque ensem extorquere 'Iegarum I morte mea eripiam . Er greift damit di e spöttische Bemerkung se ines Sohnes auf, der ihm freigestellt hatte, sich vom Mordkomplott femzuhalten, »wenn das Gre ise naJter ein solches Schauspiel nicht ertragen könne« (S il. 11 ,322: Si perferre neqllit specfllcula f{lIIta sellectlls) und unterstreicht so den Ernst seiner Drohung. Die Struktur der Rede entspricht damit ei nem auch bei anderen Gesprächen nach dem Mahl zu beobachteten Ablauf. Wichtige Informationen erfolgen gegen Ende der Unterhaltung, nach einer Zäsur im Gespräc hsverl auf. Meist wird di ese durch eine Rückfrage des Zuhörers markiert , we lcher sich in direkter oder indirekter Rede nach weiteren Einzelheiten erkundi gl. 403 Silius dagegen verzichtet darauf, den Sohn mit einer Zwi schenfrage zu Wort ko mmen zu lassen, sondern bezeichnet den Einschnitt allein durc h dessen nonverbale Reaktionen. Diese werden nicht aus der Perspekti ve des aukto ria len Erzählers. sondern aus der des Vaters wiedergegebe n. so daß der Leser keine Distanz vom dramati schen Geschehen gewi nnt (S i!. : 11,35 J f. : Talia commemorans, famae maioris m ,iOre I fla grantem u! vid il iuvenem surdllmqlle limori). Viel mehr zeugt di e Aufmerksamkei t. mit der Pacuviu s die Wirkung se iner Rede verfolgt, von der ängstlichen Erregung, in der er sich befi ndet. Die dramati sche Gestaltung zeigt zugleich die Unterschiede zwischen der Wechselrede von Vater und Sohn und anderen Unterhaltungen nach dem Mahl. Gewöhnlich fi ndet sich die spannungsreichste Phase einer Bew irtung zu Beginn der Szene, wenn die erste Kontaktaufnahme zwischen de n Par-

403 Vgl. z.8 . Hom. Od. 7.3 15-328 (Alkinoos verspricht Odysseus die Heimkehr. nachde m der Tatenberieht durch die Diskussio n um Nausikaas Verhalten unterbrochen wurde): A.R. 2.41 1-424 (Auf Nachfrage Jasons macht Phine us de n Argonauten Mut): Verg. Aen. 1.753-756 (Auf Didos Fragen berichtet Aeneas von seinen Erlebnissen nach Troj as Untergang).

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388

4.2.3 Hannibal in Capua

teien erfolgt und eine gastli che Aufnahme noch nich t gesichert ist.* In der Mehrzahl der Fälle ergibt sich eine positive Beziehung zwischen beiden, so daß von der Unterhaltung nach dem Mahl, die ja vorhandene Empfindungen lediglich verstärkt, keine Konflikte zu erwarten sind. Um so überraschender erscheint die Wendung, die Silius das Mahl nehmen läßt. Er erreicht diesen Umschwung, indem er nicht eine Unterredung zwi schen Gast und Gastgeber in den Mittelpunkt stellt, die nach dem bi sher beobachteten Prinzip einell harmoni schen Verlauf erwarten ließe, sondern unter Ausblendung des Gastes Hannibal zwei neue Personen einfUhrt, deren Konflikte nun gemäß der Tradition im Rahmen einer Wechselrede ausgetragen werden. Die Warnun g des Pacuvius. sein Sohn müsse zuerst ihm das Schwert in die Brust stoßen, wenn er Hannibal angreifen wolle, löst einen Strom von Träne n aus, der den Wortwechsel beendet: Der Punier wird für die Hand Scipios aufgespart,405 womit der Mordplan erfolgreich abgewehrt ist Ob Vater, Sohn oder beide von Rührung übermannt werden, geht aus der Formulierung Jacrimae tune ore profusae (S il. 11 ,360) ni cht hervor. Statt sich auf eine Person festzulegen, stellt Silius die Gefühl sregung al s solche in den Mittelpunkt, wodurch die Pietät des jungen Attentäters unterstrichen wird: Sei es, daß er aus Rücksicht auf di e Tränen seines grei sen Vaters von seinem Plan Abstand nimmt, oder auf dessen Worte hin selbst in Weinen ausbric ht - in jedem Fall bringt ihn nicht plötzliche Furcht, sondern e in Gefühl echter pietas vom Mordplan gegen den Feind ab. Diese Motivation gilt im römi schen Denken als durchaus ehrenhaft. doch kann sie allein den Sohn nicht vom Vorwurf des Wankelmuts reinwaschen, 404 S. z.8 . die zögernde Aufnahme des Telemach durch den spartanischen Herold

(Ho m. Od. 4.22-36) und das Zögern der Phäaken beim Erschei nen des Odysseus (Horn . Od. 7.145- 166). Eine Ausnahme bildet der Besuch der Argonauten bei Aietes (A.R. 3.215-442): hier ist der Leser schon im Vo mus Uber die Unberechenbarkei t des Gastgebers infonnier1 (s. die Begegnung mit den Phrixossöhne n und die Warnungen des Argos, A.R. 2, 11 96-12 15. bes. 1202f.: otvws OAOijOLV cm nvellJoLv ÖPLlPEV I AiriTllS). SO daß er der Bille um das Golde ne Vlies. die sich traditionsgcmtlß aus der Unterhaltung nach dem Mahl ergibt. mit Spannung entgegensieht. Ungewöhnlich erscheint auc h das Abschied!tmahl der Argonauten in lo lkos, Der Gastgeber Jason hat hier bereits vor Beginn der Gastmahlszene freundschaftliche Bande mit den übrigen Teilnehmern geknüpft. so daß ih r Erscheinen in lolkos gerade ihre wohlwollende Gesinnung belegt. Der Streit mit Idas (A, R, 1.460-494) ste llt daher eine unerwar1elC Wendung dar. die auch durch die Form der Darste llung als ungewöhn licher Zwische nfall gekennzeic hne t wird. So handelt es sich um eine der wenigen Stellen. in denen bei unblutig endenden Gastmählern d ie Wirkung des Weines dargestel lt wird (A.R, 1.472-478). S. dazu oben S. 359. 405 Si l. 11 ,36 1-363 : magna silperum CLlra sen/atlls in amla I Sci'Jiadlle PoemlS; /lec ulIIlIImfata dederullf I extenw IJeragi dextra .

4.2.3 H:lnnibal in Capua

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da bei der Frage, ob die Staatsrai son hinter der Eltem- bzw. Kindesliebe zurückstehen mti sse, in Rom nicht selten das Wohl des Staates an die erste Stelle gesetzt wurde.4ö6 Daher rechtfertigt der Dichter die Ereigni sse in einem auktorialen Erzählerkommentar zusätzlich: In dem Sinneswande l des Sohnes offenbart sich nicht nur seine persönliche pieras, sondern zugleich der Wille der Götter, die nicht zulassen mochten, daß der Erzfeind Roms durch ei ne nichtrömische Hand falle (Si!. 11,361 -363: magna superum eura servatus ;11 anna I Seipiadae Poellus; " ee tanfum/ara dederullt I extema peragi dextra) .407 Die Hochachtung des Erzählers vor dem mutigen Plan zeigt sich in dem unmittelbar folgend en Ausruf: Pulc/ierrimus irae I et digllus jieri eompos me-

morabilis ausi, I amis;' quamam posito eOllam;'le laudem I eui talllum est voluisse deeus (Si!. I ) ,363-366): Wenn schon der Zorn und der nicht au sge-

fuhrte Plan allein dem jungen Mann solchen Ruhm einbrachten , wie groß sei dann erst der Ruhm einzuschätzen, den er durch die Aufgabe sei nes Versuchs verloren habe. Zugleich läßt dieser Lobprei s die Haltung des auktorialen Erzäh lers im Widerstreit zwi schen Staatsraiso n und Fam il ienbanden erkennen: Nicht sein aus pieras erfolgter Sinneswandel verschafft dem Attentäter Ruhm, sondern aJlein sei n tollktihner Wunsch, Hannibal zu beseitigen. Grö ßer hätte die Ehre allenfall s dadurch ausfallen können, daß er das Attentat tatsächli ch durchgeführt hälle. Der auktoriale Erzäh ler ergreift damit Partei fU r die Staatsraison, di e sogar über der Liebe zu de n eigenen Eltern stehe. Dies bedeutet zuglei ch, daß di e Argumentati on des Pacuvius, der unter anderem mit dem heili gen Gastrecht ein für sich genommen gewichtiges Argument gegen den Mordplan angefU hrt hatte, als untergeordnet eingestuft wird: Die RUcksicht auf das Gastrecht. die dieser anfan gs eingefordert hatte, wird im entscheidenden Augenbli ck nicht als bestimm end rur den Sinneswandel des Sohnes dargestellt und auch durch den Ertähl er selbst 406 Cicero nemu bei der Abwllgungjener Personen und Inslitutionen. de nen der recht handelnde Mensch verpflichtet sei. Valerland und Ehern in e ine m Atemzug an erster Ste lle, Cic. o ff. 1.58: Sed si cOllrem ;o qlloetlnm er COllllJarfltio flal quibus ,}{urimum Iri buemlulII sir ojJicii, IJrillcipes sillt patria er poremes, qllOru lll belleficiis maxi",; obligati SIlIllIlS. Von beiden steht das Vaterland voran: Cic. off. 1.57: Olllll illm societarll'" n"lIa esr g ravior. IIIl lfa corior qllal/l ea qllae cllm re fJllbfica eSI uni cuiqlle IIm·trum. Cori .nmt pflrentes, cari fiberi propinqlli /ami/iores, sed Oll/lies 0 11111;11111 carirates IJalria 11110 COII/ple:wesr. Vgl. daz u DVCK (1979).

407 Zum Verhältnis von Göllern und/ollllll bei S ilius s. KIIIEL (1979) 58-68. bes. 68: . Wie sich die fn Ul auf Erde n im Hande ln der Menschen konkretisieren und vollende n. so sind die Göller Motoren de r fllla auf der OberbUhne des O l )' mp.~

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4.2.3 HllnnibaJ in Capua

nicht mehr aufgegriffen. Die pietos gegenü ber dem Vater erschei nt dadurch als stärkeres Motiv fü r das (positi v bewertete) Nachgeben des Sohnes. als die Rücksicht auf das heilige hospitium. Die sich darin abze ichnende Auffassung, wonach die pietos gegenüber den Eltern in bestimmten Situationen höher zu bewerten sei als das Gastrecht, ist in der epischen Literatur einzigarti g. Sie wird in der vorl iegenden Szene jedoch dadurch gerechtfertigt, daß die gastfreundliche Bewirtung, mit der Capua das Bündnis mit Hannibal besiegelt, selbst einen frevelhaften Vertragsbruch gegenüber Rom darstellt, der gesühnt werden muß. Der Zusammenhang zwischen dem Makel des Eidbruchs einerseits und dem Makel des verletzten Gastrechts andererseits deutet der Dichter selbst durch sprachliche und sachliche BezUge an, noch ehe er seine eigenen Präferenzen erkennen läßt. 40S Nachdem die Unterredung mit dem Ein lenken des Sohnes beendet ist, begeben sich die Gesprächspartner rasch zum Mahl zurück und setzen eine zu der heiteren Stimmung passende Miene auf, bis die Zeit der Nachtruhe gekommen ist. mit der die Szene schließt. Si l. 11 ,366-368: Tum reddere sese I festi"olll epulis er rristia fronte serellOlIl , I do"ec laeta virum soiviI cOlfvivia SOlIllIllS. 409 Oie Form ul ieru ng tristia fronte serellant I dollee ... deutet einen in seiner zeit lichen Dauer nicht näher bestimmten Fortgang der Feierlichkeiten an, ehe die Männer sich zu Bett begeben. Eine verg leichbare Darstellungstechnik läßt sich auch in anderen Gastmahlszenen verfolgen. Dabei weisen die Dichter durch einen kurzen resümierenden Vers oder durch eine knappe. nicht näher beantwortete Bemerkung ei ner der beteil igten Figuren darauf hin. daß es sich bei den in wörtlicher Rede wiedergege408 Vgl. das sic h wiederholende Detai l der Besudelung im Lobpreis des jungen Pacuvius. Si1. 11 .307f.: /liens II I/ i. il/violma mero mdlisqlle venenis I poumdo exllnllala. und in der Rede des Pacuvius. Si l. 11.334f. : nt' sallgllirte cenwm I pol/ma IIOSIJ;'ÜI. 409 Für die Wendungfrome serenare aliquid vgL Verg. Aen. 4,477 (über Didos Emschluß zum Selbstmord): cOllsililim \'Idtu legil oe spemfrome strenot (und später Nemes. 4.17 : lJllid 1'//1111 metllem premis lIC spem frome serertas?). Es handelt sich um eine seltene Hypallage. Die identische Stellung des Ausdrucks im Vers und die inhaltliche Verwandtschaft des jeweiligen Kontextes (gastlicher Aufenthalt des römischen Ahnherrn Aeneas in Karthago bzw. gastlicher Aufenthalt von Karthagern in der von Rom abgefalle nen Stadt Capua) legen nahe, daß Silius die Aene isstelle vor Augen haue . Hie r wie dort ist e ine Beratung über die Tötung eines Menschen vorausgegangen. deren finsteren Inhalt die betreffenden Personen vor anderen durch eine heitere Mie ne zu verbergen trac hten. Doch während sich Dido in ihrer Raserei zum Selbstmord durchgerungen hat, konnte Pacuvius seinen Sohn von der geplanten Tötung Hannibals abbringen. Die gegenüber der Aeneis gewandelte. in einzelnen Punkten sogar spiegelbildliche Rolle der Karthager in den Punica trin auf diese Weise hervor.

4.2.3 Hannibal in Capull

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benen Gesprächen nur um Ausschniue der wechselseiligen Unterhahung handeIl ; die erzähhe Zeit al so länger ausfällt als die Erzähizeit410 Während sonst jedoch die Wechselreden der PrOlagonisten, selbst wenn sie nicht wörtlich wiedergegeben werden, in der Vorstellung des Lesers bi s zum Ende des Mahl s andauern, referi ert Silius hier das Gespräch der beiden Pacuvii vollständig und weist erst nach dessen Abschluß auf den nicht näher beschriebenen Fortgang der Festlichkeiten hin . Der Dichter ist also offenbar bemüht, einen mehrfach anzutreffenden Schluß der Gastmahlszene, bei dem die Fortsetzung der Gespräche nur angedeutet, aber nicht ausgeführt wird, beizubehalten, ohne zugleich auf einen pointierten Abschluß der Unterredung verzichten zu mUssen. Er legt damit besonderen Wert auf die Tatsache, daß das Gespräch zwi schen Vater und Sohn mit ihrer Rückkehr zum Festmahl definitiv beendet ist Da die Struktur der Szene ein »offenes« Ende der Unterhaltung ohne weiteres gestattet hätte, muß der Grund dafür auf inhaltlicher Ebene gesucht werden. In der Tat unterscheidet sich das Gespräch zwischen Vater und Sohn von aUen sonstigen »Gesprächen nach dem Mahl « durch seine unmiuelbare Brisanz: Von seinem Ausgang hängt ni cht nur allgemein das weitere Vorgehen und Verhallen der Beteiligten ab, sondern konkret das Leben des Gastfreunde s Hannibal und damit die Entwicklung des Punischen Krieges und schließli ch das Schicksal Roms und seiner Verbündeten . Um so bedeutsamer ist es für den Dichter, den Konflikt zwischen den widerstreitenden Parteien bis zum Äußersten zu stei gern . Diese dramatische Zuspitzung, nach der die Tötung Hannibal s zugleich den Mord am eigenen Vater bedeuten würde, verlangt nach einer plausi blen Auflösung - dies um so mehr, als das Publ ikum des Si liu s, das das hi storische Epos aus der Rückschau li est, den weiteren Verlauf der Ereignisse und den Tod Hannibals nach dem dritten puni schen Krieg kennt. Daher verzichtet Silius auf den in andere n Gastmahlszenen üblichen offenen Gesprächsschluß, der den Au sgang des Streits verwischen müßte, und hebt statt dessen das Scheitern des Mordpl ans durch den prägnanten Abschluß hervor. Auf diese Wei se unterstreicht er nicht nur die (nicht verwirklichte) Möglichkeit. den Erzfeind rasch zu beseiti gen, sondern auch das Wirken der Götter, die sich des Pacuvius be410 Horn . Od . 7,334 (Odysseus bei Alkinoos); Horn. Od. 14,409 (Odysseus bei Eumaios); Lucan. 1O.332 f.: Sie \'elw in tuta seeuri pace tralleballt I Tloctis iter mediae. Zuweilen erfolgt der entsprechende Hinweis nicht am Ende des Gesprächs. sondern schon zu einem (rOheren Zeitpunkt. vgl. Verg. Aen . 1,748f. : /l ee non et vario lIoc/ern sennolle trallebat I infelix Dido.

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4.2.3 Hannibal in Capua

dienen, um Hann ibal im letzten Moment für Sci pios Hand aufzusparen. Einmal mehr zeigt sich hi er, daß für die Gestaltung einer epi schen Gastmahl szene der Wissenshorizont des Publ ikums entscheidend ist, an das sich der Dichter wendet. Das sich anschließende Nachtlager wird , wie in der latein ischen Epi k üblich, nur mit knappen Worten angedeutet."l l Weder den Schl afpl atz noch die Beschaffenheit der Belten hat der Dichter näher spezifiert, so daß nur eine schemenhafte Vorstellung der Ereigni sse erweckt wird. Anders als bei den homeri schen Nachtlagern steht nicht so sehr die Fürsorge des Gastgebers für einen Fremden im Vordergrund, die sich in einem sicheren, sorgBillig hergerichteten Schlafpl atz äUßert,412 sondern vor allem di e durch das Nachtl ager angedeutete Zäsur in der epischen Handlung.413 Der Dichter wendet sich danach der Eskorte zu, die den gefangenen Decius von Capua nach Karthago überstellen soll. ehe er in einer Apollo nios und Vergil nac hgebildeten o lympischen Szene Venus selbst in das Geschehen eing reifen läßt: Im Interesse der von ihr bevorzugten Rö mer befiehlt sie ihren Söhnen , den Eroten. Hannibal immer mehr durch das Wohlleben zu verweichlichen und ihm so seine mil itärische Stärke zu nehmen." l" In der nun folgenden Schilderung der Zustände in Capua nimmt Silius zwar die in dem Gastmahl angesprochenen Detail s auf, kombiniert sie aber nicht zu einer neuen Bankettszene. sondern baut sie im Sinne eines traditionellen Tade ls der Verweichlichung von Soldaten aus. Solche Darstellungen finden sich in der lateini schen Li teratur nicht se lten." 15 Im Unterschied zu 4 11 Sil . 11.368.: laelll ,'inml sofvi/ convivia somllllS. 412 S. z. B. Hom. Od. 3.397-399 (Telcmach bei Nestor): Horn. Cd. 4.296-302 (Tclemach bei Menclaos): Horn. Cd. 7,335-345 (Cdysscus bei Alkinoos): Horn . Qd. 14.5 18-523 (Odysseus bei Eumaios). 4 13 Vgl. dazu oben S. 102f. 4 14 Sil . 11.385-409. bes. 11.397-400: Ampfexll multolJlle lIIeTO SOIl/f1OlJlfe I'irorum l

proJ1igalida acies, lJ/WIII 1I01llJerj"regerit ellsis. / 11011 ignes, 1I0n imlllissis Gradi" /4S habe"is. / Combibat iIIapsos duclor per "iscera luxus. Bei Apollo nios und Verg il dagegen

beSieht die Aufgabe dcs Eros/Cupido ausschließl ich darin, LiebesgefiJ hlc zu wecken. S. A.R. 3. 142-144 ; Verg. Aen. 1.683-688. 4 15 S. z. B. Liv. 38, 17, 18 (ilber d ie Gefahre n Asiens): Vobis mehercllle, Maniis viris.

cavenda ac fugie"dlj quam priml/m amoellitas est Asiae: tamum I/Oe IJeregri"ae volup/ares ad extinguelldw" vigore", animorum possum, ((111111111 cOlltagio disci'Jlil/ae 1110risq!le acc;olarum I·alet; SaH. Ca!. 11,5 (Ober das Hcer des Sulla): loca OIl/oel/a. \'oillptaria facile in otio ferocis miliwl1I lmimos Itlolliverant; Tac, hisl. 3.2.1f. (Rcde des Anlonius Primus ilbcr den negative n Einn uß des Wohllebens auf Soldatc n): quanto ferocills allfe se egerim, tallfo cupidius i" solif{ls I'oluptates Illlusisse. circo quoque ae theatris et lImoellitare Urbis emof/itos lIIl/ I'Gle ftulillibus f essos.

4.2.3 H3nnib.1I in Capu3

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den Gastmahlszenen , in denen die Mißbilligung des Erzäh lers indirekt aus inhaltlichen und strukturellen Besonderheiten erschlossen werden kann , werden die Mißstände im Heer bei solchen tadelnden Darstellungen direkt angesprochen und gebUhrend beklagt. Dieses Verfahren finden wir auch bei Si lius. 4l6 Der Akzent liegt also in diesem Abschnitt nicht mehr auf dem widerrechtlichen Empfang HannibaJs in Capua, der den Abfall der Stadt von Rom besiege lt. sondern allein auf dem Verfall der karthagischen Sitten. Folgerichtig erscheinen auch keine Hinweise auf eine spezielle Bewirtung: hatten vorher die Gastgeber rur den Besucher gesorgt, so richten sich nun die Karthager selbst in Capua ein, wodurch sie gleichsam zu Hausherren 417 werden. Daß der Dichter sel bst diese Ereignisse al s ein zweites, von einer Gastmahl szene abgesetztes Stadium des Verfalls betrachtet, zeigt deutlich der mit dem Nachtlager und dem ansch ließenden Wechsel auf die olympische Ebene gegebene Neuansatz.

ZusammelljasslI',g

Bei der Bewirtung Hannibals in Capua finden wir im Gegensatz zu den bisher behandelten Szenen keinen ei nzel nen Wirt. An se ine Stell e treten die Einwohner Capuas insgesamt, deren Handlungen durch nicht näher spezifi erte Verbfonnen (verallgemeinernder Plural oder unbestimmtes Passiv) ausgedruckt werden . Dennoch bleibt der Eindruck einer epischen Gaslmahlszene erhahen. Der Dichter erreicht dies, indem er di e Strukturelemente in ihrer häufigsten Anordnung beibehält und nur auf der Seite des Wirtes den HandlungstrJger unbestimmt läßt. Auch hier gi lt also das Prinzip, nach dem in erster Linie die Stru ktur der Szene fUr den Eindnlck eines epi schen Gastmahls verantwort lich ist. Die konkrete inhaltl iche Au sgestaltung dagegen kann innerhalb des vorgegebenen Orienlierungsrahmens recht frei variiert werden. Besonders deutlich zeigt sic h dies in der Unterhaltung nach dem Mahl , die Silius im Verg leich 416 Si l. 11,415-419: Non (lcer lllJerto I desudlll Cll1f1l)() sonipes. 1I0n /lila per auras I

lallcea IIudatos exercet rorta lacerros. I mollirae jlammis Iymphae langt/ewia somno I membra /ovem. miserisqlle ho/lU perit horrido ,'irtlls.

41 7 So lriU Hannibal in dieser Phase des Verfalls nicht mehr nur al s Gast bei M!l.hlern auf. sondern ric hle l selbst Banke tte aus. die allerdings nicht ausfUhriic h geschildert werden: Sil. 11,420f.: Ipse etiam. af!1allls falleme Cupidine. dllctor I instaurat mensas dapi· bus. Capua wird den Kanhagem bereits zur zwei len Heimal : Sil . 11.424f. : Altera iam

parrill atqlle aeqllo sub hO/lOre \'Ol.'lIl11r I altera Carthllgo CllfJUa.

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4.2.3 Hannibal in Capua

zu früheren Gastmahlszenen sowohl ihrer Funktion als auch ihrem Inhalt nach stark modifi ziert. Da diese Unterredung nach dem Mahl gewöhnlich dem Austausch zwi schen Gastgeber und Gast und dabei nicht zuletzt der Selbstvorstellung des Fremden dient, wäre dem typischen Schema entsprechend eine Unterhahung zwischen Hannibal und einem capuanischen Wirt zu erwarten. Statt dessen geraten zwei Bürger Capuas, Pacuvius und sein Sohn. in einen heftigen Streit. der sich nicht im Festsaal, sondern auf freiem Feld abspielt. Trotz dieser Abweichung fü gt sich der erregte Wortwechsel in den Ablauf eines typischen Gastmahl s ein, da er nicht nur die typi sche Position des »Gesprächs zwischen Gastgeber und Gast« (Element IX) ausfüllt, sondern auch mit der Rückkehr von Vater und Sohn wieder in das Mahl und die Darstellung eines Nachtlagers einmündet, die dem Schluß vieler früherer Gastmahl szenen entspricht. Überdies ist das Prinzip gewahrt, nach dem die Unterhaltung nach dem Mahl keine Wende im Verhältnis zwischen den Gesprächspartnern bringt, sondern nur deren schon bestehende Sympathien und Antipathien deutlicher hervortreten läßt (s. o. S. 97). Entsprechend stellt Silius auch den Konflikt, den Pacuvius und sein Sohn 4 18 nach dem Mahl austragen, als schon länger schwelenden Zwist dar . Auf diese Weise gelingt es dem Dichter, die vom Schema abweichenden Elemente als Varianten des typi schen Szenenverlaufs zu kennzeichne n und den Leser damit zum Vergleich aufzufordern . Dieses Verfahren entspricht der bisher beobachteten Erzähltechnik griechischer und lateinischer Epiker. Neu ist dagegen die Anspielung auf einen zweiten Traditionsstrang von GastmahJszenen, bei denen die Bewirtung nicht mit Gespräch und ggf. NaChtlager beendet wird, sondern in einem blutigen Gemetzel endet. Silius evoziert diese Sondertradition durch eine geSChickte Abwandlung einer Li viusstelle. Statt von durch das Attentat blutbefleckten Tischen (Liv. 23,9,4) spricht der ähere Pacuvi us von umgestürzten Tischen und blutgefUllten Bechern (Si!. 11 ,334-336), die es um jeden Prei s zu vermeiden gelte. Diese Einzelheiten aber bilden einen festen Bestandteil der blutig endenden Bewirtungen, die sich nicht mit dem typi schen Schema ei ner epischen Gastmahl szene erfassen lassen.

41 8 S. oben S. 38 1 Anm. 39 1.

5. Exkurs: Antigastmähler 5.1 Vorbemerkung Außer dem bi sher untersuchten nannalen Typ von Gastmählern (bei einem wohlhabenden Wirt) sowie den davon abweichenden Banketten bei einem unvennögenden, hilflosen oder nicht genau bestimmbaren Gastgeber, denen trotz Varianten im Detail ein einheitliches Referenzmodell zugrundeliegt, erscheint in der Literatur eine weitere Klasse von Gastmahl szenen , di e sich ni cht in di esen Rahmen einfiigen. Sie sollen daher in einem Exkurs besprochen werden. Es handelt sich um Bewirtungen, die ni cht in mehr oder weni ger nonngetreuer Weise zu Ende gefUhn werden, sondern unvermittelt in einen blutigen Kampf umschlagen, bei dem die Mehrzahl der Betei li gten den Tod findet. Für die oben vorgestellten Analysen bieten die blutig endenden Bewirtungen eine si nnvolle Ergänzung, da während der Kampfhandlungen ni cht selten Elemente einer regulären Gastmahlszene 1 in verzerrter Weise verwendet und dabei gelegentlich auch vom Autor oder der Erzählerfigur direkt kommentiert werden. Diese Mähler können daher eine genauere Vorstellung von der Einstellung der Epiker zu einzelnen Elemen ten vermitteln , die wir bi sher aus dem Vergleich verschiedener Szenen und dem daraus entwickelten typi schen Schema erschlossen haben . Die im folgenden als »Anti gastmähleT« bezeichneten blutigen Gastmahlszenen erscheinen im Vergleich zu anderen Bewirtungen recht selten in der griechischen und römi schen Epik. Insgesamt fi nden sich nur sieben Beispiele,2 die flinf verschi edene Ereignisse beschreiben, angefangen von der Kyklopenszene J und dem Freiennord der Odyssee ( Ho rn . Od. 9,216I Der im Exkurs mehrfach verwendete Terminus )reguläre Gastmahlszene(( bezeichnet alle Szenen, die sich mil den Regeln des oben entw ickelten typischen Schemas erfassen lassen. Er ste llt also einen Gegenbegriffzum »Antigastmahl( dar. 2 Ku rze Anspielungen wie die des Antinoos auf die Lnpilhcn- und Kentaurensehlacht (Horn. Od. 21 ,295-304) oder die Vergleiche bei Statius (Theb. 2,263 f.; 5,261-264, s. a uc h die Ekphrasis 6,535-539) werden dabei nicht mitgerechnet. da sie keinen szenischen Charakter besitzen. Auch das Ustrygonenabenteuer im zehnten Buch der Odyssee, dessen Begi nn zunllchst eine Bewirtung erwarten lAßt (vgl. das Zusammentreffen mit der Königstochter, ~I om. Od. 10, 103-1 11, das anderen Begegnungen im Vorfeld eines Banketts IIhne h), stel lt ke ine Antigastmah lszene dar. da die Besucher gleich bei ihrer Ankunft getötet und verspeist werden. Anders als in der Kyklopenszene wird kein direkter Kontakt zwischen Gast und Gastgeber dargestellt. 3 Vergil nimmt das Kyklopenabcnteuer in der Rede des Aehaemen ides auf, ohne es zu

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5. Exkurs: AntigastmAhlcr

559 und Buch 22) über den Kampf des Perseus gegen Phineus (Ov. met. 4,757-5,235) bi s hin zu der bei Ovid und Va lerius Flaccus dargestellten Schlacht zwischen Lapithen und Kentauren (Ov. met. 12,2 10-535 und Va l. Flac. 1, 140- 148) und dem von Statius und Valerius Flaccus geschi ldenen Mord der lemnischen Frauen an ihren Männern (Stat. Theb. 5, 186-264 und Val. Flac. 2, 186_24 1).4 Von diesen nimmt der Fraß des Kyklopen in der Odyssee ei ne Sonderstellung ein: Während bei allen übrigen Szenen eine Trennung zw ischen dem eigent lichen Mah l und der sich anschließenden Schlachtschilderung gegeben ist, dienen die erschlagenen Gefahnen des Odysseus dem Kyklopen selbst als Speise, so daß hier )Mord< und )Mahl< nicht voneinander zu trennen sind . Formal steht die Szene den regulären Bewirtungsszenen näher als die o.g. Antigastmäh ler, weshalb sie getrennt von diesen behandelt werden soll . A nschließend werden die übrigen sechs Szenen gemei nsam untersucht.

5. J. J Die KykJopenszene der Odyssee

Das Kyklopenabenteuer, von dem Odysseus se lbst während des Aufenthalts bei den Phäaken berichtet, bi ldet seine dritte Station auf der Rückfahrt von Troja nach Ithaka. Im Gegensatz zu der vorhergehenden Plünderung der Kikonenstadt und der Niederlage gegen ein Entsatzheer ( Horn. Od. 9,39-6 1) sow ie dem beinahe katastrophal verlaufenen Besuch be i den Lotophagen (Horn . Od. 9,82- 104), die nur in wenigen Versen geschildert werden , nimmt es beträchtlichen Raum in den Apologoi ein, die seiner Bedeutung rur di e ep ische Handlung entspricht. Die Blendung des Kyklopen, die den Griechen die Flucht aus der Höhle ermöglicht, erregt den Zorn se ines Vaters Posei don und verzögert damit die Heimkehr des Odysseus auf Jahre. Anders a ls die Begegnung mit den Loto phagen wi rd das Kyk lope nabenteuer von Anfang an als eine Fornl der Gastmahl szene gekenn ze ichnet. Dazu dienen vor allem d ie Hinwe ise auf e in »Gastgeschenk«, die sich wie ein roter Faden durch die Szene ziehen. Odysseus bri cht nach e igenem Bekunden zur Höh le des Riesen auf, um dessen Gastfreundschaft zu erproben und womöglich Geschenke (~Ef v la) zu erhalten, wie sie ein homeri sc her Wirt seinen Gästen auch sonst überreicht. Doch das »Geschenk «, das Pol yphem einem vollen Gastmahl auszugestalten. weshalb die entsprechende Stelle im dritten Buch der Aeneis (Aen . 3.612-654) hier nicht mitgerechnet wird. 4 Deren unmittelbare Vorlage bilden die Argonautika des Apollonios Rhodios, de r das Gemetzel allerdings nicht ausdrücklic h mit einem Mahl verknüpfi (A. R. 1.609-626).

5. Exkurs: Antigastmllh ler

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bereithält, besteht ni cht in e iner regu lären Gabe, sondern in dem zynischen Angebot, Odysseus als letzten zu verspeisen. Als die Überlebenden dem Riesen entko mmen sind, bezeichnet Odysseus in einer Sc hmährede die Blendung des Kyklopen a ls Strafe rur dessen mange lnde Gastfreundsc haft . Neben den inhaltlichen Anspielungen finden sich auch Paralle len auf erzähltechnischer Ebene. Bevor die eigentli che Gastmah lszene mit der Ankunft in der Höhle einsetzt, schildert der Erzäh ler den Charakter des KyklopenJandes sowie der vorge lagerten ))Z iegeninsel «, auf der Odysseus zunächst rastet (Horn. Od. 9,106-124). Ei ne Beschreibung der weiteren Umgebung findet sich, allerdin gs deutlich kürzer, auch in anderen Gastmahl szenen, s. z. B. be im A ufenthalt des Odysseus bei den Phäaken (Horn. Od. 6,291 -294 und 7,4 3-45) und bei Eumaios (H orn . Od. 14, 1f.). Während sie sonst der Begegnung mit dem Gastgeber direkt vorausgeht, liegt zw ischen der Ankunft auf der Inse l und der Überfahrt zum Kyklopenreich ei n ganze r Tag.

Der Abschnill vor dem eigentlichen Mahl A ls di e Ge fahrten das Festland erreichen, erblicken sie die von Lorbeerbäumen beschattete Höhle des Kyklopen , zu der e ine aus Steinen, Eichen und Fichten erbaute Ho fmauer gehört und wo Schafe und Z iegen zu ruhen pflegen (V. 9, 18 1- 186). Informationen über die größeren Bestandteile der Behausun g gehören in regulären Gastmahlszenen zur Ekphrasis der Räumlichkeiten, die meist aus der Perspekti ve des (o ft auf der Schwelle wartenden) Ankömmlings geli efert wird. In der Kyklopen szene handelt es sich j edoch ni cht um den unm itte lbaren Eindruck der Besucher, sondern um ei ne aus der Retroperspekt ive gel ieferte In formation, deren nac hträg li cher Charakter durch di e Iterati va i avEOIm v (V. 9, 184) und TTo illaivEOKEv (V. 9, 188) in Eri nnerung gerufen w ird: Erst aus der späteren Erfahrung heraus kann Odysseus w issen, daß das Hüten der Schafe auf entl egenen Weiden zu den Gewohnheiten des Kykl open gehörl .s Dasselbe g ilt rur die Erwähnung des Kyk lopen se lbst: Dieser gleicht keinem ))brotessenden« Menschen , sondern einem einsam aufragenden Bergwald ( Hom. Od . 9, 190- 192) , so daß er menschliche Betrachter in Verwunderung versetzt. 6 Staunen ve rs püren auch Ankö mmlinge in regulären Gast5 Zu dieser Erzähl technik vgl. SUERßAUM (1968) 156f. 6 Vcrgil wendet ein äh nliches G leichnis in seiner Version des Abenleuers auf alle Ky-

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mahl szenen kurz vor dem Erre ichen ihres Ziels, doch ri chtet es sich stets auf die Ausstattung der Behausung, nicht auf den Wirt, der gewöhnlich erst dann beschrieben wird , wenn der Fremde die Türschwelle erreicht oder überschrinen hat. Die ungewöhnliche Erwähnung des Kyklopen nicht nur vor der Begrüßung, sondern sogar vor der Ankunft am Haus erklärt sich aus der Erzählperspektive: Weil Odysseus aus der Erinnerung berichtet, kann er wichtige Eigenschaften des Kyklopen im voraus andeuten und so einen Spannungsbogen erzeugen. Das Ungeheuer unterscheidet sich nicht nur allgemein von menschl ichen Wesen, sondern speziell vorn avr,p OIT6<payos (V. 9, t 90f.) - eine Eigenschaft, die vor dem Hintergrund des folgenden blutigen Mahl s eine besondere Färbung erhält. 7 Zudem faßt der Vergleich mit dem einsam aufragenden Bergwald die Rauheit, abgesonderte Lebenswei se und den riesenhaften Wuchs des Kyklopen in ein kohärentes Bild. Schon di e vorgezogene Beschreibung der Wohnhöhle verweist auf die furcht erregende Größe des Ungeheuers: Sie hat so riesige Ausmaße , daß der Ankömmling nicht, wie sonst üblich, die Türschwelle erre ichen muß, um ei n Bild von ihr zu gewinnen. Dadurch hebt der Erzähl er Odysseus zugleich den Mut hervor, dessen es bedurfte, um ei nem solchen Ungeheuer einen Besuch abzustatten.' Damit stellt er Qualitäten unter Beweis, die er bei seiner Ankunft auf Scheria nic ht zeigen konnte: Statt a ls einsamer SchiflbrOchiger, der sich hilfeflehend der Köni gstoc hter Naus ikaa nähern muß, erscheint er im Kyklopenland al s selbsthcwußter Anfuhrer seiner Gefahrten . Anders als bei seinem Besuch im Hause des Alkinoos ist es hier klopen an, Verg. Aen. 3.679-68 1: qlla/es cum verrice ce/so I aeriae ql/erCI/S all! cOlliferae cyparissi I cO /lslirenmr. silvo alra 100'is Illcl/Sl'e Diallae. Auf diese Weise werden die Obrigen Riesen implizit auf eine Stufe mit Polyphem gestellt. Dies entspric ht dem Tenor de r Aeneisstelle: Die anderen Ungeheuer stehen Polyphem an Gefährlichkei t in nichts nach, so daß sie HiT Aeneas eine ebenso große Gefahr bilden wie ihr mittle rweile geblendcter Artgenossc ftlT Odysseus, vgl. Vcrg. Aen. 3.64 1-644 : /lwn qlltilis qllllnll/Sql/e ca\'O Polyphemus ill anlro [ ... } cenll/m alii cl/n ·a haec habifallt ad Jjtora vlllgo I inlandi CycJopes. 7 Vgl. V. 10,200 (die Überlebenden erinnem sich an Polyphem a ls einen KVICAW\V a v8p6<pay(1» . S. HEUBECK ( 1983) zu V. 9.19 1f. Be ide Adjektive sind ho merische lJapax legomena. 8 Dies zeigt sich vor allem im Vergleich zu gewöhnlichen Glisten, die stets mit gebührendem Respekt auftreten. obwohl keine bedrohlichcn Anzeichen sichtbar sind . Über konkrete Gefahren von sei ten ihres Wirtes ist in den untersuchten Mahlszenen nur Jason infomliert (s. z.B. A. R. 2, 1202-1206: Argos warnt die Agonauten vor de r Aietes; Val. Flac . 1,43-46: Pdias beschreibt den lenIS Aeeles als Mißachter des Gastrechts). Be im Bittgang des Priamos zu Achi ll hingegen fUrchten zwar seine Angehörigen um die Sicherheit des Königs (Horn. 11. 24.201 -208). doch hat Priamos selbst zuvor von Iris d ie Zusicherung erhalten. daß ihm nichts geschehen werde (Horn . 11. 24. 17 1-1 87).

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ausschließl ic h sein Wissensdurst und seine Abenteuerlust, di e ihn zu der Expediti on veranlassen.9 Seine Weitsicht hebt er hervor, indem er angibt, den aus Ismaros stammenden Wein nicht als Wegzehrung mitgenommen zu haben, sondern aus ei ner Vorahnung des frevelhaften Charakters des Kyklopen (V. 9,2 14f.: avöp ' [ ... ] ayp tov, OITrE ÖiKQ S EU Eiö<JTa OÜTE 8E I-.lIo Tas). 10 Dessen Eigenschaften werden in der eingeschobenen Erzählung über die Herkunft des Weins mit dem Verhalten des Odysseus und sei ner Gefahrten konfrontiert: Inmitten der bluti gen Eroberung der Ki konenstadt Jsmaros verschonen sie »aus Ehrfurcht« (V. 9,200: a ~6 ~ E VO t) den Apoll opriester Maron und erhalten zum Dank zwö lf Krüge des kostbaren Getränks, das später zu ihrer eigenen Rettung beitragen wird (V. 9,197211). 11 Schon in der Einl eitung der Geschichte wird so die Aussage vorbereitet, daß Achtung vor dem göttlichen Recht das Wohl ergehen der Betroffene n sichert, während rücksichtsloses Betragen ihren Untergang herbeifUhrt . Die sorgfältige Anl age dieses Deta ils weist auf die Bedeutung hin, die es flir die gesamte epische Hand lung besitzt: Für den vor den Phäaken auf Scheria sprechenden Fremdling Odysseus kommt alles darauf an, daß Arete und Alkinoos ihre Verpfl ic htungen als Gastgeber ernst nehmen und ihm Hilfe zukommen lassen. Die ungewöhn liche Ei nleitung des Kyklopenabenteuers ist also auch durch die konkrete Erzählsituation bed ingt, in der sie vom Sprecher funktional eingesetzt wird. Die eigent liche Gastmahl szene beginnt erst nach dieser Ein leitung: Odysseus und zwölf seiner Gefährten wandern zu der Höhle, treffen den Kyklopen jedoch nicht an. Diese Konstell ation erscheint in keiner anderen der berücksichtigten Szenen. Entsprechend fehlt auch das typische Verhalten des Ankömmlings, welcher sich oft auf der Türschwell e aufhält, bis er hereingebeten wird, und dabei die Ausstattung des Gebäudes bewundert (s. o. S. 51f. ). Odysseus und seine GeP.ihrten hingegen betreten die Behausung des Kyklopen, ohne sich um den Brauch zu kü mmern , obwohl der Hausherr

9 S. EISENBERGER ( 1973) 135. 10 Zum unterschiedlichen Gebrauch des Adjektivs aYPLOS in !lias und Odyssee vgl. NESTLE (1942) 6 5: In der Ilias besteht die )Wildheit( eines Menschen oder eines Gottes »in dem vergebl ichen Aufbäumen des 9v1J~ gegen das scheinbar Unerträgliche(!, in der Odyssee dagegen ist der aypLOS ) cin unpolitischer Barbar.« 11 NESTLE ( 1942) 63f. verweist auf den Kontrast zum Verhal ten des Agamemnon in der Ilias (V. 1.8-43), der dem Apollopriester Chryses seine Tochter nimmt und dafUr de n Zorn des Gottes heraufbeschwört. Vgl. die Forderung des C hryses, Hom. 11. 1,20f. : TTaiSa S'ElJoi AUaaTE qli)..rJV [... ] 6f;6IJEVOL .6.LOs vi6v b :nl'6Ao\l ·ATT6AAwva .

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5. Exkurs: Antigastmllhler

offenbar nur vorübergehend abwesend ist 12 und jederzeit zurückkehren kann. Eben dies befürchten die Gefahrten, die Odysseus vergeblich zum raschen Aufbruch bewegen wollen (V. 9,224-228). ° Das forsche Auftreten des Odysseus weist gew isse Parallelen zum Phäakenabenteuer auf, das die Rahmenhandlung rur die Erzählung bildet. Auch hier hat er - getarnt durch die schützende WoLke - den Festsaal ohne Einwilli gu ng der Hausherm betreten. 14 Sein Verhalten, dessen Analogie rur das Publikum nicht zu übersehen ist, motiviert Odysseus mit seinem Wunsch, die Gastfreundschaft des Kyklopen kennenzulernen .tS Aus der ungewöhnlichen Situation wird so eine Probe rur den Wirt. Dies bedeutet gleichzeitig e in indirektes Kompliment für die Phäaken, die sich trotz der anfangs zurückhaltenden Begrüßung zu einer korrekten Aufnahme entschlossen haben. t6 12 Daraur deuten vor allem die mit Milch und Käse gerullten GeflLße und die in prerchen ei ngesperrten Schare hin (Horn. Od. 9.2 19-223). 13 I hr Motiv ist rreilich. wie ihre gleichzeitige Aufforderung zum Diebstahl zeigt. weniger d ie Rucksicht aur das Gastrecht, sondern vielmehr ei ne allgemeine Furcht vor dem Ungeheuer. 14 Horn. Od. 7, 139- 145: airTap 6 ßii 5la 5W~a TToAUTAas 5ios '05vooEus / TTOAAiJV fiEp ' EXWV, fjv oi mpiXEV1::V 'A6fIVI1, / &pp' 'IKET' 'Apf)Tllv TE Kai 'AAKivoov ßaOIAiia . / a~qli 5' 6"p' 'Apf)Trls ßOAE youvam xeipas '05uooeus. / Kai

Sn

TOTE p' airToi'o mlAlv XUTO 6i ocpOTOS of)p . / oi 5' äVEW tyevovTo SO~OV KOTO
16 Auch EISENßERGER (1973) 135 Anm. 19 verweist au r den Zusammenhang zwischen der Ankunft des Odysseus bei Polyphem bzw. bei den Phtlaken , deutet ihn aber umgekehrt: »Wenn Odysseus glaubte, daß [ ... ] das VerLehren einiger NahnlOgsmiue l aus der überreichen Fülle des Vorhandenen den Anspruch aur das Gastrecht zunichte mache, mUßte er sein Bleiben l ... j ftlr töricht oder un verschämt halten und als ErLähler annehmen , daß auch die Phäaken es so beuneilen würden. Er würde ihnen da her gar nicht von den Vorgängen von 231 r. berichten.« Die Anal yse der übrigen epischen Gastmahlszenen zeigt jedoch. daß das ungerragte Überschreiten der Schwelle nicht zum traditionellen Verhalten eines Gastes gehört - wieviel weniger also der ungerragte Verzehr der Vorräte. Wäre gegen das Verhalten des Odysseus in der Höhle nichts einzuwenden, dann kö nnte die Erzählung zugleich als immanente Kritik am Verhalten der Phäaken verstanden werden. welche dcn unerwartet erscheinenden Odysseus nicht soron , sondern erst nach ausdrOcklicher Ermahnung durch Echeneos zu Tisch gebeten haben. Eine solche Kritik ist jedoch nicht zu erwarten, da die Gespräche nach dem Mahl, wie wir gesehen haben, stets die vorherrschende Stimmung während der Bewirtung widerspiegeln . Diese aber ist, nachdem Odysseus in die Mahlgemeinschaft integriert wurde, durchgehend rreundlich. Die Erzählung kann daher nur eine indirekte Anerkennung ru r die Phäaken bedeuten. welche sich von dem Erscheinen des Gastes nur vorObergehend beeindruc ken lassen, bevor sie zu dem vom Gastrecht gebotenen Verhalten zurtlckkehren. Das anP.l.ngliche Schweigen. mit dem Arete aur die Bitten des Odysseus reagiert, und das sie erst nach der

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Nachdem die Gefahrten die Höh le betreten haben , bestaunen sie deren Ausstattung (V. 9,218·224): Der Kyklop besitzt Körbe voll Käse, eine staltliche Ziegenherde und einen Vorrat an Molke, den er in verschiedenen Gefäßen aufbewahrt. Während die Besucher bei ihrer Landung nur die all· gemeinen Charakteristika der Höhle sowie ihre äußere Lage wahrnehmen konnten, beschränkt sich ihr Interesse jetzt auf kleinteilige Ausstattungs· stOcke. Die Reihenfolge der Darstellung entspricht damit dem Aufbau einer regulären Ekphrasi s, die von außen nach innen und von den größeren zu kleineren Bestandteilen fortschreitet, und auch das Staunen der Besucher gleicht den Empfindungen, die in regulären Gastmahlszenen beschrieben werden . Während sich sonst der Besucher niemals ohne Einwilligung des Haus· herrn etwas von dessen Besitz aneignet, machen sich Odysseus und seine Begleiter über die Vorräte des Kyk lopen her. Obwohl die Gefährten vor· Aufnahme des Odysseus - bei dem privaten Gesprach nach dem Mahl - bricht. ist in der Forschung viel diskutiert worden. Immerhin hatten Nausikaa und Athene zunächst Aretes Wohlwollen als entscheidendes Kriterium Für die Aufnahme und schließlich für das Ge· leit des Odysseus bezeichnet. M ERKELBACH (195 1) 161 und SCHADEWALDT ( 1959) ha· ben das Problem lösen wollen, indem sie den Abschnitt Horn. Od. 7,159-238 als spätere Zutat des Dichters B betmchten. Einen neueren Überblick über die Forschungssituation bieten R EECE (1993) 107- 109 und WITTIIAKER (1999), der die besondere Rolle der Aretc aur die Zwisehenstellung des Phtlakenlandes zwischen dem Mlirchenreich und der realen Welt zurückführt. laßt sich das Schweigen der Arcte aber auch aus dem Text selbst erklären? Einen Hinweis gibt ihre in den ho merischen Epen singuläre Fmge nach der Klei· dung des Gastes, mit der sie das Gespräch nach dem Mahl ein leitet. Arete hat die GewIln· der, die der Fremde tragt. als die von ihr selbst gewebten erkanm (Horn. Od. 7,234 f.). welche ihre Tochter Nausikaa zuvor am Meer waschen wollte. Nach der auch sonst übli· ehen Erkundigung : TiS TTO&V EiS cwSpwv: (Hom. Od. 7,238) f"!lh rt sie daher rort: TiS TOl TCI& iLIlOT' lSwKEV; / cU Sr, qlllS t TT\ TT6 VTOV OAWIlEVOS t v66 S' h,io6ol; (Hom. Od . 7,238 r.). Damit bezieht sie sich aurdie I-likesie des Odysscus, in der dieser davon gesprochen hatte. daß er schon lange von scinen Lieben entremt Unglück erleide (Hom. Od. 7, 152 : S'l6a qlLAWV 6:TTO TTI'nJaTO TTaOXW), ohne jedoch die Begegnung mit Naus ikaa und damit die Herkunft der Kleider zu erwllhnen. Die Nachrmge der Arete deu tet daraur hin. daß ihr diese Inromlationen allein nicht ausreichen. Wie scine Kleidung beweist. muß der Fremde - unter Umstllnden, die er den Eltern verschweigt - mit ihrer Tochter zu· sammengeuofTen sein, ohne daß Arete (und der zunllchst ebenralls passive Alkinoos) erkennen können, ob sich himer dem Hiketes Freund oder Feind verbirgt. Das Königspaar kann sich daher zunächst nicht zu einer Aurnahme entschließen. schreckt aber anderer· seilS auch da vor zurück. den liiketes abzuweisen. Seine Bcfllrehtungen raßt Alkinoos kurz daraur zusammen : H inter dem Fremdling könnte sich einer der GÖlter verbergen. die den Phllaken von j eher erscheinen und mit ihnen speisen (Horn . Od. 7, 199-206). Der Text selbst ermöglicht also auch ohne die Annahme verschiedener Bearbeiter oder Spuren rrOherer Gesellschaflsstrukturen eine plausible Erkillrung rur das Schweigen der Arete.

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schlagen, Proviant zu rauben und zu niehen, setzt sich Odysseus mit seinem Bestreben durch, die Rückkehr des Ungeheuers zu erwarten (V. 9,224-230). Die fatalen Konsequenzen dieser Entscheidung deutet der Erzähler durch Einschübe an, wie sie andere Gastmahlszenen in dieser deutlichen Fornl nicht aufwei sen: Die allgemeine Aussage, daß eine Flucht besser gewesen wäre (V. 9,228), wird ergänzt durch die konkrete Angabe, daß besonders die Gefährten, welche ursprünglich zur Abreise geraten hatten, von der Begegnung mit dem Kyklopen Schreckliches zu erwarten haben (V. 9,230},,1 Auch hier zeigt sich die Perspektive des aus der Rückschau berichtenden Protagonisten. Zunächst jedoch lassen sich die Besucher in der Höhle nieder, zünden ein Feuer an und stärken sich mit den Käsevorräten des Kyklopen (V. 9,23 1-233). Das Feuer dient hier offenbar nicht zum Kochen, da weder das übliche Braten von Fleisch, noch die Zubereitung anderer Speisen, die gegart werden müßten, erwähnt wird. Vielmehr steht es im Zusammenhang mit dem Speiseopfer, das die Gefährten dem Brauch entsprechend vor dem Mahl darbringen . Bei den Gaben handelt es sich ni cht wie in gewöhnlichen Gastmählern um Fleisch oder Wein, die ins Feuer gelegt bzw. gesprengt werden, sondern um e inen Anteil des Käses.1! Das darin erkennbare Bemü17 Vgl. im Gegensatz dazu die knappe Andeutung Vergi ls über das unglOckliche Schicksa l der Dido. Verg. Aen. 1.749: infelix Dido. 18 Horn. Od. 9.23 1f : TtÜp ICrlavTES Eeuoa~E v rl5t ICO\ OUTO\ I TUPWV O i vV~ EVO l qlOYO~ EV . DANEK ( 1998) 180 nimmt an. )xtaß der Verzehr des KlIses (... ) als Anhängsel eines Opfers des Odysseus und seiner Ge f'ähnen ersche int. I... ). Der Käse wird also nur erwAhnt, wei l er für das Opfer notwendig ist.(( Dagegen spricht jedoch das Interesse. das die Geflihnen scho n zuvor an den Vomten des Riesen und eben auch an dem K!lse bekunden. s. Horn. Od. 9 .224[ : h apol AiooOVT' ErrEEool I TVpW\I OiWlJEVOVS ;iVOl nOAlv. Dabei suchen sie o ffenkundig nicht nach Material fUr ein Opfer. sondern nach Vo mten, die sie in die Schiffe bringen wollen. Odysseus seinerseits lehnt nicht den Verzehr des Käses selbst ab. sondern nur den Diebstahl und die Flucht ohne Kontakt mit dem Hausherm (Horn. Od. 9.224-229). Es handelt sich daher bei dem Speiseopfer wo hl nicht um eine eigens anberaumte kultische Handlung, sondern um die traditionelle Gabe an die Götter. wie sie gewö hnlich vor dem Mahl dargebracht wird. Wlre es um eine rein rel igiöse Handlung gegangen. so hatte auch ein Anteil vom Wein des Maron als Gabe zur VerfUg ung gestanden. Für ein gewöhnliches Opfer vor dem Mahl spricht auch die Tatsache. daß weder Adressat noch Zweck des Opfers angegeben werden. Die 11ypothese NEWTONS ( 1982) 140, daß es hier;n Wahrheit. von Odysseus geschic kt verschleien. um ).slaughtering, sacrificing. and eating one of the Cyclops ' sheepc( gehe, hat im Text keinen ROckhalt. Auch seine Behauptung: »We can be certain that Odysseus lights the fire in order to cook and eat the sacrifical victim. [... ] The suggestion I... ] that Odysseus offers a burnt ofTering of chcese. is highly improbable(( (NEWTON 11982) 140 Anm 11) kann nicht überzeugen . Das Verbrennen stellt bei festen Speisen die gangige Opferpraxi s dar. die

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hen, auch unter außergewöhnl ichen Umständen an geheili gten Traditionen festzuhalten, dürfte seine Wirkung auf die ))gottnahen« Phäaken nicht verfehlen. Feuer wird später och einmal erwähnt, als der Kyklop bei seiner Heimkehr ein Bündel Holz mitführt, das ihm zur Mahl vorbereitung dienen soll (Horn . Od. 9,233 f: äX901 ü A~ 1 [ ... ]TTo TlöOpmo v). Doch obwohl er tatsächli ch ein Feuer entfacht, kommt es nicht dazu: Als das Ungeheuer d ie Gefahrt en tötet und verschlingt, glei cht er nicht einem spei senden Menschen, sondern einem T ier, das sich mit rohem Fl eisc h begnügt (Horn . Od. 9,292 f.}.19 Während also di e Gäste eigenhändi g ein Feuer entfachen, o hne gebratene Spe isen zu verzehren, verschlingt der Gastgeber Fleisch, ohne sich des Feuers zu bedi enen.2o Dieses Detai l leitet die Umkehrung gewöhnlicher Verhältni sse ein, die den Kyk lopen im folgenden als rohen Unho ld erscheinen läßt.

Das eigentliche Mahl Noch während die GeHihrten spei sen, kehrt der Kyklop mit seiner Herde und dem Brennholz von der Weide zurück. Als er se ine Last krachend zu Boden fallen läßt, niehen die ungebetenen Besucher in den hintersten Winkel der Höhl e, von wo aus sie die Täti gkeiten des Hausherrn beobachten (V. 9,233-236). Dieser treibt seine Tiere in die Höhl e, verschließt den Ei ngang mit einem Felsen und beginnt mi t der Käseerzcugung (V. 9,237-249). sogar bei Wein angewandt werden kann. Siehe STENGEL ( 1910) 178: »Ausgenommen ganz wenige Fä lle [.. .J goß man bei jedem Speiseoprer wiederholte Spenden aur die aur dem Altar brennenden i€pa(1 und ders. ( 1882) 329-332. Ebenso die Scholien zu Hom. Od. 9,23 1: ~vea Se niip lo'!auTES E9Vaa~ €vJ E9Vaa~E v emo TWV TlJpwv. TToAalOV yap leos TC TWU enrapxwv 9VEIV. 19 Ebenso in der Fassung Vergils, der sich stark an Homer orientiert, Verg. Aen. 3,623-627 . Vgl . demgegenOber den Kyklops des Euripides, der das Fleisch nicht nur brät, wie es bei epischen Mählern ilblich ist, sondern einen Teil sogar kocht (Eur. Cycl. 396404). FUr die Zubereitung bedient er sich außer des Feuers verschiedener Werkzeuge, 2. B. eines Kesse ls ( A~ßIlS , V. 392 und V. 399). mehrerer Bratspieße (OßeAoi, V. 393) und eines Messers (~oxaLpa , V. 403). 20 S. auch SCHEIN ( 1970) 7M .: ) Polyphernus' eating his victims raw itselr enhances his barbarisrn ; it is, by Homeric standards, a more savage act than eating them cooked . [ ... j The overall effect of Homer's havi ng Polyphemus eat Odysseus' companions mw l ... ] is 10 sharpen the portrait orhim as S8vage, rnonstruous and lawless.( Für die Vorstellung, sei ne Feinde roh zu versch lingen, verweist er aur Hom. 11. 4,34-36 (Zeus wirft 1-l era vor, sie werde in ihrem Zom erst nachlassen, wenn sie Priamus. seine Kinder und alle Trojaner roh verschlungen habe); Horn. 11. 22 ,34~348 (AchilI wünscht, Hektors Fleisch roh zu essen); Horn 11. 24,2 12f. (Hecuba wünscht. Achjlls Leber zu verlehren).

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5. Exkurs: Antigastmähler

Angaben über die Tätigkeit des Wirts finden sich auch sonst regelmäßig in epischen Gastmahlszenen. Da sie gewöhnlich zwischen der Ekphrasis des Schauplatzes und der direkten Kontaktaufnahme von Gast und Gastgeber stehen, nehmen die Beobachtungen des Odysseus und seiner Begleiter hi er den aus anderen Gastmahlszenen bekannten Platz ein. Die Flucht der Fremden in den Hintergrund führt dazu, daß die Beschreibung der Tätigkeiten wie in regulären Mahlszenen - stattfinden kann, ohne daß der Gastgeber se ine Beobachter wahrnimmt. Erst nachdem er seine Tätigkeit beendet hat, bemerkt er die Besucher (V. 9,250f.). Während sonst in der Odyssee ein Gastgeber, der einen Fremden erspäht, diesen begrüßt, ihm einen Platz bei Tisch anbietet und erst nach dem Mahl Auskünfte über dessen Identität einholt,21 verlangt der Kyklop ohne Willkommensgruß die Enthüllung ihrer Identität, ihrer Herkunft und ihrer Beschäftigung (Horn. Od. 9,252-255). 22 Der erste Teil der Frage weist Parallelen zu den Erkundigungen auf, welche Gastgeber nach dem Mahl einholen. Dazu gehören nicht nur die Reihenfolge der Fragen (Person, Herkunft, Beschäftigung), sondern auch Parall elen in der Wortwahl. Die Fortftihrung Horn. Od. 9,253-255, die VOll SCHWA RTZ (1956) als Einfalschung betrachtet wird,2J läßt jedoch Unterschi ede zu gewöhnlichen Bewirtungsszenen erkennen: Während sonst die Fragen mehrfach mit dem neutralen Nachsatz ou I1EV yap Ti OE TTE~6v 6iol1at Ev8aö' iKEo8m schl ießen, zieht der Kyklop die Möglichkeit in Betracht, daß es sich bei den Besuchern um plün24 dernde Räuber handle. Tatsächli ch bietet die Situation - Odysseus und 21 Dieser Brauch findet sich schon in der Il ias, vgl. die Bellerophongeschichte, wo der König von Lykien seinen Gast erst am zehnten Tag der Be wirtung nach seiner Botschaft fragt, Horn. 11. 6, 175· 177 , w ird aber erst in der Odyssee im Rahmen einer Gastmahl szene dargestellt (s. z.B. das Versprechen des Menelaos, seinen Gast erst nach dem Mahl zu be· fragen , Horn. Od. 4,60·62). 22 S. dazu NESTLE (1942) 58. 23 S. z.B. die Ausgabe von SOIWARTL ( 1956). Vgl. dagegen VON DER MUEIH. L

( 1962).

24 Horn. Od . 9,253·255: il TL KOTO: lTpi};L\,1 ii llo,+,ISiwS O),Oh1l09E / oTa TE ),IlTaTi')pES um;p Ö),O. Toi T' O>"6wVTOL / I.fIUXaS TTop9EIlEVOL, KOICOV ah),oSOlT01OL q>EPOVTES. Dieselbe Frage stellt auch Nestor seinen Gasten Telemach und Mento r (Horn . Od. 3,72·74); allerdings erst nach einer fonnvollende ten Bewirtung, die sei n Wohlwollen hervorhebt. Der Kyklop dagegen äußert sie unmittclbar beim Zusam· mentreffen mit den Besuchem, ohne ei n Zeiehen des guten Willens vorauszuschicken. das d ie Frage abmi ldert. Auf d ie grundlegenden Unterschicde zwischen beiden Szenen verweist HEUBECK ( 198 1) zu V. 3,7 1·74 und fol gert : ~) La domanda perde parte della for· za che ha nellibro IX se trallata solo come fonnu la d'uso: la Polifemo ha a che fare con una ballda d i inlrus i che egli trova nascosti nella sua dimora.« Schon Aristarc h hält den

5. Exkurs: Anligaslmähler

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se ine Begleiter haben gerade ihr Mahl mit dem Käse des Kyklopen beendet - Anhaltspunkte tUr diese Hypothese. Ein Verdacht allein entschuldigt nach dem geltenden Gastrecht frei lich noch keinen unfreundlichen Empfang des Fremden. Die einschlägige Parallele bietet erneut die Ankunft des Odysseus bei den Phäaken , bei der er zunächst, da er die von Nausikaa überreichten Kleider trägt, in üblen Verdacht geraten könnte. Dennoch entschließen sich Alkinoos und Arete nach einer Ermahnung durch einen älteren Mahlteilnehmer, den Fremden zu bewirten, ohne Klarheit über seine Identität und sein Schicksal zu besitzen. l i Erneut wird also das korrekte Verhalten des Publikums mit dem - trotz des ungewöhnlichen Verhaltens der Gäste - regelwidrigen Auftreten des Unho ldes konfrontiert . Obwoh l die Frage also zu einem tUr die Odyssee unpassenden Zeitpunkt gestell! wird und der Kyklop den Gefli.hrten großen Schrecken einflößt (V. 9,256f.), zögert Odysseus nicht, sie zu beantworten. Anders als die späteren Lügengeschichten, welche er se inen Angehörigen nach der Rückkehr erzählt, entspricht die Rede an Po lyphem der Wahrheit, auch wenn Odysseus nur die Herkunft aus Troja, die Verbundenheit mit Agamemnon und die von Zeus verhängte Irrfahrt summarisch erwähnt, ohne sei nen eigenen Namen prei szugeben. Es schließt sich eine (verbale) Hikesie an , wie sie auch sonst Fremde gegenüber einem Wirt vorbringen. Neben der Bewirtung bittet Odysseus zuglei ch um ein Gastgeschenk. Konkrete Wünsche erscheinen sonst in homeri schen Bewirtungsszenen nur ausnahmsweise zu Begi nn, Z.B. wenn Priamos Achill unmittelbar nach ihrem Zusammentreffen, bei dem er keinerlei Bewirtung anstrebt, um die Herausgabe von Hektors Leichnam bittet ( Horn . 11. 24,50 1-506). In den anderen Gastmahlszenen äußern die Ankömmlinge hingegen allenfall s eine allgemeine Bitte, während sie konkrete Anliegen auf das Gespräch nach dem Mahl versc hieben . Die einzige Ausnahme bildet neben dem Kyklopenabenteuer di e Ankunft des Odysseus bei den Phäaken: Scho n in seiner H ikesic vor A rete und Alkinoos und lange vor der Nen nung seines Namens fleht der Fremdling nicht nur um Bewirtung, sondern um rasches Gelei t in die Heimat ( Horn. Od. 7, 15 1f.). Uinweis auf d ie Secrauber aus dem Munde Nestors fnr unpassender als aus dem Munde Po lyphems. Vgl. dagegen aber Arislophanes von BY13nz. zitien bei AUCK ( 1848) 19 Anm. 28. Die Frage erscheint SOlist nur noch in h. Ap. 452-455 (Begegnung mit den kretischen Schiffern). 25 Erst nachde m Odysseus gespei st hat. erkundigt sich Mete nach der Herkunft der Kleider. Hom. 0<1. 7.237-239.

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5. Exkurs: AntigastmAhkr

Auch in diesem Punkt findet sich also eine Parallele zwischen der Rah menhandlung und der Abenteuererzählung. 26 Während sich jedoch die Phäaken weitgehend freundlich verhalten und den Gast in aller Form aufnehmen, reagiert der Kyklop mit einer Zurechtweisung. Diese bezieht sich weder auf das Anliegen der Besucher als solches, noch auf den ungewöhnlichen Zeitpunkt der Bitte, sondern ausschließlich auf die Aufforderung, die Götter als Schützer des Gastrechts zu respektieren . Odysseus müsse töricht oder von sehr weit her gekommen sein, wenn er Furcht oder Ehrerbietung vor den Himmlischen fordere, da sich doch die Kyklopen weder um Zeus noch um die anderen Gölter kümmerten (V . 9,273-277). Oaran schließt sich eine Drohung an: Er werde weder Odysseus noch dessen Gefährten verschonen, wenn ihm sein Sinn nicht danach stehe. 27 Damit bestätigt er die Andeutungen über den frevelhaften Charakter der Kyklopen, mit denen Odysseus seinen Bericht eingeleitet haue. Obwohl das Ungeheuer seine bösen Absichten bereits offen zu erkennen gegeben hat, erkundigt es sich nach dem Verbleib des Schiffes. Doch der als vftmos eingeschätzte Besucher weiß, wie er die drohende Gefahr abwenden kann : Hatte er zuvor eine wahrheitsgemäße Auskunft erteilt, so ersinnt er jetzt eine LOgenerzählung und versichert dem Ungeheuer, das Schiff sei längst zerschmettert und die übrige Mannschaft dabei ums Leben gekommen (Horn. Od. 9,283-286). Die Frage nach dem Ort der Landung und den Begleitern sowie die bereitwillige Antwort weisen Parallelen zu den ErLählungen nach dem Mahl in gewöhnlichen Gastmahlszenen auf, in denen der Besucher den Wissensdurst des Gastgebers stillt, und dadurch das beiderseitige Wohlwollen festigt. Der Kyklop geht dagegen ohne Erw iderung zum Angriff über, dem 26 Eine weitere Parallele ensteht dadurch. daß der Oille um eine Gabe cin - wenn auch in Abwesenheit des Gastgebers abgehaltenes - Mahl vorausgegangen ist (Hom. Od. 9.231 f.), ganz wie auch sonst bei Homer erst der Schmaus und später die Übergabe eines Geschenks erfolgt. S. dazu oben S. l06f. 27 Die Anklänge in den Fonnulienmgen ~E eEoVo; dAEOt Ti 5EI5i~EV Ti aAEaaeol (V. 9.274) - Ei uit 9vu6s UE KEAEUoI (V. 9.278) verdeutl ichen den selbstherrlichen C harakter des Kyklo pen, de r das eigene Gutdflnken an die Stelle des geheiligten Gastrechts setzt. NESTLE ( 1942) 62f. sicht dagegen eine Parallele zu den Helden der lIias, besonders zu Achil1 (in der Begegnung mit Lykaon. Hom. 11. 21.64-1 19). der sich ebenfalls nur von seinem 9vu6s leiten lasse. Dabei ist allerdings zu beachten. daß es sich nicht um eine Gastmahl-. sondern um eine Kampfszene handelt. so daß die beiden Fälle nicht direkt vergleichbar sind. Vor allem aber zürnt der Kyklop über die Anrufung der Götter. während Achill Lykaon aus Rache ftlr Patroklos tötet und sich auch durch ein Lösegeld nicht abhalten läßt. Hom. 11. 2 1.99: ur, UOLönoLva nupouoKEO ~1"J5 ' ay6pEvE.

5. Exkurs: Antigastmähler

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zwei Geflihrten zum Opfer fallen. 28 Die wortlose Attacke, wie wir sie hier finden , erscheint sonst in homerischen Gastmahlszenen nicht. Ein vergleichbares Detail setzt erst Ovid in der Sch lacht zwischen Perseus und Phineus sow ie zwischen Lapithen und Kentauren ein ,29 allerdings ohne nähere Bezüge zum Kyklopenabenteuer herzustellen. Der Angriff des Kyklopen entspricht nicht einem Kampf zw ischen gleichstarken Partnern: Das Ungeheuer packt se ine Opfer, zerschmettert sie am Boden, zerteilt die Körper und versch lingt sie. Die Darstellung dieses Vorgangs zeigt zum ersten Mal die filr alle späteren Antigastmähler charakteristische Verknüpfung zwischen Morden und Speisen. Das Detail des auf den Boden spritzenden Hirns erscheint sonst nirgends in homerischen Mahlbeschreibungen, selbst dann nicht, wenn wirkliche Sch lachtungen von Tieren dargestellt werden. Größere Tiere werden gewöhn lich durch einen Hieb mit der Axt getötet, kleinere, wie das von Eumaios eilig herbeigeholte Schwein, durch einen Schlag mit einem Holzscheit. 3o Injedem Fall wird der Tod ohne Deformierung des Körpers herbeigefilhrt. Entsprechend vergleicht der Dichter die Ermordung der Gefahrten auch nicht mit der Schlachtung von Rindern, wie sie Menschen verzehren, sondern mit der Tötung junger Hunde, al so von Tieren, die nicht zum Verzehr, sondern aus anderen Gründen erschlagen werden.)1 Schon dieses in den homerischen Epen einzigartige Bild ze igt den sini stren Charakter des Mordes: Der Ky28 NEWTON (1982) 140 nimmt an, daß »)Polyphemus is [... ] devouring six. of Odysseus' men in retaliation far the offenee«. die diese begangen hätten, als sie ungefragt von den Vorräten des Kyklopen aßen. Von einer direkten Vergehungsmaßnahme ist im Tex.t jedoch nicht die Rede. Zwar erwähnt Polyphem in seiner Frage an die Fremden die Möglichkeit, daß es sich um Räuber handelt, greift den Gedanken aber in der weiteren Konversation nicht mehr auf und läßt auch nicht erkennen, daß er das Fehlen der Käsestilcke bemerkt. Als Odysseus auf die Sellts" der Gastfreundschaft verweist (Hom. Od. 9,267f.). lehnt der Kyklop diese Forderung nicht deshalb ab, weil die Besucher zuerst gegen das Gastrecht verstoßen häuen, sondem weil er grundsirzlich nicht den Göttem, sondem nur seinem ßvIl6S" verpnichtet sei. Die Betonung liegt al so auf der vermeintlichen Autonomie des Ungeheuers, das sich weder von rechtskonformem noch von abweichendem Verhai· ten beeinnussen lassen will. Die von NEWTON angenommene Situation findet sich dagegen im Kyklops des Euripides, wo Polyphem die vom Silen preisgegebenen und zum Abtransport bereitstehenden Vorräte entdeckt und die fäl schlich als Räuber beschuldigten Fremden sogleich verspeisen will, Eur. eyd . 222-246. 29 S. Ov. met. 5.30-33: ilIe nihil contra. sed [... ] hastam [... ] in Pe1'$ea misil; Ov. met. 12,232-234 : ilIe nihil COnfra [... ] sed villdicis ora protervis I jTL~equ;rur maniblls. 30 Horn. Od. 14,425f. S. zur Schlachtmethode STENGEL ( 1910) 114. 31 Hom. Od. 9,289f.: oVv SE SUw IlOP\fIOS WS" TE ow)..aKOS" TTOTI yalD / KOTTT·· EKS' E YKEqla)..~ XOIl6:StS" piE, SEÜE SE yaiav.

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5. Exkurs: Antigastmllhlcr

klop bleibt nicht bei se iner üblichen Nahrung aus Milch und Käse (V. 9,219-223), sondern macht sich über eine ihm ni cht zukommende Beute her.n Während die Fonn der Tötung selbst keine Parallelen in regulären Schlachtszenen besitzt, wird das den Boden besudelnde Hirn gelegentlich in der lIias erwähnt, wo ein Kämpfer durch einen verheerenden Schwerthieb auf den Kopf zu Tode kommt oder dem Feind ein solcher Tod gewünscht wird.33 Anders als in der IIias steht das Detail in der Kyklopenszene jedoch nicht am Ende eines Gefechts, sondern einer unvennittelten Aggression. Dazu passen die Drohungen, welche Polyphem nach seiner Blendung durch Odysseu s ausstößt: Wenn er diesen zu fassen bekomme, so wolle er ihn am Boden zerschmettern, so daß sein Hirn hierhin und dorthin spritze. Dies werde ihm Erleichterung in seinem Zorn verschaffen. 34 Die frevelhafte Gesinnung des Kyklopen zeigt sich also nicht nur in der Mißachtung gött lichen Rechts, wie er sie selbst von Anfang an offen einräumt, sondern wird vom Dichter zuglei ch in Form von Anspielungen auf iliadisehe Kampfszenen und Metaphern aus dem Tierreich verdeutlicht. Diese Tendenz wird auch in der Darste llung des Speisevorgangs sichtbar: der Kyklop zerschneidet die Körper der Getöteten und bereitet daraus ein Mahl. 35 Diese Handlung ähnelt oberflächli ch den bekannten Schilderungen eines Schlachtfestes: Ein getötetes Tier wird mit Hilfe von Werkzeugen zerlegt, bevor man es weiterverarbeitet. Während jedoch bei einer regulären Schlachtung die sorgfaltige Auswahl und Zubereitung der Stücke eine

32 Bei Euri pides hingegen gehört Fleisch zur gewöhnlichen Nahrung des Kyklopen: Außer Hirschen und Löwen hai er nach eigener Aussage schon frilher Menschenneisch verzehrt, wie die Kyklopen insgesamt als ),Menschentöter(( erscheinen, Eur. Cycl. 247249 : WS: b:rrAEWS YE SalTos El~ ' OpEOKOov' I ÖAIS AEOVTWV EOTi ~Ol eOI VW~E Vctl l EACUPWV Te. XPOVI0S: S' ei~ ' an' aVepC;JlTWV ßopÖS , vgl. Eur. Cycl. 22: KliKAwnES r·..1aVSPOKTOVOI. 33 Horn. 11. 3,299-30 1 (die Männer beten vor dem Zwei kampf des Paris und des Menelaos, daß den EidbrOchigcn und ihren Kindern ))das Hirn wie Wein zu Boden flie ßen(( möge); 17.297 (Tod des Hippolhoos), vgl. in der Odyssee die Weissagung der Alhcne, daß mancher (der Freier) mit Blut und Gehirn den Boden besudeln werde ( Horn. Od. 13,395). 34 Horn. Od. 9,458-460. Vgl. die Begegnung des als Bettler verkleideten Odysseus mit Melanthios. dessen Spott ähnliche Rachegedanken bei dem Heimkehrer auslöst (Horn. Od. 17,235-239). Anders als der Kyklop vermag er den Zorn jedoch zu zügeln und die Tötung seiner Gegner sorgflUlig zu planen. 35 Horn. Od . 9,29 1: ToVS SE SIO !JEAElOTI TQ!Je.:.W o n AioOQTO Mpn ov.

5. Exkurs: Antigastmähler

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wichtige Ro lle spieltJ6 - nur einen bestimmten Anteil behalten die Teilnehmer flir sich selbst, während ei n anderer nach einem festen Ritual fUr die Götter verbrannt wird J7 - erfolgt beim Kyklopen weder das Zerschneiden KOTO lJoipov, noch macht er sich die Mühe, das Fleisch zu braten, obwohl er Feuer besitzt (V. 9,308: nDp aVEKOlE) Das Detail wiederholt sich später beim Mahl der Freier, als diese, von Athene zu irrem Gelächter getrieben, damit beginnen, blutiges, d.h. rohes Fleisch zu verzehren ( Horn . Od. 20,348: olIJoq>6pVKTO 5E 5n KPEO no8lov). Unmittelbar darauf folgt die prophetische Rede des Theok lymenos, der das schreckliche Ende der Freier vorhersieht (Horn. Od. 20,35 1-357). Das Detail, das das Verhalten Polyphems mit dem der Freier verknüpft, steht also in heiden Fä llen in Zusammenhang mit einem grausigen Betragen, dessen Bestrafung durch Odysseus bevorsteht. Bei seinem Fraß stürzt sich der Riese auf seine Opfer »wie ein sich im Gebirge ernährender Löwe« (V. 9,292f.). 38 Auch hier zeigt sich se ine Ro36 S. Horn. Cd. 3,456r. (Opfer des Nestor und seiner Söhne): Eil:: lJ'lP10 TCII.lVOV I

lT(IVTO KOTO lJoipOV. 37 Besonders ausftlhrlich wird dieser Vorgang in O pfermählem beschrieben (vgl. Horn. 11. 1,460-466; Horn. Od. 3.456-463 u.ö), e ine Gabe an die Göller ist jedoch, wie das Verhalten des Eumaios (s. Horn. Od. 14,427-436) und vor allem das unmittelbar vorausgegangene Käseopfer des Cdysseus und seiner Gefährten zeigt, auch bei profanen Mahlzeiten üblich. Wie fest die Spenden mit dem Mahl verbunden sind, zeigt die Schlachtung der Heliosrinder. bei der die Gefährten aus Mangel an Gerste und Wein mit Bl!!nem und Wasser das Ritual vollziehen (Horn. Od. 12,356-363). 38 Der Vergleich mit einem Löwen wird in der Odyssee sonst nur ftlr Odysseus selbst (V. 4.335-340 = 17, 127-131 ; 6, 130- 136; 22,402-406) und Penelope verwendet (V . 4 ,79 1793), wobei dem Leser stets eine spezifi sche Situation vor Augen geruhrt und die besonderen Merkmale des Tieres hervorgehoben werden. Es handelt sich um einen starken löwen, der die Jungen einer ~I irschkuh zerreißt, bzw. ein selbstbewußtcs, jedoch in Not geratenes T ier, dos aus Hunger die Schafberden angreift oder um ei nen schrecklich anzuschenden, blutbefleckten Löwen, der ein Rind gerissen haI . Auch Penelope wird konkret mit einem in die Enge getriebenen, auf Rcttung sinncnden Löwen verglichen. Solche nä· heren Bestimmungen fehlen im Löwenglcichnis der Kyklopenszene: » Dcvoid ofstrength, pride and courage this lion si mply gorges hirnself on the prey.« MAGRATII ( 1986) 208. Anders al s in dem sprachlich gallz ähnlich gehaltcnen Vergleich dcs Odysseus mit einem Rinder, Schafe und Hirsche reißenden Löwen vermeidet der Dichter hier also jeden Kommentar, der von dem blutigen Angriff ablenken oder ihn gar rechtfertigen könnte, vgl. Horn. Od. 6.130-133 (Ober Odysseus): ß~ 5 i~e\l WS- TE AEWV OpeoiTpo
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5. Exkurs: AntigastmAh1er

he it nicht nur in der Wahl einer unangemessenen Beute, sondern auch in deren barbarischem Verzehr, der durch Gleichni sse aus der Tierwelt illu~ striert wird . Anschließend nimmt der Riese »ungemischte« Milch zu sich (V . 9,297). Die Erwähnung des Getränks nach den festen Spe isen entspricht äußerli ch den Gepnogenheiten in regulären Gastmahl szenen, doch verwendet der homerische Dichter das Epitheton ÖKpJ1TOC; sonst nur ftir Wasser oder Wein, z. B. im Zusammenhang mit Opferspenden, die ftir die Götter au sge~ gossen werden.19 Doch bi ldet die Milch nicht einfach einen auf das Hirten~ dasein des Kyklopen abgestimmten Ersatz für den sonst üblichen Wein, so wie z. B. im Fall des Sauhirten Eumaios das gebratene Schwein die ge· bräuchlichere Zubereitung von Rindern ersetzt. Denn während bei Eumaios die verwendeten Gegenstände zwar ländli che ZUge aufwei sen , sonst aber im Sinne traditi oneller Gastfreundschaft eingesetzt werden, deutet sich in dem Attribut ÖKPTlTOC; eine Abweichung an. Dieses erscheint zwar sonst als nähere Bestimmung von oivoc;. bezeichnet aber nur Wein, der vor dem Genuß mit Wasser versetzt werden muß, bis das richtige Mi schungsverhält· ni s erreicht ist. 40 Das von den Kommentatoren zuweilen als »dunkel« kriti· 41 sierte Epitheton rUckt die Milch des Kykl open also einerseits in die Nähe durc h e ine detailliertere Darstellung des Speisevorgllngs, die sich weniger aur den Anblick des Kyklopen. als aur den der getöteten Gefllhrten konzentriert. Verg. Aen. 3,626f.: Vidi atro cum membraflllcmia tabo I manderet et tepidi rremerent Slib denriblls artllS. 39 S. Horn. 11 2,340f. (Nestor beklagt, daß Beratung und Beschlüsse der Männer, ungemischte Trankspenden [ono v&o i 6tcpn T0 1) und Handsch llge im Feuer zu vergehen drohen); Horn. 11 . 4.1 55-159 (Agamemnon weist darauf hin, daß der Eid, das [dabei) vergossene Blut der Schafböcke, die ungemischten Trankspenden und die HandschlAge keineswegs nichtig seien, auch wenn die Troer die Vereinbarungen ))m;t Foßen getreten!! hätten); Horn. Od. 2,34 1 (Wein in der Vorratskammer des Odysseus); Horn. 0<1. 24,73 (Agamemnons Seele erinnen Achill in der Unterwelt an sein Begräbnis, bei dem ungemischter Wein und SalbOl Uber die Knochen gegeben wurden). 40 S. z.B. Horn. 0<1. 2,341 , wo mit 6KpnTOV (... ) n OTo v der ungemischte Wein bezeichnet wird, der in den Vorratskammern des O
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des übl ichen Weins, impli ziert jedoch zugleich einen unmäßigen Gebrauch desselben. Die hier erkennbare Tendenz des gierigen Kyklopen, sei ne Getränke ungemischt zu sich zu nehmen , motiviert die spätere Unbedenk li ch42 keit be im Genuß des starken, ebenfalls unverdünnten Weins des Maron. Deutlich zeigt sich der grobschlächtige Charakter auch bei der im Vergle ich zu regulären homerischen Mahl szenen ausfUhrlich gesch ilderten Wirkung des Fraßes: Während sonst nur die Sättigung in einem Formelvers knapp vermerkt wird,43 liegt der Kyklop nach dem Schmaus mitten unter dem Vieh und versinkt in Schlar:~4 Dieser barbarische Zug erfahrt im dritten Schmaus des Ungeheuers ei ne Steigerung. Während der zweite Verzehr von Gerahrten am nächsten Morgen nur knapp erwähnt wird (V. 9,311 ), bietet Odysseus dem Kyklopen bei der darauf folgenden ~A bendmahl zei t (, bei der er erneut zwei Opfer erschl agen hat - der Vorgang wi rd nicht im einze lnen wiederholt - einen Becher voll We in an, den er als Trankspende fUr den Riesen gerettet habe (V. 9,347_350).45 Schon äußerlich ze igt sich hier die Umkehr üblicher Gepflogenheiten: Nicht der Gastgeber bewirtet die Fremden, sondern die Fremden müssen dem Gastgeber unter Verlust des eigenen Lebens Speise und Trank

>unmixed mi tk( wh ich he drank tater on, after supper.« Betrachtet man dic Fonnutierung im Kontext der epischen Gastm!hter, SO muß beachtet werden, daß nicht nur das Attribut. sondern vor allem das Getränk selbst die Aufmerksamkeit des Lesers erregt. der in einem typischen Mahl nicht die Erwähnung von Milch. sondern von Wein erwartet. Durch die Wahl des Epithetons bestät igt der Dichter die Vemutung des Lesers und weist gleichzei tig auf das ungewöhnliche Verhalten Potyphems hin. Daneben stellt er eine Parallele zu dem späteren ungestümen Wcingenuß des Kyklopen her. der ihn betrunken zusammenbrechen I!ißt. Auf diese Beziehung verweist HEUßECK ( 1983) V. 9.297: ))sopranutto si preannuncia il molo che piu tardi avra 1' 6:"'PflTO'i olvos ()vino puro().« S. auch SOIEIN ( 1970) 73-83. 42 Euripides greift die Erwähnung der ungemischten Milch auf und deutet sie auf seine Weise, wenn er Polyphcm Schaf· und Kuhmilch mischen läßt, s. den Dialog des Kyklopen mit dcm Chor der Satym, Eur. Cyc1. 216·21 8: Ku· ~ KaI yaAa"'TOo; eiOL "'paTflpES rrAEY : I Xo· (.'xrr' EKTTLEIV YE 0 ', ijv BEAUS. ö hOV rriBov. I Ku· I-InhELOV ~EI OV I-IEI-lIYI-IEVOV: Man beaehte die Anspielung auf die Gewohnheit des Kyklopen. große Mengen von Getränken zu sich zu nehmen (Eur. Cycl . 217). 43 AliTap iTTEi rrOO1OS KaI iSrl"ruos E~ lpov EVTO. s. HOI1l. Od. 3,67 u.O. dazu oben

n

S. 841.

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44 Horn. Od. 9,296-298: a \lTIlp Erre\ KVKAw\fI I-IEyahflv El-lrrhnOaTo vn5Vv I CrvSpOI-IEa "'pE' lSwv Kai (rr ' aKpflTov yaha rrivwv, I KElT· l VToo6' aVTpolO Ta· vuooaUEvos Sill unAwv. 45 Diese Szene ist in der antiken Kunst h!ufig dargestellt worden. Vgl. die sog. ))Wcinreichungsgruppe« aus Baiae. dazu HIMM ELMANN ( 1996) Tafeln 4a und 4b.

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5. Exkurs: AntigastmAhler

li efern. Der Anschluß an reguläre Gastmahlszenen wird nur dadurch gewahrt, daß hier wie dort der Wein erst nach den Speisen ersche int. Die Verkehrung der regulären Bewirtung wird offen von Odysseus angesprochen, wenn er dem Riesen unerträgli ches Wüten (V. 9,350), frevelhafte Gesinnung (V. 9,351 f.) und Verstoß gegen die Tradition vorw irft,46 so daß ihn wohl kein Sterb li cher mehr aufsuchen werde (V. 9,35 1_353).47 Anders als die Berufung auf die Götter in der Begrüßungsrede veran lassen diese Beschuldigungen den Kyklopen nicht zu einer tadelnden Bemerkung - ein weiteres Indiz für seine Hybris, die nicht Vorwürfe, sondern die Erwähnung der Götter als Provokation betrachtet. Polyphem greift daher, ohne auf die Anschu ldi gungen einzugehen, zu dem dargebotenen Becher, leert ihn und bittet soglei ch um einen zweiten Trank, da dieser Wein den des Kyklopen48 landes bei weitem übenreffe . Indem er Odysseus als rrp6q>pwv (V. 9,355) bezeichnet, suggerien er ein freundliches Gespräch, das er mit der Frage nach der Identität des Gastes verbindet. 49 Auch in regulären odysse ischen Gastmählern stellt der Win erst spät die Frage nach dem Namen eines Fremden. Dabei bezwingt er seine Neugier, bis der Besucher gesättigt ist, so daß die anschli eßenden Erzählungen, die auch die Enthüllung der Identi tät umfassen, geradezu als Gegengabe für eine freu ndliche Aufnahme betrachtet werden kön nen.5o In der Kyklopenszene hingegen erbringt nicht der Wirt eine Vorleistung, aufweiche der Frem46 NESTLE (1942) 64 nimmt an, daß die Worte des Patroklos Horn. 11. 16.21-45 das strukturel1e Vorbi ld ftir die Schmährede bilden. 47 EISENBERGER (1973) 138 bezeichnet die letzte Beschuldigung als Ausdruck eines typi sch griechischen Empfindens: ») Hier wird also {. .. } das Verhalten des Unholds nach griechischen Maßstäben beurteilt, so als mUßte Polyphem Wen darauflegen . mensch liche Besucher zu empfangen.« Vor al1ern aber liegt in den Wonen des Odysseus eine versteckte Drohung: Seine abschreckende Wirkung kann das grausame Verhal ten des Ungeheuers nur dann entfalten, wenn es Überlebende gibt, die davon berichten können . Die nach EtSENBERGER ( 1973) 138 )~igenartigen « Vorhaltungen, mit denen Odysseus dem Ungeheuer den Becher reicht, deuten auf die Flucht hin , die durch den Wein erst emlöglicht wird . Sie fu gen sich daher gut in den Kontext ein. 48 Horn. Od. 9.355-359: 50s ]JOLht TTP6
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5. Exkurs: Antigastmil.hler

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de antwortet, sondern der Gast so ll zusätzlich zu der Gabe des Weins auch seine Identität prei sgeben , obwoh l er eben Drohungen und Angriffe des Wirtes erduldet hat. Um ihn dennoch zu einer Selbstvorstellung zu bewegen , verspricht der Kyklop, ihm ein Gastgeschenk zu überreichen. Eine solche Zusage findet sich in den übrigen Gastmahlszenen nicht. Bei Homer wird dem abreisenden Gast eine Gabe überreicht, um ihn des dauerhaften Wohlwollens se ines Wirtes zu versichern. Sie festigt eine bestehende SI Freundschaft und ist daher nicht an Bedingungen geknüpft. Odysseus folgt der Bitte und stellt sich als OUTt) (»N iemand«) vor (Horn . Od. 9,364_367),Sl wobei er die vom Kyklopen hergestellte Verbindung zw ischen Identifizierung und Gastgeschenk aufnimmt: KVKAWI.jI. Eipe.ngs 365

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Die Verheimlichung der eigenen Identität findet sich in regulären homerischen Gastmah lszenen nur bei den Irrfahrten und der Heimkehr des Odysseus. In der vorliegenden Szene handelt es sich jedoch nicht nur um ein sch lichtes Pseudonym, sondern zugleich um eine Angabe, die den Kyklopen später beim Hilferuf an se ine Artgenossen teuer zu stehen kommen wird.SJ 51 Als Freundschaflszeichen können solche Gastgesehenke auch in anderen Szenentypen eine wichtige Rolle übernehmen , s. die Begegnung zwi schen Diomedes und Glaukos, ~I om . 11. 6,215-22 1, dazu FORNARO (1992) und MAFTEI ( 1976). 52 Während sich die Blendung e ines einliugigen Ungeheuers durch einen listigen menschlichen Helden, der sich so se lbst befreit, auch in den Märchen anderer Völker findet. erscheint die Verknüpfung mit der Frage nach dem Namen nur in der Odyssee. Nach PAGE handelt es sich um eine originäre Leistung des homerischen Dichters. welcher zwei unabhtlngige Sagen verschmolzen habe. S. PAGE (1955) I-20. bes. 3: »There is a bas ic story of Po lyphemus, to ld with some varicty or version, and to this the poet has added incidents from other folk-ta lcs which were wholly independent of 11. « Einwände erhcbt dagegen u.a. BONA ( 1966) 35fT. und 69fT. Eine Zusammenstcllung dcr Volksmärchen im Vergleich mit der homerischen Kyklopenszene bietet GLENN ( 1971) 133 - 181, vgl. auch MONDI ( 1983) 17-38 zum Verhältnis zwischen der Kyklopcndanllellung Homers und Hesiods. 53 Den Namen O\1TtS wi ll ZIEGLER ( 1962) 397 als Anspielung aur den Namen Odysseus auffassen : Die Selbslbezeichnung »bi rgt eine Pointe, die weder die Allen [... ] noch, soviel ich sehe, die modemen Kommentatoren bemerkt haben : daß nlimlich der ralsche Name (... j eigentlich kein falscher Name ist, sondern nur eine das verhängnisvolle Miß-

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5. Exkutr;: Antigastmll.hler

Obwohl der Riese von der drohenden Gefahr nichts ahnt, bietet er ein zyni sches »G astgeschenk« an: Er werde )Oihts< als letzten verzehren (Horn. Od. 9,369f.). Auch hier zeigt sich die Vennischung zwischen ei nem aus dem Umkreis der regulären Bewirtung stammenden Element, der Übergabe ei nes Geschenks, mit dem sonst nur aus Sch lachtszenen bekannten Tötungsvorgang, die rur die späteren Antigastmähler charakteri stisch ist. Auch der Zynismu s des Sprechers, den schon Demetrios hervorhebt,54 gehört zu den Wesensmerkma len der Antigastmähler: Das Gastgeschenk entpuppt sich als Todesdrohung.55 Die Mißachtung aller Regeln des Miteinanders, die sich schon in der e insiedlerischen Lebensweise des Kyklopen ausdrückt, schlägt sich auch in sei ner Rede nieder: Stau den Gast direkt anzusprechen, wie es e in pflichtbewußter Wirt tut, spricht der Riese zu nächst von )OUTIS< wie von e iner dritten Person. Es handelt sich also nicht um eine Verei nbarung unter Gle ichen , sondern um einen persönlichen Beschluß des Kyk lopen,56 den er se i57 nem >Gast< mitteilt. Diese Selbstgerechti gkeit ist mit mangelnder Beherrverständnis hervorrufende Verballhomung des wahren Namens: Odysseus - Utis; vielleicht als Kosename gedacht.(( Dagegen HEUBECK zU V. 9,364-367. 54 Dem. Pen henn. 130: XPJiTOI SE OIiToiS [sc. TOIS XCaplOl1 " O~f"JPOS KO\ npOi;

SEiVWOIV eviOTE KO; l~epOO IV . KO\ TToi~wv epoßepwTEp6S tOTL, I... J womp TO €ni TOÜ aXapLOTOT(lTOU npoowTTou. Tb En i TOÜ KUKAwnos. Tb oliv' OriT/1l tYGJ mJl1GTOIl lOo,..JGI. TOUr 8/ AOmOOr rrpC:novr, Tb TOÜ KVKAc.mos ~EVlOV' cU yap OÜTWS aVTOv €VEIJI'lVE Selvov EK TC:W OAAWV. ÖTOV Mo SElTTvij haipous. ouS' ano TOÜ aupeov ii EK TOÜ ponCaAou, WS EK TOVTOU TOÜ 6:0TElO~ov. Der Einnuß dieses berühmten Dialogs zeigt sich u.a. in der Komödie, vgl. Cratinos fr. 145 K.-A. (Odysseus z.u Polyphem): ", vüv TOOE nleL AOßWV JiS'l. Kai TOÜVOU6: ~ . eu6Vs • • epwTa .

55 Auf e iner (geplanten) Verkehrung einer gastlichen Aufnahme in tödliche Bedrohung rur den Fremden beruht auch die Bel lerophongeschichtc de r lIias (Horn. 11 . 6.155197). Dort finden s ich jedoch weder Spottreden zwischen Gast und Gastgeber, noch zielt der Uriasbrief, den Bellerophon erhält. darauf, einzelne Elemente des traditionellen Empfangs sarkastisch zu verkehren . Vielmehr scheut Proitos, obwohl er Bellerophon als Nebenbuh ler verdächtigt. vor dem Mord am Gastfreund zurück. den er nun auf andere Weise zu besei tigen horn. Der Plan scheitert gerade aufgrund des untadeligen Betragens. das de r Iykische Wirt dem Fremden gegenüber zeigt. indem er sich erst nach beendetem Mahl nach seinem Anliegen erk undigt. 56 Seine venneintliche Autonomie hat der Kyk lop schon vorher zum Ausdruck gebracht. vgl. Hom. Od. 9.277f.: OVÖ' öv EYw [.. .1mepL50i~.,v I OÜTE OEÜ oü6' tT6pwv,

Ei

KEAEVOl . 57 Horn. Od. 9.369r.: Oirnv EYW nV~OTOV l50~OI ~eTa oto' h6:POLOI [... 1TC St TOL !;ELVnlOV fOT OI. Zugleich wendet der Dichter hier zum ersten Mal das Wortspiel mit dem Namen OOTlS (»Niemand(() an. das dem Kyklopen kurz darauf zum Verhäng nis ~r, au~6s ~[

werden soll.

5. Exkurs: Antigastm:Ihler

41 5

sc hung verbunden , so daß das Ungeheuer, sobald di e Wirkung des Wein s eingesetzt hai, betrunken nieders inkt (Horn. Od. 9,37 1-373). Allerdings ist es ni cht nur die wundersame Stärke des Weins, die ihm zum Verhängni s wi rd, da es dreier Bec her bedarf, um den Kyklopen zu fällen. Dies wird im Vergleich mit der Speise der Lotophagen und dem Zaubenrank der Kirke deutli ch, die ihre Wirkung entfa lten, sobald di e Gefähnen nur davon gekostet haben.58 Der Kyklop hingegen wird erst vom Rausch übennannt, als er 59 seiner Gier nachgegeben hat. Die Frage des im Kyk lopenland wachsenden Weins hat den Kommentatoren Rätsel aufgegeben. WAGNER-HASEL (2000) nimmt an, daß Po lyphem keinen Wein kenne, weshalb er arglos in die von Odysseus gestellte Falle tappe.60 Tatsächlich sprich t die Tatsache, daß der Kyklop bei seinem Mahl nur »ungemischte« Milch zu sich nimmt und auch seine Vorräte offenbar nur aus Mi1chprodukten bestehen, fur diese Hypothese.6 1 Andererseits wird »Wein( (oll1os) zweimal ausdrückl ich erwähnt : In der allgemeinen Beschreibung des Ky-

klopenlandes heißt es, daß die Pflanzen dort oh ne Ackerbau wachsen, darunter auch aj..lTTEAOI, a '( TE cpi POUOIII / olvo v eploTocpVAOII, Kai OcplV Ll IOS ÖIJßpOS ai~E I (V. 9,1 10f.). Da diese Aussage sich an hand der Lebensgewohnheiten des milehlrinkenden Polyphem ni cht erhärten läßt, kommt WAGNER- HASEL zu dem Schluß, daß nur ihm allein der Wein als Getränk nicht vertraut sei.62 Diese Ver58 Horn. Od. 9,94f.: ÖS TIS ~wToio ~ayol ~EAI.,BEa lCapTTov. I OOKET' cmaYYE'iÄal TTa~lv TjeEAEv ovBt VEE0601 und Horn. Od. 1O,237f. (Verwandlung der Gefährten durch Kirke. wozu allerdings außer den q)(lp~alCa auch ihr Zauberstab notwendig ist): a VTop eTTEi BWICEV TE lCai llClTlOV. aVTilC' htEITa I paßB~ lTETTA.,yvio lCaTO cruepEololV Hpyw. 59 PRIVITERA (1993) 27 setzt eine dem Wein selbst innewohnende Kraft voraus. die den Kyk lopen zu mehrfachem Trinken veranlasse: ),Chi avveniva il suo profumo desiderava berne, chi ne beveva voleva dell'al tro, chi non [0 mesceva abbondantemente con acqua ne restava avvinto (IX 196-2 11).(( Diese Paraphrase gibt den Text jedoch nur ungenau wieder. Odysseus behauptet nicht, daß der Wein zu ungehemmtem Trinken verfUhre, sondern stellt ledigl ich fest. daß selbst von dem im Verhäl tnis I:20 mit Wasser verdünnten Getränk noch ein ))göttlicherc( Duft ausgehe, der die Enthaltsamkeit )Unangenehm« oV epl~ov (nicht: 6:MVOTOV) mache. Die Verse dienen also dazu, die ungewöhn liche Stärke des Weins zu demonstrieren, wobei sie. wie PRlvrTERA selbst einrtum!, zugleich voraussetzen, daß ein Zecher sehr wohl in der Lage ist, ein geeignetes Mischungsverhältn is herbeizufUhren. 60 S. WAGNER-HASEL (2000) 87 (s. u. Anm . 62). 61 Eindeutig ist die Si tuation im Cyclops des Euripides, wo sich Odysseus beim Si len nach den EmAhrungsgewohnheiten der Kyklopen erkundigt (Eur. eycl. 123f.: OB· Bpo~ iov Bt TTW~ ' lXOUOlV, 6:1-.tTTe~ou p06:S: / .'rl· nlCloTa ). 62 WAGNER-HASEL (2000) 87 »Polyphem trinkt das fUr ihn unbekannte Getränk, das

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5. Exkurs: Antigastm!lhlcr

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mutung widerspricht jedoch der Aussage Polyphems selbst, der Odysseus gegenüber behauptet, auch die Kyklopen besäßen Wein (olvoS), im Vergleich zu dem freilich der Trank des Maron einen Ausfluß von Nektar und Ambrosia darstelle.6J Die Aussage impliziert, daß der Kyklop selbst von dem heimischen »Wei n« gekostet hat, so daß er Vergleiche über dessen Q ualität anstetlen kann. Wenn es sic h so verhält, warum nimmt Polyphem dann aber ausdrücklich nur Milch zu sich, ein Getränk, das von den Gepflogenheiten in epischen Gastmahlszenen aufTallend abweicht, und warum befind en sich o fTenbar keine Weinvorräte in seiner Höhle? Wie läßt sich überdies die seltsame Fonnulierung erklären, daß »das Land« bzw . (»der Weinstock«) »We in trage«? Die zweimal wiederhohe Wendung hat in der Forschung für Di skussionen gesorgt. HEUBECK ( 1968) zu V. 9,IIOf. vertritt die Auffassung, daß olvos hier jedenfatls nicht »Traube« bedeuten könne 64 und daher tatsächlich Wein gemeint sein müsse. Atlerdings sei das in der allgemeinen Beschreibung der Vegetation verwendete 0 '( TE
»E dubbio

se qui debba attribuirsi ai C iclopi la conoscenza d i come si pro-

duce il vino.« Zudem ist fraglich , ob der Relativsatz a( TE
bezeichnenderweise den anderen Kyklopen nicht fremd ist.« Dagegen schließt DE JONG (200 I) 241 : »Although he knows what wine iSt he apparently is not used to drinking it.( 63 Horn. Od. 9,357-359: KOt yop KVkAWTTEOOL q>ipu ~el&upos ä poupa / 01\10V tp l oTa~uAov. Kai oquv ßI~ OIlßpos aE~e l ' / a).).o TOO' aIlßpoaif'J~ KOt VEKTOPOs tOTIV 6.TTOPP~ .

64

( 1962) 524 will sich dagegen nicht sicher auf die Wonbedeutung von oTv~ festlegen, wenn er Ober die Kyklopen bemerkt: »Though they do have wine (ar does 01vov tpIOTaq>u).,ov in I 111 and 358 only mean grapes?) they are nonnally content with milk.« Sonst bezeichnet oTVOS jedoch niemal s Trauben, sondern stets fenne ntiene Getränke, die aus Weintrauben, PalmfrOchten oder anderen Ingredienzien durch Gärung bereitet werden. s. L SJ s.v. 01v~ . STUßBINGS

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5. Exkurs: Antigastm!lhler

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Eine mögl iche Lösung des Problems ergibt sich, wenn man die bisher weni g beachtete Erzähl perspektive der Verse 9. 110f. und 9,357-359 in Betracht zieht. Die heiden auffal lend ähnl ichen Stellen bilden keine Äußerung des )allwissenden< auktori alen Erzählers, sondern gehören jeweils zu ei nem Bericht aus der Figurenperspekt ive: In Vers 9,11Of. informiert Odysseus die Phäaken aus der Rückschau über die Gegebenheiten des Kyklopenlandes, wie er sie wäh rend seines Aufenthal ts wahrgenommen hat . Gerade in bezug auf den ))Weiß((, der von den Rebstökken hervorgebracht werde, und spezie ll dessen Qualität verfügt Odysseus jedoch nicht über eine näher beschriebene eigene Erfa hrung: Weder in der Höhle des Kyklopen noch sonst auf seinem Erkundungsgang ist davon die Rede, daß die GeHihrten Wein kosten oder auch nur vorfinden, und er gehört auch nicht zu den Beutestilcken, die sie bei ihrer Flucht ins Schi ff bringen. Woher Odysseus seine Informationen besitzt. ist also aus der Handlung nicht deutlich erkennbar. Um so auffä lliger ist die e inzige andere Aussage über einhei mischen Wein in V. 9,357359. die ebenfa lls nicht vom auktorialen Erzähler, sondern aus dem Munde des Kyklopen stammt und wörtl iche Entsprech ungen aufwe ist. Von ihm kann Odysseus also seine Kenntnisse bezogen haben, was die fast gleichlautende Form ul ierung nahelegt. 6s Für das Vorhandensei n von Wein im Kyklopenland besi tzen wir a lso nur einen einzigen nachweisbaren Gewährsmann : den Kyklopen selbst. Wie aber ist dessen Behauptung zu bcwerten? Der Akzent in Polyphems Aussage liegt nicht darauf, daß die Kyklopen über Kenntni sse verfügten, die ihnen die Herstell ung von Wein gestattetcn , sondern darauf, daß ~)das Land« mit Hilfe von »Zeus' Regen« ihnen das entsprechende Getränk liefere. das damit gleichsam ohne ihr Zutun bereitsteht. ähn lich wie es auch be i den vielfliltigen Getreidesorten der Fa ll ist. Damit bleiben nur zwei Deutungsmöglichkei ten : Entweder hande lt es sich um wundersame Rebstöcke. welche durch das Wirken der Götter fertigen Wein erzeugen, odcr aber es handelt sich um gewöhnli che Trauben von hoher Qualität, deren Saft Polyphem als ») Wei n« bezeichnet. Gegen die erste Annahme spricht vor allem die Aufzäh lung in den Versen I 09f., in denen die Weinstöcke mi t den verschiedenen wild wachsenden Getreidesorten gleichgeordnet werden, die jeweils keine ferti gen Produkte, sondern nur den Rohstoff für die Nahrung liefern .66 Es gibt also Anzeichen dafür, 65 Vgl. das Attribut tptOTQcpvA~ . das sich bei Homer nur an diesen beiden Stellen findet . 66 Auch d ie Käsevomite des Kyklopen werden nicht von den Göttem fen ig gegeben, sondem mOssen von ihm selbst hergestellt werden. Vgl. auch die Situation bei den Ph!laken : Diese bes itzen zwar, ähnlich wie d ie Kyklopen, von de n Göttern begünstigte Weinreben, müssen die Trauben aber selbst verarbeiten (Horn. Od. 7,122- 125). Die auffiUlige

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5. Exkurs: An tigastmlihler

daß es sich auch bei den Rebstöcken zwar um qualitärvolle, jedoc h keineswegs übernatürliche Pflanzen handelt. Wenn diese Vennutung zutriffi, besäßen wir hier einen weiteren Be leg für die mit Selbstüberschätzung verbundene Naivität des Kyklopen, der durchgehend seine eigene Person und seine Erfah rungen zum Maßstab der Dinge macht: Der Fremdling g ih ihm von Anfang an als Vfl1T10S, den er mil einer plumpen Erkundigung nach sei nem Schiff in die Falle locken kann, und dem er auch in der Frage des Namens keine Verstellung zutraut, so daß er sogar nach seiner Blendung an dem einmal genannten Namen O UTIS fe sthäll. Auch das auffa llige Verhalten des Widders, unter dem sich Odysseus versteckt, kann sich Po lyphem nur so erkl ären, daß das Tier über die Blendung sei nes Herrn betrübt sei (Horn . Od. 9,452f.) . Der Kyk lop wird also vom Dichter als e ine zwar körperlich starke, zugleich aber tÖ· richte, in seinem engen Lebenskreis befangene Figur gezeichnet, was sich unter anderem darin zeigt, das er selbst mit Artgenossen nicht verkehrt. Dazu sti mmt die Fe hleinschätzung des von Odysseus »oivoS"« genan nten Getränks: Indem er dieses unbedenklich in seinen Erfa hrungshorizont einordnet, entgeht dem Kyk lo· pen, daß sich der Wei n nicht nur geschmackl ich, sondern auch seinem Wesen nach von dem ihm bekannten Rebensaft unterscheidet. Das Mißverständnis zeigt sich gerade in der Übernahme des Begri ffs »oTvoS"« , durch den der er das im Kyklopenland vorhandene Produkt mi t dem Wein des Maron qualitativ (wenn auch nicht geschmacklich) auf eine Stufe stel lt.

Trunkenheit wird auch in den lateinischen Antigastmähl ern regelmäßig geschildert, während die Di chter in regul ären Gastmähl ern ni cht nur die Darste llung eines schweren Rauschs, sondern überhaupt von Ausw irkungen des Alkohols vermeiden und sie nur ausnahmswe ise bei negativ besetzten Figuren andeuten.61 Die trunkenen Teilnehmer geraten entweder in Raserei oder verfa ll en in Schlaf, aus dem sie selbst dann ni cht vo ll erwachen, wenn sie verwundet werden.68 Erbrechen als Folge übermäßigen Weingenusses fi n-

Formu lieru ng, daß die Reben »Wein« trUgen, fi ndet sieh in der Phäakenszene jedoch nich!. 67 A. R. 1.472-478 (Idas); Si1. 11,301f. (Festgäste in Capua); vgl. auch das ungestüme Trinken des Bitias, Verg . Acn. 1.738f. Die einzige A usnahme bi ldet der im sechsten Buch der Punica beschriebene Falemus. de r zum Dank fu r seine Gastfreund schaft von Bacchus selbst den nach ihm benannten Wein erhAlt und sich daran berauscht. Dazu oben S. 83 f. 68 Auch die im SchlaftOdlieh getro ffenen lemnischen MAnner erlangen das volle Bewußtsein nicht wieder. selbst wenn sie während des Angri ffs noch einma l aufwachen, vgL d ie Ermordung des Helymus durc h seine Fra u Gorge, Slat. Theb. 5,2 12-2 17: turbidlls in-

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5. Exkurs: Antigaslmllhler

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det sic h dagegen nur in der Kyk lopenszene. Der naturalistische Zug wird dadurch gesteigert, daß das Ungeheuer außer Wein auch Stücke des soeben verzehrten Menschenfleisches ausspeit. 69 Zwei schon fü r sich genommen abstoßende und sonst in regulären Gastmählern selbst bei negat iven Gestalten strikt vermiedene Elemente - der Verzehr von Menschenfleisc h70 und die bis zum körperli chen Unwohlsein gestei gerte Trunkenheit - werden hi er zu einem abschreckenden Bild des Kyk lopen verbunden. Obwohl das Ausspeien von Fleisch und Wein in späteren Antigastmählern nicht aufgegriffen wird, findet sich dort ein verwandtes Detail: Gelegentlich erle idet ein Tei lnehmer eine Kopfverletzung, so daß ihm Blut und Gewebeteile, vermischt mit dem eben genossenen Wein, aus Mund und Nase rinnen. 71 Die Besonderheit der Antigastmähler im Vergle ich zu regulären Schlac hten besteht darin, daß fü r Kriegshandlungen typi sche Wunden mit dem Spe isen in Beziehung gesetzt werden, so daß zwei Sphären, die des friedlichen Mah ls und des bluti gen Kampfs, miteinander verschmelzen (s. u. S. 462-464). Dieses Prinzip ist in der Kyklopenszene vorgebildet, allerdings mit umgekehrten Vorzeichen: Während in den späteren Antigastmäh lem nicht nur Blut, sondern auch Wein aus den Wunden strömt, und so den Kampf mit dem vorhergehenden Mahl verknüpft, wird in der Kyklopenszene der Speisevorgang mit dem Mord an den Gefährten verbunden, deren Überreste der Unhold ausspeit. Die Hil flosigkeit des Riesen ermögli cht den Gefangenen nun den entscheidenden Schritt zu ihrer Befreiung. Nach dem Mord an den ersten beiden Gefährten hatte Odysseus den Gedanken an e inen tätl ichen Angriff verworfen, da der Stein, welcher die Höh le verschließt, nach dem Tod des Ri esen ein unüberw indli ches Hinderni s dargestellt häue (Horn . Od. 9,299305). So bezwingt er seinen Zorn, um einen günsti geren Zeitpunkt Hir den cerlumque oculis vigilantibus hostem I occupat am/Jlex/I {... J. ora supina, / b!lIndll$ lIdhuc oclllisq/le ,remelIs el murm/lre Gorgen l quaerit el indigllo 11011 so/vif bracchia collo. 69 Horn. Od. 9.373f.: cp6pvyo~ S' t~ECOVTO oTvos / l.jIW~oi T' 6:vÖPO~EOI ' 6 ö· epE\iYETo oivoßapEiwv. 70 Fonnen des Kannibali smus erscheinen in den griechischen Mythen mehrfach, z.B. in den Geschichten von Thyest. Tantalos und Lykaon. Diese werden aber in der uns erhaltenen Literatur nur kurz erwähnt und nicht als Gastmahlszcne ausgestaltet, s. z.B. fllr Thyesl die Wcndung ÖEiTT\lO E>UEOTOU (Eur. Or. 1008). fii r Tantalos die den Mythos in Frage stcllende Version Pindars (01. 1,47-52) sowie fLI r Lycaon die Wendungjoeda Lycooniae [... J con vivia mensae (Ov. met . 1, 165). 71 Ov. met. 12,238-240; SIal. Theb. 5,257; vgl auch außerhalb einer Gastmahlszene den Überfall auf das Lager der im Ra usc h liegenden thebanischen W!lchler. Stal. Theb. 10,311·313.

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5. Exkurs: Anligaslmllhler

Ausbruch abzuwarten. Odysseus läßt hier Eigensc haften erkennen, an die er sich später bei se inem Zusammentreffen mit den Freiem erinnern wird.72 Dabe i verweisen die Verse 9,299 und 9,317 durch ihre Wortwahl auf di e Kampf- und Reflex ionsszenen der lIi as,1J auf di e der Dichter auch im folgenden mehrfach anspi elt. Auch hi er begegnet un s die für alle späteren Antigastmähler charakteri stische Verschmelzung von Schlacht- und Gastmahl szene, die sich nicht nur im Kampf se lbst, sondern manchmal schon in der vorhergehenden Bewirtung abzei chnet (s. z. B.unten S. 442 u. ö.). Rachegedanken gegen den Tischgenossen oder gar Angriffe erscheinen in den späteren Antigastmählern mehrfach, z. B. in der Perseus-PhineusSchlacht der Metamorphosen oder beim Männermord der le mni schen Frauen. Nur in der Kyklopen- und der Freiermordszene erstrecken sich di e Vorbereitungen rur den Kampf jedoch über mehrere Tage. Während be i der Rache an den Freiem vor allem die Übernlacht der Feinde die Dauer der Vorbereitungen beeinflußt, spielt in unserer Szene die schwieri ge Lage in der verriegelten Höhle die entscheidende Rolle. Die Bedeutung der Türschwe lle wird auch in regulären Gastmahlszenen immer wieder hervorgehoben, denn hier, wo ein Fremder ausharrt, bis der Gastgeber ihn bemerkt, entscheidet sich auch, ob eine Bewirtung gewährt wird oder nicht. In der Kyklopenszene hingegen symboli siert der Eingang zur Höhle geradezu die Übermacht des Ri esen, der allein den Stein fortbewegen kann .74 Die in den späteren Anti gastmählern häufi ge Verkehrung des Elements »Warten auf der Türschwelle« erscheint hi er zum ersten Mal.

72 S. die mühsa me Selbstbeherrschung des )Ben lers( Odysseus aur seinem Lager in der Vorhalle. Horn. Od. 20,18·21: TiTÄOSI Si}. KpOSin ' KO\ KVVTEPOV äAAo nOT' hÄns, / n~ a TI T~. ÖTE ~Ol ~i v~ aOXET~ nCSIE KVKÄWIf/ I icp8i~ous hapous· OU

6' ETO'>"UOS, Ö
E~6.ya y · E~

a VTpOIO OTOUEVOV 8a vüceat.

73 S. HEUß ECK ( 1983) zu Horn. Od . 9,299·305: »Od isseo coneepisce impulsivamente un piano l ...} ehe corrispondc al la sua natura d i gucrriero; si pensa al1a rcazione di Aehillc al1' ofTesa d i Agamemnone, Horn. 11. L 189-92 (il v. 300 c tratto dal yocabolario delle descrizioni epiche d i bauaglie: cfr. 11 XX I 173, ancora con Achille come soggeuo)« und EISENBERGER ( 1973) 136f.: » Die Fonn ulierung 3 17b erscheint mehrfach fast gleichlau· tend in der Ilias (VI I, 154: cf. auch VII .8 1; XV I, 725), bezieht sich dort aber ausschließ· lieh auf Sieg und Kampf. Der llias gegenOber I.,, ] ist das Feld de r Bewähru ng in der Odyssee entsche idend und konsequent erweitert.«( Zur T rad ition der Re fl exionsdarstel· lung s, VOIGT ( 1934) 27f. 74 Diesen Aspekt erwähnt auch KULLMANN (1990) 42, der dari n e inen Beleg ftI r die gegenObcr der Ilias gesteigerte Bedeutung von Gegenständen in der Odyssee sicht.

5. Exkurs: Anligaslmllhler

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Der Abschnitt nach dem eigentlichen Mahl Um die Flucht zu ermöglichen, entschließt sich Odysseus, den Kyklopen zu blenden. 75 Ein solcher gewaltsamer Ausbruch des Gastes find et sich in keiner regulären Bewirtung: Es ist Pflicht eines guten Wirtes, seinem Besucher die freie Abreise nicht nur zu ermögl ichen, sondern sie ihm auch zu erleichtern . Dies kann durch Ausstattung, Ratschläge oder die Stellung von Begleitern geschehen . Besonders die Phäaken handeln großzügig, da sie Odysseus nicht nur Geschenke überreichen, sondern ihn auch auf ei nem ih rer Schiffe in die Heimat bringen. Einmal mehr zeigt sich hier der Kontrast zwischen den Phäaken und Polyphem, der Odysseus die Heimkehr verwehren und ihn töten will. Das Ge lingen des Fluchtplans ist daher nach Odysseu s' Empfinden vor allem vom Wohlwollen der Götter abhängig (Horn. Od. 9.31 7).16 Den Beistand der Himmlischen verspürt Odysseus auch, a ls es den Gefährten gelingt, den glühenden Sp ieß in das Auge des Kyklopen zu drehen (Horn. Od. 9,38 1: aUTap 8apoo) EVETTVEVOEV j.lEya 8aij.lwv).77 Der Vorgang wird mit zwei Gleichnissen aus der Welt des Handwerks verdeut75 Auch die Vorbereitung des erforderlichen Pfahls geht auf Vorbi lder aus regulären Kampfszenen zurück, dazu EISENßERGER [ 1973} 13 7: »Seine Z ubereitung ist e ine >Hoplopoiie<, die wieder einmal das praktische Können des Odysseus zeigt . Bei einem fenigen Brats pieß, wie er in fast allen Märc henfassungen der Kyklo pengesehichte vorkommt, wäre das nicht möglich.(( SCHEIN ( 1970) 75f. verweist auf die Bedeutung, die dem Olivenho lz in der Odyssee z uko mmt : Nicht nur der Span, mit de m Polyphem geblendet wird, sondern auch der Griff jener Axt, mit de r Odysseus sein Floß baut, besteht a us d ieser Holzan ( Hom. Od. 5,234-36), und mehrfach (am Strand von Scheria, Horn. Od. 5,477 und Ithaka. 13. 116-23) ruht s ich Odysseus unter Oli venbllumen aus oder schmiedet Pläne rur seine Heimkehr (Ho rn. Od. 13,372f.). Nicht zuletzt bi ldet der im Boden eingewurzehe O livenbaum. der ihm als Bettpfosten d ient, das emscheidende Erkennungsmerkmal bei der Wiedervereinigung mit Pene lopc (Horn. Od. 23 , 173-204). »The recurrence o fth is moti f in Book 9 is one link betwcen this book and the rest o f the poem. Odysscus' blinding o f Polyphemus with the oli ve-wood stake is an expression of his idcntity in the same way as arc his skillfu l bu ilding o f the raft. his struggling ashore and to safety in Schcric, his accumu lated wea lth and re lationship to the nymphs in Ithaca, his plouing the sui tors' destruclion with At he ne, and his rö le as Penelopc' s husba nd.« 76 Auf de n gö ttlichen Wi llen verweist auc h der gOnstige Ausgang des Losentscheids, der eben falls ein Vorbi ld in den Kampfszene n der lI ias hat (vgl. Horn . 11. 7, 170- 183). Dazu EISENBERGER ( 1973) 138 und BoNA ( 1966) 82 : Die Auslosung der Geflihnen sei »significa tiva, in quanto ve ngono indicati proprio que lli ehe Odissco si sarebbe see lti: la protezione degli dei e con lui.(( 77 Die Szene ist in der bildenden Kunst der Ant ike o ft dargeste llt worde n, s. d ie Z usammenste llung bei FELLMANN ( 1972) 10-49 und Abb. 1- 12. Zu den berühmtesten Skulpturen z!l.hlt die monumentale Figurengruppe in de r Villa von Sperlonga. s. HtMMELMANN ( 1996) 19-24 und Tafeln 2, 3a und 3b.

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5. Exku rs: Ant;gastmähler

licht: Die Geflihrten gleichen einem Mann, der ein Loch in ei n Schiffsholz • bohrt, das Zischen des brennenden Auges aber erinnert an das Geräusch eines frisch geschmi edeten Werkzeugs, welches zum Abkü hlen in s Wasser getaucht wird (Horn. Od. 9,384-394). Solche Bilder aus der Alltagswelt flir kriegerische Ereignisse kommen in den homerischen Epen häufig vor." Der Vergleich zwischen dem Geräusch, das ein als Waffe gebrauchtes brennendes Holzscheit verursacht, und dem Zischen von in Wasser getauchtem Eisen wird von Ovid in der Lapithen- und Kentaurenschlacht wieder aufgenommen,79 während sich in anderen Antigastmählern nur die Blendung des Gegners ohne ein entsprechendes Bild findet. 8o Nur in der Kyklopenszene fli hrt der Geb lendete überdies aus dem Schlaf auf, und nur hier werden seine Hilferufe und sein Umhertasten ausgemalt. In diesen Abwe ichungen spiegeln sich die unterschiedlichen Interessen der Dichter: Bei der Kyklopenszene handelt es sich um ein mit List bestandenes Abenteuer des TTOAVIlTlTtS '08vaoEvs, der aus takti schen Erwägungen darauf verzichtet, den Gegner zu töten. Auch das Hilfegeschrei und die Versammlung der anderen Riesen ist erforderlich, um die ge lungene List des Odysseus bei der Enthüllun g seines (vermeintlichen) Namens zu verdeutlichen. In den späteren Antigastmählern hingegen werden Personen mit Augen- und Gesichtsverletzungen stets so schwer verwundet, daß sie tot zusammenbrechen, und auch die im Sch laf oder in der Trunkenheit Getroffenen kommen ni cht zu Bewußtsein. BI Hier läßt sich eine Entwicklung feststellen , die von der Kyklopenszene über den 78 S. dazu MOUL TON ( 1974) 38 1-397 und ders. (1977). KRI SCHER ( 197 1) 13- 75. 79 Ov. met 12.275-2 79: vllinere .vangllis inuslllS I lerribilem slridore sonl/m ded il, ul dare ferntm I igne nlbells plerllmque solei. quod fo rcipe cllrva I cllm fabe r edllXil, lacubus demilliI: af iIIud I s fridel ef in fepida submerSIIm s ibilat unda. Lukrez übernimmt das homerische Bild. um den Einsch lag eines Blit7.es in eine Wolke zu verdeutlichen. Lucr. 6 .145- 149. s. dazu jetzt SClI 1NDLER (2000) 113. 80 S. Ov. met. 12,252, wo die Blendung des Celado n mit der Wendung e.rsilillere oelll; ausgedrückt wird. Diese erfolgt jedoch nicht gezielt, sondern ist ein Resultat des verheerenden Schlages auf das Gesicht des Opfers. 8 1 Für Gesichtsverletzungen mit Todesfolge s. O v. met. 5,38-40 (Tod des Rhoetus durch eine Stirnverletzung); Ov. met. 5.56-63 (Tod des Athis durch eine Gesichtsverlet· zung); Ov. met. 5.80-84 (Tod des Erytus du rch eine Gesichtsverletzung); Ov. met. 5. 11 1118 (Tod des Lampctides durch einen Dolchstoß in d ie Schläfe); Ov. met. 5.137.139 (Tod des Halyconeus durch eine Gesichtsverletzung); Ov. met. 5. 143 (Tod des C lanis durch eine Gesichtsverletzung); Ov. met. 12,235-240 (Tod des Eurytus durch eine Ge· sichtsverlelzung). Für im Schlaf ermordete Gegner s. Ov. met. 12,316·326 (Ermordung des schlafenden Aphidas); Val. Flac. 2,220f. (Ermordung eines Teils der lemnischcn Männer im Schlaf). In Statius' Darstellung des Männermords kommt der Lemnier Elymus

5. Exkurs: Antigastm!lhler

423

Freiennord, wo die Betonung der Li st bereits abgeschwächt erscheint, bis zu den latein ischen Antigastmählern reicht, wo besonders Ovid ausfü hrli ch auf die Detail s ei ner in Einze lkämpfe aufgelösten Schlacht eingeht. In der Kyklopenszene erwe ist sich Polyphems Hoffnun g auf Hilfe als trügeri sch. Da er den anderen Riesen nur die Auskunft geben kann, daß »O UTIS"« ihn argl istig, j edoch nicht mit Gewalt , töte (H orn. Od. 9,403-408), nehmen diese an, daß »kein« wirkl icher Gegner, sondern eine »von Zeus geschickte« Krankheit den Schreienden quä.le. &2 Sie verweisen ihn daher an seinen Vater Poseidon, ohne sich we iter um ihn zu kümmern (V . 9,41 04 13). O 'SULLI VA N deutet dieses Verhalten als Ausdruck des asozialen Charakters der Kykl open. Diese se ien nur um sich selbst besorgt und gingen davon, als sie bemerkten, daß keine Gefahr für sie drohe.&3 Eine Ana lyse ihnur halb zu Bewußtsei n. als er von seiner Frau im Schlaf angegriffen wird. Stat. Theb. 5,207·21 7. 82 In die Antwort der Kyklopen hat der Dichter ein weiteres Wortspiel eingebaut , indem er nicht das gebräuchlichere Ei oU TIS, sondem die Fonnulierung EI IlEV S~ IlTi TIS OE ß lat';n OI wählt. S. dazu PODLECKI (1961 ) 130f. und SOIEIN (1970) 79f. Mr;TIS aber ist die enlscheidende Eigenschaft, durch die Odysseus den iibennächtigen Kyklopen besiegen kann (s. Horn. Od. 9.413f. : fW:W S' tYEAOOOE ~ i AOV Kiip. I w S ÖVOIl ' t!;o n OTT]oEv EIlOV Ka1 1JIlTIS clIlUIlWV). Für die Verwendung des Adjektivs O:llullwV in Bezug auf Odysseus in der Odyssee s. PARRY ( 1973) 144- 155 . 83 O 'SULUVAN ( 1990) 10: [The other Cyc lopes'} )>coming to Polyphemus' cave al all can [... ] be put down to curiosity, and self-interest: they want to stop hirn shouting and keeping Ihem awake; and if he is being allacked, there might be some threat to themse!ves, too.(( Er beruft sich dabei, wie auch SEGAL ( 1994) 202, auf die Wendung ouS' O:A)' ~ AwV OAEYOUOI (V . 9, 115) in der einleitenden Darstell ung der Lebensweise der Kyklopen (V. 9, 112- 115). Doch beachtet er zu wenig. daß in den fraglichen Versen nicht generell mangelnder Umgang der Kyklopen untereinander. sondern nur das Fehlen stastlicher Einrichtungen festgestellt wird : Die Riesen besitzen kei ne Ratsversammlungen, um Beschlüsse herbeizufUhren, und kennen auch keine festgesetzten Ordnungen (eElllons). sondem jeder richtet allein Ober seinen Famil ienverband, ohne sich dabei um andere zu kllmmern . Die Familien der Kyklopen sind demzufolge zwar nicht durch allgemein anerkannte Rechtsgrundsätze verbunden, pnegen aber durchaus Umgang miteinander, während die isolierte Lebensweise Polyphems al s Ausnahme gekennzeichnet wird: Nur er al lein weidet seine Tiere auf abgelegenen Plätzen und verkehn nicht mit den anderen, sondem bleibt abgesondert in einem noch gesetzloseren Zustand als die Obrigen (Horn. Od. 9, 188f.). Gegen eine Abkehr aus Gleichgültigkeit spricht auch die Betonung der List, mit der es Odysseus gelingt, die Riesen zu täuschen. Wäre es nur darum gegangen, die übrigen Kyklopen davon zu überzeugen, daß ihnen persön lich keine Gefahr drohe, hätte es kei nes ausgeklügelten Wortspiels bedurft: Odysseus und seine Beglei ter sind nicht in der Lage, auch nur einem einzigen Kyklopen im direkten Krnftemessen die Stirn zu bieten, wie der Tod der sechs Gefllh rten kurz zuvor bewiesen hat. Auch ein Auftritt unter einem gewöhnl ichen menschlichen Pseudonym, wie es sich Odysseus später mehrfach zulegt, häue den Ungeheuern daher wohl kaum Furcht eingejagt. Stall dessen zielt die List dar-

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5. Exkurs: Antigastmllhler

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rer Rede zeigt jedoch, daß die Riesen Polyphem nicht aus G leichgillti gkeit im Stich lassen. Vielmehr weisen sie ihn darauf hin, daß es unmöglich sei, einer von Zeus geschickten Krankheit auszuweichen und empfehlen ihm daher, sich an einen anderen Gott zu wenden. Die Resignati on, mit der sich die Riesen dem von den Göttern verhängten Schicksal fU gen, stimmt mit dem Charakterbild überei n, das Odysseus anfa ngs von ihnen entworfen hatte: selbst was Landwirtschaft und Weinbau, also Teile des Lebensunterhalts, angeht, nehmen d ie Kyklopen passiv die Gaben der Götter an. A ufschlußreich sind die Bezeichnungen IJEya S und ava~ (Horn . Od. 9,4 11 f.) fü r Zeus und Poseidon, während Po lyphem anfangs behauptet hatte, di e Kyklopen seien stärker als di e Himmli schen, die er daher weder zu fUrchten noch zu ehren habe. 84 Zunächst beherzigt der Riese den Rat, Hilfe beim Meeresgott zu suchen, ni cht, sondern entfe rnt den Ste in vorn Ein gang der Höhle, um seine niehenden Peiniger selbst zu fassen (Horn. Od. 9,4 1541 8). Die List, mit der Odysseus auch diese Gefahr meistert, ist bekannt: Verborgen unter jeweil s drei zusammengebundenen Widdern ge lingt es den Überlebenden zu entkommen,85 obwohl der Kyklop auf den langsamen Gang des sonst so ninken Leitti eres aufmerksam wird. Die Rede des Ungeheuers an den Leitbock, den er mit einem Kosewort anspricht ( Horn. Od. 9 ,447: Kp tE n en o v), wird von KIRK ( 1970) 169 als Anzeic hen ftlr seinen

~)re l a ti v

zivil isierten« C harakter gedeutet. Doch fä llt au f, daß der Kyk.lop,

obWOhl er das ungewöhnl iche Verhalten des Widders bemerkt, keinen Versuch unternimmt, dessen Ursachen zu ergründen, was zwei fe llos zur Entdeckung des Odysseus ge führt hätte. So gibt die Frage, d ie er an das T ier richtet (Horn . Od . 9,452: ~ cU y ' ä va KTos / ocp8a AIJOv n o8EEtS:) keinen plausiblen Grund ftl r den schleppenden Gang an, sondern leitet einen Bericht über se in e igenes Unglück ei n.86 Wie bei m übennäßigcn Weingenuß die egoisti sche Gier den Kyklopen ins

auf. den übrigen Ky klopen seine Anwesenheit lIberhaupt zu verheimlichen - ei ne Vorsichtsmaßnahme, d ie nur sinnvoll erscheint, wenn er ihr di rektes Eingreifen zu fUrchten haI. 84 Vgl. zu dieser Diskrepanz schon Schal. Dind. zu Horn. Od. 9,411 : OKETfTEOV Thn

neplE&."Ke TOUS (UPPO\lEOTEPOUS MyouS. SiiAOV SE ÖTI Tc:iJ n o}"ucpfn" ~, ÖS 0u)( OIJOyvwl-101i nv Tois 6:AAoIS ouSE EV Ti] nepi flEG:!v ~l] w~oMyel. 85 Dies ist nur mögl ich, weil der Ky klop diesmal. im Gegensatz zum vorhergehenden Tag, die gesamte Herde in die Höhle getrieben halle, s. HEUßECK ( 1983) zu Horn. Od.

9.338f.

86 S. dazu O'SULLIVAN ( 1990) 13: ))Polyphemus addresses the leader of his flock

S. Exkurs: Aßtigastmähler

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Unglück stürzt, so vereitelt hier sei ne Se lbstbczogenhei l den Racheplan. Die Rede an den Wi dder dient dazu, diesen Charakterzug zu veranschaul ichen. Außer in der Kyklopenszene, in der Odysseus die Schwe lle unverl etzt überwinden kann, sind Fluchtversuche in den Antigastmählem stets zum Scheitern verurteilt : Sowohl die Fre ier als auch die lemni schen Männer werde n von den auf der Schwelle wartenden Angreifern gestellt und getötet. Di e besonderen Umstände des Kampfes in der Kyklopenszene bedingen als weite res, späte r nicht wiederkehrendes Charakteri stikum das Überl eben beider Protagoni sten. Wegen des Steins vor dem Ausgang der Höhle darf Polyphem nicht getötet, sondern nur geblendet werden. Aus der Zeit, die rur die Planung des Anschlags erforderlich ist, ergibt sic h wiederum di e ungewöhnlich lange Dauer des Aufenthalts. Während die späteren Antigastmähler ei n allenfa ll s wenige Stunden dauerndes Gemetzel schildern, erstreckt sich der Aufenthah in der Höhle über mehr als zwei Tage. Wie in regulären Gastmahl szenen wird dabei der Wechsel von Tag und Nacht, der in späteren Antigastmählern nur eine untergeordnete Ro lle spielt, zur Bezeichnung von Zäsuren genutzt. Der Aufbruch zur Höhle nach der Rast am Strand fäll t mit dem Sonnenaufgang zusammen ( Horn . Od . 9, 170), und ebenso trennt der Sonnenaufgang d ie anfä ng liche Ratl osigkeit des Odysseus und das erneute Wüten des Riesen (Horn . Od . 9,307). Der fo lgende Abend und d ie Nacht fall en mit der Betäubung und Blendung des Kyklopen, der nächste Morgen mit der Flucht der Griechen zusammen (Horn . Od. 9,336; 9,404; 9,437). Es ze igt sich, daß die Kyklopenszene einerseits erzähltechni sche Eigenheiten späterer Antigastmähler vorwegnimmt, andererseits auch Züge aufwe ist, die sich nur in regulären Gastmahlszenen fin den. Zu den Detai ls, d ie in den späteren Antigastmählern nicht w ieder aufgenommen werden, ge hört auch der )Absc hi ed sd i alog~ zwischen dem Kyklopen und Odysseus, a ls dieser bereits das Schi ff bestiegen hat. Nach einer Schmähung Po lyphems, die seine Blendung a ls gött liche Strafe rur die Mißachtung des Gastrechts deutet.87 und einem Steinwu rf des Kyklopen gibt Odysseus schließlich se inen wahren Namen preis (V. 9,474-505) und with something approaching affection (44 7ff.). that is until the speech bccomes a savagc statement ofwhat would happen to )Nobody( if the Cyclops could catch him.« 87 Die Schmährede des Odysseus steht in der Tradition iliadischcr Triumphreden (EVxOS). die ein s iegreicher Krieger an den gefallenen Gegner richtct. wie z.B. AchilI an Lykaon, Horn. 11 . 21, 122-\35 U.ö. Vgl. auch die Rede des Eumaios an dcn gefa llencn Ktcsippos (Ho m. Od . 22,286-291). S. zu den Triumphreden SCHRÖTER ( 1950) 105- 107.

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s. Exkurs: Antigastmähler

erfahrt so, daß sein Kommen bereits vom Seher Telemos prophezeit wurde (Y. 9,507-516).83 Nachträglich bestätigt sich so der göttliche Schutz, unter dem Odysseus auch auf der Kyklopeninsel steht. 89 Entsprechende Dialoge erscheinen in den späteren Antigastmäh lern nicht, weil sie ein Überleben beider Protagonisten voraussetzen. Eine Para llele bi ldet hingegen der Abschied eines regulären homerischen Gastes, der auch lange nach dem Ende der Gastmah lszene stattfinden kann und in zwe i Fällen, dem Abschied des Telemach von Menelaos und dem Abschied des Odysseus von den Phäaken, von einem Segensspruch für den Gast begleitet ist. Nu r bei der Abreise des Telemach find et sich überdies ein Omen, das auf die Zukunft verweist. 90 Eine ähnliche Wirkung hat hier der Bericht Polyphems über die Wei ssagung. Erst jetzt wendet sich der Kyklop an se inen Vater Poseidon mit der Bitte, Odysseus spät oder gar nicht heimkehren zu lassen (Horn . Od. 9,528-535). Auch dieser Fluch, der aus demselben Grund wie das Omen in den späteren Antigastmählern nicht erscheint, hat ein Gegenstück beim Abschied gewöhnlicher homerischer Gäste. Diese werden vom Wirt gelegentlich mit einem Segen und einem Abschiedsgeschenk ent lassen, das ihre Freundschaft festigt. Analog stößt hier der unversöhnliche Polyphem eine Verwünschung aus, die er mit einem weiteren Steinwurf bekräftigt. In dense lben Rahmen läßt sich auch das viel di skutierte Opfer des Widders einordnen, das Odysseus nach der Landung auf der Ziegeninse l dem Zeus darbringt (Horn. Od. 9,55 1-553). Die Gabe entspricht einem ge legentlich anzutreffenden Opfer vor der Weiterreise eines Fremden. 91 Während sonst von einer zornigen Reaktion der Götter keine Rede ist, verschmäht Zeus hier in der Darstellung des Odysseus die Gabe und plant, alle SchifTe und Gefll.hrten zu vernichten. 88 Aristoteles Rhet. 1380 b 16 deutet die Nennung des Namens als Strafverscharfung rur Polyphem: opews mnolllTol ) ~6oeol 'Oövooi;o TTTOÄmOpeIOVI, WS ou TETII..IWPIlI..IEl/OCj:, ei

IJn Do6eTO KaI v~' Ö TOU Kai ave' ÖTOU.

89 In seiner Rede kon frontiert Polyphem das unscheinbare Auftreten des wahren Odysseus mit dem Bild, das er sich aufgrund der Prophezeiung von seinem konftigen Bezwinger gemacht hatte: Dieser, so hatte er angenommen, werde einen st3ulichen Körperbau und große Kräfte besitzen (Horn. Od . 9,513·516). Der Dichter stellt hier die Heldenideale von lIias und Odyssee in prägnanter Fonn nebeneinander, wobei das zweite den Vorzug erhält. S. dazu LANZA ( 1993) 13- 15. 90 S. REeCE (1993) 37-39. Dazu oben S. 118. 91 Horn. Od. 13,50-56 (Die Phäaken bringen Zeus eine Trankspende vor der Abreise des Odysseus); Horn. Od. 15, 147-150 (Menelaos bringt eine Trankspende vor der Abreise des Telemach); A.R. 2.531-533 (Schafopfer der Argonauten vor der Abfahrt vom Land des Phineus).

5. Exkuffi: Anligaslmllhler

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Der im Text nicht näher begründete Unwillen des Zeus ist als Folge eines von Odysseus begangenen Frevels gedeutet worden, weswegen ihm außer Poseidon, über dessen Zorn der Hörer bereits seit der Götterversammlung im ersten Buch (Horn. Od. 1,19-2 1 und bes. 68-79) unterrichtet ist, auch Zeus fe indlich gesonnen sei. Während e in Te il der Interpreten annimmt, daß das Vergehen des Odysseus in einem Bruch des Gastrechts li ege. als dessen Schützer l eus gilt,92 wertet FRI EDRI CH in Anlehnung an R EINHARDT die se lbstbewußte Behauptung des Odysseus, er habe Polyphem im Namen des Zeus und der anderen Götter rur se in ungastliches Verha lten gestraft, als Hybris, deretwegen Zeus das Opfer verschmähe.9J Läßt sich diese Ansicht, di e sich auch auf die Bewertung der Gastmahlszene auswirkt, durch den Tex t stützen? Eine Schlüsselrolle kommt den in diesem Zusammenhang oft ziti erten Worten des Zeus in der ersten Götterversammlung zu: Dort bezeichnet er den Zorn des Poseidon als Ursache rur die Irrfahrten des Odysseus und ste llt kl ar, daß er selbst und di e übri gen Götter dessen Grimm ni cht teilen (Horn . Od. 1,68-79):

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OAAO n O<JEtso:wv YOtTloxos OOKEAeS o iev KVKAWTTOS KExoAunOl, öv ixp9aAI-IOÜ OAO:WOEV a VTi9EOV n OAuqHlI-Iov

[... J n ooEISawv Se ~E9riOE I ÖV XOAOV· OU ~E V yo:p TI SvVriOETOl o VTia lTO:VTWV o 9av(lTwv a eK'lTI 9EWV EPISO IVEIJEV oTos. 92 S. z.B. NEWTON ( 1982) 139 : ).From the moment he selS foot inlo Po lyphemus' eave Odysseus bchaves in a manner that is far from pra isewol1hy. !-I e is the fi rs t 10 violale g uest hospils lily {... ]. He sets in defi anee ofthe Zcus-sanetio ned ritual.{( 93 FRIEDRICH ( 199 1) 26f.: »He rsc. Odysse us] aggrand izes his very perso nal triumph by elevsting his heroic lisis 10 a viclory o f Zeus' order. It mus! grcs tly irritale Zeus that such a claim should be made by a man w ho. by entcring the Cyclops' abodc in his absence r... ], was the fi rs t 10 violale thc very code he now boasts 10 have vind icated. Thc Odyssean hy bris springs from a turbid mixture of heroie ambilion and moral pretenlion.(( $ . REINIIAROT ( 1948) 85 : ).So gewiß Odysse us die Humanitäl vertri tt, so mischt sich doc h in die Urteilsvollstrcc kung etwas Menschliches, was vor der Gottheit nicht besteht: die Hybris. freilich in der fe insten Fonn : die Hybris a ls moralische Bcwußtheit.{( In d ie g leiche Richtu ng zieh IRMSCHER ( 1950) 57f. : »)Erst du rc h seine eigene Venncsscnheit ko mmt Odysseus zu Fall ; nur dadurch. daß er sich übcnn ütig vor Po lyphem zu erkennen gibt, versetzt er d iesen in die Möglichkeit. den Vater betend anzurufen . {... ] Der Gott frei lich kann ei ne solche A nmaßung {... ] nicht ungeahndet hinnehmen.((

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5. Exkurs: Antigastmllhler

Auf Athenes bekümmerte Frage, warum er Odysseus so sehr zürne (Horn. Od. 1,62), hatte Zeus zuvor mit ei ner rhetori schen Frage geantwortet: Wie könne er jemals Odysseus vergessen, der den Göttern mehr Opfer gebracht habe al s die übrigen Menschen?94 Sein Wohlwollen begründet er mit Odysseus' Opferbereitschaft, ohne Verdruß über sein Verhalten im Kyklopenland oder über die Schlachtung des Widders erkennen zu lassen. Der Text bietet daher keine Hinweise darauf, daß Zeus tatsächlich, wie Odysseus vemlUtet, das Opfer ablehne. Vielmehr ist das folgende Leid der Irrfahrten durch den Zorn Poseidons über di e Blendung seines Sohnes Pol yphem bedingt,95 dessen Rachestreben sich die übrigen Götter anfangs nicht widersetzen .% Der Fehl schluß des Odysseus ist jedoch nachvollziehbar, da es sich um die eingeschränkte Perspektive des Ich-Erzählers hande lt, der keinen Einblick in die olympische Sphäre besitzt, und daher )~die Einsicht, daß Zeus ihm ob seiner Hybris beim Polyphemabenteuer grollte, im Rückblick aus seinen leidvollen Erfahrungen gewinnen« konnte97 - zumal er sich unmittelbar nach der Flucht aus der Höhle und vor dem Beginn se iner Irrfahrten mit dem Opfer an Zeus gewandt hatte (Horn . Od. 9,55 1-553). Da sich in den aus der Perspektive des auktorialen Erzählers geschilderten Partien kein eindeutiger Hinweis darauf findet, daß Zeus wegen eines Bruchs des Gastrechts zürnt, dürfte Odysseus' unbefugtes Eindringen in die Höhle des Kyklopen mit den Maßstäben zu beurteilen sein, die wir bei ähnlichen Vorfallen in regulär endenden Gastmahl szenen festgestellt haben . Danach gehört es zwar zur Pnicht eines Gastes, sich zunächst auf der Tür94 Horn. Od. 1,65-67 : lTWS ÖV €lTELT' ' OSvon~ t yw 9EiolO Xa90illrtv / ös mpi lJEV vOev EOT\ ßPOTWV, mpi S' lpa 9EOLOLV / 6:BavoTOIOLV ~SWKE . 95 Ein Teil der Kommentatoren zeigt sich über die unversöhnliche Haltung Pose idons irritien, da Odysseus bei der Blendung Polyphems in Notwehr gchandelt und sich daher keines schweren Vergehens schuldig gemacht habe. Diese Ansicht entspricht rreilich nicht dem homerischen Menschen· und Götterbi ld : nDaß der Held den Unhold in Notwehr angegriITen hat, fällt bei der Zumessung der Strare nicht ins Gewicht (Prinzip der Erfolgshaf"tung). {... ] Verwirrung entsteht bei der Interpretation \ ... J, wenn man [ ... ) dem Handelnden Eigenverantwonung () responsibility() zuschreibt. Man stallet dann n1imlich das homerische Epos mit modemen Menschen aus, die zu seinen Voraussetzungen nicht passen, vor allem mit seinen Göllern nichts anzufangen wissen.« ERBSE (1986) 240f. 96 Sogar Athene. die treuste Verbündete des Odysseus, gesteht ihrem Liebling nach seiner Ankunft au r hhaka : EVt 6vI-lY / JjSE ' Ö VOOTI}CE1S r... ] 6:X).O; TOI oUK e9i X'loa TIOOElMWVL uaxm6a l / 1TaTpoKa clyv"T~, ÖS TOI KOTOV €V9ETO 6vlJ~, / Xc...>OlJEV~ ÖTt oi viov cpiXov E~ aXawoa s (Horn. Od. 13.339-343). Auch hier ist keine Rede davon, daß außer der Blendung des Kyklopen auch ein Bruch des Gastrechts die Haltung der Götter zu Odysseus bceinflußt hätte. 97 SUERBA UM ( 1968) 157.

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S. Exkurs: Anligaslmßhlcr

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schwe lle aufzuhalten, bis er hereingebeten wird, doch besitzen wir mit dem Besuch des Priamos bei AchiJl und der Ankunft des Odysseus bei den Phäaken zwei Beispiele, in denen der Gast aufgru nd äußerer Umstände den Raum ohne Einwi lli gung des Hausherm betritt: Der im feindlichen Lager be findli che Priamos überrascht seinen Gegner, und Odysseus befindet sich in ei ner Wolke, die ihn unsichtbar macht. In beiden Fällen gleichen die Ankömmlinge den Mangel an Respekt gleich beim Zusammentreffen mit dem Gastgeber durch eine Hikesie aus, wie sie ein Gast, der auf der Türschwelle wartet, niemals ausfüh rt. (Über die Hikesie [supplica/io] a ls Ersatz fllr die Begrüßung [Element V] bzw. ge legentlich auch das Warten auf der Türschwe lle [Element 11] s.o. S. 25.). Eine vergleichbare Bittrede richtet auch Odysseus an den heimkehrenden Kyklopen , soba ld er sich von se inem Schreck über dessen furchterregendes Äußeres erholt hat, Horn. Od. 9,26627 1, bes. 266-269: til-lEIS 0' aihE KIxaVOI-IEVOI Tel: 00: youva / iKoI-IEB', Ei TI n opolS ~EIVr)rov nE Kai äAAws / OOIT)S EiWTIVT)V, Tl TE ~EIVWV BEI-IIS EOTIV. / aAl..' aioElo,
Zusammenfassung

Obwohl die Kyklopen szene in einem zentralen Punkt - der Tötung von Gästen - der Defi nition eines Antigastmahls entspricht, hat die Untersuchung ergebe n, daß sich die Struktur der Szene mi t Hil fe des typischen Schemas epischer Gastmahlszenen erfassen läßt. In dieser Hinsicht kann sie also - ähnlich wie die Eumaiosszene, das Gastmahl bei Phineus oder de r Aufenthalt Hannibals in Ca pua über weite Strecken als Vari ante einer Norm betrac htet werden, die ihre epi sche Färbung nicht so sehr durch inhaltliche Entsprechungen , als vielmehr durch strukturelle Übereinstimmungen erhält . Andererse its treten hi er zum ersten Ma l in einer epi schen Gastma hlszene Ei nze lheiten auf, di e in späteren Antigastmählem, welche nicht mit dem typischen Schema erfaßt werden können, eine wichtige Roll e spie len. Der Kyk lopenszene kommt daher eine Vorl äuferro lle zu, indem sie, bedingt durch die besondere An lage der Odyssee, inhaltl ich neuartige Detai ls ent-

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5. Exkurs: AntigastmAh1cr

wickelt, die von den Nachfolgern Homers weitergeflihrt und aus der regulären Struktur eines »Gastmahls(( gelöst werden. Gleichzeitig bildet die Szene mit ihren unverkennbaren Parallelen zum typischen Schema den ersten Beleg daflir, daß der Dichter beim Publikum die genaue Kenntnis des in den vorhergehenden regulären Gastmahlszenen dargestellten Verlaufs voraussetzt. Der Bezug auf den typischen Verlauf regulärer homerischer Bewirtungen ist auch bei der Flucht des Odysseus erkennbar, einem Detail, das in den späteren Antigastmählern wegen ihres anders gelagerten Schwerpunkts nicht vorkommt. Nicht die mühsam erkämpfte Freiheit und die Hinwendung zu neuen Abenteuern, sondern das fast bis zur Vernichtung beider Parteien getriebene Gemetzel steht in den meisten dieser Szenen im Vordergrund. Eine Ausnahme bildet die Freiennordszene der Odyssee, der deshalb bei der Darstellung der späteren Antigastmähler besondere Aufmerksamkeit gelten soll.

5./.2 Die übrigen Anligasfmäh/er: Die Bewirtung Alle berücksichtigten Antigastmähler beginnen genau wie regul äre Gastmahlszenen mit einer Phase des Beisammenseins und Spei sens. Die Trennung zwischen Mahl und anschließendem Kampf gibt auch die Gliederung der folgenden synoptischen Darstellung der übrigen Antigastmähler vor: Im ersten Abschnitt wird die Phase des Beisammenseins anhand des typischen Schemas untersucht, während der zweite Teil die Darstellung der Kämpfe und die darin enthaltenen Anspielungen auf die Gastmahlsthernatik behandelt. Besonders ausführlich wird die Vorgeschichte des Kampfes beim Freiennord geschildert. Die um Penelopc werbenden Männer halten sich, wie der Leser schon im ersten Buch erfährt, seit geraumer Zeit im Hause auf, verzehren das Hab und Gut des Odysseus und weigern sich, auf ihre eigenen Anwesen zurückzukehren. Penelope und Telemach lassen daher auch keinen Zweifel daran, daß sie die Freier nicht als Gäste betrachten. Sein Haus sei kein STlIlIO) OlKO) , betont Telemach (Horn. Od. 20,264f.), und Penelope wirft den Freiem vor, die Brautwerbung nur als Vorwand zu mißbrauchen, um im Haus des Odysseus unablässig tafeln zu können (Horn. Od. 21,68-72). Auch die Freier selbst nennen sich nirgends Gäste, sondern installieren ein se lbstherrli ches Regime, indern sie von den Bediensteten

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5. Exku rs: AntigastmAhler

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des Odysseus profiti eren und sogar ihre e igenen Di ener mitbringen (Horn . Od. 16,253)" Der als Bettler verkle idete Odysseus andererse its wird zwar, im Gegensatz zu Athene!Mentes im ersten Buch, von Telemach nicht wie ein Gast empfa ngen,99 doch hande lt es sich hier nur um e ine vorher vere inbarte Tarnung (s. Horn. Od. 16,272f.). In der Hütte des Eumai os dagegen hatte sich Telemach dem Vorbild des gastfreundl ic hen Sauhirten angeschl ossen und den Fremden schon vor der Wiedererkennung ehrerbi etig behandelt (Horn . Od. 16,42-45 und 78-87). Mit dessen Ankunft im Haus müßte also - ana log zu den übrigen Mahl szenen - der Beginn des Anti gastmahls angesetzt werden. Seine Darstellung um faßt vier Bücher und enthält, ähnl ich wie die Kyklopenszene, nicht nur die Interakti onen zwischen den kün ft igen Kampfgegnern, sondern auch die Gespräche, Beratungen und vorbereitenden Maßnahmen des Odysseus und seiner Verbündeten. Schon der Beginn der Ant igastmähler ze igt ihre Sonderstellung. Während wir be i regulären Banketten oft eine Schilderung aus der Perspekti ve des Gastes finden, die zu einem Zei tpunkt einsetzt. a ls das Mahl bereits begonnen hat, weisen di e blutig endenden Gastmähler zu Beginn sehr unterschied li che Erzä hlperspektiven auf. Der Männermord der lemni schen Frauen wi rd bei Va lerius Flaccus - ebenso wie der Fre iermord in der Odyssee und die Schlacht zw ischen Perseus und Ph ineus bei Ovid - vom auktoria len Erzähler geschildert . wogegen di eselbe Szene bei Statius als nachträg licher Bericht der Hypsipyle, d. h. e iner in das Geschehen involvierten Figur erscheint. lOo Eine Erzä hlung aus der Rücksc hau ste llt auch Nestors Schilderung der Lapithen- und Kentaurenschl acht dar, be i der er selbst Augenzeuge gewesen sei. Oie lemn ische Königstochter gehört jedoch nicht zu den Gästen, sondern zu den gastgebenden Frauen, die dahe im auf die Rückkehr 98 Zur Diskussion um die nicht immer klaren Motive und Ziele der Freier s. SCODEI.

(200 1).

99 Dazu EISENBERGER ( 1973) 233 : Telemach läßt Odysseus »als fremden Beuler zu, nimmt ihn aber, anders a ls Eumaios es tat, nicht als Gast auf. Der Bettler hat keinen Anspruch auf ehre nde Behandlung und pnege; doch steht er ebenfalls unter dem Schutz des Zeus (cf. 14 ,57, dazu 17,475f.). Er ist e in l;E( V~ (cf. 345; 371), der sich zwar den Weisungen des Hausherrn rugen muß, den man aber nicht beleidigen und hinauswerfen darf.« Ebenso schon WtI.AMOWITZ(1927) 154. 1()() In der Terminologie DE JONGS ( 1987) 37 handelt es s ich bei Hypsipyle um einen »internal sccondary narralor-focalizer.« d.h. Hypsipyle als am Geschehen betei ligte Figur er.tählt die Ereignisse nicht von einem neutralen Standpunkt aus, sondern lAßt ihre eigene Wenung einn ießen.

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5. Exkurs: Antigastmllhler

der Männer warten, und Nestor erscheint - anders als z. B. der ebenfalls aus der Rückschau berichtende Odysseus in den Apologoi - weder als nachträglicher Ankömmling noch als Ehrengast, sondern nur als einer von vielen Besuchern. 101 Valerius Flaccus wiederum beschreibt in seiner Version des Geschehens nicht die eigentliche Lapithen schlacht, sondern deren bildli che Darstellung auf der Argo, die nur den Kampf, nicht das vorausgehende Mahl enthält, auf das jedoch Indizien hinweisen. I02 Die Sichtweise eines Ankömmlings wie in regulären Gastmahlszenen ist dagegen nirgends anzutreffen . Die unterschiedlichen Erzählperspekliven verbieten es, die Antigastmähler in diesem Punkt in das reguläre Schema einzuordnen oder eine gemeinsame Regel aufzuste llen. Die Ankunft eines Fremden wird nur in drei Fällen, beim Freiermord und in den Lemnoserzählungen des Valerius Flaccus und des Statius, ausdrücklich beschrieben . 103 Dem typi schen Schema am nächsten steht die Heimkehr des Odysseus, der als Bettler verkleidet an seinem Hau s eintriffi, als die Freier gerade spe isen, und dabei dem ihn begleitenden Eumaios in wörtlicher Rede eine Besc hreibung seiner optischen und akustischen Eindrücke gibt (Horn. Od. 17,264-27 1). Wie bei regulären Bewirtungen han delt es sich um eine Ekphrasis aus der Figurenperspektive, und wie bei regulären Bewirtungen ist die Ekphrasis vom positiven Eindruck des Betrachters geprägt. Dabei wird jedoch nicht, wie in ei nem regulären Mahl in vornehmer Gesellschaft, die Prachl der Au sstattung betont, sondern die 1010". met. 12,211-213 : mlbigenasqueferos l ...] discumbere iusseral an/ra. I Hoema,,;i proceres lIdem"'. aderam/lS el ipsi. Die Wiederholung des Haupt"erbs adesse unterstreicht die Gleichordnung des Sprechers mit den Obrigen Anwesenden. Die Probleme, die eine personale ErrAhlperspeklive aufwirft. hebt Ovid selbst hervor. der NeSlor zwar versichern läßt. er könne sich trotz seines Alters an die Lapithen- und Kentaurenschlacht erinnern (Ov. met. 12. 182- 188). ihm aber im Laufe der Erzählung verschiedene Unsicherhei ten zuschreibt. die in der detailreichen Erzählung besonders ins Auge fallen (s. z.ß . Ov. met. 12.193- 195 : Nestor erinnert sich nicht. ob Thelis und Peleus verheiratct oder ersl verlobl waren: 0". met . 12.459-461 : Ncstor erinnert sich an Namen und Zahl der von Caeneus Gctöleten. nicht aber an die An ihrer Wunden). Zu dieser ErrAhltechnik. die im Fall der Hochzeit von Thetis und Peleus auch auf d ie konkurrierende SagenDberlieferung hinweist, s. MUSGROVE (1999), bes. 226-228. 102 Einen vergleichbaren Kunstgriff verwendet Slatius. der (außerhalb einer Gastmahlszene) einen prunkvoll vcrzien en, als Kamprpreis dienenden crorer erwllhnt. auf dem unter anderem die Lapithen- und Kentaurenschlacht abgebildct ist (Stat. Theb.

6.535-539).

103 In dem knappen RDckblick bei Apollonios Rhodios (A.R. 1.609-632), der nichts von e inem Mahl vor dem Man nermord berichtet. fehlt dagegen das Element »Ankunfllc ganz.

5. Exkurs: AnligastmAhler

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wehrhafte Anlage des Hauses. Hier wie in regulären Gastmählern läßt das Ersche inungsbild des Gebäudes Eigenschaften des Besitzers erkennen: Verdeutl icht sonst der Schmuck des Hauses den Wohl stand se ines EigenHhners, so ze igt sic h hier di e vorsorgende Klugheit des Odysseus, der sein Haus so geplant hat, daß es beim Kampf mit Fei nden - von denen er zu diesem Zeitpunkt noch ni chts wissen konnte - strategisc he Vorzüge bietet. Der Dichter übernimmt hier ein Element aus dem Beginn ei ner regulären Szene und paßt es unter Bewahrung der typischen Struktur den spezifi schen Gegebenheiten der Heimkehr an, wie wir es schon in der Eumaiosszene beobachtet haben. Die inhaltl ichen Abweichungungen vom typischen Schema lenken dabe i das Augenmerk des Lesers auf j ene Einze lheiten, die rur den Fortgang der Handlung bedeutsam sind. Anders als in den übrigen Gastmahlszenen spielt dabei ni cht nur der Charakter des Erbauers, sondern auch die rä umliche Beschaffenheit der Wohnung ei ne hervorge hobene, sonst nur in der Kykl openszene wiederkehrende Rolle. In den Versionen des lemn ischen Männennords wird die Ankunft dagegen nur knapp abgehandelt und auf ihren unhei lverkOndenden Aspekt reduziert: Der Anbl ick der Krieger löst bei den von Venus angestachelten Frauen rasende Eifersucht aus und verleitet sie dazu, die venneintli chen Ehebrecher und mit ihnen all e männli chen Einwohner der Insel zu töten. 104 Statius

104 Val. Flae. 2.98-21 5. bes. 2.2 14r. (über Venus): film \"erbere I'iclar (sc. mulier es) I in Ilw /amas ag il el CUIICICII,/ibus inserit e,ues. ) /nser ere enses(c iSI hier als ,>die Schwerter in die Hand drfiekcntl zu verstehen. vgl. CAVIGUA (1999) 284 zu Val . Flac. 2.2 15. mit Verweis aur Tac. anno 2,3 1: prenSllr e serl'om m dexfras. i nserere g/odi llm . Nur in der Männermordszene wird d ie Anstiftung zum Mord an Unschuldigen dem Wirken ei ner Gottheit (Venus) zugeschrieben. die bei Valerius Flaecus Züge der verg ilischen Alleeto trägt und sich sogar ganz in eine Furie zu verwandeln vennag, S. dazu ELM ( 1998) 249258. bes. 25 1-255 . Sonst fllh ren stets menschliche Ei rersucht (Perseusszene) oder Unmltßigkd t beim Weingenuß (Schlacht zwischen Lapithcn und Kentauren) zu dem Blutbad. Eine Aus nahme bi ldet erneut die Freiennordszene. Hier erscheint die GOllin Athene a ls Beraterin des Odysseus und als tatk räfti ge He lrerin bei der Ennordung der Freier, S. Ho rn. Od. 13.303 -440 (Athene berät mit Odyssc us über das Vorgehen gegen die Freier), Horn. Od. 22 ,205-240 (Athene trill in Gestalt des Mentor zu den Kilmprenden), Horn. Od. 22 .297f. (Athene hebt die Aegis und versetzt die Freier in Pan ik). Sie handelt dabei nicht wie die Venus des Valeri us F1aceus als bedrohliche, rurienähnliche Gestalt. sondern hilft ihrem Sc hOtzling im Einvernehmen mit den übrigen Göttern (Vgl. Horn. Od. 13,341 . wo Athcne ihr spätes Eingrei ren ausdrficklich mit der Rilcksichl au r Poseido n begründet: OVIC i eo..l1oa TIoeJELM c.;,vLJ..L O:XEo6aL). Nur hier ist daher ein Blut bad ausdrOcklich von den GOttern sanktionien und gebill igt.

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5. Exkurs: Antigaslmllhlcr

unterstreicht die sinistre Atmosphäre, indem er die MänneT in dunkler IOS Nacht eintreffen läßt. Ebenfall s nur kurz wird der Schauplatz angedeutet, der auch in den anderen lateinischen Antigastmählem allenfalls knapp erwähnt wird. Die längste Darstellung (beim Hochze itsmahl des Perseus) um faßt viereinhalb. die kürzeste (in der Beschreibung des MännemlOrds bei Statius) ge rade einen Vers (Ov . mel. 4,759-764 und Sial. Theb. 5, 186). Bei der Ekphrasis des Schlachlgemäldes auf der Argo (Val. Flac. 1, 140- 148) fehlt eine zusammenhängende Darstellung der Räumlichkeiten sogar ganz. Auch der tradi tionelle Aufbau der Raumbeschreibungen, die von den größeren Bauteilen zu kleinteiligen Ausstattungsstücken fortschreiten, läßt sich nicht beobach len: Die Darstellung des Festsaals beim Hochzeitsmahl des Perseus beginnt mit der Beleuchtung und den im Feuer verbrannten Wohl gerüchen (Ov. met. 4,759: largis satianlllr odoriblls ignes), wendet sich dann den Blu· mengirlanden und der Musik (Ov. met. 4,759·762) und erst am Schluß den großen Bauteilen, wie den Türflügeln und dem gesamten Atrium zu (Ov. met. 4,762-764). Die bewußte Abwendung von der traditionellen Ekphrasis der Räumlichkeiten zeigt sich nicht nur an der ungewöhnlichen Reihenfolge der Details, sondern auch an ihrer Auswahl. Wohlgerüche werden in regul ären Gastmahl szenen nur in der Grotte der Kalypso erwähnt, wo das brennende Holz von Zeder und Lebe nsbaum e inen ange nehmen Duft verströmt (Horn. Od. 5,59·61). Blumenkränze erscheinen nur bei dem negativ gewer· teten Bankett der Kleopatra (Lucan. 10, I64f.). Eine solche abwertende Ein· schätzung von Wirt oder Bewirteten läßt sich beim Hochzeitsmahl des Perseus nicht ausmachen, da der Bräutigam kurz zuvor als tapferer Befreier der Andromeda beschrieben wurde,l06 dem die Brauteltern fre udi g entgegen· kommen . 101 105 Valerius Flaecus hai zwar die Ankunft der Mllnner nicht ausdrt:ick lich auf den Abend verlegt, betont aber den si nistren C harakter der fo lgenden Mordnacht (5. 2.B. Val. Flac . 2. 196f.: ipsa Venw quassans Imdamem IIIrbine pinllm I adglameraJ lenebras). Dies bedeutet eine Änderung gegenOber ApolJonios, wo das Blutbad nicht ausdrücklich in die Nachtstunden fällt, s. dazu GÄRTNER ( 1998) 208: •• Die Hervorhebung de r acht ist [ ... ) Valerius' Zutat und nicht nur ein starkes .SlrUmento d 'orrore( bei einem schändlichen Verbrechen, sondern darüber hinaus Sinnbi ld der menschlichen Verblendung und steht so mit dem irrationalen Handeln de r Menschen in Zusammenhang.(( Vgl. auch VENINI (1972) 16. 106 Zum Kampfmil dem Seeungeheuer vgl. BURCK( 1976) 221-238. 107 Ov. met. 4,735·738. Zu den ausführlichen Gespr!lchen nach dem Mahl, die eine scho n bestehende vertrauensvolle A tmosphäre unterstreichen s. o. S. 96.

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5. Exkurs: Antigaslmllhler

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Krä nze werden in den Antigastm ählem noch ei nmal im Bericht der Hypsipyle über das Festmahl erwähnt, das di e Lemnierinnen fil r ihre arglosen Männer ausrichten (Stat. Theb. 5, 190- 192: nec non, mall/iS impia, nuptae / serta inter fes lasque dapes quo maxima cu/tu / quaeque iacenl). Auch hier läßt sich - anders als beim Gastmahl der Kleopatra - kein Hang zur Dekadenz erkennen. Vielmehr ersc heinen die Blumenkränze als Ausdruck der (geheuchelten) Freude, die das Bankett von einem regulären epischen Mahl abgrenzen. Dieselbe Funktion erfUHt das verwandte Deta il der bekränzten Tempel, das Valerius Flaccus in seiner Version des Lemnosabenteuers ei nfUhrt. Auch hi er streben di e Frauen danach, die Hei mkehrer in Sicherheit zu wiegen (Val Flac. 2, 188f.: simu/anlque choros delubraque festa / fronde tegul1 f).I08 Während Ovid und Statius mit der von religiösen Handlungen ge lösten Bekränzung der Teilnehmer ein tendenziell unepisches Element aufgreifen, das in anderen Gattungen und ikonographisc hen Zeugni ssen jedoch oft erscheint,I09 weckt Valerius mit einer Anspielung auf di e lIiupersis kri egeri sche Assoziationen. Schon während der Festvorbereitungen deutet sich so die charakteristi sche Vennisehung zw ischen Gastmahl- und Sc hlachtschilderung an. Oi e auffä lli gen Deta ils signalisieren dem Leser folgli ch nicht eine negati ve Wertung einze lner Personen, sondern machen ihn all gemein darauf a ufmerksam, daß das beginnende Fest nicht zu den regulären ep ischen Gastmählern zählt. In den übrigen Anti gastmählern liefern die Di chter nur so knappe Raumbeschreibungen, daß sich ei ne bestim mte Reihenfolge der Detail s aufgrund der Kürze der Darstellung nic ht ausmachen läßt. Statius spricht nur aUgeme in von den dO"lIIs und den opaca nemorum sacrorum als Schauplatz des lenll1 ischen Festes (SiaL Theb. 5, 186), während Ovid sich bei m Mahl der

108 Es handelt sich um eine Reminiszenz an ei ne Szene aus dem zweiten Buch der Acneis. in der d ie Trojaner die Tempel mi t La ub schmücken, um den vermeintlichen Abzug der Feinde zu fe iern. während diese schon den Angriff planen (Verg. Aen. 2.248f.: IIQS deJubro deum miseri, quibus ullinws essel I iIIe dies. feslo vefomus fro nde per urbem). Die Übereinstimmungen zwischen beiden Szenen weisen den Leser der ArgoIlautiea auf das Gemetzel hin, bei dem die ahnungslos feiernden Opfer kurz damuf gelötet werden. S. dazu auch POORTVLlET(I99 I) 125 zu Va l. Flae. 2, 187 fT. 109 Z. ß. C ie. Tuse. 5.6 1; Ov. am. 1,6,67: Ov. ars 1,582; Petro n. 65.7. Vg l. Prop. 4,2.29f.: sobrius od Ji,es: 01 cllm esl ;mposla corona I clomobis copil; vina subis.fe meo. Eine bi ldliehe Darstellung bekränzter Zecher z, R bei TRENDALL ( 1989) Abb. 372 (ein dem Python zugeschriebener G lockenkmtcr aus Paestum) und GUG LIANO (2000) Abb. 126 (eine kampanische Vase aus der zweiten Hälfte des 4. Jh. V. Chr., heule im Nationalmuseum von Neapel).

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5. Exkurs: Anligaslmähler

Lapithen und Kenaturen mit der Feststellung arboribus leclO discumbere iusseral anlra begnUgt (Ov . met. 12, I t 2). Die Tendenz, mehrere Einzelelemente aus regul ären Gastmählern gemeinsam abzuhandeln , läßt sich in allen lateini schen A ntigastmählern beobachten und trägt wesentlich zur KUrze der dem Kamp f vorausgehenden Mahl beschreibung bei. So ist die Sitzordnung, die in den beiden Versionen der Lemnossage ausdrUcklich erwähnt wird und die Tatsache hervorhebt, daß j ede einzelne der Frauen zum Bl utvergießen entschlossen ist,IIO be im Fest der Lapithen und Kentauren mit der Raumbeschreibung verknüpft . Sie zeigt die ordnungsgemäße Di sposition des Mahles an und hebt damit den Kontrast zum später fo lgenden Durcheinander hervor. 11 1 Von einer prächti gen Ausstattung der Spei seliegen, die in regulären Gastmahlszenen o ft als Ze ichen des Reichtums erscheint, ist nirgends die Rede. Eine Begegnung mit einem Hund oder anderen Tieren, wie sie zu Beginn regulärer homerischer Gastmahl szenen gelegentl ich vorkommt,l12 fin del sich in den Anti gastmählern nur bei der Heimkehr des Odysseus, der seinen alten Jagdhund auf dem Misthau fe n liegend antriffi (H orn . Od . 17,29 1327). Ocr Dichter hat das Detail als Kontrast zu m unmittelbar vorausgehenden Empfang bei Eurnaios gestaltet: Während der von den Freiem vernachlässigte Hund Argos seinen Herrn auch nach zwanzigjähri ger Trennung erkennt und freud ig reagiert, fallen die Hunde des Eumaios den Fremden zunächst an und geben dem Sauhirten dadurch Ge legenheit, seine Fürsorge zu beweisen. 11] Während er seinem verkleideten Herrn selbst mit besc heidenen Mitteln einen herzlichen Empfang bereitet, sind di e Freier nicht gewillt , den Bettler auch nur im Saa l zu dulden. 114

110 S. Stat. Theb. 5, 192 und Val. Flac. 2, 191 f. Neben jedem Mann liegt seine Ehefrau und dami t seine spätere Mörderi n, bzw. jede einzelne Frau gibt sich den Freuden des ver· hängnisvollen Mahles hin. 11 1 Ov. met. 12.21 1-214. s. A nm . 10 1. 112 S. Odysseus bei den Phäaken. Horn. Od. 7,91 -94 (Odysseus betrac htet goldene und silberne Hundefiguren im Palast des Alkinoos); die Geflihnen d<.'S Odysseus bei Kir· ke, Hom. Od. 10,208-219 (hier handelt es sich um Löwen und Wöl fe) : Odysseus bei Eu· maios. Hom. Od . 14 ,29f., dazu oben S. 120. 113 Zugleich scham die Begegnung mit Argos einen Übergang zwischen der Bewirtung des Odysseus bei Eumaios und seinem Aufenth::al t im eigenen Haus, dazu EISENß ERGER ( 1973) 233. 114 Der Egoismus de r Freier, vor allem des Ant inoos. zeigt sich besonders da rin, daß sie es sogar ablehnen. dem Bettler ein Almosen aus dem fremden Besitz zu übe rlassen. den sie sich angeeignet haben . S. SAID ( 1979) 3 1.

5. Exkurs: Antigastmlhler

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Das in regu lären Gastmahlszenen häufi ge Element des »Wartens auf der Türschwelle~~ liegt ebenfalls nur bei der Heimkehr des Odysseus vor. Doch staU wie ein Gast stehend um Einlaß zu bitten, setzt sich Odysseus, seiner vorher mit Telemach abgesprochenen Rolle als Bettler gemäß, auf die Schwelle. 11S Er wird daher auch nicht wie ein Gast begri..ißt und zu Tisch gebeten, sondern erhält Brot, Fleisch und Wein auf sei nem Platz bei der TOr (Horn . Od. 17,348-352). Auch werden ihm die Speisen nicht, wie einem Gast, von e iner Gruppe schwei gender, ohne ausdri..ickliche Aufforderung handel nder Tischsklaven gere icht, sondern Telemach schickt eigens den Sauhirten Eumaios, läßt dem ) Fremden ~ ausrichten, von wem die Gabe stamme und erlaubt ihm, im Saa l zu betteln (Hom. Od. 17,345-352). Den aus regulären Gastmahlszenen bekannten unaufgefo rderten Dienst leisten einige Personen, die den Freiern aufwarten, sowie einma l die Mägde der Penelope, die zum Teil eine flir Diener in regulären Gastmählern unge116 wöhnliche Sprechrolle und damit einen eigenen Charakter erhalten. Auch handelt es sich nicht nur um das einheimische Gesinde, sondern auch um Bedi enstete, die die Freier eigens mitgebracht haben (5. Horn. Od. 16,253; Horn . Od. 20, J 60f.). In einem Fall tragen sogar Eumaios und Philoitios zusammen mit Me lanthios Spe isen auf.m tn diesen Abwandlungen zeigt sich I 15 1·lom. Od . 17,339-341 . Daß es sich um den typischen Platz eines Bettlers handelt. zeigt die Schmährede des Melanthios. der Odysseus als TrTl.)Xo v oVL'lp6v. SOtTWV QTTO).UIJOVTIlpa (, .. 1 / ÖS TTO).).T)S IP).L~ct lTOPOOTclS qlAll4'ETQL ~OUS bezeichnet (Horn. Od. 17.220r.). s. dazu JACOßSON ( 1999) 315. sowie die Auseinandersetzung zwischen Odysseus und dem Bettler lros um den Platz aurder Schwelle. Horn. Od. 18. 17: oubOs" S'olJqK>npous OOE XEiOETOt. Das Sitzen auf der TOrschwelle findet sich außerhalb einer Gastmahlszene auch bei der Rückkehr des Odysseus zum Palast des Aiolos. nachdem seine Gefllhrten versehentlich den Sack mit den Winden geOlTnet haben (Horn. Od. 10,60-63). Don handelt es sich um eine Bittgeste. nicht etwa um einen dauemaOen Aufenthalt auf der Schwelle. 116 S. z. B. Horn. Od. 18.310f. (Mägde des Odysseus kümmeOl sich unaufgeforden um die Fackeln im Megaron. doch werden sie, anders als die Tischsklaven in regu lären Gastmahlszenen. mit eigenen Geruhlsregungen dargestellt und erhalten im Fall der Melamho sogar eine Sprechrolle. Horn. Od. 18.320-339): Hom. Od. 19.60-64 (hauseigene Mägde räumen ab, wiederum läßt sich Melantho anschließend zu einer Schmährede hinreißen. die Tischsklaven in regulären Gastmahls-tenen niemals Jlußem. 1·lom. Od. 19.6569); 1·lom. Od. 20, l60f. (Diener der Freier spalten ~I olz); Horn. Od. 21.270-272 (KilpVkES gießen Wasser ober die Blinde. KOÜpot mllen die Weingefllße). Dagegen hält Euryk leia einmal die Mägde des Odysseus zur Arbeit an. da die Freier bald zum Mahl hereinkämen. Horn . Od. 20. 149- 156. 117 1·lom. Od . 20,253 -255 . Der Abschnitt wird von den AnalytikcOl ausgeschieden. EISENBERGER ( 1973) 278 spricht sich in Anlehnung an FOCKE ( 1943) 345 mit der Begründung rur die Echtheit aus. daß sich )~ie Hinen (... J als Dienende von Odysseus abhe-

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S. Exkurs: Antigastmlhler

die verkehrte Situation im Hause des Odysseus. in dem die Freier nach ihrem Gutdunken schalten und walten. Ihre Arroganz ze igt sich besonders im Vergleich mit Telemach: Hatte er anfangs auf den trcuen Eumaios zurückgegri rren~ um dem Bettler Odysseus Spe isen zukommen zu lassen, so bedient er ihn später sogar se lbst und verspricht ihm Schutz vor den Freiem ( Horn. Od. 20,257-267). EISENBERGER ( 1973) 278 betrachlet diese Geste als Signal, daß der >Bettler< nun in den Status eines Gastes aufgenommen sei. Sie geht jedoch noch über die gewöhnliche Gastfreundschaft hinaus und bildet einen ebenso singulären Gunsterweis wie das von Penelope offerierte Fußbad (dazu unten S. 444), 118 Schon hier zeigt sich d ie enge Bindung zwischen Odysseus, sei ner Frau und seinem Sohn , die das Band zwischen Gast und Gastgeber noch übertrifft. Während die aufwartenden Diener in der Vorgeschichte des Freiermords, ebenso wie in der Uberw iegenden Zah l regulärer Gastmähler, mehrfach dargestellt werden , fe hlen sie in den lateinischen Antigastmählem , obwohl es weder der Vater der Andromeda noch der Lapithenköni g Pirithous an Fürsorge fehlen lassen und die Ausstattung des Festsaals bei Cepheus durchaus Wohl stand verrät. ttll Auch in der Lcmnosszene, bei der sich das Gelage in verschiedenen Häusern zugleich abspie lt, wäre es ftir die Dichter, wenn sie die Diener hätten ei nfUhren wollen, ei n Leichtes gewe-

bentt sollen. Doch steht dagegen. daß auch Odysseus selbst einmal Kncchtsarbeit rur die Freier übernimmt, s. Horn . Od. 18,343-345. Vielmehr zeigt sich in dem Tischdienst. den die drei Viehhirten entgegen ihrem eigentlichen Zustandigkeitsbereich ausüben. das ordnungswidrige Regime der Freier. welche die Bediensteten des Odysseus unter Druck set7.cn. Da Eumaios und Philoitios unmittelbar zuvor gegenObcr dem >Bettler, ihre Sehnsucht nach Odysscus bekundet haben (1·lom. Od. 20,235-239). besteht keine Gefahr. daß ihr Dienst rur die Freier als Treuebruch gewertet werden könnte. 118 Im Zusammenhang mit regulären Gastmahlszenen erscheint sonst nur ein voll ständiges Bad, s. dazu oben S. l09f. 119 Ov. met. 4, 759-77 1. wo von den aurea atria des Königs sowie ihrer schö nen Ausstattung (pu/eher paratus) die Rede ist. Seinen Takt beweist Cepheus. indem er den Retter sciner Tochter nicht sofort, sondern erst nach dem Mahl Ober seine Abenteuer befragt. Auch Pirithous sorgt sich um seine Gäste. indem er ihnen sclbst die Plätze anweist: Hubigenas (... ) positis ex ordine mensis I arboribus tecto discumhere iu.sserat antro (Ov. met. 12,21If.). Die Feierlichkeiten finden hier zwar nicht in einem Palast, sondern in einer Waldhöhle staU, doch betont der Dichter, indern er die geregelte Sitzordnung hervorhebt. daß ein geordnetes Bankett angestrebt ist. Der Ort trllgt der rauhen Lebensweise von Gastgebern (die Lapithen gehen als thessalisches Bergvolk, das über seinen früheren König b:.ion mit den Kentauren verwandt ist) und Gästen (den in OV. met. 12.21 1 ausdrücklich alsferi bezeichneten Kentauren) Rechnung.

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5. Exkurs: Antigastmi hler

sen, ein wohlhabendes Haus beispielhaft herauszugreifen. Das Fehlen der Dienerschaft scheint daher nicht inhaltlich moti viert zu sein. Bisher haben wir in der ersten Phase der lateinischen Antigastmähler eine Tendenz zur Verknappung und Auslassung regulärer Elemente beobachtet. Dies ist möglich , wei l der mit dem typi schen Verlauf vertraute Leser die fehlenden Details leicht aus den Andeutungen ersch ließen kann , besonders wenn es sich, wie bei der »Dienerschaft«, um ein häufi ges Element handelt. Das der Szenentypik zuwiderlaufende Auftreten der Diener vor dem Freiermord, das sich wegen der besonderen Situation im Haus des Odysseus ni cht anhand des typi schen Verlaufs ergänzen läßt, wird dagegen eigens dargestellt. 12o Der Verolehr von Spe isen und Getränken nimmt in den Antigastmählem, ganz wie in regulären Banketten, sehr wenig Raum ei n. Die dargebotenen Gerichte werden in der nachhomeri sc hen Epik nur in Form von Sammelbegriffen wie dopes und epulae erwähnt und können gelegentlich ganz ausgelassen werden, wie in der Lapithen- und Kentaurenszene der Metamorphosen, wo nur di e fur die Gäste bereitgestellten Tische erscheinen (Ov. met. 12,211). Der Speisevorgang selbst, der schon in gewöhnlichen Mahlszenen nur angesprochen wird, wenn ihm e ine besondere Bedeutung zukommt, erscheint nirgends ausdrücklich . Die einzige Ausnahme bi ldet wiederum di e Heimkehr des Odysseus, wo sich der vermeintli che Bettler über Brot und Fleisch hermacht, die ihm Telemach hat bringen lassen. Seinen Anteil an den Speisen nimmt er parallel mit dem Gesang des Phemios ein,12I wodurch der improvisierte Charakter des Mahl s hervortritt; Der Bettler muß sich nicht nur mit der Türschwelle begnügen , sondern seinen Hunger zu einem Zeitpunkt stillen, da die ilbrigen Anwesenden bereits gespe ist und sich der musi kalischen Unterhaltung zugewandt haben. Auch hier handelt es sich um ein Erei gnis, das, da es nicht aus dem regul ären Gastmahl abgeleitet werden kann, vom Di chter eigens eingefUhrt werden muß. Auch darin zeigt sich die Sonderstellung der Heimkehr des Odysseus. 120 Zu den Details, die der Leser nicht aus regularen Szenen erschließen kann, gehört de r Einsatz eigener Diener durch die Freier. Horn. Od. 20,160 sowie die Tatsache, daß die Tischsklaven nicht a lle Anwesenden. sondern nur die Freier und ggf. die Hirten bedienen, 1.. 8 . Uom. Od. 17,334f. (Der Herold bedient zwar Eurnaios. nicht aber den gleich dara uf eintreffenden , Beuler< Odysscus); Horn. Od. 2 1,270-272 (Herolde und Jünglinge bedienen d ie Freier bei einer Trankspcnde). 12 1 Horn. Od . 17,356-359: oj,JrpoTi pl)OlV tSi~OTO Kai KOTi e.,ICEV / OWI TroSWV

npoTropOl8Ev, oeIKE),[rjS tTrI rn'lPrjS. / flOelE S·. ETos a OISbl) t vi / eW' 6 SESEITrVT'jICEIV. 6 S' tTravETo 6t:ios oOIS6s.

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5. Exkurs: AntigastmAhler

Die festliche Bewirtung eines Besuchers ist in zahlreichen regulären Gastmah lszenen mit religiösen Riten wie Opfern oder (häufiger) Libationen verbunden, die das Wohlwollen der Götter auf die Versammelten herabrufen sollen. Diese pietätvollen Gesten bilden jedoch kein regelmäßiges Element und besitzen auch keinen festen Platz im Verlauf des Gastmahl s, s. dazu oben S. 88fT. Vie lmehr werden sie eingesetzt, um entweder positive Charaktere auszuzeichnen, wie Nestor oder den pflichtbewußten Eumaios oder, wenn es sich um fehlerhafte oder in gespannter Atmosphäre vollzogene Riten handelt, den sinistren Charakter des Mahles anzuzeigen. Es steht daher zu erwarten, daß Libationen und Opfer in den Antigastmählem, weiche in einem Blutbad enden, Oberhaupt nicht oder nur in pervertierter Fonn erscheinen. Tatsächlich findet sich jedoch bei der Heimkehr des Odysseus ei n direkter Hinweis auf ei ne Trankspende, wodurch sich die Sonderstellung dieser >Bewirtung( erneut bestätigt. 122 Anders als in regu lären Gastmahlszenen erweist hier jedoch nicht der Gastgeber, der in der Vorgeschichte des Freiemlords fehlt, m sondern der venneintliche Bettler Odysseus den Göttern die Ehre, nachdem ihm der Freier Amphinomos die Gele124 genheit dazu verschaffi hat. Oie Geste dient der Binnendifferenzierung unter den Freiem und deutet zugleich auf die endgültige Heimkehr des Odysseus voraus, der schon in der Tarnung als Bettler die regulären Aufgaben eines Hausherrn wieder zu übernehmen beginnt.125 Das Detail erflillt 122 Horn. Od. 18. 15 1: Der Freier Amphinomos trinkt dem ~ ßett le r( nach seinem Sieg Ober Iros zu. worauf ihm der verkleidete Odysse us in verhilllter Fonn seine Heimkehr ankOndigt. ehe er nach einer Trankspende dem Amphinomos den Becher zurückgibt. S. zu diesem Vorgang oben S. 162 Anm. 127. 123 Telemach reklamien zwar mehrfach die Stellung eines ~fIVOO6KQS rur sich ( Horn. Od. 18.64 : vgl. 21 .353. wo er d ie Macht im ~I aus beansprucht). kann diese RoHe aber angesichts der feindlichen Obert..ahl nicht ausruHen. So beschränkt er sich in Absprdche mit Odysseus (s. Horn . Od. 16.272-280) auf gelegentliche Emmhnungen der Freier. Sein Hauptgegenspicler ist Antinooos. der vom >Beulere Odysseus als kOnigsgleiche Gestalt angeredet wird. Horn . Od . 17.415f.: oll UEV UO\ oodELS 6 KOKIOTOIj: 'Axolwv I fUlJfVOI. oM' WPIOTQS. hn\ ßOO\AtiT fou
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5. Exkurs: Antigastmllhlcr

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also ei ne erzähltechni sche Funktion, die sich nicht allein aus dem typi schen Schema herleiten läßt, sondern innerhalb des Epos se lbst gesucht werden muß . Amphinomos sorgt auch dafUr, daß die Freier, bevor sie an diesem Abend das Haus über Nacht verlassen, den Göttern eine Libation weihen (Horn. Od. 18,425f.). Die Geste steht im Zusammenhang mit seinen Bemühungen, die Freier zu besänftigen, nachdem sie mit Telemach und Odysseus in Streit geraten sind, und Eurymachos sogar einen Schemel nach dem vermein tlichen Beuler geworfe n hat (Horn. Od. 18,394_398). t26 Auch hier handelt es sich freil ich nicht um eine reguläre Trankspende: Nicht alle Anwesenden werden, wie sonst üblich, in die Zeremonie einbezogen, sondern nur die Freier, die sich damit erneut von Telemach und dem Bettl er absetzen. Von einer Festi gung der Gastfreundschaft, wie sie Alkinoos mit der Auffo rderung zur Spende am ersten Abend des Odysseus auf Scheri a bezeugt, und di e alle Anwesenden e inbezieht,127 kann hier kei ne Rede sein. Dasselbe gilt fur eine von Antinoos angeregte Trankspende zum Abschluß

des Ge lages (Horn . Od. 2 1,263-273), von der der Bettler ebenfalls ausge-

schlossen ist. 128 Das Fleischopfer an ApolIon, »den Bogenberühmten« ( KAVTOT6~ ,+, ) wiederum, das Antinoos fUr den nächsten Tag vorschlägt (Horn . Od. 2 1,265-268), wird nie ausgefUhrt, da Odysseus zuvor mit dem Bogen den Kampf eröffnet. Der Vorschl ag steht damit, ähnlich wie der zum Sturm auf die schmausenden Freier ansetzt, denen er ein ))Mahl\( bereiten wo lle, Horn. Od . 21.428-430 : vUV S' WPIl Kai OOPTTOV 'Axa loiOLv Tt:T\lK€a901 / EV qlael. aVTOp ETWTO Kai OAAWS h jlIClaa901 / 1l0ATTij KaL q>6PlllYYI ' Ta yap T' ova9TillaTo San·os. 126 Die Schemelwürfe (Horn. Od. 17,462-465 und 18,394-398) werden durch Ktesippos OberbOlen, de r einen Kuhfuß schleuden (Horn . 0<1. 20.299-302). Die Attacke ist als Reminiszenz an die Kyklopenszene gestaltet, dazu EISENBERGER (1973) 279. 127 Hom. Od. 7, 179- 18 1: n OVTovoe. KpnTi;pa KepaooallEvO<) lli ßv vei llov / TTOOIV ova ~Eyapov . 'ivo Kal D. li TeplTlKEp0Vv~ I amiaOIlEV. &; 9' lKETl:l0IV Öll' oiBoiolOlV oTT11Sei. 128 SATD ( 1979) 36 sicht d ie Besonderheit dieser Trankspende im Fehlen der eigentlichen Opferhandlung: )Ce qui manque en effet dans cette description, c 'est [ ... J le geste mc me de la libation et la priere qui I' accompagnc d 'ordinaire. Spendein n'apparait que dans l' invitation et dans la formu le de conc!usion.(\ Das eigentliche Ausgießen des Weins kann aber auch bei O pfernden , dic e indeutig positiv besetzt sind. nur im ROckblick be· schrieben werden, so daß dieses Detail im Fall der Freier keine große Aussagekrafl besitzt. Vgl. Horn. 11. 9,7 12 (Trankspende der griechischen Heerftlhrer zum Abschluß ihrer Versammlung nach der Presbeia); Ho rn. 0<1. 3.43·64 (AthenelM entor und Telemach beten, ohne daß die Spende ausdrücklich beschrieben wird); Horn. 0<1. 7,179-184 (Bei der Trankspende der Phäaken erscheinen ebenfalls nur Aufforderung und Abschlußformel, vgl. auch Horn. Od. 7,228).

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5. Exkurs: Antigastmllhler

Verzehr des blutigen Fleisches, in enger Beziehung zum bevorstehenden Tod der Freier. Im Gegensatz zur Heimkehr des Odysseus wird in den lateinischen Antigastmählern erwartungsgemäß kein reguläres Opfer an die Himmlischen erwähnt. Nur im Rahmen eines Gleichnisses deutet Valerius Flaccus eine Trankspende an: Die zum Mord entschlossenen lemnischen Frauen li egen neben ihren Männern »wie Ti siphone in der Unterwelt neben Phlegyas und Theseus liegt und gräßliche Speisen und Becher spendet« (bzw. »kostet«).I29 Die Verwendung des doppeldeutigen libare, das im technischen Sinne »eine Trankspende ausbringen« heißt,I)O daneben aber auch »von etwas kosten« bedeuten kann, 1) ] läßt die Möglichkeit anklingen, daß auch die lemnischen Frauen bei ihrem scheinheiligen Freudenmahl Libationen darbringen. Die Tatsache, daß Valerius einer direkten Darstellung dieses Ritus ausweicht und statt dessen ein unheilverkündendes Gleichnis vor· zieht, bestätigt die Ergebnisse, die wir anhand regulärer Gastmahlszenen gewonnen haben: Korrekt durchgeftihrte Trankspenden und Opfer sind po· sitiv besetzten Charakteren vorbehalten, während in den seltenen Fällen, in denen auch frevlerische Figuren solche Gaben weihen , der Vorgang stets negativ gekennzeichnet wird und so dazu beiträgt, das wahre Gesicht des Betreffenden zu enthüllen: Bei Valerius Flaccus deutet der TisiphoneVergleich nicht nur den drohenden Tod der ahnungslosen Opfer an, son· dem bezeichnet durch die Gleichsetzung conillnx - Tisiphone zugleich den übernatürlichen Ursprung des kommenden Unglücks: Die Frauen si nd von Venus zur Raserei getrieben und werden erst nach der Bluttat wieder zu sich kommen . In regulären Gastmahlszenen kann sich an das eigentli che Mahl eine mu · sikalische Darbietung anschließen, die von einem professionellen Sänger vorgetragen wird und entweder von mythi schen oder gegenwartsbezogenen Ereignissen handelt. Auch in den Antigastmählern werden Lieder erwähnt; allerdings häufiger am Anfang als am Ende des Mahles und ohne die Vor· tragenden oder den Inhalt des Gesangs genau zu bezeichnen. In der Heim129 Val. Flac. 2, 192·194 . Vgl. zu diesem an Vergils Unterweltsschilderung (Verg. Aen. 6,603-607) orientierten Bild GÄRTNER (1994) 249 sowie SHELTON ( 1971) 58f. und POORTVLl ET (1991) ad loe. 130 Zur Verwandtschaft von libare und AOLßn s. PERUZZI ( 1969) 25-28. 131 Vgl. einerseits Val. Flac. 3,4 56458 (von einem Oprer): summasfrondentiblls intulit aris l libavitque dapes, p/acidi quas protinus angues I [... J linguis rapuere coruscis und andererseits Lucr. 3, 1 I :j1oriferis 111 apes in saltib/ls omnia /ibant (vom Nektarsaugen der Bienen). S. auch OLO ( 1976) 1026 s.v. Iiba .

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kehr des Odysseus unterhält ein ni cht namentlich genannter Sänger die sorglosen Freier nach dem Ge lage, während der >Bettler( noch auf der Türschwelle spe ist. 'J2 Beim Hochze itsbankeu des Perseus begleiten Gesang, Lyra- und Flölenmu sik als Ze ichen der Freude die Ankunft der Gäste (Ov. met. 4,760-762) und ebenso stimmt die bei Pirithous versammelte Festgese ll sc haft vor dem Beginn des Mahles einen nic ht näher beschriebenen Hymenaios an (Ov. met. 12,2 15). In Sialius' Version des Männermords isl nur allgemein von chor; gegen Ende des Mahls die Rede, die aber nicht während de r Darbietung, sondern erst nach deren Abschluß erwähnt werden (Stat. Theb. 5, 195: conticuere chor;). Valerius Flaccus dagegen verlegt die Vortäuschung freudiger Gesänge, die die Männer in Sicherheit wiegen sollen, vor den Beginn des geme insamen Mahles (Val. Flac. 2, t 87f.: aequora cunclae I prospiciunl simulantque choros). Im Vergleich zu regulären Bewirtungen ist die Funktion musikalischer Darbietungen in den Antigastmählern also stark eingeschränkt: Sie dienen vor all em dazu, die (wirkli che oder geheuchelte) Freude der Anwesenden zu demonstrieren. Auch die Gespräche nach dem Mahl, die in regulären Szenen die Stimmung festigen und die Teilnehmer vorstellen, erscheinen in den lateinischen Antigastmäh lern in reduzierter Form . Am engsten schließt sich Ovid an die Tradition an , indem er die ausführlich beschriebene Unterredung zwischen Perseus und seinem künftigen Schwiegervater mit einem Temporalsatz einlei tet, der den auch in regulären Gastmählern verwendeten Versen zum Abschluß der Beköstigung gleicht. lJJ Allerdings befragt hier nicht, wie sonsl üblich , zunächst der Wirt seinen Gast, sondern der ortsfremde Perseus erkundigt sich nach den Sitten und Gebräuchen der Region, ehe er auf Bilten des Cepheus von seinen eigenen Abenteuern berichtet (Ov. met. 4,769803).134 Diese ungewöhnli che Initi ative zeigt die starke Stellung des Per132 Horn. Od. 17,358: a OlSOs- EV\

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emSev. Daß es sich bei dem Sänger

um Phemios hande lt, läßt sich aus anderen SIe lien der Odyssee erschließen, und wi rd daher hier ohne ausdrfickliche Erwähnung vorausgesetzt. Die knappe Darstellung unterscheidet sich vom ersten Auftritt des Phernios bei der Bewirtung von Athene/ Mentes. wo der Dichter den Inhalt des Liedes nachgetragen haue, s. Ho rn. Od. 1,325-327. 133 O v. met. 4.765-767: Postqllom eplllisjul/cli gel/eros i n//lnere Bacchi I diffudere animos. cllltllsque gelllls qlle locomm I qllaeril Ly neides moresqllc allimumque I/ironmt. Zu Parallelen in regulären Gastmtlhlem s. oben S. 84 f. mit Anmerkungen. 134 Nur hier finden wir einen anonymen Gesprächspartner (Ov. mct. 4.790f.: 1mus I er l1/1mero procerIIm), dessen Zwischenfrage ausfilhr lich beantwortet wird (Ov. met. 4,793-803). Der fUr Gastmahlszenen ungewöhnliche Einschub d ient dazu, zwei Metamorphosen (Versteinerung der Wesen, die d ie Mcdusa erblicken bzw. Verwandlung der Haare der Mcdusa), die das eigentl iche Thema des Epos bilden, voneinander zu trennen.

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5. Exkurs: An tigastmlhlcr

seus, die er sich durch die Rettung Andromedas erworben hat. Zudem verleiht ihm se ine Rolle als Bräutigam zusätzli che Legitimation. Bei dem ebenfalls au s Anlaß einer Hochzeit stattfindenden Bankett der Lapithen und Kentauren (Ov. met. 12,2 10-535) kommt es hingegen ni cht zu einem Gespräch nach dem Mahl, da sich das Gelage schon zuvor in eine erbitterte Schlacht verv;andelt. Statius deutet in seiner Version der Lemnosgeschichte das Gespräch nur in zwei Worten an, ohne die Beteiligten oder den Inhalt des Gesprochenen näher zu bezeichnen (S1'a1. Theb. 5, 196: decresclint mllrmura). Eine Sonderstellung nimmt wiederum die Vorgeschichte des Freiermords ein, wo sich zahlreiche Wechselreden zwischen unterschiedlichen Personen finden . Das zentrale, scho n durch se ine Stellung etwa auf der Hälfte des Aufenthalts hervorgehobene Gespräch ist die Unterredung zwischen Odys~ seus und Penelope: Zum ersten Mal wird der Fremde hier ni cht wie ein Bettler, sondern wie ein regulärer Gast behandelt, indem Penelope ihm ei~ nen Stuh l herrichten läßt, ihn nach se inen Erlebnissen mit dem vermißten Odysseus befragt und ihm schließlich ein regu läres, von Mägden bere itetes Nacht lager anbietet (Ho rn . Od. 1 9,317~319).1J5 Der so Geehrte lehnt dies freilich mit Hinweis auf seinen Bettlerstatus ab und nimmt mit einem e infachen Schlafp latz vorlieb. Gleichsam als Ersatz ordnet Penelope das Fuß~ bad - einen in den Gastmahl szenen einzigartigen Gunstbewei s - an, der fast zur vorzeitigen Enttarnung des Odysseus durch Euryk leia führt, welche er nur durch rasches Einschreiten verhindern kann . 1J6 Die Begegnung mit Penelope korrespo ndiert mit dem Gespräch zwischen Odysseus, Alkinoos und Arete: 137 Wie dieses findet die Unterredung mit Pene lope erst statt , als die übrigen Mahlteilnehmer vorübergehend in ihr e i~ 13 5 EISENUERGER (1973) 272 hebt hervor. IIWic sehr im T die Pri nzipien der Gastfreundsc haft wicdcr z um Fortschritt de r Handlung be itragen: Penelopc [... ) behande lt ihn [sc. Odysseus) wie ei nen Gast, veranlaßt die Fußwaschung und schenkt ihm ihr volles Ve rtra ue n .~~

136 Hom. Od. 19,479-490. Die Gefahr einer verfrühten Wiedererkennung durchzieht das ganze Gespräch mit Penclope. deren Tränen schon zu Beginn in Odysseus den Drang erwecken. mitzuweinen (Ho m. Od. 19.209-2 12), wodurch er sieh leicht hätte verraten kö nnen. Dazu EISENUERGER ( 1973) 26 1 und 267. 137 Zu den Beziehungen zwischen den Ereignissen auf Scheria und auf Ithaka vg1. KRISCII ER ( 1985) 20: Das Phnakenabenteuer besteht )laU S Projektionen der Ereignisse in lthaka: aus der bevorste henden Wiedervennählung der Penelopc wi rd die bevorstehende Hochzeit der Nausikaa. aus der Herausforderung durch ITOS die l'lerausfordcrung durc h Eu ryalos. (~ Das Phäakcnabcnteucr llist e in Vorspie l der Heimkehr, durch Pamllelismus und Gegensatz mit dicser verbunden.(( (ebd .).

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5. Exkurs: Antigastm!ihlcr

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genes Haus zurückgekehrt sind, und mit derselben, nur an diesen beiden S tellen gebrauchten Einleitung erkundigen sich Arete und Penelope nach der Herkunft des Fremden . l38 Seide Szenen sind zudem durch das nur hier und in der Eumaiosszene erscheinende Deta il der Di ener, die während des Gesprächs den Tisch abräumen (Horn . Od. 19,60-64, vg l. Horn . Od. 7,232)139 sowie durch die Thematik (d ie Kleider, die die Gesprächspartnerinnen j ewe il s se lbsl gewebl haben) verbunden. Indem der Dichter auf den Aufenthalt bei den Phäaken anspielt, läßt er zugleich di e Unterschiede zu e iner gewöhnlichen Bewirtung hervo rtreten . Während das phäakische Königspaar souverän über das Ende des Mahl s bestimmt und die übrigen Teilnehmer entläßt, als Odysseus gespeist hat und zum Gespräch bere it ist ( Horn. Od. 7, 188), wartet die bedrängte Penelope auf Rat des >Bettlers<, bi s sich di e Freier am Abend von selbst zurückziehen (Horn. Od. 17,56 1-588). Andererseits erweist Penelope trotz ihrer schwe ren Lage dem noch unerkannlen Ehemann mit dem Fußbad eine herzliche Aufnahme, die selbst über die im märchenhaften Scheria gebotene Gastfreundschaft hinausgeht. Penelopes Freundlichkeit steht in Kontrast zu den Erfahrungen, di e Odysseus zuvor mil den schmähsüchtigen Freiern und glei ch darauf, als er in der Vorhalle ruht, mit den ungetreuen Mägden macht. Angesichts ihres ungebührlichen Verhahens findet er erst Schlaf, als Athene ihn mahnt, seine Kräfte für den Kampf zu schonen (Ho rn . Od. 20,52 f.). Indem der Dichter den Schlaf verkürzt und als Teil der Schl achtvorbereitungen erscheinen läßt, verzahnt er ihn mit dem folgenden Kampftag, so daß di e Zäsu r, die das Nachllager in den me isten regulären Gastmahl szenen bewirkt, in den Hintergrund tritt.

138 Hom. Qd. 19, 104r.: ;EIVE, TC I-lEV oe npWTOV tywv EiprloOI-lO I oun;· / TIS n68Ev EIs 6:vöpWv ... : = 1·lom. Od. 7,237f. Dazu RUTtlERFOKD ( 1992) 143: »Arete 's role as clever and influential queen (... ) prefigures Penelope' s, one of sevcra l ways in which Scheria anticipates Ilhaca.11 Ähn lich EISENßEKGER ( 1973) 259. 139 EISENßERGER ( 1973) 259, der in den Dienerinnen der Pene10pe ei ne Fonn von )Anstandsdament sieht, weist auf das Risiko hin, das sie fnr den getarnten Odysseus bedeuten: »Ein Gespräch zwischen dem Beuler und der Königin allein wäre natürlich wegen des Dekorums ganz unmöglich. Die überlieferte Fassung versetzt den Zuhörer durch die Gegenwart der Mägde [... ) in Spannung: Wird es Odysscus gelingen, die Maske zu bewahren? Wenn er sich verriete oder von Pcnclope an irgend etwas erkannt und in freu diger Überraschung als Odysseus angesprochen würde, geriete er in höchste Gefahr.« Die Parallele zu den Mägden auf Scheria bemerkt EISENBERGER ebcnsowenig wie Russo (in HEUBECKIWEST 1985) und RUTHERFORD ( 1992) ad loc. oder GARVIE ( 1994) zu Horn. Qd. 7.232 .

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5. Exkurs: AntigastmJl.hler

Außer in der Vorgeschichte des Freiermords wird nur in den Lemnosszenen bei Statius und Valerius Flaccus ein Nachtlager erwähnt, wo es die Bewirtungsphase abschließt. Es stellt allerdings auch hi er keinen Ruhepunkt der Handlung dar, sondern bildet den Auftakt zu dem blutigen Gemctzel. 140 In der Verkehrung eines sonst Sicherheit und Ruhe illustrierenden Elements ze igt sich die Irregularität der Antigastmäh ler, schon ehe di e eigentliche Schlacht beginnt. Die Ana lyse hat bisher ergeben, daß das dem Kampf vorausgehende Bankett in den nachhomerischen Antigastmählern im Vergleich zu regulären Bewinungsszenen ungewöhnlich knapp und ausschniuhaft, in der Heimkehr des Odysseus dagegen ungewöhnli ch ausfUhrli ch dargestellt wird. Fast alle Elemente einer typischen Bewirtung, einschließlich der Unterhaltung nach dem Mahl und auch sonst nur unregelmäßig erscheinender Handlungen wie der Libation lassen sich hier in regulärer oder verzerrter Form nachweisen, sind jedoch ni cht in der Reihenfolge des typischen Schemas angeordnet. Die darin zutage tretende Sonderstellung, die die Vorgeschichte des Freiermords sowoh l vom Aufbau regulärer Gastmähler als auch vom Beginn anderer Antigastmäh ler unterscheidet, läßt sich auch in der fol genden Kampfphase beobachten. 5.1.3 Die übrigen An/igastmähler: Der Kampf Der blutige Kampf, in den die Antigastmähler umschlagen, setzt zu verschiedenen Zeitpunkten ein. Am frUhsten beginnt er beim Festmahl der Lapithen, wo der übermäßige Weingenuß die Kentauren dazu verleitet, während des Banketts gewaltsam di e Frauen ihrer Gastgeber zu entfUhren (Ov. met. 12,219-221). In der Lemnosszene hingegen fallen die Frauen erst nach beendetem Mahl , als sich die Teilnehmer bereits zur Ruhe ge legt haben , bewaffnet über ihre Männer her (StaL Theb. 5, 197-200; Val. Flacc. 2,2 14f.). Eine Mittelste Ilung nimmt schließlich der Überfall des Phineus auf die Hochzeitsfe ier seines Ri va len Perse us ein, der sich während der Unterhaltung nach dem Mah l ereignet (Ov. met. 5,2-7). Auch hier zeigt sich also das Streben der Di chter nach varia!io, das wir sc hon in der Bewirtungsphase der Antigaslmähler in Ansätzen beobachtet haben. Auch der Anlaß der 140 Stat. Theb. 5, 197-200 (Ende des Festmahls der lemnischen Frauen und ihrer Manner: eonsanguinei mixllls ealigine Leti I rore nllldens Stygio moritllra", ampJee/ilur urbem I SonltJlIs e/ impliei/o flmdi/ gravia otia eomu I seeernilq/le viros); Val. Flac. 2,2 14 f. (Vcnus treibt die Frauen zum Mord an: l'Crbere "ie/os I in IhaJamos agil).

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S. Exkurs: Antigastmllhler

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Gewa lttätigkeiten, der in allen Antigastmählem, außer der Kyklopenszene, in Liebesdingen zu suchen ist, stellt sich im Detail sehr unterschied lich dar: Während Odysseus die frevelhaften Freier seiner Frau tötet, metze ln die lemn ischen Frauen ihre Ehemänner aus grundloser Eifersucht nieder. 141 Die Kentauren wiederum versuchen , die Frauen der Lapithen zu entfU hren, während Phineus seine Ansprüche auf die zunächst ihm versprochene Andromeda geltend machen wi ll. 142 Im folgenden Kampf wi rd die Variation zum vorherrsc henden Prinzip, so daß sich die Sc hl achten nicht in ein einheitliches Verlaufsschema einordnen lassen. Während die Freiennordszene vor allem durch Reden und Gegenreden sowie gemei nschaftliche Angriffe und Gegenaktionen der beiden Parteien gegl iedert wird, löst sich die Lapithen- und Kentaurenschlacht in den Versionen Ovids und des Valeri us Flaccus in eine Reihe von Einze lkämpfen auf, bei denen Angehörige be ider Seiten jeweils am Mörder ei nes gefa llenen Freundes Rache nehmen. 143 Unterbrochen werden diese bei Ovid 141 Vgl. die sehnsüchtige Anrede der lemnischen MAnner an ihre Ehefrauen. denen sie die thrakischcn Kriegsgefangenen als Dienerinnen mitbringen wollen. Val. Flac. 2, 113f.: 0 pa/ria, 0 mriis COlfilmx mmc maia cllris, I has agimlls long; fanllllas fibi praemia bel/i. Nur bei Vale rius und Statius sind die Opfer vollko mmen unsc huldig. Die meisten frühe ren Danae llungen de r Lemnossage berichten dagegen von einem wirklichen Ehebruch der Männer: Die erLürnte A phrodite haUe die lemnischen Frauen mit einem üblen Geruch geschlagen. so daß sich die Männer von ihnen abwandten und die thrakisehen Kriegsgefangenen bevorLugtcn (Scho l. Pind. Pyth. 4 ,88; Scho l. A.R. 1,609; Schol. Stal. Theb. 5.28; ApolIod . 1,9, 17; mythogr. Val. 1, 133). Ohne klar umrissenen Grund verlassen die Männer ihre Frauen bei Apollonios Rhodios. 1,611 -6 15 (vg l. Hyg. Fab. 15), wo nu r alJgemein der Zom der Kypris genannt wird . 142 Seine Lage ähnelt der des Turnus, welcher sich ebenfalls erfo lg los bemüht. einen unerwarteten Ri valen aus dem Feld zu schlagen. Während Turnus seinen Anspruch allein durch das Wirken der Götter verliert, hatte Phineus in e iner filr die Braut lebensge f1l.hr liehen Situation nichts zu ihrer Rettung unternommen, was ihm Cepheus vorhält, Ov. met. 5.22f. : /e ~pectal1le revi"cla es/ I e/ ,mI/am l ... ] opem patrulls sponsusve fIlIisti. Nicht nur göttl iche Zeichen (Ov. met. 5,16- 19). wie sie auch gegen Turnus sprechen (vgl. die göttliche Stimme be i de r Schiffsmetamorphose, Verg. Acn. 9.114- 117), sondern seine eigene Untätigkeit ha ben Phineus' Ansprüche zunichte gemacht. 143 S. FUHRMA NN ( 1968) 42 zu O vids Lapithen- und Kentaurenschlacht: ))Keine der Paneien läßt während der eigentlichen Sch lacht einen Versuch planmäßigen Vorgehens erkennen; das Geschehen ermangelt jeder Zielstrebigkeit, es zerfällt in lauter Einzelaktionen.« A llenfalls lassen sich abstrakte Gliederungsprinzipien anfUhren. in der ovidischen Kentaurenschlacht z.B. das der ))Reihung und des Kontrastes. Die Reihung zeigt sich besonders deutlich in den beiden ersten auf die Exposition (v. 210-44) folgenden Hauptteilen: der erste enthält Kampfszenen mit unbedeutenden Streitern; im zweiten tun sich die großen Helden hervor. Den schärfsten Kontrast macht der Gegensatz zwischen de n grausigen Verwundungen der beiden ersten Hauptteile und der idy llisch-sentimentalen Cy lla-

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5. Exkurs: AntigaslmAhler

durch >Ari stien< hervorragender Kämp fe r, deren Opfer der Dichter knapp aufzählt, ohne die Todesumstände näher zu bezeichnen. Auch die Darstel· lungen des Mordes an den schlaftrun kenen lemni schen Männem bestehen größtenteil s aus Einzelbildern, doch fe hlen hier naturgemäß Reden oder Gegenangriffe der Opfer. So unterschied lich auch die Kamp fsc hilderungen der Anti gastmähl er ge· staltet sind, bes itzen sie doch eine Gemeinsamkeit, die sie von gewöhnli· chen Schlachtbeschreibungen trennt. Sie alle vari ieren Elemente regulärer Gastmähler, allerdings ohne ihre typi sche Re ihenfolge einzuha lten. Auf die Vennischun g von Mahl - und Schlachtszene wird im Freiennord der Odyssee sogar ausdrüklich hingw iesen, wenn der Dichter auf den Kampf vorausde utend bemerkt: 56pTTOV 5' OUK TTW) a Xa P10TEPOV ä AAa YEVOITO, / OIOV 5n TaX' EIJEAAE BEn KaI KapTEpo) avnp / BnOEIJEVOI (Horn . Od. 20,392-394). Dassel be Bild verwendet Odysseus unmittel bar l44 vor Ausbruch des Kampfes. Die Abwandlungen sind auch fü r di e Anal yse der regulären Bew irtungsszenen von Interesse und sollen daher im folgenden näher untersucht werden. Aus der Analyse wird sich auch die Frage nach der Sonderrolle des Freiermords klären lassen. Je nach dem Verhältn is der Vari anten zum typi sc hen Schema können wir folgende Einteilung vornehmen:

av

a) Umkehrung: Die Kampfhandlungen der Teilnehmer verkehren eine Einzel heit aus der typi schen Gastmahl szene ins Gegenteil , z. B. indem Tische nicht aufgestellt , sondern im Eifer des Gefechts umgestoßen werden. b) Zweckentjremdlmg: Gegenstände, aber auch Handlungen aus dem regulären Gastmahl werden für den Kampf eingesetzt. Becher dienen nicht als Trinkgefaße, sondern als Wurfgeschosse, und di e Reden der Te ilnehmer bilden keine entspannte Unterhaltung, sondern reizen den Gegner durch Schmähungen zum Kampf. c) Pervertierende Nachahmung: 145 Ere igni sse und Handlungen, die auch in rus- Handlung (v. 393-428) aus.(( FUHRMANN (1968) 42f. Dasselbe Prinzip verwendet Statius in der Lemnoserzählung, dazu FRINGS ( 1996) 154. 144 Hom. Od. 21.428-430: VÜ\I S' WPTl Kai S6pn ol./ ·AXOIololl./ TETVKE0601 I EV
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5. Exkurs: Anligastmll.hler

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regulären Schlachtszenen vorkommen, werden in der Kampfphase der Antigastmähl er so dargestellt, daß sie den Vorgängen bei m Gastmahl ähneln , z. B. wenn der töd lich getroffene Sänger Lampetides noch zuc kt (ein auch (46 bei regu lären Kämpfen vorkommendes Deta il ) und dabei di e Saiten der Lyra berührt, so daß kl agende Töne entstehen (Perversion des Elements »Sänger« aus dem regulären Gastmahl ). d) Reduktion und Auslassung: Einze lne Elemente einer regulären Gastmahlszene werden in den Kampfh andlungen nicht oder nur in einer reduzierten Form aufgenommen. So fi nden sich in den Kampfphasen ke ine zusammenhängenden Ekphraseis der Räumli chkeiten, sondern nur einze lne, in die Schlachtschi lderung integrierte Bemerkungen über die Umgebung (daß der Hochze itssaa l des Perseus von Säulen getragen wird , erfahrt der Leser z. B. erst, a ls ein Kämpfer Sc hutz hinter einer so lchen sucht). Die Tischsklaven der regu lären Gastmähler fehlen in der Kampfphase der Antigastmähl er. Im e inzelnen stell en sich die Veränderungen fo lgendermaßen dar:

a) Umkehnmg Die Umkehrung gehört zu den häufigsten Formen der Abwandlung. Sie betrim fo lgende Elemente: I) Ankunft des Gastes. Während in regul ären Gastmähl ern Besucher den Festsaa l betreten, versuchen die Freier und die lemni schen Männer in der Version des Va lerius Flaccus, aus dem Raum zu niehen. Beide Male ist das werden soll te(( bezeichnet (RAu [1967J 7, vgl. 8-10 zu verwandten Begri ffen) ist »Parodie(( rur Aristoteles bereits im literaturtheoretischen Sinn eine komische ))Form des Epos, die von einem Gegensatz zwischen homerischer Sprache und nicht zum Epos passendem Inhalt, d.h. trivialer Handl ung und niederem Personallebu( STEUOEL (1992) 12 (s. dazu Ar. Poet. I 448a). Qu inti lian bezeichnet mi t dem Begriff rrap,+,Sia oder rrapySf) ein geistreiches Spiel mit bekannten Dichterversen, das zur urbanilas der Rede beiträgt (inst. or. 6,3.97) bzw. den imitierten Vorgänger dcm Spott preisgibt (inst. or. 9.2,35). S. rut Beispiele die Diskussion bei LELJEVRE ( 1954). Die besondere Darstellungstechni k der Antigastmähler dagegen beruht nicht auf einem Gegensatz zwischen hoher Sprache und trivialem Inhalt oder, nach der Definition RAus ( 1967) 11. auf)H: inem überraschenden Widerspruch zwischen der durch Nachahmung erwarteten in Inhalt und Fonn hannonischen Gestaltung der Vorlage und ihrer >Anpassung<, d.h. Verl:crrung, an geri ngftigige und lächerliche Umstände.1( Vielmehr handel t es sich um eine mit den Methoden der epi schen Dichtkunst dargestellte Vennischung zweier eigentl ich unvereinbarer epischer Szenen (des Gastmahls und der Schlacht), die ihre Eigenart durch den spannungsreichcn Kontras t der beiden zurundeliegenden Szenentypen erhält. 146 S. z.B. Horn. 11 . 11 ,425: ö S'ev KO\lII)OI V mawv EhE yaiav 6:YOOTC+> (Tod des Chersidamas).

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Unterfa ngen jedoch zum Scheitern veruneilt, da di e Gegner jeweil s auf der Schwelle wan en, um di e Opfer in den Saal zurückzutreiben . '47 In den Antigastmähl ern wie in den regulären Gastmahlszenen erscheint damit di e Tür als On, an dem sich das we itere Schicksal der Betroffenen (A ufnahme al s Gast bzw. Tod in einer unentrinnbaren Fall e) entscheidet. 2) Der Platz bei Tis ch. Wie das Platznehmen in regulären Szenen den Beginn des Mah les a n ze i gt~ so kennzeichnet das Aufspringen in den Antigastmählern das Ende des friedlichen Beisammenseins: Die Freier springen au f, als Odysseus mit einem Pfe ilschuß auf Antinoos den Kampf eröffn et (Horn . Od. 22,23), und Perseus fahrt von seiner Spei seliege hoch, als Phi neus ihn mit dem Speer angreift (Ov. met. 5,34f.). Die Signalfunkti o n des Elements zeigt sich darin , daß es nur zu Beginn der Schl acht erwähnt wird, obwohl alle Auseinandersetzungen in Einzelkämpfe aufgelöst sind, so daß das Aufs pringen des j ewei ls Angegriffenen leicht einge ftihrt werden könnte . 3) Dienerschajl/A II! ,uellen der Tische. Bei Homer, se ltener in den nachhomeri schen Gastmahlszenen, find et sich in regulären Mahlszenen gelegentl ich das Aufstellen der Tische. das mit der Wendung ~ EO niv ETavuoOE TpalT' l;av (Horn . Od. 1, 138 ~ Od. 4,54 ~ Od. 7, 174 ~ Od. 17,93)148 wiedergegeben wird. In den Anti gastmählem dagegen werden in drei Szenen Ti sche ins Wanken gebracht, z. B. wenn Antinoos von Odysseus mit einem Pfeil ni edergestreckt wird und dabe i den Ti sch mit dem Fuß he fti g wegstößt, so daß die Speisen zu Boden fallen (Horn. Od. 22, 19-2 1). Dieses Deta il find et ein Echo bei Ovid und Statius, wo es wie in der Frei149 ermordszene am Beginn des Kampfes steht. Wi e das Aufsp rin gen der 14 7 Horn. Od. 22 ,74-88 (Odysseus tö tet den Eurymachos, als d ieser versucht. ihn von der Schwelle zu vertreiben, um in der Stadt Hilfe zu holen): 22.248-269 (Agelaos fordert d ie Freier auf, Ddysse us und seine Verbündctcn, die an de r Tür zum Saale stehen, m il Lanzenwürfen zu vertreiben. Die Freier verfehlen ihr Ziel j edoch und werden gCIOlct); 22.272-286 (Lanzcnwürfe verletzen Telemach und Eumaios leicht, doch werden die An· grei fer g leich darauf getötct): Val. Flac. 2,237f. (die lemnischen Män ner versuchen. aus de m Haus zu fli ehen). 148 Vgl. Horn. 11 . 11.628 (Bewirtung des Machaon im Zelt des Nestor): Tl (se. ' EKa "JI;5n] [ ... ] oqK.Jl\I n pWTO\l IJE\I tnm poinAe Tpa nE~a V ; Horn. Od. 10.354 (Odysseus bei K irke): Ti 5 ' ETEpr'l (sc. OIJ
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Teilnehmer kennzeichnet auch das Umstürzen der Tische anschaulich den Umschwung vom Mahl zum Kampf. Es handelt sich hier um die einzigen Elemente, die sich - wenigstßns in einigen Szenen - einer festen Stell e im Kamp fgeschehen zuo rdnen lassen. Auf den Symbolgehalt der umgestürzten Tische weist auch di e oben (S. 384f.) besprochene Bi tte des älteren Pacuvius (während eines regul ä.ren Gastmahls) hin, der seinen Sohn anfleht, von dem Attentatsplan gegen Hanniba l abzusehen und ni cht zuzulassen, »daß er die Tische (des Gastmahl s) durch das Ringen der Sc hlacht umgestürzt sehe« (S il. 11 ,334-336: absiste inceptis. oro, ne [... ) cemam [... ) eversas pugnae certamine me,,· sas).150 Es zeigt sich, daß die Häufi gke it eines Elements in epi sc hen Szenen ni cht das einz ige Kriterium für ih re Einsc hätzung als »typ isch« oder »weni ger typisch« bilden kann . Di es wird durch d ie vielHilti ge Erwähnung von Ti schen in den A ntigastmählern unterstrichen (s. dazu die anderen Variationstypen). 4) Tätigkeit der Dienerschaft/Auftragen von Speisen und Getränken. Di e häufi gste Täti gkeit der Dienerschaft in regulären Gastmahl szenen besteht im Auftragen von Speisen und Geträ.nken. In der Freiermordszene dagegen werden die Geri chte nicht auf dem Tisch vor den Gästen abgesetzt, sondern im Kamp fge tümme l zu Boden geworfen, wenn z. B. der verwundete A nlinoos über den T isch stü rzt und dabei die Speisen herabstößt, so daß sie 151 mit einer ni cht näher bezeichneten Substanz besudelt werden. Dasselbe gesc hieht kurz darauf be im Tod des Eurymachos, der ebenfa lls di e auf dem 152 Obwohl Tisc h stehenden Gerichte durch Affektbewegungen herabstößt. die Beschmutzung der Nahrungsmittel ni cht ausdrücklich wiedergegeben wird, legt d ie Verwendung derse lben Fomu lierung an gleicher Stelle im Hexameter nahe, daß hi er wie bei Antinoos die Verunrei nigung milgedac ht werden so ll. In den späteren Antigastmählem wi rd d iese Umkehnmg ni cht aufgenommen: Hier ist all enfa ll s von umgestürztem Geschirr die Rede (Sial. Theb. 5,255 craleras pronos), wobei unkl ar bleibt, ob dieses als Waffe zweckentfremdet oder von den Kämpfenden versehentlich umgestoßen wu rde. 150 Dieselbe Anspielung fin det sich bei der Bewirtung des Jason in Kolchis, wo s ich einer der Gefolgsleute des Aietcs verhält, cell pll8nam porel et posjtas confimdere mellsas (Val. Flac. 5,580). 151 Horn. Od. 22.20f.: CIlTO S' EiÖOTa XEüev ~ pat;e ' / ch6s TE Kpi o T' orrTO: cpopWETO. 152 Horn. Od. 22,85 f.: emo S' EiOaTa XEÜEV lpat;e / Kai SEnas 6:~lIpnoineAAov.

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5) Das eigentliche Mahl/Genuß von Speisen und Getränken. Während die Gäste in regulären Szenen den Becher zur Hand nehmen, entfällt in der Freiennordszene dem von Odysseus tödlich getroffenen Antinoos die Trinkschale (Hom. Od. 22, 15-18). Im Kampfgeschehen umgestürzte Becher erwähnt, wie oben gesehen, auch Statius beim Männennord auf Lemnos (Stat. Theb. 5,255). Darüber hinaus läßt er Blut und eben genossenen Wein aus den Kehlen der Getöteten in die Becher strömen . Die Fonnulierung redeuntem in pocula Bacchum (Stat. Theb. 5,257)153 läßt erkennen, daß hier eine Umkehrung des Speisevorgangs intendiert ist. Eine ähn li che Vorstel lung verwendet schon Ovid: In der Schlacht zw ischen Perseus und Phineus erleidet der von Perseus niedergeschlagene Erytus ei ne blutende Verletzung am Kopf, deren Folgen mit dem drasti schen Ausdruck mtilum vomit iIIe 154 cmorem (Ov. met. 5,83) umschrieben werden. Die Verbindung zur Nahrungsaufnahme ist hier durch die Wahl des Verbs gegeben. In der Lapithensch lacht wiederum wird der schlafende Aphidas vom Wurfspieß des Phorbas in den Hals getroffen, so daß das Blut »aus der vo llen Kehle« auf die Polster und in die Trinkschalen strömt. ISS In diesem Fa ll stellt nicht das Verb, sondern die Junktur plenum g mwr den Bezug zur Nahrungsaufnahme her. Der Dichter verwendet den Gedanken noch mehrfach in seiner Fassung der Lapithenschlacht. Der Kentaur Amycus »spuckt« mit schwarzem Blut vermischte Zähne, und Eurytus, vom Schlag des Theseus getroffen , speit »aus Wunde und Mund« Blutklumpen, ungemi schten Wein und Gehirnmasse. 156 Der Bezug auf den unverdünnten Wein verweist auf den übennä153 Dasselbe Bild verwendet Statius noch einmal in einem kriegerischen Zusammenhang beim Überfall auf die sch laftrunkenen thebanischen Wächter. SIaL Theb. 10,3 11 313: undique mallal I sallguine permixri lariees er Baeehus in alros I erfllerllS plIlerllsqlle redir. 154 Dieselbe Wonwahl noch einmal bei der ganz ähnlich gestalteten Tötung des Eurytos in der Lapithen- und Kentaurenschlacht, s. u. Anm. 156. Vomere verwenden die Dichter auch in regulären Sehlachtszenen gelegentlich rur den Blutverlust eines Verwundeten. allerdings zieht sich die aus dem Bereich des Mahls stammende Metaphorik. an· ders als in den Antigastmäh lem, nirgends durch die gesamte Szene. Eine ausdrückliche Bezugnahme auf den Speisevorgang findet sich beim Tod des Eunaeus. Verg. Aen. 1l ,668f.: sallgllinis iIIe ~'Omens ril'Os cadir arqlle enlenram I mandir IlIImlim moriensqlle SilO se in ~'Ilnere versal. 155 Ov. met. 12,323-326: In illvellem lorsil iaculllm.Jerralaque collo I fraxinlls, /11 caSll illcuir resllpinlls, adocra esr, I mors camil seIlSlI. plenoqlle e gul/ure jluxil l inqlle roros inqlle ipsa niger carchesia sang uis. 156 Ov. met. 12,254-257 (Verwundung des Amycus): hUllc [... ) srravir IlIImi Pelllles [ ... J cumq/le o/ro mix/os spwalllem sOllguine deli/es I VI/ Illere Tarrareas gemlnaro m;,,;,

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ßigen Alkoholgenuß. welcher die Kentauren , als deren Rädelsfilhrer Eurytus auftritt, zu ihrem Übergriff auf die Frauen verieitet. 1S1 Daß der erste Gefallene auf Seiten der Angreifer nicht nur Blut, sondern auch Wein speit, verstärkt daher den Eindruck einer gerechten Strafe.

b) Zwecke"tfremdung Die Zweckentfremdung ist in den lateini schen Antigastmählem sehr häufig zu finden, während sie bei Ho mer seltener erscheint. Sie betrifft folgende Details: I) die Zweckentfremdung von Gebrauchsgegenständen for den Kampf Bei planvoll durchgeführten Attacken wie dem Freierrnord und der Tötung der Lemnier werden keine Gegenstände als Waffen zweckentfremdet. Eurymachos schlägt zwar vor, beim Sturm auf den Ausgang die Tische als Schilde zu benutzen (Horn . Od. 22,74f.), doch wird se in Vorschlag nicht ausgeflihrt, weil Odysseus ihn zuvor mit einem Pfeil niederstreckt (Horn. Od. 22,8 1-88).'" Die naheliegendste Waffe flir ei ne überfallene Festgesell schaft stellt das vor ihnen stehende Tischgeschirr dar, das aber außer in den Versionen der Lapilhenschlacht nur im Kampf zw ischen Perseus und Ph ineus als Geschoß ei ngesetzt wird. 1S9 Aussagekräflig ist die Darstellung des Kampfes zw ischen Theseus und Eurytus, bei dem Theseus sei nen Gegner mit einem gewaltigen cra/er tödlich verwundet (Ov. met . 12,2 35-240). Dieser Anblick ad 11mbras: Gv. met. 12.238r. (Verwundung des Eurytus): sangllinis iIIe globos pariter cerebromqlle meromqlle I IIlI/IIer e et ore \'Omens. 157 Diese Auffassung findet sieh schon in de r Odyssee. wo Antinoos. der den vermeintl ichen Bettler Odysseus der Trunkenheit beschuldigt. ihn du rc h d ie Erinnerung an die Lapi then. und Kent8urenschlacht in die Schranken weisen will (Hom. Od. 2 1,293304). Allerdings begeht in dieser Version nur der Kentaur Eurytios in betrunkenem Zustand nicht näher bezeichnete Übeltaten. und erst seine Bestrarung löst einen Kampr zwischen Lapithen und Kentauren aus. 158 Bei dem Bogen des Odysseus hande lt es sich um ei ne Frcundschaftsgabe des Iphitos. der von seinem Gastgeber Herakles beim Mahl getötet wurde. bevor er von Odysseus bewirtet werden konnte (Horn. Od . 21,9-41 ). Daß Odysseus mit dem Geschenk eines rrevelhaft erschlagenen potentiellen Gastrreundes das gewalttätige Mahl der Freier beendet. verdeutl icht noch einmal die Rechtmäßig keit seines Tuns. Die 8usrnhrliche Darstellung des Bogens entsp richt zugleich dessen Bedeutung als Erkennungszeichen, dazu EISENßERGER (1973) 283. 159 Gv. met. 5.80-83 (Perscus verwundet Erytus mit einem cralcr); Ov. met. 12,235· 240 (Theseus schleudert einen crafer) : Val. Flac. 1,1 42 (aur der Argo dargestellte La· pithenschlacht); vgl. Stal. Theb. 6.536[. (knappe Erwähnung der aur ei nem cral er da rgestellten Lapithenschlacht, bei der Steine und Gefäße niegen).

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ruft die übri gen Kentauren auf den Plan , die auf der Suche nach WatTen eine mit verschiedenen Arten von Getaßen geflihrte Schlacht entfesseln . Sowohl die Attacke des Theseus w ie auch die Verwendung von Wurfgeschossen kennze ichnet der Dichter als eine zutaJli ge, jedenfa lls vorläufi ge Wahl (Ov. met. 12,235:forrefuil iuxta [... ] antiquus crater;l60 Ov. met. 12,242f.: prima pocula pugna I missa \lolant fragilesque codi curvique lebetes). Der provisori sche Charakter der WatTen ist besonders geeignet, den plötzlichen Umschwung vorn Mahl zum Kampf zu illustrieren, auf den der Erzähler selbst hinweist. Becher, Krüge und Schalen sind res epulis quondo m. tum bello et caediblls optoe (V. 12,244). Die Formuli erung fa ßt das bi slang nur indirekt erschlossene Bestreben der Epiker, die Absurdität des Kampfes durch die Verzerrung von Elementen aus regul ären Gastmahlszenen darzustellen, auch explizit zusammen. Wird hier vor allem der Kontrast zwi schen regulärem Mahl und Anti gastmahl herausgearbeitet, so setzt Ovid den Kampf während der Hochzeit des Perseus auch gegen regul äre Schlachtszenen ab. Perseus erwehrt sich dort des Actoriden Erytus, welcher mit ei ner doppel schneidigen Axt ausgerüstet ist. Statt ihn seinerseits mit einer regulären WatTe zu attacki eren, packt Perseus einen crater und schl eudert ihn dem Fe ind ins Ges icht (Ov. met. 5,79-83). 2) die ZweckentJremdung heiliger Gegenstände. In den late inischen Anti gastmählern kommt es mehrfach zu einer Zweckentfremdung heiliger Geräte, d. h. zu einer Variation der in regulären Gastmahl szenen häufig erwähnten reli giösen Handlungen. Der Kentaur Rhoetus macht auf der Suche nach ei ner Waffe vor dem Hausa ltar des Gastgebers nicht halt, sondern reißt einen brennenden Ast aus dem O pfe rfeuer, um damit einen Lapithen zu verwunden (Ov. met. 12,27 1-273). In ähnlicher Weise wird auch e ine den Altar erleuchtende Fackel zu einer improvis ierten Schlagwa ffe. 161 In 160 In der knappen Beschreibung der Lapithen- und Kentaurensehlacht des Valeri us Flaccus erscheint eine einzigartige Zweekentfremdung eines Gefäßes, in das sich einer dcr Kentauren zu n Ochten sucht (Val. Flac. 1, 147f. : adc/inisque tapetis I in mediis \'aCIlO condi, capl/l Hippasus al/ro). Das ans Komische grenzende Detai l orientiert sich an einer ähnlichen Begebenheit aus de r Nisus- und Euryalusgeschichte, in de r sich Rhoetus hinter einem großen era/er verbirgt (Verg. Aen. 9,J 45f.). 16 1 Ov. met. 12,245-25 1: PrimllS Ophionides Amyells penetrafia dO /l is I halid tinlllit slJOliare Sliis et primlls ab aede I lampadibils denj'lIm rapuit fimale eOnlscis I elatumque alte [.. .J infisit Ironli Lopilhae Celadomis et osso I non eoglloscendo eOlljilSa relinqllit in ore. Die genaue Beschaffenheit des von Ovid erwähnten jilllale gibt Rätsel auf. Gewöhnlich bezeichnet das Wort jimole (abgeleitet von fimis ) den Docht ei ner Wachskerze oder eine mit brennbaren Sto ffen gctränkte Fackel. während die n!ihere Bestimmung lampadi-

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der Darstellung dieses Vorfalls unterstreicht Ovid den Frevel durch eine Wertung aus der Perspektive des Erzählers Nestor (Ov. met. 12,245f.: penetralia donis haud linwil spoliare suis) und eine Anspie lung aus dem sakralen Bereich: Der Kentaur Amycus schlägt seinen Gegner mit demfunale wie einer, der sich anschickt, einen Stier mit dem Opferbei l zu töten (Ov. met. 12,248-250). Die Pferdemenschen lassen es allerdings nicht bei der Entweihung der Facke l bewenden: Sogar der Altar selbst wird zur Waffe umfunktioniert, Ov. met. 12,260f.: cumque suis Grynells immanem slIs(ulit aram I ignibus er medium Lapirhamm iecit in agmen). Die rhetori sche Frage, mit der der Kentaur seine Tat begleitet (cur non [... ] lI(imlir istis?, Ov. met. 12,259), läßt die bewußte Mißachtung bestehender Tabus erkennen. Denselben Frevel erwähnt auch Valerius Flaccus, allerdings ohne ihn ausdrücklich den Kentauren zuzuschreiben. 162 Auf diese paßt die Verwendung von Opfersteinen frei lich besonders gut, da neben den schon bei Hesiod erwähnten Baumstämmen vor allem Fe lsbrocken zu ihren typischen Waffen zählen.163 3) die Zweckelltfremdung der Gespräche zwischen Gastgeber und Gasl. Die mehrfach beobachtete Sonderstell ung der Freiermordszene zeigt sich blls densum

l ...ljimale hier eher an einen

mit zahlreichen Ker7.en besetzten Leuchter denken läßt. Da rur diesen Gebrauch offenbar keine Parallelen existieren (s. ThLL VI , l [1924] 1545f. s.v.jimalis und OLD s.v.jimalis), verdient die Überlieferung von MNS (U l ) aus dem el ften bis vierzehnten Jahrhundert nähere Betrachtung, die statt lampadibus die Lesart jam pedibus bietet. Der Vers lautet in dieser Fassung: primu'!'· ob liede I iam pedibus del/Sllm rapl/it jimale cantscis: )A ls erster raubte er (sc. Amycus) j etzt mit eilenden Füßen eine kompakte Fackel aus dem Tempel.« Die Verbindung pedibus contscis entspricht dem gewöhnlichen Gebrauch des Adjektivs. Dieses bezeichnet eine rasche, )zuckende< Bewegung. z.B. von der Zunge einer Schlange. Val. Flac. 3,4 57 f.: libavitqlle dopes, placid; qllas pro/;uus ollgues I [... llil/guis rapuere contscis. Das entsprechende Verbum corl/scare kann rur Sprunge und rasche Bewegungen des ganzen Körpers gebraucht werden, s. Lucr. 2,320: s{Jf;a/i agil; II/dunl blolldeqlle coruscont. Diese Bedeutung stimmt 7.U der hier vorliegenden Si tuation : Der Kentaur macht einen Schritt zum Hausheiligtum, ergreift die dort angebrachte Fackel und wendet sich rasch wieder seinem Gegner zu , den er mit einem einzigen Schlag außer Gefecht setzt. Die nahere Bestimmung deflSlltII bezieht sich in dieser Fassung auf die kompakte Konsistenz der Fackel, die die furchtbare Wirkung des Schlages erk län . Das Adjektiv besitzt damit eine prägnantere Bedeutung als in der von ANDERSON ( 1998) und den Obrigen Herausgebern in den Haupttext aufgenommene Version. 162 Croleres meflSaeqlle vololllllrlleqlle deorum, Val . Flac. 1,142. Es handelt sich also nicht wie bei Ovid um einen Ei nzelfall, sondern um ein mehrfach eingesetztes Manöver. 163 Vgl. Stat. Theb. 6,536f. : hic miXla Lapilharum caede rOlantur I SaxlI. Steine a ls Waffen werden gelegentlich auch in regulAren Kampfszenen erwähnt, vgl. z.B. Horn. 11. 14,409-413.

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5. Exkurs : Antigastmllhler

auch in der Behandlung des Gesprächs zw ischen Gastgeber und Gast, das zu den wichtigsten Abschnitten einer regulären Gastmahlszene gehört . Die Wechselreden dienen dort in erster Linie der näheren Vorstellung des Ankömmlings bzw. der In formation über seine Erlebnisse. Die Sprechrolle gehört dabei neben der Wahl der Figurenperspekt ive zu den erzähhechnischen Mitteln, mit denen die Epiker die Protagonisten von den stummen Nebenfiguren (z. 8. den Dienern bei Ti sch) abgrenzen. Um so auffalliger ist die in der Kampfphase der lateinischen Antigastmähler, besonders in den heiden von Ovid beschriebenen Schlachten, zu beobachtende Vielzahl kurzer Äußerungen verschiedener Personen, deren Stellung nicht weiter differenziert wird. llW Statt wie in den regulären Gastmählern die eigene Person vorzustellen, reizen die Äußerungen hier den Gesprächspartner zum Kampf. Neben allgemeinen Schmähungen l6S können dabei auch Ereignisse aus dem Leben des anderen dem Spott preisgegeben werden , z. 8. wenn der Kentaur Latreus sich weigert, Caeneus als Mann anzuerkennen , und ihn an die einst durch Poseidon erlittene Gewalt erinnert. '66 Dieses Beispiel zeigt, daß die Schmähreden in den Antigastmählem nicht der Vorstellung der Kontrahenten dienen: Sowohl Latreus als auch der Leser sind berei ts über die 164 OV. met 5,12-29 (Rede des Cepheus); Oy. mel. 5,64-66 (Rede des Lyeabas); Ov. met. 5,93f. (Rede des Idas); Ov. mel. 5, 11 5f. (Rede des Paetalus); Ov. mel. 5, 135f. (Rede des Halcyoneus): Oy. mel . 5, 178- 180 (Rede des Perseus); Oy. mel. 5,18 1 (Rede des Thescelus); Ov. met. 5, 190-192 (Rede des Ni leus); 0 .... met. 5,195- 197 (Rede des Eryx); 0 .... met. 5,216-222 (Rede des Phineus); 0 .... met. 5.224-229 (Rede des Perseus); Ov. met. 5.247f. (Rede des Perseus); Ov . met. 12 ,227-229 (Rede des Theseus); 0 .... mel. 12,265 (Ausruf des Exadius); Ov. mel. 12,285f. (Rede des Rhoetus); Oy. mel. 12.292f. ( Rede des Euagrus); Ov. met. 12,309 (Ausruf des Astylos); 0'0'. met. 12,32l f. (Rede des Phorbas); 0 .... mel. 12,367f. (A usruf des Peleus); 0 .... mel. 12,383f. (Ausruf des Nestor): Val . Flae. 2,2 13f. (A ufmunternder Ruf de r Venus an die zum Mord entschlossenen Lemnierinnen); Va l. Flae. 2,240f. (Unverständ liches Geschrei der Thrakerinnen). In der Freiermordszene des Statius. wo die MlInner im Schlaf überrascht werden, reagiert nur He1ymus mit einer verba len Äußerung (Stal. Theb. 5,2 16 f.) und in der Lapithenschlacht bei Va lerius Flaccus fe h lt jede direkte Rede der Kämpfenden, da diese nur bildlich auf der Argo dargeste lll si nd. 165 Z.B. Ov. met 5, 11 5f. (Paetalus verspollet den Sänger Lampctides); Ov. mel. 5.135 f. (Halcyoneus verspoUet den reichen Dorylas); 0 .... met. 5,224-229 (Perseus verspricht Phi neus, ihm ein »ewiges Dcnkma l (~ zu setzen, indem er ihn in ein Steinbild verwandele); Oy. met. 12 ,285f.: (Rhoctus verspottet Charaxus wegen eines Fehlwurfs. mit dem er seinen eigenen Kampfgefll.hnen getötet hat); Ov. met. 12,32 1f. (Phorbas verspottet den schlafenden Aphidas). 166 0 .... met. 12,470-476, bes. 470-473 : 111 mihifemillo semper, I tfI mihi Caenis eris. Nec le lIala/is origo I commonuil. menlemque subil, qua praemia facla. I quaque Iliri fa/sam speciem mercede pararis?

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Vorgeschichte des Caeneus informiert, die Ovid kurz vorher ausführlich geschildert hatte (Ov. met. 12,189-209). Auch in allen anderen latein ischen Antigastmählern sind die Parteien längst miteinander bekannt, als es zur Schlacht kommt: Die Kentauren erscheinen nicht als Fremde, sondern als geladene Gäste, und auch Perseus ist sich über die Identität des Rivalen rasch im klaren. 167 Die lemn ischen Frauen vergreifen sich gar an ihren Angehörigen. Die in der Kampfphase der Antigastmähler dargestellten Reden oder Redeteile sind demnach nicht so sehr den Gesprächen bei regulären Mählern, als vielmehr den in epischen Schlachtszenen üblichen Schmähungen nachgebildet. l68 Auch dort treffen ge legentlich einander bekannte Krieger aufei nander"69 so daß nicht die Vorstellung der eigenen Person, sondern die Provokation des Kontrahenten im Vordergrund steht. Der Mischcharakter der Antigastmäh ler zeigt sich also auch in einze lnen Elementen, welche teil s von regu lären Bewirtungsszenen, teils von regulären Schlachtszenen beeinflußt sind. Die Freiermordszene weicht von diesen Ergebnissen insofern ab, als die Identität des Angreifers hier anfangs noch verborgen bleibt, obwohl schon der Zweikampf mit lros darauf hingedeutet hatte, daß es sich bei dem Ankömmling nicht um den alten und schwachen Bettler handelt, der er zu sei n vorgibt. I7O So bedarf es anders a ls in den lateinischen Ant igastrnählern einer wirklichen Identifikation des Ankömmlings. Diese liefert Odysseus in einer ungewöhnlichen Rede : Statt seinen Namen direkt zu enthüllen, gibt er sich 167 S. die Rede des Ccpheus. der den heranstünnenden Ph ineus identifizien. Ov. mcl. 5.13-29. 168 Daz u WIßMANN ( 1997) 42-44. 169 S , die Versicherung des Aeneas gegenüber AchilI , Horn, 11. 20,203-205 : i51lEU S'

iSIlEU Se TOKiia s. / TTp6KAuT' aKoUouTES l ma eUIlTWU aUepWTTWU' / 6.jI1 5' OIiT' apo TTW oV [ !Jous T5ES OllT' ap' tyw oOliS. aAA~Awu YEUE~ U .

170 Die Übereinstimmungen zwischen dem Schicksal des lros und dem der Freier, die bis zu ei nzelnen Fonnulierungen reichen, stellt l EvlNE ( 1982) 201-203 zusammen , Zu den wichtigsten gehören: I, Die nur hier erschei nende Drohung ei nes Freiers, seinen Gesprächspanner an den ßarbarenkö nig Echetos auszul iefern (I-I om. Od. 18,83-87 und 21,306-309): 2, Der nur hier erscheinende Einleitungsvers Tois Se OOA<>
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allein durch die Anschuldigung W KVVES ,

ET' E<paoKE8' VnOTpOlTOV oiKaOE vEio8al I SnlJov älTO Tpwc..Jv (Horn. Od. 22,35f.) zu erkennen. So bleibt es den Freiem selbst überlassen, die entsprechenden Schlüsse zu ziehen, wie es Eurymachos auch unverzüglich tut (Horn. Od. 22,45: Ei IJEV o~ 'OOVOEVS 'ISa
171 Vgl. z.B. Horn. 11 . 24,477-506 (Priamos bei AchilI); Horn. Od. 7, 142-154 (Odysseus bei den Phäaken); Sil . 8,73-75 (Anna fleht Aeneas und lulus an). 172 Direkt vergleichbar ist in den regulären Gastmahlszenen nur die Hikes ie der Kirke, die bittend die Knie des Odysseus umfaßt, als dieser sie mit dem Schwen bedroht (Horn. Qd. 10,323-345). 173 S . z.B. Horn. Od. 7, 15 1f. (indirekte Berufung auf das von den Göttern sanktioniene Gastrecht: Odysseus bittet um ein Geleit in die Heimat, da er schon lange von seinen Lieben getrennt sei, und g ibt sich damit als hilfsbedürftiger Reisender zu erkennen); Horn. Od. 9 ,269-27 1 (direkte Berufung auf die Götter: der Kyklop solle die Himmlischen, besonders Zeus Xenios, scheuen und Odysseus mit seinen Gefähnen gastlich aufnehmen).

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5. Exkurs: Anligastmllhlcr

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seus und nehmen ihn erst auf, als der Greis Echeneos sie an das Gastrecht erinnert). In der Schlachtphase der Antigastmähler hingegen ist der Konsens über reguläres Verhalten aufgehoben . Göttlichen Schutz nehmen die Unterlegenen hier teils durch Bitten, teils durch Gesten in Anspruch, indem sie sich 174 z.B. vor ihren Verfolgern an den Altar flüchten . Eine vollständige Hikes ie, bei der sich der Flehende niederwirft und die Knie des Überlegenen umfaßt, findet sich nur in der Odyssee (Od. 22,342-353: Hikesie des Phemios und Od. 22,365-370: Hikesie des Medon). Die Bemühungen bleiben jedoch ohne Erfolg: Außer Phemios und Medon in der Freiermordszene kommen in den Antigastmählern alle Bittflehenden ums Leben. Deren Verschonung beruht offenbar nicht auf einer generellen Verpflichtung zur Rücksichtnahme auf Hiketeis, wie die unmittelbar vorhergehende Ennordung des ebenfall s bittflehenden Leiodes erkennen läßt (Horn . Od. 22,3 12329), sondern, im Falle des Medon , auf der Treue und Fürsorge, die er Telemach als kleines Kind erwiesen hat. 11.5 Auch im Fall des Herolds handelt es sich nicht um eine längst ausgemachte Schonung, wie Telemachs Rede zeigt. 176 Phemios wiederum fUhrt in seiner Bittrede nicht nur seine Schuldlosigkeit am Treiben der Freier, sondern auch se ine Posi tion als göttli ch inspirierter Sänger als Milderungsgrund an: Odysseus werde es einst bereuen, einen solchen Mann getötet zu haben . 177 In der Stellungnahme des Telemach hingegen, der se inen Vater schließl ich zur Schonung der heiden bewegt, erscheint nur das erste Argument. Anders al s die Freier ist Phemios aVaiTIOS (Horn. Od. 22,356), gehört also nicht zu den Penelope bedrän174 Z ur Flucht an den Altar s. O v. met. 5,103- 106 (Ober den Tod des Emathion): huic Chromis amp le:co tremllli.f aflaria palmis I deculit eI/se caput. quoll protimlS ineidit (lnle I atque ibi semianimi I'e.rba exsecranlia [ingua I ed idit el medios animam exspiravit in ig~ nes. Bei der Flucht des Phineus ~~hinter« den Altar (Ov. met. 5.35-37) handelt es sich dagegen nicht um eine Billgeste, sondern um eine Suche nach Deckung im Kampf, in den Phineus kurL darauf wieder eingreift, s. O v. met. 5.89f. und 5,1 57f. 175 Horn. Od. 22,357 f.: Koi K~PVKO Mi ooVTO OOWcOIlEV. ös TE UEV o iE! / oiKt+! t \l r'lIl ETt p~ KIlSt cKETo TTOISbs toVTCl). Vgl. auch Horn. Od. 22,374, wo Odysseus de n Medon freiläßt , damit er erfahre W') KOKoePYLIl,) ruepYEcill llEY' OIlE[\lW\I. 176 S. Horn. Od. 22,359f., wo Telemach sich unsicher zeigt, ob Medon überhaupt noch lebt. Es hat also keine vorherige Übereinkunft gegeben. den Herold zu schonen . 177 Horn. Cd . 22,35 1-353 : t yw cU Tl EKW\l E') OCW 56110\1 ouSt XOTit;wv I TIWAEUIlIl\l IlVIl0T'iipal\l clEICOIlEVOS lleTO SoiTo,). / OAAa n oAU TIAtO\lE') Kai Kpi cCO\lE') ~YO\l cl\laYKI). Horn. Od. 22,345-349: ol.iT<;l TOI IlETOmCe' axCl) l OOETOI, Ei KE\I a OISCW / TTE
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5. Exkurs: Antigastmlihkr

genden Männem oder ihren Anhängern . Nicht seine bevorzugte Rolle als Sänger, sondern indi viduelle Verdi enste renen ihm also ebenso wie Medon das Leben. 5) die ZweckentJremdung des Nach/lagers. Di e Rücksichtslosigkeit der Kämpfe zeigt sich in einigen Szenen darin, daß sogar Schl afend e nicht ver· schont werden . Während das Nachtlager sonst einen Hort der Sicherhe it bedeutet, wird er hier fur die Betroffenen zur Falle. Allerdings wird der Überfall nur beim Mord an den lemni schen Männern bewußt auf die Ze it der Nachtruhe verlegt, um eine Gegenwehr der Opfer auszuschli eßen. 178 ln Ovids Lapithenschlacht hingegen handelt es sich um ein nicht ursächlich mit der Schl acht verknüpftes Detail : Dort li egt Aphidas so tief schl afend auf e inem Bärenfell. daß er weder den Kampflärm, noch seine tödliche Verwundung bemerkt .119 Di e Vermischung des Elements »Nachtlager« mit dem Mordgeschehen wird durch die in der gri echi schen und römi schen Literatur schon seit frü· her Zeit geläufige Vorstellung einer Verwandtschaft von Schl af und Tod 180 nahegelegt. Im Zusammenhang mit den Anti gastmähl em wird sie j edoch erst bei Stati us direkt ausgesprochen, der den Einbruch der für Lemnos ver· hängni svo llen Nacht mit einer Personifikati on des Schlafes einleitet, wel· eher, »vennischt mit der Finsterni s des blutsverwandten Todes, die todgewe ihte Stadt, tropfend vom stygischen Tau, umarme«.1 81 Wi e im Fa ll des Aphidas tnm das Verderben die Männer unerwartet, wobei allerdings der Akzent gegenüber Ovid, der ebenfalls eine Personifikati on verwendet hatte, 178 Stal. Theb. 5.2oof. : vigilant mll,taeqlle II l1nJsqlle I in sce/lls. Vgl. Val. Flac. 2.2 13f. dcn Ausruf der als Lcmnierin ve rkleidete n Venus. d ie den Frauen vorgaukelt. sie habe soeben ihren Mann erschlagen. und sie zur raschen Nachahmung aufforde rt, da der Tag »d rängell: »Meritos en prima revertor f ulla taros. premit ecce dies. l~ Tum verbere

viclas I in tha/amos agit et cllllctantibllS inseril enses. 179 OV. met. 12,316-325: In talllofremilll CllIIClis sinefine ;acebat / sopit/ls \lenis el illexperreClIIs AI,hidas [... lfuslIs ill Ossaeae villosis pelliblls IIrsae. [... l ferrlllaqlle collo / fraxirllls, /11 caSIi iacllit reslipirllls, adacta est. / mors canti! serum.

180 WÖURLE (1995) 24-41 untersucht d iese Vorstellung in der griechische n Literatur. Sie findet sich schon bei Homer, wo Akamas, nachdem er de n Promachos getötet hat, dessen Ka mpfgenossen warnt (Horn. 11. 14.482f.: q>pal;ECO' WS u~iv n po~axos 5E51-l'll-ul voS EÜSEL I EYXEI t ~4l) . Aueh Hesiod ken nt den Begriff ÜlTVOS ea vaTolo ( Hes. fr . 278, 13 M-W). Für de n lateinischen Bereich vgl. bei Lucrez d ie Wendung lelO sopims (Lucr. 3.904) und den Vergleich zwischen Schlafund Tod Lucr. 3,9 19-927, s. dazu CATIO ( 1987) 423-427. 18 1 Stat . Theb. 5. 197-200: consallgllinei mixlllS ca figine LeI; I rare madells Stygio

moritllram lImpleclitlll" /lrbem ! SonmllS el implicito fimdil gravia olia cornI( I secernitque viros.

5. Exkurs: Antigastmähler

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lei cht verschoben erscheint. vgl. Ov. met. 12.326 (Tod des Aphidas): mors coruil sens u und Stat. Theb. 5,2 10f. (Tod des Helymus): i/Il1m I infe/ix sopor admolo sub morle refugit. In heiden Fällen zeigt sich die Umkehrung des eigentli ch positi v besetzten Elements, das hier, wo die Wirte keinen Schutz bieten können oder wo llen, das Schicksal der Opfer besiegelt. In der Freiermordszene hingegen findet sich keine Zweckentfremdung des Nachtlagers: Weder wartet Odysseus für seinen Rachefeldzug die Nacht ab, noch liegt eines der Opfer in einem von Wein oder Erschöpfung diktierten Schlaf, als der Kampf beginnt. Daß der Dichter die Freier bei vollem Bewußtsein umkommen läßt, kann nicht damit begründet werden , daß eine Attacke im Sc hlaf dem homeri schen Heldenbild grundsätzlich widerspräche, da die Tötung ruhender Feinde dem Odysseus in der Ilias ohne negativen Unterton zugeschrieben wird (s. die Ennordung des schlafenden Rhesos im zehnten Buch der lIi as). Der Verzicht auf dieses Detail beim Freiermord muß daher andere Gründe haben . Odysseus selbst bezeichnet seinen Angriff auf die Usurpatoren als Racheakt für ein Verbrechen, das auf keine andere Wei se - weder durch Wiedergutmachungszahlungen noch durch andere Genugtuung - gesühnt werden kö nne (Horn . Od. 22,6 1-64). Für den Verge ltungscharakter, den der Dichter an zahlreichen Stellen herausarbeitet,182 ist es jedoc h erforderl ich, daß die Opfer nicht im Tiefschlaf, sondern mit Bewußtsein den Pfeilen zum Opfer fa llen. 183 Dies zeigt bereits die kurze Rede des Odysseus, mit der er nach dem Tod des Antinoos den übrigen Freiem ihr Verderben ankündigt (Ho rn . Od. 22,65-67) sowie die Wortwahl des Dichters, der durch Metaphern mehrfach das Bestreben unterstre icht, di e Freier ei nes bewußten Todes sterben zu lasse n. l84 182 S. dazu EISENBERGER ( 1973) 299f. und REECE ( 1993) 178- 18 1. 183 Vgl. dazu die Bemerkung des Aristoteles zur nachträglichen Selbstidentifizierung des Odysseus in der Kyklopenszene. Aristoteles Rhet. 1380 b16: op6wS" nmoinTOI )cpo o6al '08vooi'ja TTToAm6p610v<. WS cU TETIIJWpnlJivos. EI 1Ji} tj08ETO Kai ucp' ÖTOU KOt av6' ÖTOU. 184 So verwendet er mehrfach statt eines möglichen ßOAAE08at das aus dem Bereich des Speisens ent lehnte Verb yevE08al, das eine bewußte Sinneswahrnehmung andeutet (s. die Vorhersage. daß Anlinoos. der eben den Bogen des Odysseus zu spannen versucht, als erster dem Pfei l erliegen wird. Hom. Od. 21,98: OlOTOU yE n pwTOS YEvoao6al l IJEAAEV). Das aus dem Bereich des Mahles entlehnte Bild erhält sei ne Brisanz durch die frühere Äußerung des Melanthios gegenüber dem venneintlichen Bettler Odysseus, Hom. Qd. 20.180f.: TIOVTWS" cUKliTl vw1810KptVEE08at oiw I TIpiv XE1PWV YEvoao6a l. Sie

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Vor allem aber verleiht der Verzicht auf jede Anspielung auf das Nachtlager während der Kampfphase der später folgenden Wiedererkennung mit Penelope, bei der das Ehebett eine zentrale Rolle spielt, besonderes Gewicht. Dieses gemein same Nachtlager des wiedervereinigten Paares beendet nicht nur die Anagnori sisszene, sondern bezeichnet zugleich den Höhepunkt des gesamten Epos: Erst jetzt hat Odysseus endgültig über die Ri valen gesiegt und seine alte Stellung im Hause wieder eingenommen. Die aus der Analyse typischer Gastmahlszenen gewonnenen Ergebnisse, wonach das Nachtlager einen Ruhepunkt der Handlung bezeichnet, finden sich hier also - wiewohl im An schluß an ein Antigastmahl - ni cht in verkehrter, sondern sogar in gesteigerter Form: Das Element beschließt nicht nur eine Szene, sondern die gesamte Haupthandlung des Eposl8s und verheißt somit nicht nur Schutz fOr eine Nacht, sondern dauernde Sicherheit vor den Nachstellungen der Freier.

c) pervertierende Nachahmung In drei Fällen werden Auswirkungen des Kampfes, wie sie auch in regulären Schlachtszenen auftreten können, so dargestellt, daß sie den Gescheh nissen beim regulären Gastmahl auf bizarre Weise ähneln. Die äußerliche Parallelität zweier unvereinbarer Sphären läßt das Grauen der Situation hervortreten . I) pervertierende Nachahmung des Aliftragens von Getränken. Die oben (S. 452) besprochene Verwundung des Aphidas, dessen Blut aus der Kehle auf die Pol ster und in die mit gemischtem Wein gefOUte Trink schale nießt ,l86 stellt nicht nur eine Umkehrung des Speisevorgangs, sondern zugleich eine pervertierende Nachahmung des Auftragens von Getränken dar, ist als Drohung gegen den Beuler inlendiert, doc h erhält sie durc h die unpe rsö nliche Fonnulierung npiv XE1pWV YEvaac6al eine doppelte Bedeutung. Tatsächlich gehen Me lanthios und Odysseus nicht auseinander. bevor einer der beiden die Fäus te des anderen gekostet hat. Doch am Ende sind es der treulose Hirte und die Freier, denen er gedient hat. die dem rückkehrenden Hausherm zum Opfer fall en. 185 Nach den Scholien MV Vind. 133 und HMQ (s. DrNDORF 11 722) bezeichneten Aristophanes und Aristarch den Vers 23 ,296 als lTt pas bzw. TEhoo; der Odyssee. Z ur Diskussion um d ie Bedeutung der Substantive s. ERBSE ( 1972), bes. 166- 177. der sie a ls ,Ziel( d .h. "den Sinn oder das Wesen der ganzen Konzeption(( bzw. ,)Thema des Epos(( (S. 173) deu tet und sich für die Echthe it des erhaltenen Schlusses auss pricht. Ebenso WENDER (1978) 74. Unentschieden z.B. GARBRAII ( 1977) und MOU LTON ( 1974)b. 186 Gv. met. 12,323-326: ;11 ;uwmem forS;f iacu/llm, !errrawqlle 00110 I j raxinus. /11

casu iacuif resllpinl/S, odoClo esl. I mors canlit sensII. p/enoque e gllltllre flux;t I inque toros inqlle ipsa niger carchesio songllis.

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5. Exkurs: Antigastmllhler

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mit denen in regulären Gastmahlszenen die Becher der Anwesenden gefUllt werden. Im Unterschied zu Statius, der bei der ganz ähnlich geschilderten Tötung der lemnischen Männer durch die Fonnulierung redeulltem in pocu/a Bacchum (Stat. Theb. 5,25 7) den Aspekt der Umkehrung betont, läßt Ov ids Darstellung heide Deutungen (al s pervertierende Nachahmung und als Umkehrung) gleichennaßen zu. 2) pervertierende Nachahm ung der Trankspende: Beim Kampf zwischen Perseus und Phineus wird Rhoetus so schwer verwundet, daß er ~) mit seinem Blut die aufgestellten Ti sche besprengt« (Ov. met. 5,40: ca/citrat et posiras adspergir sanglline mensas). Die von Ovid verwendete Konstruktion adspergere aliquid aliqlla re ist auffällig. Sie bezeichnet sonst ein aktives, meist sogar zielgerichteIes »Besprengen«,187 während Blutflecke, die ein verletztes Opfer wie Rhoetus verursacht, stels durch pass ivische Konstruktionen, z. B. sonieque aspersa nararenr / limina (Verg. Aen . 3.625f.)188 bzw. asperso crudescit sanguine I Gorgon (Stat. Theb. 2,7 17) ausgedrückt werden. In den berücksichtigten Antigastmählem erscheint adspergere nur hier, obwohl während der Kämpfe außer den Ti schen auch andere Gegenstände mit dem Blut der Verwundeten in Berührung kommen. Dort verwenden die Erzähler allerdings Verben wiefluere (Ov. met. 12,325), modefacere (Ov. met. 12,30 1) und in pocula redire (Stat. Theb. 5,257), die nicht ein Besprengen, sondern ein fOnnl iches Tränken von Personen und Gegenständen andeuten . Dieselbe Vorstellung liegt Ausdrücken wie in caede natare (Stat. Theb. 5,255) oder sallguille labi (Ov. met. 5,76f.: sanguine, quo lare telllls madefacta tepebat, I concideral1llapsi) zugrunde, die an eine größere Blutlache denken lassen, in welche die zu Boden gesc hleuderten Speisen fall en oder die die Kämpfer zum Ausgleiten bringt. Das bei m Tod des Rhoetus verwendete Bild des gleic hsam ak tiven »Besprengells« von Tischen find et eine Entsprechung in regulären Gast187 S. z.B. Sil. 16,309: odoriferis adspergilfloribus aras; Sen. eontr. 7,5,10: "0" vul"era"it, inquit, nOl'ercom. sed viri sui songu;ne aspersit. 188 Es handelt sich um die Türschwellen Polyphems, die vom Blul der getOtclcn GeIlihnen des Odysseus »schwimmen. ~( Vergil gibt durch asper:.·o das homerische EI( 5' EYI(~cpaAo~ xal.l(151~ P~[ (Horn. Od. 9,290) wieder, während das Verb notare sachlich dem homerischen Nachsatz 5eUe BE yaiav entspricht. In beiden Fällen werden sowohl die }Bewegung< des vergossenen Blutes als auch dessen Menge hervorgehoben . Dabei faßI Vergil die bciden homerischen Sätze zusammen, indem er nicht das Blut bzw. Gehirn der Opfer zum Subjekt macht und ihnen ein Richtungsadverb (Xallci5.S) und eine Onsangabe (yai av) zuordnet, sondern als Subjekt einen tien iegenden Gegenstand (limina) wählt, so daß kein Zweifel darüber bestehen kann, daß das Blut der Getöteten )mach unten« fließt.

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mahlszenen : Dort träufeln die Teilnehmer bei einigen Trankspenden Wein auf die Tische, wobei die entsprechenden Verben ganz wie an unserer Ste lle 159 im Aktiv stehen. Silius verwendet mit dem Ausdruck irrorare sogar ein Synonym rur aspergere. l 90 Die Wendung positas adspergil sanguine mensos gehört also zu den Anspielungen auf religiöse Handlungen, wie sie in den Antigastmäh lem mehrfach anzutreffen sind. 191 3) pervertierende Nachahmung des Sängeraujtrills. In der Schlacht zwischen Perseus und Phineus kommt unversehen s auch der unbeteiligte Sänger Lampetides ums Leben. Seine Zurückha ltung wird darauf zurückgefuhrt, daß der Gesang und das Kitharaspiel , das er mit dem )>Unkriegeri schen« Sch lagholz (Ov. met. 5, 114 : plec/mnl imbefle) betreibt, ei n »Werk des Friedens« sei. l92 Doch statt sich vor dem friedlichen Gegner zu scheuen, verspottet Paetalus ihn sogar, ehe er ihm den Dolch in die Sch läfe stößt: Er möge den stygi schen Wassern den Rest (seines Liedes) singen (Ov. met. 5,1 15f.). Der Sänger bricht tödlich getroffen zusammen und berührt mit sterbenden Fingern die Saiten der Lyra, so daß die zufälligen Töne ein klagendes Lied erzeugen. 193 Das Anschlagen der Saiten ist zwar bei all en Sängerauftritten vorausgesetzt, doch werden die Handgriffe selbst sehr selten beschrieben. l 9-*

189 S. z.B. Verg. Aen. 1,736 : dait et in mensam latieum libol'it IWlloremj Vcrg. Acn. 8,279: in mensam laeti Iibom divosqlle precollfur, Sil. 11,30 I f.: cetera quem [sc. HOlmi-

bolern ] seq/litllr Baccllique e more Iiqllorem I irrorar mensis II/rbo .

190 Vgl. die Erläulcrungen des Servius zu Vcrg. Acn. 3,624: m aspers3( {... ] id est inro rata.(( 191 Vgl. Ov. mct. 5, 120- 122 (der Getroffene stürzt wic ein Opfcrsticr zu Bodcn). vgl. auch oben (5. 454) die Zweckcntfrcmdung heil iger Gegenstände. 192 S. die Anrede du rch den Dichter, Ov. mct . 5, 111 r.: tu qlloque Lampetide (...] qui, pacis OPI/S, citharam cum ~'OCe mQ\'f! res. Dabei zeigt dcr später rolgcnde, nicht in gleicher Weise kritisierte Tod des (ebenralls unbetei ligten) Aphidas in der Lapithenschlachl (Ov. met. 12,316-326), daß nicht so sehr die Friedfertigkeit des Lampetides, als vielme hr seine Position als Sänger aus der Pers pektive des auktorialen Erzählers Schonung geboten hälto.

193 Ov. met. 5, 11 7r.: concidit et digitis morientibus ilIe retemprat I fila Iyrae, ClJSuqlle fuit miserabile carmen. Dasselbe Detail findct sich noch einmal bei Statius, der die Ermordung der nach einem Bankett betrunkenen thebanischen WAchter beschreibt, Sial. Theb. 10,308-3 10. 194 Horn. Od. 1, 155: ft TOL 6 q>Oplli~(.:)V OVE!3oXAETO KaAov OEiBELV - Horn. Od. 8,266. Apollonios beschreibt ebenfalls vorbereitende Handgriffe des zum Spiel ansetzenden Sängers, s. A.R. 1,494r.: ~ Av Bt KaI 'Opq>EUS / AaLij avacx6uevos KI6aplv TTEipa~Ev aOIBns. Vgl . auch d ie Erprobung des Instruments durch C hiron, den Lchnneister Achills, bei Statius, Ach. 1,186-188.

5. Exkurs: AntigastffiAhler

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d) Reduktion und Auslassung I) Reduktion der Beschreibung des Schauplatzes. Die Umgebung. die sonst zusammenhängend beschrieben wird, erscheint in der Kampfphase nur so weit, als sie für die Sch lacht von Belang ist. Die Reihenfolge dieser Anspielungen fo lgt, anders als in den regu lären Gastmahlszenen. keinem erkennbaren Ordnungsprinzip. Die Wände des Megarons, in dem die Freier tafeln , würden, da es sich um große Bauteile handelt, in einer regulären Raumbeschreibung zu Anfang erwähnt. In der Kampfdarstellung hingegen erscheinen sie erst, als die Freier nach dem Tod des Antinoos Schutz vor den Pfeilen des Odysseus suchen. ohne jedoch an den Wänden Schilde oder Lanzen zur Verteidigung finden zu können (Horn. Od. 22,22.25). Zu diesem Zeitpunkt hat der Di chter bereits im Zusammenhang mit der Ennordung des Antinoos kleinteilige Ausstattungsstücke erutähnt, die in einer zusammenhängenden Ekphrasis erst an zweiter Stelle zur Sprache kämen. Die einzelnen Erwähnungen ergeben sich al so aus der Funktion der Einze lteile rur den Kampf, z. B. wenn die Freier bei ihren Lanzenwürfen nicht Odysseus und seine Begleiter. sondern nur die Pfeiler, Türflügel und Wände tref· fen (vgl. z. B. Horn. Od. 22 ,255-259). Dasselbe gilt Hir die lateinischen Antigastmähler. Daß der Hochzeitssaal des Perseus und der Andromeda von Pfeilern getragen wird, erfährt der Leser nur, we il die Säulen als Rückendeckung fur den sc hwer bedrängten Perseus dienen (Ov. met. 5, 160·162). Ähn lich wie in der Odyssee die Lan zen der Freier an den Wänden abprallen , so wird auch hier ein fehlgegangen er Schwerthieb des Gegners von einer Säule aufgefangen, wobei die WatTe zerspringt. Doch während die Freier durch ihre vergeblichen Würfe nur die Lanzen verl ieren, bohrt sich hie r - eine bizarre Steigerung - die abgesprengte Sc hwertklinge in den Hals des eigenen Besi tzers, so daß di eser von Perseus leicht niedergestreckt werden kann (Ov. met. 5, 169- 176). Keine Ro lle spielen Hauswände und größere Gebäudeteile in der Lapithen· und Kentaurenschlacht: Bei dem von Ovid geschilderten Ambiente handelt es sich, wie der Dichter g le ich zu Beginn der Szene hervorhebt, nicht um einen geschlossenen Raum, sondern um eine Graue, die sich, wie auch die folge nde Schlachlbeschreibung zeigt, in waldigem und unebenem Gelände befindet. '95 Der an die Stelle des Hauses tretende Wald wiederum findet nach den in den Antigastmäh lem herrschenden Regeln nur so weit Erwähnung, als er rur die unm ittelbaren Kampfhandlungen Bedeutung besitzt: Er 195 Ov. met. 12,2 12: ArboribllJ recro diSC'lmbere i llsseror OllfTO.

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liefert Stämme und Aste, die seit Hes iod zu den Waffen der Kentauren zählen. l96 Als Konsequenz steht nicht der Wald als Ganzes im Vordergrund, sondern nur einze lne seiner Bestandteile, die die Kontrahenten beim Kampf verwenden. 197 Diese pauschale, vor allem in den römi schen Antigastmäh lern häufige Darstellungsform hindert den Leser daran, eine - und sei es noch so unvollkommene - Vorstellung von den räum lichen Gegebenheiten zu gewinnen. Während der Odysseedichter im Kyklopenabenteuer wie in den regulären Gastmah lsze nen durch den klaren Aufbau der Ekphrasis ein überschaubares Umfeld suggeriert (Horn. Od. 9,2 19-223) und selbst in der Freiennordszene durch Angaben tiber Lage und Größe von Türen, Treppen und Kammern den Eindruck erweckt, der Ort des Geschehens sei unschwer zu überblikken ,'98 sprechen die lateinischen Epiker nur allgeme in von regalia atria (Ov. met. 5,2f.), acumen mon/is (Ov. met. 12,337), monte (Ov. met. 12,341 ), solido dumo (Ov, met. 12,356), domos (Val. F1ac, 2,236), so daß der Leser keine Orientierung gewinnt. Tatsächlich finden die Kampfhandlungen in allen nachhomerischen Antigastmäh lern entweder unkoordiniert statt oder ereignen sich sogar gleichzeiti g an verschiedenen Schauplätzen,' 99 so daß sich eine zusammenhängende Beschreibung der Räumli chkeiten von se lbst verbietet. Oie verwirrende Anordnung der Elemente verdeutlicht die unübersichtli che Lage auf dem Schlachtfeld. Kleinere Gebäudeteile, wie sie in regulären Ekphraseis geschildert werden, kommen nur in der Kampfphase der Perseusszene vor, wo zwei Kämpfer Türpfosten aus t% S. Hes. scut. 184-188: KEVTOUPOL S' hepw6ev EvavTloL l']yepEeovTO

1. .. 1

Opy1.iPEOL, XPUOEOS E)..OTOS EV Xepo\v lXOVTES. 197 S. z. B. den Versuch des Kentauren Petraeus, eine Eiche aus dem Boden zu reißen (Ov. met. 12,327-329) sowie den AngriffaufCaeneus (Ov. met. 12,5 11 -5 13). Vgl. zur Reduktion der Umgebung auf Einzelteile FUltRMANN ( 1968) 42: »Der Raum, der vom Dichter mit absichtsvoller Ungenauigkeit als eine von Bäumen geschützte Höhle bezeichnet wird (v. 212), fungiert als bloße Dekoration, als Requi sitenkammer filr ungewöhnliche Waffen, fur Mischkrug, Kandelaber, Tischbein, Altar oder Schwelle.(( 198 Horn. Od. 22, 126-1 28; 22, 139- 143. 199 Weder die Gefährten des Phineus, noch die Lapithen und Kemauren lassen eine koordinierte Strategie erkennen, vielmehr kämpft jeder rur sich allein. Zu der erstmals von Ovid stringent praktizierten Technik der AuOösung einer Szene in >EinzeibildeT( , die später u.a. in der Pharsal ia Lukans und den Tragödien Senecas bedeutsam wird, s. FUHRMANN (1968) 42. An verschiedenen Orten fi ndet der Männermord der lemnischen Frauen stall, Stal. Theb. 5, I 86f.: domibliS Jus; er nemomm per opaco socromm I diriblls indlligenr eplIlis.

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5. Exku rs: Antigastmllhler

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der Verankerung reißen oder zu reißen versuchen, um sie als Schlagwaffe zu verwenden (Ov. met. 5, 120f. und 123f.). Während Lycormas Erfolg hat und seinen Gegner mit einem Hieb niederstrecken kann, wird Pelates, der seinem Beispiel folgen will , von einem Speer getroffen und an das Holz geheftet (Ov. met. 5,124f.). Wie schon bei den großen Bauteilen liegt der Nachdruck hier nicht auf der qualitätvollen Verarbeitung der Pfosten, sondern auf ihrer Funktion für den Kampf, in dem sie als Waffe dienen .2OO Zur räumlichen Ausstattung gehören in mehreren regulären Gastmahlszenen von Göttern verfertigte Kunstwerke, wie sie am Hof der Phäaken (Horn. Od. 7,91-94) und im Palast des Aietes (A. R. 3,221-229)201 zu finden sind. Eine singuläre Variante dieses Details verwendet Ovid in der Perseusszene: Die Besucher bestaunen hier keine Skulpturen, sondern werden beim Anblick des Gorgonenhaupts selbst zu Standbildern aus Marmor.202 Die Gleichsetzung mit wirklichen Skulpturen zeigt sich in der Ankündigung des Perseus, seinen versteinerten Ri valen im Haus des Schwiegervaters aufstellen zu wollen, damit sich seine Ehefrau mit dem Anblick trösten 203 könne. Während die von Göttern verfertigten Kunstwerke die enge Beziehung des Eigentümers zu den Himmli schen verdeutlichen ,204 verweist die Verwandlung der Kontrahenten in Stein nicht nur auf den göttlichen Schutz, unter dem Perseus steht , sondern auch auf seine eigene Kampfkraft, mit der er die Gorgo besiegen und schließlich auch die Angreifer ausschalten konnte. Zu dem in regulären Szenen stets präsenten Bezug zu überirdischen Mächten tritt hier die Leistungsfähigkeit des einzelnen, der sich mit selbsterworbenen Waffen den Sieg über seine Feinde erringt ?05 200 Vgl. derngegenUber die ausfuhrli che Beschreibung der prunkvollen Tür, die den

Festsaal der KleopaLra z iert, Luean. 10, I 19-121. 201 Es handel! sich um von Hephaist angelegte wundersame Quellen . Der Standort der von ihm geschmiedeten feuerschnaubcnden Stiere (A.R. 3.230-234) ist umstritten. dazu MANAKIOOU ( 1993) 160. 202 Ov. met. 5,208f.: bis celflllm reSlabanl corpora pllgnae, I Gorgolle bis centlllll rigllenml corpora visa. Zu de n einzelnen Verwandlungen s. Ov. met. 5, 183 (Thescelus), 186 (Ampy x), 193f. (N ileus), 199 ( Eryx), 202 (Aconteus. ein Gefähne des Perseus, der versehentl ich verwandelt wird), 205 f. (Astyages), 214 (Zusammenfassung: die Verbündeten des Phineus sind sämtlich zu Marmor erstam). 203 Ov. met. 5,226-229: 1111110 I,jolabereferro: I quin etiam mallsura dabo mOllimenta per aeVllm, I illqlle domo socer; semper spectabere lIos fri. I m mea se spol/si solefllr ima-

gille cOllilillr.

204 S. die ehernen Stiere im Palast des Aietes, die von Hephaist aus Dankbarkeit gegenüber dessen Vater, dem Sonnengott Helios, gefertigt wurden, welcher ihn nach der Schlacht von Phlegma auf seinen Wagen genommen halle (A.R. 3,233f.). 205 S. d ie auf seinen siegreichen Kampf gegen die Gorgo verweisende Ankündigung

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5. Exkurs: Antigastmlhb

2) Auslassung der Dienerschaft. Während der beim Mahl auftretende Sänger, ebenso wie Gastgeber und Gast, in der Kampfphase der Antigaslmähl er wen igstens in Abwandlun gen erscheinen, sind die bei Tisch aufwartenden Diene r weder als akti ve Tei lnehmer, noch als Hel fer oder Augenzeugen der Schl acht vertreten.206 Die Beobac htung bestäti gt indirekt das flir regul äre Bewirtungsszenen gewonnene Ergebnis, wonach diese Diener keinen eigenständigen Charakter besitzen, sondern nur Rang und Wesen des Gastgebers hervorheben. Ihre untergeordnete Roll e fO rdert di e epische Konzentration auf die Hauptpersonen: In regul ären Gastmahlszenen erscheinen nur wenige Protagoni sten mit Namen, Beschreibung und Sprechrolle, während die übrigen Anwesenden summari sch erwähnt werden. Diese Beschränkung, die sich auch in der Bankeuphase der Antigastmähl er beobachten läßt, wird während der Schl acht aufgehoben: Nun erscheinen zahlreiche Beteiligte namentlich und mit Angabe ihrer Aktivität, j a gelegentl ich sogar mit einer kurzen Charakteri sierung oder Wertung ihrer Persönl ichkeit. Die große Zahl der Figuren, die zusammen mit der ungeordneten Raumbeschreibung das Getümmel der Schlacht andeutet, fUhrt dazu, daß Gast und Gastgeber ihre Vorrangstellung als Protagoni ste n einbüßen. Sie ersc heinen als Kämpfer unter vielen und werden nicht durch ihnen zugeordnete Diener hervorgehoben . Wenn sozial niedri ggestellte Indiv iduen beteil igt sind, so sind es keine Tischsklaven, j a, ihr Rang wird überhaupt nicht betont. Vi elmehr gelten sie als se lbständige Kämpfer, die sich durch persönl iche Tapferkei t a uszeichnen.207 Di e me hrfach beobachtete Tendenz des Perseus: allxilium [... ] ab haste petam (Gv. met . 5.178f.). mit der er das Medusenhaupt hervorhol!. Vgl. dagegen die u.a. in der Ilias und der Aeneis überlieferte Vorstellung einer von den Göllern verliehenen RQstung. welche große Kämpfer wie Achill und Aeneas vor der entscheidenden Sehlacht erhalten (Horn. 11. 19,3- 13; Verg. Aen. 8.6086 16). Obwohl an ihrer persönl iche n Tapferkeit kei n Zweifel besteh!. sind es doch die Götter. die eigenhändig rur ihre Schützlinge Panei ergrei fen. 206 Eumaios und Philoi tios, die in der Odyssee an der Seite ihres Herrn kämpfen, gehören ebenso wie der rur die Freier arbeitende Melamhios nicht zu den gewöhnlich bei Tisch aufwanenden Dienem . Alle drei sind zudem schon vor der Schlacht als eigenStändige Persönlichkeilen vorgestellt worden (s. die Bewinung des Odysscus bei Eumaios, seine Beschimpfung durch Melanthios. Horn. Od. 17,212-235. die Begegnung mit dem Rinderhinen, Horn. Od. 20. 185-240 und die Wiedererkennung mit Eumaios und Philoilios, Horn. Od. 2 1, 193 -225, bei der Odysseus ihnen verspricht, daß er sie nach e inem Sieg über die Fre ier nicht mehr a ls Diener, sondern als Brüder des Telemach betrachten werde, Horn. Od. 2 1,2 16). 207 S. Eumaios und den Rinderhin en Philoitios, die eigenhändig den Melanthios überwinden. Hom. Od. 22 .178- 193 und ihre Erfolge in der Konfrontation mit den Freiem, z.B. Horn. Od . 22.267-268.

5. Exkurs: Antigastmlihler

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zur Individualisierung zeigt sich also ni cht nur in der Umgestaltung, sondern auch in der Eliminierung regulärer Elemente. Die Verzerrung von Elementen einer regulären Gastmahlszene wird von den Teilnehmern während des Kampfes nicht als solche wahrgenommen. Zwar kommentieren sowoh l die Freier in der Odyssee als auch der von Phineus bedrohte Cepheus und der gegen die Kentauren kämpfende Theseus in den Metamorphosen Ovids das Auftreten des Feindes, doch werfen sie ihm nur allgemein seine Agressivität, nicht aber spezie ll den Mißbrauch des Gastmahls vor.208 Ähnliches gilt ftlr die Kampfhandlungen selbst: Die Ermordung des Lamperides bzw. des Aphidas begleiten die Täter mit dem höhnischen Ausruf, er möge »den Rest (des Liedes) den stygischen Manen si ngen(( (Ov. met. 5, 1 1Sr.) bzw. er »werde den Wein zusammen mit der Styx trinken .« (Ov. met. 12,322). Die Pointe li egt in dem plötzlichen Abbruch des Mahles und dem nahtlosen Übergang von der Welt der Lebenden in die Welt der Toten, nicht aber in einer Verzerrung typi scher Elemente des Gastmahls, wie sie während des Kampfes auftritt. Die Zweckentfremdung von Gegenständen im Kampf wird zwar von den Beteiligten ge legentlich angesprochen, aber nur als Abwandlung einer regu lären Schlacht gedeutet, ohne daß die darin li egende Perversion des Gastmah ls zur Sprache käme. Dies gilt sowoh l für den Freier, der seine Gefährten auffordert, die Tische »a ls Schi lde«, d.h. als Ersatz rur eine reguläre Waffe zu benutzen, als auch rur den Kentauren , der beim Anblick des steinernen Altars ausruft: Cur non utimur istis? (d.h.: )warum benutzen wir nichl diesen ungewöhnlichen Gegenstand anstelle einer regulären WatTe?<). Daß der Mißbrauch heili ger Geräte zugle ich eine Verletzung der sonst beim Gastmahl üblichen Reverenz gegenüber den Göttern darstellt, merkt nur der En!:ähler Nestor rückblickend an , a ls er den Raub einer Fackel aus dem 208 Die Freier verwUnschen den noch unerkannten Odysseus wegen der Tötung des Antinoos, des »besten der jungen MAnner auf Ithakal(. o hne ihm explizit vorzuwerfen, daß er ein friedl iches Mahl sprenge, Horn. Qd. 22.29f.: 'KO\ yop Si} viiv ~TO KOTlKTOVES . CIs IJEY' ÖP10TOS / KoUp<->V Ei" " 6ella]' TW o· j:,,6:68E yfrTrES lOOVTO U Cepheus. der Vater der Andromeda. wirft dem angreifenden Phincus vor, er stifte Unfrieden. statt dankbar zu sein, daß das Mädchen von Perseus gerettet wurde. Ov. met. 5.1315: 'qllid Jods?< ac/amal 'q llae le, germalle, filrelllem I melIS agil in Jadlllls ? Meritislle haee gralia /amis I reddi/llr? Hoc vilam sen 'alae dOle rependis?<; Theseus tadell den Kentauren Eurytus nicht tur den Bruch des Gastmahls, sondern tur die Kn'lnkung des Piritho us, dessen Frau er angegriffen hat, Ov. met. 12.227-229: ,quac IC wcordio,( Thesclis I ,Ellr)'/c, ')/I/sa/(, Oil, ' qlli mc "jIlCIIIC Itlcessas I Piritholl'" violej'qllc duos igllanlS in /mo ?(

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S. Exkurs: Antigastmlhler

Hausheiligtum schilden, Ov. met. 12,245-247: Amycus pelJe/raUa dOlJis I

halid /inlUil spoliare sliis el primus ab aede I lampadibus dens11m rapuil fulJale cOnlscis. Ebenfalls nur aus dem Mund Nestors finden sich direkte Äußerungen zur Verkehrung des Gastmahls in einen Kampf: prima pocllia pugna I missa volalll f ragilesque cadi curvique lebe/es. I res epulis qllondom. turn bello et caedibus aptae (Ov. met. 12,242-244). Die Bemerkung steh t am Beginn der Lapithenschlachl und bestimmt so den Bl ickwinkel, unter dem der Leser das Geschehen betrachtet. In den übrigen Gastmahl szenen ist eine Trennung zwischen der Perspektive des Erzählers und der Perspektive der betei ligten Figuren ni cht sicher nachzuweisen. Nur einmal, im fiinften Buch der Thebai s, nimmt eine Erzäh lerfigur (Hypsipy le) im Rilckblick und in wörtlicher Rede zu den Ereignissen Stellung, doch da sie sich, anders al s Nestor, nicht in abstrakter Weise zur Verzerrung des Mahls äußert, läßt sich ihre Einschätzung der Ereignisse nur indirekt erschließen. Sie betont den Aspekt des Gastmahls vor allem, um die Heimtücke der bewaffneten Frauen zu unterstreichen, die die vom Bankett erschöpften Männer ersch lagen .2&} Es handelt sich hier also um eine Kampfszene, die ihre Vorbi lder nicht in einer regulären Sc hl acht, sondern in der Ermordung schlafender Feinde hal. 21o So erfillien hier di e Reminiszenzen eine argumentati ve Funktion, die die Brutalität der Täterinnen hervortreten läßt. Dies unterscheidet den Männermord von den anderen .. Anti gastmählern, auch vom Freiermord, bei dem die Uberfallenen zwar anfangs ebenfall s watTen los einem gerüsteten Feind gegenüberstehen, sei ne Angriffe aber nicht im Schla f erleiden und daher schließlich zu einer Gegenattacke ilbergehen.

5. J.4 Die An/igas/mähler und die Besonderheit der Freiermordszelle Die Besonderheiten der Freiermordszene betreffen nicht nur ei nzelne Details, sondern lassen sich in dem gesam ten Abschnitt nachweisen: Nur hier tritt der Ankömmling als Bettler auf, nur hi er fe hlt ein Hausherr und Wirt, nur hier erscheinen in der Bewirtungsphase Elemente des Gastmahls teils in regu lärer und teils in verzerrter Form, nur hier mündet die Handlung 209 S. Stat Thcb. 5,224: inter serta torosqlle; Stal. Thcb. 5,255: crateras prOllOS epulasqllc in caede natantis; SIal . Thcb. 5,256f.: illgulisqlle modo torrentis apertis I sangui/le permixto redeuntem in IXJCllla Baccllllm. 210 Vgl. die Ennordung des Rhesos durch Odysseus und Diomedes (Horn. 11. t0,4705 14).

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5. Exkurs: Anligaslmähler

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nach dem Blutbad in ein friedliches Nachtlager, und nur hier ist dem Rachefeldzug des Fremden ein langer Aufenthalt im Haus vorausgegangen. Dieser setzt sich aus verschiedenen Begebenheiten zusammen, in deren Verlauf der getarnte Odysseus unter anderem mit seiner Frau und seiner Amme Eurykleia zusammentriffl. 211 Diese Begegnungen sind, ebenso wie die übrigen Vorfälle im Haus, mit den früheren Begebenheiten des Epos auf kunstvolle Weise verknüpft, die hier nicht im einzelnen nachgezeichnet werden kann .212 Im Mittelpunkt der Untersuchung steht vielmehr die Frage, wie sich das in den Büchern 17-21 immer wieder beschriebene Ge lage der Freier unabhängig von den zahlreichen innerepi sehen Bezügen zu den übrigen Antigastmäh lem in der antiken Literatur verhält. Aus diesem , notwendigerwei se eingeschränkten Blickwinkel betrachtet, fa llt die Beharrlichkeit ins Auge, mit der der Dichter immer wieder auf das Gelage der Freier zu sprechen kommt, obwoh l er dieses schon im ersten Buch der Odyssee charakterisiert hatte. Über ihre frevelhafte Gesinnung, ihre Prasserei und ihre Zudringlichkeit besteht daher schon zu Beginn des Epos kein Zweifel,w so daß Odysseus ' Rache auch ohne eine längere Darstellung seines Aufenthalts unter den Zechern gerechtfertigt erscheinen müßte. Vergleichen wir die Darstellungsweise mit dem Überfall des Phineus auf die Hochzeitsgesell schaft seines Rivalen Perseus im mnften Buch der Metamorphosen, so werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede sogleich sichtbar: Bei Ovid wie bei Ho mer ist der Leser sc hon vor Beginn der Antigastmahl szene über die Situation informiert. Er kennt die Vorgeschichte der Helden und weiß daher von dem Zwist der Protagonisten um eine begehrte Frau.2 14 Bei Ovid stürmt der zum Mord entschlossene Phineu s folgerichtig in den Saal, ohne daß weitere Erklärungen oder Gespräche stattfinden . Homer hingegen illustriert das schon bekannte Verhalten der 2 11 S. Horn. Od. 19.97-599 (Begegnung mit Penelope, darin eingelegt das Zusammentreffen mit Eurykleia, Horn. Od. 19,357-507); Horn. Od. 20,185-240 (Begegnung mit Philoilios); Horn. Od. 2 1,1 88-241 (Wiedererkennung mit Philoitios und Eumaios). 212 Eine zusammenhängende Darstellung der Ereignisse bietet EISENBERGER ( 1973) 23 1-302. 213 Eine Verteidigung der Freier versucht CROOKE ( 1898), der dazu Parallelen aus dem indischen Kulturkreis heranzieht. S. eine Diskussion dieser Theorie bei MONRQ ( 1901 ) 302 Anm. 22. 214 Die Darstellung des Konnikts zwischen Perseus und Phincus ist offenbar auch in Rückgriff auf die Freiermordszene der Odyssee gestaltet. Dieser Aspekt hat in der Forschung, die sich eher aur die Parallelen zur Aeneas-Tumus-Geschichte konzentrierte, (s. z. B. OTtS [1970J 347) nur wenig Beachtung gerunden. Einen kurzen Hinweis gibt BöMER (1976)231 ad. loc.

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5. Exkurs: Antigastmähler

Freier noch einmal an verschiedenen Beispielen, bevor es zum Kampf kommt, wodurch die Beschreibung der >Bewirtungsphase<, selbst wenn man alle Einze lgespräche und Begegnungen mit Penelope, Eurykleia und den Hirten abzieht, eine beachtliche, in späteren Antigastmählern nie wieder erreichte Länge erhält. ALLEN begründet dies damit, daß Odysseus durch die wiederholten Schmähungen der Freier gereizt werden müsse, bevor er zur Waffe gre ife. 215 Doch zeigt der Text, daß Odysseus, ganz ähn li ch wie Phineus, schon vor seiner Ankunft im Haus entschlossen ist, die Freier zu töten ?16 Für die Länge der Bewirtungsphase liefert ALLENS Theorie daher keine befriedigende Erklärung. Was ist aber dann ihr Sinn, und warum aber haben die lateinischen Dichter, rur die Homer gerade im Bereich der Szenentypik ein gefeiertes Vorbi ld darstellte, dieses Struktunnerkmal nicht übernommen, sondern die Bewirtungsphase der Antigastmähler im Vergleich zum Kampf recht knapp, manchmal nur in wenigen Worten, abgehandelt, obwohl auch dort eine langsam wachsende Aggression leicht hätte dargestellt werden können? Wie wir gesehen haben, erreichen die lateinischen Epiker die charakteristische Kürze der Bewirtungsphase durch eine Beschränkung der dargestellten Elemente, die vor allem durch die Vorkenntnisse des Lesers ennöglicht wird. Wenige Details des typischen Verlaufs reichen aus, um einem vorgebildeten Publikum das Panorama ei nes epischen Gastmahls vor Augen zu stellen, auch ohne daß die Dienerschaft, die Speisen oder der Sänger im einzelnen beschrieben würden. Dem Mahl kommt in solchen Szenen kein starkes Eigengewicht zu , sondern es dient, wie Ov id zu Beginn der Perseus-Ph ineus-Szene und der Lapithenschlacht selbst zum Ausdruck bringt (s. Ov. met. 5, 1-4 und 12,242-244), vor allem als Folie rur den fo lgenden blutigen Kampf, der so leicht als negatives Ereigni s zu erkennen ist: Eine Verletzung des Gastrechts durch Waffengewalt ist grundsätzlich abzulehnen.

215 ALLEN (1 939) 11 5: »Odysseus must experience the hybris or the wooers bcrore

he will be sufficiently angry to ki ll them.« 216 S. die Versicherung des Odysscus an Athcne am Stmnd von IIhaka, Horn . Od.

13,389r. : ai KE IJOI WS IJElJauia lTapaoTa illS. yAavKwlTI . / Ka i KE TplnKOOiolOIV t yc:.:,v lIvBpEOOI lJaxoilJ'lV und deren Antwon Horn . Od. 13,394-396: CmlT6TE KEV Bn TaüTa lTEVWIJEeO' Ka t TIV' 6iw I a'ilJaTi T' tYKEqHlA~ TE lTaAa~ElJeV aOlTETOV ovBas I avBpwv IJv'lonipwv. eii TOI ßiOTOV KOTEOOUOIV. Ebenso in der Unterredung mit Telemach Horn . Od. 16,267. Dazu WILAMOWITZ ( 1927) 143: ) Odysscus hat

nun seinen Feldzugsplan im Ka pre feni g.(

5. Exkurs: Antigastmlhler

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Anders verhält es sich bei der He imkehr des Odysseus. Der Mord, den er zusammen mit se inen Verbündeten an den Fre iem begeht, trägt nicht den Makel des Rechtsbruchs, sondern steHt eine von den Göllern sanktioni erte Rache an den frevelhaften Okkupanten dar. 217 Deren Verbrechen besteht nicht nur in der - noch dazu regelwidri g durchgeflihrten - Werbung um die Frau eines anderen ,218 wie sie auch in der Phineusszene oder in der Lapithen- und Kentaurenschl acht vorko mmt , sondern auch in dem Verzehr fre mden Gutes, welchen ihnen die Hausgenossen des Odysseus mehrfach von.verfe n.219 Das Ge lage dient hi er also nicht nur als Folie rur den kommenden Kamp f, sondern stellt ei n eigenständiges Verbrechen dar, das durch den Rachefeldzug abgegolten wird. Ein solcher negati ver Aspekt ist mit ke iner anderen Bewirtung in den Anti gastmählem verbunden. Selbst bei dem ebenfalls nur kurz geschilderten Fest, das die lemn ischen Frauen in ihren Häusern ausrichten, stellt das Mahl nicht in sich ein Verbrechen dar, sondern nur insofern, als es später zur Ermordung der Männer ausgenutzt wird. Da das Verhalten der Freier also nicht dem Schema eines regulären Gastma hls entspricht. kann der homeri sche Dichter seinen Leser während der Bewirtungsphase nicht. wie andere Epiker, mit wenigen Andeutungen auf di eses Muster verweisen. Hinzu kommt di e Besonderheit, daß Odysseus nicht nur wie Ph ineus und di e Lapithen seine Ri va len im Kampf ausschalten, sondern auch seine Frau und sei ne Hausgenossen nach zehnjähriger Trennung durch persönl iche 2 17 S . den zustimmenden Donner des Zeus und die glOckverhe ißenden Wo rte der Magd (Hom. Od. 20,103- 119) sowie den Donner unmittelbar vor Beg inn des Freiernlords (Ho m. Od. 2 1.4 13). ebenso die tatkrlUlige Hilfe Athenes. die Telemach leuchtet (Hom. Od. 19.33 -40). Odysscus sei nen Erfo lg voraussagt (Horn. Od. 20.45-53) und sogar aktiv in den Kampf eingreift (1'1010. Od. 22.205 f. und Horn . Od . 22.297f.). 2 18 S. Penclopcs VorwUrfe an d ie Freier. d ie ihr gegen die Regeln der Brautwerbung kei ne Geschenke gebracht hätten (Hom. Od. 18,275-280). Zu dem vield iskutierten Auftritt der Penelopc s. BVRE ( 1988) mit Literatur. 219 Eumaios bek lagt gegenObcr dem . Ben len die Verschwend ungssucht der Freier. d ie Odysseus' Gut aufzehren (Horn. Od. 14,81 - 108); die namentl ich nicht genannte Magd betet darum. die Freier möchten zum letzten Mal im Haus des Odysseus gespeist haben (Horn. Od. 20, 112- 119); Ph iloitios klagt darllber. daß d ie Freier ihm Rinder fü r das Fest abverlangen und ohne Achtung ,"or Telemnch und den Göttern Odysseus ' Besitz aufteilen wo llen (Hom. Od. 20.213-2 16); Tc1emach besteht darauf. daß das 1--laus nicht der Allgeme inheit. sondern Odysscus gehöre. der es fü r ihn, Te lemach. erworben habe. Die Freier h!ltten sich daher der Schmähungen und Handgreifli chkeiten zu enthal ten (Hom. Od. 20 .264-267); Telemach wirft dem Ktesippos den Verzehr des Viehs. des Wei ns und des Brotes vor (Hom. Od . 20,3 11-3 13): als Odysscus sich zu erken nen gibt. wirft er ihnen als erstes die Versc hwend ung seines Gutes vo r (1·lom. Od. 22.35f.).

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5. Exkurs: AntigastmAhler

Begegnungen wieder fur s ich gew innen muß. Die Kontaktaufnahme mit Penelope ist jedoch durch die Anwesenheit der Freier, vor denen sie sich in ihre Gemächer zurückgezogen hat, erheblich erschwert. Anders als auf Scheri a kann Odysseus nicht kurz nach der Ankunft von der Hausherrin wie ein Gast empfangen werden und im Gespräch ihr Vertrauen gewinnen, sondern muß sich auf eine tUr die Freier unauffällige Wei se - durch ein von dem wüsten Treiben abweichendes Verhalten - zunächst ihrer Aufmerksamkeit und schließlich durch persönlichen Kontakt ihrer Zunei gung versichem?20 Indem der Dichter diesen Prozeß austUhrlich beschreibt und mit Anspie lungen auf den nur anfangs zögerlichen , dann aber regulären Empfang in Scheria verknüpft, stellt er dem Leser die lähmende Wirkung der Freier auf das Leben im Haus des Odysseus vor Augen. Zugleich erweisen sich Odysseus und Penelope in der langen Phase vor dem Mord und ihrer Wiedervereinigung durch ihre parall elen Empfindungen, Erlebnisse und Verhaltenswe isen als zusammengehöri ges Paar,221 so daß die Tötung der sie trennenden Freier auch eine innere Legitimation erhält. Die singuläre Erzäh lsituation der Vorgeschichte, in der ein Ankömmling nicht als Gast einen Wirt aufsuc ht , sondern als Benler sein eigenes herrenloses Haus betritt, und die Charakteristik des Freiermords im besonderen, bei dem das Blutbad ausnahmsweise positiv besetzt ist, bilden also zwe i entscheidende Gründe filr di e ausfilhrliche Sc hilderung des Ge lages in den Büchern 17-2 1. Dessen frevelhafter Charakter wird durch die verzerrte Verwendung typischer Elemente unterstri chen . Diese, aus einer einzigartigen Situati on erwachsende Darstellungsform bi ldet fur die lateinischen Epiker, bei denen nicht ein positiv besetzter Kampf ein fre velhaftes Mahl , sondern ein freve lhafter Kampf ein fröhliches Bankett ablöst, ke ine geeignete Vorlage.

220 Diesen Aspekt hebt auch EISENBERGER ( 1973) 258 hervor: Odysseus )will fIl r Penelope von vomherein nicht irgendein Bettler sein, den s ie nur darum befragt. weil er angeblich etwas von Odysseus weiß, sondern ein auch um seiner selbst, seines \lC><x und seines Schicksals willen Interesse und Achtung verdienender Mensch.« 22 1 Die auffiilligsten Be ispiele sind de r T ra um de r Penelope. Horn . Od. 20,88-90 und der )Tagtraum( des Odysseus, Horn. Od. 20,93f. S. dazu RUTHERFORD ( 1992) 2 14: » Penelope dreams o f Odysseus in bed beside her; Odysseus half·dreams or fanc ies that Penelope is (... ] standing by his bedside, recognizing who he iso The coi ncidenee has a hint of telepathy.« Ähnlich EISENßERGER ( 1973) 274f. Vgl. außerde,m die Freude des TfOM~.U1TI ~ Odysseus an Penelopes Klugheit, Horn. Od . 18,28 1-283 und die Zurechtweisung der Melantho durch Odysseus und Penelope (Horn. Od. 19,70-88 und 19,89-95).

5. Ex kurs: Anligaslmll hler

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Zusammenfassung Anders als den regulären Gastmählern, die schon bei Horner ihre typisc he, im Kern bis in die römische Kaiserzeit gültige Form aufweisen, liegt den Antigastmählern trotz einiger Beruhrungspunkte keine einheitliche Struktur zugrunde. Vie lmehr läßt sich eine Entwicklung feststellen , bei der sich erst in der lateinischen Literatur aus einzelnen homeri schen Vorläufern eine Gruppe von nahe verwandten Szenen bildet. Während Horner bei der Heimkehr des Odysseus und dem Freiermord ebensoviel oder sogar mehr Nachdruck auf das vor dem Kampf stattfindende Mahl legt, überwiegt bei den lateinischen Epikern die Schlachtschilderung. Die grund legende Gemeinsamkeit aller, auch der homerischen Antigastmäh ler, besteht darin, daß die Bewirtung eines Gastes nicht regulär zu Ende geführt wird, sondern in einen blutigen Kampf mündet Die Trennung zwischen einer einleitenden »Bewirtungsphase«, deren Verl auf sich am typischen Schema der Gastmah lszenen orientiert, und eines anschließenden Blutbades, bei dem reguläre Elemente in verzerrter Form erscheinen, gilt jedoch ni cht fur die besonderen Bedingungen der homerischen Kyklopenszene, die das erste faßbare Beispiel eines Antigastmahles darste ll t. In der Darstellung selbst dom iniert das Prinzip der variatio, das sich auch in der Erzähltec hnik niederschlägt. Die Ereignisse werden teils aus der Perspekti ve des auktorialen Erzäh lers (FreiemlOrd bei Horner, lemnischer Männermord bei Valerius Flaccus), teil s im Rückblick von beteiligten Figuren beschrieben (Polyphernabenleuer bei Horner, Schlacht der Lapilhen und Kentauren bei Ovid, lemnischer Männennord in der Thebais des Statius). Valerius Flaccus stellt di e Lapithen- und Kentaurensch lacht in Form einer Bildbeschre ibung (der von Jason bewunderten Gemälde auf der Argo) dar. Die f11r reguläre Gastmahlszenen typi sche Perspekti ve eines eben zur Festgesell schaft stoßenden Fremden wird hingegen ni cht angewandt. Die »Bewi rtungsphase« wird von den latei ni schen Epikern geraffi, indem sie nur ausgewählte Elemen te des typischen Schemas aufnehmen und teilweise verschmelzen , wie die Ekphrasis der Räumlichkeiten und die Darste llung der Anwesenden. Das Element der bei Tisch aufwartenden Diener, das bei regulären Gastmählern regelmäßig ohne größere Varianten erscheint und daher leicht aus dem Zusammenhang ergänzt werden kann, fällt in der Bewirtungsphase der lateinischen Antigastmähler weg. Verkürzt erscheinen in den Antigastmählem auch zentral e Elemente wie

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5. Exkurs: Antigastmähler

der Sängervortrag und das Gespräch zw ischen Gastgeber und Gast, die in den regulären Mahlszenen dazu eingesetzt werden, das Geschehen zu kommentieren, Personen vorzustellen oder Ereignisse aus der Rückschau nachzuholen. In den Antigastmählern erfullt die Musik dagegen die Funktion, wirkli che oder geheuchelte Freude auszudrücken, und die Gespräche nach dem Mahl erscheinen, wenn sie nicht durch den ausbrechenden Kampf ganz verhindert werden, nur in einer knappen konstatierenden Bemerkung. Die einzige Ausnahme bildet die Perseusszene, bei der Gast und Gastgeber gerade in eine freundliche Unterhaltung vertieft sind, wodurch der Angriff des Phineus klar als Attacke eines Außenstehenden zu erkennen ist - eine in den Antigastmählern singuläre Konstellation. Auch der Übergang zum Kampf wird von den Dichtem unterschiedlich ausgestaltet. Zwar liegt die Ursache in allen Szenen außer dem Polyphemabenteuer in Liebesdingen, doch stellen sich die Gründe im einzelnen verschieden dar: Sie reichen von berechtigtem (Freiennord) und unberechtigtem Rachedurst (lemnische Frauen) bis hin zu widerstreitenden Rechtsansprüchen (Perseus und Phineus) und einer durch übennäßigen Weinkonsum bedingten Lüsternheit (Lapithen und Kentauren) . Dem Genuß von Wein kommt in den meisten Szenen eine wichtige Bedeutung zu: Er verleitet die Zecher entweder zur Gewalttätigkeit (vgl. die Schlacht der Lapithen und Kentauren), oder er versetzt sie in eine wehrlose Lage (s. das Polyphemabenteuer und die Versionen des lemnischen Männennords). Nur bei den Kämpfen des Odysseus und des Perseus gegen ihre Nebenbuhler spielt der Alkohol keine zentrale Rolle. Noch weniger als rur die Bewirtungsphase lassen sich rur die Darstellung der Kämpfe feste Regeln aufste ll en. Während die regulären Gastmahlszenen ihre typi sche Färbung vor allem durch die Struktur, d.h. die charakteristische Anordnung der Elemente erhalten, wobei die konkrete Gestaltung beträchtlich differieren kann, verhält es sich bei den Schlachtschilderungen umgekehrt. Nicht eine einheitliche zugrundeliegende Struktur scham hier Verbindungen zwi schen den Szenen, sondern einzelne Detai ls, die Elemente aus regulären Gastmahlszenen aufnehmen , diese aber auf verschiedene Weise verzerren und in lockerer Fonn aneinanderreihen, so daß der Leser sich nicht an einem bekannten Ab lauf orientieren kann . Zu diesen Details gehört das Umstürzen von Tischen und die Venni schung von Wein und Blut. Die Funktion der supplicQtio und der Gespräche unter den Teilnehmern, die sowoh l in regulären Gastmahl- als auch in regulären

5. Exkurs: Amigastm!lhler

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Sc hl achtszenen Vorbilder haben, ähneln in den Antigastmählern stark den Verhä ltnissen in Schlac htschilderungen. Di e Orienti erungslos igkeit des Lesers wird vor all em durch vage Raumbeschreibungen ohne sichtbares Ordnungsprinzip gefördert, die das im Saal herrschende Kamp fgetümme l widerspi ege ln. Nur in der Fre iennordszene, be i der der Angri ff nach langer Vorbereitung erfolgt, suggeriert der Dichter durch detaillierte Angaben zu einze lnen räumlichen Gegebenhe iten einen überschaubaren Kampfpl atz. Im Gegensatz zu einer Schlacht zwischen wirkli chen Truppen verwenden die Mahltei lnehmer neben regul ären WatTen auch zufällige Gegenstände, wie Becher oder Mischkrüge. Die Improvisation illustriert den spontanen Charakter der Auseinandersetzung, die sich nicht mit regulären Schl achten vergle ichen läßt. Das Element Nachtlager, das gewöhnlich den Abschluß regul ärer Gastmahl szenen bildet, kommt in den Ant igastmählern nur be i den im Schl af ennordeten lemni schen Männern vor. Es bildet ni cht, wie in regulären Mählern, einen Ruhepunkt, sondern gefahrdet die wehrl osen Opfe r. In allen Antigastmählern beende! nicht der Schlaf, sondern der Tod der meisten Betei ligten die Szene. Gerade wegen der vielfä ltigen Abwandlungen regul ärer Elemente bilden die Antigastmähler ei ne wic hti ge Ergänzung rur die Analyse regulärer Szenen. Sie lassen ni cht nur die Eigenschaften einzelner Elemen te stärker hervortreten, sondern be legen auch e in Bew ußtsei n fur typisc he Bestandteile ei ner Gastmahlszene, die seit Horner vorausgesetzt werden und ihre GUltige it übe r die helleni stische Ze it hinaus bis in die Kaiserze it und die Spätantike bewahren.

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6. Ergebnisse

Die eingangs gestellte Frage, ob sich für epi sche Gastmahlszenen im Zeitraum von Horner bi s Claudi an als Interpretationshilfe ein diachron ausgerichtetes Referenzmodell entwerfen läßt, das die g leichbleibenden Elemente vere in igt, kann nach der Auswertung von 40 Szenen positiv beantwortet werden. Die Epiker aller Epochen verwenden bei der Darstellung von Gastmählern einen gemeinsamen Kembestand von StruktureJemcnten, der knapp in dem oben (S. 45) präsentierten typi schen Schema zusammengefaßt ist. Innerhalb dieses Orientierungsrahmens läßt sich eine diachrone Entwicklung feststellen, in der der Odyssee und der Aeneis ei ne wichtige Ro lle zukommt. Die Odyssee liefert mit den kurz aufei nanderfolgenden und unter gleichen Bedingungen stattfindenden Bewirtungen des Telemach durch Nestor und Mene laos in den Büchern drei und vier, di e das Publ ikum zum Vergleich auffordern , einen deutlichen Hin weis auf die Ex istenz ei nes ty pischen Schemas, dessen Kernelemente zwar auch in der Ili as verwendet werden, di e sich für uns aber erst hier durch ihre häufi ge Verwendung sicher als szenentypi sc h erwe isen. Die Aeneis wiederum dient als primäres Vorbi ld, vor allem sprachlicher Art, für die späteren römischen Di chter, die Jl ias und Odyssee gleic hsam )d urch Vergi l hindurch< rezipi eren, und markiert daher einen Einschnitt in der Geschichte der Gastmahl szenen.

Zu den Ei nzelheiten, d ie sich, ausgehend vom Verglei ch der Bankette des Nestor und Menelaos in der Odyssee, als ty pische Bestandteile ei ner Gastmahl szene erweisen, gehören I. die bevorzugte Darste ll ung der Ankunft aus der Perspektive des Ankömmlings (i n der Ilias ist diese heim Besuch Nestors in Phthia [11. 11,77 1f.] und der Lösung Hektors [lI. 24,472-4 76] erkennbar, angelegt aber auc h in der Bewirtung des Machaon durch Nestor, [11. I l,6 18f.]) 2. d ie Ankunft des Gastes während eines Mahls (i n der lIi as ebenfalls nur beim Besuch Nestors in Phthia sowie in der Lösung Hektors; in ei ner Abweichung aber auch be i der Bewirtung Machaons durch Nestor, wo Patroklos eintriffi, als d ie heiden eben beim Mahl sitzen, Horn. 11. 11,642-644)

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3. eine längere Begrüßungsphase, die in der Ilias nur bei der Presbeia (Horn . 11. 9,186-199) und der Lösung Hektors Parallelen hat ( Horn . 11. 24,477-570). Deutlich treten in der Odyssee auch die bei Ti sch aufwartenden Diener hervor, deren Tätigkeiten in der lI ias mei st von den Mahlteilnehmem und nur einmal von einer Magd verrichtet werden (11. 11,624-627: Machaon bei Nestor, dazu kommt eine kurze Erwähnung von KrlPUKES und nicht näher bestimmten KolipOl be i einer Trankspende in Agamemnons Zelt, Hom. 11. 9,174f.). Die ei nzelnen Abteilungen der Bediensteten werden in der Odyssee durch Gruppenbezeichnungen unterschieden. 1 Eine Besonderheit der Odyssee bildet der in der lIias zwar erwähnte (vgl. die Bellorophongeschichte Horn . 11. 6, 172- 177), aber, da sich die Teilnehmer jeweils kennen, nicht im Rahmen einer Gastmahlszene au sgestaltete Brauch, einen Fremden erst nach dem Mahl nach seiner Identität zu befragen.2 In der helleni sti schen und röm ischen Epik erfolgt die Vorstell ung des Fremden - mit Ausnahme des in Menschengestalt erscheinenden Bacchus (S i!. 7, 171- 194) - dagegen stets vor dem Mahl , ohne daß dies als Verstoß gegen das Gastrecht gewertet wird. In fo lgedessen kann das Gespräch zwischen Gastgeber und Gast, das sich an die gemeinsame Mahlzeit anschließt und in der Odyssee meist der Vorstellung des Besuchers dient, dort frei er gestaltet werden: Neben langen Erzäh lungen des Besuchers, die, analog zu den Apologoi des Odysseus, einen Teil der Hand lung nachtragen, finden sich Erläuterungen des Wirts zu lokal en Bräuchen und Sagen traditionen sow ie Stre itgespräche zwischen zwei Parteien und Berichte des Gastes über di e gegenwärtige po litische Situation.] I oj.JcpiTroAos, z.8. Horn. Od. 1,1)6; TOlJill, z. 8 . Horn. Od. 1.139; 50LTpÖl) , z. B. Horn . Od. 1, 14 1 und Horn. Od. 4.57 f. ; Kiipu~, z. B. Hom. Od. 1,143. S. o. S. 77. 2 Vgl. AthcnelMcntes bei Telemach, Hom. Od . 1,169-202; Telemach bei Nestor, Hom. Od. 3,69- 10 1; Telemach bei Menelaos. Hom. Od . 4.156-167; Odysseus bei den Phäaken, Horn. Od. 7,237-297 (Nennung des Namens erst Horn . Od. 9.19); Odysseus bei Kirke, Horn. Od . 10,3 30-332 (Kirke schließt nach dem vergeblichen Versuch, Odysseus mit Hilfe eines Zaubertranks zu verwandeln, auf seine Identität); Telemach bei Eumaios, Horn. Od. 16, 188f. (Die Selbstvorstellung des Odysseus erfolgt hier nach dem Ende der gesch lossenen Gastmah lszene im separaten Gespräch mil Telemach). 3 Aeneas berichtet Dido ausfllhrli ch vom Fall Trojas und seinen Irrfahrten . Verg. Aen . 2,3-3.715 ; Euander berichtet von den Ursprungen der Herculesverehrung, Verg. Aen . 8. 185-275; Adrast berichtet von den Hintergrunden der Apollverehrung in Argos. Sial. Theb. 1,557-668 (Vorbitd ist der Bericht des Euander); Pacuvius und sein Sohn streiten sich über einen Attentatsplan gegen Han nibal. Sil . haI. 11,3 16-360 (hier handelt es sich

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Auch andere aus !lias und Odyssee bekannte Elemente übernehmen Apollonios und die römischen Dichter mit nur geringfü gigen Änderungen. Di e Ankunft wi rd weiterhin meist aus der Sicht des Besuchers geschildert, sie erfolgt aber nur ausnahmsweise während eines Mahl s. In zahlreichen Fä llen bewirken die lateini schen Dichter jedoch mit erzähltechni schen Mitteln eine Nähe zur Ankunft während des Banketts, indem sie z. 8. die Darstellung erst ei nsetzen lassen, wenn die Teilnehmer schon beim Schmaus versammelt sind (s . S. 47f. ). Statt der bei Homer mehrfac h anzutreffenden nonverbalen Begrüßung überw iegt in der helleni stischen und rö mischen Epik ein verba ler Willkommensgruß. Eine voll ständige supplicalio (Hikesie), bei der sich der Besucher niederwi rft, di e Kni e des Gastgebers um faßt und eine Bittrede an ihn ri chtet (vg l. Priamos bei AchilI, Horn . 11. 24 ,477-506 und Odysseus bei den Phäaken, Horn . Od. 7, 142-1 52), find et sich in den nachhomeri schen Szenen nicht. Stattdessen flehen notleidende Gäste entweder verbal (A. R. 2, 11 231133: d ie gestrandeten Phrixossöhne bitten die Argonauten um Hilfe) oder durch Gesten (SiI. 8,74f.: Anna feHlt lulus zu Füßen), wobei allerdings, anders als in !lias und Odyssee, nie die Hauptpersonen als Bittsteller auftreten. Darin ze igt sich eine im Vergleich zu Homer stärkere Stellung des Gastes, d ie sich auch sonst beobachten läßt (S. o. S. 60f.). Eine in mehrere Gruppen organi sierte Di enerschaft wi rd bei Apo lIo nios, ebenso wie in den latein ischen Mahlszenen, nicht nach homerischem Vorbil d durch Gruppenbezeichnungen, sondern durch di stributive Ausdrücke gegliedert (s. S. 77f.), so daß im Vergleich zu Homer stärker die gleichze itige Tätigke it der einzelnen Abteilungen hervortritt. Sänger, d ie die Festgese llschaft nach dem Mahl unterhalten, ersche inen erstma ls in den Gastmahlszenen der Odyssee und treten nur in vornehmen Häusern au f. Ihre Lieder behandeln entweder die Taten der Götter und kosmologische Zusammenhänge oder Ereigni sse aus der Lebenswe lt der Figuren. Die erste Gruppe von Gesängen erfül lt e ine kommentierende Funktio n fü r den Rezipi enten des Epos, während die Figuren ihre eigentli che Bedeutung meist nicht durchschauen (eine Ausnahme bildet der O rpheusgesang im ersten Buch der helleni stischen Argonautika). Lieder, di e Ere ignisse aus der Lebenswelt der Figuren darstell en, treiben dagegen die

ausnahmsweise um Nebenfiguren); Odysseus berichtet Lycomedes von den gerade im Gang befind lichen ROstungen gegen Troja, Sial. Ach. 1,785-802 .

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, voran.

epische Handlun g Während bei Homer ein Sänger ge legen tlich kurz erwähnt wird, ohne daß das Thema seines Gesangs zur Sprache kommt (z.B. Horn . Od. 4, 17f.), geben die lateinischen Dichter den Inh alt der Lieder stets mehr oder weniger ausführlich wieder. Das Nachtl ager, mit dem die Hälfte der berücksichtigten Gastmäh ler schließt, wird in der lateinischen Epik mei st nur kurz geschi ldert und nicht wie bei Homer nach den Schlafplätzen von Gast und Gastgeber aufge· schlüsse lt.s Die Ruhephase, die das Element andeutet, bildet eine Zäsur in der epischen Handlung. Aus diesem Grunde entfä llt es in Szenen, bei denen der Dichter die zeitli che oder räumliche Kontinuität der Handlu ng betonen will, z.B. wenn das Mahl nur den Auftakt für e inen längeren Aufentha lt bi 1det,6 oder wenn sich der Erzähler im Anschluß an das Bankett einem gleichzeitig stattfindenden Geschehen auf einem Parallelschauplatz zuwendet. 7 Diese auch bei Horner und Apollonios ge legent lich anzutreffende Erzähltechnik 8 wird in der late inischen Epik mehrfach durch Fälle ergänzt, in 4 S. fü r kosmologische bzw. nicht in der Lebenswelt der Figuren spielende Gesänge z. B. das Lied des lopas, Verg. Aen. 1,740-746 und das zweite Lied des Teuthras, Sil . 11,440-480; rur handlungsfördemde Gesänge z. B. das erste und das dritte Lied des Oemodokos (Horn . Od . 8,73-82 und 499-520) und den Gesang des Achill über die Heldentaten des Herakles. Pollux und Theseus (Stal. Ach. 1,188- 194), der Thetis in ihrer Sorge bestärkt, Achill werde aus Liebe zum Ruhm am Trojanischen Krieg teilnehmen und dabei umkommen. In der folgenden Nacht bringt sie ihn daher nach Skyros und versteckt ihn am Hof des Lycomedes. S. zum Gesang oben S. 98ff. 5 S. z. B. Bacchus bei Falemus, S il. 7,204 : composlIit Illc/amia Illmina Somn/ls; Hannibal in Capua, Si l. 11 .368: laeta virIIm solvit eonvivia sonmlls. Dem homerischen Vorbild entsprechend länger dargestellt wird dagegen das Nachtlager. das Euander fUr Aeneas hcrrichten läßt, Verg. Aen. 8,366-368: angllsti sllbter f asligia lee/i I ingentem Aenean d!lxit stratisque loeavit I eff!lltllmfoliis pelle Libystidis IIrsae. 6 Aeneas bei Helenus (Verg. Aen. 3,356: iamqlle dies alterque dies processil); Argonauten auf Lemnos (Val. Flac. 2.356-3 73, bes. 370-373 : urbe sedentlaeti Minyae I'iduisque l'Oeallfes I indulgent ,halamis nimbosqlle edllcere huu I /lec iam velle I'ias ilphyrosqlle alldire VQcantes I dissimlIlant); Argonauten bei Cyzicus (Val. Flac. 2.663f.: hasqlle inter variis nox pillrima dictis I rapta viees nec /Ion simili poslera traelU). 7 Caesar bei Kleopatra, Lucan. 1O,332f. (Wechsel vom Festsaal zu den Machenschaften des Pothinus); Serranus bei Marus, Si l. 6,55 1-554 (am Ende des Aufenthalts Wechsel von der H One des Marus zu dem von Gerüchten beunruhigten Rom); Tydeus und PoIyneikes bei Adrast, Stal. Theb. 1,720-2,2 (Wechsel vom Hof des Adrast auf die Götterebene); Jason bei Aietes, Val. Flac. 5,617-622 (Wechsel vom Hof dcs Aietes auf die Götterebene); Hochzeit von Pluto und Proserpina. Claud. rapl. Pros. 2.371 -3.2 (Wechsel vom Hades zum Olymp). S. dazu oben S. 102f. 8 S. das Siegesmahl rur Aias, Horn. 11. 7.344f. (Schauplatz wechselt vom Zelt des Agamemnon zur Versammlung der Troer); Nestor in Phthia, Horn. 11. 11 ,788-791 (hier beendet Nestor seinen Bericht an Patrok1os mit den »Gesprächen nach dem Mahl«, wor-

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denen das Nachtlager zwar nicht ausflillt, sei ne Funktion als Zäsur aber dadurch überdeckt wird, daß entweder nur ein Teil der Personen schläft, während die anderen in unruhiger Erwartung verharren (Das gilt fUr Dido, die im Gegensatz zu Aeneas vom Liebeskummer am Schlaf gehindert wird, Verg. Aen. 3,7 18 - 4,5 sowie fUr Thetis, die zu Chiron gekommen war, um Achill in e in sichereres Versteck zu bringen und nun vor Sorge keine Ruhe findet, während Achill und der Kentaur tief schlafen, Stat. Ach. 1, 195-200. S. auch Odysseus im ersten Buch der Achilleis, dem bei seinem Besuch auf Skyros die Nacht lang wird, Stal. Ach. 1,816-818), oder daß die Schlafenden durch Traumgesichte Anweisungen erhalten, die sie nach dem Erwachen unverzügl ich ausfuhren (S. die Traumerscheinung der Dido vor Anna, Sil. 8,164-186 und den Traum Jasons beim Abschiedsmahl der Argonauten, dem die Schutzgottheit der Argo, der sprechende dodoni sche Balken, ersC heint, Val. Flac. 1,300-3 10). Ein ähnliches Verfahren find et sich bei Homer nur einmal am Ende einer Gastmahlszene, s. o. S. 104. Trotz dieser Veränderung einze lner Elemente bleibt die Struktur der Gastmahl szene jedoch in allen Epochen gewahrt. Besonders aufschlußreich si nd dafUr die Szenen, in denen die Dichter von der Nonn eines wohlhabenden Wirts abweichen, indem sie einen in bescheidenen Verhältnissen lebenden, einen hilflosen oder einen unbestimmten Gastgeber einfUhren. Auch diese Szenen, bei denen die fonnvollendete Aufnahme eines Fremden durch die äußeren Bedingungen erschwert, wenn nicht unmög lich gemacht wird, sind so geslaltet, daß sie den Leser zum Vergleich mit dem aus den Epen der Vorgänger bekannten Verlauf auffordern, fUr den di e Dichter beim Leser offenbar ein Bewußtsein voraussetzen. So werden z.B. in der Eumaiosszene die Handlungen, die sonst cin wohlhabender Gastgebe r verrichtet, auf das Milieu eines Hirten übertragen , der dem Gast keinen Stuhl , sondern e in Fell als Si tzp latz anbietet, und der die Mahlvorbereitungen zum Teil se lbst übernimmt. Die Beschre ibung durch kurze, beigeordnete Kola ist jedoch so gehalten, daß sie die nonnale Darstellung eine r umfangreichen Dienerschaft ank lingen läßt, die bei der Bewirtung vie lfiiltige, ebenfalls in kurzen Sätzen wiedergegebene Arbeiten ausfUhrt (5. o. S. 228).

auf die Erdlh lung zur Haupthandlung zurückkehrt); Theoklyrnenos bei Telemac h, Horn. Od . 17. 166- 169 (Wechsel vom Inneren des Hauses in den Ho f, wo die Freier sich vergnügen. Hier wird das Mahl außerdem nicht bis zum Abend fortgefllhrt) .

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Während des Aufenthalts der Argonauten bei Phineus wiederum ist die Rolle des Wirts im ersten Teil der Szene auf die ankommenden Helden übertragen, die den geschwächten Seher pflegen. Die Reihenfolge der ein· zeinen Schritte folgt dabei dem typischen Schema, wobei einige wenige Details (vgl. die anfängliche Zurückhaltung, die die Boreaden bei der Bitte des Phineus zeigen) darauf hinweisen , daß die Argonauten zwar die Tätigkeiten eines Gastgebers übernehmen, dabei aber trotzdem landfremde Rei· sende bleiben (s. o. S. 296f.). Darauf verweist auch der Schmaus kurz vor der Abreise, bei dem der wiedererstarkte Phineus, soweit es seine Blindheit erlaubt, die flihrende Rolle einnimmt. Ganz ohne einen näher definierten Gastgeber verläuft die Bewirtung des Hannibal in Capua. Auch hier finden sich fast alle Strukturelemente in der üblichen Reihenfolge, doch sind sie dahingehend abgewandelt, daß die ein· zeinen Handlungen, die sonst der Wirt ausführt, mit unbestimmten Verb· formen oder ei nem unbestimmten Passiv ausgedrückt werden. An die Stelle der sonst übli chen Gespräche zwischen Wirt und Bewirtetem tritt hier die geheime Unterredung zweier Nebenfiguren (des Pacuvius und seines Sohnes), die abseits vom Gastmahl stattfindet, aber schließlich wieder in das Fest einmündet (s. S. 377f.). Durch die Art der Präsentation erscheint Han· nibal in dieser Szene als beherrschende Gestalt, ohne daß die Bindung an die Vorbilder und damit die Gattungstradition deshalb verlorenginge. Das Bewußtsein der Dichter für die lange Tradition epischer Gastmahlschilderungen und die Kunstfertigkeit, mit der sie sich diese zunutze machen, tritt auch in einer Vielzahl von Anspielungstechniken hervor, die das Publikum auf ein bestimmtes literarisches Vorbild verweisen. In den Mahlszenen lassen sich grob drei Möglichkeiten unterscheiden : 1) Sprachliche Anspielungen Gastmahlszenen aller Epochen enthalten Worte oder Wortgruppen, die in gleicher oder ähnlicher Form, zuweilen sogar an derselben Stelle im Hexa· meter, auch in mindestens einer anderen Gastmahlszene auftreten. Die Aus· sagekraft dieser wiederholten Wendungen ist jedoch im Einzelfall recht unterschied! ich. In den von der mündlichen Vortragstechnik geprägten homeri schen Dichtungen werden die mei sten Fonnelverse oder Versteile in mehr als zwei Szenen verwendet. Dadurch gewinnt die Gruppe der homeri schen

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Gastmahlszenen einerseits eine größere sprachl iche Geschlossenheit als entsprechende Mähler in späteren Epen, andererseits läßt sich jedoch auf rein sprachlicher Ebene nur schwer eine werkimmanente Anspielung auf eine andere Szene nachwei sen. Meist sind zusätzli ch inhaltli che Parallelen erforderlich, um den Bezug deutlich zu machen, z. B. wenn Telemach und Odysseus in einer sonst ni cht ersche inenden Geste den Mantel über den Kopf ziehen, um ihre Tränen vor den Gastgebern Menelaos und Alkinoos zu verbergen (s, oben S. 11 8 mit Anm. 15),9 Anders verhält es sich in der hellenistisch-römi schen Epik, di e die Formeltechnik Homers nicht ungebrochen fortführt. Apollon ios übern immt in den Gastmahlszenen der Argonautika keine vollständigen homerischen Verse, ahmt aber die in lIias und Odyssee erscheinenden feststehenden Wendungen mit eigenen Worten nach, so daß e inige der be i Homer vorgebildeten Ei nschnitte im Ablauf der Gastmahl szene auch im sprachlichen Ausdruck erkennbar bleiben. 1o Als Anspielungen auf eine bestimmte homerische Szene reichen auch solche Imitationen allein nicht aus, weil die zugrundeliegenden homeri schen Formel verse wegen ihrer häufigen Verwendung in lIias und Odyssee nur schwer einem konkreten Kontext zugeordnet werden können. Sprachliche Anspielungen auf eine einze lne lIi as- oder OdysseesteIle werden daher vor allem durch se lten gebrauchte Wörter hergestellt und mit anderen Formen der Anspiel ung kombiniert, so z,B. durch das Adverb a pnoAEW$, das im Phineusabenteuer der Argonautika vom gierigen Speisen des erlösten Sehers gesagt wird (A.R. 2,306) und an derselben Stell e im Hexameter erscheint wie in der Eumaiosszene, wo Odysseus ebenso begieri g das Fleisch verLehrt. welches Eumaios ihm vorsetzt (Horn . Od. 14, 11 0), s. dazu S. 308f. Zwischen beiden Szenen bestehen auch inhaltliche Parall elen: beide Ma le wi rd ei n notl eidener Gre is, dessen Alter 9 Hom, Od, 4, 113- 116 und Ho rn. Od. 8,83-86. Be i den Erzählungen des Nestor über Odysseus reagiert Telemach dagegen nicht mit Tränen, sondern wünscht sich die erforde rliche Stärke, um d ie Freier bestra fen zu können (Ho rn, Od. 3.202-209). Ebenso verfä llt Odysseus bei den Er/.1ihl ungen des Eu ma ios über seinen verschwundenen Herrn und das maßlose T reiben der Freier nicht in Rühru ng, sonde rn sinnt auf den Untergang de r Freier (Horn, Od. 14 ,80- 110), 10 Vgl. z. B. Horn. Od. 1, 103 : oTii S' ' 16' lIen ':) EU\ SrUlc,l h ,t TTpo9VpOIC ' 'OSuci'iO':) und A.R. 3 ,215 : °Ec Tau S'EU TfPOIJOAJ)CI, TEe., TTOTE,:) epKE' auaKTO':) (An ku nft des Gastes); Horn. 11. 2,430f. : Almip Em t TTa uco vTO TTOVOU TETVKOUTO TE Sa iTa . I SaivuvT' und A.R. 2,304f.: Almi p EllEt Ileya OOpTTOV EU\ IJEyapolclv lSevTO / Saivvue' t~O IJE UOI (Ende de r Mahl vorbereilungen); Horn. 11. 2,432 : oliTop ellE' n60IO':) Kat eS.,TVO':) EI; lpou eUTo und A,R. 2,30 7: °EvOo S', EllE! oopnOlo Kop ~ccallT ' riSE n OTiiTo,:) (Ende des eigentlichen Mah ls), Vg1. o ben S. 297 mit Anm. 177.

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ihm ausdriicklich von den Göttern verliehen wurde, von Helfern freund li ch bewirtet; hinter beiden verbirgt sich eine ehemals mächtige Persönlichkeit, und beide sind durch äußere Umstände (die Attacke der Hunde des Eumaios bzw. die körperliche Schwäche des Phineus) gezwungen , sich auf der Schwelle niederzukauern und auf fremde Hilfe zu warten. In der lateinischen Epik sind wört lichen Anspie lungen auf Homer und Apollonios schon durch die unterschiedliche Sprache Grenzen gesetzt. Trotzdem lassen sich auch hier ge legentlich sprachliche Parallelen nachweisen, z. B. wenn Vergil beim Gastmah l der Dido in An lehnung an das homerische KPTlTi'lpaS ElTEOTE\jJavTo TTOTOio (Horn. Od. 1, 148 u.ö.) die Wendung crateras magnos statuunt et vina coronant gebraucht (s. oben S. 159f.). Besonders häufig finden sich in hellenistischen und lateinischen Szenen Nachahmungen des homerischen Formelverses a\JTap brEI nomoS Kai ES.,-ruOS E~ EpOV EVTO, bei dem die temporale Konjunktion durch verschiedene Äquivalente wiedergegeben wird, ohne daß sich eine Version allgemein durchsetzt (s. oben S. 84f.). Zahlreicher sind sprachliche Anklänge zwischen zwei oder mehreren lateinischsprachigen Szenen. Da die römi sche Epik eine Formeltechnik im homeri schen Sinn nicht kennt, können hier fast alle sprachlichen Anspielungen auf ein bestimmtes Vorbild zurückgefUhrt werden. Meist handelt es sich, der beherrschenden Rolle der Aenei s gemäß, um das Gastmah l bei Oi11 do oder die Bewirtung durch Euander. 2) Inhaltliche Anspielungen Inhaltliche Anspielungen stellen Bezüge zwischen einzelnen Szenen her, ohne daß dabei gleiche oder ähnliche Formu li erungen verwendet werden müssen. Obwohl sie von der verwendeten Sprache unabhängig sind und e ine Anspie lung auf Homer fUr römi sche Epiker daher ebenso leicht möglich wäre wie auf einen lateinischsprachigen Vorgänger, lassen sich direkte Entlehnungen aus !lias oder Odyssee in den römischen Gastmahlszenen nur 11 Vgl. z.B. Sil . 11.259-261: Ex;n viClor ovallS sedalO peclOre landem / speCial/dis /Irbis feClil' lemplisque serenos / /aelus circumJert ocu/os el s ingu/a discil und Verg. Acn. 8.306f.: Exim se cuncl; [.. .] ad urbem (...J reJenml und 8,310-3 12: mir(l/ur Jaci/isque

oclllos Jerl omnia circum I Aeneas. capilUrque locis el s;ngu/a laelus I exquiritque audilque I'imm monimenia priontm; Si l. 11 .279f. Eripillnt jlammae "oelem, slrepifuqlle movenlilm I murmllral a/la domlls und Vcrg. Acn. 1,725f. : jil s lrepilus lecfis vocemque per ampla va/Ulanf / atria und Verg. Acn. 1.727: " oclemJlammis fimalia v;ncunt; Stat. Theb. 1.516f.: varia stl"ep;1 icla IlImll/11i / regia und Verg. Acn. 1,725f. jil slrepiflls leclis I'ocemque per ampla volulant l alria.

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se lten nachweisen. Die mei sten Bezüge auf die homerischen Epen finden sich in der Aeneis, während in den flavischen Szenen nur bei Statius direkte 12 An spielungen erkennbar sind . In den meisten Fällen scheinen übereinstimmende Details zwischen homeri scher und flavi scher Epik über Vergil verm ittelt zu sein. Einen besonderen Fall stellen die Argonautica des Valerius Flaccus dar, deren Primärquelle das Argonautenepos des Apollonios bildet. Inhaltliche Bezüge sind hier durch den identischen Stoff gegeben (heide schildern die Fahrt der Argonauten nach Kolchis und ihre Heimkehr in Begleitung Medeas) , während die von Valerius gewählten Formulierungen nicht selten auf Vergil verweisen. 13 In den berücksichtigten Szenen lassen sich zwei Formen von inhaltlichen An spielungen unterscheiden : a) Übernahme eines Details. Der Dichter greift eine Einzelheit aus einem früheren Epos auf, ohne sie grundlegend abzuwandeln. Wenn es sich um ein seltenes Detail handelt, kann dieses allein als Verweis auf ein Vorbild dienen; 14 erscheint es dagegen häufiger in Mahlbeschreibungen, so muß es mit anderen Anspielungen kombiniert werden, um als Bezugnahme auf einen bestimmten Vorläufer erkennbar zu sei n.'s 12 Vgl. z. B. das in der hellenistischen und lateinischen Epik seilene Aufstellen der Tische beim Gastmahl des Adrast (Sta\. Theb. 1,519: pars [sc. minislror1Jml lerelis levare ' 1/{I11/l ae disponere memas), das wohl den homerischen Bewir1ungen nachgebildet ist, vg1. z. B. Hom. Od. 1, 138: rrapa öe ~EOTTiv tTavvooe Tpane~av . 13 Vgl. z.B. Val. Flae. 1,295 : conticuere lor;s und Verg. Acn. 2.1: cOnlicllere oml/es (jeweils am Versanfang); Val. FIne. 2,346: iam medio Aesonides. iam se reg;"a locavil und Verg. Acn. 1,697r.: aulaeis ia", se reg;" a superbis I allrea composllil sponda mediamqu€ locm';/: Val. Flae. 2,347: posl al;i proceres und Verg. Aen. 1,740: POS I alii proceres (jeweils firn Versanfang). \4 VgJ. das Gastmahl bei Adrast, wo die Vorbereitung der Lampen durch die Diener mit den Worten le"dun! oural;s vineula lychnis (Sial. Theb. 1,521) beschrieben wird. Obwoh l die Beleuchtung des Festsaals auch sonst in epischen GastmahlS7..enen erscheint (s. z.B. Horn. Qd. 7, 100-102; Si l. 11 ,279), spricht außer Statius nur Vergil einmal (beim Mahl von Dido und Aeneas) konkret von Iychni (Verg. Aen . \ ,726: depende", Iychni ltlqueariblls aureis). Die Erwähnung der Iych"i beim Gastmahl des Adrast verweist den Leser somit auf das Bankett in Karthago. 15 S. z. B. das Festmahl der Lemnierinnen, wo purpurbedcckte Speise liegen bereitstehen (Val. Flac. 2,342 : Tyrio vibral ' OniS igneus oSlro). Ähnliche Stoffe werden in zah lreichen Gastmahlszenen erwähnt, s. z. B. Verg. Acn. 1,700 (Aencas bei Dido); Lucan . 10, 123-1 26 (Caesar bei Kleopatra); Sil. 11 , 273 (Hannibal in Capua); Stat. Theb. 1,517 (Tydeus und Polyneikes bei Adrasl). Erst die Kombination mit anderen Anspielungen zeigt, daß das Festmahl der Dido die Primärquelle bildet. Die Anspielungen si nd z.T.

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b) Umwertung eines Details. Auch wenn ein Dichter eine Einzelheit nahezu unverändert übernimmt, kann er sie anders werten als sein Vorgänger. Am deutlichsten ist dieses Prinzip in der von Lukan geschilderten Bewirtung Caesars durch Kleopatra zu erkennen, bei der der Dichter auf das Gastmahl der Dido zurückgreift . Details wie die kostbare Ausstattung des Festsaals, die große Zahl der Diener und die in der lateinischen Epik selten geschilderte Verwendung von Waschwasser sind hier im Gegensatz zur Darstellung in der Aeneis als Ausdruck orientalischer Dekadenz gekennzeichnet, die ein negatives Licht auf die Gastgeberin wirft (S. dazu S. I 85f.). Hinzu kommt eine Vielzahl von Anspielungen, die sich nur in der Kampfphase der Antigastmähler finden, wo Strukturelemente eines regulären Mahls in verzerrter Fonn verwendet werden. Durch Umkehrung, Zweckentfremdung, pervertierende Nachahmung und Auslassung typischer Details illustrieren die Dichter die groteske Situation des in einen blutigen Kampf verwandelten Gastmahls. 3) Anspielungen auf strukturelle Besonderheiten. Die in dem oben (S. 45) entworfenen Schema widergespiegelte typische Struktur, verstanden als geordnete Abfolge fester Elemente, bildet aus diachroner Perspektive das konstanteste Merkmal epi scher Gastmahlszenen . Sie wird nur in Ausnahmefallen verändert (vgl. z.B. das durch eine Götterszene von der Begrüßung getrennte Mahl bei Dido, s. o. S. 144ff., und die ungewöhnliche Stellung des Elements »Dienerschaft« beim Bankett der Kleopatra, s. oben S. I 87f.); wobei solche Abwandlungen von den späteren Epikern in der Regel ni cht übernommen werden . Obwohl besonders das Gastmahl der Dido auf fast alle Nachfo lger sowohl sprachlich als auch bei der Ausgestaltung der einzelnen Elemente eingewirkt hat, wird seine auffällige Struktur nirgends nachgeahmt. Strukturelle Anspielungen auf eine andere Szene sind aber oft mit Hilfe von Elementen nachzuweisen , deren Platz im typischen Schema nicht genau festge legt ist und die dem Dichter so die Möglichkeit geben, sich durch die En tscheidung für eine von mehreren Varianten an ein bestimmtes Vorbild anzuschließen. Dies gilt z.B. für die Libation, die nur in der Euandersprachlicher An, vgl. die indirekten Fragen bei den Gesprächen nach dem Mahl , Verg. Acn. 1.750-752 und Val. Flac. 2,35 1-353 (vgl. auch oben Anm. 13), schl ießen aber auch andere Parallelen ein. z.B. die Position der Königin nin der Mille!! der Feslgesellschaft, Verg . Acn . I .697f. und Val. Flac. 2 ,346.

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szene der Aeneis und der Bewirtung bei Adrast im unmittelbaren Zusammenhang mit einer aitiologischen Erzählung des Wirts und unter festlicher Bekränzung mit Laub erfolgt und so eine Parallele zwischen heiden Gastmählern herstellt (Verg. Aen. 8,273-279 und Stat. Theb. 1,552-556). In anderen Fällen lassen sich strukurelle Entsprechungen nur dann nachweisen , wenn außer dem Gastmahl selbst auch die vorhergehenden und die folgenden Erzählpartien berücksichtigt werden. Daß das Iopaslied in der Aeneis (Verg. Aen. 1,740-746) nicht nur dem Lied des Orpheus bei Apollonios Rhodios (A.R. 1,496-511), sondern strukturell auch dem zweiten Lied des Demodokos über Ares und Aphrodite entspricht (Horn. Od. 8,266366), zeigt sich erst, wenn man den Aufbau der ersten drei Bücher der Aeneis insgesamt heranzieht. Die Beschreibung der Bilder im Tempel von Karthago, auf denen Aeneas Ereignisse des Trojanischen Krieges erblickt (Verg. Aen. 1,453-493), korrespondiert mit dem ersten Vortrag des Demodokos, der den Streit zwischen Odysseus und Achill beschreibt (Horn. Od. 8,72-82). Der dritte Gesang des Demodokos, der auf den Bau des hölzernen Pferdes eingeht ( Ho rn . Od. 8,499-520), wird von Vergil durch die Fragen der Dido nach dem Mahl und die anschließende I1iupersi s aufgenommen (Verg. Aen. 1,750-2,804). Zwischen den bei den Trojaberichten steht in der Odyssee das auf der Götterebene angesiedelte Lied von Ares und Aphrodite, bzw. in der Aeneis der kosmologische Vortrag des Iopas, dessen unverfangliehe Thematik schon nach Meinung des Servius der >noch keuschen~ Gesinnung der Dido Rechnung trägt. 16 Die Tatsache, daß die Dichter bei der Gestaltung einer Gastmahlszene die Szenentypik im allgemeinen und die Werke ei nzel ner Vorgänger im besonderen sorgfaltig berucksichtigen und die entsprechenden Kenntni sse vom antiken Publikum erwarten, macht die Beschäftigung mit Entwick lung und Struktur einer Szene aus diachroner Perspektive lohnend. Dennoch ist in der Forschung bisher kein systematischer, eine große Zahl von Autoren einschließender Überblick über eine typische Szene erarbeitet worden. Dies fuhrt in der Deutung einzelner Details zu Ungenaui gkeiten . So zeigt sich erst beim Blick auf eine größere Gruppe von Epen, daß z.B. der Gebrauch von Blumenkränzen und wohlriechenden Salben beim Gastmahl der Kleopatra, der bisher als Anlehnung an typ isch römi sche Sitten gedeutet wurde, 16 Servoad. Acn. 1,742: )) HIC CANIT bene philosophica introducitur cantilena in convivio rcginae adhuc castae.{{

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6. Ergebnisse

einen Bruch der epischen Konvention darstellt, der zusammen mit anderen Einzelheiten dazu dient, ein negatives Bild der Königin und ihres Gastes Caesar zu ze ichnen (s. oben S. 198fT.). Darüber hinaus ergeben sich bei der Anwendung des diachronen Schemas Erklärungen für umstrittene Einzelheiten, wie z.B. das Niederkauern des Odysseus vor den Hunden des Eumaios (Horn. Od. 14,30f., s. oben S. 219f. mit Anm. 8), die erzähltechnische Funktion des Paraibios in der Phineusszene (A. R. 2,456-491, s. oben S. 327 mit Anm . 269), die Verwendung von mantelia beim Gastmahl der Dido (Verg. Aen. 1,702, s. oben S. ISlff.), die Implikationen der Palastekphrasis bei Luk.n (Lucan. 10, 111-126, s. oben S. 18Sff.) und die Bedeutung der Wendung capitolia celsa bei Silius (S i!. 11 ,265, s. oben S. 344f. mit Anm. 303). Die Analyse der Antigastmähler, die bisher nicht umfassend untersucht wurden, läßt neben Erklärungen für Besonderheiten, wie die ungewöhnlich lange Darstellung des Ge lages der Freier in den Büchern 17-21 der Odyssee (s. oben S. 470fT.) auch den Hintergrund bestimmter Einzelheiten in regulären Gastmahlszenen hervortreten . Dazu gehört in der Hannibalszene die Äußerung des Pacuvius, er wünsche die Becher des Gastmahls nicht blutgefliHt und die Ti sche nicht umgestürzt zu sehen (S iL 11 ,334-336, s. S. 384f. ), sowie während des Aufenthalts der Argonauten bei Aietes das seltsame Verhalten eines Kolchers, der mit Bogen und Köcher beim Gastmahl erscheint, al s bereite er sich darauf vor, eine Sch lacht zu schlagen und die Ti sche umzustoßen (VaL Flac. 5,578-580). Beide Aussagen stellen bisher nicht beachtete Anspie lungen auf die Tradition der Antigastmähler dar .

...

Diachrone, mögli chst viele Autoren berücksichtigende Überbli cke über Struktur und Entwicklung der seit langem bekannten epi schen Szenentypen sind in der Forschung bisher ein Desiderat. Dabei hat sich gezeigt, daß sie sowohl bei der Interpretation einer Szene insgesamt als auch bei der Klärung von Ei nzelproblemen gute Dienste leisten können. Mit der Analyse der Gastmahlszenen soll di e vorliegende Arbeit einen Tei l di eser Lücke schließen.

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Index nominum et rerum mitA. 128.281f..

Aiolos Aition Anna Perenna Apollo apYllaTo

Athene ßacchus

Bitias Blumenkränze clichc rhetorique Cupido

29 1, 342, 376f., 379f.,389f.

36, 12If., 139r.,250

43r., 304, 307. 333f.

43.6\ A. 119, 104 287ff. , 297ff., 332fT..

Erlählstandpunkt

399 264r.

134, 2 15.240, 289 mit A. \ 53 43 f.. 65, 79. 84, 108. 345 A. 325, 358-361. 452 A. 153 166- 168, 265 A. 106.

359 198-200,435,489

40-43, 49. A. 9 1. 51 , 53 f. A. 99, 101r., 55 A. 106. 57f.. 119. 146-148, 179f.. 184.

190fT.. 248f., 280fT.•

342f..357r..41 7. 428, 43 I IT., 454f. 464. 470. m. A. 192. 475 ,479 Fonnel vcrse

22 fT.• 112, 11 7f... 130. 140ff., 154 A. 102. 159f.. 200, 229 A. 35,

24r. 51 , 108, 148(. 155-

230. 268fT., 288 A.

DoppclgastmahJ

251 -253.274-276.

326, 333 A. 285 , 354

EtTElOOO IOV

336f.. 18r.

484fT.

Enählerkommcntar

159

190f.. 193- 195, 278f.

151.297A. I77. 30 1 A. 190, 302, 309fT..

A. 324. 361. 377,

000402J7

5 10 Freier, Rolle der •

yepa ~

Götter, Rolle der

Götterszene Hephaist Herakles I Hercules Hennes Hikesie

Hunde

Identifikation des Gastes

imitalio Horneri

imitatio Vergiliana

Indices und Übersichten 217fT., 227 A. 32. 241 r., 437fT., 457 mit A. 170, 459ff. , 470ff. 262 35r.,79, 195fT., 204r., 296fT., 315fT. , 3 19 A. 242, 352 , 406, 408, 417A.66, 421 , 423r., 469r., 473 144-149 36f. A. 72 71r. mit A. 150, 375r. mit A. 376 49r., 122, 130, 140 A. 67, 263 , 289A.153, 58fT., 123r., 126r. mit A. 36, 137, 220r., 2851T., 295f., 305f..3821T. , 405, 429,4581T. I 13r., 120r., 124r. A. 33, 142, 216, 2 19ff., 273,407[' 436, 486, 490 65f. , 135 f., 171 , 292fT., 296 A. 173, 378, 404fT., 412r., 444 m. A. 136, 457r. , 480 28fT., 47 rn. A. 85. 60, 65 A. 132.68, 74[ ,76[, 84f.. 108, 143r.. 153, 156 A. 11 1, 159r. , 170 A. 150, 171, 173, 18M. m. A. 182, 211 , 297 A. I77,308fT.,3 17r., 323 A. 255, 329 A 27 1, 397r. A. 6, 403 A. 19, 479, 484fT., 28fT., 65 A. 132, 74, 85, 143r., 157 A. 112, 178, 18M. m. A. 182, 186 A. 209, 211, 341 , 343f. A. 299 u. 303, 354fT., 390 A. 409,

435 A. 108, 479. 484fT. 59,3 19mitA.344 Kirke 21 ,49 A. 90, 53 A. Kunstwerke 99.120, 145r. A. 73 u. 77, 186 A. 183, 216f. A. 4, 355, 432, 467[ LlI.strygoncn 36f., 105 A. 236 Litotes 185 m. A. 178[' 198. 353 Lügengeschichten 135, 240-242 ,269des Odysseus 271. 294 mantelia 15 1- 153 mcrum 198, 4 10r., 453 Metaphern, Verglei- 56A. 108, 186.2S I ,he A. 133,303 A. 194, 310A.218,34Sr. , 397 r. A. 6. 403 mit A. 19. 407r., 409r. Nausikaa 59[, 227 A. 31, 289[,398 Nebenfiguren, Funk- 154r., IS4 A. 175. Ilon 266r., oral poelry 17,26, 173 Penelope 95 , A. 219. 176r., 42 1 A. 75, 430[' 43S, 444r., 462, 470fT., 253[. Personifizierung 194,198 A. 217, 352 A. 320, 356. 37 I A. 364 Phäakenszene 294 A. 167, 400r. A. 16.445 Poseidon 289A. 157,423r., 426fT. Schauplatzwechsel 18f., 22, 103 , 138, 175, 2 11r. , 269, 272 A ll S. 304f., 333r.. 339[ , 48 11T. Segenswunsch 118, 136r. A. 59, 225fT., 235fT., 263 , 324r. Silzordnung 671T., 3 12[. 315 A 231 , 436 A. 110, 438A 119

Indices und Übersich ten

Speisen, seltene

Speisenfo lge Speise- u. Schlachtopfer

79f., 129 A. 44, 153 A. 97 , 194,

30 1f.

80f. , 159, 197f.,

20 1 901T.,2571T.,

Tische, umgestü rzte

233f., 255 A. 85,

264f.,3731T., 440f..463f. Venus I Aphrodite

3060'., 327f. A.

269, 33 1, 402f.,

407f., 426f., 44 1 OTfAOy)(VO . Verzehr 91f., 229f. 67 0'., 128, 157f.. Stühle I Liegen 224f.,3 49O'.. Tanz 98. 108f. , 133 f. 37 A. 72, 51 , 482 Thctis

A. 4 384f., 448, 450f. ,

werkimman. Wdh .

Wohlgerüche Zeus I Jupiter

476f. , 385 , 490 Tragödie Trankspende

5 1I

19 88 1T., 130, 1621T., 196f. ,

106, 149 A. 82f., 159,340 A. 296, 354 A. 327,433 A. 104, 442,446 ffi. A. 140, 460 A. 178 25 0'. , 52 A. 97, 118m.A.15, 224 A. 23.241 A. 62, 268f.

198f., 434, 489f.

227, 242f., 287,

288f., 332, 3631T. 375 A. 376, 380, 384, 423 f. , 427f., 43IA . 99, 47J A.2 17.

Index locorum 18 Apollon ios Rhodios 1,307-311 1.406-438 1.411-424 1,436-447 1.450-518 1,450-455 1,455 1,455-459 1,457 1,462-474 1.472-474 1,477 f. 1.494-5 15 1,496-5 11 1.512-515 11

110 88, 260 260 260

16,38,39, 40.260

48 71 83 78 360

1,516-518 1,601-914 1,961-984 1.1 182-1 186 1, 1273-1275

2, 1. 163

2,156f. 2, 176f.

2, 178f.

2, 178-536 2, 191- 193 2, 194-205

2, 199 83 2,2oof. 10, 99, 171. 369, 489 2,202f. 67,247 2,206f. 2,209-2 14 208 83. 167

Aufgenommen s ind nu r Stellen, d ie im Baupuellt besprochen werden.

88.9 1 32. 40 40 16 326 278 307 278 279

32, 38, 40, 2770'.

279 279f., 282 280f. 56, 280f. 49, 284 282 286f.

512 2,209-261 2.2 10r.

2,21 2-214 2,2 15-2 17 2,215-239

2,224r. 2,234r. 2,235-239 2.244f. 2,250r. 2.251-253 2,256 2.257-262 2,263-265 2,266-272 2.273-283

2,301 2,30Sf.

2,307-3 10 2.311-316 2,3 11 407

2,382-391 2,402407 2,420425 2,426-428 2,4281. 2,430434 2,449f. 2,450-455 2,45649 1 2.463-466

2,468489 2,490-494

2,493

2,494 2,495 2,495-497

2.496-527 2.524-530 2.528-536 2.752-81 1 2,81 1

2,813r.

2,111 8-1227 2.1 123· 1167

2,11691.

Indices und Übersichten

62,291 286 287.289 290,3 32 286. 29 1. 329 291 286 292 295 297 59 297 2971. 30 1.305 302 303 109 68. 3091., 485 7 1. 3 11. 313. 322 , 317, 379 277 320 320 277, 321.320

47 323 32 3 326 329 490 76.329 329 HO 332 33 11 32 1. 33 1 83.327 333 327 H4 39 97 108 39, JOSf.

62, 294.48 1 308

2, 1200- 121 5

2, 1226 3,210-2 14 3.2131.

3.2 10-442

3.2 15-248 3,221-229 3.2291. 3,256-2 59 3,2731. 3.300 3.367-382 3,4431. 4, 1217

279 97 31 60

32,39, 40,60

280 467 2 16 64 77 109 96 110 308

Claudian Pros.

2,306-372

35. 40

Dionys. v. Hal ikamass.

1,73

17I

Hekataios FGrH I frg. 62

371

Horner

hy. Aphr. 68-74

120

11.

2,402-441 2,4 10-42 7 6.172- 177

6.218-22 1 6,232-236 7.31 1-344 7.32 1f.

7,3441. 9.89-18 1

37. 11 5,128 88, 90 480 107 106 37, 115, 128 262 138 37, 128

Indices und Übersichten 9, 168 9.174f. 9, 174- 178 9, 185-668 9.186- 199 9.200

9,202-204

9,218-224

9,222-306

9.223-23 1

9,360 9,432

9,6561. 9,669-7 13

11 ,618-803

11,618f.

11.620f. 11 .62 1f. 11 ,624-627 11 ,624-64 1 11 ,632-637 11 ,642-644

11 ,769-790 11 ,772-775 11 ,777

13,369- 19,4 18,385f.

18,424 18,424-427 18,428-46 1 20,2 13-241 24,465-467 24,469-676 24,477 24,477-506 24,477-570 24,478 24,486-492 24,486-506 24,501-506 24,576 24,597f. 24,63 5-642 24,472-476 24.67 7-688

93 128, 480 74

Od.

480

1,68-79

37, 40

1, 13- 15

1, 19-21 1.62

1,91f. 1,102-323 76, 255 70,88, 132, 260,40 1 1.106-1 12 1, 11 3-11 7 93 I , 12 I 80, 31 1 153 1,127-129

69, 150

93 88 37, 128 38 479 127 109 480

79, 128, 140,353

355

93, 479

38, 46, 138 88 42 40 136 136 136 136 370 58 38 123 58, 481

62 , 480

123 286 294 405 127 70

93 , 138

176,479 104

1,130f.

1,132-135 1,138 1,141 - 143 1,148

1,150

1,151- 155 1,152f. 1,153-155 1,156-3 18 1.170- 173 1,180-212

1,253-305

1.309-3 15 1.3 19f.

1,325-327 1,337-344 1.337-359

1,3581. 3,5-9

3,31-403

3,32f. 3,34f.

3,36-39 3.36-42 3,40-64

3,5 5-64 3,57-59

3,69-329 3,71-74

3,92f. 3,98 3, 102-198 3.247-3 12 3,331-336

513

15 427 428 427 218 15, 38 11 9f.

119 128 114

257, 128

70 450 73, 129

159, 486

159 162 98, 133

133

246 239 240 134 110 138 133.246 129f., 209

134 171 88 32, 38f., 74,246, 278 55, 120 64 70 67f. 88 227 225 174 239 59 59 134 134 138

514 3,332·341 3,338·342 3,341 3,386f. 3,397-403

Indices und Übersichten

91 88 165 68 176 110 68 38 38f., 246, 278

6,250

7,91·94 7,95·97

4.76- 11 2

58 127 255f. 127 11 0 450 73, 129 257 , 262 25 1 174 192 145f., 182 134

4,78 f.

92

3,464-468 3.48 1-483

3,493 4,1·305

4,15-19

4,22·36 4,30-36

4,33-36 4,39-42 4.48-5 1 4 .54 4 .57f.

4,65f. 4,67 4,68·295 4,7 1-75 4,74f.

4 ,212-289

4,218

4 ,227-232 4,294f.

4,304f. 4 ,311

4,333-592 4 .347-586 4,620

4.624

5, 13· 15 5.25·27

5,55- 148 5,63·75 5,75·77 5,9 1 5,92f. 5.92-94

5,291 -440 5,306-3 12 6, 141-149 6,229-24 5

6.29 1-294

6,310-3 12 7, 14-17 7, 19-77 7,43-45 7,8 1-347

7,82 f.

7.84- 132 55 . 120, 145, 246, 4827.9 1f.

134 25 1 169 138 176 174 239 134 174 251 15 272 35 , 38 58 49, 463 64 79 130 31 242 60 11 0

7, 103

7, 133-135 7,136f. 7,\36- 138 7,\39- 143

7, 142f. 7, 142- 154

7, 15If. 7,153f.

7, 153- 171 7,159[

7, 162f.

7. 167-17 1

7, 169 7, 170f. 7, 174

7. 177f. 7, 179·184 7, 188 7, 189·206 7, 191-193

7,201·206 7.2 15 7.2 15-22 1 7,228 7,230·333 7,232 7,334 7,346f. 8.7 1

8.72·82 8,73f. 8,83·86

309 397 58 31 31 397 38f., 278 145f. 280 216 120.467

10 31 49 55,264 88, 165 31 123f.

48, 58, 286 405 312f. 458f.

127,255 68f., 121 70 128 256 450 25 1 88 445 172 9 88

172,23 1

130 88 88, 268

72, 445

97 176 251

10. 99. 133. 17 1, 246

489 250 209f.

402J7

5 15

Indices und Übersichten

8.266·366 8.370·380

8,433-437 8,449-457 ?

8,499·520 8,550-5 55 8.572-586

9,1-12,453

9,39·61 9,44f.

9,82-104 9, 105-566

9, 106- 124 9, 109f. 9, 11 0f.

9, 170

9, 181-188 9, 190- 192 9, 197-21 1

9.2 14f.

9,216-559

9,218-224

9,219-223

9,224.230 9.23 1-233 9,233 -236

9,237-249

9,250-255 9,256f. 9,263-266 9,266-271 9,273-277 9.283 -286 9,292 f. 9,297 9,299

9,299-305 9,307f.

9,3 11 9,317

9,336

9,345- 36 1 9.347-350

9,35 1-353 9.355

10, 99, 133, 170f., 246,489 247 110 110 10, 99, 133,246, 489 239 239 31 , 135 396 167 396 385 397 41 7 415-417 425 397 397f. 399 399 395f. 40 1 408 400, 402 402 403 403 404 405 429 429 406 406 403, 409 410 420 419 409, 425 41 I 420f. 425 132 411 412 412

9,357-359 9,361 9,364·367 9,369f. 9,371-374

9,381 9,384-394 9,403-408

9,404

9,4 10-413 9,4 15-4 18

9,437

9,447 9,452f. 9,474-505 9,507-516

9,528·535 9,551-553 10, 14 10,14- 16

10,62f. 10, 136 10,210-243

10,212-2 19

416f.

167 413

413f. 360, 415

42 1 422 423 425 423f. 424 425 424

418, 424

425 426 426

426, 428

I2 I 135 12 1 122 32, 38f.

114, 120

10,234-236 10,308-405 10,316f.

79, 353 32, 38f. , 278

10,346f.

59, 102

10,323-347

79, 353

58

10,348-35 1 10,352f.

267 69, 150

10,360-367

11 0 68f. , 70 110 38 239 249 38 215 218.272

10.352-359

10,366f.

10,449-451 10,574 11.333-384

11 ,368

13,77 13,330-415 13,403-405 13,404-406 13,404-4 11 13,411 13,429-438 14, 1-548

77,130

134,253

134 247 105 38, 74 , 215ff.

5 16 14,3-5

14,9

14,5 -22 14,2 1f.

14,23-25

14,24-28

14,29f. 14,29-36 14,3 1 14,33-36 14,37-47

14,39-44 14,48-5 1 14,49-78 14,5 1f.

14,53f.

14,55 14,56.58 14,56-71 14,57f. 14,58f.

14,58-68

14,62f. 14,68 14,72-78 14 ,76 14 ,78 14,79

14,80r.

14,80-108

Indices und Übersichten

217 2 17 216 120, 216 217 218f.

114.2 19

120 219 220 220, 223 , 232r. 223, 219, 237

67f., 128, 224

285 2361. 225, 227,235 191 227 232r. 261

225.235

227 226,237 227 227f.

230 228 67,70,230 229, 23 1 230f .. 233 88 256 130, 230f., 309

14, 15 1f.

14, 15 1- 153 14, 153- 155 14.158f.

14, 166r.

14,166-170

14,168f.

14, 185- 190

14,187- 189 14,19 1-359 14,199-359 14.32 1-333 14,36 1f. 14,36 1-389

14,365-371 14,378-389 14,388f. 14,393 14,395-400

14,402-406 14,407 14,407 f.

14,409 \4,410 14.414f. 14,414-417

14,418 14,41 9-4 38 14,420f.

14,81-95 14, 105f. 14, I 09f. 14, 110 14, 111 14, 111 - 113

231 . 485

231 ,308 80, 309-3 11

14,420-426 14,423 14.426f. 14,427-429 14,430f.

14, 11 2f.

132.235

14,431-433 14 ,433

14, I13 f. 14 , 11 5f. 14 , 115· 120 14 , 11 8· 121 14 , 12 1·1 32 14,124f. 14, 133·139 14, 138·14 7 14 , 144

236 235

274 236.238, 298 236 244. 237 237 137

14,4 31 f.

14.433-438 14.438f. 14.440f. 14,442 14,443·445 14,444 f. 14,446f. 14,447(. 14 .449

237f. 298 238 238 244 238 238 238 239 135 239 242

24 1, 253,295

29. 242 242 242 243 243 244 246,26 1 2 17, 244[,328 97, 245 254

96. 255. 261. 265, 30f 76, 235f., 255 257 285 261 , 33 1 258 263 258 258 258 261 229 259 262 237 225f.. 235,263 19 1 263 264 264 265 228,256, 266

lndjces und Übersichten 14.449-452 14.449-455 J4,453f. 14,454 14.454f. 14,455 14,455 f. 14,459 14,459-46 1 14,459-512 14,462 14,462-506 14,508-517 14,5 18f. 14,518-522 14,5 18-533 14,523f. 14,532f. 14,526 15,7-42 15,64-74 15, 142 15, 191 15,304 15.341f. 15.363-365 15,3 83-494 15,413 f. 16. 1-5 16.4- 153 16,44- 185 16, 1-32 1 16,4f. 16.4-6 16,40 16,42-45 16,44- 185 16,46f. 16,46-48 16.53 16.78-87 16.190 16,253 16.272 17.84- 166 17.85-90

256 217 267

270

72 228, 256 251 , 268 244 269 317 269 135,269

270

271 , 312

270 101 269,271 271 272 104 247 251 38 244 225(,235 268 134 268 2 17f. 38.74, 165

224 348 120 144

114, 128

431 224 68 67 70 43 1 64

431 .437

431 38, 11 5 110

17,90 17,93 17,96f. 17,150 17,15 1-16 1 17.166

17,201

17,2 19-22 1 17,264-27 1 17,269-27 1 17,270f. 17,291-327

17,300-304

17,326f. 17,339f. 17,345-352 17.354f. 17,514-521

17,561-568 18.7 1-74

18, 119-123 18, 151

18,394-398 18,425( 18,428-430 19,60-64 19,60-69

19,97-99 19,97-360 19, 172-248

19,253f.

19,317-322 19,36 1-39 1 19,413-427 19,416f. 19,418f. 19,425f. 19,426f.

19,509-604 19,598f.

20,6-8 20,28-53 20,52( 20,16Of. 20,257-267 20,264(

5 17 67 450 70 96 314 97 38 122 432 218 98, 100 114,436 221

221 122 437 225 134 445 232 132 164 44 1 44 1 135

254, 445

267, 268 254 224 135 254

254, 444

224

38,46,74, 128

64 76 84 102 224 177 219 104 445 437 438 430

Indices und Übersichten

518 20,348

20,35 1-357 20,392-394 21 ,68-72 21,263-273 22, 15-18 22, 19-23

22,22-25

22,35f.

22,45 22,61-67

22,74f.

22,81-88 22,255-259 22,312-329 22,342-353

22,356

22,365-370 22,383-389 23,85-206 23,133- 136 23, 154-1 63 24,226-319

409 409 448 430 441 452 450 465 458 458 461 453 453 465 459 459 459 459f. 153f. 224 133 110, 238 224

Livius

23,7, 1-23. 10,13 23,8,1 23,8,6 23,9,4

32 379 348 394f.

Lucan

2.256f.

10,57

182 190 195 39 206 206 182 182 208 182

10,107- 11 0 10, 107-333

48 16,32, 39,46, 165,

2,326-391 4,373-381

5,504-559 8,474f. 8,476 9,201 9,519-52 1 10, 18-52 10,107f.

179.35 1

10.109f. I O, 111f.

10.111-121

10. 111-126

10, 122 10, 122- 126 10. 127-135

10,129- 13 1

10, 130f. 10,136

10.136. 143 10. 141 - 143

10, 144-146 10,145f. 10. 146f. 10, 146-149 10. 146-154 10,149-154

10.155-159 10,155-163 10,155-168 10, 156f. 10.157 10,158f. 10,159f. 10,1 59- 161

10,161-163 10.I64f. 10,166f. 10,169 10,170f.

10,112- 192

10,173f.

10,174-33 1 10,175 10, 176 IO, 176f. 10,176- 192

10,177- 182

10,185- 187

10,189 10,189- 19 1 10,1 89-192 IO,191f. 10. 193-331

I 78IT., 348

190,200

180IT. 180 179f.. 185, 490 70 10,180

77,179, 187f.

184 190

55,189,197

56, 189 190

184, 194

190 186 190, 200 193, 200 190 80. 194 77. 194

179

154, 186

192 1%, 206 74 194, 197f.

198 434 198 193, 200 200 274 201 236 204 204.206 204 202f. 205

205 209 203, 205 209 206. 209

169.202

Indices und Übersichten

10,194-331 10,196f. 10.199-2 18 10.219-331 10,237 10,268f. 10,27 1 10,272-282 10,284f. 10,287

10,3 32 f.

10,332·335

10,404

9 206 206 206 205 f. 207 206 208 205 205

97 , 175, 209,2 12 2 11 182

Ovid

1,201 f. 3,523·696

4,3 1-37

4.760·762

4,769-803 5.2f. 5,2-7

5.34f. 5,40

5.76f. 5,79·83 5.83

5, 114 5, 11 5f. 5.120-125 5, 160- 162 5. 169- 176 8.626-724

12, 189-209 12,2 10-535 12,2 11 12.2 12 12.215

167, 446

12,235·240

453

12,242-244 12,245f. 12,245-247 12,248-250 12,259-261 12,271·273

12,30 I 12,322

12,325

12,326 12,337

12,341

454, 472

455 4 70 455 4 55 4 54 463 463 463 46Of. 466 466 466

Quint. Inst. or. 182 39 370

met.

4,757-5.235 4,759-764

12,219-221

12,356

fas t.

5 19

1,5,57

Seneca ep. 86,6

396 434 443 443 466 446 4 50 463 463 454 452 464 464, 469 467 465 465 39 457

165f., 396, 444

439 436 443

153

182

Si lius ltalicus 1.242-267 6,62·7 1 6,62·551

6.77-79 6,9 1

6,96·99

6,55 1 6,55 1f. 7, 17 1. 194 7, 17 1-205 7, 194· 198

7, 194-204 7.1 99-205 7,202-204 8,69·166

8,73-75

8. 16Of.

164- 186

8, 164·191

347 56 39 56 110 104 97 104 480 39, 9 1. 108 65,84 359·377 84 85 39 61 96 483 104

520 11 , 155.200 11.20 1-22 1

11,222-224

11 .225·258 11 .259 11.259·266

11.259-368

1\.260f. 11 ,263 11 ,265 11 ,265f. 11.266 11 ,270 11.270fT.

I \,27 1 11,272-274 11,274-277 11 ,275f.

11 ,277·280 11 ,280f. 11 .280-282 11 ,282 I 1,283 11.283f. 11,283.286 11,285f.

11.285-287

1I ,286f. 1\.288f. 11 ,288·297 11 .29Of. 11,291·293 11 .291-297 11.296f. 11 ,298 f. 11 .299·302

11.30 I

11,30 1f. 11.302

11 .303f.

11 .304 11.304·306 11 ,307 11.307f. 11,308 11 .3 10

Indius und Übcnichten

339 339 340 340 370

11 .312f. 11,314-3 17 11,316f. 11.318·320 11.32 1 5 1,340 11.322 32.39. 46 11.322·325 342.347, 370 11 .325·328 344 11 .329·33 I 340. 490 11 .332-334 341f. 1I ,334f. 341 11 .334·336 339.340.347, 349 11 ,337-350 339f. 11 .35 If. 68. 78. I SO. 340, 347 11,356·359 10. 48, 350f., 38 1 11,3 60 78,353 11,36 1-366 354 11,366·368 355 f. 11,368 357 11 .368·372 356f. 11,432-482 357 1I ,440r. 11 ,440-445 358 357 11 .440-482 85 1I ,44 I r. 11 ,443-445 360f. 358f. 11 ,445 359,370 11 ,446 362 11,446448 10, 99, 247 11.447f. 364,370 11 .448 364 11,449f. 363 , 370 11,449-452 37 1 11,449-458 37 1f. I l ,45 1f. 37 1f. I J ,453-458 37 1 11,4 54 373 fT. 11,458 83. 373f. 11,4 59-46 1

37'

381 376 380 f. .383 375 377 377

11,459-412

11,459-480 11,472-480

83, 377 378 379f. 380

380f.. 384

387 379 380f. 381f. 383 383f. 384.395. 451. 490 385f. 388 387 387,388f. 389 390 347 347 247 365 364 99.364 365 f. 365f. 367 365.367 364 365. 367f. 36' 366 366ff.

364 366 363 f. .367 365fT. 364 366 367 365 367

Indices und Übersichten Statius

Valerius Flaccus

Ach.

1,1 40- 148

40 51 49 48 51

1.1 04- 197 1. 106- 118 1, 119 1,1 20f. 1,126f. 1,171- 173 1, 178- 183 1,188- 194 1, 195-200 1,7 19-725 1,72M . 1,726-8 18 1,727 1.741 1,74I r. 1,773 f. 1.775-783 1,8 16-818 1,841 -874

109 99 483 108 49 32, 40 65 78 74 81 94 483 108

si/v. 4,2, 1-7

32

49, 64

Theb. 1.386-720 1.435-438 1,482-492 1,5 19 1.527f. 1,552·556 2.717 5. 186 5. 186-264 5, 190-192 5, 195 r. 5, 197-200

5.210f. 5,255-257

1,188-204 1.204

1,240-302 1,250f. 1,250-252 1,253 1,253 f. 1,255 r. 1,260 1,265-267 1,277-293 1,294 1,300-311 2,186-241 2, 187f.

2, 188f,

2,31 1-342

2,332-356 2,236

2,341

2,346f, 2,634-664

2.649-654 2,651

2,663f. 3,8-13

32, 40

57 57 74

70, 110

489 463

434f.

166,396 435

443f.

446 461

451, 463

3,456

4,423-636

4,53 [r. 4,624f.

5,399-40 I 5,465f.

5,558-569

5,558-617

5,563 f. 5,567-569 5.57 1

5,578-580 5,585 5.615

521

32, 40

88 164 40 51 48 78 81 47 81 88 99 81

104, 483,

396 443 435 47

32, 40

466 78 71 40 48 70 97 108 164

32, 40

71 97 106 60 57 32, 40, 60 57 57 71 490 80

97, 164

Indices und Übersichten

522 Vergil Acn.

1,441-630

31 31 144 106 31 144 40

1,524

172

1, 102- 158 1,314405 1,3 14-41 0

1.314414

1,411-414

1,411 -642

1.586f. 1.588-593 1,627 1.63If. 1,63 1-636 1,637-642

60 110 150 351 146

1.639

146, 16 1 147f.

1.640f. 1,643-656 1,647-655 1.648-652 1.657-696 1,695 f. 1,695-3.718

1.697 1,697f. 1,697-700 1.697-706 1.697-722 1.698 1,699 1.700

1,70 I

1,7D I f. 1.70 1-706

1,703

1,703f.

1,703-706 1.705 1,707 1.707f. 1,708 1,709 1,709-7 14

146-148

143f. , 146

108 157

147f.

147 39f.. 60, 143fT. 144, 149, 35 1

47,70f. 10, 51

145 161

149f.. 157. 161

55

149f.. 157. 161

74, 78 151, 155 154

31 , 78, 155

354 155

31 , 78

55 155 157, 161

155 108

1,7 10 I ,7 I I 1,712 1.712-7 14

161 169 155

1.7 15-722 1,716 1,7 16f. 1.717

156 169 157 149

1.7 13f.

1.7 17f. 1,7 18

1,723f. 1.723·756 1.725

1,725f.

1,73 1-736 1,737

1,738f.

1,740-746 1.740-747 1,741 1,743 1.745f. 1,747

1,748f. 1.749

1,750 1.75 1f. 2.3 -3,718

3,300-345 3.300-355 3.306-308 3.349 3,356 ),463-47 1 3.505 3,625 f. 3,715

3.7 18

3,7 18-4,5 4 ,1-5

4.246-25 1

8.97-369 8, 102- 104 8. 102- 106 8, 105

158, 16 1, 169

156, 158, 161

158, 16 1 157. 169

81, 159. 164.201 161 356 16If.• 356 164 166 360 99. 247, 489 10, 168,207 169 I 68f. 168 208, 372 96, 173,20 1

9,169.191,355 345 168 31 106 39 42 152 175 108 39 463 173, 175f. 97, 174-176

483 175 169

32,39.40. 91 51 88 55

Indices und Übersichten

8, 109- 125 8. 115r.

8,271f.

8. 175- 178 8, 179 8, 184-275 8.273-279

8,276

8,278 f. 8,281-305

8,285-305

68, 164

65 164 68 78 164 88, 489 164 165 88, 164 99, 152, 247

8,306f.

68

9,446-449 10.507-509

39 68 344 19 1 19 1

8,366-368 8,584 8,587f. 8,65 3

102, 174f. , 177

523

§

" ,"

Agamemno n bewirte t die Heerfilhrer ( Ho rn. 11 . 2.402-44 1)

Festmahl für Aias (Horn. 11 . 7.3 11 -344)

Situation: Vor dem Kampf stärken sich die griechischen Krieger beim Mahl. Agamemnon bewirtet unterdessen die HeerfUhrer in seinem Zeh

S ilUation : Nach dem Zweikampf mit Hektor fUhren die Gefllhrten Aias

und verbi ndet das SllIrkungsmahl mit ei nem Opfer.

Ubrigc n HeerfUhrer tei lnehmen.

Elernem:

Eleme nt: Ankunft des Gastes 11) Warten 3.d . Schwelle

I) Ankunft des Gastes 11) Wanen 3.d. Schwelle

Verse:

402-7, 408f.

in Agamemnons Zell, wo dieser ein Mahl ausrichtet, an dem auch die

o

Verse:

313

111) Beschreibung

11l) Beschreibung a) des Schauplatzes b) der Anwesenden IV) suppl icalio (Hikesie) V) Begrüßung a) durch Gesten

b) durch Reden VI) Platz. bei Tisch VII) Das eig. Mahl a) VorbereilUng: Diener b) Genuß v. Speisen u. Getrllnken c) Das Ende des eig. Mahles VIU) rel. Handlungen IX) Gespräch zw. Gastgeber u. GaSt IX) Vormlg des Sängers I XI) Nachtlager

... ~ ~

a) des Schauplatzes

b) der Anwe senden

IV) supplicatio (Hikesie) V) BegrUßung

428r. 430f. 432 4 10-27 433-4 1

a) durch Gesten b) durch Reden VI) Platz bei Tisch VII) Das eig. Mahl a) Vorbereitung; Diener b) Genuß v. Speisen u. Getrllnken c) Das Ende des eig. Mahles VII I) rel . Handlungen IX) Gesprllch zw. Gastgeber u. Gast IX) Vortrag des Sängers) XI) Nachtlager

S"

~

311 r.

ö" ~

c

• 0 :r

~

3 16- 1 3 19f. 323 314r. 324-44

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Mahl der griechischen Heerfuhrer vor u. nach der Presbeia (Horn . 11. 9.89- 18 1 u. 669-713) ,

Presbeia (Horn. 11. 9.185-668)

Situation : Die AnfUhrer der Griechen beschließen beim Mahl in Agamemnons Zelt eine Gesandtschaft an den zUrnenden AchilI. Die Presbeia unterbricht die Szene im Zelt. welche anschließend zu Ende gefUhrt wird.

Situation: Die bedrängten Griechen senden Phoi nix. Aias und Odysseus zu AchilI . Dieser bewirtet sie freundlich. weigert sich aber. in den Kampf ei nzugreifen.

Element: I) Ankunft des Gastes 11) Wanen il.d. Schwelle IU) Beschreibung a) des Schauplatzes b) der Anwesenden IV) supplicatio (Hikesie) V) Begr1lßung a) durch Gesten b) durch Reden VI) Platz bei Tisch VII) Das eig. Mahl a) Vorbereitung: Diener b) Genuß v. Speisen u. Getränken c) Das Ende des eig. Mahles VIlI) rel. Handlungen IX) Gespräch zw. Gastgeber u. Gast [X) Vortrag des Sängersi XI) NaChtlager

Element: I) Ankunft des Gastes 10 Wanen a.d. Schwelle III) Beschreibung a) des Schauplatzes b) der Anwesenden IV) supplicatio (Hikesie) V) Begr1lßung a) durch Gesten b) durch Reden VI} Platz bei Tisch VII) Das eig. Mahl a) Vorbereitung: Diener b) Genuß v. Speisen u. Getränken c) Das Ende des eig. Mahles VIII) Tel. Handlungen IX) Gespräch zw. Gastgeber u. Gast [X) Vortrag des Sängers) XI) Nachtlager

Verse:

89·91

92

174-6 93-173

669

670f.

712

672-711 713

Verse: 185

186- 19 1 193·5. 199 196-8 200. 2 18f. 20 1- 17. 22 1

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5.

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222

219(.. 656f. 223-6 19.622-655 620-2.658-668

I Die zweite Spalte bez.ieht sic h auf eine zweite Phase des Mahls.

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~-• Machaon bei Nestor (Horn. 11. 11.6 18-803)

Nestor und Qdysseus in Phthia (Horn . 11. 11.769-790)

Situation: Nestor hai den \'erwundelen Machaon vom Schlachtfeld gereltet und bewirtet ihn in seinem Zelt. Da erscheint Patroklos. der in Achills Auftrag feststellen soll, um wen es sich bei dem Verletzten handelt. Nestor erinnen ihn an ihre lange zurückliegende Begegnung im Hause des Peleus.

Situation: Erzlhtung des Nestor: Odysseus und Nestor kommen zum Hause des Peleus. um Achil1 und PatrokJos ruTden Feldzug nach Troja zu gewinnen. und werden freundlich bewirtet. Menoitios ermahnt seinen Sohn. Achill zur Seile zu stehen. Dieses Ereignis wird von Nestor bei der Pres beia aus der ROckschau erzJl.hlt.

Element :

f) Ankunft des Gastes 10 Wanen a,d . Schwelle

IlI} Beschreibung a) des Schauplatzes b) der Anwesenden IV) supplicatio (Hikesie) V) Begrtlßung a) durch Gesten b) durch Reden VI) Platz bei Tisch VIij Das eig. Mahl a) VOrbereitung: Diener b) Genuß v. Speisen u. Getränken c) Das Ende des eig. Mahles VIlI) rel. Handlungen IX) Gespräch zw. Gastgeber u. Gast [X) Vortrag des Sängers) XI) Nochllager

Verse: 618-23

644

645r. 623

646

624-641 642 643

647-803

Element : I) Ankunft des Gastes I1) Warten a.d. Schwelle 1II) Beschreibung a) des Schauplatzes b) der Anwesenden IV) supplicatio (Hikesie) V) Begrtlßung a) durch Gesten b) durch Reden VI) Platz bei Tisch VII) Das cig. Mahl a) Vorbereitung: Diener b) GenuS v. Speisen u. Getränken c) Das Ende des eig. Mahles VlII) reL Handlungen IX) Gespräch zw. Gastgeber u. Gast [X) Vonrag des Sängers ) Xl) Nachtlager

Verse: 769f. 776f. 771-6 777f. 778 779 780 772-5 78 1-90

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Priamos bei AchiH (Horn. 11. 24,469-676)

Alhcne bei Telemach (Horn. Od. 1,102-323)

Situation: Priamos kommt mit kostbaren Geschenken zu Achi ll, um den Leichnam seines Sohnes Hektor loszukaufen, der noch unbegraben zwischen den griechischen Zelten liegt . Achilt will ihn bewinen, aber Priamos nimmt die Einladung erst an, als Hektor freigegeben ist.

Situation : Athene kommt in Gestalt des Mentes zu TeJemach, um ihm Mut tur die Suche nach seinem Vater einzuflößen. Telemach bewirtet den Gast freundli ch, während die Freier gleichzeitig ein zilgelloses Gelage fei ern.

Element: I) Ankunft des Gastes U) Warten a.d. Schwelle 111) Beschreibung a) des Schauplatzes b) der Anwesenden IV) suppl icatio (Hikesie) V) BegrUßung a) durch Gesten b) durch Reden VI) Platz bei Tisch VII) Das eig. Mahl a) Vorbereitung: Diener b) Genuß Y. Speisen u. Getränken c) Das Ende des eig. Mahles VlII) rel. Handlungen [X) Gespräch zw. Gastgeber u. Gast [X) Vortrag des Sängers I XI) Nachtlager

Element: I) Ankunft des Gastes I1) Wanen a.d. Schwelle IU) Beschreibung a) des Schauplatzes b) der Anwesenden IV) supplicatio (Hikesie) V) Begrüßung a) durch Gesten b) durch Reden VI) Platz bei Tisch VII) Das eig. Mahl a) Vorbereitung: Diener b) Genuß Y. Speisen u. Getränken c) Das Ende des eig. Mahles VIII) rel. Handlungen IX) Gespräch zw. Gastgeber u. Gast [X) Vonrag des Sängers] XI) Nachtlager

Verse: 469-72

417 472-6 477-570

577 522. 597f. 62 1-7 628 629-46, 649·72 643-8.673-6

578

Verse: 102 103-5

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106-18 119-21. 125-9 122-4 130-5

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136-43

146-9

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156-318 153-5

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Telemach bei Nestor (Horn. Od. 3,3 1-403: Aufenthalt weilergefilhrt bis 3. 485)

Telemach bei Menelaos (Horn. Od. 4, ]·305, Aufenthalt fortgefilhrt bis 4,620, Ende des Aufenthalts insges: 15,191)

Situation: Telemach kommt nach Pylos, um nach dem Verbleib seines Vaters zu forschen . Nestor nimmt ihn freundlich auf und gibt ihm beim Abschied seinen Sohn Peisistratos als Begleitung mil.

Situation: Telemach und Peisistratos gelangen nach Sparta, wo Menelaos sie freundlich aufnimmt und ihnen von seiner Heimfahrt berichtet. Die beiden bleiben langere Zeit an seinem Hof.

Element: I) Ankunfl des Gastes 11) Warten a.d. Schwelle UI) Beschreibung a) des Schauplatzes b) der Anwesenden IV) supplicatio (Hikesie) V) Begrllßung a) durch Gesten b) durch Reden VI) Platz bei Tisch VII) Das cig. Mahl a) Vorbereitung: Diener b) Genuß v. Speisen u. Getränken c) Das Ende des eig. Mahles VIII) rel. Handlungen IX) Gespräch zw. Gastgeber u. Gast [X) Vortrag des Sängers] Xl ) Nachtlager

Element: I) Ankunfl des Gastes 11) Warten a.d. Schwelle 1lI) Beschreibung a) des Schauplatzes b) der Anwesenden IV) supplic8tio (Hikesie) V) Begrtl8ung a) durch Gesten b) durch Reden VI) Platz bei Tisch VII) Das eig. Mahl a) VOrbereitung: Diener b) Genuß v. Speisen u. Getränken c) Das Ende des eig. Mahles VIlI) rel. Handlungen IX) Gespräch zw. Gastgeber u. Gast

Verse:

31

388

32(. 34f., 36f. 35,37-9

389

32f., 65(.

67

40-64,338-42,380-5 68-337,345-70,375-9

396-403

397

393-5

IX) Vortrag des Sangers) XI) Nachtlager

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Verse: lf.

20-2

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43-6,7 1-5 3- 19,26(.

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59-64

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52-8,65·7

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68 76- 11 9,137215 296-305

234-95

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Hennes bei Kalypso ( Horn . Od. 5.55-148)

Odysseus bei den Phäake n (Horn. Od. 7.81-347, Aurenthalt rongefUhn bis 13,77)

Situation: Der Götterbote Hennes kommt zu Kalypso. um die Abreise des Odysseus zu erwirken . Nach e iner kurzen Bewinung stimmt Kal ypso zöge rnd zu.

Situation : Der schifThrOc hige Odysseus wi rd an den Strand von Scheria gespült Die Phäaken nehmen ihn aur und bewinen ihn . Er erringt ihr Wohlwo llen, so daß s ie ihn schließlich mit ihren wundersamen Schiffen in d ie Heimat bringe n.

Element: f) Ankunft des Gastes 11) Warten a.d. Schwelle 111) Beschreibung a) des Sc hauplatzes b) der Anwesenden IV) supplic atio (Hikes ie) V) Begrüßung a) durch Gesten b) durch Reden VI) Platz bei Tisch VIJ) Das eig. Mahl a) Vorbereitung: Diener b) Genuß v. Speisen u. Getränken c) Das Ende des eig. Mahles VIlI) re l. Handlungen IX) Gespräch l.W . Gastgeber u. Gast [X) Vortrag des Sängers] XI) Nachtlager

Verse: 55-8

75

59-6 1. 63-74 58.61[,81-4

85.87-9 1

86

92f.

94 95

96-148

Element: I) Ankunft des Gastes II) Warten a.d . Schwelle 111) Beschreibung a) des Schauplatzes b) de r Anwesenden IV) supp licatio ( Hikes ie) V) Begrüßung a) durch Geste n b) durc h Reden VI) Platz bei T isch VII) Das eig. Mahl a) Vorbereit un g: Diener b) Genuß v. Speisen u. Getränken c) Das Ende des e ig. Mahles VIlI) rel. Hand lungen IX) Gespräch l.W. Gas tgeber u. Gast IX) Vortrag des Sängers] XI) Nachtlager

Verse: 81 f. 82f.

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84- 133 136-41 142-69

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169-7 1 172-6 177

231f.

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184

136-8. 178-84. 228.330-3 185-227, 233f. 8.72-82, 266366, 499-520 229.335-47

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Odysseus ' Gefllhrten bei Kirke (Hom. Od. 10.2 10-24])

Odysseus bei Kirke (Od. 10,308-405 . Aufenthalt fortgefllhrt bis 10,574)

Situation : Erzlhlung des Odysseus vor den Phäaken: Die Gefllhrten des Odysseus gelangen zum Haus des Kirke, das sie kurz zuvor entdeckt haben. Kirke laßt sie ein und verwandelt sie mit Hilfe eines Zaubertrank in Schweine.

Situation: Erzlhlung des Odysseus vor den Phaaken : Auf der Suche nach seinen Gefährten gelangt auch Odysseus zum Haus der Kirke, deren Zauberkraft er mit Hilfe des Hennes Ilberwinden kann. Die Göttin bewirtet ihn und verwandelt schließlich auch seine Gefährten wieder in Menschen.

Element: Verse: I) Ankunft des Gastes 11) Warten a.d. Schwelle 220 1(1) Beschreibung a) des Schauplatzes 210-9 b) der Anwesenden 22 1-8 IV) supplicatio (Hikesie) V) Begrtlßung a) durch Gesten 231 b) durch Reden 2] 0. 23] VI) Platz bei Tisch 233 VII) Das eig. Mahl a) Vorbereitung: Diener 234-6 b) Genuß v. Speisen u. Getränken c) Das Ende des eig. Mahles 237 VIII) rel . Handlungen IX) Gespräch zw. Gastgeber u. Gast IX) Vonrag des S!1ngers) XI) Nachtlager

Element: I) Ankunft des Gastes 11) Warten a.d. Schwelle 111) Beschreibung a) des Schauplatzes b) der Anwesenden IV) supplicatio (Hikesie) V) Begrtlßung a) durch Gesten b) durch Reden VI) Platz bei Tisch VII) Das eig. Mahl a) Vorbereitung: Diener

Verse: 308f. 310

3 16f.

b) GenuS v. Speisen u. Getränken c) Das Ende des eig. Mahles 318 VIlI) rel. Handlungen IX) GeSpr.1Ch zw. Gastgeber u. Gast [X) Vortrag des Sängers) XI) Nachtlager

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] 23-45 312.3 14 313 314f.

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336f. 348-59.36872

378-87. 40 1-5

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Odysseus bei Eumaios{Hom. Od. 14,1 ·533, Aufenthalt fortgeruhrt bis 17,201)

Telemach bei Eumaios (Horn. Od. 16,4. 153)

Situation: Odysseus gelangt in Gestalt eines Greises, die ihm Athene verliehen hat, zur Haue seines treuen Schweinehirten Eumaios. Dieser bewirtet ihn herzl ich, ohne ihn zu erkennen.

Situation: Telernach trim in der HUtte des Eumaios ein, wo er mit dem verkleideten Odysseus speist, ohne ihn zu erkennen. Mit Athenes Hilfe gel ingt die Vereinigung von Vater und Sohn.

Element : I) Ankunft des Gastes U) Wanen a.d. Schwelle 11 1) Beschreibung a) des Schauplatzes b) der Anwesenden IV) supplicatio (Hi kesie) V) Begrtlßung a) durch Gesten b) durch Reden VI) Platz bei Tisch VII) Das eig. Mahl a) Vorbereitung: Diener

Element: I) Ankunft des Gastes 11) Warten a.d. Schwelle 111) Beschreibung a) des Schauplatzes b) der Anwesenden IV) supplicatio (Hikesie) V) Begrüßung a) durch Gesten b) durch Reden VI) Platz bei Tisch VII) Das eig. Mahl a) Vorbereitung: Diener b) Genuß v. Speisen u. Geträ.nken c) Das Ende des eig. Mahles VIlI) rel. Handlungen IX) Gespräch zw. Gastgeber u. Gast IX) Vortrag des Sängers] XI) Nachtlager

Verse: 1-4 3{)·2 .5·22 23-8 48f. 37-47 49-5 1.79 12-8

b) Genuß v. Speisen u. Getränken l09f. c) Das Ende des eig. Mahles 11 1 VJU) rel. Handlungen 53f. IX) Gespräch zw. Gastgeber u. Gast IX) Vortrag des Sängers} Xl) Nachtlager

410

413-20.42.5·7. 430-4, 436-8 420-4, 427-9. 435. 439·4 1. 446f.

56-7 1. 80· 108. 443·5, 459· 115-409 517 518-53

Verse:

4f. 1I f.

4- 10

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22·9 12·21. 4Of. 42-8.53

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55 56-153

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I,"" Theoklymenos bei Telemach ( Horn. Qd. 17.84-166)

Odysseus bei AUlolykos ( Horn. Od. 19.413427)

SitU8tion: Der Seher Theoklymenos. den Tdemach bei seiner ROckkehr als Bittflehenden aufgenom men hai, wird von ihm und seiner Mutter

Situation: In einem Ex.kurs berichtet der Erzähler vom Urs prung de r Narbe des Qdysseus. Dieser hatte als Jflngling seinen Großvater Autolykos auf dem Pamaß besuc ht und war von ihm bewirtet worden. Am Tag darauf wird e r a ufder Jagd von einem Eber verwundet.

Element: I) Ankunft des Gastes 11) Warten a.d. Schwelle IlI) Beschreibung a) des Schouplalzes b) der Anwesenden

EIerne",: I) Anku nft des Gastes U) War1en a.d. Schwelle Ul) Beschreibung a) des Schauplatzes

Penc10pc bewirtet und prophezeit die Heimkehr des Odysseus.

IV) supplicatio (Hikesie) V) Begrüßung a) durch Gesten b) durch Reden VI) Platz bei Tisch VII) Das eig. Mahl a) VorbereilUng: Diener b) Genuß v. Speisen u. Getränken c) Das Ende des eig. Mahles VIII) rel. Handlungen IX) Gespräch zw. Gastgeber u. Gast IX) Vortrag des Sängers I Xl) Nachtlager

Verse:

85

84 90 91 -5.98 99 100-66

96f.

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Verse:

413

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b) der A nwesenden

IV) supplicatio (Hikesie) V) BegrUßung a) durch Gesten b) durch Reden VI) Platz bei Tisch VII) Das eig. Mahl a) Vorbereitung: Diener b) GenuS v. Speisen u. Getränken c) Das Ende des eig. Mahles VIlI) rel. Handlungen IX) Gespräch zw. Gastgeber u. Gasl IX) Vortrag des Sangersl Xl) Nachtlager

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414f.. 41 6f. 415

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418-23 424f.

426f.

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Abschiedsmahl der Argonauten (AR . 1.450-5 18)

Die Argonauten bei Phineus ( A.R. 2. 178-536)

Situation: Die Argonauten ve rb ringen den letzten Abend vo r ihrer Abfahn am Strand von lo lkos, wo sie ein Opfer darbringen und gemei nsam speisen. Orphe us kann eine n Streit zwischen Idas und Idmon schlichten.

Situation: Die Argonauten gelangen zu de m blinden und von den Harpyien ge plagte n Seher Phineus. Sie sorgen rur den Greis und venreiben die Ungehe ue r. Zum Dan k prophezeit er ihnen einige Einzelheiten Ober den weiteren Weg nac h Kolchis.

Verse: Element: I) Ankunft des Gastes 11) Wanen a.d. Schwelle U1) Beschreibu ng a) des Schauplatzes b) der Anwesenden IV) supplicatio ( Hikesie) V) BegrUßung a) durch Geste n b) durch Rede n VI) Platz bei Tisch 453-5 VII) Das eig. Mahl a) Vorbe rei tung: Die ner 456f. b) Genuß v. Speisen u. Geträn ken c) Das Ende des eig. Mahles VIlI) rel. Handlungen 5 16-8 LX) Gespräch zw. Gastgeber u. Gast 457-94 [X) Vortrag des Sängers! 494-515 XI) Nachtlager 51 8

Element : I) Ankunft des Gastes U) Wanen a.d. Sc hwelle 1Il) Beschrei bung a) des Schauplatzes b) der Anwesende n IV) supplicatio (Hikesie) V) BegrUß ung a) durch Gesten b) durch Rede n VI) Platz bei T isch VII) Das eig. Mahl a) Vorbereitung: Diener b) Genuß v. Speisen u. Getränken c) Das Ende des eig. Mahles VlII) reJ. Handlungen IX) Gespräch zw. Gastgeber u. Gast

472-4

IX) Vortrag des Sängers] XI) Nachtlager

Verse:

1176f. 1

202-5

426-8

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194-20 1 207-62 197-203

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428f.

305.309 263,302-4 305 f.

307

3 10--426

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496

493(. 430-48, 467·

90

496f.

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Argonauten bei Lykos (A.R. 2,752·811)

Argonauten und PhrixossOhne auf der Aresiosel (A.R. 2, 111 8-1227)

Situation: D ie Argonauten erreichen auf ihrer Fahrt das Gebiet des Königs Lykos, der sie freundlich aufnimmt und bewirtet.

S ituation : Auf der Aresinsel begegnen die Argonauten den Söhnen des Phrixos, denen sie mit Nahrung und Kleidun g helfen und die sie mit zur(lck nach Kolchi s nehmen.

Element: I) Ankunft des Gastes

Element:

Verse:

1I) Wanen 3.d. Schwelle

11) Wanen a.d. Schwelte

UO Beschreibung

V) BegrUßung

a) durch Gesten b) durch Reden VI) Platz bei Tisch V II) Das eig. Mahl a) Vorbereitung: Diener b) Genuß v. Speisen u. Geträ.nken e) Das Ende des eig. Mahles Vlln rel. Handlungen IX) Gespräc h I W. Gastgeber u. Gast [X) Vonrag des Sängers! XI) Nachtlager

Verse:

11 18-20

LU) Beschreibung

a) des Schauplatzes

b) der Anwesenden IV) supplicalio (Hikesie)

I) Ankunft des Gastes

..

....v.

755-8 (nicht näher bestimmbar)

76 1

806-11

a) des Schauplatzes b) der Anwesenden IV) suppl ic81io (Hikesie) V) Bcgrtlßung a) durch Gesten b) durch Rede n VO Platz bei Tisch VIl) Das eig. Mahl a) Vorbereitung: Diener b) Genuß v. Speisen u. Getränken c) Das Ende des eig. Mahles VIII) rel. Handlunge n IX) Gespräch zw. Gastgeber u. Gast fX) Vonrag des Sängers] X I) Nach tlager

11 22-68

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1177

11 69-76 11 78-226 1227

Die Argonauten bei Aietes (A.R. 3,210-442)

Aeneas bei Dido(Verg. Acn. 1.695-3,718: Aufenthalt fortgeführt bis V. 4,583)

Situation: Die Argo nauten erreichen in Beglei tung der Phrixossöhne den Palast des A ietes und werden von diescm zunäc hst aufgenommen. Die Parteien trennen sich j edoch im Streit, weil Aietes nicht bereit ist, das Goldene Vließ herauszugeben.

Situation: Nach seinem Schiffbruch wird Aeneas von Dido aufgenommen und bewirtet. Die Beschreibung des Banketts setzt mit de r Ankunft des als lulus getarnten Liebesgottes cin, der Didos Liebe zu Aeneas entfac hen soll .

Element: 1) Ankunft des Gastes 11) Wane n a.d. Schwelle IU) Beschreibung a) des Schauplatzes b) der Anwesenden

Element: I) Ankunft des Gas tes 11) Wanen a.d. Schwelle 1II) Beschreibung a) des Schauplatzes b) der An wesenden IV) supplicatio (Hikesie) V) Begrüßung a) durch Gesten b) durc h Reden VI) Platz bei Tisch VII) Das eig. Mahl a) Vorbereitung: Diener b) Genuß v. S peisen u. Getränken c) Das Ende des eig. Mahles VIlI) rel. Handlungen IX) Gespräch zw. Gastgeber u. Gast {X) Vortrag des Sängers] XI) Nachtlager

Verse:

213f. 215

2 15-48 248-52.268-

71

IV) supplicatio (Hikesie) V) Begrüßung 256-9 a) durch Geste n b) durch Reden 253.259-68 VO Platz bei T isch VII) Das cig. Mahl a) Vorbereitung: Diener 271-4.299 b) Genuß v. Speisen u. Getränken 301 302 c) Das Ende des ei g. Mahles VIII) reL Handlu ngen IX) Gespräc h zw. Gastgeber u. Gast 302-439 IX) Vortrag des Sängersi XO Nachtlager

(275 f.: Eros)

Verse: 695·7

697-700, 707f.

697-700. 708 70 1·6 738-40 723f. 728-36 748-3,7 18

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740-7 3,7 18

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Aeneas bei Helenus (Verg. Aen, 3.300-355: Aufenthalt fortgemhrt bis V. 3,505)

Aeneas bei Euander (Verg. Aen . 8.97-369: Aufenthalt fortgefUhrt bis 8,584)

Situation: Erzählung des Aeneas: Auf seiner Irrfahrt triffi Aeneas auf Helenus und Andromache. die ein neues Troja errichtet haben und die FlOchtlinge freu ndlich bewirten.

Situation: Auf der Suche nach Verbündeten im Kampf gegen Turnus gelangt Aeneas zu Kön ig Euander. der ihn nach anfäng lichem Zögern freund lich aufnimmt.

Elemenl : I) Ankunft des Ga~ les 1I) Warten a.d. Schwelle 111) Beschreibung a) des Schauplatzes b) der Anwesenden IV) supplicatio (Hikesie) V) Begrtlßung a) durch Gesten b) durch Reden VI) Platz bei Tisch VII) Das eig. Mahl a) VorbereilUng: Diener b) GenuS v. Speisen u. Getr!lnken c) Das Ende des eig. Mahles VlII) reL Handlungen IX) Gespräch zw. Gastgeber u. Gast IX) Vortrag des Sängers] XI) Nachtlager

Element: I) Ankunft des Gastes 11) Warten a.d, Schwelle UI) Beschreibung

Verse: 345f. 349-53

347 348 355

354

a) des Schauplatzes b) der Anwesenden IV) supplicatio (Hikesie) V) Begrtlßung a) durch Gesten b) durch Reden VI) Platz bei Tisch VII) Das eig. Mahl a) Vorbereitung: Diener

Verse: 97-101

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359-62 3 10-2.337-58. 360-6

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102-6

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107-11 11 2-74 176-8

175f.. 179-8 1. 283 b) Genuß v. Speisen u. Getr!1nken 182f. c) Das Ende des eig. Mahles 184 VIII) reL Handlungen 192-6.273-9. 28 1-305 IX) Gespräch zw. Gastgeber u. Gast 185-272 IX) Vortrag des Sängers] XI) Nachtlager

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285-305 367-9

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309.3 13-36. 35 1-9.362-6

Caesar bei Kleopalra (Lucan 10, ! 07-333)

$erranus bei Marus (Sil. 6.62- 55 1)

Situation: Caesar zieht siegreich in Alexandria ein und wird, nachdem er zwischen Kleoplltr3 und ihrem Bruder vennittelt hat. von dieser mit orientalischem Prunk bewinet .

Situation: Der im Kampf gegen Hannibal verwundete Serranus, Sohn des Regulus, kann vorn Schlachtfeld fl iehen und sich in die Hülte eines Veteranen schleppen, der ihn pflegt und bewinet.

Element: I) Ankunft des Gastes 11) Warten 3.d. Schwelle UI) Beschreibung a) des Schauplatzes b) der Anwesenden IV) supplicatio (Hikesie) V) Begr1lßung a) durch Gesten b) durch Reden VI) Platz bei Tisch VII) Das eig. Mahl a) Vorbereitung: Diener

Element : I) Ankunft des Gastes 11) Wanen a.d. Schwelle 111) Beschreibung a) des Schauplatzes b) der Anwesenden IV) supplicalio (Hikesie) V) BegrUßung a) durch Gesten b) durch Reden VI) Platz bei Tisch VII) Das eig. Mahl a) Vorbereitung: Diener b) Genuß v. Speisen u. Getränken c) Das Ende des eig. Mahles VUI) tel. Handlungen IX) Gesprä.ch zw. Gastgeber u. Gast [X) Von Tag des Sängers) XI) Nachtlager

b) GenuS v. Speiscn u. Getranken c) Das Ende des eig. Mahles VIII) rel. Handlungen IX) Gespräch zw. Gastgeber u. Gast IX) Vonrag des Sängers i XI) Nachtlager

Verse:

111-26 109f.. 137-43

136f.

127-35. 144-6. 155-63 172f.

173·333

Verse: 69-7 1 72f.

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96f. (Hei lschlaf)

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Bacchus bei Falernus (Si!. 7. 171-205)

Anna bei Aeneas (Sil. 8,69-166)

Situation : Aition des Falernerweines. In menschlicher Gestalt wird der GOIt Bacchus von dem annen Bauern Falernus aufgenommen und nach Kranen bewirtet. Zum Dank schenkt er ihm die Gabe des nach ihm benannten Weines.

Situation: Aition der Verehrung der Anna Perenna. Anna, die Schwester der Dido. wird nach einem Schiflbruch in Latium angespOlt und von Aeneas freundlich bewirtet. Spliter verwandelt sie sich in die Nymphe Anna Perenna.

Verse: Element: I) Ankunft des Gastes 17 1f. 11) Warten a.d. Schwelle 173f. 111) Beschreibung a) des Schauplatzes 173·6 b) der Anwesende n IV) supplicatio (Hikesie) V) BegrOßung 11) durch Gesten b) durc h Reden 176 VI) Platz bei Tisch VU) Das eig. Mahl a) Vorbereitung: Diener 177· 184 b) Genuß v. Speisen u. GeUilnken c) Das Ende des eig. Mahles 184f. VIII) rel . Handlungen IX) Gespräch zw. Gastgeber u. Gast 192-4. 201 -3 IX) Vortrag des Sängers) XI) Nachtlager 204f.

Element: I) Ankunft des Gastes 11) Warten a.d. Schwelle 111) Beschreibung a) des Schauplatzes b) der Anwescnden IV) supplicatio (Hikesie) V) Begrtlßung a) durc h Gesten b) durc h Reden VI) Platz bei Tisch VII) Das eig. Mahl a) Vorbereitung: Diener b) Genuß v. Speiscn u. GelTllnken c) Das Ende des eig. Mahles VIU) reL Handlungen LX) Gespräch zw. Gastgeber u. Gast IX) Vonrag des Sängersi XI) Nachtlager

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Verse: 69f.

71f.

73-5

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76f. 77·159 164-6

Hannibal in Capua (Si!. 11.259-368)

Tydeus und Polyneikes bei Adrast (Stal. Theb. 1,386-720)

Situation: Capua ist nach der Schlacht vo n Cannac zu Hannibal Ubergegangen und empfängt den Feldherm mi t einem Freude nfest. Nu r de r junge Pacuvius wi ll gewaltsam gegen Han nibal vorgehen.

Situation: Tydeus und Po lynci kes e rreiche n während eines näc ht lichen Unwetters den Palast des Adras t, der s ie als seine verheißenen Schwiegersö hne erkennt und sie freundlich aufnimmt.

Eleme nt: Ankunft des Gastes 11) Wanen a.d. Schwelle 111) Beschreibung a) des Schauplatzes b) de r Anwesende n IV) supplicalio (Hikesie) V) BegrUßung a) du rc h Geste n b) durc h Reden VI) Platz bei Tisch VlI) Das eig. Mahl a) Vorbereitung: Die ne r b) Genuß v. Speisen u. Getränken c) Das Ende des eig. Mahles VIII) rel. Handlungen IX) Gespr:tch zw. Gastgeber u. Gast rX) Vortrag des Sängers] XI) Nachtlager

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Verse:

259·66,277·82 262. 264f.

272-4 27Of.. 274-7 283 285f. 299-302 3 16-363 288-99 368

Eleme nt : I) Ankunft des Gastes 11) Warten a.d. Schwelle 1If) Beschreibung a) des Sc hauplatzes b) de r An wesenden IV) s upplicatio (Hikes ie) V) Begrtlßung a) durch Geste n b) durc h Reden VI) Platz bei Tisch VII) Das eig. Mahl a) Vorbereitung: Diener b) GenuS v. Speisen u. Getränke n c) Das Ende des eig. Mahles VIII) rel. Handlungen IX) Gespräc h zw. Gastgeber u. Gast IX) Vortrag des Sängersl XI) NaChtlager

Ve rse: 386f.. 40 1-6 386-9. 406-30 437f. , 4g2·92. 533-9 5 10-2 438·73 525-8 5 14-24

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539f. 497-5 10. 54056, 694-720 557-693

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Thetis bei Chiron (Sial. Ach. I, I04- 197)

Diomedes und Odysseus bei Lycomedes (Slat. Ach. 1.726-818)

Situation: Als Thetis die Rüstungen rur den Krieg gegen Troja bemerkt, begibt sie sic h zu Chirons Höhle, wo sich Achill aufhalt, um ihren Sohn in ein sichereres Versteck zu bringen. Chiron bewirtet sie freundlich und erklärt sich bereit. ihr den Jungen zu überlassen.

Situation: Nachdem Kalchas den Aufenthaltsort des Ach ill geweissagt hat. sollen ihn Odysseus und Diomedes aufsuchen und zur Teilnahme am Trojanischen Krieg bewegen. Lycomedes, in dessen Haus Achi ll als Mädchen verkleidet lebt, bewirtet sie freu ndlich .

Element : I) Ankunft des Gastes 11) Wanen a.d. Schwelle 111) Beschreibung a) des SchauplalZes b) der Anwesenden

Element: I) Ankunft des Gastes 11) Wanen a.d. Schwelle 111) Beschreibung a) des Schauplatzes b) der Anwesenden IV) supplicatio (Hikesie) V) BegrUßung a) durch Gesten b) durch Reden VI) Platz bei Tisch VII) Das eig. Mahl a) Vorbereitung: Diener b) Genuß v. Speisen u. Getränken c) Das Ende des eig. Mahles Vlll) rel. Handlungen IX) Gespräch zw. Gastgeber u. Gast IX) Vonrag des Sängers] XI) Nachtlager

Verse: 104-6 119f. J()6- 18

IV) supplicatio (Hikesie) V) Begrtlßung a) durch Gesten 122-5 b) durch Reden VI) Platz bei Tisch VII) Das eig. Mahl a) Vorbereitung: Diener 184f. b) Genuß v. Speisen u. Getränken c) Das Ende des eig. Mahles VIII) rel. Handlungen IX) Gespräch zw. Gastgeber u. Gast 127-58 (vor Mahl) 186-94 IX) Vortrag des S!lngersl XI) Nachtlager 195-7

159

17 1

120. 15970 172f.

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Verse: 726(. 742-9 (nur angedeutet)

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727.740 728-740 756 741 f. 773

774-93. 796-8 15 8 16-8

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Abschiedsmahl der Argonauten (Val. Flae. 1,240-302)

Argonauten auf Lemnos (Val. Flac. 2.332-356)

Situation: Die Argonauten versammeln sich auf Ein ladung Jasons vor ihrer Abfahn am Strand von lolkos und halten ein abendl iches Mahl.

Situation: Die Argonauten erreichen die Insel Lemnos. auf der die Frauen kurz zuvor alle Männer gelötet haben. Sie nehmen die Fremden freundli ch auf und bcwinen sie rur längere Zeit.

Element : I) Ankunft des Gastes 11) Wanen R.d. Schwelle 111) Beschreibung a) des Schauplatzes b) dcr Anwesendcn IV) supplicatio (Hikesie) V) BegrUßung a) durch Gesten b) durch Reden VI) Platz bei Tisch VII) Das eig. Mahl a) VOrbereitung: Diener b) Genuß v. Speisen u. Getränken c) Das Ende des cig. Mahles VIII) rel. Handlungen IX) Gesprtlch zw. Gastgeber u. Gast (X) Vonrag des S!l.ngersl Xn Nachtlager

Element : I) Ankunft des Gastes 11) Wanen a.d. Schwelle IIJ) Beschreibung a) des Schauplatzes b) der Anwesenden IV) supplicatio (Hikesie) V) BegrUßung a) durch Gesten b) durch Reden VI) Platz bei Tisch VII) Das eig. Mahl a) Vorbereitung: Diener b) Genuß v. Speisen u. Geträ.nken c) Das Ende des eig. Mahles VIII) rel. Handlungen IX) Gespräch zw. Gastgeber u. Gast (X) Vortrag des Sängers I XI) Nachtlager

Verse: 255f.

252f. 240-25 1 252f. 253f.

294 265-7 267-273. 298f. 277-293 294-6.300

Verse: 332f.

342

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341f. 347f.

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336-9 349-56

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I"," Argonauten bei Cyzicos (Val. Flac. 2.634-664)

Argonauten bei Phineus ( Val. Flae. 4,423-636)

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Situation: Die Argonauten begegnen König eyzicos. der sie freundlich aufnimmt, bewirtet und mit Proviant versorgt. Zur Kawlrophe kommt es SplIter, als die Argonauten in der Nacht zurQckgetrieben und verschenllich angegriffen werden. Im Kampfflllil Cyzicos.

Situation: Die Argonauten tretTen auf den blinden Seher Phincu5, der von den Harpyie n gequllil wird. Sie pflegen ihn und vertreiben die Ungeheuer, worauf er ihnen aus Dankbarkeit einen Teil ihrer weiteren Reise vorhersagt.

Element: I) Ankunfl des Gastes 11) Wanen 8.d. Schwelle Beschreibung a) des Schauplatzcs b) der Anwesenden IV) supplicatio (Hikesie) V) Begrtlßung a) durch Gesten b) durch Reden VI) Plan: bei Tisch VII) Das eig. Mahl a) Vorbereitung: Diener b) Genuß v. Speisen u. Getränken c) Das Ende des eig. Mahles VIII) rel. Handlungen IX) Gespräch zw. Gastgeber u. Gast [X) Vortrag des Sängers! XI) Nachtlager

Element: I) Ankunfl des Gastes 11) Wanen 8.d. Schwelle UO Beschreibung a) des Schauplatzes b) der Anwesenden IV) supplicatio (Hikesie) V) Begrußung a) durch Gesten b) durch Reden VI) Platt bei Tisch VII ) Das eig. Mahl a) Vorbereitung: Diener b) Genuß v. Speisen u. Getränken

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Verse:

651f. 635f. 637f..649 639-48 649f.. 652-4

650

655-64

c) Das Ende des eig. Mahles VlII) rel. Handlungen IX) Ges prach zw. Gastgeber u. Gast (X) VOrt....lg des Sängers] XI) Nachllager

Verse:

423-32

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438-72 433-5 436f. 487f.

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53 1f.

487

530, 535

473-6

529f. 537-625.629-

532-4: angedeutet

35

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Argonauten bei Aietes (Val. Flae. 5.558-617)

Hochzeits mahl vo n Pluto und Proserpina (Claud. rapl. Pros. 2,306.372)

Situation: Oie Argonauten erreichen den Palast des Aietes und werden von ihm bewirtet. Für das Goldene Vlies verlang! er jedoch eine menschenunmögliche Probe.

Situation: Pluto hat auf Sizilien Proserpina geraubt und entfuhrt s ie in

Element: Verse: I) Ankunft des Gastes 11) Warten 3.d. Sc hwelle IU) Beschreibung a) des Schauplatzes b) der Anwese nden 558-569 IV) supplicatio (H ikesie) V) BegrUBung a) durch Gesten b) durch Reden VI) Plan. bei Tisch 571 VII) Das eig. Mahl a) Vorbereitung : Diener b) GenuS v. Speisen u. Getränken c) Das Ende des eig. Mahles VIII) rel . Handlungen 615-7 IX) Gespräch 7.W. Gastgeber u. Gast 571-614 [X) Vortrag des Sängers) Xl) Nachtlager

den Hades, wo die beiden ein Hochzeitsmahl feiern. Element: I) Ankunft des Gastes 1I) Warten a.d. Schwelle IU) Beschreibu ng a) des Schauplatzes b) der Anwesenden IV) supplicatio (Hikesie) V) BegrUßung a) durch Gesten b) durch Reden vI) Platz bei Tisch Vll) Das eig. Mahl a) VorbereilUng: Diener b) Genuß v. Speisen u. Getränken c) Das Ende des eig. Mahles VIrI) rel. Handlungen IX) Gespräch zw. Gastgeber u. Gast [X) Vortrag des Sängers! XI) Nachtlager

Verse: 306f.

308- 18. 32560 308.3 14f.

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lf 317-21. 344 344f.

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